Auge um Auge [Fortsetzung von "Abschied"]

  • Anfangs ratlos, dann verstehend gaben Klunis Gesichtsmuskeln eine entschuldigende und mitfühlende Mimik frei.
    Er kann nicht sprechen!, eröffnete Andrea dem Arzt und unterstrich damit Klunis vage Vermutungen.
    Schwer ausatmend senkte Kluni kurz den Blick, nahm dann aber wieder Augenkontakt mit Andrea auf.
    "Ja, sowas haben wir erwartet.
    Dass kann eine der angesprochenen Nachwirkungen sein.
    "Wir werden eine Computertomographie machen müssen."


    Als erneut kurz Stille einkehrt, startete Semir einen neuen Versuch und tickte Andrea an.
    Fast in Zeitlupe formten sich seine Lippen zu einem T, einem O und einem M.
    Eindringlich blickend beendete er seine stumme Frage und wartete auf eine Antwort.

  • "Später!"; nuschelte sie ihm entgegen und gab ihm dennoch einen trästenden Kuss.
    Obwohl er den Kuss genoss, fingen seine Augen immer mehr Wut auf, die er Andrea fälschlicherweise entgegenwarf.


    Zurückziehend ging Kluni rückwärts, kündigte sein baldiges Wiederkommen an und verschwand hinter der Tür.
    Erst jetzt fiel Jenny auf, dass Elena verschwunden war. Die ganze Zeit hatte sie das Geschehen passiv beobachtet. Dass Elena währenddessen gegangen war hatte weder sie, noch Andrea, Semir oder Kluni mitbekommen.....

  • 2 Stunden später?..


    Konzentriert lauschte Tom, wie die immer schwerer werdenden Regentropfen auffordernd gegen sein
    vergittertes Fenster klopfen.
    Von Minute zu Minute wurden es mehr und mehr, bis aus den einzelnen Regentropfen ein fließender Schleier wurde,
    der Tom von der Außabzuschneiden schien.
    Seine leeren Blicke verloren sich Phantasien, formten Bilder, Wünsche, Hoffnungen.
    Sein Körper hatte sich erst gerade wieder beruhigt, nur sein angebrochenes Bein machte sich ab und zu bemerkbar,
    wenn er seine Sitzposition änderte.
    Er lehnte sich gegen die kahle und eiskalte Betonwand der winzigen Zelle und spürte den harten Boden unter sich bereits nicht mehr.
    Das Taubheitsgefüin all seinen Gliedern breitete sich unheimlich langsam über seinen ganzen Körper aus,
    was wahrscheinlich auch der Grund dafü war, dass sich sein Körper entspannte.

  • Um wieder Kraft zu schöpfen und nicht einzuschlafen stand er gequält auf und beschimpfte die steinharten Betonwände
    der Zelle allein mit Blicken, die seine Verzweiflung überspielten.
    Mit gehobenem Kopf ging er zum Fenster und betrachtete erneut die Regentropfen, die die dreckige Scheibe wuschen,
    indem sie sie hinabrollten und all den Dreck mit sich in die Tiefe rissen.
    Nachdenklich blickte er in die verregnete Ferne und sah nichts außer dicke Nebelschwaden. Noch vor eineinhalb Stunden schenkte
    ihm wenigstens die Sonne etwas Trost, indem sie ihn verführerisch durch die Gitter anlächelte, doch dann war sie pötzlich verschwunden-? verjagt von dunklen
    Gewitterwolken, so wie sein Leben mit einem Schlag düster wurde.
    Im ersten Augenblick lebt man noch das perfekte Familienleben- hat einen Beruf, der einen Spaß macht, Freunde und eine wundervolle Frau,
    die SEIN Kind in sich trägt und plö?tzlich ist alles vorbei- das Leben zerstört- vernichtet- von Kratern übersehen und ausweglos unglücklich.

  • Was bringt einem da noch die Hoffnung? Macht sie nicht alles noch viel schlimmer, weil man sich was vormacht?
    Unmerklich driften Toms Gedanken ab und werfen Fragen auf.
    Wurde er wirklich dabei beobachtet, wie er in die Wohnung von Matthias Wündlich gegangen war?
    Er hatte doch genau darauf geachtet, ob jemand in der Umgebung zu sehen war, aber konnte niemanden ausmachen.
    Wie konnte es dann sein, dass Schüsel Zeugen hatte?
    Angespannt fährt er sich die Bilder vor Augen, wie er die Treppe
    zur Wohnung hinaufging- sein Blick stets in alle Richtungen rasend.
    Die Wut die er empfand begann schon zu diesem Zeitpunkt unkontrollierbar zu werden und lenkte ihn wie
    eine Fernsteuerung die Treppe hinauf.
    Es war irgendwie gespenstisch gewesen.

  • Die Wohnungstür lud alle Besucher herzlichst ein, da eine Ente ein ?Hereinspaziert? Schildchen in der Hand hielt und
    auf Augenhöhe an der Tür befestigt war.
    "Was für eine Fassade", hatte er da gedacht und Semir vor sich gesehen.
    Von seiner Wut überrumpelt klingelte er Sturm, bis ein junges Mädchen genervt die Tür geöffnet hatte- Matthias? Freundin Bettina,
    wie sich später herausgestellt hatte.
    Ohne auch nur irgendetwas zu sagen war er mit vorgehaltenem Ausweis in die Wohnung gestürmt, bis??.


    Ein klicken riss Tom aus seinen Erinnerungen.
    Fluchtartig drehte er sich zur Zellentür um und nahm eine dunkle Gestalt im
    Türrahmen wahr. Erst als die Gestalt plötzlich auf ihn zukam erkannte Tom Elena,
    gefolgt von Engelhardt, was aber nebensächlich war.
    Stürmisch fielen sie sich in die Arme.

  • Elenas Schluchzen war unüberhörbar und schnitt wie eine scharfe Klinge in sein Herz.
    Was hatte er ihr nur angetan- ihr und dem ungeborenen Kind?
    Voller Sehnsucht küsste er sie und wollte sie nie wieder loslassen.
    Minutenlang- nein Stundenlang standen sie da und beachteten weder Anna noch den Werther des Gefängnisses,
    der missmutig neben ihr stand.
    Dass er Elenas Besuch nicht zustimmte war unübersehbar, doch Annas Schmunzeln reichte locker für Zwei!
    Nur durch ihren Einsatz war es möglich gewesen, dass Elena Tom in seiner Zelle besuchen durfte.
    Im Besucheraum, (heisst der so?) in dem die Besucher normalerweise die Gefangenen sehen, hätte sie eine hässliche Scheibe getrennt-
    hier waren sie es nicht und sogar FAST unter sich, wofür Anna tapfer gekämpft hatte.

  • "Es tut mir Leid, Schatz", flüsterte Tom nach einiger Zeit und sah ihr tief in die Augen.
    Wortlos blickte Elena ihn mahnend an und drückte ihm noch mehrere Küsse auf den Mund.
    Toms Hände fanden währenddessen die ersten ruckartigen Unebenheiten auf Elenas Babybauch,
    die ihm ein glückliches Grinsen in sein schwermütiges Gesicht zauberten.
    Das ist aber ein kräftiges Kerlchen?, kommentierte er lächelnd und ergänzte sich schnell
    .. oder ein kräftiges Mädchen?. dann schick ich sie zum Kickboxen in den Ring.
    Endlich- er hatte es geschafft- Elena lachte!



    Die nächsten paar Tage (hoffentlich nicht sogar Wochen) ist der PC zum Onkel Doktor-
    ich werde in der Zeit also nichts schreiben können, sofern ich nicht bei Freunden an den PC gehe- mal gucken

  • Es herrschte eine seltene Ruhe in der PAST. Anstatt reges arbeiten saßen viele Bemate nur auf ihren Stühlen oder auf einer Tischkante und grübelten vor sich hin.
    Niemand hatte den Drang jetzt groß zu arbeiten- nur Bonrath stand an Andreas leerem Schreibtisch und blätterte im Stehen durch eine Akte.


