Toms Entscheidung

  • Hallo zusammen, hier beginnt die ja fast versprochene zweite Story mit Kristin, Niklas und Tom. Wer von euch zum ersten Mal hier liest kann gerne vorher meine Geschichte "In der Schußlinie " lesen, um zu wissen wie das mit den Dreien angefangen hat.
    Ansonsten ist natürlich wie immer alles von mir frei erfunden und sämtliche Namen, Orte etc. zufällig oder eben auch einfach erfunden.
    Viel Spaß beim Lesen! :D



    Sie sassen am Frühstückstisch. Tom sah zum wiederholten Male zur Uhr und gleichzeitig fiel ihm ein, dass er ja auch noch bei sich zuhause vorbei musste um seine Dienstwaffe zu holen. Daran hatte er gestern Abend,als er zu Kristin gefahren war, mal wieder nicht gedacht. Na prima, ich werde mindestens eine halbe Stunde zu spät kommen, dachte er müde.
    Kristin saß ihm gegenüber,trank ihren Kaffee und lächelte nur. Auch sie hatte sich in den letzten sechs Monaten längst daran gewöhnt, dass mit Tom so früh morgens absolut nichts anzufangen war.
    Niklas dagegen, der sich die zweite Portion Cornflakes in seine Schüssel schüttete, hatte beste Laune. Grinsend sah er zu seiner Mutter und gemeinsam beobachteten sie Tom,der jetzt,immer nur noch mit Boxershorts und T-shirt bekleidet, aufstand, seinen Kaffee nahm und Richtung Bad ging.
    "Tom?...Wir sind dann los, ja?"
    "...Wie?...Ja, klar", Tom blieb stehen, ging zurück zu Kristin, küsste sie lächelnd.
    "Bis heute Abend, schöne Frau!"
    "ja,ja...", Sie lachte,"Bis heute Abend, mein Held."
    Tom nickte grinsend, schlug noch seine rechte Handfläche gegen Nickis rechte Handfläche und ging wieder Richtung Bad.
    Da kam nochmal Niklas Stimme.
    "Tom?"
    "Ja?", Er drehte sich, sah ihn an. Der Jungesah ihm auf einmal sehr fragend entgegen. Letzte Woche war er acht Jahre alt geworden und jetzt gerade erschien er Tom riesig groß.
    "Du, Tom....bleibst du eigentlich für immer?"
    Niklas sah ihn fest an und Tom erwiderte seinen Blick. Kristin hatte jetzt ihren Kaffee abgestellt und musterte ihre beiden Männer interessiert.
    Es war das allererste Mal, dass Niklas Tom so eine Frage gestellt hatte.
    Tom ging auf ihn zu, ging neben ihn in die Knie. Der Junge sah ihn immer noch an.
    "Naja, ich dachte, ich bleibe solange, wie ihr mich bei euch haben wollt."
    über Niklas Gesicht ging jetzt ein fröhliches Lachen. Er schob die Cornflakes beiseite, stand auf und holte seine Schulmappe. Und erst als er kurz darauf mit Kristin fertig an der Tür stand, gab er Tom eine Antwort.
    "Na dann musst du dich auf eine ganz,ganz lange Zeit einstellen!"
    Damit drehte er sich um und lief nach draussen.
    Kristin lächelte, blickte Niklas hinterher und ging nochmal auf Tom zu. Wortlos küsste sie ihn und ging dann ebenfalls aus der Tür.
    Tom sah ihnen vom Fenster aus nach und ihm wurde auf einmal bewusst, dass er nie zuvor glücklicher gewesen war. In den letzten sechs Monaten hatte sich sein komplettes Leben verändert. Zum Einen war da die Beziehung zu Kristin, die von Tag zu Tag wichtiger wurde und zum Anderen war da Niklas, der Tom lernen ließ ,wie schwierig und doch großartig es war, mit einem Kind zu leben. Egal, ob sie zu dritt hier in Kristins Wohnung waren oder bei Tom zuhause; mit Niklas gab es keine ruhige Minute mehr. Lähelnd dachte er an sein Gästezimmer, das inzwischen mehr einem Kinderzimmer ähnelte. Und spätestens seitdem Tom vor zwei Wochen nachts auf irgendwelchen Legosteinen ausgerutscht war und drei Tage lang seinen Ellenbogen kaum bewegen konnte, wusste er, das sich sein Leben verändert hatte.
    Und immer häufiger, so wie jetzt auch, dachte Tom darüber nach, dass er im Grunde keinen einzigen Tag mehr ohne die Beiden sein wollte.
    Das Klingeln seines Handys riß ihn jetzt aus seinen Gedanken.
    "Kranich."
    "Ja, ich bin`s,Tom", Hottes Stimme war so laut am frühen Morgen, dass Tom das Handy erschrocken ein paar Zentimeter vom Ohr weghielt.
    "Ja Hotte, was gibts denn?"
    "An der A46 wurde ein Toter gefunden! Am Rastplatz Kilometer 81. Semir ist schon los, du sollst direkt dahin kommen!"
    Tom sah an sich herunter, verdrehte die Augen und wusste, dass Semir sicherlich den halben Tag lang mit ihm sauer sein würde.
    "Tom?"
    "Ja, ja, ich bin schon fast unterwegs, Hotte!"
    Er legte das Handy weg, eilte ins Bad.



    Die Leiche lag auf dem kleinen, wenig von Autofahrern benutzten Rastplatz an der A46 zwei Meter von ein paar halb zerstörten Holzbänken im hohen Gras.
    Semir stand neben den Leuten der Gerichtsmedizin, als Tom auf den Rastplatz gefahren kam. Als er sich dann zwischen den Streifenwagen und Polizeiabsperrungen einen Weg gebahnt hatte,sah Semir nur kurz zur Uhr, ohne seinen Partner eines Blickes zu würdigen.
    "Morgen! Was ist passiert?" Tom sah zu dem bereits zugedeckten Toten, dann zu Semir. Dieser blickte ihm nur missmutig entgegen.
    "Wie schön, dass du schon vor Mittag kommen konntest..."
    Tom sah Semirs Blick und beschloß einfach nicht zu antworten, wandte sich an den Beamten der Gerichtsmedizin.
    "Kannst du schon irgendwas sagen, Robert?"
    "Männliche Leiche, ungefähr Mitte dreißig. Ist massiv zusammengeschlagen worden...irgendein Schlag war dann tödlich. Ihr müsst die Obduktion abwarten, fragt mich heute Abend nochmal."
    Tom nickte nur, versuchte erneut einen freundlichen Blickkontakt mit Semir.
    "Hatte er Papiere bei sich?"
    "Nein", murmelte Semir nur," die brauchen wir auch nicht."
    Tom ging in die Hocke, schlug das Tuch von dem Toten zurück und sah in ein bekanntes Gesicht! Wortlos drehte er sich zu Semir, der zuckte nur die Schultern.
    "Da kannst du mal sehen, was so früh morgens schon alles passieren kann!"
    Tom deckte den Mann wieder zu, erhob sich und fuhr sich mit den H?nden durchs Haar. Der Tote war Marc Wallner und dafür verantwortlich, dass dieser Rastplatz seit einigen Wochen nichtmehr von normalen Autofahrern angefahren wurde. Von hier "vermietete" Wallner des nachts h?bsche Mädchen an zahlungswillige Kunden.
    Und da bisher keine der Frauen gegen ihn aussagen wollte, waren Tom und Semir die Hände gebunden gewesen.
    Jetzt also war Wallner tot und Tom war sofort klar, dass eine Menge Ärger in der Luft lag!
    "Wer hat ihn gefunden?"
    Semir deutete auf eine junge Frau, die etwa zehn Meter entfernt bei einem der Streifenwagen stand. Dem Aussehen nach musste sie wohl eine von Wallners "Angestellten" sein.
    Semir ging jetzt auf sie zu, Tom folgte ihm eilig.
    "Mensch, jetzt mach doch wegen ein paar Minuten nicht so einen Alarm,Semir."
    Doch Semir antwortete nicht und sie erreichten die Frau. Sie mochte um die zwanzig sein und sah den beiden Beamten genervt entgegen.
    "Gerkan, Kripo Autobahn. Sie haben Wallner gefunden?"
    "Ja....lag da im Gras."
    "Sie kannten ihn also?"
    "Ja."
    "Wie heissen sie?"
    "Carolin."
    "Okay, geht es etwas genauer? Vielleicht haben sie ja zufällig ihren Ausweis dabei?"
    "Zufällig nicht."
    "So, na dann begleiten sie uns doch bitte erstmal mit zur Dienststelle...Dieter? Bring die Dame hier doch mal zur PAST rüber, danke."
    Damit ging Semir ebenfalls Richtung Dienstwagen, wieder Tom im Schlepptau.
    "Semir...warte doch mal!"
    "Warten...Worauf denn? Hab schon den ganzen Morgen auf dich gewartet!"
    Und schon stieg er in seinen BMW, knallte die Fahrertür zu und gab Gas. Tom sah ihm nach, schüttelte den Kopf und ging dann ebenfalls zu seinem Wagen.



    (Weiter ab hier, 23.11.)


