Betrogen

  • „Ich hoffe, mein George wird deinetwegen jetzt keine Angst um mich haben. Wir versuchen unserm Kind die Welt da draußen so friedlich wie möglich darzustellen.“, kam es mit harscher Stimme vom Engländer. „Du weißt aber schon, dass die Welt nie so ist, wie man sie gerne hätte, oder?“, meinte Ben und versuchte es mit ruhiger Stimme. „Dennoch will ich mein Kind eine friedliche Welt bieten und ihm nicht sagen müssen, dass sein Vater...“ Chris stockte und sah zur Tür. George stand dort. „Dad, die bösen Menschen werden dir doch nichts tun, oder?“, wollte er wissen. „Siehst du...“, zischte der Engländer beim Vorbeigehen Ben zu. Schnell nahm er seinen Sohn auf den Arm, gab ihm einen dicken Kuss und ging mit ihm ins Wohnzimmer. Ben folgte. „Nein, das werden sie schon nicht. Ben wird schon dafür sorgen...keine Angst.“, beruhigte Sir Christopher Holmes seinen Sohn, ließ sich dann mit ihm am Klavier nieder und spielte Georges Lieblingslied. Alsbald hatte sich der kleine Junge wieder beruhigt und nach dem Abendessen war alles vergessen.


    Die Nacht kam heftig. Donner und Blitz wechselten sich ab. Regen prasselte gegen die Scheibe. Ben, in Shirt und Boxershorts schlafend, wachte auf, weil plötzlich seine angelehnte Zimmertür zu knarren begann. Seine Waffe hatte er unter dem Kopfkissen zu liegen. Schnell fuhr seine Hand darunter, holte die Pistole hervor und zielte auf die Tür. Sie ging knarrend weiter auf und im nächsten Moment hörte er nur das kurze Schaben von Krallen auf dem Parkett und ein ängstliches Winseln. Hugo kam mit gesenktem Kopf und leicht wedelnden Schwanz durch die Tür und bewegte sich langsam auf die am Boden liegende Matratze zu. „Hey, du kannst wohl nicht schlafen, was?“, lachte Ben erleichtert, ließ die Waffe sinken und streichelte dem Labrador den Kopf. Dieser sah ihn nur mit seinen braunen Augen an und leckte ihm dann die Hand ab. Doch plötzlich gab es ein weiteres Geräusch. Es klang nach Glas, dass irgendwo im Haus splitterte. Sofort war Ben hellwach und aus dem Bett gesprungen. Mit der Waffe in der Hand stürmte er die Treppe runter, wäre mit dem Fuß noch fast gegen einen Schrank geschlagen. Doch dann hielt er inne. Er sah einen Schatten durch das Wohnzimmer schleichen. Machten die denn vor gar nichts halt?, dachte Ben und umklammerte seine Waffe. Doch dann war der Schatten verschwunden. Erschrocken sah sich Ben um, doch nirgends war etwas zu sehen. „Shit, wo ist der hin?“, fauchte Ben nur und wollte sich gerade umdrehen, als er etwas glänzendes über sich sah. Schnell wich er aus und hörte nur noch, wie der Gegenstand in die Holzkommode eindrang. Mit schneller Reaktion stieß Ben seinen Angreifer mit den Beinen von sich, verpasste ihn einen Schlag gegen den Unterkiefer und bekam ihn an einem Ärmel zu packen. Doch er wurde von dem scheinbar starken Mann gepackt und hochgehoben. Ehe Ben sich das Gesicht merken konnte, wurde er über die Couch geworfen, zerbrach dabei mit höllischem Krach den gläsernen Tisch und blieb benommen liegen, in der Hand nur ein Stofffetzen, den er von seinem Angreifer vom Ärmel gerissen hatte. Der Gegner machte sich eiligst davon und verschwand wieder so, wie er gekommen war.

  • Von dem Krach geweckt stürmten sofort Maggie und Christopher ins Wohnzimmer, entfachten das elektrische Licht und sahen sofort das sich ihnen bietende Chaos. „Was ist denn hier los?“, stieß Christopher aus und half Maggie dabei, den benommenen Ben aus den Scherbenhaufen hochzuziehen. „Ben, geht es ihnen gut?“, wollte die Engländerin wissen, als sie dem Mann ein paar Mal auf die Wange geschlagen hatte. Langsam kam der junge Hauptkommissar wieder zu sich und merkte als erstes die Arme, die ihn stützten. „Was...Was?“, kam es nur vom Hauptkommissar als Antwort. „Bist du in Ordnung?“, wiederholte der Konsul die Frage seiner Frau. „Ja, ja...nur mein Kopf...brummt so.“, kam es mit wattierter Stimme von Ben. „Ich ruf dann mal einen Krankenwagen...“, meinte Maggie und ließ Ben los. „Ja, und ruf Semir gleich an...“, rief Sir Christopher hinter seiner Frau her. Dann ließ er den jungen Hauptkommissar in einen Sessel fallen und sah den Kommissar an. „Ben...wie viele Finger zeige ich hoch?“, wollte der Engländer wissen und zeigte drei Finger hoch. Mit verschwommenem Blick sah er auf die Hand vor ihm. „Acht...“, kam es nur vom Hauptkommissar zurück. „Oh ha...fast richtig.“ Christophers Stimme klang besorgt und sein Kopf drehte sich erneut um, als er tapsende Schritte auf der Treppe hörte. „Daddy, was ist denn hier los?“, fragte George verschlafen und rieb sich die Augen. „Nichts mein Kleiner, komm, ich bring dich wieder ins Bett.“, entgegnete der Engländer nur und wollte mit seinem Sohn die Treppe wieder raufgehen. „Lass, ich mach das.“, kam es nur liebevoll von seiner Frau. Christopher nickte und sah auf Ben, der im Sessel saß und an die Decke starrte. Was war hier passiert?


    Nach nur weniger als eine halbe Stunde war das ganze Gelände voll von Polizisten, Spurensicherern und Rettungsassistenten, die Ben nach Strich und Faden verarzteten. „Jetzt lassen sie mich doch mal...“, knurrte Ben nur und wollte sich aus dem Griff der beiden Ärzte befreien. „Das werden wir nicht...sie haben da eine böse Wunde und außerdem bestimmt eine Gehirnerschütterung.“, fauchte der Mediziner. „Sie werden jetzt mit uns kommen, damit sie sic untersuchen lassen.“, knurrte der zweite Arzt. Doch Ben ließ nicht mit sich reden. „Nein, ich muss hier bleiben...“, zischte der junge Hauptkommissar und sah dann zur Terrassentür. „Semir...sag denen, dass ich vollkommen in Ordnung bin.“, rief Semirs Partner dem Deutschtürken zu. Dieser lächelte nur und ging auf Ben zu. „Lassen sie uns bitte kurz alleine.“, forderte Semir und sah die beiden Mediziner an. Diese nickten und ließen Ben los, gingen auf die Terrasse hinaus. „Ben, was ist hier passiert?“, wollte Semir wissen und sah seinen Partner fordernd an.

