Endlich Urlaub, oder nicht?

  • Ich hab beschlossen, jetzt auch einmal eine Geschichte zu veröffentlichen, als ich vor kurzem eine Idee zu einer Story hatte. Ich hoffe sie gefällt euch!
    Ich werde wahrscheinlich eher kurze Beiträge posten (mein Computer ist nicht der schnellste) aber dafür werde ich versuchen, möglichst oft etwas zu schreiben!
    Viel Spaß beim lesen!
    Feedback wie immer im passenden Thread!

    Einmal editiert, zuletzt von pezi_austria ()

  • "Mensch, Tom, jetzt gib mal ein bisschen Gas! Ich muss noch packen, und wir wollen schließlich rechtzeitig am Flughafen sein!", rief Semir ungeduldig. Tom entgegnete:"Ja, kann ich was dafür, dass du alles auf die letzte Sekunde schieben musst? Außerdem sind wir ja gleich da!"Wenige Minuten später parkte Tom seinen Mercedes vor Semirs und Andreas Wohnung. Dort drinnen herrschte schon große Aufregung, als Semir und sein Partner die Wohnung betraten. Benni und Leonie suchten noch ihre Lieblingsspielsachen zusammen, während Andrea noch einmal durchgang, ob nichts vergessen worden war. "Na endlich, da seid ihr ja! Jetzt beeil dich Schatz, wir müssen gleich los!", begrüßte Andrea die beiden. Während Tom sich gemütlich auf dem Sofa niederließ stürmte Semir ins Schlafzimmer um seine Sachen zu packen. "So Kinder, jetzt seid doch mal ruhig. Habt ihr auch alles?", beendete Andrea das herrschende Chaos. "Wir sind schon lange fertig, wir warten ja nur noch auf Papa!" ereiferte sich Benni sogleich. "Bin ja schon fertig, fünf Minuten, muss wohl ein neuer Rekord sein.", meinte Semir schmunzelnd. "Gut, dann können wir los! Auf nach Griechenland!", rief Andrea, und die Kinder antworteten mit Freudengeschrei. Semir jagte alle der Reihe nach die Wohnung hinaus und schloss schließlich sorgfältig ab.

  • Am Flughafen gab es dann schließlich noch große Umarmungen. "So, und jetzt ab mit euch, sonst verpasst ihr noch euren Flieger. Erholt euch gut!", verabschiedete sich Tom von der Familie. Und nun sollte es endlich losgehen, die Reise war schon lange geplant, und besonders bei den Kindern war die Vorfreude natürlich groß gewesen. Benni und Leonie nahmen sich bei den Händen und spazierten fröhlich zwischen ihren Eltern her. Es gab keine größeren Verzögerungen, und so saßen sie eine Stunde später bereits im Flugzeug. "Mensch, jetzt weiß ich, was ich vergessen hab! Ich habe meine Zahnbürste liegen gelassen!", bemerkte Semir. "Jetzt jage mir nicht solche Schrecken ein, ich hab gedacht, was Wichtiges!", antwortete Andrea und komplettierte die Antwort mit einem Kuss. Entspannt lehnten sie sich zurück in die Sitze und warteten darauf, dass sie starten würden.

  • Die Zeit verging buchstäblich wie im Flug und sie waren schon ungefähr an der Grenze zu Griechenland, als plötzlich auf dem bisher strahlend blauen Himmel dunkle Wolken aufzogen. Besorgt blickte Semir beim Fenster hinaus, hoffte aber, dass das Wetter halten würde, sie hatten ja nicht mehr weit. Nur kurze Zeit später erschütterte ein kleines Beben das Flugzeug. Schon ertönte die Stimme des Piloten, die die Fluggäste aufrief, ruhig zu bleiben und sich anzuschnallen. Es wären nur kleinere Turbulenzen, man müsse wohl mit einigen Minuten Verspätung rechnen. Erneut wackelte die Maschine betrüchtlich stark und Leonie fragt ängstlich:"Papa, was ist da los?"Semir antwortete beruhigend, dass sie sich keine Sorgen machen müsse, das ginge gleich wieder vorbei. Innerlich war er allerdings nicht so ruhig, wie er es seinen Kindern vorspielte. Auf der Autobahn war er zwar oft größeren Gefahren ausgesetzt, allerdings beruhigte ihn dort die Macht, etwas tun zu können. Hier, in der Luft, musste er sozusagen zusehen und konnte nichts unternehmen. Das Rütteln wurde immer stärker und die Stewardessen konnten nichts anderes tun als immer wieder zu versichern, dass man sich keine Sorgen machen müssen. Allerdings sah es gar nicht danach aus, eher im Gegenteil?

