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Schatten der Vergangenheit

    • in Erarbeitung
  • Valentina
  • 20. Mai 2016 um 19:24
  • Valentina
    Gast
    • 18. Juli 2016 um 11:35
    • #21

    Caro`s Sicht

    „ALLES BRENNT…..ALLES GEHT IN FLAMMEN AUF…..ALLES WAS BLEIBT…..SIND ASCHE UND RAUCH…..DOCH ZWISCHEN SCHWAZRZEN WOLKEN SEH ICH EIN KLEINES BISSCHEN BLAU…..ICH HALT DIE LUEFT AN, LAUF ÜBER DIE GLUT….ALLES WIRD GUT…..
    Ich sehe zu Tammy, die neben mir im Auto sitzt und genauso lautstark mitsingt wie ich. Wir lieben diesen Song von Johannes Oerding.
    Ich kann von Glück sprechen, dass dieser Song hier gerade im Radio läuft. Er bringt Tammy, genau wie mich, auf andere Gedanken. Aber mir ist auch bewusst, dass es sich hier nur um eine Gnadenfrist handelt. Tammy wird früher oder später gnadenlos beginnen, mich über die vergangenen Stunden mit Alex auszuquetschen.
    Bedauerlicherweise ist unser Lieblingssong auch schneller vorüber als mir lieb ist.

    „So Süße! Jetzt will ich ALLES wissen! Und damit meine ich wirklich ALLES!“ und sieht auch schon grinsend zu mir rüber, als die letzten Klänge meiner bisherigen Rettung verstummen. Scheiße!
    „Was soll ich denn sagen? Ich wurde selber krank und hab eingeschlafen, mehr nicht!“ den kurzen, hoffentlich selbstsicheren Blick meinerseits ignoriert Sie und holt schon Luft. Eieiei…
    „Ja sicher! Und? Bei einer Skala von eins bis zehn…wie gut ist Alex im Bett?“.
    „TAMMY, ich WAR KRANK!“ und werfe Ihr einen vernichtenden Blick zu.
    „Ihr habt echt nicht miteinander geschlafen?“.
    „Nein“.
    „Wirklich nicht?“.
    „NEIN, verdammt noch mal!“ bedauerlicherweise nicht und ärgere mich echt selber drüber.
    „Freude schöner Götterfunke…du bist tatsächlich unbefriedigt!“ erklingt Ihre fassungslose Stimme und atme tief durch.
    So ein Quatsch, ich bin nicht unbefriedigt….ich bin….gut….vielleicht etwas unbefriedigt, aber trotzdem glücklich, bis Miss `du bist unbefriedigt` mich gerade eben hier auf die Palme bringt.
    Ich sollte mich glücklich schätzen, dass wir nicht miteinander geschlafen haben. Es würde Tammy tausend weitere Fragen auf die Tagesordnung rufen und jetzt wohl mit einem blauen Auge davongekommen.
    Aber das es gestern nicht dazu gekommen ist, ist nicht meine Schuld alleine. Ich war der festen Überzeugung dass er ein typischer Mann ist und einfach nur simuliert.
    Das er tatsächlich krank ist und mich ansteckt, konnte ich nicht erahnen und wäre Semir nicht reingeplatzt, wäre es auch sicher anders gelaufen.
    Inständig hoffe ich, Semir vielleicht in meinem nächsten Leben nochmals zu treffen…dann werde ich Ihm die Tour gnadenlos vermasseln.
    Tja, und heute Morgen, als ich wieder wach wurde, hat Alex noch so süß ganz leise schnarchend geschlafen, dass selbst ich es nicht übers Herz gebracht habe, Ihn zu wecken.
    Vielleicht sollte ich Ihm später im Büro eine Nachricht schreiben. Es wird Ihm sicherlich ein atemberaubendes Lächeln ins Gesicht zaubert.

    Nie hätte ich es für möglich gehalten, was Ihm die letzten Jahre zugestoßen ist.
    Ich habe bemerkt, dass diese Zeit im Knast tiefe Spuren bei Ihm hinterlassen haben, auch, dass er nicht weiter über diese Zeit sprechen will. Aber es ist trotz allem seine Vergangenheit die Ihn stark gemacht hat und zu dem gemacht hat, was er jetzt ist.
    Er ist nicht der große Redner, auch kein Mensch der Dir seine Gefühle auf dem Silbertablett serviert. Vielmehr sind es die kleinen Gesten bei Ihm. Sein Lachen, seine Blicke, seine Berührungen, seine Fürsorge, seine Ehrlichkeit und auch sein Beschützerinstinkt machen Ihn für mich zu einem besonderen Menschen.

    Keine Sekunde seit gestern Vormittag bereue ich, keine Sekunde seit gestern Vormittag werde ich vergessen und jede Sekunde seit gestern Vormittag vermisse ich jetzt schon. Seine Art und Weise wie er mich ansieht, seine Art und Weise wie er mit mir spricht, seine Art und Weise wie er mich berührt, seine Art und Weise wie er mich küsst und seine Art und Weise wie er mir das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein wenn er mich schützend in seine Arme zieht.

    „Willst du hier weiterträumen oder kannst du auch unbefriedigt arbeiten?“ reißen mich Tammy Worte aus meinen Gedanken und stelle entsetzt fest, dass ich vor der Einsatzzentrale bereits eingeparkt habe.
    Himmel, bin ich hier her geflogen? Unauffällig lasse ich meinen Blick über die Fahrzeuge links und rechts von mir schweifen…Schwein gehabt…sind alle heil geblieben und steige aus.

    „Ich verfluche Alex schon jetzt dafür, dass er Dich nicht flachgelegt hat, dann wärst du wenigsten soweit im Besitz deiner geistigen Kräfte um zu merken, dass deine Jacke in der eben zugeschlagenen Autotür hängt und du deshalb nicht weitergehen kannst!“ kichert Tammy fröhlich vor sich hin, öffnet meine Autotür und falle mit Schwung nach vorne. Alleine meiner Athletik ist es hier wohl zu verdanken, dass ich nicht zu Boden gehe. Das wäre heute der Supergau…der Tag kann gar nicht schlimmer werden. Unmöglich!
    Ohne ein weiteres Wort schlage ich den Weg zu unserem Büro ein…das Gelächter meiner ach so `befriedigten` Freundin im Rücken.

    Als ich die Bürotür öffne, sitzen Oli und Andy bereits an Ihren Schreibtischen und werfe Ihnen ein genervtes „Morgen“ zu, was für meine jetzige Stimmung sicher noch freundlich ist.
    Mein guter Anstand hat wohl doch kurz um die Ecke gekuckt.
    „Also dass Alex so schlecht im Bett ist hätte ich nicht erwartet!“ erklingt die belustigte Stimme von meinem neuen Staatsfeind Nummer eins…Oli!
    “ Ach…und dein Blumenstrauß an Susanne hat Dir wohl den Höhepunkt deines Lebens verschafft oder was?“ fauche ich zurück, was Andy augenblicklich dazu bringt, seinen Kopf auf dem Tisch abzulegen, sich die Ohren zuhält und beginnt, lautstark das Lied von Biene Maja zu summen.
    Oli hingegen fängt an, imaginäre Fussel von seinem schwarzen Shirt zu zupfen.
    Krass…der Blumenstrauß war echt von Ihm. Das muss ich Alex erzählen. Schließlich war es ja nur eine Vermutung von Alex und Semir. Ich habe hier aber gerade die Bestätigung erhalten.

