Auge um Auge [Fortsetzung von "Abschied"]

  • Immer wieder führt sie den beiden Kommissaren die Unkkosten vor Augen, die bei ihren Ermittlungen entstanden sind und will Jenny vor der destruktiven Phase ihrer Männer bewahren.
    Verlegen bemerkt Jenny, dass Tom sie durchschaut hat.
    "Wir können ja auch auf Frau Engelhardt warten!", schlägt sie beleidigt vor, denn sie weiß dass Semir ihren Schauspielkünsten bisher immer erlegen ist.
    Nach einer kurzen Stillephase beisst Semir an
    "Na, die Chefin wird schon nichts dagegen haben. Wir gehen ja nur auf Streife und später ins Krankenhaus, um den Daniel zu verhören. Nichts gefährliches!", verspricht er Tom, da er dessen Vorsicht gegenüber Jennys Aktivitäten in der PAST nur zu gut kennt.
    Triumphierend dreht sie sich um und macht sich schnurstracks auf den Weg zum BMW, um jede Meinungsänderung von Semir entgehen zu können.

  • Strafend fixiert Tom Semir
    "Semir, wenn die Chefin davon erfährt ist hier die Hölle los! Außerdem ist das viel zu gefährlich?, warnt er ihn eindringlich
    "Warum gefährlich? Wir fahren doch nur auf Streife und..."
    "Eben! WIR fahren auf Streife und da passiert oft genug was" , unterbricht ihn Tom laut.
    Erschrocken über Toms Ton, aber dennoch selbstsicher schüttelt er den Kopf und geht voraus
    "Was soll denn passieren? Jetzt komm, oder ich fahr- ohne dich!"
    Ohne auf eine Antwort zu warten verlässt er die PAST. Tom folgt ihm nur widerwillig und versucht sein mulmiges Gefühl zu ignorieren.


    *Irgendetwas wird heute passieren*, spekuliert er unsicher, verwirft den Gedanken aber so schnell wie er gekommen ist ohne zu wissen, dass er dabei gar nicht so falsch liegt........

  • ***
    Ruhig fließt der silberne BMW im Autobahnverkehr mit. Weit und breit lassen sich weder Temposünder, noch brutale Massenmörder blicken. Keine Autoschieber, keine Mörder, keine Verbrecher- NICHTS!
    Gelangweilt beobachtet Jenny den Verkehr, bis sich ihre Augen begeistert weiten
    "Guckt mal, der hat bestimmt mehr als 120 drauf!" weist sie die Beiden auf einen schwarzen Audi A4 hin und verfolgt ihn mit dem ausgestreckten Zeigefinger.
    Lächelnd rollt Tom mit den Augen "Wir sind auf einer Autobahn, Jenny! Da fährt man schon mal 120 km/h"
    "Aber wenn hier nur 100 erlaubt wären, hätte sie recht!", unterstützt Semir sie neckend.
    Genervt wendet sich Tom von seinem Partner ab und blättert unkonzentriert in einem Real- Markt Prospekt. Er hat Semir noch immer nicht verziehen, dass er Jenny so unbedacht mit auf Streife nimmt. Dass heute aber wirklich alle Verbrecher und Temposünder Urlaub zu machen scheinen, macht ihn stutzig.

  • "Semir?", ertönt eine gut gelaunte Stimme aus dem kleinen Lautsprecher des Funkgerätes.
    *Ha!* freut sich Tom in Gedanken. Sein Gesicht fängt an zu strahlen *Doch was los, heute und ich hatte recht*
    Seine imaginärer Freudenschrei läst sich allerdings in Luft auf, als Andrea am anderen Ende der Leitung fortführt "Ich habe eine Beschwerde auf dem Rastplatz Refrath für euch. Ein Obdachloser ist dem Restaurantinhaber ein Dorn im Auge. Könnt ihr das mal übernehmen?"
    Mit einem klicken fordert das Funkgerät Tom dazu auf zu antworten.
    Fluchend beugt er sich nach vorn und beantwortet den Funkruf, sodass sie 10 min später auf den Rastplatz auffahren.
    Vorausschauend inspiziert Tom die Umgebung.
    Der Rastplatz ist ziemlich leer. Nur vereinzelt schmücken Autos den vergilbten Parkplatz und das Restaurant gibt kein Lebenszeichen von sich. Keine Stühle auf der Terrasse, keine Kundschaft, die sich laut unterhaltend vor dem Restaurant tummelt, so wie es sonst immer der Fall ist.

  • "Was ist denn hier los?", fragt Jenny verwundert.
    Nur langsam bringt Semir den BMW zum Stillstand und blickt sich weiter um.
    "Das werden wir gleich sehen!", antwortet Tom unsicher und steigt aus.
    Semir tut es ihm gleich und steht Sekunden später direkt neben Tom. "Hey, wartet auf mich!"
    Eilig springt Jenny aus dem Auto und hängt sich an die Beiden dran, die bereits losgehen und sich dem Restaurant nähern
    *Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl dabei*, gesteht sich Tom im Stillen ein, geht aber wortlos weiter.
    Relativ schnell kommen sie er Eingangstür näher, als Semir plötzlich ärgerlich stehen bleibt.
    "Was soll das? Das Restaurant hat seit drei Tagen wegen einem Rohrbruch geschlossen!", fällt es ihm plötzlich wieder ein.
    Ratlos stockt Tom der Atem *Das wird immer mysteriöser* Nachdenklich legen sich seine Stirn in Falten und sein Blick wandert das alte Restaurantgebäude hinauf.

