Einmal Hölle und zurück ...

  • So,das langweilige Vorgeplänkel hat bald ein Ende. Aber ich brauchte das, um wieder in die Story rein zukommen. Also ich hoffe ihr lest weiter und lasst ein kleines Feedchen da? ^^



    „Habt ihr alles erledigt?“, David war aus einer Ecke getreten, hinter der die Tür zu Melindas Gefängnis lag. Im gehen zog er den Reißverschluss seiner Hose zu.
    Markus nickte grinsend und auch Andrew sah ihn mit einem bösen Lächeln an, „Hattest du deinen Spaß?“ „Ein Gentleman schweigt und genießt. Davon hast du wohl noch nie gehört, was Markus?“, lachte David, „Aber was habe ich da vorhin mitbekommen? Du würdest auch gerne mal?“
    Ein Lachen stahl sich auf Markus Gesicht, „Ich würde sie zumindest nicht von mir stoßen, trotz...“, dabei sah er zu Andy rüber, „...das sie nicht meine Altersklasse ist.“ „Du darfst gerne auch mal ran, aber lassen wir sie jetzt mal ein bisschen ihre Bewusstlosigkeit genießen. Wenn sie wieder bei Bewusstsein ist, hast auch du viel mehr davon!“, dann sah er sich um, „Wie spät ist es eigentlich?“
    Andy sah auf seine Armbanduhr, „Gleich halb sieben.“ „Was hattest du gesagt, wann der Flieger mit den Clarks landet?“, „Gegen einundzwanzig Uhr, wenn nicht noch mehr Zwischenstopps dazu gekommen sind.“ „Das heißt wir haben noch zweieinhalb Stunden bis sie voraussichtlich hier eintrudeln. Ich würde ihnen ja gerne eine Nachricht zukommen lassen. Mit ein paar hübschen Fotos ihrer geliebten Tochter.“, er sah zu Andy, „Du bist doch unser Computercrack hier, kannst du dich in die Computer der Hotels einhacken und rausfinden in welchem sie gebucht haben?“
    Alles was Andy für diese Frage übrig hatte, war ein müdes Lächeln, „Wofür hast du mich eigentlich dazu geholt. Wenn ich das nicht herausfinden kann, wer dann? Wo ist der Laptop?“ „So gefällt mir das. Vielleicht könnt ihr mir dann auch noch erklären, wozu ich diese beiden Vollnieten angeheuert habe.“ Markus lachte, „Das wüssten wir auch gerne!“, er musste sich ducken, denn David hatte zum Schlag ausgeholt, doch hatte er nicht vorgehabt ihn auch wirklich zu treffen, „Wenn ihr es nicht wisst und ich auch nicht, dass muss ich in einem Zustand geistiger Umnachtung gewesen sein!“
    Alle drei lachten und Andy machte sich an die Arbeit, sich in sämtliche Hotels der gehobeneren Klasse einzuhacken und er brauchte keine halbe Stunde, da hatte er das gesuchte Hotel gefunden.


    Melinda wachte langsam aus ihrer Bewusstlosigkeit auf und sie hörte, wie im Nebenraum die drei Männer lachten. Sie versuchte sich aufzusetzen, doch vor lauter Schmerzen und weil sie einfach keine Kraft mehr hatte, konnte sie lediglich ein leises Stöhnen von sich geben. Ihr Körper wollte ihr nicht mehr gehorchen, zu sehr hatte David ihn geschändet. Sowohl durch die unzähligen Schläge, als auch durch die Vergewaltigungen. Nicht einmal mehr Tränen hatte sie, zu oft hatte sie in den letzten Tagen geweint. Sie war sich nicht im klaren darüber wie lange ihr Körper dies alles noch mitmachte. Was ihr am meisten Angst macht, war das es ihr in den Sinn kam, einfach aufzugeben, einfach loszulassen. Sich nicht mehr zu wehren und einfach zu sterben, damit der Alptraum endlich zu Ende war. Ihre Kraft zu kämpfen, war auf ein Minimum geschrumpft.

  • Und weiter gehts! ;)




    Unterdessen waren Semir und Ben in der PAST angekommen. Semir hatte Ben eigentlich zu seinem Vater fahren wollen, doch nach Julias Reaktion hatte sich Ben dies nicht getraut. Wenn seine Schwester schon so reagierte, dann wollte er sich gar nicht erst ausmalen, wie Konrad reagieren würde.
    Ben saß wie ein Häufchen Elende an seinem Schreibtisch, sein Gesicht hatte er in seinen Händen vergraben und er regte sich nicht. Die Angst die sich seit Tagen in ihm breitgemacht hatte, wurde noch größer, seit sich die einzige brauchbare Spur hatte umbringen lassen.
    „Willst du wirklich nicht zu deinem Vater?“, Semir sah seinen jungen Partner besorgt an, doch Ben antwortete nicht, er schüttelte lediglich den Kopf. Seufzend stand Semir auf und verließ das Büro.
    „Wie geht es ihm?“, auch Susanne machte sich Sorgen, „Er redet nicht. Die Angst das wir Melinda nicht lebend finden und sein Vater ihn endgültig verstößt, ist wohl zu groß.“, dann sah er sie an, „Hat sich Kabir schon wegen der anderen Leiche gemeldet?“ Susanne nickte, „Schon, aber alles was wir bisher wissen ist, dass er auf die gleiche brutale Art umgebracht wurde, wie Baylor. Die Namenssuche läuft noch.“ „In Ordnung, danke dir.“, er sah auf und ging zu seinem und Bens Büro. Als er es betrat, war Ben verschwunden.


    „Was machen wir jetzt?“, Emily und Brian Clark waren mittlerweile in Köln angekommen und wollten gerade in ihr Hotel einchecken. Emily hatte rot geweinte Augen. Die einzige Zeit, in der sie nicht geweint hatte, war als sie auf dem Flug nach Deutschland für ein paar Stunden eingeschlafen war. Doch nachdem sie wieder aufgewacht war, kamen ihr die Fotos wieder in Erinnerung und Tränen bildeten sich. Und auch Brian erging es nicht besser. Er drückte Emily an sich, bevor sich seine andere Hand noch fester um den Griff des Aktenkoffers schloss, den er dabei hatte. „Wir bekommen sie zurück, auch ohne das dieser Kerl bekommt was er will.“ Dann sah er seiner Frau tief in die Augen, „Es darf nie herauskommen was ich getan habe, dass weißt du oder?“ Emily nickte unter Tränen, „Wenn es herauskommt, dann verlieren wir alles Emi, alles!“ „Ich weiß Brian. Ich habe dir damals versprochen, dass niemals jemand davon erfahren wird und daran halte ich mich. Aber ich will Melinda trotzdem lebendig zurück“ „Und das bekommen wir auch.“
    Er führte seine Frau zur Rezeption des Hotels, „Brian und Emily Clark, meine Sekretärin hat vor einigen Stunden reserviert. „Aber natürlich. Willkommen im ‚Four Seasons’. Hier ist Ihre Schlüsselkarte. Wir hoffen, dass Sie einen angenehmen Aufenthalt haben werden.“, sie händigte Brian die Schlüsselkarte aus, „Darf unser Page Ihr Gepäck hinaufbringen?“ Brian nickte und wandte sich um, um mit Emily zu ihrem Zimmer zu gehen.
    „Ach Mr. Clark, einen kleinen Moment bitte.“, die Rezeptionsdame war ihm hinterher gelaufen, „Entschuldigen Sie, aber ich habe gerade gesehen, dass ein Brief für Sie beide abgegeben worden ist. Offenbar erwartet Sie bereits jemand.“, sie lächelte ihn an und übergab den Brief, worauf Emily im gleichen Moment wieder kreidebleich abzog.

