Das Gold der Mönche

  • Max strauchelte. Seit Stunden hatte er diesen Rucksack auf seinem Rücken geschnallt und trug ihn querfeldein durch die Wildnis. Seit Stunden hatte er ihn nicht abgesetzt. Sein Rückrad schmerzte und er wusste nun überhaupt nicht mehr, wo er war. Verdammt, er hatte vollkommen die Orientierung verloren. Langsam ging er vorwärts und stand dann vor einer Gipfelwand. Jetzt war klettern angesagt. Er sah sich um. Waren da noch Boris und Oliver in der Nähe? Er stellte seine Lauscher auf und horchte in die Umgebung hineine. Da war nichts mehr. Doch konnte er sich sicher sein? Nein, sicher war er erst, wenn er diese Wand hinaufgeklettert war. Also spuckte er sich in die Hände und fing an, zu klettern. Mit dem Rucksack auf dem Rücken war das gar nicht so einfach. Außerdem waren seine Kräfte am Ende. Er hatte Hunger und Durst. Doch er kletterte weiter. Immer höher und höher zog er sich an den Felsvorsprüngen hinauf. Einige Male rutschte er ab, war er gefährlich nahe daran, in die Tiefe zu stürzen. Endlich... endlich konnte er sich nach oben ziehen und blieb vor Erschöpfung eine Weile auf seinem Bauch liegen. Jetzt war er in Sicherheit. War er das aber wirklich?


    Oliver und Boris sahen sich um und suchten nach Max. „Verdammt, wo ist er hin?“, fauchte Boris und sah sich um, leuchtete mit der Taschenlampe hin und her. Oliver tat es ihm gleich. „Wir haben ihn verloren. Wie sollen wir ihn auch hier finden? Noch dazu jetzt, in der Dunkelheit. Los, lass uns für heute Schluss machen.“, meinte Oliver und Boris nickte nur. Sie wollten zurück zu ihrem Wagen. „Sag mal, wo steht unser Wagen?“, kam es nur von Oliver und Boris sah sich um. „Tja, keine Ahnung. Wir sind so was von Kreuz und Quer gelaufen, dass ich nicht mehr weiß, wo unser Wagen steht.“, erklärte er und sah in den dunklen Wald hinein. Oliver zählte in Gedanken mit Ene-mene-Muh die Richtung ab.

  • „Da lang...“, bestimmte er und zog Boris mit sich. „Bist du sicher?“, wollte er wissen. „Nein, aber besser, als nichts und hier blöd herum zu stehen.“, erwiderte Oliver und sein Kompagnon nickte. „Gut, aber morgen müssen wir ihn finden und dann müssen wir ihn zwingen, den Schatz für uns zu finden. Dann gibt es eine kurze Bestattung und wir fahren zurück, mit dem Geld in der Tasche.“, lachte Boris und Oliver stimmte ein. Sie irrten ungefähr eine dreiviertel Stunde im Wald herum, bevor sie einen kleinen Jägerunterschlupf fanden. „Los, lass uns hier übernachten. Den Wagen finden wir heute sowieso nicht mehr.“, knurrte Boris und trat die Tür ein. Oliver rümpfte die Nase. Alles hier drin roch modrig und feucht. „Na gut, ist ja nur für eine Nacht.“, meinte er und nahm sich eine Decke vom Schrank, legte sich auf eine Matratze. Boris nahm sich ebenfalls eine der Decken und nahm die Couch, als Schlafstätte. Das Möbelstück war schon derart durchgelegen, dass der Mann mit seinem Körper fast den Boden berührte. Beide schliefen nach wenigen Minuten ein. Sie waren geldgierig und würden alles daran setzen, den Schatz in ihre Finger zu kriegen. Max würde nichts zu lachen haben, wenn sie ihn in die Finger bekamen.


    Erschrocken wachte Max auf und sah sich um. Was hatte da eben so entsetzlich geschrieen? Er sah sich um und entdeckte einen Uhu über sich zu einem Baum fliegen. Erleichtert atmete er auf und sah sich um. War da ein Lagerfeuer? Ja, da war eins. Mit seinen letzten Kräften im Körper raffte er sich auf und ging auf die Feuerstelle zu. Roch er da etwa ... Fisch mit Pilzen? Hm, und er hatte solch einen großen Hunger. Er legte seinen Rucksack ab und nahm eine Nase voll vom leckeren Duft. Dann sah er zu dem Zelt hinüber und horchte. Alles war ruhig. Nur das schwere Atmen der beiden Camper drang an sein Ohr. Er sollte hier bleiben und sich vorerst verstecken. Nebenbei sollte er sich über diese Fisch- und Pilzreste hermachen, um wieder zu Kräften zu kommen. Gierig nahm er die Pfanne an sich und setzte sich einige Meter weiter weg ans Feuer. Genüsslich löffelte er die Pilze mit dem Fischfleisch in sich hinein und spürte, wie die Kräfte sich langsam wieder in ihm sammeln. Viel war es nicht mehr, aber immerhin reichte es, um seinen Magen zu füllen. Er sah sich um, ob die beiden Schläfer etwas von ihm bemerkt hatten. Aber dem schien nicht so zu sein. Leise schlich sich Max hinter einen in der Nähe befindlichen Baumstammhaufen und legte sich dort hin. Schnell schlüpfte er in seinen Schlafsack und schlief gleich ein.


    ...

  • Ben und Semir hatten derweil keine ruhige Nacht. Die Pilze bereiteten den beiden ganz schöne Bauchschmerzen. Ben wälzte sich besonders hin und her und hatte irrwitzige Träume. Vor sich sah er brennende Ruinen und eine Menge Leute in komischen Kostümen mit langen Schwertern und alten Musketen, die auf alles schossen und einschlugen, was sich um sie herum bewegte. Und mittendrin... Ben. Die Leute nahmen ihn nicht wahr. Er sah sich um. Einige der Menschen, es schienen Mönche oder so zu sein, denn sie trugen lange, dunkle Kutten, wollten sich mit ihren Büchern über den Kopf schützen oder versuchten, sich mit ihren Gartengeräten zur Wehr zu setzen. Ben sah mit Entsetzen, wie die Mönchen von den wildgewordenen Soldaten zu Boden geworfen wurden und mit den Schwertern oder den Musketenstielen erschlagen wurden. Manch andere wurden gepackt und lebendig in den Brunnen geworfen. Viele von denen wurden bei lebendigem Leibe von den Fackeln der Soldaten angezündet und verbrannten qualvoll. Ben sah alles mit an und wurde nicht bemerkt. Doch die Bilder brannten sich in seinen Kopf ein und er schreckte schweißgebadet aus seinem Schlaf hoch. „Semir... hey Semir... wach auf.”, stieß Ben aus und rüttelte an dem Deutschtürken herum. Dieser brummte nur und drehte sich auf die andere Seite und ratzte weiter. „Ist denn das zu fassen?“, fauchte Ben und stand auf. Er verließ das Zelt und sah auf die Feuerstelle. Sofort wurde er misstrauisch, als er die leere Pfanne. Schnell war er wieder im Zelt und rüttelte dieses Mal fester an Semir.