    Die junge Frau saß ihnen in ihrem Büro gegenüber. Carolin Meister, einundzwanzig Jahre alt. Semir hielt die dünne Akte vor ihr in die Luft.
    "So, Frau Meister, bei der Sitte sind sie ja schon länger bekannt, nicht wahr?"
    Gerade betrat auch Tom das Büro, stellte Semir einen Kaffeebecher vor die Nase und lächelte ihm zu. Doch dieser schob den Kaffee nur wortlos weiter zu Carolin Meister.
    "Möchten sie Kaffee?"
    "...Nein..."
    "Ich auch nicht...",Damit wanderte der Becher in Semirs Hand rüber auf Toms Schreibtisch. Semir wandte sich wieder an die Frau.
    "Sie haben für Wallner...gearbeitet?"
    "Sie brauchen sich nicht so vorsichtig auszudrücken! Ich habe für ihn angeschafft, das wollten sie doch wissen,oder?"
    "Mhm...haben sie ihn auch umgebracht?"
    "Nein...warum sollte ich. Er war immer nett zu mir, besser als mancher vor ihm."
    "Haben sie irgendetwas gesehen an der Raststätte? Ist ihnen irgendwas aufgefallen?"
    "...Nein. Ich kam von einem Kunden und hab auf Marc gewartet, aber er ist nicht gekommen. Als es hell wurde hab ich dann gesehen, dass er da lag..."
    Semir nickte nur. Neben ihm erhob sich jetzt Tom und ging auf die Frau zu.
    "Sagen sie,Frau Meister, was machen sie denn jetzt, wo Wallner tot ist?"
    "...Egal...mal sehen. Ich gehe zurück nach Berlin. Marc wollte sowieso Schluß machen."
    "Ach? Einfach so, ja?"
    "Ich weiss nicht genau. Da sind zwei Typen aufgetaucht, vorgestern. Wollten eine Menge Geld von ihm, keine Ahnung, warum....Naja, jedenfalls hat Marc zu uns gesagt, dass er ne Weile weg müsste."
    "Wohin?"
    Sie zuckte die Achseln.
    "kann ich jetzt gehen?"
    "Einen Moment noch, ja? Wer könnte wissen, worum es zwischen Wallner und diesen beiden Männern ging?"
    "...Fragen sie Nancy. "
    "Wer ist Nancy?"
    "Nancy Bertram....Marc hat sie vor ein paar Wochen angeschleppt, die waren sowas wie ein Paar. Nancy hat sich richtig verknallt, wissen sie. War immer in seiner Nähe.....Naja, ging ja allen von uns so. Bis Marc dann das nächste Mädchen im Schlepptau hatte."
    "Wo finden wir sie diese Nancy?"
    "Sind sie der Bulle oder ich? Keine Ahnung....in Marcs Wohnung vielleicht."
    "Ja, gut,sie können dann erstmal gehen,Frau Meister."
    Sie stand auf, zog sich den Minirock zurecht und ging hinaus. Tom und Semir sahen ihr nach.
    "Ich glaub, sie sagt die Wahrheit. Die weiss wirklich nicht mehr."
    "Ja....Mal sehen, ob wir was über diese Nancy Bertram haben." Tom ging ebenfalls Richtung Tür.
    "Ach, Tom?"
    Er drehte sich um. Semir musterte ihn fragend, ein leichtes Grinsen auf den Lippen.
    "Was war es denn diesmal? Der Wecker, ein Rohrbruch vielleicht?"
    "Hö?r zu Semir, es tut mir leid, ja?"
    "Ja,ja, und es kommt bestimmt auch niewieder vor, ich weiss! Hast du eine Ahnung, wie oft ich das schon gehört habe..."
    "Mensch, ich musste noch schnell zuhause meine ..."
    "Ach, schon wieder auswärts übernachtet?"
    Jetzt musste auch Tom grinsen."Was dagegen?"
    "Nö, nö...aber findest du nicht, dass du mal langsam Nägel mit Köpfen machen solltest? Das geht doch nicht so weiter. Immer dieses Hin und Her...ist auch nicht gut für den Jungen."
    "Ja,ja, Herr Ober - Psychologe Gerkan! Mach dir mal um uns keine Sorgen. Wirst schon früh genug erfahren, wenn es was Neues gibt....So, haben wir uns wieder vertragen, ja? Dein Kaffee wird nämlich kalt."
    Damit ging Tom hinaus Richtung Petra. Semir sah ihm nach, schüttelte nur grinsend den Kopf und griff nach dem Kaffeebecher.


    Etwa eine Stunde später sassen sie im Büro der Chefin gegenüber.
    "Also, wenn ich sie richtig verstanden habe, dann haben wir ausser der Leiche von Wallner bisher nichts wo wir ansetzen k?nnten?"
    "Ja Chefin, leider. Wallner ist erschlagen worden, auf den genaueren Bericht der Gerichtsmedizin warten wir noch. Das Motiv ist noch völlig unklar."
    "Was ist mit den beiden Männern, die Wallner angeblich bedroht haben sollen?"
    "Bisher auch Fehlanzeige. Wir hoffen, dass wir von der Frau...dieser Nancy etwas erfahren ,aber dafür müssen wir sie erstmal finden."
    "Dann beeilen sie sich damit! Wo ist die Frau gemeldet?"
    "...ja, das ist es ja. Gemeldet ist sie in Hamburg..."
    Die Chefin sah Tom entgegen."In Hamburg?"
    "Ja. Dort war sie aber wohl schon wochenlang nichtmehr...Wir vermuten, dass sie die letzten Wochen bei Wallner gewohnt hat. Ansonsten gibt es da noch eine Schwester...wohnt etwa 120km von hier in irgendeinem Ort in Richtung Kassel.Da ist Nancy Bertram wohl auch aufgewachsen."
    "Dann fahren sie erstmal in Wallners Wohnung. Und die Kollegen ,die da bei der Schwester zuständig sind, sollen sich da mal umsehen.Irgendwo muss diese Frau ja stecken."
    "In Ordnung.Sind schon unterwegs, Chefin."
    Die Beiden erhoben sich und verliessen das Büro.


    In Wallners Wohnung warf Nancy eilig die wichtigsten Dinge, die sie besaß,in eine kleine Reisetasche. Immer wieder sah sie gehetzt aus dem Fenster, w?hrend ihr die Tränen übers Gesicht liefen.
    Sie machte den Reißverschluß der Tasche zu und sah sich nochmal um. Niemand durfte auch nur die kleinste Spur von ihr hier in der Wohnung entdecken, dachte sie voller Angst. Sie wusste nicht, wer diese Männer heute Nacht gewesen waren und sie wusste auch nicht, was sie von Marc gewollt hatten. Um Geld war es gegangen, um viel Geld. Wieder sah sie die Bilder vor sich, wie sie auf ihn eingeschlagen hatten! Sie wusste, das er tot war! Und sie hatte auch mitbekommen, dass sie dieses Geld ,was sie suchten ,nicht bekommen hatten. Es würde nichtmehr lange dauern, bis diese Männer hier auftauchen würden. Sie musste weg, so schnell wie möglich! Diese Kerle hatten sie auch gesehen, wie durch ein Wunder war sie ihnen durch den Wald an der Raststätte entkommen!
    Aber sie würden sie sicher suchen! Würden denken, dass sie wüsste, wo das Geld ist....Verdammt, sie hatte doch keine Ahnung! Doch sie würden ihr nicht glauben! Und auch die Polizei würde ihr nicht glauben! Niemand würde einem Mä?dchen wie ihr glauben! Nancy musste weg hier, untertauchen!
    Eilig nahm sie die Tasche, lief zur Tür.
    Da hörte sie die Schritte im Treppenhaus! Sekunden später machte sich jemand am Schloß zu schaffen! Nancy drehte sich um, rannte zum Balkon, sah nach unten. Es war nur der erste Stock, unten die dichte Hecke.Das würde sie schaffen! Ohne weiter zu überlegen warf sie die Tasche hinunter und sprang hinterher.
    Eilig rappelte sie sich auf und rannte über die Strasse, weiter in Richtung dem angrenzenden Park und war verschwunden!


    Die beiden Mä?nner betraten die Wohnung, sahen sich um.
    "Wenn die Kleine hier war, ist sie schon weg,Verdammt!"
    "Hör auf zu quatschen! Wir suchen trotzdem! Irgendwo muß die Kohle ja sein!"
    Damit begannen sie, Schränke, Schubladen, und sämtliche Einrichtungsgegenstände der Wohnung zu durchsuchen. Nach ein paar Minuten glich die Wohnung einem Schlachtfeld.
    "Verdammter Mist! Nichts!"
    "Der Balkon! Steht offen!...Ich sag dir eins, die war hier! Hat die Kohle geholt und ist abgehauen!"
    "Außerdem hat sie gesehen, was mit Wallner passiert ist, Josh! Wir müssen sie finden!"
    "Wenn du sie nicht heute Nacht im Wald verloren hättest,wäre längst alles gelaufen!"
    "Halts Maul! Los, wir m?ssen wissen, wer die Kleine ist!! Irgendwo hier muß doch was zu finden sein! Wie sie heisst...irgendwas! "
    Die beiden Männer begannen erneut zu suchen. Und dann nach ein paar Minuten hielt einer der Beiden triumphierend eine Karte in die Höhe. Es war eine Postkarte.
    "Na sieh mal einer an! Adressiert an eine Nancy Bertam, bei Wallner!"
    "Irgendein Absender?!"
    Der Mann nickte grinsend." Anscheinend hat unser Mädchen eine Schwester oder sowas ähnliches...hier! Nora Bertram! Adresse steht auch da!"
    "Verschwinden wir!"


    Tom und Semir hielten vor dem Haus, in dem Marc Wallner wohnte. Sie gingen die Treppe hinauf, erreichten die Wohnungstür. Sie war aufgebrochen.
    Wortlos sahen sie sich an, griffen nach den Dienstwaffen.
    Als sie kurz darauf in der Wohnung standen,war ihnen sofort klar, dass sie zu spät gekommen waren. In der Wohnung herrschte ein Chaos.
    "Da war wohl jemand schneller als wir!"
    "Ja...offensichtlich! Mist!"
    Semir griff nach dem Handy. "Ja Petra, ich bins. Du, schick mal die Spurensicherung her, Wohnung von Wallner! Ja, danke!"
    Dann begannen sie sich vorsichtig weiter umzusehen.
    "Was meinst du, was die gesucht haben?"
    "Vielleicht das Geld, von dem diese Carolin gesprochen hat."
    "Na, wenns hier war, haben die es wahrscheinlich gefunden!"
    "Semir, wir müssen diese Nancy finden!"



