Betrogen

  • Christopher Holmes stand dort, in seiner zittrigen Hand die leicht rauchende Waffe eines der von Ben getroffenen Männer. Sven lag am Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Der Engländer hatte es trotzt seiner Verwundungen geschafft, den Angreifer von Semir zu verletzen. Keuchend lächelte der Konsul und ließ die Waffe aus seiner Hand gleiten. Mit geschockten Augen sahen Semir und Ben wie der Zwei-Meter-Mann direkt zu Boden ging. Sofort hechteten die beiden Männer zu den verletzten Freund und drehten ihn auf den Rücken. Vorsichtig nahm Semir den Kopf und bettete ihn auf seinen Schoß. Im gleichen Moment kam Kim Krüger mit dem SEK reingestürmt. „Semir? Ben? Sind sie in Ordnung?“, wollte sie wissen. „Ja, wir sind hier...schnell wir brauchen einen Arzt...“, schrie Semir aufgeregt und blickte dann auf den Engländer. Dessen Augen flatterten und öffneten sich langsam. „Se...Semir...“, kam es kaum hörbar aus dem Mund. „Ssscht, du darfst nicht sprechen...Der Arzt wird gleich hier sein.“, versuchte Semir den Mann zu beruhigen. Dieser fing an zu lächeln. „Da...das...war...der...der letzte...letzte Freundschaftsdienst...den...den...ich dir geben konnte...“, kam es stotternd vom Engländer, bevor er sich aufbäumte und dann leblos niedersank. „Scheiße...“, stieß Semir aus und leitete sofort Erste Hilfe und Mund-zu-Mund-Beatmung ein. „Wo bleibt der verdammte Arzt...“, schrie Ben. „Komm schon...Bleib bei mir...bleib bei mir...“, stieß Semir immer wieder aus. „Bleib bei mir...“


    Bleib bei mir...bleib bei mir...immer wieder hörte er diese Worte, die hinter einem Nebelvorhang verschwanden, bis sie ganz verstummten. Seine Augenlider flackerten und Licht drang auf seine Netzhaut. Er kniff die Augen wieder zusammen, bis er sich an das Licht gewöhnt hatte. Wo war er? Langsam erhob er sich und sah sich um. Er lag auf einer kargen Wiese mit braunem Gras. Ein kleine Bach floss rauschend an seinen Füßen vorbei. Wo war er nur? Langsam stand er auf und sah sich um. Die scharf geschliffenen Berge mit den einzelnen Schneegipfeln und die violett gefärbten Büsche erinnerten ihn an seine Kindheit, aber das kann nicht sein. Er war jahrelang nicht mehr hier. Das...das war unmöglich. Alles hier sah nach Schottland aus. Da, wo er geboren wurde, gab es genau den gleichen Bach, in dem er seinen ersten Fisch gefangen hatte. Dort, an genau den gleichen Baum, der auch jetzt vor ihm stand, hatte er seiner ersten großen Liebe kennen gelernt und sich immer mit ihr des Nachts verabredet. Ach seine Maggie. „Hallo Chris...“, hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich. Blitzschnell drehte er sich um und erstarrte. Das...das konnte nicht sein...nein, sie war schon lange tot...zu lange. „Helen...Mum...“, stieß er aus.

  • Eine rothaarige Frau mit grauen Strähnen und einen warmen Gesicht, aus dem zwei graugrüne Augen blickten, stand vor dem Engländer und lächelte ihn an. Langsam stieg sie von dem Stein hinunter, hob dabei vorsichtig die Schleppe ihres weißen Kleides an. Ein Hut in derselben Farbe war frech über die Hälfte ihres Gesichts gezogen. „Mum, was machst du hier? Wo...wo bin ich?“, stammelte der Mann und blickte sich hastig um. Seine Mutter lächelte, strich ihm über das Gesicht. „Du bist an der Grenze...“, erwiderte sie. „An der Grenze? Welcher Grenze?“, wollte er wissen und schluckte kurz. „An der Grenze, wo alle einmal stehen. Dein Freund hat hier auch schon einige Male gestanden. Ich habe ihn gesehen.“, erklärte Helen. „Semir hat hier gestanden? Aber...was mache ich hier?“ „Weißt du das nicht mehr...du bist schwer verletzt. Sie kämpfen um dich.“, erklärte sie. Jetzt erst sah Chris an sich hinunter und bemerkte die nicht mehr blutenden Wunde in seiner Schulter und die am Bein. „Du musst dich nun entscheiden, mein Sohn. Wenn du über den Fluss trittst, wirst du in das ewige Leben einkehren. Alles wird für dich vergessen sein, aber deine Familie wird dich verlieren.“, erklärte sie. Christopher musste schlucken. Er merkte, wie er wieder zu zittern begann.