    Seit einer halben Stunde sitze ich nun schon über den Papierkram, genau wie die anderen drei im Büro und beschließe, Alex eine Nachricht auf`s Handy zu schicken.
    Als ich Sie gerade absende, segelt ein Papierflieger mit einer Papierblume auf meinen Schreibtisch mit einem dicken „SORRY“ auf dem Flügel.
    Ein kleiner Blick auf meine linke Seite reicht…Oli sitzt gespielt weinerlich am Schreibtisch.
    Ich nehme die Papierblume vom Flieger und schreibe auf die andere Seite des Flügels „angenommen“ und mache ein kleines Herzchen dazu bevor ich Ihn zu Oli durchstarten lasse und gleichzeitig mein Funkgerät am Schreibtisch anspringt.
    „Delta 1, 2, 3 und 4! Geiselnahme mehrerer Personen. Einsatzort Waldgebiet Königsforst. Keine weiteren Koordinaten bekannt. Bodentrupp wurde verständigt. Helikoptereinsatz erforderlich!“.
    „Einsatzleitung SEK verstanden! Bestätige Helikoptereinsatz“ drehe mich nach meinen Worten zu Tammy, Andy und Oli um weitere Anweisungen zu geben „Ok! Tammy und ich gehen zusammen in einen Heli sowie Mark und Sven von Delta 4 in den zweiten!“und wende anschließend mein Wort an Andy „Du übernimmt die Bodeneinsatzleitung“. Blitzschnell greife ich nach dem Funkgerät und stürmen gemeinsam aus dem Gebäude.
    Am Auto angekommen höre ich bereits die Rotorblätter der Helikopter hinter dem Gebäude.
    Tammy und ich nehmen Schutzweste, Sturmmaske und Helm aus dem Kofferraum sowie unsere Waffen und laufen nebeneinander mit dem zweiten Team auf die Rückseite des Gebäudes, wo die Helikopter bereits startklar sind.

    Kaum sind wir in der Luft, sehe ich Andy und Oli mit meinem Auto vom Parkplatz fahren, gefolgt von Delta 2, 3 und 4.
    Pures Adrenalin durchströmt meinen Körper. Die Anspannung ist förmlich greifbar. Aber genau für solche Einsätze wurden Tammy und ich ausgebildet. Speziell unsere Zeit bei S.W.A.T. beinhaltete täglich Einsätze aus dem Helikopter. Trotz allem ist es eine Herausforderung aus der Luft einzugreifen und den Einsatz zusammen mit der Bodentruppe zu koordinieren.
    „Hey Stefan“ richte ich gefolgt von einem leichten nicken meine Worte an unseren Piloten.
    „Meine Prinzessinnen“ kommt es prompt seinerseits und muss kurz schmunzeln. So nennt er uns immer und muss sagen, dass mir dieser Spitzname auch mehr zusagt als Hexen. Stefan ist ein Spaßvogel mittleren Alters seines gleichen, der oft den gleichen Humor in sich hat wie Tammy und ich.
    Barbara, die neben Stefan vorne im Heli sitzt, ist erst seit kurzem bei der Helikopterbesatzung und spezialisiert auf SEK-Helikoptereinsätze. Sie genießt das volle Vertrauen von Tammy und mir und ist eine absolute Bereicherung, wenn Tammy und ich uns abseilen.
    „Hey Babsi“ höre ich nun Tammy sprechen, gefolgt von einem „Ladys“ Ihrerseits an uns beide gerichtet.
    „Stefan…Flugzeit?“ frage ich.
    „Circa 4 Minuten!“ antwortet er tonlos.

    „SEK-Heli 1 an Delta 1. Eintreffen am Zielort in vier Minuten. Werden Gebiet überfliegen und Zielort genauer bestimmen!“ spreche ich in den Funk, als Andy`s Stimme schon ertönt.
    „Delta 1 verstanden! Eintreffen unsererseits in circa fünfzehn Minuten“.
    Tammy nickt mir kurz zu und gebe Babsi das Einsatzzeichen, was Sie augenblicklich veranlasst zu uns in den hinteren Bereich zu kommen. Da wir keinerlei Angaben haben, wo genau sich der Einsatzort befindet, wird Stefan das Gebiet mehrmals überfliegen, während Tammy und ich unsere Position jeweils links und rechts außen auf den Kufen des Helikopters einnehmen.
    „SEK-Heli 1 an SEK-Heli 2 Einsatzbeginn zwanzig Sekunden. Gebiet überfliegen und Einsatzort bestimmen“ gebe ich an Mark und Sven im Helikopter 2 weiter.

    Unter uns erstreckt sich bereits ein weitläufiges dichtbewachsenes Waldgebiet.
    Über den Funk im Ohr höre ich die Absprache zwischen Stefan und den Piloten des zweiten Helikopters. Beide beschließen im Tiefflug das Waldgebiet zu umfliegen. Der dadurch aufkommende Wind durch die Rotorblätter wird die Sicht auf den Waldboden freigeben.

    Sekunde später sind wir im Sinkflug, während der Wind der Rotorblätter uns immer wieder Bodensichtkontakt in den dichtbewachsenen Wald gibt.
    Jede Sekunde nutze ich, um den Standort der Geiselnahme zu finden. Der Griff um meine MP in der Hand verstärkt sich automatisch. Reines Adrenalin durchströmt meinen Körper und schaltet meinen Geist ab.
    Links von uns in Sichtweite befindet sich der zweite SEK-Heli mit Mark und Sven, die ebenfalls Ihre Position auf den Kufen des Helis eingenommen haben und mit der MP in der Hand die Sicht auf den Waldboden nutzen.
    „Tammy hast du was?“ spreche ich in den Funk.
    „Nein, nichts!“.
    Neben mir erscheint Babsi. Sie wird abwechselnd meine und dann wieder Tammy`s Seite suchend unterstützen, so, wie wir es in den gemeinsamen Übungen abgestimmt haben.
    “SEK-Heli 1 an SEK-Heli 2! Könnt Ihr was erkennen?“ frage ich, als ich Sekunden später die Stimme von Mark im Ohr habe.
    „Negativ! Haben derzeit keinen Sichtkontakt zum Boden, das Unterholz ist zu dicht“.
    Na super, genau das wollte ich nicht hören.
    Warum müssen die sich auch ausgerechnet den Königsforst aussuchen?
    Wir hatten hier bereits zwei Helikopterübungen und damals bereits festgestellt, dass dieses Waldgebiet ein Traum für jeden Kriminellen ist um unentdeckt agieren zu können.
    „SEK-Heli 1 an Delta 1! Umkreisen das Gebiet im Tiefflug! Derzeit noch keine Ortung des Zielortes möglich. Einsatzort kann noch nicht bestimmt werden“ und warte auf eine Antwort von Andy.
    „Delta 1 verstanden! Erreichen Suchgebiet Königsforst in fünf Minuten“.
    Genau in dieser Sekunde sehe ich eine Spiegelung am Waldboden.
    „Tammy…Sichtkontakt auf 14 Uhr!“ und verstärke meinen Griff um die MP in der Hand nach meinen Worten.
    Babsi verschwindet hinter mir und wechselt die Position, so das Tammy einen kurzen Augenblick später neben mir Position bezieht.
    Stefan, der den Funkspruch gehört hat, dreht ab um es erneut zu überfliegen.
    “SEK-Heli 1 an SEK-Heli 2! Haben eventuellen Sichtkontakt“ gebe ich durch den Funk.
    „SEK Heli 2 verstanden! Drehen ab und bleiben hinter Euch im Formationsflug“ kommt die Antwort von Mark.

