4 Minuten

  • Andrea erwachte, als die ersten Sonnenstrahlen ihr Gesicht kitzelten. Sie musste also eingeschlafen sein. Sie streckte sich kurz und blickte dann auf ihren Mann, der noch immer regungslos im Bett lag. "Schatz...", begann sie und strich ihm über die Hand, "du musst gesund werden hast du gehört?" Sie spürte wieder die Tränen hochkommen und stand auf, sie brauchte kurz frische Luft. Hotte und Dieter mussten gegangen sein - sie wurden ja auch gebraucht. Sie begab sich zum Waschraum und weckte ihr Gesicht mit ein wenig kaltem Wasser. Sie sah in den Spiegel. Die Augenringe waren gewaltig und ihr Haar stand wild auf. Ein furchtbarer Anblick. In diesem Moment klingelte ihr Handy. Erschrocken davon, dass sie es angelassen hatte, flüchtete sie in eine Toilettenkabine, klappte den Deckel zu und setzte sich drauf. "Hallo?", begrüsste sie ihren Anrufer und atmete erleichtert auf, als sie Bens Stimme hörte. Diese klang bedrückt und sie hatte das Gefühl, dass der Partner ihres Mannes geweint hatte. "Ben...gott sei dank, wie geht es dir?" Ben berichtete ihr ehrlich wie verletzt er war und wie es ihm auch innerlich ging. Sie war glücklich, dass er ihr dies alles sagte. "Bei Semir ist es unverändert...", antwortete sie auf seine Frage und dachte kurz nach, "Ben...im Moment bist du keine Hilfe für sie. Komm' doch her. Du kannst Semir auch sehen...du gehörst praktisch zur Familie..." Zuerst kam keine Antwort am Telefon, Andrea wusste, dass Ben zögerte. "Ben sei bitte vernünftig...du hast nicht geschlafen, bist verletzt und schwach. Du wärst ihnen, ehrlich gesagt, ein Klotz am Bein..." Ben versprach zu kommen und hängte auf. Andrea schaltete ihr Handy aus und begab sich zum Empfang um die Schwester zu informieren, dass Ben eben antreffen würde. Er dürfte zu ihr hoch kommen. Die Schwester nickte und Andrea begab sich wieder zurück ins Zimmer, wo wieder das unaufhörliche Piepen des EKG's ihre Ohren erreichte. Sie setzte sich wieder ans Bett und umschloss Semirs Hand mit der ihrer. Was dachte ihre Tochter wohl, dass Mama und Papa nicht da waren?


    Ben ging zu Kim Krüger und sagte ihr, dass er kurz nach Semir sehen möchte. Der Chefin war dies sowieso lieber. Sie nickte, besorgte für ihn einen Wagen und gab ihn den Schlüssel. "Aber keine Autobahnkollissionen", mahnte sie und Ben nickte bloss müde. Er stieg in den Wagen und fuhr Richtung Krankenhaus. Als er den Parkplatz erreicht hatte, lief er Richtung Empfang und meldete sich bei der Schwester an. Diese nickte. "Frau Gerkhan hat Sie bereits angekündigt" Sie nannte ihm die Zimmernummer und er benutzte den Aufzug um in den besagten Stock zu kommen. Er konnte kaum nich einen Schritt gehen. Er lief zum Zimmer und klopfte kurz. Andrea öffnete die Türe, sah ihn kurz an und fiel ihm in die Arme. Die Beiden umarmten sich herzlichst und liessen ihrer Sorge um Semir freien Lauf.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • "Wie geht es dir?", fragte sie dann und rieb ihm über die Oberarme, dabei konnte sie den Blick des riesigen Pflasters nicht nehmen, dass unteranderem auch Bens Hals zierte. "Es geht schon...", antwortete er und sah zum Ben. "Darf ich...?", deutete er an und Andrea verstand. "Natürlich", sie rückte den Stuhl ein wenig zurück so dass Ben sich darauf setzten konnte. Dieser bedankte sich, setzte sich und nahm eine von Semirs Hand. "Hey Partner", begann er leise und lächelte leicht, "irgendwie kommen wir nicht weiter ohne dich. Da sieht man's mal wieder, kaum bist du mal nicht da, sind wir aufgeschmissen..." Er legte eine kurze Pause ein und presste kurz die Lippen zusammen. Hinter sich hörte er Andrea schluchzen, was die Sache auch nicht gerade einfacher machte. "Kumpel...du musst wieder aufwachen hörst du? Wehe du stirbst mir hier weg! Ich habe doch dank dir wieder meine Familie und diese hat sich doch mit euch vergrössert...ich..." In diesem Moment begann das EKG laut zu piepen und Andrea schreckte auf. Ben handelte sofort und drückte den Notfallknopf für den Arzt. Dieser kam sofort mit seinem Team, einen Defribrilator bei sich und bat Ben und Andrea, aus dem Raum zu gehen. Doch Semirs Frau wollte nicht. Sie schrie ihren Mann an, dass er verdammt nochmal durchalten solle, aber dieses Mal war Ben der ruhige Pol. Er drückte sie an sich und zog sie somit aus dem Raum. Durch die Trennscheibe im Flur, konnte er alles mitsehen, während Andrea sich an Bens Brust gekrallt hatte. Natürlich hatte er Schmerzen, doch er liess Andrea gewähren. "Komm schon Semir...", zischte Ben und sah, wie der Arzt die erste Schockladung vornahm. Doch nichts. "Komm schon!" Nun wurde Bens Stimme lauter und sein Körper bebte leicht. Jedoch strich er immer wieder Andrea über den Rücken. Die zweite Ladung wurde vorgenommen. Ben betete, hoffte, doch wieder war nichts. War Semir wirklich daran aufzugeben. "Wir müssen ihn aus dem Koma holen", sagte ein Assistenzarzt und Drössler, der auch Semir operiert hatte, musste ihm zustimmen.


    "Schalten Sie die Maschine aus, der Junge muss wieder selbst zu sich kommen!" Eine Schwester nickte und tat wie ihr befohlen. Sie schaltete die Maschine ab und der Arzt atmete durch. "Noch ein letztes Mal, kommen Sie schon Herr Gerkhan!" Andrea konnte deutlich durch die Scheibe sehen, was der Arzt gesagt hatte - doch sie konnte nicht hinsehen, sie vergrub das Gesicht in den Händen und lehnte sich gegen Ben. "Nun komm Semir!", flehte dieser noch einmal und sah, dass der Arzt die Anweisung zu einer Ladung gab. Wie in einem schlechten Film, hob er zuerst die Blöcke auf Semirs Brust und gab den Befehl, die Ladung abzugeben, danach hob sich Semirs Oberkörper. Ein ganz leises Piepen setzte beim EKG wieder ein und Ben sah in Drösslers Gesicht ein Lächeln. "Wir haben ihn!", jauchzte er begeistert und nickte den Beiden im Flur zu.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Der Arzt kam nach draussen. "Da hatten wir Glück...", murmelte er und Andrea stürmte sofort ins Zimmer, während Ben zurückblieb. "Sie sind...?", fragte Drössler und Ben streckte die Hand aus. "Ben Jäger, ich bin Semirs Partner bei der Autobahnpolizei." Drössler nickte und schüttelte ihm die Hand. "Drössler. Ich bin Herr Gerkhans behandelter Arzt. Nun Herr Jäger, Sie scheinen ein Vertrauter der Familie zu sein. Ist Ihnen die Diagnose bekannt?" Ben bejahte dies. "Gut...wir mussten Herr Gerkhan aus dem künstlichen Koma nehmen, sonst hätte er es nicht geschafft. Jedoch, kann es sein dass er bald aufwachen wird - jedoch muss jegliche Aufregung vermieden werden. Selbst ein kleiner Wutanfall kann dazu führen, dass seine Milz wieder reisst." Ben nickte zögerlich. "Ich werde dafür sorgen", versprach er. Somit war er verschwunden und Ben musste einmal tief durchatmen. "Wenn das so weitergeht sterbe ich noch an 'nem Herzinfarkt", murmelte er und ging wieder ins Zimmer zurück, wo Andrea schon Semirs Hand wieder gepackt hatte und am Bett sass. "Der Arzt sagt dass Semir wahrscheinlich bald aufwachen wird, jedoch könnte jede Aufregung für ihn tödlich sein...deshalb..."
    "Deshalb...?" Andrea sah ihn fragend an. "Deshalb geh' ich zurück an den Tatort, wenn er mich so sieht, ich seh nicht gerade wie eine Dorfschönheit aus. Ausserdem will ich die kriegen, die ihm das angetan haben, hältst du mich auf dem laufenden?" Andrea versprach es und Ben nickte dankend, bevor er das Zimmer verliess. Seine Schritte waren nun nicht mehr so zögerlich und langsam. Er ging zu seinem Wagen und stieg ein. "Let's get ready to rambo...", murmelte er und fuhr los.


