Die letzte Kugel

  • Sonja Steinkamp schrie und heulte abwechseln und Louis hatte ihr mehrfach einen eisigen Blick zugeworfen.
    "Nun halten sie endlich die Klappe!"
    Doch auch das nutzte nichts.
    Er tat 4 Schritte auf sie zu, sah sie an und klatschte ihr eine "RUHE! Oder muss uns jeder hören? Wollen sie abgeknallt werden?"


    Er ging wieder neben Semir in die Knie, der die Augen geschlossen hatte.
    "Kann ich irgend etwas tun?" Seine Hände drückten das ausgezogene Shirt auf Semirs Wunde, die immer noch stark blutete.
    "Geht.... Tom, verdammt.... der Dickkopf...... "
    Semir sah Luois nur noch verschwommen, zwang sich nicht das Bewusstsein zu verlieren. Nicht jetzt....


    Tom stand derweil vor der nächsten Ecke, tastete sich langsam vorwärts, bemüht mit Taschentuch vor dem Mund so wenig Rauch wie möglich einzuatmen. Wenige Meter vor ihm auf dem Boden sah er 2 Körper liegen.
    Für eine Sekunde schloss er die Augen, hoffte, dass nicht Chris dort lag und schlich weiter.



    Kolschewski schrie Chris nun an "Ich will wissen, wo dein Kumpel ist? Ist er bei der Schlampe, die da hinten gebrüllt hat? Dann gehen wir da jetzt hin, könnt ihr euer Ende zusammen begehen!"
    Chris zuckte unmerklich zusammen. "Nein,..." war sein erster Gedanke..." nur nicht in die Richtung." Fieberhaft überlegte, was er nun tun konnte.
    Eine Explosion der Munitionskiste lenkte beider Aufmerksamkeit für Sekunden ab.
    Tom hatte Kolschweskis brüllen gehört und stand nun wenige Meter hinter ihm.


    Er Sah Chris, der merkwürdig gebückt in seiner Gewalt war.
    Ihre Augen trafen sich.
    Chris spürte Kolschweskis Waffe in seinem Rücken, sah Tom und wusste, dass er und Semir keine Chance hatten.....
    Draussen erschienen die ersten Lichter und der Flur wurde gespenstisch erhellt.
    Genau im falschen Moment.
    Kolschewski sah die kurze Bewegung am Flurende und riss die Wafffe hoch "Aha, da ist ja das BUllenschwein....."
    Tom sah ihn, wollte zur Seite springen,keine Schutzmöglichkeit vor Augen.
    Gleichzeitig gaben die Männer Schüsse ab.
    Aus den Augenwikeln sah Tom das Mündungsfeuer der MP, spürte den schmerzhaften Aufprall auf den Boden, die Einschüsse neben sich in der Wand und sah Chris und Kolschewski zu Boden gehen...

  • ;(;(;( oh oh..jetzt achtung, taschentücher raus:


    Fast im gleichen Moment drangen die ersten SEK Leute in die Kaserne ein und Tom sah die letzten beiden Ganoven Steinkamps flüchten. So schnell er konnte, rappelte er sich auf, sämtliche Schmerzen in Arm und Knie ignorierend und war in der nächsten Sekunde am toten Kolschewski vorbei und neben Chris, der auf der Seite lag.
    Vorsichtig drehte er ihn auf den Rücken, starrte fassungslos auf die Verletzungen im Brustbereich und wusste instinktiv im gleichen Augenblick, dass auch der Notarzt, der sicher in den nächsten Minuten hier auftauchen würde, Chris nichtmehr würde helfen können.
    Chris,der bei Bewusstsein war und ihn ansah, schien es ebenso zu wissen und für einen kurzen Moment lang lächelte er sogar.Dann wurde sein Blick fragend und er griff nach Toms Hand.
    „…..Was…ist mit Semir…?“
    Tom nickte ihm zu, erwiderte seinen schwachen Händedruck. „Keine Sorge, er ist in Sicherheit.“
    „...Gut...“, sagte er nur leise und schloß die Augen.
    Tom bemerkte die SEK beamten, die um ihn herum standen, doch er beachtete sie gar nicht. Chris öffnete noch mal die Augen, sah ihn wieder an.
    „...Sag ihm, es...es war eine verdammt gute...Zeit.“
    „Ja.“ Tom nickte nur, hatte Mühe nicht die Fassung zu verlieren.
    Dann war plötzlich ein Arzt da, zwei sanitäter. Tom sah ihnen entgegen, sah den Notarzt neben Chris in die Knie gehen, sah seinen Blick und schließlich ein unmerkliches Kopfschütteln.
    „Morphium, 2 Einheiten.....“
    Chris Hand klammerte sich fest um Toms Finger , er verzog das Gesicht , öffnete unter Anstrengung die Augen und bewegte die Lippen.
    Tom musste ganz nah zu ihm herunter , um ihn noch zu verstehen.
    „Susanne.....paßt...auf sie auf........“
    „Red nicht so viel..... gleich wirkt die Spritze...dann fahren wir in die Klinik.“ Tom hatte Mühe, neben seinen eigenen Atemproblemen und Schmerzen sich nichts weiter anmerken zu lassen.
    Chris Augen flatterten, seine Hand löste sich langsam von Toms Fingern
    Anna,die Waffe in der Hand stoppte kurz hinter Tom, sah ihn auf dem Boden , vornüber gebeugt und schloss die Augen „Nein....“
    Langsam kniete sie sich neben ihn, sah Chris und den Blick des Arztes......
    „Es tut mir leid.......“ war das Einzige ,was dem Arzt noch über die Lippen kam.
    Tom hielt immer noch Chris Hand, fassungslos, was da gerade passiert war. „ Hey... hörst du? Wir haben morgen einen Termin..... Chris.... du kannst jetzt nicht kneifen.......“
    Anna zog Tom vorsichtig ein Stück zurück „Tom..... Semir....wo.... wo ist Semir?“
    Langsam löste sich Tom aus seiner Starre, drehte sich zu Anna um. Tränen schimmerten in seinen Augen.“Semir..... ich .....ich muss zu ihm...“ taumeld versuchte er auf die Beine zu kommen.
    Der Arzt schüttelte den Kopf „Na, damit warten sie mal, sie fallen ja gleich um...“
    Doch Tom war nicht zu halten ,schüttelte den Griff des Notarztes ab, hielt sich an der Wand fest und ging unsicheren Schrittes Richtung Semir.
    Anna blieb stehen, sah ihm nach, ging noch mal neben Chris in die Knie und verharrte eine Weile wortlos bei ihrem toten Kollegen. Um sie herum standen ein paar andere Beamte, SEK leute und schliesslich Hotte und Dieter. Wortlos, stumm, schockiert.



  • ...Es geht weiter..... :(


    Irgendwann riss Dieters leise Stimme Anna aus ihren Gedanken.
    „...Chefin...das...muss man Susanne sagen...“
    Anna nickte nur, nahm das weisse Tuch aus den Händen des Sanitäters und deckte Chris vorsichtig zu. Dann stand sie langsam auf, wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen aus dem Gesicht und sah zu Hotte und Dieter.
    „Bitte...bleiben sie bei Chris, bis...er abgeholt wurde.“
    „natürlich...“
    „Danke. Ich muss nach Semir sehen.“
    Dann ging sie wortlos den Gang der Kaserne weiter entlang.



    Tom kniete inzwischen neben Semir und beobachtete nervös die Arbeit des zweiten Ärzte Teams. Dabei drückte er ununterbrochen die Hand seines Freundes und versuchte verzweifelt, sich nichts von dem, was gerade nur ein paar Meter weiter passiert war, anmerken zu lassen.
    „...Tom...“
    Tom schreckte aus seinem Schockzustand hoch, als er plötzlich Semirs Stimme hörte.
    „Ja, ich bin hier, Semir. Alles okay...“ Dabei stiegen ihm schon wieder Tränen in die Augen und er war froh, das Semir selbst die Augen geschlossen hatte und ihn nicht so sehen konnte. Verdammt, nix ist okay, dachte Tom verzweifelt und ich lüg ihn hier an...
    „...Tom...“
    „Semir, nicht reden jetzt, hörst du?“
    „Ja...bist du okay?“
    „Sicher...ja, ich bin okay, alles bestens..“
    „...Gut...verdammt, ich hab dir gesagt, du sollst nicht...“
    „Hey, nicht sprechen, ganz ruhig. Du machst den Doc hier sonst noch irre..“
    Ein kurzes Lächeln zog über Semirs Gesicht und die Sanitäter hoben ihn mit routinierten Bewegungen auf die Trage.
    Tom ging neben ihm her Richtung RTW und in dem Moment kam sie,die Frage, vor der Tom seit ein paar Minuten mehr Angst hatte, als jemals zuvor.
    „...Tom...Chris, wo ist Chris...?”
    Bevor Tom antworten konnte, oder überhaupt die Kraft gehabt hätte, etwas zu sagen, schüttelte der Arzt entschieden den Kopf.
    „Schluss jetzt! Der Mann muss dringend in die Klinik, reden können sie später. Und außerdem brauchen sie zuerst selbst ärztliche Hilfe.“
    Dann schlossen sich die Türen des RTW und Tom war fast froh darüber. Langsam liess er sich leicht gegen die Wand sinken und atmete tief ein und aus.
    Kurz darauf war Anna neben ihm.
    „Tom!“
    Er hob nur die Hand, winkte ab. „Ich bin okay.“ Auch der zweite Notarzt, der eben noch bei Chris gewesen war, kam nun auf ihn zu. Doch auch dort winkte Tom nur entschieden ab.
    „..Nein..ich will einfach nur ein paar Minuten allein...“ Dann liess er sich entgültig einfach zu Boden sinken und schloss die Augen.
    Anna zog den Arzt ein paar Meter beiseite.
    „Kümmern sie sich bitte gleich um ihn, Doktor. Ich muss auf die Dienststelle und dann in die Klinik“
    Der Arzt nickte. „Ja, da kommen wir dann auch sicher hin.“
    Anna suchte ihren Wagenschlüssel, ging völlig geistesabwesend zum Wagen.
    „Anna?“
    „Hubert? Entschuldige..ich..“
    „Schon ok, ich habe es mitbekommen...es tut mir leid... falls ich was tun kann...“
    „Kümmer dich hier bitte...ich muss zur PAST... Chris Freundin...“
    Der SEK Leiter strich ihr behutsam über die Schulter „Ich weiß, keine Sorge...."