    „Hey Man, wach auf.“, schrie Ben ihm fast ins Ohr. Der Deutschtürke schnellte in die Höhe und fasste sich an die Brust. „Man, bist du irre? Ich krieg noch einen Herzinfarkt.“, fauchte er und erschrocken sah er Ben nur an. Dieser grinste. „Wirst du etwa alt?“, lachte er. „Was ist denn? Warum weckst du mich auf?“, kam es wütend von ihm. „Semir... irgendwer hat draußen gerade unser Frühstück weggefuttert. Vielleicht ein wildes Tier.“, kam es von Ben. Semir lachte nur „Hast du etwa Angst vor Wildschweinen?“, wollte er wissen. „Da möchte ich dich mal sehen. Los, lass uns wenigstens nachgucken.“, forderte Ben. Semir rollte mit den Augen. „Na gut, wenn es dich glücklich macht.“, knurrte er und nahm seine Taschenlampe. Ben schnappte sich seine und beide Kommissare gingen in den dunklen und nächtlichen Wald hinaus. „Ich leg mal ein bisschen Holz nach, damit wir auch das Zelt wiederfinden.“, meinte Ben und ging zum Holzstapel hinüber, um Brennholz zu holen. „Okay, ich guck schon mal am Auto nach.“, erwiderte Semir und knipste seine Lampe an. Es sollte eine sehr kurze Suche werden.

  • Ben nahm die ersten drei Holzblöcke und legte sie auf seinen Arm, als er ein leises Schnarchen hörte. Erschrocken ließ er fast das Holz auf sein Fuß fallen. Dann sah er aber mit erstaunten Augen auf die schlafende Silhouette und leuchtete kurz mit der Taschenlampe in dessen Gesicht. „Na sieh mal an. Da haben wir ja unseren Pfannendieb.“, lachte Ben kurz und ging mit dem Holz zum Feuer zurück und schmiss es hinein. Sofort begannen die Flammen sich in die dicken Äste hineinzufressen und alles mit ihrer rot-orangenen Glut zu verschlingen. „Also am Auto ist nix. Hast du was gefunden?“, wollte Semir wissen, als er zurückkam. Ben grinste breit und deutete mit dem Finger nur hinter den Holzstapel. Skeptisch und mit hochgezogener Augenbraue ging Semir nachsehen und kam grinsend wieder zurück. „Ist das nicht Max Baumbach?“ Ben nickte. „Und wie kommt er hier her?“, wollte Semir dann wissen. „Keine Ahnung. Frag ihn doch oder hast du dazu keine Lust?“, erwiderte Ben nur und sah nur zu Max hinüber, der noch immer hinter dem Holzstapel schlummerte. „Okay, das mach ich auch.“, meinte Semir und ging zurück zu dem schlafenden Studenten. Ben folgte ihm und beide standen nun vor ihm. Weder Semir noch Ben rührten sich. „Und jetzt?“, fragte Ben nach einer Weile des Schweigens.


    ...

  • „Tja, wir könnten ihn mit einem Eimer Wasser aufwecken.“, schlug Semir vor und Ben sah ihn nur an. In seinem Gesicht machte sich ein Grinsen breit. „Das würdest du nicht wagen.“, meinte er nur und ahnte nicht, dass Semir es sehr, sehr ernst meinte. „Wetten?“, fragte der Deutschtürke nur mit spitzbubenhaftem Gesicht. Ben grinste und holte eine Fünf-Euro-Note aus den Tiefen seiner Strickjackentasche. „Hier, mein Einsatz.“, meinte Ben und hielt ihn Semir hin. Dieser nahm einen Eimer mit Wasser, dass er vom See mitgebracht hatte, womit die Suppe ein bisschen angesetzt wurde, und holte weit aus. „Semir, ich würde das lieber nicht machen.“, gab Ben dann bekannt und der Deutschtürke hielt kurz inne. „Bitte, wieso nicht?“, wollte er wissen und holte dann noch einmal mit dem Eimer aus. „Studenten können ziemlich ungemütlich werden, wenn sie vor ihrer Zeit geweckt werden.“, meinte Ben nur. „Ach was, schlimmer, als du kann er auch nicht sein.“, lachte Semir und schon im nächsten Moment flog der Schwall Wasser aus dem Eimer direkt auf Max Gesicht. Mit einem Platschen breitete sich die nasse Flüssigkeit in Max Gesicht aus. Dieser fuhr schreiend auf und sah in die fies grinsenden Gesichter von zwei dunklen Silhouetten. Sofort schoss es ihm durch den Kopf – Oliver und Boris. Hatten sie ihn also doch gefunden. Und nun? Würden sie ihn töten? Das war mal klar. Vorher würde er aber noch den Schatz für diese beiden gierigen Schleimbolzen finden müssen. Seine Nackenhaare stellten sich auf, als eine der Gestalten auf ihn zukam und seine Hand nach ihm ausstreckte. Würde gleich alles vorbei sein – sein Leben zog noch einmal an ihm vorbei.