    Lukas konnte die Augen kaum noch offen halten. Immer wieder drohten sie zuzufallen, doch er wollte nicht einschlafen. Schliesslich hatte er diesem Jungen versprochen, seinen Bruder zu retten. Und bisher hatte er alle Versprechen eingehalten. "Sie sollten sich hinlegen", hörte er die Stimme Kim Krügers und er schüttelte mit dem Kopf. "Eine Tasse Kaffee und ich bin fit!", erwiderte er und sie seufzte. "Wieso hört nie jemand auf mich", sagte sie und bat dann um drei Tassen Kaffe, da Michael zusammen mit Lukas die Datenbanken durchforstete, um eine Spur zu finden. "Ich hoffe immer noch, dass du dich nicht täuschst Michael", sagte Kim und Michael sah vom Laptop auf. "Vertraust du mir etwa nicht?" Kim winkte ab. "Oder haben deine Männer je Mal versagt?" Wieder sagte sie nichts. Doch sie hatte ein ganz furchtbares Gefühl. Irgendwas sagte ihr, dass dies noch lange kein Ende haben würde. Und wenn es eins haben würde, dann ein grausames. Doch das wollte sie niemandem sagen, denn dieses Gefühl hatte sie nur einmal gehabt. Ein einziges Mal, und die Erinnerung daran war immer wieder schmerzlich. Es war , wo ihr Verlobter ums Leben kam, und sie ihr ungeborenes Kind verlor. Sie schniefte kurz und hörte, wie die Türe aufging. "Jäger?", fragte sie, als sie ihren Mann an der Tür sah, voller Energie. "Haben wir schon was?", fragte dieser, doch sie schüttelte mit dem Kopf. "Wir werden Sie finden", murmelte Kim und Ben stimmte zu.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Andrea erschrak kurz, als Semirs Finger sich um ihre Hand schlossen. "Schatz...?", fragte sie zögerlich und die Augenlider ihres Mannes flackerten kurz, bevor sie sich öffneten. "Semir", stiess sie erleichtert aus und sah, dass der Deutschtürke ziemlich verwirrt war. "Du bist im Krankenhaus!" Semir sah sie mit grossen Augen an. "Krankenhaus, und Ben?", fragte er und Andrea bemerkte, dass er dabei war sich aufzuregen. Sie legte ihm eine Hand auf den Mund und strich mit der Anderen über den Kopf. "Ben geht es gut. Lukas konnte euch Beide rausholen. Sie arbeiten Beide an dem Fall...du bist aber hier! Und hier bleibst du", nun sammelten sich in ihren Augen Tränen, "du bist vorhin beinahe gestorben!" Semir atmete tief durch und drückte seine Frau an sich, obwohl er noch nicht wirklich bei Sinnen war und jede Sehne seines Körpers schmerzte. "Aber ich bin ja hier...", sagte er leise und Andrea musste lächeln. In solchen Situationen liebte sie ihn noch mehr. Diese liebliche Naivität, ach, in diesen Situationen bereute sie es nie, ihren Job bei der Autobahnpolizei aufgegeben zu haben, um Semir zu heiraten und mit ihm zwei Kinder zu bekommen. "Wo sind die Kleinen?" Andrea antwortete auf Semirs Frage, dass sie sie zu den Eltern gebracht hatte. "Gut...obwohl mir deine Mutter noch immer Angst macht!" Andrea zog eine Augenbraue hoch. "Die Taufe von Aida ist dir ziemlich ins Mark gegangen oder?" Semir lehnte sich erschöpft zurück. "Ben kommt doch klar oder?"
    "Na hör mal, Ben ist doch ein grosser Junge, Semir. Wir reden hier von ihm!" "Eben", erwiderte Semir flüsternd und seufzte kurz.


    "Ich hab was!", jauchzte Lukas und druckte sofort ein Strafregister aus. "Der Bruder dieses Jungen, er ist straffällig. Drogenbesitz und Trunkenheit am Steuer. Sein Name ist Sebastian Müller." Ben ging auf Lukas zu und beugte sich über ihn. "Dann ist sein Bruder Karsten Müller!" Lukas, Kim und Michael sahen Ben fragend an. "Hab' ich ja nur abgelesen!", sagte er und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, "Hört mal ich kenne nicht jeden, auch wenn man es meinen könnte!"
    "Bisher haben Sie auch viele gekannt Herr Jäger", erwiderte Kim und Ben lächelte mit einer gerümpften Nase. "Jedenfalls haben wir eine Spur, wenn auch eine Kleine!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Kapitel 6
    Imagine there's no heaven, it's easy if you're try
    John Lennon - Imagine


    "Wir wissen also das dieser junge Polizist in dieser Bande ist, um seinen Bruder zu befreien!" Ben nickte und Lukas rieb sich mit einem Finger über die Nase. "Alles schön und gut", begann er und seufzte, "aber sonst wissen wir nichts. Da Ben und ich zurückgelassen wurden, wissen wir nicht, wo die Typen hingefahren sind." "Wieso hingefahren?", fragte Ben und Lukas nahm ein Foto vom Tisch, wo Reifenspuren abgebildet waren. "Wir haben dies gefunden am Ende des Geheimganges, er führte zu dem kleinen Wäldchen hinter dem Polizeigebäude. Das haben wir gemacht als du bei Semir warst." Ben nahm das Foto entgegen. "Hm...wissen wir schon was zum Wagentypen?" Nun mischte sich Kim Krüger ein. "Wir haben dem KTU sofort einen Abguss und die Fotos geschickt. Jedoch handelt es sich um einen Handelsgewöhnlichen Lieferwagen." Ben stöhnte kurz. "Die Spur endet auch auf der Strasse zur Autobahn. Wir haben sofort eine Fahndung rausgegeben, ergebnislos..."¨, fügte Lukas noch hinzu und verschränkte die Arme. Mit der einen Hand massierte er sich die Augenlider. "Du solltest vielleicht schlafen gehen...", murmelte Ben und Lukas winkte nochmals ab. "Ach quatsch...du siehst ja auch nicht viel besser aus", gab er zurück und Ben zuckte mit den Achseln. "Mag vielleicht sein, aber ich habe ein bisschen geschlafen - wenn auch unfreiwillig!" In diesem Moment ging Bens Handy und er nahm ab. "Hartmut?", fragte er verwundert nach. "Wie geht es dir?", fragte dieser zurück. "Geht schon...anscheinend bist du informiert!" Hartmut bejahte dies. "Hör mal, ich habe doch noch was zum Wagentypen herausgefunden!" Ben horchte auf. "Und, was hast du?" Ein schwaches Lachen war zu vernehmen. "Der Wagentyp ist absolut neu - sie scheinen ihn von einer Firma geklaut zu haben, die seit neustem auch GPS in ihre Autos eingebaut hat!"