  • Man konnte nun wieder die Stimme des Piloten vernehmen, auch dieser schien etwas unsicher zu sein. Immer wieder legte er Sprechpausen ein, wohl schien die Steuerung des Flugzeuges immer schwieriger zu werden. Draußen konnte man zunehmend viele Blitze zwischen schwarzen Wolken erkennen. Um es noch einmal kurz zu fassen: Es sah nicht gut aus!
    Der Pilot erklärte nun, dass er auf einem kleineren Flughafen notlanden müsste, auf einer griechischen Insel mitten im Meer. Zunehmend brachen Unruhen zwischen den Passagieren aus. Man hörte laute Rufe aus dem Cockpit und schon spürte man, wie das Flugzeug zunehmend in Schräglage geriet, ziemlich wahrscheinlich war ein Triebwerk ausgefallen. Semir versuchte ruhig zu bleiben, wenigstens seinen Kindern zuliebe, die sich schon genug fürchteten, auch ohne, dass ihr Vater in Panik ausbrach. Er behielt einen kühlen Kopf und befahl seinen Kindern die Schwimmwesten anzulegen, die unter den Sitzen lagen. "Ganz ruhig, es wird alles gut. Wenn ihr ins Wasser fallt, dann zieht einfach an der Schnur, und versucht alle zusammenzubleiben!", gerade rechtzeitig hatte Semir es ausgesprochen, denn das Flugzeug sackte nach unten?

  • Im Cockpit plagten sich inzwischen die beiden Piloten ab, das Steuer nach links zu drehen. "Wir müssen? es auf die Insel dort schaffen, sonst"ah", auf dem Meer haben wir keine Chance!" Das Flugzeug stürzte leicht schräg nach unten, da nur mehr ein Triebwerk funktionierte. Eine Landung war praktisch unmöglich, aber an Land hatten sie dennoch größere Überlebenschancen. "Sieh doch, wir steuern endlich auf die Insel zu?", keuchte der Copilot. "Verdammt, wir sind zu tief, dort vorn kommt eine Felswand?", schrie der Pilot noch und wollte die Maschine hochziehen, doch es war bereits zu spät?


    Tom saß inzwischen in seiner Wohnung beim Mittagessen, während im Fernsehen Nachrichten liefen. "George Bush hat inzwischen seine Aussage widerrufen. Nun kommen wir zum Wetter,-nein, wir bekamen gerade eine Meldung rein. Demnach soll im Moment von der Maschine des Fluges 280 BE von Köln nach Athen jede Spur fehlen?", vernahm Tom. "Das gibt´s doch nicht, shit, das ist Semirs Maschine!", fluchte er und drehte lauter: "Der Pilot hatte sich vor zirka 20 Minuten zum letzen Mal gemeldet. Genaueres kann man zurzeit nicht sagen. Und nun zum?" Erschrocken hatte Tom den Fernseher abgeschaltet. Er musste sofort mit der Chefin telefonieren, vielleicht wusste diese genaueres?

