Black Pearl - Geraubte Erinnerung

  • Unterdessen wieder im Gartenhäuschen...


    Ähnliche Gedanken gingen auch Simone gerade durch den Kopf. Nachdem er nicht kam um sie zu retten, war für sie die logischste Erklärung, dass ihn die Ganoven ihres, von ihr mittlerweile so verhassten, Vaters ebenfalls gekidnappt haben mussten.
    Sie war schuld, dass auch Semir sich in Gefahr befand, sie hätte ihn da niemals mit reinziehen dürfen, ihm auf keinen Fall etwas darüber erzählen, was sie wusste. Doch sie konnte nicht anders. Als sie ihm zufällig begegnete, war da so ein Gefühl der Vertrautheit und ein Kribbeln im Bauch. Sie musste sich ihm anvertrauen, noch dazu war er in diesem Fall einer der ermittelnden Kommissare.


    Wenn dieses verdammte Klebeband auf ihrem Mund und die viel zu engen Fesseln - sie spürte ihre Hände kaum mehr - nicht gewesen wären, hätte sie jetzt lauthals los geschrien und auf diesen Kerl im Nebenraum, der sie andauernd kontrollieren kam, eingeschlagen bis er sich nicht mehr rührte.
    Ihre grünen Augen füllten sich mit Tränen, diese Ungewissheit war für sie unerträglich. Sie musste sich irgendetwas einfallen lassen. Fliehen konnte sie in ihrem Zustand nur schwer, so musste sie Semir auf irgendeine Weise ein Lebenszeichen von sich zukommen lassen. Doch...nur wie? Er würde sie auf alle Fälle retten, wenn er noch am Leben...Sie zwang sich bewusst den Gedanken nicht zu Ende zu bringen, sie musste, trotz allem, positiv denken, versuchte sie sich einzureden...

  • Auf dem Revier...


    Bonrath und Hotte wollten eigentlich gleich wieder kehrt machen, als sie morgens das Büro betraten und sich erst mal einen Becher Kaffee genehmigen wollten, als sie die Unmengen von Papierblättern mit Notizen und Gekritzel von Elena auf ihren Schreibtischen vorfanden.
    "Morgen Jungs!", trällerte es ihnen sogleich aus der hintersten Ecke des Büros entgegen und da kam auch schon Elena's Kopf, mit dem strohblonden Kurzhaarschnitt, hinter dem Bildschirm zum Vorschein.
    "Nach, schlecht geschlaffen Hotte oder nur hungrig", spöttelte sie dem bärtigen Dicken mit einem breiten Grinsen entgegen.
    "Ich hab mich bemüht euch ein bisschen Arbeit zu verschaffen. Hierbei handelt es sich um Jugendliche, die von ihren Eltern als vermisst gemeldet wurden. Ihr wisst ja, die Drogensache an der Semir und Tom arbeiten. Diese Kinder haben wohl alle was von diesen 'Black Pearls' probiert und sind teilweise nicht mehr zu Hause aufgetaucht. Aber wenn ich eure Gesichter so ansehe...eure Freude darüber lässt doch zu wünschen übrig", bemerkte sie noch beiläufig und verschwand wieder hinter ihrem Computer. Sie wollte die beiden nicht noch mehr unnötig reizen, sonst würde das heute sicher ein ziemlich stressiger Tag für sie.


    "Sieh mal zu, dass du deine Tastatur im Griff hast und geh uns nicht auf die Nerven", schmetterte Bonrath ihr entgegen, bevor er sich wieder Hotte zuwandte, der seinen Blick noch immer starr auf den Schreibtisch gerichtet hatte.
    "Und das in aller Frühe, da brauch ich sicher schon in einer Stunde ne Kleinigkeit zu essen", murmelte Hotte leise in seinen Bart hinein. "Mensch reiß dich doch mal zusammen, wird deiner Figur sicher gut tun dieser Stress, da verlierste vielleicht mal ein paar Kilo", musste Dier jetzt unbedingt noch los werden, selbst auch nicht besonders erfreut über den bevorstehenden Kram.
    "Ja, du musst wieder reden, bestehst nur mehr aus Haut und Knochen, guck doch selber mal in den Spiegel", entgegnete Hotte ihm genervt.
    "Trotzdem hol ich mir jetzt erst mal einen Kaffee, bevor ich loslege", maulte Hotte weiter, während er sich bereits umdrehte und sich auf den Weg zur Küche machte. Bonraht lief ihm sofort wie ein Dackel hinterher und sogleich war wieder eine lautstarke Zankerei zwischen den beiden Kollegen im Gange...

  • ...Unterdessen sch?ttelte Anna Engelhardt nur ihren Kopf über die beiden Streithähne. Sie hatte den Disput zwischen Bonrath und Hotte mitgehört, da sie die Tür ihres Büros nur angelehnt hatte um sofort mitzubekommen, falls Tom und Semir hier auftauchen sollten.
    Sie zerbrach sich gerade den Kopf darüber, was sie dem Polizeipräsidenten für ein Märchen auftischen könnte, falls dieser sie in den nächsten Stunden wieder bezüglich Fortschritten im Drogenfall löchern sollte, als sie durch das Läuten ihres Telefons hoch schreckte.
    "Das ist er bestimmt schon", sagte sie sich und während sie nach dem Telefonhörer griff, versuchte sie sich in aller Schnelle etwas Passendes zusammenzureimen.


    "Ja, Engelhardt", hob sie mit bodenständiger Stimme ab. Doch sie hatte sich - zu ihrer Erleichterung - geirrt, es war ein Kollege des Drogendezernates. Die Chefin sprach nicht viel, sie hörte nur aufmerksam zu. Zwischendurch entkam ihr ein "ah ha, das ist ja interessant", dann wieder ein "ich verstehe" und zu guter letzt, kurz bevor sie sich bei dem netten Ermittler bedankte nur mehr ein "Ach, nein, zu schade auch."
    Ein kleiner Drogendealer wurde kurz zuvor von einem Streifenpolizisten vor einem Gymnasium geschnappt, als er gerade versuchte diese schwarzen gefährlichen Pillen an ein paar Jugendliche zu verkaufen, die sich um die Zeit auf dem Weg in den Schulhof befanden.
    Eigentlich ja mal was Positives, eine Spur zum Oberhaupt dieser Drogenbande womöglich, doch der Kollege vom Drogendezernat holte sie bereits im ersten Drittel des Telefongespräches wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Leider brachte das Verhör dieses Kerls keine aufschlussreichen Details hervor. Er war nur einer der vielen kleinen Ganoven, die wiederum durch andere Mittelsmänner an das Zeug rankamen. Also nur einer der am äußersten Ende dieser langen Kette stand und die Drogen nur verkaufte um sich seinen eigenen Bedarf an Stoff finanzieren zu können.


    Engelhardt saß nun da, der Hoffnung beraubt dem Ziel wieder einen Schritt nähergekommen zu sein und setzte nun alle Erwartungen in Semir und Tom. Sie hatten schon so viele Erfolge aufzuwarten, sie mussten auch jetzt wieder triumphieren.
    Leicht seufzend murmelte sie: "Bitte, Tom und Semir...ich zähle auf euch, ihr seid unsere letzte Rettung." Schweren Herzens wandte sich die Chefin wieder dem noch zu erledigenden Schreibkram zu...

  • Bei "In Public" im Büro von Claus Ostwitzer...


    "Oh, dieser undankbare Mistkerl!", dröhnte es aus Ostwitzer's Luxusbüro. Seine Sekretärin im Vorzimmer sprang halb aus ihrem Sessel hoch, vor Schreck kippte sie das Gläschen ihres Nagellackes - sie verpasste ihren Nägeln soeben ein zart schimmerndes apricot - über ihren nur knapp sitzenden Rock, so laut drang seine tief-rauhe Stimme bis zu ihr vor.