    "Woher willst du das wissen?" Es kam eine kurze Pause und Ben hörte im Hintergrund ein Rascheln von Papier. "Die Firma hat drum eine Anzeige gegen unbekannt aufgegeben. Ich habe es abgeglichen mit den Reifenspuren und es könnte stimmen." "Harmut, es könnte hilft keinem der hundert Kinder", erwiderte Ben gerietzt. "Schon gut schon gut! Ich werde mich sofort darum kümmern, ich hack mich dort rein!" Mit diesen Worten hängte Hartmut auf und Ben konnte nur mit dem Kopf schütteln. "Hartmut hat vielleicht was", sagte er trotzdem danach und auch Kim Krügers Reaktion war ähnlich der seinen. "Vielleicht?", fragte sie nach und Ben nickte. "Aber wir sollten unsere Ärsche auch endlich bewegen. Diese Kinder brauchen uns und ich will sie nicht im Stich lassen!" Alle stimmten ihm zu. Doch Kim Krüger sah die Wut und die Verzweiflung in den Augen ihres Kommissares. Und das bereitete ihr mehr sorgen - als das Leben der Kinder.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Michael drehte sich zum Laptop um, als dieser seit langem wieder biepte. "Sie melden sich!", stiess er aus und Lukas gesellte sich sofort neben ihn. "Guten Tag werte Kommissare", begrüsste die Stimme und dieses Mal war das Bild schlecht, flackerhaft, wie bei einem alten Fernseher. "Sie müssen keinen guten Empfang haben", flüsterte Ben der hinter Lukas auftauchte und dieser nickte zustimmend. Sie begaben sich hinter den Laptop, um den jungen Polizisten nicht zu verraten.
    "Also müssen Sie im Wald sein!", mischte sich nun auch Kim ein, doch Michael schüttelte mit dem Kopf. "Das kann auch was anderes bedeuten...lasst sie erst Mal sprechen." "Wie ich sehe", begann der Maskierte, "sind Sie nur noch zu Zweit...wie schade..." Kim und Michael sahen sich an. Sie mussten überzeugend sein. Sie dachten ja, dass Ben und Lukas tot wären. "Hören Sie", begann Kim nun mit schwerer stimme, "Sie haben unsere besten Männer ermordet, also bitte, die Kinder..." Der Maskierte hob einen Zeigefinger und wippte diesen Hin und Her. "So leicht nicht, Sie haben unseren Plan wirklich durcheinander gebracht, werte Polizei. Die Kinder bleiben bei uns - bis wir etwas dafür bekommen. Wir sind Ihnen oft entgegen gekommen, nun sind Sie dran!" Ben ballte eine Hand zur Faust. "Diese miesen...", formte er leise mit den Lippen doch Lukas hielt ihn auf. "Was wollen Sie...?", fragte Michael direkt und der Maskiete rieb sich die Hände. "Wir wollen dass sie uns unseren Mann, Manuel Niemer, bringen. Wir wissen genau, dass er in Ihrer Gewalt ist, und wir möchten unseren Mann gern wieder haben." Kim sah, wie die Farbe aus Michaels und Lukas' Gesicht verschwand. Jedoch antwortete der Älteste der Gruppe: "Kein Problem...wir holen ihn, geben Sie uns eine Stunde!" Der Maskierte nickte und die Verbindung wurde getrennt. "Scheisse...", flüsterte Michael und strich sich übers Gesicht. "Wieso was ist daran so schlimm?", fragte Ben neugierig und Lukas holte Luft. "Dieser Niemer hat sich vor zwei Tagen in der geschlossenen Anstalt das Leben genommen!" Bens Kiefer klappte nach unten.


    "Das ist ein Scherz oder?", fragte er dann mit einem falschen Lächeln und Lukas seufzte. "Ich wünschte es wär so...", erwiderte er und auf einmal wurde sein Gesicht doch wieder heller. "Michael, hast du nicht immer gesagt dass mir Niemer unheimlich ähnlich sieht!" Michael nickte. "Ja es war beinahe erschreckend...", bestätigte er und Lukas grinste. "Oh nein...", kam es im Chor von den anderen Dreien und Ben packte Lukas an den Schultern. "Das ist viel zu gefährlich!", fügte er seiner Geste hinzu und Lukas schüttelte mit dem Kopf. "Ihr werdet zugreifen bevor die Typen mich packen können! Das ist doch einfach! Ich gegen die Kinder, sobald diese in Sicherheit sind, stösst das GSG 9 zu." "Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache...", sagte nun auch Michael und Lukas rollte mit den Augen. "Leute...wir haben keine andere Wahl. Selbst wenn es zum Schlimmsten käme, wäre mir mein Leben nicht so wichtig, wie dass von hundert Kindern...also, Deal?"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • „Deal“, ergriff nun Kim das Wort und ging auf Lukas zu, „du bist wirklich mutig junger Mann. Gerkhans Einfluss ist wirklich zu sehen.“ Ben sah sie verwundert an. „Woher…?“ „Ich bin immer gut informiert“, funkte sie ihm ins Wort und sah Michael an. Dieser sank den Kopf. „Nun gut“, sagte er dann, „wir müssen dein Tattoo überdecken. Ansonsten fliegst du Ruckzuck auf. Ausserdem brauchen wir noch Kleidung die…“ „Ich kenne seinen Kleidungsstil“, schnitt Lukas Michael das Wort ab und begab sich zu einem Polizisten. Er gab ihm auf ein weisses Shirt, schwarze Jeans und Turnschuhe der Marke Nike zu besorgen. Der Uniformierte nickte und machte sich sofort auf den Weg. „Ich denke Make-Up, wird für diese kurze Aktion reichen“, murmelte Kim und nahm aus ihrer Handtasche eine Dose hervor. „Wenn du dich umgezogen hast, kommst du sofort zu mir, dann erledigen wir das!“ Lukas nickte und nach zehn Minuten kam der Polizist bereits mit der Kleidung. Lukas ging sich in der Pavillontoilette, wo auch Ben gewesen war, umziehen und strich sich seine wirr aufstehenden Haare ein wenig nach unten.


    Er ging zurück in den Pavillon und Kim überdeckte mit ihrem Make-Up sein Tattoo. „Wieso haben Sie eigentlich so eine riesige Dose dabei?“, fragte er sie dabei neugierig und sie lächelte. „Wir Frauen wollen doch gut aussehen“, gab sie als Antwort zurück und er gab sich damit zufrieden. Nachdem dies auch noch erledigt war, war die Stunde bereits um und der Maskierte meldete sich.
    „Haben Sie ihn?“ Michael bestätigte dies und der Maskierte nickte zufrieden. „Sehr gut…Sie kennen das neue Bürogebäude am Westende der Stadt?“
    „Kenn‘ ich“, erwiderte Michael knapp. „Gut wir treffen uns dort in einer halben Stunde auf dem Dach. Und keine Tricks!“ Die Verbindung wurde wieder getrennt. „Ich habe immer noch kein gutes Gefühl bei der Sache“, murmelte Michael nochmals und Lukas sah ihn an. Dabei lächelte er verschmitzt. „Hey, mir ist doch noch nie etwas passiert. Ausserdem, was wenn ich mal der Glückliche bin?“, er blickte zu Ben, „denn in der Kriminologie ist doch nie etwas logisch!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Kapitel 7
    Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe
    Die Ärzte – Arschloch



    „Alles klar, die Männer mit den Kindern sind unten im Keller, er scheint alleine mit dem Jungen und seinem Bruder zu kommen!“ Michael dankte dem GSG9-Schützen für seine Information und stellte sein Funkgerät wieder ab. Ein eiskalter Wind hatte eingesetzt. Lukas, Ben, Michael und Kim standen vor dem Eingang zum Dach und hatten sich vorbereitet. Lukas war wie der verstorbene Niemer gekleidet, trug nun aber wegen der Kälte noch eine schwarze Stoffjacke und die Anderen hatten sich schusssichere Westen angezogen. „Bist du bereit?“, fragte Ben Lukas und legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter. „Bereiter als bereit“, antwortete dieser und Ben nickte. „Gut, ich und die Chefin halten vom Hintereingang aus die Stellung.“
    „Gut.“ Nach Michaels Bestätigung schlichen sich Ben und Kim zum Hintereingang, öffneten ihn und lehnten sich danach im beidhändigen Waffenanschlag an die Wand.
    Michael öffnete die Türe und Lukas setzte sich eine Sonnenbrille auf. Gemeinsam gingen sie aufs Dach und erblickten ihn. Der Maskierte von den Videos stand tatsächlich mit Karsten und seinem Bruder auf dem Dach und hielt Karstens Bruder eine Waffe an den Kopf. „Da sind Sie ja“, begrüsste er mit freundlicher Stimme und Lukas überkam ein unerträglicher Schauer, „und ich sehe, Sie haben ihn mir mitgebracht!“ Lukas schwieg und regte sich nicht. Keine falsche Bewegung, bis die Kollegen die Kinder gerettet hatten. Ansonsten war alles umsonst. „Um meine Grosszügigkeit zu beweisen, lasse ich einen der Beiden frei!“ Michaels Augen weiteten sich. „Wählen Sie, es geht um Leben und Tod!“ „Das können Sie nicht machen!“, zischte Michael und der Maskierte lächelte. „Oh, ich kann so einiges!“ Karsten sah seinen Bruder an, der den Tränen nahe war und immer wieder verzweifelt mit dem Kopf schüttelte. „Dann nehmen Sie bitte meinen Bruder!“, flehte Karsten Michael an.