  • Brian nahm sie bei der Hand und zog sie mit zum Fahrstuhl, der sie geschwind in ihr Geschoss brachte, wo der Page bereits die Koffer ins Zimmer gebracht hatte. Höflich hielt er den beiden die Tür auf, doch gehen wollte er noch nicht. Er stand mit geöffneter Hand neben der Tür und wartete auf sein Trinkgeld. Brian wollte gerade den Brief aufreißen, als ihm auffiel, dass der Junge dort noch immer stand. Doch anstand ihm einfach ein paar Euros in die Hand zu drücken wurde er wütend. Er packte ihn am Arm und bugsierte in aus dem Zimmer, „Verschwinde!“, und schlug die Tür zu.
    Erschrocken von der Reaktion, stand der Page da. Dann drehte er sich rum und grummelte leise, „So ein arrogantes Pack.“, vor sich hin.
    Brian und Emily öffneten zitternd den Brief, die Angst was nun kommen würde, war groß. Zunächst zog er den Brief heraus und begann zu lesen:


    ‚Sind Sie gut angekommen? Das ist schön. Ich hoffe die Bilder Ihrer Tochter gefallen Ihnen. Wir geben uns ganz besondere Mühe um sie.
    Sie haben Glück das Ihre Tochter einen so liebenswerten Mann, als Lebensgefährten, hat. Mit den zwei Millionen, die er mir vor wenigen Stunden überwiesen hat, erhält er Ihre Tochter zusätzlich am Leben, ein bisschen länger am Leben.
    Dabei fällt mir ein, wissen Sie über den Lebensgefährten Ihrer Tochter eigentlich Bescheid?
    Wenn nicht, dann sollten Sie sich mit ihm mal in Verbindung setzten. Ich glaube er hat ein paar Fragen an sie!
    Sein Name ist Konrad Jäger. Seine Adresse wird Ihnen ein leichtes sein herauszufinden. Fragen Sie einfach an der Rezeption nach, die Dame wird Ihnen bestimmt gerne helfen.’


    Tatsächlich hatten weder Brian, noch Emily gewusst, dass Melinda einen Lebensgefährten hatte. Umso dankbarer waren Sie ihm, dass er das Geld gezahlt hatte. Doch Brian hatte noch etwas anderes im Hinterkopf, ‚Hatte der Entführer, Jäger etwa gesagt, um was es hier ging?’ Er wollte nicht mal im geringsten darüber nachdenken, was passieren würde, wenn jemand anderes als ihm und Emily von der ganzen Sache erfuhr.
    Dann nahm er langsam die Fotos aus dem Umschlag und die Zeit schien stillzustehen. Emily musste sich setzen als sie merkte, dass ihre Beine nachgaben und auch Brian musste sich an einer Kommode abstützen. Das schlimmste für ihn war nicht, wie Melinda äußerlich zugerichtet war. Was ihn am meisten schockierte, war der Ausdruck in ihren Augen, der ihm sagte, dass sie aufgeben würde. Seine Tochter, eine starke und nicht unterzukriegende Frau, hatte sich entschieden, dass es besser war einfach vom Leben loszulassen.

  • Ben hatte sich aus der PAST geschlichen, nachdem Semir ihr gemeinsames Büro verlassen hatte. Auch wenn er wusste, dass sein Partner es nur gut meinte, so konnte er seine bemitleidenden Blicke momentan einfach nicht ertragen. Es ging ihm sowieso schon schlecht, auch ohne das er die ganze Zeit daran erinnert wurde, warum das so war.
    Jetzt war er auf der A57 Richtung Köln unterwegs.
    Immer wieder nahm er sein Handy in die Hand, wählte die Nummer seines Vaters und legte dann wieder auf. Er hätte gern mit ihm gesprochen, konnte es aber einfach nicht.
    Als sein Telefon zum gefühlten fünfzehnten Mal in die Hand genommen hatte und gerade wählen wollte, klingelte es im gleichen Moment. Er sah kurz aufs Display und erkannte, dass es Semir war, der da versuchte ihn zu erreichen. Doch Ben drückte ihn weg und schaltete sein Handy dann aus. Sätze wie, ‚Alles wird gut!’, oder, ‚Wir werden sie schon rechtzeitig finden!’, konnte er jetzt gerade gar nicht gebrauchen.
    Irgendwann war er in Köln angekommen und er entschied sich, zum Rheinufer zu gehen.
    Ehe er sich versah, hatten ihn seine Füße zur Deutzer-Brücke getragen. Genau dorthin, wo man die Leichen von Baylor und dem anderen Kerl gefunden hatte.
    Er lief noch ein paar Meter weiter und ließ sich dann auf einer Bank nieder. Traurig blickte er auf den Fluss. Er konnte sich nicht mehr vorstellen, dass sie Melinda jemals lebend wiederfinden sollten. Er hatte die ersten Fotos von ihr noch im Kopf und er wusste auch noch, dass im Brief gestanden hatte, dass die Bilder bereits vier Tage alt gewesen waren. So wie sie da schon zugerichtet war, war sie jetzt wahrscheinlich schon halbtot.


    Hinter Ben liefen zwei Männer her, beide etwa in Bens Alter, der eine vielleicht etwas jünger. Die beiden unterhielten sich angeregt flüsternd, wobei zwischendurch so etwas wie, ‚Wir hätten bei der Entsorgung die Strömung berücksichtigen sollen.’, zu hören war. Ben spitzte die Ohren und als er dann auch noch ein leise gefluchtes, ‚Scheiß Bullen!’, hörte, hatten die Kerle seine volle Aufmerksamkeit erlangt.
    Er stand auf und lief ihnen in unauffälligem Abstand hinterher, doch noch immer so nah, dass er jedes Wort verstehen konnte.
    Innerhalb von fünf Minuten war ihm klar, über was die beiden redeten. Sie hatten etwas mit Melindas Verschwinden zu tun. Er hoffte das er den beiden noch eine Weile folgen konnte, ohne das sie ihn bemerkten. Und vielleicht konnte er so ihren Aufenthaltsort herausfinden.
    Irgendwann meinte einer der Kerle, dass es wohl besser sei ins Versteck zurückzukehren. Innerlich begann Ben zu fluchen, seine einzige Chance Melinda zu finden wäre wohl auch gleich hinüber.
    Doch wie das Glück und der Zufall es so wollten, hatten die beiden ihren Wagen auf dem gleichen Parkplatz abgestellt, wie Ben. Und ihr Auto stand auch nur ein paar Wagen vom Mercedes entfernt.
    Nachdem sie eingestiegen waren und den Motor gestartet hatten, sprang auch Ben in seinen Wagen und folgte ihnen.

  • Einen kleinen Teil habe ich noch...




    Die Fahrt ging quer durch Köln. Immer wieder ließ Ben ein oder zwei Autos zwischen sich und die Entführer kommen, um nicht wie ein bunter Hund aufzufallen, um dann doch wieder zu ihnen aufzuschließen.
    Zwischendurch überlegte er, ob es nicht besser war, Semir anzurufen und ihm Bescheid zu geben, doch dann entschied er sich dagegen. Wenn er wusste wo sie Melinda festhielten, war es immer noch früh genug ihn anzurufen. Und so blieb das Handy ausgeschaltet im Handschuhfach liegen.
    Nach einer halben Stunde bog der Wagen, zu dem Ben inzwischen wieder aufgeschlossen hatte, in eine kleine Seitenstraße ein, die ihm nicht einmal aufgefallen wäre, wenn sie nicht hineingefahren wären. Dementsprechend leer war die Straße. Um nicht sofort bemerkt zu werden, hielt er den Mercedes für einige Sekunden an, bevor er ihnen wieder folgte.
    Weitere zehn Minuten später hielten die beiden Männer den Wagen vor einem abbruchsreifen Haus an und stiegen aus. Ben blieb einige Meter entfernt ebenfalls stehen und schlich sich vorsichtig heran.


