Beiträge von Campino

    Köln - 23:45 Uhr


    Jeder Schritt knarrte auf den alten Holzdielen des Hauses, die dort typisch für die damalige Zeit waren. Und obwohl das Haus noch gut eingerichtet war und definitiv auch bewohnt war, konnte man in jedem Winkel die Zeit nagen sehen. Ben hielt sich an seiner Waffe fest... so sehr hatte ihn die Atmosphäre und die Erinnerung im Griff. In jedem Winkel, in jeder Ecke vermutete er etwas Böses... eine Leiche, ein totes Tier oder ein grinsenden Engel, der ihm die Seele aus dem Leib schneiden wollte. Doch ganz bewusst, so wie er es in den Therapiesitzungen zu seiner Platzangst beigebracht bekommen hatte, wählte er die Konfrontation, auch wenn er dem Keller noch fernblieb. Nur so konnte er diese innere Angst überwinden... und das musste er, sonst hätte er seinen Job an den Nagel hängen können.
    Vom Flur schaute er in jedes Zimmer und leuchtete es vorsichtig aus. Ein Schlafzimmer mit zerwühlten Decken, auf der einen und frisch gemachter Decke auf der anderen Seite des Bettes. Ein weiteres Schlafzimmer, das ähnlich aussah... wohnten hier zwei Personen? Hatte dieser Patrick eine Lebensgefährtin? Das Bad war altmodisch, aber sauber und auch in Benutzung, Zahnputzbecher standen bereit und Handtücher hingen an den Haken und rochen nicht muffig, sondern frisch. Dieses Haus war definitiv bewohnt, soviel war sicher.


    Doch nichts deutete im Obergeschoss auf eine Gefangenschaft hin. Kein Raum war abgesperrt, nirgends konnte er Spuren des Versuchs eines Aufbrechen einer der Türen erkennen. Es lagen nirgendwo Kabelbinder oder Stricke herum, Blutspuren fand Ben auch nicht. Erleichterung und Enttäuschung breitete sich in ihm aus, als er langsam wieder den Weg zum Erdgeschoss wählte, als auch Semir gerade aus der Tür trat, die zum Keller führte. "Und?", flüsterte der junge Polizist. "Nichts. Ganz normaler Keller, keinerlei Anzeichen darauf, dass dort unten jemand gefangen gehalten wird oder wurde." Auch in Semirs Stimme schwang die Erleichterung mit, weil man Angst hatte, Jenny in einem schlechten oder sogar toten Zustand zu finden. Andererseits hatten sie sich Spuren erhofft... jeder Tipp, jeder Hinweis schien in einer Sackgasse zu enden.
    "Oben siehts genauso aus. Das Haus ist aber definitiv bewohnt. Vielleicht hat dieser Patrick noch ein weiteres Gebäude zur Verfügung." "Ja, und vielleicht ist das auch noch in Hamburg. Zum Verrücktwerden.", murmelte der erfahrene Kommissar. "Komm lass uns raus... auch wenn hier niemand ist, wohl fühle ich mich genauso wenig wie du. Vielleicht können Hotte und Dieter das Haus morgen ein wenig observieren, wenn sie Luft haben." "Was heißt hier Luft haben?", fragte Ben mit leicht sarkastischem Unterton. "Du bist Chef. Kommandier sie ab." "Stimmt eigentlich..."


    Die beiden Freunde traten wieder an die kühle Mitternachtsluft, trotz dass der Frühling eingeläutet war, waren die Nächte noch ziemlich unangenehm. Semir schlug den Pelzkragen seiner Lederjacke nach oben, bis sie in ihr Auto eingestiegen waren und schaltete im Wagen die Heizung an. "Also, fassen wir nochmal zusammen... Jenny ist in Hamburg verschwunden. Timo beobachtet einen Ex-Knacki, der scheinbar mit Kevin durch Hamburg läuft, und uns alle drei in eine Kühlkammer einsperrt, als sie merken, dass wir sie verfolgen. Dieser Ex-Knacki saß wegen Drogen, Einbruch und war Mitglied einer Straßengang... die gleichen Bereiche mit denen Kevin als Jugendlicher ebenfalls in Berührung kam. Das sind doch soweit die Fakten, oder?", zählte Semir auf und Ben nickte stumm. Er wusste schon, worauf sein Partner hinaus wollte, und spürte sofort wieder den Unterschied zwischen seinem Bauchgefühl, das sofort protestieren wollte, und seinem Kopf, der das gleiche dachte wie der nüchterne Polizist neben ihm.
    Natürlich konnte auch Semir seinem Bauch nicht die Meinung verbieten, und auch dieser widerstrebte sich zu glauben, was die Fakten momentan darlegten... Kevin wieder auf der anderen Seite zu sehen. Eine ähnliche Situation ergab sich, als man Kevin überrascht bei einem Drogendeal festnahm, und er später sogar wegen mutmaßlichem Mord angeklagt war. Der nüchterne Polizist in Semir hätte seinen Freund verurteilt aufgrund der Faktenlage und geriet damals ebenfalls mit Ben zusammen, der von Kevins Unschuld überzeugt war. Damals lag Semir falsch, aber er war Polizist.


    "Ich weiß, was du denkst... es ist genau wie damals.", sprach Ben die Worte aus, die Semir als Gedanken im Kopf formuliert hatte. "Ich glaube nicht daran, dass er die Seiten gewechselt hat. Und selbst wenn... warum will er Jenny schaden? Warum uns? Wir haben ihm nichts getan. Warum sollte er überhaupt die Seiten wechseln, nachdem er gerade mit dem Leben davon gekommen ist aus Kolumbien.", stellte Ben die entscheidenen Fragen nach dem "Warum, Wieso, Weshalb?" "Das ist es, worüber wir nachdenken müssen.", wurden Bens Fragen von Semir quasi bestätigt, ohne sie zu beantworten. Die beiden Freunde saßen zusammen um Mitternacht in ihrem Dienstauto und unterhielten sich. So skurril die Situation auch war, sie war für beide beinahe Normalität. Wo andere Kollegen diese Gedanken auf die morgige Frühbesprechung verschieben würden, saßen Semir und Ben in ihrem "mobilen Büro", wie Semir es manchmal nannte, und diskutierten.
    "Lass uns einfach mal die Schritte nachvollziehen... Kevin wird, wie auch immer gerettet. Er kommt zurück nach Deutschland... was würdest du zuerst tun?", stellte Semir die Frage an seinen Partner, der sofort antwortete: "Ich würde meine besten Freunde informieren, dass es mir gut geht. Ich würde zu meiner Freundin zurückkehren, die um mich trauert." "Und welche Gründe gibt es, diese völlig nachvollziehbaren Dinge nicht zu tun?" Nun war Stille im Auto, und beide Kommissare dachten über diese hypothetische Frage nach.


