Schwabenhighway



  • Schwabenhighway
    - Die ers(ch)te Fan-Fiction von thommyn -


    (1)


    „Hier ist der SWR 3 Verkehrsservice. Derzeit haben wir auf der A 8, Stuttgart Richtung München – mal wieder – 4 Kilometer Stau vor der Baustelle am Drackensteiner Hang. Viel Geduld und Gute Fahrt.“ Die automatische Verkehrseinstellung des Autoradios schaltete zurück auf die neue CD von One Republic. „Na toll“, seufzte Ben, „und wir stehen mal wieder mittendrin.“ – „Ich hab‘ Dir gleich gesagt, wir sollten früher losfahren“, unkte Semir. „Nur weil Du wieder nicht aus den Federn kommst.“ – „Wenn ich schon endlich mal ein Hotelbett habe, das so bequem ist, dass ich den ganzen Tag drin liegen könnte.“, dachte Ben genüsslich an die letzte Nacht im Stuttgarter Metropol-Hotel zurück. „Ja, ja, kommt nur noch drauf an, mit wem…“ – „Ich will die Herren ja nicht in ihren feuchten Träumen unterbrechen“, schallte die Stimme von Kim Krüger von der Rücksitzbank „aber es geht weiter. Der Kia da lässt sie rein.“ Ben setzte den rechten Blinker und reihte sich zwischen dem orangeroten Kleinwagen und einem knallgrünen VW-Transporter mit „Jesus lebt“-Aufkleber auf die mittlere Spur ein. „Danke Chefin, sehe ich.“ kommentierte Ben missmutig. „Wenn wir Sie nicht mit im Auto hätten…“ – „Das hätten sie sich überlegen sollen, bevor Sie den BMW letzte Woche gegen den Laternenpfahl gesetzt haben, meine Herren. So gibt es nur zwei Alternativen, wie wir zu dem Kongress nach München kommen: Gemeinsam und im Dienstwagen oder getrennt und per Anhalter.“ kommentierte Kim Krüger trocken. Wieder leuchteten die roten Bremslichter des VW, der im nächsten Moment stehen blieb. „Was hältst Du davon, wenn wir da an der Raststätte kurz rausfahren?“ Semir deutete auf das große, blaue Hinweisschild zum Rasthof Gruibingen. „Ich könnt noch nen Kaffee brauchen.“ – „Aber flirt‘ nicht wieder mit der Kellnerin so wie gestern Abend, sonst kann ich vor Andrea nicht mehr dicht halten.“ – „Ein Wort, und Du läufst zu Fuß bis München.“ Ben setzte den Blinker erneut nach rechts und fuhr an der großen Shell-Tankstelle vorbei auf den Parkplatz des Rasthofs.


    Eine halbe Stunde später hatte sich der Stau aufgelöst. „Siehst Du, war doch ne gute Idee von mir.“ Semir freute sich innerlich. „Wissen Sie, was eine noch bessere Idee ist, meine Herren?“ Ben und Semir sahen ihre Chefin fragend an. „Was?“ – „Ich fahre!“ Krüger winkte mit dem Schlüssel des Dienstmercedes. „Und lassen Sie nie, nie wieder den Schlüssel eines Polizeifahrzeuges auf dem Restauranttisch liegen, nur weil Sie ausgiebig über die Körbchengröße der Kellnerin diskutieren!“ Ben und Semir versuchten zwar zu protestieren, doch Kim Krüger winkte ab. „Und steigen Sie schon ein, meine Herren, wir wollen heute noch nach München, sonst ist der Stau wieder da.“ Ben steuerte zielstrebig auf die Beifahrertür zu. „Und ich?“ protestierte Semir. „Der Kindersitz ist hinten.“ antwortete Ben trocken. „Sehr witzig, sehr witzig, was denkst…“ In diesem Moment fiel ein Schuss und ein vermummter Mann hechtete aus dem Kassengebäude der Tankstelle. Er lief über die Motorhaube eines Ford Fiesta, der an der vordersten Zapfsäule stand und rannte zu einem an einer anderen Zapfsäule stehenden schwarzen Jeep. Er stieg auf der Fahrerseite ein, der Fahrer startete sofort den Motor. Semir schmiss die Hintertür des Mercedes wieder zu und rannte zielstrebig auf das Kassenhäuschen zu, während der schwarze Jeep davonrauschte. „Kommen Sie, Herr Jäger, die schnappen wir uns!“ Der Motor des Mercedes lief bereits. „Aber, Chefin, sind wir nicht ein bisschen weit außerhalb unserer Zuständigkeit?“ Ben schnallte sich hektisch an. Krüger blickte ihn an: „Erstens: Da drüben startet gerade ein Jeep mit zwei Tankstellenräubern. Zweitens: Sehen Sie hier irgendwo Kollegen der örtlich zuständigen Polizeiwache und drittens: Seit wann scheren Sie sich um Zuständigkeiten“. Ben schmunzelte leise. Krüger legte den Gang ein und brauste dem schwarzen Jeep in Richtung Autobahn hinterher. Semir betrat das Kassenhäuschen und rannte dem Kassierer entgegen. „Alles in Ordnung, geht es ihnen gut?“ – „Mir gaahts guat.“ antwortete der grauhaarige Kassierer im breitesten Oberschwäbisch. „Aber der da.“ Semir sah auf die blonde Frau in der grünen Jacke, die reglos am Boden lag. Eine Blutlache lief ihr am rechten Ohr entlang. „Wie viel haben die mitgehen lassen?“ fragte er wieder den Kassierer. „Ja, nix.“ – „Wie, ‚nix‘?“ fragte Semir erstaunt weiter. „Die sin nei, hän auf die Frau g’schosse un‘ sin wieder naus. Am Geld hän die gar koi Interesse g’hätt.“ Semir ging näher an die Frau heran. Sie war tot. Fassungslos betrachtete er die rehbraunen Augen, die ihn ausdruckslos anstarrten…

    fantreffen 2005 (Wir lassen es krachen) // 2006 (Never change a running system) // 2007 (Abschied) // 2008 (Schlafen kann man auch zuhause) // 2009 (Cobra 11 Freunde müsst ihr sein) // 2010 (Ausnahmezustand im Strafvollzug) // 2011 (72 Stunden Semir, Spaß und Schokolade) // 2012 (Hürth, wir haben ein Problem!) // 2013 (Zarte Fäuste und ein Hallelujah) // 2014 (Neue Betten braucht das Land!) // 2017 (Irgendwann is' Schluss)

  • (2)


    Krüger schaltete zurück in den vierten Gang. „Na los, rufen Sie schon Verstärkung.“ – „Ja, wie, geht denn unser Polizeifunk hier noch?“ Ben verstand nicht. „Haben Sie im Kindergarten nicht aufgepasst? Wenn böse Männer was noch Böseres tun, was macht der kleine Ben dann?“ Krüger deutete auf das Handy. „Eins-eins-Null, Mensch!“ – „Ach so.“ Krüger wechselte wieder auf die rechte Spur, weil ihr ein Sprinter den Weg versperrte. „Ja, hallo, Ben Jäger, Kripo Autobahn Köln. Wir sind hier hinter zwei Tankstellenräubern auf der Autobahn Richtung München kurz hinter dem Rasthof …“ Ben hielt die Hand vor das Sprechmikro seines Handys „wie hieß der gleich nochmal, Frau Krüger?“ – „Vergessen Sie’s – da steht’s doch, Ausfahrt Mühlhausen“. Sie schaltete erneut zurück und scherte mit quietschenden Reifen vor dem Sprinter wieder auf die linke Spur. „Ausfahrt Mühlhausen, Kollegen. Schwarzer Jeep, das amtliche Kennzeichen des Wagens ist ‚WN-XX 486‘. Wir brauchen dringend Verstärkung.“ Ben hörte kurz dem Kollegen zu, dann brüllte er in sein Handy. „Quatsch, Zuständigkeit! Da sind zwei Verbrecher vor uns, da sind wir immer zuständig. Selbst wenn wir die aufm Mond verfolgen. Ende!“ Jetzt grinste Krüger still vor sich hin, bremste ab und folgte der scharfen Rechtskurve.


    „Was sind das eigentlich für bescheuerte Autobahnen hier, können die nicht grade bauen?“ Ben geriet in Rage. „Wir sind hier in Baden-Württemberg, da sind sich geologische Verhältnisse und Autobahnbau nicht so ganz grün zusammen.“ Krüger beschleunigte wieder und folgte der beginnenden Steigung, in der sich die Autobahn den Berg hinauf schlängelte. Der schwarze Jeep bremste stark ab und blendete den kleinen Corsa, der vor ihm auf die linke Spur gezogen war, mit der Lichthupe. „Sieht doch schon ganz gut aus, was, Chefin?“ freute sich Ben innerlich schon auf die bevorstehende Verhaftung. „Soll ich schon mal die Handschellen aus dem Handschellen… ääh… Handschuhfach holen?“ – „Noch haben wir ihn nicht.“ Krüger verringerte den Abstand. Der Jeep war nun direkt vor ihnen. Plötzlich bremste der Jeep heftig ab, nur um kurz darauf wieder zu beschleunigen und den Corsa zu rammen. Blechteile flogen die Steigung hinab. „Achtung!“ schrie Ben. Der Corsa zog nach rechts, der auf der rechten Spur fahrende Passat bohrte sich in dessen Beifahrertür. Kim Krüger hielt ihr Lenkrad fest. „Da kommen wir durch.“ Ben wählte wieder den Notruf, in der unmittelbar folgenden Linkskurve fiel ihm jedoch das Handy zu Boden. Er beugte sich in den Fußraum hinab. „Finden Sie das nicht einen bescheuerten Zeitpunkt, sich die Schuhe zu binden?“ fauchte Krüger. „Danke, Mami.“ grummelte Ben in seinen seit drei Tagen wieder wachsenden Bart.


    Es knallte. Der hintere rechte Reifen des Jeeps begann zu qualmen und der Wagen schlingerte in Schlangenlinien über die beiden engen Spuren der Autobahn. An der unmittelbar beginnenden Brücke, die eine blaue Hinweistafel als „Todsburg-Brücke“ auswies, schleuderte der Jeep unaufhaltsam nach links. „Aah!“ schrien Ben und Krüger im Duett. In diesem Moment durchbrach der Jeep die Seitenbegrenzung der Brücke, überflog den Abgrund, den die Brücke überspannte und knallte an die links der Autobahn verlaufene, bewaldete Felswand. Reifenteile, Blechfetzen und Glassplitter flogen durch die Luft, der Jeep rutschte den Hang, den er hinauf gestürzt war, wieder hinab und kam an einer großen Tanne zum Stehen. Krüger nahm den Fuß vom Gas. „Und was machen wir jetzt?“ In diesem Moment begann die etwa 25 Meter hohe Tanne, die der ihr gerade widerfahrenen plötzlichen Gewichtsbelastung nicht gewachsen war, sich zu neigen. „Gas geben wär ne gute Idee, wenn wir diesen Tag überleben wollen.“ Krüger schaltete zurück, trat mit voller Wucht auf das Gaspedal und die beiden fuhren unter der Tanne hindurch, die sich im nächsten Moment mit voller Wucht in das Dach des Sprinters, der wieder hinter Ben und Krüger aufgetaucht war, bohrte und den Wagen in zwei Teile riss. Krüger trat wieder auf die Bremse. Kurz darauf kam der Wagen zum Stehen. Die beiden stiegen aus.


