Auge um Auge [Fortsetzung von "Abschied"]

  • "Chefin? Die Kollegen haben was gefunden. Wir wärs, wenn sie sich das mal ansehen!?`", rief Herzberger aufgeregt aus 50 Metern Entfernung.
    Engelhardt schaute sich zu ihm um und musste lächeln, als sie sah, wie aufgeregt und stolz er auf den Fund war.
    Für ihn war es eine Art Bestätigung und ein Grund vor ihr zu triumphieren.
    Dass er persönlich nichts dazu beigetragen hatte, dass etwas entdeckt wurde, schien ihn nicht zu stören.
    Nichtsdestotrotz ging sie in eiligen Schritten auf ihn zu, da das Interesse am Fund größer war, als der Drang sich auf Herzbergers
    Kosten zu belustigen.
    Ihr Blick schweifte w`ährenddessen über das riesige Fabrikgelände, das kein Ende zu nehmen schien. Große, fast zusammenfallende,
    Gebäude und Hallen zeugten mit ihren zerschlagenen Scheiben und spr?den Fassaden vom hohen Alter des Geländes
    und erzählten die tragische Geschichte
    eines früher noch blähend laufenden Geschäfts, das ganz plötzlich nur noch Miesen einfuhr.
    Vor knapp 5 Jahren arbeiteten hier noch mehr als 1000 Menschen, die hier ihren Unterhalt verdienten und mit dem Schließen
    der Fabrik ihren Lebensunterhalt kaum mehr bestreiten konnten.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jeder der Arbeiter einen neuen Job gefunden hatte und wurde somit daran erinnert,
    dass die Zeit nicht stehen bleibt, sondern unermüdlich läft.
    Die Uhr tickt ohne auch nur eine einzige kleine Pause einzulegen und jeder Mensch altert von Sekunde zu Sekunde, wie auch die Bauten
    von Sekunde zu Sekunde baufälliger werden. In ein paar Jahrzehnten wird bestimmt auch ein anderer Mensch an den Ruinen
    der Autobahnpolizei vorbeilaufen
    und versuchen sich vorzustellen, wie alles ausgesehen haben möge, da die Autobahn zu diesem Zeitpunkt bestimmt nicht mehr existieren würde.
    Als sie bei Herzberger ankam führte er sie im erfreulichen strammen Schritttempo in eine der vielen Fabrikhallen
    und wich dabei mehreren großen Pfützen fürsorglich aus.
    Kurz bevor sie die Halle betraten sah Engelhardt noch kurz, wie sich ein Polizeiwagen aus einem Schlammloch zu quälen
    versuchte und schmunzelte leicht ?ber den zu bemitleidenden Zustand der Beamten,
    die vom Schlamm bespritzt breitbeinig und angeekelt erneut aufstanden,
    um den Wagen anzuschieben.
    Die Halle war verwunderlicherweise auff?llig hell.
    Die Sonne fiel in einem steilen Winkel durch die großen Fenster in die Halle ein und zog wunderschöne Lichtstreifen durch die Luft.
    Nur wenige Ecken der Fabrik waren dunkel und machten einen mysteriösen Eindruck.
    Die Beamten der Spurensicherung hockten am anderen Ende der Fabrik auf dem Boden und sammelten anscheinend kleinere Gegenstände ein,
    um sie sofort in kleine durchsichtige Tüten zu verfrachten.
    Der Anblick erinnerte sie an Kinder, sie Sherlock Holmes spielen und Spuren einer imaginären, vermissten Person suchen,
    doch momentan war es ernster als ein Spiel, dessen war sie sich bewusst, weshalb sie den Gedanken auch gleich wieder absch?ttelte.
    Der Weg bis zur Fundstelle nahm kein Ende.
    Die Halle war größer, als sie von außen aussah und wirkte unheimlich bombastisch.
    Erst, als sie und Herzberger endlich ankamen, konnte man näheres von der Art des Fundes erraten.
    Da nicht größeres in der Umgebung herumlag, tippte sie auf irgendetwas kleines und unscheinbares wie Fußspuren, doch was sie letzten Endes wirklich zu sehen bekam, machte sie sprachlos, was Herzberger erneut erfreut aufquieken ließ

    2 Mal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • Ein Beamter der Spurensicherung hielt einen viel zu groß wirkenden Ring unter eine Lupe und brachte somit eine winzige Gravur zum Vorschein, die kaum lesbar war.
    Was aber das unglaublichste war, war der Name, den der Beamte auf dem Ring bereits entziffern konnte und auf ein Blatt Papier niedergeschrieben hatte.
    "The Hangmen", stand auf der Innenseite des Ringes und raubte Engelhardt den Atem.
    "Ich wette der Ring gehörte jemanden, der sich The Hangmen nennt!", warf Hotte überflüssigerweise ein.
    Engelhardt, die seinen Kommentar überhaupt nicht so recht realisierte, schien aber tief in Gedanken versunken zu sein und grübelte mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen vor sich hin, während ihre Zeigefinger konzentriert ihre Schläfen massierten.
    ?Schön beobachtet Herzberger, aber es handelt sich hier nicht um eine einzige Person, sondern um eine ganze Organisation.
    Soweit ich mich recht erinnere gab es vor 30 Jahren eine... eine Gang oder Bande oder so was, die sich <The Hangmen> nannte.
    Die Gruppe wurde zu dieser Zeit im Gefängnis gegründet und machte ihrem Namen alle Ehre.
    Jeder, der der Gruppe nicht angehörte, musste Tag für Tag um sein Leben fürchten und Mitglied wurde man nur, wenn man mindestens 2 Vergewaltiger ermordet hatte. Wahrscheinlich war das eine Art Gerechtigkeitssinn im Hintergrund der Rache.
    Wie man sich bestimmt denken kann, wollte jeder der Gruppe dazugehören, um vor ihr in Sicherheit zu sein und erfüllte diese Bedingungen.
    Später kam es sogar dazu, dass die Bedingungen umgeschrieben werden mussten, weil alle dort einsitzenden Vergewaltiger entweder umgebracht oder umquartiert wurden und neue gab es nicht, weil die Gefä?ngnisbehörde reagiert hatte.
    Jeder wusste wer wen umgebracht hatte, aber aus Angst sagte Niemand gegen Mitglieder der Gruppe aus, weshalb man ihr niemals etwas nachweisen konnte.
    Bis heute gehört die Bande zu der am besten organisierten Gefängnisgang in ganz Europa.
    Keines der Mitglieder besaß jemals einen derartigen Ring... auf jeden Fall ist mir das nie aufgefallen.
    Der Mann, dem der Ring gehört, muss irgendetwas Höheres in der Bande sein, aber ich habe noch nie gehört, dass sie auch au?erhalb des Gefängnisses aktiv ist.
    Bisher wurde außerhalb der Mauern nur die Organisation der Bande gesteuert- mehr nicht."
    Ein Moment des Schweigens schloss Engelhardts Beitrag langsam ab und ließ ihre letzten Worte noch immer nachklingen.
    ?Woher wissen sie das alles?", seufzte Hotte irritiert und schaute sie fragend an.
    Engelhardt aber dachte noch immer angespannt nach und antwortete ihm nicht, während der Beamte der Spurensicherung verblüfft den Ring eintütete und aufstand.
    "Ich war vor 10 Jahren die leitende Beamte in einem dieser ganzen Mordfälle.
    Da ging es darum, dass innerhalb einer Woche 10 Morde im Staatsgefängnis verzeichnet worden sind und ich trat der Spezialermittlung bei, die seit 30 Jahren gegen die Bande ermittelt.
    1 ? Jahre lang habe ich mich in den Fall reingeworfen, bin aber nie zu einem Ergebnis gekommen, bis der Fall dann zu den Akten gelegt wurde.?
    Bedauern schwang in ihrer Stimme mit, denn sie hätte die Verantwortlichen liebend gerne ausfindig gemacht, um sie ihr Leben lang in Einzelhaft schmoren zu lassen.

  • "Ja, Chefin?"
    Überhaupt nicht bei der Sache öffnete Bonrath die Tür zu Engelhardts Büro, in dem sie schon auf ihn wartete.
    Seine Gedanken schwebten noch immer bei den Bildern der stark geschändeten Leiche von Bernd Minsker, als Engelhardt ihn aus den Gedanken riss.
    "Wo ist Herzberger?", entgegnete sie ihm barsch und betrachtete ihn streng aus den Augenwinkeln heraus.
    Mehr erschrocken als Überrascht bemerkte Bonrath plötzlich Engelhardts Besucher, der wahrscheinlich der Grund für ihr Benehmen war und ausdruckslos am Fenster stand.
    Er hätte problemlos ein gefährlicher Verbrecher sein können... so wenig Emotionen und gefühlsvolle Wärme strahlte er aus.
    Diese grausame Kälte schien Engelhardt angesteckt zu haben, denn auch ihr Gesichtsausdruck war härter und strenger als sonst, was die Umgangsart mit Bonrath nur noch mehr unterstrich und Unsicherheit hervorrief.
    "Er geht gerade die Akten durch, die sie ihm gegeben haben!"
    "Sagen sie ihm bitte, dass er auch in mein Büro kommen soll!"
    Nickend machte er sich auf den Weg und fand Hotte grübelnd am Schreibtisch vor einem Aktenberg vor.
    "Weißt du was, Dieter? Irgendwo in den Akten hier ist ein Aufzeichnungsfehler. Die und ....... die Akte hier...", mit einem gezielten Griff fischte er zwei Akten aus dem Berg vor ihm heraus und hielt sie Bonrath unter die Nase,?... sind zwar von verschiedenen Personen aber mir Ausnahme der persönlichen Daten völlig identisch!?
    Mit einem typischen <Das- ist- doch- unglaublich- oder ?- Gesicht> starrte er Bonrath an und erwartete ein ungl?ubiges Raunen, doch sein ?Gesprächspartner? schien ihm gar nicht richtig zugehört zu haben.
    ?Dieter??, fragte er mich Nachdruck und etwas lauter, worauf Bonrath plötzlich leicht erschrocken den Kopf schüttelte.
    ????h, ja Hotte. Sehr komisch!?, pflichtete er ihm irritiert bei. ?Die Chefin möchte uns beide im Büro sprechen. Du sollst die Akten so lange liegen lassen.?
    Mit Hotte im Schlepptau machte er sich auf den Rückweg, blieb vor der Glastr stehen und klopfte sachte an. <Mal gucken, ob sie freundlicher ist, wenn ich anklopfe bevor ich reinstürme>
    ?Seit wann klopfst du denn bitte an??, stichelte Hotte amüsiert.
    Ohne auf Hottes Bemerkung einzugehen öffnete er sie Tür und trat gerade weit genug hinein, sodass Hotte hinter ihm noch Platz fand.
    ?Kein Problem. Bleib doch stehen. Ich will ja sowieso nicht rein und die Tür kann auch offen bleiben.?
    ?Meine Herren!?, ermahnte Engelhardt die beiden und verdrehte die Auge, während Bonrath endlich ein paar Schritte weiter vorging und Hotte genug Platz hatte, um die Tür zu schließen.
    Als ein leises Klicken verriet, dass die Bürotür ins Schloss gefallen war, stand Engelhardt auf.

  • ?Darf ich vorstellen? Mark Thies, der leitende Beamte der SoKo 14. Er f?hrt mit seinen M?nnern noch immer aktive Ermittlungen in Sachen <The Hangmen> durch und hat n?tzliche Informationen f?r uns.?
    ?Und was sollen wir daf?r tun??, fragte Bonrath prompt misstrauisch.
    Engelhardt entwischte ein L?cheln..... Bonrath schien zu wissen, mit wem er es zu tun hatte.
    Mark Thies machte n?mlich niemals Geschenke, sonder bewegte sich nur in Tauschb?rsen.
    ?F?r die Informationen, die er uns gibt, verlangt er, dass sie beide morgen eine kleine Mission f?r die SoKo ?bernehmen. Der Gefahrengrad h?lt sich ihm nach in Grenzen, aber sie m?ssen das nicht tun, das wissen sie.?
    ?Aber sicher doch. Ich bin dabei!?, platze es aus Hotte entschlossen heraus.
    Weder Bonrath noch Engelhardt hatten eine andere Reaktion erwartet, doch nur Engelhardt grinste verlegen vor sich hin. F?r sie w?rde er alles tun- das war ihr klar, rief aber auch ein schlechtes Gewissen in ihr hervor.
    ?Bonrath?? Engelhardt schaute ihn konzentriert an.
    Nun lag es allein bei ihm, doch er schien stark zu zweifeln.
    Kannten er und Thies sich? Schon gerade bei der ersten Begegnung der beiden hatte sie das Gef?hl, dass sie sich nicht zum ersten Mal sahen, was ihre Neugier wachsen lie?.
    Die Abneigung, mit der Bonrath ihm gegen?bergetreten war, war un?bersehbar gewesen, doch was hatte das zu bedeuten?
    Gab es da etwas, wovon sie h?tte wissen m?ssen, bevor sie Bonrath vor die Entscheidung stellte, ob er Thies? Angebot zusagt oder nicht?
    Langsam kroch Unsicherheit in ihr hoch.
    Nat?rlich, Thies machte einen ?u?erst geheimnisvollen Eindruck, aber misstraute Bonrath ihm wirklich so sehr, sodass er es noch nicht einmal versuchen w?rde wichtige Informationen von Thies zu beschaffen?
    Wie auch immer, nun war es zu sp?t. Die Optionen wurden gestellt und erl?utert und sie konnte die Aktion jetzt nicht mehr abblasen- egal welche Beziehung Bonrath zu Thies zu haben schien.
    ?Wie wichtig sind die Informationen f?r uns, Chefin??, hakte er schlie?lich nach.
    ?Sehr wichtig, aber davon sollten sie ihre Entscheidung auf keinen Fall abh?ngig machen!?
    Noch einmal musterte Bonrath seinen gegen?ber im dunklen, eleganten Anzug.
    Die rote Krawatte setzte einen tiefen Akzent und hob seine Gr??e hervor, w?hrend seine frisch geputzten, gl?nzend schwarzen Gattlederschuhe jede noch so kleine Lichtquelle reflektierten.
    Das FBI- Outfit gefiel ihm ohnehin nicht und die perfekt zur?ckgek?mmten kurze Haare schimmerten in einem h?sslichen Braunton, was Thies noch weitaus deutlicher in die Schublade der nutzlosen Affen r?umte.
    ?In Ordnung!?
    Trotz seiner Zustimmung warf er Thies b?se Blicke zu.
    ?Danke!?, seufzte Engelhard erleichtert und atmete h?rbar aus. ?N?here Informationen erhalten sie in einer Stunde von Herrn Thies.?
    Da nichts mehr anzuliegen schien machte Bonrath kehrt und verlie? wortlos das B?ro. Hotte wollte ihm folgen, als ihm pl?tzlich wieder die Akten in den Sinn kamen.
    ?Ach, Chefin, Ich bin gerade die Akten durchgegangen und da ist mir aufgefallen, dass zwei der Akten mit Ausnahme der Namen v?llig identisch sind!?
    Triumphierend trat er einen Schritt n?her an den Schreibtisch heran und bereitete sich auf verbl?ffte Gesichter vor, doch weder Engelhardt noch Thies verzogen auch nur eine Miene- NICHTS!
    Kein Augenzwinkern, keine Mundbewegung- gar nichts. Nicht ein einziger Gesichtsmuskel
    zeichnete sich auffordernd ab.
    Beide schauten so neutral und desinteressiert wie voher.
    Entt?uscht verzog sich Hottes Gesicht zu einer beleidigten Grimasse.
    ?Das sind zwei der 16 Akten des Anf?hrers der Hangmen, Herzberger.
    Ihr Engagement in allen Ehren, aber er hat so viele Identit?ten, dass man sich dazu entschloss f?r jede eine eigene Akte anzulegen, da er von Mission zu Mission lediglich zwischen 16 Namen st?ndig hin und her springt.
    Nichts f?r Ungut, aber sie sollten die Akten eigentlich nur nach der Aktualit?t der letzten Eintr?ge ordnen, damit wir uns einen ?berblick ?ber die Namenswahl machen k?nnen.
    So h?tten wir dann die M?glichkeit abzusch?tzen unter welchem Namen er demn?chst auftauchen wird, worauf wir uns dann vorbereiten k?nnten.?, berichtete Engelhardt am?siert.
    Mitleid war allerdings auch an Board, da sie sich gut vorstellen konnte, wie sehr er sich gefreut haben musste ihr einen derartigen Fund pers?nlich mitteilen zu k?nnen.
    Er versuchte bei ihr schon immer hier und da Pluspunkte zu sammeln um sich einzuschmeicheln. Dass er f?r sie schw?rmte war l?ngst kein Geheimnis mehr!
    ?Ich dachte sie sind in dem Fall schon l?ngst nicht mehr aktiv? Warum muss ich dann Akten f?r die SoKo durchgucken? Das werden die jawohl auch alleine k?nnen, Chefin!?
    Betroffen verschr?nkte er die Arme vor der Brust und erwartete ein Statement.