  • so, ein kleines Stück für heute noch:



    Tom lag am Boden, wollte niemand hören und sehen....alles war wie im Film, langsam, wie in Zeitlupe...
    Er spürte eine Hand, etwas Warmes an seinem Arm und öffnete langsam die Augen.
    „Ganz ruhig..... „
    Er blickte in die Augen des Arztes, der ihm langsam einen Zugang legte.
    „Herr Kranich?“
    Louis nahm seine Hand .
    Doch Tom reagierte nicht.
    „Lassen sie in mal in Ruhe.Wir fahren jetzt in die Klinik, sie können gern mitkommen junger Mann.“
    Der Notarzt gab den Sannis ein Zeichen und Tom wurde auf eine Trage umgebettet.
    „Er steht unter Schock, keine Sorge, wir bekommen das schon hin...“ Schneider lächelte Louis leicht zu und schloss hinter ihm die Türen des RTW.



    Wie in Trance war Anna den Weg zur PAST gefahren und stoppte nun den Wagen, zog den Zündschlüsel raus und verharrte, suchte ihr Handy .
    „Petra.... „
    „Anna, was gibt es?“
    „Petra.... ich.... es... Semir und Chris...Tom... sie müssen in die Uni kommen.... keine Sorge..“
    „TOM? Was ist mit ihm... Anna.... reden sie schon..“ im Hintergrind war die kleine Lilli zu hören.
    „Tom geht es gut.. wirklich, aber Semir, sie müssen Andrea abholen... er ist schon auf dem Weg in die Klinik... ich komme auch gleich...“
    Sekundenlang herrschte Stille „ ich muss jetzt zu Susanne Petra.. wir sehen uns gleich...“
    Anna klickte das Gespräch weg, stieg langsam aus und atmete tief durch.



    Tom spürte ein Hand die ihn hielt, leichtes wanken und ein grelles Licht, als er in den RTW gehoben wurde.
    Er kniff seine Augen zu, hörte nur leise die Stimme neben ihm“Herr Kranich? ich bin hier... bitte, so sage sie doch was....“
    Toms Gedanken gingen zu Semir, Susanne und Petra....PETRA.... hämmerte es plötzlich.

    Er wolle sich aufrichten , ihm wurde schwarz vor Augen und wurde zurückgedrückt „Ganz ruhig...“
    „Meine Frau....Petra.......“
    „Keine Sorge. Ihre Frau weiß Bescheid.... bleiben sie schön ruhig.....“
    Arne nickte dem Sanni zu „Gib mal über Funk an Markus durch, dass sein Schwager unterwegs ist.... der Name kam mir gleich bekannt vor....“
    Tom,der auch das mitgehört hatte, versuchte erneut, sich wieder aufzusetzen.
    „...Ich...ich muss telefonieren.“
    „Ja, sicher. Später. Und jetzt bleiben sie endlich ruhig liegen...Kriegen sie gut Luft; Herr Kranich? Der Rauch...“
    „...Das ist nicht von dem Rauch...und ich will jetzt wissen, was mit meinem Kollgen...“
    Dann wurde es entgültig dunkel um ihn und der Arzt nickte zufrieden.
    „Gut, dann los jetzt.“

  • Und weiter....


    Markus kam aus dem OP Bereich und lief direkt Andrea und Petra in die Arme, die gerade den gang entlanggeeilt kamen.
    „Markus?! Was ist bloß passiert?!“
    „Bitte beruhigt euch. Andrea, ich hab mich gerade informiert und Semirs Zustand ist stabil. Er ist noch im OP, hat eine Schussverletzung im Oberbauch...“
    Andrea unterbrach ihn, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    „Markus, bitte, wird er…?“
    „Keine Sorge, wenn es keine Komplikationen gibt, und danach sieht es im Moment nicht aus, dann wird er wieder gesund. Petra, Tom geht’s gut, nur eine Schussverletzung am Arm...nur...“
    Er stockte und beide Frauen sahen ihn fragend, immer noch unter schock, an.
    „Was?..Markus, jetzt sag doch, was...“
    „Es hat euch noch keiner gesagt, nicht wahr?“ Wieder sprach er nicht weiter und Petra und Andrea spürten, dass es da noch irgendwas gab, etwas, was keiner von ihnen wusste.
    „Markus, jetzt sag doch endlich, was?!“ Petra schrie ihn nun fast an und markus fuhr sich mit den Händen durchs haar.
    „Frau Engelhardt hat mich angerufen...noch, als Semir und Tom auf dem Weg hierher waren...ich weiss nicht, wie und warum es passiert ist...Es tut mir leid...Chris ist tot.“
    Stille. Beide starrten ihn an, nahmen sich dann gegenseitig in den Arm und begannen zu weinen. Markus stand daneben, wusste nicht recht,was er tun sollte. Schliesslich sah Petra ihn an.
    „Ich...ich muss zu Tom...“
    Er nickte. „Sicher, komm...ich muss mich eh noch um den Arm kümmern. Aber er hat sich geweigert, bevor ich nicht nach Semir gucken gegangen bin.Andrea?“
    Markus sah sie fragend an und sie nickte, ohne das er wusste, ob sie ihm überhaupt zuhörte.
    „Andrea, du kannst hier warten. Im OP weiss man Bescheid, dass du hier bist. Aber es wird noch eine Weile dauern.“
    Wieder nickte sie. Petra drückte sie wieder.
    „Andrea, ich...ich komm gleich wieder, ja? Ich will nur...zu Tom und...“
    „...Natürlich...geh nur...Ich...ich wart hier...Mein Gott, wer sagt das nur Susanne...“ Dann weinte sie wieder.



    Tom lag auf der Liege im Untersuchungszimmer und sah zur Tür, als diese aufging. Petra stürmte herein, auf ihn zu und nahm ihn in den Arm.
    „Tom, mein Gott, was ist nur passiert?!..Und du? Was ist mit dir?“
    „...Ich bin okay, keine Sorge...“ Dann sah er schon zu Markus,der nun auch im Raum stand. Dieser nickte.
    „Noch im OP und es läuft alles nach Plan. Er schafft das schon.“
    „...Ich...ich kann ihm das nicht sagen...“, kam nur leise von Tom und Markus schüttelte jetzt den Kopf.
    „Das musst du jetzt ja auch gar nicht. Jetzt brauchst du erstmal Hilfe.“
    „...Ich will nach Hause...“
    „Sicher nicht, zumindest ehe der Durchschuss nicht versorgt wurde.“
    Markus zog die Handschuhe wieder über und stellte sich die Lampe über der Wunde ein.
    „Petra hielt Toms andere Hand, warf ihm einen sorgenvollen Blick zu. Dieser lag nun blass und mit geschlossenen Augen wortlos da und drehte den Kopf zur Seite.

  • GUten Morgeeeen :)



    Anna atmete tief durch, betrat langsam die PAST, wo sofort jegliches Gespräch verstummte.
    Siggi, Susanne und die Kollegen sahen der Chefin entgegen.
    Ganz entgegen der üblichen Routine bei solch einem Einsatz war sie schon zurück.....
    „Chefin?...“
    Susanne stand auf, der Stuhl hinter ihr geriet bedenklich ins schwanken und prallte gegen das Regal.
    Anna trat einen Schritt auf sie zu... den schlimmsten Satz ihrer Laufbahn auf den Lippen.
    „Susanne.... es..... „
    Sie nahm die junge Frau in den Arm, wurde von ihrem Aufschrei unterbrochen
    „CHRIS? ...es ist Chris..... sagen sie es nicht……. bitte...nicht er......“
    Siggi sag an Annas Augen, nein, der ganzen Körperhaltung, dass es stimmte...... Chris..........
    „Susanne...ich... Chris.... er ist…. es tut mir so unendlich leid....“
    Ihre Stimme versagte ihr den Dienst.
    Susanne sackte Stück für Stück auf den Boden, liess Annas Hände los und krümmte sich zusammen....



    Markus warf immer wieder einen besorgten Blick auf Tom, der während der ganzen Prozedur nicht weiter geredet hatte.
    Die Wunde war fertig genäht und er wickelte den Verband langsam um den Arm, legte die Schlinge an und überprüfte die Infusion .
    „Tom? Alles ok?“
    Doch sein Schwager reagierte nicht.
    „Tom, bitte, sag was...“
    Petra strich ihm über die Wange.
    „Was soll ich sagen? Was...... ?.....“ mit Tränen in den Augen drehte er sich wieder weg.
    Markus zog eine Spritze auf und gab sie in die Braunüle auf Toms Handrücken, zog Petra leise zur Seite.
    „Laß ihn.....“
    „Markus.... ich muss ihm doch helfen...“
    „Er wird jetzt schlafen. Ich hab ihm was gegeben... Semir wird noch lange nicht ansprechbar sein, so lang kann auch Tom schlafen... glaub mir, es ist besser so.“
    Sie nickte leicht.
    Markus nahm seine Schwester in den Arm und drückte sie „ Er kommt jetzt in ein ruhiges Zimmer, du kannst bei ihm bleiben. Ich schau nach Semir, wie weit Clemens ist und dann kommen sie zusammen . ...ach ja... sag mal, da draussen , der junge Mann. Louis, der fragte auch nach den Beiden......“
    Petra nickte „Oh mein Gott, der Arme.... das ist der Bruder.... Toms Schüler....“


    Anna zog wortlos Susanne mit Siggis HIlfe nach oben und führte sie in ihr Büro.
    „Es tut mir so leid.....“
    Susanne sah auf, schlug ihren Arm zur Seite und trommelte mit den Fäusten auf Anna und Siggi ein „Warum? Warum Chris? ....Ich will ihn sehen.... ich will zu ihm.....“
    Erneut wurde sie von einem Weinkrampf unterbrochen und in Tränen erstickten sich ihreLaute.
    Anna nickte Siggi zu „ Lassen sie uns mal einen Moment allein bitte und rufen in der Uni an.... „