  • "Häää Und wer hat in der PAST angerufen, wenn hier gar keiner ist? Wo ist der saure Restaurantbesitzer und der Penner?", wirft Jenny lauthals in die Runde und erntet einen verständnislosen Blick von Tom, der sich mahnend zu ihr herumdreht.
    "Keine Ahnung, Jenny!", pflichtet Semir ihr bei.
    "Na, da ist unserer Einsatz wohl beendet. Lass uns Daniel im Krankenhaus besuchen und gucken, was wir rauskriegen."


    Entschlossen trabt Semir zurück zum BMW, dicht gefolgt von Jenny und Tom, der folgt ihnen aber eher unsicher. Noch immer kommt ihm die Situation komisch vor *Ach, ich sehe Gespenster nur weil Jenny dabei ist!*
    Krampfhaft versucht er die schlimmen Vorahnungen zu verdrängen und schüttelt den Kopf, um sie abzuwerfen.
    Er folgt den Zweien in eiligen Schritten und überholt sie sogar entschlossen, um Jenny galant die Tür zu öffnen, doch plötzlich schiesst ein roter Accent um die Ecke und nimmt deutlich Kurs auf die Drei.

  • Tom ist noch völlig in Gedanken versunken und schenkt den quietschenden Reifen nicht die nötige Aufmerksamkeit.
    Unverhofft bemerkt Semir, dass der Accent Kurs auf Tom nimmt.
    "Toooooooom!", Schreiend rennt er auf ihn zu. Tom dreht sich gerade um, als er endlich den Hyundai erblickt und wie erstarrt in seiner Position verharrt.
    In voller Geschwindigkeit stürmt Semir auf ihn zu- der Accent kommt rasend schnell näher. Nur noch wenige Meter trennen den den Hyundai von Tom, als dieser plötzlich von Semir weggerissen und nach vorn gestoßen wird.
    Ein unvorstellbarer Schmerz durchzuckt Tom, als der Wagen ihn an der Seite erwischt.
    Die Geschwindigkeit des Wagens lässt Toms Kopf gegen die Karosserie schlagen, die die Windschutzscheibe abschlisst.
    Der Wagen erfasst ihn nur ganz knapp und dreht ihn mehrmals um die eigene Achse, bis er auf den harten Asphaltboden aufschlägt und stöhnend noch einige Meter weiterrollt.

  • Der Schmerz durchzuckt ihn wie Blitze einen wehrlosen Baum. Ein weisser Schleier umhüllt ihn immer weiter, doch der Gedanke an Semir bewirkt, dass er sich suchend umblickt.
    Der rote Hyundai ist nirgendwo mehr zu sehen, doch Semir liegt mehrere Meter entfernt auf den Boden und bewegt sich nicht. "Semir!", krächzt Tom und erblickt plötzlich Jenny die weinend auf ihn zukommt.
    "Tom! Tom! " Hilflos kniet sie sich zu ihm nieder und berührt seine stark blutende Platzwunde am Kopf. Mit zitternden Händen zieht sie die Hand zurück als Tom zuckt und atmet hörbar tief ein.
    *Ich muss aufstehen- Jenny schafft das nicht alleine. Wenn die weiderkommen, dann........Jetzt steh schon auf!* Nachdrücklich appelliert er an seinen eigenen Körper.
    Nur unter Schmerzen schafft er es sich aufzusetzen und wird vorsichtig von Jenny gestützt, die ihn angsterfüllt anschaut. Immer mehr Tränen befeuchten den Asphaltboden und lassen das schlechte Gewissen in Tom anschwellen

  • "Semir!", wiederholt er seinen Ruf, doch noch immer lässt sich keine Bewegung von ihm ausmachen.
    Hoffnungsvoll tastet er mit seiner Hand nach seinem Handy, da er Jenny in diesem Zustand nicht zutraut über Funk Hilfe zu holen.
    Die Schürfwunden auf seinen Händen verschmieren das Handydisplay und irritieren, doch nach nur einem Fehlversuch trifft Tom die richtige Kurzwahltaste.
    Als sich der Schleier um ihn verdichten will schliesst er angespannt die Augen, als auch schon jemand am anderen Ende der Leitung abhebt.
    "Andrea, schick RTW und....", krampfhaft schnappt Tom nach Luft, die der Aufprall ihm genommen hat "Tom?" reagiert Andrea überrascht "RTW und Notarzt hier zum Rastplatz, und.....", "Tom! Was ist passiert?"
    Von jetzt auf gleich fängt Andreas Puls an zu rasen *Was war passiert? Wie geht es den anderen?"
    Warum klingt Tom so komisch?* Tausende Fragen schwirren ihr durch den Kopf, doch die Routine gewinnt die Oberhand

  • "Ist in Ordnung, Tom. Sie sind schon unterwegs!"