  • "Papa, Papa, so wach doch auf, bitte?, Papa!" schluchzte Leonie, das war das erste, was Semir hörte. Mühsam öffnete er die Augen und sah Leonie neben sich knien. Er versuchte sich aufzurichten, als ihn ein höllischer Schmerz an seiner linken Schläfe durchzuckte. Er verzog kurz das Gesicht und Leonie fragte sogleich:"Papa, geht´s dir gut?", und Semir musste gegen seinen Willen lächeln. Er hatte sich wieder gefasst und wollte wissen: "Leonie, fehlt dir auch nichts, wo sind Benni und Mama?" Leonie meinte, dass es ihr gut ginge und Benni läge da drüben. Erst jetzt erkannte Semir, dass er am Strand einer Insel lag, zwischen verstreuter, brennender Flugzeugteile. Er wollte aufstehen und zu seinem Sohn laufen, doch er konnte nicht, er registrierte, dass sein linkes Bein unter einem Metallteil eingeklemmt war. "Verdammt!", entfuhr es ihm und er wies Leonie an, nach ihrem Bruder zu sehen, während er verbissen versuchte sein Bein freizubekommen. Leonie rüttelte Benni etwas und er schien auch gleich zu sich zu kommen. Erleichtert atmete Semir auf, als beide, scheinbar fast unverletzt, auf ihn zukamen. "Kinder, jetzt versucht doch bitte das Teil hier aufzuheben!" der Versuch, war leider eher aussichtslos, die beiden waren schließlich erst fünf Jahre alt und das Metallteil zu groß für sie. Doch sie versuchten es trotzdem, während Semir mit schmerzverzerrtem Gesicht sein Bein hervorzuziehen versuchte, leider ohne Erfolg. Zum Glück schienen sie nicht die einzigen Überlebenden zu sein. Ein Mann mit blutverschmiertem Gesicht kam auf sie zu. Mit vereinten Kräften schaffte sie es, Semirs Bein freizubekommen. Semir besah die lang gezogene, stark blutende Wunde in der unteren Hälfte seines Beines. "Sie sollten das behandeln lassen?", meinte der unbekannte Helfer schmunzelnd, sodass auch Semir lächeln musste. Der Mann stellte sich als Thomas vor, er kam ebenfalls aus Köln.

  • Semir stand etwas mühselig auf, stützte sich auf sein unverletztes Bein und besah noch einmal seine Kinder. Aber ihnen fehlte, wie durch ein Wunder, nichts bis auf ein paar Schrammen und Prellungen. Die Sorge um seine noch vermisste Frau trieb ihn an zu suchen. "Leonie, hast du vielleicht irgendwo deine Mutter gesehen?", sie verneinte und fing wieder zu weinen an. "Ist schon gut, wir werden sie bald gefunden haben, mach dir keine Sorgen.", versuchte Semir Leonie zu beschwichtigen. Aber er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, er glaubte schon fast nicht daran, was er gerade gesagt hatte. Aber er konnte und würde die Hoffnung nicht aufgeben. Sie erhielt ihn am Leben!

  • Humpelnd, mit den beiden Kleinen und Thomas machte er sich schließlich auf den Strand entlang zu wandern, hoffentlich würden sie Andrea bald finden.
    Unterwegs sahen sie immer wieder Teile des Flugzeugvracks, aber keine Menschen, was schon merkwürdig war. Schließlich fanden sie den Piloten. Ihm schien es nicht sehr gut zu gehen. Er stammelte: "Das Funkgerät "kennt sich jemand damit aus? ...Ihr müsst es reparieren und Hilfe holen das ist unsere einzige Chance?", dann sank sein Kopf zur Seite. Semir fühlte seinen Puls und schüttelte seinen Kopf in Richtung Thomas. Dieser nahm inzwischen das Funkgerät, das neben dem Piloten lag. "Also wenn er Recht hat, dann müssen wir uns darum kümmern.", meinte Thomas. "Zuerst müssen wir uns um die Verletzten kümmern." meinte Semir bestimmt. "Sie sind selber verletzt, am besten bleiben Sie hier, mit den Kindern und reparieren das Gerät!" "Aber ich muss meine Frau suchen?", versucht Semir zu widersprechen, aber Thomas meinte nur, je eher Hilfe kam, desto eher würde er seine Frau finden. Da Semir nun schon langsam spürte, wie ihm schwindelig wurde, fügte er sich und ließ sich auf dem Boden nieder. Er hatte bereits viel Blut verloren, konnte jetzt aber nicht schlapp machen, alleine wegen seiner Kinder. Er riss einen Streifen von seinem Hemd ab, verband damit die Wunde und machte sich schließlich daran, sich das Funkgerät mal anzusehen.