  • „Ich wurde durch ein Geräusch wach, irgendjemand wollte sich Zugang zum Haus verschaffen.“, erklärte Ben nur und stand dann auf, wackelte jedoch hin und her. „Vorsicht, du solltest mit den Ärzten ins Krankenhaus fahren.“, meinte Semir nur besorgt. „Nein, das kann ich nicht...nicht jetzt, wo der Angreifer so dicht am Ziel war.“, zischte Ben nur und sah seinen Partner an. „Semir, etwas sehr faules geht hier ab.“ „Was meinst du?“, wollte der Deutschtürke wissen. „Überleg doch mal, wer weiß, dass Sir Christopher in so einer abgelegenen Gegend wohnt...doch nur einer, der mit ihm jeden Tag zusammen ist und ihm zum Beispiel schützt. Semir, ich sag’s nicht gern, aber diejenigen, die ihn entführen wollen, müssen einen Insider haben.“, stieß Ben aus. Die Augen des kleinen Hauptkommissars weiteten sich mehr und mehr. „Was sagst du da?“, kam es von Semir nur zurück. „Semir, es kann doch nicht anders sein. Überleg doch mal, wer könnte das sein? Doch nur der persönliche Bodyguard kommt so dicht an eine so hoch gestellte Persönlichkeit ran.“, erklärte Ben leise und beugte sich zu seinem Partner runter. „Ben, das glaub ich nicht. Es ist vollkommen absurd, dass Peter etwas damit zu tun hat.“, zischte der Deutschtürke zurück. „Semir, es wäre immerhin denkbar, oder nicht?“, erwiderte Ben nur und sah, wie sein Partner aufgeregt zwischen den Scherben des Glastisches und des an der Wand hängenden Flachbildschirms hin und her tigerte. „Ben, das...das...das...nein, das ist unmöglich. Ich habe Peter noch vor wenigen Stunden getroffen. Der war vollkommen fertig.“, erklärte Semir. „Ach, und du meinst nicht, dass er dir das nur vorgespielt hat.“, erwiderte Ben nur. „Ben ,ich kenne ihn schon lange...“ „Aber wie gut kennst du ihn? Ihr habt euch ewig nicht gesehen und...“, unterbrach Ben Semir, doch dieser fuhr ihm dann wütend dazwischen. „NEIN!!!“, schrie er so laut, dass alle zusammenzuckten, die anwesend waren, selbst Ben. „Ich rate dir, lass die Finger von ihm. Mach hier deine Arbeit und dann lass dich am Kopf untersuchen. Du scheinst beim Kampf etwas abbekommen zu haben, was deine Denkfähigkeit beeinflusst.“, fauchte Semir nur und verschwand dann. „Ey Semir...Semir spinnst du jetzt total?“, schrie Ben ihm nach, doch sein Partner hörte nicht auf ihn und war verschwunden. Das konnte noch sehr heiter werden.


    ...

  • Peter war eben aufgewacht und fasste sich an die Stirn. Was war das? Das Telefon klingelte mit schrillem Ton. Wo hatte er sein Handy hingelegt? Natürlich im Flur. Vorsichtig schwang er die Beine aus dem Bett und ging in den kleinen, schmalen Korridor hinein, wäre beinahe mit dem Fuß gegen die schwere Kommode geknallt. „Was gibt es denn?“, fauchte er wütend ins Telefon. „Vasilis hier...wir haben es heute Nacht wieder versucht, aber einer der Bullen war im Haus und hat mich angegriffen.“, hörte er die Stimme des Griechen am anderen Ende der Leitung. „Toll, was seid ihr für Idioten? Könnt ihr denn gar nichts richtig machen?“, fauchte Peter. „Hör zu, Deutscher, es ist deine Aufgabe gewesen, uns die Bullen vom Hals zu halten. Wir wissen jetzt aber auch, dass sie dich aufs Korn nehmen wollen. Die Wanze, die ich zurückgelassen habe, war sehr informativ. Scheinbar glaubt dieser junge Kommissar, dass du mit uns zusammenarbeitest. Du musst deinen Freund umgehend vom Gegenteil überzeugen, oder wir sehen uns gezwungen, dich zu...“, abrupt endete Vasilis. „Was? Mich töten? Das würde euch schlecht bekommen. Glaubt ihr nicht, ich hätte mich nicht abgesichert. Es wäre für euch fatal, jetzt, so kurz vor dem Ziel, mich zu töten. Okay, hör zu. Sicher werden sie mich in einigen Tagen aufsuchen. Ich tische ihnen einfach eine Story auf und dann sind sie erstmal glücklich. Und ihr, bereitet alles vor. Die Konferenz ist der letzte Ort, wo wir es versuchen können. Um Semir kümmere ich mich. Und denkt daran, es muss so aussehen, als ob er damit zu tun hat.“, fauchte Peter und legte auf. Er sah sein Gesicht im Spiegel der Kommode. Eigentlich war Semir sein Freund. Sollte er ihn wirklich da mit reinziehen? Ja, er hat es ja nicht anders gewollt. Warum musste er sich auch immer in Dinge einmischen, die ihn nichts angehen und die anderen eine Menge Geld brachten. Über diesen Gedanken hinweg fiel er alsbald in das Kissen auf seinem Bett und schlief tief und fest ein.


    Semir konnte nicht glauben, was Ben ihm da an den Kopf geworfen hatte. Nein, das konnte er nicht glauben. Er wollte es nicht glauben. Peter war sein Freund. Er war doch der Grund, warum Semir damals Polizist geworden ist. Und jetzt sollte eben dieser Mann auf die schiefe Bahn geraten? Semir fuhr immer weiter und weiter. Fast wäre er an seinem Haus vorbeigefahren. Doch, als er davor stand, überlegte er. Er konnte jetzt nicht schlafen. Nein, nicht solange diese Anschuldigungen in der Luft waren. Aber was sollte er machen? Er hatte Familie um die er sich kümmern musste. So siegte dieses Mal die zweite Wahl.

  • Schnell lenkte er den Wagen in die Auffahrt, stellte den Motor ab und schloss ganz leise sein Haus auf. Vorsichtig zog er sich seine Schuhe aus, stellte sie in die Ecke und schlich die Treppe rauf. Acht geben auf die knarrende Stufe und schon war er im oberen Flur. Das Bad erreichte er ohne weitere Geräusche und schnell waren die Klamotten vom Körper verschwunden und Wasser ergoss sich über seinen Körper. Nach dieser Erfrischung zog er sich seinen Pyjama an und schmiegte sich an den schon schlafenden, warmen Körper seiner Frau. Ein leises Knurren war von ihr zu hören, als Semir sie liebevoll auf die Stirn und den Oberarm küsste. „Schlaf gut, mein Engel...“, flüsterte er und ließ sich dann selbst ins Bett zurückfallen. Alsbald war er eingeschlafen und seine Gedanken, die ihn vorhin noch beherrschten, schienen wie verflogen zu sein. Die Nacht war ruhig. Nicht einmal seine kleine Layla schrie auf, sondern ließ Andrea und ihn durchschlafen. Der nächste Tag sollte für Semir bewegend genug werden.


    Sven, Vasilis und Daniil saßen in ihrem Versteck und schlemmten vor sich hin. Dabei machten sie aber auch schon Pläne für die nächsten Tage. „Ich habe mit unserem Kontakt gesprochen. Wir müssen die Waffen bald holen. Am Besten, wir ziehen die ganze Aktion vor und greifen jetzt ein, ehe die Konferenz beginnt.“, schlug Sven vor und sah in die Runde, während er sich an einem Hühnerflügel satt aß. „Das geht nicht...du weißt doch, es funktioniert nur, wenn es aufsehenerregend auf der Konferenz passiert. Wann beginnt sie denn?“, wollte Vasilis wissen. „In zwei Tagen...Daniil, ist das ein Problem, wenn wir früher zuschlagen wollen?“, fragte Sven seinen Partner, der zu seiner linken Seite saß und an einer Hartwurst herumschnitt. „Der Verkauf und der Abtransport sind auf den Tag festgelegt. Ich kann daran nichts mehr ändern.“, gab er von sich. „Verdammt, dann müssen wir die Waffen schon vorher aus dem Versteck holen. Oder ich muss...wartet einen Moment.“, stieß er aus, erhob sich vom Tisch und ging telefonieren. Vasilis und Daniil sahen ihm nach und nach wenigen Minuten kam ihr Freund wieder. „So, alles erledigt. Wir machen alles, wie abgesprochen. Wenn die Konferenz kommt, wird das Feuerwerk stattfinden.“, meinte er nur und setzte sich wieder. „Auf uns und unser Vorhaben. Mögen unsere Brüder in der Heimat mit den Waffen den Kampf gegen die tyrannischen Unterdrücker weiterführen können.“, prostete er und alle Gläser stießen klirrend zusammen.


