Black Pearl - Geraubte Erinnerung

  • ...Als sie nun so da lagen, lädiert durch einige Schrammen und Prellungen, das Gesicht stellenweise von kleben gebliebenem Gras gezirt, konnten sie nicht anders. Sie brachen beide in schallendes Gelächter aus.
    "Das war jetzt ne richtige Drogen-Orgie. Was...Tom?", brach es aus Semir, zwischen einem Hihi und Haha, heraus.


    "Was ist denn hier los?", vernahmen Semir und Tom auf einmal hinter sich.
    Die Verstärkung war wie immer viel zu spät gekommen. Hotte und Bonrath starrten die beiden am Boden liegenden Kollegen ratlos an.
    "Na Jungs, seid ihr auch schon da?", brustete Tom ihnen, nach Luft schnappend, entgegen.
    "Ja, wie immer zu spät, aber ihr könnt dann schon mal mit Aufräumen anfangen. Ja und seid doch so gut und gebt der Chefin gleich Bescheid, dass wir den Drogendealern das Handwerk gelegt haben", gab Semir noch eines drauf.


    Leise nörgelnde Worte vor sich hin murmelnd stapften Hotte und Dieter davon um sich über die riesige "Baustelle" einen Überblick zu verschaffen.
    Semir und Tom - beide noch immer ein Lächeln auf dem Gesicht - sahen den beiden hinterher, als Semir plötzlich aufsprang und rief: "Simone...mein Gott, wir müssen zu Simone!" Erst jetzt verspürte er wieder die Wunde an seinem Arm, die er zwischenzeitig gar nicht mehr registriert hatte. Die Kugel verursachte ein wildes klopfendes Pochen und der Ärmel seiner Jeansjacke war bereits von Blut durchtränkt.
    "Mann oh Mann fühlt sich das beschissen an", rümpfte Semir die Nase und begann sogleich sich an seinem Hosengürtel zu schaffen zu machen.
    Als er ihn endlich aus den Schlaufen seiner Jeans befreit hatte, schnallte er ihn sich fest, oberhalb der Wunde, um seinen Arm, damit er nicht weiter allzuviel Blut verlor.
    Tom stand nun neben ihm, wartete darauf, dass Semir seine Erste-Hilfe-Maßnahmen zu Ende brachte, schob ihn dann auch schon voraus zum Wagen und drängte mit einem spitzbübischen Lächeln: "Na los doch...lass uns DEINE Simone retten."...

  • Unterwegs zum Gartenhäuschen...


    "Dieser Fall war aber eine ganz schön harte Nuss", brach Tom das anfängliche Schweigen im Wagen. "Äääähm...sag mal, wo müssen wir denn eigentlich lang?", fiel es ihm plötzlich ein, dass er ja überhaupt keinen Schimmer hatte, wo sich Simone Möllner befand.
    "Ja, endlich der Fall wäre fürs Erste mal gelöst, bis auf den Papierkram. Fahr mal Richtung Rhein, ich sag dir schon immer früh genug, wo du hinfahren musst", gab Semir Tom nur kurz zu verstehen und starrte aus dem Fenster.


    Tom lenkte seinen Wagen, den kurz angebundenen Anweisungen seines Partners folgend, durch die fast ausgestorbenen Straßen, auf denen sich das Licht der Straßenbeleuchtung im nass glänzenden Asphalt spiegelte.
    Außer den Richtungsanweisungen von Semir fiel kein Wort zwischen den beiden.
    Semir blickte konzentriert durch die Windschutzscheibe und Tom verfiel in Gedanken.
    "Diese Simone hat es ihm wohl sehr angetan", ging es Tom durch den Kopf. Semir wirkte in diesem Moment auf Tom so besorgt und leicht verzweifelt zugleich. Die Ungewissheit um Simone's Wohlbefinden machte ihm sichtlich zu schaffen.
    Tom wünschte es seinem Partner so sehr, dass er auch privat endlich wieder sein Glück finden würde. Vielleicht war sie wirklich die Frau, die in Semir wieder Gefühle erwecken konnte, wie es lange Zeit nur Andrea vermochte.
    Und wenn dann auch noch Tom selbst wieder eine Liebe finden würde, wäre bei ihnen beiden wieder alles in bester Ordnung.