    Doch leider war seine Verfolgung trotz größter Vorsicht nicht unbemerkt geblieben.

  • Sie waren kaum zehn Minuten gefahren, als Andy als erstem aufgefallen war, dass ihnen jemand folgte. Er hatte Markus darauf aufmerksam gemacht, doch dieser tat es mit einem Handwink ab, „Du bist ja paranoid. Warum sollte uns jemand verfolgen?“ „Das weiß doch ich nicht.“, meinte Andy sauer, sah aber dennoch immer wieder in den Rückspiegel.
    Doch als auch nach weiteren zehn Minuten, der Wagen immer wieder zu ihnen aufschloss, wurde auch Markus klar, dass der Fahrer nicht zufällig den gleichen Weg eingeschlagen hatte wie sie selbst. Er beobachtete ihn und dabei fiel ihm auf, wie der Mercedes sich immer wieder leicht zurück fallen ließ und dann wieder direkt hinter ihnen fuhr. „Ich gebe es ja nur ungern zu...“, richtete er sich an Andy, „...aber ich fürchte du hast Recht. Der Typ verfolgt uns tatsächlich.“ Andy gab ein triumphierendes Schnauben von sich, „Aha, aber ich bin ja paranoid, oder wie war das?“ „Ist ja gut!“, gab Markus genervt von sich. In seinem Kopf ratterte es, ‚Wieso verfolgte der Typ sie?’ „Und was machen wir jetzt?“, mit diesen Worten riss Andy seinen Beifahrer aus seinen Gedanken heraus, „Wenn David erfährt, dass uns jemand verfolgt, macht er mit uns womöglich das gleiche, wie wir mit Zack und Jeff...“
    Markus schüttelte den Kopf, „Vielleicht mit dir...“, murmelte er und Andy sah ihn geschockt an, doch Markus sagte nichts weiter, sondern zückte sein Handy.
    „Was gibt es Markus?“, er hatte David angerufen, „Dave, wir haben ein Problem. Uns folgt jemand.“ „Warum bist du dir so sicher, dass ihr verfolgt werdet?“, dann wurde seine Stimme bedrohlich, „Ihr habt euch jawohl nicht irgendwo verquatscht?“ „Sicher nicht, für wie bescheuert hältst du uns? Ich weiß nicht warum er uns verfolgt. Aber seit ungefähr fünfundzwanzig Minuten schließt er immer wieder zu uns auf, lässt sich dann wieder zwei, drei Auto hinter uns fallen und kommt dann wieder näher. Hört sich nach Verfolgung an, oder etwa nicht?“
    Markus hörte, wie David sich am anderen Ende der Leitung räusperte, „Da muss ich dir Recht geben.“, dann blieb es einen Moment ruhig, er schien zu überlegen, „Ihr beiden werdet jetzt folgendes machen. Du erinnerst dich doch sicher noch an die Bruchbude, die ich zuerst als Versteck anvisiert hatte...“ „Du meinst die, die dir dann doch noch zu sehr innerhalb Kölns lag?“ „Genau die. Lotst unseren kleinen Verfolger dorthin und schnappt ihn euch da. Dann bringt ihr ihn hierher. Achtet aber darauf das er nicht noch sein Handy in der Tasche hat, nicht das der Typ noch auf die Idee kommt, von hier aus die Bullen zu rufen.“
    Ein teuflisches Grinsen machte sich auf Markus Gesicht breit, „Geht klar!“

  • Schritt für Schritt tastete sich Ben näher an das Gebäude heran, die Waffe hatte er bereits entsichert, nur für den Fall der Fälle. Er beobachtete, wie die beiden Lebensmittel ins Haus schleppten und sich leise miteinander unterhielten, doch er konnte sie nicht verstehen. Er musste näher heran. Also machte er noch ein paar Schritte und blieb dann hinter einem Busch stehen und lauschte.
    Dabei bemerkte er nicht, dass sich Markus inzwischen hintenherum aus dem Haus geschlichen hatte und sich auf ihn zu bewegte. Das nur einer der beiden Typen wieder herauskam beunruhigte ihn nicht im Geringsten. Wahrscheinlich räumte der andere gerade die Lebensmittel weg, dachte er bei sich.
    Dann fiel ihm ein, dass sein Handy noch immer im Handschuhfach des Mercedes lag und er beschloss, dass die Wahrscheinlichkeit Melinda hier zu finden sehr hoch war. Also war es nun an der Zeit, Semir und die Verstärkung zu rufen, damit der Alptraum endlich ein Ende hatte und sein Vater, seine Lebensgefährtin wieder in die Arme schließen konnte.
    Doch es sollte anders kommen, als er es gehofft hatte.
    Kaum das er sich umgedreht hatte um zu seinem Wagen zu gehen, wurde er mit einem gezielten Schlag ins Reich der Träume befördert.


    Markus pfiff einmal kurz und schon war Andy bei ihm, „Durchsuch ihn!“, gab Markus ihm in befehlerischen Tonfall zur Aufgabe und sein Gegenüber tat, was ihm gesagt wurde. Nachdem Andy sämtliche Taschen durchsucht hatte, nahm er Bens Waffe an sich und richtete sich auf, „Er hat kein Handy bei sich, nur die Schlüssel von seinem Wagen und seine Geldbörse.“
    Markus nickte, „Gut.“
    Dann stutzte Andy, sein Blick fiel auf eine Karte, die an der Stelle lag, an der Ben vor wenigen Minuten noch gestanden hatte, „Warte mal.“, Andy hob es auf und bekam große Augen, „Sieh mal einer an, der Typ ist Bulle und willst du auch wissen wer er ist?“
    Andy sah Markus grinsend an und Markus gab ein genervtes, „Sag es einfach...“, von sich, „Dave hatte doch gesagt, der Sohn von diesem Jäger arbeitet bei der Autobahnpolizei. Genau der ist uns gerade in die Hände gefallen.“
    Nun war es an Markus zu grinsen, „Sehr gut! Du fesselst ihn. Ich bin gleich wieder da.“, sprach es und nahm die Schlüssel des Mercedes an sich. Schnellen Schrittes ging er auf den Wagen zu, öffnete ihn und sah sich nach Bens Handy um. Zum Schluss sah er in das Handschuhfach und fand was er suchte. Er blickte auf das Display und erkannte, dass es aus war und doch, man konnte nicht vorsichtig genug sein. Er schmiss es auf den steinigen Boden und das Telefon zersprang in tausend Einzelteile. Dann langte er abermals in das Fach und holte das Ersatzmagazin heraus, ‚Wie kann man nur so unvorsichtig sein?', dachte er sich leise lachend und ging dann zu Andy zurück.
    „Er ist verschnürt und verstaut.“, meinte Andy, als er seinen Kumpanen auf sich zukommen sah, „Perfekt, hier, kannst bestimmt noch gebrauchen.“, mit diesem Worten warf Markus, Andy das Magazin zu, „Und jetzt bringen wir Dave mal sein Geschenk, der wird sich bestimmt freuen!“, dabei blickte er auf den immer noch bewusstlosen Ben.