    ...

  • Peter wachte morgens auf und schwang sich langsam aus dem Bett. Er musste sich eine gute Geschichte für seinen Freund Semir zurecht legen. Sicher würde dieser alsbald hier oder im Konsulat auftauchen und mit ihm reden. Bestimmt würde er Einsicht in seine Akte genommen haben oder es zumindest noch tun und dann war er vorerst entlarvt. Peter brauchte eine gute Story, wie die Journalisten immer sagten. Da fiel ihm was ein. Wieso dreht er den Spieß nicht ganz einfach um. Genau, er würde Semir beschuldigen, sagen, dass ihn andere Polizisten verhört hatten. Das war es. Sicher war das BKA hinter den Waffen her, daher ja der Spitzel. Und sicher würden Semir und seine Kollegen schon alles über Oleg herausgefunden haben und dabei auch auf die Waffengeschichte gestoßen sein. Warum sollte er sich das nicht zu eigen machen? Immerhin kannte er den Deutschtürken und, dank Daniil, auch dessen finanzielle Notlagen. Mit diesem Plan im Kopf und mit sicheren Schritten war er in die Dusche gehüpft, hatte sich danach einen grauen Anzug übergeworfen, nachdem er sich sein Halfter umgeschnallt hatte. Die Schritte zu seinem Wagen waren schon viel sicherer und sein Blick wurde von Minute zu Minute klarer. Jetzt musste er nur noch seinen Chef abholen und dann die nächsten Tage gut überstehen. Hoffentlich ging alles gut, dachte er nur. Unterwegs griff er zum Handy, verlangte den zuständigen BKA-Beamten und brachte den Stein somit ins Rollen. Nun konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Würde das so bleiben?


    Geiger und seine beiden Männer beobachteten das Haus schon die ganze Nacht über. Seit gestern hatte er es nicht mehr verlassen. „Chef, meinen sie nicht, wir sollten mit den Kollegen vor Ort zusammenarbeiten?“, fragte einer seiner Beamten. „Immerhin kennen die das Terrain besser als wir.“ „Einer unserer V-Männer ist durch einen Kollegen gestorben. Ich will wissen, warum und was diese beiden mit dem britischen Konsul zu schaffen haben. Du hast doch den Anruf gerade mitbekommen. Es könnte sein, dass dieser Mann dort drüben mit den Entführungen zu tun hat.“, zischte André Geiger und sah wieder zu dem Haus hinüber. Dann kam der Mann raus. „Da ist er. Okay, folgen wir ihm, aber unauffällig. Steiner, wehe sie lassen sich abhängen.“, fauchte der Chef seinen Fahrer an und dieser nickte nur. Der Wagen des Zielobjektes verließ die Auffahrt und die Ermittler des BKA’s hingen sich an ihn. Es ging Richtung Autobahn und stadtauswärts.

  • „Mal sehen, wohin er uns führt.“, meinte Geiger nur und wickelte sich mit nervösen Fingern einen Kaugummi aus dessen Umschalung aus, steckte ihn in den Mund und kaute nervös mit den Zähnen darauf herum. „Chef, er biegt auf einen Rastplatz ab. Was soll ich tun?“, fragte Steiner. „Blöde Frage, folgen sie ihm.“, zischte der Mann und schon in der nächsten Minuten folgten sie dem Wagen und mussten scharf bremsen, als der Vordermann es auch tat. „Was soll der Scheiß denn? Ist der verrückt geworden?“, fauchte der BKA-Mann und sah, wie der Fahrer des Wagens ausstieg und langsam auf ihn zukam, an die Fensterscheibe klopfte und verlangte, dass die Scheibe runtergelassen wurde. Nur widerwillig tat der Mann es und sah dann in das Gesicht seines Zielobjektes.


    „Wenn es ihnen nichts ausmacht, würden sie mir freundlicherweise erklären, warum sie mich schon seit meinem Haus verfolgen?“, fragte Semir den Mann, den er schon seit der ersten Ampel hinter sich wusste. Der Hauptkommissar schien für die BKA-Leute vollkommen ungebildet zu sein, dass er nicht merken sollte, wie er verfolgt wurde. „Herr Gerkhan, wir untersuchen den Tod eines unserer V-Männer. Außerdem wollen wir wissen, wo die gestohlenen Waffen sind.“, zischte Geiger, als er aus dem Wagen gestiegen war und sich vor Semir aufbaute. Dieser fing nur an zu grinsen. „Glauben sie, ich habe die Waffen in meinem Kofferraum versteckt? Oder wollen sie jetzt meine Hosentaschen kontrollieren?“, fragte er mit einem tiefen Grinsen, dass dem Beamten gar nicht zu gefallen schien. „Machen sie sich ja nicht über mich lustig. Wir ermitteln hier in einer ernsten Angelegenheit. Wir wissen, dass sie Kontakt zum britischen Konsul hatten. Die Frage ist nun, was will ein kleiner, deutscher Kriminalbeamter von einem ausländischen Würdenträger? Beschatten sie ihn etwa, um seinen Tagesablauf an ihre Komplizen weiterzugeben?“, wollte André Geiger wissen und legte viel Gewicht in seine Frage und seine Stimme.
    „Wollen sie damit sagen, sie verdächtigen mich?“, fragte Semir, halb entsetzt und halb lachend. „Ja, das will ich damit sagen...und genau das werfe ich ihnen vor. Wir haben einen anonymen Anruf erhalten, dass sie Schulden haben, sie durch gewissen Informationen für Geld aufbessern wollten.“, stieß Geiger aus und sah den Deutschtürken mit abwertenden Blick an. „Das ist ja wohl die Höhe.“, fauchte der Hauptkommissar und sah den BKA-Mann an. „Sie ticken doch nicht richtig...Bloß weil einer ihrer V-Männer draufgegangen ist...“ „Woran sie nicht ganz unschuldig sind. Das steht auch noch auf unserer Liste. Und besonders werde ich mir ihren Kollegen, diesen Ben Jäger vornehmen.“, kündigte der Mann an und wandte sich zum Gehen. „Sie sind ein intrigantes, arrogantes und...“, Semir schluckte die letzten Worte runter, drehte sich um und stieg in seinen Wagen. „Gerkhan, sie hören noch von uns...“, zischte Geiger und stieg zu seinen Leuten ein. Die beiden Fahrzeuge trennten sich und fuhren getrennte Wege.


    ...