    "Da, da vorne jetzt das Haus, die Einfahrt rechts...", holte ihn Semir auf den Boden der Realität zurück. Tom reagierte sofort, noch halb in Trance, und brachte den Wagen vor dem schon leicht angerosteten Einfahrtstor zum Stehen.
    Kaum, dass der Wagen stand, riss Semir auch schon die Autotüre auf und visierte das Einfahrtstor an. Tom folgte ihm pflichtbewusst und atmete erst einmal tief durch. Er konnte das Wasser, des naheliegenden Rheines förmlich riechen.
    Es war so idyllisch ruhig hier, die kleinen Häuschen in großen Abständen stehend, ein optimaler Ort zum Entspannen. Tom konnte diese gewonnenen Eindrücke nur kurz genießen, da Semir ihn bereits zur Eile drängte: "Steh da nicht wie angewurzelt...wir müssen da sofort rein!" Er war jetzt noch aufgeregter, als gerade zuvor im Auto, registrierte Tom Semir's Gezappel...

  • ...Er widersprach ihm bewusst nicht, sondern folgte ihm nur stillschweigend durch das Tor, das beim öffnen ein leises Knarren von sich gab.
    Als sie sich dem Eingang des kleinen Häuschens, ihre Waffen griffbereit, näherten, stand jedoch die Türe weit offen. Semir stürmte sofort hinein und schrie: "Autobahnpolizei, Semir Gerkhan...ist da jemand?"
    Im kleinen Vorraum war es stockdunkel, doch niemand antwortete. Tom stand bereits hinter seinem Partner, als sich dieser zu ihm umdrehte und ihn mit hochgezogenen Schultern anstarrte. Semir betrat das Zimmer neben dem Vorraum und drückte den Lichtschalter, damit sie sich besser umsehen konnten.
    Doch dieser war menschenleer. Wieder genseitige fragende Blicke.
    "Da vorne ist noch ein Raum...das Schlafzimmer", deutete Semir mit dem Finger zu der, gerade vor ihnen liegenden Tür. Nichts ahnend, was ihn dahinter erwartete, drückte Semir, fast wie in Zeitlupe, die Klinke hinunter.
    Als er die Tür langsam öffnete, warf das Licht des Nebenraumes einen leichten Strahl genau, auf das im Zimmer befindliche Bett. Semir erblickte sie auf Anhieb...Simone. Sie lag da regungslos auf dem Bett. Auch Tom hatte sich hinter Semir in den Raum geschoben und erblickte die junge Frau.


    Semir kniete bereits neben dem Bett und versuchte Simone durch heftiges Rütteln und Schütteln zu wecken: "Simone...ich bin's Semir. Wach doch auf!"
    Er war hoffnungslos verzweifelt. "Kam er zu spät? War sie bereits tot?", strömten die Gedanken durch seinen Kopf. Tom drängte ihn kurzerhand zur Seite und fühlte sogleich ihren Puls. "Beruhig dich Semir...sie ist nicht tot. Ich kann ihren Puls fühlen", versuchte er seinen Freund von der Panik zu befreien. Erst jetzt im Lichtschein der Zimmerlampe - Tom hatte beim Betreten des Zimmers geistesgegenwärtig das Licht angemacht - entdeckte Semir ihren hochgekrempelten Ärmel und die bereits blau unterlaufene Einstichstelle in ihrer Ellenbeuge.


    "Die haben ihr was gespritzt...bestimmt diese Droge", bemerkte Semir merklich nach Luft schnappend.
    "Tom...wir müssen sie sofort ins Krankenhaus bringen. Bis jetzt ein Krankenwagen hier wäre, das würde zu lange dauern", forderte Semir ihn auf zu handeln und hob Simone auch schon samt der Bettdecke, die sie im Auto wärmen sollte, auf.
    Eilig lief er, mit ihr auf den Armen, hinter Tom zum Auto, der ihm hilfsbereit die Hintertür des Mercedes öffnete.
    "Komm schon, gib Gas...beeil dich", sah er Tom flehend an und seine Augen hatten sich bereits mit Tränen gefüllt...

  • Im Städtischen Krankenhaus...


    So aufgelöst hatte Tom seinen Freund erst einmal gesehen, nämlich damals, als Andrea gekidnappt wurde und sich in höchster Lebensgefahr befand.


    Nachdem sie in Windeseile das Krankenhaus erreicht hatten, schilderte Semir dem diensthabenden Oberarzt kurz die Situation um Simone und dann wurde sie ihm auch schon entrissen und auf die Intensivstation gebracht.
    Um Semir's Schusswunde kümmerte sich ein junger Arzt. Er desinfizierte die Wunde gründlich, entfernte ihm die Kugel, vernähte sie sorgfältig mit ein paar Stichen und legte ihm zu guter Letzt einen sterilen Verband an.