    Röte stieg in sein Gesicht und seine Stirn legte sich in Falten als der resolute Direktor den Hörer zurück auf das Telefon knallte.
    "Nein, nein...ihr vermasselt mit meinen Plan in den letzten Stunden sicherlich nicht mehr", schnaubte er vor Wurt und zündete sich gierig eine seiner exquisiten Zigarren an. Tief sog er den Qualm in sich auf und versuchte gleichzeitig seinen aufkeimenden Zorn im Zaum zu halten.


    Zuerst wollte Walter Möllner abspringen und ihm keine Daten mehr für die Antiquitäten-Transporte, die das Kunsthistorische Museum regelmäßig mit neuen Ausstellungsstücken belieferten, mehr besorgen, da er um seine Stelle als Museums-Direktor bangte. Dabei hatte Ostwitzer seine Spielsucht gesponsert, die Möllner nach dem Tod seiner geliebten Frau entwickelt hatte. Doch so schnell wie er es bekam, war das Geld auch schon wieder in irgendeinem Spielautomaten oder dem Casino verschwunden. "Dieser Trottel hatte den Tod verdient", murmelte er mit einem süffisanten Lächeln zu sich selbst. Es lief alles glatt, Möllner's Tod wurde zwar untersucht, doch als Selbstmord abgeschlossen.


    Dann wusste seine hübsche Tochter Simone, die ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war, nichts besseres als seine Pläne - wie sie zu diesen Informationen kam, wusste Ostwitzer bis heute nicht genau, wahrscheinlich hatte ihr Möllner in seinem Elend doch noch alles gebeichtet - brühwarm diesem Hauptkommissar Gerkhan zu servieren.
    Doch auch dieses Hindernis hatter mit Bravour zu beseitigen gewusst. Der Ermittler schlummerte schon friedlich auf dem Schrottplatz zwischen unzähligen Autoleichen, vergammelte dort. Auf dem abgelegenen Gelände würde man den Kommissar niemals entdecken, und wenn doch, war er selbst, der am Ende aus all dem mit einem Haufen Geld in der Tasche ausstieg, längst über alle Berge.


    Ostwitzer wiegte sich in totaler Sicherheit, hatte wieder alles unter Kontrolle und nun rief ihn einer seiner kleinen Handlanger an und wollte ihm weismachen, dass Sven Häuser sich mit einem kleinen Vorrat, seiner so hart rangeschafften "Black Pearls" aus dem Staub gemacht hatte. Wutentbrannt hatte er durch das Telefon gefegt wie ein Orkan: "Ihr hirnverbrannten Idioten, schafft ihr denn gar nichts im Alleingang. Sucht ihn, er kann noch nicht weit gekommen sein und dann erledigt ihn!"...

  • ...Sven Häuser kreuzte eines Tages schnaubend in seinem Büro auf und bezichtigte Ostwitzer ein Verhältnis mit seiner Lebensgefährtin zu haben, die in einem der unteren Stockwerke bei "In Public" als Werbetexterin eine Position inne hatte.
    Trotz Beteuerns seiner Unschuld, bedrohte Sven den Bonzen plötzlich mit einer Waffe, zerrte ihn in das Büro seiner Freundin und drohte ihn zu erschießen, sollte er nicht bald vor allen die Wahrheit zugeben.
    Binnen kürzester Zeit war eine Schar von Polizisten angetanzt, die seine Sekretärin, nach dem Erkennen der brikären Lage, heimlich gerufen hatte.
    Während diesem enormen Auflauf, kam Claus Ostwitzer die Idee: Sven Häuser war genau der Mann, den er für seine, schon jahrelang geplanten, Machenschaften brauchte.
    So gelang es Ostwitzer schließlich H?user zu besänftigen, seine Waffe niederzulegen, und dass es sich hier nur um ein blödes Missverständnis handelte.
    Die Polizei konnte er davon überzeugen, dass er von einer Anzeige Abstand nehmen wollte um dem Ruf des Mega-Unternehmens keinen bleibenden Schaden zuzufügen.
    Von da an war Sven Häuser die rechte Hand von Ostwitzer. Er konnte dem Kleinkriminellen noch so "schmutzige" Arbeiten auftragen, er erledigte sie alle ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.


    Der Vorstands-Direktor hatte sich gerade noch mal den Ablauf der letzten, noch bevorstehenden, Stunden durch den Kopf gehen lassen. Wenn der Transfer des Geldes für die Drogen - die Übergabe war heute punkt Mitternacht geplant - auf seinem Konto erfolgreich abgeschlossen war, würde er sofort einen Anteil auf das Bankkonto des Werbeunternehmens überweisen und der Rest - auch keine Kleinigkeit, jedenfalls mehr als genug um bis an sein Lebensende in Saus und Braus leben zu kännen - würde auf einem Konto in der Schweiz verschwinden.


    Der Inhaber von "In Public" offenbarte dem Vorstand die Übernahme eines der größten Mitbewerbers, und dass er dies so rasch als möglich durchziehen wollte, genug Geldreserven aus den enormen Gewinnen, die das Unternehmen erzielte, waren ja vorhanden.
    Diese Nachricht brachte Ostwitzer schlie?lich in arge Bedrängnis. Hatte er doch jahrelang Gelder von "In Public" veruntreut, sämtliche finanzielle Zugänge als Vorstands-Direktor waren ihm gesichert.
    Er bereicherte sich an den immensen Zinsen, die er durch das Verleihen von Geld kassierte. Verscherbelte nebenbei Kunstgegenstände und auch Gemälde - mit Hilfe seines, dann doch abtrünnig gewordenen, Freundes Walter Möllner - an Liebhaber, die nur etwas Geld sparen wollten und nicht danach fragten, woher Ostwitzer seine Ware bezog.
    Letztendlich gelang er dann irgendwie in die Drogenszene und damit bekam er auch die Möglichkeit sich aus seiner Misere wieder zu befreien.


    Mittlerweile hatte sich sein Blutdruck wieder normalisiert und für ihn stand fest: Ich ziehe mein Ding durch, es wird...nein, es muss heute einfach alles klappen. Sven Häuser würde ihm nicht das Genick brechen...

  • Irgendwo in Köln bei Möllner's Haus...


    Mit quietschenden Reifen brachte Semir den Wagen vor der, von Tom notierten Adresse, zum Stillstand. Fast gleichzeitig sprangen beide aus dem Auto und Semir drückte als Erster hastig die Klingel. Immer und immer wieder betätigte er den Knopf, bis schließlich Tom ihm Einhalt gebot: "Semir...hör doch auf, siehst du nicht, es ist niemand da!"


    Schwupp...da hatte Semir sich auch schon auf den Zaun gehechtet und kletterte flink auf der Innenseite wieder hinunter. Was brachte es Tom seinem Partner zu widersprechen, er würde ihm sowieso nicht zuhören. Und um die Vorschriften hatte sich Tom auch noch nie gekümmert, seinem Partner waren diese gleich noch um ein Stück weniger wichtig.


    Also drangen sie lautlos in das Gebäude ein, beide die Waffen schussbereit, man wusste ja nie, ob nicht irgendwo jemand auf sie lauerte.
    Von oben bis unten suchten sie das ganze Haus ab, doch da war niemand und auch keine Spur von Simone.
    "Bist du nun überzeugt?", waren Tom's erste Worte zu Semir, die die unendliche Stille im Haus durchbrachen.
    "Ich hatte so gehofft, dass wir Simone hier finden...", erklang es etwas traurig aus Semir's Mund. Im nächsten Moment hetzte Semir schon wieder los, seinen Partner antreibend: "Los komm, ich hab da noch ne Idee. Wir fahren jetzt zur Technischen Uni, ihrer Arbeitsstelle, womöglich ist sie ja dort!"