    Gerade als Stefan den Helikopter wieder in den Tiefflug bringt, sehe ich erneut diese Spiegelung auf dem Waldboden und höre den Funkspruch von Tammy neben mir.
    „Geländewagen 4 Uhr!“ und richte meinen Blick in die von Tammy vorgegebene Richtung, wo augenblicklich wieder diese Spiegelung erscheint und kurze blitze durch die Luft streifen. FUCK!
    “SEK-Heli 2 an SEK-Heli 1! Feuer wurde eröffnet! Ich widerhole: Feuer wurde eröffnet! Sind getroffen. Starke Rauchentwicklung…haben keinen Sichtkontakt“.
    Blitzschnell werfe ich einen Blick nach hinten zum zweiten Helikopter, der Probleme hat Kurs zu halten, während dicke Rauchwolken aus dem Heck austreten.
    Ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken.
    „SEK-Heli 2…SOFORT ÜBER UNS STEIGEN…Ich wiederhole: SOFORT ÜBER UNS STEIGEN!“ schreie ich in den Funk.
    Tammy, die Ihren Blick weiter auf den Waldboden gerichtet hat, entsichert Ihre MG was ich Ihr gleich tue als der nächste Funkspruch kommt.
    „SEK-Heli 2 an alle! Instrumente versagen. Können nicht mehr in der Luft bleiben. Wir müssen runter!“ und komme zu keiner Antwort mehr, als wieder Blitze durch die Luft streifen und mir Sekunden später beißender Rauch die Luft zum Atmen nimmt. Alleine diese kurze unkontrollierte Bewegung dabei sagt alles. Wir wurden getroffen.
    „Caro ich kann den Heli nicht mehr halten!“ höre ich die panische Stimme von unserem Piloten Stefan und sich meine Atmung beschleunigt, während auch Panik in mir hochsteigt. Es gibt nur noch eines was ich mit letzter Kraft in den Funk brülle.
    „ABBRUCH ZWÖLF…SOFORT ABBRUCH ZWÖLF!“.

    Der beißende Rauch fängt an in meinen Lungen zu brennen. Dieses Gefühl nimmt mir den Atem und alles in mir weicht der puren Todesangst, als ich eine Hand an meiner spüre.
    Es ist Tammy.
    Als sich unsere Blicke treffen, brauchen wir keine Worte. Keine Worte können das wieder geben, was unsere Gedanken in diesem Moment austauschen.
    Es gibt aber trotzdem noch so vieles was ich Ihr eigentlich sagen möchte. Warum kann ich es nicht mehr aussprechen?
    Warum sehe ich nicht die Vergangenheit? Müsste sich nicht genau jetzt mein bisheriges Leben vor meinem Auge wieder spiegeln?
    Warum habe ich solch eine Angst davor, die Zukunft, die noch vor mir liegen würde, zu verpassen?
    Wie fühlt sich der Tod an?
    Kann ich Ihn an dem Ort, an den ich komme, weiter sehen?
    Ich will Ihn nach dem Leben nicht vergessen! Niemals.

    Meine Hand liegt in der Hand von Tammy und bete dafür, Alex nie zu vergessen…im Leben wie im Tod…bevor eine Druckwelle mich fallen lässt und Dunkelheit meinen Geist umringt…

    • Zitieren
  • Valentina
    Gast
    • 21. Juli 2016 um 16:14
    • #22

    Alex`s Sicht

    „Brandt, was machen Sie denn hier?“.
    Als ich meinen Kopf anhebe, sehe ich in das fragende Gesicht der Chefin, die am Türrahmen steht und mich mustert.
    Sehe ich aus wie die Putzfrau?
    „Arbeiten!“ ist meine schlichte Antwort und widme mich wieder meinem PC-Bildschirm vor mir.
    „Geht’s Ihnen denn schon wieder besser?“ fragt Sie skeptisch nach.
    Ich bin das blühende Leben, einzig und allein die Tatsache, dass meine kleine, hübsche, freche und verschmuste Hexe heute Morgen ohne ein Wort verschwunden ist hinterlässt einen bitteren Geschmack. Natürlich habe ich Ihre Lippen auf meinen gespürt, aber als ich meine Augen geöffnet habe, hörte ich nur noch Ihr Auto wegfahren.
    „Geht schon, war nicht so schlimm!“.
    Offensichtlich mit meiner Antwort zufrieden nickt Sie mir kurz zu und verschwindet wieder in Ihr Büro.

    Ich genieße diese morgendliche Ruhe im Büro, wobei ich mir den morgen im Bett doch anders hätte vorstellen können. Aber da gehören eben zwei dazu.
    Mein Plan gestern ging mal wirklich gründlich in die Hose, aber konnte ja nicht ahnen, dass ein paar Viren Ihr dermaßen die Füße unter dem Boden wegziehen.
    An Semir`s plötzliches Auftauchen will ich erst gar nicht denken, da meine Gedanken sonst zu grausam wären.
    Wie Sie da lag, völlig am Ende und verletzlich…das krasse Gegenteil zu Ihrem eiskalten und knallharten Verhalten in Ihren Einsätzen.

    Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass dieses Gefühl gegenüber einer Frau wieder zum Vorschein kommt. Es ist Ihre besondere Art und Weise die mich fasziniert, gerade auch die Tatsache, wie Sie meine Knastzeit aufgenommen hat. Sie hat kein Wort mehr darüber verloren, hat mich nicht gezwungen und gebettelt, dass Sie sofort alles über meine Vergangenheit wissen will.
    Nein…Sie hat mich einfach reden lassen, so lange und so viel ich wollte, was auch der Grund war, dass auch ich keine weiteren Fragen über Ihre Vergangenheit mehr gestellt habe. Ich bin überzeugt davon, dass es seit gestern Abend das stille Übereinkommen zwischen uns gibt, uns gegenseitig zu vertrauen, auch wenn keiner alles vom jeweils anderen weiß.