    Erleichtert lässt Tom das Handy sinken ohne aufzulegen und versucht seine Übelkeit zu unterdrücken. Alles um ihn herum scheint sich zu drehen, doch Tom hält dem Stand.
    "Jenny, geh zu Semir, ja?" trägt er ihr im leisen Ton auf und beobachtet, wie sich nach und nach eine Blutlache um den leblosen Körper seines Freundes ausbreitet. *Warum muss so was immer uns passieren?*


    DIE FF läuft ab hier in Vergangenheit, sofern ich mich nicht wieder umentscheide, da der Grund für das Schreiben in Gegenwart
    (= ich habe eine Folge umgeschrieben und hielt es für angebracht eher in Gegenwart anstatt in Vergangenheit zu schreiben)
    mit der Fortsetzung weggefallen ist (dachte ich mir)

    2 Mal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • "Chefin?"
    Ohne anzuklopfen öffnete Andrea die Tür zu Engelhardts Büro und erblickte sie, wie sie stehend und ziemlich eindringlich sprechend telefonierte.
    Am liebsten würde Andrea einfach die Tür schlissen, da sie die Nachricht gar nicht an die Chefin weitergeben wollte. Ihre Hände zitterten, was der Chefin auffiel, als sie irritiert aufsah.
    Andreas blasse Gesichtsfarbe deutete an, dass sie etwas Wichtigeres zu berichten hatte, als das Telefongespräch mit dem Polizeipräsidenten sein konnte.
    Irgendetwas beschäftigte ihre Sekretärin und es war sicherlich nichts Erfreuliches.
    Andrea wollte allerdings nicht stören, da sie die Wichtigkeit des Telefongespräches kannte und wollte gerade wieder die Tür schließen
    "Andrea?", stoppte sie Engelhardt und widmete sich nur flüchtig wieder dem Telefonat,
    "Entschuldigen Sie, aber ich rufe zurück!"
    Wissbegierig aber dennoch zurückhaltend blickte sie vom Telefon zu Andrea auf, die nach wie vor in der offenen Tür stand
    "Chefin, Tom und Semir hatten einen Unfall", eine kurzlebige Stille breitete sich aus und wurde gleich wieder gebrochen.
    "Ich weiss nichts genaues, aber Tom hörte sich nicht gut an. Er hat mir nichts weiter gesagt, nur, das ich einen RTW schicken soll. Ich habe RTW und Notarzt zwar hingeschickt, aber ich dachte, sie sollten es wissen, weil"
    Andrea kramte Wort für Wort aus ihrem Ged?chtnis um ihre Unsicherheit zu überspielen, doch Engelhardt hatte nur Bruchstücke in sich aufnehmen können, da Andreas Sprachgeschwindigkeit ungewohnt hoch war.
    "Andrea!", unterbrach sie die zierliche Person, die fast einen Nervenzusammenbruch zu erleiden schien.
    Die Ungewissheit, die sie anscheinend zerfraß, ließ eine dermaßen große Unsicherheit in sie aufsteigen, sodass sie die Ruhe, durch die sie sich eigentlich immer auszeichnete, nirgendwo zu sehen war.
    Normalerweise würde jetzt die Frage nach der Höhe des Schadens kommen, doch DIESES Mal war es wohl nicht nur der Dienstwagen, der Schaden davongetragen hatte.
    Langsam keimte Angst in ihr aus. Einer ihrer beiden Kommissare- oder sogar beide- waren verletzt worden.
    Es war eigentlich unerklärlich. Die Beiden hatten schon so oft schwere Unfälle und zerschrotteten einen Dienstwagen nach dem Anderen, aber fast nie wurden sie dabei ernsthaft verletzt. Ihr Arbeitsplatz, die Autobahn, war jede Sekunde lang lebensgefährlich, aber dass er Tom oder Semir wirklich mal das Leben kosten könnte- daran hatte Engelhardt noch nie gedacht.