  • Ben wachte mit Kopfschmerzen im Gästezimmer der Holmeschen Villa auf und bemerkte neben sich das tiefe Röcheln von Hugo, dem schwarzen Labrador der Familie. „Hallo, das ist ja eine nette Art um geweckt zu werden.“, lachte Ben nur und stand vorsichtig auf. Er sah auf seine Armbanduhr und schreckte zurück. „Was? Erst halb acht...“, stöhnte er, doch dann hörte er schon kleine Füße auf dem Flur laufen. „Morgen Ben...“, rief George erfreut, als er den Kopf ins Zimmer steckte und sah, dass der junge Mann schon wach war. Sofort, als er die Stimme des Jungen hörte, sprang Hugo auf, wedelte mit dem Schwanz und kam auf seinen kleinen Freund zu. „Mum sagt, ich soll dir ausrichten, dass das Frühstück fertig ist und schon alle auf dich warten.“, erklärte George nur und strich seinem Hund über den Kopf. „Ist gut, ich dusche nur schnell und dann komme ich runter.“, meinte Ben, erhob sich und ging ins angrenzende Badezimmer. Schnell war der junge Hauptkommissar unter das fallende Wasser gesprungen und saß dann wenige Augenblicke später am Tisch der Familie. „So Ben, alles ist fein und frisch von meiner Frau zubereitet. Hau tüchtig rein.“, meinte Sir Christopher und spießte sich ein kross gebratenes Würstchen auf die Gabel. Das ließ sich Ben nicht zweimal sagen. Sofort packte er sich alles mögliche auf seinen Teller...frisch getoastetes Weißbrot, angebratene Tomatenscheiben, gebratene Champignons, Würstchen, einige Bohnen in Tomatensoße und Speckstreifen. „Sag bloß, du kannst das alles essen?“, staunte George. „Ja doch...vielleicht.“, grinste Ben nur und nahm sein Besteck zur Hand. Langsam leerte er den Teller und spachtelte die Masse des Essensberges in seinen Mund hinein. Nach wenigen Minuten war der Teller leer und alle am Tisch, besonders Ben, waren satt, zufrieden und kugelrund gefuttert.


    „So, dann wollen wir mal los.“, meinte Sir Christopher und wollte seine Morgenzeitung zusammenfalten ,als es an der Tür klingelte. „Warte, ich geh schon.“, meinte Ben und nahm seine Hand an die Waffe. Vorsichtig und mit kriminalistischer Neugier ging er zur Tür und sah durch die dort befindliche Scheibe auf die Person vor der Tür. „Ach, sieh mal einer an.“ Der junge Hauptkommissar zog die Tür auf und zog dann die Augenbraue hoch, als er Peter Nussbaum dort stehen sah. „Sie hier?“, kam es erstaunt von dem Bodyguard. „Ja, ich bin ihr Ersatzmann und gebe den Job mit Freuden wieder an sie zurück.“, meinte Ben und gab die Tür frei. Peter trat ein und ging mit wackeligen Beinen durch den großen Flur. „Hier ist ihr neuer alter Personenschützer.“, kündigte Ben an, als er in die Essecke zurückkehrte.

  • Sir Christopher sah auf und staunte nicht schlecht. „Peter...“, kam es mit knurrender Stimme vom Engländer. „Sie sind mir eine Erklärung für ihr gestriges Fehlen schuldig.“, fauchte der Konsul. „Es...es tut mir Leid, Sir, aber ich habe keinerlei Erklärung für die letzten Tage. Aber ich...ich...“, kam es nur von dem ausgebildeten Personenschützer, der Semir so gut bekannt war. „Schon gut, wir klären das nachher. Jetzt fahren wir erstmal ins Büro.“, wiegelte Sir Christopher die Sache ab und dann wandte er sich an Ben. „Ich danke dir, für deine Hilfe, aber ich glaube, du bist jetzt glücklich, dass du wieder zu Semir darfst.“, grinste er den jungen Hauptkommissar an. Ben nickte nur und sah dann, wie George ihn traurig ansah. „Tut mir Leid, Kleiner, aber ich verspreche dir, ich komme vorbei und spiele mit dir auf dem Flügel.“, versprach er und verließ dann mit Peter und Sir Christopher das alte Jagdhaus. Noch ahnte keiner, was dieser Tag bringen würde.


    „Semir, hier hab ich alles über Peter Nussbaum, was du angefordert hattest.“, meinte Susanne, als sie in das Büro des Hauptkommissars trat, der vollkommen abwesend auf den Platz von Ben starrte. „Semir...“, kam es lauter von Susanne und dann warf sie die Akte mit einem lauten Knall auf den Tisch des Polizisten. Erschrocken fuhr er rum und sah die Sekretärin mit großen Augen an. Sie grinste nur und verließ dann wortlos das Büro, ging zurück an ihren Arbeitsplatz, hörte aber dennoch das „Danke“ von Semir. Der Kommissar nahm sich die Akte vor und schlug sie auf. Er staunte nicht schlecht, als er sah, was Peter alles in den Jahren seit ihrer letzten Begegnung angesammelt hatte. Vor allem der Besitz und Vertrieb von Drogen fiel Semir gleich ins Auge. Seit er Peter kannte, hatte dieser nie etwas mit Drogen oder Alkohol zu tun. Im Gegenteil, Semirs Freund hatte doch tierisch Schiss vor Nadeln. Wenn er eine Spritze nur sah, blieb ihm doch die Luft weg und er kippte der Länge nach um. Eine Verurteilung wegen dieser Geschichte war dick und fett in seiner Akte eingetragen. Danach schien er diesen Job im britischen Konsulat bekommen zu haben und seitdem ging es ihm wieder besser. Für Semirs Geschmack war dies ein klares Zeichen, dass die Ereignisse der letzten Tage mit Peters Vergangenheit vielleicht zu tun hatten, womöglich versuchte sich einer seiner ehemaligen Zellenkumpanen durch Peter eine lukrative Einnahmequelle zu schaffen. Vielleicht war Peter sogar mit involviert... Nein, nein, das konnte sich Semir nicht vorstellen. Alles nur das nicht. Peter würde nie oder doch? Zweifel plagten ihn, die mit jedem Gedanken stärker wurden. Doch dann ging er zu Susanne vor.


    ...
    (wo bleiben denn die Feeds, Leute?)

  • „Susanne, ich bräuchte mal bitte das Gefängnisführungszeugnis von Peter Nussbaum. So schnell wie möglich.“, bat Semir die Sekretärin. „Wird gemacht...“, entgegnete sie nur und beide sahen auf, als Ben zur Tür reinkam. „Was denn jetzt los? Du solltest doch bei dem Engländer bleiben.“, fing Semir an zu meckern und wollte weitermachen, wenn Ben nicht einhaltend die Hand vor dessen Mund gehalten hätte. „Semir, du schnatterst wie ein Rudel Enten. Das ist grausam am frühen Morgen.“, knurrte der junge Hauptkommissar nur und grinste, nahm dann die Hand weg und ging weiter ins Büro. „Moment mal...jetzt erklär mir mal, warum du hier bist und nicht bei Holmes?“, kam es erneut von Semir, als er im Büro stand und sah, dass Ben einen Blick auf die Akte von Peter warf. „Hallo, ich rede mit dir...“, knurrte er gereizt und stieß Ben fest am Arm. „Ey, sag mal Semir, hackt es jetzt bei dir?“, fauchte der junge Hauptkommissar und sah seinen Partner ratlos an. „Ist dir heute morgen irgendwie die Flasche von Layla auf den Fuß gefallen oder hast du zu heiß geduscht? Man...“, knurrte Ben nur und ging zu seinem Platz, ohne weiter auf seinen Partner zu achten. „Ich will von dir einfach wissen, warum du Sir Christopher verlassen hast? Du solltest auf ihn aufpassen.“, kam es laut und wütend von Semir zurück. „Hab ich...ab heute übernimmt wieder dein spezieller Freund Peter...“, meinte Ben mit zynischem Unterton. Warnend warf Semir seinem Partner nur einen tödlichen Blick zu. Die ganzen nächsten zwei Stunden herrschte eisiges Schweigen im Büro der beiden Autobahnkommissare.