  • Unterdessen versuchte Semir weiter Ben zu erreichen, obwohl ihm klar war, dass die Mühe vergebens war. Nachdem Ben ihn weggedrückt hatte, war immer nur die Mailbox ran gegangen und auch Susanne hatte keine Chance das Handy zu orten, was nur heißen konnte, dass es ausgeschaltet worden war. Semir machte sich Sorgen, er wusste in welcher psychischen Verfassung Ben war. Auch wenn er ihm nicht gesagt hatte, wie schlecht es ihm ging, so hatte er es doch in seinen Augen sehen können.
    Als letzte Möglichkeit Ben aufzutreiben, fiel ihm nur noch Julia ein, also nahm er sich die Schlüssel seines BMW und begab sich zu seinem Wagen. Er hoffte das sich sein junger Partner nicht auch noch selbst in Schwierigkeiten gebracht hatte. Doch ein flaues Gefühl in der Magengegend sagte ihm jetzt schon, dass dies der Fall war.
    Er brauchte nicht lange, da bog er auch schon in die Einfahrt vor der Jägerschen Villa ein und als er Bens Auto nicht vor dem Haus stehen sah, verstärkte sich das schlechte Gefühl noch um ein vielfaches. Er stieg aus und ging auf den Hauseingang zu. Noch bevor er ihn überhaupt erreicht hatte, wurde die Tür aufgerissen und Julia kam auf Semir zugestürmt, sie hatte ihn vom Fenster aus bereits kommen sehen.
    „Semir! Wo ist Ben?“, fragte sie ihn aufgeregt, „Ich kann ihn auf seinem Handy nicht erreichen, es geht nur die Mailbox ran!“ Semir seufzte, hier war er also auch nicht, „Tut mir leid Julia, ich hatte eigentlich erhofft, dass er hier wäre.“ „Wieso sollte er?“ Er zuckte mit den Schultern, „Nach eurem Gespräch war er sehr niedergeschlagen und nachdem wir wieder in der PAST waren, habe ich mich kurz mit Susanne unterhalten und dann war er verschwunden. Ich hatte die kleine Hoffnung, dass er vielleicht mit dir sprechen wollte.“
    Das er ihr böse war, dass sie während des Gesprächs mit Ben einfach aufgelegt hatte, verschwieg er lieber, denn im nächsten Moment hörte er wütende Schreie aus dem Haus.
    „Was ist denn da los?“, fragte Semir erschrocken. Julia sah ihn nur an, „Wir müssen ins Haus, sonst gehen sich die beiden noch an die Gurgel!“, sagte sie und lief schon wieder auf die Haustür zu, wurde aber von Semir gestoppt, „Wer geht sich da gleich an die Gurgel Julia?“ „Melindas Eltern sind da und Papa und Mr. Clark kommen überhaupt nicht miteinander klar!“ Jetzt begann auch Semir sich in Bewegung zu setzten.
    Im Haus angekommen, sah er, dass Julia mit ihrer Aussage keineswegs daneben gelegen hatte. Es war nicht zu übersehen, dass die beiden Männer sich nicht leiden konnten.
    „Was wollen die Kerle von Ihnen, dass sie dafür Ihre Tochter entführen?“, schrie Konrad Melindas Vater an und packte ihn dabei am Kragen. So schnell es ging, fuhr Semir dazwischen, er packte sich Mr. Clark und Julia versuchte ihren Vater dazu zu bewegen, sich zu setzen.

  • Und weil du es bist Chris, gibt es noch einen Teil hinterher!




    „Schluss jetzt!“, Semir sah beide Männer an, „Es bringt nichts, sich gegenseitig die Schuld zu zu schieben. Davon bekommen weder sie Herr Jäger, noch sie Mr. Clark, Melinda zurück.“ „Dieser Clark weiß etwas, in dem ersten Brief stand es drin!“ Nun war es Julia die sanft auf ihren Vater einredete, „Papa, es stand nur drin, dass es eine Person gibt, um die es den Entführern hauptsächlich geht, aber nicht wer diese Person ist...“, versuchte sie ihn zu beruhigen, doch Konrad dachte gar nicht daran ruhiger zu werden, „Es muss um ihn gehen,...“, dabei sah er mit einem verachtenden Blick auf Melindas Vater, „..., warum sonst taucht er hier so plötzlich auf, zumal Melinda ihnen noch nicht einmal gesagt hat, dass sie eine Beziehung mit mir hat! Von wem, als von den Entführern sollte er davon wissen?“
    Brian Clark antwortete nicht auf die Anschuldigungen Konrads, er blieb stumm, doch seine Hand hatte sich zu einer Faust gebildet, die er wahrscheinlich bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit in Konrads Gesicht versenken würde.
    Semir sah noch immer zwischen den beiden hin und her, dann fiel sein Blick auf eine Frau, die wie ein Häuflein Elend, zusammen gesackt auf dem Sofa saß. Als er auf sie zu gehen wollte, wurde er von Clark daran gehindert, „Wer sind denn sie überhaupt?“, schnauzte er ihn an. Und höflich wie Semir war, ließ er sich von dem unterkühlten Ton Clarks nicht aus der Fassung bringen und blieb ruhig und sachlich, denn noch einen schreienden Kerl, konnten sie jetzt beim besten Willen nicht gebrauchen. Also holte er seinen Ausweis hervor und hielt ihn Clark unter die Nase, „Gerkhan, Kripo Autobahn. Wir ermitteln in dem Fall Ihrer Tochter.“
    Clark schnaubte, „Aber offensichtlich nicht sehr erfolgreich! Sonst müssten wir uns wohl kaum noch immer Sorgen um sie machen!“ Auch auf diese Spitze von Melindas Vater ging Semir nicht ein, er drehte sich um und wandte sich an Konrad, „Herr Jäger, hat sich Ben vielleicht bei Ihnen gemeldet?“ Konrad schüttelte den Kopf, „Nein. Wieso...? Sollte er?“ „Nein, ich...“, er stockte, vielleicht war es besser Konrad erst einmal nichts von Bens Verschwinden zu sagen. Vielleicht tauchte er ja im Laufe des Tages wieder auf und er wollte nicht, dass sich ein Mann mit einem so schwachem Herzen wie Konrads, sich auch noch zusätzlich, womöglich unnötige, Sorgen um seinen Sohn machen musste, „Ist schon in Ordnung...“