  • „Los, komm hoch Junge.“, meinte Semir und streckte Max seine Hand hin. Dieser zögerte und schien sich immer mehr in seinen Schlafsack zu verkriechen. Semir sah seinen Partner an. „Mach doch mal Licht, damit er uns sieht.“, knurrte er nur. „Oh... ja klar... Moment.“, meinte dieser nur und kramte in seinen Taschen nach der kleinen Lampe. Endlich hatte er sie gefunden und sofort erhellte der Lichtkegel die nähere Umgebung. Erst jetzt sah Max, dass es die beiden Polizisten von gestern Abend waren, die vor ihm standen. Erleichtert atmete er auf. „Sie sind das.“, keuchte er und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Semir grinste leicht und hielt Ben nur die Hand hin. „Was denn?“, fragte dieser nur unschuldig tuend. „Hey komm, du hast verloren. Ich hab’s getan.“, lachte der Deutschtürke nur und wackelte mit den Fingern hin und her. Ben verdrehte nur die Augen. „Okay, ist ja gut. Du kleiner, türkischer Nimmersatt.“, knurrte er. Max verstand nicht ganz und sah von einem Kommissar zum anderen. „Max, was hast du hier zu suchen?“, wollte Semir dann wissen, als Ben ihm die fünf Euro in die Hand gedrückt hatte. Der Student sah nur verstohlen in die Nacht hinaus und blickte sich nach seinen Verfolgern um. Konnte es sein, dass sie immer noch in der Nähe waren oder hatten sie auch aus Müdigkeit aufgegeben? „Hallo ... Erde an Student.... Hier spielt die Musik.“, kam es von Ben, der mit den Fingern vor Max Nase herumschnipste. Erschrocken fuhr er herum und Semirs Blick fiel auf Max Oberarm. „Was ist das denn?“, wollte er wissen und sofort waren die Augen von Max und Ben auch auf den Arm des Jungen gerichtet. Erst jetzt sah Max, dass er getroffen wurde. „Shit.“, stieß er aus und wollte sich an die Wunde fassen, doch Ben hielt ihn zurück. „Nicht... kein Dreck in die Wunde, sonst könnte sie sich entzünden.“, meinte er und lief zum Wagen, um den Erste-Hilfe-Koffer zu holen. Semir kniete sich derweil neben den Jungen und reichte ihm ein Handtuch. „Was ist passiert?“, wollte er wissen und sah Max an. Dieser wischte sich das Wasser ab und nickte kurz. Es hatte keinen Sinn mehr zu schweigen.


    ...

  • „Wir... das heißt, mein Professor und ich, haben vor einigen Tagen ein Buch gefunden... eine Niederschrift eines Berichtes vom Kloster Heisterbach. Und darin... den Wegweiser zum vergrabenen Schatz des Klosters.“, erklärte er und sah abwechselnd zu Ben und Semir. Dann sah er ins Feuer und merkte, wie ihm die Erinnerungen an Professor Herrmann wieder aufkamen. Semir bemerkte dies und fasste dem Jungen auf die Schulter. „Schon gut, rede nur weiter, wenn dir danach ist.“, meinte er fürsorglich und Ben nickte, während er immer wieder im Holz herumstocherte. „Die... mein Mitbewohner hat wohl mitbekommen, wie wir unsere Schatzsuche geplant hatten. Er muss das große Geld gewittert haben und hat dann den Professor umgebracht, weil er dachte, er hätte alle Unterlagen dabei.“ „Aber du hattest sie, oder?“, wollte Ben wissen und Max nickte nur. „Wäre ich doch nur mit ihm gefahren, dann....“ „Dann währt ihr beide jetzt vielleicht tot.“, beendete Semir den Satz, ehe sich Max in Schuldgefühle wiegen konnte. Dieser sah den Deutschtürken mit großen Augen an. „Max, du kannst seinen Tod nicht ungeschehen machen. Was wir jetzt machen können, ist nur seine Mörder zu finden und sie vor Gericht zu stellen. Und du solltest diese Schatzsuche nicht alleine machen.“, meinte Semir nur und Ben ahnte schon, was jetzt folgte. Er reckte seinen Hals und sah seinen Partner erschrocken an. „Ihr... ihr würdet mir helfen?“, kam es erstaunt von Max. Semir lächelte, sah dann aber das Gesicht seines Partners. „Hey, wir sind von der Polizei und wir helfen Menschen.“, damit war für ihn jegliche Diskussion beendet. „Wir sollten ins Bett gehen. Es ist spät und morgen können wir uns dann auf die Suche machen. Weißt du, wo das ist?“, wollte Semir dann von Max wissen, doch dieser sah unschlüssig ins Feuer.

  • „Das Kloster wurde damals vollkommen zerstört und danach holte sich die Natur zurück, was ihr gehört.“, erklärte er und sah die beiden Kommissare an. „Das heißt, wir suchen den ganzen Wald nach ein paar Steinen ab?“, kam es erschrocken von Ben und Max nickte nur. „Ja, aber dank der Aufzeichnungen weiß ich ungefähr, wo das Kloster liegt.“, erklärte der Student. „Wie genau ist ... ungefähr?“, wollte Ben wissen und Max machte ein unentschlossenes Gesicht. „Etwa so um die zwei Kilometer.“, erwiderte er. „WAS?“, fauchte Ben, doch Semir drückte ihn zurück. „Komm schon, es wird sicher lustig. Wir nehmen uns genug Verpflegung mit. Brote sind ja noch da und dann brechen wir zur Schatzsuche auf.“, kam es nur von Semir. „Und wie finden wir das Auto wieder?“ „Hey, ich habe doch mein GPS-Gerät. Damit finden wir uns schon zurecht.“, meinte Max und hielt das Gerät in die Luft. „Na siehst du, Ben. So schlimm wird das schon nicht.“, lächelte Semir, doch Ben war nicht von seiner pessimistischen Art abzubringen. Er wusste auch nicht, warum er so war, aber irgendwie hatte er kein gutes Gefühl bei der Sache. „Na ich weiß nicht. Aber bitte. Gehen wir schlafen.“, knurrte er nur und ging ins Zelt zurück. „Äh... da drin ist ja nicht genug Platz für drei Personen.“, meinte er dann und kam wieder raus. „Das ist in Ordnung... ich schlafe hier draußen. Das Feuer wird mich wärmen.“, meinte Max und legte sich an die Feuerstelle. „Bist du sicher? Ich meine, wir können auch draußen schlafen.“, kam es dann von Semir. „Nein ,ist schon in Ordnung. Gute Nacht.“, erwiderte Max und alle begaben sich zu Bett, nichts ahnend, dass ihnen einige aufregende Tage bevorstanden.