    (24.11.06)
    Tom und Semir sassen in der PAST an ihren Schreibtischen. Es war Nachmittag geworden.Der Bericht der Gerichtsmediziner hatte nichts weiter ergeben, ausser dass Wallner gegen drei Uhr nachts getötet worden war. Weitere Spuren gab es keine.
    "Was war denn alles in seinen Taschen?" Semir sah Tom fragend an, doch dieser schüttelte nur den Kopf.
    "Nichts wirklich Brauchbares,Semir....Ein Flugticket nach Marseille, für heute Abend. Sonst nichts."
    "Marseille ? Dann wollte er vielleicht wirklich verschwinden."
    "Ja, möglich...Weisst du was, laß uns für heute Schluß machen, wir haben sowieso Überstunden ohne Ende! Und heute kommen wir hier nichtmehr weiter.Ausserdem kann ich Niklas dann endlich mal wieder zum Fussball bringen."
    Semir grinste und nickte zufrieden.
    "Pünktlicher Feierabend, hört sich gut an! Andreas Mutter ist da, das heisst, Andrea und ich werden heute Abend endlich mal wieder was zusammen unternehmen...Babysitter vor Ort sozusagen!"
    In diesem Moment betrat Anna Engelhardt das Büro und man konnte ihrem Gesicht ansehen, dass es etwas Neues gab.
    "Die Kollegen in Beulichburg haben Nancy Bertam !"
    "Beulichburg?"
    "Der Ort, wo Nancy Bertrams Schwester wohnt. Dort haben die Kollegen sie auch festgenommen. Sie ist jetzt auf der Dienststelle 87, das liegt genau hier."
    Die Chefin legte den Beiden eine Strassenkarte auf den Tisch und lä?chelte.
    "So meine Herren, meldet sich einer von ihnen freiwillig oder soll ich einen von ihnen bestimmen?"
    "Ach Chefin, können das nicht Bonrath und Herz..."
    "Abgelehnt, Semir! ich möchte, dass das jemand von ihnen Beiden macht. Bringen sie diese Nancy hierher, jetzt gleich."
    "Chefin, das sind mindestens 100 Kilometer..."
    "Ja, hundertzwanzig, um genau zu sein!", Sie lächelte immer noch " Wenn sie gut durchkommen, sind sie spätestens gegen neun zurück!"
    Damit verließ sie das Büro. Tom und Semir sahen sich fragend an und schließlich griff Tom nach einem Radiergummi und hielt die Hände unter den Tisch.
    "Okay, wer den Gummi zieht, führt nach..."
    "Oh nein mein Lieber!" Semir schü?ttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände.
    "Du schuldest mir was!"
    "Ich schulde dir was ?"
    "Ja, ganz recht! Für heute morgen, für gestern morgen, für letzten Montagmorgen....Andrea und ich werden heute ins Kino gehen! Und danach noch in das neue italienische Restaurant..."
    "Ja,ja...okay! Hab schon verstanden!" Tom griff seufzend nach dem Straßenplan und verdrehte die Augen.
    "...Da bin ich ja ewig unterwegs...Nichtmal 40 Kilometer Autobahn und dann nur noch Landstrasse...das da überhaupt Menschen wohnen!"
    Semir grinste nur, stand auf und nahm seine Jacke.
    "Na dann viel Spass, Partner!...Und mach dir nichts draus. Sieh es einfach mal so, Autobahn fährst du doch jeden Tag. So ein bißchen ruhiges Fahren tut dir mal ganz gut! Da kannst du wenigstens nichts kaputt machen."
    "Unheimlich witzig ,Semir....echt!"
    Verärgert sah Tom Semir nach, der jetzt fröhlich pfeifend aus dem Büro ging. Tom sah zur Uhr, griff dann zum Telefon. Aber Kristin war noch nicht zuhause. Okay, was solls, dachte er, ich ruf sie von unterwegs an.
    Dann stand er auf, nahm die Landkarte, sein Handy und das Jackett und machte sich auf den Weg.



    Josh Marker und Jürgen Klock sassen in ihrem Wagen vor dem Kleinen Polizeirevier in Beulichburg. Vorhin waren sie nur um wenige Minuten zu spät gekommen! Da hatten die Polizeibeamten Nancy Bertram gerade aus dem Haus ihrer Schwester geholt und zu dieser Polizeistelle gebracht.
    Seitdem sassen sie im Wagen und warteten. Und vor ein paar Minuten hatte jetzt ein dunkelblauer Mercedes mit Neusser Kennzeichen vor der Polizeistelle angehalten. Ein Mann,zweifellos auch ein Bulle ,war hineingegangen.
    "Was machen wir jetzt?"
    "Wir warten,Josh! Was sonst! Ich wette, der Bulle,der da gerade gekommen ist, holt sie ab!"
    "Woher weisst du, das das ein Bulle ist?!"
    "Bullen erkenne ich drei Kilometer gegen den Wind!"
    "Und was machen wir dann?"
    "Wir holen uns die Kleine, ganz einfach! Und dann bekommen wir auch das Geld, glaub mir!"
    Josh Marker nickte seinem Komplizen grinsend zu. Dann zog er zwei Waffen aus dem Handschuhfach und legte neue Magazine ein!



    Kristin stellte die Einkaufstaschen in der offenen Küche ab und ging lächelnd ins Wohnzimmer. Niklas war noch bei einem Freund und danach beim Training, so das sie diesen Moment erstmal für sich allein hatte! Sie konnte es noch garnicht fassen, obwohl sie es in den letzten Tagen längst mehr als geahnt hatte.
    Unwillkürlich strich ihre Hand über ihren Bauch und sie dachte an Tom. Wann und wie sie es ihm sagen würde. Sie versuchte sich sein Gesicht vorzustellen, seine Augen, wenn er es erfahren wü?rde.
    Sie dachte an die Worte ihres Arztes,nichtmal zwei Stunden war es her.
    `Sie sind in der sechsten Woche schwanger, Frau Rieger, alles Gute!`
    Immer noch aufgew?hlt stand sie auf ,griff nach dem Telefon. Tom meldete sich bereits nach dem zweiten Klingeln.
    "Hallo mein Schatz, ich hab auch schon probiert."
    "Ja, ich bin gerade erst Zuhause! Bist du in der PAST?"
    "Nein...leider ewig weit weg! Irgendwo am Ende der Welt, ich erzähls dir heute Abend.....Es wird sicher spät,wartet nicht auf mich,ja?"
    Na, das fängt ja gut an mit dem Vater werden, dachte Kristin lächelnd und nickte nur in den Hörer. Aber sie war es inzwischen ja l?ngst gewöhnt, das Tom alles andere als normale Arbeitszeiten hatte.
    "Pass auf dich auf,Tom....Wir sind bei dir in der Wohnung."
    "Okay, schlaft schön! Morgen früh bin ich da!"
    "Na, das hoffe ich auch....Ich liebe dich!"
    "Ich weiss!"
    Sie legte auf und sah förmlich sein Gesicht vor sich. Immer noch schlug ihr Herz schneller, wenn sie an ihn dachte.



    Tom steckte das Handy weg, dachte glücklich an Kristin und wandte sich dann wieder der jungen Frau zu,die vor ihm auf dem Revier der Kollegen saß. Aus der Akte wusste er, dass sie gerade zwanzig geworden war, doch auf ihn wirkte sie etwas ällter. Tom musterte sie und musste sich selbst eingestehen, dass er aufgrund der Vorgeschichte einen ganz anderen Typ Frau erwartet hatte. Nancy Bertam sah ihm stumm entgegen und wirkte auf ihn natürlich und keineswegs unsympathisch. Sie trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt, Turnschuhe und war kaum geschminkt.
    "Können wir?" Tom sah sie fragend an und deutete Richtung Tür.
    "Ich habe ihren Kollegen hier doch schon alles gesagt, was ich weiss...Warum holen sie mich deshalb zurück nach Köln?"
    "Weil sie verdächtigt sind , Nancy...."
    "Hey!",Sie war jetzt aufgestanden, blickte ihn fest an."Ich habe ihnen schon gesagt, dass mein Name `Bertram`ist!"
    Tom nickte nur, verdrehte kurz unbemerkt die Augen und dachte an die über hundert Kilometer, die vor ihm lagen. Vielleicht war sie doch nicht so sympathisch, wie er eben noch gedacht hatte und missmutig dachte er an Semir, der vermutlich gerade mit Andrea auf dem Weg ins Kino war.
    "Okay, Frau Bertram, kommen sie bitte, ja?"
    "Hören sie", Sie gab nicht auf, "Wir waren auf diesem Rastplatz! Marc und diese Männer hatten Streit, dann haben sie zugeschlagen! Und Marc ist tot! Mehr weiss ich nicht! Haben sie das verstanden?"
    "Ja, aber es geht nunmal um Mord!"
    "Aber damit habe ich doch nichts..."
    "Mehrere Möglichkeiten, Nancy..."
    "Mein Name ist Bertam!"
    Tom platzte fast der Kragen, doch es gelang ihm recht gut, sich zusammenzureissen. Warte nur ab, Semir, das kriegst du wieder, dachte er stumm...
    "Mehrere Möglichkeiten, Frau Bertram! Sie sind verdächtigt und könnten als Komplizin beteiligt gewesen sein. Ich habe keine Ahnung, ob sie mir hier die Wahrheit erzählen! Aber auf jeden Fall sind sie ein wichtige Augenzeugin. So, und jetzt kommen sie mit!"
    "Ach, sie kapieren sowieso nichts!",sagte sie und ging ihm voraus Richtung Tür.
    Tom überlegte einen Moment, ob er ihr Handschellen anlegen sollte, wie die Vorschriften es eigentlich verlangten, doch das erschien ihm zu albern. Er würde sich bestimmt nicht lächerlich machen.
    Und so ging er wortlos neben ihr zum Wagen, öffnete die Beifahrertür und Nancy Bertam stieg ein, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen.
    Tom schwieg ebenfalls und fuhr los. Den dunkelgr?nen Volvo, der ihnen folgte, bemerkte er nicht.