    Einmal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • ?Ich denke es ist kein Geheimnis, dass wir in den Fall gezwungenerma?en eintreten mussten und mit <WIR> meine ich nicht nur mich! Sie wollen doch genauso wie ich, dass Tom entlastet wird und vor allem keine KILLER mehr auf den Hals gehetzt bekommt, oder??
    Hotte verfiel in Gedanken. Irgendwie musste es doch jetzt noch m?glich sein sich zu rechtfertigen. Gr?belnd kniff er erneut die Augen zusammen. Als ihm endlich was einfiel und er protestierend den Mund ?ffnete schnitt Engelhardt ihm jedoch das Wort ab
    ?Herzberger! Tun sie?s einfach!?


    ***


    ?Ich weis ehrlich gesagt nicht, inwieweit sich die Situation noch verschlechtern wird. Ihre Frau liegt schon seit 14 Stunden in den Wehen, aber sie wird das Kind auf keinen Fall auf normalen Wege zur Welt bringen k?nnen!
    Die Beckenlage des Kindes verhindert das und wir sollten schnellst m?glich eine Notentbindung im OP machen, sonst wird ihre Frau das h?chstwahrscheinlich nicht ?berleben!?
    ?WAS?!??
    ?Es haben bereits Blutungen eingesetzt. Ihre Frau k?nnte darum bei der Geburt verbluten und wir k?nnten das nicht verhindern. Wenn wir ihr Leben retten sollen, m?ssen wir das Kind JETZT per Kaiserschnitt auf die Welt bringen.?
    ?Aber das will sie auf keinen Fall, das weiss ich!?
    ?H?ren Sie, ich bin nicht dazu autorisiert diese Entscheidung allein zu treffen. Genau aus diesem Grund frage ich sie ?berhaupt. Ich rate ihnen sich schnell zu entscheiden. Ihre Frau hat, wie sie sagten, das Angebot abgelehnt und will das Kind nach wie vor auf normalem Wege geb?ren, aber sie riskiert damit ihr Leben!!!
    ....
    ?Herr Doktor! Die Blutungen sind st?rker geworden und ihr Kreislauf bricht zusammen! Wir m?ssen sofort etwas tun!?
    ?Ich komme, Schwester Maria...?
    ?Aber........?
    ?Entscheiden sie sich jetzt. Kaiserschnitt oder nicht? Ihrer Frau geht?s von Sekunde zu Sekunde immer schlechter?
    ?Herr Doktor! Nun kommen sie doch!! Die Herzt?ne des Kindes sind bereits schw?cher geworden! Wir verlieren gleich BEIDE! Herr Doktor! Herr Doktor!?


    ?Was f?r ein beruhigendes Programm?, beschwerte sich Tom und sch?ttelte ungl?ubig den Kopf.
    Er schenkte dem Wandfernseher in der oberen Ecke des Zimmers noch einen letzten vielsagenden Blick, bevor er ihn ausschaltete und das eindringliche Piepsen der Ger?te in dem imagin?ren Kreissaal der Klinikserie verstummte.
    ?Und diese schauspielerischen F?higkeiten......?
    Schw?rmend kuschelte sie sich enger an Tom und lachte voller Ironie.
    ?Ja, die Schauspieker heutzutage sind auch nicht mehr das, was sie mal waren!?, stimmte er ihr zu und lachte mit.
    Er und Elena sa?en auf der Bettkante und tr?umten vor sich hin.
    Zwischen jeder Wehe vergingen nun nur noch knappe 6 Minuten.
    Die Geburt r?ckte also immer n?her.
    Um sich zu entspannen lehnte sie sich bei jeder Wehe st?rker an Tom an.
    Er st?tzte sie und f?hlte gezwungenerma?en mit ihr, denn schon die ganze Zeit ?ber hielt sie seine Hand. Obwohl sie wusste, dass er niemals auf die Idee kommen w?rde zu gehen, f?hlte sie sich dann sicherer und konnte Tom wenigstens bei jeder noch so kleinen Wehe die Hand zerquetschen.
    Er konnte sich n?mlich mit Sicherheit nicht vorstellen, welche Schmerzen sie immer und immer wieder erleiden musste, doch das war noch gar nichts im Gegensatz zu den Presswehen, auf die sie so langsam zusteuerte.
    Sanft strich Tom ihr ?bers Haar und k?sste sie aufmunternd.
    ?Na? Bereust du?s jetzt doch??, witzelte er und bekam einen zarten Hieb ihres Ellenbogens in die Rippen.
    ?Au!?
    In diesem Moment kam die Hebamme durch die T?r und lachte beim Anblick der beiden.
    ?Aha, die gro?e Schl?gerei ist hier also schon ausgebrochen. Geh ja vorsichtig mit ihm um, Elena, sonst macht er sich noch aus dem Staub.?
    ?Davon rate ich ihm aber ab, sonst kann er was erleben!?, erwiderte Elena grinsend.
    Julia war eine wundervolle Hebamme, die sie erst nach langer Suche gefunden hatten.
    Viele der Hebammen, mit denen sie sich unterhalten hatten, waren zu routiniert und frostig, als dass Elena DIE bei der Geburt neben sich sitzen haben wollte.
    Julia dagegen war jung und trotzdem erfahren. Sie machte st?ndig Witze und erleichterte Elena und Tom schon w?hrend der Schwangerschaft das <neue> Leben, indem sie den beiden f?r alles m?gliche n?tzliche Tipps gab und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stand.
    Oft hatte sie von noch heute andauernden Freundschaften zu Hebammen geh?rt und wusste, dass sie Julia auch nicht aus den Augen lassen w?rde.
    Eine tiefe Freundschaft war aber auch schon jetzt entstanden. Julia hatte oft bei ihnen vorbeigeschaut und sich stets stundenlang mit Elena unterhalten.
    Die st?ndigen Gespr?che ?ber die sp?tere Geburtsposition waren immer ewig lang verlaufen.
    <Die d?mmste Geb?rhaltung nach dem Kopfstand ist die R?ckenlage.
    Die Geburt dauert dabei n?mlich viel l?nger, weil der Kopf des Kindes nicht auf den Muttermund dr?cken kann. Au?erdem sind die Wehen zwar schmerzhafter aber viel weniger wirksam und die schwere Geb?rmuter kann in der R?ckenlage auf die gro?en Blutgef??e dr?cken und nicht nur den Kreislauf der Mutter schw?chen, sondern dem Kind auch die Sauerstoffzufuhr abschneiden.>, hatte sie ihr erkl?rt und andere Positionen vorgeschlagen.
    Zur Auswahl standen die Unterst?tzte Hocke, die Geburt im Stehen, die Halbsitzende Geburt, die Knie- Ellenbogen- Lage und die Geburt im Unterst?tzten Sitzen. Des weiteren hatte sie auch noch die Wassergeburt vorgeschlagen, da die Schmerzen im Wasser stark gemindert werden w?rden, doch letzten Endes hatte sich Elena f?r die Halbsitzende Geburt entscheiden, in der Tom die st?tzende Funktion einnahm und hinter ihr sa?.
    ?Und? Wie f?hlst du dich??
    ?Kraftlos und m?de, obwohl die Geburt noch gar nicht richtig angefangen hat.?
    Julia l?chelte und t?tschelte ihr aufmunternd die Hand.
    ?Das ist gar nicht so ungew?hnlich, aber du wirst das wohl noch ein paar Stunden aushalten m?ssen. Du bist noch immer in der Er?ffnungsphase. Stell dich also auf eine lange Nacht ein.?
    Routiniert warf sie kurze Blicke auf die ?berwachungsger?te. Der Herzton- Wehen- Schreiber verk?ndete einen guten Geburtsanlauf und dem Kind ging es gut.
    Tom massierte w?hrenddessen von hinten vorsichtig ihren Bauch. Dabei strich er mit den Fingern in der Mitte des Bauches zart hoch und an den Seiten hinunter.
    ?Das entspannt, was??, kommentierte Julia l?chelnd und erg?nzte sich, ?Vergiss aber nicht Elena auch an die Lagewechsel zu erinnern, das verk?rzt die Er?ffnungsphase:?

  • Nachdenklich schloss Bonrath den Klettverschluss der schusssichereren Weste und tastete sich pr?fend ab.
    Herzberger begutachtete ihn dabei belustigt mit einem breiten Grinsen, zog sich eine alte braune Jacke ?ber und st?hnte.
    ? Ach Dieter, du gehst an die Sache viel zu ernst ran. Das wird bestimmt ein Kinderspiel und au?erdem machen wir?s f?r eine gute Sache. Denk an Tom, mensch!?, versuchte Hotte seinen Kollegen stoisch aufzumuntern.
    Die Einsatzbesprechung war bereits seit einer halben Stunde vorbei und der Einsatz urspr?nglich erst f?r Morgen vorgesehen, doch irgendetwas schien sich pl?tzlich ereignet zu haben, sodass die beiden schon jetzt in die Rolle zweier betrunkener Ex- H?ftlinge schl?pfen mussten.
    ? Ich weiss nicht, Hotte. Ich hab irgendwie ein komisches Gef?hl bei der Sache.... Warum sollen wir das f?r sie erledigen, wenn das angeblich so einfach ist? Ich w?sste gerne wo da der Haken ist, bevor ich blind in die SoKo- Aktion reinlaufe.?, zweifelte er gr?belnd, nachdem ihm der Gedanke an die Sache das L?cheln ?ber Toms Nachwuchs aus dem Gesicht gescheucht hatte.
    ?Ach quatsch! Da gibt es keinen Haken! Die sind wahrscheinlich einfach nur zu faul daf?r, weil?s da keine gro?en Schie?ereien gibt. Denen fehlt da die ACTION!? Aufmunternd klopfte er ihm auf die Schulter und l?chelte ?berschw?nglich.
    Bonrath?s Outfit von der SoKo lie? ihn fraglos betrunken wirken, ohne dass er auch nur einen einzigen Schluck getrunken hatte.
    Die braune, verschlissene Jacke war von ausgefransten L?chern ?bers?ht und ihr bei?ender Alkoholgeruch brannte in der Nase. Auch die alte M?tze sah aus, als wenn man sie t?chtig durch den Dreck gezogen h?tte und die vergilbten Schuhe zeugten von vielen unendlichen Kilometern durch Wald und Wiesen, denn die Sohle machte sich bereits aus dem Staub!
    Angeekelt sah er an sich hinunter und seufzte ?Also wenn du mich fragst liegt es eher an diesen Klamotten als an der fehlenden Action. Wenn es heute regnet oder ich in irgendeine Pf?tze trete, verlange ich Unwetterzuschuss, und das ist kein Witz!
    ?Bereiten sie sich lieber auf ihre Rolle vor anstatt sich zu beschweren. Glauben sie mir, wenn das nicht wirklich n?tig w?re w?rden wir ihnen das nicht zumuten, aber die beiden m?ssen ihnen ihr Dasein als Ex- H?ftling abnehmen und das ist eben am idiotensichersten!?
    Mit arroganten Schritten betrat Thies den Umkleideraum und blickte die beiden triumphierend an. Es war pure Schadenfreude, die seine Stimme begleitete und in einem h?sslichem Ton mitschwingen lie?.
    Sogar Hottes gute Stimmung war beim Anblick des arroganten B?roschleimers wie weggeblasen, wohingegen er das alles auch eher wegen Engelhardt und nicht um der schlichten Hilfe wegen tat.
    ?Was soll das denn bitte hei?en??, gab Hotte mehr sauer als beleidigt zur?ck.
    Bonrath schien aber nach wie vor eine ganz besondere Beziehung zu Thies zu haben, denn er stand ungewollt im Mittelpunkt des Geschehens, ohne das auch nur irgendeiner ein Wort dar?ber verlor.
    Schon Engelhardt war auf einer aussichtslosen Mission gewesen, als sie ihn nach dem Grund f?r sein abweisendes Verhalten gegen?ber Thies gefragt hatte.
    Die Stimmung lag schwer in der Luft und ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus, bis Engelhardt endlich unverhofft in den Umkleideraum platzte.
    ?Es geht los!?, teilte sie den dreien mit und verschwand unvermittelt wieder hinter der T?r.
    Irritiert l?ste sich Bonrath von seinen verachtenden Gedanken, sch?ttelte kurz den Kopf, um wieder einigerma?en Klarheit zu gewinnen, und ging achtlos an Thies vorbei.
    Hotte folgte ihm eilig, schenkte Thies aber dennoch einen strafenden Blick.