  • Boris und Oliver wurden aus ihrem Schlaf gerissen, als die ersten Strahlen der Sonne schon durch die Fenster der kleinen Hütte fielen. „Verdammt... Oliver, wach auf. Los, wir müssen Max finden, ehe er verduften kann.“, fauchte Boris seinen Kompagnon an und dieser sah ihn erbost an. „Weck mich nicht noch einmal so grob.“, fauchte Oliver und zielte mit seiner Kanone auf Boris, dieser zog sofort seine und richtete sie auf Oliver. Es war beiden klar, dass sie nur eine Zweckgemeinschaft waren. Sollten sie den Schatz durch Max finden, würde nur einer von ihnen diesen Wald lebend verlassen. Boris fing an zu lächeln und nahm dann die Waffe weg. „Hey, was soll das? Wir haben es schließlich nicht auf uns abgesehen, oder?“, lachte er und stand lässig in der Hütte. Oliver grinste nur und nahm dann auch seine Waffe runter. „Ja... wir wollen beide den Schatz finden und das werden wir auch.“, meinte er und stand dann auf, ging zur Tür und lief einige Schritte in den Wald hinein. „Nur werde ich das Geld auch ausgeben können.“, murmelte er nur und drehte sich dann zur Hütte wieder um. „Kommst du jetzt oder was?“, fauchte Oliver nur. „Schrei du nur... dich hört sowieso bald keiner mehr.“, dachte Boris nur. „Komme...“, rief er dann Oliver entgegen und war im nächsten Moment schon aus der Hütte ins Freie getreten. „Wo fangen wir an, zu suchen?“, wollte Oliver wissen und sah sich in sämtliche Richtungen um. „Hm.... vielleicht da, wo die Rauchsäule aufsteigt.“, meinte Boris und sofort war Olivers Neugier geweckt. „Dann mal los... Ich kann die Millionen schon riechen.“, lachte er und sofort machten sich die beiden auf den Weg, immer der Rauchsäule nach, die zwischen den Bäumen emporstieg. Wie lange würden sie brauchen, um Max zu finden?


    ...

  • Semir und Ben wachten plötzlich von einem wohlriechenden Duft auf. „Hm, hier riecht es aber gut.“, kam es sofort von Ben und dieser stürmte nur aus dem Zelt raus. Semir tat es ihm gleich und beide sahen, dass Max am Feuer saß und einige Fische auf kleine Stöcke gespießt hatte. „Morgen ihr beiden... ich hab uns Frühstück gefangen.“, meinte Max nur lächelnd und gab den Blick auf acht große Fische frei, die er gefangen hatte. „Wow... ich meine... wow...“, kam es nur stammelnd von Semir. „Wann hast du die denn gefangen?“, wollte der Deutschtürke dann wissen. „Heute morgen... ich konnte einfach nicht mehr schlafen und da hab ich die Angel genommen und bin runter an den See.“, erwiderte Max und stocherte noch etwas im Feuer herum, holte mit dem Stock die Glut hervor und schob sie unter die einzelnen Fischstäbe. „Aber... ich war doch auch Fisch fangen... Gestern und habe nur einen an Land gekriegt... Wie hast du denn in so kurzer Zeit, so viele ...“, kam es nur verwundert von Semir. Ben interessierte das wenig. Sein Magen meldete großen Hunger an und er wollte sich schon auf einen der leckeren Fische stürzen, doch noch hielt er sich zurück, so schwer es ihm auch fiel. „Es war der falsche Köder an der Leine. Fische sind sehr wählerisch. Wenn da nicht das dran hängt, was sie gerne essen, dann beißen sie auch nicht zu.“, erklärte Max nur. „Ah Semir... ich hab dir gleich gesagt, du sollst den richtigen Köder nehmen, aber nein... der Herr muss ja sein Dickschädel haben.“, stichelte Ben nur und bekam von Semir eine in die Seite geknufft. „Los kommt, essen wir.“, lenkte Semir nur ab. Alle drei machten sich genüsslich über die Fische her und bissen herzhaft in das kross gebratene Fleisch der Seebewohner hinein.


    Nachdem sie sich gestärkt hatten, packten die drei Abenteurer noch schnell einige Fresspakete in die Rucksäcke und schon ging die Suche nach den alten Ruinen los. Was weder Ben, Semir noch Max ahnten, war die Tatsache, dass sie Schatten hatten. Oliver und Boris hatten das Lager noch rechtzeitig vor deren Aufbruch entdeckt und hefteten sich nun an die Fersen der Drei. „Verdammt, was machen denn diese Bullen hier?“, fluchte Boris und sah seinen Partner böse an. „Was guckst du so giftig? Denkst du, ich habe sie etwa eingeladen?“, zischte Oliver zurück und sah der Gruppe nur nach. „Los, wir folgen ihnen. Sie führen uns schon dahin, wo wir auch hin wollen.“, bestimmte Oliver und so schlichen die beiden den Kommissaren und Max immer weiter nach. Boris nickte. Eigentlich keine riskante Sache. Es waren nur drei und sie hatten keine Waffen bei sich. Sollten sie doch die Arbeit machen. Dann müssten halt drei Gräber statt nur einem geschaufelt werden, aber das würden sie sowieso machen. Für Boris stand fest, er würde sich Olivers entledigen, sobald der Schatz gehoben worden war. Dann würde er sich aus dem Staub damit machen und ein langes, finanziell abgesichertes Leben irgendwo auf der Welt führen.

  • „Wie weit ist es denn noch?“, klagte Ben, als sie schon seit über vier Stunden im Wald herumgeirrt waren. Semir drehte sich zu seinem Kollegen um. „Ich würde viel lieber Auto fahren ... Abgase schnuppern und nicht diese Waldluft hier atmen müssen.“, fügte er schnaubend hinzu. Semir lachte auf. „Mir geht’s genauso, aber hier würden wir nicht weit kommen, mit unserem Dienstwagen. Der landet dann sicherlich am nächsten Baum.“, kam es nur von Semir, der schon seit zwei Stunden sich einen Ast als Wanderstock genommen hatte. „Jetzt sei kein Frosch und zier dich nicht so.“, lachte er. „Ah... das musst du gerade sagen. Wer von uns geht denn schon an einem Stock?“, erwiderte Ben knurrend und deutete auf Semirs Gehhilfe. „Max... wo sind wir denn?“, wollte Ben wissen. Der Student blickte sich um und sah ihn an. Auch er war erschöpft und müde. Alle drei hatten nicht gerade die passenden Wanderstiefel für diese raue und wilde Berg- und Waldregion an. Die Füße schmerzten und schrieen förmlich nach Wasser. „Tja, also den Aufzeichnungen und dem GPS zufolge müssten wir die Ruinen eigentlich fast sehen können.“, erwiderte er und ließ sich dann aber auf einen Baumstumpf niederfallen. „Was nun?“, wollte Semir dann wissen und ließ sich zu seinem Partner auf die Erde niederfallen. „Wir machen erstmal eine Pause... Es müsste hier ganz in der Nähe sein. Ich fühle, dass wir da sein.“, erwiderte Max und las sich immer und immer wieder die Unterlagen durch. „Woran erkennen wir denn, dass wir da sind?“, wollte Ben wissen und nahm einen riesigen Schluck aus der Wasserflasche, die er sich eingepackt hatte. „An einer Linde, die fünf Stämme, aber nur eine Wurzel hat.“, erwiderte Max und sah auf die beiden Kommissare. „Na ... hoffentlich stimmt das auch.“, knurrte Ben nur leise und sah zu dem Studenten hinüber. „Schönen Dank, wegen dir stiefle ich jetzt hier seit über vier Stunden und suche einen blöden Baum.“, fluchte der junge Kommissar mit knirschenden Zähnen. „Was denn? So hast du alter Sportmuffel wenigstens ein bisschen Auslauf und kriegst sogar ein bisschen frische Luft.“, lachte er nur. „Ja ja ja...“, erwiderte er nur und biss in das Fischbrötchen, was sie sich als Fresspaket gemacht hatten.