  • Petra sah der Schwester kurz hinterher, die das Bett mit Tom auf die Station brachten.
    Dann blieb ihr BLick auf Louis hängen, der stumm auf einem der Stühle vor der Notaufnahme hockte.
    „Louis?“
    „Frau Kranich... wie.. wie geht es ihrem Mann...?“
    „Den Umständen nach gut. Keine Sorge... ich... „
    „Sie müsen nichts sagen. Mein Bruder...Jakob... er ist schuld.... ich weiß nicht wie ich damit leben soll.....“
    der junge Mann liess den Kopf in die Hände fallen und heulte hemmungslos drauflos.
    „Lassen sie es raus, das ist gut.....“
    Petra rückte neben ihn und legte den Arm um seineSchulter.
    „Wissen sie.... vor 2 Jahren... da saß ich schonmal so an dem gleichen Ort... damals.. war es Tom, der fast gestorben wäre... und nun... ich weiß genau, wie sie sich fühlen....“
    Louis sah auf, nahm das Taschentuch, das Petra ihm reichte und schien ganz langsam etwas zur Ruhe zu kommen, auch wenn seine Hände immer noch zitterten.
    Markus, der ebenfalls im Gang neben ihnen stand,legte seiner Schwester die Hand auf die Schulter.
    „Ich seh nach Andrea.“
    „Ja, danke Markus…“
    Er nickte nur, warf noch einen fragenden Blick auf den jungen Mann.
    „Sie kommen klar? Am besten wäre, wenn sie sich auch etwas hinlegen würden.“
    „...Danke, nein, es geht schon...“ Dann sah Louis wieder zu Petra. „Bitte gehen sie wieder zu ihrem Mann,ja? Ich...ich habe meine Freundin angerufen, sie holt mich hier ab.“
    „Gut, dann warte ich noch solange mit ihnen.“ Petra lächelte ihm zu. „Mein Mann wird ohnehin eine Weile schlafen.“



    Susanne saß immer noch bei Anna im Büro auf der kleinen Couch und starrte ins Leere. Der herbeigerufene Arzt hatte ihr etwas zur Beruhigung gespritzt und sah nun nachdenklich zu Anna.
    „Wenn sie sich weigert ins Krankenhaus zu gehen, sollte sie auf keinen Fall alleine sein.“
    Anna nickte. „Keine Sorge, Doktor, ich kümmere mich darum, danke.“
    Dann öffnete sie ihm die Tür, begegnete sofort wieder den Blicken der Kollegen, liess den Arzt hinaus und schloss die Tür eilig wieder.
    Dann kam neben ihr plötzlich die Stimme von Susanne und Anna zuckte zusammen.
    „…Frau Engelhardt...seine Kinder...wir müssen doch seinen Kindern...“ Dann weinte sie wieder und Anna setzte sich eilig neben sie, nahm sie in den Arm.
    Ein leises Klopfen an der Tür und Dieter kam vorsichtig und zögernd herein.
    „Nicht jetzt Bonrath...“ Anna schüttelte den Kopf.
    „Ja Chefin, tut mir leid, nur...der Polizeipräsident hat bereits mehrfach angerufen...die Presse...und Dr. Schubert hat versucht sie zu erreichen. Außerdem haben wir...“
    Anna nickte nur, schloss die Augen und sah zu Susanne.
    „Ich bin gleich wieder bei ihnen, ja? Möchten sie jetzt etwas trinken, einen Tee oder...?“
    Doch sie schüttelte nur den Kopf.Anna stand auf,ging hinter Bonrath nach draußen, schloss dann leise ihre Bürotür.
    „Herrgott noch mal, dann machen sie mir eine Verbindung mit dem Polizeipräsidenten! Aber vorher Schubert...und um die Presse soll sich sonstwer kümmern, das muss warten. Ich muss erst Chris Exfrau informieren...haben sie Susannes Schwester schon erreicht?“
    „ja...sie ist auf dem Weg hierher, Chefin.“
    „Gut, danke...wenigstens etwas.“ Dann eilte sie in das Büro von Semir und Chris, warf die Tür hinter sich zu und griff zum Telefon. Ihr Blick fiel auf seinen leeren Schreibtisch, auf seine Jacke, die noch über dem Stuhl hing und erneut schloss sie einen Moment die Augen. Dann jedoch atmete sie tief durch, zwang sich zur Ruhe und wählte die Nummer von Markus Schubert.

  • „Frau Engelhardt....ich, ich wollte ihnen nur Bescheid geben. Semir ist noch im OP aber stabil. Er kommt gleich auf die Intensiv. Tom liegt schon auf Station und schläft. Die Wunde war ein glatter Durchschuss. „
    Anna viel ein Stein vom Herz. Noch eine schlechte nachricht hätte sie heute nacht nicht mehr verkraftet.
    „Danke Dr. Schubert..... das.....ist in Anbetracht der Umstände Gott sei Dank postitiv....“
    „Geht es ihnen gut Frau Engelhardt? „ markus hatte besorgt Annas Stimme vernommen und konnte sich vorstellen, was jetzt auf der Dienststelle los sein mußte.
    „ja, ja... danke. Soweit man sagen kann. ich muss jetzt auch noch telefonate führen. und Frau König braucht mich..ach, passen sie auf die presse auf bitte. Schotten sie Semir und Tom bitte ab bis ich da bin.“
    „Sicher, keine Sorge. ich werde mich darum kümmern.“


    Anna sah durch die Scheibe zu Susanne, die jetzt aufstand und Richtung Türe ging, Bonrath dicht dahinter
    „Susanne, bitte...bleib hier, setz dich hin, bis deine Schwester kommt...“
    „Dieter , lass mich, ich will nicht... ich will mit Tom und Semir reden... wissen.. was... wie... ich muss das wissen....“
    Anna legte den Hörer weg, sah Dieter fest an „Der Polizeipräsident muss warten. ich habe jetzt wichtigeres zu tun.“
    Susanne stand an ihrem Schreibtisch, zog die Jacke vom Stuhl und griff nach ihrer Tasche. Völlig mechanisch, mit leerem Blick, ging sie Richtung Türe
    „ich fahre...... kommen sie. Obwohl ich sie lieber...“
    „Frau Engelhardt, ich will in die Uni.... verstehen sie nicht? Die Beiden waren die ..die letzten mit denen Chris......“ erneut wurde die junge Frau von einem Heulkrampf geschüttelt und eilte aus der PAST.


    „Susanne......Susanne....paßt auf sie auf..... Susanne.... eine verdammt gute Zeit.....“ Tom schreckte hoch, hörte diese Stimme ..
    „Schatz, ist gut.. ich bin hier...“
    Er fühlte Petras Hand auf seinem Arm, ihm die Haare aus der Stirn streichend.
    Langsam beruhigte sich seine Atmung wieder und er liess den Kopf ins Kissen sinken.
    „Semir? Wie lang hab ich geschlafen.....?“
    „Semir kommt grad auf die Intensiv.... es ist alles in Ordnung. Und du? Wie fühlst du dich?“
    „ Nichts ist in Ordnung......“ er drehte den Kopf zur Seite , schloss für einen Moment die Augen. Dann jedoch richtete er sich im Bett auf, sah sich um und schien jetzt erst zu registrieren, dass er in der Klinik lag. Und schon im nächsten Moment hatte er sich die Infusionsnadel aus dem handrücken gezogen und wollte gerade aufstehen, als gleichzeitig Markus hereinkam und Petra versuchte ihn zurückzuhalten.
    „Tom, sei vernünftig, bitte...du bist...“
    „Ich bin gut in der Lage, das selbst zu entscheiden...“ Schon stand er auf, sah sich suchend nach einem Pflaster für den blutigen Handrücken um.
    Markus schüttelte den Kopf, sagte aber nichts und reichte ihm aus einer kleinen Schublade ein Pflaster.
    „...Danke...Kommst du von Semir?“
    Er nickte und Tom wich seinem Blick aus.Markus sah ihn an.
    „Willst du zu ihm?“
    „...Was? Ich?...Nee...scheisse, doch, ich muss...“ Wieder stockte seine Stimme, dann schüttelte er den Kopf und sah zu Petra. „Ich muss ihm das sagen...“
    Petra nickte leicht, nahm ihn in den Arm. Markus Stimme klang an sein Ohr.
    „Vor morgen früh wird er nicht wach. Fahr nach hause und leg dich hin, Tom.Was macht dein Knie?“ Markus deutete auf sein Bein, denn genau wie Petra hatte er sofort bemerkt, das er ziemlich humpelte. Tom winkte ab, war schon an der Tür.
    „...Unwichtig..Lass uns gehen, Schatz.“
    „Tom, wir sollten wenigstens noch bei Andrea...sie ist bei Semir.“
    Erneut wich er eilig ihrem und Markus Blick aus. „Andrea?..Ja, dann...dann geh du zu ihr, ja? Ich...ich warte im Auto...“ Dann war er auch schon aus dem Zimmer.
    Petra sah ihren Bruder an, doch der zuckte nur die Achseln. „Lass ihm etwas Zeit...So wie ich das mitbekommen habe, war er bei Chris, als er starb...“
    Petra sah ihn erschrocken an, antwortete nicht und lief ebenfalls Richtung Tür, um Tom zu folgen.

  • Tom ging mühsam den Gang entlang Richtung Ausgang und versuchte die Schmerzen im Knie zu ignorieren. Gerade, als er fast an der gläsernen Tür nach draußen war, ging diese auf und Susanne und Anna standen vor ihm im Gang.
    Tom blieb abrupt stehen, ihre Blicke trafen sich und er schloss einen Moment lang die Augen. Petra,die ihn eingeholt hatte, stand nun ebenfalls neben ihm und griff nach seiner Hand.
    Tom wankte fast unmerklich, drückte Petras Hand fest.
    „Tom? „
    Susanne sah ihn, blass wie er war, den Verband und die Schlinge um den Hals.
    Markus zog Petra leicht zur Seite und flüsterte „Komm, die Beiden sollten alleine sein.“
    „Tom? Ich bin bei Andrea, ok?“
    Er nickte leicht, sah Susanne an und lehnte weiter an der Wand.
    Anna löste sich von Susannes Arm, nickte Markus zu.
    „Ich bin dann bei Dr. Schubert, Susanne? Falls... etwas ist....“


    Die Drei gingen mit gemischten Gefühlen um die Ecke in Markus Sprechzimmer
    „Meinen sie, dass das gut ist? Die Beiden alleine.....?“
    „Doch, doch... ich denke das ist besser und falls... falls etwas sein sollte, bekommen wir das mit, keine Sorge.“
    Markus warf Anna einen beruhigenden Blick zu.