    Eine gespenstische Ruhe lag über der Autobahn. „Und nun?“ fragte Krüger mit leicht zittriger Stimme. „Deckung!!!“ schrie Ben. Ein alter Honda, der die Wrackteile des Sprinter als Rampe genutzt hatte, schoss über den nun quer der Autobahn verlaufenden Baumstamm, flog nur Zentimeter über die Köpfe von Krüger und Ben hinweg und krachte fünf Meter vor ihnen wieder auf die Straße. Die Hinterachse brach bei dem Aufprall und der rechte Teil der Hinterachse mitsamt dem Reifen flog in die Luft und bohrte sich in die Windschutzscheibe des Krüger‘schen Mercedes. Langsam, wie ein Windrad, drehte sich der aus der Frontscheibe ragende Reifen noch ein paar Sekunden weiter. Ben und Krüger sahen wortlos auf das Schlachtfeld, welches die A 8 ihnen in diesem Moment bot. Krüger kam als erste wieder zu Stimme, blickte auf den hinter Ben liegenden Reifen und die Wrackteile des Jeeps, die sich über die Felswand verteilt hatten. „Na, ich glaub, den Reifenwechsel können wir uns sparen…“

    fantreffen 2005 (Wir lassen es krachen) // 2006 (Never change a running system) // 2007 (Abschied) // 2008 (Schlafen kann man auch zuhause) // 2009 (Cobra 11 Freunde müsst ihr sein) // 2010 (Ausnahmezustand im Strafvollzug) // 2011 (72 Stunden Semir, Spaß und Schokolade) // 2012 (Hürth, wir haben ein Problem!) // 2013 (Zarte Fäuste und ein Hallelujah) // 2014 (Neue Betten braucht das Land!) // 2017 (Irgendwann is' Schluss)

    Einmal editiert, zuletzt von thommyn ()

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    „Wer hän‘ Eich ins Hirn neig’schissad???“ brüllte Dienststellenleiter Häberle, während ihm Kim Krüger, Semir und Ben mit leicht betretenem Blick auf drei abgewetzten Holzstühlen gegenübersaßen. „Als ob mir net scho g’nug Ärger aufm Drackensteiner Hang hän‘, da kemmat’s ihr preissischn Volltrottel und sorget‘s dafür, dass ma auf unsa Autobahn die nächschtn drei Woche gar net fahret ko?“ Er erhob seine geschätzten 120 Kilo von dem ebenfalls abgewetzten Drehstuhl, der – dank der Erleichterung – zwei Zentimeter höher wurde. Häberles weißes Hemd war, obwohl es gerade einmal Mittag war, bereits völlig durchgeschwitzt. Er tupfte sich mit einem halb zerrissenen Taschentuch, welches er aus den Tiefen seiner Uniformhose gekramt hatte, den Schweiß von der Stirn.


    Ben drehte sich zu Semir und flüsterte ihm ins Ohr. „Sag‘ mal, dass es ein Anschiss ist, hab ich rausgefunden aber was genau will der uns da sagen?“ – „Das sind Schwaben“, antwortete Semir ebenso leise, „die können alles – außer Hochdeutsch.“ Ben kicherte. Häberle ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen. „Was isch da dran so luschtig? Soll I Eich glei eischperrad? I glaub nit, dass’d Ihr des dann no so luschtig findats!“ Ben verstummte augenblicklich. Krüger nutzte die Chance, um den Ton ins Sachliche und ins Hochdeutsche zurückzuführen. „Herr Häberle, ich verstehe Ihren Unmut. Doch wir sollten auch einmal daran denken, warum das alles passiert ist. Fakt ist: Wir haben zwei Männer beobachtet, die in der Tankstelle ohne Vorwarnung eine junge Frau erschossen haben. Die paar tausend Euro in der Kasse ließen sie jedoch völlig unbeachtet. Sie haben also nicht nur eine kaputte Autobahn, sondern auch einen Mord aufzuklären. Also, wenn Sie bitte unsere Aussagen aufnehmen, damit wir zumindest die Abschlussrede des Polizeikongresses noch schaffen.“ – „Nix da!“ Häberle erhob sich aus wieder aus dem Stuhl. „MIR hän an Mord aufzukläret. Und ihr bleibt’sch hier, bis des alles geklärt isch. I hän scho mit Ihrem oberschtn Chef g’sproche, Frau Krüger, der hat uns sie drei für den Fall quasi ‚ausgliehet‘. Mir sin hier sowieso chronisch unterb’setzt und da findet er’s aa nur recht und billig, wenn Ihr drei aa was zur Aufklärung von derer ganzen Schose hier beitraget.“ Wieder erhob er sich. „Und jetz gaaht’s ihr zum Kollegen Stechele, der werd‘ sich um Eich kümmere. Ade!“


    Der junge Kollege, der am Ausgang des Raumes wartete, zupfte an seiner Uniform. „Kommen Sie bitte mit, Kollegen.“ – „Na, wenigstens einer spricht hier deutsch.“ stichelte Semir leise weiter, doch nicht leise genug. „Des hän‘ i fei g’hört, Herr Kerhän!“ – „Gerkhan, wenn’s recht isch!“ Semir sprach das „sch“ am Ende des Satzes besonders betont, während er als letzter hinter Stechele, Krüger und Ben den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. Häberles Kopf lief noch röter an, als er sowieso schon war. Er zückte wieder sein Taschentuch, schnaufte schwer und kehrte zurück an seinen Schreibtisch. Er wollte sich wieder setzen, doch in diesem Moment brachen dem Drehstuhl zwei Rollen ab und Häberle landete unsanft mitsamt den Resten seines Dienstsessels auf dem harten PVC-Boden…

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  • (4)


    Michael Demmler stand am bodentiefen Panoramafenster seines Büros im 9. Stock, welches ihm einen Blick über den gesamten Talkessel, in dem das Zentrum Stuttgarts lag, bot und schaute nervös auf seine vergoldete Armbanduhr. Viertel nach eins. Endlich erschien sein Privatsekretär Stölzle in der Tür. „Schlechte Nachrichten. Die Sache ist schiefgelaufen.“ Demmler drehte sich schlagartig um. „Was heißt da, schiefgelaufen, Stölzle?“ – „Naja, die Frau ist nicht mehr unser Problem. Aber die beiden Männer wurden entdeckt und von der Polizei verfolgt.“ – „Sind sie gefasst worden?“ – „Sie sind tot. Beide.“ – „Irgendwelche Verbindung zu uns oder zu mir?“ – „Ich weiß es nicht, Chef.“ – „Dann finden Sie’s raus, verdammt noch mal!“ brüllte Demmler Stölzle so laut an, dass dieser einen Satz rückwärts machte. „Für was bezahle ich Sie!“ – „Bin schon unterwegs, Chef.“ Stölzle lief hinaus.


    Demmler blickte wieder auf ‚sein‘ Stuttgart. „Ich mach‘ Euch alle. Jeden beschissenen von Euch, der meinem Projekt im Weg steht.“ Verbittert sah er durch das Fenster auf den Hauptbahnhof hinab, auf dessen Hauptturm große Transparente angebracht waren. Eine Hundertschaft Polizisten versuchte, die aufgebrachte Menge, die vor den rot-weißen Absperrgittern immer zahlreicher wurde, von dem alten Backsteinbau des Bahnhofsflügels, in dessen Rückseite ein großes Loch klaffte, wegzuhalten. „Baustopp jetzt, Baustopp jetzt!“ skandierten die etwa zweihundert Menschen im Chor und rüttelten an den Gittern. Mitten unter ihnen standen Julia und Simone, zwei junge Frauen Mitte 20, die sich gegenseitig zwei rote Stoppschilder ins Gesicht gemalt hatten und ein Transparent in den Händen hielten, auf das sie in großen Buchstaben „Kein Raubbau an unserer Natur!“ geschrieben hatten. Sie schauten sich abwechselnd in die Augen und auf den großen Bagger, der etwa 20 Meter vor ihren Augen ein weiteres Loch in den Seitenflügel des Bahnhofsgebäudes brach.


    Im nebenan liegenden Stadtpark, in dem einige der Demonstranten bereits seit Monaten campierten und der dementsprechend von einer Dunstwolke aus Bier, Urin und Erbrochenem durchzogen war, saß Gerhard Menk auf einer Bank. Er schüttelte den Kopf und seufzte tief. Seine rechte Hand war auf einen Gehstock gestützt. Er konnte zwar noch in gemächlichem Tempo gehen, bei langen Spaziergängen war ihm der Stock jedoch eine wertvolle Hilfe geworden. Und er liebte lange Spaziergänge. Jeden Tag stieg er von den Hügeln der Neuen Weinsteige, wo er sein kleines Einfamilienhaus mit einem Hanggarten und ein paar kleinen Weinstöcken hatte, hinab und besuchte „seinen“ Stadtpark, wo er schon als Kind mit den Nachbarskindern Fußball gespielt hatte. Und obwohl seine Beine das Fußballspielen schon lange nicht mehr mitmachten, brach es ihm das Herz, die Bäume, die er wachsen gesehen hatte, bald verlieren zu müssen. Und wenn das stimmte, was er erfahren hatte, dann nur, weil ein paar reiche Leute niemals reich genug sein konnten und sich mit Geld über jede demokratische Entscheidung hinweg setzen konnten. Doch wenn alles so klappte, wie es vereinbart war, würde er schon bald die Beweise hierfür haben. Und dann könnten sich „die da oben“ auf was gefasst machen…

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  • (5)


    „Sonja Kandel, 20 Jahre, Studentin, ledig, keine Kinder. Lebt seit letzten September in einer kleinen WG in Plochingen. Ihre Eltern, die wohnen in der Nähe von Berlin, haben wir benachrichtigt.“ Stechele las Ben, Semir und Krüger aus der Akte vor, die ihm die Sekretärin Sandra Schmidt vor wenigen Minuten auf den fahlgrauen Schreibtisch mit den kreisrunden Kaffeeflecken gelegt hatte. „Waren völlig fassungslos, berichten die Berliner Kollegen. Die einzige Tochter zieht zum Studieren fort und neun Monate später ist sie tot. “


    Es klopfte. Sandra Schmidt streckte ihnen blondgelockten Kopf durch die Tür. Bens Augen wurden wieder etwas größer. „Die Kennzeichen waren gefälscht, die Männer konnten wir noch nicht identifizieren. Die sehen echt übel zugerichtet aus.“ – „Habt Ihr sonst irgendetwas Verwertbares in dem Jeep finden können?“ bohrte Stechele weiter. „Wir sind dran, aber falls Du’s noch nicht bemerkt hast: Das Ding klebt an einem Baum mitten am Albaufstieg. Da können die Kollegen nicht einfach mit nem Abschleppwagen ranfahren. Die haben jetzt nen Spezialkran bestellt, der das Wrack spätestens bis morgen früh der KTU auf den Hof stellen wird.“ – „Danke.“ Stechele seufzte enttäuscht.