    Doch für die beiden Kommissare war dies wohl einer der schwärzesten Tage überhaupt. Das Pech verfolgte sie permanent. Auch auf der Uni hatte Simone niemand gesehen, im Gegenteil man war verwundert, dass sie nicht bei der Arbeit war, die sonst so pünktliche und zuverlässige junge Frau.
    Schweren Herzens beschlossen nun beide sich erst mal wieder zurück auf's Revier zu begeben. Sie standen vor einer unbezwingbaren Wand, womöglich traf sie ja auf der PAST ein Geistesblitz...

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  • ...Semir brauste mit seinem niegelnagelneuen BMW die Autobahn entlang, als wie aus dem Nichts ein Kleintransporter an ihnen vorbeipreschte. So knapp, dass er an der Fahrerseite vorbeischrammte und Semir durch die Wucht des Seitenhiebes beinahe die Kontrolle über das Fahrzeug verlor.
    "So ein Riesenidiot!", schrie er erregt.
    "Und wieder eine Delle, die Chefin reißt dir den Kopf ab", konnte Tom nicht umhin sich über Semir lustig zu machen.
    "Ja, ja halt deine Schadenfreude im Zaum", verteidigte sich Semir bei seinem noch immer schmunzelnden Partner.


    "Moment mal, das ist ein schwarzer Kleintransporter. Ist zwar nur so ein Gedanke, aber die Überfälle auf die Antiquitäten-Laster wurden doch immer von Maskierten in einem schwarzen Klein...", weiter kam Tom nicht, da drückte es ihn auch schon unsanft in den Autositz. Semir hatte seinen Gedankengang bereits vor ihm beendet und trat das Gaspedal auch schon bis zum Anschlag durch.


    Eine wilde Verfolgungsjagd war nun im Gange, links, rechts schlängelte sich Semir gekonnt durch die Massen von Autos, die auf der Autobahn unterwegs waren.
    Der schwarze Transporter war endlich wieder vor ihnen, nur dessen Fahrstil hatte einige Wägen abgedrängt und ins Schleudern gebracht, sodass sich hinter ihnen eine Sammlung von Blechschäden und Auffahrunfüllen über die gesamte Strecke ergoss.
    Tom informierte per Handy hastig das Revier: "Ja, Chefin, Kranich...schicken sie bitte dringend Bonraht und Hotte los. Wir befinden uns gerade inmitten einer hässlichen Verfolgungsjagd. Auf der Autobahn, in halber Höhe Richtung Revier, haben sich einige schwere Unfälle ereignet! Aaahh...!", Tom glitt fast das Handy aus der Hand, als Semir plötzlich eine Notbremsung hinlegte.
    Der schwarze Transporter schlitterte nur mit minimalem Abstand vor ihnen her, der linke Vorderreifen war geplatzt. Semir hatte alle Hände voll zu tun ihm nicht geradewegs hintendrauf zu knallen.
    "Chefin, es wird brenzlig, ich muss auflegen", schrie Tom noch schnell ins Telefon.


    Einige hundert Meter weiter krachte der Transporter an die rechte Leitplanke und kam endlich zum Stillstand. Semir bremste knapp hinter ihm seinen BMW ein. Tom und Semir atmeten, beide kreidebleich im Gesicht, erst mal tief durch.
    "Schnell...wir müssen", forderte Semir Tom auf, der sich noch immer an der Autotür festkrallte. Der Fahrer war aus dem schwarzen Transporter gesprungen und versuchte nun in Richtung der abschüssigen Bäschung abseits der Leitplanken zu Fuß zu fliehen.
    Tom und Semir nahmen rasch die Verfolgung auf. Mit einem gezielten Schuss streckte Semir den Flüchtigen zu Boden. Er hatte bewusst auf seine Füße gezielt um ihn nicht lebensgefährlich zu verwunden.
    Die beiden Ermittler zogen den Verwundeten, einer links, einer rechts an seiner Seite, die Böschung hinauf zurück zum Wagen.


    Gesicht voran über die Motorhaube des BMW gelehnt, legte ihm Tom vorsichtshalber erst mal Handschellen an.
    "Wie ist ihr Name, reden sie schon!", brüllte Tom, den durch die ihm zugefügte Schusswunde bereits erblassten Kerl, an. Doch dieser blickte durch ihn hindurch und gab keinen Ton von sich.


    Semir hatte sich in der Zwischenzeit daran gemacht den Transporter zu durchsuchen und wurde auch gleich fündig. "Sieh mal Tom, was wir das haben", strahlte er, als er mit einem Säckchen voller schwarzer Pillen wedelnd, auf seinen Partner zukam.
    Endlich waren sie wieder ein Stück in ihren Ermittlungen vorangekommen.
    "Durchsuch ihn doch einfach, wenn er nicht reden will, vielleicht findest du ja einen Ausweis oder sowas. Dann wissen wir wer er ist", wies Semir Tom sogleich an zu handeln.
    Sie hatten Glück, tatsächlich zog Tom einen Führerschein aus der Jackentasche des Ganoven, der noch immer nur stur geradeaus glotzte...

  • ...Mit den Worten "Lass mal sehen", schnappte sich Semir das Papier, riss die Fahrertür auf, dann ein Griff zu seinem Handy und schon hatte er das Revier am Rohr. "Ja, Elena...Semir hier. Sei doch bitte so gut und tipp mal einen Sven Häuser in deinen Blechtrottel ein. Ja wie Haus...Häuser. Ich warte...ja", nervös klopfte er mit seinen Fingerspitzen auf dem Dach des BMW herum, als er auf Elena's Antwort wartete.


    Häuser befand sich bereits auf der Rückbank des Polizeiwagens, Tom hatte ihn dorthin befördert, während Elena Semir berichtete, was ihr der Computer über diesen Sven preisgab.
    "Aha, ...aha, ja. Das sind ja tolle Neuigkeiten! Wir sind in ein paar Minuten auf dem Revier. Dankde dir!", und schon saß Semir wieder im Auto.
    Während Semir den Motor startete, bemerkte er schon Tom's fragende Blicke. Gerade als dieser loslegen wollte, entschärfte Semir die Situation: "Frag erst gar nicht. Leider war nichts Nennenswertes zu finden", beschwichtigte er Tom mit einem unauffälligen Augenzwinkern und einem leichten auf die Rückbank deutenden Kopfnicken.
    Tom verstand sofort was er ihm damit sagen wollte, der Kerl hinter ihnen sollte noch nicht mitkriegen, was sie bereits alles über ihn wussten. Nun ja, was zumindest Semir wusste, er selbst hatte ja auch noch keine Ahnung. Denn Semir's Gedanken zu lesen, obwohl sie bereits ein eingespieltes Team waren, vermochte er dennoch nicht...

  • Zur selben Zeit wieder im Gartenhäuschen am Rhein...


    Lange hatte sie sich den Kopf zermartert, wie sie es anstellen könnte, Semir auf ihren Aufenthaltsort aufmerksam zu machen. Erschöpft versuchte sie sich wenigstens etwas auf die Seite drehen zu können, damit sie ihre bereits eingeschlafenen Hände, die sich anfühlten, als ob Tausende von Ameisen in ihnen herumkrabbeln würden, etwas auflockern konnte.
    Mühsam schaffte sie die Drehung und wäre beinhae, da sie so knapp am Rand des Bettes lag, aus diesem herausgefallen. Als sie nun so dalag und den dunklen Holzfußboden anstarrte, erblickte sie auf einmal eine neben dem Bettpfosten abgestellte Tasche.
    "Meine Handtasche...darin müsste sich doch mein Handy befinden." Sofort hatte sie die Lösung ihres Problems parat. "Wenn ich es schaffe an die Tasche ranzukommen, könnte ich Semir doch eine SMS schicken, damit er weiß wo ich bin!" Sie schöpfte wieder Hoffnung doch noch lebend diesem Dilemma zu entkommen.