    ***


    Mit Blaulicht trafen Engelhardt und Andrea am Rastplatz ein. Engelhardt hatte Andrea nur auf ihr Drängen hin mitgenommen und war sich nicht sicher, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, doch das würde sich jetzt zeigen.
    Das erste, was sie und Andrea sahen, waren die beiden RTWS und der Notarztwagen, die gerade erst eingetroffen waren.
    Mit schlimmen Vorahnungen liefen sie nebeneinander auf den Mittelpunkt des Geschehens zu wo sie plötzlich Tom erblickten, der nur halbwach auf dem harten Asphaltboden lag.
    Sein Kopf war bereits verbunden und weiste nur noch verdeckte Blutspuren auf.
    Bei ihm waren zwei Rettungssanitäter, die ihm am Tropf anschlossen und vorerst versorgten.
    Nur ab und zu entwich ihm ein leises stöhnen. Das letzte mal, wo es ihm so schlecht ging, lag er auf dem Boden des Cafés, nachdem er Zürs erschossen hatte, doch das Bild, dass sich ihnen jetzt bot war ein ganz Anderes. Alles wirkte viel kälter und bedrohlicher.
    "Tom- hey" begrüsst Andrea ihn weinend. Schon zu oft musste sie solche Momente durchstehen. Sie hasste den beruf der beiden. Mindestens einmal im Jahr verletzen sie sich ernsthaft, doch dieses Mal, war es bereits das zweite Mal, dass Andrea sich unheimliche sorgen machen musste.
    Plötzlich kam Jenny heulend auf sie zugelaufen und warf sich in Andreas Arme. Da Andrea vor Tom hockte geriet sie leicht ins schwanken, fing sich aber schnell und drückte Jenny fest an sich. Wärme und Geborgenheit war genau das was Beide jetzt brauchten.
    Engelhardt ging bereits zu Semir hinüber, der nur wenige Meter weiter entfernt lag. Um ihn herum hantierten Sanitäter und ein Notarzt und warfen sich eilig irgendwelche Worte zu.
    Erschrocken bemerkt Engelhardt, dass Semir nicht bei Bewusstsein ist und das EKG, an dem er angeschlossen ist, unregelmäßig piept.
    Sein blutverschmiertes Gesicht erzählte den Unfall nur vage, doch die Unruhe der Helfer verriet mehr. Semirs Zustand schien schlechter zu sein als Toms- vor allem, da sich der Notarzt nur bei ihm aufhielt. Was genau passiert war, konnte ihr aber niemanden sagen, da alle zu beschäftigt waren.
    Es war kein Autounfall, soviel war natürlich bereits klar, doch warum liegen ihre Kommissare verletzt auf dem Boden? Semir lag weiter weg als Tom und wie ein plötzlich aufgehendes Licht wird ihr klar, dass sie wohlmöglich von einem Auto erwischt wurden, doch wo war der Wagen? Hatte der Fahrer Fahrerflucht begangen und sie hier einfach so liegengelassen?
    "Der hat sie einfach so umgefahren! Er hat gar nicht gebremst und nicht ausgewichen- er hat sie einfach überfahren und ist sofort weiter!", beantwortet Jenny ihr die Frage, die sie aber nicht laut gestellt hatte. Jenny hatte auch nicht vor gehabt ihr zu antworten, sondern ihr von sich aus zu erzählen, was passiert war. Jenny war fassungslos- sie konnte nicht glauben, was sie mit angesehen hatte- was sie mit ansehen MUSSTE.
    Andrea war inzwischen zu Semir geeilt, nachdem sie Tom gut zugesprochen hatte und dieser sie zu ihm schickte.
    Mehr und mehr Tränen befeuchten ihre Wangen, als sie vorsichtig neben Semir kniet und seine Hand hält.
    "Schatz! Es wird alles wieder gut- halte durch!"


    Es war grauenvoll. Andrea weinte, obwohl sie sich zusammenreißen wollte, Engelhardt stand betroffen mitten auf der Strasse und hatte Jenny im Arm, die ebenfalls Träne für Träne verabschiedete.
    Nur die Rettungswagen und ihr Dienstwagen prägten neben den vielen Helfern den vollkommen leeren Rastplatz. Da der Rastplatz sowieso kein geöffnetes Restaurant bieten konnte, waren nur wenige Reisende auf die Idee gekommen, hier Rast zu machen, sodass es für die eintreffende Verstärkung leicht war, die wenigen Schaulustigen auf gebührendem Abstand zum Unfallort zu bringen.
    Nur mühsam unterdrückte Engelhardt die aufkommende Wut auf den Fahrer des Wagens. Wenigstens einer musste ja die Fassung behalten und als Chefin war das ihre Aufgabe.
    Abwesend bemerkte Jenny im Arm der Chefin nur nebenbei, wie die Rotoren eines Hubschraubers die Luft aufwühlten. Vor allem der Hauptrotor kündigte den
    Rettungshubschrauber mit ohrenbetäubendem Lärm an und lies die Anwesenden aufschauen.


    ***
    Am nächsten Tag:
    "TOM!", prustete Engelhardt lauthals los und blickte ihn unglüubig an.
    Wie immer hatte er sich wieder auf eigene Gefahr aus dem Krankenhaus entlassen lassen.
    Seine Krankenhausphobie schien nie zu enden, aber irgendwann würde er es bereuen sich vorzeitig selbst zu entlassen, da die Ärzte ja einen guten Grund hatten, ihre volle Zustimmung noch nicht zu geben. Sein gesundheitlicher Zustand war demnach nämlich noch nicht gut genug, um schon entlassen zu werden. Mit dem Versprechen sich zuhause zu schonen kämpfte er sich aber immer wieder raus und verbrachte seine "Schonzeit" nicht nur zuhause, sondern auch in der PAST- sein zweites zuhause!!


    Der Arzt diagnostizierte bei ihm ein angebrochenes Bein, zwei gebrochene Rippen und neben der Platzwunde am Kopf und der schweren Gehirnerschütterung noch mehrere schwere Prellungen. Er war vergleichsweise zu Semir sehr glimpflich davongekommen. Das aber nur, weil der Wagen ihn nicht ganz erwischt hatte. Semir wurde bei dem Aufprall allerdings schwer verletzt. Der Accent hatte ihn frontal getroffen und nicht nur fast alle Rippen gebrochen, sondern auch schwere Innere Blutungen, ein Schädel- Basis- Bruch und ein schweres Schädeltrauma bewirkt.
    Semir war bis jetzt noch nicht aufgewacht und die Ärzte wussten auch nicht, ob er den Unfall ohne Spätschäden überstehen würde. Das Gehirn könne schwere Schäden davon getragen haben und was da bedeutete, dass wollte sich niemand ausmalen.