    Sandra fuhr fort: „Bei der Kandel haben wir nur das Übliche gefunden: Schlüssel, 50 Euro, Studentenausweis, EC-Karte, Mitgliedskarte im Jugendherbergswerk und eine abgerissene Kinokarte für ‚Fluch der Karibik 4‘ von gestern Abend. Ach ja, hier: Die Adresse der WG, wo sie gewohnt hat. Die Mitbewohnerinnen sind noch nicht informiert.“ – „Klar, dass Ihr das wieder uns überlassen habt.“ antwortete Stechele. „Naja, vielleicht finden wir in der WG etwas Verwertbares.“


    „Kein Handy?“ fuhr Semir dazwischen. Stechele und Sandra sahen sich an. „Nein, kein Handy.“ – „Eine junge Frau ohne Handy, das kann ich mir nicht vorstellen.“ – „Wir haben aber keines gefunden.“ – „Auch nicht in ihrem Auto?“ Stechele und Sandra blickten sich erneut erst gegenseitig und dann Semir an. „Auto?“ – „Na, die Kandel wird doch kaum zu Fuß zur Tankstelle gelaufen sein. Zum Vorglühen für die Studentenparty ist es noch etwas früh am Morgen.“ – „Verdammt“, verstand Stechele plötzlich, „der ihr Auto muss ja immer noch an der Tankstelle stehen! Gerkhan, schnappen Sie sich einen Knaben von der Spurensicherung, der soll mit ihnen zur Tankstelle fahren und den Wagen möglichst gleich vor Ort untersuchen. Jäger, kommen Sie, wir bringen es hinter uns und fahren in die WG.“ Die drei stürmten los und ließen Sandra Schmidt und Kim Krüger allein zurück. Die beiden Frauen sahen sich an, schmunzelten und seufzten fast gleichzeitig: „An wem der Bericht wohl wieder hängen bleibt…“

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  • (6)


    „Nehmen Sie den Häberle nicht so, der ist eigentlich ganz in Ordnung. Wir haben nur an dieser Stelle der Autobahn so häufig Unfälle, dass wir die Autobahn eigentlich komplett sperren müssten. Und da die Regierung sparen muss, haben die den Ausbau der Autobahn erneut um mindestens acht Jahre verschoben.“ erzählte Stechele, als er mit Ben zusammen in einem klapprigen VW Passat in alter grün-weißer Polizeilackierung über die Landstraße Richtung Plochingen tuckerte. Sie hatten nach über einer Stunde Stau das Stadtzentrum von Geislingen an der Steige, welches auch die Umleitungsstrecke für die weiterhin gesperrte Autobahn darstellte, endlich verlassen. „Egal, was der sagt, ich verstehs ja sowieso nicht.“ bemerkte Ben trocken. Stechele musste lachen. „Ja, ja, hier hat oft jedes Dorf seinen eigenen Dialekt, das war auch für mich am Anfang nicht leicht.“ – „Sie sind nicht von hier?“ – „Nein, um Himmels willen. Ich komme eigentlich aus Stuttgart, aber da die Polizeistationen auf dem Lande so chronisch unterbesetzt sind, wurde ich hier raus versetzt. Naja, spare ich wenigstens Miete.“ Schwaben und Sparen, dachte Ben, da sind wir ja im Zentrum der Klischees gelandet. Eine halbe Stunde später, nachdem sie an Dörfern mit reichlich seltsamen Namen vorbeigefahren waren, erreichten sie Plochingen.


    Im Stadtzentrum hielt Stechele vor einem Haus, welches mit seinen goldenen Türmchen, schiefen Fensterchen und seinem kuhfleckenartigen Fassadenanstrich so überhaupt nicht neben die backsteinernen Industrie- und Wohnbauten ringsum passen wollte. „Nicht wundern, das Ding hat Hundertwasser entworfen. Von innen sieht’s nur halb so schlimm aus. Und die Miete ist billig.“ Nicht schon wieder, dachte Ben, als Stechele an der ebenso kuhfleckenartig bemalten Klingeltafel bei „Meyer/Heller/Kandel“ klingelte. Nichts rührte sich. Als eine alte Rentnerin mit zwei Mülleimern bepackt die Haustür öffnete und den beiden Beamten die Tür aufhielt, traten diese ungefragt ein.


    Im 2. Stock fanden sie die Wohnungstür der WG. Stechele wollte wieder klingeln, als er bemerkte, dass das Schloss aufgebrochen war und die Tür offen stand. „Scheint schon jemand da gewesen zu sein.“ flüsterte Ben. In diesem Moment klirrte es aus der Wohnung. „Scheint noch da zu sein, derjenige.“ Stechele zog seine Pistole hervor. Ben tastete an seinem Gürtel, bis ihm einfiel, dass seine Dienstwaffe vorschriftsgemäß gesichert in seinem Spind in der PAST schlummerte. Normalerweise braucht man zum Polizeikongress ja auch keine Waffe, dachte er sich, aber was läuft bei uns schon normal. Die beiden zählten bis drei, dann drückte Ben mit einem Ruck die Tür auf, so dass diese vollständig aufsprang, während Stechele seine gezogene Waffe Richtung Wohnungsinneres streckte.


    „Scheiße, die Bullen!“ schrie einer der beiden Männer, die den beiden nun gegenüberstanden. „Stehenbleiben, Polizei!“ brüllte Stechele zurück. Sofort liefen die beiden Männer durch ein weiteres Zimmer und durch die geöffnete Balkontür auf den Balkon hinaus. „Ich dachte, wenigstens das funktioniert hier, dass die bösen Buben stehen bleiben, wenn man ‚Stehenbleiben‘ ruft!“ kommentierte Ben, während sie den beiden hinterherliefen. „Was für Märchenbücher lesen Sie denn auf der Polizeischule?“ antwortete Stechele, „Das klappt wirklich nur im Fernsehen.“ Während der erste bereits über die Brüstung sprang, blieb der zweite plötzlich stehen, drehte sich um und schoss auf Ben und Stechele. Mit einem lauten Knall zerbarst die Glasvitrine, die eben noch neben Ben und Stechele gestanden hatte. Doch bis Stechele zurückfeuern konnte, war auch der zweite über die Brüstung verschwunden. Ben und Stechele liefen in gebückter Haltung auf den Balkon. Während Ben in Deckung blieb, lugte Stechele auf den Balkon, nur um zuzusehen, wie die beiden Männer bereits durch den Garagenhof auf die danebenliegende Straße liefen, wo ein schwarzer Wagen plötzlich aus einer Parklücke fuhr, die Schiebetür des Wagens geöffnet wurde und die beiden Männer einstiegen ließ. Mit quietschenden Reifen bog der Wagen um die nächste Ecke. „Der ist weg.“


    Ben und Stechele gingen zurück und betrachteten das, was bis vor ein paar Stunden noch eine ansehnliche WG hätte sein können. Neben der zerbrochenen Glasvitrine, unter einer bunten, halb von der Wand herunterhängenden „Pace“-Fahne, waren drei Bücherregale, die nicht zusammenpassten, und aus denen alle Bücher herausgeräumt und auf dem Boden verteilt worden waren. Um den breiten Glastisch und das beigefarbene Sofa, dessen rechter unterer Fuß abgebrochen war, verteilten sich hunderte karierter Zettel, teils dicht beschrieben. Die vielen Pflanzen, die das Wohnzimmer säumten, waren allesamt umgeworfen oder abgerissen worden. Still sahen sich Ben und Stechele um, als sie Schritte vom Flur langsam auf sie zukommen hörten. Stechele hatte seine Hand wieder an der Waffe und pirschte sich auf leisen Sohlen vorwärts, bis sie seitlich der offenen Tür standen. Mit den Fingern zählte Ben bis drei. Dann sprang Stechele in den Türrahmen und richtete seine Waffe nach vorne.


    Hysterische Schreie ertönten. Durch den Lauf seiner Pistole konnte Stechele zwei völlig verschreckte, zitternde Blondschöpfe erkennen, die ihre Hände in die Höhe reckten. „Wer seid ihr denn?“ fragte Ben. „Www… wir wohnen eigentlich hier…“ flüsterte die kleinere der beiden. „Ju… Julia. Julia Meyer“ – „Simone Heller.“ gab jetzt auch die Größere ganz leise von sich. „Das ist unsere WG.“ – „Naja, oder besser, war.“ kommentierte Ben mit einem Blick nach hinten. „Irgendjemand hat bei Euch was gesucht, was ihm wohl sehr wichtig ist.“ – „Und wer sind Sie?“ – „Kripo Autobahn Köln.“ zeigte Ben seinen Dienstausweis, „Auf Auslandseinsatz.“ Der letzte Halbsatz brachte ihm einen bösen Blick von Stechele ein. „Können wir reinkommen?“ flüsterte Simone. „Na klar, is ja Eure WG.“ antwortete Ben. „Oder besser: war. Aber fasst bitte nichts an, die Spurensicherung war noch nicht da.“ – „Gutes Stichwort“, warf Stechele ein und zückte sein Handy…

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    Julia und Simone hatten sich ein Glas Wasser geholt und bekamen langsam wieder Farbe in ihre Gesichter, nachdem ihnen Stechele und Ben die Nachricht vom Tod ihrer Mitbewohnerin übermittelt hatten. „Wir fragen uns nur, was die bei Euch gesucht haben könnten. Was könnt Ihr uns über Sonja erzählen?“ – „Nicht viel, sie wohnt…“ Julia wischte sich erneut die Tränen aus den Augen „wohnte ja erst seit zwei Semestern hier. Wir studieren alle drei Agrarwirtschaft an der Uni Hohenheim, wir beide im fünften Semester, Sonja, wie gesagt, im zweiten.“ – „Künftige Diplom-Bäuerinnen“, unkte Ben und blickte in zwei schmollende Gesichter. „Schon mal was von ökologischem Landbau gehört?“ schnaubte Julia ihn an. „Oder erlegen Sie Ihre Currywurst und Ihr Dönertier noch mit Pfeilspitzen?“ – „Sorry, war nicht so gemeint“ versuchte er sich zu rechtfertigen. „Bitte, erzählt doch weiter.“


    Nun klinkte sich Simone ein. „Naja, sie ist eigentlich total in ihrem Studium aufgegangen. Ihre Eltern haben irgendwo in Brandenburg einen Bauernhof, den sie später übernehmen und vollökologisch betreiben wollte. Überhaupt drehte sich bei ihr immer alles um Tiere, Natur und Umweltschutz. Nicht mal auf die letzte Studentenparty hat sie uns begleitet. Sie wollte irgendeine Demo gegen Stuttgart 21 mit organisieren, und das nahm fast ihre ganze Freizeit in Anspruch.“ Julia übernahm wieder. „Bei solchen Demos war sie immer ganz vorne mit dabei.“


    Ben hatte von Stuttgart 21, dem größten Bauprojekt Süddeutschlands, um das sich in den letzten Monaten eine regelrechte Schlammschlacht zwischen Politik und diversen Bürgerinitiativen ergeben hatte, bereits gehört. Der alte Stuttgarter Hauptbahnhof soll dabei abgerissen werden und einem neuen, unterirdischen Bahnhof weichen, der in vielen Jahren den gesamten Fernverkehr rund um Stuttgart abwickeln soll. „Und ihr? Wie standet ihr zu dem, was Sonja da so getrieben hat?“ – „Naja, bei den Demos gegen Stuttgart 21 sind wir auch immer mitgelaufen. Kann ja nicht sein, dass die auf der einen Seite Studiengebühren für uns einführen und dann vier Milliarden verbuddeln, nur damit die Zugfahrt nach München 20 Minuten kürzer wird.“ Ben musste kurz an den Polizeikongress denken, bei dem er sich trotz allen Vorbehalten gegen solche Veranstaltungen jetzt tausendmal lieber befunden hätte.