    Einmal editiert, zuletzt von pezi_austria ()

  • "So, und wie bitte, sollen wir das Ding jetzt zum laufen kriegen, ohne Strom?", beschwerte sich Semir. Es wurde langsam dunkel und Semir hatte bereits mehrere gerissene Kabel miteinander verbunden, was ihnen ohne Strom aber nicht sehr viel nutzen würde. Benni und Leonie waren losgezogen um etwas Essbares aufzutreiben, aber erst nachdem ihnen ihr Vater eingeschärft hatte, sich nicht zu weit zu entfernen und noch nichts zu kosten.
    In dem Moment kam Thomas auf ihn zu, und mit ihm noch zwei junge Frauen und ein Mann, der sich an Thomas abstützte. Ob das alle Überlebenden waren, fragte sich Semir. Wenn sie wirklich alle waren, dann wollte er sich gar nicht erst ausmalen, wie viele Tote das Unglück gefordert hatte. Die drei Leute stellten sich als Sonja, Maria und Anton vor. Alle wiesen keine gröberen Verletzungen auf, nur Anton schien sich den Knöchel verstaucht zu haben. "Hey, zeig das mal her!", meinte Anton gleich, als sie angekommen waren. "Kennst du dich mit so was aus?", wollte Semir wissen. Anton teilte ihm mit, dass er Funkgeräte zu Hause hatte und bei der Feuerwehr ebenfalls Funker war. Endlich mal ne erfreuliche Nachricht, dachte Semir bei sich und händigte ihm das Gerät aus."Eigentlich müsste es jetzt laufen, aber uns fehlt der Strom.", gab Semir Anton Bescheid.
    Inzwischen kamen die beiden Kleinen gelaufen, diese wurden gleich den anderen vorgestellt. "Sieh mal Papa, was wir gefunden haben!", rief Benni stolz. Er hielt einige Oliven in der Hand und fügte noch hinzu: "Dort hinten sind ganz viele davon!" "Das habt ihr toll gemacht! Und jetzt zeigt uns bitte noch die Stelle wo ihr sie herhabt!", lobte Semir die beiden.

  • Inzwischen in der Past in Köln:
    "Verdammt, Chefin, Sie m?ssen doch irgendwas darüber wissen!", ereiferte sich Tom. "Sie brauchen gar nicht so zu brüllen Tom, ich verstehe Sie auch so!", entgegnete die Chefin wutentbrannt. Sie war genauso in Sorge über ihre Angestellten wie Tom, nur mussten sie Ruhe bewahren. "Vielleicht stecken sie ja nur in nem Funkloch?", versuchte Tom die Angelegenheit zu verschönern, wusste aber in dem Moment, indem er es gesagt hatte genau, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, dass sie in einem Funkloch steckten, seit Stunden. Die Maschine war entweder abgestürzt oder hatte große technische Schwierigkeiten und konnte sich weder melden noch landen. Er hoffte eher noch auf letzteres?