    Semir und Ben waren dem Krankenwagen gefolgt und saßen nun vor dem großen Operationssaal. „Er muss schnell in den OP oder er stirbt uns hier weg...“, hörte Semir die Stimme des Arztes immer wieder in seinem Kopf. „Semir?“, hörte er plötzlich Bens Stimme. „Wenn er jetzt stirbt...“, fing der kleine Hauptkommissar an. „Das darfst du nicht denken. Er wird es schaffen. Er ist ein Kämpfer.“, meinte Ben, dem das genau so nahe ging, wie Semir. Zwar hatte er in den letzten Tagen immer wieder Streit mit ihm und auch schon vorher fand er diesen arroganten, eingebildeten und selbstgefälligen Kerl zum Kotzen, aber jetzt...wie er ihn als liebevollen Familienvater und Ehemann erlebt hatte, das war, als würden zwei verschiedene Personen in ihm wohnen. „Ich muss seine Frau anrufen...“, kam es besorgt von Bens Kollegen. „Das mach ich...“, erklärte Ben nur und ging den Gang hinunter, um zu telefonieren. Semir bliebt sitzen und sah auf die rote Lampe, die das Eintreten in den OP-Bereich verbot. Seit dem Zugriff und der Festnahme der überlebenden Männer waren inzwischen mehrere Stunden vergangen. Mittlerweile müssten die Ärzte doch langsam fertig werden. Immer wieder lief er vor der Tür auf und ab und knetete nervös seine Hände. Dieser Mann hatte ihm das Leben gerettet, obwohl er so schwer verletzt war. Diese Schuld würde Semir auf ewig belasten, wenn Christopher jetzt starb.


    ...

  • Kim betrat das Krankenhaus gerade, als Ben mit Telefonieren fertig war. „Wissen sie schon was?“, wollte die Chefin wissen und sah den jungen Hauptkommissar an. Sein Gesicht verriet schon die Antwort. Er war geschafft und kam mit einem betretenden Gesicht auf Kim zu. „Nein, noch nichts...Semir ist noch vor dem OP und ich habe Maggie Holmes gerade benachrichtigt. Sie kommt sofort her.“, erklärte er. Kim nickte und gemeinsam gingen sie dann zu Semir zurück. „Chefin, was ist mit Peter und den anderen Mistkerlen?“, wollte der Deutschtürke wissen und war abgesprungen. „Nussbaum ist tot. Bonrath hat ihn auf der Flucht erschossen, nachdem dieser Mistkerl einen Kollegen angeschossen hatte. Er ist ebenfalls hier.“, erklärte sie. „Verdammt...“, stießen beide aus. „Was wollten diese Kerle eigentlich von Semir und Sir Christopher?“, wollte Ben nach einer Weile wissen.