    „Aber Sonja übertrieb da einfach. Sie war geradezu besessen davon, das Projekt zum Scheitern zu bringen. Als ob sie alleine eine Chance gegen die da oben hätte.“ - „Glaubt Ihr, dass Ihr eine Chance dagegen habt?“ fragte Stechele nun zurück. „Naja, irgendwas müssen wir ja tun. Und außerdem gibt es ja auch ganz schnuckelige grüne Aktivisten…“ lächelte Simone leicht verlegen zurück. „Aber nach was die Männer hier gesucht haben, könnt Ihr Euch auch nicht vorstellen?“ – „Nein, keine Ahnung.“ antworteten Julia und Simone nacheinander. „Hatte sie einen Laptop oder einen Computer?“ – „Der Laptop müsste in ihrem Zimmer sein.“ In dem Moment klopfte die Spurensicherung an der Tür. „Auftrag verstanden, wenn es einen Laptop in ihrem Zimmer gibt, werden wir ihn finden.“ kommentierte einer der drei ganz in Weiß gekleideten Männer die Situation...

    fantreffen 2005 (Wir lassen es krachen) // 2006 (Never change a running system) // 2007 (Abschied) // 2008 (Schlafen kann man auch zuhause) // 2009 (Cobra 11 Freunde müsst ihr sein) // 2010 (Ausnahmezustand im Strafvollzug) // 2011 (72 Stunden Semir, Spaß und Schokolade) // 2012 (Hürth, wir haben ein Problem!) // 2013 (Zarte Fäuste und ein Hallelujah) // 2014 (Neue Betten braucht das Land!) // 2017 (Irgendwann is' Schluss)

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    Aus Semirs Jackentasche dröhnte “Highway to Hell”. Semir fluchte leise und beschwor sich erneut, dass er den Klingelton seines Handys ändern würde, sobald er die Einstellung hierfür in den vielen verwirrenden Menüs seines iPhones, welches er sich selbst zu seinem letzten Geburtstag gegönnt hatte, wiederfinden würde. „Ben, was gibt’s?“ – „Hallo Partner, na, bist Du noch fleißig am Benzinpreise studieren?“ – „Sehr witzig! Den Wagen von der Kandel haben wir schnell gefunden, irgendwann fiel auch der Spurensicherung auf, dass hier ein Auto zu viel rumstand. Netterweise ist es genau der Fiesta, über den der Mörder drüber gelaufen ist.“ – „Klasse, dann können wir ihn ja vielleicht daran identifizieren.“ – „Zumindest seine Schuhgröße wissen wir jetzt, 45, aber ich glaube kaum, dass uns das wirklich weiterhilft.“


    „Und die Überwachungsvideos von der Tankstelle?“ – „Sind wir auch durch. Die waren schlau, auf keiner Kamera ist auch nur der Ansatz eines Gesichtes zu sehen. Aber man kann erkennen, dass sich der Fahrer des Jeeps am Auto von der Kandel zu schaffen gemacht hat.“ – „Wie jetzt? Wollten die eigentlich das Auto klauen, und haben die Kandel nur so ganz nebenbei umgebracht?“ – „Wohl eher nicht. Während der eine ihr in die Tankstelle folgte, schlug der andere die Scheibe der Beifahrertür ein und nahm eine schwarze Tasche aus dem Auto. Und bevor Du fragst, nein, wir konnten noch nicht erkennen, was darin war. Die von der KTU werden in dem Jeep nach einer schwarzen Tasche suchen, sobald sie den von der Felswand gekratzt haben. Aber wie gesagt, das kann dauern… Hast Du was Brauchbares, Partner?“


    „Die WG von der Kandel und ihren Freundinnen ist in ihrem jetzigen Zustand zu ziemlich wenig zu gebrauchen. Wir haben zwei weitere Männer auf der Flucht, und die Spurensicherung untersucht grad noch eine Patrone, die hier in der Wohnzimmerwand steckt. Aber auch das kann dauern.“ – „Moment mal, Ben, die Welt braucht mich!“, unterbrach Semir ihn. Ben hörte, wie sich Semir im Hintergrund mit einem der schwäbischen Spurensicherer unterhielt, konnte aber nichts verstehen. „Ben, bist Du noch dran?“ – „Klar!“ – „Es gibt doch noch was Neues! Die Spurensicherung hat das Handy von der Kandel gefunden, es war unter den Fahrersitz geklebt.“ – „Geklebt? Wieso das denn“ – „Das hat mir das Handy noch nicht gesagt.“ Ben wurde ungeduldig. „Schon recht, Spaßvogel.“ – „Du, bevor ich Dir jetzt auf dem einen Handy erzähle, was ich in dem anderen lese, lass uns doch gleich bei Häberle treffen, dann können wir das Handy gleich gemeinsam untersuchen und weder Häberle noch die Krüger fühlen sich übergangen. Bis nachher!“ Semir legte auf. Jetzt haben wir schon zwei Chefs, die wir informieren müssen, dachte er und betrachtete das gefundene Handy…

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  • (9)


    Der Konferenzraum des Polizeireviers von Geislingen war mit den gleichen tristen 70er-Jahre-Möbeln eingerichtet wie Häberles Büro. In Ermangelung seines eigenen Drehstuhls musste sich auch Häberle in einen der viel zu engen Konferenzstühle quetschen, was ihm selbiger sichtlich verübelte. Häberle eröffnete die Runde, berichtete von seinen und Krügers Telefonaten mit dem familiären Umfeld von Sonja Kandel in Brandenburg, konnte aber weder sensationelle noch sonst verwertbare Neuigkeiten vermelden. Dann berichteten Ben und Stechele von ihrem Besuch in der WG. Als Stechele von der Schießerei berichtete, wurde Häberles Kopf wieder röter. „Zuständ hän mir hier inzwische. Als ich jung war, hän die Leit no Reschpekt g’hätt vor die Polizischtn.“ Ben und Semir versuchten, sich ein erneutes Lachen über Häberles Dialekt zu verkneifen, aus dem Augenwinkel konnte Ben erkennen, dass es seiner Chefin ähnlich erging.


    Semir rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Er konnte es nicht erwarten, endlich das Handy zu untersuchen. Überhaupt ging ihm das alles hier viel zu langsam, das musste er schon bei der Spurensicherung am Rasthof feststellen. Er – der in seinem Leben immer einen Schuss Action brauchte, egal ob auf der Autobahn oder zuhause bei seinen Töchtern, fühlte sich hier in der Provinz einfach nicht wohl. Ob es Ben ebenso erging? Der schien das Abenteuer bisher relativ locker wegzustecken. Endlich war Semir an der Reihe und präsentierte stolz das gefundene Handy. Doch anstatt jetzt in Tatendrang zu verfallen, erhob sich Häberle langsam von seinem Stuhl. „Herr Gerkhan, mir wäret des untersuche lasse vo unsara technische Leit.“ – „Wie? Ich dachte, wir rufen jetzt einfach mal die letzten Nummern durch?“ Semir sah Häberle verständnislos an. „Herr Gerkhan, für so was bezahled mir hochbezahlte Techniker. Die prüfed des, suched die letzschte Nümmerle raus und jaget die glei durch die Fahndungsdingschda.“ „Fahndungscomputer.“ vervollständigte Krüger den Satz resigniert. „Hän I doch g’sagt. Also meine Herre, mir gänget jetschd hoim, morgen sehed mir weida.“ schloss Häberle wie selbstverständlich die Sitzung.


    Stechele begann, seelenruhig seine Tasche zusammenzupacken. Ben versuchte, Semir zu unterstützen: „Wie? Sollen wir seelenruhig zusehen, wie da draußen womöglich ein Mörder frei rumläuft? Ich glaube kaum, dass die beiden Kamikazefahrer die Kandel nur so aus Langeweile abgeknallt haben. Da muss mehr dahinter stecken!“ – „Des glaubet mir aa, aber des wäred mir heute aa nimma lösed. Bis morgen.“ – „Aber das Handy…“ setzte Semir erneut an. „Mir untersuched des!“ schnauzte Häberle zurück. „Stechele, bringet se die drei ins Kaiser. Bis morgen!“ Häberle wartete bereits an der geöffneten Tür. Kim Krüger, Ben und Semir schauten gleichsam betreten aus der Wäsche. „Also, meine Herren, Aufbruch.“ gab Krüger schließlich nach.


    Mit Stecheles Dienstpassat wurden die drei keine zehn Minuten später vor einer wenig einladenden dunkelroten Fassade in der Stuttgarter Straße abgesetzt. „Des beschte Häusle im Städtele…“ versuchte Ben Häberle zu imitieren. „Der Häberle hat wohl vergessed zu erwähned, dass es das ‚beschte Häusle‘ ist, weil es das ‚einzigschte Häusle‘ im ‚Städtele‘ ist.“ kommentierte er mit Blick auf den Landgasthof Kaiser, dessen Eingangsstufen von zwei grinsenden Gartenzwergen mit roten Zipfelmützen und „Herzlich Willkommen“-Schildern bewacht wurden. „Naja, sieht vielleicht nur von außen so schlimm aus.“ Die drei traten ein. „Stimmt, Partner, sieht nur von außen schlimm aus. Innen ist es viel schlimmer.“ – „Denk einfach, Du bist im Metropol.“ versuchte Semir Ben erneut zu besänftigen. „Wie denn, bei dem Anblick?“ Ben deutete mit einem leichten Kopfnicken auf die Angestellte an der Rezeption, die mit ihren ungekämmten Haaren und ihren weit mehr als 100 Kilo wie eine Mischung aus Angela Merkel und Dienststellenleiter Häberle wirkte. „Ist halt eine praktische Frau. Im Winter wärmt sie, im Sommer wirft sie Schatten.“ – „ Auf des Schättele ko i gern verzichtad.“ schwäbelte Ben erneut. „Bitte, nicht Du auch noch, der Tag war schlimm genug.“ stöhnte Semir.