    Die schmale Landstrasse, die aus diesem Kaff, wie Tom es gedanklich bezeichnete, Richtung Autobahn führte, zog sich kilometerweit durch ein riesiges Waldgebiet hin und Tom musste mehrmals unbemerkt gähnen. Nancy Bertram sah aus dem Seitenfenster und schien nachzudenken. Fast tat sie Tom ein bißchen leid und wenn er ehrlich war, konnte er sich nicht vorstellen, dass sie mit dem Mord an Wallner etwas zu tun haben könnte. Vorsichtig versuchte er ein Gespräch zu beginnen, auch in der Hoffnung, dass die Zeit schneller vergehen würde.
    "Sie sind hier aufgewachsen?"
    "Ja...."
    Sie blickte weiter aus dem Fenster.
    "Und ihre Schwester und ihre Eltern leben immer noch hier in der Gegend, ja?"
    "Meine Eltern sind tot."
    "...Entschuldigen sie, das tut mir leid."
    Jetzt drehte sie den Kopf, sah ihn an.
    "Muss ihnen nicht leid tun...die haben sich nie um mich gekümmert!... Ich bin eigentlich immer bei Nora gewesen, meine Schwester. Sie ist zwölf Jahre älter als ich."
    Tom schwieg, fragte sich , was das für Menschen sein mussten, die ihre Kinder ignorierten. Oder was für Umstände es geben konnte, was dazu führte, sich nicht um seine Kinder zu sorgen. Ihm fiel nichts ein! Dabei dachte er kurz an Niklas Erzeuger, wie Kristin ihn nannte und daran ,das auch dieser sich nie um seinen Sohn geschert hatte.
    "Haben sie Kinder, Herr Kranich?" Nancys Stimme riß ihn aus seinen Gedanken.
    Tom überlegte einen Augenblick, was er antworten sollte. Schliesslich lächelte er, dachte an Niklas und nickte.
    "Ja...ich hab einen Sohn."
    "Dann sollten sie bei ihm zuhause sein und hier nicht sinnlos durch die Gegend fahren!"
    Damit schien das Gespräch abrupt beendet, denn Nancy Bertram drehte sich erneut von ihm weg und sah wieder aus dem Fenster.
    Tom sah zur Uhr, es war nach neun und inzwischen dunkel geworden. Von wegen spätestens um zehn zuhause, dachte er kopfschüttelnd. Es würde sicher Mitternacht werden, bis er zurück auf der PAST und dann zuhause sein würde. Und Niklas und Kristin würden längst schlafen! Ja, vermutlich hatte die junge Frau neben ihm recht, er sollte lieber zuhause sein!
    Nancy blickte jetzt wieder zu ihm. Anscheinend hatte sie sich irgendwie doch entschlossen ,sich weiter mit ihm zu unterhalten. Tom wurde nicht recht schlau aus ihr.
    "Wissen sie, Marc war der Erste, der mir wirklich etwas bedeutet hat. Und ich hab ihm auch was bedeutet, glauben sie mir! Er hat gesagt, das er mich liebt, das ich anders bin als die anderen Mädchen!"
    Tom nickte nur, schwieg. Wie oft das die anderen M?dchen wohl auch gehört hatten ,dachte er stumm...
    "Ich habe nichts mit seinem Tod zu tun...Wir wollten zusammen ein neues Leben anfangen,Herr Kranich! Morgen wollte er nach München fliegen und eine Wohnung für uns besorgen! Wir wären glücklich gewesen!"
    Tom sah auf die Strasse, dachte an das Flugticket nach Marseille....
    "...Wir, naja, wir haben seine Taschen durchsucht. Sie können sich ja denken, wie das so ist bei einem Verbrechen. Und ...wir haben ein Flugticket gefunden. Das war auf seinen Namen ausgestellt. Es...es ging nach Marseille."
    Nancy blickte ihn fragend an, sch?ttelte den Kopf.
    "Marc...er wollte nach München?"
    "...Ich hab es selbst gelesen, es stand Marseille drauf."
    "Mit Rückflug?" Fast flehend sah sie ihn an. Tom schüttelte den Kopf.
    "Es war ein einfacher Flug."
    Ein paar Minuten lang war es still und Tom konnte sehen, dass sie sich nur mühsam die Tränen unterdrückte.
    "...Danke, das sie es mir gesagt haben..."
    "Nancy, es tut mir leid..."
    "Nein! Mein Name ist Bertam!...Lassen sie mich in Ruh, ja?"
    Tom wollte noch etwas erwidern, als auf einmal der einzige andere Wagen, der hinter ihnen fuhr, plötzlich Gas gab und dicht an ihnen vorbei raste! Dann bremste er plötzlich ab ! Tom stieg ebenfalls auf die Bremsen und schaffte es gerade noch ,nicht ins Schlingern zu geraten. Trotzdem touchierte sein Wagen die leitplanke und es schepperte! Der Volvo vor ihnen kam etwa zwanzig Meter entfernt zum Stehen und auch Tom stieg jetzt fluchend aus! Das hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt!
    "So ein Vollidiot! Ist der betrunken oder was?!"
    Gleichzeitig sah jetzt Nancy zu den beiden Männern aus dem Volvo und Tom bemerkte sofort ihren völlig veränderten Gesichtsausdruck.
    "Das...das sind die Männer! Die haben Marc umgebracht!"
    Sie riß die Beifahrertür auf, sprang hinaus und rannte in den Wald. Tom fluchte erneut.
    "Nancy! Verdammt, bleiben sie hier!"
    In diesem Moment knallte es auch schon und Tom sprang zurück ins Auto, duckte sich und hatte sofort die Waffe in der Hand. Gleichzeitig zersplitterte die Windschutzscheibe und weitere Kugeln durchschlugen den Wagen.
    "Scheisse!" Tom kroch über die Vordersitze zur Beifahrerseite und sprang dann ebenfalls aus dem Wagen, folgte Nancy in den Wald. Er musste sie einholen!
    Wä?hrend er losrannte, schoss er noch einige Male in die Richtung der beiden Männer, die sich jetzt ebenfalls hinter ihrem Wagen verschanzt hatten.
    Dann war Tom hinter den Bäumen verschwunden.
    Sein Handy lag verlassen in der Mittelkonsole des Dienstwagens.


    :baby: So, weiter gehts, 27.11. ...und ein paar Feedbacks wären super, danke!


    Nach zwei, drei Minuten hatte Tom Nancy eingeholt ,griff sie am Arm und beide fielen zu Boden. Wütend schrie sie ihn an, fast in Panik.
    "Lassen sie mich los! Ich muß hier weg!"
    "Nein,verdammt! Sie bleiben hier!"
    "Die Kerle werden mich umbringen! Genau wie Marc!"
    "Niemand wird sie umbringen,Nancy! Niemand!"
    Er hielt jetzt ihre Arme fest, sah sie an. Erstaunlicherweise ließ sie es diesmal auch zu, dass er sie Nancy nannte. Sie war total durcheinander, sah immer wieder Richtung Strasse. Tom blickte ihr immer noch fest in die Augen.
    "Ich passe schon auf, dass ihnen nichts passiert!"
    "Hören sie! Ich ...ich kenne mich hier in der Gegend aus! In zehn Minuten bin ich verschwunden und sie...."
    "Nein! Sie kommen mit mir!"
    "Ach, sie...sie dämlicher Bulle!"
    Tom schüttelte nur den Kopf, zog sie hoch. Dann nahm er seine Handschellen und fesselte kurzerhand ihre Hand an seine eigene. Nancy sah ihn wtend an.
    Von Richtung der Strasse hörte man jetzt das Knacken und Brechen von Ästen, sehen konnte man kaum etwas. Aber Tom wusste genau, dass die Kerle begonnen hatten sie zu suchen! Mit der freien Hand griff er in die Innentasche seines Jacketts, doch sie war leer. `Scheisse`, dachte er stumm, das Handy war im Wagen!
    Er sah zu Nancy.
    "Okay, sie haben gesagt, sie kennen die Gegend. Wo müssen wir lang?!"
    Sie schien sich etwas beruhigt zu haben, deutete zu einem kleinen Hügel direkt neben ihnen.
    "Wir gehen da rauf....etwa einen Kilometer in dieser Richtung kommt ein altes Forsthaus."
    "Okay...ist das bewohnt?"
    "Nur am Wochenende...aber es gibt ein Telefon."
    Gut...kommen sie."
    Vorsichtig, möglichst wenig Geräusche machend ,kletterten sie den Hügel nach oben. Aus der Ferne kam jetzt eine Stimme.
    "Hey Bulle! Wir kriegen euch sowieso! Wir wollen nur die Kleine sprechen! Also, gib auf, Bulle!"
    Tom kümmerte sich nicht darum und sie liefen weiter.


    Marker und Klock standen zwischen den Bäumen und lauschten. Mittlerweile war es völlig dunkel geworden.
    "Scheisse...wo sind die lang?"
    "Sei still....hör genau nach Geräuschen!"
    Sie schwiegen. Dann wieder Knacken von Zweigen. Josh deutete nach rechts.
    "Da lang!...Den Hügel hoch!"



    Semir saß währenddessen mit Andrea in dem neuen italienischen Restaurant und sah seine Frau zufrieden an.
    "Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass du heute besonders klasse aussiehst?!"
    Andrea lä?chelte, nickte.
    "Ich glaube...dreimal?"
    Er küsste sie und dachte wieder einmal dar?ber nach, was für eine tolle Frau er geheiratet hatte. Dabei fiel ihm Tom ein und das dieser nun anscheinend auch die Frau füs Leben gefunden hatte. Semir mochte Kristin und den Jungen und freute sich sehr für Tom.
    "Woran denkst du?"
    "...Ich? Ach, nichts weiter, mein Schatz. Ich dachte gerade an Tom und Kristin."
    "Sie passen gut zusammen, nicht wahr?"
    Semir nickte, sah zur Uhr. Es war nach elf.
    "Ich ruf ihn mal eben an, ja? Will nur wissen, ob alles geklappt hat."
    Andrea nickte nur. Sie kannte ihn lange genug ,um zu wissen, dass er wohl nie richtig abschalten konnte.
    Semir hatte schon das Handy am Ohr.
    "Ja, Kristin, ich bins, Semir. Ich hoffe, ihr habt noch nicht geschlafen....ach, noch garnicht zurück? Nein, nein, das kann schon sein, dass das länger gedauert hat. Ja,du....dann sag ihm doch, er soll sich kurz melden, wenn er zurück ist...Okay, bis dann!"
    Semir legte auf, sah erneut zur Uhr. Merkwürdig, dachte er. Andrea bemerkte den Blick ihres Mannes, sah ihn fragend an.
    "Stimmt was nicht?"
    "...Nein, nein, ich hoffe nicht....ich versuchs noch auf seinem Handy."
    Doch dort ging nur die Mailbox ran. Semir legte das Telefon beiseite, dachte nach.
    Er spürte, dass Unruhe in ihm hochstieg, wählte die Nummer der PAST.
    "Ja, Semir hier! Sagt mal, hat Tom sich gemeldet?....Dann versucht mal ihn per Funk zu erreichen, bitte. Und sag mir dann Bescheid...ja, bis gleich."
    Zwei Minuten später klingelte sein Handy.
    "Ja, und?"
    Die Stimme von Bonrath, der Nachtdienst hatte, kam aus dem H?rer.
    "Tut mir leid,Semir, er meldet sich nicht."
    "Verdammt....was macht der denn da? Bonrath, versuchs weiter....und ortet doch mal Toms Handy, ja?...Ich komme ins Büro!"
    Semir steckte das Handy ein, sah zu Andrea. Die nickte nur seufzend.
    "Okay...hab schon verstanden."
    "Tut mir leid, mein Schatz...irgendwas stimmt da nicht."
    "Ich komme mit...dann fahre ich von der PAST weiter nach Hause."
    Schon verliessen sie das Restaurant. Semir begann sich ernsthaft Sorgen zu machen.....