    „Wie ruhig hier alles ist.“, stieß Christopher aus, als er sich langsam beruhigt hatte. „Das ist die Ruhe, die dich auf der anderen Seite erwartet.“, meinte Helen und ging mit ihrem Sohn am Fluss entlang. „Mum, was ist mit mir passiert? Ich meine, ich weiß, dass ich angeschossen wurde, aber wo ist mein Körper?“, fragte er und sah seine Mutter an, die ihn knapp bis zur Schulter reichte. Sie strich ihm über das geschundene und mit Abschürfungen versehene Gesicht. „Du wirst gerade operiert. Dein Blutverlust ist sehr schwer und die Ärzte tun, was sie können, aber du musst entscheiden. Du musst wissen, wohin du gehen willst.“, erklärte Helen und sah ihren Sohn mit festen Blicken an. „Ich weiß, wo ich hingehöre...aber...“, fing er dann an. „Es gibt noch so viel, was ich dich fragen möchte...was ich von dir wissen will.“, erklärte er und nahm beide Hände seiner Mutter fest in die Hand. „Das weiß ich, aber du musst zurück auf die Erde. Du musst zu deiner Familie zurück. Sie machen sich alle große Sorgen um dich, besonders dieser junge Spund.“, lächelte sie. „Was?“, kam es staunend vom Engländer. „Ben verachtet mich...“ „Nein, das siehst du falsch...bitte, ich kann es dir nicht mehr erklären. Meine Zeit auf dieser Seite ist nur knapp bemessen. Bitte Chris, geh zurück und lebe...hörst du, wir brauchen dich hier noch nicht...“, flehte sie und ging langsam auf den Fluss zu, glitt aus den Händen ihres Sohnes. „Mum...MUM...!!!“, schrie er, als sie in das Flussbett trat und das Wasser bedrohliche Fontänen vor ihr aufschießen ließ. „Geh zurück...lebe...lebe...“, rief sie immer wieder ihrem Sohn zu.

  • Maggie kam aufgeregt mit George ins Krankenhaus gelaufen und sah schon von weitem Ben an einem Pfeiler vor dem OP-Bereich stehen. „Ben, what's the matter? Wo ist mein Mann? Was ist mit ihm passiert?“, wollte sie erschrocken wissen und zog ihren Sohn hinter sich her. „Er wurde angeschossen...die Ärzte operieren immer noch. Wir wissen selbst nicht, wie es ihm geht.“, erklärte er mit matter Stimme. Maggie versank vor Schmerzen in ihrem Herzen. „Was, wenn er stirbt? Ich kann nicht ohne ihn leben. Was soll George ohne seinen Vater machen?“, fragte sie mit weinerlicher Stimme und blickte auf den kleinen Jungen hinunter, der neben Ben stand. „Wo ist mein Papa?“, wollte der Junge wissen und sah an Ben hoch. Der junge Hauptkommissar blickte zu dem Jungen hinunter und hob ihn dann hoch. „Sollen wir mal gucken, ob wir für dich nicht einen leckeren Kakao finden?“, meinte Ben und blickte kurz zu Maggie, die dankend nickte. Ben nahm den Jungen und ging mit ihm Richtung Cafeteria. Maggie ging auf Semir zu.


    „Semir, sag mir bitte...und zwar offen und ehrlich...was ist passiert?“, wollte sie wissen und sah den Deutschtürken an. Dieser blickte mit geknickten Ohren zum Boden. „Er...er wurde angeschossen, als wir aus dem Transporter gesprungen sind.“, erklärte er. „Warum...warum...warum haben ihn diese Männer entführt?“, fragte Maggie und ließ sich neben Semir aus dem Sitz sinken. „Nach den ersten Verhören der Männer, die wir festnehmen konnten, sollte ihr Mann nur zum Schein entführt werden. Tobias Neumann sollte dann das Geld überbringen. In Wahrheit sollte er noch mehr Geld von dem russischen Abgesandten bekommen, um die Waffen in seinem Namen zu zahlen. Danach sollte ihr Mann wieder freigelassen werden.“, erklärte Kim nur und Semir musste schlucken. „Dann...dann war mein Mann nur Mittel zum Zweck und deswegen liegt er jetzt dort drin und kämpft mit dem Tode...“, schrie Sie und weinte sich die Seele aus dem Leib. Der Deutschtürke legte den Arm vorsichtig um sie und strich ihr über den Rücken. In diesem Moment kam der Arzt aus dem OP und ging auf die Gruppe zu, zog sich erschöpft den Mundschutz und die Haarhaube ab. „Doktor was ist mit meinem Mann?“, wollte Maggie wissen und war aufgesprungen.