  • "Jetzt noch nen leckeren Fisch dazu, und wir haben ein tolles Abendessen.", meinte Anton. Während Thomas und Maria Benni und Leonie zur "Futterstelle" folgten, blieben die restlichen drei am Strand. Anton besah das Funkgerät und kam ebenfalls zu dem Schluss, dass es mit Strom funktionieren müsste, und Sonja suchte Feuerholz zusammen, was nicht weiter schwierig war, da hier alles ziemlich trocken war."Hoffentlich finden die auch noch Trinkwasser, ansonsten wird´s hier ziemlich trocken werden.", sinnierte Semir. Darauf meinte Sonja, dass sie etwa hundert Meter von ihnen ein paar Kanister gesehen hatte, die noch voll waren. Wahrscheinlich waren sie noch vom Flugzeug. Semir erklärte sich bereit mit Sonja diese zu holen, er meinte, er habe lang genug den anderen die Arbeit überlassen. Daraufhin stand er auf und humpelte zu Sonja."Soll ich mir das vielleicht mal ansehen?", fragte diese besorgt. "Wieso, sind Sie Ärztin?", meinte Semir belustigt. "Nee, Krankenschwester, ist doch auch so was ähnliches.", grinste diese zurück. "Na ja, eigentlich kann ich sowieso nichts machen, ohne Verbandskasten." Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her und Sonja wollte gerade fragen, ob Semir eine Freundin hätte, verstummte aber jäh, als sie den Ehering an seinem Finger blitzen sah. "Wo ist ihre Frau?", fragte sie vorsichtig. Schmerzerfüllt blickte Semir sie an. "Sie ist noch nicht aufgetaucht." Sonja beschloss nicht weiter darüber zu reden und schon sahen sie die Kanister vor sich liegen. Es lagen mehrere dort, doch nur mehr drei waren ganz. Drei fünf Liter Kanister, Semir mochte sich gar nicht ausmalen, wie lange sie damit auskommen werden mussten.

  • Als Semir und Sonja zurückkamen war Anton gerade dabei eine behelfsmäßige Angel zu basteln. Semir konnte mit einer richtigen Angel schon keinen Fisch erwischen, wie dann mit diesem Ding, also würde er das Nahrungsbeschaffen lieber jemand anderen überlassen, dachte er bei sich. "So, das ist alles, was wir finden konnten." mit diesen Worten stellten die beiden die Kanister in den Sand und Semir ließ sich auf den Boden nieder. "Wo sind denn die Kinder?", wollte Semir wissen. "Auf Nahrungssuche!", kam die knappe Antwort. Alle waren erschöpft und hungrig, jeder musste seine Kräfte sparen.
    "Hat eigentlich irgendwer ein Handy?", fragte Semir plötzlich. "Na ja, so intelligent waren wir auch schon, aber hier haben wir keinen Empfang.", entgegnete Sonja. "Nee, ich mein jetzt wegen dem Akku. Vielleicht könnte man den ja anzapfen, und so zu Strom kommen."?Keine schlechte Idee, aber ein Akku hat zu wenig Energie, wir hätten nicht genug Strom, um eine passende Frequenz zu suchen. Außerdem, weißt du wie man einen Handyakku anzapft? Ich jedenfalls nicht.", antwortete Anton von dem Felsen, auf den er sich gesetzt hatte um zu angeln, und machte so die Hoffnung zunichte. "War ja nur ne Idee?", antwortete Semir kleinlaut.

  • Ein gemütliches Feuer brannte am Strand und darüber brutzelten zwei Fische an einem Stab. Es war inzwischen dunkel geworden und die kleine Gruppe saß schweigend rund um das Feuer. "ch frage mich, ob es noch mehr so Leute gibt auf der Insel.", fragte sich Maria: "Ich meine, haben sich andere Überlebende auch in Gruppen zusammengetan? Wir müssten mal suchen gehen, vielleicht fünden wir noch mehr Leute, ich meine irgendwo müssen die doch geblieben sein." Keiner antwortete auf die Fragen, die Antwort wäre vielleicht zu erschreckend. Beinahe jeder vermisste Angehörige; Frauen, Männer, Kinder oder Geschwister. Doch jeder hatte innerlich den Entschluss gefasst, seine Leute lebend wieder zu finden, also waren alle damit einverstanden, andere zu suchen.
    Nach dem, nicht sehr reichlichen, Abendessen, legten sich alle unter irgendwelche Bäume, um zu schlafen. Immer abwechselnd sollte jemand das Feuer bewachen, dass es nicht ausging, falls ein Flugzeug vorbeikommen sollte, so konnten sie gesehen werden.
    Benni und Leonie schmiegten sich an ihren Vater"Papa?" "Mmh?" ?Wann kommt die Mama wieder?", wollte Leonie wissen "Bald, wir werden sie finden, ja? Und jetzt schlaft, ihr zwei?2, meinte Semir beruhigend. Es dauerte nicht lang, da waren alle drei friedlich eingeschlafen.