    Ich weiß nicht wie Sie es geschafft hat, dass ich schon alleine an den Gedanken an Sie anfange zu lächeln, egal was Sie gemacht hat, Sie soll nie damit aufhören. Ich will Sie bei mir haben, wenn Sie lächelt und das Lachen mir Ihr teilen.
    Ich will Sie bei mir haben, wenn Sie weint und Ihre Tränen trocknen.
    Ich will Sie bei mir haben, Sie berühren und Ihre innige Leidenschaft in Ihren Augen sehen.
    Ich will Sie bei mir haben und Sie küssen, während Sie sich an mich kuschelt.
    Ich will Sie bei mir haben, um Sie schützend in die Arme nehmen zu können.

    „Ach sieh einer an…die Turteltauben haben das Nest verlassen!“ höre ich Semir`s Stimme gefolgt von einem Lachen, als es zeitgleich in meiner Hosentasche vibriert. Wie lange bitte sitzt Semir schon gegenüber von mir an seinem Schreibtisch? Ich habe keine Ahnung und sehe Ihn etwas verdutzt an.
    „Oh Oh Oh, schlechte Laune? Konntest du Sie nur mit Viren flachlegen?“ und grinst mich dreckig an.
    „Lust auf eine weitere Runde SEK-Training Partner?“ frage ich Ihn zuckersüß und sehe wie er schwer schluckt.
    „Äh du, lass mal! Warten wir lieber bis es Dir wieder besser geht!“ kommt es stotternd seinerseits.

    Als Semir erkannt hat, dass er definitiv den kürzeren zieht, wenn er weiter nachfragt, fange ich an die Akten durchzuarbeiten, die gestern liegengeblieben sind.
    „Jungs? Einsatz…wir haben eine Geiselnahme im Königsforst. Es werden alle verfügbaren Einheiten gebraucht, da keine genauen Angaben bekannt sind, wo genau die Geiselnahme ist!“ und sehe Susanne in unserem Türrahmen stehen.
    „Ok…dann wollen wir mal. Wer sind unsere Ansprechpartner vor Ort?“ fragt Semir Susanne, während er seine Jacke anzieht und auch ich mich fertig mache.
    „Nach meinem jetzigen Stand ist wohl Andy vom SEK. Er hat die Einsatzleiter!“ erklärt Sie.
    Oh, dann ist Caro wohl doch noch nicht ganz fit und irgendwie macht es mich auch gerade Stolz, dass Sie es selber eingesehen hat, heute kürzer zu treten!

    Als Semir mit seinem BMW auf die Autobahn auffährt fällt mir ein, dass ich vorhin eine Nachricht auf mein Handy bekommen habe, aber ich kenne ja das Waschweib neben mir, deshalb verschiebe ich das auf später um zu sehen, wer es ist, wobei ich natürlich hoffe, dass es einen Nachricht von Ihr ist.
    „ Caro ist wohl doch noch ein wenig angeschlagen, wenn Sie dem Arsch mit Ohren die Leitung übergibt. Oder aber Sie hat ein intensives Frauengespräch mit Tammy in der DU die Hauptrolle spielst“ neckt mich Semir.
    „Na ja…Sie hatte über 39 Grad Fieber, das schlaucht Sie sicher noch!“ und sehe zu Semir, der kurz nickt als das Funkgerät anspringt.
    „SEK-Einsatzleitung an alle! Brauchen dringend Unterstützung beim Königsforst! Geiselnahme ohne genauere Koordinaten. Treffpunkt für alle Einheiten Rasthof Königsforst“ dringt die Stimme von Andy durch den Funk. Gut, Ihre Stimme war ja gestern schon ganz heiser, wahrscheinlich hat Andy deshalb alles übernommen, auch den Funkkontakt, obwohl ich mich eigentlich sehr gefreut hätte, Ihre Stimme zu hören.
    „Cobra 11 an SEK-Einsatzleitung! Treffen in circa zehn Minuten am Rasthof Königsforst ein“ melde ich Andy zurück, während Semir das Tempo erhöht.

    „Alex? Der Königsforst ist riesig, wie wollen die da den Standort finden?“ fragt mich Semir.
    „Na vielleicht kommen die Holzfäller auch alle!“ gebe ich ratlos von mir.
    Früher war ich mit meiner Pflegemutter öfters im Königsforst. Aber als Kind kommt einem ja immer alles riesig vor und in diesem Moment der nächste Funkspruch reinkommt.
    „SEK-Einsatzleitung AN ALLE! Wir haben Funkkontakt zu zwei SEK-Helikopter verloren. Ich wiederhole: Wir haben Funkkontakt zu zwei SEK-Helikopter verloren. Brauchen alle verfügbaren Einheiten…RTW und Feuerwehr!“. Es ist wieder Andy`s Stimme und ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken.
    „Alex…was ist da los?“ fragt Semir mit angespannter Stimme und erhöht das Tempo weiter.
    „Keine Ahnung…hört sich aber nicht gut an!“ und will gerade zum Funkgerät greifen, als Semir mich mit seiner Hand stoppt „Caro hat jetzt sicher andere Probleme, als von Ihrem Liebhaber ans Funkgerät geholt zu werden!“ und sehe Semir neben mir schmunzeln.
    OK, ich gebe mich geschlagen, sind ja eh gleich da.

    Als wir die Ausfahrt zum Rastplatz Königsforst nehmen, ist dort schon die Hölle ausgebrochen.
    Vor uns sind zick Polizeifahrzeuge, Feuerwehren, RTW`s und Polizeibusse…auf der angrenzenden Wiese landen zwei Hubschrauber der Bundespolizei.
    „Puh…Krass…na das nenne ich mal einen Einsatz!“ höre ich Semir`s Stimme, während er sich einen Weg durch die Fahrzeuge bahnt.
    „Da…das ist Caro`s Auto“ deute mit meinem Zeigefinger auf den schwarzen BMW und schnalle mich ab. Semir hält augenblicklich an und stellt den Motor aus, bevor wir beide aussteigen.