    Fünf Minuten später verabschiedete sich Kim Krüger aus dem mit einer absolut hässlichen rot-orange gestreiften Plüschtapete ausstaffierten Flur in ihr Einzelzimmer. Ben und Semir blieben an der benachbarten Tür stehen, öffneten und steckten ihren Kopf in das, was das Angela-Merkel-Häberle-Double ihnen als „einzigschtes Doppelzimmer mit getrennte Bette“ verkauft hatte. Es bestand aus einem schmalen Bett, welches in der Ecke stand, darüber ein Bild, auf dem ein Hirsch seinen Kopf in die Höhe reckte, und einer ausgezogenen Schlafcouch. Ben und Semir sahen sich an. „Okay, ich bin der Dienstältere, also steht mir das Bett zu.“ - „Das ist gemein“, entgegnete Ben, „lass uns wenigstens Schnick-Schnack-Schnuck machen.“ Nach vier Runden mit je zwei Steinen hatte Semirs Papier schließlich Bens Stein eingewickelt. Er zog die Schuhe aus und warf sich auf das Bett, was dieses ihm mit einem ohrenbetäubenden Knarzen dankte. „Au!“ schrie Semir, der nicht erwartet hatte, dass die Matratze überhaupt nicht nachgab. „Ein Brett ist ein Himmelbett dagegen.“


    Ben grinste, als Semir ihm entgegenkam. „Platz da, wir tauschen!“ – „Nee, nee, so nicht!“ versuchte Ben, seine soeben erspielte Schlafcouch zu verteidigen. Nach drei weiteren Runden Schnick-Schnack-Schnuck verzog er sich grummelnd auf das Bett und versuchte, sich vorsichtig darauf zu setzen. „Naja, wenigstens hat das Brett keine Nägel oben drauf…“

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  • (10)


    Demmler blickte ungeduldig in den Morgenhimmel. Er hatte kaum geschlafen und fühlte einen pochenden Schmerz in der Schläfe. Und das, obwohl er neben der vierten Zigarette auch schon das zweite Schmerzmittel hinter sich hatte. Der Laptop war nicht aufzutreiben. In der Wohnung war er nicht. Und wenn er im Jeep war, konnte er nur hoffen, dass nichts in falsche Hände geriet. Der Anruf hatte sein Konzept dann vollends über den Haufen geworfen und er war Stölzle dankbar, dass dieser ihm noch am Abend eine Lösung präsentierte, wie dieser ärgerliche Zwischenfall auf elegante Weise zu lösen war, der Deserteur beseitigt und alle Spuren verwischt werden konnten. Der Plan war absolut genial. Niemand würde ihn verdächtigen, keine Spur würde mehr zu ihm führen und außerdem war ihm dieser Kerl sowieso lästig geworden.


    Stölzle war wirklich tüchtig und er überlegte, ob er ihn nicht im Sommer in sein Chalet in Südfrankreich einladen sollte. Zwei Wochen Erholung, die Berge und das Meer vor der Haustür und der benachbarte Wirt hatte den besten Rotwein der Gegend im Keller. Doch vorher musste er diese Sache endlich zu Ende bringen. Er war auf dem besten Wege dazu.


    Es klopfte. Stölzle verkündete, dass er alles vorbereitet hätte und steckte den Schlüssel, den Demmler schon zu Beginn des Projektes hatte nachmachen lassen, wieder in Demmlers Manteltasche. Erst dann zog sich Stölzle die Einmalhandschuhe aus und warf sie in den Abfalleimer der Büroküche. Sauber, pflichtbewusst und ohne Spuren zu hinterlassen, so hatte er seinen Privatsekretär in den vergangenen zwei Jahren zu schätzen gelernt. Das mit Südfrankreich war wirklich eine gute Idee.


    „Bleibt es bei 12 Uhr?“ – „Es bleibt dabei“. Demmler holte das Mobiltelefon aus der abgeschlossenen Schreibtischschublade. Selbstverständlich handelte es sich um ein Prepaid-Handy, so dass man den Anruf nie würde zurückverfolgen können, und morgen würde er das Handy sowieso entsorgen. Und derjenige, mit dem er jetzt telefonierte, würde den heutigen Tag sowieso nicht überleben…

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  • (11)


    Mürrisch goss Ben die schwarze Plörre, die die ebenso mürrische Frühstückskellnerin unverdienterweise als Kaffee bezeichnet hatte, in seine mit Blümchen verzierte Tasse. „Meint ihr, wir überleben das hier?“ fragte er in die müden Gesichter von Semir und der Chefin. Semir starrte, ganz in Gedanken versunken, auf seinen Teller, auf dem ein halbes „Weggle“ sein Dasein fristete. „Hä?“ gab er Ben als Antwort. „Hallo, Erde an Cobra 11. Kommt mein türkischer Hengst heute gar nicht in die Hufe?“ – „Sorry, ich hab mir die halbe Nacht Gedanken gemacht, was hinter dem Mord wohl stecken könnte, bin aber auf keinen grünen Zweig gekommen. Das mit dem Handy lässt mir einfach keine Ruhe. Warum war es unter dem Sitz festgeklebt? Hatte die Kandel irgendetwas geahnt? War ihr bewusst, dass sie verfolgt wird?“ – „Herr Gerkhan, vielleicht überrascht Sie Häberle heute mit richtig großem Tatendrang. Stechele müsste uns sowieso gleich abholen.“ – „Mmh.“ bekam Kim Krüger als einzige Antwort. Zehn Minuten später fuhr Stechele mit seinem Dienstpassat auf den Hof.


    „Morgen!“ Häberle wirkte ausgeschlafen und putzmunter. Er war frisch rasiert, trug ein frisches Hemd und hatte seinen Drehstuhl mit zwei Holzklötzen verstärkt. „Mir hän scho die erschte Ergebnisse von der KTU!“ Augenblicklich wurden die Augen von Ben und Semir wacher. Zur Erleichterung von Ben und Semir übernahm Stechele das Wort. „Der Telefonspeicher und der Nachrichtenspeicher waren leer. Sie hat wohl alle Nachrichten und Kontakte gelöscht. Wir haben aber Benedikt auf die Sache angesetzt…“ – „Benedikt?“ Semir schaute etwas misstrauisch. „Unser Technikfreak hier.“ erläuterte Stechele. „Wenn irgendeiner gelöschte Daten wiederherstellen kann, dann er. Benedikt versucht, ob er etwas wieder lesbar machen kann.“


    Sandra Schmidt stand in der Tür und ergänzte: „Und die beiden Studentinnen aus der WG haben heute Morgen angerufen. Sie wussten nicht, ob es interessant sein könnte und ihnen ist es nach dem Schock erst in der Nacht wieder eingefallen, aber Sonja Kandel hatte wohl einen Verehrer, den sie erst vor ein paar Tagen hat eiskalt abblitzen lassen.“ Sie wedelte mit einem Notizzettel. „Hier ist die Adresse: Mike Danner, arbeitet in einer Autowerkstatt in Untertürkheim.“ Sie beratschlagten sich noch eine Weile und beschlossen, dass Ben und Stechele zu Danner fahren würden, während Semir in Zusammenarbeit mit diesem Benedikt das Handy weiter untersuchen würde…

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  • (12)


    Ein beißender Geruch von Gummi und Benzin stieg Ben und Stechele in die Nase, als sie die Halle von „Richies Tuningwerkstatt“ in der Uhlbacher Straße in Stuttgart-Untertürkheim betraten. Ein kahlrasierter Zwei-Meter-Hüne steckte bis zum Hals im Motorraum eines weinroten Mercedes CLS, aus der hinteren Ecke der Halle heulte ein Motor auf. Richie, der Besitzer der Werkstatt, putzte seine ölverschmierten Finger an einem ebenso ölverschmierten Lappen ab und reichte Ben und Stechele die Hand. „Mike!“ rief er den Hünen herbei, der im Gegensatz zu seinem muskulösen Äußeren äußerst kindliche Gesichtszüge hatte und ebenso ölverschmierte Finger wie Richie. „Mike Danner, auch Thunder-Mike genannt, was kann ich für Euch tun? Tieferlegen, aufmotzen, Chip entfernen?“ – „Das letzte habe ich gerade geflissentlich überhört.“ zückte Stechele seinen Dienstausweis. Das Lachen wich aus Mikes Gesicht.


    „Aber deswegen sind wir nicht hier. Sie kannten Sonja Kandel?“ – „Sunny? Klar, aber wieso ‚kannte‘?“ – „Können wir das irgendwo in Ruhe besprechen?“ Mike führte die Polizisten in einen kleinen Lagerraum und schloss die Tür. „Sonja Kandel ist tot. Sie wurde gestern Nachmittag erschossen. Sie kannten Sie näher?“ – „Erschossen? Aber wie…“ Aus Mikes Gesicht war jegliche Farbe verschwunden. „Von ihren Mitbewohnerinnen erfuhren wir, dass Sie mit, wie Sie sie wohl nennen, ‚Sunny‘ näher befreundet waren?“ Nur zögerlich antwortete Mike: „Ja, sie war ein leckeres Mädle und wir haben uns ein paar Mal getroffen. Doch als sie mitbekommen hat, dass ich an Autos rumschraube, hat sie plötzlich überreagiert. Nur, weil ich halt kein 3-Liter-Spießerauto fahre so wie sie. Bei ihr war immer alles sauber und öko. Sunny hatte da einen echten Tick. Alles musste umweltbewusst sein, nur nicht unnötig Benzin verbrauchen und da haben wir uns vorgestern komplett gezofft. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Und: nein, ich hab sie nicht umgebracht.“


    Ben begann mit dem Routineprogramm: „Herr Danner, wir müssen Sie das trotzdem fragen: Wo waren Sie gestern Vormittag?“ – „Ich hab eine Probefahrt mit dem CLS hier gemacht. Richie wird Ihnen das bestätigen können. Wir sollen den für einen guten Kunden mit ein paar kleinen Extras aufmöbeln, und gestern wollte ich das Baby mal ausfahren. Hat nicht viel gebracht, nachdem der Drackensteiner Hang ja schon wieder dicht war.“ Ben wusste nur zu gut, warum. „Und seit vorgestern hatten Sie keinen Kontakt mehr?“ – „Nein, Sunny ist abgezischt. Ich wollte sie eigentlich zur Versöhnung ins Kino einladen, aber sie ist einfach abgehauen.“ – „Fluch der Karibik 4?“ fragte Ben wie selbstverständlich. „Ja, wieso?“ – „Sie war im Kino, vorgestern Abend, die Kinokarte haben wir bei ihr gefunden. Und Sie waren nicht zufällig auch dort?“ – „Nein, ich bin dann noch n bisschen rumgefahren, um den Frust loszuwerden.“ – „Und dafür gibt es keine Zeugen?“ – „Nein. Gegen Mitternacht war ich wieder daheim und bin dann in die Falle. Alleine.“ Ben und Stechele sahen Mike skeptisch an…

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  • (13)


    Semir traute seinen Augen kaum, als er gemeinsam mit Häberle die KTU betrat. In einem stickigen Kellerzimmer bastelte ein roter Lockenschopf zwischen gestapelten Computern und Monitoren an einer Platine herum. „Benedikt, des isch da Herr Gerkhän, aus Köln.“ – „Gerkhan“, korrigierte Semir ihn, „aber schon viel besser…“ Häberle versuchte zu lächeln. „Er helfed uns dabei, den Mord an dem Mädle aufzukläred, der in Gruibinge passiert isch.“ Der Lockenschopf drehte sich zu Semir um. „Angenehm, Benedikt Bauer.“


    Semir starrte Benedikt an, bis dieser ihm ein vorsichtiges „Is was?“ entgegnete. Semir schüttelte den Kopf. „Ähm, Herr Bauer…“ – „Benedikt genügt, wir sind hier nicht so.“ – „Sagen Sie mal, Sie haben nicht zufällig einen Zwillingsbruder in Köln?“ – „Nicht dass ich wüsste, wieso?“ Semir starrte ihn immer noch an. „Ach nicht so wichtig. Was ist jetzt mit dem Handy?“ – „Also, wir haben die Hauptplatine durch ein Bereinigungsverfahren mittels ISEI-Entschlüsselung gejagt und in der temporären RAM der Mobile Services…“ Häberle unterbrach ihn. „Benedikt, bitte nochemal für Leutle, die so e Mobiltelefönle benutzed, damit se telefoniered und NUR, damit se telefoniered.“ Semir musste grinsen.