  • Als Semir aufwachte, schien bereits die Sonne warm auf den Strand hernieder. Es wäre wirklich eine Idylle hier, wenn man die schrecklichen Umstände nicht beachten würde, die sie hierher geführt hatten. Er fragte sich, ob sie jemals gefunden werden würden. Aber man musste fast nach ihnen suchen, schließlich war ein 200 Passagiere fassendes Flugzeug abgestürzt, das konnte man nicht einfach ?bersehen.
    Zum Frühstück gab´s, wie auch anders erwartet, Oliven, davon gab es hier reichlich. Danach wollten sie auf die Suche nach weiteren überlebenden gehen. Als Semir und Anton mitkommen wollten, protestierte Thomas sogleich: "Nein, Sie bleiben hier, Sie sind verletzt." "Aber es ist wirklich nicht so schlimm?", wollte Semir einwenden, doch Thomas ließ ihn nicht zu Wort kommen: "Keine Widerrede, au?erdem muss sowieso jemand beim Feuer bleiben."
    Als sie gegangen waren meinte Anton:"Und, was sollen wir jetzt machen?" "Als ich würde sagen, wir gehen fischen, das ist das Sinnvollste, was wir im Moment machen können. Und ihr Kinder könntet mal sehen, ob ihr noch was anderes findet als Oliven, auf die Dauer können wir von dem Zeug auch nicht leben." Jeder tat wie geheißen, es würde ein gemütlicher Vormittag werden.

  • Anton und Semir saßen eine Weile schweigend nebeneinander, jeweils mit einer Angel in der Hand, bis Semir das Schweigen brach: "Ich finde wir sollten uns duzen, schließlich sitzen wir hier alle miteinander fest und wer weiß wie lange noch." "Gern.", antwortete Anton darauf. "Weißt du was ich machen würde, wenn ich zu Hause wäre?", sinnierte Anton und beantwortete sogleich selbst seine Frage: "Ich würde mit meiner Frau einen Ausflug machen. Das machen wir jeden Samstag, irgendwohin. Manchmal setzen wir uns in einen Park und machen ein Picknick, ein anderes Mal gehen ins Museum, das hat sie sehr gern. Wir sind noch nicht sehr lange verheiratet, wir wollen eine Familie gründen, Kinder,?"Schweigend blickte er zu Boden. "hoffentlich wird das noch was!", meinte er etwas ängstlich. Semir antwortete nicht darauf, er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Anton fragte ihn, was er machen würde. "Ich weiß es nicht, vielleicht würde ich mit meinem Partner irgendwelche Verbrecher jagen, oder wenn ich frei hätte, wäre ich natürlich bei meiner Familie, vielleicht süßen meine Frau und ich im Garten und die Kinder spielen neben uns, "hey, ich glaub da hat einer angebissen!", freute sich Semir und zog den Fisch heraus. "Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich was gefangen habe?", grinste er. Er warf die Angel wieder aus und fragte vorsichtig: "Vermisst du jemanden, ich meine war ein Angehöriger von dir in dem Flugzeug?" Er antwortete sofort: "Nein, ich war alleine auf Geschäftsreise, ich kenne niemanden hier. Was ist mit dir?" Semir blickte hinaus ins Meer und sagte: "Meine Frau ist noch verschwunden." Anton wusste nicht wie er reagieren sollte, er wusste nicht, was er tun würde, wenn seine Frau verschollen wäre.