  • "Was machen SIE denn hier? " fuhr ihn Engelhardt verständnislos an
    Schon immer hatte sie etwas gegen Toms Anti-Krankenhaus- Aktionen und vor allem in seinem jetzigen Zustand hielt sie es für viel zu gefährlich, dass er in die PAST kommt.
    Dass er vor hat selbst zu ermitteln stand außer Frage und war offensichtlich der Grund für seine Anwesenheit.
    Tom blickte sie nur kurz an, schenkte der Chefin aber nicht so viel Aufmerksamkeit, wie sie vielleicht erwartete. Semir war ihm in diesem Moment viel wichtiger als verständnislose Standpauken der Chefin, weshalb er sich gleich auf den Weg in sein Büro machte.
    "Tom!"
    Sauer sah sie ihrem Mitarbeiter hinterher und auch Andrea war noch immer nicht aus dem Staunen herausgekommen. Gestern noch sah sie ihn auf dem Asphaltboden am Rastplatz liegen und jetzt sprang er hier schon wieder munter "rum.
    Wie lange Tom sich aber noch so aktiv auf den Beinen halten können würde, vermochte sie nicht abzuschätzen. Schon seinem Gang sah man seine Verletzungen an. Teilweise humpelte er und hielt seine Hand ständig stützend auf den Rippen.
    Inwiefern seine Gehirnerschütterung ihn noch zu schaffen machte, war von Außenstehenden nicht abzusehen, da Tom es schon immer gut verstand derartige Dinge zu unterdrücken.
    Interessiert bemerkte Andrea Elena, die anschließend niedergeschlagen die PAST betrat.
    Sofort setzte sich Elena Andreas Schreibtisch zum Ziel, nachdem sie Tom in seinem Büro sah.
    "Warum ist Tom hier? Hat der Arzt ihm nicht strikte Bettruhe verordnet, wenn er die Klinik verlässt? Es sieht nicht so aus, als ob er schon wieder fit wäre. Vor allem möchte ich ihn nicht mehr an dem Fall arbeiten lassen-wegen Gerkhan.- Belehrend trat Engelhardt vor Elena. Erst jetzt fiel ihr Elenas trauriger Gesichtsausdruck auf.
    *Na toll, Anna. Es war jetzt auch unbedingt nötig ihr einen Vortrag zu halten- als wenn sie es nicht selbst gewusst hätte. So wie sie aussieht stimmt sie Toms Entscheidung sicherlich auch nicht zu* Fluchend vertrieb Engelhardt ihre selbststrafenden Gedanken aus dem Kopf, warf Elena noch einen letzen Blick zu und machte sich schleunigst mit den Worten "Ich möchte Kranich gleich in meinem Büro sprechen, Andrea." auf den Weg in ihr Büro.
    Betroffen fiel auch Andrea Elenas Stimmung auf. "Hey!", begrüßte sie sie, stand auf und setzte sich erwartungsvoll auf den Tisch.
    Elena, die bis jetzt noch kein Wort gesagt und Engelhardt nur neutral hinterher gesehen hatte, entwischt ein verzerrtes Lächeln.
    Das war eindeutig ein schlechtes Zeichen.
    "Ihr habt euch gestritten, hm?"
    Nickend setzte sich Elena neben Andrea auf den Tisch und inspizierte den kahlen Boden der PAST ohne eigentlich richtig hinzuschauen.


    Plötzlich kam wieder die Welle, die Elena unbedingt unterdrücken wollte.
    Sie und Tom hatten sich bisher noch nie so richtig gestritten- kleinere aber unbedeutsame Streitereien- ja- aber so richtig gestritten hatten sie sich noch nie.
    Ihre Beziehung war bisher immer harmonisch verlaufen. Sie lagen -auf einer Wellenlänge- und genossen die gegenseitige Nähe jede Sekunde lang.
    Als Tom zuhause aber plötzlich davon sprach, er wolle in die PAST, war der Streit irgendwie schon vorprogrammiert gewesen.
    Noch nie befürwortete Elena Toms Selbstentlassungen aus der Klink, doch immer hatte sie seine Entscheidung akzeptiert- so wie auch jetzt, doch dass er in seinem Zustand auch noch ermitteln wollte, konnte sie auf keinen Fall zulassen.


    "Ja!", antwortet sie ihr heiser.
    Elena hasste es sich mit jemanden zu streiten. Es ging ihr ungeheuer an die Nieren- vor allem, da ihr Tom wichtiger als alles andere auf der Welt war. Sie trug SEIN Kind in ihr und bald wollten sie heiraten.
    Ob der Stress besonders gut für ihr Kind war, stand außer Frage. Elena war bereits kurz vor dem achten Monat. Ihr Bauch kugelte sich wie ein riesengroßer Ball und immer wieder spürte sie die zarten Tritte des Kindes.
    Ob sie ein Mädchen oder Jungen erwartete, wusste nur sie. Sie hatte sich fest vorgenommen Niemanden DIESE GANZ BESONDERE INFORMATION mitzuteilen.
    Täglich flehte Tom sie an ihm zu sagen, ob er sich auf eine Fußballmannschaft oder Bellettgruppe freuen durfte, doch Elenas Hartnäckigkeit übertraf Seine.