    „Herein...“, murrte Kim, als es an der Tür klopfte und Susanne eintrat. „Frau Krüger...hier sind drei Beamte vom BKA, die sie sprechen möchten.“, erklärte die Sekretärin. Doch ehe Susanne zur Seite gehen oder Kim ihr Okay geben konnte, traten...nein invasionierten die Herren vom BKA schon das Büro der Autobahnpolizeichefin. „Was zum Teufel soll denn das?“, fauchte Kim nur und sah die Kollegen mit boshafter Miene an. „Kim Krüger?“, fragte der Chef der Abteilung. „Ja, das bin ich. Und wer sind sie, wenn ich fragen darf?“, knurrte Kim nur erneut. „Es geht um die Tatsache, dass ihr Mann, Ben Jäger, meinen V-Mann erschossen hat. Ich will ihn mitnehmen, zum Verhör.“, zischte der Mann und stemmte sich auf den Tisch von Kim. „Erst sagen sie mir mal ihren Namen.“, fauchte Kim zurück, war aber erschrocken über die Tatsache, dass Ben einen Mann erschossen haben soll, der indirekt für die Polizei arbeitete.

  • „Kriminalhauptkommissar André Geiger, BKA Wiesbaden, Abteilung SO – Schwere und Organisierte Kriminalität.“, stellte er sich vor und holte genervt seine Dienstmarke aus der Hosentasche hervor, knallte sie vor Kim auf den Tisch. „Und was wollen sie nun von Herrn Jäger? Ich meine, er hat nur seine Arbeit gemacht. Jetzt erzählen sie erstmal, was sie meinem Kollegen überhaupt vorwerfen.“, forderte Kim und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Und Geiger begann zu erzählen. Es wurde ein langes, ausdauerndes und giftiges Gespräch, bei dem auch der Vorwurf gegen Semir zur Sprache kam, was Kim vehement abstritt. Doch Geiger verlangte, Semir in diesem Punkte befragen zu dürfen. Nur widerwillig stimmte Kim ein.
    Noch immer schwiegen sich Semir und Ben an, sahen sich nicht einmal an sondern schmollten und gingen ihrer jeweiligen Arbeit nach. Doch dann wurde es einem der beiden zu bunt. „Wie lange soll das noch so weitergehen?“, wollte Semir wissen und stapelte eine Akte von einer Ecke des Tisches zur anderen um. Ben sah nicht auf. Er ging nur raus und Semir sah ihm nach. Wenige Augenblicke später kam sein junger Kollege jedoch wieder und brachte Semir einen Kaffee. „Hier bitte...beruhigt die Nerven.“, kam es nur von Ben und als er sich setzte, grinste er Semir an. Da musste auch der Deutschtürke grinsen und lachte auf. „Ach Ben, ich weiß nicht, was mit mir los war.“, beteuerte Semir und prostete seinem Freund und Kollegen zu. „Ich weiß es. Du bist besorgt und vor allem noch um zwei Menschen. Kein Wunder, dass du fertig bist.“, schlussfolgerte Ben nur und hob seinen Kaffeebecher. Gerade da trat Susanne in das Büro. „Ben, du und Semir, ihr sollt mal sofort zur Chefin kommen.“, erklärte die Sekretärin.


    Peter fuhr die heute morgen aus der Reparatur zurückgekehrten Limousine und sah immer wieder auf Sir Christopher nach hinten, der vollkommen entspannt im Sitz saß und sich einige Unterlagen durchlas. Immer wieder blickte Peter durch den Rückspiegel nach hinten. „Ist irgendwas, Peter?“, wollte der Mann auf der Rückbank dann wissen. „Nein Sir, alles in Ordnung...“, kam es nur nervös von dem Bodyguard. „Sehr schön, dann können sie mir ja auch sagen, wo sie gestern waren? Denn Urlaub hatten sie keinen eingereicht oder waren sie krank geschrieben?“, wollte der Engländer wissen und sah den Mann mit einen prüfenden Blick direkt durch den Rückspiegel an. „Ich? Sir, ich...ich...ich kann...kann mich nicht...ich weiß es nicht.“, stammelte Peter nur und hoffte, dass sein Chef ihm das abnahm. „Was heißt das, sie wissen es nicht? Das kann doch nicht ihr ernst sein? Verdammt, sie haben ihre Pflichten vernachlässigt. Ich muss mich wirklich fragen, ob sie noch für meine Sicherheit tragbar sind.“, fauchte es von der Rückbank mit scharfer, vorwurfsvoller Stimme.

  • Peter musste schlucken. Klar wusste er, dass er jeden Tag seinen Job riskierte und auch, dass ihm sein Fehlen mehr als nur Schwierigkeiten bereiten würde, aber gleich so eine Zigarre verpasst zu kriegen. „Sir, ich versichere ihnen, dass ich keinerlei Erklärungen geschweige denn Erinnerungen habe, was mit mir am gestrigen Tag los war.“, beteuerte der Sicherheitsmann und sah wieder durch den Rückspiegel. In den dunklen grünen Augen konnte er sehen, dass seine Geschichte nicht wirklich Gehör bei seinem Chef fand. „Das sollten sie untersuchen lassen. Morgen beginnt diese blöde Wirtschaftkonferenz und da brauche ich sie ausgeschlafen und vor allem gesund.“, knurrte er nur. Peter nickte und lenkte den Wagen weiter. Wenige Minuten später erreichten sie das Konsulat.


    „Chefin, sie haben uns rufen lassen.“, meinte Semir, als sie ins Büro von Kim traten. Sofort stockte Semir, als er sah, wer noch im Büro der Chefin stand. „Ja Semir, eigentlich wollte ich nur Ben hier haben, aber ich fand, sie sollten auch dabei sein.“, meinte Kim, die vor ihrem Schreibtisch stand und die Arme verschränkt hatte. „Danke Frau Krüger, ab hier übernehmen wir.“, mischte sich nun André Geiger ein und schob Kim fast zur Seite. „Hören sie, das sind meine Männer. Sie werden sie nicht ohne meine Anwesenheit verhören. Ist das klar?“, stieß Kim mit lauter Stimme aus. Zum ersten Mal sah Semir den BKA-Mann zusammenzucken. „Ja, ist ja gut...“, stieß dieser nur zitternd aus und ging dann zurück zu seinen Männern. Kim sah ihn mit warnenden Blicken an. „Semir, Ben...den jungen Mann, den sie...“, sie stockte, wusste sie doch, wie schwer die ganze Sache für Ben war. „...der sie angegriffen hatte, war ein V-Mann vom BKA. Diese Herren werden sie jetzt zum Vorfall befragen...befragen, nicht mehr...“, fauchte Kim André Geiger an, als dieser sich rühren wollte. „Ja, ist ja gut...“, zischte dieser nur und lehnte sich wieder gegen das Fensterbrett, verschränkte die Arme vor seiner Brust. Ben schluckte. Er hatte nicht nur einen jungen Mann erschossen, sondern auch noch einen, der mit den Kollegen zusammenarbeitete. Verdammt, aber was sollte er auch machen? Der Mann hatte sie angegriffen, auf ihn und seinen Partner geschossen. Sollte er warten, bis Semir oder er getroffen wurden? Nein, er wusste, dass er richtig gehandelt hatte. Sollten die doch denken, was sie wollten.


    ....

