Der Hass eines Rabens

  • Unbekannte Sicht:

    “Für all die Jahre die ich schweigen musste. Für all die Lügen die ich auf mich nehmen musste, nur damit die Wahrheit nicht ans Licht kommt. Für all die Zuneigung, die sie mir nie gegeben haben. Dafür, dass sie mich einfach abgeschoben hatten nachdem sie Ersatz gefunden hatten. Ich werde mich rächen, bei allen die davon wussten und daran beteiligt waren, das schwöre ich dir.”
    “Findest du das nicht ein wenig übertrieben?”
    “SCHWEIG! Niemand versteht was ich durchgemacht habe, auch du nicht - selbst wenn du das denkst. Du hast nicht das Recht mich an meiner Tat zu hindern. Sie haben alles verdient was sie bekommen werden. Einer nach dem anderen. Alle werden qualvoll sterben. Nichts anderes hat diese verdammte Familie verdient.”,knurrte der Mann und erhob sich wütend.
    Sein Freund ging langsam zu ihm und wollte ihn beruhigen indem er seine Hände auf die Schulter des älteren legte. Dieser jedoch drehte sich mit einem Ruck um, stieß seinen jüngeren Freund an die Wand, welcher mit einem dumpfen Stoß auf dem Boden landete und sein Gesicht vor Schmerz verzerrte.
    “Du glaubst mir nicht. Du bist genauso wie alle anderen.”
    Der Mann zog eine Waffe hervor, richtete sie direkt auf die Brust des jüngeren und ignorierte den panischen Blick seines Freundes. Er drückte ab, traf direkt in die Nähe des Herzens und ließ den jüngeren im dunklen Raum allein, unter dem sich schon längst eine große Blutlache gebildet hatte.







    Erzähler Sicht:




    Eigentlich war es ein ganz normaler Arbeitstag. Auf der Autobahn war es ziemlich ruhig geworden nachdem der Arbeitsverkehr so langsam aufhörte und die Leute schon langsam alle ihrer Arbeit nachgingen und somit die Autobahn auch ziemlich leer geworden ist. Auch Semir und Paul gingen ihrer Arbeit nach, welche den Arbeitstag mit einer normalen Streifenfahrt am frühen Montagmorgen begangen, während sie über den Mordfall von gestern sprachen. Bisher warteten sie auf Antwort von der Gerichtsmedizin da man bisher weder wusste wer die Person war, noch wie und warum sie starb. Vereinzelt unterbrachen sie das Gespräch und die Vermutungen weil sie Temposünder anhielten, ansonsten war ihre erste Streife im neuen Monat weitest gehend ruhig. Und mehr als ein Auffahrunfall in einer Kurve mussten sie auch nicht bearbeiten, weshalb Sie sich nach wenigen Minuten Weiterfahrt dazu entschieden hatten wieder zurück zur Dienststelle zu fahren. Als sie dort ankamen diskutierten sie erstmal wer nun was machen würde, was natürlich von den Kollegen nicht unbemerkt blieb.




    “Es ist doch viel logischer wenn du den Bericht schreibst, damit du wenn Nachfragen kommen sollten auch darauf antworten kannst. Wenn ich den Bericht schreiben würde müsstet ihr erst bei mir anrufen - und ihr werdet mich nicht immer erreichen können in den nächsten Tagen!”,versuchte Semir nun auch deutlich zu machen oder eher sich herauszureden das er nicht den Bericht über den Auffahrunfall schreiben musste.




    “Wenn du den Bericht ordentlich schreiben würdest dann werden auch keine Nachfragen kommen - außerdem kannst du in den nächsten Tagen entspannen während ich hier die ganze Arbeit allein machen muss!”,konterte Paul lautstark.
    “Ja, aber -”
    “Herr Renner? Kommen sie mal bitte in mein Büro? Und Gerkhan, sie können währenddessen schon mal den Bericht schreiben.”,unterbrach Frau Krüger die - mittlerweile wirklich laut gewordene - Diskussion der beiden Hauptkommissare.
    “Siehst du. Du schreibst den Bericht, und ich rede mit Frau Krüger! Befehl von der Chefin”,grinste Paul glücklich über seinen Erfolg das er sich nicht mit dem Bericht auseinander setzen musste. Semir seufzte nur laut auf, schüttelte etwas mit den Kopf und grinste dann Paul kurz nach. “Du bist so ein Glückspilz!”,murmelte der Deutschtürke seinem jüngeren Kollegen noch hinterher und verschwand dann im gemeinsamen Büro um sich an den Bericht zu setzen.