    Einmal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • Es d?mmerte bereits. Weit und breit war kein einziger zwitschernder Vogel mehr zu h?ren und die ersten lauen Briesen fegten zwischen den H?usern umher.
    Hier und da taumelte ein Blatt betrunken durch die Luft, bevor es stillschweigend auf dem harten Asphaltboden landete.
    Obwohl noch lockere 13 Grad herrschten fra? sich die K?lte bereits durch die d?nnen Jacken und lie? sich nicht wieder absch?tteln.
    Die einsam wirkende Gasse machte einen eher be?ngstigenden Eindruck. Die M?lltonnen waren ?berf?llt und luden ihren Inhalt bereits wieder aus, w?hrend sich die Ratten den Bauch vollschlugen. Noch nicht einmal eine Kr?he traute sich in diese dunkle Ecke und flog einen gro?en Bogen um den K?lner Randbezirk, in dem lediglich alte bauf?llige Plattenbauten Platz fanden. Wer hier wohnte lebte nicht luxuri?s, sondern eher unter grausamsten Umst?nden.
    ?Nicht zumutbar?- sagen die Einen, ?annehmbar?- die Anderen.
    Wie auch immer, sch?n war es hier auf keinen Fall!
    Die Luft stank nach vergammelten Abf?llen und verdr?ngte jeden noch so zarten Duft eines Parf?ms.
    Nur die Schritte einiger fraglichen Gestalten erf?llte die echoreiche Gasse. Eine Person schien Jemanden zu verfolgen, oder vielleicht fl?chtete sie auch vor etwas. Obwohl es nicht so recht spekulierbar war, schoss pl?tzlich eine dunkle Gestalt aus einer noch viel kleineren Seitengasse und rannte gehetzt zwischen den Geb?uden durch, bis sie von zwei weiteren Gestalten gestoppt und zu Boden geworfen wurde.
    Von Weitem konnte man lediglich Umrisse erkennen und trotzdem stand es au?er Frage, dass gerade eine Art ?berfall stattfand.
    Ein Mann wurde von zwei Schl?gern ?berfallen und ausgeraubt und sie konnten nichts tun.
    Obwohl sie zu zweit waren, konnten sie nichts unternehmen- geh?rten sie doch selbst zu dieser Szene und hatten sich da nicht einzumischen.
    Hier k?mmerte sich jeder um seine Sache und man geriet ausnahmslos in Lebensgefahr, trat man auch nur n?her als bis auf 100 m an eine Polizeiwache heran.
    Nie im Leben w?rde man vermuten, dass es um die Gegend hier so schlecht stand.
    Nat?rlich, sie war f?r illegale Gesch?fte bekannt, aber kaum ein Polizist wagte sich hierhin, um dem eine Ende zu bereiten.
    Vor Jahren hatte hier eine Polizeirazzia stattgefunden.
    Mit ?ber 200 Polizisten st?rmte man in eine Wohnung und nahm 23 Drogendealer fest, doch weitere 17, sowie 14 Polizisten mussten mit dem Krankenwagen aus dem Viertel herausgebracht werden.
    Wahrscheinlich war auch das der Grund daf?r, dass sich seither nur selten Polizisten hierher verirrten.
    Wer sein friedliches Leben zu sch?tzen wusste, ging nicht weiter als bis zum heruntergekommenen Supermarkt, und auch hier reichte ein Wort, um Dutzende gegen sich aufzubringen.
    Mit einem letzten Tritt gegen den Brustkorb verabschiedeten sich die zwei Diebe von ihrem Opfer und nahmen Rei?aus.
    Die hallenden Schritte verschwanden in der Ferne, das Opfer rappelte sich st?hnend auf und ging ebenfalls wortlos seines Weges.
    ?Von wem kamen wohl die beiden Schl?ger??, fragte Hotte bedauernd und blickte besch?mt zu Boden.
    ?Ich weiss es nicht und ich will es ehrlich gesagt auch nicht wissen, Hotte. Ich will hier nur so schnell wie m?glich wieder weg!?
    Bonrath stand frierend an der Hauswand , um vor dem Wind Schutz zu finden und hatte das Spektakel betroffen verfolgt, doch h?tten sie eingegriffen, w?re ihre Tarnung aufgeflogen. Sie waren hier nicht als Polizisten- nein! Hier standen zwei Ex- H?ftlinge, die wegen dreifachen Mordes f?r 21 Jahre im Gef?ngnis sa?en und fr?hzeitig entlassen worden waren.
    Diese Ex- H?ftlinge interessierten sich nicht f?r derartige niedere Angelegenheiten. Sie hatten durchaus Wichtigeres zu tun, als f?r die Gerechtigkeit zu k?mpfen, die sie selber mit F??en getreten hatten.
    ?Wir haben uns bereits darum gek?mmert. F?nf Kollegen sind schon dabei die beiden abzufangen!?, beruhigte eine raue Stimme die beiden Schein- Kriminellen ?ber ein kleinen Ohrstecker, den beide trugen.
    ?Ja sicher und ich bin der K?nig von England!?, best?tigte Hotte l?sternd und verzog sein Gesicht zu einer h?sslichen Grimasse.
    ?Das hab? ich gesehen Herr Herzberger! Passen sie ja auf, was sie tun! Ohne mich w?ren sie jetzt aufgeschmissen also seien sie lieber dankbar!?, ert?nte es erneut in beider Ohren, w?hrend die beiden der an der Hauswand montierten Kamera einen schr?gen Blick zuwarfen.
    ?Ohne SIE w?ren wir gar nicht in diese Lage gekommen und ohne UNS st?nden sie jetzt mutterseelenallein im Einsatzwagen, Thies!?
    Hotte klang von Sekunde zu Sekunde w?tender, was Bonrath ein schadenfreudiges Grinsen auf das Gesicht zauberte.
    ?Hast du den Haken bereits selber entdeckt oder soll ich ihn dir noch zeigen??
    ?Nanana, bin ich hier im Kindergarten? Jetzt verhalten sie sich doch endlich mal wir richtige Polizisten und nicht wie zwei pubert?re 11- j?hrige Jungs, meine Herren!?
    ...
    Bereits eine Stunde war verstrichen und noch immer war weit und breit Niemand zu sehen.
    Mit wem sollten sie sich hier eigentlich treffen? Die einzige Information, die sie in der Vorbesprechung bekommen hatten, war , dass sie sich als Ex- H?ftlinge mir jemanden treffen sollten, der ein Mitglied der Gang ist und bereit war Informationen zu verkaufen. Das Gang- Mitglied selber w?rde dabei denken., dass sich zwei Ex- H?ftlinge beim Anf?hrer r?chen wollten und da er selbst immer wieder in schmerzlichen Kontakt zu seinen Anf?hrer kam, hatte er zugesagt Informationen ?ber ihn zu verkaufen.
    103.485? hatte er f?r seine Informationen gefordert und begr?ndete, dass er sich f?r die Abgabe der Informationen in h?chste Lebensgefahr begab.
    Warum aber forderte er einen so schr?gen Betrag? Eine Frage, ?ber die sich Bonrath schon die ganze Zeit den Kopf zerbrach.
    Es herrschte eisige Stille... weder Hotte noch Bonrath st?rten die gef?hrliche Idylle voller Dreck, Ratten und Ungeziefer.


    ?Was ist das denn??, fragte Bonrath nach einiger Zeit und deutete unsicher auf einen immer gr??er werdenden schwarzen Punkt in der Luft.
    ?Ein Blatt?.... ein Stein...?...!!!Dieter, runter!?
    Erschrocken zog Hotte den Kopf ein und duckte sich eilig, doch ein Schrei lie? ihn aufschauen.
    ?Hotte! Hilf mir! Hotte, die will mich umbringen! Die hat?s auf mich abgesehen! Hotte!?, rief Bonrath eindringlich und schlug wild um sich, w?hrend er ein paar elegante Drehungen um seine eigene Achse vorf?hrte.
    Hottes Augen weiteten sich und sein Mund verzog sich vorsichtig zu einem L?cheln.
    ?Herzberger, Bonrath ! Was ist da los? Melden sie sich doch!?, ert?nte eine sorgenvolle Frauenstimme aus den Mini-Lautsprechern, doch es folgte keine Antwort.
    Nur immer wiederkehrende verzweifelte Schreie erreichten das Miniatur- Mikrofon, bis sie pl?tzlich von einem Lachen begleitet wurden.
    ?Nu halt doch mal still, Bonrath, dann l?sst sie dich auch in Ruhe!?, rief Hotte schadenfreudig und lachte.
    ?Ja du hast gut reden!?
    Nach unz?hligen vergebenen versuchen mehr sich zu verteidigen, wurden die Schl?ge schw?cher.
    ?Dieter, sie ist doch schon l?ngst weg! H?r auf so wild um dich zu schlagen, sonst regnet es wegen den ganzen Luftl?chern gleich doch noch und du bekommst keinen Unwetterzuschuss!
    Ungl?ubig h?rte Bonrath auf um sich zu schlagen und suchte unsicher die Luft ab.
    ? Sie ist weg, mensch!?, versicherte Hotte nun bald doch etwas genervt.
    ?Herzberger? Was ist da los? Nun sagen sie doch was! Herzberger!?

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  • Erneut vibrierten die kleinen Lautsprecher im Ohr.
    ?Nichts Chefin- Die Fledermaus gerade hatte nur nicht damit gerechnet mitten in der Gasse auf einen zwei Meter hohen Pfosten zu treffen und hat ihren Unmut an Dieter ausgelassen.?
    ?Haha, sehr witzig. Die hat nur nicht dich angefallen, weil ihr der Cholesterin-Wert in deinem Blut viel zu hoch ist und die Magenkr?mpfe daf?r nicht in Kauf nehmen wollte.?
    ?Was soll das denn jetzt bitte hei?en? Ich esse seit...?
    ?Meine Herren! Wir haben hier einen Auftrag zu erledigen, also erwarte ich auch ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit und Konzentration:?, unterbrach Engelhardt Hottes Erkl?rung genervt.
    Sauer warf dieser Bonrath noch eine Blick zu, als pl?tzlich ein knatterndes Motorenger?usch die Gasse erf?llte. Suchend blickten sich die beiden um.
    Ihre Gesichter machten einen angespannten Eindruck.
    ?Er kommt!?, fl?sterte Bonrath ins Mikro und nahm sich den Stecker aus dem Ohr.
    Hotte tat es ihm gleich und ab jetzt waren sie v?llig auf sich allein gestellt.
    Nur noch das Mikrofon sendete Signale und hielt Engelhardt auf dem Laufenden.


    ***


    ?Was meint ihr? Ist es wohl schon da??, fragte Jenny neugierig uns schaute Andrea gr?belnd an.
    Alle drei sa?en in Semirs Krankenzimmer und warteten darauf, dass Tom kommen und endlich die gute Nachricht ?berbringen w?rde, doch sie warteten bereits seit ?ber vier Stunden und noch immer war kein Ende in Sicht.
    ?Ich wei? es nicht, aber es sieht so aus, als ob es noch ein bisschen dauern wird. M?chtest du dich abholen lassen??, antwortete Andrea m?de und strich Semir z?rtlich ?ber den Arm.
    Er sa? in seinem Rollstuhl und Andrea hatte sich neben ihn auf einem Stuhl niedergelassen. Zusammen blickten sie aus dem gro?en Fenster und schauten der belebten Natur zu.
    ?Auf gar keinen Fall!...
    ......Andrea? Wie ist das eigentlich?... Tun die sehr weh, die Wehen??
    Erschrocken blickte Andrea hilfesuchend zu Semir. Sie war in dieser Thematik sicherlich nicht der beste Ansprechpartner, doch sie war eine Frau und Semir genau das Gegenteil. Wenn hier jemand Jennys Frage beantworten konnte, dann sie, musste sie n?chtern feststellen, doch wie kam sie eigentlich so pl?tzlich darauf?
    Wahrscheinlich hatte sie Elena bei den Wehen die Schmerzen deutlich ansehen k?nnen, auch wenn sie nur bei ein paar Wehen dabei gewesen war.
    Sie, Jenny und Semir hatten Elena und Tom schon fr?h allein gelassen, da eine Geburt ein unglaublich anstrengendes Ereignis war und Elena vor allen Ruhe brauchte.
    Ihr schmerzverzerrtes Gesicht sprach bei jeder Wehe B?nde und bewirkte unwillk?rlich, dass man mit ihr litt- daher dann wahrscheinlich auch die Frage.
    ?Ja?, begann Andrea ehrlich, ?es sind wirklich unvorstellbare Schmerzen, aber wenn die Geburt vor?ber ist und man dem winzigen, unheimlich zerbrechlich wirkenden Gesch?pf in die Augen blickt, wei? man, dass es sich gelohnt hat und w?rde es jederzeit wieder tun.?
    Andrea machte einen tr?umerischen Eindruck und Semir l?chelte sie verliebt an.
    <Wer wei?, vielleicht dauert es bei uns ja auch nicht mehr so lange!>
    Die Gedanken an einen Sohn oder einer Tochter lie?en ein wohliges Gef?hl in ihm aufkommen.
    Noch nie hatten sie ernsthaft dar?ber gesprochen. Hier und da gab es vielleicht ein paar Anspielungen, aber ein ernsthaftes Gespr?ch war daraus bis jetzt noch nicht entstanden, was Semir unmittelbar einen Faustschlag ins Gesicht versetzte.
    W?rde er jemals mit Andrea dar?ber SPRECHEN k?nnen?



    ***



    ?Wow, mit euch mach ich immer wieder gern? Gesch?fte!?, staunte Bj?rn und nahm die beachtliche Anzahl an Geldb?ndeln aus der T?te, um sie in einen Koffer zu verfrachten, der an seiner BMW befestigt war. Bonrath lie? das Geld nur ungern aus den Augen, hatte aber keine andere Wahl. Der Informant namens Bj?rn Zickel hatte ihnen genug Informationen geliefert, um den Aufenthaltsort seines Anf?hrers zu ermitteln, der den Vorgesetzten Sch?sels auf dem Gewissen hatte.
    Bj?rn selbst besa? ein eher unsicheres Auftreten. Seine abgewetzte Lederjacke harmonierte alles andere als gut mit seiner verblichenen roten Cordhose und den ehemals vielleicht noch elegant wirkenden schwarzen Lederschuhe.
    Nur seine BMW erlaubte ein imposantes Auftreten und stellte Bj?rn dreist in den Schatten.
    Obwohl sie ihr letzter Weg anscheinend ?ber eine Schlammpiste gef?hrt hatte beeindruckten ihre Sportlichkeit und Kraft, gepaart mit einer gewissen Grazie, die zu ihrer Masse paradox erschien.
    Bewundernde Blicke inspizierten das Prachtst?ck, bevor sich die beiden <H?ftlinge> wieder an ihren Beruf als Autobahnpolizisten erinnerten und die tr?umenden Gedanken zur?ck auf den Boden holten.

  • ?Sicher, wir kommen auf sie zur?ck!?, meinte Herzberger irritiert und warf Bj?rn ein theatralisch freundliches L?cheln zu, das ihn eher wegekelte als zu einem Kaffee einlud.
    Desinteressiert schwang Bj?rn sich unterdessen auf seine BMW, warf den wohlig klingenden Motor an und raste mit Vollgas die Gasse hinab.
    ?Was f?r eine Maschine!?, kommentierte Bonrath schw?rmend und kassierte zugleich einen Ellenbogenhieb von seinem Kollegen.
    ?Na komm schon. Unser Auftrag ist erledigt, wir k?nne gehen!?
    ?Was w?rde ich alles geben, nur um mit dreitausend ?uro best?ckt auf einer BMW gen Sonnenuntergang zu fahren!?
    ?Dieter! Er f?hrt nicht gen Sonnenuntergang! Die Sonne ist schon l?ngst weg und genau das ist es, was mir gerade Sorgen macht.?
    Die pl?tzlich einkehrende Stille hob Ger?usche hervor, die sie bis gerade noch gar nicht bemerkt hatten.
    Beide horchten, um sich einen Eindruck von der aktuellen Situation zu machen, und nachdem sie neben quietschenden Reifen, Rufe, Schreie und dumpfe, polternde Ger?usche ausmachten, war es um sie geschehen. Wie von der Tarantel gestochen rannten sie los, um die Gegend so schnell wie m?glich hinter sich lassen zu k?nnen.
    Links, rechts, links, links, rechts, uuuund geradeaus......., bis sie abprubt stehen blieben.
    ?Hotte? Wir sind Polizisten! Wei?t du eigentlich, wie wir uns hier gerade blamieren??, fragte Bonrath nachdenklich und schaute Herzberger mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    Nach einer kleinen Bedenkzeit ?u?erte er sich willensstark:
    ?Du hast recht, Dieter. Wir f?rchten uns hier doch nicht.?
    Eisern schritten sie Meter f?r Meter weiter- sicher, dass sie hier auf keinen Fall mehr die Nerven verlieren w?rden.
    ?Was seh? ich denn da??, ert?nte pl?tzlich eine m?nnliche Stimme hinter ihnen, die von einem auffordernden Klopfen unterstrichen wurde.
    Zuckend drehten sie sich um, betend, dass sie jetzt nicht das erblicken w?rden, was sie vermuteten, doch vergebens!
    F?nf kr?ftig gebaute Muskelprotze standen ?rgersuchend in einer Reihe aufgebaut und der Mittlere schlug im Takt mit einem Baseballschl?ger in seine Handfl?che.
    ?Dick und Doof haben sich verlaufen und finden hier nicht mehr raus! Was meint ihr? Sollen wir den beiden Sch?tzchen den Ausgang zeigen??
    Ohne, dass auch nur einer der Giganten sich bewegte, sp?rte Hotte die Schwei?perlen auf seiner Stirn.
    ?Dieter??, fl?sterte er leise ?Vergiss, was ich eben gesagt habe, ja??