    Tom stand immer noch an der Wand, als Susanne ihn am Arm nahm „komm, wir gehen da vorne um die Ecke, da kannst du sitzen......“
    Tom , froh um den helfenden Arm, humpelte langsam zu der kleinen Bank und lehnte sich an.
    „Susanne....ich... es...ich weiß nicht... wie...“
    Er schloss die Augen, erneut Chris Stimme im Ohr.
    „Tom... ich..ich weiß wie schwer das für dich ist... Chris.... musste er. Ich meine , hat er...gelitten?“
    Tom schüttelte den Kopf“ Nein... ich..ich glaube nicht. Der Arzt war da , hat ihm etwas gegeben.... ach verdammt, wenn ich die zeit zurückdrehen könnte..... „ seinen Augen glitzerten verdächtig, Susanne legte ihren Kopf an seine Schulter .
    „ Ich möchte wissen.. wie.. wie es passiert ist.“
    Tom atmete tief durch, überlegte und suchte nach Worten. Vor sich Chris dort im rauchigen Flur auf dem Boden liegend sehend, den Ausdruck in seinem Gesicht mit dem Bewusstsein, dass es zu Ende war……
    „Seine letzten Worte galten dir.... Susanne ich kann nicht....“ Tom schloss die Augen und schwieg.
    Auch von Susanne kam nun keine weitere Reaktion. Sie sah ihn nur weiter an, sagte jedoch nichts mehr. Tom schwieg ebenfalls, war mit seinen. Gedanken bei Chris, bei Semir und dem Moment, der nun einige Stunden her war.
    „Er hat mich gebeten, also uns, dass…das wir auf dich aufpassen sollen….er hat dich geliebt Susanne…“ wieder schloss er Augen, spürte die Wirkung , die Müdigkeit der Spritze, die noch anhielt.



    Petra hatte Markus und Anna im Sprechzimmer allein gelassen und war zu Andrea gegangen. Eine seltsame Stille erfüllte den Raum, bis Markus das Schweigen brach.
    „ Wer kümmert sich um Frau König?“
    „Ihre Schwester ist unterwegs, so lange bleibe ich bei ihr. Sie….sie wollte unbedingt mit Tom und Semir reden…. „
    Markus nickte, goss sich und Anna einen neuen Kaffee ein.
    „ Semir ist soweit stabil und wird sicher noch ein paar Stunden schlafen. Um meinen Schwager mache ich mir momentan etwas mehr Sorgen. Er steht eindeutig unter Schock, aber sie kennen ihn. Er will nach Hause…verschliesst sich völlig. Sagen sie, ich weiss, das es schwer ist darüber zu reden, aber ich möchte Tom gern helfen, die Sache zu verarbeiten. Dafür wäre es hilfreich, wenn ich wüßte, was genau passiert ist…ich meine..“
    „Ich weiss Dr.Schubert… nur, mehr habe ich bislang auch aus ihm nicht herausbekommen.
    Als ich ankam sass er am Boden…neben Chris, hielt seine Hand.“
    „Und Semir?“
    „ Semir lag weiter hinten in einem anderen Raum….Louis Merker, genau, er ist der Einzige der uns eventuell weiterhelfen kann.“

  • Es geht weiter!


    Petra betrat die Intensivstation mit gemischten Gefühlen. Andrea hörte sie leise ins Zimmer treten und drehte sich zu ihr um.
    „ Und?“ sagten beide Frauen im gleichen Moment.
    Für einen kurzen Augenblick stockte Petra…“ Susanne redet noch mit Tom…“
    „Susanne? Sie ist hier…..?“
    Petra nickte.
    „ Sie wollte wissen, wie es passiert ist…Anna hat sie gefahren. „
    Nun war es Andrea die nickte und wieder zu Semir sah.
    „Ich habe solche Angst, wenn er aufwacht…was sage ich ihm dann? Was ist mit Tom , hat er was gesagt?“
    „Nicht viel…vielleicht jetzt zu Susanne….“
    „Kommt er noch hierher?“
    Petra schüttelte den Kopf „ Ich glaube er kann nicht….du kennst ihn ja.“
    „Dann geh wieder zu ihm…“
    Petra nickte „ Wer paßt eigentlich auf Aida auf? Soll ich sie abholen und mit zu uns nehmen?“
    „Das wäre lieb von dir, ja. Im Moment ist die Nachbarin da“
    „Dann bringe ich jetzt Tom nach Hause , Lilli wird sicher bald wach . Ich habe vorhin nur schnell das Babyphon zur Nachbarin gebracht.“
    Sie stand auf, legte Andrea eine Hand auf die Schulter „ Meld dich, wenn etwas ist und mach dir keine Sorgen, um Aida kümmern wir uns.



    Tom saß mit Lilli auf dem Fußboden im Kinderzimmer, an die Wand gelehnt, während seine Tochter neugierig die Schlinge um seinen Arm untersuchte.
    Draussen war es inzwischen hell geworden.
    „ Gleich kommt die Mama mit Aida, die freut sich sicher schon auf dich.“
    Doch auch der Anblick seiner fröhlich lachenden Tochter verdrängte nicht die Bilder der vergangenen Nacht und ihm schossen erneut die Tränen in die Augen.
    „ Papa….aua? „ Lilli zupfte weiter an der Schlinge und dem weißen Tuch.
    „Ach Lilli, wie gut ,dass du noch nicht verstehen kannst, dass ich fast nicht mehr hier sitzen würde. Ohne CHriss wäre der Papa nicht mehr hier und Onkel Semir könnte dir nicht noch mehr so bescheuerte Geschenke machen „ sein Blick wanderte zum Bobbycar und ein leichtes Lächeln zog über sein Gesicht.
    Im gleichen Moment kam plötzlich Aida ins Zimmer gerannt.
    „Lilli….Tom“ rief sie fröhlich und strahlte die Beiden an.
    Tom drehte sich um und sah Petra im Türrahmen stehen.
    „Stehst du schon länger da?“
    Sie trat ins Zimmer, setzte sich neben Tom und nahm ihn in den Arm.
    „ Lang genug, wir sind leise hochgekommen, weil ich nicht wusste ob ihr schon wach seit.“
    Er nickte….“ Wäre Chris nicht gewesen, wäre Semir nicht mehr am Leben und ich wahrscheinlich auch nicht….Louis und ich haben Semir ins andere Zimmer gebracht…..Chris hat diese Mistkerle aufgehalten….alles war voller Rauch….von allen Seiten fielen Schüsse…..wir waren genau mittendrin……ich bin dann hinter Chris her…wollte ihm helfen…..da stand der Mistkerl mit der MP ….“
    Tom stockte und Petra spürte, dass er zitterte.
    „Das hätte niemals passieren dürfen….und wie soll ich das Semir sagen….das kann ich nicht……“
    „ Tom, du warst dabei… wer anderes als du soll ihm das erklären? „
    Für einen Moment hörte man nur die beiden Mädchen kichern, dann sah Petra ihren Mann fest an
    „Erinnerst du dich, als du vor 2 Jahren in der Klinik lagst? Mich angeschrien hast und niemand mehr sehen wolltest, weil wir dir zu spät die Wahrheit gesagt haben? „
    „Das war etwas völlig anderes…“
    „Nein, war es nicht und das weist du auch.“
    Das Klingeln des Telefons zerriss die Stille.
    Petra stand auf und kam eine Minute später mit dem Hörer ins Zimmer zurück „Markus, er will dich sprechen“
    Sie drückte Tom den Apparat in die Hand und schnappte sich Lilli“ Kommt mal mit in die Küche, wir machen uns jetzt Frühstück. Der Papa braucht mal Ruhe zum telefonieren.“
    Dann war sie mit den beiden Mädchen auch schon draussen und schloss die Tür.


    „Tom? Bist du dran?“
    „Ja…..“
    „Gut, dann kann ichs ja kurz machen .Semir ist wach und fragt nach dir und Chris.“
    Tom antwortete nicht. Doch Markus liess nicht locker,versuchte Tom aus der Reserve zu locken.
    „ Also setz dich gefälligst in ein Taxi , wir brauchen dich hier.“
    „ Markus, mir geht’s nicht gut…ich kann das nicht….“
    „Was meinst du, wie es Andrea geht? Du kommst jetzt hierher und beeil dich.“
    Tom wollte erneut etwas erwidern , doch sein Schwager hatte bereits aufgelegt.
    Er schloss die Augen, ließ den Hörer sinken und blieb bewegungslos am Boden sitzen.

  • Tom hatte die Hand an der Klinke des Intensivzimmers, Markus dicht hinter ihm stehend.
    „Nun geh schon rein. Wir machen das zusammen.“
    „Scheisse…..Markus….“ dann öffnete er die Türe.
    Semir drehte sofort den Kopf , lächelte leicht „….na endlich…“
    Tom antwortete nicht, tat zögernd einen Schritt nach vorne bis an Semirs Bett.
    Andrea, die auf der anderen Seite des Bettes saß, sah ihn eindringlich an.
    Tom wich ihrem Blick aus und sah wieder zu Semir.
    Semir deutete mit einer schwachen Handbewegung auf seinen verbundenen Arm
    „…das kommt….davon, wenn….man …sich in Dinge mischt…die einen nichts..angehen.“ für einen kurzen Moment fielen ihm die Augen zu, dann lächelte er und sah Tom wieder an.
    „Hat die Engelhardt….Chris den Kopf abgerissen…oder warum…ist er..noch nicht..hier aufgetaucht?“
    Andrea hatte bereits Tränen in den Augen, griff nach Semirs Hand.
    Tom holte tief Luft, schüttelte den Kopf und fing stockend an zu reden
    „Nein, er….“
    „ Laß…mich raten… er sitzt.. bei der Schranke…“
    Erneut schüttelte Tom den Kopf“ Nein…er….verdammt…“ er wendete den Kopf zur Seite, konnte Semir nicht in die Augen sehen und sprach leise weiter
    „ Chris….Semir..Chris ist tot…“
    Nun war es raus.
    Semir starrte ihn an,blickte dann zu Andrea und schliesslich zu Markus. Keiner sagte ein Wort, ihre Gesichtszüge sprachen Bände.
    Semir schüttelte verständnislos den Kopf Markus beobachtete besorgt das EKG.
    Mit einem leichten zittern in der Stimme warf Tom Andrea und Markus einen kurzen Blick zu „ Könnt ihr uns mal kurz alleine lassen…?“
    Markus bemerkte das leichte schwanken in Toms Haltung und drückte ihn langsam mit beiden Händen auf den nächsten Stuhl.
    „Bist du sicher…?“
    Tom nickte „Ja…..ganz sicher…“
    Markus nahm Andrea in den Arm und verliess mit ihr das Zimmer „Wir sind vor der Türe…falls was ist.“
    Bedrücktes Schweigen folgte, nur das regelmäßige Piepen der Geräte war zu hören.
    Tom unterdrückte den aufkommenden Schwindel und sah Semir abwartend an.
    Ihre Blicke trafen sich.
    „ …Mitten in diesem Kugelhagel…. KOlschewski mit der MP…du lagst nebenan….er hat uns beiden das Leben gerettet…..“ Tom hörte auf zu sprechen, schloss die Augen und konnte mühsam seine Tränen unterdrücken.
    „ ….warst du bei…bei ihm, als er…als Chris gestorben ist?“ kam nun mit erstickter Stimme und Tom nickte.
    „Ja…..keine Sorge… er war nicht allein…“
    Wieder sahen sie sich an und wieder war es still.
    „…Semir… er wusste, dass er sterben würde…..und …ich soll dir sagen…. ,dass…das es eine verdammt gute Zeit war…“



    Draussen auf dem Flur herrschte bedrücktes Schweigen.
    Andrea sah Markus an, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    „ Es ist so still…..da drin…..“
    „ Laß ihnen etwas Zeit….“
    In diesem Moment ging die Türe auf, Tom trat auf den Flur und ging ohne etwas zu sagen mit leerem Gesichtsausdruck an den Beiden vorbei.
    Andrea sah ihm nach , unschlüssig, was sie tun sollte. Markus sah sie an“Geh du wieder zu Semir, ich kümmere mich um Tom“
    Dann eilte er ihm nach und Andrea betrat unsicher Semirs Zimmer.