    ...

  • Christopher sah, wie seine Mutter auf das andere Ufer verschwand und nicht mehr zu sehen war. „Mum...“, rief er immer wieder aus. Er machte einen Schritt auf den Bach zu, doch dann merkte er, wie ihn etwas zu ziehen schien. „Nein...ich...ich will nicht...“, stieß er aus und ließ sich fallen, versuchte sich, dem Druck zu entziehen. Er konnte sich an einem Strauch festhalten und zog sich immer weiter zurück, bis er den Druck nicht mehr spürte. „Okay...das war gefährlich...“, zischte er und ging Richtung des Baumes. Irgendwo musste er doch wieder zu den Lebenden zurückkommen. Er wollte nicht über diesen Fluss. Nein, er wollte seinen Sohn aufwachsen sehen, wollte sehen, wie er seine ersten Flirtversuche machte. Seine Maggie brauchte ihn doch so sehr. Langsam stieg er auf den kleinen Hügel und sah sich zum anderen Flussufer um. Dann strich er sanft über den Baum mit dem eingeritzten Herz. „Los, lass mich zurück zu meiner Familie...ich gehöre hier nicht her...“, fauchte er und sah ihn den Himmel hinauf. „Na los...schick mich zurück...“, schrie er und im nächsten Moment gab der Boden unter seinen Füßen nach und er fiel. Pausenlos fiel er nach unten. Wo er landen sollte, wusste er selbst nicht.


    Der Arzt atmete tief ein und sah die Frau nur an. „Ich will ehrlich zu ihnen sein, Frau Holmes. Wir konnten die beiden Kugeln zwar entfernen, aber der Blutverlust war extrem. Wir hatten nicht genug Konserven vor Ort. Deshalb weiß ich nicht, ob er die Nacht überstehen wird.“, erklärte er und wollte gehen, doch die Frau mit den roten Haaren hielt ihn am Arm fest. „Was kann man da tun?“, wollte sie wissen. „Nun, jemand müsste ihm Blut spenden...aber ich weiß nicht, ob jemand die Blutgruppe 0 hat.“, erklärte der Arzt und wollte wieder gehen. Ben war mit George zurückgekommen und hatte das eben Gesagte mitbekommen. „Warten sie...“, stieß Ben aus und ging dann auf den Arzt zu. „Ich habe Blutgruppe 0.“, erklärte er und sah dann auf den Arzt. „Gut, kommen sie mit...wir testen es sofort.“, legte der Mediziner fest und ging dann mit Ben Richtung Labor. Semir legte Maggie die Hand auf die Schulter und sah sie an. „Semir, ich will nicht, dass er stirbt. Ich...ich kann nicht ohne ihn leben und George braucht seinen Vater...“, weinte sie und sah dann, wie ihr Mann im Bett aus dem OP geschoben wurde. „Oh Chris...my dear...my love…”, stieß sie aus und nahm die Hand ihres Mannes. George ging an das Bett und sah seinen Vater nur an. Wie er nur da lag. So hilflos und so eingefallen. „Bitte Daddy, werde schnell wieder gesund...ich will nicht, dass du...“, seine letzten Worte verschluckten sich in einem Weinkrampf des kleinen Körpers. „Wo bringen sie sich hin?“, wollte der Deutschtürke wissen. „Auf die Intensivstation...er ist noch nicht über den Berg.“, erklärte die Schwester und schob das Bett weiter.