    "Ich suche einen gewissen Herrn Kranich!", schoss ein Mann mittleren Alters aufgebracht hervor, nachdem er polternd in die PAST gestürmt war.
    Erschrocken blickte Bonrath von seiner AKte auf und musterte den Mann scharf, ohne aber drohend zu wirken.
    "Bitte?"
    "Herr Tom Kranich... wo ist er?", wiederholte der Mann, w?hrend er auf eine Visitenkarte blickte.
    "Darf ich fragen wer sie sind?"
    Unsicher versuchte sich Bonrath ein Bild von der Lage zu machen und die Situation abzuwägen.
    "Manfred Metzinger- ich bin der Vater von Bettina"
    Blitzartig gefror Bonrath das Blut in den Adern >Der Vater von Bettina Metzinger? Von der Bettina, die Tom vergewaltigt haben soll? Ach du scheiße<
    Die überraschung und der Schock waren ihm ohnehin anzusehen, weshalb er noch nicht einmal mehr versuchte seine Unsicherheit zu ?berspielen.
    "Herr.... Metzinger...... Es tut mir Leid, aber ich darf Ihnen keine Auskünfte ?ber Herrn Kranich geben und ich hab' auch ziemlich viel zu tun.", redete Bonrath sich stotternd aus der Angelegenheit und sah flehend zu seinen Kollegen hinüber,die ganz plötzlich Alle was zu tun hatten.
    "Erzählen sie mir nicht so einen Mist. Wissen sie überhaupt, was er getan hat? Er hat meine Tochter vergewaltigt und sie....."
    "Herr Metzinger.. ich weiß, was Ihnen Kommissar Schüsel erzählt hat, aber...."
    "Jetzt kommen sie mir nicht so! Wo ist der Mistkerl? Ich schwöre ihnen, wenn ich den in die Finger kriege..."
    "Herr Metzinger, jetzt beruhigen sie sich doch!"
    Hilflos betrachtete Bonrath den zerzaust wirkenden Mann, der kurz vor dem Zusammenbruch zu sein schien. Er zitterte am ganzen Körper und ließ plötzlich auch seinen Tränen freien Lauf.
    Sie waren nicht mehr zurückzuhalten. Aus Wut und Aggressionen wurde tiefe Trauer und Hilflosigkeit, die sicherlich mehr auf die Seele drückte als Die Bonraths.
    V?llig fertig sackte er in sich zusammen und wurde von Bonrath noch im letzten Moment auf einen Stuhl geschoben.

    Einmal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • "Warum? Warum hat er das meiner Kleinenangetan? Sie hat doch nichts verbrochen.. warum?"
    Eine Hitzewelle fuhr durch Bonraths K?rper- das war genau eine dieser Situationen, die er hasste- weinende Menschen tr?sten ohne wie ein Elefant unbeholfen auf deren Gefühle herumzutrampeln.
    <Einmal tieg luft holen und dann machst du das schon>, sagte er sich beruhigend und zog sich zögernd einen Stuhl vom anderen Schreibstisch heran.
    "Herr Metzinger. Ganz egal was Ihnen Herr Schüsel erzählt hat- mein Kollege hat ihre Tochter nicht verge......also... er hat ihre Tochter nicht... nicht.... Ach Herr Schüsel, glauben sie nichts, was nicht bewiesen ist!", versuchte er das Bündel auf dem Stuhl zu trösten.
    "Erzählen sie mir doch nicht sowas!"
    Wütend sprang Metzinger auf und fegte energisch Bonraths Hand von seiner Schulter, die ihn eigentlich beruhigen sollte, was Bonrath mit einem erschrockenen Blick beantwortete
    "Herr....."
    "Es ist doch bewiesen.. schon längst! Dieser Herr Schüsel hat mit gesagt, dass bei meiner Tochter Spuren gefunden wurden!
    Sperma Spuren, die von IHREM Kollegen stammen- das ist im Labor untersucht worden und SICHER!!!
    Ich hätte niemals gedacht, dass ein Polizist so etwas tun würde!!!
    Ich schwöre Ihnen, wenn ich den finde quäle ich ihn so lange, bis er um gnade winselt und versetze ihm dann MIT EINEM LäCHELN den Todesstoß!"
    Wutentbrannt hetzte Metzinger aus der PAST und knallte die Tür laut hinter sich zu, sodass gleich zwei Wandbilder klirrenden vom Haken stürzten.
    In der PAST selbst herrschte mucksmäuschenstille. Niemand wagte auch nur einen Pieps von sich zu geben.
    Ob beim Durchblättern einer Akte, beim Telefonieren oder beim Durchsprinten der PAST- jeder war soeben vom einem auf den anderen Moment in seiner Position verharrt- ungläubig, was man soeben gehört hatte.
    Bonrath stockte der Atem <Was hatte er gerade gesagt? Das was? Das man Spermaspuren von TOM bei der Leiche gefunden hatte? Das war doch ein Witz- das konnte nicht wahr sein! Die Todesdrohung war sicherlich auch nur so dahergesagt- bestimmt!.....oder?>


    So Leute- sry,wenn noch Fehler in dem Stü?ck sind- sagt es mir dann aber bitte-
    ich muss jetzt zur Literaturprobe- IN DIESER BR?TENDEN HITZE!!!!!!!!!!

  • "Was?", rief Emgelhardt und flüsterte zugleich, um Semir die Ruhe zu gönnen, die er brauchte um schnell zu genesen, denn sie stand rechts neben seinem
    Krankenhausbett und betrachtete den großgewachsenen Mann neben ihr wehmütig.
    Bonrath war soeben eingetreten und hatte ihr die erschreckende Nachricht von den neuen Beweisen Schüsels überbracht.
    Sie war erst seit knapp zehn Minuten hier. Nachdem sie Elena den Besuch bei Tom ermöglicht hatte, war sie anschließend nur kurz bei Ihnen geblieben und dann zum Krankenhaus gefahren.
    Ihr Blick flog hilflos durch das Zimmer und suchte irgendetwas um sich abzulenken, sodass er ungewollt am Kreuz an der Wand gegenüber vom Bett haften blieb.
    Sie betrachtete das Kreuz sehr intensiv- warum, wusste sie nicht, denn es war nicht mehr nur zur Ablenkung- nein...... es war ein versteckter Hilferuf.
    <Warum mussten immer derartige Dinge passieren? Tom als überführter Vergewaltiger und Doppelmörder- würde er bald im symbolischen Sinne am Kreuz hängen?>
    "Bonrath- ich weiss nicht wie Schüsel auf diese lächerliche Idee kommt, aber ich will es wissen. Besorgen sie mir die Laborergebnisse und die Namen der Laboranten, die die Untersuchungen durchgeführt haben!", trug sie ihm gespielt optimistisch auf , um wenigsten einen kleinen Hoffnungsschimmer aufkommen zu lassen.
    Irritiert blickte Bonrath sie an.
    Dachte Engelhardt in diesem Augenblick wirklich an Korruption und Falschspielerei?? Beschuldigte sie die Laboranten einer fehlerhaften Untersuchung der Beweise?
    "Ja, ich ruf Andr......", versuchte Bonrath die Aufgabe auf Andrea abzuwälzen, da sie es sicherlich besser verstand sich um sowas zu kümmern, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass Andrea gar nicht in der PAst, sondern ebenfalls hier im Krankenhaus war.
    Suchend blickte er sich im Zimmer um, erblickte Semir im gro?en Krankenbett, einen hohen Nachttisch mit einerm wunderschönen Blumenstrauss, Fenster, einen Tisch, zwei Stühle und mehrere medizinisce Geräte, aber nicht Andrea!
    "Ich habe sie zwingen müssen zum Bistro zu gehen um etwas zu essen. Jenny ist bei ihr und achtet darauf, dass sie wenigstens einen Kaffee trinkt- sie kommen sicherlich gleich zurück.", beantwortete Engelhardt Bonraths stumme Frage und broch somit die peinliche Stille.
    "Wie gehts ihr?"
    "Wie solls ihr schon gehen? Semir liegt schwer verletzt im Krankenhaus und Tom ist im Gefängnis... sie hat nur noch Jenny, der es auch nicht viel besser geht.
    Genauso wie für Elena wird es viel zu viel für sie, aber ich weiss auch nicht, wie ich ihr helfen könnte."
    Nachdenklich trat Bonrath einen Schritt zurück, schenkte Semir einen letzten mitfühlenden Blick und drehte sich um.
    "Reden sie mit ihr und hören sie ihr zu, Cheffin, das hilft meist mehr als alles andere"
    Als die Tür hinter ihm leise ins Schloss fiel überfiel eine Welle der Bedrücktheit den Raum, der Semir und sie in sich einschloss.
    Wie gern w?rde sie Andrea helfen, aber Gespräche, die in diese Richtung verliefen, vermochte sie nicht immer richtig zu lenken..... dennoch nahm sie sich vor es wenigstens zu versuchen, als Andrea und Jenny mit Kaffee bewaffnet das Zimmer betraten.