    ?Bonrath? Herzberger? H?ren sie mich?? Eindringlich versuchte Engelhardt Kontakt zu einen der beiden aufzunehmen, nachdem er rauschend abgebrochen war.
    ?Wir haben ein Signal aus der Nebenstrasse. Sie m?ssen sich also dort in der N?he befinden.?, informierte eine blondhaarige Frau und deutete auf den Bildschirm, auf dem ein roter Punkt auf einer detaillierten Landkarte blinkte, sich aber nicht bewegte.
    ?OK, Team 1 und 2 sollen los. Ich will wissen was da pl?tzlich los ist!?, befahl Engelhardt meinungsstark und nickte dem Polizisten zu, der den Befehl somit weiterleitete
    ?Die ?bergabe war ja bereits beendet, also w?rde dadurch auch nicht gef?hrdet werden.?, f?gte sie anschlie?end in einem ?rgerlich mitschwingenden und ver?chtlichen Ton mit einem Blick zu Thies hinzu, denn er war kurz davor einzuschreiten, hielt sich aber zur?ck, da er Engelhardt bereits gut genug kannte, um einzusehen, dass jeglicher Einwand seiner Seite von ihr ignoriert werden w?rde.
    So kam es lediglich dazu, dass er mit offenem Mund im Einsatzwagen stand und das Geschehen wortlos be?ugte, sodass Engelhardt ihm wiederum auch nur einen drohenden Blick zuwarf anstatt ihm die Leviten zu lesen, weil nicht eine einzige Einsatzgruppe den versprochenen l?ckenlosen Blickkontakt mit ihren M?nnern hatte.



    ***


    ?Hast du?s eilig??, ermahnte ein dunkle Stimme die Fahrerin des Audis, die genervt einen Blick zu ihrem Beifahrer warf..
    ?Ich schon......du nicht? Du solltest nicht vergessen, dass du mehr als nur ein Polizeirevier auf uns aufmerksam gemacht hast. Ich will den ganzen Mist so schnell wie m?glich regeln, damit ich endlich hier weg kann!?, keifte sie aufgeregt zur?ck und fing an wild herumzugestikulieren, sodass der Wagen leichte Schlangenlinien vollf?hrte.
    ?Halt das Lenkrad fest, verdammt noch mal! Wenn wir gleich im Graben liegen kommst du hier erst recht nicht weg!?
    Die Worte des Mannes lie?en eine sture Stille einkehren.
    Beide hatten ihre Gr?nde sauer zu sein und br?teten w?tend vor sich hin.
    Jegliche weitere Konfrontation w?rde t?dlich enden, dessen waren sie sich bewusst, denn beide waren daf?r bekannt aus purer Unzufriedenheit jemanden eiskalt zu erschie?en und beide f?hrten mehr als nur eine Waffe mit sich.
    ?Warum musstest du das unbedingt machen, he? War das so sehr n?tig?...?, fragte die Fahrerin nunmehr mit krampfhaft ruhiger Stimme, die allerdings von Wort zu Wort MEHR Zorn entbl??te.. ?Ich versteh das nicht! Erkl?r mir das Mal! Ich verstehe es einfach nicht!?
    Der Griff um das Lenkrad verfestigte sich immer weiter. Ihre Fingerkn?chel nahmen bereits eine gelbliche F?rbung an und beklagten sich bedr?ckt.
    ?Tanja! Nun versteh doch! Der Typ ging mir einfach auf die Nerven und da konnte ich mich eben nicht zur?ckhalten!?
    ?Aber das wir ihn eigentlich noch h?tten brauchen k?nnen... daran hast du nicht gedacht, was??
    ?Herrgottnochmal, wir werden auch gut genug ohne ihn zurechtkommen. Es gibt noch genug andere Bullen, die sich von uns bestechen lassen- Minsker war nicht der einzige!?
    ?Vielleicht nicht der Einzige, aber der beste! Der Typ stand in einer unglaublich hohen Position und so einen werden wir nicht ein zweites Mal auf die schnelle finden!
    Vergiss nicht, dass er uns Einblick in die geheimsten Akten gew?hrt hatte!?, warf sie ihm sauer vor.
    ?Na und? Geheime Akten.. was sind das schon?..... Irgendwelche Papiere, die wir eigentlich gar nicht kennen d?rfen....?
    ?Diese Papiere h?tten uns steinreich werden lassen k?nnen. Ich hatte Bernd kurz davor mir die Undercover- Akten zu geben und mit all de.....?
    ?Ach jetzt ward ihr sogar schon beim Vornamen, du und BERND Minsker.......!?
    ?Hattest du eine andere Idee, um ihn daran zu hindern auszusteigen??
    ?Jaaaa, eine blank polierte 8mm Walter mit einem wundersch?nen Holzgriff und.....?
    Seine Worte verschwammen in ihren Ohren...... Erschreckend musste sie sich eingestehen, dass sie an Bernd dachte. Obwohl sie ihre Liebe zu ihm eigentlich immer nur vorgegaukelt hatte, schmerzt es sie, wenn sie daran dachte, dass er tot war. Sie hatte fraglos eine wundersch?ne Zeit mit ihm verbracht, auch wenn die nur dazu diente um ihm so viele Informationen wie nur m?glich zu entlocken und immer an einer Quelle der Polizei zu sitzen.
    ......er war ein beispielhafter Gentleman gewesen
    ....... die Candle- light Dinner waren immer von au?erordentlicher Einzigartigkeit gestaltet worden und
    an die romantischen N?chte vermochte sie erst gar nicht zu denken
    .....ROMATNTIK... etwas, zu dem erst er sie gef?hrt hatte
    ... etwas, was sie bis dahin noch gar nicht wirklich gekannt hatte.
    Ihr Blick war ?berall, nur nicht auf der Strasse. Sie inspizierte das CD-Radio.... begutachtete die digitale Au?entemperaturanzeige und bewertete das heutige Outfit ihres Beifahrers, auch wenn sie noch nie, seit der 5-j?hrigen Bekanntschaft mit ihm, etwas anderes an ihn gesehen hatte.
    Tag ein Tag aus trug er die gleichen alten aber noch immer eleganten Klamotten. Eine schwarze Nadelstreifenhose, ein braunes Hemd und ein unifarbenes schwarzes Jackett, begleitet von gl?nzenden schwarzen Lacklederschuhen und einem immermodernen Hut.
    Genauso wie ohne seinen Hut verlie? er das Haus auch ohne seine Ringe nur im ?u?ersten Notfall.
    Grelle, goldene und alte Ringe, an denen anscheinend sein Herz hing... wobei es bewundernswert war, das sein Herz ?berhaupt an irgendetwas hing.
    Ring.... seine Ringe.. Ring?
    Ungl?ubig suchte sie seinen rechten Ringfinger nach dem riesigen Familienring ab, doch er war nicht da, wo er hingeh?rte. Der Finger war nackt- kein Ring- gar nichts... ausser einen hellen Streifen der den Platz zierte, den schon seit Jahren nur DER Ring besetzen durfte.
    DER Ring, er war DAS Wahrzeichen der Familie... der Hangmen- Familie!
    Obwohl sie sich sicher war, dass es bestimmt nichts zu bedeuten hatte, dass er den Ring nicht trug, wurde sie skeptisch und versucht so beil?ufig wie nur irgend m?glich ihn das zu fragen, was ihr auf der Zunge lag und raus wollte.
    Vielleicht k?nnte sie ihn in ein Gespr?ch verwickeln und 10 min sp?ter so ganz nebenbei den Ring ansprechen, denn es war ?u?erst gef?hrlich einen Hangmen das verlieren des Ringes vorzuwerfen.
    Sie gr?belte,,, obwohl sie genauso herzenskalt wie er war, hatte sie Respekt vor ihm und wollte nichts falsches sagen......
    ????h,......wo ist dein Ring??, brachte sie letzten Endes heraus. Nichts mit beil?ufigem Ansprechen.......
    ?Was soll mit dem sein??, entgegnete er ihr m?rrisch und wollte seinen Blick nur kurz ?ber das Antlitz jagen, doch irgendetwas stimmte nicht....der Ring! Er war nicht da wo er hingeh?rt! Wie konnte das sein? Der Ring? Das kann nicht sein.. er konnte doch nicht so einfach weg sein... irgendwo musste er liegen? Im Auto? Im Hotelzimmer.... in ......nein....nein das darf nicht sein.....in der .....Fabrik?!?
    Als er die Augen ungl?ubig aufriss wusste Tanja, was ihr bl?hte... jeden Moment w?rde lauthals rumschreien, versuchen ihr ins Lenkrad zu greifen um umzudrehen und den Ring ?berall gequ?lt suchen, doch er schrie nicht unkontrolliert los...... er fl?sterte eher und schien selbst nicht zu glauben, was er gerade sagte.
    ?Die Fabrik.... ich hab ihn in der Fabrik verloren!?, stammelte er leise vor sich hin.
    Gerade als sie aufatmen wollte, da sie der schreienden Predigt entgangen zu sein schein, brach das Erdbeben aus und brachte ihr Trommelfell fast zum platzen...

  • ***


    Herzzerreissender Schreie sprengten unaufh?rlich die unangenehme Atmosph?re.
    Bis gerade hatte Tom noch bei jeder lautstark angek?ndeten Wehe von Elena zusammengezuckt, doch die kurze Routine seit dem Beginn der schmerzhaften Presswehen beruhigte ihn mittlerweile.
    Eine Ruhe, die er mit aller Kraft auf Elena zu ?bertragen versuchte, obwohl sie eigentlich noch viel ruhiger schien als er.
    Manchmal hatte sein Job ihn daran gehindert mit zur Geburtsvorbereitung zu kommen, worauf Elena zwar verst?ndnisvoll aber dennoch ein bisschen beleidigt reagiert hatte.
    ?Glaub mir, das wirst du im Kreissaal bereuen?, hatte sie ihn geneckt und war dann mit ihrer langj?hrigen Freundin Marlene zur Geburtsvorbereitung abgedampft.
    Er selbst hatte immer dar?ber gelacht, denn was war schon zu bereuen? In jeder Stunde ging es um das gleiche..... der Geburtsablauf, Atem?bungen, das Wochenbett, spezielle ?bungen f?r das ver?nderte K?rpergef?hl werdender M?tter, die unter R?ckenschmerzen leiden, Positions- und Haltungswechsel w?hrend der Geburt und noch viel mehr.
    Sicher. An sich waren die Stunden interessant und auch f?r M?nner ansprechend gestaltet worden, aber hin und wieder war er doch ganz froh dar?ber gewesen, dass sein Job ihn immer mal wieder eine Kursstunde abgenommen hatte.
    Bereuen......bereuen..... Mehrmals lie? er sich die Anschuldigung seiner Verlobten durch den Kopf gehen, worauf er unwillk?rlich l?chelte.
    Obwohl er es nicht so gerne zugeben wollte, gab er Elena in diesem Moment sogar recht.
    H?tte er alle Stunden mitgemacht, w?rde er die Ausnahmesituation sicherlich besser meistern, als er es jetzt gerade tat. Ob er in diesem wichtigsten Moment seines und Elenas Leben wirklich eine St?tze war, vermochte er zu bezweifeln, denn irgendwie kam es ihm vor, als ob eher Elena ihn beruhigte anstatt er sie.
    Sorgend blickte er ihr in ihre schmerzverzerrten Augen, als sich Elena zu ihm umblickte.
    ?Was f?r eine Qu?lerei!?, dachte er mitf?hlend und hob sie nochmals leicht an, um sie besser halten zu k?nnen.
    Die halbsitzende Geburt war vielleicht angenehmer f?r Elena, dennoch h?tte Tom in diesem Moment viel lieber engen Blickkontakt mit ihr gehalten, was jetzt aber unglaublich schwierig war... schier unm?glich erschien, sofern Elena ihren Kopf nicht stark zur Seite neigte.
    ?Sch?n gleichm??ig atmen!?, riet der entbindende Kinderarzt, w?hrend er darauf wartete, dass die n?chste Presswehe den Kinderkopf noch ein St?ckchen weiter freigab.
    Elena nickte eifrig und bereitete sich auf die n?chste Wehe vor. Ihre H?nde umklammerten Toms und wollten sie um nichts in der Welt jemals wieder loslassen.
    Wie wundersch?n das Gef?hl doch war, Tom im R?cken zu sp?ren. Er st?tze sie, gab ihr bei jeder Wehe mehr halt und dr?ckte sie danach behutsam an sich.
    ?Das machst du super, Elena.?
    Julia blickte das Paar, Elena voran, optimistisch an und wischte Elena daraufhin den Schweiss von der Stirn.
    ?Eine anstrengende Angelegenheit, was??
    L?chelnd best?tigte Elena sie, wurde aber schon wieder von der n?chsten Wehe unterbrochen und st?hnte laut auf.
    Toms Gesicht verriet immer mehr Sorge. Bereits seit 15 Minuten qu?lte sich Elena im wohlig gestalteten Entbindungszimmer. Sein Herz raste von Sekunde zu Sekunde schneller und klopfte gegen sein Rippen. Fest schloss er die sch?nste Frau der Welt in seine Arme und redete zur Beruhigung fl?sternd auf sie ein. Ob er wirklich Elena oder eher sich selbst beruhigen wollte, konnte er selbst nicht beurteilen, doch Elena schien sich bei jedem Wort mehr in seine Arme fallen zu lassen.
    Ihre Schreie zerrten an seinem Talent sich zu beherrschen....
    ?Weiter, Schatz... weiter! Gleich hast du?s geschafft.?, sprach er ihr leise aber dennoch eindringlich zu, doch sie f?hlte sich so unheimlich schwach.
    Ihre ganze Kraft hatte sie bereits dem freudigen Ereignis geschenkt und war absolut nicht mehr in der Lage noch mehr aufzutreiben.
    Als auch diese Wehe endlich zum Ende kam keuchte sie kraftlos und schnappte angestrengt nach Luft.
    ?Ich kann nicht mehr!..... Ich: schaff das nicht!?
    ?Doch Schatz, das schaffst du. Wir haben bisher soviel ?berstanden, da ist das hier jawohl ein Klax, oder??, grinste Tom ihr entgegen ohne seine Ernsthaftigkeit zu verlieren.
    Eine kurze Stille kehrte ein, bis sich langsam die n?chste Wehe ank?ndigte.
    ?Ich liebe dich!?, best?tigte Tom unterstreichend seine Antwort.
    Entschlossen sammelte Elena noch einmal ihre letzte Kraft..
    ?Pressen!?, schrie Julia und ihr Griff hastete bereits nach dem weissen Handtuch hinter ihr.
    Eisern kniff Tom die Augen zusammen, als k?nnte er ihr seine Kraft geben. Die Kraft, die sie nicht mehr zu haben schien.
    Mit ihr zusammen tastete er sich durch die anscheinend LETZTE Wehe, worauf das Gesicht des Arztes und das Julias schlie?en lie?.


    Als w?rde man sie von einem tonnenschweren Gewicht befreien beobachtete Elena, wie Julia das leblos wirkende und blutverschmierte B?ndel annahm.
    Sofort eilte sie zum Untersuchungstisch und legte das Neugeborene vorsichtig ab.
    Danach ?ffnete sie sorgsamden Mund des S?uglings, um die letzten Reste des Fruchtwassers zu entfernen und das selbstst?ndige Atmen letztendlich zu erm?glichen und schon h?rte man ein pl?rrendes und glucksendes Babygeschrei, das den ganzen Raum durchtr?nkte.
    Ungl?ubig betrachtete Elena das Geschehen und lachte ?bergl?cklich, als Julia ihr aufmunternd zul?chelte.
    ?Na dann herzlichen Gl?ckwunsch!?, gratulierte der Kinderarzt freudig.
    Elena konnte ihren Tr?nen schon l?ngst kein Einhalt mehr gebieten. Wie ein Wasserfall rannen die Tr?nen ihre Wangen hinab und befeuchteten endlos das hellblaue Tuch, dass man vor der Geburt ?ber sie gelegt hatte.
    Von der einen auf der anderen Sekunde entspannte sich ihr K?rper und wurde f?rsorglich von Tom in die Arme geschlossen.
    ?Na da hast du endlich die Kleine. Deinen flehenden Blicken kann man ja gar nicht widerstehen... da hat Tom es in Zukunft aber schwierig, aber lass ihn in Zukunft ruhig durch die Gegend hetzen, das hast du dir ehrlich verdient!?
    Pr?sentierend ?bergab Julia Elena ihre Tochter, warm eingewickelt in ein flauschiges Handtuch.
    Nur zu gerne h?tte Elena das St?ckchen Leben an sich herangerissen, doch sie nahm es Julia behutsam aus der Hand und blickte weinend in das kleine zuckers??e Gesicht mit der kleinen babytypischen Stupsnase und den gro?en blauen Kulleraugen, die hinter den nur halb ge?ffneten Liedern hervorblitzten.