  • Kölner Flughafen


    Es war gerade eine Meldung vom Athener Flughafen hereingekommen: Die Unwetter waren vorüber, man konnte die Suchaktion starten. Bisher war es noch nicht möglich gewesen, seit gestern tobte ein Gewitter über Griechenland. Nun hatte man wieder Hoffnung, pausenlos klingelten die Telefone, Angehörige wollten wissen, ob es etwas Neues gab. Bisher hatte man sie vertrösten müssen, nun konnte man endlich etwas tun.
    Es war bis jetzt noch nichts bekannt über das Ausma? der Katastrophe, bald würde man mehr wissen. Man konnte nur hoffen, dass das Flugzeug einen Landeplatz gefunden hatte, ansonsten bräuchte man gar nicht mehr zu suchen. Die Maschine wäre am Meer zerschellt und" Der Leiter des Towers fuhr sich mit einer unruhigen Geste durchs Haar und schüttelte die Gedanken ab. Der Pilot war erfahren, er war sicher gelandet.
    "Gibt es schon was Neues?", wollte er von einem Funker wissen. "Noch nichts, aber sie haben die Aktion gerade erst gestartet, und das Einzugsgebiet ist ziemlich groß, sie können praktisch ganz Griechenland absuchen.", antwortete dieser erschöpft. "Melden Sie sich sofort, wenn es Neuigkeiten gibt.", wies der Leiter den Funker an und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Er konnte im Moment nichts anderes tun, als abzuwarten und die Angehörigen zu beschwichtigen.

  • Wenig später kamen Thomas, Maria und Sonja wieder, von ihrer Suche nach überlebenden. Sie kamen allein, also hatten sie niemanden gefunden. Thomas trat zu Anton und Semir und berichtete ihnen: "Wir haben keine überlebenden gefunden, aber drei Leichen?" Semir ließ ihn nicht weiter reden, sondern wollt natürlich sofort wissen: "Wie sahen sie aus," jetzt sag schon?" "Es war eine Frau und zwei Männer." Semir schluckte hörbar und meinte leise: "Wie sah die Frau aus?" "Sie hatte blondes Haar?", Semirs Augen wurden feucht?, " "sie war eher blass und hatte kurzes Haar." Thomas beobachtete Semir. Dieser atmete aber auf, das konnte nicht Andrea sein. "Es ist nicht meine Frau, sie hat lange Haare, und sie ist niemals blass?", ä?chelte er erleichtert. "Kannte jemand die beiden Männer?" Erst jetzt erkannte Semir, dass Maria ihren Arm um Sonja gelegt hatte und diese schluchzte etwas."Einer der beiden war Sonjas großer Bruder." Semir schwieg nur. Er empfand natürlich Mitleid, aber er war auch froh, dass es nicht ihn getroffen hatte. Solange Andreas Leiche nicht gefunden wurde, hatte er noch Hoffnung. Unwillkürlich dachte er an Tom. Er wusste nicht, ob sie noch lebten, er hatte keine Gewissheit, konnte nichts tun, außer abzuwarten. Semir wusste, dass es Tom genauso hasste wie er, nichts tun zu können, einfach tatenlos zuzusehen müssen, wie das Unheil seinen Lauf nahm. Semir war bewusst, dass es noch lange dauern konnte, bis sie jemand finden würde, aber vielleicht wurden sie auch heute noch gerettet. Es war alles möglich und genau das machte ihm Angst?