    30.11.
    So, es geht wieder einStück weiter! :)


    Semir sah auf die Landkarte und Bonrath deutete auf eine Stelle im Planquadrat L4.
    "Da! Dort ist Toms Handy."
    "Merkwürdig....bleibt immer an der gleichen Stelle. Bonrath, da stimmt was nicht! Die Kollegen von der dortigen..."
    "Hab ich schon veranlasst, Semir! Die fahren da mal hin, ist direkt an dieser Landstrasse hier."
    Semir nickte, sah zur Uhr. Es war lange nach Mitternacht. Tom war nach wie vor nicht zu erreichen.
    "Und klingel die Chefin aus dem Bett."
    Bonrath nickte nur, ging zum Telefon.
    Gerade klingelte Semirs Handy. `Tom zuhause`erschien auf dem Display. Scheisse, dachte Semir erneut, das ist Kristin. Was zum Teufel sollte er ihr sagen?
    Tief durchatmend und mit möglichst lockerer Stimme meldete er sich.
    "Ja, hallo Kristin."
    "Semir, hast du was von Tom gehört?"
    "Ja, du...nein, noch nicht. Aber keine Sorge, der hängt bestimmt in irgendeinem Stau..."
    "Semir, es ist mitten in der Nacht!"
    "Naja...im Moment gibt es auch viele von diesen Schwertransporten nachts und..."
    Wieder unterbrach sie ihn. "Semir, das glaubst du doch selber nicht. Ich will jetzt wissen, was los ist!"
    Semir atmete erneut tief durch und nickte dann in den Hörer. Sie hatte Recht und er musste es ihr sagen.
    "Kristin...ich weiss nicht, wo er ist."
    Einen Moment lang war es still. Dann hörte er wieder ihre Stimme.
    "Ich möchte, dass du mir sofort Bescheid sagst ,wenn du weisst was passiert ist! Bitte, Semir!"
    "Ich versprechs dir. Ehrlich!"
    Sie legte auf. Semir sah das Handy an, schob es beiseite. Verdammt, dachte er erneut. Bonrath kam auf ihn zu.
    "Die Chefin ist unterwegs."
    Semir antwortete nicht, sah wieder auf die Karte. Es war gut hundert Kilometer von hier entfernt und er mochte garnicht darüber nachdenken, in welchen Schwierigkeiten Tom dort steckte. Irgendetwas musste passiert sein und diese Ungewissheit machte Semir fast verrückt.



    Tom und Nancy waren hinter dem Hügel und liefen weiter in westlicher Richtung. Tom hoffte, dass sie in dieser Dunkelheit überhaupt noch in die richtige Richtung liefen, doch sie schien sich sicher zu sein.
    "Wir müssen dort entlang!"
    Tom nickte nur. Dadurch, dass sie immer noch mit den Handschellen aneinander gebunden waren, kamen sie nicht besonders schnell vorwärts. Doch er traute ihr nicht genug, um sie jetzt loszubinden. Tom war fest entschlossen, das Mädchen zur PAST zu bringen und den Mord an Wallner aufzuklären. Inwieweit Nancy darin verwickelt war, konnte er im Moment einfach nicht sagen. Sein Gefühl sagte ihm immer noch, das sie unschuldig war ,doch die Zweifel blieben.



    Klock und Marker waren ihnen dicht auf den Fersen. Sie kamen schneller voran
    und warteten nur darauf, sie trotz der Dunkelheit irgendwann vor sich zu sehen.
    Und dann, plötzlich, deutete Klock nach vorn!
    "Da!"
    Etwa zwanzig Meter entfernt waren sie, liefen an einem kleinen Bach entlang. Der Himmel hatte sich aufgeklart und deswegen konnte man sie im Schein des Mondes jetzt deutlich sehen.
    Marker grinste , hob die Waffe. Klock tat es ihm nach.
    "Denk dran, nicht die Kleine treffen! Die brauchen wir noch!"
    "Ich weiss! Ich treff den Bullen!"
    Dann zogen sie den Abzug durch.....



    Tom hörte die Schüsse und spürte gleichzeitig zunächst nur einen vedammt harten Schlag oberhalb der rechten Häfte. Durch die Wucht und wohl auch durch den Schreck des Treffers ging er zu Boden. Nancy fiel zwangsläufig neben ihm hin, schrie ihn an.
    "Was war das ?!"
    "Schü?sse", erwiderte Tom nur, zog die Waffe. Nancy sah sich mit gehetztem Blick um, blickte wieder zu Tom, der genau wie sie halb in dem kalten Wasser des Baches lag.
    "Scheisse! Wir müssen weg hier,Bulle! Können sie nichtmehr oder was?!"
    Tom antwortete nicht, versuchte Bewegungen in der N?he auszumachen. Dann sah er die Kerle auch, genau wie die beiden sie gesehen hatten. Sie rannten jetzt auf Tom und Nancy zu! Tom hob die Waffe, gab zwei, drei Schüsse ab. Sofort sprangen die beiden Männer in Deckung.
    Nancy, die nicht bemerkt hatte, das Tom von einem Schuß getroffen worden war, stand auf und zog an den Handschellen.
    "Nun Los! Weg hier!"
    Mühsam rappelte sich auch Tom auf, verbiß sich ein Stöhnen und sie liefen weiter. Mit der rechten Hand hielt er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die rechte Seite, wo Hemd und Jackett bereits blutdurchtränkt waren.



    Semir lief in der PAST auf und ab. Auch die Chefin war inzwischen eingetroffen.
    In diesem Moment kam Bonrath eilig auf sie zu.
    "Die Kollegen der dortigen Dienststelle haben Toms Wagen! Das Handy lag drin, von Tom und der Frau keine Spur!...Und..."
    "Ja, Dieter! Was, und?"
    "Mehrere Einschußlöcher am Auto...."
    Sie starrten Bonrath an. Semir sah zur Chefin und sie wusste sofort, was er wollte.
    "Ja, in Ordnung! Nehmen sie den Heli!... Bonrath, die Beamten dort sollen am Wagen bleiben. Haben die da eine Spurensicherung in dem Nest?"
    "Keine Ahnung...."
    "Herrgott, dann klären sie das, Bonrath! Und die sollen da alle Kollegen in dieses Waldgebiet schicken! Sofort!"
    Semir war währenddessen schon auf dem Weg nach draußen. Kristin fiel ihm ein, aber er konnte sie jetzt unmöglich anrufen. Nicht jetzt....er musste erst wissen ,was mit Tom war!



    Tom und Nancy hatten das alte Forsthaus erreicht. Nancy zog mit einem Griff, einen Schlüssel unter einem der Blumentöpfe hervor und schloß auf. Sie kennt sich ja wirklich gut aus hier, dachte Tom und musste sogar kurz lächeln.
    Im Haus schloß er die handschellen auf,ließ er sich erstmal auf einen der Sessel sinken und schloß einen Moment lang die Augen. Inzwischen schmerzte seine Hüfte so stark, dass er auch nicht hätte noch weiter laufen können. Trotzdem erhob er sich dann sofort wieder, ging zu einem der beiden Fenster. Draussen war alles ruhig. Hatten sie sie doch abgehangen oder waren die Kerle in die falsche Richtung gelaufen? Er wusste es nicht.
    Nancy hatte die Tür verriegelt, sah ihn an. dann bemerkte sie sein blutiges Hemd.
    Erschrocken eilte sie zu ihm.
    "Mein Gott...sie, sie sind ja verletzt!"
    "Weg vom Fenster, Nancy! Und ziehen sie die Vorhänge zu!...Kein Licht!"
    "Warum haben sie denn nichts gesagt?!"
    Tom winkte nur ab, humpelte mühsam zur Rückseite der kleinen Hütte und stellte erleichtert fest, dass es keine weiteren Fenster oder Türen gab. Nancy war wieder neben ihm, sah ihnbesorgt an.
    "Ja, jetzt setzen sie sich doch erstmal hin! Kommen sie!"
    "Das Telefon, Nancy! Sie haben gesagt, hier ist ein Telefon!"
    "Ja", sie nickte, lief in die offene Küche. Schon hielt sie den Apparat in der Hand und Tom griff eilig danach.
    Doch das Freizeichen blieb aus, das Telefon war stumm.
    "Geht nicht! Scheisse!...Gibts hier nen Stromkasten, oder irgendwas?"
    Sie nickte "Ja...draussen ...neben der Tür ist eine Kammer. Da drin sind alle Anschlüsse."
    Tom zog die Waffe, öffnete vorsichtig die Tür. Schon knallte es und die Kugeln schlugen ins Holz. Tom warf die Tür zu und zog Nancy mit sich zu Boden. Kurz darauf war es wieder still.
    "So...Telefon ist im Moment schlecht!", sagte er mit seinem typischen Humor, der sonst eigentlich immer Semir traf. Nancy sah gehetzt auf die Tür.
    "Die...die werden uns umbringen!"
    "Nein, keine Sorge. So schnell kommen die hier auch nicht rein! Und meine Kollegen suchen uns sicher schon!", sagte er und hoffte darauf, dass es so war!
    Dann sah er zum ersten Mal selbst auf die Schußverletzung an seiner Hüfte und und war fast erschrocken, wie viel Blut er bereits verloren hatte. Auch Nancy musterte ihn und lief erneut in die Küche.
    "Hier muß auch irgendwo was zum Verbinden sein! "
    Kurz darauf kam sie tatsächlich mit einem Verbandskasten wieder und Tom setzte sich zurück in den Sessel. Dabei konnte er sich zum ersten Mal ein Stöhnen nichtmehr verkneifen.
    Nancy zog ihm einfach das Hemd aus, drückte eine Kompresse auf die Wunde und Tom schrie auf.
    "Sie brauchen einen Arzt!"
    ""Ja...im Moment auch schlecht, Nancy!"
    Jetzt musste sie auch lächeln, wurde aber gleich wieder ernst.
    "Ich hab ihnen ja gleich gesagt, sie sollten bei ihrer Familie zuhause sein, Bulle!"
    "Mein Name ist Tom."
    "Tom...", sie sah ihn an,"Okay Tom, ich bin Nancy."
    Ihre Blicke trafen sich und genau in diesem Moment war Tom sich absolut sicher, dass mit Wallners Tod nichts zu tun hatte und auch nichts von diesem Geld wusste.
    Nancy wickelte jetzt einen Verband und noch einen zweiten um Toms Hüfte und schwieg. Als sie fertig war, ging sie nochmal in die Küche.
    "Sie müssen was trinken, sie haben viel Blut verloren."
    Schon kam sie mit einer Mineralwasserflasche zurück,sah ihn an.
    "Warum tun sie das,Tom?"
    "Was ?"
    "Na, sie ...sie riskieren ihr Leben für mich und kennen mich garnicht. Sowas ist mir noch nie passiert!"
    "...Ist mein Beruf, Nancy."
    "Komischer Beruf, wenn sie mich fragen! Jeder ist sich selbst der Nächste, so bin ich aufgewachsen, wissen sie....Was machen wir jetzt?"
    Tom trank einen Schluck auf der Flasche.
    "Ich weiss es nicht, Nancy."