    „Ich werde euch Beide hier rausholen!“, sagte Michael bestimmt doch der Maskierte richtete seine Waffe schon auf Karstens Kopf und schoss. Aus der Schläfe des jungen Mannes schoss eine Fontäne aus Blut und der Mann ging tödlich getroffen zu Boden. „NEIN!“, schrie Sebastian und wollte auf seinen Bruder zugehen, doch der Maskierte stiess ihn nach vorne und der junge Mann fiel nach vorne. Dabei schürfte er sich die Handflächen und die Knie auf. „Obwohl…so grosszügig bin ich doch wieder nicht!“ In diesem Moment schoss auch aus Sebastians Brust Blut und mit weitaufgerissenen Augen fiel der Mann bäuchlings auf das kalte Beton. Lukas zuckte zusammen. Er spürte, wie bei Ivans Tod, die Übelkeit aufkommen, doch er musste sich zusammenreissen.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Ben hörte von dem GSG 9-Schützen, dass die Kinder befreit werden konnten, und die Männer festgenommen wurden. Ben bedankte sich für die Information und gab sie an Kim Krüger weiter. „Auf drei!“, befahl sie dann und er nickte zustimmend. Sie zählte den Countdown mit den Fingern herunter und gleichzeitig kamen sie aus ihren Verstecken. Die Waffe direkt auf den Maskierten gerichtet. „Sofort die Waffe runter!“, schrien sie und für einen kleinen Moment zuckte der Angesprochene zusammen. Doch er machte keine Anstalten, die Waffe fallen zu lassen. Im Gegenteil, der Griff um sie verstärkte sich noch mehr.
    „Waffe runter!“, wiederholte Kim Krüger noch mal und ihr Blick war zornig. Vor ihr stand ein Kindesmörder – und wenn sie etwas hasste, dann das.
    „Keine Chance“, erwiderte der Maskierte und als Michael ebenfalls seine Waffe hervorholen wollte, packte der Maskierte, die Gelegenheit nutzend, Lukas am Arm und zog ihn an sich. Dieser schrie kurz vor Schmerz auf. „Erinnern Sie sich, wir hatten einen Deal!“ „Den Sie nicht eingehalten haben“, erwiderte Ben gehässig und spannte den Finger um den Abzug, damit er jederzeit schussbereit war. Der Maskierte drückte die Waffe an Lukas Schläfe. „Sie aber auch nicht!“ Er riss Lukas Pullover Ärmel so hoch, dass das Make-Up verschwand und das Tattoo zum Vorschein kam. „Halten Sie mich etwa für dumm? Der kleine Bulle und sein Bruder haben nur für ihren Verrat bezahlt! Ich werde mir nun ein kleines Trostgeschenk mitnehmen!“ In diesem Moment war das Rotieren von Helikopterrotoren zu hören und genau ein solches Gerät, erschien hinter dem Maskierten. „Nein…“, flüsterte Ben geschockt, da er begriff, dass sie direkt in eine Falle gelaufen waren. Die Kinder waren zwar gerettet, aber das zu einem hohen Preis.
    Langsam schritt er hinein. „Waffen runter oder dem Kleinen passiert was! Und ich will den echten Niemer, oder sie werden ihn nie wiedersehen!“



    Ben, Kim und Michael mussten sich geschlagen geben, da zwei weitere Männer im Helikopter hinter dem Maskierten auftauchten und ihre Gewehre gegen sie gerichtet hatten. Sie legten die Waffen auf den Boden und hoben die Hände. Lukas sah zu Ben, seine Augen waren mit angsterfüllt, doch er schüttelte mit dem Kopf als er sah, wie seine Kollegen die Waffen niederlegten. „Ich werde mich melden!“ Mit diesen Worten flog der Helikopter davon und verschwand in den dichten Wolken. Michael rannte bis zum Ende des Daches hinterher. „LUKAS!“, schrie er aus voller Kehle und legte danach seine Schussweste ab. „SCHEISSE!“ Mit voller Wut, warf er sie auf den Boden.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Lukas wurde auf eine der Bänke im Helikopter gesetzt. Der Maskierte hielt ihm dabei die Mündung der Waffe ins Gesicht. "Eine falsche Bewegung und du bist ein toter Mann!", zischte er und einer der Männer im Helikopter packte seine Hände und fesselte sie mit Paketbändern. Sofort schnitten sich die Kanten ins Fleisch und Blut trat aus den Wunden. "Die Kinder hast du mit deiner Aktion befreien können - nicht schlecht, aber was willst du nun machen Kleiner?" Lukas antwortete nicht. Nun musste er die Füsse still halten. Auf die Provokationen dieses Mistkerls, würde er nicht eingehen. "Nun gut, scheinst nicht gesprächig zu sein - aber ich sage dir eins, du wirst deinen Freunden ein wahres Entertaimentprogramm liefern." Lukas schluckte. "Wollen Sie etwa das ich mich selbst umbringe?", fragte er ein wenig zögerlich und der Maskierte lachte. "Oh nein - beiweitem nicht. Ich bin doch kein Monster, nein. Ich werde schon dafür sorgen, dass ich mein Vergnügen dabei habe!" Lukas hatte Angst. Er sah, wie sie Köln überflogen hatten, und sich Richtung Mannheim begaben. "Ich habe dort eine verlassene Wohnanlage gefunden, da können wir uns einquartieren", sagte der Maskierte zu seinen Männern und diese klatschten sich begeistert in die Hände. "Und du kriegst dein eigenes Zimmer, Daddy ist da aber ganz lieb mit dir oder?" Lukas überkam ein Schauer. Dieser Kerl ekelte ihn nur an.
    Mit einem Ruck landeten sie in einem Waldstück und Lukas wurde hinausgestossen. Er fiel auf seine Knie und drohte nach vorne zu kippen, doch eine der Männer zog ihn hoch und stellte ihn auf die Beine. "Also, wir müssen noch tiefer in den Wald." Lukas wurde gezwungen, vorwärts zu laufen. Sein ganzer Körper war müde und sehnte sich nach Ruhe. "An deiner Stelle würde ich nicht schlapp machen, wir müssen noch fünf Kilometer laufen!"
    Tatsächlich waren sie über eine Stunde unterwegs und kamen zu einer Lichtung, wo ein heruntergekommenes Haus stand. "Man wollte die Leute wieder zur Natur locken, irrwitziger Gedanke was?", lachte der Maskierte und zog Lukas beim Kragen mit sich.