    ...

  • Max sah immer wieder auf die Unterlagen und dann wieder zu den beiden Polizisten. Er spürte, dass sie ihm nicht zu glauben schienen. Doch das war ihm egal. Er musste das tun... für seinen Professor. Und für sich. Es würde ihm alle Türen in der Welt der Wissenschaft öffnen, wenn er mit dieser Sensation zurückkam... wenn er zurückkam. Denn er wusste, da draußen waren zwei schießwütige Gangster, die ihm ans Leder wollten und auch die beiden, Ben und Semir, würden ihn nicht retten können. Max sah zu den beiden hinüber und bemerkte dann, dass sie mit sich selbst beschäftigt waren. Langsam stand er auf und ging über den Hügel hinüber. Er drehte sich noch einmal zu den beiden um. Sie bemerkten noch immer nichts. Langsam ließ er sich den steilen Hang hinuntergleiten und stand dann in einem alten Steinfeld, dass sich vor ihm erstreckte. Moos und Gras hatten sich wie eine Decke über die Steine und noch halbwegs stehenden Wände gelegt. Das also war es... das war das Kloster. Er hatte es tatsächlich gefunden und nun ... nun musste er nur die Linde finden. Das war hier eine sehr schwierige Übung. Alles war voller Bäume... wie sollte er da einen Baum mit fünf Stämmen finden. Vorsichtig und voller Ehrfurcht lief Max weiter, ließ die alten Gemäuer auf sich wirken. Was hier vor etlichen hundert Jahren in den Schreckensstunden des Krieges passiert sein musste, war noch an einigen Stellen durch sehr dunkelbraunrote Flecke erkennbar. Es musste ein grausames Morden und Töten gewesen sein, dass die umherziehenden Söldner angerichtet hatten. Plötzlich hielt er mit seinen Schritten inne. Moment... da schauten doch einige große Äste hinter einer Ecke vor. Er ging einige Schritte, rannte dann... und lief noch schneller. Schnell war er um die Ecke gebogen und bremste abrupt. Da stand sie... die Linde... erhaben und voller Blätterpracht war sie. Den Jahrhunderten und der Witterung trotzend erhob sie sich in den herbstlichen Himmel hinauf. Wie ein kleiner Wurm fühlte sich Max vor diesem Baum und starrte nur an ihm hinauf, während er vollkommen vergas, was um ihn herum passierte.

  • „Semir... wo ist Max?“, fragte Ben, als er sich kauend umsah. Erschrocken blickte sich der Deutschtürke um. „Verdammt, wo ist er hin? ... MAX? MAX? WO BIST DU?“, schrie Semir aus voller Kehle und sah sich immer wieder um. „Ben... geh da lang ... ich geh hier lang.“, wies er seinen Partner an und beide trennten sich. „Max... wo bist du?“, rief Ben und ging über den Hügel. Ihm eröffnete sich ein Feld voll von steinernen Trümmern. „Wow...“, staunte er und sah sich nur um. „Max... wo steckst du?“, rief Ben wieder und sah dann, wie der Student vor der großen, fünfstämmigen Linde stand. „Ist sie nicht wunderschön?“, kam es plötzlich von Max, als er bemerkte, dass Ben neben ihm stand. „Max... was sollte das... du kannst doch nicht einfach hier rumwandern... Was, wenn diese Gangster dich vor mir gefunden hätten?“, knurrte er und packte den Studenten an der Schulter. Mit einem Ruck drehte er ihn zu sich um. „Max... was soll das? Wie sollen wir dir helfen, wenn du solche Aktionen machst?“, fauchte der junge Hauptkommissar und beide erstarrten plötzlich, als sie Schüsse hörten. „Was war das?“, kam es erschrocken von Max. „Ein Wildschweinrülps wird es nicht gewesen sein.“, kam es von Ben und sofort rannte dieser den Hügel hinauf. Er sah nichts, doch die Schüsse waren deutlich hörbar. „Shit... Semir.“, schoss es ihm sofort durch den Kopf.


    Semir war in die andere Richtung gegangen und rief immer wieder nach Max. Er entfernte sich immer weiter von Ben und unwissentlich auch von Max. „Max... wo bist du?“, rief er immer wieder in den Wald hinaus. Er sah sich nach allen Seiten um. „Verdammt, wo steckst du denn?“, kam es knurrend von dem Deutschtürken. Plötzlich hörte er ein höhnisches Lachen hinter sich. „Sieh da... ein Freund unseres Freundes.“, lachte Oliver und Boris hatte seine Waffe auf den Mann gerichtet. „Das ist doch einer von den Bullen, die uns schon in der Wohnung einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Jetzt werden wir den Spieß umdrehen.“, lachte er und zielte auf Semir. „Warte... ich habe eine bessere Idee. Wie wäre es, wenn wir ihn als Tauschobjekt einsetzen... Er gegen den Schatz.“, schlug Oliver vor. Boris sah ihn an und ließ dadurch Semir einen Augenblick aus den Augen. Jetzt oder nie, dachte der Hauptkommissar und rannte los. „Stehen bleiben...“, schrie Boris und schoss gleich einige Male in die Richtung des flüchtenden Polizisten. Semir rannte und rannte... er wurde förmlich wie ein Tier von den Beiden gehetzt und immer wieder merkte er, wie die Kugeln dicht neben ihm vorbeizischten. Plötzlich spürte er einen Einschlag. Wie elektrisiert durch den Schmerz strauchelte Semir, fiel kopfüber einen steilen Abhang hinunter. Sein Körper schlug mehrmals auf den harten Boden auf, dennoch kam er nicht zur Ruhe. Immer weiter rollte er und blieb dann endlich leblos am Ende des Hanges liegen.


    ...