  • Gegen zweiundzwanzig Uhr dreißig kamen Andy und Markus endlich wieder in ihrem Versteck an, wo David schon ungeduldig auf sie wartete. Er kam aus dem Haus gelaufen, nachdem er gesehen hatte, wie die beiden den Wagen vor dem Gebäude parkten.
    „Habt ihr den Kerl geschnappt?“ Markus nickte, „Aber logisch. Du weißt doch das auf uns Verlass ist!“ „Also wo ist er?“ „Er liegt sicher geknebelt und gefesselt im Kofferraum.“, und Andy zeigte auf denselbigen. „Gut. Habt ihr auch schon herausgefunden wer der Kerl ist?“, fragte Dave Markus und dieser zog nur ein kleines Kärtchen aus seiner Tasche und übergab es ihm. Dieser sah sich die Karte an und sein Blick erhellte sich, „Na so was. Das wird ja immer besser hier..., jetzt haben wir nicht nur die Lebensgefährtin vom alten Jäger, sondern auch noch seinen Sohn! Besser könnte dieser Tag wirklich nicht zu Ende gehen. Glaubt mir, dass wir Jägers Sohn haben, wird uns noch sehr hilfreich sein.“
    „Wie meinst du das?“, Andy stand mal wieder auf dem Schlauch, doch Dave nahm es ihm dieses mal nicht übel, er lachte nur, „Ganz einfach, Jäger wird es nicht zulassen, dass wir Melinda noch mehr antun, also wird er Clark unter Druck setzten, sobald sich dieser bei ihm gemeldet hat...“ „Wieso bist du dir so sicher, dass er Kontakt zu Jäger aufnehmen wird?“, warf Markus ein, „Er wird Kontakt zu ihm aufnehmen, allein um herauszufinden was Jäger weiß. Brian Clark muss Angst haben, dass ich seine dunkle Vergangenheit, dass was er getan hat, an den Freund seiner Tochter verraten habe. Ich habe in meiner ersten Nachricht an ihn geschrieben, dass es eine Person gibt, die Jäger mehr dazu sagen kann, warum seine Freundin entführt worden ist und ganz plötzlich tauchen ihre Eltern hier auf..., Jäger wird eins und eins zusammenzählen können. Er wird wissen, oder zumindest ahnen, dass es hier um Brian geht. Und wenn wir jetzt auch noch seinen Sohn haben..., den wird er erst Recht nicht zum sterben in unseren Händen lassen wollen, nicht nachdem er sich jetzt wieder ein Verhältnis zu ihm aufgebaut hat.“
    Markus und Andy nickten und begannen zu grinsen, sie verstanden worauf Dave hinaus wollte, „Du meinst, sobald Jäger weiß, dass wir seinen Sohn haben, wird er Clark noch größerem Druck aussetzten, weil er weder ihn noch Melinda wieder verlieren will...“, fasste Markus zusammen.
    „Gut erkannt!“, lobte Dave ihn, „Und jetzt holt ihn doch mal aus dem unbequemen Kofferraum heraus. Bevor wir Jäger Bescheid geben, wo sich sein Sohn aufhält, müssen wir ihn doch noch erst Foto fein machen!“, sein Blick verfinsterte sich und ein dunkles Lächeln umspielte seine Lippen. Schon bald hätte er zurück was ihm gehörte, doch ob Jäger und Clark ihre geliebten Angehörigen bis dahin wieder lebend zurück hätten, das wagte er zu bezweifeln...

  • Keine Feeds zum letzten Teil? Na gut, vielleicht ja jetzt... ^^




    Inzwischen war Semir nach Hause gekommen und lag in seinem Bett, Andrea schlafend in seinen Armen.
    Eigentlich hatte er gar nicht nach Hause gewollt, doch auch er brauchte einen Moment der Pause. Das was sich in der Jägerschen Villa abgespielt hatte, spielte sich noch mal vor seinen Augen ab. In gewisser Weise konnte er verstehen, warum Konrad der Meinung war, Clark selbst, wäre in irgendeiner Art, an der Entführung Melindas Schuld. Doch dann sah er wieder Clarks verängstigte Frau vor sich, so ganz konnte er sich auf das alles noch keinen Reim machen.
    Noch in der Villa hatte er versucht, Clark zum reden zu bewegen, doch dieser war stumm wie ein Fisch geblieben. In Konrads Gegenwart hatte er nicht sprechen wollen und Konrad wollte Clark nicht mit Semir allein in einem Raum seines Hauses lassen. Er war der Meinung, solange Semir vor hatte, Clark in seinem Haus zu befragen, hatte er ein Recht dabei zu sein. Und egal wie sehr Julia oder Semir auf ihn einredeten, er ließ sich nicht vom Gegenteil überzeugen und so war Semir nichts anderes übrig geblieben, als die Befragung Clarks auf den nächsten Tag zu legen und in die PAST zu bestellen.
    Semir seufzte, dieser Tag war nicht gewesen, wie er hätte sein sollen und das sich Ben noch immer nicht gemeldet hatte, machte ihm zusätzlich zu schaffen. Immer wieder sah er auf sein Handy, nahm es in die Hand, wählte und legte resigniert wieder auf, sobald sich die Mailbox meldete. An einen ruhigen Schlaf war gar nicht zu denken, zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum.
    Er versuchte sich auf Andreas ruhiges Atmen zu konzentrieren und sich ein wenig zu entspannen, doch es half nichts. Als er sie ein wenig näher zu sich zog, wachte sie auf. Andrea spürte sofort, dass Semir angespannt war, sie drehte sich rum und schaltete das Licht der Nachttischlampe ein, „Alles okay?“, flüsterte sie leise und sah ihrem Mann in die Augen.
    „Ich frage mich nur wo Ben gerade steckt...“, murmelte er, seiner Stimme konnte man die Sorgen, die er sich um seinen jungen Partner machte, anhören. „Hey, er ist alt genug. Ben braucht keinen Aufpasser Semir. Wahrscheinlich fährt er irgendwo durch die Stadt oder hängt in irgendeinem Club ab, um auf andere Gedanken zu kommen.“, meinte Andrea und kuschelte sich an ihn. Semir holte tief Luft und reichte über Andrea hinweg um das Nachtlicht auszuschalten, „Wahrscheinlich hast du Recht damit.“
    Und langsam aber sicher schlief er ein.

    Einmal editiert, zuletzt von Tina ()

  • Ben war inzwischen in den kleinen Raum gebracht worden, in welchem auch Melinda gefangen gehalten wurde. Markus und Andy hatten ihn, die Hände über dem Kopf, an der Steinwand festgekettet. Noch immer bewusstlos, hing er nun mit seinem ganzen Gewicht an seinen Händen.
    Melinda hatte sich in eine Ecke gedrängt, als die Tür aufgegangen war. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Zunächst konnte sie nicht erkennen wer da von den beiden Männern in den Raum gebracht wurde. Doch nachdem Andy und Markus den Raum wieder verlassen hatten, stand sie langsam und vorsichtig auf, den Blick immer wieder zur Tür werfend, näherte sie sich der Person. Als sie bei ihm angekommen war, strich sie ihm die Haare aus dem Gesicht und erkannte Ben.
    So froh sie auch war jemanden zu sehen, vor dem sie keine Angst haben musste, so schlecht ging es ihr, als ihr klar wurde, dass es Ben ihr nicht mehr helfen konnte. Jetzt wo sie beide hier gefangen waren...
    Vorsichtig tätschelte sie ihm die Wange, um ihn wach zu bekommen, doch es gelang ihr nicht. Dann schlug sie noch einmal etwas fester mit der flachen Hand zu und Ben schlug die Augen auf.
    Sofort begann er gegen die Fesseln anzukämpfen, merkte aber schnell, dass dies nichts brachte. Er sah sich um und erst jetzt fiel ihm die Frau auf die ihm gegenüber stand, wenn auch mehr schwankend, als fest stehend. „Melinda! Oh mein Gott...“, wären seine Hände nicht an die Wand gekettet gewesen, hätte er sich vermutlich dieselbigen vor den Mund geschlagen. Doch so blieb ihm nichts anderes übrig, als sie einfach nur anzustarren.
    Von der Melinda, die er vor einigen Tagen kennen gelernt hatte, war nichts übrig, „Was haben sie dir angetan...?“
    Melinda sah ihn an und Tränen liefen an ihren Wangen hinunter, „Ben...“
    Ben merkte wie schwach sich ihre Stimme anhörte, keine Spur mehr von der Lebensfreude, die sie vor nicht allzu langer Zeit noch hatte.
    „Schhh..., ganz ruhig. Es wird alles gut werden.“, flüsterte er ihr zu, auch wenn er selbst nicht an seine Worte glaubte. Wie sollte sie hier jemand finden?
    Er ärgerte sich nun darüber, dass er sein Handy ausgeschaltet hatte, nur um den Anrufen von Semir auszuweichen, jetzt konnte Susanne es nicht einmal orten. Und bis der Wagen in dieser Seitengasse gefunden wurde, würde einige Zeit vergehen.

  • Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und David kam herein. Melinda erschrak als sie ihn sah und drängte sich dann so dicht sie konnte an Ben.
    „Na na, du wirst dich doch vor mir nicht verstecken wollen, oder meine Süße?“, lachte David hämisch.
    In Ben stieg Wut auf, „Lass sie in Ruhe, sonst...“, presste er zwischen den Zähnen hervor und blickte David mit entschlossener Miene in die Augen. Doch wieder einmal lachte sein Gegenüber, „Na sieh einer an..., auch aufgewacht?“, er sah ihn an. „Was willst du machen, wenn ich sie nicht in Ruhe lasse?“, fragte er ihn grinsend, „Ich glaube nicht das ausgerechnet du momentan in der Lage bist, hier irgendwelche Drohungen auszusprechen! Der einzige der hier drohen kann und darf, das bin ich. Ich hoffe du hast mich verstanden Bürschchen!“, und um seine Aussage noch zu untermauern, holte er aus und versenkte seine Faust in Bens Magen.
    Diesem entwich pfeifend die Luft und er krümmte sich, soweit es seine Position zuließ, vor Schmerz und Überraschung zusammen. Melinda stieß ein einen erstickten Schrei aus, als der nächste Faustschlag Bens Gesicht traf. Seine Lippe platzte auf und sein Kopf stieß mit einer solchen Wucht gegen die harte Mauer, dass er sogleich wieder das Bewusstsein verlor.
    Leise lachend verließ Dave den Raum wieder und schloss die Tür hinter sich ab.

  • Als Semir am nächsten Morgen die PAST betrat, hatte er die leise Hoffnung gehabt, dass sich Ben wenigstens hier mittlerweile gemeldet hatte. Doch leider wurde er bitter enttäuscht, auf seine Nachfrage hin, schüttelte Susanne den Kopf und Semir blieb nichts anderes übrig, als weiter abzuwarten.
    Immerhin war Brian Clark wie versprochen auf dem Revier aufgetaucht und saß bereits im Verhörraum, darauf wartend das er befragt wurde.
    Semir ging hinein und setzte sich Clark gegenüber, „Guten Morgen Mr. Clark.“, begrüßte er ihn, doch als Antwort kam lediglich ein leises brummeln über die Lippen des Mannes. Offenbar war er überhaupt nicht erpicht darauf, befragt zu werden, doch davon ließ sich Semir in keiner Art beeindrucken, „Es tut mir leid Ihnen sagen zu müssen, dass ich mit dem Verdacht von Konrad Jäger übereinstimme...“, er machte eine kurze Pause und beobachtete sein Gegenüber. Clark sah ihn an und sagte nichts, also fuhr Semir fort, „Es ist schon ein wenig seltsam...“
    „Was meinen Sie?“, wurde er von Brian unterbrochen, mit einer Stimme die sich ein wenig drohend anhörte, „Damit meine ich das Sie, obwohl Sie keine Ahnung hatten, dass Ihre Tochter in einer Beziehung ist, trotzdem bei Herrn Jäger auftauchen. Wie kann das sein? Von wem haben Sie die Information über den Lebensgefährten Ihrer Tochter?“ „Ich weiß überhaupt nicht, was Sie von mir wollen. Es wird uns doch wohl noch erlaubt sein, dass wir unsere eigene Tochter besuchen.“ „Natürlich ist Ihnen das erlaubt. Meine Frage woher Sie über Herrn Jäger Bescheid wissen, ist damit aber noch immer nicht beantwortet. Es kann kein Zufall sein. Hat Herr Jäger Recht damit, dass Sie die Person sind um die es hier eigentlich geht?“
    Clark lächelte, „Da ich keinerlei Ahnung habe, wer meine Tochter entführt hat, Herr Gerkhan, kann ich Ihnen leider nicht sagen, ob es etwas mit mir zu tun hat.“
    Semir wurde es langsam zuviel. Dieses arrogante Lächeln, welches Clark aufgesetzt hatte, brachte ihn zur Weißglut. Er spürte das der Mann ihm gegenüber etwas verheimlichte, „Jetzt hören Sie auf mich zu verarschen..., was wissen Sie?“
    „Hören Sie Herr Gerkhan. Ich bin ein erfolgreicher Geschäftsmann und wo Erfolg ist, da sind auch Neider. Es gibt viele Leute die mir meinen Erfolg nicht gönnen und jetzt glauben sie, dass sie über meine Tochter an das herankommen was sie wollen. Aber nicht mit mir...“ Semir glaubte nicht was er da hörte, „Sie wollen mir jetzt aber nicht sagen, dass Sie lieber ihr Geld zusammenhalten, als Ihre Tochter zu retten?“ „Selbstverständlich nicht, aber ich möchte ja auch erst einmal davon ausgehen, dass Sie meine Tochter finden, bevor ich zahlen muss.“, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken, hatte Clark diesen Satz gesagt.
    In mancherlei Hinsicht hatte Semir schon Bens Vater für unheimlich arrogant gehalten, doch das es jemanden gab, der noch schlimmer war, dass konnte er dann doch nicht fassen. Doch für ihn war klar, dass es für Konrad keine Frage wäre zuerst an seine Kinder und ihre Rettung und dann erst an die Firma zu denken, wenn es zu einer Entführung von einem der beiden käme.

  • Er versuchte ruhig zu bleiben, „Mr. Clark. Wer von Ihren anscheinend ja sehr vielen Neidern könnte Ihrer Tochter am gefährlichsten werden?“
    Doch bevor Clark antworten konnte, klopfte es an der Tür und Hotte steckte seinen Kopf herein, „Semir könntest du mal kurz kommen?“ „Sicher und Sie...“, wandte er sich an Clark, „...,Sie sollten scharf überlegen, wer Ihr größter Neider ist.
    „Was gibt es Hotte?“, der beleibte Polizist nickte in Richtung Büro, „Bens Schwester ist da...“, seine Stimme wurde leise, irgendwas stimmte nicht.
    Semir ging auf die Bürotür zu und schon von weitem sah er, dass sie Tränen in den Augen hatte, er machte die Tür auf und betrat den Raum, „Julia..., was ist passiert?“ Vor lauter Schluchzen war Julia nicht imstande auch nur ein Wort herauszubringen, stattdessen gab sie ihm einen Brief. Während er ihn las, ballte sich seine linke Hand zur Faust.
    Er verließ das Büro mitsamt dem Brief in der Hand, rief Hotte kurz, „Kümmere dich bitte um Julia.“, zu und stürmte wieder in den Verhörraum, „Lesen Sie!“, zischte er Clark zu und schob ihm den Brief über den Tisch.
    Mit jedem Wort das sein Gegenüber las, konnte Semir sehen wie dessen Sicherheit in sich zusammenfiel, „Wer ist dieser David Bishop? Und versuchen Sie nicht mich noch länger verarschen zu wollen. Glauben Sie mir, ich kann ansonsten auch ganz anders.“
    Doch Clark dachte noch immer nicht daran, auch nur ein Wort zu sagen und jetzt hatte Semir die Schnauze voll. Er packte Brian am Kragen und zog ihn hoch, „Ihr Freund David Bishop hat jetzt nicht nur Ihre Tochter in seiner Gewalt, sondern auch noch meinen Partner, den Sohn von Konrad Jäger. Reden Sie jetzt endlich! Wer ist dieser Kerl und was will er von Ihnen?“
    „Wenn Sie mich nicht sofort loslassen, dann werde ich gar nichts sagen.“, drohte Brian und wurde dann, wenn auch widerwillig, von Semir losgelassen, „Dann reden Sie endlich.“
    Doch bevor er etwas sagte richtete er sich seine Krawatte in aller Seelenruhe, er wusste wie er Semir auf die Palme bringen konnte, „David Bishop ist der Sohn meines besten Freundes und ehemaligen Geschäftspartners George Bishop.“ „Und was will er von Ihnen?“
    Clark räusperte sich, „Er will die Anteile an meiner Firma, die ihm wie er meint zustehen.“ „Wie kommt Bishop darauf, dass ihm irgendwelche Anteile zustehen?“, musste er Clark denn eigentlich jede Information aus der Nase ziehen?