    ***


    "Was ist mit Kranich? Sitzt er?", fragte eine ungeduldig wirkende Männerstimme.
    "Ja sicher. Wir haben genug Beweise, um ihn endlich anzuklagen. Nach der Gerichtsverhandlung wird er die Sonne sein Leben lang nur noch gestreift aufgehen sehen.", scherzte sein Gegenüber und drückte zufrieden seine Zigarrette aus.
    "Eigentlich ist es ja schade um den Jungen- der hatte richtig Mumm und wollte Kranich wirklich übern Haufen fahren.
    Nur ärgerlich, dass er mehr diesen Gergahan, oder wie der heisst, als Kranich erwischt hat. ....
    Naja- jetzt haben wir seinen Wunsch sogar in unseren Plan eingearbeitet- da soll er sich mal nicht beschweren."
    Erst nach einem kleinen Moment der Stille reagiert sein Gesprächspartner mit einem Hauch von Schadenfreude
    "Na? Bist du dir immer noch so sicher, dass das die richtige Entscheidung war? Ich meine, du hättest die Kleine ja wenigstens in Ruhe lassen können, das war nun wirklich nicht nötig. Du wolltest W?ndlich und hast ihn bekommen- mit dem Mord an dem Mädchen hast du nur noch mehr Aufsehen erregt."
    "Kannst du dir vorstellen was für ein Gefühl von einem KIND besiegt zu werden? Da ist nichts übertrieben! Wer sich sowas bei mir erlaubt muss eben damit rechnen so ein Feedback zu bekommen! Ich habe Wündlich nicht gesagt, dass er das Rennen gewinnen soll, und das war seine Unterschrift des Schulsgeständnisses! Urteil- FOLTERTOD! Und das war die beste Folter, die mir jemasl eingefalllen ist! H?rter hätte ich ihn niemals bestrafen können!
    Er musste es mit ansehen und wird auch jetzt noch nach seinem Tod von den Bildern gejagt werden- glaub' mir!"

    2 Mal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • Niedergeschlagen warf Elena ihren Kopf zurück und sah die sprüde Fassade hinauf, dessen Fenster ausnahmslos vergittert waren.
    Gerade erst musste sie sich wieder von Tom verabscheiden...
    Alles schien so aussichtslos! Tom saß im Gefängnis und sie war bereits Hochschwanger.
    Mehrere Schritte lang verharrte ihr Blick auf einem einzigen Fenster, von dem sie vermutete, dass es das des Vaters ihres Kindes war,
    doch es war nichts zu sehen- noch nicht einmal ein dunkler Schatten- NICHTS!
    In Gedanken versunken blieb sie stehen und betrachtete nunmehr ihren prächtig rund wirkenden Bauch.
    Würde Tom dabei sein können?
    Dann, wenn seine Tochter das Licht der Welt erblicken würde?
    Ein schrilles Hupen riss sie aus ihren Gedanken. Erschrocken warf sie den Kopf hoch und realisierte erst jetzt, dass sie mitten auf der Einfahrtsstrasse des Gefängnishofes stand und einem Polizeibully den Weg versperrte.
    Eilig machte sie dem Auto platz und ließ es vorbeiziehen, während sie ungewollt die drei Männer im hinteren Teil des Wagens anstarrte.
    Einer war ein Polizist, die anderen beiden
    schienen die Häftlinge zu sein, die ins Gefängnis gebracht wurden.
    Mit harter Miene starrten sie zur?ck, was Elena einen Schauer über den Rücken jagte.
    Die Männer wirkten kalt und emotionslos, darauf gefasst, was im Gefängnis auf sie zukommen würde.
    Der ungepflegte Gesichtsbart und sie zerzaust wirkenden Haare ließen Qualen erkennen- nicht physische- nein- psychische!
    Lange sah sie dem Wagen nach.......das Leben im Gefängnis war sicherlich nicht luxuriös.
    All die mysterösen Gestalten, die die Rangordnung im Gefängnis beherrschten, machten ihr schon jetzt Angst.
    Tom hatte dort so viele Feinde!!!


    Als sie nach der Torkontrolle den Gefängnishof verließ erblickte sie, die lange Strasse hinauf, ihr Taxi, ging darauf zu und stieg ein.
    Wortlos saß sie auf dem Beifahrersitz und hing ihren Gedanken nach, während sie sich über den Bauch strich.
    Sie bemerkte nicht, dass sie der Taxifahrer auffordernd ansah und darauf wartete, dass Elena ihm ihr Ziel mitteilte.
    Als sein Blick ihrer Geste folgte wurde ihm allerdings einiges klar.
    Eine hochschwangere Frau, die niedergeschlagen aus dem Gefängnis kam...das konnte nichts Gutes bedeuten!


    ***


    "Die Computertomographie hat unsere Vermutungen bestätigt.
    Semir hat, wie ihnen bereits mitgeteilt worden ist, ein schweres Schädel- Hirn- Trauma.
    Sein Gehirn wurde dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen, sodass Gehirnblutungen entstanden sind, die für ein Schädel- Hirn- Trauma zwar nichts außergewöhnliches, aber für den Patienten sehr gefährlich sind.
    Die Sprachstörungen gehören zu den neurologischen Ausfallserscheinungen, wozu auch Lähmungen gehören können.", berichtete Dr. Kluni im Krankenzimmer der Intensivstation und ließ seinen Blick kurz zu Semir hinüberschweifen, der betroffen aus dem Fenster blickte.
    Nachdenklich schaute er wieder Andrea an, die irritiert zu sein schien.
    "Warum haben sie die Computertomographie erst jetzt gemacht? Warum nicht schon viel früher?"
    "Weil das volle Ausmaß des Schadens im Gehirn erst nach 24 bis 48 Stunden sichtbar ist. Auch die stärke der Blutungen kann man erst zum jetzigen Zeitpunkt bestimmen- früher ist das nicht möglich.
    Andrea, sie dürfen nicht vergessen, dass es noch viel schlimmer hätte kommen können.
    Jeder zweite Patient stirbt an den Folgen des Traumas oder liegt sein Leben lang im Koma.
    Manche können sich nicht mehr bewegen und müssen die ganze Motorik neu erlernen. Gehen, greifen, und das Heben und Senken der Glieder."
    "Soll dass heissen, dass er sich glücklich schätzen soll nicht mehr sprechen zu können?", wirft Andrea ihm darauf mehr ängstlich als verärgert an den Kopf.
    Jenny saß bei Semir auf dem Bett und sagte nichts.
    Ihr erschrockener Blick sagte Andrea alles.
    "Es tut mit Leid, Mike.", entschuldigte sie sich uns senkte kurz den Kopf.
    Einen Doktor beim Vornamen zu nennen klang merkwürdig, war mit der Zeit zwischen Dr. Kluni, Tom, Semir, Elena und ihr aber normal geworden.
    "Wissen sie denn, ob er überhaupt wieder sprechen können wird?"
    Andreas Ton war gesenkt. Sie wusste nicht, ob sie die Antwort überhupt wissen wollte.
    "Das kommt auf Semir an.", antwortet er ihr nachdenklich und wechselt den Adressaten, indem er sich deutlicher zu Semir drehte und einen Schritt auf ihn zuging.
    "Semir, es gibt drei Möglichkeiten.
    Entweder regeneriert sich ihr Sprachzentrum mit der Zeit von selbst, oder sie müssen das Sprechen wieder von Anfang an lernen.
    Jeden Buchstaben- jedes Wort."
    Die aufkommende Stille stellte unvorstellbar viele unausgesprochene Fragen in den Raum, bis sie von Jenny gebrochen wurde.
    "Und was ist die dritte Möglichkeit?"
    Als müsste Kluni sich erst eine dritte Möglichkeit ausdenken ließ er eine Weile vergehen. Damit gab er Andrea, Semir und auch Jenny die Zeit selbst darüber nachzudenken.
    "Die dritte Möglichkeit würde bedeuten, dass er nie wieder sprechen können wird.", beantwortete er Jennys Frage anschließend in einem gedämpften Tonfall.

    2 Mal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • "Chefin? Ich hab die Namen der Laboranten!"
    "Was?"
    "Na sie wollten doch, dass ich herausfinde wer die DNA Proben im Labor untersucht hat..... jetzt sagen sie nicht ich sollte das nicht mehr machen. Wissen sie eigentlich wie lange ich dafür herumtelefonieren mu.......?
    "Ja, doch...sollten sie. Entschuldigen sie, ich war gerade nicht so bei der Sache.
    Danke, Bonrath!"
    Irritiert überreichte Bonrath Engelhardt die Liste der Laboranten und versuchte so stolz wie möglich zu wirken.
    "Und Hotte hat mir nicht dabei geholfen.....!"
    "Ja, das haben sie sehr gut gemacht Bonrath! Sie könnten Andrea derartige Aufgaben ja zukünftig abnehmen.", pflichtete ihm Engelhardt bei und konnte ein Lächeln trotz der schwierigen Situation nicht unterdrücken.
    Mit einem Satz hatte sie Bonrath das überschwängliche Grinsen aus dem Gesicht gejagt und zu einer Ausrede gezwungen.
    "Ach Chefin. Das kann Andrea bestimmt auch ganz alleine. So schwer ist das ja nicht und ich will ihr nicht ihren Job streitig machen. Hotte kann das sowieso auch viel besser als ich....."
    ...
    Konzentriert geht Engelhardt währenddessen die Namen der beteiligten Laboranten durch, ohne Bonrath zuzuhören, scheint aber nichts besonderes zu finden.
    "Ich bin die Namen auch schon durchgegangen. Das ist die ganz normale Besetzung für solche Untersuchungen. Wir vertrauen den Leuten schon jahrelang....."
    "..und sie werden jetzt nicht plötzlich korrupt werden!", beendete Engelhardt Bonraths Satz, worauf er zustimmend nickte.
    "Aber die Ergebnisse können doch nicht stimmen, ... herrgottnochmal!"
    Angespannt fuhr sie sich mit der Hand durch das Haar, als plötzlich Hotte in das Büro stürmte.
    "Chefin! Sie werden nicht glauben was ich gerade herausgefunden habe!"