  • Oliver und Boris sahen, wie der Bulle getroffen fiel. „Ha... jetzt haben wir ihn. Los, holen wir ihn uns.“, schnaubte Boris und rannte los. Oliver tat es ihm gleich und beide waren schnell am Abhang, doch als sie in die Tiefe sahen... Nichts. „Verdammt, wo ist der hin?“, schrie Boris und sah sich um. Da waren alle möglichen abgebrochenen Äste und kleine Steine am Boden, doch von dem Bullen fehlte jegliche Spur. „Wir müssen ihn finden. Weit kann er noch nicht sein.“, zischte Oliver und ließ sich runtergleiten. Er sah sich um, als er unten angekommen war. Keine Spur... doch was war das? Frisches Blut am Boden. „Hast du ihn?“, rief Boris von oben nach unten. „Ich denke schon... Komm runter... hier führt eine Spur lang.“, erwiderte er und im nächsten Moment glitt sein Kompagnon zu ihm in die Tiefe. Gemeinsam folgten sie der Spur. Er war doch nicht allzu schwer verletzt, wie es den Anschein hatte, dachten beide und gingen immer weiter und weiter. Würden sie Semir finden? Und wenn, in was für einem Zustand würde er dann sein? Der Hang ging einige Meter in die Tiefe und überall musste er mit Bäumen oder dicken Ästen kollidiert sein. Würde Semir noch leben, wenn sie ihn fanden und was würde dann aus ihm werden?


    Semir sah benommen in den Himmel hinauf. Er hatte gemerkt, wie er getroffen wurde und gestürzt ist. Schützend hatte er sich die Hände vors Gesicht gehalten, als er den Hang hinunter stürzte. Er versuchte, sich aufzurichten und schaffte es, doch dann verspürte er einen stechenden Schmerz in seinem Bein. Sofort sackte er in die Knie. Doch er musste hier weg. Diese beiden Männer, die auf ihn geschossen hatte, durften ihn nicht bekommen. So schleppte er sich über den Boden und versteckte sich in den nahegelegenen Büschen. Gerade rechtzeitig, denn im nächsten Moment kamen schon Oliver und Boris die Böschung hinunter, sahen sich um. „Verdammt, wo ist der Kerl hin?“, wollte er wissen und sah Boris an. Dieser blickte sich um und entdeckte dann die Blutspur. Er stupste Oliver nur an und wies auf den Boden. Erschrocken sah Semir auf seinen Arm. Das Blut lief am Arm hinunter und benetzte Kleidung und Boden. Noch ehe er sich zur weiteren Flucht wenden konnte, schnellte ein kräftiger Arm ins Gebüsch und zog ihn hervor. „So Freundchen... dachtest wohl, du entkommst uns so einfach, was?“, fauchte Boris den Deutschtürken an und drückte Semir die Waffe unter das Kinn, sodass dieser sich mehr und mehr strecken musste.

  • „Lassen sie mich... los.“, stieß Semir aus und versuchte, aufrecht und ruhig zu stehen, doch das kaputte Bein, es schien gebrochen zu sein, knickte immer wieder weg. „Du wirst unsere Garantie dafür sein, dass deine Freunde uns den Schatz geben.“, lachte Oliver und drückte dem Hauptkommissar die Waffe in die geprellten Rippen. Semir stöhnte vor Schmerzen auf, doch die Gangster nahmen keine Rücksicht darauf. Er wurde vorwärst gestoßen und musste wieder den Hang hinaufklettern. Oliver war vor ihm und zog ihn an einem Seil, dass sie ihm um die Brust gebunden hatten, und Boris war hinter ihm und stieß immer wieder seine Waffe in den Rücken von Semir, soweit er das konnte. Insgeheim ließ Semir Stoßgebete gen Himmel fahren. Er hoffte, dass Ben ihn befreien würde. Er wusste, dass sein Partner alles daran setzen würde, ihn zu befreien. Die Frage war, ob diese beiden Möchtegern-Gangster hier, Wort halten würden.


    Ben sah, wie Semir gefallen war und er ahnte nur das Schlimmste. Was sollte er Andrea sagen, wenn Semir... Nein, daran wollte er nicht denken. Semir lebte und er würde ihn finden. Max hatte mit Entsetzen den Sturz von Semir verfolgt. Er wollte hin rennen, doch Ben hielt ihn davon ab. „Warte... sieh mal.“, meinte er und dann blickten beide in Richtung Hang. Sie sahen, wie eine Hand hervorkam und dann eine Weitere. Doch ihre Freude über diese Gliedmaßen wehrte nur kurz. Das Lächeln verschwand wieder, als sie sahen, dass es Oliver war, der dort hinaufgeklettert kam. Ben rannte los, er wollte diesen Kerl ausschalten, bevor er ihn bemerken und mit seiner Waffe auf ihn zielen konnte. Doch er schaffte es nicht. „Pech gehabt, Bulle.“, zischte er und zielte mit der Waffe auf Ben, kroch langsam hoch und zog Semir hinterher. „Was wollen sie? Lassen sie meinen Kollegen gehen... Sie sehen doch, dass er verletzt ist.“, meinte er besorgt und wollte zu Semir, der sich, vor Schmerzen krümmend, auf den Rücken legte. „Semir? Alles in Ordnung?“, kam es besorgt von Ben, doch er wurde von Boris zurückgestoßen. „Wenn du deinen Partner wiederhaben willst, solltest du und dieser Knirps dort hinten uns bis morgen den Schatz bringen, oder ich werde persönlich dafür sorgen, dass deinem Partner noch mehr Gliedmaßen gebrochen werden.“, fauchte er und stieß den jungen Kommissar von seinem verletzten und am Boden liegenden Partner weg. „Ich gebe euch bis morgen Zeit. Und solltet ihr uns in die Pfanne hauen wollen...“, er packte Semir am Kragen und drückte ihm die Waffe direkt auf die Stirn. „Okay... okay... keine Panik.“, versuchte Ben die beiden zu beruhigen und suchte eine Möglichkeit, um Beide zu entwaffnen, doch sie ließen ihn nicht aus den Augen.


    ...

  • „Los, du solltest dich jetzt auf die Beine machen oder ich blase deinem Freund hier das Licht aus.“, fauchte Boris und drückte die Waffe noch weiter auf Semirs Stirn, sodass sich langsam ein Hämatom bildete. „Hören sie auf... bitte.“, flehte Ben und sah sich um, als Max angerannt kam und sich auf seine ehemaligen Freunde stürzen wollte. „Halt dich zurück, Max oder ich schieße.“, fauchte Oliver und zielte auf ihn. Abrupt blieb der Student stehen und sah seinen Mitbewohner grimmig an. „Lasst ihn gehen, Oliver. Nehmt mich stattdessen. Ich zeige euch, wo der Schatz ist.“, bot er sich an, doch Boris lehnte ab. „Nein... der Bulle hier ist wertvoller, als du... Ich rate euch nur, arbeitet schnell, oder ich schieße ihm ein neues Nasenloch.“, fauchte Boris und richtete dann die Waffe auf Ben und Max. „Los, macht euch an die Arbeit... ihr habt genau bis morgen zum Sonnenaufgang Zeit.“, zischte er. Ben blieb nichts anderes übrig, als mit Max den Rückzug anzutreten. Semir blieb in der Hand dieser beiden Irren zurück, verletzt und kraftentzehrt.