  • "Wir haben fast kein Wasser mehr." fluchte Maria, öffnete den letzten Kanister mit Wasser und trank gierig einige Schlucke daraus. "Vielleicht finden wir hier irgendwo eine Quelle, wir haben sowieso nichts zu tun, also können wir genauso gut eine suchen gehen.", meinte Anton. "Am besten essen wir erst mal was und dann ziehen wir los, vielleicht drei Leute, wir haben sowieso nur drei Kanister." Anton meinte, dass sein Knöchel schon weitgehend geheilt war und er gar nicht mehr schmerzte. Nach dem Mittagessen (Fisch und Oliven, wie immer) zogen er, Thomas und Maria los, ins Inselinnere. Währenddessen suchten die Kinder wieder nach Früchten und Semir wollte wieder angeln gehen. Sonja setzte sich hinzu. "Soll ich das vielleicht auch mal probieren, ich hab aber noch nie geangelt.", meinte sie. Man sah ihr an, dass sie den Schmerz unterdrückte, aber die Lage war auch so schlimm genug, sie wollte es den anderen nicht unnötig erschweren. Semir antwortete schmunzelnd, dass er vorher auch nicht angeln konnte, er aber nun schon vier Fische an Land gezogen hatte. Nachdem eine Weile niemand etwas gesagt hatte, sagte Semir vorsichtig: "Das mit deinem Bruder tut mir leid." Sonja kamen wieder die Tränen. "Ich vermisse auch noch meine Schwester, Melanie.", schluchzte sie. "Wir wollten mal zusammen in den Urlaub fahren, nur wir Geschwister, wir haben uns immer gut verstanden und - die Reise hatten wir schon lange geplant, und jetzt das?" Semir legte seinen Arm um die zitternde Sonja und murmelte: "Hey, deine Schwester werden wir schon noch finden, du wirst sehen, es wird alles wieder gut werden?", weiter kam er nicht, denn Sonja war aufgesprungen und schrie: ?Was weißt du denn schon, nichts wird wieder gut, mein Bruder ist tot, verdammt noch mal! Deine Frau lebt noch du kannst das nicht verstehen!" Semir war ebenfalls aufgestanden und ging zu ihr, sie hatte sich einige Meter von den Felsen entfernt. Er wollte sie beruhigen, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen und brüllte nur weiter"

  • "Wir werden nie von der verdammten Insel runter kommen, wir werden hier alle draufgehen." Semir antwortete bestimmt: "Nein, wir werden bestimmt schon gesucht und die werden uns finden! Wir werden nicht sterben, hast du verstanden!"Langsam näherte er sich Sonja, die mit geballten Fäusten dastand, und er wollte sie gerade an der Hand nehmen und sie wieder zum Felsen führen um weiterzuangeln, doch sie war schneller. Sie hob beide Fäuste und boxte wild und unkontrolliert auf Semir ein. Die Schläge waren nicht sehr fest, doch Semir war einen Augenblick lang zu verdutzt um sich zu wehren. Als er sich gefasst hatte umfasste er schnell ihre beiden Hände, doch sie holte mit ihrem rechten Bein aus und trat mit voller Wucht gegen sein verletztes Bein. Mit einem Schmerzensschrei ließ er sie los und fiel zu Boden. Doch sie war in voller Fahrt und dachte nicht daran, von ihm abzulassen, sondern sie trat weiter auf ihn ein, Semir war wie gelähmt, überall fühlte er nur noch Schmerzen, konnte sich nicht wehren, bis er auf einmal hörte: "Sonja, verdammt, was machst du da?" Es war Thomas, der Schreie gehört hatte und vorsichtshalber zurückgegangen war, zum Glück. Semir holte mit seinem unverletzten Bein aus und brachte Sonja zu Fall. Sie war wie in Trance, konnte sich gar nicht erklären, was sie da gerade getan hatte. Sie wich zurück, während Thomas sich vor Semir kniete und auf ihn einredete: "Verdammt, Semir, kannst du mich hören, Semir, was ist passiert?", er bekam jedoch keine Antwort. Semirs Gesicht war schmerzverzerrt, Blutlachen bildeten sich unter seinem Körper, die Wunde am Bein war wieder aufgerissen und er hatte eine Wunde am Kopf. "Sonja, verdammt, was war mit dir los, warum hast du?", brüllte Thomas in Sonjas Richtung. Semir war inzwischen bewusstlos geworden. "Jetzt hilf mir wenigstens, du bist doch Krankenschwester, wir müssen seine Verletzungen verbinden, er darf nicht zu viel Blut verlieren?"

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!