    „...Schatz?“ Sie sah ihn an, nahm seine Hand und wartete auf eine Reaktion ihres Mannes. Doch es kam keine...Semir lag da, schien an ihr vorbeizusehen und schwieg.
    „...Semir? Ich...ich bin hier, okay?“
    Dann setzte sie sich wieder auf den Stuhl und wischte sich erneut die Tränen aus dem Gesicht.

  • Markus erreichte Tom noch vor dem Klinikausgang und griff nach seinem unverletzten Arm.
    „Tom, Mensch, warte...wo willst du denn hin? Hey, sieh mich an!“
    Tom blieb stehen, drehte sich zu seinem Schwager um und zuckte die Achseln.
    „Wo ich hin will?...Ach, was weiss ich...raus hier.“
    Markus schüttelte den Kopf. „Nee...so lass ich dich jetzt nicht gehen. Komm mit in mein Dienstzimmer...ich muss nur noch eine Visite fertig machen, dann bring ich dich nach Hause.“
    Tom schien einen Moment lang nachzudenken, dann nickte er stumm.
    „...Okay...“


    Anna liess den Hörer sinken und atmete tief durch.
    Chris Ex-Frau und die Kinder waren unterwegs mit dem nächsten Flieger. Das lange Gespräch mit ihr hatte an Annas Nerven gezehrt und sie war froh, es nun hinter sich zu haben.
    Gerade wollte sie erneut zum Hörer greifen, als Louis Merker an der Türe klopfte und eintrat.
    „Frau Engelhardt?“
    „Kommen sie rein, das ist schön, dass sie sofort gekommen sind.
    Louis zog sich den Stuhl an den Tisch und blickte betreten auf dem Boden.
    „Wie geht es ihnen jetzt ?“
    „Ich... es geht. Wie geht es Herrn Gerkhan und Herrn Kranich? „
    „Soweit den Umständen entsprechend gut, ich werde gleich kurz in die Uni fahren, wenn sie möchten , können sie gerne mit kommen.“
    Der junge Mann schüttelte den Kopf „Ich glaube nicht, dass das eine so gute idee ist...schliesslich ist mein Bruder.... schuld an der ganzen Sache......“
    Anna konnte ihn verstehen, nickte nun ebenfalls.
    „Herr Merker. Ich weiss, wie schwer das für sie ist.... aber ich habe da ein paar Fragen. Tom, also Herr Kranich steht noch unter Schock und hat mir bis jetzt nicht viel erzählt.... könnten sie? Ich wüßte gerne, was ...passiert ist.“
    Für einen Moment war es still, dann fing Louis stockend an“ es..es war grausam.... nachdem wir Herrn Ritter gefunden hatten und befreit.... ist er mit Herrn Gerkhan los, mein Chef war bei mir und Sonja..... dann ging alles so schnell.... die ersten Schüsse fielen.... „ langsam und Stück für Stück berichtete Louis was er mitbekommen hatte
    „Ja und dann lag Semir da, alles war voller Blut. Mein Chef ist wieder raus..... „
    Als Louis endete musste Anna schlucken. Was musste in dem armen Jungen vorgehen, der das erlebt hatte.
    Sie wollte gerade beruhigend auf ihn eingehen, als die Türe des Büros mit einem lauten Schlag gegen die Wand aufging und ein völlig verwirrter Bonrah hinter Claudia Schrankmann stand „Entschuldigen sie Chefin, aber...“
    „Schon gut. Bonrath.......kommen sie ruhig rein Frau Schrankmann.“
    „Wie schön Frau Engelhardt..... anders scheine ich ja nicht mit ihnen reden zu können. Auf meine Anrufe wurde ja bis jetzt nicht reagiert!“
    Anna nickte nur, schwieg zunächst. Sie verspürte auch nicht die geringste Lust sich jetzt mit der Staatsanwältin anzulegen. Es gab jetzt so vieles, was wichtiger war….
    Doch Schrankmann liess nicht locker, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihr fest entgegen.
    „Wie konnte das passieren?! Ritter tot! Was ist mit Gerkhan?! Und wieso ist Kranich involviert?!“
    „Frau Schrankmann, ich bin im Moment noch nicht in der lage es zu erklären…Es kam zu einem Bandenkrieg, eine umfangreiche Schiesserei….in der Hauptkommissar Ritter ums Leben kam. Und ich hatte zunächst mit den Hinterbliebenen von…“
    Schrankmann unterbrach sie. „Nun gut! Und Gerkhan?!“
    „Liegt in der Klinik, auf der Intensivstation. Sein Zustand ist aber Gott sei Dank stabil.“
    „Dann richten sie ihm meine Genesungswünsche aus. Bleibt Kranich, Frau Engelhardt! Was zum Teufel hat er in einer Schiesserei zwischen zwei Gangsterbanden zu suchen?!“
    „Frau Schrankmann, bitte….ich werde ihnen den Bericht zukommen lassen, sobald er fertig ist. Und jetzt bitte ich sie dringend darum, sowohl Semir als auch Tom Kranich ein paar tage Zeit zu geben, um….“
    „Wir sind hier nicht in einer psychologischen Heilanstalt, Frau Engelhardt! Ich will mit Kranich reden, heute noch! Und sagen sie ihm gleich, das das Konsequenzen haben wird, wenn er das nicht erklären kann!“

  • ja, ja, die gute alte Schranke, na die bekommt noch ihr Fett weg, wartet ab*gggg* Jetzt gehts ein Stück weiter :


    Damit rauschte sie zur Tür, drehte sich dort noch mal um. „Ach, und schicken sie bitte in meinem Namen einen Kranz für die Beerdigung.Danke.“
    Dann war sie verschwunden und Anna sah ihr kopfschüttelnd nach.
    Louis, der die ganze Zeit stumm, wie erstarrt, daneben gestanden hatte, schloss nun wortlos die Augen.
    Anna legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter.
    „Keine Sorge, Herr Marker, das klärt sich alles….machen sie sich keine Gedanken.“



    Tom saß die komplette Heimfahrt neben Markus und schwieg, starrte nach draussen, bemüht Markus nicht anzusehen.
    „ Was macht der Arm? Hast du noch Schmerzen?“
    „Nein.....“
    Markus stellte das Cabrio vor der Einfahrt ab auf der Lilli und Aida am Bobbycar fahren waren.
    Tom ging wortlos an ihnen und Petra , die auf der kleinen Bank am Haus saß vorbei ins Haus.
    „ Danke, dass du ihn nach Hause gebracht hast. Wie.. wie ist es gelaufen?“
    Markus setzte sich neben seine Schwester und beobachtete die beiden Mädchen.
    „Schwer.... aber er hats geschafft. Andrea ist jetzt wieder bei Semir..... die Beiden haben allein geredet und seitdem hat Tom kein Wort mehr gesagt.“
    „Komm, lass uns reingehen, ich mache Kaffee. Die Mädels können in den Garten.“
    Petra ging in die Küche , setzte die Kaffeemschine an und ging nach oben. „Tom? Wo steckst du? Hast du dich hingelegt?“
    Doch das Bett war leer.
    Leise klopfte sie an die Türe von Toms Arbeitszimmer „ist alles ok mit dir?“
    „Petra... bitte... ich will allein sein.....“
    „Soll ich dir einen Kaffee hoch bringen?“
    „Nein Schatz.... danke... ich möchte einfach nur allein sein....“
    Petra nickte, schloss die Türe und ging wieder zu ihrem Bruder auf die Terrasse.
    „ Markus ? Ich mache mir Sorgen..... wie kann ich ihm helfen? Er quält sich so.....“
    „Sei einfach da, pass auf ihn auf und lass ihn nicht allein...... er braucht Zeit. „
    Petra warf ihm einen ersten Blick zu „ Ich werde wahnsinnig, wenn ich ihn so leiden sehe..... vorhin..da hat er mir erzählt, was passiert ist..... er macht sich glaube ich Vorwürfe, dass er schuld ist.... „
    Markus nickte „Das kann sein, ja... aber wenn er redet, lass ihn, das ist gut. Falls etwas ist, du kannst mich jederzeit anrufen.... jetzt muss ich langsam mal nach Hause...“



    Susanne lag im Bett und starrte an die Decke.
    Ihre Schwester Britta warf ihr einen besorgten Blick zu, setzte sich an ihre Seite und nahm ihre hand „Du musst etwas essen oder trinken...hier, nimm doch bitte wenigstens den Tee....“
    Doch Susanne zeigte keinerlei Reaktion.
    Seitdem der Arzt noch einmal bei ihnen gewesen war, hatte sie ein paar Stunden geschlafen und war nun völlig apathisch.
    „ ich will allein sein Britta...bitte.....“
    Britta nickte und stand auf, schloss leise die Türe hinter sich und hörte Susannes leise weinen.....