    „Was machen wir jetzt? Wir können Semir nicht bei diesen beiden Verrückten lassen.“, kam es nur von Max. Ben saß auf einem Stein, als sie wieder im Trümmerfeld saßen, und dachte nach. Er dachte so laut, dass Max fast seine Gedanken hören konnte. „Ben?“, fragte er vorsichtig. „Max... wir müssen diesen Beiden den Schatz geben. Ich muss Semir retten. Bitte.“, flehte er und sah den Studenten eindringlich an. Dieser nickte nur. „Ich will nicht Schuld am Tod eines Unschuldigen sein. Meine Karriere ist schon mit dem Blut meines Professors befleckt.“, meinte der Student betrübt. „Okay... fangen wir an. Was sagen deine Unterlagen über den Fundort des Schatzes?“, wollte Ben wissen, stand auf und rieb sich das Gesicht. Max holte sein Notizbuch aus dem Rucksack hervor, den er hier zurückgelassen hatte und schlug es auf. Die Notizen und Karten waren festgepint und konnten so nicht wegfliegen. „Wir müssen zu der Eiche und den Stamm finden, der nach Norden zeigt.“, erklärte er und dann gingen beide los. Bald standen sie vor dem Baum und sahen hinauf. „Und was jetzt?“, wollte Ben wissen, doch schon war Max dabei, den Baum zu untersuchen. „Verdammt... wir werden den Schatz nie finden.“, stieß er aus und ließ sich auf den Boden sinken. „Was? Was ist denn? Was ist los?“, zischte Ben und sah Max missmutig an.

  • „Ohne meinen Kompass kann ich nicht bestimmen, wo der Schatz liegt.“, erklärte er und wischte sich die Feuchtigkeit aus den Augen. „Wo ist er? Hast du denn keinen mitgenommen?“ „Ich hab ihn bei der nächtlichen Jagd durch Oliver und Boris verloren.“, erwiderte Max. Ben sah ihn an. „Brauchen wir den denn?“, meinte er nur und besah sich den Baum. „Wachsen Moose nicht immer auf der sonnenabgewendeten Seite?“, fragte er und strich über den grünen Flaum. Max stutzte und sah den jungen Hauptkommissar an. „Allerdings... aber wie soll uns das helfen?“, wollte er wissen. Ben rollte mit den Augen. „Man... kein Bio gehabt oder was?“, knurrte er. „Das Moos wächst an der westlichen Seite des Baumes, die Sonne kommt von Osten....“, Ben deutete auf den Stamm und dann schräg hinter den Baum. „Also ist da Norden.“, schlussfolgerte er und deutete mit seinem Finger in die Richtung. Max staunte nicht schlecht. Sofort sprang er auf und rannte hinter den Baum, blieb vor den mittleren Stamm stehen, sah nochmals in seine Notizen. „Okay... vom Baum einhundertdreißig Schritte in nördliche Richtung.“, murmelte er und ging los. Ben folgte ihm.


    Nach den abgezählten Schritten blieb Max stehen und sah wieder in seine Notizen. „Ihr Suchende... seid gewarnt... Wir vergossen unser Blut für diesen Schatz... Wer auch immer ihn bergen wird, tue Gutes damit oder großes Unheil wird über euch kommen.“, las Max vor. Ben stutzte und sah den Studenten nur an. „Was soll denn dieses Schauermärchen?“, knurrte er und setzte den Spaten an, doch Max hielt ihn zurück. „Was soll das?“, fauchte er und wollte sich losreißen. „Ben... bitte... höre weiter.“, bat er eindringlich und Ben nickte nur. „Tue Gutes mit dem Gold, so wie wir es vorhatten, doch es uns verwehrt geblieben ist. Mir blieb nur eins übrig... in meinen letzten Tagen schrieb ich die Ereignisse des grauenhaften Tages im Jahre des Herrn 1636 nieder und belege jene mit einem Fluch, die es wagen sollten, den Schatz aus Gier und Habsucht zu heben. Tue gutes... Tue gutes... Tue gutes.“, las Max und sah Ben an. „Das tun wir. Wir werden Semir damit auslösen und dann sperren wir diese Mistkerle ein.“, stieß er aus und fing an zu graben. Max half ihm, wenn er auch die Hände dazu benutzte, aber er wollte nicht untätig daneben stehen und den Kommissar alleine graben lassen. Die Minuten und Stunden verstrichen und das Loch wurde tiefer und tiefer, aber noch zeigte sich keinerlei Spuren eines Schatzes oder irgendwelche Truhen. Würden sie je fündig werden, kamen ihnen bald die Gedanken. Dann dachten sie an den verletzten Semir, der ihre Hilfe brauchte. Sie mussten... sie mussten einfach etwas finden.


    ...

  • Semir saß in einer Ecke einer alten Hütte. Die Hände auf den Rücken gefesselt, konnte er sich kaum bewegen. Sein ganzer Körper war eine einzige Wunde. Sein Rücken schmerzte und er fühlte, wie sein Shirt durch das getrocknete Blut der kleinen Wunden am Körper klebte. Sein Bein schmerzte höllisch und die Jeans war blutgetränkt. Irgendwas war gebrochen, das spürte er oder zumindest verstaucht. Ihm war es egal, beides schmerzte nur noch mehr. Seine beiden Bewacher nahmen keinerlei Notiz von ihm. Sie waren mehr und mehr damit beschäftigt, sich selbst nicht aus den Augen zu lassen. Vorsichtig und nur mit den Augen suchend, durchforstete Semir den Raum nach einer Möglichkeit, seine Fesseln loszuwerden, ohne, dass diese Mistkerle es mitbekamen. „Ich sage dir, wir hätten diesen Bullen nicht mit hierher nehmen sollen.“, fauchte Oliver und sprang vom Stuhl auf. „Warum? Hätten wir Max mit uns rumschleppen sollen? Den hätten wir doch sowieso erschossen, genau, wie wir es mit ihm da machen werden, wenn sie uns den Schatz gegeben haben. Alle drei werden ins Gras beißen.“, knurrte Boris nur.