    Semir war der erste, der eine mögliche Antwort formulierte... auch, weil er ihm der Grund bekannt vorkam: "Also entweder werde ich gezwungen, niemandem Bescheid zu sagen, dass ich noch lebe... so wie bei André damals.", war seine erste Theorie und Ben nickte. "Möglich. Dieser Patrick, was auch immer er mit Kevin jemals zu tun hatte, rettet ihn. Setzt ihn mit irgendwas unter Druck, soweit, so gut. Aber was hat das mit Jenny zu tun? Warum zwingt dieser Patrick Kevin dazu, Jenny zu entführen?", stellte Ben sofort die nachfolgenden Fragen. "Wenn es jetzt um nen Bruch gegangen wäre, bei dem Kevin mitmachen sollte... dann ja. Aber warum Jenny? Dagegen würde Kevin sich doch mit allem was er hat, wehren. Oder glaubst du, André hätte wissentlich bei dem Mordplan gegen dich mitgemacht, wenn man ihn gezwungen hätte?" Semir schüttelte sofort, aus tiefster Überzeugung mit dem Kopf. André wurde damals reingelegt... und lockte Semir ungewollt in eine Falle.
    Wieder blieb es für einen Moment stumm im Wagen... wirlich schlüssig war das ganze nicht. "Andere Möglichkeit... will sich Kevin an uns rächen? Weil wir ihm nicht geholfen haben? Weil wir ihn hängen gelassen haben?", versuchte Semir es vorsichtig, doch daran glaubte er selbst nicht. Es war eher der Versuch, eine weitere Erklärung zu finden, und sei sie noch so unrealistisch. "Oder er hat sein Gedächtnis verloren..." Bens Satz klang beinahe beiläufig, doch sein Partner sah sich sofort zu seinem besten Freund um. "Gedächtnis verloren?" "Er weiß nicht, wer er ist... Patrick verlangt eine Gegenleistung für die Rettung..." "Aber warum gegen Jenny? Das kann kein Zufall sein, dass ein Verbrecher, der sich an Jenny rächen will ausgerechnet Kevin in Kolumbien rettet und ihn entweder unter Druck setzt, oder einen Gedächtnisverlust ausnutzt...", gab der erfahrene Kommissar zu bedenken.


    Egal wie sie es drehten und wendeten, beide waren mit den Erklärungen nicht zufrieden. Es klang alles surreal und unrealistisch. Alleine die Vorstellung, dass Kevin noch lebte, war für beide nicht greifbar solange sie ihren Partner nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. "Eins steht für mich fest!", ließ sich der ältere der beiden Männer dann doch zu einer feststehenden Aussage hinreißen... der Ben, so schwer es ihm fiel, zustimmen musste: "Entweder gibt es eine Verbindung zwischen Jenny und diesem Patrick, aus der sich Patricks Motiv formt... oder... und daran möchte ich nicht im Traum denken...", sagte er und sah seinen Partner nochmal eindringlich an... "...die Sache geht von Kevin aus..."

    Hamburg - gleiche Zeit


    Es dauerte diesmal etwas, bis die Pillen wirkten. Anders als vor einigen Monaten, woran Kevin sich nicht mehr erinnerte, als er versuchte seine Gedanken zu betäuben und mit schlechten Drogen einen wahren Höllentrip durchmachte, wirkten diese kleinen Helferlein, wie sie sollten. Er entspannte sich, er dachte nicht mehr an Vergangenes oder Vergessenes. Zusammen mit Alkohol wurde dieser Effekt, dass ihm gerade die ganze Welt einen Scheissdreck anging, noch verstärkt, so dass er irgendwann, mit der Flasche neben der Couch, auf jenem Möbelstück einschlief. Das Gefühl, einfach loszulassen und quasi davon zu schweben, fand er herrlich und er hatte das Gefühl, als hätte er es schon so lange nicht mehr genoßen.
    Der junge Polizist träumte nichts beängstigendes, keine dunklen Erinnerungen, die in ihm aufkamen... keine einsame Landstraße, kein dunkler Turm mit allerlei Merkwürdigkeiten, die ihm begegneten. Es waren schöne, aber verwirrende Träume. Er saß auf dem Dach eines Gebäudes und sah auf die pulsierende Großstadt, so wie er es als junger Punk oft tat. Zwischen Zeige- und Mittelfinger hatte er einen Joint eingeklemmt, und neben ihm saß seine Schwester Janine, die ihren Kopf an die Schulter ihres großen Bruder gelehnt hatte. Sie sprachen nichts, sie saßen einfach da, und Kevin fühlte im Traum ein herrliches Gefühl der Zufriedenheit, der Ankunft. Nur das Weinen eines kleinen Babys, das er hin und wieder hören konnte, löste Traurigkeit in ihm aus, die er sich nicht erklären konnte. Aber auch diese Traurigkeit fühlte sich gut an, setzte sie doch tiefe Liebe voraus, die er empfand.


    Patrick dagegen kam der tiefe und recht ruhige Schlaf seines ehemaligen Freundes gerade recht. Immer wieder, wenn er ungestört war, prüfte er, ob die Tür zu seiner Kammer, wo er Unterlagen und Fotos von Kevins letzten anderthalb Jahren hortete, abgeschlossen war. "Kevin?", fragte er leise und packte ihn an der Schulter, doch ausser einem kurzen Seufzen kam nichts von Kevin, der tief im Reich der Träume verschwunden war. Vor einigen Stunden hatte der Verbrecher die Saat des Hasses und der Rache versucht, in dem Polizisten zu säen. Er war noch nicht ganz davon überzeugt, ob sie aufgegangen war, er war sich aber sicher, dass er zumindest in Kevin drin die Gedanken an seine Schwester und den damaligen Anschlag genährt hatte.
    Und er hatte sie mit Gesichtern genährt. Mit den Gesichtern seiner eigenen Freunde, Ben und Semir. Später würde er als weitere Täterin noch Jenny präsentieren. Ein perfider Racheplan, der den Plan, Kevin einfach zu töten bei weitem übertraf. Eigentlich müsste Patrick dem lieben Gott auf Knien danken, dass Kevin bei einem Sturz von einer kolumbianischen Flussbrücke sein Gedächtnis teilweise verloren hatte, ihn noch erkannte aber seine Freunde nicht mehr. Anders wäre der Plan nicht umsetzbar gewesen.


    Doch um die Ernte einzufahren, musste er Kevin und seine beiden Kollegen zusammenbringen. Und dazu hatte er das perfekte Druckmittel, nämlich Jenny. Er wusste ja, dass die Polizei bereits Verdacht schöpfte, und die beiden Kölner Autobahnpolizisten mit dem jungen Grünschnabel aus Köln bereits erste Spuren fanden. Ein Piepsen auf Patricks Handy bestätigte ihn erneut. Eine E-Mail-Benachrichtung der WLAN-Kamera in seinem Haus in Köln schlug an und sendete ihm dunkel verrauschte Standbilder eines Mannes mit mittellangen Haaren, einer Grubenlampe an der Stirn und einer Waffe in der Hand, der durch den dunklen Flur im Obergeschoss schlich. Der Verbrecher grinste zufrieden... es wäre ein Leichtes, die beiden Kerle zu einem Treffpunkt zu lenken.
    Langsam ging er die Stufen der Steintreppe nach unten zur abgeschlossenen Tür, hinter der sich die eingesperrte Jenny aufhielt. Er brauchte ihren Fingerabdruck um das Handy, dass er in der Hosentasche hatte, zu entsperren und die Nummer von Semir direkt anrufen zu können. Er schloß die Tür auf und trat ein. Die junge Frau lag immer noch halb auf der Matratze und schien zu schlafen, doch dann blinzelte sie auf und begab sich langsam in die Senkrechte. "Na, da sind wir eben ja leider an der falschen Stelle unterbrochen worden...", sagte er grinsend und betrachtete ihren schlanken Körper. Sofort setzte bei Jenny wieder ein Abwehrreflex ein, und sie kauerte sich rückwärts gegen die Wand.