    Direkt nach dem Eingang, wurde er in ein dunkles Zimmer gestossen. Er fiel seitlich zu Boden und Staub wirbelte auf. Alles schmerzte. "So...ich lasse zuerst meinen Jungs den Vortritt, bei den Kindern durfte ich sie nämlich nicht lassen, aber auch wenn du noch beinahe wie eins aussiehst, bist du's nicht!" Lukas sah, wie zwei Männer sich über ihn beugten, ihn auf einen Holztisch legten und die Füsse mit Eisenketten an die Tischbeine fesselten. Einer der Beiden drückte Lukas mit den Händen auf die Schulter, so dass er seinen Oberkörper nicht bewegen konnte. "Gut, kannst anfangen", teilte er mit einem breiten Grinsen seinem Kollegen mit. Lukas hörte das Knistern von Feuer. "Bin gleich soweit!", erwiderte der Andere und kam auf ihn zu. Ein Brenneisen wurde in seinem Blickfeld sichtbar. Lukas spürte, wie jeglicher Muskel sich in seinem Körper anspannte. Er versuchte sich wegzudrehen, doch es brachte nichts. "Zeit für eine Kostprobe." Der Mann hobte Lukas Shirt und presste das Brenneisen auf den Bauch. Der junge Kommissar begann vor Schmerz bitterlich zu schreien.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Lukas wurde auf eine der Bänke im Helikopter gesetzt. Der Maskierte hielt ihm dabei die Mündung der Waffe ins Gesicht. "Eine falsche Bewegung und du bist ein toter Mann!", zischte er und einer der Männer im Helikopter packte seine Hände und fesselte sie mit Paketbändern. Sofort schnitten sich die Kanten ins Fleisch und Blut trat aus den Wunden. "Die Kinder hast du mit deiner Aktion befreien können - nicht schlecht, aber was willst du nun machen Kleiner?" Lukas antwortete nicht. Nun musste er die Füsse still halten. Auf die Provokationen dieses Mistkerls, würde er nicht eingehen. "Nun gut, scheinst nicht gesprächig zu sein - aber ich sage dir eins, du wirst deinen Freunden ein wahres Entertaimentprogramm liefern." Lukas schluckte. "Wollen Sie etwa das ich mich selbst umbringe?", fragte er ein wenig zögerlich und der Maskierte lachte. "Oh nein - beiweitem nicht. Ich bin doch kein Monster, nein. Ich werde schon dafür sorgen, dass ich mein Vergnügen dabei habe!" Lukas hatte Angst. Er sah, wie sie Köln überflogen hatten, und sich Richtung Dortmund begaben. "Ich habe dort eine verlassene Wohnanlage gefunden, da können wir uns einquartieren", sagte der Maskierte zu seinen Männern und diese klatschten sich begeistert in die Hände. "Und du kriegst dein eigenes Zimmer, Daddy ist da aber ganz lieb mit dir oder?" Lukas überkam ein Schauer. Dieser Kerl ekelte ihn nur an.
    Mit einem Ruck landeten sie in einem Waldstück und Lukas wurde hinausgestossen. Er fiel auf seine Knie und drohte nach vorne zu kippen, doch eine der Männer zog ihn hoch und stellte ihn auf die Beine. "Also, wir müssen noch tiefer in den Wald." Lukas wurde gezwungen, vorwärts zu laufen. Sein ganzer Körper war müde und sehnte sich nach Ruhe. "An deiner Stelle würde ich nicht schlapp machen, wir müssen noch fünf Kilometer laufen!"
    Tatsächlich waren sie über eine Stunde unterwegs und kamen zu einer Lichtung, wo ein heruntergekommenes Haus stand. "Man wollte die Leute wieder zur Natur locken, irrwitziger Gedanke was?", lachte der Maskierte und zog Lukas beim Kragen mit sich.




    Direkt nach dem Eingang, wurde er in ein dunkles Zimmer gestossen. Er fiel seitlich zu Boden und Staub wirbelte auf. Alles schmerzte. "So...ich lasse zuerst meinen Jungs den Vortritt, bei den Kindern durfte ich sie nämlich nicht lassen, aber auch wenn du noch beinahe wie eins aussiehst, bist du's nicht!" Lukas sah, wie zwei Männer sich über ihn beugten, ihn auf einen Holztisch legten und die Füsse mit Eisenketten an die Tischbeine fesselten. Einer der Beiden drückte Lukas mit den Händen auf die Schulter, so dass er seinen Oberkörper nicht bewegen konnte. "Gut, kannst anfangen", teilte er mit einem breiten Grinsen seinem Kollegen mit. Lukas hörte das Knistern von Feuer. "Bin gleich soweit!", erwiderte der Andere und kam auf ihn zu. Ein Brenneisen wurde in seinem Blickfeld sichtbar. Lukas spürte, wie jeglicher Muskel sich in seinem Körper anspannte. Er versuchte sich wegzudrehen, doch es brachte nichts. "Zeit für eine Kostprobe." Der Mann hobte Lukas Shirt und presste das Brenneisen auf den Bauch. Der junge Kommissar begann vor Schmerz bitterlich zu schreien.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Inzwischen hatten die Anderen ihren Standort vom Dach zum Präsidium der Autobahnpolizei verlegt gehabt. Michael lief, wie ein wildgewordenes Tier, in Bens Büro hin und her. Dieser hatte sich an seinen Schreibtisch gesetzt und sah dem BKA-Kommissaren dabei zu. „Das bringt doch nichts“, wollte er beginnen und Michael drehte sich mit einem vor Wut rot gewordenem Gesicht zu ihm um. „Nein, bringt es wirklich nicht“, zischte er und schlug auf Semirs Tisch, „aber, ich hatte recht verfickte Scheisse nochmal!“ Ben zuckte ein wenig bei dem harschen Vokabular zurück und zog eine Augenbraue hoch. „Wir haben Lukas versucht zu vertrauen – es ist halt schiefgelaufen aber der Junge hat Initiative gezeigt“, versuchte Ben den jungen Kommissaren zu verteidigen. Michael blähte die Nasenflügel auf. „Es könnte seine Letzte gewesen sein!“, erwiderte er zischend und Ben schnalzte mit der Zunge. „Es gilt nun ihn zu retten – ihn zusammenstauchen geht später auch noch!“ Michael drehte sich von Ben weg und blickte durch die Scheibe auf die uniformierten Polizisten, die sich um die Kinder kümmerten und die Eltern in Empfang nahmen. Ben stand auf, zuckte kurz unter Schmerzen zusammen und lief dann auf Michael zu. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich mach mir genauso Sorgen um den Kleinen“, begann er dann mit sanfterer Stimme und Michael seufzte. „Ich habe ihn noch nie alleine gelassen…jetzt, wo ich es einmal getan habe könnte ihm…“ Ben sah in Michael direkt Semir. Der Gesichtsausdruck war zumindest derselbe.
    „Hören Sie…“, Ben setzte sich auf den kleinen Aktenschrank, „Lukas hat uns sehr geholfen. Er hat gezeigt dass er’s auch alleine kann, versuchen Sie ihm zu vertrauen. Ohne ihn wäre ich vielleicht nicht mehr hier…“ Michael blickte zu Ben der ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen hatte. „Glauben Sie wirklich, wir werden ihn finden?“, fragte er direkt und Ben grinste. „Ich glaube es nicht nur, ich weiss es!“


    Kim Krüger kam zusammen mit Hartmut ins Büro. „Hey Feuerpinsel“, begrüsste Ben und der Rothaarige schenkte ihm zur Begrüssung einen kurzen, giftigen Blick. „Wir haben den Laptop mitgenommen“, begann sie und wies auf Semirs Schreibtisch, „ich bin sicher, Sie werden bald wieder Kontakt zu uns aufnehmen. Bei den Kindern hatten wir Sie nicht mit einbezogen, diesen Fehler mache ich nicht noch einmal!“ Hartmut nickte, setzte sich an den Schreibtisch und liess seine Finger knacken. „Die Mistkerle kriege ich“, sagte er bestimmt und Michael sah den KTU-Leiter mit ziemlich verwirrtem Blick an. „Du kannst ihm vertrauen Mike!“, sagte Kim und klopfte ihm auf die Schulter, „Der hat uns noch nie im Stich gelassen!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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  • Kapitel 8
    There's a feeling I get , When I look to the west
    And my spirit is crying , For leaving
    Led Zeppelin – Stairway to heaven



    Semir blickte auf seine Frau, die inzwischen erschöpft eingeschlafen war und strich ihr mit zitternden Händen über den Kopf. Er fühlte sich wie ein Stück Blei, ein Stück Blei, dass die Fähigkeit besass, sich ein Stück weit zu bewegen. Keine Aufregung, dieser Satz von Andrea hallte in seinem Kopf. „Das klingt wie bei einem alten Mann“, dachte er laut und musste dann an Ben und Lukas denken. Wie es den Beiden wohl ging. Anscheinend ging es Ben nicht allzu gut, wenn dieser ihn nicht besucht hatte – zumindest nicht wenn er bei Bewusstsein war. Sein Partner wollte ihn also vor Aufregung schützen. Doch diese Ungewissheit nagte an ihn. Er wollte wissen, was los war.
    Als er Andrea noch einmal über das Haar strich, wachte diese auf und sah ihren Mann mit verschlafenem Blick an. „Na, mein Dornrösschen?“, flüsterte Semir und Andrea lächelte. „Mein Prinz hat mich wohl aufgeweckt“, erwiderte sie und gab ihrem Mann einen Kuss auf die Lippen, doch dann sah sie sein ernstes Gesicht. „Was ist los?“ Semir seufzte. „Ich will wissen was mit meinen Jungs ist…“, gestand er und Andrea atmete tief durch. „Semir…du darfst dich im Moment nicht…"
    „…aber diese Ungewissheit macht mich noch kirre!“ Sie gab nach. „Ben scheint an den Rippen verletzt zu sein. Zumindest konnte ich einen dicken Verband spüren, als ich ihn umarmt hatte. Weisst du er hat mich getröstet“, fügte sie schnell hinzu als Semir bei dem Wort „umarmt“, die Augen hochgezogen hatte, „und er hat ein Pflaster, da an der Halsseite“, sie strich mit dem Finger bei sich über die Gegend, „aber er wirkt motiviert und ich habe nicht das Gefühl…dass er gleich zusammenkippen würde!“ Semir nickte leicht. „Und die Kinder?“ Andrea stand auf. „Gut…ich werde Ben anrufen okay? Aber bitte…versprich mir…“