    Simone quälte sich wieder in Rückenlage. Nun musste sie es fertig bringen eine sitzende Position einzunehmen, mit den Füßen nach draußen um so bis ans Ende des Bettpfostens zu gelangen. Es dauerte zwar und kostete ziemliche Anstrengung und auch Nerven, da sie ja versuchen musste, dies alles möglichst leise zu vollziehen, damit ihr "Aufpasser" im Nebenraum nur ja nichts davon mitbekäme.
    So schaffte sie es Stück für Stück, dazwischen immer inne haltend um zu lauschen, ob sich im Raum daneben etwas tat.
    Doch es drang kein Geräusch zu ihr durch, womöglich schlief er ja oder hatte das Haus verlassen, hoffte sie inständig.
    Am unteren Ende des Bettes angelangt, versuchte sie mit ihren zusammengeschnürten Füßen durch die Träger der Handtasche zu schlüpfen. Ein hartes Stück Arbeit, einer der Träger rutschte immer wieder herunter. Sie gab nicht auf, es musste klappen, schließlich war es ihre einzige Chance.
    Als es dann soweit war, dass sich beide Träger über ihren Knöcheln befanden, legte sich Simone wieder auf den Rücken zurück und zog die Beine an ihren Oberkörper heran, damit sie die Tasche am Bettende wieder ablegen konnte.


    "Geschafft!", schnaufte sie innerlich, ihr Brustkorb hob sich schwer auf und ab und Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet. Nun hie? es sich wieder herumzudrehen, mit dem Kopf zum Ende des Bettes, damit sie mit ihren gefesselten Händen an die Tasche gelangte um ihr Handy herausnehmen zu können.
    Simone hielt zwischendurch immer inne...sie traute der Stille im Nebenraum nicht ganz, was wenn der "Kastenmann" plötzlich wieder in der Tür stand?
    Sie konnte es nicht riskieren, dass er ihr diesen Plan vereitelte.
    Es funktionierte, mit einem Griff, was anhand der Situation ihrer Hände gar nicht so einfach war, hatte sie das Handy und zog es heraus. Fest umklammerte Simone das Gerät, damit es ihren Händen nicht wieder entglitt.


    Nun kam wieder ein schwieriger Teil, sie musste die Handtasche wieder an den Platz am Bettpfosten zurücktransportieren, damit der Maskierte nur ja keinen Verdacht schöpfte. Eine halbe Stunde später, Simone kam es jedoch, aufgrund der Anstrengung und ihrer zum Zerreißen gespannten Nerven, vor wie eine halbe Ewigkeit, befand sich die Handtasche endlich wieder auf ihrem ursprünglichen Platz.
    Sie wusste, die Zeit drängte, jede Minute war kostbar, doch erst mal brauchte sie eine Verschnaufpause um sich zu beruhigen. Der kleinste Fehler könnte tödlich enden...

  • Auf dem Revier...


    Als Semir und Tom das Büro der PAST betraten - Sven Häuser im Schlepptau - wurden sie bereits von Anna Engelhardt erwartet. "Ihr kommt sofort in mein Büro", wies sie die beiden an ihr umgehend zu folgen.
    "Ääähm...sofort Chefin", zögerte Semir erst und bat sofort den nächstbesten herumlaufenden Polizisten ihr "Mitbringsel" in den Verhörraum zu führen.
    Hotte und Dieter waren ja außer Haus und mit den, durch ihre Verfolgungsjagd verursachten Unfällen beschäftigt.


    Dann folgte er Tom, der bereits im Büro der Chefin verschwunden war.
    "Wie sieht es aus? Ich hab von Elena erfahren, dass euer Verdächtiger eine kleine, aber feine Sammlung von Einträgen im Strafregister hat. Und da war noch was mit einer Werbeagentur 'In Public' und ääähm...wie hieß er gleich?", versuchte sich Engelhardt zu erinnern und runzelte dabei die Stirn.
    "Claus Ostwitzer, der Direktor", half Semir seiner Chefin sofort auf die Sprünge. "Der Vater von Simone Möllner...ach ja, über sie wissen sie ja noch nichts Chefin. Ist aber nicht so wichtig, mehr von ihr erzähle ich ihnen ein ander Mal. Jedenfalls Ostwitzer ist der Drahtzieher der ganzen Drogengeschichte und unser Transporter-Fahrer Sven Häuser kann uns sicherlich den Übergabeort der Drogen und womöglich auch den Aufenthaltsort von dem Direktor verraten, sofern wir es schaffen ihn weichzukochen", erklärte er der Chefin in Windeseile den aktuellen Stand der Ermittlungen.
    Tom stand angelehnt an der Wand, die Arme vor sich verschränkt und lauschte, ebenso gespannt wie die Chefin, Semir's Erläuterungen. Sein Partner hatte ihn ja bis jetzt auch noch nicht aufgeklärt. Nun war er wieder so einigermaßen auf dem Laufenden.


    "Na worauf wartet ihr noch? Verhört den Mann sofort, ich werde inzwischen den Polizeipräsidenten über den vorläufigen Stand informieren", befahl Engelhardt den beiden und winkte ihnen mit der Hand, doch endlich ihrer Arbeit nachzugehen.


    Das Verh?r von Sven Häuser lief äußerst zäh voran. Anfangs saß er nur stillschweigend da, den Blick geradeaus gerichtet, wie schon zuvor auf der Autobahn und machte keine Anstalten den beiden Ermittlern auch nur im geringsten entgegenzukommen oder behilflich zu sein.
    Erst als Semir, der bereits völlig genervt im Verhörraum im Kreis rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn, ihn damit konfrontierte, dass er wegen dem Mord an Möllner (Simone hatte ihm erzählt, dass sie die Ermordung beobachtet hatte), Drogenhandels und -besitzes und zu guter Letzt auch noch wegen der verletzten und womöglich getöteten Menschen auf der Autobahn, die er ebenso auf dem Gewissen hatte, eine lebenslängliche Strafe im Gefängnis absitzen würde, war er endlich geständig.
    Tom musste seinen Partner zurückhalten, weil Semir diesem Sven, der ihm mit einem breiten Grinsen im Gesicht als krönenden Abschluss seines Geständnisses auch noch offenbarte, dass ihm nichts davon leid töte, fast an die Gurgel sprang.


    "Semir!...vergiss ihn, er ist es nicht wert. Wir haben alles, was wir wissen wollten", riss Tom ihn von dem noch immer grinsenden Häuser weg und schob ihn vor sich fort aus dem Verhörraum...

  • In Ostwitzer's Haus...


    Hastig packte Claus Ostwitzer ein paar seiner Lieblings-Kleidungsstücke in einen kleinen handlichen Koffer, vorsichtshalber verstaute er auch noch eine Waffe dazwischen - sicher ist sicher. "Nur das Nötigste, mehr brauch ich nicht", sprach er mit sich selbst, während er schon den Deckel des Koffers zuklappte und verschloss.
    Er hatte das Büro heute schon früher verlassen, seiner Sekretärin erzählte er etwas von wegen, er müsse noch finanzielle Angelegenheiten, das Unternehmen betreffend, regeln und würde erst wieder morgen ins Büro kommen.
    "Ha,...morgen, da sitze ich schon im Flugzeug nach San Francisco", lachte er höhnisch vor sich hin.
    Schnell nahm er den Koffer vom Bett, ging die Treppe hinunter, schnappte sich in seinem Arbeitszimmer noch den Laptop und verließ das Haus, ohne sich auch nur einmal umzusehen.