    "Aber dafür hab ich jetzt keine Zeit... los, rück mal deinen Finger raus, um das Handy zu entsperren." Jenny sah dem Verbrecher direkt in die Augen. Ihr Gesichter war von Tränenspuren gezeichnet, sie hatte einen Bluterguss an der Wange und eine Schramme an der Stirn von den Schlägen des Mannes, als dieser vor einigen Stunden versuchte, Jenny zu vergewaltigen und sie machte zunächst keine Anstalten, sich freiwillig von der Wand weg zu bewegen, damit Patrick an ihre Hand kam. Stattdessen fragte sie mit zitternder Stimme: "Ist er wirklich oben?" Der Verbrecher grinste und wusste natürlich, wer mit "er" gemeint war. Jenny hatte die Stimme Kevins eben gehört, aber konnte es einfach nicht glauben, dass der Mann, den sie liebte und den sie für tot gehalten hatte, tatsächlich lebte. Und dass er oben saß, offenbar befreundet mit dem Kerl, der sie hier festhielt.
    "Was würdest du denn drum geben, es zu wissen?", fragte er und leckte sich mit der Zunge über die Lippen, wobei er Jenny näher kam. Deren Stimme war nun schärfer, aber nicht lauter: "Sag mir, ob er oben ist!", wiederholte sie und ihre Lippen zitterten dabei, während ihr einige Strähnen der Haare in den Augen hingen. Das Grinsen des Mannes nahm genüßlich sadistische Züge an, und ebenso leise wie drohend sagte er: "Das willst du gar nicht wissen...", als wüsste er, wieviel er in Jenny zerstören würde, wenn er sagte, dass Kevin oben sei und ihr absichtlich nicht half...


    Es war der Situation geschuldet, wie unvorsichtig Patrick war. Er dachte, Jenny sei noch gefesselt weil er vergass, die Fesseln vor einigen Stunden selbst gelöst zu haben. Doch Jenny war, angeschlagen wie sie war, immer noch eine Polizistin und der rechte Haken, der blitzschnell in Patricks Gesicht landete, war nicht von schlechten Eltern, wie auch der Tritt in seine Magengrube, als der Verbrecher schon am Boden lag. Dass sie im nicht noch vor Abscheu ins Gesicht spukte, war der Tatsache geschuldet, dass sie so schnell wie möglich aus diesem Keller raus wollte, und sich vergewissern wollte, ob der Mann im Obergeschoss tatsächlich Kevin war. Sie stieg mit zitternden Knien über Patrick, der bereits nach ihren Beinen griff und sich ebenfalls aufrappelte.
    Sie stolperte mehr, als dass sie lief, als ihre Beine sie die Treppen hochtrugen. Doch das Liegen und Sitzen die ganze Zeit, die Aufregung und das Adrenalin ließ sie mehr als einmal stolpern, und Patrick schnell aufholen. Nicht auszudenken, welche Fragen Kevin stellen würde, wenn er jetzt Jenny sah... von den drohenden Erinnerungen ganz zu schweigen. Jenny riss die Tür zum Flur auf und rief laut: "Kevin!!" Sie fiel auf den Boden, rappelte sich wieder auf, als sie Patricks griff um ihr Fußgelenk spürte und trat nach hinten aus. Abermals konnte sie sich für einen Moment befreien und eine Tür öffnen.


    Sie erstarrte... ihr ganzer Körper war von Gänsehaut befallen und für einen Moment vergaß sie ihren hartnäckigen Verfolger. Es war nur ein Sekundenbruchteil, in dem sie die leblos wirkende Gestalt mit den, länger als sonst, abstehenden Haaren und halbgeöffneten hellblauen Augen, die nicht bewusst aber direkt in ihre Richtung sahen, auf der Couch liegen sah. Ein Sekundenbruchteil, in dem alle erdenklichem positiven wie negativen Emotionen auf sie einprasselten und sie nicht sagen konnte, ob dieses ultrakurze Erlebnis sie nun positiv oder negativ bewegen sollte. Ein leises: "Kevin... oh Gott...", bekam sie noch heraus. Nur einen Moment später wurde sie von Patrick herumgewirbelt und sah ihn noch brutal zuschlagen. Ein Schmerz im Gesicht, ein Schmerz am Hinterkopf durch das Fallen gegen die Wand und um Jenny wurde alles dunkel.
    Ohne Kraft sackte sie an der Wand zusammen, an der eine Platzwunde am Hinterkopf eine rote Spur hinterließ. Patrick keuchte so leise wie möglich: "Du verdammte Sch.lampe... das hast du nicht umsonst gemacht." So schnell er konnte, warf er sich die schlanke junge Frau über die Schulter um sie zurück ins Kellerverließ zu tragen. Er musste nun vorsichtig sein... mit einer Hand fesselte er sie an den Ring an der Wand, so dass sie an der Tür keinen Krach machen konnte, ausserdem knebelte er sie erneut. An der bewusstlosen Jenny war es nun ein Leichtes, den benötigten Fingerabdruck zum Entsperren des Handys abzunehmen...

    Patricks Haus - 23:30 Uhr


    Semir schaltete die Scheinwerfer bereits aus, als sie in die Straße einbogen, denn falls jemand dort zu Hause war, wollte er nicht, dass man sofort auf das parkende Auto aufmerksam wurde. Sie waren noch kurz, jeder für sich, zu Hause, um zu erzählen warum man eine Nacht in Köln verbrachte. Ausserdem wollten sie erst zur Nachtzeit zum Haus. Die Hausnummer, die Timo ihnen genannt hatte, lag in einem kleinen Vorort bei Köln, ein altes Bauernhaus direkt an der Hauptstraße. Neben dem Hauseingang war auch ein großes Scheunentor, die Scheune direkt verbunden mit dem Haus. Dieses war recht groß, dafür dass Patrick dort angeblich alleine lebte. "Na, was denkst du? Klingeln oder einsteigen?", fragte Ben, während er an Semir vorbei aus dem Seitenfenster sah. Sie hatten sich bereits auf der Hinfahrt beraten, ob sie überhaupt auf dem offiziellen Weg vorgehen sollten, oder lieber auf eigene Faust das Haus nach Jenny durchsuchen sollten.
    "Wenn wir klingeln, wüssten wir zumindest ob jemand zu Hause ist.", meinte der erfahrene Polizist nachdenklich. "Da brennt nirgends Licht, es steht kein Auto vor der Tür... da ist niemand zu Hause. Lass uns reingehen... ich mach mir Sorgen um Jenny." "Na schön...", willigte Semir dem, nicht ganz legalen Einsatz an diesem Abend ein. Die beiden Männer stiegen aus und gingen im Schutze der Dunkelheit zuerst zur Haustür, um dann festzustellen, dass diese doch massiver und sicherer war, als sie zuerst den Eindruck machte. Auch konnte Ben, trotz Dietricheinsatz, das Schloß nicht knacken.