  • „Es ist so, dass George und ich die Firma vor gut vierzig Jahren gegründet haben und da wir beide verhindern wollten, dass die Firma später in irgendwelche fremde Hände verkauft werden muss, weil keiner von uns mehr in der Lage ist sie zu führen, haben wir damals sofort vertraglich festgehalten, dass mein, zu der Zeit dreizehnjähriger, Sohn Sam die Firma später als Alleinerbe übernehmen würde. Denn leider konnte George Frau keine Kinder bekommen. Doch ein Jahr nach der Firmengründung klappte es aus irgendeinem Grund doch und David wurde geboren.“, Brian machte eine Pause, bevor er weitersprach, „Als David fünf Jahre alt wurde, war George plötzlich der Meinung, auch sein Sohn sollte ein Stück von dem Kuchen abbekommen und wollte das wir den Vertag ändern damit David und Sam beide die Firma erbten. Von der Idee war ich, das gebe ich zu, nicht begeistert, also habe mich verweigert. Ich habe auf den Vertag bestanden. Daraufhin kam es zwischen uns zu einem Streit und George versuchte mit Hilfe seines Anwalts einen Weg zu finden, den Vertag für ungültig zu erklären, damit David erben konnte. Doch an einem Schicksalhaften Tag, als er wiedereinmal auf dem Weg zu seinem Anwalt war, wurde er in einen schweren Autounfall verwickelt den er nicht überlebte. Ich habe seiner Frau eine hohe siebenstellige Summe gezahlt, damit sie nach dem Tod ihres Mannes ihren Lebensstandard halten konnte und dafür blieb Sam Alleinerbe. Es ist also nicht so, dass David in seiner Kindheit am Hungertuch nagen musste. Und trotzdem gibt er mir die Schuld an George Tod.“
    „Und..., haben Sie etwas mit dem Tod Ihres Geschäftspartners zu tun?“, fragte Semir gerade heraus.
    “Selbstverständlich nicht.“, Clark war entrüstet, doch so wirklich glauben konnte und wollte Semir ihm das nicht. Er war sich ziemlich sicher, das Brian Clark nicht so unschuldig war, wie er sich hier gab. Wer es seinem besten Freund nicht gönnte, dass dessen Sohn Miterbe der gemeinsamen Firma wurde, dem traute er noch so einiges mehr zu.

  • Nachdem er mit der Befragung Clarks fertig war und ihn entlassen hatte, war Semir zu seinem Büro gegangen um nach Julia zu sehen, die noch immer weinend da saß. Ein mittlerweile doch etwas überforderter Hotte saß vor ihr und versuchte sie zu beruhigen, doch was auch immer er versuchte er schaffte es nicht. Als Semir das Büro betrat, nickte er Hotte leicht lächelnd zu und dieser verließ den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Er kniete sich vor sie und nahm ihre Hände in seine, „Wir werden die beiden finden Julia, keine Angst...“
    Julia blickte auf und Semir in die Augen, dann nestelte sie an ihrer Jacke herum und zog ein Foto aus der Innentasche, „Das lag dem Brief bei...“, flüsterte sie leise und reichte es ihm. Semirs Augen weiteten sich erschrocken. Was hatten diese Mistkerle mit seinem Partner gemacht?
    Semir konnte auf dem Bild erkennen, dass Bens Unterlippe aufgeplatzt war und ein kleines Rinnsal Blut lief an seiner Schläfe entlang. Auch konnte er erkennen, dass Ben zur Zeit der Aufnahme des Fotos, bewusstlos gewesen sein musste, denn so wie er in den Ketten hing, gab es schon keine andere Möglichkeit mehr. Er setzte sich in den Stuhl, der Julia gegenüber stand und musste schlucken.
    „Was ist wenn sie ihm auch noch schlimmeres antun Semir?“, Julias leise gestellte Frage, riss ihn aus seinen Gedanken, „Was ist wenn sie ihn und Melinda...“, weiter wollte sie nicht sprechen.
    „Sie werden nicht sterben, keiner von ihnen. Dafür werde ich sorgen Julia. Das verspreche ich dir!“, Semir sah sie an und Julia nickte, sie vertraute ihm. Ihr war klar das, wenn es jetzt noch jemanden gab, der Ben und Melinda finden und retten konnte, dann war es Semir, „Was ist mit deinem Vater?“ „Er hat den Brief noch gar nicht zu Gesicht bekommen. Als ich gesehen hab, dass Papas Haushälterin den Umschlag angenommen hatte, da habe ich ihn ihr sofort abgenommen und ihn mir allein angesehen. Anschließend bin ich sofort hierher.... Wenn ich ihm den Brief gezeigt hätte..., dann..., Semir ich kann ihm nicht sagen, dass die Kerle Ben jetzt auch noch in ihrer Gewalt haben.“
    Semir nickte, „Verstehe, aber ich weiß nicht wie lange wir das vor ihm verheimlichen können.“
    Im gleichen Moment klingelte ein Telefon, „Entschuldige, ist meins...“, Julia holte ihr Handy heraus und nahm ab, „Papa? Was ist los?“ „Wo bist du?“, Konrad Jägers Stimme am anderen Ende der Leitung hörte sich schwach an, wie Semir fand, Julia hatte auf Lautsprecher gestellt. Die letzten Tage hatten ihm doch sehr zugesetzt und er konnte Julia voll und ganz verstehen, dass sie Bens Entführung vor ihm geheim halten wollte.

  • „Ich musste mal für zwei Stunden an die frische Luft, bitte entschuldige das ich ohne ein Wort zu sagen einfach gegangen bin...“, Julia versuchte ihre Stimme fest klingen zu lassen, damit ihr Vater nicht merkte was los war. Doch dann hörte sie ein schluchzen von Konrad, „Papa?“ „Du musst dich nicht entschuldigen, aber bleib bitte nicht mehr lange weg und Julia..., tust du mir einen Gefallen?“ „Jeden Papa, jeden.“ „Bitte bring Ben mit, ich will ihn sehen. Ich brauche jetzt meine beiden Kinder.“, Julia hörte ein Klicken in der Leitung und dann ein regelmäßiges Tuten, Konrad hatte aufgelegt.
    Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen, „Was mache ich denn jetzt?“, sie vergrub ihr Gesicht in Semirs Schulter. Dieser strich ihr beruhigend über den Rücken, „Wir müssen ihm sagen was passiert ist Julia, wir haben keine andere Wahl.“ „Nein...“, sie löste sich von dem Partner ihres Bruders, „Wir können es ihm nicht sagen. Semir er steht jetzt schon kurz vor dem nächsten Herzinfarkt, wenn er jetzt auch noch erfährt, was sie mit Ben gemacht haben..., dass wäre zuviel für sein Herz...“
    „Das weiß ich, aber was willst du machen? Willst du ihn anlügen und ihm sagen, dass Ben keine Lust darauf hatte ihn zu sehen und sich geweigert hat mitzukommen? Julia, entweder glaubt er dir das nicht, oder er glaubt es dir und bekommt dann die nächste Herzattacke. Ich weiß die Situation ist mehr als verfahren und ich möchte es ihm eigentlich auch lieber verheimlichen, aber das wird nicht funktionieren. Ich fahre jetzt mit dir zu ihm und dann werden wir ihm sagen was passiert ist.“
    Widerstrebend nickte Julia, sie hatte Angst vor der Reaktion ihres Vaters...