    Benedikt setzte erneut an: „Also, ich konnte die letzte SMS, die Sonja Kandel gesendet hat, wiederherstellen. Hier, ich hab sie ausgedruckt.“ Er nahm einen Zettel von seinem völlig überfüllten Schreibtisch. Semir las laut vor: „Hallo M. Übergabe MD an DS übermorgen um 12 Uhr im Südturm. Alles weitere morgen Abend. SK.“ Eine Stille legte sich über den Raum. „SK wird ja wohl für Sonja Kandel stehen, aber MD, DS, M… sehr kryptisch das Ganze.“ überlegte Semir. „Habed Sie scho rausfinde könned, wem des Mädle dieses SNSle g’schickt hätt?“ – „SMS, Herr Häberle. Und: ja. Ist aber ein Prepaid-Handy, da hab auch ich keine Chance, den Besitzer ausfindig zu machen.“


    Es klopfte an der Tür. Ein Kollege von der Spurensicherung drückte Benedikt eine Schachtel in die Hand, der Inhalt sah nur noch im Entferntesten nach einem Laptop aus. „Hier! Puzzlearbeit für unseren Freak! Wir haben die Tasche gefunden, die die Täter aus Kandels Auto gemopst haben.“ verabschiedete sich der Kollege wieder. Semir musterte aufgeregt den Inhalt der Schachtel. „Das muss mal der Laptop von Sonja Kandel gewesen sein. Benedikt, kriegen Sie da noch was raus?“ Benedikt betrachtete eingehend die zwei Pfund Elektroschrott. „Nee. Also, mit dem Schrott solltet ihr nebenan in die Kirche gehen – da kann nur noch ein Wunder helfen.“


    Semir nahm einen Zettel und einen Stift von Benedikts Schreibtisch und kritzelte eine Kölner Nummer darauf. „Hier, Zweistein, falls Sie nicht mehr weiterkommen, rufen Sie die Nummer hier an und verlangen nach Hartmut Freund.“ – „Wer ist das?“ Nun starrte Benedikt Semir an. Semir nahm die ausgedruckte Nachricht und verließ das Zimmer. Im Gehen rief er Benedikt nach: „Ihr Zwillingsbruder…“ Benedikt sah ihm ratlos nach. „Hä? Was denn für ein Zwillingsbruder?“ – „Koi Ahnung, von welchem Brüderle der schwätzed…“ Häberle zuckte mit den Schultern und folgte Semir nach oben...

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  • (14)


    Gedankenverloren sah Ben durch die Windschutzscheibe auf die regennasse Straße. „Und? Glauben Sie ihm?“ fragte er schließlich Stechele, der den Passat durch den langsam einsetzenden Mittagsverkehr Richtung Schnellstraße manövrierte. „Sein Alibi ist mehr als dürftig, ein Motiv hätte er auch. Aber dass ein Autoschrauber zwei Auftragskiller anheuert, nur um seine Ex in die Hölle zu schicken, kann ich mir nicht so wirklich vorstellen.“ – „Zumal das mit Sicherheit ganz schön teuer wäre…“ sagte Ben mehr zu sich selbst.


    Der klapprige Scheibenwischer wischte gleichmäßig die Wassertropfen von der Scheibe. Stechele schwieg. Ben hörte seinen Magen knurren. „Wir könnten am Hauptbahnhof kurz halten und was essen?“ schlug Stechele vor und lenkte den Passat in Richtung Innenstadt. Als sie aus dem Dunkel des Berger Tunnels traten, bemerkte Ben, dass seine rechte Hosentasche vibrierte.


    „Kriminalpolizei Geislingen an der Steige, Aushilfshauptkommissar Jäger am Apparat.“ meldete sich Ben. „Hallo, Partner! Wie, was ist mit Hartmut? Du, ich hab hier ganz schlechten Empfang. Warte kurz…“ Er drehte sich zu Stechele. Dieser fuhr in eine Seitenstraße und blieb vor einer Hauseinfahrt stehen. „Bist Du noch dran? Ja, jetzt ist es besser.“ – „Du wirst es nicht glauben, Ben, die haben einen Freak in der KTU sitzen, der gleicht Hartmut wie aus dem Gesicht geschnitten. Aber egal, jedenfalls hat Benedikt, also Hartmuts Zwillingsbruder, die letzte SMS, die die Kandel geschrieben hat, wiederherstellen können.“ – „Warte, Partner, ich stell‘ Dich auf laut, dann kann Kollege Stechele mithören…“


    Ben drückte ein paar Knöpfe, und die blecherne Stimme Semir Gerkhans dröhnte aus Bens Handy. Semir las die SMS laut und langsam vor. Bens Miene verfinsterte sich. „Und, was sollen die ganzen Abkürzungen bedeuten, M, MD und DS?“ – „Muss sich wohl um Initialen handeln. Sandra jagt die Kürzel gerade durch Kandels Freundeskreis und die Verbrecherkartei. Aber da kommen wahrscheinlich jede Menge Namen raus.“ Ben fasste sich mit der Hand, die gerade nicht das Handy hielt, an den Kopf. „Wart mal, Partner, MD – das könnte doch Mike Danner heißen, der Typ, bei dem wir grade waren. Der hat sich tatsächlich vorgestern mit der Kandel gezofft und ein wirkliches Alibi für gestern Vormittag hat er auch nicht. Na, den werden wir jetzt nochmal besuchen. Wir melden uns – bis dann, Ciao!“


    Ben legte das Handy beiseite und schnallte sich wieder an. „Sie haben’s gehört, Stechele, wir müssen schnellstens zurück zu Danner! Den werd‘ ich so lange in die Mangel nehmen, bis er mit der Wahrheit rausrückt!“ Er wandte sich zu Stechele um – und sah direkt in den Lauf einer Waffe…

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  • (15)


    Sandra Schmidt stöhnte laut. „Kein Treffer in Kandels Freundeskreis, soweit er uns bekannt ist, und dreitausendachthundertsiebenundfünfzig Treffer in der Verbrecherkartei!“ rief sie zu Häberle, Krüger und Semir hinüber. „Was kennad des hoiße…“ wollte Häberle sich in seinem Stuhl zurücklehnen, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig daran, dass seine Sitzgelegenheit gerade nicht voll belastbar war. Hektisch lehnte er sich wieder nach vorne, der Stuhl knarzte erneut.


    „Gehen wir das Ganze doch mal anders an.“ schlug Kim Krüger vor. „Die SMS ist von vorgestern Abend. Mit ‚übermorgen‘ meint Sonja also heute, 12 Uhr, das ist in einer Stunde. Was könnte sie mit dem Südturm meinen?“ – „Der Stuttgarter Hauptbahnhof!“ sagte Sandra Schmidt, die in die Tür getreten war. „Der hat einen Südturm. Sonst wüsste ich nichts hier in der Umgebung, dass sich ‚Südturm‘ nennt, außer, es handelt sich um irgendein privates Gebäude oder einen Code.“ Kim Krüger drehte sich zu Schmidt um. Sie las nochmals von Benedikts Zettel ab. „Sie schreibt auch eindeutig „im“ Südturm. Ist der Turm begehbar?“ – „Ned für jed’n“ mischte sich Häberle ein. Sandra Schmidt ergänzte: „Es gab mal ein paar Ausstellungen im Turm, aber seit klar ist, dass er abgerissen wird, ist er verschlossen.“ – „Abgerissen?“ blickte Kim Krüger sie an. „Na, für Schtuagad Oinazwanzg…“ kam es von Häberle. „Für wen?“ Kim Krüger sah ihn ratlos an. „Für Stuttgart 21.“ übersetzte Sandra. „Der Südturm wird bald abgerissen, obwohl sich immer noch heftiger Widerstand dagegen regt. Aber seit dem Volksentscheid legen die von der Bahn nun richtig los…“.


    Krüger überlegte. „Schon wieder Stuttgart 21. Die Kandel war doch nach Aussage von ihren Mitbewohnerinnen voll in die Gegendemos involviert. Ich werd‘ das Gefühl nicht los, dass es da irgendeinen Zusammenhang gibt…“ – „Was hatte es denn mit dem Volksentscheid auf sich?“ fragte Semir vorsichtig. „Ich dachte, das wäre im ganzen Land bekannt geworden…“ begann Sandra Schmidt zu erläutern. Wohl eher nur im ganzen Ländle, dachte Semir und schmunzelte. „Die Stuttgarter wurden per Volksentscheid gefragt, ob denn der neue Bahnhof nun gebaut werden soll oder nicht. War glaub‘ ich ziemlich knapp, aber die Mehrheit hat sich dafür entschieden, dass der neue Bahnhof doch gebaut werden soll.“ – „Aber wenn se des genau wissed wollet, sollet mer doch den Dieter fraged, der hän doch bei der Auszählung mitg’holfe.“ Semir und Kim Krüger blickten zu Häberle hinüber. „Wer hat bei der Auszählung mitgeholfen?“ – „Na, der Dieter. Kollege Stechele.“ Semir und Kim Krüger sahen beide auf den Zettel mit der ausgedruckten SMS, sahen sich gegenseitig an und schrien gleichzeitig. „DS!!! Dieter Stechele!“ Hektisch sprangen sie von ihren Stühlen auf. „Kommen Sie Häberle, Ben ist in Gefahr! Fahren Sie uns sofort nach Stuttgart!!!“

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  • (16)