    Also versuchten es die Polizisten am Schloß des Scheunentores und hatten hier mehr Glück. Immer wieder drehte Semir sich nervös um, versuchte zu sehen ob vielleicht ein Nachtschwärmer der Nachbarn am Fensterbrett saß und das Haus beobachtete, genauso wie er lauschte, ob jemand durch die Straße spazierte, vielleicht auf einem späten Hundespaziergang. Doch es war mucksmäuschenstill in dem kleinen Ort, nicht mal ein Auto fuhr während den Minuten, die sie an den beiden Schlössern verbrachten, vorbei. Endlich gab die große Scheunentür nach und schwang knarrend ins schwarze Innere des Gebäudes. Schnell huschten die beiden Männer durch die Öffnung, bevor Semir die Tür so leise wie es nur irgendwie ging, wieder hinter sich verschloß.
    Ben griff in seine Jackeninnentaschen und streifte sich etwas auf den Kopf, während Semir seine schwere MagLite-Taschenlampe anschaltete. "Was zum Teufen ist das?", fragte er flüsternd als er sah, dass Ben im wahrsten Sinne des Wortes ein Lichtlein aufging. "Das ist eine Grubenlampe von meinem Opa, die hat Hartmut mir mit LED-Zellen aufgewertet.", erklärte er die kleine Lampe, die mit einem Stoffgummi um den Kopf an seiner Stirn hielt, und grinste. "Ich sehe WAS das ist... aber wieso?", knurre Semir ein wenig ungehalten. "Na, so hab ich immer ne Hand frei, wenns mal eng wird." "Möchte mal sehen, wie du nem Angreifer die kleine Funzel da über die Rübe ziehen willst, statt ner MagLite. Komm jetzt." "Pff... Neidsack.", meinte Ben, bevor er Semir langsam, mit gezückter Waffe durch die dunkle Scheune folgte.


    Sie war nicht besonders groß, in der Mitte hatten höchstens zwei oder drei Autos oder früher vermutlich Traktoren Platz gefunden. Es war ein Durchgang, auch hinten mit einem Tor begrenzt, was allerdings offenstand. Es ließ die beiden Polizisten in einen dunklen Hof schauen, an den sich weite Wiesen anschloßen. Nichts war hier zu sehen, wo man eine Frau hätte gefangen halten können, also kehrten sie zurück in die Scheune. Von dort ging in der Mitte des Gebäudes einerseits ein Gang nach rechts ab, sowie eine Tür nach links. "Erst den Gang.", sagte Semir und ging langsam voran, die Waffe nach vorne, die Taschenlampe überkreuz um gleichzeitig dort hin zu leuchten, wo auch die Waffe hinzielte. Ben folgte ihm, die Waffe zu Boden aber zielbereit, denn er hatte sein Licht ja vor der Stirn.
    Der Gang endete in einer Art alten Stallung, in der teilweise noch Ringe, wo man Kühe festgebunden hatte, an den Wänden hingen hatte. Vereinzelt lag noch Stroh herum, doch hier schien schon lange kein Tier mehr genächtigt zu haben. Allerdings wäre es wohl ein gutes Versteck gewesen für eine entführte Person, doch in diesem Bereich war absolut nichts zu finden, bis auf einen penetrant ekligen Geruch von Gülle, der sich wohl über die Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte im Mauerwerk festgesetzt hatte.


    Nun kam der schwierigere und nervenaufreibendere Teil... die Tür auf der anderen Seite der Scheune führte nämlich ins Haus und war nicht abgeschlossen. Wenn nun hier jemand zu Hause war, im Bett schlief oder in einem Zimmer, das nicht zur Straße lag, Fernsehn guckte, würden sie aufeinandertreffen. Ben bekam plötzlich Herzklopfen, als sie das Haus betraten und merkten, dass sie mitten in der Küche standen. Er erinnerte sich an die Situation vor zwei Monaten, als er verfolgt von einem Irren bei einem Stromausfall in den Keller ging. Die Situation von damals verfolgte ihn, genauso wie der Horrortrip, den er erlitt, durch ein halluzinöses Gas, mit dem der Kerl ein Attentat auf ihn verübt hatte. Seine Hände um den Griff der Waffe wurden feucht, und er spürte seine Beine, als wären sie wie Pudding.
    In der Küche war nichts zu sehen, und sie nahmen die einzige weitere Tür im Raum, und gelangten auf einen Flur, der letztlich mehrere Türen zu bieten hatte. Eine davon führte in den Keller, auf der anderen Seite war der Treppenaufgang nach oben. "Also, wir können davon ausgehen, dass sie Jenny nicht im Erdgeschoss gefangen halten. Das wäre viel zu riskant, wenn mal Besuch käme.", flüsterte Semir. "Also schauen wir oben und unten nach. Ich geh nach oben, du gehst in den Keller, okay?"


    Semir wollte bereits einen Schritt in Richtung der Treppe gehen, als er von Bens Hand an der Schulter zurückgehalten wurde. "Lass mich besser nach oben gehen...", sagte Ben beinahe kleinlaut und im Schein der Taschenlampe konnte der erfahrene Polizist das Gesicht seines besten Freundes sehen. "Immer noch der gekreuzigte Ziegenbock?", flüsterte er fragend und sein Partner nickte. "Nagut, dann geh du nach oben. Aber denk dran, oben könnte eher jemand sein, als im Keller." "Kein Problem...", winkte Ben ab. Lieber Menschen treffen, als nochmal einen tropfenden und gekreuzigten Ziegenbock. So nahm er die Treppe nach oben und Semir dieselbe nach unten, um unterm Haus nach Jenny zu suchen...

    @Kathrin

    Ich finde die Art und Weise, wie du hier schreibst, ziemlich abgehoben und von oben herab arrogant.

    Zuerst watschst du mich nach dem Äussern meiner Meinung mit "Du liegst zu 100% falsch."
    Auf meinen recht langen sachlichen Post, in dem ich dir versuche zu erklären, warum ich es so sehe, wie ich es sehe und dabei mehrfach betone dass ich deine subjektive Meinung akzeptiere, was jetzt hier auch jeder schon geäussert hat, bist du nicht mal eingegangen. Trotzdem wirfst du anderen vor, sie würden deine Meinung nicht akzeptieren.

    Niemand hat hier geschrieben dass deine Sichtweise zu Schauspieler/Figur grundlegend falsch ist, sondern dass deine Art, andere Meinungen und deren Erklärung abzuwatschen nicht in Ordnung ist. Dies drehst du um, meinst ziemlich arrogant " dass du nicht ernst nimmst, was andere vom Stapel lassen" und prangerst gleichzeitig an, selbst nicht akzeptiert zu werden, was nachweislich völlig falsch ist.

    Ich nehme ernst was du schreibst, sonst würde ich mir als Antwort nicht Zeit nehmen, dir meine Sicht zu erklären. Oder dir jetzt erklären, was mich an deiner Einstellung bzw Auftreten in einem Diskussionsforum stört. (Denn in einem Diskussionsforum muss man damit rechnen, dass über die Meinung sachlich diskutiert wird, das sagt der Name an sich schon, ansonsten empfehle ich ein unkommentierbares Gästebuch.)

    Ich akzeptiere deine Meinung zu Roesner voll und ganz, aber ich akzeptiere nicht, wie du dich arrogant ggü mir und anderen Meinungen hier verhälst, und dann noch die Frechheit besitzt dich zu beschweren, dass du hier angeblich für deine Meinung "zerissen" wirst... Was nachweislich gelogen ist.

    Und jetzt kannst du mich weiter ignorieren... Das geht am einfachsten, statt sich sachlich zu äussern.

    Dauzu solltest du die Episode ganz schauen um dir endgültig eine Meinung zu bilden. Ich erinnere hier an die Folge "Zahltag" der Anfang war daneben aber der rest konnte sich sehen lassen. :)

    Das beziehe ich nicht auf die Folge an sich, sondern auf die Hin-und-Her-Entwicklung der Serie seit Tom Beck plus den Qualitätsverlust aller Elemente in den letzten zwei Staffeln.


    Ich hab nur meine Meinung geschrieben und verstehe nicht wieso die hier in der Luft zerrissen wird.