  • ...
    Überrascht hob sie den Kopf und blickte Hotte irritiert an
    Nach einer kurzen Atempause legte er endlich los "Chefin, ich...", als plötzlich das Telefon klingelte.
    Abgelenkt teilte sie Hotte durch eine Handgeste mit, einen Moment zu warten und hob ab.
    Sie wollte sich gerade mir ihrem Namen melden, als man am anderen Ende er Leitung eine unhörbar laute Stimme vernehmen konnte.
    Da Engelhardt nicht darauf gefasst war, unmittelbar nach dem Abnehmen laut beschimpft zu werden, hielt sie den Telefonhörer etwas weiter weg , um die Lautstärke der Stimme kontrollieren zu können.
    "Frau Engelhardt? Frau Engelhardt? Hören sie mir überhaupt zu?"
    "Dass kann ich bei ihrer Lautstärke leider nicht verhindern."
    "Ich weiss nicht, wer ihnen das Recht dazu gegeben hat, aber wie kommen sie dazu Herrn Kranich ohne meine Erlaubnis zu besuchen"
    DAS ist MEIN Fall und sie wissen ganz genau, dass ich von ALLEM unterrichtet werden will!", beschwerte Sch?sel lautstark und wollte sich gar nicht mehr beruhigen.
    "Das interessiert mich gar nicht, Herr Schösel......", begann Engelhardts Gegenangriff, bei dem man Schösels Namen gar nicht hätte abwertender aussprechen können, worauf er ihr ins Wort fällt: "Er steht nicht mehr nur unter Mordverdacht.... Ich hab bereits bewiesen, dass er der Mörder ist, also stellen sie sich mir ja nicht in den Weg, das würde nämlich ein übles Nachspiel haben und sie wollen sich zukünftig bestimmt nicht degradiert wiederfinden!"
    "Ich weiss nicht, wie weit ihre Inkompetenz reicht, darum drücke ich mich mal ein wenig verständlicher aus! Herr Schösel........sie können sich ihre Beweise sonstwohin stecken! Wer hier degradiert wird, sind SIE und kein anderer! Es spielt überhaupt keine Rolle, ob Tom ein Mörder, Vergewaltiger, Räuber oder alles zusammen ist! WER ihn WANN besucht- darauf haben gerade sie keinen Einfluß!", konterte sie aufgebracht.
    "Ach, aber sie!!!"
    Ein Lächeln breitete sich unverhofft in ihrem Gesicht aus "Ja!"
    Ohne noch ein Wort zu sagen legte sie auf , worauf ein genervter Seufzer folgte.
    Es herrschte Stille. Bonrath und Hotte standen wie angewurzelt im Büro und wussten nicht, ob der Wutausbruch auch sie treffen könnte, weshalb Hotte nur zaghaft das Wort ergriff.
    "Chefin?"
    Keine Antwort.
    Engelhardt hatte wie kurz zuvor den Kopf in die Hände gelegt, doch jeglicher Versuch sich zu entspannen misslang.
    Erst als sie endlich aufblickte bemerkte man, wie sehr sie sich mit der Sache beschäftigte, die sie so sehr mitnahm.
    "Ja, Herzberger?" Von ihrer Schlagfertigkeit war weder was zu hören, noch zu sehen.
    "Chefin, ich weiss nicht, ob ihnen die Nachricht gefüllt, aber dieser Schnösel......?äh Schösel.. Schnösel... Schösel?, ein leichtes belustigtes Lächeln ergriff ihn, bis er fortfuhr, ?.. also dieser Herr Schösel ist.. na ja....er ist der Schwager vom.... vom Polizeipräsidenten."
    Endlich war es raus, doch dass Engelhardts Augen sich gefährlich weiteten war kein gutes Zeichen.
    "Was?", entfuhr es ihr ungläubig, -Hätten sie das nicht eine Sekunde eher sagen können? Wissen sie eigentlich was ich gerade noch zu ihm gesagt habe?..." Herzberger!!!?
    "Aber ich wollte ja....."
    <Na toll! Super hingekriegt! Jetzt wird dieser Schösel ihr aber richtig die Leviten lesen! Wie rede ich mich da jetzt raus? Aber.... es ist ja nicht meine Schuld, dass das Telefon geklingelt hat......>, redete er sich lautlos ein.




    "Ich hab gehört eine gewisse Anna Engelhardt ist die Dienststellenleiterin unseres kleinen Mörders und macht euch ziemlich Druck, weil sie nicht glaubt, dass die Beweise gültig sind."
    "Ach- der Polizeipräsident hat ihr vor einer Stunde via Telefon so richtig in den Arsch getreten. Die macht keinen Mucks mehr!... Was soll sie denn auch schon groß ausrichten können? Man hat eben DNA Spuren an der Leiche gefunden- das kann sie nicht ändern.", beschwichtigte der Polizist den Mann.
    "Ich warne dich! Wenn die irgendetwas herausfinden, was mich belasten würde oder erfahren, welches Spielchen wir hier treiben, bist du ein toter Mann. Ich hoffe das ist die klar!"
    Ein Deut Unsicherheit spiegelte sich in der festen Stimme des Mannes.
    "Hey... ich weiß alles noch vor dieser Engelhardt! Wenn es irgendetwas gibt, was an der Schuld von Kranich zweifeln lässt, regle ich das schon! Bei dem DNA Test habe ich dich doch auch nicht enttäuscht. Ich hab die Proben früh genug ausgetauscht- sonst würdest du nämlich jetzt anstelle von Kranich im Knast sitzen.
    Vergiss also nicht, dass du mir eigentlich danken solltest!"
    Schneller als der Polizist sich umblicken konnte landete ein kraftvoller Faustschlag in seiner Magengrube, worauf er sich stöhnend nach unten beugte.
    "Wage es ja nie wieder so mit mir zu reden, du scheiß Bulle! Jetzt verpiss dich und mach deine Arbeit! Ich will morgen Kranichs Todesanzeige in der Zeitung sehen, sonst wird nämlich deine einen Tag später drin zu finden sein!"
    Mit eleganten Schritten und einem machtvollen Gesichtsausdruck drehte sich der Mann um und ging, als er sich plötzlich ruckartig erneut umdrehte und nur wenige Millimeter vom Polizisten entfernt an die Wand schoss.
    Die Schüsse hallten in dem großen Raum betäubend laut und der Polizist stand bewegungslos auf der Stelle und schaute den Mann mit großen Augen an.
    "Ja wie? Du bist noch nicht weg?", fragte der Mann belustigt und ging nun endgültig.