    Die restlichen Stunden bis zur Übergabe wollte er weder bei "In Public" noch bei sich zu Hause verbringen. Er würde einfach durch die Gegend fahren, vielleicht dazwischen irgendwo einen Kaffee trinken, um nur ja nicht auffindbar zu sein, sollte doch noch etwas schief gehen.
    Denn als er vorhin telefonisch bei seinen Männern nachfragte, ob sie Sven nun endlich gefunden hätten, war die Antwort leider nicht sehr positiv. Noch nicht, aber sie würden ihn bestimmt bald finden. Das genügte Ostwitzer nicht, wenn Sven nun doch von Gerkhan und Kranich geschnappt würde, wollte er auf Nummer sicher gehen und sich selbst schon mal aus der Schusslinie bringen. Dieser verdammte Gerkhan, er hatte den Anschlag auf ihn anscheinend überlebt, während der Fahrt vom Büro hierher hatte Ostwitzer es im Radio gehört, dass die beiden Hauptkommissare fleißig an ihren Ermittlungen arbeiteten.


    Ursprünglich wollte er Simone, seine Tochter mit nach Amerika nehmen, doch sie hatte ihm deutlich erklärt, dass sie ihn und sein Tun verabscheute und ihn nie wiedersehen wollte. Für Ostwitzer war es ein Schlag mitten ins Gesicht, es kratzte an seinem Ego, so beschloss er sie in das Gartenhäuschen von Walter Möllner bringen zu lassen um sie dort festzuhalten. Nur solange, bis die Übergabe stattgefunden hatte und er sich selbst in Sicherheit befand. Für den Notfall, der, wie er inständig hoffte, nicht eintreten würde, diente Simone ihm als Geisel.
    Seinem Mann, der Simone in seiner Gewalt hatte und sie bewachte, würde er telefonisch Anweisung geben, wann er sie wieder gehen lassen konnte. Eines vereinbarte er jedoch schon vorweg mit ihm: Sollte sie Anstalten machen zu fliehen oder Semir Gerkhan in irgendeiner Weise eine Nachricht zukommen lassen zu wollen, müsste er sie auf der Stelle beseitigen...

  • Auf der Autobahn...


    Bonrath und Hotte hatten alle Hände voll zu tun die Massenkarambolage unter Kontrolle zu bekommen. Immer und immer wieder ereigneten sich weitere Auffahrunfälle von Lenkern, die die bereits verunglückten W?gen zu spät wahrnahmen und ungebremst auf diese draufprallten.
    Sie hatten bereits vor einiger Zeit weitere Einsatzkräfte für die Aufräumarbeiten angefordert, doch diese verspäteten sich aufgrund eines riesigen Staus, der sich auf der Strecke hierher befand.
    "Mensch Hotte, da haben sie uns doch wieder was schönes aufgebrummt", raunzte Bonrath ihn an. "Wenn das so weitergeht, stehen wir um Mitternacht auch noch hier rum", gab er seinem brummigen Kollegen seine Bedenken zu verstehen.
    "Na, nun wart doch mal ab Dieter, die werden schon kommen", kam es gemüchlich aus Hotte's Mund.


    Dieter glotzte seinen Kollegen eine Weile lang an, bis es Hotte zu blöde wurde und ihn mit zusammengekniffenen Augen anschnaubte: "Sag mal Dieter, hab ich was im Gesicht oder warum guckst du mich schon die längste Zeit so dämlich an?"
    "Nee, wieso", antwortete Bonrath ruhig, zeigte mit dem Finger auf Hotte's Brusttasche, die zu vibrieren schien: "ich glaub dein Handy läutet schon die längste Zeit."
    Durch Hotte's fülligen Oberkörper war das Vibrieren nicht durchgedrungen, so fingerte er rasch sein Handy heraus und nahm ab. Semir wetterte ihm sofort entgegen: "Naaa endlich...Hotte, wir haben eine Fahndung nach Claus Ostwitzer rausgegeben, dem Boss der Drogenbande. Wir haben soeben herausgefunden, dass er weder in seinem Büro noch zu Hause ist. Wir vermuten also, dass er sich auf der Flucht befindet. Ihr seid doch auf der Autobahn oder?!"
    "Ja, ja sicher doch", erwiderte ihm Hotte mit ruhigem Ton. "Ich schick dir gleich ein Foto von dem Kerl auf dein Handy rüber. Haltet bitte Ausschau nach ihm, vielleicht kommt er ja zufällig an euch vorbei. Solltet ihr ihn sehen, nehmt ihn sofort fest und bringt ihn unverzüglich aufs Revier, ja!?", beendete Semir das Gespräch ohne auch nur ein weiteres Kommentar von Hotte abzuwarten.


    PIEP-PIEP...das Foto war bereits auf dem Handy eingelangt. Hotte drückte unbeholfen auf dem Telefon herum, bis endlich das, so wichtige, Bild zum Vorschein kam.
    "Hier...guck mal, Dieter. Nach diesem Kerl sollen wir suchen, hat was mit Semir's und Tom's Fall zu tun, irgend so ein Drogenboss", wies er seinen langbeinigen Kollegen an und hielt ihm das Handy unter die Nase.
    "Mensch Hotte...nicht so nah ran, ich bin ja nicht blind. Aha, ja...okay, dann wollen wir uns mal umsehen", versuchte Dieter ihn zu motivieren.
    Beide standen sie nun neben Hotte's heißgeliebtem Porsche und versuchten von jedem, an ihnen vorbeikommenden Lenker, das Gesicht zu erspähen...

  • Im Gartenhäuschen...


    Während sie sich zu beruhigen versuchte und dabei kurz die Augen schloss, um dann endlich daran zu gehen Semir über ihr Handy eine Nachricht zukommen zu lassen, musste Simone in ihrer Erschöpfung wohl kurz eingenickt sein. Sei wurde durch das Hereinpoltern ihres Bewachers aufgeschreckt, der nun wieder am Bett stand und ihr Wasser anbot.
    Noch halb benommen, kreisten ihre Gedanken wild umher: "Er hat was gemerkt, verdammt wo ist das Handy?" In ihrem Anflug von Angst, begann sie etwas zu zittern "nur nichts anmerken lassen", versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Doch dann stellte sie fest, dass sie wie zuvor auf ihrem Rücken lag, die Hände darunter, in welchen sie das Handy wahr nahm. Ein Stein fiel ihr vom Herzen, noch während sie den vor ihr stehenden Maskierten anstarrte, nickte sie beschwichtigend mit dem Kopf hin und her, was ihm vermitteln sollte, dass Simone keinen Durst hatte.
    Eine Weile blieb er noch reglos vor dem Bett stehen, sodass sie befürchtete, er hätte doch was bemerkt, doch dann verließ er endlich, stillschweigend wie er gekommen war, wieder den Raum und schloss die Tür hinter sich.


    "Pfff...das war knapp", schoss es ihr durch den Kopf, als ihr Blick auf das kleine gegenüberliegende Fenster fiel und sie feststellen musste, dass es draußen bereits dunkle Nacht war.
    Hatte sie doch so lange geschlafen, es war doch gerade noch hell, das konnte nicht sein! Nun wollte Simone keine Zeit mehr verlieren. Leicht zur Seite gedreht, versuchte sie über ihre rechte Schulter auf das Handy zu schielen, damit sie endlich ihre Nachricht an Semir senden konnte. Doch dies war äußerst schwierig, viel konnte sie nicht erkennen. Also musste sie sich hauptsächlich auf ihren Tastsinn verlassen.
    Nachdem sie es mühsam geschafft hatte in das Menü für Mitteilungen zu gelangen, musste sie jetzt eine kurze, aber für Semir verständliche Nachricht, eintippen. Es dauerte ewig, aber sie schaffte es. Die Nachricht war fertig und jetzt noch schnell senden...PIEP...ein kurzer Ton gab ihr zu verstehen, dass die SMS abgeschickt wurde.