    Deine Meinung wurde nicht in der Luft zerrissen... wenn du deine Meinung geschrieben hättest. Du hast es aber als unumstößliche Wahrheit, als Fakt geschrieben, dass Paul der beste Partner aller Zeiten ist, und mir vorgeworfen, ich würde 100% danebenliegen, weil ich das nicht so sehe.

    Haus - 18:40 Uhr


    Das zischende Geräusch vom ausblasenden Zigarettendampf hörte sich zitternd und abgehackt an. Der Nebel, der vor Kevin aufstieg, nahm ihm ein wenig die Sicht auf die gegenüberliegende Hauswand, auf die er starrte, jedoch in seinen Gedanken nicht wahrnahm. Er musste raus aus dem Zimmer, raus aus dem Haus an die frische Luft. Der Schmerz in seinem Kopf wurde unerträglich, hier klang er langsam ab wenn er sich zwang, nicht über die Bilder nachzudenken die er gerade gesehen hatte. Aber etwas in ihm sagte, dass ihm diese Gesichter bekannt waren... beide. Während er die Zigarettenasche neben sich auf der Haustreppe abschnippte, nahm er einen kräftigen Schluck aus der Flasche Hochprozentigem, die er neben sich stehen hatte.
    Aber sein Kopf schrie nicht nach Alkohol, sein Kopf schrie nach Abschalten. Nach absoluter Gleichgültigkeit, die er nur mit seinen kleinen Helferlein erreichen konnte. Doch er wusste, dass sie nicht gut für ihn waren, der Drang danach wurde aber mit jedem Zigarettenzug, mit jedem Schluck aus der Flasche und mit jedem Gedanken an die Bilder auf dem Tisch und seine eigenen Gedankenbilder in seinem Kopf größer. Wie konnte das alles nur passieren? Was war sein altes Leben? Das hier war es nicht, es kam ihm zu fremd vor. Der Gedanke, dass sich irgendetwas geändert haben musste in der Zeit, die ihm fehlte, kam ihm immer öfter.


    Die beiden Männer auf den Fotos... er sah sie nicht zum ersten Mal. Sie waren zwei von vielen Gesichtern in Kevins Bilderschublade, zu denen er keine Erinnerungen, keine Namen und keine Charaktereigenschaften zuordnen konnte. Sie waren wie Geister, nicht greifbar, nur mit einer schwachen Erinnerung, ein Deja-Vu. Man sieht ein Gesicht und ist sich sicher, ihm schon einmal begegnet zu sein, doch man hat keine Ahnung, wann und wo. In einem Traum? In einem früheren Leben? Kevin zog heftig an seiner Zigarette. Diese Unwissenheit machte ihn wahnsinnig, dieses Suchen nach Erinnerungen und die immer wiederkehrende Enttäuschung ließen ihn verzweifeln. Er stützte die Stirn auf die Hand und sah nun, statt zur Hauswand, auf den Boden zu seinen Füßen.
    Plötzlich sah er ein Bild. Es war verschwommen, es war undeutlich und es erschien wie in einer anderen Welt geschehen, vielleicht auch nur in einem Traum. Der kleine Mann... er stand vor ihm. Er sprach wütend, aber der junge Mann konnte ihn nicht verstehen, die Bilder in seinem Kopf liefen wie in einem Stummfilm. Dann schlug er zu. Einfach so, mit der Faust und das Bild war weg. Er war diesem Mann schon einmal begegnet, da war er sich jetzt sicher. Oder er hatte von ihm geträumt, aber wenn er von ihm geträumt hat, dann muss er ihn auch schon mal irgendwo gesehen haben.


    Die Umgebung, in der der Schlag stattfand, konnte er nicht definieren. Die Zeit ebenfalls nicht... war der Schlag vor wenigen Wochen, vor ein paar Jahren... war er vielleicht sogar in seiner Jugendzeit, an die er ja noch ganz gute und teilweise völlig klare Erinnerungen hatte? Als Bild hatte er den Mann vor sich, wie er auf dem Foto zu sehen war, so konnte er nicht anhand des Aussehens darauf schließen, wie lange dieser Vorfall her war. Das gleiche Problem hatte er mit der anderen Person, mit der er angeblich Musik gemacht hatte. In seiner Erinnerung taucht er in dem Aussehen des Bildes auf, und nicht so, wie der Typ vermutlich vor 10 Jahren ausgesehen hatte. Mit zitternder Hand nahm er einen weiteren Schluck aus der Flasche.
    Patrick hatte ihn aus dem Fenster immer wieder beobachtet, damit der Mann nicht verduften konnte. Er grinste zufrieden über seinen Plan. Es ging alles den Weg, der geplant war. Kevin schlug sich mit seinen Erinnerungen herum und war mittlerweile so weit, dass er Patrick jeglichen Hinweis als Wahrheit abkaufte, nur um etwas handfestes in der Hand zu haben. "Sieht so aus, als wäre er noch unentschlossen, hmm?", meinte Carsten, der schräg hinter ihm stand. "Abwarten. Wenn er es glaubt, eröffnet er selbst die Jagd." Dabei sah er auf die beiden Bilder in der Hand. "Erst Jäger...", wobei er dann Bens Foto fallen ließ... "dann Gerkhan...", auch dieses Foto fiel zu Boden.. "dann seine kleine Freundin im Keller." Der Mann drehte sich zu seinem Freund um. "Und dann darf er mit der Wahrheit weiterleben."


    Kevin spürte einige Minuten später eine Hand auf der Schulter und drehte sich um. Patrick kam hinter ihm aus der Tür und lächelte freundschaftlich, bevor er sich zu ihm auf die Treppe saß. "Na? Gehts besser?", fragte er und sah, dass die Flasche schon etwas leerer war, als vorhin. "Geht so...", sagte Kevin monoton und zog am restlichen Zigarettenstummel, bevor er ihn wegschnippte. "Ich hab den kleinen Typ auch schon mal gesehen, da bin ich mir sicher.", sagte er dann nach einigen Augenblicken des Schweigens, während sein Nebenmann aufmerksam aufsah. "Ach... und wo?" "Keine Ahnung wo, keine Ahnung wann und keine Ahnung in welchem Zusammenhang. Aber er stand vor mir, und hat mich niedergeschlagen. Da bin ich mir sicher.", erzählte der junge Polizist.
    Das wusste Patrick selbst nicht. Der Niederschlag fand in der Polizeidienststelle statt, wo er sein Ziel natürlich nicht observieren konnte. Was da vorgefallen war... Patrick war es egal. Aber es war wie ein kleiner Jackpot, die Kirsche auf der Sahnetorte. "Vielleicht... hmm...", dachte er nach und meinte dann: "Bei einer Demo vielleicht? Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Bulle bei der Bereitschaftspolizei war damals, und uns deswegen auf dem Kieker hat. Welchen anderen Grund sollte es geben, uns Stück für Stück umzubringen?"