    „Ich werde mich nicht aufregen…keine Sorge“, versprach Semir und Andrea ging aus dem Zimmer. Sie begab sich zu den Krankenhaustelefonen die im Gang standen und wählte Bens Handynummer.
    Dieser zuckte im Präsidium auf, als sein Handy klingelte. Ohne auf den Display zu achten nahm er ab. „Ben Jäger?“, begrüsste er seinen Anrufer. „Ben ich bin‘s…“, meldete sich Andrea, „wie läuft es bei euch! Semir gibt keine Ruhe und er regt sich über diese Ungewissheit beinahe auf!“ Bens Augen weiteten sich. Herrgott, was sollte er nun sagen?

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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  • „Kennst du Lukas Steiner?“, fragte er direkt. „Natürlich, als Semirs Frau und da ich ihn schon lange kenne, bin ich an Lukas natürlich nicht vorbeigekommen…wieso fragst du?“ Ben biss sich kurz vor Aufregung auf die Zunge. Nach einem kurzen Zischen fuhr er fort. „Nun…die Kinder sind frei…aber Lukas wurde mitgenommen…“ Er konnte einen kurzen, undefinierbaren Laut von Andrea hören. „Sie haben sich nicht gemeldet. Lukas könnte sonst wo sein…“, gestand er dann ehrlich.
    „Ben…“, begann Andrea, „was würdest du nun an meiner Stelle tun?“ Ben wusste genau, auf was sie ansprach. „Ich würde es ihm sagen…auch wenn es ihm nicht gerade gut geht aber, diese Ungewissheit würde ihn noch mehr aufregen…“, antwortete er ehrlich und sah dabei durch die Scheibe nach draussen, wo einige Kinder ihren Eltern in die Arme fielen. Sie schrien und weinten vor Verzweiflung und Erleichterung. Die Eltern klammerten sie an sich und liessen sie nicht mehr los. „Aber was wenn er sich aufregt?“ „Andrea…ich habe es dir gerade vorhin gesagt…wenn er es alleine rausfindet ist die Aufregung viel grösser glaub‘ mir!“ Stille. Erst nach einer Weile hörte er sie sagen, „Gut…ich werde es sagen…“, danach hatte sie aufgehängt. „Gerkhans Frau?“, fragte Michael neugierig und Ben nickte kurz. „Sie haben das Richtige gesagt – Sie sind kein schlechter Ratgeber Jäger, vielleicht haben Sie den falschen Beruf gewählt?“ Seit langem lächelte der BKA-Kommissar wieder und Ben rollte mit den Augen. "Ein – zwei gute Ratschläge geben noch lange keinen Lebenshelfer aus mir“, grummelte er und steckte sein Handy wieder in die Hosentasche. Dabei ging ein heftiger Schmerz durch seine Seite und er stiess ein spitzes, zischendes „Au“, aus.


    Danach hielt er sich die weh tuende Stelle und stützte sich auf Semirs Schreibtisch ab. Hartmut sah ihn besorgt an und umfasste mit seiner Hand Bens stützenden Arm. „Geht’s?“, fragte er und Ben nickte. „Gib‘ mir nur zwei Sekunden…“, knirschte er und atmete tief durch. Im Augenwinkel sah er Michael, wie er auf ihn zukam. „Vielleicht sollten Sie sich hinlegen…“, murmelte er und Ben winkte ab. „Nein…es geht gleich wieder.“ Kim Krüger, die am Bildschirm stand, hatte sich kurz umgedreht und schüttelte fassungslos mit dem Kopf – wie konnte man nur so dickköpfig sein?

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
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  • Der Mann hob das Brenneisen wieder und legte es in kaltes Wasser, damit es abkühlte. Lukas zitterte vor Schmerz und spürte, wie auch etwas Blut aus der Brandwunde austrat. „Kacke…“, flüsterte er und atmete heftig und in kurzen Abständen. „Tut’s weh?“, fragte der Einte mit einem Grinsen und tätschelte Lukas den Kopf. „Das tut mir aber leid!“ Lukas spukte vor Verachtung dem Typen ins Gesicht und erntete dafür direkt eine Faust in den Magen. Er hustete Speichel und Blut. „Kleiner Drecksack“, zischte der Angreifer und wusch sich die Spuke aus dem Gesicht. „So lange wird der nicht mehr den Coolen spielen“, hörte Lukas eine andere, bekannte Stimme und sah den Maskierten eintreten. „Wie geht’s denn so?“, fragte er verächtlich, doch Lukas antwortete nicht. „Tu nicht so als wäre ich ein Fremder!“, forderte er und Lukas formte seine Augen zu gehässigen Schlitzen. „Ich wüsste nicht, wann wir schon Mal die Freude hatten…“, keuchte er und der Mann begann an seiner Maske zu ziehen. „Oh doch, aber du denkst sicher, dank meinem Oscar reifen Video, dass ich tot bin!“ Lukas begann zu schalten. „Das ist nicht wahr!“, zischte er und in diesem Moment war die Maske ab. „Daniel…“, sagte er überrascht. Daniel – der Daniel den er meinte, auf dem Video, dass ihnen vor kurzem gezeigt wurde, sterben zu sehen. „Überrascht‘“, fragte Daniel und hatte ein breites Grinsen im Gesicht. „Ja aber nicht erfreulich“, gab Lukas zurück und Daniel lächelte. „Kann ich mir vorstellen. Weisst du Lukas, das BKA-Kommissaren-Dasein hat mich nicht mehr gefesselt, ausserdem bekam ich viel zu wenig Kohle für die Leiden, die ich im Irak ertragen musste.“ Lukas schüttelte den Kopf. „Wir machen unseren Job auch nicht wegen dem Geld, sondern aus Überzeugung!“ Daniel beugte sich so tief über Lukas, dass sich beinahe die Nasenspitzen der Beiden berührten. „Überzeugung? Junge, du lebst noch in dein Welt aus Idealismus und Gerechtigkeit. Da sage ich nur: Wach auf, die Welt hat sich geändert!“


    „Lieber verrecke ich auf diesem Tisch, als diese Einstellung mit dir zu teilen!“, gab Lukas zurück und in dem Moment sah er nur wie Daniels Hand an ihm vorbeirauschte und zugleich spürte er einen furchtbaren Schmerz in der linken Hand. Als er seinen Kopf dorthin neigte sah er, wie Daniel ihm die Klinge eines Taschenmessers in die Hand gebohrt hatte. „Das lässt sich machen“, sagte Daniel giftig und Lukas sah in seinen Augen, dass sein ehemaliger Kollege dies ernst meinte.