    Andrea saß immer noch bei Semir, der seit Stunden nicht ein Wort geredet hatte. Jetzt aber sah er sie zumindest überhaupt einmal wieder direkt an und Andrea drückte seine Hand.
    „Wie geht’s dir?“
    „…Wie solls mir gehen….ich bin noch am Leben….“
    „Semir“, Andrea schüttelte leicht den Kopf, „bitte hör auf so zu reden….“
    „Wieso sollte ich?....Stimmt doch…..Chris ist tot….“
    „Ja, und er hätte sicher nicht gewollt, das du so redest. Sicher nicht….“
    Er antwortete nicht und wieder war es ein paar Minuten lang still. Dann sah er wieder zu ihr.
    „….Ich …sollte Susanne….anrufen……“
    „…Ja….vielleicht. Ach Semir, es ist furchtbar.“
    „….Weisst du, ich…..ich hätte Chris so gerne noch…was gesagt….keine Ahnung, was….aber irgendwie…“
    Andrea nickte, sah die Tränen in seinen Augen.
    „…Wo ist Tom hin?“
    Andrea zuckte nur ratlos die Achseln. „Schatz, ich weiss nicht.“
    Er nickte nur, war wieder in Gedanken.
    „…Ich möchte ein bisschen alleine sein….Und du…du solltest nach Hause. Wo….wo ist die Kleine?“
    „Bei Petra.“
    Wieder leichtes Nicken. Dann schloss er die Augen. Andrea stand auf, küsste ihn vorsichtig, „Ich komme nachher wieder, ja?“, und verliess das Zimmer.

  • Anna stieg vor dem Haus von Tom und Petra aus, blieb einen Moment lang stehen, atmete tief durch und ging auf die Haustür zu. Auch der Wagen von Markus Schubert stand in der Einfahrt und Anna klingelte kurz.
    Petra öffnete, sah ihr entgegen und lächelte leicht.
    „Anna, kommen sie doch rein.“
    „Danke….ich….ich muss mit Tom reden.“
    Petra nickte. „Er ist oben, aber ich weiss nicht, ob….Er möchte allein sein.“
    Anna folgte ihr ins Haus, dann weiter in den Garten. Markus sass mit Lilli auf der Schaukel und von hinten versuchte Aida die beiden anzuschubsen.
    „Ach, Aida ist auch bei ihnen….Hallo Herr Schubert.“
    Markus nickte ihr zu und kam schliesslich von der Schaukel ebenfalls zum Tisch.
    Petra sah sie fragend an.
    „Worum geht es denn?“
    „Um es kurz zu machen, ich hatte unerfreulichen Besuch von Frau Schrankmann, Petra….“
    „Verstehe….ich geh mal hoch zu Tom.“ Petra fuhr sich mit den Händen durchs Haar und ging hinein Richtung Treppe.
    „Tom? „ sie klopfte an und trat langsam ins Zimmer.
    Tom saß immer noch am Schreibtisch, hatte sich im Stuhl zurückgelehnt und die Augen geschlossen.
    „Anna ist unten..... es gab Ärger mit Schrankmann...... sie möchte mit dir reden und wartet unten.“
    Mechanisch erhob sich Tom, gab ihr im vorbeigehen einen Kuß und murmelte etwas wie “Na dann wollen wir das hinter uns bringen.“


    Anna stand auf, als Tom in der Terrassentüre erschien
    „Bleib sitzen Anna... „
    Er zog sich den anderen Stuhl heran und sah sie fest an „Also, was will Schrankmann?“
    „Tom... ich störe wirklich ungern, aber du solltest es wissen. Schrankmann war eben bei mir im Büro. Sie war.. sagen wir mal....“
    „Anna, ich kenne sie, also komm zur Sache. „
    „Gut, sie macht Probleme, redet von Konsequenzen und will dich heute noch sprechen. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten hier aufzutauchen. Eiskalt wie immer......“
    „Gut, dann soll sie haben was sie will... du entschuldigst mich? „ Er stand so heftig auf, dass der Stuhl bedenklich nach hinten kippte.
    Markus , Petra und Anna sahen ihm nach, wie er wütend die Treppe hochstürmte.




    „Frau Schrankmann, sagen sie. Besitzen sie einen Hauch von Anstand?!“
    „Oberkommissar Kranich... das trifft sich ja gut, mit ihnen wollte ich sprechen.“
    „Gut, dann bringen sie es hinter sich, was sie mir zu sagen haben und lassen mich in Ruhe! Im Gegensatz zu ihnen habe ich ein Problem nach dem Vorfall zum Alltag überzugehen.....“
    „Herr Kranich, ich verbitte mir diesen Ton. Sie können auch gerne off. vorgeladen werden zu einer Aussage. „
    „Ja dann tun sie was sie nicht lassen können.....“ Tom merkte das stärker werdende Ziehen im Oberkörper und versuchte seinem Atem unter Kontrolle zu bekommen.
    „Ich kann nachvollziehen, was in ihnen vorgeht, aber..“
    „Oh glaube nicht, dass sie das können, jeder nur sie nicht....Frau Schrankmann. Aber das ist jetzt auch völlig egal....“


    Unten auf der Terrasse hörte man durch das gekippte Bürofenster Toms laute und energische Stimme und Petra sah besorgt nach oben
    „Markus.... ich geh da jetzt hoch... das muss doch nicht sein... so wie er sich aufregt..... „
    „petra, ich glaube es ist besser, du mischt dich jetzt nicht ein...... warte ab....ich bleibe so lange noch hier.“
    Anna stand nun auf und schüttelte den Kopf „ Genau das habe ich vermeiden wollen... aber das hat ein Nachspiel, glauben sie mir. das wird Schrankmann bereuen. Jetzt fahre ich in die Uni zu Semir..... „
    Sie verabschiedete sich, während von oben immer noch Toms laute Stimme zu hören war.

  • Britta stand am Fenster als, sie ein Geräusch hinter sich hörte.
    Susanne stand im Flur und zog sich ihre Jacke an.
    „Wo willst du hin?“
    „Ich muss raus, an die frische Luft.... und ....und ich würde gerne Chris sehen...... allein.“
    „ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist....sicher nicht... du solltest dich hinlegen.“
    „ich kann nicht britta... mach dir keine Sorgen bitte. Aber ich will ihn noch einmal sehen.... ehe.. du weist schon...“
    Britta nickte „ Gut, aber dann lass mich wenigstens fahren....“ sie schnappte den Schlüssel und ging hinter ihrer Schwester her , die bereits auf dem Weg nach draussen war.



    Petra sah Anna nach, wie sie davon fuhr und von oben konnte sie Toms lautes Husten hören. Auch Markus schien es von der Terrasse aus genau gehört zu haben, denn nun kam er ebenfalls ins Haus und sah Petra beruhigend an.
    „Keine Sorge….nur zur Sicherheit, ich guck mal.“
    Schon war er die ersten Stufen hoch und Petra blickte ihm stumm hinterher.


    Markus ging bereits ohne zu klopfen einfach ins Arbeitszimmer und fand Tom hustend auf dem Schreibtischstuhl sitzend, den Hörer noch in der Hand. Kopfschüttelnd ging er auf ihn zu.
    „Und jetzt geht’s dir besser,ja?“
    „…Nee….ich hätt noch andere Sachen sagen können…“ Mühsam versuchte er zur Ruhe zu kommen und Markus ging wortlos rüber ins Badezimmer. Suchend öffnete er den oberen Schrank, während von Tom bereits der erste Protest kam.
    „…Ich brauch das Zeug nicht….nur wegen der Schrankmann sicher nicht…“
    Markus nickte nur vor sich hin, fand, was er gesucht hatte und ging mit den Tabletten und einem Glas Wasser zurück zu Tom. Dieser war inzwischen aufgestanden und humpelte Richtung Tür.
    „Jetzt lass mich damit zufrieden, Markus….geht schon wieder. Daran werd ich schon nicht sterben…“ Bei diesen Worten stockte er plötzlich, blieb stehen und schloss kurz die Augen. Markus sah es, griff nach Toms Arm und sah ihn prüfend an.
    „Komm, setz dich.“
    Tom nickte nur, liess sich fast widerstandslos zurück auf den Stuhl verfrachten und bekam dann wieder langsam besser Luft.
    „Hier, dann trink wenigstens nen Schluck.“
    „Danke….Du hättest Semir sehen sollen, vorhin….als ihr draußen wart…So langsam kann ich mir vorstellen, wie es ihm ging, als ich damals….okay, lass uns wieder runter gehen. Ich will nicht, dass Petra sich Sorgen macht.“
    „Alles ok Schatz....“ er gab ihr einen Kuß, als er ihr besorgtes Gesicht sah und sah zu Lilli auf der Schaukel, ging sie anstossen.
    „Markus?“ Petra sah ihren Bruder besorgt an.
    „Stur, wie immer. Aber lass ihn...ich muss jetzt los. Denk dran, ruf an, wenn was ist...“
    Sie sah ihm nach und beobachtete Tom , wie er die Mädchen abwechseln mit der Schaukel antiess, als es erneut klingelte.

  • „Andrea, komm rein.“ sie schloss hinter ihr die Türe und zog sie in die Küche.
    „Wie geht es Semir?“
    „ Tja... körperlich soweit gut, denke ich...aber seelisch... er wollte allein sein...“
    Petra nickte, groß ihr einen Kaffee ein ...
    „Ich habe das Auto von Markus gesehen, war er hier? Ist was mit Tom?“
    „Ja... und nein.... Anna war auch hier.. es gibt Theater mit Schrankmann, er hat sich aufgeregt... du kennst ihn. Das alles zu... ach Andrea.... „ Ihr kamen die Tränen.
    „Mammaaaaaaa....“
    Aidas Stimme, die mit einem Mal in der Türe stand, riss sie aus ihren Gedanken
    „Aida Schatz.... komm her...na, hat tom mit euch gespielt?“
    Sie Kleine nickte froh und grinste.
    „Aber jetzt ist Pause, Tom braucht mal eine Pause und wir fahren jetzt auch nach Hause....“
    Sichtlich entäuscht zog Aida eine Schnute, doch Andrea nickte und setzte sie auf ihre Hüfte „Doch, doch... morgen kannst du zu Oma.... die kommt.“
    Petra schloss hinter ihr die Türe und ging wieder auf die Terrasse.
    Tom saß am Rand des Sandkastens und baute mit Lilli Kuchen, total in Gedanken versunken .
    „Andrea war da..Semir geht es soweit gut... sie hat Aida mitgenommen.....“
    „Gut....“
    „Tom? Ist alles in Ordnung?“
    „Ja... wenn.... ach ...“
    „Was?“
    „Nichts... ich...ich leg mich etwas hin..... der Arm tut weh... „ er stand langsam auf, gab ihr einen Kuß und ging ins Haus.