    Der junge Mann dachte nach... er hatte soviele Schlägereien in seinem jungen Leben, auch mit der Polizei, mit den Uniformierten, wie mit Vermummten. Und da war auch ohne Kopfverletzung nicht mehr alles präsent, weil vieles unter Alkohol und Drogeneinfluss passierte. War da der Mann dabei? Was trug er für Kleidung? Schmerz setzte wieder ein und Kevin versuchte, das Nachdenken einzustellen. "Das könnte gut sein...", sagte er wieder mit seiner monoton klingenden Stimme und seufzte. "Sag mal... erinnerst du dich an den Polizisten, der deinen Pflasterstein abbekommen hatte?" Kevin nickte, dieses Erlebnis hatte er noch recht klar in seinem Kopf, war es doch vor dem Erinnerungscut. "Warum?" "Ich kann mir vorstellen... wenn der Mann wirklich so schwer verletzt war, wie man sich damals erzählt hat... Gehirnschäden und so weiter... und der Bulle war ein Freund von dem Kleinen." Patrick sponn einen Gedanken, ein perfekt konstruiertes Motiv und sein Nebenmann nahm diesen Faden zu gern auf. "Dann hätte er Grund genug, Selbstjustiz walten zu lassen... aber warum jetzt erst?" "Damit es nicht auffällt. Zwischen jedem... Unfall... lagen immer mehrere Monate oder Jahre.", erklärte der Verbrecher, bevor er Kevin die Flasche abnahm. "Aber es bringt nichts, sich volllaufen zu lassen. Du bist jetzt wieder da, und du kannst etwas unternehmen." Dabei stand Patrick auf und Kevin sah ihn von unten zweifelnd an. "Unternehmen?" "Willst du etwa Janines Mörder einfach so davonkommen lassen? Wir lassen uns nicht jagen... jetzt drehen wir den Spieß um, okay?" Der junge Mann auf der Treppe schien noch nicht überzeugt zu sein, melanchonisch und beinahe traurig sah er von Patrick weg, denn er dachte an Janine, und die Zeit, die er im Dickicht seines Kopfes verloren hatte. Dennoch, nach einigen Sekunden nickte er, kaum merkbar. "Ich brauch noch etwas für heute Nacht. Sonst bekomme ich kein Auge zu.", waren dann die Worte, die Kevin nach dem Nicken sprach. Patrick wusste, was er mit "Etwas" meinte und sagte: "Kein Problem. Komm mit rein...", woraufhin ihm der Polizist folgte...

    Ich hab heute nach 5 Minuten abgeschaltet.

    1. fand ich Dana sofort wieder ganz extrem nervig, zum x-ten Mal beginnt sie als aufmüpfige Zicke und endet höchstwahrscheinlich wieder als vernünftiges Mädchen.

    2. dass sie ebenfalls zum xten Mal wieder wegen ihres Leichtsinns in Gefahr gerät, wie im Trailer gesehn, ist mittlerweile so unrealistisch, wie nervig.

    3. der Stunt mit Semir und dem Auto hat dem Fass den Boden ausgeschlagen. Ja, Cobra 11 ist unrealistisch und ja, die Helden halten mehr aus, als normale Menschen. Aber sorry, das war bescheuert wie das Auto Semir mit Karacho gegen die Schienbeine fährt, dass ihm die Kniescheiben inkl Schien- und Wadenbein eigentlich bis in die Schweiz fliegen müssten, und der humpelt nur ein bisschen. Früher hatte man sich wenigstens die Mühe gemacht und hat sich halbwegs elegant über das Auto abgerollt, so dass zumindest die Chance bestand, nur mit ein paar Prellungen davon zukommen.

    Das hatte ungefähr das Niveau mit dem überschlagenden Reisebus und den applaudierenden Rentnern. Nachdem man die Moralvorstrllungen von Semir in der vorletzten Folge wieder auf Null nach unten geschraubt hat, hat man jetzt auch die Lächerlichkeitsskala solcher unnötigen Stunts erklommen.

    Danach schnellte der Finger auf den Abschaltknopf. Da nutze ich meinen Abend lieber sinnvoll. Von der 0/10 wäre die Folge eh nicht mehr weggekommen.

    Ich kenne die Folge. Aber ich kann versichern dass ich an diese Folge nicht gedacht habe. Auch nicht an "die falsche Seite"

    Der Gedächtnisverlust war für mich schon geplant, als Kevin die Brücke runtergefallen ist... Für den Fall, dass ich nicht ohne ihn auskomme..

    Autobahn - 18:15 Uhr


    Die Rückfahrt von Köln nach Hamburg verlief weitestgehend stillschweigend. Ben war etwas müde, und war zwischen Dortmund und Bielefeld öfters mal eingenickt. Semir saß diesmal am Steuer, und schaute konzentriert in den dunkler werdenden Abendhimmel. Er hatte den Berufsverkehr der Großstadt gerade hinter sich gelassen und sah immer wieder gespannt auf sein Handy, weil er auf Timos Anruf wartete, während Ben neben ihm immer wieder in einen unruhigen Schlaf fiel. Der erfahrene Kommissar wusste, wie sehr ihm der Gedanke an Kevin zu schaffen machte, der Gedanke daran, dass Kevin noch lebte und die Frage, warum er sich nicht bei ihnen gemeldet hatte. Es war ähnlich, wie Semirs Gedanken zu André, der sich nach seinem vermeintlichen Tod ebenfalls nicht gemeldet hatte. Für 14 Jahren. Doch André hatte einen Grund, und den galt es bei Kevin jetzt herauszufinden, um die Zweifel erträglich zu machen.
    Semirs eigene Gefühle im Bezug auf Kevin waren immer noch verworren, und er würde das vor Ben nicht zugeben. Der würde es vermutlich nur schwer begreifen, das wusste dessen bester Freund. Er und Kevin waren nicht im Guten auseinander gegangen. Als Semir erfuhr, dass Kevin nach Kolumbien fliegen würde um die Frau zu suchen, die Semir den Neonazis überlassen hatte, war das für den Polizisten nur schwer begreiflich. Vor allem, weil Kevin den Weg der Lüge gehen wollte, statt offen mit ihm zu reden. Psychisch angeschlagen schlug Semir den jungen Kollegen auf der Dienststelle nieder... das letzte Zusammentreffen der beiden Männer.


    Genau dieses letzte Zusammentreffen saß tief in Semirs Kopf. Es steckte in seinen Gedanken und es war die schlimmstmögliche letzte Erinnerung, die man an einen Freund haben konnte. Ben erging es ähnlich... er sah den Niederschlag und entschied sich in diesem Moment, Semir zu stützen. Auch er sah Kevin danach nicht mehr, hatte aber zumindest noch kurz Kontakt mit ihm. Wo Ben und Kevin ein freundschaftliches Verhältnis verband, weil die beiden zwar völlig entgegengesetzte Charaktere waren, aber vom Alter her dicht beeinander, den Interessen gleichauf und natürlich nicht zuletzt verband Jenny die beiden miteinander, war das Verhältnis zu Semir anders. Es war distanzierter und gleichzeitig enger.
    Es war distanzierter, weil Semir in die Gedankenwelt von Kevin nur sehr schwer eintauchen konnte. Dessen Vergangenheit, Kevins Sicht auf die Mitmenschen und seine Angewohnheit, Erinnerungen und Probleme nicht mit anderen zu teilen, war Semir zuwider. Er würde, würde er nur hin und wieder mit dieser Art Charakter konfrontiert werden, wohl nicht warm mit ihm. Ähnlich erging es ihm im Bezug auf einen ehemaligen Partner von ihm, Chris Ritter. Auch zu ihm hatte der Polizist ein eher distanziertes Verhältnis, weil Chris unnahbar schien und sich von vielem abschottete.