    Eine blecherne Stimme kündigte die um 20 Minuten verspätete Einfahrt des Eurocity nach Straßburg an. Hektisch rannten hunderte Passanten durch die große Bahnhofshalle, doch niemand beachtete die beiden Männer. Niemand außer einer dunklen Gestalt in einer schwarzen Lederjacke, die zwischen dem Haupteingang und dem Eingang eines Büchergeschäftes an einer Säule lehnte und in sein Smartphone vertieft schien. Ben spürte den Lauf der Pistole, die ihm Stechele durch seine Jackentasche hindurch in den Rücken drückte. „Ganz langsam vorwärts.“ flüsterte er ihm zu. „Da hinten müssen wir hin.“ – „Stechele, was soll das? Was haben Sie vor?“ – „Wenn Sie schön brav mitkommen, werde ich Sie zumindest nicht hier vor aller Augen erschießen. Und, vergessen Sie’s, niemand würde mich in diesem Trubel erwischen.“ – „Sie stecken da mit drin! Sie sind mit schuld am Tod von Sonja Kandel.“ – „Ich hab‘ nur meinen Job erledigt, und jetzt bekomme ich dafür das, was mir zusteht. Und jetzt Klappe halten, Jäger!“


    Sie verschwanden an der Mauer mit den Schließfächern. Stechele zog einen Schlüssel aus der Jackentasche und öffnete Schließfach Nr. 53. Darin lag ein weiterer Schlüssel. „Los, weiter geht’s!“ Sie durchquerten erneut die Bahnhofshalle. Stechele schob ein Baugerüst, an dem ein Schild vor dem Betreten der Baustelle warnte, auf die Seite und öffnete mit dem Schlüssel die schwere, mit Eisenteilen versetzte Holztür. „Gleich haben Sie genug Zeit, um über alles nachzudenken.“ Er schubste Ben in die Dunkelheit. Doch er sah nicht, dass ihnen jemand gefolgt war…

    fantreffen 2005 (Wir lassen es krachen) // 2006 (Never change a running system) // 2007 (Abschied) // 2008 (Schlafen kann man auch zuhause) // 2009 (Cobra 11 Freunde müsst ihr sein) // 2010 (Ausnahmezustand im Strafvollzug) // 2011 (72 Stunden Semir, Spaß und Schokolade) // 2012 (Hürth, wir haben ein Problem!) // 2013 (Zarte Fäuste und ein Hallelujah) // 2014 (Neue Betten braucht das Land!) // 2017 (Irgendwann is' Schluss)

  • (17)


    Bens Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit. Er war mit einem Seil an einen Stützpfeiler gefesselt worden. Der Boden war mit Staub und Bauschutt bedeckt. Der Raum mündete in einen großen Turm, von oben drang Tageslicht herein. Die Fenster des Raumes selbst waren mit Plastikplanen abgedeckt. Stechele zündete sich eine Zigarette an. Die Waffe behielt er in der Hand. „Nehmen Sie’s nicht persönlich, aber ich kann kein Risiko eingehen.“ – „Warum haben Sie das getan?“ fragte Ben. Hinter seinem Rücken versuchte er, die Fesseln zu lockern. Er hatte, als Stechele ihn am Pfeiler festgebunden hatte, tief eingeatmet und hatte so zumindest etwas Luft gewinnen können. Genug, um seine Hände etwas bewegen zu können, doch zu wenig, um sich befreien zu können.


    „Von Sonja Kandel wusste ich nichts. Als ich noch in Stuttgart wohnte, war ich mit einem Bekannten, der heute im Rathaus arbeitet, im Schützenverein. Dieser rief mich vor ein paar Monaten an und fragte mich, ob ich mir nicht etwas hinzuverdienen wolle.“ – „Sie korrupter Bulle!“ Ben schrie extra laut, damit Stechele nicht hörte, wie er ein Ende seiner Fesseln mit dem Finger zu fassen bekam und das Seil etwas lockern konnte. „Schreien Sie nur, hier hört Sie keiner. Das war hier noch echte Wertarbeit. Trotzdem bin ich froh, wenn dieser Steinhaufen hier endlich dem Erdboden gleichgemacht wird. Und Sie können live dabei sein!“


    Ben schauderte es. „Es wird Sie hier niemand finden. Sobald ich mein Geld bekommen habe, wird hier wieder abgeschlossen und in ein paar Tagen kommt der große Bagger.“ – „Warum haben Sie Sonja Kandel töten lassen?“ – „Ich habe sie nicht töten lassen. Mit der Kandel hatte ich nichts zu tun. Ich bin erst stutzig geworden, als mir Häberle gestern Abend die Fotos von den Toten im Jeep gezeigt hat. Ich erkannte die beiden Typen sofort, die haben die echten Stimmzettel vom Volksentscheid verschwinden lassen. Da witterte ich meine Chance, etwas mehr Geld herauszuschlagen als geplant. Ich hab‘ einen Job erledigt, hab den Bürgern beim Volksentscheid ein wenig bei ihrer Meinungsbildung geholfen und bekomme dafür jetzt eine schöne Stange Geld. Sie glauben ja nicht, wie deprimierend es ist, als ehemaliger LKA-Anwärter in diesem Provinzkaff Streife zu schieben und diesem Spätzlefresser Häberle dabei zuzusehen, wie er noch fetter wird.“ Stechele sah auf seine Armbanduhr. „Aber ich bin nicht hier, um mit ihnen Smalltalk zu halten. Mein Geldkoffer muss jeden Moment kommen. Gute Reise, Herr Jäger!“


    Stechele drückte seine Zigarette aus und wandte sich von Ben ab. „Sie Schwein!“ schrie Ben. Er hatte die Fesseln ein Stück lösen können, doch er wusste, dass er schnell sein musste, um nicht von Stechele in diesem abbruchreifen Bau eingesperrt zu werden. Er schrie und schrie, er schabte und schabte an seinen Fesseln. Doch Stechele war bereits wieder an der schweren Holztür angekommen. Er drückte die Türklinke. Die Tür war verschlossen. Stechele rüttelte mehrmals daran. Er hatte sie doch nicht etwa abgeschlossen? Er nahm den Schlüssel aus der Tasche und versuchte, ihn in das Schloss zu stecken. Es klemmte. Er sah durch das verrostete Türschloss hindurch. Irgendetwas Metallenes steckte darin fest. Er erkannte die abgebrochene Spitze eines anderen Schlüssels, die quer im Schloss lag. Er rüttelte und rüttelte, versuchte erneut, den Schlüssel in das Schloss zu bekommen. „Scheiße! Was zum Teufel…“ fluchte er. Er beugte sich erneut zum Türschloss hinab.


    Ben sah seine Chance gekommen. Mit einem kurzen Ruck konnte er den Rest des Knotens, der nach seinem Scheuern übrig geblieben war, lösen. Er war frei. Doch er sah, dass Stechele die Waffe immer noch in der Hand hielt. Er selbst war unbewaffnet, er hätte also keine Chance. So leise wie möglich schlich er zu der schweren Holztreppe.


    Vorsichtig betrat er die erste Stufe. Die Treppe, die sich über mehrere Etagen an der Turmwand entlang wand und steil nach oben führte, knarzte laut. Stechele schreckte hoch und drehte sich um. „Was zur Hölle…“ Ben lief, so schnell er konnte, hinauf. Stechele hechtete ihm hinterher. Ben rannte und rannte. So oft er nur konnte, nahm er zwei oder drei Stufen auf einmal. Er hörte einen Schuss. Stechele verfehlte ihn um etwa einen halben Meter. Er drückte sich an die Mauer und entdeckte im Mauerwerk einen lockeren Stein. Er nahm diesen aus dem Mauerwerk heraus und warf ihn in die Tiefe. „Aah!“ hörte er Stechele schreien. Er hatte getroffen. Ohne sich umzusehen rannte Ben weiter. Immer weiter nach oben. Er hörte seinen Atem keuchen und sein Herz schlagen. Sein Adrenalin war auf Anschlag. Doch er hörte auch, wie Stechele sich wieder aufraffte und ihm in den Turm folgte. Nach gefühlten zweihundert Stufen erreichte Ben keuchend das obere Ende der Treppe. Das Tageslicht schien ihm nun durch eine Öffnung, die jedoch kein Fenster mehr enthielt, direkt in die Augen. Er hielt eine Hand vor sein Gesicht und versuchte sich zu orientieren. Die obere Plattform des Turmes war mit einem Betonboden ausgekleidet, an der Wand standen Gerüstteile.


    Er entdeckte eine Nische, die durch eine etwa hüfthohe Steinmauer vom Rest der Plattform abgetrennt war. Schnell warf er sich dahinter. Zwischen den Gerüstteilen entdeckte er eine Eisenstange. Er nahm diese in die rechte Hand und rührte sich nicht. Die Eisenstange verdeckte einen Karton. In diesem Karton sah Ben ein rotes Licht. Er zog die Seitenwand des Kartons ein Stück nach vorne und blickte auf eine Digitalanzeige, die an mehreren roten und blauen Drähten befestigt war. Die vier roten Leuchtziffern zeigten 02:23 an. Gleichmäßig zählte die Uhr nach unten, unerbittlich rückte die Anzeige im Sekundentakt der Null näher entgegen. Ben stockte der Atem. Mit zitternden Händen ließ er den Karton los. Ihn schauderte. Sein Puls raste. Er nahm die Eisenstange fest in beide Hände…

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  • ( 18 )


    Leise konnte Ben hören, wie Stechele sich der oberen Plattform näherte. Er versuchte sich zu konzentrieren, die Position von Stechele genau auszumachen. Nach dem letzten Absatz waren es noch zehn Stufen. Das Knarzen der Stufen verriet ihm, wie weit Stechele noch entfernt war. Noch sechs, noch vier, noch zwei… er war oben. Ben hielt die Luft an. Er zählte stumm bis zwei. Dann drehte er sich zur Seite und hielt die Eisenstange auf Kniehöhe in den Raum hinein. Genau richtig. Stechele fiel darüber und ging zu Boden. Die Waffe glitt ihm aus der Hand und flog in einem hohen Bogen auf den letzten Treppenabsatz hinab. Ben warf sich mit voller Wucht auf Stechele und versuchte seine Hände zu greifen. Doch dieser war schneller und griff nach Bens Hals.


    „Bombe! Hier drin ist eine Bombe!“ röchelte Ben. „Versuchen Sie nicht, mich zu verarschen!“ schrie ihn Stechele an und drückte fester zu. Beide wälzten sich auf dem Boden, Staubfetzen stoben durch die Luft. Ben hatte den Griff von Stechele etwas gelöst und robbte auf dem Boden einen Schritt zurück. Stechele rutschte mit einem Arm von Ben ab, mit dem anderen packte er ihn am Fuß. Ben versuchte, mit dem anderen Fuß seinen Griff zu lösen, doch Stechele bekam auch diesen zu fassen. Mit beiden Armen konnte er ihn abwehren. „Hier fliegt gleich alles in die Luft!“ – „Schnauze!“ Dann spürte Ben einen Faustschlag im Gesicht. Benommen glitt er ein Stück zurück. Da spürte er einen erneuten Schlag. Doch diesmal bekam er die Faust von Stechele zu fassen und drückte ihn weg.