    Das wäre geschafft...sie jubelte innerlich. Doch der Schatte in ihrem linken Augenwinkel ließ sie hochschrecken, der maskierte Mann stand wieder neben ihr!


    Während sie emsig am Schreiben gewesen war und sich dabei halb verrenkte umd das Handy sehen zu können, hatte sie nicht bemerkt, dass er inzwischen wieder das Zimmer betreten hatte.
    Panik machte sich in ihr breit, sie wusste nun hatte er sie erwischt!


    Simone wagte es nicht ihn anzusehen, nahm nur links von sich wahr, dass er sich zu ihr herunterbeugte, ihr den linken Ärmel hochkrempelte. Ein kurzer stechender Schmerz in ihrer Ellenbeuge, dem eines Bienenstiches gleich, war das Nächste was sie spürte.


    Ihr Peiniger verließ wieder den Raum, sie sah ihm noch nach, doch seine Konturen verschwammen und ihre Lider wurden immer schwerer und schwerer...

  • Unterwegs in Tom's Mercedes...


    Semir und Tom hatten beschlossen, nachdem sie Claus Ostwitzer weder bei "In Public" noch in seinem Wohnhaus ausfindig machen konnten, dies durch die Fahndung erledigen zu lassen.
    Zwischenzeitlich hatten sie das Auto gewechselt und waren nun im Mercedes von Tom unterwegs zu einer am Stadtrand befindlichen Lagerhalle, in der, laut dem Geständnis von Sven Häuser, die Drogen gebunkert wurden.


    "Ach Tom, sei mir nicht böse, dass ich dich gebeten hab mit deinem Wagen weiterzufahren, nur ich hab schon so viele Autos zu Schrott gefahren. Wenn deiner jetzt mal wieder was abkriegt, würde die Chefin sicher nachsichtiger sein", versuchte Semir seinen, konzentriert auf die Straße blickenden Partner zu besänftigen.
    "Sollte mein Mercedes in den nächsten Stunden auch nur einen Kratzer abbekommen, schreibst aber DU den Bericht, klar!", Tom war von Semir's Idee allerdings wenig begeistert, sein Mercedes musste herhalten.
    Semir schielte Tom, dessen Gesicht sich verfinstert hatte, vorsichtig von der Seite an: "Ja, ist doch klar, aber es wird schon nichts passieren."
    "Hey...stopp, stopp, langsamer Tom, da vorne ist die Halle", sagte Semir auf einmal und tippte Tom auf die Schulter, während er mit dem Finger in Richtung der Halle deutete.
    Sofort verlangsamte Tom die Fahrt, schaltete vorsichtshalber die Scheinwerfer des Mercedes aus, damit sie die Ganoven, die sich womöglich noch in der Halle aufhielten, nicht sogleich herannahen sahen.


    Etwas abseits der Lagerhalle parkte Tom den Wagen, beide stiegen aus - die Türen sperrangelweit offen lassend - damit das Geräusch des Zuschlagens der Türen niemanden warnte. Langsam, ihre Waffen wie ein schützendes Schild vor sich hin- und herbewegend, tasteten Semir und Tom sich an das Tor der Halle heran. Es war totenstill, kein einziger Lichtschimmer war zu sehen.


    Endlich am Tor angelangt, blickten sich beide verdutzt an. Langsam nahmen sie ihre Pistolen wieder herunter. Das Tor war offen, kein Mensch war zu sehen und in der Halle gähnende Leere.
    "Verdammt, wir sind zu spät. Die sind schon weg", sprach Semir laut aus, was sich bereits beide gedacht hatten, als sie das offene Tor erblickten.


    PIEP...PIEP...da hier gespenstische Stille herrschte, schreckten beide durch das Ger?usch, das Semir's Handy von sich gab, auf.
    "Was is'n das jetzt wieder? Wer schickt mir mitten in der Nacht eine SMS?", wunderte sich Semir und drückte indessen schon die entsprechenden Tasten seines Telefons.
    Sein erster Blick fiel auf den Absender der Nachricht, sie kam von Simone!
    Seine Gefühle kamen durcheinander, ungläubig, verwundert und erfreut zugleich las er laut die Nachricht: "Häuschen am Rhein", stand da.
    Tom hatte überhaupt keinen Plan, was Semir da gerade faselte.
    "Tom...sie lebt, Simone ist am Leben. Die Nachricht ist von ihr, sie ist im Gartenhäuschen ihres Vaters, ääähm...von Walter Möllner, ach egal. Ich weiß wo das ist. Ich war, als ich sie das erste Mal traf, mit ihr dort und wir verbrachten dort eine unglaubliche Naach...", abrupt biss er sich auf die Zunge, als er bemerkte wie Tom ihn halb grinsend und halb *ich verstehe nur Bahnhof", anstarrte.
    "Ach...nicht so wichtig, erklärt ich dir irgendwann mal...", wollte er einem Kommentar von Tom ausweichen.


    "Das ist ja endlich mal was Erfreuliches", kam jetzt Tom zu Wort, "doch der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig. Wir müssen unbedingt zum Übergabeort am Bahnhof. Die Uhr läuft, in einer halben Stunde ist es Mitternacht. Wenn wir verhindern wollten, dass sich dieser Marokkaner, wie uns dieser Häuser erzählt hatte, mit den Drogen aus dem Staub macht, müssen wir sofort los!", sprudelte es weiter aus Tom heraus, während er Semir einen teils vorwurfsvollen, teils auffordernden Blick zuwarf.
    Semir sah seinen Freund mitleidig an und sagte leicht trotzig: "Ach...du hast ja recht, lass uns fahren. Aber danach holen wir Simone da raus, versprochen?", flehte er Tom an, bereits wieder zum Wagen laufend.
    "Versprochen", beruhigte ihn Tom und gab Gas...

  • Ostwitzer unterwegs im Auto...


    Er wusste nicht, wie lange er bereits auf den Straßen umherirrte, damit beschäftigt nur ja nirgendwo zu lange zu verweilen.
    Ostwitzer gönnte sich zwischendurch nur einen Becher Kaffee, den er sich schnell an einer Tankstelle besorgte, an der er zufällig vorbeikam.


    Vor einer halben Stunde erreichte ihn der Anruf eines seiner Männer, der ihm offenbarte, dass Sven Häuser doch von der Polizei geschnappt wurde, er sich jedoch keine unnötigen Sorgen machen sollte, denn Sven würde auf gar keinen Fall reden.
    Es würde trotz allem, alles nach Plan verlaufen, er wäre mit den Männern bereits unterwegs zum vereinbarten Treffpunkt der Drogen-Übergabe.
    Ostwitzer hätte ihn am liebsten durch das Telefon hindurch zwischen seinen Fingern zermalmt, doch aufregen nützte jetzt auch nichts mehr.
    So legte er einfach auf und hoffte, dass seine Männer die Übergabe noch rechtzeitig über die Bühne brachten und die ganze Sache nicht vermasselten.


    Nun fuhr er da, in Gedanken versunken, immer wieder ängstlich in den Rückspiegel blickend, ob ihn auch ja kein Streifenwagen verfolgte.
    So kurz vor dem Ziel, konnte er kaum noch klar denken, doch er versuchte sich permanent einzureden, dass alles gut gehen würde. Darauf wo er lang fuhr, hatte er in seiner Sorge um die Übergabe, überhaupt nicht mehr geachtet und irgendwann registrierte er, dass er sich auf der Autobahn befand.