  • Heute Abend gibt es nur einen kurzen Teil, morgen dafür wieder mehr! Und wahrscheinlich morgen wird auch für Semir der erste Hinweis dabei sein, also habt noch ein kleines bisschen Geduld mit mir. Um ehrlich zu sein, bin ich froh, wenn diese Story abgeschlossen ist, denn eine Story zu Ende zu bringen, die man fast ein Jahr nicht beachtet hat ist verdammt schwierig! Trotzdem danke fürs weiter lesen, das heißt wohl, dass sie noch nicht ganz ins schlechte abgesunken ist, wie ich es befürchte. Liebe Grüße...



    In der Zwischenzeit war Ben wieder aufgewacht. Sein Kopf sowie seine Hände und Arme, an denen er während seiner Bewusstlosigkeit gehangen hatte, schmerzten. Seine Handgelenke fühlten sich an, als wären sie aufgescheuert von den Handschellen, mit denen sie ihn angekettet hatten. Er schmeckte das getrocknete Blut an seinen Lippen und ein stechender Schmerz durchfuhr seine Magengegend, ganz so als ob jemand ihm dorthinein getreten hatte, nachdem er erneut bewusstlos geworden war.
    Doch das alles beachtete er gar nicht. Hektisch blickte er sich um, auf der Suche nach Melinda, dann entdeckte er sie zusammengekauert neben sich sitzend.
    „Melinda...“, die Lebensgefährtin seines Vaters schreckte auf, als sie angesprochen wurde, „Ben...“, sie starrte ihn nur an, unfähig sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Ben merkte wie die Frau zitterte, „Was ist passiert Melinda?“
    „Ich wollte ihnen nur helfen...“, ihre Stimme bebte, „Sie standen am Straßenrand und hatten ein Problem mit ihrem Auto..., habe ich geglaubt..., ich wollte nachsehen... und dann bin ich hier wiederaufgewacht.“
    Ben war erschrocken darüber, wie monoton sich ihre Stimme anhörte, wie leise, „Hast du irgendeine Ahnung, was sie von dir wollen?“, fragte er vorsichtig weiter, „Nein..., ich..., ich weiß es nicht. Aber der Kerl der eben hier war..., Ben er..., er kennt mich und meine Familie. Er war es, der meinen..., meinen Bruder umgebracht hat.... Er..., er hat meinen Bruder umgebracht..., er hat ihn umgebracht...“, wiederholte sie nun immer wieder.
    „Du hattest einen Bruder?“, es war mehr ein leises flüstern zu sich selbst, als das er die Frage direkt an Melinda stellte und doch hatte sie es mitbekommen und nickte, „Ja. Er hieß Sam und obwohl er fünfzehn Jahre älter war als ich, haben wir uns sehr nahe gestanden. Vor fünf Jahren wurde er von einer Straße abgedrängt und stürzte mit seinem Wagen einen Berghang hinunter...“, ihre Stimme brach ab und sie schüttelte ihren Kopf, sie konnte nicht weiter reden und Ben verstand es, „Es tut mir leid...“, sagte er leise, er konnte kaum glauben was er da gerade erfahren hatte. Was wollte dieser Kerl? Er sah ihr in die Augen, „Mein Partner wird uns finden. Und dann wird der Mistkerl büßen für das was er dir angetan hat, Melinda. Das verspreche ich dir.“
    Melinda sah die Ehrlichkeit in Bens Augen und so stand sie auf, schlang sie ihre Arme um seinen Hals und weinte in seine Schulter. Ben spürte die Verzweiflung die in ihr war und er schwor sich, dass diese Kerle nichts zu lachen haben würden, sobald er wieder frei war. Doch fürs erste versuchte er mit sanften Worten Melinda zu beruhigen.

  • Semir und Julia waren schon nach kurzer Zeit an der Villa angekommen. Als sie ausstiegen, konnte Semir sehen wie nervös Julia war. Langsam gingen die beiden auf die Tür zu und als Julia versuchte die Haustür aufzumachen, musste Semir ihr den Schlüssel aus der Hand nehmen und selbst aufschließen, so sehr zitterten ihr die Hände.
    Als Julia das Wohnzimmer betrat, sah ihr Vater sie mit vorwurfsvollen Augen an, „Wieso hast du es mir nicht gesagt? Wieso...?“ Perplex blieb Julia stehen und sah zwischen Semir und Konrad hin und her, sie verstand nicht was er meinte.
    Konrad hob eine Hand, in der er einen Brief hielt, „Wieso Julia? Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie Ben haben?“ Geschockt blickte sie ihren Vater an, „Woher...?“ „Kurz nachdem ich dich angerufen hatte, hat jemand den Brief abgegeben. Zusammen mit Fotos von ihm..., warum...?“ „Ich wollte nicht das du dich noch mehr aufregst Papa.“ Konrad schwankte für einen Moment, doch dann hatte er sich wieder im Griff und stand fest auf dem Boden, „Du hättest es mir sagen müssen.“
    Dann erblickte er Semir, „Haben Sie wenigstens eine Spur Herr Gerkhan?“ Semir fiel es sichtlich schwer, Bens altem Herrn reinen Wein einzuschenken, aber blieb ihm etwas anderes übrig? „Es tut mir leid Herr Jäger, bis jetzt noch nicht.“ „Was ist mit diesem Baylor, von dem Ben gesprochen hatte?“ „Tut mir sehr leid, aber der ist tot, ermordet worden.“, er sah auf den Brief in Konrads Hand, „Herr Jäger darf ich bitte mal den Brief und die Fotos sehen?“ Konrad nickt und übergab Semir, nachdem dieser sich Handschuhe übergezogen hatte, die geforderten Dinge.
    In dem Brief stand nichts was ihn sonderlich weitergebracht hätte, außer dass die Entführer Ben hatten und weitere zwei Millionen auf das Konto in der Schweiz überwiesen werden sollten. Was ihn allerdings wunderte war, dass der Entführer schrieb, er hätte mitbekommen, dass Konrad den ersten Brief nicht bekommen hätte. Das konnte ja nur bedeuten, dass das Haus beobachtet wurde. Woher sonst hätten sie das wissen sollen?
    Dann nahm er sich die Fotos vor. Er sah wie Ben in den Ketten hing, es musste also ziemlich zur gleichen Zeit aufgenommen worden sein, wie das Foto das Julia bei sich gehabt hatte. Nur aus einem anderen Winkel fotografiert. Irgendetwas störte Semir an dem Foto, etwas dunkles war am unteren rechten Bildrand zu sehen, aber er konnte nicht genau sagen was es war. Also beschloss er, dass Hartmut sich das Foto mal ansehen sollte, schließlich sah dieser manchmal Dinge, die andere nicht sahen.
    Also legte er das Bild in einen Beutel, steckte ihn in seine Jackentasche und sah Julia an, „Ich werde das Bild jetzt zur KTU bringen, vielleicht finden sie weitere Fingerabdrücke...“, er sah Konrads Angst in dessen Augen, Angst um seine Lebensgefährtin und seinen Sohn. Semir ging auf Bens Vater zu und legte eine Hand auf seine Schulter, „Ich werde die beiden finden Herr Jäger. Das verspreche ich Ihnen. Und dann werden wir die Kerle zur Rechenschaft ziehen, die für das alles hier verantwortlich sind!“, dann drehte er sich um und ging Richtung Tür.
    „Danke Herr Gerkhan!“, rief Konrad ihm hinterher.

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