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  • ?Und? Habt ihr euch endlich auf einen Namen geeinigt??, fragte Julia spitzb?bisch und l?chelte die frischgebackenen Eltern herzensfroh an.
    Tom erwiderte ihren Blick nachdenklich. ?Um ehrlich zu sein, sind wir nie auf einen Nenner gekommen!?, gab er gr?belnd zu und verdrehte belustigt die Augen.
    Elena grinste und blickte ihrer Tochter tief in die Augen. ?Also ich finde, sie sieht aus wie eine Emilie!?, schlug der Kinderarzt vor, der noch dabei war den Mutterpass auszuf?llen und dem Gespr?ch stillschweigend gefolgt hatte.
    Julia riss erschrocken die Augen auf ?Was? Emilie? Um Gottes Willen. Also meine Schw?gerin hat ihre Tochter letztes Jahr auf dem Namen Trudchen taufen lassen. Ich sag euch, das war ein Schauspiel. Das arme Kind wird seines Lebens nicht mehr froh!?
    Als ein ungl?ubiges Gel?chter ausbrach gluckste das Baby erfreut vor sich hin.
    ?Na, wie willst du denn hei?en, hm??, fragte Tom die Kleine und stupste sie leicht an.
    ?Vielleicht Christine?.....oder... Melanie? Aber Melisande h?rt sich doch auch wundersch?n an.? Elena blickte vertr?umt vor sich her.
    Tom sa? noch immer hinter ihr und streichelte die weiche Haut des Babys, bis er sich endlich dazu entschloss doch aufzustehen, indem er Elena vorsichtig anhob, seiner Position entschl?pfte und ihr dann half nach hinten zu rutschen und an die Wand anzulehnen.
    Jeder Handgriff wirkte tausendmal ge?bt und so routiniert wie selbstverst?ndlich, doch dennoch k?mpfte Tom mit der Angst ihr weh zu tun.
    Aus irgendeinen Grund war Elena pl?tzlich unheimlich verletzlich f?r ihn.
    Die Geburt, die sie durchgemacht und die Schmerzen die sie dabei gehabt hatte waren noch so pr?sent, als w?ren sie noch mittendrin und w?rden auf das Zweite warten.
    ?Ein Zweites??, fragte sich Tom tonlos. Die Diskussion ?ber den Namen seiner Tochter war f?r ihn schon l?ngst in den Hintergrund getreten und er ?berlegte eine Weile unbemerkt, bis sein Gesichtsausdruck an Entschlossenheit zunahm und seine Augen funkelten.
    ?Am liebsten eine ganze Fu?ballmanschaft!?, tr?umte er vor sich hin und musste prompt lachen.
    Auf die verwunderten Gesichter Elenas und Julias hin sch?ttelte er nur den Kopf und schenkte Elena ein vielsagendes L?cheln, worauf sie mitlachte....
    doch.... wusste sie wor?ber er gelacht hatte?..... oder lachte sie, weil sie aufgrund des Ereignisses heute so oder so ?bergl?cklich war?
    Tom entschloss nicht nachzufragen, setzte sich behutsam neben ihr aufs Bett und kuschelte z?rtlich mit dem kleinen Gesch?pf in Elenas Armen, das ab und zu einen leisen Seufzer von sich gab und immer wieder leicht einnickte.
    ?Ja, da bist du aber jetzt m?de, was? War ja auch ein anstrengender Tag f?r dich!!....Du.... mit ausruhen ist aber noch nicht.... Julia wird dich gleich noch durch die Luft wirbeln, messen, wiegen, an dir herumzerren.......?
    Ein allseitiges Lachen unterbrach seine Ausf?hrungen, worauf Tom n?her an Elena heranr?ckte.
    Sein Blick verriet sein Vorhaben, denn er neigte sich leicht zu ihr herunter und gab ihr einen langen Kuss, den er mehr genoss denn je.
    ?Das hast du toll gemacht, Schatz!?, lobte er und k?sste sie erneut ewig lang, ?berw?ltigt vom heutigen Ereignis, das schon jetzt sein ganzes Leben ver?ndert hatte und noch viel st?rker ver?ndern wird.
    ?Na, ich klau euch dann mal die kleine Maus.... aufgekl?rt habt ihr sie n?mlich sicherlich noch nicht!... Ihr bekommt sie aber sofort zur?ck.? F?rsorglich nahm Julia das Neugeborene an sich um die ?brigen, noch fehlenden Daten auch in den Mutterpass eintragen zu k?nnen.

  • ***


    ***


    Mir gro?en Augen standen die drei in der T?r und bestaunten das sich pr?sentierende Bild der frischen kleinen Familie, die leise fl?sternd auf dem Bett versammelt war und vor sich hertr?umte.
    ?Och ist die s????!?, stie? Jenny hervor und st?rmte auf die drei zu, um als erste ?fremde? das Baby willkommen hei?en zu d?rfen.
    ?Wie heisst sie denn??
    Ihr Herz schmalz dahin, als ihr die kleinen vertrauensw?rdigen Augen orientierungslos entgegenblickten.
    Ganz vorsichtig strich sie ihr ?ber das W?ngchen.
    Tom lachte ?Das wissen wir selbst noch nicht, aber vielleicht hast du ja einen sch?nen Vorschlag!?
    Sofort vertiefte sich Jenny in ihren Gedanken und suchte einen passenden Namen.
    Andrea schob w?hrenddessen Semir langsam vor sich her, bis auch sie endlich am Bett ankamen und beobachteten, wie gl?cklich Tom und Elena ?ber ihre Familie waren.
    ?Wenn ihr jetzt auch noch heiratet, ist euer Gl?ck perfekt!?, schlug Andrea vor und umarmte erst Elena und dann Tom herzlichst.
    ?Herzlichen Gl?ckwunsch ihr beiden!?
    Semir sa? in seinem Rollstuhl. Er f?hlte sich auch jetzt noch nicht gut genug, um selbstst?ndig l?ngere Zeit zu stehen, geschweige denn sogar zu laufen, was die ?rzte auf seine psychische Lage zur?ckf?hrten.
    ?Dass er nicht reden kann nimmt ihn sehr mit, was seine Genesung alles andere als f?rdert. Er selbst scheint ein bisschen die Hoffnung verloren zu haben jemals wieder reden zu k?nnen und das schlimmste f?r ihn ist, dass er mit niemanden RICHRIG dar?ber REDEN kann!?, hatte eine Psychologin seinen derzeitigen Zustand interpretiert, nachdem sie mit ihm ausf?hrlich auf vielen verschiedenen Arten kommuniziert hatte.
    Auch wenn Semir sich das niemals eingestehen w?rde, die Psychologin hatte seinen Gem?tszustand richtig interpretiert!
    Wortlos, aber mit vielsagenden Blicken dr?ckte Semir erst Elenas und dann Toms Hand, so wie es sich geh?rte.
    ?Elena hat offensichtlicherweise mehr mitgemacht als er?, dachte er bei sich, wusste aber nicht, dass er damit nicht so ganz Recht hatte.
    Semirs Geste traf bei beiden direkt ins Herz, denn sowie Elena als auch Tom wussten, dass er gerade eine unglaublich schwere Zeit durchmachte.
    Sie selbst konnte sich allerdings noch nicht einmal n?herungsweise vorstellen, wie schwierig es f?r Semir in diesem Augenblick war, sich f?r die beiden zu freuen.
    Innerlich k?nnte er vor Freude jubeln, doch er selbst steckte in so einer prek?ren Lage, sodass es f?r ihn unerreichbar schien, seine Freude zu zeigen. Zu tief sa? der Schmerz der letzten Zeit.
    Wieder rannen Elena einige Tr?nen ?ber die Wange, die Tom wehrlos gen Weg ziehen lies.
    Eine nachdenkliche Stille trat ein, bis Jenny lauthals das Wort ergriff ?Ich hab?s! Ich finde sie sieht aus wie eine.... Jule!?, erkl?rte sie und nahm das Baby nochmals in Anschein.
    Weder Elena, Tom noch Andrea sagten irgendetwas und Semir sa? erwartungsvoll in seinem Rollstuhl. Alle merkten, dass Jenny mit ihrem Vorschlag doch noch nicht zufrieden war und vor sich hingr?belte.
    ?Na??, tastete sich Andrea an Jenny heran.
    ?Lilly! Ich finde sie ist eine Lilly! Keine Jule- eine Lilly!?
    Begeistert nahm sie mit einem nach dem anderen Blickkontakt auf, um sich die verdiente Best?tigung abzuholen und Tom war der erste, der es offiziell machte.
    ?Na Lilly? Findest du den Namen auch so sch?n?..................... Oder doch lieber Trude??
    Zur Belustigung aller verzog Lilly pl?tzlich wie auf Kommando das Gesicht und tat ihr Missfallen kund.
    ?Na das ist eine Antwort!?, best?tigte nun auch Elena und l?chelte gl?cklich.
    Der heutige Tag war einfach perfekt und wird auf ewig der sch?nste Tag ihres Lebens sein.
    Doch nicht nur der sch?nste, sondern auch der erste Tag mit ihrer kleinen Familie, die sie soeben mit dem Mann ihrer Tr?ume f?r alle Zeit offiziell gegr?ndet hatte.


    ?Ich liebe dich!!!?, fl?sterte Elena leise in sein Ohr und k?sste ihn ?bergl?cklich.


    ***

    Einmal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • ?Frau Sch?fer, wir sind uns sehr sicher, dass Herr Gerkhan seine Stimme wiedererlangen wird, aber wir k?nnen wirklich ?berhaupt keinen einzigen Anhaltspunkt geben, wann es soweit ist. Das wird letzten Endes nicht minder allein von Herrn Gerkhan abh?ngen.?
    Andrea sa? niedergeschlagen im B?ro des Chefarztes und blickte in die bedr?ckende Welt hinaus. Die Sonne schien grell und unbeschwert und spiegelte sich auffordernd in der blankgeputzten Glasscheibe des gro?en Fensters, das zum Park hinauszeigte.
    Lange blickte Andrea aus dem Fenster und suchte irgendwo halt, denn die Worte des Arztes hallten noch lange in ihren Ohren nach, verschafften aber keine neue Hoffnung.
    ?Aber sie m?ssen doch wissen WANN!?, warf sie Klunis Vorgesetzten vor und versank in ihrer hoffnungslosen Leere.
    ?Frau Sch?fer, es tut mir wirklich sehr Leid, aber wir k?nnen ihn wirklich nicht mehr sagen, als dass Herr..?
    ?ACH, erz?hlen sie mir doch nichts! Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich ihnen abnehme, dass Semir Schuld daran ist, dass er nicht sprechen kann! Er WILL wieder sprechen, das weiss ich!? Verzweifelt hielt sch Andrea ihre Hand vor dem Mund.
    Sie versuchte zu verhindern, dass sie nochmals derartig ausbrach, aber sie hielt damit auch an ihrer letzten Hoffnung fest, die tief in ihr schlummerte und geweckt werden wollte.


    Ihre H?nde zitterten vor Hoffnungslosigkeit, begleitet von einer unbeschreiblichen Wut gegen die ganze Welt. Eine Wut gegen alle, die gerade nicht soviel durchstehen mussten wie Semir und gar nicht erst erahnen k?nnten, wie schlecht es ihm ging.
    ?Ich kann mir gut vorstellen, wie sie sich f?hlen, aber...?, versuchte der Arzt sie zu beruhigen, doch erneut griff Andrea in seine Worte ein.
    ?Nein, das k?nnen sie sich nicht!?, stelle sie klar und bemerkte jede einzelne Tr?ne, die ziellos an ihr herunterrann.
    Ein letztes mal holte der Arzt tief Luft und setzte zu einem neuen Erkl?rungsversuch an, Andrea die Lage so verst?ndlich wie m?glich zu erkl?ren, doch wie?
    Sie drehte ihm jedes Wort im Mund um!


    ***


    ?Willst du mich verarschen??, schrie der dunkelhaarige Mann entnervt seine h?bsche Partnerin an.
    ?Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich den Ring niemals irgendwo abgelegt habe!?
    ?Aber irgendwie muss er ja weggekommen sein. Der springt nicht so einfach von deinem Finger, Fried!?
    ?Tanja, ich bin ein Hangmen, ich bin DER Hangmen und ich lege meinen Ring niemals ab!?
    Die Stimme des Mannes wirkte von Sekunde zu Sekunde gequetschter. Er versuchte sich tunlichst zu beherrschen, verlor aber langsam die Kontrolle ?ber sich.
    Seit einer halben Stunde waren sie bereits wieder auf dem R?ckweg. Gerade eben noch hatte Lars sie noch zum Langsamfahren ermahnt und jetzt konnte er gar nicht schnell genug an sein Ziel ankommen- die Fabrik.
    Die einkehrende Stille erzwang eine Denkpause f?r beide Seiten.
    *Lars Fried, der Anf?hrer der Hangmen verliert seinen Ring. Na wie prickeln. Es wundert mich, dass er mir nicht das Genick bricht, um mich als Zeugin f?r seine Inkompetenz aus dem, Weg zu schaffen!*, spekulierte Tanja gedankenverloren. Es lief ihr eiskalt den R?cken runter, als sie daran dachte in Lebensgefahr zu schweben , denn mit einem Hangem war nicht zu spa?en und vor allem nicht mit dem Anf?hrer Lars Fried.
    *Wie konnte mir das nur passieren? Ich, der Anf?hrer von den Hangmen versto?e gegen das erste Gebot. Ich verliere das Wahrzeichen der Hangmen, den goldenen Rind mit der Gravur, die nun jeder lesen konnte. Jeder der den Ring findet, w?rde ab jetzt ein Feind der Hangmen sein und ich habe Schuld. Den Ring zu Verlieren war das schlimmste, was man als Hangmen- Mitglied tun konnte und gerade mir musste das passieren.....Nein, ich werde alles daf?r tun den Ring wieder in meinen Besitz zu bringen, und wenn ich daf?r ?ber Leichen gehen muss!*, nahm sich Fried vor und biss angespannt die Z?hne zusammen., w?hrend sich seine H?nde zu unbesiegbaren F?usten formten.
    Frieds Aufmerksamkeit explodierte, als der Audi endlich ?ber einer unscheinbaren engen Geheimgasse auf das Gel?nde der Fabrik auffuhr.
    *Ja! Jetzt werde ich den Ring zur?ckholen. Bal wird mein Sch?tzchen wieder an meinem Finger gl?nzen.*, freute er sich und inspizierte die Umgebung.
    Es traf ihn wie einen gekonnten Faustschlag ins Gesicht, als der Audi gerade um die Ecke biegen wollte. Tanja war ebenso ?berrascht und trat heftigst auf die Bremse.
    Mehrere Polizeiwagen und Zivilautos standen vor dem Fabrikgeb?ude und ?berall wimmelte es von uniformierte und nicht uniformierte Polizisten.
    Lars Frieds Augen weiteten sich ungl?ubig. Das konnte nur ein schlechter Witz sein! Wie schnell hatte man die Leiche von Minsker denn gefunden, dass jetzt schon so ein riesen Aufgebot herrschte?
    Seine ?berraschung und sein erschrockener Gesichtsausdruck blieben von Tanja nicht unbemerkt. Innerlich schimpfte sie ?ber das weitere Problem, dass sich ihnen jetzt bot.
    Lustlos atmete sie tief ein und fuhr den Audi mehrere Meter zur?ck, um dann unbeobachtet wenden zu k?nnen.
    ?Wo willst du hin??, ermahnte Fried sie aufgebracht und griff ihr ins Lenkrad, worauf sie den Wagen abrupt anhielt. ?Ja weg! Wohin sonst, oder willst du hier Wurzeln schlagen? Fried die haben den Ring schon l?ngst gefunden und auch wenn nicht, wirst du nicht an ihn rankommen. Da drinnen laufen mehr Bullen rum als irgendwo sonst. Ungesehen kommen wir da nicht rein!"
    ?Ja und? Soll das etwa heissen, ich soll den Ring aufgeben? Ich muss ihn zur?ckhaben, Tanja!!!?
    ?Ja, aber nicht jetzt. Lass uns abwarten?, schlug sie widerwillig vor, doch Fried riss nun entg?ltig der Geduldsfaden.
    ?Soll das ein Witz sein? Wei?t du was mir bl?ht, wenn ich ohne Ring bei den anderen auflaufe und....?
    Ein Hupen unterbrach seine aggressive Ausf?hrung der Tatsachen und erst jetzt realisierte Fried, dass er sich in voller Wut zu Tanja hin?bergeworfen hatte und dabei auf der Hupe gelandet sein musste, um sich abzust?tzen.
    Pl?tzlich vollkommen stumm blickten sich die beiden an und hofften l?cherlicherweise nicht geh?rt worden zu sein, doch vergebens.
    ?Hey!?, rief eine M?nnerstimme von weitem und zeigte auf sie.
    Fluchend trat Tanja aufs Gas und hielt genau auf den Polizisten drauf.
    ?Was machst du da? Bist du verr?ckt??, schrie Fried entsetzt. In diesem Moment war es viel wichtiger zu entkommen anstatt einen Bullen zu ?berfahren.
    ?Die haben uns doch so oder so bemerkt und ?ber die Gasse kommen wir hier jetzt nicht wieder raus. Bis ich den Wagen da durchgefahren habe sitzen die uns n?mlich schon auf?m Dach!?, erkl?rte sie und machte keine Anstalten abzudrehen.
    Erst jetzt wurde Fried klar, dass die Gasse mit einer Breite von gerade mal 2,10m nicht als eiliger Fluchtweg f?r ein 1,85m breites Auto dienen konnte. Nur im Schneckentempo konnte man die Gasse mit eingeklappten Spiegeln mit einem Auto passieren.
    Schneller zu fahren w?rde vor der n?chsten Mauer enden, da die Gasse alles andere als strikt geradeaus verlief.