  • „Wenn es den Herren keine Umstände macht,“, fing Semir grinsend an, „sollten sie die Befragung jetzt schnell durchführen. Wir haben immerhin auch noch einen Job, den wir erledigen müssen.“ „Sie werden keinen Job mehr haben, wenn ich mit ihnen fertig bin.“, fauchte Geiger und stapfte auf den Deutschtürken zu, baute sich vor ihm auf und knurrte ihn an. „Wollen sie mich fressen oder stellen sie jetzt endlich ihre Fragen.“, meinte Semir nur mit lässiger Ruhe. Ben grinste nur, sah, wie der Mann vom BKA rot anlief. „Dann fange ich doch gleich mal mit ihnen an...Was haben sie mit Christopher Holmes zu schaffen?“, wollte Geiger wissen. „Wir kennen uns...nächste Frage...“, schoss Semir nur heraus. „Woher kennen sie ihn und wie tief ist ihre Freundschaft?“, wollte Geiger wissen. „Ich glaube nicht, dass ich ihnen mein Privatleben erklären muss.“, zischte der Deutschtürke nur und ließ sich dann auf die Couch niedersinken. „So, dann bin ich doch mal gespannt, wie sie mir erklären wollen, dass ein anonymer Zeuge wissen will, dass sie Informationen für Geld weiterverkaufen und zwar solche Informationen, die für eine Entführung von Vorteil wären.“, fauchte Geiger. Semir war aufgesprungen. „Sind sie komplett wahnsinnig oder haben sie ihr Hirn heute noch nicht eingeschaltet? Wie sollte ich das machen, wenn ich noch nicht einmal in der Nähe des Konsulats war? Soll ich ihn durch meine magische Kristallkugel beobachtet haben?“, fauchte Semir. „Bei allem Respekt, Herr Geiger, aber Semir hat noch nie, ich wiederhole, nie irgendwelche Informationen verkauft. Es gäbe auch nie welche, da alles wichtige bei mir landet.“, stieß Kim aus. „Schön, lassen wir das dann vorerst und kommen wir zur nächsten Frage. Was wissen sie über die gestohlenen tschechischen Waffen?“, fauchte Geiger und sah, wie Semir versuchte, sein Gesicht gleichgültig erscheinen zu lassen.


    Sven und Vasilis fuhren in die Eifel. Sie mussten nachsehen, ob alles noch vorhanden war. Außerdem mussten sie das Versteck vorbereiten. Es war einfach nötig, dass sie ihren „Gast“, den sie für einige Tage oder für eine Woche beherbergen würden. „Okay, bieg hier ab und dann immer geradeaus. Durch den alten Steinbruch durch und dann sind wir da.“, meinte Sven nur. Vasilis nickte. Er bog ab und fuhr den entsprechenden Weg entlang. Der Wagen schlug mehrer Male auf, als sie durch den alten Steinbruch fuhren. Doch der Fahrer hatte seinen Wagen gut unter Kontrolle. „Man, ich hasse diese Strecke.“, fauchte Sven. „Warst du schon mal hier?“, wollte Vasilis wissen. „Nur einmal, als unsere Freunde die Waffen hier abgeladen und versteckt haben.“, erklärte der Russe. Vasilis nickte nur. Nach einer weiteren Fahrtzeit von zehn Minuten waren sie da. „Okay und nun? Wo sind die Waffen versteckt?“, wollte er wissen.

  • „Tja, das ist die Frage...wir haben sie im dritten Hangar versteckt. Im Keller, wo die Werkzeuge lagerten. Da werden wir auch unseren Gast unterbringen. Es ist nicht mehr lange zur Wirtschaftskonferenz.“, meinte Sven und beide stiegen aus. Beide gingen auf den Hangar zu und schnitten mit einer Kneifzange das schon verrostete Schloss durch. Scheppernd fiel die Kette zu Boden und ratternd schoben die beiden Gangster das Tor zur Seite. „Dann wollen wir mal.“, meinte Sven und ging vor.
    Sie betraten die alte Hangarhalle und gingen mit schnellen Schritten auf die Kellertreppe zu. „Man, hier ist auch ein Schloss dran.“, fauchte Vasilis und holte das Brecheisen wieder hervor. „Ja, das ist von uns. So waren wir sicher, dass niemand an die Waffen kommen würde.“, erklärte Sven nur und sah seinem Partner dabei zu, wie er das Schloss knackte. Beide nahmen ihre Taschenlampen hervor und gingen in den Raum hinein. „Okay, die Waffen sind noch da. Wo wollen wir den Kerl unterbringen?“, wollte Vasilis dann wissen. „Einfach in der anderen Kammer, gleich hier gegenüber.“, meinte Sven und stieß die Tür auf. Ein muffiger Gestank schlug ihnen entgegen und einzelne Mäuse huschten durch die Beine der beiden Gangster. „Riecht ja nicht besonders angenehm.“, knurrte Vasilis und rümpfte die Nase. „Na und? Er soll sich hier drin auch nicht wohl fühlen. Man, wir kidnappen ihn immerhin.“, fauchte Sven nur. „Ja, ja...ist ja gut. Geht wenigstens das Licht?“ Vorsichtig tastete Vasilis nach einem Schalter. „AU...Verflucht...“, schrie er auf, als er einen Schlag gewischt bekam. „Man, das ist ja hier alles Schrott...verdammt. Na, muss er halt im Dunkeln sitzen.“, grinste Vasilis nur. „Gut, dann fahren wir jetzt zurück. Wir haben noch viel zu tun.“, meinte Sven. Der Mann nickte und beide verschwanden wieder.


    „Hören sie, wir scheinen doch das gleiche Ziel zu verfolgen. Sie und ich wollen diese Waffen finden, oder nicht?“, fragte Semir wieder etwas beruhigt und sah, wie der Mann sich dann aufrichtete. „Sie wissen also darüber bescheid. Dabei habe ich ihnen doch untersagt, sich einzumischen.“, fauchte Geiger nur und sah Semir erbost an. Dieser blickte erst zu Ben und dann zu Kim. „Herr Geiger, ich finde, Herr Gerkhan hat ganz recht. Wenn sie an dem Verbleib der Waffen so interessiert sind, dann sollten sie mit uns zusammen arbeiten.“, meinte Kim dann auch. „Darum geht es doch gar nicht. Wir wissen schon, wo die Waffen sind. Wir wollen aber die Männer im Hintergrund erwischen. Und ihre Männer haben durch den Tod meines V-Mannes die ganze Sache nun womöglich nur noch mehr kompliziert.“, stieß der Mann aus und sah zwischen den Autobahnkommissaren hin und her. „Wenn sie sich in unsere Angelegenheiten noch einmal einmischen sollten, schwöre ich ihnen, werden sie ihre Sterne schneller los sein, als sie ihr Auto betanken können.“, fauchte er und wandte sich dann zum Gehen. Seine beiden Männer folgten ihm.

  • „So ein eingebildetes...“, fauchte Semir los und sprang auf. „Semir, beruhigen sie sich.“, meinte Kim nur, dachte aber genauso wie der Deutschtürke. „Chefin, das ist doch jedes Mal das Gleiche mit solchen Typen. Wir machen die Arbeit und die stecken die Lorbeeren ein oder wir mischen uns nicht ein und sie verhaften den Falschen.“, knurrte Semir nur. „Okay, was wissen sie über diese Waffen?“, fragte Kim dann nach und Semir begann, alles zu erzählen, was er und Ben und auch Hartmut herausgefunden hatten. „Also schön, sie werden an ihrem Fall weiter ermitteln. Immerhin haben wir es hier mit einem Toten und einer fehlgeschlagenen Entführung zu tun. Sollte sich im Zuge der Ermittlungen herausstellen, wo die Waffen sind oder wer sie haben will, soll es mir recht sein. Diese BKA-Kollegen können uns ja nicht unsere Arbeit verbieten.“, meinte Kim und entließ dann ihre beiden Kommissare aus dem Büro.