  • Ben verzog das Gesicht, als die Nadel in seine Vene drang und das Blut durch ein langes Rohr in einen Beutel lief. „Herr Jäger, sie hatten Recht...sie haben wirklich die Blutgruppe 0. Ich hoffe, sie sind sich darüber im Klaren, was sie tun.“, meinte Dr. Gabler. „Ich rette einem Mann das Leben, dessen Familie sonst an seinem Tod zerbrechen würde und wenn ich helfen kann, dann helfe ich...“, erklärte Ben nur. Der Arzt musste ja nicht wissen, dass dieser Kerl dort oben ihm eigentlich so sympathisch wie eine Klapperschlange fand. „Sehr bewundernswert.“, erklärte der Arzt und nahm den nächsten Beutel, klemmte den Schlauch ab und führte den Austausch durch. „So, ich denke, der Beutel noch und dann dürfte das reichen.“, meinte Dr. Gabler und wartete, bis auch dieses Gefäß gefüllt war. „Eine Schwester wird sie gleich wieder nach oben bringen. Sie sollten sich jetzt aber nicht zu schnell bewegen. Vielleicht ist der Blutverlust doch ein wenig zu viel für sie.“, lächelte er und ging aus dem Raum hinaus. Ben sah ihm nur nach und betrachtete den Raum, die kahlen Untersuchungswände mit den einzelnen Untersuchungstafeln. Er drückte das kleine Pflaster auf die Stelle und schwang sich dann von der Trage. Einen Moment verharrte er vor einem Spiegel. Der junge Hauptkommissar blickte sich an, besah sein Gesicht im Spiegel. Ja, jetzt konnte er sagen, er hatte das Richtige getan. Semir vertraute diesem Mann, war mit ihm befreundet. Warum konnte er das nicht? Warum hatte er so eine Abneigung gegen diesen Mann?


    Christopher fiel und fiel und wusste nicht, wo er landen würde. Doch dann fand er sich in einem kargen, sterilen Krankenhauszimmer wieder und sah auf seinen eigenen, vor ihm liegenden Körper. Er konnte es nicht fassen. Er sah auf seinen eigenen Körper. Die dicken Verbände an Schulter und Bein zeigten deutlich die Spuren seines Kampfes ums Überleben. „Oh man...“, stieß er nur aus und sah dann, wie sich die Tür öffnete. Wer kommt denn jetzt an sein Bett, dachte er nur und sah dann schon die Ansätze eines wuscheligen Haarschopfs. Oh nein, dachte er nur und wollte sich dann in seinen Körper zurückziehen, doch dann dachte er, vielleicht lohnt es sich, wenn er noch etwas hier bliebe. Ben kam auf den Mann zu und sah, wie das ihm gerade abgezapfte Blut in den Körper des Mannes lief. Er ging auf den Mann im Bett zu und blieb einige Zentimeter vor dem Bett stehen, drehte sich um und nahm dann einen Stuhl.


    ...

  • „Chris, ich will nicht viele Worte machen...ich mag dich nicht...“, fing Ben an. „Aber ich sehe, dass du gebraucht wirst. Und außerdem, ich bin bereit, unsere Streitigkeiten zu vergessen. Das heißt, ich habe sie schon vergessen. Mein Blut fließt jetzt in deinen Adern.“, erklärte Ben. Christopher dachte, er hörte nicht recht. Dieser Mann...der ihm in den letzten Tagen mehr Vorwürfe und Beleidigungen an den Kopf geworfen hatte, als sonst jemand. Und jetzt...jetzt hatte er Blut für ihn gespendet. Der Engländer wusste nicht, was er sagen sollte. Langsam ging er zu seinem Körper, drehte sich zu Ben und sah ihn wieder an. „Hör mal, eigentlich...ich geb es nicht gerne zu...sind wir uns sehr ähnlich. Beide haben wir den gleichen Sturkopf. Und ich werde sehr sauer mit dir, wenn du jetzt deine Familie alleine lässt.“, knurrte Ben und war dabei, aufzustehen, als er die Geräte piepsen hörte. Was war denn nun los?