    Doch zu Kevin war es etwas anderes, denn anders als zu Chris fühlte Semir zu dem jungen Polizisten eine tiefe Verbundenheit, die sich aber nicht in äusserlicher Freundschaft äusserte. In den seltenen Momenten, in denen Semir in Kevins Gedankenwelt, in seine tief verschlossene Seele vordringen konnte, setzte sich dieser Eindruck tief in Semirs Kopf fest. Dieser Eindruck eines nach innen hin, sehr zerbrechlichen und fragilen jungen Mann, der, angeschlagen durch mehrere Schicksalsschläge immer noch auf der Suche nach einem Platz im Leben war, immer auf der Suche nach dem benötigten Vertrauen in andere Menschen, um diesen Platz zu festigen. Er hatte Schwächen bei Kevin ausgemacht, die dieser am liebsten vor der ganzen Welt verschweigen würde. Zu Chris war er niemals so weit vorgedrungen, um solch eine Verbindung aufzubauen.
    Noch dazu war Chris älter als Kevin, so dass dieses Verhältnis des großen, meist beschützenden und beratenden Bruders niemals aufkam. Und auch zu Ben war das Verhältnis anders. Ben war sein bester Freund, dem er blind vertraute, der ihm blind vertraute und auch alles anvertraute, ohne dass der Familienvater ein Buch mit sieben Siegeln öffnen musste. Aber er war überzeugt... so unterschiedlich die Beziehungen zwischen den drei Polizisten war... er könnte beide, sowohl Kevin als auch Ben nachts vom Ende der Welt aus anrufen und um Hilfe bitten, sie kämen beide ohne nachzufragen... nur auf zwei unterschiedlichen Wegen.


    Der Klingelton seines Handys weckte Semir aus seinen Gedanken, in denen er sich trotzdem voll auf den Verkehr konzentrieren konnte. Ausserdem wurde Ben ebenfalls geweckt, der kurz in sich zusammenfuhr und aufblickte. "Ja? Timo, was hast du rausgefunden?", fragte der fahrende Polizist sofort voller Hoffnung auf gute Nachrichten. "Also, wenn sich unser Suchprogramm nicht vertan hat, und ich das Phantombild nicht komplett vermurkst habe...", begann Timo mit seiner oft fröhlich klingenden Stimme, auch wenn er eigentlich ernst sein wollte... "dann heißt unser Kandidat Patrick Heuser. 3 Jahre im Knast wegen Drogenhandels, Einbruch und Widerstand. War vor vielen Jahren Mitglied in einer Straßengang."
    Die beiden Polizisten im Auto sahen sich sofort an. Straßengang... Kevins Gang? Kannten die beiden sich? Und dann war er mit Kevin unterwegs, ein Verbrecher? Beiden schwante sofort Übles, unabhängig voneinander kamen ihnen der abstruse Gedanke, Kevin hätte die Seiten gewechselt? Aber warum, welchen Grund gab es dazu nachdem er aus Kolumbien zurück gekehrt war? War er doch enttäuscht, dass sie ihn nicht suchen kamen? "Das kann doch nicht sein. So ist Kevin nicht. Der hätte doch mit uns geredet und sich nicht einfach irgendeinem Kleinkriminellen an den Hals geworfen."


    Semir allerdings dachte weiter: "Kannst du prüfen, inwiefern der mit Drogen zu tun hatte? Vielleicht Verbindung in Richtung Kolumbien hatte?", fragte der Polizist durch die Freisprecheinrichtung um dann in Richtung Ben zu sagen. "Vielleicht hat der Typ etwas mit Kevins Rettung zu tun. Vielleicht hat der ihn aus dem Wasser gezogen." Ben schüttelte den Kopf: "Selbst wenn, dann hätte er sich doch bei uns gemeldet.", beharrte er darauf. "André hat sich auch nicht bei mir gemeldet." "Aber André hatte die ganze Zeit ne Knarre am Kopf... bildlich gesprochen." "Ähm hallo... wollt ihr auch noch weiteres hören?", erklang wieder Timos Stimme aus dem Radio-Lautsprecher des Autos, der sich das kleine Geplänkel der beiden Autobahnpolizisten stumm angehört hatte.
    "Eigentlich nicht... aber erzähl mal.", meinte Ben. "Dieser Patrick hat zwar hier in Hamburg im Knast gesessen. Angemeldete Wohnadresse ist aber in Köln. Wo seid ihr gerade?" "Gerade hinter Bielefeld. Dann müssten wir wieder zurückfahren und könnten uns heute abend noch dort umsehen." "Ach verdammt, ich wäre da gerne dabei.", meinte Timo beinahe enttäuscht. "Das würde jetzt zu lange dauern. Kopf hoch, wir informieren dich sofort.", sagte Ben tröstend, während Semir sofort die nächste Abfahrt nahm, um umzukehren. Heute Nacht würden sie dann doch nochmal ungeplant zu Hause schlafen.

    Hab ich behauptet, dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt? Ich dachte nur, dass ich was überlesen hätte. Denn nur, weil man Contra bzgl Paul schreibt, negative Dingd an ihm bemerkt oder Sachrn kritisiert, ist er kein "NoGo". Von solch einem Schwarz-Weiss-Denken, so wie duves beschreibst, dass negativ "NoGo" und positiv "Alles supi" bedeutet, halte ich nichts. Man kann negative Dinge sehen, und ihn trotzdem als Partner ansehn und sich mit ihm arrangieren. Das wären dann die Grautöne.

    Ich verstand die Äusserung, dass du beim Lesen der Diskussion mit dem Kopf schütteln musstest, und der Satz: "Da ist sie wieder! Die Diskussion über den Partner von Semir." dass du diese Diskussion über den jeweiligen Partner per se negativ empfindest. Diesen Eindruck vermittelt mir das Posting.

    Ich habe die Diskussion bisher stillschweigend verfolgt und musste an einigen Stellen nur noch den Kopf schütteln. Da ist sie wieder! Die Diskussion über den Partner von Semir.


    Was ist an der generellen Diskussion so schlimm?

    Für den einen ist Daniel Rösner ein „NoGo“ für die anderen ein Held „Sondergleichens.“

    Für wen ist Paul denn ein "NoGo"?

    Haus - 18:00 Uhr


    Die Aussicht aus dem Küchenfenster hätte Kevin nach Stunden längst aus dem Kopf nachzeichnen können. Alle halbe Stunde saß er am Fensterbrett und rauchte eine Zigarette, zwischendurch sah er sich mit Patrick zusammen alte Fotos aus Gang-Zeiten an, in der Hoffnung, dass sich daraus irgendwelche Erinnerungen ableiten würden, aus der Zeit, die er vergessen hatte. Doch obwohl er alle Bilder zuordnen konnte, weil er sich an seine Jugendzeit noch erinnerte, so flammte nichts auf aus dem Loch, das er tief in seinem Kopf hatte.
    Schuld daran war sein radikaler Schnitt, den er nach Janines Tod und der darauffoldgenden Depressionsphase voller Alkohol und Drogenexzessen, gemacht hat. Die Wandlung vom zappeligen Partymittelpunkt zum schweigsamen, nachdenklichen Einzelgänger war zu sprunghaft, und damit für den Verbrecher die perfekte Trennlinie. Absichtlich zeigte er ihm keine Fotos, auf denen Annie zu sehen war, da er durch seine Observation wusste, dass sie in seinem späteren Leben nochmal eine Rolle gespielt hatte. Die Gefahr, dass er sie erkannte, und damit Verbindungen zu seiner eigenen Vergangenheit zog, war ihm zu groß. Aber in seinem Kopf ging dieser Gedanke ständig hin und her, schließlich musste Patrick langsam eine Entscheidung fällen.