  • Mit den Händen in den Taschen stand Tom am vergitterten Zellenfenster und blickte in die dunkle Nacht hinaus.
    Während sich seine Augen am Anblick der friedlich leuchtenden Sterne weideten, wippte er gelangweilt hin und her.
    Es war nun drei Stunden her, dass Elena hier gewesen ist.
    Am liebsten hätte er sie gar nicht mehr gehen lassen, doch da Engelhardt nach einer halben Stunde gegangen war und der Beamte die Situation ausgenutzt hatte um Elena eine Stunde später ebenfalls wegzuschicken, rückte diesen Wunsch in unerreichbare Ferne.
    Wäre Engelhardt noch länger geblieben, hätte sich der Beamte niemals erlaubt Elena rauszuschmeißen, doch man konnte ihr keinen Vorwurf machen. Tom war ihr eher unendlich dankbar, dass sie es ermöglicht hatte Elena nicht hinter einer Scheibe betrachten zu müssen.
    Von den dunklen Wolken war seit Ende des Regens weit und breit nichts mehr zu sehen, was Tom ein Lächeln entlockte.
    War es ein Zeichen? Ein Zeichen, dass er sich vielleicht auch nur einbildete?
    Es kam ihm vor, als ob das Wetter seine Stimmung darstellte, denn erst nach Elenas Besuch hellte sich der Himmel deutlich auf, so wie seine Stimmung stieg und seine Hoffnung größer wurde.
    Der Himmel war sternenklar, auch wenn nur wenige Sterne zu sehen waren.
    Hier und da machte sich ein Flugzeug blinkend bemerkbar und enttarnte sich als Geschöpf des Menschen anstatt ein Geschöpf des Himmels zu sein.
    <Vielleicht blickt sie gerade auch in die Sterne und denkt an mich>, dachte er sich hoffnungsvoll. So wie in traditionellen romantischen Filmen, in denen sich zwei Menschen einander sehnen, doch es war zu lächerlich, um daran zu glauben. So was kam nur in Filmen vor, wenn der Drehbuchautor eine einfallslose Phase hatte. Auch die Szenen, in denen sich die Hände zweier Menschen berühren, was immer ganz besonders sein soll, oder wenn zwei, sich insgeheim liebende, Menschen beim Bücken nach einen Gegenstand mit den Köpfen zusammenstoßen, sich anschließend tief in die Augen schauen und sich dann ENDLICH küssen.
    Das war nur was für hoffnungslose Romantiker......für Menschen, die an die unangetastete und immerglückliche Liebe glauben....... für Happy- End- Denker.
    Nachdenklich zog Tom die Hände aus den Hosentaschen und umgriff mit jeder Hand einen Gitterstab so fest er konnte.
    Vielleicht war es eine Art Rebellion- vielleicht aber auch nur Hilflosigkeit und Aggressionsabbau...... egal was es war- es beruhigte ihn in irgendeiner unerklärlichen Weise und hielt ihn davon ab aufgebracht gegen die Zellentür zu schlagen, um dem schrecklichen Traum endlich ein Ende zu bereiten.


    ***


    Zur gleichen Zeit stand Elena 13km entfernt am Wohnzimmerfenster und suchte den Himmel nach Sternschnuppen ab, doch neben ein paar Sternen ließen sich lediglich einige wenige Flugzeuge im nachtschwarzen Himmel blicken.
    Ihre Hand ruhte standesgem?? auf ihrem Babybauch und wartete auf zarte Tritte des Babys.
    Mit einem leichten Lächeln schenkte sie ihrem Bauch nur einen kurzen Blick
    "Na, du schläfst bestimmt schon längst, he? War ein anstrengender Tag heute!?"
    Ohne es verhindern zu können kam Trauer auf. Der Tag war wirklich anstrengend gewesen- zu anstrengend für eine Hochschwangere Frau...
    "Ich kann nicht mehr, Tom!"
    Ausgelöst von den Gedanken an den heutige Tag erkämpften sich unzählige Tränen den Weg in die Freiheit- unaufhaltbar zogen sie feuchte Spuren über ihre Wangen und ließen sich von nichts aufhalten.
    "Warum, Tom?", fragte sie sich mit tränensickernder Stimme und sah in den Himmel hinauf, bis sie den Stern fand, den sie sich schon vor einer Stunde ausgesucht hatte- den grüssten, stärksten, widerstandsfähigsten und hellsten Stern- den Polarstern.
    Mit seiner Kraft strahlte er unvorstellbar viel Hoffnung aus.
    Obwohl er 430 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, ist er zu sehen- schon viele Milliarden Jahre lang.
    <Ob er wohl auch gerade in den Himmel starrt?>


    ***


    In Gedanken versunken stand Tom noch immer am Fenster. Es ging ihm viel zu viel durch den Kopf, als dass er jetzt schlafen könnte.
    Im Gefängnis herrschte fast Totenstille.
    Nur wenige beschwerende Rufe tönten durch die Nacht.
    Der Gang, in dem sich seine Zelle befand, war ausschließlich zur Untersuchungshaft vorgesehen, wirkte aber ebenso schlicht und kühl wie der Strafbereich des Gefängnisses, den Tom schon sehr oft zu Gesicht bekommen hatte.
    Niemals hätte er gedacht, dass er irgendwann einmal selbst hier in der 2 mal 4 Meter großen Zelle sitzen würde.
    Ein Gefühl des Ausgeliefertseins und der Isolation überkam ihn- typisch für Gefangene der U-Haft.
    Mit Desinteresse betrachtete er das leere Bett des Hochbettes- er hatte sich im unteren niedergelassen und das obere war frei.
    Nachdem Elena gegangen war, bekam er die Anweisung in eine andre Zelle umzuziehen, ohne dass er eine Erklärung erhalten hatte. Nun stand er hier in einer Zelle, nicht größer als die davor aber trotzdem für zwei Leute gemacht, worauf das Hochbett hinwies.
    Tom hing noch seinen Gedanken nach, als er plötzlich Licht unter der Tür bemerkte.
    Undeutliche Stimmen wurden lauter, man sah Schatten unter der Zellentür hindurchblitzen und mit einem eher lauten klicken öffnete sich seine Zellentür.
    Ein Beamter trat ein, machte Tom relativ schnell am Fenster aus und stellte sich an die Wand.
    "Sie bekommen über Nacht einen Untermieter, Herr Kranich."
    "Was?" Ungläubig starrte Tom den Polizisten an, worauf auch schon ein weiterer Beamter mit einem Gefangenen die kleine Zelle betrat.

    Einmal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • Der Gesichtsausdruck des Gefangenen verriet einiges über seine Laune.
    Er war schätzungsweise 35 Jahre alt, schlank, groß und muskulös gebaut und da er Zivilkleidung trug, schien er ebenfalls ein Untersuchungsgefangener zu sein.
    "Darf ich vorstellen...", begann der Beamte an der Wand, während der andere ihm die Handschellen abnahm, "...Martin Peltes. Er soll drei Menschen brutal abgeschlachtet haben und man sammelt noch Beweise. Da wir keine andere Zelle mehr frei haben wird er diese Nacht bei ihnen verbringen."
    Tom beobachtete das Schauspiel ohne sich von der Stelle zu bewegen
    <Na wunderbar, als wenn es hier nicht schon schlimm genug wäre>, ärgerte er sich lautlos und verzog das Gesicht.
    Der Beamte, der den Gefangenen von den Handschellen befreit hatte verließ die Zelle- gefolgt von seinem Kollegen.
    "Ich dachte, sie kommen mit ihm am besten klar. Als Polizist sind sie solche Kaliber ja gewöhnt? Mit einem spöttischen Grinsen schloss er die Tür und ging.
    Als das Licht im Flur erlosch war es wieder dunkel.
    Nur der Mond schenkte der Zelle etwas Licht und ermöglichte eine grobe Orientierung.
    Keiner der beiden schien irgendeine Anstalt zu machen die kleine Nachttischlampe zu betätigen, sodass es dunkel blieb.
    Beängstigende Stille kam auf und hüllte Tom ein, worauf er sich wieder zum Fenster drehte und hinausschaute.
    Nervosität überkam ihn, sodass sich sein Körper in Alarmbereitschaft setzte. Tom konnte seinen neuen Zellenpartner nicht richtig einschätzen und nahm sich vor, gut aufzupassen, was hinter ihm passierte.
    Nach einer Weile der Bewegungslosigkeit auf beiden Seiten vernahm er ein leises Rascheln.
    Ohne nach hinten blicken zu müssen wusste er, was das Geräusch zu bedeuten hatte. Martin Peltes stand nur wenige Zentimeter hinter ihm, sodass Tom seinen Atem im Nacken spüren konnte.
    "Wer sagt, dass du unten schlafen darfst? Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich nach oben gehe also verzieh dich da!", zischte Peltes Tom an und trat noch einen Schritt näher, sodass er Tom schon fast gegen die Wand drückte.
    "Tja, Peltes- ich war zuerst da, also wirst du wohl doch nach oben gehen müssen"
    Mit einem berechnenden Grinsen wendete sich Peltes kurz ab.
    "Ich warne dich! Mach mir keinen Ärger, sonst lass ich mich für vier Morde anklagen und nicht nur für drei!"
    <Scheiße- und was machst du jetzt? Lieb gehorchen oder kontern?.........>
    "Na, das hab ich auch noch nicht erlebt, dass sich einer für mehr Morde anklagen lassen will, als er begangen hat."
    "Ich glaube du hast mich nicht richtig verstanden....."
    Von der einen auf der anderen Sekunde drehte er Tom brutal zu sich um und drückte ihn mit voller Kraft gegen die Wand. Den rechten Arm setzte er auf Toms Hals an, sodass er ihm immer mehr die Luft abdrückte, worauf Tom zu röcheln begann, sich aber nicht wehrte.
    "Entweder tust du jetzt, was ich sage, oder...."
    Noch bevor Peltes seinen Satz zu Ende bringen konnte hob Tom sein Bein mit einem gezielten kraftvollen Hieb an und traf sein gegenüber genau zwischen die Beine, worauf er stöhnend zusammensackte.
    Schon binnen weniger tausendstel Sekunden hatte Peltes sich wieder aufgerafft und einen neuen Angriff gestartet. Tom hatte ihn zwar von sich weggeschubst, doch Peltes Reichweite genügte dennoch, um Tom mit dem Ellenbogen in den Magen zu schlagen.
    Tom schrie laut auf. Er erinnerte sich an die zwei gebrochenen Rippen, die von dem Unfall herrührten und Peltes hatte genau auf diese zwei Rippen geschlagen, als hätte er gewusst, dass Tom bereits zwei gebrochene Rippen hatte und so leicht außer Gefecht zu setzen war.
    Der Schmerz durchbohrte ihn mit unbeschreiblicher Brutalität.
    Er konnte sich nicht mehr wehren- er wollte auch nicht mehr, doch Peltes hatte noch nicht genug. Noch leicht humpelnd, was auf Toms Schlag zurückzuführen war, ging er auf Tom zu, zog ihn auf die Beine und drückte ihn erneut gegen die Wand.
    "Pass ja auf, dass du die Nacht überlebst, Kranich! Ich werd´s nämlich zu verhindern versuchen. Du willst doch auch sicherlich noch deine Verlobte wiedersehen, die DEINE Tochter in sich trägt. Es wäre schade um die beiden, Kranich- wirklich!
    Ach... und.... schöne Grüße von Schösel"
    Lachend wendete er sich von Tom ab und stieg in sein Bett- überraschenderweise gab er sich plötzlich mit dem oberen Bett zufrieden, was Tom aber nicht bemerkte.
    Seine Gedanken drehten sich plötzlich nur noch um die Worte von Peltes
    <...?die DEINE Tochter in sich trägt?...Tochter... meine Tochter? Sie bekommt ein Mädchen?> Es war unglaublich! Elena wusste seit drei Monaten, ob sie ein Mädchen oder Junge erwartete und spannte Tom seitdem auf die Folter. Egal wie sehr er sie anbettelte- sie blieb störrisch und hielt strikt daran fest ihm nichts zu sagen.
    Woher wollte Peltes plötzlich wissen, dass Elena seine TOCHTER in sich trug , wenn es doch niemand wusste außer Elena selbst und der Arzt? "
    und was sollten die Grüße von Schösel bedeuten"
    Was hat Peltes mit diesem Schösel zu tun?
    War es sein Auftrag, Tom umzubringen, den er diese Nacht umsetze wollte?
    Es konnte aber nicht einfach ein Zufall sein, dass Peltes plötzlich sein Zellenkollege wurde und mit Schösel in Kontakt stand........ da musste eine ganze Reihe von Korruption und Geldgeschäfte hinterstecken- ein ausgefeilter Plan!
    Wer hatte genug Kontakte, um an die Aufzeichnungen des Arztes zu kommen, oder hat der Arzt die Informationen an Schösel weitergereicht?
    Tausende Fragen durchschlugen schmerzhaft seinen Kopf und wollten ihn nicht in Ruhe lassen.
    War heute der Tag der Abrechnung gekommen?