    Als ich meinen Blick über die Menschenmenge richte kann ich Caro auf den ersten Blick nirgends sehen, als ich Semir neben mir sprechen höre „Andy, was ist passiert?“.
    Als ich mich umdrehe, entdecke ich Andy, der gerade zu Caro`s Auto läuft und einen Landkarte aus dem Inneren holt um diese dann auf der Motorhaube auszubreiten.
    „Ich weiß es nicht Semir! Irgendeine Drecksau hat unsere zwei SEK-Helikopter abgeschossen“ kommt es völlig aufgewühlt von Andy.
    Warum habe ich gerade kein gutes Gefühl? Ich habe überhaupt kein gutes Gefühl und mir wird hier gerade flau im Magen.
    „Andy? Wo ist Caro?“ frage ich leise.
    Die wird doch jetzt nicht gerade eben in einen Hubschrauber der Bundespolizei gestiegen sein um den Irren da draußen im Wald zu suchen.
    Andy dreht sich zu mir um und sieht mir in die Augen, während sich Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitet.
    „ Alex Sie…..Sie…..war zusammen mit Tammy in einem der abgeschossenen Helikopter.“.
    Was verzapft der denn für eine Scheiße hier?
    Andy…WO.IST.CARO?“ frage ich wieder.
    Eine Hand legt sich auf meine Schulter und kann den Blick von Andy nicht abwenden.
    „Alex…bleib ruhig, das…!“ versucht es Semir und unterbreche Ihn augenblicklich.
    Die verarschen mich hier doch!
    Semir fasst mich am Oberarm und versucht es nochmal.
    „Alex, bleib jetzt ruhig, wir kriegen d..“.
    Bitte was?
    „WAS WILLST DU HINKRIEGEN….. WAS?….. WO IST CARO?“ und die pure Panik aus meiner Stimme spricht.
    Verdammte Scheiße…warum sagt mir keiner wo Sie ist?

    Herrgott wo bist du Caro? Du bist nicht so dumm und steigst in so einen verfickten Helikopter wenn du nicht Hundertprozent fit bist. Du hast mir versprochen, dass du auf dich aufpasst.

    Alles um mich herum läuft ab wie in einem Film.
    Hubschrauber kreisen über dem Waldgebiet, höre Sirenen, sehe Menschenmengen, die in den Wald laufen.
    Wie durch einen Nebel kann ich Semir`s Stimme hören, der hektisch vor meinen Augen mit der Chefin telefoniert und Unterstützung anfordert.
    Sein Handy verstaut er daraufhin wieder in seiner Hosentasche und geht zu Andy.
    „Andy? Wie können wir helfen?“ fragt er, als sich dieser gerade umdreht und einen kurzen Blick auf mich wirft.
    „Im Moment durchkämen vier Teams am Boden den Wald! Vielleicht haben wir noch eine Chance die Drecksau zu bekommen! Zwei Rettungsteams seilen sich gerade am Absturzort ab…wir…müssen warten!“ erklärt er vorsichtig.
    Ich höre nur Absturzort. Warum?

    Warum bist du in den Helikopter gestiegen? Warum bist du nicht bei mir mit Bett geblieben? WAS MACHST DU FÜR EINE VERFICKTE SCHEISSE CARO?

    Semir`s Blick trifft mich. Ich weiß dass er etwas zu mir sagen will, aber stehe wie ein Schatten meiner Selbst da und bin nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, als Semir wieder das Wort ergreift.
    „Andy? Seid Ihr Euch sicher, dass Sie nicht noch irgendwo Notlanden konnten?“.
    „Ich weiß es nicht Semir. Mehrere Personen haben zwei Feuerbälle am Himmel gesehen! Ich habe über Funk gehört, dass der zweite Helikopter getroffen wurde und Caro die Anweisung gegeben hat, dass er über sie steigen soll. Kurz darauf hat Caro nur noch `Abbruch` geschrien…mehr habe ich nicht mehr verstanden und der Funk war abgebrochen!“.
    Andy fährt sich mit den Händen übers Gesicht und atmet tief durch.

    Eine unendliche Leere breitet sich in mir aus.
    Immer wieder höre ich die Sirenen und stehe hier ohne etwas zu tun.
    Ich will Sie bei mir haben. Ich will Sie in den Arm nehmen. Ich will Ihr doch einfach nur sagen `Alles wird gut`!
    Warum weiß ich nicht Ihren Lieblingsfilm? Warum weiß ich nicht Ihren Lieblingssong? Ich will Sie fragen und zwar jetzt sofort.

    Es war ein einziges Versprechen…ein einziges.
    Warum hältst du dich dann nicht daran? Was ist daran so schwer?

    „Brandt…reißen Sie sich jetzt zusammen. Wir kriegen das wieder hin. Sie sind nicht alleine. Hören Sie mich?“. Es ist die Chefin, die vor mir steht, während ich vor dem Auto von Caro sitze und meinen Blick auf die Chefin lege.
    Warum sehe ich plötzlich alles verschwommen?
    Warum kann ich nicht mehr klar sehen?
    Ich schließe meine Augen und hoffe, wenn ich Sie wieder öffne ist alles nur ein Alptraum. Wassertropfen laufen mir über mein Gesicht, obwohl es nicht regnet.

    Ich brauche Kontrolle, Kontrolle über mich und meinen Körper, ich brauche einen klaren Verstand.

    Als ich mich vorsichtig wieder auf meine Füße stelle, stehen mir Semir, die Chefin, Jenny, Susanne und Oli gegenüber und mustern mich besorgt.
    „Wir…müssen Sie suchen“. Es ist meine eigene Stimme die mir plötzlich völlig fremd ist.
    „Alex…Andy stellt gerade Suchtrupps zusammen und dann starten wir, ok? Wir sind alle da, verstanden!“ kommt es eindringlich von Semir, der seine Hände auf meine Schultern legt.
    Ja, Sie sind alle da, meine Familie.
    Aber es nimmt mir nicht die Leere in meinem Herzen!
    Ich will nicht, dass mir nur Erinnerungen bleiben, als mir augenblicklich mein Handy in der Hosentasche einfällt.
    Langsam gehe ich ein paar Schritte zurück und öffne die Nachricht von heute Morgen

    *****
    Guten Morgen Schlafmütze,
    Egal, was ich heute tue,
    Egal, was ich heute mache,
    Egal, wohin ich heute gehe
    mein einziger Gedanke bist DU!
    Kuss
    Deine Hexe
    *****

    Augenblicklich spüre wieder Regentropfen über mein Gesicht laufen, obwohl es nicht regnet……

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  • Valentina
    Gast
    • 23. Juli 2016 um 13:10
    • #23

    Alex`s Sicht

    „Alex?“.
    Wie durch einen Schleier höre ich die eindringliche Stimme von Semir.
    Mein Körper scheint mir nicht wirklich zu gehorchen und reagiere nicht darauf.
    Ich habe Ihr nicht mal mehr geantwortet. Warum habe ich es nicht früher gelesen? Warum habe ich Ihr nicht zurückgeschrieben?
    „ALEX!“ versucht es Semir wieder und legt mir beide Hände auf die Schulter.
    Herrgott was bin ich für ein Versager!
    Langsam hebe ich meinen Blick und sehe in die besorgten Augen von Semir.
    Mein Magen krampft sich schmerzvoll zusammen und schlucke schwer, bevor ich um Worte ringe.
    „Ich…habe Ihr nicht mal mehr zurückgeschrieben Semir. Verstehst du das?“.
    Ein Schluchzen entrinnt meiner Kehle, während diese Leere in mir droht, mich aufzufressen.
    Meine Wut auf mich selber ist nicht in Worte zu fassen.
    Ich bin ein abgefucktes Arschloch, ich hätte Ihr doch einfach nur zurückschreiben müssen.
    „Alex, du konntest nicht wissen, was passiert, verstehst du das? Niemand konnte das wissen.“ sagt Semir und schüttelt mich sanft an den Schultern.
    Aber hätte ich es nicht besser wissen müssen? Wir wussten dass es da draußen einen Irren gibt, der Sie tot sehen will und habe Sie nicht beschützen.

