Everything Burns,
everyone screams
Anastacia - "Everything burnes"
Hartmut sah auf, als Ben und Semir das Gebäude betraten. Er lächelte und stand auf. "Hey Leute", sagte er in sanftem Ton und wies sie an seinem Schreibtisch. "Ich habe das Gewehr herausgefunden, dass benutzt wurde, um einen tödlichen Schuss auf den Direktor abzufeuern."
"Und?" fragte Semir ungeduldig und Ben klopfte ihm zwei Mal auf die Schultern. "Die Kugeln stammen aus einer gewissen "Kate". Eine gefährliche Scharfschützenwaffe. Präzise und effizient!" Ben sah sich das Gewehr an. "Hartmut hat recht", begann er und sah zu Semir. "Hab ich das nicht immer", scherzte der Rothaarige und ging auf das Wrack des Buses zu. "Und das Rätsel habe ich auch gelöst. Du hast doch ausgesagt das der Fahrer sich am Arm hielt. Du hattest einen Herzinfarkt vermutet und du lagst richtig." Semir verschränkte die Arme. "Die Notärzte haben im Blut des Busfahrers ein Mittel gefunden, dass das Herz anregen soll. Für Menschen mit Herzrythmusstörungen..."
"...für einen Menschen mit einem gesunden Herzen, jedoch gefährlich", ergänzte Ben und Hartmut nickte. "Allerdings. Der Täter muss genau berechnet haben, wann das Herz des Fahrers Samba tanzen begann. Denn in der Kabine des Lastwagens war niemand drin. Er muss die Gunst der Verwirrung ausgenutzt haben."
"Sehr gut gemacht Hartmut!" Semir ging aus dem KTU-Gebäude. Ben wollte ihm folgen als er kurz von Hartmut aufgehalten wurde. "Geht's dir gut?" fragte er besorgt und Ben nickte. "Denn Umständen entsprechend. Ich..." Weiter kam er nicht. "Du machst dir Sorgen um Semir nicht war?"
"Ja...auch um Jan aber...was wenn dieser stirbt? Semir kann doch nicht noch einen Verlust verarbeiten..." Hartmut seufzte und sah Ben tief in die Augen. "Pass auf ihn auf! Er braucht dich nun mehr als sonst. Nun kannst du ihm beweisen, dass du ihm ein guter Partner bist!" Ben nickte und verliess ohne Antwort das Gebäude. Ja er wollte Semir helfen und ihm etwas dadurch beweisen. Doch nicht dass er ein guter Partner war, sondern dass er auch ein guter Freund ist.
Ben stieg in den Wagen und verzog kurz das Gesicht. Semir startete ohne ein Wort den Motor und blickte hinaus. Es war inzwischen dunkel geworden. "Ich schlage vor", begann er und fuhr los, "du gehst nach Hause Ben. Ruh' dich aus. Wir treffen uns Morgen dann in der PAST." Ben setzte zur einer Erwiderung an, liess es doch. "Und wo gehst du hin?" Keine Antwort.
Semir setzte Ben bei seiner Wohnung ab und fuhr weiter. Inzwischen hatte Ben eine Ahnung, wo Semir hinwollte. Und er wollte ihn dort nicht alleine lassen. Er riss sich die Armschlinge vom Leib und ging zu seinem Motorrad. Schmerzgeplagt startete er den Motor und fuhr los.
Semir ging den langen Gang entlang in die Intensivstation. In der Zwischenzeit hatte er Dieter und Hotte den Auftrag erteilt, Schiller nach Hause zu begleiten und Wache zu halten. Er hatte für diese Nacht keine Kraft dazu. Er wollte nur zu ihm. Je näher er sich Jans Zimmer näherte, desto mehr verkrampfte sich sein Magen und er wollte beinahe schon wieder umdrehen. Doch er konnte nicht. Er ging zu einer Schwester und befragte sie nach Jans Zustand. Sie konnte ihm nur mitteilen, dass er unverändert war. Er nickte dankend und ging in das Zimmer. Noch immer lag Jan auf dem Bett, von Geräten und Schläuchen umgeben. Blass, leichenblass. Der Tod schien näher an dem Kommissar zu sein als das Leben. Semir atmete tief durch und ging an das Bett seines ehemaligen Partners. Er lächelte leicht und nahm seine Hand. Zu Worten hatte er keine Lust und die richtigen fand er sowieso nicht. Er setzte sich und schwieg.
Ben trat an die Scheibe, durch die man in Jans Zimmer blicken konnte und sah Semir. Er zitterte und die Schultern zuckten immer auf und ab. Er weinte. Doch wenn er Ben schon nach Hause geschickt hatte, wollte er keinen Trost, dass war dem Jüngeren klar. Er legte eine Hand auf die Scheibe und lehnte den Kopf daran. Wieder kamen ihm die Bilder des Unfalls und Jans in den Kopf. Die Wut Semir enttäuscht zu haben stieg in ihn hoch und seine flache Hand an der Scheibe ballte sich zur Faust. "Es tut mir so leid..."