    Semir sah auf. Sie wollten also den Schatz und dann die unliebsamen Zeugen erledigen. Hätte er sich auch gleich denken können. Lebend würde er aus diesem Wald nicht mehr herauskommen. Seine Gedanken schweiften... zu Ben. Machte er sich große Sorgen um ihn? Ob er und Max den Schatz schon gefunden hatten? Semir dachte an seine Frau Andrea, und an seine Tochter Aida. Was würden die beiden ohne ihn nur machen? Und jetzt, wo Andrea schwanger war, würde er nicht mal seinen Stammhalter mehr zu Gesicht bekommen. Nein, das wollte er nicht. Er musste hier raus. Die Frage war nur, wie stellte er das am Besten an? Plötzlich fühlte er hinter sich einen spitzen, scharfkantigen Gegenstand. War das sein Weg in die Freiheit?

  • „Verdammt, hier ist nichts.“, schrie Ben und warf wütend den Spaten aus dem Loch. Er trat um sich und schmiss die Erde zornig in weitem Bogen aus dem Loch. Max wagte nicht, etwas zu sagen. Schon seit Stunden hatten sie beide tief gegraben und noch immer nichts gefunden. Der Rand des Loches ragte bereits über ihre Köpfe hinweg. „Vielleicht...“, fing Max an und ließ sich niederfallen, als plötzlich ein dumpfes Pochen erklang. Blitzartig drehte sich Ben um. „Mach das noch mal...“, forderte er und drängte Max regelrecht zum erneuten Aufstehen und wieder setzen. Wieder war das Poltern da. Ben zog Max weg und betastete die Erde an der Seite und auf den Boden. Tatsächlich, da war etwas hölzernes und es schien keine Wurzel zu sein. Freudig scharrte Ben mit bloßen Finger an der Seite des Loches und hatte nach wenigen Minuten eine Art Holztafel freigelegt, an der ein alter, rostiger Griff befestigt war. „Verdammt, wir haben uns einfach in den Schritten verschätzt.“, stieß Max aus und schlug sich selbst an die Stirn. „Ist auch egal... Semir ist gerettet.“, freute sich Ben und buddelte weiter. Auch Max half, schnell hatte er sich den Spaten zurückgeholt und ging dem Hauptkommissar zur Hand. Nach einer weiteren Stunde hatten sie es soweit geschafft, die Hälfte der Truhe freizuschaufeln. „Jetzt zieh.“, forderte Ben und stemmte sich gegen die Truhe. Max tat es ihm gleich und mit vereinter Kraft, die durch das viele Graben doch schon recht ausgezehrt war, schafften sie es nur, den Griff vom morschen Holz abzureißen. „Shit.“, schrie Ben und warf das Ding im hohen Bogen aus dem Loch. Wutschnaubend atmete er durch. „Okay, da hilft alles nichts... Wir müssen noch mal neu graben. Nur dieses Mal an der richtigen Stelle.“, knurrte er und wischte sich mit seinen verdreckten Händen den triefenden Schweiß von der Stirn, wobei er eine tiefschwarze Erdspur auf seiner Stirn hinterließ. Die Beiden kletterten aus dem ersten Loch und fingen an, ein zweites Loch zu graben, direkt daneben. Dieses Mal sollte es nicht so lange dauern und nach einer halben Stunde hatten sie vier große, schwere Truhen ausgebuddelt.


    ...

  • Es brauchte lange, bis sie die schweren Truhen aus dem zweiten Loch an die Oberfläche gehievt hatten. „So, jetzt will ich doch mal sehen, wofür so viele Menschen sterben mussten.“, kam es nur erschöpft von Max und schon wollte er sich an den Truhen zu schaffen machen, als ihn Ben zurückhielt. „Wir sind uns einig? Wir geben den Schatz ab, um Semir zu retten.“, mahnte er. Max sah ihn an. „Natürlich...“, erklärte er, obwohl er lieber das Gegenteil getan hätte. Aber er wusste ja nicht, was in den Truhen war. Waren sie überhaupt noch gefüllt? Wenn es so viele Berichte über diesen Ort gab, warum sollte dann keiner vor ihnen versuchen, den Schatz zu finden? „Max?“, rüttelte Ben ihn wieder aus der Erinnerung wach. „Ja hier.“, meinte er und nahm den Spaten in die Hand. Er holte aus und schlug das rostige Schloss von der Truhe. „So... jetzt bin ich mal gespannt, was in der Truhe ist.“, kam es von Max und entriegelte die Truhe. Ben sah gespannt auf den Deckel und knarrend hob dieser sich in die Luft. Beide staunten nicht schlecht, als sie den Goldschimmer sahen, der sich aus der Truhe ergoss. Münzen, Goldteller, Kerzenständer und anderer Schmuck fanden sie in den jeweiligen Truhen. Nur eine war leer. „Wow... wie die Mönche das alles in den Wirren des Angriffes von Hundert Söldnern beiseite schaffen konnten.“, staunte Max und Ben sah ihn verwirrt an. Ihm war es, als hätte er diese Truhen und das ganze Areal schon einmal gesehen. „Ich glaube, ich war hier schon einmal.“, kam es von Ben. Max sah ihn verwirrt an.


    „Wie bitte?“, kam es erschrocken von Max. „Ich... ich kann mir das nicht erklären, aber hier bin ich schon mal gewesen.“, wiederholte er und sah sich um. „Ich weiß nicht mehr wann, aber ich hatte in den letzten Tagen einen merkwürdigen Traum. Ich stand hier und habe alles mit angesehen.“, erklärte er und Max hörte gespannt zu. Ben erzählte seinen Traum und war wieder da. Er stand zwischen all den Mönchen, die von den Söldnern ermordet und bei lebendigem Leib angezündet wurden. Als er endete, sah er Max an. „Ben... hast du vorher irgendwas gegessen?“, wollte Max wissen. „Nur Fisch mit frisch gesammelten Pilzen.“, erwiderte er. Max nickte zustimmend. „Und wie sollen wir das ganze Zeug jetzt Boris und Oliver übergeben? Die Truhen sind nicht besonders leicht.“, gab Max zu bedenken. „Die Frage ist eher... was werden wir unternehmen, um den beiden Typen das Handwerk zu legen.“, kam es nachdenklich von Ben und der Hauptkommissar sah sich hier und da um. Er hatte seine Waffe nicht dabei und hier würden sicher keine vergraben liegen. Da kam ihm eine Idee... Es war die einzige Chance für Semir.


    ...

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