    Un nun befanden sie sich auf dem Gang der Intensivstation. Tom hatte für sich und Semir inzwischen aus dem Automaten einen Becher Kaffee besorgt, in den er nun starrte, während er auf einem der dort aufgestellten Stühle Platz genommen hatte.
    Semir rannte den Gang nervös auf und ab, den Kaffee in der Hand, hoffnungsvoll immer wieder auf die automatische Tür mit der Aufschrift "Intensivstation - Zutritt verboten!", starrend.
    Tom rang nach tröstenden Worten, doch was konnte er ihm schon beruhigendes sagen. Er wusste ja selbst nicht wie es wirklich um Simone stand und beschwichtigende Worte nutzten seinem Partner auch nicht wirklich viel.
    So saß er weiter nur schweigend da, nahm ab und zu einen Schluck von dem etwas bitter schmeckenden Krankenhaus-Kaffee, und hoffte inständig, dass Semir durch seine Anwesenheit wusste, er würde ihm auf jeden Fall beistehen.


    Endlich bewegte sich die automatische Tür zur Seite und der Oberarzt, in einem blassgrünen Umhang, den Mund durch eine Maske verhüllt, sich von den Händen gerade die sterilen Handschuhe abstreifend, kam zum Vorschein.
    "Herr Doktor...sagen sie schon, was ist mit ihr? Geht es ihr gut?", überfiel Semir ihn in seinem Anflug von Besorgnis, Verzweiflung und Hoffnung zugleich.
    Auch Tom war aufgesprungen und lauschte den Worten des Arztes aufmerksam aus einiger Entfernung.


    "Herr Gerkhan wir können von Glück sprechen, dass sie die Frau so schnell zu uns gebracht haben. Wenn sie sie auch nur eine Stunde später hierher eingeliefert hätten, wäre sie an einer Überdosis Drogen gestorben. Abeer so konnten wir sie stabilisieren. Sie befindet sich zwar noch im Tiefschlaf, der sicher noch einige Tage anhalten wird, doch außer Lebensgefahr", erklärte ihm der Arzt und klopfte ihm dabei beipflichtend auf die Schulter.
    Tom konnte aus seiner Entfernung förmlich hören, wie Semir ein riesiger Stein vom Herzen fiel, als dieser einen lauten, erleichterten Seufzer von sich gab.


    "Darf ich sie sehen, darf ich zu ihr?", bettelte Semir daraufhin den Arzt fast an.
    "Ja, aber unter diesen Umständen bitte nur kurz. Außerdem würde es ihrer Schusswunde, Herr Gerkhan, auch gut tun, wenn sie versuchen selbst ein bisschen Schlaf zu finden", riet er Semir und verabschiedete sich auch sogleich von ihm, da er bereits wieder bei einem anderen Patienten erwartet wurde.
    Semir gab dem Arzt noch dankend die Hand und bewegte sich, mit wild pochendem Herzen, auf Tom zu...

  • ..."Also, ich werd dann mal zu ihr reingehen", versuchte er Tom zu erklären.
    Tom boxte ihm mit einem Augenzwinkern leicht auf den, natürlich gesunden, Oberarm und ermunterte ihn: "Ja, ja, mach nur. Ich versteh dich voll und ganz und freu mich für dich, dass es Simone bald wieder besser gehen wird. Ich warte hier solange auf dich."
    "Nee, lass mal. Fahr du nur nach Hause und schlaf dich aus. Ich lass mir dann ein Taxi rufen", winkte Semir dankend ab.
    Tom ließ ihn nur schweren Herzens allein hier zurück, doch er wollte ihm Zeit geben um Simone zu sehen. Mit einem Lächeln verabschiedete er sich von Semir: "Wie du meinst. Wir sehen uns dann morgen in aller Frische auf dem Revier", und schlenderte anschließend, sich noch einmal nach Semir umblickend, zum Aufzug.


    Als sich Semir umdrehte, wartete bereits vor der automatischen Tür eine Schwester auf ihn um ihn zu Simone zu begleiten. In einen sterilen Umhang gehüllt und mit einem Mundschutz versehen betrat er, kurze Zeit später, zögerlich das Zimmer und setzte sich auf einem Stuhl dicht an ihr Bett. Da lag sie nun, zart und zerbrechlich. Die Farbe ihres Gesichtes glich der, an der Wand hinter ihr und ihre Augen zierten dunkle, leicht bläuliche Ringe.
    Aus ihrem Mund ragte, im Vergleich zu ihrem schmalen Gesicht, ein monströser Beatmungsschlauch und in ihrem rechten Handrücken steckte eine Infusionsnadel.