  • Erneut eine kleine Charakter?berischt der neueren Charaktere f?r euch:



    J?rg Sch?sel (Zivilbeamter, der die Schuld Toms beweisen will (Doppelmord und Vergewaltigung an Matthias W?ndlich und Bettiine Metzinger))


    Matthias W?ndlich(Accent fahrer, der Semir auf dem Gewissen hat, aber eigentlich Tom ?berfahren wollte)


    Bettina Metzinger (Freundnin von Matthias W?ndlich)


    Dr. Kluni (Arzt, zu dem Tom und Elena auch eine pers?nlich gute Beziehung haben)


    Bernd Minsker (Vorgesetzter von Sch?sel)


    Mark Thies (Leitender Beamter der SoKo 14, die bereits Jahrelang gegen den Hangmen ermittelt)


    Lars Fried (Anf?hrer der Hangmen und wichtigste Charaktere der ganzen geschichte)


    Tanja Nording (Kollegin bzw Komplizin Frieds seit 5 Jahren)


    Bernd Hesse (Bezirksf?hrer des Hangmen in K?ln)

    4 Mal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • V?llig ?berrumpelt von dem pl?tzlichen Verhalten des Audifahrers stand der Polizist wie angewurzelt auf der Stelle und sah erschrocken mit an, wie das Auto auf ihn zuraste.
    Erst kurz bevor der Audi ankam, rettete er sich mit einem Hechtsprung das Leben.
    Sofort erweckte der Wagen das Interesse aller anwesenden Polizisten und in sekundenschnelle waren fast alle Polizeiwagen besetzt und verfolgten den fl?chtenden Audi A4.
    Alles w?re ganz anders gelaufen, h?tten Tanja und Fried gewusst, dass ihnen die Gr??e des Fabrikgel?ndes zum Verh?ngnis werden w?rde.
    Mit ratternden Reifen holperte der Audi mit Vollgas um die Ecke und ?bersteuerte unkontrolliert. Obwohl Tanja den Wagen sofort wieder eingefangen hatte, dauerte es einige Sekunden, bis der Wagen wieder mit Vollgas fuhr.
    ?Na los!?, spornte Fried sie an und trat gedanklich mit aufs Gas.
    Mit 180 rasten sie zwischen den Fabrikgeb?uden durch und Tanja ?bersteuerte den Wagen jetzt absichtlich und gekonnt, um ihn so flott wie m?glich um die Kurve zu bringen.
    Hinter ihnen landete ein Polizeiwagen ungewollt mitten durch ein Holztor in einer Halle und war somit als Verfolger ausgeschieden, doch die anderen 3 Wagen waren ihnen noch immer auf den Versen. Pl?tzlich raste ein weiterer Wagen von vorne heran und Tanja riss erschrocken das Lenkrad nach rechts, worauf der Wagen durch ein geschlossenes Tor rauschte, das beim Aufprall aus den Angeln gerissen wurde.
    Der Audi beschwerte sich dr?hnend, denn die Front war stark besch?digt worden und die Windschutzscheibe wurde nur noch durch die Splitterschutzfolie zusammengehalten.
    ?Schei?e! Mein Audi!!!?, fluchte Tanja un?berh?rbar und blickte in den R?ckspiegel.
    Die Polizeiwagen hatten die Einfahrt zwar verpasst, doch sie waren ihnen auch schon wieder auf den Versen. Der R?ckweg war ihnen somit abgeschnitten, denn der Weg in dem sie sich nun befanden war nicht breiter als 5m und konnte problemlos von den Verfolgern zugemacht werden.
    ?Nach rechts! Nach rechts!?, schrie Fried aufgeregt
    Tanja gehorchte und bog rechts in eine noch viel engere Gasse ab, die zwei riesige Geb?ude voneinander trennte.
    ?Na gro?artig! Was ist, wenn die uns hier jetzt entgegenkommen??, fragte Tanja aufgebracht, doch Fried ignorierte sie:
    ?Fahr! Ich weiss wie wir sie abh?ngen k?nnen. Darauf kommen die nie!?
    Mit H?chstgeschwindigkeit k?mpfte sich der Audi ?ber den haltlosen Sandboden.
    Tanjas Blick hastete zwischen Fahrtrichtung und R?ckspiegel hin und her. Ihre H?nde zitterten aufgeregt. Ihre Knie verloren an Kraft.
    Ihr Blick wurde unscharf und nichts vermochte deren Lage zu verbessern.
    Die Polizisten lie?en sich einfach nicht absch?tteln, auch wenn aus ehemaligen 4 Verfolgern pl?tzlich 2 wurden.
    ?Wo sind die hin??, fragte Tanja erschrocken. ?Die waren doch gerade noch da!?
    ?Ach, die haben ihren Wagen vor die Wand gesetzt, was sonst!?, beruhigte Fried sie und fluchte, dass sie und nicht er am Steuer sa?. Er h?tte sich mit dem Wagen schon l?ngst aus dem Staub gemacht, aber Tanja eierte noch immer ziellos auf dem Fabrikgel?nde umher.
    Als sich ihnen pl?tzlich ein anderer Wagen in den Weg stellte, war es bereits zu sp?t. Der Audi war zu schnell um noch rechtzeitig abzubremsen.
    Der Bremsweg reichte auf keinen Fall, sodass Tanja sich kurzerhand dazu entschloss mit dem Wagen nicht einfach so zusammenzuprallen.
    Schnell lenkte sie den Audi ganz nach rechts und striff bereits die Mauerwand. W?hrend sich ihr Seitenspiegel knatternd verabschiedete trat sie mit aller Kraft auf die Bremse, doch der Aufprall stahl beiden Insassen die Luft.
    Der Airbag knallte und schmerzte in den Ohren.
    Das Ger?usch von zerberstendem Metall umquoll die Umgebung und der Wagen stauchte sich bis ins Unermessliche auf.
    Nur noch die Sirenen der Polizeiwagen waren zu h?ren, bis auch sie verstummten und erneut ein unaufhaltsamer Ruck durch den Audi zuckte.
    Nochmals wurde Tanja im Sitz hin und her geworfen und ihr ganzer K?rper schmerzte.
    Die ohrenbet?ubende Ger?uschkulisse nahm Tanja die Orientierung, doch sie riss sofort wieder die Augen auf.
    Ungl?ubig sah sie nach vorn. Ihr Plan hatte wirklich funktioniert. Der Audi hatte freie Fahrt nach vorne, denn der gerade noch querstehende Polizeiwagen vor ihnen wurde beim Aufprall in Fahrtrichtung geschoben.
    Eilig versuchte Tanja den Motor neu zu starten, doch nichts r?hrte sich.
    Noch nicht einmal der Anlasser machte Anstalten sich zu bewegen und der Wagen blieb stur stehen.
    Die eingekehrte seltsame Stille wirkte be?ngstigend.
    Mit einem fl?chtigen Blick auf den Beifahrersitz bemerkte Tanja anschlie?end, dass Fried bereits dabei war sich aus dem Wrack zu befreien, doch er war blutverschmiert und bewegte sich nur unter Schmerzen.
    ?So schnell war eine Verfolgungsjagd bei mir noch nie beendet worden!?, fluchte er st?hnend und k?mpfte sich aus dem Fenster. Tanja tat es ihm gleich und stieg aus der Windschutzscheibe aus, doch noch bevor sie den sicheren Boden unter den F??en sp?rte, hallte eine w?tende aber unregelm??ig betonte Stimme durch die enge Gasse.
    ?Halt!!!?, schrie der Junge Polizist.
    Neben ihm r?hrten sich bereits seine Kollegen und Fried zog spontan seine Waffe.
    Der junge Polizist ?bersah den Griff nach der Waffe nicht und dr?ckte mit zugekniffenen Augen ab, doch Fried war schneller.
    Der Polizist war der erste der zu Boden sackte. Dennoch verfehlte dessen Kugel nicht ganz das Ziel, denn auch er war noch dazu gekommen abzudr?cken und Tanja sackte ebenfalls in sich zusammen und st?hnte laut auf.
    Mit einem verachtenden Blick ging Fried ein paar Schritte r?ckw?rts. ?Selbst Schuld!?, quittierte er Tanja ihre Lage und rannte humpelnd davon.
    Noch ein paar Sch?sse hallten, doch Fried lief unerm?dlich weiter.
    Verfehlt von jeder Kugel die den Lauf eines Polizisten verlassen hatte.
    Ungl?ubig presste Tanja die Augen zusammen. Die Kugel hatte sie an der Schulter getroffen, doch der Schmerz war unertr?glich. Ihr ganzer K?rper versagte ihr zu gehorchen.
    Mit aller Kraft versuchte sie sich aufzurichten, doch als der Lauf einer Waffe ihren Kopf ber?hrte stockte sie. ?Keine Bewegung!?, warnte sie ein Polizist atemlos und keuchte.

    Einmal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • ?Wir haben die Verfolgung aufgenommen, aber er ist uns entkommen..... Die Umgebung ist abgeriegelt, ja. Wir haben nur seine Komplizin und die wird gerade von einem RTW ins Krankenhaus gefahren.?, berichtete ein ?lterer Mann ?ber Telefon.
    ?Es geht ihr trotz der Schusswunde und dem Unfall ganz gut. Der Notarzt sagt, sie k?nnte heute sicherlich noch verh?rt werden... Ja....... nat?rlich, das werde ich veranlassen..... In Ordnung..... Nein, soweit sind wir noch nicht gekommen. Die Ergebnisse und der Bericht werden ihnen in zwei Stunden vorliegen.......in einer Stunde, ja nat?rlich.....auf wiedersehen.?
    Erleichtert legte der Kommissar auf. ?Na das lief ja noch ganz gut?, sagte er leise zu sich und machte sich an die Arbeit. Sein Blick inspizierte kritisierend das Durcheinander auf dem Fabrikgel?nde. Haufen voller Schrott stapelten sich auffordernd und mussten von der Feuerwehr abgetragen werden.
    Weiter entfernt waren noch immer mehrere Polizeiteams auf der Suche nach dem fl?chtenden Beifahrer, der aber irgendwie wie vom Boden verschluckt schien.
    ?Chef, ich weiss ja nicht, aber er scheint sich hier unglaublich gut auszukennen. Wir k?nnen so lange suchen wie wir wollen, aber egal ob er schon l?ngst weg ist oder ob er sich hier irgendwo verschanzt hat, wir werden ihn nicht finden.?, erkl?rte eine junge Stimme dem Kommissar, der sich daraufhin nachdenklich zu ihm drehte.
    ?Ich habe gerade mit der Dienststellenleiterin der Autobahnpolizei gesprochen und die klang alles andere als gl?cklich ?ber den Ausgang der Verfolgungsjagd. 11 Polizisten sind zu d?mlich um zwei Leute einzufangen. Das macht alles andere als einen guten Eindruck auf die da oben!!?
    Demonstrativ zeigte der Polizist in die Luft und schielte leicht verlegen in den Himmel.
    ?Wenn der Typ hier ist, dann finden wir ihn auch. Ich lass eine Hundestaffel kommen!
    Uns kann er vielleicht an der Nase herumf?hren, die Hunde aber nicht!?, entschied er sich siegessicher und ging.


    ?Eine Hundestaffel? Und das nach nur 2 Monaten im Dienst!? nuschelte der junge Polizist und lief auf die Unfallstelle zu, an der auch der zerschrotete Audi A4 stand, den sie verfolgt hatten.
    Vorne v?llig eingedr?ckt, weil der Wagen auf einen Polizeiwagen aufgefahren war und hinten v?llig zerst?rt, weil ein Polizeiwagen nicht mehr bremsen konnte.
    ?So ist also der Mini entstanden!?, witzelte er ungelegen, doch er fluchte bei jedem Schritt innerlich auf, denn auch er war nicht unverletzt aus dem Auto gekrochen.
    Mehrere Prellungen zierten seinen jungen durchtrainierten K?rper.
    Was ihm aber gerade jetzt am meisten belastete war nicht der physische, sondern der psychische Schmerz, der ihn in den Tiefen der Hilflosigkeit vergrub.
    Sein Freund, den er im IAF kennen gelernt hatte und hier mit ihm Polizist war, hatte gerade auf jemanden geschossen! Eine Tatsache, die ihm noch gar nicht so recht bewusst war.
    Erst vor zwei Monaten hatten die beiden zusammen die Ausbildung zum Polizisten abgeschlossen und bis vor zwei Monaten noch war der Umgang mit der Waffe blo? auf Papierfiguren er?bt worden.
    .......sie hatten das Schie?en auf l?cherliche Papiertafeln gelernt, auf denen der Umriss eines Menschen abgebildet war. Papiertafeln als Menschen... was f?r eine l?cherliche Vorstellung.
    Ob man auf eine Papiertafel oder einen Menschen schoss war ?berhaupt nicht vergleichbar.
    Vor allem war ihnen bis heute nie so richtig pr?sent, dass diese vermeintlichen Papiertafeln auch zur?ckschie?en k?nnen.
    Nat?rlich, sie wurden auf derartige Situationen hin ausgebildet, aber was hatte das ihnen jetzt eingebracht?
    Sein Freund lag im Krankenhaus und k?mpfte um sein Leben und dazu kam noch, dass er auf die Frau und nicht auf den Mann geschossen hatte, obwohl der Mann auf ihn zielte.
    Dass der Schuss die Frau getroffen hatte war der ungl?ckliche Umstand, dass sein Freund bereits getroffen worden war und das Ziel nicht mehr halten konnte, der Schuss sich aber trotzdem noch l?ste.
    Beruflich w?rde der Vorfall sicherlich keine schweren Folgen haben, aber wie w?rde sein Freund damit klarkommen?
    Eine Frage, die nur selten eine sch?ne Antwort parat hielt.
    Wie hatte sich sein Freund wohl gef?hlt, als er da stand und der Mann auf ihn schoss?
    Was hatte er gedacht, als auch er endlich abdr?ckte und damit die Einverst?ndnis gab einen Menschen schwer zu verletzen?
    Wie hatte er die Situation ?berhaupt erlebt?
    W?rde er jemals dar?ber hinwegkommen?
    Fragen ?ber Fragen....
    Erst im zweiten Einsatzmonat und schon eine derartig schlimme Situation, die er bew?ltigen musste. Eine Situation, in der ER eine Entscheidung treffen musste ohne zu wissen, ob es die richtige war!