    „Ok Leute…Alle herhören! Die Rettungskräfte haben an der vermeintlichen Absturzstelle KEINE Trümmerteile der Helikopter gefunden. Das heißt wir müssen das Suchgebiet erweitern!“ schreit Andy aufgebracht mit dem Funkgerät in der Hand zu den umstehenden Kollegen.
    Sollen mich diese Worte beruhigen? Ist es nicht vielmehr ein Aufschub vor der Wahrheit?
    „Was heißt das genau Andy?“ fragt Semir, als Andy neben uns zum stehen kommt.
    „Ich gehe davon aus, dass Sie die Absturzstelle mit Raketen fingiert haben, bevor sie irgendwo runtergegangen sind. Dass würde auch zu dem passen, dass Caro dem zweiten Helikopter die Anweisung gegeben hat, über Sie zu steigen!“ erklärt er Semir.
    „Wie meinen Sie das genau?“ kommt es nun mit einem Funken Hoffnung in der Stimme von der Chefin.
    „Der Helikopter in dem Caro war, ist mit Waffen der Deutschen Luftwaffe ausgestattet. Darunter befinden sich Raketen die in der Luft explodieren…dann zu Boden Fallen und einen Brand auslösen. So ist es möglich eine Absturzstelle zu simulieren. Die Raketen werden immer aus dem unteren Helikopter abgefeuert um eine Art Feuerwand aufzubauen, hinter der man vor dem Feind geschützt ist und so notlanden kann.“ erklärt Andy weiter und glaube auch in seiner Stimme etwas Hoffnung zu hören.
    „Das heißt Sie könnten überall sein!“ stellt Semir fest.
    „Ich denke dass man die Suche auf einen Radius von 20 Kilometer einschränken kann. Weit können Sie nicht gekommen sein. Ich habe bereits alle verfügbaren Hubschrauberstaffeln angefordert, die das Gebiet jetzt überfliegen.“.
    „Gut und was tun wir? Wir können hier doch nicht rumstehen und nichts tun verdammt noch mal!“ donnert Semir ungehalten los.
    „Uns bleibt nichts anderes übrig Semir. Das Waldgebiet dahinter ist mit Pkw`s so gut wie nicht passierbar. Wir können nur hoffen, dass Sie die Absturzstelle schnell finden!“ entgegnet Andy.

    Aber was heißt das alles? Ich höre es, aber verstehe es nicht.
    Muss ich es als Glück ansehen, wenn Sie nicht DORT sondern woanders abgestürzt sind? Die Tatsache ist immer die gleiche…Sie sind abgestürzt und wir stehen hier und können nichts tun, weil wir nicht wissen wo Sie ist als gerade das Funkgerät von Andy anspringt .
    „Bodentrupp zwei an SEK-Einsatzleitung. Haben leblose Person mit Kopfschuss gefunden, weiblich, Ende zwanzig. Bitte Spurensicherung an Fundort“.
    Oh mein Gott…nein…lass es nicht Caro sein. Bitte lass es nicht Caro sein!
    Susanne steht neben mir und legt Ihre Hand auf meinen Oberarm, während Andy sich ein paar Schritte entfernt und Anweisungen gibt.
    „Alex, mach Dich jetzt nicht fertig ok? Wir finden Sie, ich bin mir sicher, dass Sie irgendwo heil runter gekommen sind, OK?“ flüstern Susanne leise und zieht mich in eine Umarmung die ich nicht fähig bin zu erwidern. Mein Körper ist wie gelähmt.
    Jeder spricht sich hier leicht und keiner weiß wie es mir geht.
    Ich fühle nichts mehr, in mir ist einfach nur Leere die mich droht zu verschlingen und die Tatsache, dass ich nichts tun kann, macht es zu Sekunde schwerer dem ganzen Alptraum standzuhalten.
    Gott ich weiß nicht mal wie alt Caro ist!

    „Alex? Die tote im Wald ist eine Joggerin, hörst du, es ist keiner aus unserem Team“.
    Es ist Andy der mich nach seinen Worten ansieht und habe das Gefühl, dass auch er die letzten Stunden um Jahre gealtert ist.
    Diese Ungewissheit macht mich Wahnsinnig und nicke wie mechanisch, bevor ich mich mit schweren Schritten etwas entferne.

    Vor einem Baum lasse ich mich zu Boden sinken, ziehe meine Knie an meinen Körper, lehne den Kopf zurück an den Stamm und schließe meine Augen.
    Bilder tauchen vor meinem innerem Auge auf…sehe Sie in meinen Armen liegen, als ich Sie ins Bett getragen habe, sehe das Bild vor Augen, wie Sie sich um mich schlingt und Ihren Kopf auf meiner Brust ablegt…..Gott ich vermisse Sie!

    Jegliches Zeitgefühl ist verlorengegangen als Semir atemlos neben mir auftaucht.
    „Alex komm…schnell…sie haben die Absturzstelle gefunden. Etwa sieben Kilometer von hier entfernt in der Nähe eines Sees. Die Rettungsteams seilen sich gerade ab. Andy glaubt, dass Sie vor dem Absturz in den See gesprungen sein könnten und lässt hier auch gerade Rettungsteams runter, hörst du!“.
    Ich öffne die Augen und sehe den hoffnungsvollen Blick in Semirs Gesicht. Als ich meinen Blick an Ihm vorbei schweifen lasse, erkenne ich die Hektik, die unweit von uns entfernt bei den Autos ausgebrochen ist.
    „Alex, ich kann mir vorstellen, wie schwer das ganze gerade für dich ist“ fährt Semir fort und setzt sich neben mich „Und egal, wie die Sache hier ausgeht, wir stehen das gemeinsam durch! Gib Sie nicht auf ok? Wenn es jemand schafft dann sind das Caro und Tammy.“.
    Ein aufmunterndes Lächeln umspielt sein Gesicht, als ein lauter Pfiff ertönt und beide in Andy`s Richtung starren, der uns mit einer Handbewegung andeutet zu Ihm zu kommen.
    Es fühlt sich an wie die Stunde der Wahrheit und mein Herz beginnt zu rasen während mein Körper nur noch zittert.