    Semir saß in dem Helikopter, als sich Engelhardt über Funk meldete.
    "Semir!"
    "Ja Chefin, was Neues?"
    "Die Kollegen haben erneut Schüsse gemeldet! Die sind wohl aus dem Waldgebiet neben der Strasse gekommen oder etwas weiter westlich!"
    "Okay! Wir fliegen in die Richtung! Müssten so in zehn Minuten dort sein!"
    Semir sah nach unten. Hoffentlich komme ich nicht zu spät, dachte er stumm.



    4.12.06
    So, hier gibt es endlich ein neues Stück zum Lesen! :baby:


    Tom stand neben den zugezogenen Fenstern , spähte vorsichtig nach draussen und merkte, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Nancy saß an einer der Wände auf dem Boden und merkte genau wie schlecht es dem Polizisten ging.
    "Warum lassen sie mich nicht aufpassen und sie legen sich..."
    "Sie bleiben wo sie sind, Nancy. Und zwar ausserhalb der Schußlinie."
    "Sie sind ziemlich dickköpfig, nicht wahr ?"
    Er drehte sich um ,sah sie an und musste lächeln.
    "Finden sie?"
    "Ja! Ihre Frau bestimmt auch."
    "...Ich bin nicht verheiratet", erwiderte Tom und sah wieder aus dem Fenster. Alles da draussen war ruhig. Doch er wusste, dass die Kerle noch da waren und
    mit Sicherheit versuchen würden in dieses Haus zu gelangen.
    Nancy musterte ihn immer noch.
    "Warum sind sie nicht verheiratet? Ich meine, so mit Kind uns so heiratet man doch, oder?"
    Und das erzählt mir eine Zwanzigjährige, dachte Tom grinsend und antwortete einfach nicht. Seine Hüfte brannte wie Feuer und er sah zur Uhr. Mittlerweile war er vier Uhr nachts und bald würde es hell werden. Wo , verdammt nochmal ,blieb Semir? Oder wusste er noch garnicht, das Tom nicht zurückgekommen war? Aber das konnte er sich im Grunde nicht vorstellen, denn die Kollegen der Nachtschicht müssten ihn ja schließlich irgendwann vermisst haben. Bonrath wusste, das er mit dem Mädchen hätte zurückkommen müssen. Also wo zum Teufel waren die Kollegen?
    "Wie alt ist ihr Sohn?"
    Die Stimme von Nancy riß ihn aus seinen Gedanken.
    "...Er ist acht."
    "Und wie lange leben sie schon mit ihrer..."
    "Nancy, hören sie, ich habe im Moment wirklich keine Lust mich mit ihnen über meine...aah! " Erneut zuckte ein stechender Schmerz durch die Hüfte und er ging kurz in die Knie. Sofort war sie bei ihm
    "Warten sie, ich helfe ihnen..."
    "Verdammt, sie sollen unten bleiben! Verstehen sie meine Sprache nicht! Runter!"
    "Sie brauchen Hilfe, zum Teufel!" Sie schrie ihn jetzt ebenfalls an. Gleichzeitig fielen Schüsse und die erste Scheibe zerbrach in tausend Scherben. Tom krümmte sich vor Schmerzen und Nancy sah, das die Wunde wieder stark blutete.
    "Geben sie mir ihre Waffe! Na, machen sie schon!"
    Tom sah sie an, schüttelte den Kopf.
    "Nein Nancy....das wird nichts."
    Dann hielt er selbst die Waffe aus dem Fenster, erwiderte das Feuer und kurz darauf war es wieder still.
    Nancy Bertram sah nach draussen, dann wieder zu Tom. Auf einmal stand sie auf, stellte sich neben das Fenster. Tom versuchte sie festzuhalten, doch ihm fehlte mittlerweile die Kraft dazu.
    "Nancy, runter!"
    Doch sie kümmerte sich nicht um ihn.
    "Hey! Ihr da draussen! Wenn ihr den Polizisten in Ruhe lasst, dann zeig ich euch ,wo das Geld ist!"
    Tom sah fassungslos zu ihr hoch, schüttelte den Kopf.
    "Nancy, sind sie verrückt! Sie werden auf keinen Fall..."
    Von draussen kam jetzt eine dunkle Männerstimme.
    "Du zeigst uns das sowieso, Baby! Egal, was wir mit dem Bullen machen!"
    Wieder schrie sie zurück.
    "Hört zu, ich schwör euch eins! Wenn ihr ihm was tut, werdet ihr niemals etwas von dem Geld sehen! Niemals!"
    Tom richtete sich m?hsam auf.
    "Sie sind komplett verrückt....Nancy,sie bleiben hier!" Doch als er es geschafft hatte, sich hinzustellen, war sie bereits an der Tür. Tom schüttelte erneut den Kopf, schrie jetzt selbst nach draussen.
    "Nein! Sie hat keine Ahnung, wo das Geld ist!!"
    Draussen war es still. Nancy hatte die Türklinke in der Hand, sah zu Tom.
    "Sie brauchen einen Arzt, Tom. Ich gehe jetzt da raus, die werden mir nichts tun."
    "Und dann?! Nancy, was dann!"
    "Ich weiss nicht...vielleicht kann ich Zeit gewinnen oder so was. Die Männer denken, ich weiss,wo das Geld ist."
    "Ja! Toll! Und wenn sie merken, dass sie nicht den blassesten Schimmer haben? Was dann?"
    Sie lächelte jetzt, öffnete die Tür.
    "Bis dahin sind dann sie wenigstens in Sicherheit und ich hab vielleicht ein einziges Mal in meinem Leben was Richtiges getan.....Bis zum nächsten mal, Bulle."
    "Nancy....verdammt, gehen sie nicht!"
    Doch sie war bereits aus der Tür....



    Jürgen Klock und Josh Marker sahen auf die Tür des kleinen Hauses. Es wurde jetzt langsam hell und sie konnten Nancy jetzt gut im Türrahmen erkennen.
    "Das ist sie! Die kommt tats?chlich raus, Josh!"
    "Warte, Idiot! Vielleicht ist das ne Falle!"
    "Glaub ich nicht! Der Bulle ist verletzt....sonst würde er die Kleine nie gehenlassen!"
    Dann rief Klock nach Nancy.
    "Los Mädchen, komm rüber!"
    Und während sie langsam aus dem Haus kam, sah er zu Marker.
    "Wenn ich die Kleine habe, gehst du rein und erledigst den Bullen!"
    Dann sahen sie plö?tzlich nach oben. Aus der Ferne näherten sich Hubschraubergerä?usche.
    "Scheisse! Die Bullen! Holen wir uns das Mädchen!"



    Auch Tom, der immer noch an der Wand der Hütte lehnte, hörte den Hubschrauber. Na endlich, dachte er und humpelte mit letzter Kraft zut Tür.
    Draussen packte gerade einer der Männer Nancy am Arm und zog sie mit sich. Der andere rannteauf die Hütte zu. Tom hob die Waffe.
    "Gebt auf! Lasst die Frau gehen!"
    Marker schoß! Tom ließ fallen und schoß ebenfalls. Der Gangster schrie auf,fasste sich an die Brust und ging zu Boden. Tom schrie ebenfalls vor Schmerzen, nachdem er am Boden lag, hob aber erneut die Dienstwaffe, sah zu Nancy und dem zweiten Kerl. Dieser hielt ihr jetzt eine Pistole in den Nacken.



    Semir sah trotz des Halbdunkeln, was da unten vor sich ging. Schon hielt er die Dienstwaffe in der Hand.
    "Runter!", schrie er dem Piloten zu, "Ich muß da runter!"
    "Und wie soll ich da landen! Viel zu eng zwischen den Bä?umen!"
    "Geh einfach noch n`bißchen tiefer! ich komm dann schon raus! Schnell!"
    Der Helikopter ging tiefer und Sekunden später sprang Semir schon aus einigen Metern Höhe nach draussen.



    "Waffe weg, Bulle! Ich knall die Kleine ab!"
    Tom nickte nur, schob die Waffe beiseite und sah gleichzeitig aus den Augenwinkeln Semir aus dem Heli springen. All das geschah innerhalb weniger Sekunden.
    Jürgen Klock sah ebenfalls den Mann aus dem Hubschrauber, drehte sich für einen Moment zur Seite und schoß dann auf Semir. Gleichzeitig trat Nancy nach ihm.
    Tom griff erneut nach der Waffe, zielte auf Klock. Nancy hatte es tatsächlich geschafft sich loszureissen und rannte davon. Klock schoß jetzt wahllos in alle Richtungen. Dann traf ihn Semirs Kugel und er ging zu Boden.
    "Polizei!"
    Schon war Semir neben dem Gangster , trat wütend mit dem Fuß dessen Waffe ein paar Meter beiseite und legte ihm Handschellen an. Klock war nur leicht am Oberarm verletzt.
    Nancy war bereits bei Tom.
    "Wir haben es geschafft! Wir haben es wirklich geschafft!"
    Tom nickte müde, blieb jetzt einfach liegen und sah sie an.
    "...Ja...wir haben es geschafft, Nancy..."
    Dann war auch schon Semir neben ihm, sah erschrocken auf den verletzten Freund.
    "Tom! Was ist mit dir?!"
    "Ach....wird schon wieder....Wo warst du denn solange?!"
    "Mit Andrea im Restaurant."
    "...ja....", Tom lä?chelte erschöpft, während Semir zu Nancy sah.
    "Okay, und sie sind das Mädchen, ja?"
    "Ja, genau." Nancy erwiderte seinen fragenden Blick.
    "Ja, ich bin das Mädchen. Nancy Bertram.Und sie ?"
    Semir sah sie überrascht an, erwiderte dann ihren Händedruck.
    "Semir Gerkhan."
    Dann sah Semir wieder zu Tom und auf die blutverschmierte Wunde.
    "Du musst jetzt erstmal ins Krankenhaus, Partner! Sieht garnicht gut aus..."
    "Ja...", Tom nickte,"...gehen wir zu Fuß oder...nehmen wir den Heli..."
    Semir war bereits am Handy. Er machte sich Sorgen um seinen Freund, der wie immer nicht zugeben wollte, wie schlecht es ihm ging.
    Dann hatte er die Chefin am Telefon.
    "Chefin, Semir hier! Wir brauchen hier schnell einen Notarzt und n`Rettungshubschrauber! "
    "Haben sie Tom und die Frau?!"
    "Ja,Chefin! Nancy Bertram ist okay, aber Tom ist verletzt! Und ich brauche ein paar Kollegen, die die beiden Kerle hier in Empfang nehmen."
    "Kollegen müssten gleich bei ihnen sein, die kommen durch den Wald.Rettungshubschrauber ist unterwegs. Wie gehts Tom?!"
    Semir sah kurz zu Tom, der jetzt die Augen geschlossen hatte und sich anscheinend kaum mehr bewegen konnte. Nancy strich ihm übers Haar.
    "Chefin, Tom gehts schlecht! Die sollen sich beeilen!"