    ****



    ?Andrea!?!?, rief Engelhardt gereizt durch ihr B?ro in der Hoffnung sie w?rde das h?ren und kurzerhand aus dem Krankenhaus vorbeikommen, um endlich wieder ihre Arbeit zu tun. Immer wieder, wenn Andrea nicht da war, fiel ihr auf wie abh?ngig sie von ihr war.
    Abh?ngig von ihrer Kompetenz und ihrem K?nnen alle Aufgaben bew?ltigen zu k?nnen.
    Abh?ngig davon immer eine beruhigende Stimme an ihrer Seite zu haben.
    Jemanden an seiner Seite zu haben, der nicht regelm??ig einen Dienstwagen zerschrottete, sondern ohne irgendwelche Opfer am Schreibtisch sitzt und das M?dchen f?r alles ist.
    ?Chefin, Andrea ist doch nicht.....?
    ?Ja ich weiss Hotte? ,unterbrach Engelhardt Herzberger, der gerade das B?ro betreten hatte.
    Ihr ruf war also laut genug gewesen um Hotte vom Schreibtisch Andrea?s aufzuscheuchen.
    Verdutzt blieb er stehen und betrachtete seine Chefin irritiert.
    ?Hotte. Ich habe gerade mit dem leitenden Beamten bei der Fabrik gesprochen. Anscheinend gab es da eine Verfolgungsjagd. Ein Audi A4 ist geflohen, als er auf dem Gel?nde direkt an der Halle entdeckt worden war und konnte nur mit gro?em Blechschaden gestoppt werden.
    Der Beifahrer ist aber entkommen und ich denke, dass das der Anf?hrer der Hangmen war, der nach dem Ring gesucht hat... k?nnten sie mir bitte alles ?ber Lars Fried besorgen??, fragte sie ihn nunmehr beruhigt.
    ?Wer? Wie kommen sie denn darauf? Vielleicht waren das ja blo? Jugendliche...?
    ?Hotte die Fahrerin war eine 36 j?hrige Frau! Sie wurde angeschossen und liegt im Krankenhaus. Genauso wie einer der Kollegen.
    Besorgen sie mir bitte alles ?ber Lars Fried, ja? Tun sie?s einfach!?
    ???h, ja .. ja nat?rlich Chefin.? Eilig spurtete er aus dem B?ro und setzte sich an Andreas Schreibtisch, was Engelhardt einen schweren Stich versetzte.
    Wann w?rde Andrea wiederkommen? Sicherlich erst wenn es Semir wieder besser geht, aber wann w?re das? Morgen? In einer Woche, in Monaten oder vielleicht erst in einem Jahr?


    Ersch?pft legte Engelhart den Kopf in die H?nde und st?tze sich auf den Schreibtisch auf.
    Das war heute alles irgendwie zuviel.
    Erst der Mordversuch auf Tom und Semir,
    dann Semirs schlechte Verfassung,
    Tom als Mordverd?chtiger,
    der Vorfall im Gef?ngnis,
    das Netz voller Intrigen,
    der Mord an Bernd Minsker,
    Sch?sels ungekl?rte Rolle in der ganzen Geschichte,
    die Geburt von Toms Tochter,
    die Finger die der Hangmen mit im Spiel hat,
    die Aktion mit der Geld?bergabe die Hotte und Bonrath in die F?nge von Schl?gern gerieten lie? und
    die Verfolgungsjagd auf dem Fabrikgel?nde.
    Erstaunt dar?ber, dass sie anscheinend wirklich alle wichtigen Ereignisse aufgereiht bekam, fing sie ein bedr?cktes L?cheln ein.
    Erst im letzten Moment hatten sie die Schl?gertruppe davon abhalten k?nnen Hotte und Bonrath ?den Ausgang zu zeigen? und noch immer hatte Engelhardt sich dabei unter Kontrolle gehabt. Sie war nicht ein einziges Mal seit dem Vorfall nach der Geld?bergabe ausgerastet und hatte Thies nicht in tausend Fetzen zerrissen.
    Ein Zeichen daf?r, dass sie heillos ?berfordert war und zu viele Ereignisse in ihrem Kopf herumschwirrten.
    Wahrscheinlich war es aber auch der Gedanke, dass Thies sein Versprechen gehalten hatte und alle Informationen, die er ?ber den Hangmen besa?, ausgeh?ndigt hatte.
    Nur aus diesem Grund konnte Engelhardt sich so langsam und sicher einen Reim auf das ganze machen. Nur durch die Informationen von Thies wusste sie, warum eine Audi auf dem Fabrikgel?nde gefl?chtet war, was der Ring genau bedeutete und wer der Fl?chtende war!
    Nur die Identit?t der festgenommenen Fahrerin war noch nicht schl?ssig.
    Sie war bereits des ?fteren mit Fried gesehen worden, aber welche Funktion sie genau hatte, war noch nicht raus. Das w?rde sie aber nun herausfinden k?nnen- bei der Vernehmung im Krankenhaus!



    ***


    EDIT: Erfolgte Editierung der Charakteren?bersicht und es folgt eine weitere!

    Einmal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • ***



    Angespannt konzentrierte sich ein junger Mann auf das Plastikmodell vor ihm und griff nach einem kleinen Glasfl?schchen. Nachdem er es aufgedreht hatte, kam ein kleiner Pinsel zum Vorschein. Mit gro?er Sorgfalt ?bertrug er den Kleber auf das Modell und strich mit dem Pinsel vorsichtig ?ber ausgew?hlte Stellen auf dem Modell.
    Seine Augen hielten das Modell im Mittelpunkt und lie?en sich durch nichts ablenken.
    Erst, als seine Hand ein millimetergro?es Plastikst?ck aufnahm, kontrollierte sein Blick kurz die Handbewegung und schon landete das Bauteil an seinem Platz.
    Im Cockpit einer Antonov AN-124.
    Sein Blick verriet aber mehr Unzufriedenheit als erwartet, sodass er noch lange die genaue Position verschob bis sich sein Blick endlich erhellte. Nach 5min war er mit der Position des kleinen Pilotensitzes zufrieden und wollte das Cockpit gerade ablegen, als jemand in sein Zimmer gest?rmt kam. Erschrocken und v?llig ?berrumpelt verlor er das Zentimeterlange Cockpit aus den Fingern und es st?rzte das letzte St?ck bis zur Tischfl?che hinab, wo es leise klirrend aufschlug. Ungl?ubig betrachtete der Mann den Sturz des Cockpits und als der gerade erst platzierte Pilotensitz wieder absprang, fingen seine Augen gef?hrlich viel Wut auf.
    Er holte tief Luft und drehte sich drohend langsam zum St?renfried um.
    Als er Fried erblickte verloren seine Augen nur wenig Feuer, denn seine Person entschuldigte trotzdem nicht das Auftreten und die verschenkte Arbeit der letzten Minuten.
    ?Fried!?, schrie er aufgebracht und w?re am liebsten auf ihn losgegangen, doch sein Respekt vor dem Anf?hrer des Hangmen hielt ihn zur?ck.
    ?Hesse ich brauche deine Hilfe!?, stie? Fried atemlos hervor und suchte am n?chstgelegenen Stuhl halt.
    Noch nie hatte Hesse ihn so kraftlos stehen gesehen. Fried war immer der harte, emotionslose Allesk?nner gewesen, der jedem das F?rchten lernte und den Hangmen vorbildlich anf?hrte, doch jetzt?
    Jetzt bekam er eine ganz andere Seite von Fried zu Gesicht. Nicht die starke, sondern ausnahmsweise auch ein kleine St?ck der schwachen Seite. Die Seite, die Fried stets verbarg und nie zeigte. Er unterdr?ckte sie jederzeit, was ihm bisher immer problemlos gelungen war, doch obwohl er es sicherlich mal wieder versuchte sich st?rker erscheinen zu lassen als er eigentlich war, durchschaute Hesse ihn.
    Langsam wich seiner Wut die Genugtuung, dass Fried ihn um Hilfe beten w?rde.
    Er sah nicht besonders gut aus und war v?llig durchn?sst und dreckig, als h?tte er gerade einen den pazifischen Ozean durchquert.
    Ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht, was er schnell wieder verscheuchte damit nicht auffiel, wie sehr er sich auf die kommende Frage freute.
    ?Gib mir deinen Autoschl?ssel!?, befahl Fried barsch und kniff schmerzvoll die Augen zusammen. Sein Keuchen war lauter als alles andere um ihn herum und sein blutverschmiertes Gesicht sprach abgesehen vom auff?lligen humpeln B?nde, doch er bettelte nicht direkt um Hilfe. Typisch f?r ihn und seinen wichtigsten Freund, den Stolz.
    ?Was ist passiert??, entgegnete Hesse ihm irritiert und begutachtete sein zerrissenes Outfit.
    ?Halt die Klappe und gib mir endlich die Schl?ssel!?
    ?Willst du mich verarschen? Du glaubst doch nicht wirklich, dass du noch fahren kannst!?
    Verdutzt blickte Fried Hesse an. Hatte er wirklich richtig geh?rt? Hatte Hesse sich soeben gegen ihn aufgelehnt? Das konnte nur ein schlechter Witz sein. Niemand hatte jemals gewagt sich gegen ihn zu erheben!
    ?Rede ja nie wieder so mit mir Hesse, sonst...?
    ?Sonst was? Willst du mich tothumpeln? ?, unterbrach Hesse ihn belustigt und verstie? somit gegen ein weiteres ungeschriebenes Gesetz gegen?ber dem Anf?hrer des Hangmen.
    ?Ich warne dich Hesse! Noch ein Wort und du bist ein toter Mann!!!?


    ***



    EDIT: weitere Editierung in der Charaklteren?bersicht ist erfolgt

    Einmal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • ?Die potentielle Kontaktperson von Fried ist vermutlich Bernd Hesse. Ein hohes Mitglied des Hangmen, der allerdings sehr aus dem typischen Hangmenprofil heraussticht.?, berichtete Thies und warf Engelhardt elegant eine d?nne Akte auf den Tisch.
    ?Warum sticht er heraus??, fragte Engelhardt nachdenklich und lie? ihren Blick an Hotte und Bonrath vorbei zu Thies gleiten. Ihr B?ro war gut gef?llt, denn Thies Informationen brachten die Ermittlungen stets weiter.
    ?Er ist nicht nur ein begeisterter, sondern auch ein begnadeter Modellbauer. Bald wird in Berlin Steglitz bei ?Spiele Max? ein Modell von ihm ausgestellt, was f?r seine Qualit?ten als Modellbauer spricht. Interessant ist, dass er pausenlos an seinen Modellen sitzt und keinen Job hat. Er wohnt in einer alten Zweizimmerwohnung direkt neben dem Fabrikgehl?nde und daher bin ich mir relativ sicher, dass Fried sich bei ihm verkrochen hat.
    Seine Wohnung finanziert er sich anscheinend ?ber den Hangmen.?
    Hotte folgte Thies Ausf?hrungen nur unkonzentriert. Es war bis jetzt bereits schon ein sehr langer und aufreibender Tag gewesen.
    ?Und wie kommt er dazu, dass ein Modell in BERLIN ausgestellt wird??, fragte er interesselos und eigentlich v?llig ?berfl?ssig.
    ?Er kommt aus Berlin- Tegel und hat hier und da noch einige Beziehungen zu dem H?ndler?, beantwortete Thies die Frage m?rrisch.
    ?Berlin- TEGEL??, hakte Hotte nach und grunzte lachend , ? Ich dachte so hei?t blo? der Flughafen da.!?
    Thies Augen weiteten sich genervt.
    ?Nein! Sie werden?s nicht glauben Herr Herzberger, aber so hei?t auch ein Stadtteil von Berlin!? Seine Stimmung sank fast bis in den Keller. Noch nie hatte er mit derartig desinteressierten M?nnern arbeiten m?ssen. Eine Zumutung f?r so engagierte SoKo Beamte wie er einer war.
    Zur eigenen Beruhigung blickte er Engelhardt an, um auf folgende PRODUKTIVE Fragen zu antworten, doch es kehrte kurzzeitig Stille ein, bis Engelhardt gr?belnd die Augenbrauen anzog.
    ?Sie sagen er ist ein Hangmen in einer guten Position??
    ?Ja. Er geh?rt zu den Bezirksf?hrern. Wie sie sicherlich wissen ist der Hangmen intern in Bezirke unterteilt.?, erkl?rte Thies im ?bertriebenen freundlichen Ton.
    ?Aber wie kann es sein, dass seine Akte dann so d?nn ist? Nicht wirklich typisch f?r ein Hangmen Mitglied!?
    Konzentriert setzte Thies einen Fu? vor den anderen und lief das B?ro langsam auf und ab.
    ?Ich habe bereits erw?hnt, Frau Engelhardt, dass Bernd Hesse nicht zu den typischen Hangmen geh?rt. Diesen R?ckschluss habe ich nicht nur wegen seiner Vorliebe f?r Modellbau, sondern auch wegen seiner R?tselhaftigkeit getroffen.
    Obwohl wir aus verl?sslichen Quellen wissen, dass er der Bezirksf?hrer ist, ist er offiziell weder vorbestraft noch hat er einen Strafzettel wegen Falschparkens!
    Die Bezirkf?hrer wechseln j?hrlich ihren Sitz und somit auch j?hrlich ihre Identit?t.
    Sein wirklicher Name ist zwar Bernd Hesse, aber in der Wohnung ist er unter Frank Gering gemeldet. Auf Frank Gering liegen mehrere Vorstrafen vor.... aber nichts gravierendes.
    Er h?lt sich in der ?ffentlichkeit sehr bedeckt und taucht immer wieder unter.?
    Der Ton, in dem Thies seine Ausf?hrungen zuende gef?hrt hatte, h?tte nicht verachtender sein k?nnen.
    Bonrath h?rte ihm zwar zu, wurde von Sekunde zu Sekunde aber w?tender und presste seine Lippen immer fester aufeinander, damit er ihm ja nicht ins Wort fiel und etwas sagen w?rde, was er sp?ter bereuen m?sste.
    So ein arroganter B?roheini trieb ihn stets in Unwohlsein und lie? in unruhig werden. Nein, mit so einen Chef w?rde er niemals klar kommen! Da war er froh, dass die Chefin so un?bertrefflich perfekt war. Eine Chefin, wie sie sich jeder w?nschte!
    Doch nicht nur er f?hlte sich so. Engelhardts Gesichtsausdruck zeugte zwar von Konzentration, doch ihr Blick inspizierte immer wieder ihren gegen?ber und sprach B?nde, was Bonrath ein L?cheln ins Gesicht zauberte.