    "Es ist das erste Mal, dass wir uns so richtig gestritten haben, aber was soll ich denn dazu sagen, wenn Tom unbedingt ermitteln will? Es geht ihm alles andere als gut und trotzdem will er diesen Matthias W- Wundlich, oder so, fassen?". Ich meine- ich verstehe seine Entscheidung ja, aber das ist völlig verrückt. Seine eigene Gesundheit ist ihm völlig egal. Wahrscheinlich interessiert es ihn noch nicht einmal, ob unser Kind plötzlich ohne Vater aufwachsen muss."
    "Natürlich interessiert ihn das, Elena. Ich habe noch nie ein so glückliches Paar wie euch gesehen. Er würde nie etwas tun, was euch schaden könnte!"
    "Und warum tut er das dann?"
    Ratlos kullerte eine Träne ihre Wange hinunter und zog eine feuchte Linie durch ihr seichtes Gesicht. , während beide wortlos nebeneinander saßen.
    Unwillkürlich blickte Elena tapfer auf, drückte sich vom Tisch ab und stand alsbald wieder auf ihren Füßen. Kurz zuvor hatte sie Tom im Büro beobachtet. Er hatte an seinem PC gesessen und irgendwas gesucht. Warum Elena aber plötzlich zu ihm gehen und mit ihm sprechen wollte wusste sie nicht- sie musste es einfach tun.
    Entschlossen begab sie sich auf den kurzen Weg bis zur Tür, holte noch einmal tief Luft und drückte dann die Klinke, die ihr die Tür zum Büro freigab.
    Andrea sah ihr verwundert hinterher, hielt sie aber nicht zurück, sondern entschloss sich eher dazu, abzuwarten was passiert.
    Wenn jemand Tom zur Vernunft bringen konnte, dann Elena!


    Genervt sah Tom in seinem Stuhl auf und schaffte es ebenfalls nicht, seine Verwunderung zu unterdrücken. Er hatte damit gerechnet, dass Elena wieder heimgefahren war, doch sie stand hier-----mitten in seinem Büro, das ohne Semir schmerzhaft leer wirkte.
    Mit vielsagendem Gesichtsausdruck suchte Elena Toms Augenkontakt, ging jedoch nicht auf ihm zu, weshalb Tom aufstand und diesen Part übernahm. Langsam, ob wegen seinen Verletzungen oder seiner Unsicherheit war nicht auszumachen, näherte er sich seiner Verlobten.
    Er hatte diesen Streit nicht gewollt. Es tat ihm so weh Elena da stehen zu sehen- traurig, niedergeschlagen aber trotzdem tapfer sich dem Streit erneut zu stellen.
    Er wusste, dass Elena bei dem Streit im Recht war, aber er konnte und wollte sich nicht davon abhalten lassen zu ermitteln. Er hatte den Fall der illegalen Rennen angefangen und er würde ihn auch beenden- komme was möge.
    Der Accent- Fahrer wollte sie umbringen und hatte Semir schwer verletzt. DAS war Grund genug für sein Handeln und er hatte nicht vor nun wieder Rechenschaft abzulegen.
    Trotzdem traf ihn Elenas Anblick so sehr, sodass ihm alles schon wieder Leid tat.
    Entschuldigend trat er weiter bis auf wenige Zentimeter an sie heran. Sie war einfach eine wunderbare Frau.
    Fragend blickte sie ihn an, genoss aber seine verführerische Nähe.
    "Es tut mir Leid, Schatz!"
    Bereuend hebt er die Hand und streicht ihr sanft durchs Gesicht. Ihre zarte Haut fühlte sich wundervoll an.
    Erleichtert ausatmend lässt er seinen Kopf leicht fallen, bis er mit Elena Stirn an Stirn im Büro steht. Irgendwie war ein er gerade von einer unheimlichen Last befreit worden.
    Aufmunternd umfasste Elena Toms Gesicht, hob seinen Kopf an und küsste ihn.
    Sie hatte seine stille Entschuldigung verstanden- sie verstanden sich auch immer schon wortlos- eine Wellenlänge eben!!!


    Glückliche beobachtete Andrea die Szene von ihrem Schreibtisch aus.
    Dieses Problem war anscheinend gelöst- der Streit schien beigelegt, doch andererseits erinnerten die Beiden sie an Semir und ließen schmerzliche Erinnerungen aufkommen.
    Verzweifelt fiel ihr das Angebot der Schwester ein, die ihr versicherte, dass sie Andrea benachrichtigen würde, wenn Semir aufwacht. Bis gestern Nacht hatte sie an seinem Bett Wache gehalten, doch heute wollte sie in der PAST zur Ergreifung von Matthias Wundlich beitragen. Auf diesen Weg konnte sie wenigstens was für Semir tun, anstatt machtlos an seinem Bett zu sitzen. Sie saß sowieso schon viel zu oft an einem Krankenhausbett- eine Pause tat ihr ganz gut.