    Fortsetzung, 6.12.06, euch allen einen schö?nen Nikolaus! :)


    Es dauerte eine Weile, bis der Pilot des Rettungshubschraubers eine geeignete Stelle zum Landen gefunden hatte. In der Zwischenzeit hatte Semir bereits die beiden Gangster den ankommenden Kollegen übergeben, die die Kerle zurück durch den Wald zur Strasse und dann nach Hürth bringen wrden.
    Immer wieder eilte Semir zu Tom, den sie wenigstens mit ein paar Decken ein bißchen warmhalten konnten. Nancy saß immer noch bei ihm .
    "Wann kommt denn der verdammte Arzt für ihren Kollegen?!", sprach sie Semir nachdrücklich an und Tom musste über Nancys Tonfall erneut lächeln. Er kannte sie ja mittlerweile, doch für Semir war das noch neu.
    "Muß gleich hier sein....und sie Nancy, fahren dann mit mir zurück. Es gibt noch einiges zu klären."
    "Ja, aber erst wenn sich endlich jemand um Tom kümmert,klar? ", dabei sah sie wieder zu ihm. "Schließlich haben wir ja die Nacht zusammen verbracht, nicht wahr, Bulle?" Sie lächelte und Tom schüttelte nur ebenfalls lächelnd den Kopf.
    Inzwischen war endlich der Hubschrauber gelandet und der Arzt und ein Sanitäter näherten sich dem Haus.
    Tom sah Nancy an.
    "...Hören sie, Nancy, sie sind was ganz Besonderes....also machen sie was draus, ja?"
    Sie erwiderte seinen Blick und erstaunlicherweise sagte sie mal garnichts dazu, nickte nur stumm.
    Dann war der Doc da. Er warf einen Blick auf Toms Verletzung, machte ein ernstes Gesicht und begann mit der Versorgung. Infusion, Ekg-überwachung, Blutdruck,irgendwelche Notfallmedikamente, all das. Tom gefiel es ganz und garnicht. Doch er hatte weder die Kraft noch die Lust dazu ,sich jetzt dagegen zu wehren.
    Kristin fiel ihm ein.
    "Semir...."
    "Ja, ich bin hier, Tom!"
    "Kannst du Kristin..."
    "Ja, mach ich , alles klar."
    Tom nickte, schloß die Augen. Er merkte kaum noch, dass sie ihn schließlich auf eine Trage legten und zum Heli trugen. Semir beobachtete das alles sehr besorgt und sah nervös zu dem Notarzt.
    "Doktor?"
    "Wir bringen ihren Kollegen nach Köln in die Uniklinik. Er hat viel Blut verloren und die Kugel hat vermutlich auch innere Organe verletzt."
    "Was heisst das?"
    "Er gehört in den OP und zwar schnell.....mehr kann ich ihnen jetzt nicht sagen, tut mir leid."
    Dann eilte der Arzt neben der Trage Richtung Hubschrauber. Semir blieb stehen, schlo? einen Moment lang die Augen.



    Kristin saß auf einem der Stühle im Gang des Krankenhauses und schwieg. Semir stand neben ihr an die Wand gelehnt und sah immer wieder zur Tür, wo "Intensivmedizin" drauf stand. Drei Stunden waren vergangen, seit er mit ihr hier angekommen war und zeitdem warteten sie. Zweimal war eine Schwester gekommen, hatte ihnen gesagt, das Tom noch im OP sei, mehr nicht. Es war zum Verrücktwerden.
    Er sah zu Kristin. Sie hatte kaum geredet, seit er es ihr gesagt hatte, was passiert war. Und eigentlich war er auch froh darüber, denn er hätte ohnehin nicht gewusst ,was er ihr hätte antworten sollen.
    Anna Engelhardt kam den Gang entlang und Semir ging ihr ein paar Schritte entgegen. Sie sah ihn fragend und besorgt an.
    "Und?"
    "...Im OP, keine Ahnung, Chefin."
    "Was ist mit Kristin?"
    Semir zuckte die Schultern und Engelhardt nickte nur.
    "Und wie gehts ihnen, Semir?"
    Er antwortete nicht, merkte nur ,das ihm wieder Tränen in die Augen stiegen. Schnell wandte er sich ab, ging zurück zu Kristin.
    Dann kam der Arzt. Semir eilte auf ihn zu und auch Kristin sprang auf.
    "Doktor?!"
    "Herr Kranich ist jetzt auf der Intensivstation und wird die nächste Zeit auch dort bleiben müssen. Wir haben die Kugel entfernt, sie hat leider auch umliegende Blutgefässe verletzt und dadurch einen ganz erheblichen Blutverlust verursacht..."
    "Das heisst?"
    "Das heisst, dass sein Zustand zwar im Moment stabil, aber doch kritisch ist."
    Semir sah ihn an, schüttelte den Kopf.
    "Hö?ren sie,Doktor, das kann doch nicht sein! Ich meine, das ...das ist mein Partner, mein bester Freund!...Also was stehen sie dann hier rum, gehen sie wieder zu ihm da rein! " Die Chefin legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter, wandte sich ebenfalls an den Arzt.
    "Wann können sie uns mehr sagen, Doktor?"
    "Wir müssen die nächsten 24 Stunden abwarten."
    Sie nickte. Kristin, die die ganze Zeit nur stumm zugehört hatte, sah den Arzt jetzt fest an.
    "Ich möchte zu ihm."
    Der Doktor nickte.
    "Kommen sie."



    Es dauerte fast drei Tage, bis Tom wieder zu sich kam. Das Erste was er um sich herum wahrnahm, war das gleichmässige Piepen des EKG Monitors. Dann sah er Kristin neben sich sitzen, sah in ihr unendlich besorgtes Gesicht und die Tränen in ihren Augen. Sie sah ihn an, lächelte dann leicht und er drückte ihre Hand.
    "Hallo mein Schatz."
    "....Kristin....ich..."
    "Nicht sprechen, ich bin hier."
    Tom schloß die Augen wieder. Verdammter Mist, dachte er, mir gehts richtig beschissen. Und das Kristin hier saß und sich Sorgen machte, das war genau das, was er überhaupt nicht ertragen konnte.
    "Seit wann...bin ich denn...?"
    "Fast drei Tage."
    "...Drei Tage?"
    Sie nickte nur, küsste ihn vorsichtig. Tom dachte fassungslos darüber nach, was passiert war. Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass er vor dieser Waldhütte gelegen hatte. Nicht zu fassen, ihm fehlten drei Tage seines Lebens!
    Kristin sah ihn an, hielt seine Hand.
    "Ich soll dich von Niklas grüssen.Und er möchte wissen, wann du wieder mit ihm Fußball spielen kannst?"
    Tom musste lächeln, nickte vorsichtig.
    "...Kein Problem....bin doch fit..."
    "Wir haben uns alle grosse Sorgen um dich gemacht."
    "...Um mich?...das braucht ihr nicht...."
    Er lächelte erneut und Kristin nickte nur. Zum ersten Mal seit drei tagen hatte sie jetzt das Gefühl wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Sie wusste, dass er gesund werden würde. Zum ersten Mal seit drei Tagen dachte sie jetzt wieder an das Baby, das sie erwartete und konnte sich zum ersten Mal wieder unendlich darüber freuen!
    "....Hab ich dir heute schon...gesagt, dass ich...dich ...liebe.."
    "Nein", Sie sah ihn an" seit drei Tagen nichtmehr."
    "...stimmt....kommt nicht wieder vor."
    Und da war es wieder, sein Lachen. Fast schon so wie immer. Kristin schüttelte den Kopf, küsste ihn wieder.
    Semir kam. Als er sah, das Tom wieder bei Bewusstsein war, konnte er nur mit viel Mühe die aufsteigenden Tränen unterdrü?cken. Tom hob vorsichtig die Hand und hielt den Daumen hoch.
    "...Alles okay, Partner ..?"
    "Na, du bist gut! Liegst seit drei Tagen hier rum und ich kann den ganzen Bericht alleine schreiben."
    "...dann sieh zu, dass...du die alten....Berichte auch noch fertig...."
    "Ja,ja! " Dann wurde Semirs Blick etwas ernster und er sah Tom an.
    "Mensch, ich hab mir Sorgen um dich gemacht!"
    "...Um mich?...Braucht ihr nicht...."
    Semir nickte nur kopfschüttelnd und zog sich einen Stuhl ran. Ein paar Minuten lang schwiegen sie. Es gab auch nicht viel zu sagen denn jeder wusste ohnehin vom anderen,was er dachte.
    "..Was ist...mit dem Geld....?"
    "Keine Ahnung! Das werden wir wohl nie rausfinden. Angeblich schuldete Wallner den beiden Kerlen 100 000 Euro aus alten Geschäften. Ob es jemals auftaucht, ich glaubs nicht, Tom. Das Mädchen hat keine Ahnung, sagt sie jedenfalls."
    "...Und?...Glaubst du ihr..?"
    "Ja! Es macht auch keinen Sinn, DER etwas nicht zu glauben, das sag ich dir!"
    Tom musste lachen, was sofort mit heftigen Schmerzen in der Hüfte quittiert wurde.
    "...Aah!...Mist!...Semir, ich sag dir...sie weiss nichts...."
    "Wie du das mit dieser Nancy überhaupt die ganze Nacht ausgehalten hast, ist mir sowieso ein Rätsel....Ach, hier. Ist noch ein Brief für dich."
    Semir zog einen Umschlag aus der Tasche, hielt ihn Tom hin.
    "...Ja, mach mal auf...lies vor."
    "Bin ich dein Sekretär ?",fragte er lächelnd, öffnete aber den Brief.
    "Okay, also.....`Hallo Bulle`,nettes Mädchen!...`Hallo Bulle. Ich hoffe, es geht dir schon wieder etwas besser. Dein Kollege hat mich jetzt endlich zurück zu meiner Schwester fahren lassen. Ich hab darüber nachgedacht, was du gesagt hast und das ich was aus meinem Leben machen soll. Mal sehen, ich glaube, ich werds versuchen.Vielleicht begegnen wir uns ja nochmal, wer weiss.Und du solltest auch mal über das nachdenken, was ich gesagt habe. Naja, wenn du mir überhaupt zugehö?rt hast.Ich glaube, du hast bestimmt eine tolle Familie! Machs gut, Bulle."
    Semir legte den Brief beiseite und sowohl er als auch Kristin sahen Tom an.
    "Was hat sie dir denn alles gesagt?"
    "...Ach....war `ne lange Nacht....ich weiss nichtmehr genau...."
    Tom sah dabei zu Kristin und sie lächelte. Tom dagegen hatte noch genau die Sätze im Ohr, die Nancy gesagt hatte. Du solltest zuhause sein, Bulle....Warum tust du das hier.....all das. Und sie hatte Recht gehabt, irgendwie. Es konnte so nicht weitergehen!