    Es war bereits 23.30 Uhr und vorsichtshalber schaltete er bereits jetzt seinen Laptop, der sich neben ihm auf dem Beifahrersitz befand, ein. Reine Vorsichtsmaßnahme um dann rechtzeitig um Mitternacht überprüfen zu können, ob der Marokkaner denn auch sicher die vereinbarte Summe auf das, extra von ihm dafür eingerichtete, Konto transferiert hatte.


    Ostwitzer wollte den Verkehr nicht aus den Augen lassen, es war dunkel und seine Augen brannten durch die Anstrengung sich zu konzentrieren nur ja keinen Unfall zu bauen.
    So tastete er mit seiner rechten Hand am Laptop entlang um den "ON"-Schalter zu betätigen, doch er fand ihn nicht auf Anhieb.
    Also beschloss er das Innenlicht des Wagens anzumachen um dann kurz einen Blick auf den Laptop zu werfen, so würde es sicher funktionieren...

  • Auf der Autobahn bei Hotte und Bonrath...


    "Wääääh...", Dieter gähnte seinen Kollegen Hotte lautstark von der Seite an.
    Beide waren noch immer an der Ungl?cksstelle, die Aufräumarbeiten gingen endlich dem Ende zu, und hielten tapfer, angelehnt an den Porsche, Ausschau nach dem Fahndungsopfer. Jedes Mal, wenn ein Wagen an ihrem Standort vorüberfuhr, lehnten sie sich nach vor um den Fahrer identifizieren zu können.


    "Das ist doch reine Zeitverschwendung, der kommt doch nie im Leben genau an uns vorbei. Bestimmt ist der schon längst über alle Berge und wir stehen uns hier die Füße in den Bauch", brummte Hotte mürrisch, vom andauernden Gähnen seines Kollegen genervt, vor sich hin.
    Gerade in diesem Moment näherte sich den beiden wieder ein Wagen. Wie bereits bei den anderen zuvor, beugten sie sich wieder vor. Die Innenbeleuchtung des Wagens war an, sodass sie deutlich das Gesicht des Mannes erkennen konnten, der ihnen im Vorüberfahren einen entsetzten Blick zuwarf.


    Bonraht und Hotte waren plötzlich putzmunter, sie hatten ihn beide erkannt.
    Es war der Mann nach dem sie fahndeten und in ihrer Hektik, stießen sie sich fast gegenseitig die Köpfe, als sie in den Wagen sprangen.
    Hotte war seinen Porsche an und raste dem Wagen hinterher. Doch er musste nicht lange fahren, da sahen sie auch schon das Unglück.
    Der flüchtige Ostwitzer übersah in seinem Anflug von Panik einen, einige hundert Meter weiter vorne platzierten Feuerwehrwagen, in den er mit voller Wucht hineinkrachte.
    Die Feuerwehrmänner, die kurz zuvor aus dem Wagen ausgestiegen waren und sich auf der anderen Seite der Autobahn versammelt hatten, starrten, starr vor Schreck, auf den riesigen Klumpen aus Blech, den der Feuerwehrwagen und der Audi von Claus Ostwitzer gebildet hatten.
    Hotte und Bonrath, die bereits den Wagen verlassen hatten, näherten sich gerade dem Unfallort, als die zwei ineinander gekeilten Wägen plötzlich mit einem lauten Knall explodierten.
    Die beiden Polizisten konnten sich gerade noch rechtzeitig auf den Boden werfen, außer ein paar leichten Abschürfungen und Kratzern blieben sie so gut wie unversehrt.


    "Das hätte sich dann wohl auch erledigt, wieder einer weniger, den wir aufs Revier fahren müssen", witzelte Hotte, verzog dabei sein Gesicht und schaffte es sogar Bonrath einen kleinen kläglichen Lacher zu entlocken...

  • Semir und Tom auf dem Weg zum Bahnhof...


    Das Wasser spritzte nach allen Seiten - es hatte mittlerweile wie aus Kannen zu regnen begonnen - als Tom auf dem Weg zum Bahnhof den Mercedes durch die Pfützen jagte, die sich bereits stellenweise gebildet hatten.
    "Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig. Wenn wir jetzt zu guter Letzt die Übergabe nicht vereiteln können, macht uns die Chefin die Hölle heiß", zweifelte Tom, während er schon das x-te Mal auf seine Armbanduhr sah.
    Semir registrierte die Worte seines Partners nur irgendwie weit entfernt an sein Ohr dringend.


    Er war in sich versunken, mit seinen Gedanken ganz woanders...bei Simone. "Sie brauchte unbedingt seine Hilfe", raunte es durch seinen Kopf. Doch was tat er anstatt dessen? Wie oft hatte er sich, genau wegen solcher Situationen, Vorwürfe gemacht, als er seine geliebte Andrea des öfteren versetzt hatte.
    Es war letztendlich immer wieder gut ausgegangen, doch genau wegen dieser Probleme zerbrach ihre Ehe doch schließlich und er konnte Andrea sogar, ob ihrer Entscheidung, verstehen.


    Und nun war da, nach langer Zeit der Trauer und Schuldeingeständnissen endlich wieder eine Frau in sein Leben getreten, der er wieder sein Herz öffnen konnte und er ließ sie gleich zu Anfang erneut im Stich.
    "Nein, nein", das darfst du dir nicht einreden, sagte er zu sich selbst. Die Arbeit ging nun mal vor. Er war Hauptkommissar und musste sich darum bemühen, das Leben vieler Menschen zu retten, das war nun mal sein Job.
    "Wir werden jetzt diese Dealer hochgehen lassen und Simone dann sofort befreien", vollendete er seine Gedankeng?nge, als er das emsige Vibrieren seines Handy's war nahm...

  • ...Tom war indessen so sehr mit dem gezielten Lenken des Mercedes und dem andauernden auf die Uhr sehen beschäftigt, als er plötzlich Semir neben sich vernahm: "Ja, Semir...ah hallo Chefin! Wir sind gerade unterwegs zur Übergabe. Ja, wir sind soweit ich sehen kann gleich da. Aha...ja, na das is ja endlich mal was Positives! Könnten sie dann vielleicht gleich Hotte und Bonrath als Verstärkung zu uns rausschicken. Ja...fein", Semir war sichtlich erleichtert, anhand der Neuigkeiten, die ihm Engelhardt gerade verkündet hatte.


    Tom wartete bereits gespannt auf Semir's Aufklärung. "Na, was gibt's? Was hat die Chefin gesagt?", löcherte er auch schon seinen Kollegen.
    "Gute und schlechte Neuigkeiten...", begann Semir rasch Tom's fragendem Blick zu erwidern. "Hotte und Bonrath haben Claus Ostwitzer tatsächlich geschnappt, doch leider wird er das Gefängnis nie von innen zu sehen bekommen...Er hat bei seiner Flucht vor den beiden einen Feuerwehrwagen übersehen und nun müssen seine Einzelteile von der Autobahn abgekratzt werden", spöttelte Semir auch gleich schadenfroh.
    "Ist ja toll, da hätten wir mal eine Sorge weniger", pflichtete Tom seinem Partner etwas ironisch bei.


    Zwischenzeitlich lagen nun schon die Gleise des Bahnhofes vor ihnen. Ein kleines Stück weiter befand sich der alte Bahnhof, der bereits vor Jahrzehnten still gelegt wurde, der jedoch ab und an bei Wartungsarbeiten für die Mitarbeiter der Bahn als Aufenthaltsraum diente.
    Nur um diese Zeit war von diesen dort sicherlich niemand anzutreffen.
    Tom parkte den Wagen neben den Gleisen, von wo aus sie nun ein paar hundert Meter zu Fuß über eine Wiese zum Gebäude gelangten.