    Ein eindringlicher Blick der Chefin holte Andrea aber wieder in die Realität zurück. Während ihr Blick in Gedanken versunken durch die PAST glitt, hatte sie den Blick der Chefin aufgefangen und urplötzlich fiel ihr wieder die Bitte der Chefin ein, Tom zu ihr zu schicken.
    "Na, dann muss ich euch wohl jetzt stören!"
    Während sie Engelhardt zusagend zunickte stand sie gelangweilt von ihrem Stuhl auf, der sie seit Elenas abdampfen wiedergehabt hatte.
    Ein Klopfen riss Tom und Elena aus den Gedanken Heute schienen irgendwie Alle in Gedanken durch die PAST zu marschieren, fiel Andrea lächelnd und doch betrübt auf. Nirgendwo war man 100 %ig bei der Sache. Überall wurde geträumt und nachgedacht. Inwiefern sich genau diese Gedanken um Semir drehten, wusste Andrea nicht, doch die Tatsache sprach für sich.
    "Entschuldigt ihr Beiden, aber?"
    "Ich soll zur Chefin, stimmts?", unterbricht Tom ihren Satz und erhält ein wehleidiges Nicken von Andrea. Sie konnte sich genau wie Tom denken, was ihn im Büro der Chefin erwarten würde und hätte ihm am liebsten nicht dorthin geschickt, aber Befehl war Befehl.
    Engelhardt liebte es ihre Bitten und Anweisungen mit dem Begriff "Befehl" zu beschreiben, um die Priorität deutlich zu untermauern.

  • Wortlos hängt Tom sich an Andrea, die ihn zum Büro eskortiert und ihn flüsternd ankündigt, nachdem sie die elegante Glastür geöffnet hatte.
    "Danke, Andrea, bringen sie ihn rein!", bedankte sich Engelhardt ohne zu bemerken, dass sie Tom schon fast wie einen Gefangenen oder zum Verhör Anwesenden hereinführen lies.
    Starr fokussierte sie ihren Mitarbeiter, während Andrea die Tür schloß.
    Tom wusste, was jetzt kam. Die Chefin würde ihm eine Standpauke halten- ja, aber was würde das Ändern? NICHTS!
    Von Nichts und Niemandem w?rde Tom sich überreden lassen untätig zuhause zu sitzen.
    Natürlich könnte er seine Zeit bei Semir im Krankenhaus verbringen, aber er war der einzige, der den Gesichtsausdruck des Fahrers gesehen hatte. Die Kälte, Freude und Entschlossenheit in den Augen von Matthias würde er niemals vergessen- NIEMALS!


    "Tom?..sie wissen, was ich Ihnen jetzt sagen werde.", leitet Engelhardt das üppige Gespräch ein.

    2 Mal editiert, zuletzt von Sandra1987 ()

  • Auf beiden Seiten war klar was jetzt kommen würde. So wie Tom wusste, was SIE zu sagen hatte, wusste Engelhardt, was TOM zu sagen hatte, aber das Gespräch MUSSTE stattfinden. Als PAST- Leiterin war es ihre Aufgabe Tom eine Standpauke zu halten und dem würde sie auch nachkommen, auch, wenn sie in Toms Situation wahrscheinlich genauso handeln würde.
    Ihr war klar, dass sie Tom nicht davon abhalten können wird, zu ermitteln. Natürlich, sie könnte ihn beurlauben, aber sie stand schon immer hinter ihren Leuten und würde es auch jetzt tun. Sie würde Tom auf jeden Fall unterstützen, denn das war schon immer ihr Part in der Vorgesetzten- Mitarbeiter- Beziehung gewesen.


    ***
    "Hi Leute!"
    Gut gelaunt schlenderte Matthias in die alte Fabrik, die schon lange der Treffpunkt der 13- köpfigen Clique ist.
    "Matze!" ertönte es von allen Seiten im lobenden Ton, während er auf die Gruppe zulief.

  • "Man! Den Bullen hast du´s ja gezeigt! Rolf hat uns alles erzählt, er hat dich auf dem Rastplatz beobachtet! Die werden sich nicht so schnell blicken lassen!"
    Stolz kam Frank auf ihn zu, wuschelte ihn durch seine dunklen Haare und versetzte ihm einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter.
    "Heftig! Jetzt gehörst du zu UNS, Junge. Das war mehr als ein Beweis, dass du zu den "Deadly Speeders" gehörst!"
    Zuzwinkernd schob Frank ihn in die sich sammelnde Menge, sodass er prompt in die Luft gehoben wurde.
    Die kurze Schwerelosigkeit beflügelte sein Glücksgefühl von Mal zu Mal.
    ER war nun endlich Mitglied der "Deadly Speeders"- das war DIE Gang in der Gegend. Natürlich war das meiste, was sie machten alles andere als legal, aber was spielte das denn schon für eine Rolle? Gangmitglied zu sein hieß EHRE!
    Laut lachend ließen ihn die Jungs wieder runter und tätschelten ihn noch mehere Male, bis erneut Frank zu im trat und eine Waffe in die Hand drückte.

  • "Hier, als Gangmitglied wirst du die jetzt brauchen!"
    Verdutzt und ungläubig blickt Matthias ihn an. Was sollte das denn jetzt heissen? Sollte er nun etwa Menschen erschießen? Obwohl er es seinen "Freunden" nicht sagte, fühlte er sich trotz seines Triumphes unglaublich dreckig. So was hatte er noch nie getan- einen Menschen einfach so zu überfahren. Letzen Endes hatte er zwei Polizisten überfahren, aber was konnte er dafür, dass der Zweite ihm einfach vors Auto gesprungen war? Er wollte nur den Großen erwischen- das der Zwerg noch dazwischen springen musste, um seinen Kollegen/ wegzustoßen, hatte er ihm nicht befohlen.
    Es konnte also auf keinen Fall seine Schuld gewesen sein, oder?