    Wegner sah die beiden Frauen schon von weitem durch die Glasscheibe kommen und ahnte nichts Gutes.
    „Susanne?“
    „Hallo Kurt... das..das ist meine Schwester Britta.....“
    Er schüttelte beiden die Hand und zeigte auf die Stühle an der Wand.
    „Susanne, es..es tut mir so leid.....“
    Sie nickte, zog das Taschentuch wieder aus dem Ärmel.
    „Danke.... ich.. ich würde ..ich möchte ihn sehen.....“
    Genau das war es, worauf Wegner gewartet hatte und was ihn stocken liess.
    „Susanne...ich..ich weiss nicht ob das jetzt..ich meine..
    „Ich will ihn sehen, jetzt... oder hast du shcon...? ich meine-----„
    „Ich weiss, was du meinst... nein.... aber...“
    „Dann bitte..... ich muss es hinter mich bringen...... bitte.“
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter und half ihr auf. „Ok, aber....“
    „Ich möchte ihn allein sehen... „
    Er nickte und führte sie in den angrenzenden Raum.
    „Susanne..... ich bin da, wenn etwas ist....“ hörte sie leise ihre Schwester sagen und wendete sich dann dem Tisch zu, der mit einem weißen Tuch bedeckt war.

  • FRankie hatte die Bar dicht gemacht und die Küche geplündert. Nun stand er an der Türe, den Finger an der Klingel und wusste nicht, ob er stören sollte oder nicht.
    Anna hatte ihn benachrichtigt und seitdem war er geschockt...froh, dass seinem Sohn nicht passiert war, geschockt über die nachricht, was mit Chriss passiert war und hin und her gerissen.
    Petra, die ihn durch die Küchenscheibe gesehen hatte, nahm ihm die Entscheidung ab.
    „Frankie?“
    Sie fielen sich in die Arme , der Korb mit dem Essen landete auf dem Boden.
    „Opa..... Opa....“ tönte nun Lillis Stimme neben ihnen.
    „ja Lilli, der Opa......“
    Die Kleine zog ihn hinein und zeigte auf das Bobbycar „Brummm------„
    Schon waren die 2 Erwachsenen vergessen .
    Petra folgte Frankie, der in die Küche ging, den Korb leeräumte und im Kühlschrank und Ofen verstaute.
    „Ich..ich hab mit gedacht, dass du nicht kochen musst... da ..“
    „Schon gut....danke...“
    Für eine Weile herrschte Stille... dann sah er sie ernst an „Wie geht es Tom?“
    „Schlecht...er ist oben... vergräbt sich..... „
    Frankie nahm sie in den Arm, zog ein Taschentuch aus der Jacke „ich kann es mir denken.... verdammt... warum immer er? Warum Chris? ich kann das alles gar nicht glauben.... „
    Sie nickte und setzte sich an denTisch.
    „ich würde ihm so gern helfen, aber er verschliesst sich total........“
    „Mein Sohn.... soll ich? ich meine... mal mit ihm reden?“
    „Ach, wenn es nur das wäre..nein, er hat mir erzählt , zumindest ansatzweise, was passiert ist... aber.. das alles und nun der Ärger mit Schrankmann...ich hab Angst Frank, einfach nur Angst, dass er das nicht packt...... „
    „Ich verstehe dich... weist du was? ich bleibe hier. die nächsten Tage. Koche für euch und kümmere mich um Lilli. Kümmer dich um ihn.. die Bar hab ich dicht gemacht.....“
    Petra fing an zu schluchzen
    „Nicht weinen... und jetzt.. geh hoch zu ihm...ich bin hier unten und spiele mit Lilli!“



    Tom hatte 2 Schmerztabletten genommen , das Schlafzimmer abgedunkelt und konnte dennoch nicht schlafen.
    Er saß auf der Bettkannte, als Petra das Zimmer betrat.
    „ Stör ich Schatz?“
    „Hm Hm.... ich kann nicht schlafen.... wer hat denn da geklingelt?“
    Petra setzte sich neben ihn und legte den Arm um ihn „Dein Vater. Mit Unmengen von Essen. Er spielt mit Lilli.“
    „Aha....“
    „Möchtest du was essen? „
    Tom strich ihr 2 Strähnen aus dem Gesicht , gab ihr einen Kuß. „Danke... Schatz. Ich habe keinen Hunger, wirklich.“
    „Geht’s dir gut? Was ist mit dem Arm tut er noch weh?“
    „Geht. Die Tabletten wirken.. bitte, mach dir keine Sorgen.“ er stand langsam auf, zog seine Jeans vom Stuhl.
    „Komm ich helf dir, mit dem Arm...“
    „Danke....du... ich.... ich muss mal raus, an die frische Luft. „
    „Soll ich mitkommen?“
    „ Bleib du mal bei Lilli und Vater. Bitte, versteh mich nicht falsch, aber ich möchte wirklich allein sein.... „
    „Tom ich mag das nicht..vorhin, du hast so gehustet......“ Petra sah in besorgt an , griff nach seiner Hand.
    „ Es ist alles ok...frag Markus.... „ schon war er aus der Türe und ging langsam die Treppen runter. Sekunden später hörte man die Haustüre ins Schloss fallen.


    „Laß ihn....ich war damals auch so.... er braucht das...glaub mir.“ Frankie warn unbemerkt neben Petra getreten und legte den Arm um ihre Schulter.
    „Komm, wir gehen noch was auf die Terasse, so lang es noch hell ist, die kleine Maus sitzt im Sandkasten.“



    Britta und Wegner beobachteten Susanne schweigend, jeder fürs sich, hinter der Scheibe, als sie das Tuch langsam, Stück für Stück wegzog, bis sie auf Chris Gesicht schauen konnte.
    Sie liess sich auf den Stuhl sinken, den Wegner vorsorglich neben den Tisch gestellt hatte.
    „Soll ich nicht besser doch...“
    „Nein, nein, bleiben sie mal hier.... wenn etwas ist , greifen wir ein...lassen sie ihre Schwester Abschied nehmen.... glauben sie mir, es ist gut so.....“ man merkte, wie schwer Wegner diese Worte fielen. Er hatte Chris nicht lange gekannt, dennoch war der Verlust eines Kollegen nicht irgend etwas......



    Susanne griff nach der Hand , die so kalt und starr war...anders als sonst....
    Leise kamen die Worte über ihre Lippen, unhörbar ffür andere und nur für sie bestimmt.
    „ich wollte mit dir alt werden... aber es kam anders... warum? Chris? Warum?.... Tom ... er hat mir erzählt, was du getan hast……” ein Zittern ging durch ihren ganzen Körper.
    „Er und Semir... sie..ihnen geht es gut... soweit... du hast ihnen das Leben gerettet..... oh verdammt....“ ihr Kopf glitt hinab und fand einen Halt auf Chris Brustkorb.



    Tom hielt sich den Arm in der Schlinge, lief die Straße entlang , langsam , ohne Ziel, in Gedanken versunken.
    Immer und immer wieder liefen die BIlder vor seinen Augen ab...
    An der Hauptstraße blieb er einen Moment stehen, setzte sich in eins der wartenden Taxen.
    „Unikinik bitte.“ kam wie von selbst über seine Lippen.
    „ man, sie Armer, bei dem tollen Wetter mit Verband....“ der Fahrer hatte einen kurzen Blick auf die Schlinge geworfen und schlug den Weg in Richtung Klinik ein.
    Tom sah aus dem Fenster und dachte nur“Besser die, als tot zu sein .........“

  • „Sieh mal , jetzt ist sie eingeschlafen, bei mir im Arm...“ Frankie sah auf die schlafende Lilli und stand leise auf „Ich bring sie mal hoch in ihr Bett...“
    „Ich helf dir...“
    Petra ging leise hinter ihrem Schwiegervater die Treppen hoch und machte den Schlafsack der Kleinen zu,steckte das kleine Nachtlicht in die Steckdose und lehnte die Türe an.
    „Wo Tom nur bleibt?“ ihr Blick wanderte zur kleinen Uhr an der Wand.
    „Der kommt schon , keine Sorge......“
    „Ich mach mir aber Sorgen.... „



    „Ach Semir... es ist so ungerecht....... hätte ich nur auf euch gehört.... auf Anna.....dann wäre das alles nicht passiert...aber nein.... muss ich meinen Dickkopf wieder durchsetzen.... scheisse.... verdammt.....“
    Leise und unbemerkt sah die Nachtschwester an der Türe, wie Tom leise mit seinem Freund sprach, der tief und fest schlief.
    Er saß nun schon eine ganze Weile dort am Bett, redete auf ihn ein...



    Petra sah immer wieder auf die Uhr, legte das Handy weg und sah Frankie ernst an.
    „Trink noch einen Schluck von dem Rotwein, ihm gehs gut, ich bin mir sicher....“
    „Ich nicht, warum geht er nicht an sein Handy? Frankie... er weiß doch, dass ich mir Sorgen mache....“
    „Ich weiß, aber versetz dich in seine Lage.... ihm ist hier alles auf den Kopf gefallen, er kommt schon wieder....oder soll ich nach ihm suchen?“
    Sie schüttelte den Kopf „Nein...“



    Clemens warf einen leisen Blick um die Ecke des Intensivzimmers und lächelte leicht.
    Seine Nachtschwester hatte ihn gerufen und nun beobachtete er Tom schon eine ganze Weile, dort an Semirs Bett.
    Er schien eingenickt zu sein, sein Kopf hing ziemlich schief und er war leicht zur Seite gekippt.
    „Was machen wir denn jetzt mit ihm, so kann er da nicht schlafen?“
    „ Das lassen sie mal meine Sorge sein Schwester Miriam. ich kümmere mich schon drum. Haben wir nicht noch ein Bett leer nebenan? Das schieben sie mal leise rein. Das paßt schon.“



    „Carsten? Oh Gott... ist etwas mir Semir?“ Petra wartete nicht ab, bis er zu Wort gekommen war......
    „Nein, nein, alles in Ordnung Petra.... aber ich denke mir du vermisst sicher deinen Mann und ehe ich den armen Markus wach klingele, der sich mit seiner zukünftigen die Ruhe verdient hat.....“
    „Tom? Was ist mit Tom? Ist er bei dir? Ging es ihm doch nicht gut... Clemens, jetzt sag schon...“
    „Du lässt mich ja nicht zu Wort kommen... nein, alles ok. Dein Mann sitzt hier neben Semir und schläft, nachdem er sich so ziemlich alles von der Leber geredet hat...“
    „Ich komm ihn holen...Clemens, danke...“
    „Petra, lass, er ist hier in guten Händen. Wir haben ihm ein Bett ins Zimmer geschoben und da verfrachten wir ihn gleich rüber .ich hab ein Auge auf ihn.... „
    „Danke Clemens, aber bitte ruf mich an, wenn etwas ist, ja? Er hat sich vorhin so furchtbar aufgeregt...“
    „Mach dir keine Sorgen, ich habe Nachtdienst ...“