    Chris hatte seinen Körper berührt und fuhr in das Stück leblose Fleisch zurück. Langsam fingen die Augen an zu flattern und öffneten sich. „Chris...Chris, kannst du mich hören?“, wollte Ben sofort wissen und war wieder ans Bett gestürmt. Der Mann sah eigentlich furchtbar aus. Die Nasenkanüle und der Tropf waren noch das wenigste. Die aschfahle Haut und das zerzauste, am Kopf klebende Haar gaben ihm ein zombieähnliches Aussehen. Die rotunterlaufenden Augen öffneten sich und waren glasig. Dennoch formte der Engländer seinen Mund zu einem Lächeln. „Kannst du sprechen?“, wollte Ben wissen und sah sich zu dem Fenster um, doch noch stand keiner davor. Chris nickte leicht und schloss dann wieder die Augen. „Wo...“, kam es leise von dem Engländer. „Wo ist meine...meine Frau?“, wollte er wissen und sah Ben an. „Sie wartet draußen auf dich...soll ich sie holen?“, entgegnete Ben. Chris nickte nur und schloss wieder die Augen. Ben stand auf und ging vor die Tür. So schnell er konnte, rannte er den Gang hinunter und suchte nach Maggie. Diese hatte sich gerade frisch gemacht und kam auf Ben zu, als dieser sie überfiel. „Er ist wach...er ist wach...“, stieß Ben aus und sah, wie die Miene der Frau aufhellte. „Ich gehe sofort zu ihm. Danke...danke Ben...“, freute sie sich und ging sofort auf die Intensivstation. Semir erschrak sich, als Ben auf ihn zugerannt kam. „Was ist denn mit dir los?“, wollte der Deutschtürke wissen. „Semir, er ist aufgewacht...gerade eben...“, meinte Ben. „Man, da hast du ja mal eine gute Tat begangen.“, meinte Semir. Ben nickte nur. „Ich hoffe, er weiß es zu schätzen.“

  • Knappe drei Wochen später waren Ben und Emily, er hatte den Abend nach hinten verschoben, bei Semir und Andrea im Garten. Semir hatte den Grill angeworfen und schwenkte die Grillzange. „Es ist wunderschön hier...“, meinte Emily lächelnd und sah Andrea an. „Es freut uns, dass wir endlich Bens bessere Hälfte kennen lernen dürfen.“, entgegnete Andrea und reichte der jungen Schauspielerin die Salatschüssel. „Sie ist echt ne klasse Frau.“, meinte Semir, als er mit Ben am Grill stand und die beiden Frauen beobachtete. „Ja, das ist sie und ich könnte mir sogar vorstellen, dass es etwas ernstes mit ihr wird.“, schwärmte Ben nur und nahm einen Schluck aus der Bierflasche. „Was für ein Fall...ich hoffe nur, dass Chris alles gut überstanden hat.“, meinte er dann und sah Semir an.
    „Na den letzten Informationen, hat er das Krankenhaus gestern verlassen.“, erklärte der Deutschtürke nur und sah dann zur Gartenpforte, als sich diese öffnete. „Hallo, ich hoffe, wir kommen nicht zu spät.“, hörte er schon Chris Stimme rufen. „Nein, das Fleisch ist noch nicht einmal fertig.“, erwiderte Semir und grinste Ben an, dessen Lächeln leicht zusammenfiel. Chris und Maggie kamen in den Garten und hinter ihnen George und Hugo, der Labrador der englischen Familie. Der Abend schritt fort und nach dem Essen saßen alle um den Grill herum, der jetzt zu einem Lagerfeuer umfunktioniert wurde. Ben war noch mehr Boule holen und wollte wieder in den Garten gehen, als Chris sich ihm in den Weg stellte. „Ben...ich...ich wollte mich bedanken und entschuldigen...du hast mir das Leben gerettet. Dafür wollte ich dir...Danke...für alles...“, meinte der Engländer nur. Ben nickte und musste schlucken. Das hatte er dann doch nicht erwartet. „Ich hab es nur um deiner Familie wegen getan. George braucht seinen Vater.“, erklärte der junge Hauptkommissar. Chris nickte nur. „Danke trotzdem...ich weiß deine Geste zu schätzen.“, erwiderte er und gemeinsam gingen sie dann wieder hinaus in den Garten.





    Ende.



    Aber Ben und Semir ermitteln weiter ... „Johannes – Retter in der Not“

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