    Ben und Semir wollten gerade wieder in ihr Büro zurückkehren, als sie Susanne aufhielt. „Semir, ich hab hier das Führungszeugnis aus der JVA.“, erklärte sie und reichte es dem Deutschtürken rüber. „Danke Susanne...“, meinte er nur und nahm es entgegen. „Was für ein Führungszeugnis?“, wollte Ben dann wissen und sah seinem Kollegen über die Schulter, als er es las. „Von meinem Freund Peter...ich wusste nicht, dass er gesessen hatte und da wollte ich sein Zeugnis haben.“, murmelte Semir nur und sah seinen Kollegen dabei nicht an. „Also hat er doch etwas zu verbergen gehabt.“, meinte Ben nur. Gekonnt überhörte dies der Deutschtürke nur, kommentierte es nur mit einem leisen „Hm“, mehr nicht. „Und, wie hat er sich dann geführt?“, kam es neugierig von Ben. „Scheint so, als ob er einen Mithäftling krankenhausreif geschlagen hat, der Grund dafür steht aber nicht drin.“, entgegnete Semir nur. „Na, dann sollten wir ihn fragen, oder findest du nicht?“, schlug Ben vor und nahm schon seine Jacke vom Haken. „Ja...ja, das sollten wir.“, kam es nach einiger Überlegung vom Deutschtürken.
    Binnen weniger Minuten waren sie am britischen Konsulat und parkten den Wagen auf dem Kiesbett neben der Jaguarlimousine des Konsuls. „Scheint, als ob der Wagen wieder in Ordnung ist.“, meinte Ben nur. Semir nickte, ohne darauf einzugehen. Er wollte wissen, was mit seinem Freund war, den er schon so lange nicht mehr gesehen hatte und der jetzt mehr und mehr in Verdacht stand, mit den Entführungsversuchen in Verbindung zu stehen. Ohne ein weiteres Wort betraten sie das Gebäude und gingen schnurstracks zum Büro des Konsuls, in der Hoffnung, dass sich Peter ebenfalls dort aufhielt.

  • Sven und Vasilis kehrten in ihr Versteck zurück und sahen Daniil dabei zu, wie er seine Sachen packte. „Daniil, wo willst du hin?“, fauchte Vasilis sofort und packte den alten Russen am Kragen. „Ich? Nur etwas erledigen. Unser Kontakt muss noch einige Instruktionen für die Konferenz erhalten. Ich treffe mich gleich mit ihm.“, meinte er gelassen und sah Sven an. „Okay, aber dürfen wir erfahren, wer es ist? Immerhin haben wir dir auch von unserem Kontakt erzählt.“, wollte Vasilis wissen und ging auf den Mann zu, beobachtete ihn genau. „Nein, das könnt ihr leider nicht. Tut mir Leid, aber Anweisung von oben...niemand außer mir darf mit ihm Kontakt aufnehmen.“, erklärte der Mann und verschwand dann. Sven und Vasilis sahen sich nur an. „Weißt du, irgendwie habe ich ein sehr ungutes Gefühl gerade.“, stieß Vasilis aus und sah seinen Freund nur an. „Warum? Machst du dir Sorgen um Peter oder um Daniil?“, fragte Sven nur und sah den Griechen an. „Um Daniil...ich meine, wir nennen ihn unsere Kontraktperson hier in Deutschland. Aber er will sich weigern, uns seine zu nennen.“, gab er beleidigt wieder. „Hey, du weißt doch, wie das System funktioniert. Keiner weiß von dem anderen Informanten und so soll es doch auch bleiben.“, erklärte Sven nur. „Gut, aber warum müssen wir Daniil dann noch mal ein Viertel des Verkaufspreises überlassen?“, wollte er dann wissen. „Weil er es wert ist und uns nicht verraten wird. Außerdem werden wir bald genug Geld haben. Russen und Iren, nicht zu vergessen, einige Leute vom Balkan, wollen diese Waffen kaufen und sie zahlen jegliche Summe. Also reg dich ab.“, zischte Sven nur und ging dann in den hinteren Teil. Vasilis stand nur da und verstand noch weniger als vorher.


    Die Sekretärin sah auf, weitete die Augen und sprang auf, stellte sich mit ihrem zierlichen Körper breit vor die Tür des Konsulbüros. „Sie kommen hier nicht rein.“, meinte sie und sah entschlossen aus. Semir grinste Ben nur an. „Hören sie, wir wollen eigentlich gar nicht zu Mister Holmes, aber vielleicht können sie uns sagen, wo wir Peter Nussbaum finden?“, wollte der Deutschtürke wissen. Ehe die Frau antworten konnte, ging hinter ihr die Tür auf und sie fiel dem Konsul in die Arme. „Wow, vorsichtig Frau Möser...“, stieß der Engländer auf und half ihr, wieder richtigen Halt zu finden. „Danke, ich wollte...wollte nur verhindern, dass diese beiden Herren ihnen wieder Schwierigkeiten machen.“, gab sie keuchend von sich und zeigte mit dem Kopf Richtung Semir und Ben. „Ich glaube, das würden sie auch so.“, entgegnete er nur und versuchte dann, ein freundliches Gesicht zu machen. „Was kann ich für euch tun?“, wollte er dann an Ben und Semir gewandt wissen. „Eigentlich nichts...wir wollten zu Peter Nussbaum.“, entgegnete Ben nur.

  • „Hm, der ist gerade in der Kantine und isst dort.“, entgegnete Sir Christopher und schloss die Tür wieder. „Und wo ist die Kantine?“, wollte Ben nur knurrend wissen. Semir drehte sich zu seinem Partner um. „Jetzt sag nicht, du findest den Weg zum Essen nicht mehr?“, grinste er nur. „Semir, ich rieche nicht vorher nach dem Essen. Bin ich ein Jäger oder was?“, kam es nur von Ben. „Deinem Namen nach, ja.“, feixte der Deutschtürke. „Ha, ha, sehr witzig. Also, Frau Möser, wo finden wir die Kantine?”, fragte er dann die Sekretärin. „Immer den Gang entlang und dann nach links.“, erwiderte sie nur. Die beiden Kommissare machten sich gleich auf den Weg.
    Peter sah auf, als Ben und Semir in die Kantine kamen. „Hallo Jungs, was führt euch denn hierher?“, wollte er mit freudigem Gesicht wissen, doch er sah schon, dass weder Semir noch Ben zu Scherzen aufgelegt waren. „Peter, ich weiß von deiner Haftstrafe...“, fauchte der Deutschtürke und sah seinen Freund mit funkelnden Augen an, stemmte sich auf den Tisch vor. Erschrocken hielt Peter in seinem Bissen inne und sah die beiden Autobahnpolizisten an. „Ihr wisst es also?“, fragte er und kaute weiter. „Ja, wir wissen es und wir wären froh gewesen, wenn du es uns erzählt hättest.“, zischte Semir und wurde dabei so laut, dass sich die anderen Mitarbeiter des Konsulats zu dem abgelegenen Tisch an der Fensterfassade umdrehten. „Geht das ein bisschen leiser? Hier weiß keiner, dass ich vorbestraft bin.“, zischte Peter, stand auf und ging mit den Kommissaren in eine abseitig gelegene Ecke.


    ...

  • „Also, ich höre...“, fauchte Semir. Ben hielt sich im Hintergrund, stand aber hinter Peter, um ihn an etwaigen Fluchtversuchen zu hindern. „Ja, ich habe gesessen und von den Drogen bin ich weg, für alle Zeit.“, stieß Peter aus. Semir zog nur die Augenbraue hoch und sah seinen Freund mit enttäuschtem Gesicht an. „Das ist noch nicht alles.“, kam es nur von Ben und Peter sah über seine Schulter. „Was meinen sie?“, wollte er wissen. Jetzt packte Semir seinen alten Freund am Kragen und zog ihn zu sich hinunter. „Das weißt du genau, verdammt. Du hast einen Mann ins Koma geprügelt und jetzt will ich wissen, warum? Hat er dir im Knast dein Geschäft versauen wollen? Oder wollte er dich anschwärzen und du hast ihn zum Schweigen gebracht?“, stieß Semir aus und fletschte mit den Zähnen. Peter sah seinen Freund nur an. „Semir, ich kann nicht glauben, dass du das von mir glaubst...“, stieß er aus. „Hör auf, den Beleidigten zu spielen. Was hast du mit ihm gemacht?“, wollte Semir wissen und ließ seinen Freund noch immer nicht los. „Er hat mich mit einer Spritze bedroht, da bin ich durchgedreht. Du weißt, wie ich die Dinger hasse.“, zischte Peter und riss sich von seinem Freund los.