    ***
    Es war 2 Uhr Nachts und Tom hatte noch kein Auge zugemacht. Er lag regungslos in seinem Bett und wartete regelrecht darauf, dass Peltes sich dran machte, seinen mutmaßlichen Auftrag zu erledigen- ihn aus dem Weg zu schaffen!
    Obwohl er keinerlei Anzeichen hatte, dass Peltes auch noch wach war, war Tom davon überzeugt, dass er nur auf einen passenden Moment wartete, um zuzuschlagen...- darauf, dass
    Tom schlief oder unachtsam war, doch das war er nicht- keine Sekunde lang!
    Sein ganzer Körper war verspannt- darauf vorbereitet, ganz plötzlich zu reagieren, wenn es vonnöten war.
    Die Nacht war kühl und man sah seinen unruhigen Atem.
    Über ihn bemerkte er ebenfalls lichte Rauchschwaden, die gemüchlich durch die Luft schwebten. Während er sie beobachtete wurden seine Lieder immer schwerer, aber er durfte nicht einschlafen- nicht jetzt!
    Der Tag war unheimlich anstrengend gewesen und hatte an seinen Kräften gezerrt, doch er musste wach bleiben, um sich vor Peltes in Acht nehmen zu können.
    Würde Peltes diese Nacht denn wirklich einen Abgriff starten oder bildete Tom sich das alles nur ein?
    Was, wenn Peltes sich nur einen schlechten Scherz mit ihm erlaubte? Aber woher sollte er in diesem Fall dann all die Informationen über ihn haben?
    Das alles machte keinen Sinn- Tom bildete sich nichts ein- es war Realität- die Realität, vor der er sich so sehr fürchtete!
    ...
    ...
    Erschrocken riss Tom die Augen auf. NEIN, er war eingeschlafen! Wie konnte das nur passieren? So oft schon hatte er Observierungen nächtelang ohne viel Schlaf durchgestanden und jetzt, wo es um sein eigenes Leben ging, schlief er ein- wie paradox!
    Eilig tastete sein Blick die Umgebung ab. Seine Augen weiteten sich beim Anblick einer dunklen Gestalt, die sich anscheinend genau vor Toms Bett gehockt hatte.
    Ohne sich überhaupt in der Situation zurechtfinden zu können stürmte die Gestalt vorwarnungslos auf ihn zu, doch Tom wich aus.

  • Urplötzlich brach eine lautlose Rangelei aus- Tom erwischte Peltes mit dem Ellenbogen im Gesicht und brach ihm seine Nase, was Peltes aber nur noch mehr anzuspornen schien.
    Als Tom endlich vollkommen aus dem Bett floh hielt Peltes ihn fest, sodass Tom stürzte.
    Unwillkürlich warf Peltes sich auf ihn und schlug ihm kräftig in den Rücken, worauf Tom aufschrie.
    Mit einem Satz schaffte es Tom, sich auf den schmerzenden Rüken zu drehen und sich fast zu befreien, doch Peltes war schneller und saßbereits wieder auf ihn drauf.
    Erst, als Peltes Tom eine scharfe Klinke an den Hals presste, blieb er still liegen und bewegte sich nicht mehr.
    "uter Versuch, Kranich!"
    Die Brutalitä in Peltes Gesichtsausdruck wüde Tom niemals vergessen.
    Erst selten hatte er Menschen gesehen, die so viel Besessenheit ausstrahlten!
    Die Klinge schnitt sich schmerzhaft in Toms Hals, da Peltes den Druck auf die Klinge von Sekunde zu Sekunde verstäkte.
    Die Zeit war gekommen. Tom wehrte sich zwar noch, begann aber, sich mit seinem Schicksal abzufinden, denn er wüde es niemals schaffen das Rhinozeros von sich runter zu bewegen.
    Langsam rann Blut kitzelnd seinen Hals hinab zum Boden.
    Welchen Grund hatte Schüel, Tom umbringen zu lassen?
    Er kannte ihn bis vor zwei Tagen doch noch gar nicht!



    Als Tom abwesend seinen Gedanken nachging ließder Druck plözlich nach.
    Vom einen auf den anderen Augenblick erkannte Tom Unsicherheit in Peltes Mimik.
    Was war los? Was hatte das zu bedeuten?
    Kapitulierend setzte Peltes sich auf- beugte sich nicht mehr bedrohend nah ?ber Tom und sah ihn nicht mehr so gefärlich an!
    Toms ?berraschung verhinderte, dass er zum Gegenangriff ansetzte, denn es musste irgendeinen Grund dafü geben, warum Peltes pötzlich einen so erstaunlichen Sinneswandel durchgemacht hatte, oder schäzte er die Situation falsch ein?
    Toms Puls raste nach wie vor und er atmete hastig ein und aus.
    Sein Hals schmerzte bei jedem der vielen Atemzüe. Die Schnittwunde schien ziemlich tief zu sein und blutete unbeeindruckt vor sich hin, doch nicht besorgniserregend stark.
    Seine Augen fragten Peltes Löher in den Bauch, doch dieser schien üer seine eigene Reaktion nicht besonders glüklich zu sein, denn er verzog sein Gesicht und schein sich innerlich selbst zu beschimpfen.
    Erst jetzt stand er auf und lie? Tom somit frei. Niedergeschlagen setzte er sich aufs Bett und vergrub sein Gesicht verschät in den Häden.
    Tom rükte von Peltes weg und lehnte sich erschöft gegen die Wand. Er versuchte soviel Sicherheitsabstand von ihm zu halten, wie es in der winzigen Zelle üerhaupt mölich war.
    "cheiß" brachte Peltes endlich hervor und brach die einsame Stille der Nacht.
    Tom wüdigte ihn nur einen verähtenden Blick, obwohl er ihm eigentlich dankbar dafü sein sollte, dass er noch lebte.
    Natülich war er sauer und stand noch unter großr Anspannung. Er wusste, er konnte Peltes nicht richtig einschäzen und wusste somit auch nicht, ob es vorbei war.
    Seine Hoffnung bestäigte seinen Wunsch- sein Misstrauen riet ihm aber davon ab, derartige Gedankengäge zu erlauben.
    Was hast du mit Schüel zu tun?, fragte Tom barsch.
    Peltes blickte auf und sah ihn in die Augen.
    Eigentlich nichts.... ich habe ihn erst heute Mittag..., er sah kurz auf die Uhr,.... gestern Mittag kennen gelernt.?
    <Aha, er ist also gesprächig> Das musste Tom ausnutzen, solange die Gesprächsbereitschaft noch vorhanden war.