    Paul verschwand derweile im Büro der Krüger und schloss hinter sich die Tür. “Was gibt es denn so dringendes?”
    “Setzen sie sich. Darf ich Ihnen unsere neue Kollegin vorstellen? Frau Herbst, ebenfalls Kriminalhauptkommissarin. Sie hat ihre Ausbildung einige Jahre später wie sie absolviert. Sie wird ab heute ihren Dienst in unserem Team antreten und demnächst mit Frau Dorn zusammen arbeiten, wenn sie aus ihrem Urlaub zurück ist.”,erklärte die Krüger ruhig als Paul in das Büro eingetreten war.
    Sie hatte extra Paul für das Gespräch in ihr Büro gerufen. Schließlich war die Kollegin ein Ersatz für den verstorbenen Dieter Bonrath, der einige Zeit lang Jenny´s langjähriger Partner und lieb gewonnener Kollege von allen anderen war. Und Paul war schließlich der einzigste der Dieter Bonrath nicht kannte, weshalb er bestimmt nicht ein allzu großes Problem mit der neuen Kollegin haben würde. Sie war sich nur noch nicht so sicher, ob es bei allen anderen Mitarbeitern auch so werden würde. Denn sie wollte nicht auf die Frau verzichten, denn sie hatte erstklassige Noten in ihrer Ausbildung erreicht und sehr gute Referenzen gehabt. Außerdem, da war sich Frau Krüger sicher, würde sie sehr gut ins Team passen und sich bestimmt auch gut mit Jenny verstehen.




    Die neue Kollegin stand auf und hielt dem Blonden ihre Hand hin. “Veronika. Freut mich sie kennen zu lernen.”,lächelte sie freundlich und schaute ihm in die Augen.
    “Paul, ebenso.”,meinte der etwas Ältere, erwiderte das Lächeln und setzte sich dann auf den freien Platz neben seiner neuen Kollegin. Dann schaute er erstmal fragend zu Frau Krüger. “Aber… was habe ich mit der neuen Kollegin zu tun?”




    Kim Krüger, die scheinbar zufrieden war das sich die beiden direkt verstanden haben, war einen kurzen Moment abwesend, völlig in ihre eigenen Gedanken vertieft, und richtete dann erst ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Mitarbeiter. “Ich habe gemerkt das sie sich hier ziemlich schnell eingelebt haben, auch wenn sie schon einige Monate hier arbeiten, und würde sie daher bitten sie ein wenig in den ersten Tagen zu unterstützen. Ihr alles zu zeigen.”
    “Äh, ja… gerne aber das kann ich ja nicht allein entscheiden ich meine - was ist mit Semir?”
    “Herr Gerkhan ist ab übermorgen sowieso im Urlaub. Dann hätten sie ebenfalls keinen Partner.”,erwähnte Frau Krüger.
    Paul nickte leicht. “In Ordnung. Dann werden wir sie ein wenig rumführen und direkt noch eine Runde Streife mit ihr fahren. Muss sie noch den anderen Kollegen vorgestellt werden?”
    Frau Krüger schüttelte leicht mit dem Kopf. “Nein, Frau Herbst kennt die Kollegen schon. Nur Herr Gerkhan und Sie waren zu dem Zeitpunkt der Vorstellung nicht anwesend. Ach ja. Die Gerichtsmedizin hat angerufen. Sie wissen jetzt wie die Person von ihrem Fall gestorben ist. Würden sie bitte dorthin fahren? Sie können Frau Herbst ja bestimmt gleich mitnehmen, da kann Sie direkt die Kollegen von dort kennen lernen.”
    Paul nickte wieder und stand wieder auf. “Verstanden. Na dann geht’s zur Gerichtsmedizin und nicht auf Streife.”,er ging zur Tür und öffnete diese ein Spalt weit. Veronika stand nun ebenfalls auf und folgte ihrem Kollegen.
    “Ach, äh Frau Herbst?”
    Veronika drehte sich noch mal zu Frau Krüger um. “Ja?”
    “Die Kollegen Renner und Gerkhan haben die Angewohnheit viel Kaputt zu machen - ich fände es Vorteilhaft wenn sie sich alles andere von ihnen abgucken - aber bitte nicht wie man Autos und Autobahnen kaputt fährt.”
    Veronika musste kurz lachen und nickte dann. “Verstanden, Frau Krüger.”
    Paul verdrehte, nicht sichtbar, etwas die Augen und verschwand Richtung Büro, welches er mit Semir teilte.