    Behutsam nahm Semir ihre Hand und führte sie an seine Wange um ihre N?he noch intensiver spüren zu können. "Oh, du mein armer Schatz", flüsterte er leise und schloss dabei kurz seine Augen um das Gefühl ihrer, jetzt so kalten, Hand auf seinem Gesicht genießen zu können. Wenn sie ihn doch nur hören könnte, er wollte ihr soviel sagen. Doch das musste warten, aber er würde...Sobald es ihr wieder besser ginge, wollte er ihr sein ganzes Herz öffnen. Auf gar keinen Fall wollte er sie wieder verlieren. Er kannte sie zwar kaum, doch vom ersten Moment, als er sie sah, wusste er, dass er mit ihr die Möglichkeit hatte wieder sein privates Glück zu finden.


    Er wusste nicht, wie lange er bereits neben ihr saß, als ihm die Schwester ihre Hand auf die Schulter legte und ihn bat, es wäre für heute genug, er möge nun gehen.
    Schweren Herzens legte er Simone's Hand zurück auf das Bett, zog den Mundschutz einen Spalt herunter und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    "Schlaf gut und träum von mir", lächelte er Simone noch einmal kurz an und machte sich auf den Heimweg um sich selbst noch ein wenig Schlaf zu gönnen...

  • Am nächsten Morgen auf dem Revier...


    "Einen wunderschönen guten Morgen, alle zusammen", trällerte es frisch fröhlich durch den Raum, als Semir früh morgens das Büro der PAST betrat.
    Bonrath und Hotte erwiderten nur mit einem kurzen brummigen "Morgen".
    Ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen, hatten sie, wegen dieses Drogen-Falles, doch auch jede Menge Schreibkram zu erledigen.
    Semir konnte nicht umhin dem kräftigen Hotte einen dicken Schmatz auf die Stirn zu drücken. Dieser schaute ihn nur, mit halb offenem Mund und großen Augen an: "Was ist denn mit dir los?"
    Bevor Semir noch Dieter "überfallen" konnte, winkte dieser bereits ab: "Nee...du danke, ich wurde heute bereits von meiner Frau geküsst!"


    Beide sahen ihm kopfschüttelnd nach als er an ihnen vorbeischlenderte, zwei Rosen in der Hand. Eine davon überreichte er, der verdutzten Elena, deren Gesicht auch sogleich einen leichten Hauch von Röte annahm. "Vielen Dank, Semir...ach wie schön", bedankte sie sich ganz verlegen.
    Inzwischen hatte auch Anna Engelhardt ihr Büro verlassen und beobachtete stillschweigend Semir's fröhliches Treiben.
    "Morgen Chefin, die is für sie", drückte ihr mit einem Lächeln die zweite Rose in die Hand und verschwand hinter der Bürotür, wo bereits Tom auf ihn wartete.


    "Morgen Tom", begrüßte er seinen Kollegen mit funkelnden Augen und ließ sich auf dem gegenüberliegenden Stuhl nieder. Tom blickte von seinem Bericht auf, an dem er bereits fleißig eine halbe Stunde arbeitete.
    "Morgen Semir...freut mich, dass due wieder lachen kannst", grinste er ihm entgegen. "Gibt's was Neues von Simone's Zustand?", wollte er sogleich von ihm wissen.
    "Ja, ich komm gerade vom Krankenhaus. Es hat sich zwar noch nichts Wesentliches verändert, aber es geht ihr schon merklich besser. In ein paar Tagen ist sie aber auf jeden Fall über den Berg", berichtete ihm Semir voller Stolz und noch mehr Fröhlichkeit huschte über sein Gesicht.


    "Jetzt erzähl doch mal, was läuft da zwischen euch beiden?", versuchte Tom seinen Partner nun auszuquetschen, damit er endlich mal einen Überblick zu diesem Thema bekam.


    "Na, mal abwarten...", zwinkerte er Tom schelmisch zu. "Äääähm...lass uns das doch ein ander Mal besprechen..ja. Ich glaub, wir haben noch ne Menge Schreibkram zu erledigen. Also lass uns gleich anfangen", ließ er Tom zappeln und machte sich sogleich an die Arbeit den Bericht über ihren, nach so langen Strapazen, endlich abgeschlossenen Fall zu tippen...



    :D"VORLÄUFIGES ENDE" :D

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!