    Tom blieb noch weitere zwei Tage auf der Intensivstation, wurde dann auf eine normale Station verlegt und hatte in dieser Zeit viel Gelegenheit zum Nachdenken.
    Er dachte über sich nach, über Kristin und Niklas und darüber wie es weitergehen sollte. Ihm wurde immer klarer wie knapp es diesmal gewesen war!
    Und dann traf er eine Entscheidung! Und niemals zuvor war er sich einer Sache sicherer gewesen!



    ....So, morgen gehts weiter! :baby:


    Fortsetzung, 7.12.06



    Sie gingen den kleinen Park des Krankenhauses entlang. Langsam noch, aber jeden Tag ein bißchen besser. Kristin sah ihn an und deutete auf die kleine Bank vor ihnen.
    "Komm, laß uns Pause machen, ja?"
    "...Nein, geht schon noch."
    "Tom, du bist total ungeduldig und dickköpfig." Schon zog sie ihn zu der Bank und lächelnd setzte er sich. Niklas lief neben ihnen am Weg entlang, übte Tricks mit dem Fußball.
    "Tom, guck mal!...Hast du gesehen? Achtmal hintereinander ohne auf den Boden zu kommen!"
    "Ja...klasse!"
    "Wann kannst du wieder mitspielen?"
    "Mal sehen....paar Tage noch."
    Sofort erntete er einen bösen Seitenblick von Kristin. Er legt einen Arm um sie, sah sie an.
    "Ich bin okay!"
    "Ja, sicher....Tom?"
    "Ja?"
    "Wir hatten Angst um dich."
    Er nickte. Sah dabei zu Niklas, der gerade seinem Ball hinterher lief. Dann wandte er den Blick wieder zu ihr, nickte erneut.
    "Jetzt brauchst du keine Angst mehr zu haben...Ich habe heute mit Frau Engelhardt telefoniert."
    "Weshalb?"
    "Ich habe ihr gesagt, dass es vorbei ist. Schluß damit."
    Kristin sah ihn jetzt verständnislos an.
    "Schluß?"
    "Ja. Ich habe eine Entscheidung getroffen,für mich, für uns.Ich will das nichtmehr."
    Kristin schwieg und ein paar Minuten lang sagten sie beide kein Wort.
    Dann sah sie ihn fragend an.
    "Bist du dir sicher? Tom, ich will nicht, das du das nur für uns..."
    "Ich war mir noch nie sicherer! Diesmal wäre es fast schiefgegangen, weisst du. Und ich will schon noch so ein paar Jährchen mit euch leben."
    "Ach?", Sie lächelte jetzt,"Nur ein paar Jährchen,ja?"
    "Mhm, mal sehen!" Er küsste sie,"Naja, ich könnte mir schon vorstellen, es eine Weile mit euch auszuhalten."
    "Tom...",Sie schüttelte lächelnd den Kopf,"jetzt sei doch mal ernst, Tom.Ich hatte Angst um dich, ja, aber das heisst nicht, dass ich von dir erwarte, dass du deswegen bei der Autobahnpolizei aufh?rst. Ich habe mich entschieden mit dir zu leben, so wie du bist!"
    "Ich weiss....aber ich kann das nicht mehr.Und ich will es auch nichtmehr, ganz einfach. Ich liebe dich, Kristin...Ich möchte mein Leben mit dir verbringen, mit dir und Niklas."
    Sie sah ihn an. Und genau jetzt war der Moment gekommen, auf den sie seit einigen Tagen gewartet hatte! Der richtige Augenblick, um es ihm zu sagen!
    Lächelnd sah sie ihm in die Augen.
    "Da gibt es noch jemanden ausser Niki und mir."
    Er sah sie an, fragend. Kristin lächelte immer noch, auch darüber, dass er offensichtlich nicht verstand, was sie meinte.
    "Ich meine, bald gibt es da noch jemanden mehr...."
    Tom erwiderte ihren Blick und verstand endlich. Kopfschüttelnd sah er sie an.
    Kristin nickte.
    "Wir bekommen ein Baby, Tom."
    Er schloß die Augen. Einen Moment lang schien es, als würde die Welt stehenbleiben. Toms Gedanken überschlugen sich und da war soviel, was er garnicht in Worte fassen konnte. Er konnte sie nur in den Arm nehmen ,an sich drücken und wusste immer noch nicht, was er sagen sollte. Gleichzeitig konnte er die Vorstellung kaum ertragen,was geschehen wäre, wenn er diese Verletzung nicht überlebt hätte....
    "Kristin....Ich liebe dich!"
    Er hielt sie fest und war sich erneut sicher, dass er dieses Glück niemals mehr aufs Spiel setzen würde! Dann sah er sie an,dachte an die letzten tage. An die Angst, die sie um ihn gehabt haben musste.
    "Und...geht es dir gut?! Ich meine, ist alles in Ordnung und..."
    "Ja!Es ist alles bestens!" Sie nickte, strich ihm über die Wange. Und alle Angst ,die sie um ihn gehabt hatte, verlor ,wenn sie ihm in die Augen sah, schnell an Bedeutung.



    Tom sah Semir entgegen, als er hereinkam. Er wusste, das er es ihm sagen musste und das war das einzig Schwere, was jetzt noch vor ihm lag. Tom hoffte, dass er ihn verstehen würde und er hoffte, das Semir auch verstand, warum Tom einfach nicht anders konnte.
    "Wird Zeit, dass du bald hier rauskommst,Partner. Auf deinem Schreibtisch türmt sich die Arbeit!"
    Tom stand am Fenster, sah hinaus und fühlte einen dicken Kloß im Hals.
    "Und eines sag ich dir ,das nächste Mal warte ich mit dem Papierkram,bis du wieder zurück bist."
    "....es wird kein nächstes Mal geben, Semir."
    Semir sah ihn an . "Was meinst du?"
    "Ich...naja, ich wills dir schon seit zwei Tagen sagen."
    "Sagen?Was willst du mir sagen?"
    Sie standen sich gegenüber,Semir sah ihn fragend an. Tom schwieg, überlegte,wie er anfangen sollte. Schließlich war es Semir,der zu reden begann.
    "Das meinst du nicht im Ernst,oder? Nein, das kannst du ja garnicht ernst meinen."
    "Ich werde nicht zurückkommen, Semir. Ich habe viel nachgedacht....es ist Zeit, nochmal was anderes anzufangen."
    "Was anderes? Was denn?"
    "Ach, ich erklärs dir anders....Ich habe ein Mal in meinem Leben jemanden verloren,den ich sehr geliebt habe. Es hat lange gedauert, bis ich wieder normal weiterleben konnte,Semir. Und jetzt, jetzt ist es,als ob ich eine zweite Chance bekommen habe. Das werde ich nicht nochmal aufs Spiel setzen, nie mehr. Verstehst du?"
    Semir schwieg. Tom sprach weiter.
    "Ich will das alles nichtmehr,Semir. Ich möchte endlich ein normales Leben leben, ich will eine Familie, die nicht ständig Angst haben mu?,ob ich nach hause
    komme...."
    "Wo willst du denn hin? Was willst du denn...?"
    "ich weiss noch nicht. Ich hab mit der Chefin gesprochen. Ich nehm erstmal meinen ganzen Resturlaub, hunderttausend überstunden und dann mal sehen. Es gibt eine freie Hauptkommissarstelle an der Polizeischule...mal sehen."
    "Ja...."
    "Hey! Ich bin nicht aus der Welt! Es ist ganz anders als damals....ich bin glücklich,Semir! Verstehst du?"
    Semir sah ihn an, sah Toms Augen und musste lächeln, nickte schließlich.
    "Ja, dann....werd ich mich wohl nach einem neuen Partner umsehen müssen."
    "Ja, das wird schwer,jemanden zu finden,der es mit dir aushält!"
    Dann mussten sie beide lachen, umarmten sich. Tom war erleichtert, dass es raus war.
    "Wir werden heiraten, Semir...Kristin und ich! Stell dir vor, ich heirate!"
    Erneut umarmten sie sich.
    "Gratuliere!"
    "Und nochwas....Ich krieg ein Kind! Stell dir vor, ich! Ich krieg ein Kind!"
    Semir lachte jetzt auch,sah Tom an und wurde sich klar darüber, wie glücklich Tom in diesem Moment war!
    Ja, er hatte eine Entscheidung getroffen und Semir musste das so akzeptieren,wie es war. Es fiel ihm schwer, doch Tom hatte schon recht. Es war ganz anders als damals . Tom war glücklich.



    So, ich hoffe, das war jetzt nicht zu schnulzig.... :rolleyes: und hat euch gefallen.
    Soll ich hier so Schluß machen? ;)




























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