    Petra legte , immer noch nicht ganz beruhigt auf und sah Frankie an, der leicht lächelte
    „Er sitzt neben Semir und schläft....“
    „Siehst du, ich dachte mir sowas.... und du, du legst dich jetzt auch hin. Ich mach mir das Gästezimmer selbst fertig. „

  • Susanne fühlte eine Hand auf ihrer Schulter und zuckte hoch.
    „Ich wollte dich nicht erschrecken, aber wir sollten jetzt....“
    Britta kniete neben ihrer Schwester und sah sie an.
    „Du kannst nicht ewig hier sitzen und es ist schon spät, Susanne... du brauchst Schlaf.“
    Sanft zog sie ihre Schwester nach oben.
    „Moment noch.... 5 Minuten bitte.“




    Anna saß immer noch an ihrem Schreibtisch nachdem sie von Tom und Petra hierher gefahren war. Vor ihr lagen die ersten Bilder vom Tatort und der vorläufige Bericht.
    Die einzige Zeugin war Steinkamps Tochter, die bislang kein Wort geredet hatte und nun in U-Haft saß.
    Früh um 6 würde die Maschine aus San Franzisko landen, in der Chris Frau mit den 2 Kindern saß.
    Sie hatte ihr versprochen sie abzuholen und in ein Hotel zu bringen.
    An der Türe klopfte es leise und Bonrath öffnete sie einen Spalt „Chefin? Louis Merker ist hier, er möchte sie sprechen, ach ja und Frau Schrankman hat vorhin angerufen, sie will mit ihnen ..“
    „Ja, ja, ich weiß. Sie war bei Tom und er hat ihr die Meinung gegeigt....Ppetra hat es mir bereits am telefon erzählt. Schicken sie Louis rein......“
    „Ich weiß, dass es schon ehr spät ist Frau Engelhardt....“
    „Aber? Was haben sie auf dem Herzen ?“
    „Ja...also..ich... ich habe ja heute mitbekommen, was die Staatsanwältin gesagt hat und ...ich möchte gerne, dass sie weiß, dass Herr Kranich nicht schuld ist an der Sache. ich bin es und bereit die Konsequenzen dafür zu tragen, auch wenn das bedeutet, dass ich meine Kommissarslaufbahn an den Nagel hängen kann.“
    „das ehrt sie Louis, aber das müssen sie nicht und Tom, also Oberkommissar Kranich wird auch keine Probleme bekommen, dafür werde ich sorgen. Die Frau Staatsanwältin schießt gerne übers Ziel hinaus und sie waren vorhin Zeuge davon, aber verraten sie mich nicht.“
    Louis nickte verstohlen und sah mit einem Blick auf die Bilder am Tisch.
    „Mein Bruder.... ich hätte es gleich sagen sollen, dann wäre das alles nicht so eskaliert. Jetzt ist er tot, ein Kollege ebenfalls und 2 verletzt...... „
    Anna merkte wie sehr der junge Mann mit sich kämpfte und sah ihn fest an „Louis, was passiert ist, kann leider niemand mehr rückgängig machen. Wichtig ist und was ich ihnen sehr hoch anreche, dass sie sich jetzt damit auseinander setzen und daraus lernen. Tom hat schon immer ein besonders Gespür gehabt, was Menschen anbelangt und ich glaube er hatte einen guten Grund sie besonders zu fördern und sich um sie zu kümmern. Das ist meine ehrliche Meinung und ich freue mich schon darauf, wenn ihr Praktikum bei uns beginnt. Und jetzt sollten wir beide nach hause fahren, die nächsten tage werden schwer.
    Eins müssen sie mir aber noch versprechen. Hadern sie nicht zu sehr mit sich und vor allem, reden sie nicht mit der Staatsanwältin , wenn ich nicht dabei bin oder ihr Chef.! “
    Anna stand auf und begleitete ihn bis zur Türe , sah ihm noch einen Augenblick nach und wendete sich dann zu den Kollegen.
    „Ich werde jetzt kurz nach Hause fahren und dann Chris Familie ab Flughafen abholen. Sie erreichen mich über Handy. machen sie Feierabend , wenn nichts mehr ansteht, alles andere kann warten oder die Nachtschicht kümmert sich.“




    Susanne stand nun neben Chris ,drückte ihm einen Kuß auf die Stirn und zog zitternd das weiße Tuch wieder hoch „ ich werde dich nie vergessen und so in Erinnerung behalten , wie du mich gestern verlassen hast.........“
    Britta beobachtete Susanne besorgt, die ihr nun entgegen kam, den Kopf gesenkt und am ganzen Körper zitternd.
    Wäre Wegner ihr nicht zu Hilfe geeilt .hätte sie ihre Schwester allein nicht halten können.
    „Setz dich mal.... Susanne? Hörst du?“
    Wegner schüttelte den Kopf „ich habs ja gleich gewusst, dass das nicht gut war....“
    „mir geht’s gut..... ich..brauch nur frische Luft...... „ Susannes Stimme war leise und kaum hörbar.
    „Ich bring dich raus.... komm“ Britta packte sie am Arm und half ihr auf.
    „Es wäre besser, ein Arzt schaut mal bei euch vorbei, wirklich.“ Wegner sah Britta ernst an und half Susanne auf.
    „Zu hause, ja, sicher.... danke für ihre Hilfe....“
    Dann nahm sie ihre Schwester wortlos in den Arm und half ihr zum Wagen.
    Wegner sah den beiden Frauen nach, atmete ein paarmal tief durch und ging dann in Gedanken versunken wieder in sein Büro. Das waren genau die Momente, die er an diesem Beruf so fürchtete...und er war froh, es hinter sich gebracht zu haben. Dann griff er zum Telefon, um Anna Engelhardt noch darüber zu informieren, dass Susanne da gewesen war.

  • Anna drückte Stephanie Ritter stumm die Hand und sie erwiderte ebenso wortlos ihren Händedruck. Keine der beiden Frauen wusste etwas zu sagen und Annas Blick fiel auf die beiden Kinder, die neben ihr standen. Sofie, die inzwischen fast ein junge Frau geworden war und Kevin, abwesend ins Leere blickte. Die Stille, die sie hier auf dem so belebten Flughafen umgab, war kaum auszuhalten und Anna überlegte verzweifelt, was sie nur sagen konnte. Zu der Frau, zu den beiden Kindern, die vor nicht mal 24 Stunden ihren Vater verloren hatten...
    „...Sie brauchen nichts zu sagen, Frau Engelhardt...“
    Anna nickte nur. „Es fällt mir auch unendlich schwer Worte zu finden, für etwas, dass...“
    „Ich weiss, Frau Engelhardt...Ich würde jetzt gerne mit den Kindern kurz im Hotel vorbei und dann...“ Sie stockte einen Moment, sah zu ihren Kindern und hatte Tränen in den Augen, „...Und dann möchten wir Chris sehen. Ist das, ich meine,...ist das möglich?“
    „Selbstverständlich...Sofie und Kevin?“ Anna sah leicht zweifelnd in Richtung der Kinder, doch Stephanie nickte entschlossen.
    „Wir haben den ganzen Flug lang darüber gesprochen...es ist der Wunsch der Kinder und...und meiner auch.“
    „Ich werde mich darum kümmern, Frau Ritter...kommen sie, ich fahre sie ins Hotel.“


    Tom wurde wach, als die Schwester der Frühschicht das erste Mal ins Zimmer kam und er brauchte ein paar Sekunden lang, um zu registrieren, wo er überhaupt war. Die Krankenschwester lächelte leicht und ihr Blick deutete zu Semir, der fest zu schlafen schien.
    „Guten Morgen, Herr Kranich, dann haben sie wohl auch etwas geschlafen, was? Ihrem Kollegen geht es gut, alle Werte sind stabil.“
    Tom nickte, stand auf und sein Blick fiel auf die Uhr. Er musste dringend Petra anrufen, als im gleichen Moment die Tür aufging und Markus hereinkam.
    Dieser schien Toms Gedanken zu erraten.
    „Morgen, Schwager...keine Sorge, Petra weiss, dass du hier bist. Clemens hat sie angerufen.“
    „...Clemens?..Mensch, danke...sag ihm das...Ich bin wirklich fest eingeschlafen...“
    „Kein Wunder...Wie geht’s dir?“
    „Sag mir lieber, wie es Semir geht.“
    „Gut soweit. Alle Werte von heute Nacht sind optimal, er wird bald wieder richtig zu sich kommen.“
    Tom nickte, sah nun auch zu Semir und angelte sofort nach seiner Jacke. Fast glich es einer Flucht und Markus griff nach Toms Arm.
    „Plötzlich so eilig?“
    „Was?...Ja, ich...ich muss ins Büro, da ist jede Menge zu erledigen und...“
    „Blödsinn! Und abhauen ist keine Lösung, mein Lieber.“
    Sie sahen sich an und schließlich nahm Markus ihm die Jacke aus der Hand und zog einen Stuhl ran.
    „So, setz dich und ich hol dir erstmal einen Kaffee.“
    Tom schwieg, nickte dann und liess sich langsam auf den Stuhl sinken. Er wusste, dass Markus Recht hatte, doch es war so unendlich schwierig...
    „Hat...ich meine, hat Andrea gesagt, wann sie...“
    „Nein. Aber das eine hat auch nichts mit dem Anderen zu tun.“
    „Ich weiss...es ist nur, ich...Mensch Markus, Frauen können sowas besser.“
    Markus, der schon an der Tür stand, lächelte leicht. „Na, vielleicht hast du ja Glück und sie kommt, bevor Semir aufwacht.“
    Dann verschwand er nach draußen und Tom sah wieder zu Semir, schloss die Augen und hatte sofort wieder das Bild von Chris vor Augen...
    „Hier der Kaffee und nun zu dir. Was macht der Arm? „
    „Geht, es.. könnte schlimmer sein...“
    „Ok, und sonst? Hast du dich wieder abgeregt gestern Abend?"
    „ Alles ok soweit....“ Tom sah ihn an und wusste, dass Markus es ihm nicht abkaufte.
    „Mir musst du nichts vormachen, also wenn du was brauchst, sag es. Ich muss jetzt Visite machen, setz dich rüber zu Semir. Und redet, verdammt noch mal. Er fühlt sich genau wie du Tom. „ Er legte seinem Schwager fürsorglich die Hand auf die unverletzte Schulter , nickte kurz und ging dann mit seinen Patientenblättern aus dem Zimmer.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!