    Flugs verließen sie das Auto und huschten in leicht geduckter Stellung durch das Gras.
    Bereits beim Herannahen bemerkten sie auf der riesigen Wiese einen abgestellten Helikopter. Dieser diente wohl dazu die übergebenen Drogen abzutransportieren, sodass der Marokkaner ohne weitere Probleme damit verschwinden konnte...

  • ...Beide hatten sie endlich das Gebäude erreicht und schlichen vorsichtig, dicht an die Wand gepresst, in Richtung Eingang.
    Von drinnen drangen, sich laut unterhaltende Männerstimmen an ihr Ohr.
    Mit einem lauten Ruck flog plötzlich die Eingangstüre auf und zwei Männer, jeder mit einem Karton beladen, kamen heraus und steuerten den Helikopter an.
    Semir und Tom warfen sich einen kurzen überraschten Blick zu und schafften es gerade noch hinter einer dunklen Ecke zu verschwinden um nicht von den beiden entdeckt zu werden.
    Während die beiden Ermittler nun in ihrem Versteck ausharrten um dabei zu überlegen wie sie die Übeltäter überrumpeln konnten, verließen auch schon weitere Männer das Gebäude.
    Zwei davon entfernten sich in Richtung eines vor dem Gebäude abgestellten Geländewagens, der dritte bewegte sich auf den Heli zu - vermutlich der Pilot.


    Tom und Semir mussten jetzt rasch handeln. Dem emsigen Treiben nach zu urteilen, waren die Verhandlungen der Ganoven abgeschlossen und das Verladen der Drogen hatte bereits begonnen.
    "Du übernimmst die Kerle am Heli und ich pirsche mich an den Geländewagen heran", flüsterte Semir seinem Freund leise zu um nur ja keine Aufmerksamkeit der Bande auf sich zu ziehen.
    "Ist gut", bemerkte Tom und schon bewegte sich jeder in seine, ihm zugewiesene Richtung.


    Semir vermochte sich still und leise an den Geländewagen heranzuschleichen. Die beiden Kerle standen noch neben dem Wagen und unterhielten sich leise.
    Beide Autotüren standen weit offen. Vermutlich warteten sie noch auf ihren Kollegen, der noch beim Helikopter mit dem Einladen der Drogen beschäftigt war. Der Zweite, der ihm beim Einräumen half, gehörte sicher zum Gefolge des Marokkaners.


    PENGG...Semir nutzte sofort die Gelegenheit, da ihn die Ganoven durch ihre angeregte Unterhaltung nicht zu bemerken schienen, und knallte einem die geöffnete Autotür genau vor den Latz, sodass er sofort benommen zu Boden ging.
    Sogleich zückte der Zweite seine Waffe um Semir damit zu erschießen. Doch Semir vermochte sie dem Angreifer geistesgegenwärtig mit einem gezielten Schlag auf den Unterarm aus der Hand zu schleudern und verpasste ihm auch gleich mit dem Knauf seiner Pistole einen Schlag auf den Hinterkopf.


    "Buuhhh...das wäre geschafft", gab Semir erleichtert von sich und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn, auf der sich eine kleine Armee von Schweißperlen gebildet hatte.
    Instinktiv drehte er sich sofort in Richtung Helikopter um, dessen Rotorblätter sich gerade zu bewegen begannen. Während Semir am Geländewagen beschäftigt war, die beiden Übeltäter außer Gefecht zu setzen, hatte der Pilot bereits den Heli gestartet.
    In seinem linken Augenwinkel sah er, wie aus dem Gebäude eine Gestalt auf das Fluggerät zurannte. Das konnte nur der Marokkaner sein, der sich bis zum Schluss darin aufgehalten hatte.
    Nun wollte er rasch mit den Drogen verschwinden!


    Semir richtete sofort seine Waffe auf den Mann und wollte auch schon auf ihn zustürmen um ihn an der Flucht zu hindern, als er auf einmal Tom's Stimme zu seiner Rechten brüllen hörte: "Semir...Semir...hilf mir!"
    Semir erblickte Tom, der von einem der Kerle vom Helikopter weggezerrt wurde, während dieser ihm eine Pistole an die Schläfe drückte.
    Nun war Semir hin- und hergerissen, einerseits sollte er den Marokkaner daran hindern in den Helikopter zu gelangen, andererseits musste er seinen Freund unbedingt aus den Fängen des drohenden Todes befreien.
    "Tooooom...", entwich es lauthals seinem Mund und schon sprintete er auf ihn und seinen Peiniger zu. "Lassen sie sofort die Waffe fallen!", befahl er dem Mann, dessen Hand bereits sichtlich nervös, den Abzug der Waffe unter Spannung haltend, zu zittern began...

  • ..."Erledige den Bullen endlich und komm...wir starten", drang es auf einmal vom Piloten zu Tom's angehenden Mörder herüber.
    Dieser drehte kurz seinen Kopf in Richtung des Helikopters - das war Semir's Chance!
    Jetzt durfte ihm nur kein Fehler unterlaufen, ging es ihm durch den Kopf, wenn er nun seine Waffe auch nur einige Millimeter verzog, könnte Tom dabei draufgehen.
    Vollster Konzentration zielte Semir und schoss.
    Ein Knall und der Ganove ging tödlich am Kopf getroffen zu Boden.
    "Das war knapp...", atmete Semir, innerlich stolz auf seinen gekonnten Schuss, mit einem leichten Seufzer auf. Im gleichen Moment stieß Tom sich von dem Kerl ab, schlug ihm dabei die Waffe aus der Hand, welche indessen unglücklicherweise los ging.
    ZIIIISSSSCH...wie eine kleine Rakete durchbohrte die dabei gelöste Kugel Semir's Arm.
    "Aaaaaah...", Semir fasste sich intuitiv an die Wunde, während er aufgrund der Wucht der Kugel, leicht rückwärts taumelte.
    Als er seine Standfestigkeit wieder zurückerlangt hatte, warf Semir nur einen kurzen prüfenden Blick auf die Wunde und rannte auch schon los: "Tom...schnell, der Helikopter!", rief er seinem Kollegen entgegen. Während des gerade stattgefundenen Schusswechsels konnte sich der Marokkaner ungehindert in den Heli flüchten, dessen Rotoren bereits auf Hochtouren liefen und der in den nächsten Sekunden abheben w?rde.


    Tom stürmte Semir sofort hinterher, vorher schnappte er sich noch die Waffe, des von Semir "erlegten" Ganoven und musste gleich erkennen, dass sie den Heli nicht mehr rechtzeitig erreichen würden.
    Knapp vor ihnen erhob dieser sich gerade über ihren Köpfen in die Luft.
    "Los...schieß!", schrie Semir seinem Partner im Lärm der sich drehenden Rotorblätter ins Gesicht.
    Beide ballerten sie wie besessen auf den Helikopter los.
    Zsssssch...machte es auf einmal, nach unzähligen verpulverten Kugeln, sie hatten die Benzinleitung getroffen.
    Tom und Semir's Blicke trafen sich wie auf Kommando gleichzeitig, sofort machten sie auf ihren Absätzen kehrt und rannten was das Zeug hielt.
    KAAAABUUUM...mit einem ohrenbetäubenden Knall zerbarst der Heli in tausende Einzelteile.
    Die beiden Kommissare wurden durch die Wucht der Explosion durch die Luft geschleudert und landeten äußerst unsanft im feuchten Gras...

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