    „Außerdem, was willst du von mir? Ich habe meine Haftstrafe abgesessen und jetzt bin ich ein integriertes Mitglied der Gesellschaft.“, lächelte Peter. „Ach ja? Wir vermuten, dass die Entführungsfälle von Sir Christopher Holmes nur mit Insiderwissen geschehen sein können. Und sie, als sein persönlicher Bodyguard haben alle Möglichkeiten dazu.“, fauchte Ben nur und sah den Mann an. Dieser blickte zwischen beiden Hauptkommissaren hin und her. „Ihr verdächtigt mich? Och Leute...warum müsst ihr immer auf die ehemaligen prügeln? Fasst euch doch mal an die eigene Nase. Ich meine, ich habe keine Schulden, mit denen ich mich rumschlagen muss.“, lächelte er Semir an. Dieser tickte jetzt vollkommen aus, holte mit der geballten Faust aus und schlug Peter die Nase blutig. „Was soll das heißen?“, schrie Semir und wurde im nächsten Moment von Ben weggezerrt. „Semir beruhige dich...“, forderte der junge Hauptkommissar nur, doch Semir war in Rage. Peter lächelte nur und richtete sich langsam wieder auf. „Dass sie dich noch nicht weggesperrt haben ist ja ein Wunder.“, grinste er nur und war sich seines Triumphes sicher. „Ich rate dir, sollte ich einen Beweis finden, dass du was mit den Entführungsversuchen zu tun hast, mach ich dich eigenhändig fertig.“, stieß Semir aus und ging mit Ben zurück. Peter grinste nur. Jetzt war es eigentlich so weit, dass er diesen Kerl in seine Pläne einbinden konnte. Jetzt würde er ihn nicht mehr aus den Augen lassen und das war genau das, was er wollte.

  • Die Zeit verging und die Wirtschaftskonferenz stand vor der Tür. Im britischen Konsulat bereiteten die Hausangestellten alles für das gemeinsame Essen der drei Wirtschaftsvertreter der Länder Deutschland, Großbritannien und Russland vor. Semir und Ben standen mit anderen Kollegen der Autobahnpolizei am Flughafen bereit, um die Ehrengäste in das Kongresszentrum zu eskortieren. In einiger Entfernung stand Peter, der am Wagen von Sir Christopher seine Aufgabe als Bodyguard wahrnahm. Immer wieder warf Semir einen Blick zu dem Mann rüber. Ben beobachtete ihn dabei und wusste, dass sich sein Partner nicht so schnell beruhigen würde. Erst, wenn die Unschuld oder die Schuld des Mannes einwandfrei nachgewiesen war, würde er wieder ganz der Alte sein.


    „Semir, willst du nicht mal darüber reden?“, fing Ben an. „Nein, ich habe keinen Grund.“, knurrte der Deutschtürke nur und konzentrierte sich dann auf den Flieger, der eben das Rollfeld verließ und auf die Ausstiegsfläche gezogen wurde. Sir Christopher und Tobias Neumann standen vor dem Ende des roten Teppichs und warteten. Auch der Engländer sah immer wieder zu Semir und Ben und dann zu Peter. Doch dann ging die Tür des Fliegers auf und alle Blicke fielen auf einen alten, dicklich erscheinenden Russen. „Das ist also der Dritte im Bunde.“, meinte Ben nur und sah wieder zu Semir. Aber dieser kommentierte dies nur durch ein brummendes „Hm“. „Semir, ich hoffe nur, dass du bald wieder der Alte bist. Diese einsilbige Unterhaltung ist ja schrecklich. Demnächst kauf ich mir einen sprechenden Papagei, wenn du nicht mit mir redest.“, knurrte Ben nur. „Ist ja schon gut. Wenn diese Aufgabe beendet ist, kann ich diesen Mistkerl vergessen.“, meinte Semir nur und sah seinen Partner an. Nachdem sich die Regierungsmänner am Flieger begrüßt hatten, stiegen sie in ihren jeweiligen Wagen und schon ging es auf die Autobahn.



    ...

  • Sven und Vasilis waren schon den ganzen Tag damit beschäftigt, alles vorzubereiten. Beide hatten sich eine Kellneruniform besorgt und waren nun unter den vielen Cateringleuten verteilt. „Okay, wie ist der Plan?“, wollte Vasilis wissen. Sven sah ihn nur an, während er die Servietten auf die jeweiligen Plätze stellte. „Pass auf...es ist ganz einfach...Peter wird den Konsul ganz einfach ans Telefon bitten. Der kleine Bulle wird natürlich hinterher kommen und Peter verfolgen. Wir werden ihn uns schnappen, ihn betäuben und dann werden wir beide mitnehmen. So entsteht der Eindruck, dass er was mit der Entführung zu tun hat. Dann werden wir ihn mit Beweisen spicken, die seine Mittäterschaft eindeutig beweisen und irgendwo aussetzen. Dann kann die Polizei ihn festnehmen, verhören und was die noch alles gerne mit ihren eigenen Leuten machen und wir können in aller Ruhe über unseren Mittelsmann die Waffen verkaufen.“, grinste Sven leise und sah sich um. Belauschte sie auch keiner? Nein, sie waren im Moment ganz allein im Saal. „Okay...die Kapitalisten müssten ja bald hier eintreffen. Dann werden wir zuschlagen. Wo sind eigentlich unsere Waffen versteckt?“, wollte Sven wissen. „Ich habe sie im Lager unter einem Stapel Wolldecken gelegt. Da findet sie keiner.“, grinste Vasilis teuflisch und schon waren wieder die anderen Kellner im Saal und die beiden Attentäter gingen in die Küche hinaus.
    Die Gäste trafen ein und nachdem die Fotografen ihre Bilder gemacht hatten, zogen sich alle in den Verhandlungsraum zurück. Peter stand vor der Tür und Semir und Ben draußen in der Halle. Immer wieder beäugten sich die beiden Freunde argwöhnisch. „Semir...“, hörte er plötzlich Bens Stimme. Der Deutschtürke drehte sich um. „Sollten wir nicht langsam zurückfahren? Ich meine, wir haben noch anderes zu tun und diese Bewachungsnummer ist ja wohl erledigt.“, meinte Ben nur und sah seinen Partner eindringlich an. Dieser starrte wieder zu Peter hinüber, der inzwischen kurz an einen Tresen gegangen war und mit jemandem sprach. Semir konnte ihm nichts beweisen, noch nicht...Ben hatte allerdings recht. Es war Zeitverschwendung, hier zu warten. Das Gebäude war gut bewacht und niemand würde hier einen Anschlag durchführen können. „Okay...hol schon mal den Wagen...“, bat Semir seinen Partner. Ben nickte nur und ging dann hinaus.


    Als Semir sich noch einmal umdrehte, ging Peter gerade in den Konferenzsaal und kam wenige Minuten später mit Sir Christopher wieder hinaus, ging mit dem Engländer in den hinteren Teil des Gebäudes. Semir stutzte und ging hinterher. „Wer will mich denn am Telefon sprechen und dann noch so wichtig, dass sie mich dafür aus eine Konferenz holen, Nussbaum.“, hörte Semir die Stimme des Engländers, der nicht gerade begeistert zu sein schien. Langsam folgte der Deutschtürke den Beiden und entfernte sich immer mehr vom Flur und von Ben. „Nur keine Sorge, Sir. Es ist wirklich so dringend...“, kam es nur von Peter zurück. Semir folgte einfach. Er wusste, dass dieser Typ faul war, aber was er vorhatte, wusste er nicht...arbeitete er vielleicht doch mit den Entführern zusammen?

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