    Semir: Du blutest übrigens!
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    Semir: Alex...
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  • Lukas schluckte schwer und Daniel zog mit einem Ruck das Messer wieder aus der Hand. Lukas schrie kurz auf vor Schmerz und atmete heftig. "Ich sage dir eins Lukas, provozier' mich nicht! Ansonsten wirst du es bereuen!" Lukas sah, wie seine Fesseln gelöst wurden. Er sah auf die Wunden, wie ihm zugefügt wurden. Im Augenwinkel sah er, wie jemand in den Raum kam, mit einem Tablet. Er legte es vor Lukas hin und er sah, dass auf ein Teller ein Brot und ein wenig Käse gelegt wurde. Ausserem lag auch eine Wasserflasche daneben. "Und nun iss' raus kommst du hier nicht, die Fenster sind veriegelt!" Die Männer verliessen den Raum und dieser wurde abgeschlossen. Lukas zog seine Jacke aus und zerriss sie, um provisorische Verbände einzurichten. Er band ein Stück davon um seine Hand und schluchzte kurz. "Du kannst doch hier nicht einfach weinen du Volltrottel", redete er sich selbst ein und brach ein Stück vom Brot ab. Auch wenn es von diesen Typen kam - er hatte hunger. Und wenn die wirklich noch mehr mit ihm anstellen wollte, brauchte er die Kraft, dies zu überstehen. Doch immer noch spürte er, wie Tränen an seinen Wangen hinunterglitten und auf den Tisch tropften. Mit dem Handrücken strich er sie aus den Augen und genehmigte sich einen Schluck Wasser. Die Angst nagte an seinen Knochen. Würde dies hier wirklich sein Ende bedeuten? Würde er hier wirklich seinen Tod finden? Das konnte doch nicht sein. Er stöhnte kurz als eine Schmerzwelle seinen Körper überfiel. "Bitte Semir...bitte hol mich hier raus, du hattest es schon einmal geschaft", flüsterte er und begann bitterlich zu weinen.


    Andrea ging zurück ins Zimmer, wo Semir sie erwartungsvoll ansah. Mit einem Seufzen setzte sie sich ans Bett und strich sich die Haare hinters Ohr. "Die Kinder sind in Sicherheit..." "Gott sei dank", sagte Semir erleichtert, doch bemerkte er Andreas Blick. "Das "Aber" ist dir aber gross auf die Stirn geschrieben Schatz..." Andrea atmete tief durch. "Lukas...ein Teil der Gruppe hat Lukas entführt!" Semirs Augen weiteten sich und Andrea befürchtete schon das Schlimmste. "Ben wird ihn zurückholen...", knirschte der Deutschtürke aber danach und Andrea sah wie er ihr zuliebe versuchte, sich nicht aufzuregen. "Das wird er", stimmte sie ihm zu und strich ihm sanft mit dem Daumen über die Hand. "Danke dass du es mir gesagt hast..." Andrea lächelte leicht. "Du hättest es bestimmt an meiner Stelle auch getan...", erwiderte sie verlegen und presste kurz die Lippen zusammen.

    Semir: Du blutest übrigens!
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    Semir: Alex...
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  • Kapitel 9
    Ich frag mich, ist es wahr, Sind wir hier um uns abzuknallen
    Um uns mit Blut zu beschmieren, Nein dafür sind wir nicht hier

    Silbermond - in Zeiten wie diesen



    Hartmut hatte seine Station soweit nun eingerichtet. "Die sollen nur kommen...", zischte er und liess nochmals seine Finger knacken. "Dafür liebe ich dich Cyborg", lobte Ben, klopfte Hartmut auf die Schultern und sah sich die Station an. Lauter Einsen und Nullen flackerten über den Bildschirm und für den Autobahnpolizisten war dies reines Chinesisch. Dem Rothaarigen tat dieses Lob gut. Er drehte sich zu Ben um. "Wie geht es Semir?", fragte er neugierig und Ben zuckte darauf hin mit den Schultern. "Laut Andrea einigermassen besser. Jedenfalls ist er wach..." "Das freut mich zu hören...", murmelte Hartmut und strich sich kurz durchs Haar. "Tut mir leid, dass deine Suche nach dem LKW beinahe für umsonst war..." Hartmut konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ben entschuldigte sich. Ein ungewohntes Gefühl. "Nun ja, gibt Überstunden die ich mir wieder Mal ausbezahlen lassen kann", erwiderte er und zuckte beim Piepen des Laptops kurz auf. "Das sind sie...!", verkündete er und wendete sich zu seiner Station um nicht in den Winkel der Kamera zu fallen. "Ich mache das!", sagte Kim bestimmt und setzte sich vor den Laptop. Ben und Michael liessen sie gewähren. "Guten Abend werte Polizisten..." Ben sah nach dem Satz des maskierten, noch für ihn unbekannten, Daniels aus dem Fenster. Tatsächlich, die Sonne ging bereits wieder unter. "Nun ja, ich war schwer enttäuscht, Sie wollten mich reinlegen. Sind Sie mit meinem Angebot immer noch einverstanden?" Michael sah Kim mit einem ratlosen Blick an. Dieser verstand und improvisierte. "Die Papiere für die Entlassung sind noch nicht fertig. Es gibt Probleme mit der Staatsanwältin." Auch wenn die Situation ernst war, konnte sich Ben ein Lächeln nicht verkneifen und Michael bemerkte das.


    "Was ist daran so komisch?", fragte er zischend. "Nun ja, wir haben immer Probleme mit der Staatsanwältin...", erwiderte Ben und riss sich sofort zusammen, als er Michaels strengen Blick sah. "Ich gebe Ihnen 24 Stunden, wenn Sie es in diesem Zeitraum nicht schaffen, werden Sie Ihren Jüngling nie mehr wiedersehen, und um Ihnen zu beweisen, dass er noch lebt, hier ein kleines Video..." In einem Nebenfenster wurde ein weiterer Stream geöffnet. Ben sah, wie Hartmuts Finger schnell über die Tastatur glitten und hoffte, dass der Rothaarige was erreichen konnte. Nun konnten er und Michael sich nicht zusammenreissen, sie gesellte sich neben Kim und blickten auf den Bildschirm. Lukas sass auf einem Tisch. Er sah furchtbar aus und er schien zu weinen. Das Fenster verschwand wieder. "Habe ich mich klar ausgedrückt?", fragte der Maskierte und Kim holte Luft.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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  • "Glasklar", antwortete sie und die Verbindung wurde abgetrennt. "So", begann sie und drehte sich zu den beiden Männern, "und jetzt?" Beide wussten keine Antwort darauf. "Wir sitzen bis zum Hals in der Scheisse", grummelte Michael und Ben atmete tief durch. "Ich würde sogar sagen dass es weitergeht als bis zum Hals..." Sie sahen wie Hartmut aufsprang und die Siegesfaust in die Höhe riss. "YES!", schrie er und spürte die Blicke der Drei. "Die sind gut", begann Hartmut und winkte zu sich, er zeigte auf eine Mappe wo ein Radius eingezeichnet war, er hatte einen Umriss von 5 Kilometern, "aber ich bin besser!" Kim staunte nicht schlecht. "Sie sind in Dortmund", stiess sie aus und Ben sah Hartmut verwirrt an. "Toll ein Radius von fünf Kilometern, sag mir, wie wir da Lukas rechtzeitig finden sollen! Wir müssen zuerst noch die Kollegen informieren!" Kim schlug Ben auf die Schulter. Dieser zuckte kurz zusammen und sah sie geschockt an. "Seit wann so grob?", fragte er ein wenig entsetzt. "Seit wann so formbezogen?", fragte sie zurück und wies auf den Bildschirm, "Ich glaube selbst kaum was ich da sage aber, Scheiss' auf die Kollegen! Wir müssen den Jungen retten, bis wir alle Formalitäten hätten, wäre er tot und das will ich Gerkhan nicht antun! Nicht, nach all' dem was er durchgemacht hat!" Ben spürte wie sein Maul aufging und er es kaum wieder schliessen konnte. Auch Michael musste zunächst kurz schlucken. Hartmut räusperte sich kurz. "Ich war noch nicht fertig", sagte er leicht gereizt und die Drei widmeten wieder ihre Aufmerksamkeit auf ihn. Hartmut zeigte auf eine bestimmte Stelle. "Hier ist eine Wohnanlage gebaut worden - ziemlich teuer. Das Projekt erwies sich als Reinfall! Man wollte den Menschen die Natur wieder näher bringen. Ein ziemlicher Schuss in den Ofen." Kim verschränkte die Arme. "Das könnte es tatsächlich sein!", sagte sie und in diesem Moment klopfte es an der Türe.