    ?Also fasse ich jetzt noch mal zusammen.
    Fried, der Anf?hrer des gesamten Hangmen, ist aus irgendeinem Grund hier in der Stadt und spielt eine bislang ungekl?rte Rolle im Fall von Toms Verd?chtigung......?, begann Engelhardt die un?bersichtliche Angelegenheit zusammenzufassen, doch Thies unterbrach sie
    ?Nicht jeder Fall ist immer so klar und einspurig wie sie denken.
    Das ist hier h?chstkompliziert und vernetzt, Frau Engelhardt. Fried ist nicht aus irgendeinen Grund hier. So wie Bernd Hesse ein Fabel f?r den Modellbau hat, ist Fried ein Fanatiker, wenn es um illegale Stra?enrennen geht.
    Diesen Monat fand hier ein gro?es inoffizielles und illegales Rennen durch K?ln statt und da musste er nat?rlich dabei sein. Das ist der Grund f?r seine Anwesenheit, aber welchen Zusammenhang es zwischen ihn, den get?teten Oberkommissar Bernd Minsker und dessen Mann J?rg Sch?sel gibt, kann ich ihnen noch nicht sagen. Das ist aber auch ihre Aufgabe und nicht meine, das herauszufinden.?
    Schon wieder stach der arrogante Tonfall Thies wie ein Messer auf Bonraths Gedanken ein. ?Eine gr?ssliche und unausstehliche Person, dieser Thies? dachte er mit zusammengekniffenen Augen.
    Engelhardt blickte aber eher irritiert und schien v?llig den ?berblick verloren zu haben.
    ?Moment. Also wir wissen, dass der Ring, den wir gefunden haben dem Anf?hrer Fried geh?rt, weil er eine ganz besondere Kerbe hat, wie sie uns erz?hlt hatten, Herr Thies.?
    Nach dessen Nicken f?hrte sie ihren Gedankengang fort.
    ?Das heisst also, dass Fried anscheinend der M?rder von Bernd Minsker ist, der wiederrum Martin Peltes, den H?ftling in Toms Zelle, dazu angestiftet hat Tom zu t?ten.
    Nachdem Peltes Tom aber nicht umgebracht hat, erfuhren wir, dass Bernd Minsker tot aufgefunden wurde, und zwar nur Stunden sp?ter. Es liegt also nahe, dass Fried (den) Minsker vielleicht beauftragt hat, Tom umzubringen und nachdem er diese Aufgabe nicht erf?llt hat, hat er kurzen Prozess gemacht, wof?r er ja bekannt ist.?
    Hotte und Bonrath staunten ungl?ubig vor sich hin. Nach dem Fakt, dass Bernd Minsker tot aufgefunden wurde, hatten beide hilflos abgeschaltet. Nicht ein Wort hatten sie mehr in Zusammenhang bringen k?nnen, so un?bersichtlich gestaltete sich die ganze Sache.
    ?Jetzt stellt sich als n?chstes die Frage, warum Fried Tom umbringen lassen wollte und ob es einen Grund daf?r gibt, das Kommissar Sch?sel so ehrgeizig erzwungen hat, dass Tom aufgrund gef?lschter Beweise in U-Haft geriet!?, schlussfolgerte Engelhardt und atmete nachdenklich ein und wieder aus.

  • ?F?hrst du ein Altenheim spazieren, oder was??
    Ver?rgert warf Fried Hesse einen warnenden Blick zu, worauf Hesse seinen gem?chlichen Fahrstil aber nicht ?nderte.
    Schon wieder musste sich Fried als Beifahrer rumkutschieren lassen, als wenn er aus der heutigen Verfolgungsjagd nichts gelernt h?tte. Es war allein Tanjas Schuld, dass sie geschnappt wurde und sie w?rde er auch daf?r verantwortlich machen, dass er durch den Unfall so zugerichtet worden war und Hesse die Gefahr die von ihm ausging untersch?tzte.
    W?re Fried in einem besseren k?rperlichen Zustand bei Hesse eingetroffen, h?tte Hesse sich niemals erlaubt so mit ihm umzuspringen, doch nun f?hlte er sich zu sicher und dachte wohl einen Vorteil aus der Situation Frieds scheffeln zu k?nnen.
    ?Wo fahren wir eigentlich hin??, fragte Hesse nachdenklich und runzelte die Stirn.
    ?Dahin, wo ich meinen Ring finden kann.?
    Erschrocken weiteten sich Hesses Augen. Hatte er gerade richtig geh?rt? Fried hatte seinen Ring verloren? ER als Vorbild aller Hangmen verst??t gegen das wichtigste Gesetz des Hangmen? Mit offenem Mund drehte er seinen Kopf zu Fried und starrte ihn an.
    ?Was??, fragte er ungl?ubig und fokussierte seinen Anf?hrer.
    Fried st?hnte genervt. *Jetzt f?ngt das schon wieder an!*
    ? Keine Sorge. Ich bekomm den Ring schon wieder und KEINER wird von dem Malheur erfahren!!?, beendete Fried das ansetzende Gespr?ch, doch Hesse musterte ihn dennoch eindringlich, bis er endlich wieder auf die Strasse blickte.
    ?Der Anf?hrer des Hangmen hat seinen Ring verloren? Na wenn sich das rumspricht bist du um ein Leben ?rmer?, spottete Hesse und konnte seine Schadenfreude nicht verbergen.
    ?Hast du nicht geh?rt was ich gesagt habe? KEINER wird etwas davon wissen. KEINER und wenn ich herausfinde, dass du das auch nur einer Menschenseele erz?hlt hast, hast du das Tageslicht das letzte Mal gesehen!?
    Fried drohender Ton wirkte be?ngstigend und erst jetzt kam Hesse der Gedanke, dass Fried wahrscheinlich so oder so versuchen wird ihn zu t?ten, um ihm somit f?r immer den Mund zu verschlie?en.... aber er w?rde darauf vorbereitet sein, denn das f?r ihn gef?hrliche Wissen war gleichzeitig sein Ass im ?rmel!
    Fried vermochte Hesses Gedanken nicht zu lesen, doch er wusste, dass er nicht so ernst genommen wurde, wie es eigentlich der Fall sein sollte.
    Es hing ihm zum Hals raus als Anf?hrer das Vorbild aller sein zu m?ssen und ihm stets gezwungenerma?en besondere Verachtung entgegengebracht wurde , wenn er einen Fehler beging wie das Verlieren des Ringes.
    Nat?rlich. Eigentlich war es ja nur ein Ring, doch gleichzeitig war dieser Ring ein Mitgliedsausweis des Hangmen und niemand durfte seine Mitgliedschaft verleugnen, weshalb Fried selbst das Gesetz erlassen hatte, dass jeder eine Strafe zu erwarten hatte, der seinen Ring nicht trug..... SO WIE ER!!
    Es kehrte ein betretenes Schweigen ein und Hesse hing seinen Gedanken nach.
    ?Ich wollte mein Cockpit eigentlich heute fertig machen!?, informierte er ihn f?rmlich, aber dennoch vorwurfsvoll, was leicht kindlich klang.
    Fried verdrehte die Augen. ?Ach, mit den Dingern verdienst du so oder so kein Geld. Schmei? deine Zeit nicht aus dem Fenster, sondern nutze sie wie jetzt f?r bessere Dinge.?
    ?Ach, es ist also besser dir aus dem Schlamassel zu helfen als an meinen Modellen zu bauen??
    Fried grinste ver?chtlich ?Du hilfst mir nicht aus dem Schlamassel, Hesse. Du rettest dir dein Leben. Bei deinem Verhalten heute h?tte ich dich n?mlich schon l?ngst kalt gemacht, w?rde ich dich nicht so dringend brauchen. Wenn du gehen willst..... kein Problem, aber wundere dich dann nicht ?ber die Kugel in deinem R?cken, die dir das R?ckenmark zerfetzt und dich zu Boden zwingt. Das ist kein sch?nes Gef?hl, glaub mir!?
    Frieds Stimme klang gef?hrlich durchgeknallt und besessen. Ein wahrer Gegner!
    Gelangweilt zog Fried ein Handy aus dem offenen Handschuhfach und w?hlte eine Nummer.
    ?Julius? Ich bin?s Fried. K?nntest du mir bitte mal einen Gefallen tun?..... Du, Hesse macht sich sorgen um seine Modelle. K?nntest du in seiner Wohnung mal nach dem rechten schauen?......Ja, bitte gleich... ok Danke. Bis dann!? Zufrieden blickte Fried Hesse direkt ins Gesicht und genoss die Wut, die in Hesse ausbrach. Seine Augen zeugten davon, dass sein inneres ausser Kontrolle geraten war. Seine H?nde umschlossen das Lenkrad immer fester und der Wagen beschleunigte.
    Hesse war sofort klar geworden, was das Telefonat zu bedeuten hatte. Julius w?rde seine Modelle zertr?mmern. Die, die er mit soviel Liebe zusammengebaut hatte, die seinen Lebensinhalt darstellten und woran sein Herz hing.
    Die Modelle, denen er soviel zeit gewidmet hatte und ihm jedes Mal ein gl?ckliches L?cheln ins Gesicht zauberten, wenn er an ihnen vorbei ging.
    ?Siehst du Hesse. Du kannst mit mir nicht umspringen wie du willst und wenn du jetzt umdrehst ist es auch zu sp?t f?r deine Kleine.?
    Was war in ihm gefahren? Von welchen Gedanken wurde er verfolgt, dass er Hesse jetzt so pl?tzlich in derartigen Ausma?en unter Druck setzte? Von jetzt auf gleich erzwang er Loyalit?t, doch die kann man nicht kaufen. Vorgegaukelte, ja, aber keine ehrliche.
    ?Wenn du sie auch nur anr?hrst, bring ich dich um!?, warnte Hesse ihn und spannte charakteristisch den Kiefer an, sodass seine Muskeln hervortraten und seine Nervosit?t widerspiegelten.
    ?Na da sind wir ja schon zu zweit!?
    Warum musste er heute unbedingt aufstehen? W?re er doch einfach im Bett geblieben, das h?tte ihm viele Probleme erspart. Das h?tte ihm Fried erspart und seine wundervollen Skala- Modelle und viel wichtiger seine Freundin verschont, die vielleicht durch Fried in Gefahr war.
    Ungl?ubig bemerkte Hesse, dass ihn die Vorstellung, wie Julius in seiner Wohnung w?tete Traurigkeit ausl?ste. So viele Erinnerungen hingen an seinen Modellen und die w?rden alle zerst?rt werden.
    Vor allem die Blackhawk bedeutete ihm viel. Das Modell, an dem er baute, als er seine heutige Freundin kennen lernte, bei dem sie geholfen hatte und bei dem sie ihre unentdeckte Liebe f?r Modelle und f?r ihn fand.
    ?Fahr hier jetzt rechts!?, deutete Fried an und der Wagen bog wie gefordert rechts auf eine stark befahrene Strasse ab.
    ?Wo fahren wir denn hin??, fragte Hesse nun bereits zum Zweiten Mal.
    ?Halt den Mund und fahr!..........hier jetzt noch mal rechts!?
    Hesse gehorchte und bog erneut rechts ab. Seine Augen bemerkten das Hinweisschild, dass auf das Krankenhaus aufmerksam machte, auf das sie nun zufuhren.
    ?Du willst zum Krankenhaus??
    ?Nat?rlich. Tanja ist da und ich muss sehen was mit ihr ist.?
    ?Du willst sie umbringen, hab ich recht??
    ?Wie kommst du denn darauf??, fragte Fried ohne wirklich eine Frage gestellt zu habe, doch Hesse antwortete.
    ?Na das ist typisch Verbrecher. Einer wird geschnappt und k?nnte verh?rt werden und darum wird er vom ehemaligen Mitt?ter eliminiert, damit er ja nichts sagt. Immer die gleich Leier!?
    Fried lachte. ?Nein.. umbringen w?re zu leicht. Ich hole sie nur da raus?
    Wenige Minuten sp?ter fuhr der silberne Mustang auf den Krankenhausparkplatz auf und parkte in einer freien Parkl?cke.
    ?Ok, Hesse. Du machst Tanja ausfindig und ich k?mmere mich um was anderes?
    ?Um was??
    ?Tu einfach was ich dir sage!?
    Mit einem ernsten Blick stieg Hesse aus und verschwand in der Eingangst?r des Krankenhauses. Fried blieb noch kurz sitzen, machte sich dann aber auch unterwegs und betrat das Krankenhaus.
    Die Frau an der Information blickte ihn zweifelnd an. Fried sah sicherlich nicht wie ein ?blicher Besucher aus. Er hatte sich bei Hesse zwar gewaschen und verarztet, doch seinen zerrissenen Anzug hatte er nach wie vor an. Etwas, wovon er sich nicht trennen wollte.
    Mit gehobenem Kopf ignorierte er die Unfreundlichkeit der Dame und fragte sie nach einem Patienten, worauf sie ihm gestikulierend den Weg zum Zimmer erkl?rte.
    *Wie praktisch* dachte Fried *Tanja und er liegen wirklich im selben Krankenhaus*
    Auf dem Weg zum Zimmer lie? er einen Blumenstrauss mitgehen, der auf einem Servierwagen stand, und hielt Ausschau nach der Zimmernummer.
    Als er endlich vor der richtigen T?r stand, klopfte er h?flich an und trat ein.

  • Leise betrat er das Krankenzimmer.
    Sein Herz klopfte vor Aufregung, doch zum Gl?ck war kein weiterer Besucher zu sehen.
    Schritt f?r Schritt n?herte er sich dem einzig belegten Bett im Raum und legte den h?sslichen Blumenstrauss nebenbei auf den Tisch ab.
    Der Patient schien zu schlafen, denn die Decke hob und senkte sich in einem ruhigen Rhythmus. Drau?en schien wieder die Sonne freundlich ins Zimmer hinein und der Wind wehte verspielt um die B?ume.
    Als Fried einen Blick nach drau?en warf erblickte er hier und da andere Patienten die unter Begleitung durch den Park spazierten, um frische Luft zu schnappen. Sie legten ihren Kopf in den Nacken und atmeten tief die wohltuende Luft in ihre Lungen ein, bis sie wieder entspannt ausatmeten und die Natur genossen.
    Als er aber ein Rascheln vernahm, warf er den Kopf hastig zur Seite und fokussierte den Mann, der im Bett lag , doch er schien sich nur leicht im Bett gedreht zu haben. Seine Augen blieben geschlossen, er schmatzte kurz und dr?ckte das Gesicht wieder ins Kissen.
    Er schien Fried also weder geh?rt noch anders bemerkt zu haben.
    Frieds Augen gleiteten vom Infusionsst?nder am Schlauch entlang bis zur Einstichstelle auf dem Handr?cken. Die Nadel sa? nur knapp unter der Haut und zeichnete sich l?nglich ab.
    Der Gedanke an die Nadel durchfuhr ihn wie eine eisige Winterk?lte- er hasste Spritzen.
    Konzentriert schlich er sich nun n?her ans Bett heran, seinen Blick nicht vom Mann abwendend.
    W?rde er nur so ruhig wie m?glich bleiben und ihn nicht aufwecken, k?nnte er den Moment genie?en, der darauf Folgen w?rde, doch pl?tzlich schreckte ihn ein lautes Poltern auf und er verlor das Gleichgewicht.
    Ein Schmerz durchzog sein Knie, als er ungekonnt auf dem Boden landete und sich sein Blick gen Decke richtete.
    Dann war wieder Stille. Nichts passierte und Fried verharrte mucksm?uschenstill in seiner unbequemen Position. Er war ?ber den Rollstuhl gefallen, der vor dem Bett stand, da er ihn ?bersehen hatte. Obwohl er nur so langsam einen Fu? vor dem anderen gesetzt hatte, schlug er so ung?nstig mit dem Schienbein vor die Fu?st?tze, dass er seinen Schwung zwar abfangen aber sich nicht auf dem Bett abst?tzen wollte und darum das Gleichgewicht verloren hatte.
    Der Rollstuhl war umgekippt und lag nun auf seinem Bein, doch er traute sich nicht ihn aufzurichten. Vielleicht w?rde er den Mann doch noch wecken und dann w?re alles umsonst. Sein Vorhaben w?re gescheitert.
    Nichtsdestotrotz schl?pfte er leise unter dem Rollstuhl hervor, als er sich recht sicher war, dass er ihn bis jetzt noch nicht aufgeweckt hatte.
    Als er stand strich er sich leise seinen Anzug glatt, lie? den Rollstuhl aber liegen. Seine Hand glitt tr?stend zu seinem Knie hinab, doch als er von seinem Knie aufblickte sah er genau das, was er unbedingt verhindern wollte.
    Der Mann lag mit offenen Augen im Bett und be?ugte den unerwarteten Besucher. Er sagte nichts, sondern blickte ihn nur stumm an. Lange tauschten sie Blicke aus und beide schienen zu wissen, was gerade im anderen vorging.

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