    Als wir die letzten Schritte zu Andy gehen, höre ich eine mir mehr als bekannte Stimme aus dem Funkgerät in Andy`s Hand. Oh mein Gott! Es ist Tammy die laut brüllt!
    „DAS IST MIR SCHEISS EGAL! HAST DU MICH VERSTANDEN? DIE DRECKSAU HAT UNS ABGESCHOSSEN UND IHR LASST DEN EINFACH LAUFEN! IHR DÄMLICHEN VOLLPFOSTEN!“.
    Tammy brüllt aus Leibeskräften und lässt Ihrer Wut hier offensichtlich freien Lauf.
    Tonlos kommt mir das Wort `Caro` über die Lippen, als Andy daraufhin in den Funk spricht.
    „Tammy gib Caro das Funkgerät! Alex will mit Ihr sprechen!“.
    Während ich gerade zu dem Funk in Andy`s Händen greifen will, folgt wieder das laute Gebrülle von Tammy.
    „SIE WILL ABER NICHT MIT IHM SPRECHEN…OK? SIE WEISS NICHT MAL WIE ALT ER IST, GESCHWEIGE DENN WAS SEIN LIEBLINGSESSEN IST…OK? UND ER HAT NICHT MAL AUF IHRE NACHRICHT GEANTWORTET…DIESER BLÖDE ARSCH! SO EIN VERFICKTER SCHEISSTAG HIER! IHR KÖNNT UNS ALLE MAL KREUZWEISE. WIR HABEN DIE SCHNAUZE VOLL. ENDE DER DURCHSAGE!“.
    Das Funkgerät in Andy`s Hand verstummt und atme tief durch.


    Unendliche Erleichterung macht sich in mir breit, als Frau Krüger neben mich tritt und einen Arm um meine Schultern legt.
    „Na in Ihrer Haut möchte ich jetzt nicht stecken, wenn die beiden gleich hier eintreffen!“ und ein erleichtertes schmunzeln in Ihr Gesicht tritt.
    „Die stehen komplett neben sich!“ aber sehe trotz allem bei den Worten von Andy, dass auch Ihm eine Tonnenlast von den Schultern fällt.
    „Hat Tammy was gesagt, wie es den anderen geht?“ fragt Semir in Andy`s Richtung.
    „Na ja…nur, dass Sie alle leben und es nicht mein Verdienst ist und Sie mich in eine Konservendose stecken und nach Honolulu verfrachten, nachdem Sie mich grausam und langsam in tausend Teile zerstückelt haben“. Andy sieht etwas ratlos in die Gruppe und zuckt trotz allem erleichtert mit den Schultern, als plötzlich Jenny neben mir auftaucht…in der Hand eine kugelsichere Weste.
    „Nur zur Sicherheit Alex! Könnte sein das Sie in Ihrer Stimmung gleich das Feuer eröffnet“ und sehe Ihr verschmitztes lachen.
    Oh man…ja, beide sind wütend. Aber es ist der Schock, der sich wohl in blanke Wut umgeschlagen hat. Trotz allem nehme ich Sie so zurück, wie ich Sie kriege, wichtig ist nur, dass Sie bei mir ist.

    „Wissen Sie, wer die tote Frau im Wald ist“ richtet die Krüger das Wort an Andy.
    „Wir vermuten, dass Sie die Geiselnahme in der Leitstelle gemeldet hat. Zumindest kam dieser von einer weiblichen Person. Ich gehe davon aus, dass Sie das nicht freiwillig gemacht hat und dann, nachdem Sie den Anruf getätigt hat, erschossen wurde. Aber alles weitere zeigen dann die Untersuchungen und die Ergebnisse der Spurensicherung.“ erklärt Andy und lasse meinen Gedanken freien Lauf.
    „Also war es ein gezielter Anschlag?“ was mir Andy mit einem „Wir müssen derzeit davon ausgehen“ bestätigt.
    Also wollte Sie wieder jemand umbringen und hätte dies auch um ein Haar geschafft.
    Wie lange soll das noch gut gehen? Wir haben keinerlei Hinweise wer es ist!
    „Konnten Sie bevor Sie angegriffen wurden irgendwas aus der Luft erkennen?“ fragt Semir.
    „Wenn du Lust hast, mit mir in eine Konservendose nach Honolulu verfrachtet zu werden, kannst du Sie das gleich selber fragen, wenn Sie hier landen. Solltest du aber an deinem Leben hängen würde ich Dir raten, Ihnen aus dem Weg zu gehen bis Sie sich beruhigt haben, sonst endet das hier sehr böse! Das gilt im übrigen auch für dich Alex! Die stehen allem Anschein nach komplett unter Schock der sich in blanke Wut umgesetzt hat!“ und sehe tatsächlich Besorgnis in seinem Gesicht.
    Natürlich habe ich Sie schon wütend erlebt, da brauche ich nur an Ihre Begegnungen mit Oberstaatsanwalt Sander zurückdenken. Aber das hier wird wohl eine andere Hausnummer.

    „Tag die Damen und Herren. Gibt es neue Erkenntnisse? Wer hat die Einsatzleitung?“.
    Das kann jetzt nicht sein Ernst sein, wenn man vom Teufel spricht.
    „Herr Oberstaatsanwalt Sander! Sie wurden darüber in Kenntnis gesetzt, dass Sie sich keinem Einsatzort des SEKs mehr nähern dürfen, ohne die ausdrückliche Erlaubnis von Frau Berger?“ kommt es wütend von Andy, während augenblicklich ein dreckiges lachen auf seinem Gesicht erscheint.
    „Sie war bedauerlicherweise nicht zu erreichen. Außerdem ist hier auch das Team der Autobahnpolizei vorhanden, zu deren Einsatzort ich jederzeit kommen und gehen darf, wie es mir lieb ist!“ entgegnet er überheblich.
    Dieses Arschloch hat doch sicher wieder unseren Funk abgehört.
    Semir neben mir steht kurz davor zu explodieren und steht mir in nichts nach.
    Was will dieses Arschloch ständig von uns und vor allem von Caro?
    „Herr Oberstaatsanwalt Sander! Unser Team wurde durch mich kurz nach dessen Eintreffen von diesem Einsatz freigestellt und wieder auf Rufbereitschaft gestellt, da unsere Unterstützung nicht gebraucht wurde. Daher ist dies so gesehen kein Einsatzort der Autobahnpolizei“ ertönt die Stimme der Chefin, dass zur Folge hat, das Oberstaatsanwalt Sander hier gerade sämtliche Gesichtszüge entgleiten und Andy noch einen draufsetzt.
    „Herr `noch` Oberstaatsanwalt Sander! Ich rate Ihnen, hier unverzüglich das Feld zu räumen. Sollten Sie dieser Aufforderung nicht unverzüglich Folge leisten, erhalten Sie eine Übernachtung mit Frühstück in der Zelle. Ihr Bett dürfte noch vorgewärmt sein von Ihrem letzten Besucht. Den Rest wird Frau Berger dann in die Wege leiten. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt!“ feuert er los. Sollte ich mich jetzt fragen warum Andy hier gerade nach seinen Worten zwei Kabelbinder in die Höhe hält?
    „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen!“ spuckt Sander die Worte Andy förmlich ins Gesicht und macht auf dem Absatz kehrt.
    „Ich denke schon, es sei denn, Sie haben Lust mir in einer Konservendose nach Honolulu Gesellschaft zu leisten!“ ruft Andy Sander hinterher.