  • Am Abend?
    "Tom? Ich hab da was!", rief Andrea in Toms Büro und späht durch die halb geöffnete Tür.
    Tom sitzt ?ber ein paar Akten. Schon den ganzen Tag recherchierte er, um heruaszufinden, wo sich Matthias aufhalten könnte.
    Die Jugendlichen, die er und Semir zwei Tage zuvor gestellt hatten, beteuerten, dass sie nicht wüssten, wo er sein könnte. Eineinhalb Stunden hatte Tom sie verhört und NICHTS aus ihnen herausbekommen. Seine Wut und Ungeduld wuchs von Minute zu Minute, doch Andreas Ankündigung ließ ihn von seinen Akten aufschnellen. Abgesehen davon, dass er noch nicht einmal mitbekommen hatte, dass Andrea wieder aus dem Krankenhaus zurück war, war endlich ein Hoffnungsschimmer in Sicht.
    "Ja?" Mit schnellen Schritten spurtete er aus seinem Büro und stellte sich neben Andrea um sich anzusehen, was sie gefunden hatte.
    "Matthias hat eine Freundin!", schoss sie hervor und deutete auf ein Foto auf dem Bildschirm, auf dem Matthias ein Mädchen küsst.
    "Das wurde vor einer Woche gemacht!"
    "Woher willst du das wissen?"

  • "Da! Das Wasserzeichen da unten am Rand vom Foto. Dem Datum nach ist das Foto letzte Woche Dienstag gemacht worden!", informierte Andrea ihn lächelnd und blickte erwartungsvoll auf um ein riesengroßes Lob entgegenzunehmen, doch Tom gab keinen Ton von sich.
    "Ich dachte? das wäre vielleicht wichtig. Vielleicht ist er ja bei seiner Freundin, aber?." "Nein, ist schon gut Andrea. Das hast du super gemacht- du bist ein Schatz.", unterbricht Tom ihren Entschuldigungsversuch.
    "Semir?"
    Ein erschöpfter Atemzug zieht angespannt durch seine Kehle.
    "Ja, ich muss immer wieder an ihn denken. Er liegt nur im Krankenhaus, weil ich zu doof war um zu kapieren, dass der mich umfahren wollte. Ich meine-.ich konnte mir nicht vorstellen, dass der mich wirklich umfährt- ich stand da und--ich war wie erstarrt, Andrea. Wie ein Anfänger, aber ich konnte nichts dagegen machen! Hätte Semir mich nicht weggestoßen, würde ich jetzt an seiner Stelle im Krankenhaus liegen. Ich hätte viel schneller reagieren müssen-" Niedergeschlagen sank sein Kopf.

  • "Und was würde DAS dann ändern? Ich meine, wenn du anstatt Semir in der Klinik liegen würdest?", entgegnete ihm Andrea nach einer kurzen Schweigephase.
    Grübelnd blickte Tom sie an. Sie hatte Recht, das würde nichts ändern, aber wenigstens würde er sich dann nicht mit den Schuldgefühlen plagen müssen.
    "Kannst du mir ihre Adresse aufschreiben? Ich geh dann später mal vorbei"
    "Und wo soll ich DIE herbekommen?", wirft Andrea empört ein, doch sie hatte verstanden, was Tom ihr damit sagen wollte. "Ja, ich kann ja mal die Mitgliederliste der Homepage vom Foto hier überprüfen. Ich bringe sie dir dann in dein Büro, aber du solltest für heute lieber Schluß machen. Es ist schon nach acht."
    Die letzten Worte von Andrea hatte Tom ignoriert und war in sein Büro verschwunden um die Akten zusammenzupacken.
    Beschäftigt kam Engelhardt aus ihrem Büro und warf Andrea eine wortlose Frage zu. Andrea tat es ihr gleich und antwortete ihr statt mit Worten mit einer Kopfbewegung in Toms Richtung.

  • Nickend änderte sie die Richtung und ging zu Tom, der sich soeben seine Jacke überwarf. Seine Gesichtszüge deuteten nur kurz auf die schmerzhafte Bewegung hin, doch seine Hand glitt unweigerlich zu seinen Rippen hinab.
    "Tom? Ich habe gerade mit Jennys Mutter gesprochen!"
    Wo gerade noch ein genervter Tom stand, war nun ein interessierter junger Mann vorzufinden, der Engelhardt mit großen Augen anblickte, um jedes Wort in sich aufzunehmen. Seit gestern, dem Tag des Unfalls, war Jenny zuhause. Engelhardt riet ihrer Mutter ihre Tochter vorerst auch zuhause zu behalten, da für so ein junges Mädchen in letzter Zeit zu viel passiert war. Sie musste sich ausruhen, ob sie wollte oder nicht.
    "Frau Waldhove meinte, dass es Jenny schon deutlich besser geht. Sie will ihr Praktikum schon wieder aufnehmen, aber weder sie noch ich halten das für eine gute Idee."
    Obwohl Tom schon längst klar war, das das Praktikum von Jenny vorerst beendet war, wollte er es nicht glauben. Jenny fügte sich so gut in die PAST ein. Sie gehörte bereits mit zum Team und vor allem Andrea setzte immer auf sie.

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