    Er hatte den zweiten Schritt getan, in einer Situation, die zu eskalieren drohte. Er erzählte Kevin die Story von Polizisten, die es auf die Gang abgesehen hatten und erfand dazu notwendige Lügen, die Kevin nicht nachprüfen würde können. Jerry angeblich tot, nachdem der junge Polizist den Knast wieder verlassen hatte. Peter, wegen dem er diesen Rachefeldzug überhaupt startete, von einem Dach gefallen, was gleichzeitig auch ein kleiner Test war, ob dieser subtile Hinweis bei Kevin zu Erinnerungen führte, schließlich war dieser unmittelbar an Peters Tod beteiligt. Kai hatte sich längst in den warmen Süden Italiens verkrümelt, als der Boden in Deutschland ihm wegen Drogenbesitzes zu heiß wurde, auch das würde Kevin, zumindest in seinem jetzigen Zustand, nicht nachprüfen können.
    Jetzt überlegte er die ganze Zeit, üb er den nächsten Schritt gehen wollte... und Kevin offenbaren, wer die Männer waren, die hinter dieser Aktion standen. Schließlich hatte er sie auf Bild, die Bilder so realistisch geschossen, als hätte er sie selbst verfolgt... so wie er es ja auch getan hat. Im Zuge der Observation von Kevin hatte Patrick natürlich auch dessen Kollegen Ben und Semir vor die Kamera bekommen, die er jetzt zusammen mit Jenny als Drahtzieher des Komplotts zeigen wollte. Letztere allerdings erst später, zuviele Erinnerungen hielt er für gefährlich.


    Er hatte sich am späten Nachmittag dazu entschlossen und Carsten eine WhatsApp-Nachricht geschrieben. Der kam nun ins gemeinsame Haus, grüßte kurz ins Wohnzimmer und verzog sich dann in einen Nebenraum, allerdings lehnte er nur die Tür an. Patrick wollte sich mit seinem Freund absichern, falls die Sache schiefging und Kevin sich doch erinnerte... dann mussten sie handeln, und die kleine Maus im Keller würde Gesellschaft bekommen. "Okay... ich wollt eigentlich noch ein bisschen damit warten, bis du einigermaßen in deiner Birne wieder klar bist...", begann Patrick dann irgendwann, als sie das letzte Fotopäkchen wegpackten, und tippte sich dabei selbst mit einem schelmischen Grinsen an die Schläfe... "aber nachdem ich dir jetzt eben Andeutungen gemacht habe, sollst du alles wissen."
    Kevin sah zu ihm auf, seine Augen müde, sein Kopf klopfte und sein Innerstes sehnte sich nach ein paar bunten Pillen. Trotzdem war er sofort aufmerksam, als Patrick die Sache zur Sprache brachte. "Ich bin ganz Ohr.", sagte er, konnte die Müdigkeit in seiner Stimme aber nicht überspielen. Vor lauter Nachdenken über die Bilder, die Patrick ihm gezeigt hatte, hatte sein Kopfweh und seine Verzweiflung wieder zugenommen. Er konnte sich an die Bilder erinnern, er kannte die Menschen darauf. Jerry und andere Freunde lachten und gröhlten ihn an, aber nichts erinnerte ihn an die Jahre, die in seinem Kopf fehlten.


    "Ich hatte, als immer mehr aus der damaligen Gang ums Leben gekommen sind, Nachforschungen angestellt. Du weißt ja, dass ich noch den ein oder anderen Kontakt hatte." Mit beiden Händen um den Nacken gelegt, nickte Kevin und stützte sich danach mit dem Kopf auf seine Hände. "Zwei Typen sind es... ich kenne ihre Namen nicht, aber ich konnte damals, als ich versucht habe sie zu beobachten, Bilder von ihnen machen. Zwei Stück. Einer von ihnen war scheinbar früher selbst bei uns in der Clique, und hat sogar schon Musik mit dir gemacht." Kevin zog die Augenbrauen nach oben. "Musik mit mir?" "Ja, daran erinnere ich mich dunkel. Und der andere war damals schon Polizist. Der junge Typ hatte die Gang verlassen, kurz vor deinem 18ten Geburtstag. Und ich bin mir fast sicher, dass diese beiden an dem Überfall beteiligt waren."
    Kevin musste diese Information erstmal sacken lassen. Bilder der dunklen Nacht zogen wieder an seinen Augen vorbei. Er war mittlerweile so paralysiert und verzweifelt ob seiner Erinnerungslücken, dass er viele Informationen gar nicht mehr innerlich nachprüfte, sondern froh war um jedes Wort, um jede scheinbare Wahrheit, an die er sich klammern könnte und unter dem Aktenordner "Erinnerung" ablegen konnte. So wurde er gutgläubig und für Patricks Lügengebilde war das optimal.


    "Zeig mir die Bilder...", sagte er dann nach einigen Minuten. "Na gut...", sagte Patrick, verließ kurz den Raum und kam nur zwei Minuten später zurück, bevor er Kevin zwei Bilder auf den Tisch warf "Das sind die Mörder deiner Schwester". Carsten, dicht an der Tür des Nebenzimmers, hatte seine Hand um den Griff seiner Waffe, die in seinem Hosenbund steckte, geklammert als er quasi blind, ohne Kevin oder Patrick zu sehen, auf eine Reaktion zu warten. Kevin starrte währenddessen auf die Bilder und sein Herz begann schneller zu schlagen. Er sah die wuscheligen Haare von Ben, leicht vom Wind abstehend, seine aufmerksamen Augen während er sich scheinbar gerade unterhielt und deswegen, naturgemäß, nicht aufmerksam in die Kamera sah. In seinem Kopf begannen sich Bilder abzuspielen, die ihn schwindelig werden ließ, denn immer öfter wechselte die Reihenfolge. Es wurde nicht besser, als er das Bild von Semir betrachtete, die kurz geschnittenen leicht angegrauten Haare, die braunen Augen, sein skeptisch, prüfender Blick. Die Gesichter kamen Kevin unendlich vertraut vor. Ben ordnete er irgendwo der Gang zu, weil Patrick ihm das gesagt hatte, und in seinem inneren Auge sah er sich mit Ben zusammen auf der Bühne... aber er konnte nicht sagen wann, in welchem Zeitraum das passierte. Allein das Patrick diesen Umstand genannt hatte, löste es in Kevin einen Trigger der Erinnerung aus. "Das...", stammelte er, während er zwischen den beiden Bildern immer wieder hin und her sah. Kevin stand auf, sein Atem wurde schneller, als er mit weit geöffneten Augen vom Tisch zurücktrat. "Was ist?", fragte Patrick, gespielt ruhig aber innerlich höchst angespannt.


    "Das... ich...", stammelte Kevin, während sein Kopf von Bildern überflutet wurde, die er allesamt nicht zuordnen konnte. Gefühle, von Wut, Trauer, Hass und Vertrauen vermischten sich zu einem Wasserfall an Emotionen, die über ihn hereinbrachten und mit ihm ein stechender Schmerz, der plötzlich durch seinen Kopf fuhr. Der Polizist fasste sich stöhnend mit beiden Händen an den Kopf und ging auf die Knie, so sehr pochte plötzlich der Schmerz durch seine Narbe an der Stirn. Plötzlich fiel er innerlich nochmals von der Brücke in Kolumbien, nochmals sah er vor sich den fremden Mann mit der Waffe vor sich stehen, und er erinnerte sich an das, an das er damals dachte. An Janine, an diese beiden Männer und eine Frau, an die ihm in diesem Moment gänzlich die Erinnerung fehlte...