    Hotte kam herein. "Die Dortmunder Kollegen haben angerufen, ein Wanderer will gesehen haben, wie ein Auto mit ziemlich suspekten Männern Richtung Waldesinne gefahren ist!" Kim lächelte und nickte dankend. "Hotte, das war gerade Gold wert!", sagte auch Ben begeistert und der beleibte Polizist verabschiedete sich mit einem Grinsen. "Stürmung?", fragte Michael direkt und Kim sah Ben an. Dieser nickte. "Uns wird nichts anderes übrig bleiben!", sagte er zu seiner Geste hinzufügend und sie stimmte ihm zu. "Ich werde mich um ein SEK-Team kümmern", sagte Michael und verschwand aus dem Büro. Kim ging auf Ben zu. "Sie sollten nicht dabei sein!", sagte sie und er sah sie geschockt an. "Wieso dass?" Sie strich sich durchs Haar. "Sie sind angeschlagen Jäger...ich möchte nicht, dass Ihnen mehr zustösst!" Ben schlug mit einer Faust auf den Tisch. "Niemals!" Seine Stimme war forsch. "Chefin, ich flehe Sie an, ziehen Sie mich nicht im letzten Moment von diesem Fall ab!"

    Semir: Du blutest übrigens!
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  • Lukas sah wie Daniel mit seinem Gefolge wieder in den Raum kam. "Hats geschmeckt?", fragte er und einer der Männer nahm das Tablett und verschwand. Lukas antwortete nichts. Daniel lächelte. "Weisst du Lukas, schmollen hilft dir in dieser Situation überhaupt nicht weiter! Steh' auf!" Lukas gehorchte und entfernte sich vom Tisch. "Sehr gut...du kannst ja noch laufen..." Sagst du so leicht, dachte der junge Kommissar und hielt sich den Bauch der schmerzte und brannte. "Dann hoffe ich, dass du dich noch mehr bewegen kannst..." Daniel schnippste und eine der bulligen Männer stand vor Lukas, während die Anderen einen Kreis um ihn bildeten und der Junge begriff. "Du bist doch irre...", zischte er und Daniel lächelte. "Ich hatte schon immer eine Schwäche für alte Methoden. Cäsar mochte die Mann gegen Mann Kämpfe auf. Also zeige mir was für ein guter Gladiator du bist!" Der Mann stürmte auf Daniels Zeichen auf Lukas zu und dieser konnte sich im letzten Moment mit einer Hechtrolle retten. Er spürte wie das Adrenalin durch seinen Körper strömte und er jeglichen Schmerz vergass. In diesem Moment holte der Bulle mit einer Faust aus. Lukas konnte sich wieder retten, bog sein Knie und stiess dies geradewegs in die Leber des Mannes. Dieser schrie kurz vor Schmerz und wand sich dann auf dem Boden, aber nur für einen kurzen Augenblick. Wie der Blitz schoss er hoch, packte Lukas an den Schultern und riss ihn zu Boden. Lukas gab ein leises Ächzen von sich und versuchte, sich zu befreien. Doch er war zu schwach. Er sah, wie Daniel sich über ihn beugte und den Kopf schüttelte. "Also Lukas, muss ich wirklich schon den Daumen für dich senken? Du enttäuschst mich!" Durch diesen Satz wütend, besass Lukas neue Kraft und drückte den Typen von sich weg. Er holte zu einem Tritt aus und traf den Mann mitten ins Gesicht. Dieser strauchelte bloss, kramte kurz in seiner Tasche rum und eher Lukas sich versah, hörte er einen Knall und ein furchtbarer Schmerz ging durch seine obere, rechte Schlüsselbeingegend. Er blieb stehen, spürte aber das feuerheisse Blut, dass an seinem Arm herunterlief.


    "Du bist aber unfair", sagte Daniel mit leichter Stimme, "raus!" Die Männer nickten und verliessen den Saal. Lukas taumelte gegen eine Wand und ging zu Boden. Dabei hinterliess er eine dicke Blutspur an der Wand. Daniel ging auf ihn zu und beugte sich zu ihm. "Lange wirst du es mit einer solchen Verletzung nicht machen", diagnostizierte er und Lukas atmete schwer. Er presste seine Hand auf die Wunde und spürte, wie das Blut durch seine Fingerritzen floss. "Du bist irre...", stockte er hervor und Daniel zog Lukas Kopf an den Haaren hoch. "Du hast keine Ahnung mein Freund...ich bin die neue Gerrechtigkeit...bald wird mein Mitglied wieder da sein...und dann ist's vorbei mit euch dämlichen Polizisten!" Er liess Lukas' Haar los und dieser blieb beinahe regungslos liegen.

    Semir: Du blutest übrigens!
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  • Die Nacht verging und Lukas war in einen Zustand zwischen Bewusstlosigkeit und des Wachseins gefallen. Erst die Morgensonne, die zwischen den Ritzen des dunklen, heruntergekommenen Raumes durchschien, weckte ihn wieder auf. Er fühlte sich schwach und konnte sich kaum bewegen. Er sah, wie sich um seine Schulter eine Blutlache gebildet hatte. Er musste also viel davon verloren haben. Lange würde er es nicht mehr aushalten. Die Zeit lief und sie lief gegen ihn. Es fiel ihm auch schwer, richtig zu atmen. Kalter Schweiss lief über seine Stirn und gleichzeitig war ihm heiss. Sein Inneres brannte fürchterlich. "Das war's wohl...", flüsterte er wieder mit Tränen in den Augen, dabei lächelte er aber. "Ich werde hier den Heldentod sterben. Hat doch auch was!" Nach diesem Satz musste erneut bitterlich weinen. Trotz der Atembeschwerden und der Schmerzen. Er schluchzte heftig und jedes Zucken seines Körpers bereitete ihm unendliche Pein. Wahrscheinlich war es schon bald vorbei.


    Die Vorbereitungen der Stürmung liefen auf Hochtouren. Man plante, kurz vor Ablauf der Frist zu Stürmen, um den Angreifer so zu verwirren. "Ich sage vier Minuten vor Ablauf stürmen wir das Gebäude", instruierte Kim Krüger und wies auf die Tafel, wo ein Plan aufgehängt war. Inzwischen hatten sich die SEK-Chefs eingefunden gehabt. Ben sass auf einer Ecke von seinem Schreibtisch und Michael stand neben ihm. Beide hörten ihr aufmerksam zu. "Zu dieser Zeit meinen die, dass wir ihrer Bitte nachgehen und sind unvorsichtig. Wir müssen diese Gelegenheit nutzen, haben wir uns verstanden?" Alle bestätigten dies und Kim klatschte in die Hände. "Gut, wir treffen uns um 16:00 am Treffpunkt!" Die Männer nickten und verliessen das Büro. Ben stand auf und ging auf seine sie zu. "Frau Krüger?", begann er und sie widmete ihre Aufmerksamkeit ihm zu. "Ich würde gerne noch zu Semir, bevor..." Sie lächelte und verstand. "Natürlich. Was werden Sie ihm sagen?", fragte sie und Ben atmete durch. "Die Wahrheit, was auch sonst. Ausserdem werden wir Lukas retten, egal was geschieht. Das sind wir ihm schuldig!" Kim nickte und liess ihn ziehen. Michael gesellte sich neben sie. "Guter Mann der Kleine", sagte er und sie stimmte ihm zu. "Die Beiden mögenteuer sein und einen Dickschädel haben", begann sie und lächelte danach, "aber sie haben Herz und lassen erst von einem Fall ab, wenn er gelöst ist. Ich habe ihnen viel zu verdanken Michael. Sehen wir zu, dass wir sie nicht enttäuschen!"


    Ben parkte seinen Wagen auf dem Krankenhausparkplatz und begab sich zu Semirs Zimmer, wo er vor der Tür stehen blieb. Für einen Moment zögerte er, danach klopfte er jedoch. "Herein?", hörte er Andreas Stimme und er betrat das Zimmer. Semirs Gesicht erhellte für einen Moment als er seinen Partner sah. "Ben", flüsterte er erleichtert und der Angesprochene ging auf ihn zu. "Hey Partner"; begrüsste er ihn leise und die Beiden gaben sich einen Handschlag. "Sahst auch schon mal besser aus...", murmelte Semir und Ben zog eine Augenbraue hoch. "Danke, das Kompliment kann ich gerne zurückgeben..." In diesem Moment kippte Semirs Stimmung um. Er wurde ernst. "Ben...was geschieht nun?"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
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