    Ben stützte mit einem Knie auf. Mit ganzer Kraft stemmte er sich Stechele entgegen. Er konnte erkennen, dass Stecheles linkes Knie blutete. Ben versuchte weiter, ihn in Richtung Boden zu drücken. Seine Arme begannen zu zittern. Endlich konnte Ben aufstehen, doch er rutschte mit dem Arm ab. Hektisch wollte er Stecheles Arm wieder greifen, doch dieser bückte sich nach hinten und Bens Griff ging ins Leere. Stechele konnte sich ebenfalls aufraffen. Diesen Moment nutzte Ben und hechtete zur Seite. Mit einem hastigen Griff bekam er die Eisenstange erneut zu fassen und hieb sie auf Stecheles lädiertes Knie. Dieser glitt erneut zu Boden.


    Ben sah sich um. Er wusste nicht, ob es neben der verschlossenen Tür noch einen anderen Ausgang gab und ihm blieb noch höchstens eine Minute. Er würde es nie nach unten schaffen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Stechele wieder aufzustehen versuchte. Er rannte los und sprang durch die fensterlose Öffnung nach draußen...

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  • (19)


    Er hörte den Straßenlärm von unten. In der Ferne konnte er erkennen, wie ein Intercity-Express langsam vom Bahnhof abfuhr. Zwei Krähen umkreisten Ben. In letzter Sekunde hatte er sich an einem überdimensionalen Transparent festhalten können. Es zeigte einen Zug, das Logo der Deutschen Bahn und eine weiße Schrift auf rotem Grund: „Wir machen Stuttgart mobil für das 21. Jahrhundert – Stuttgart 21!“. Er hielt mit beiden Händen fest das obere Ende des Transparents. Er hatte Angst. Angst, in die Tiefe zu fallen. Er hing etwa einen halben Meter unterhalb der Fensteröffnung, etwa dreißig Meter über dem Boden. Er spürte, wie der Wind frisch um seine Ohren blies. Das etwa zwölf Meter hohe Transparent flatterte im Wind. Dann sah er Stechele, wie er sich aus der Fensteröffnung beugte. Sekunden später verschwand er wieder. Das konnte nur eins bedeuten: Er würde seine Waffe holen, und dann war es aus mit ihm. Er hatte nicht mehr viel Zeit, zumal die Bombe jeden Moment würde hochgehen können.


    Er bemerkte, dass das Transparent unter seinem Gewicht nachgab. Das obere Ende begann sich zu wölben, kleine Risse gruben sich in den Stoff. Er hatte nur eine Chance. Er schob seine Hände zusammen und konzentrierte sich auf den Punkt, an dem die Risse am größten waren. Vorsichtig rüttelte er leicht am Transparent. Jetzt hoffe ich nur, dass das Seil da oben stark genug ist, dachte er, sonst war’s das. Der Riss begann, sich zu vergrößern. Er spürte Todesangst. Sein Puls pochte, seine Arme schmerzten. Nur nicht nach unten sehen…


    Da begann sich mit einem lauten Ratschen ein Streifen aus dem Stoff zu lösen. Ben klammerte sich noch fester. Der Streifen bog sich immer weiter und schließlich gab der Stoff nach. Das Transparent riss auf der gesamten Länge durch und mit zappelnden Beinen ging es für Ben abwärts. Etwa fünf Meter vom Boden entfernt kam er zum Stehen. Der Mittelteil des Transparents hing nun auf der gesamten Länge über. Ben sah kurz hinab. Unter ihm war ein Busch. Oben an der Fensteröffnung konnte er Stechele erkennen. Er hatte seine Waffe in der Hand und zielte auf ihn. Ben schloss die Augen und überlegte den Bruchteil einer Sekunde. Vor seinem geistigen Auge sah er eine rote Digitalanzeige auf null springen. Dann sprang er in die Tiefe...

    fantreffen 2005 (Wir lassen es krachen) // 2006 (Never change a running system) // 2007 (Abschied) // 2008 (Schlafen kann man auch zuhause) // 2009 (Cobra 11 Freunde müsst ihr sein) // 2010 (Ausnahmezustand im Strafvollzug) // 2011 (72 Stunden Semir, Spaß und Schokolade) // 2012 (Hürth, wir haben ein Problem!) // 2013 (Zarte Fäuste und ein Hallelujah) // 2014 (Neue Betten braucht das Land!) // 2017 (Irgendwann is' Schluss)

  • (20)


    Mit einem großen Knall explodierte die Spitze des Südturmes des Stuttgarter Hauptbahnhofes in tausend Teile. Der Feuerball war weit über die Stadtgrenzen hinaus zu sehen. Steine, Schutt und Mauerteile wurden in die Luft geschleudert und regneten zu Boden. Die Passanten, die an der nahegelegenen Bushaltestelle auf ihren Bus warteten, hielten sich ihre Hände über die Köpfe und rannten davon. Ein Mauerteil schlug in das Dach eines am Taxistand stehenden Taxis ein, dessen Fahrer vor Schreck seine Bildzeitung fallen ließ. Kim Krüger, Semir Gerkhan und Häberle, die in Häberles E-Klasse saßen und auf der B 14 auf den Hauptbahnhof zufuhren, blieb der Mund vor Schreck offen stehen. „Heiligs Blechle!“ stieß Häberle aus. „Ben!“, schrie Semir, „Schneller, Häberle!“ Häberle gab Gas. Eine Minute später stellte er seinen Diestmercedes an der Menschentraube ab, die sich um den Bahnhofsplatz gebildet hatte. Aus dem halb eingefallenen Turm stieg Rauch auf. Von der Ferne dröhnten mehrere Feuerwehr- und Polizeisirenen. Häberle hielt seinen Dienstausweis in die Luft und drängelte sich durch die Menge. „Polizei! Mir müssed da durch!“


    Als die drei an den Resten des Turmes angelangt waren, sahen sie Ben im Gras liegen. Sein linkes Knie war aufgeschürft, seine Nase blutete. Semir rannte zu ihm. „Ben!“ – „Hallo Partner!“ flüsterte Ben leise. „Was ist passiert?“ – „Stechele! Er hat mich in den Turm geschleppt, und in dem war eine Bombe.“ – „Wo ist Stechele jetzt?“ Ben musste husten. „Vermutlich gibt der gerade seine Eintrittskarte am Eingang zur Hölle ab.“ Ein Feuerwehrwagen mit einer Drehleiter bog um die Ecke. Die Feuerwehrleute sprangen aus dem Fahrzeug und begannen, die große Drehleiter auszufahren und den Löschschlauch vorzubereiten. Semir, Ben, Krüger und Häberle sahen zu, wie die Männer in voller Montur begannen, die Turmreste zu besteigen und die letzten Glutnester zu löschen. Sie setzten sich ins Gras des Parks. Ben erzählte von Stecheles Erpressungsversuch.


    „Aber wer dahinter steckt, damit ist er leider nicht rausgerückt.“ schloss Ben. Da hielt ein Polizeiwagen direkt neben dem Quartett. „Keine Bewegung!“ hörten Sie eine Stimme schreien, drei Männer stürmten mit gezogenen Waffen auf die vier zu. „Hey, hey, alles gut…“ wollte Semir die Situation klären, doch einer der Männer drückte ihn weg. Dieser zückte seinen Dienstausweis und hielt ihn Ben vor die Nase. „Herr Jäger?“ – „Ja?“ antwortete Ben verstört. Er drückte sein Taschentuch wieder fester an seine blutverschmierte Nase. „Hauptkommissar Lehner, Kripo Stuttgart. Ich verhafte Sie hiermit wegen Mordverdachts an Dieter Stechele! Abführen!“ Die beiden anderen Männer legten Ben Handschellen an und zogen ihn ins Auto. Kim Krüger und Semir versuchten, ihn aufzuhalten. Doch Lehner schnauzte die beiden an. „Wir haben einen Zeugen, der gesehen hat, wie Herr Jäger mit Herrn Stechele im Turm verschwunden ist. Alles Weitere werden wir klären. Wenn Sie immer noch an die Unschuld von Herrn Jäger glauben, Sie finden mich im Präsidium!“ Die beiden Männer drückten Ben auf den Rücksitz und stiegen ein, ebenso Lehner. „Schönen Tag noch!“ Das Polizeiauto fuhr ab und ließ Semir, Häberle und Krüger ratlos zurück.


    „Was war das denn bitte?“ kam von Semir. Seine Fassungslosigkeit war ihm immer noch ins Gesicht geschrieben. „Egal, wer auch immer Jäger in diese Situation gebracht hat“, ergänzte Krüger, „jetzt hat er zwei mächtige Feinde!“ – „Drei!“ kam es von Häberle. „Vergessed sie mi ned.“ Semir und Krüger grinsten ihn an. Krüger sortierte ihre Gedanken. „Also, was haben wir, wo können wir diesen Lehner bei den Eiern packen?“ – Semir kam ihr zu Hilfe: „Laut Ben faselte Stechele etwas von einem Geldgeber, der Stimmen für den Volksentscheid gegen Stuttgart 21 gekauft hat. Ich bin mir sicher, wenn wir diesen ominösen Geldgeber finden, finden wir auch den Mörder von Stechele, den Mörder von Sonja Kandel und auch den Schlüssel zu Bens Handschellen.“ – „Doch WIE solled mir des alles findet?“ fragte Häberle in die Runde.


    „Haben Sie noch den Ausdruck der SMS?“ Häberle gab Semir den Zettel. „Also: DS steht für Dieter Stechele, da können wir uns das Grübeln sparen. Ich glaub, dass MD für Mike Danner steht, glaubt in dieser Runde wohl niemand mehr.“ Krüger und Häberle nickten im Duett. „Also, für was steht MD? Jeder noch so kleine Anhaltspunkt kann wichtig sein. Unser MD ist in den Volksentscheid von S21 involviert, hat die Kohle und die Connections, zwei Auftragskiller auf Kandel loszulassen und konnte binnen Minuten Ben an Lehner verpfeifen. Wer könnte MD sein…“ – „Entschuldigen Sie, wenn ich mich einmische.“ hörten die drei eine Stimme hinter sich. „Aber ich glaube, da kann ich Ihnen weiterhelfen…“


    Die drei drehten sich um. „Wer sind Sie denn?“ fragte Krüger. „Gestatten, Menk, Gerhard Menk.“ – „Und wie, meinen Sie, dass Sie uns helfen können?“ – „Können wir das irgendwo in Ruhe besprechen?“…

    fantreffen 2005 (Wir lassen es krachen) // 2006 (Never change a running system) // 2007 (Abschied) // 2008 (Schlafen kann man auch zuhause) // 2009 (Cobra 11 Freunde müsst ihr sein) // 2010 (Ausnahmezustand im Strafvollzug) // 2011 (72 Stunden Semir, Spaß und Schokolade) // 2012 (Hürth, wir haben ein Problem!) // 2013 (Zarte Fäuste und ein Hallelujah) // 2014 (Neue Betten braucht das Land!) // 2017 (Irgendwann is' Schluss)

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