  • Ist Schüsel zu dir gekommen?"
    "Ja. Ich hatte gerade Freigang. Ich sollte in den Verhörraum kommen und da stand er. Ich meine- er hat mir keinen Ausweis oder so gezeigt, aber er hat sich mit Schüsel vorgestellt. Er sagte, er hätte ein reizendes Angebot für mich"
    "Und?" Tom sah ihn auffordernd an. Jetzt wollte er auch die ganze Geschichte hören!
    "Du bist ein Bulle, ne? Das merkt man sofort."
    "Ja, das haben die Kollegen auch offensichtlich genug gemacht, als sie dich hergebracht haben!" Die Gereiztheit in Toms Stimme wurde stärker, doch Peltes war die Ruhe in Person.
    "Er hat mir angeboten eine Aufgabe für ihn zu erledigen und er würde mich als Belohnung dafür hier raus holen."
    Und die Aufgabe bestand darin mich umzubringen??
    Peltes nickte zögernd und wirkte überhaupt nicht mehr so bedrohlich wie zuvor.
    Du wolltest mich also umbringen, nur damit du aus dem Gefängnis kommst!?, stellte Tom resignierend fest.
    Ich hab drei Menschen auf dem Gewissen, Kranich! Weißt du eigentlich, wie lange man dafür einsitzt?!
    Und da macht ein Mensch mehr oder weniger auch nichts mehr aus!?
    Tom versuchte Peltes Gedankengang nachzuvollziehen, doch er lag falsch....
    Doch! Sonst würdest du hier jetzt nicht mit mir sprechen! Ich hab die drei M?nner nicht umbringen wollen!?
    Und warum hast du es dann getan??
    Ich weiss nicht. Ich hab?s eben. Kannst du dir vorstellen wie es ist, mit ansehen zu mü?ssen, wie ein Auto mit drei vollkommen betrunkenen Kerlen in eine Schülergruppe rast?
    Sie haben einfach draufgehalten...... 9 Kinder haben sie umgefahren und anstatt anzuhalten sind sie laut lachend davongefahren. Mensch, sie haben gelacht!!! Gelacht!?
    Es herrschte Stille. Tom konnte nicht glauben, was er soeben gehört hatte. Wie grausam musste man sein, um so etwas zu tun?
    Ohne es beeinflussen zu können ?bertrug er die Geschichte auf seine eigene Familie.
    Würde er auch so handeln, wenn seine Tochter zu der Schülergruppe gehört hätte und umgefahren worden wäre? Hätte er sich auch privat an diesen Monstern ger?cht, die absichtlich in eine Sch?lergruppe rasen?
    ?Die Polizei hatte die Kerle nicht gefunden, doch als ich sie eine Woche später in einem Auto erkannte, bin ich einfach auf sie zugefahren. Ich sa? in meinem Truck und musste gerade eine Lieferung Tierfutter durch die Gegend kutschieren.... Sie fuhren auf der Autobahn neben mir und ich hab sie abgedrängt. Sie hatten keine Chance. Als sie die Kontrolle über das Auto verloren sind sie auf die Gegenfahrbahn gekommen und mit einem anderen LKW zusammengesto?en.
    Keiner der drei hatte den Aufprall ?berlebt.?
    ?Bereust du es??
    Ein angedeutetes Lächeln überfolg sein Gesicht.
    ?Jaa.....aber nicht, weil die drei ums Leben gekommen sind. Ich hätte es mir niemals verziehen, wenn andere Menschen in Mitleidenschaft gezogen worden w?ren und das hätte auf der Autobahn schnell passieren können.?
    Es war unglaublich! Tom konnte Peltes verstehen! Natürlich war sein Handeln unentschuldbar, aber er war in Toms Augen nicht mehr das Monster, dass er bis gerade noch gewesen war.
    Er war verletzlich..... sensibel und schien Kinder zu lieben.
    Haben sie Kinder?
    Ja, eine Tochter- sie ist 2?
    <Siehst du! Er hat eine Tochter. Dann fühlte er sich also genauso, wie du dich gerade gefühlt hast, als du die Situation auf DEINE Tochter ?bertragen hast!>
    Nach einer langen Phase des Schweigens, beide hingen ihren Gedanken nach, rollte Tom erneut die Frage nach Schüsel auf.
    Was hat Schüsel dir genau erzählt?
    Peltes überlegte kurz
    Er sagte, dass du seine Tochter vergewaltigt und umgebracht hättest und er nicht damit leben könnte, wenn du nur im Knast sitzen und nach ein paar Jahren schon wieder rauskommen würdest. Er hat mich genau an dem Punkt getroffen, an dem ich am verletzlichsten bin. Er dachte, da ich aus diesem Grund schon drei andere M?nner... umgebracht... habe, würde ich mit dir auch keine Probleme haben. Er sagte ich soll dir vorher noch schöne Grüße von ihm ausrichten und dann mit dem Messer töten. Ich würde dann eine Woche spüter aus dem Knast kommen- er w?rde schon dafür sorgen, weil er Kontakte hätte.?
    ?Und das hast du ihm geglaubt? Die Informationen über mich und meine Frau- hat er sie dir gegeben?
    Keine Reaktion- nur ein leichtes, unscheinbares Nicken.
    Warum hast du es NICHT getan??
    Weil du nicht so aussahst, als wenn du ein Mädchen vergewaltigen würdest- vor allem, da du ja eine eigene Tochter hast..... Ich hab?s irgendwie in deinen Augen gesehen, dass du so was nicht tun wü?rdest und auf meinen Instinkt vertraut..... Hast du?s getan??
    Tom legte nachdenklich den Kopf in den Nacken und begann zu erzählen...