    “Semir?”
    “Hm Hm”
    “Darf ich dir die neue Kollegin vorstellen?”
    Erst jetzt lenkte Semir seine Aufmerksamkeit auf Paul und die fremde Frau die neben ihm stand. “Klar - aber immer doch!”,grinste Semir etwas und stand nun auf.
    Paul schaute zu Veronika - vielleicht wollte sie sich ja schon selber vorstellen.
    Diese verstand den Blick sofort. “Veronika.”,lächelte sie wieder und reichte Semir die Hand. Dieser nahm sie freundlich entgegen. “Semir. Freut mich dich kennen zu lernen.”




    “Veronika ist Kriminalhauptkommissarin und wird Jenny´s Partnerin wenn sie wieder aus dem Urlaub ist. Ihre Ausbildung hat sie mit guten Noten vor ein paar Jahren abgeschlossen. Und jetzt ist ihr erster Tag hier und wir sollen ihr ein wenig alles zeigen. Und die Krüger meinte das wir direkt mal zur Gerichtsmedizin fahren sollen, der Bericht ist da.”
    “Juchhu! Endlich mal ne richtig tolle Nachricht.”,meinte Semir freudig, bemerkte in dem Moment gar nicht das die neue Kollegin der Ersatz für seinen sehr guten Freund Bonrath sein sollte, und schloss das Programm für den Bericht. “Dann muss der Bericht eben warten”,grinste er und schnappte sich direkt seine Jacke.
    “Wer fährt?”,fragte Paul und schaute zu Veronika.
    “Mein Dienstwagen ist erst ab morgen einsatzbereit.”
    “Hm, und Semir hab ich heute Morgen abgeholt. Na gut. Dann bin ich halt heute mal Taxifahrer.”,grinste er und verschwand schon Richtung Parkplatz. Semir und Veronika folgten ihm.
    “Aber gewöhn dich nicht dran!”,lachte Paul noch und zwinkerte Veronika leicht zu.
    Semir verdrehte die Augen. “Wie freundlich du doch zu unserer Kollegin bist!”
    Veronika schaute etwas erstaunt, musste dann aber lachen. Das würde bestimmt lustig werden mit den zwei Männern. “Du fährst vorne!”,meinte Semir und lächelte ihr freundlich zu. “Oh, danke!”,antwortete Veronika und die drei stiegen ein und fuhren zur Gerichtsmedizin.

    Einmal editiert, zuletzt von Totalschaden () aus folgendem Grund: Namensproblem gelöst

  • So da wären wir. Hier ist die Gerichtsmedizin. Ich schätze, du weißt was hier alles gemacht wird. Ganz so neu bist du in dem Beruf der Polizistin ja doch nicht",lächelte Paul seiner Kollegin zu als er den Wagen parkte und seinen Motor ausschaltete.
    Ja, durchaus." Auch Veronika musste leicht lächeln während sie aus dem Wagen ausstieg und das Gebäude betrachtete.
    Na dann, hören wir uns mal an was unser nette Kollege sagen kann über den Vorfall",meinte Semir und ging schonmal in das Gebäude herein um Veronika die Tür aufzuhalten. Dankeschön",flüsterte sie ihm zu und schaute sich in dem Vorraum um. Paul wollte eintreten, in dem Moment ließ Semir die Tür los und zeigte Veronika den Weg.
    Wie immer zu freundlich, Herr Kollege",knurrte Paul etwas gereizt als er die Tür aufgestoßen hatte. Missmütig folgte er den beiden.
    Brehme?!",brüllten die beiden Männer durch den Raum und warteten auf Antwort. Veronika war leicht zusammen gezuckt und schaute sich dann wieder um. Vielleicht sah sie sah jemanden der auf den Ausruf reagierte.
    Die Antwort kam jedoch von hinten. Brehme ist nicht da. Aber wenn ihr Renner und Gerkhan seid dann kann ich euch auch weiterhelfen."
    Genau die sind wir",meinte Semir und bemerkte als erstes den Fragenden Blick von seinem anderen Kollegen. "Das ist Viktoria. Ebenfalls eine Kollegin."
    In Ordnung. Dann können sie mir ja direkt zur Leiche folgen. Wir wussten ja schon das sie weiblich ist. Jetzt wissen wir das sie erwürgt wurde und dann mindestens 8 Stunden im Wasser lag. Es gibt noch einige Schnittwunden, die aber mit dem Tod nichts zu tun haben dürften. Aber über die Identität wissen wir leider immer noch nichts."
    Semir nickte stumm.
    Woher wisst ihr, das sie am Erwürgen starb?",fragte Paul neugierig nach.
    Daran",der Gerichtsmediziner warf das Tuch ein wenig zur Seite und zeigte Paul die Hinweise an der Erwürgung. Semir drehte sich ein wenig zur Seite und bemerkte dadurch das Veronika sich an die Wand gelehnt hatte und kreidebleich war. Alles O.K?",harkte Semir nach und ging ein paar Schritte auf Veronika zu.
    J..ja... alles...kl..ar",murmelte Veronika und um ihren Worten noch besonders viel Ausdruck zu verleihen lächelte sie übertrieben und kippte im selben Moment leicht zur Seite.
    Hey!",erschrocken fing Semir Veronika etwas auf. Diese richtete sich wieder auf und atmete tief durch. I-ch... bin mal eben kurz frische Luft schnappen. Mir gehts gerade nicht so gut ... ich warte dann draußen auf euch.",flüsterte Veronika leise und verschwand langsam in Richtung Ausgang.



    Na ob die so geeignet ist, für den Beruf...",murmelte Semir leise vor sich hin und schaute Veronika kurz hinterher. Dann ging er wieder zu seinem Partner und dem Gerichtsmediziner. Dieser erklärte Paul gerade lang und breit was daraufhin deutete warum sie nicht im Fluss erst starb, sondern das sie schon längst tot war als sie hinein geworfen wurde. Der Blondschopf schien sich dafür wirklich zu interessieren. Semir konnte darüber noch den Kopf schütteln. "Paul! Wenn du willst, schenke ich dir zum Geburtstag gerne ein paar Bücher zur Gerichtsmedizin, wenn du willst kannst du auch gerne eine Umschulung und ein Kurs dazu besuchen, aber bitte! Wir sollten jetzt wirklich los!",meinte Semir nachdrücklich.
    Hä?",verwirrt schaute Paul auf und schaute entschuldigend zu dem Gerichtsmediziner welcher ja seinen Vortrag zur Todesart durch Semir auch unterbrechen musste.
    Das heißt nicht Hä sondern Wie bitte! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit hier uns Vorträge anzuhören - dazu sollen wir unsere Freizeit nutzen."
    Paul seufzte leise auf. Wo issn´ eigentlich unsere nette Kollegin?"
    Schön das du das auch mal bemerkst, Paul. Der ging es nicht gut. Sie wartet draußen an der frischen Luft auf uns. Abmarsch jetzt. Tschüß Kollege!"
    Der Blondschopf hatte gar keine Zeit mehr sich zu Verabschieden, so sehr drückte und schob der ältere Kollege ihn aus der Tür.
    Wieso denn jetzt so hektisch zurück?! Vorhin warst du so froh das du den Bericht nicht schreiben musstest.",knurrte Paul ärgerlich und verschwand aus dem Gebäude und ging zielstrebig zu seinem Wagen. Dort hockte auch Veronika, ihr Gesicht tief vergraben zwischen ihren Knien.



    Hey, komm, wir wollen weiter!",meinte Paul ruhig und legte eine Hand auf ihre Schulter. Diese hob langsam ihren Kopf und zum Vorschein kamen zwei kleine verheulte Augen und ein Gesicht welches so weiß war, wie die Leiche vorhin auf dem Tisch.
    Paul zuckte kurz zurück und hockte sich dann neben Veronika. Verunsichert schaute er zu Semir, welcher ebenso ratlos war.
    Veronika...hey, was ist los?",fragte Paul leise und schaute ihr tief in die Augen. Die angesprochene schluckte leicht, seufzte auf und zitterte total weshalb sich Paul spontan dazu entschied die jüngere zaghaft in den Arm zu nehmen damit sie sich etwas beruhigen konnte.



    Veronika schniefte leise auf und legte hilfesuchend die Arme um ihren Kollegen. Dadurch traute sie sich scheinbar erst neuen Mut zu fassen und sich langsam aus der Umarmung zu befreien. Nach einem kurzen Blick zu Semir und Paul konnte sie endlich flüstern was sie bedrückte.


    Die Tote ist meine Schwester."

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