  • ***


    "Und? Was sagt er?", fragte Tom Engelhardt, die angespannt in den Besucherraum kam.
    Tom und Peltes saßen dort seit zwei Stunden und warteten darauf, dass Schüsel gestand.
    Als ein Beamter ihm und Peltes am Morgen das Früstück gebracht hatte, hatte Tom nach ihr verlangt und ihr alles erzählt.
    Nun saß Schüsel im Verhörraum der PAST und musste sich die Fragen von Engelhardt gefallen lassen.
    "Nichts. Er beteuert seine Unschuld. Das wundert mich zwar nicht, aber ich kann mir irgendwie auch nicht vorstellen, dass er so was organisieren würde. Ich kann diesen Clown zwar überhaupt nicht leiden, aber......... ach ich weiss es nicht, Tom.?
    Unzufrieden fegte sie eine unsichtbare Haarsträhne aus ihrem Gesicht.
    "Fassen wir das alles mal zusammen.? Nachdem sie Tom und Peltes mit einer Handgeste aufforderte, sich nebeneinander an den Tisch zu setzen, fischte sie einen Umschlag aus ihrer Tasche und schüttete den Inhalt auf den Tisch aus.
    Zum Vorschein kamen mehrere Bilder, die einige Personen zeigten.
    "Also...", begann Engelhardt und nahm nacheinander Bilder aus dem Haufen, um sie geordnet auf den Tisch zu legen, "...Jemand hängt ihnen an, Bettina Metzinger und Matthias Wündlich ermordet zu haben.", sie legt die Fotos der beiden auf den Tisch, "Fragliche Beweise erwirken, dass der Haftrichter sie in U-Haft nehmen lässt, wo Schüsel Herrn Peltes..., "weitere zwei Fotos werden in die Reihe gelegt, "... den Auftrag gibt, sie umzubr......"
    "Moment mal!?, unterbrach Peltes Engelhardts Zusammenfassung energisch und nahm Schüsels Foto in die Hand.
    "Das ist nicht Schüsel!"
    Engelhardt lächelte irritiert ?Doch, Herr Peltes. Das ist Hauptkommissar Jörg Schüsel, der gerade im Verhörraum sitzt.?
    ?Ja, aber...... das ist nicht der Mann von gestern! Der hatte hellere Haare und war kleiner!?
    Eilig durchforstete Peltes den Fotostapel und drehte ein Bild nach dem anderen um.
    Weder Tom noch Engelhardt hinderten ihn daran. Sie waren gespannt darauf, was nun kommen würde.
    "DAS war der Mann, mit dem ich gestern gesprochen habe!"
    Entschlossen deutet Peltes auf ein Foto einer Leiche, worauf Engelhardt das Foto ungläubig umdrehte.
    Äh, das Foto sollte jetzt eigentlich nicht dabei sein. Das hat Bonrath mir gerade gebracht. Es zeigt Bernd Minsker- den Vorgesetzte von Schüsel. Er wurde heute um 13 Uhr tot auf einem Fabrikgelände aufgefunden....erschossen- genau zwischen den Augen aus einer weiten Entfernung. Das muss ein perfekter Schütze gewesen sein.?
    ?Er wurde vor zwei Stunden tot aufgefunden? Aber er war es wirklich!?, unterstrich Peltes seine Aussage ungl?ubig, nachdem er Engelhardts Bericht aufmerksam zugehört hatte.
    Eine nachdenkliche Stille erfüllte den Raum.
    Während Tom den Kopf in seine Handflächen legte, strich sich Peltes nachdenklich mit der rechten Hand übers Kinn. Engelhardt stützte sich nach wie vor mit beiden H?nden auf den Tisch ab und hatte den Kopf gesenkt.
    Alle schienen zu grübeln.
    ?Dann hat dieser Minsker also irgendetwas mit Schüsel zu tun...... Er hat auf jeden Fall in seinem Namen gehandelt du das reicht jawohl, um ihn wenigstens als Verd?chtigen betrachten zu k?nnen- auch, wenn wir jetzt plötzlich keinen Augenzeugen mehr haben.?, schlussfolgerte Tom niedergeschlagen.
    Gerade noch war er sich sicher, dass es endlich vorbei sein w?rde und er wieder zu Elena gehen könnte und dann das hier!
    ?Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich habe schon am eigenen Leib die gute Beziehung zwischen Schüsel und dem Polizeipräsidenten zu spüren bekommen! Ich denke nicht, dass wir Schüsel hier behalten k?nnen. Er wird also gleich schon wieder lächelnd die PAST verlassen können und sie, Peltes, müssen in die U- Haft zurück.?
    Fragend hob Tom den Kopf. <Nur Peltes?>
    Engelhardt reagierte sofort auf die fragenden Blicke und deutete mit einem leichten Schwenker ihres Kopfes auf die halb verglaste Tür, hinter der soeben Andrea hervorgetreten war.
    Ich denke, dass sie vielleicht lieber mit Andrea mitgehen möchten. Ich hab das alles schon geklärt. Andrea nimmt sie mit zum Krankenhaus?, erklärte Engelhardt l?chelnd und genoss Toms Gesichtsausdruck.
    ?Krankenhaus??
    Nun begann auch Peltes zu verstehen, sodass er ebenfalls zu Lächeln begann.
    Nein!?, rief Tom ungläubig. ?Jetzt? Elena ist im Krankenhaus? Aber das ist doch noch zu früh! Sie hat doch noch 11 Tage!?
    Das scheint dem kleinen Geschöpf aber egal zu sein. Machen sie sich keine Sorgen- es wird schon alles gut gehen und sie werden auch nicht zu spät kommen. Es sind erst die einleitenden Wehen. Ein paar Stunden wird sie sie also noch auf Trab halten?


    ***


    ***


    Das Piepsen des CTG?s füllte den Raum mit einer angespannten Atmosphäre.
    Elena lag in einem typischen Krankenhausbett und wurde von einigen Gerä?ten umringt, die Geburt überwachten.
    Toms Augen weiteten sich, als er sah, wie mitgenommen Elena bereits aussah, doch ihr Lächeln steckte ihn unvermittelt an.
    Unsicher ging er auf sie zu. Schritt für Schritt trat er näher an das Bett heran und hielt unabl?ssig engen Augenkontakt zu ihr, denn all die Geräte jagten ihm Angst ein. Obwohl sie noch nicht im Kreissaal lag, war man hier auf alles vorbereitet.
    Ob das eher Druck nahm oder zufügte, vermochte er nicht zu beurteilen.
    Seine Gefühle überschlugen sich so oder so wie eine wild aufbrausende und unkontrollierbare Welle, die über ihn zusammenschlug.
    Es spielte keine Rolle, ob man Polizist oder Postbote war- hier bekam jeder Mann weiche Knie- da war er sich ganz sicher!
    Vorsichtig setzte er sich neben ihr aufs Bett und gab ihr einen langen Kuss.
    ?Hey.. alles in Ordnung? Wie geht?s dir und unserer.... TOCHTER??
    Oh mein Gott! Wie schön es war dieses wunderschöne Wort auszusprechen: Tochter!
    Endlich! Es war Elenas überraschender Blick, der Tom ein wenig Anspannung abnahm.
    ?Ist es mir doch rausgerutscht??, fragte Elena und grübelte spielerisch.
    Ihr sah man fast gar nichts vom Stress der Geburt an. Sie wirkte ruhig und gelassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • Die Wehen kamen erst in lockeren 10 Minuten Abständen, bei denen man eigentlich noch nicht ins Krankenhaus müsste, doch all der Stress der letzten Tage hatte den Gynäkologen dazu angehalten Elena zu beten schon jetzt in die Klinik zu fahren, damit man auf alles vorbereitet sein könnte.
    Nun lag sie hier seit drei Stunden im Vorwehenzimmer, das etwas abseits von den Entbindungsräumen lag und alles zum Entspannen bot.
    Tom machte neben einem eigenen Bad ein Telefon, einen Fernseher, einen Kassettenrecorder und CD- Spieler aus.
    Die Wände waren in einem lebhaften aber trotzdem dezenten Ton gehalten und es war nichts von dem akuten Krankenhauslayout zu sehen, sodass der Raum einen Rahmen für eine ruhige, freundliche und vertrauensvolle Atmosphäre bot.
    Nachdem wieder eine leichte Wehe vorüber war setzte sich Elena auf und lehnte sich, schon jetzt leicht erschöpft, gegen Tom.
    Beide rutschten in eigene Gedankengänge, bis Tom wehmütig das Wort ergriff
    "Es tut mir Leid, Schatz.", brachte er lediglich hervor, doch mehr Wort waren auch nicht nötig. Er hatte sich schon tausendmal für die letzten Tage entschuldigt, obwohl er gar nicht dafür zu verantworten war.
    ......Sein Gewissen schien unglaublichen Druck auf ihn auszuüben.


    ***


    Langsam und fast unhörbar öffnete sich die Tür des Vorwehenzimmers. Elena lehnte noch immer gegen Tom, um nicht liegen zu m?ssen, und blickte indirekt auf.
    Als niemand den Raum betrat wurde Tom stutzig. Er verzog grübelnd seine Augenbrauen und wollte gerade aufstehen um nachzusehen, als plötzlich ein Rollstuhl im Schneckentempo durch die Tür geschoben wurde.
    Stück für Stück ließ sich der Insasse des Rollstuhls erkennen.
    "Semir!", freute sich Tom, blieb aber bei Elena sitzen, um sie zu stützen.
    Obwohl Semir die beiden nicht begrüßen konnte, sprach sein Gesichtsausdruck Bände!
    Andrea, die als Rollstuhlmotor erst nach Semir das Vorwehenzimmer betrat, grinste vergleichbar breit und schob Semir weiter bis zum Bett.
    Nur Jenny blieb überraschenderweise schüchtern in der Tür stehen und inspizierte den Raum. Stauenden sah sie Andrea dabei zu, wie sie mit einem routinierten Handgriff die Rollstuhlbremse anzog und erblickte erst jetzt Tom.
    Blitzschnell wurden ihre Augen noch viel größer. Sie hatte nicht erwartet auch Tom hier anzutreffen! Andrea hatte ihr nur gesagt, dass sie Elena beistehen würden- von Tom war nicht die Rede gewesen, weshalb die überraschung auch doppelt so groß war.
    In eiligen Schritten lief sie auf Tom zu und fiel ihm in die Arme.
    ?Tom!?
    Schon jetzt schimmerten ihre Augen vor lauter Freude leicht feucht.
    Sie wollte nichts sagen, sondern einfach nur kuscheln


    Anstatt sich ebenfalls zu Elena und Tom zu setzen, blieb Andrea hinter Semir stehen und schlang ihre Arme um seinen Hals, indem sie sich leicht zu ihm hinunterbeugte.
    Semir genoss ihre Geste und entspannte sich in ihren Armen, weshalb er kurz die Augen schloss.
    ?Wie geht?s dir, Semir??, fragte Tom leise und war sich unsicher, ob es überhaupt richtig war jemanden eine Frage zu stellen, der nicht antworten konnte.
    Sein Vertrauen in seinen Freund hielt dem aber stand... er würde die Frage schon beantworten können- egal ob mit oder ohne Worte.


    ***




    morgen gibts noch was :D

    Einmal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!