    Gut, spätestens wenn Caro jetzt dann erfährt, dass Sander hier war, läuft Sie Amok und höre bereits hinter dem Wald die Rotorgeräusche von Hubschraubern und danke Gott dafür, dass ich Sie gleich in die Arme schließen kann…

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  • Valentina
    Gast
    • 26. Juli 2016 um 15:14
    • #24

    Alex`s Sicht:

    Zwei Hubschrauber kommen in Sichtweite hinter dem Waldstück hervor und kreisen über uns.
    Meine Gefühle schwanken über Erleichterung bis zur blanken Angst. Eine Einschätzung was in wenigen Minuten auf mich zukommt, kann ich nicht geben.
    „OK“ höre ich Andy, der den RTWs andeutet, sich am Rand der Wiese zu positionieren „Alex? Das vorhin war kein Spaß. Die beiden stehen mächtig unter Schock, der sich allem Anschein nach in blanke Wut umgesetzt hat. Ich weiß nicht wie Sie jetzt reagieren werden. Wenn es eskaliert, wovon ich ausgehe…versuch Caro unter Kontrolle zu bringen. Oli und ich kümmern uns um Tammy!“ und bestätige Andy`s Anweisung mit einem nicken.
    Alles was ich mir derzeit wünsche ist, Sie in meine Arme zu ziehen und mich davon zu überzeugen, dass es Ihr soweit gut geht.
    Semir klopft mir aufmunternd auf die Schultern und geht abseits der Wiese zu den anderen.
    Andy und Oli, sowie zehn Sanitäter und vier Notärzte stehen neben mir und warten, bis die Hubschrauber aufsetzten.

    Als der erste Hubschrauber am Boden aufsetzt öffnet sich die hintere Türe. Zwei mir unbekannte Männer hieven eine Trage aus dem Inneren.
    Die ersten Sanitäter und Notärzte eilen zu Ihnen und nehmen Sie in Empfang.
    Ein weiterer Mann verlässt hinkend den Hubschrauber, eine große Platzwunde am Kopf und augenscheinlich eine Verletzung an der Schulter. Als der mir unbekannte Mann an uns vorbeigetragen wird, spricht Ihn Andy an.
    „Sven, alles ok bei Dir?“ und dieser nur mit „Hab mir nur das Bein gebrochen, halb so wild, Mark hat sich wohl die Schulter ausgekugelt“ antwortet und mit einem nicken zu dem hinkenden Mann deutet.

    Der zweite Hubschrauber setzt zur Landung an und die hintere Türe wird geöffnet.
    Augenblicklich läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken.
    Eine mir nicht bekannte Frau mit schwarzen kurzen Haaren, gefolgt von einem Mann mittleren Alters steigen als erstes aus, dahinter Tammy und Caro.
    Mein erster Blick fällt auf eine Platzwunde an Ihrer Schläfe, Ihre Hose ist am rechten Oberschenkel zerrissen und Sie blutet.
    Ihr Blick ist eiskalt und voller Wut. Ihren Helm feuert Sie gerade auf die Wiese und zieht Ihre Schutzweste aus, die sich zum Helm auf den Boden gesellt.
    Als zwei Notärzte zu Tammy und Caro treffen, werden diese ignoriert, auch als der Notarzt Caro am Arm festhalten will, entreißt Sie sich und geht weiter. Gott im Himmel ist die wütend.
    Ihr Blick alleine würde reichen, dass mein letztes Stündlein geschlagen hat.

    Als Caro noch etwa fünfzehn Meter von Oli, Andy und mir entfernt ist, nimmt Sie mich zum ersten mal wahr, jedoch weicht Ihr Blick sofort zu Andy neben mir, der nochmal tief Luft holt.
    „Ok! Ich fang dann mal Tammy ab“ sagt Oli und geht auf die beiden zu.
    Caro geht weiter und alleine Ihre Körperhaltung signalisiert, dass sich Ihr besser keiner in den Weg stellen sollte. Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll, geschweige denn, was ich tun soll.
    Aus gut zehn Meter Entfernung geht`s dann auch schon los. Sie brüllt wie ein Löwe los.
    „WAS ZUM TEUFEL MACHT SANDER HIER?“.
    Ihre ganze Körpersprache ist Aggressiv und schreitet auf Andy zu, der mir einen kurzen Blick zuwirft.
    Gerade als Sie an mir vorbei gehen will, halte ich Sie am Arm fest.
    „Caro, lass es!“ und versuche es mit ruhigen Worten, was augenblicklich dazu führt, dass Sie sich meinem Griff entreißt und weiter brüllt „UND WAS VERSTEHST DU AN ABBRUCH ZWÖLF NICHT ANDY? IST HIER JEDE ÜBUNG UMSONST?“.
    Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, aber bringe mich möglichst unauffällig hinter Ihr in Position, während sich Andy und Caro gegenüberstehen.
    Das nächste Unheil droht, als ich aus dem Augenwinkel einen Notarzt sehe, der auf Sie zukommt als das brüllen Ihrerseits in Richtung des Notarztes beginnt.
    „WENN SIE LEBEN WOLLEN…DANN LAUFEN SIE!“.
    Caro schlägt Ihm die Halskrause aus der Hand und wendet sich wieder Andy zu, während der Notarzt den taktischen Rückzug antritt.
    „WARUM HABT IHR DIESES ARSCHLOCH NICHT GESCHNAPPT DER UNS VOM HIMMEL GESCHOSSEN HAT? DER WOLLTE UNS UMBRINGEN!“. Kaum fertig gebrüllt passiert das tatsächlich unfassbare…Sie geht auf Andy los und schlinge blitzschnell meine Arme von hinten um Ihren Körper um Sie zurückzuhalten.
    „Caro lass es!“ versuche ich es mit ruhiger Stimme was keinerlei Wirkung zeigt und Sie um sich schlägt.
    Gütiger Himmel, Sie zittert am ganzen Körper und versuche Ihre Hände zu fassen, was die Situation noch schlimmer macht.
    „LASS MICH LOS ODER ICH GARANTIERE FÜR NICHTS BRANDT!“ schreit Sie los.
    Ich habe keine Ahnung, wie lange ich Sie noch festhalten kann. Wie eine Schlange versucht Sie, sich meinen Armen um Ihren Körper zu entwinden, während ich das Gefühl habe, dass Sie immer mehr zittert.
    Fuck…Sie steht so dermaßen unter Schock dass Sie nichts mehr um sich herum wahrnimmt.
    Als Sie anfängt mit den Füßen zu treten, reicht`s mir hier endgültig. Mit einer schnellen Bewegung ziehe ich Ihr die Füße unter dem Boden weg und fixiere Sie mit meinem Knie in Ihrem Rücken auf dem Boden.
    „HÖR AUF MIT DER SCHEISSE HIER!“. Meine Beherrschung ist dahin und brülle Sie in genau der selben Lautstärke an wie Sie mich gerade eben „HÖR AUF DAMIT! SOFORT!“.
    Doch nichts wirkt, als Sie in diesem Moment wieder versucht mit der freien Hand nach mir zu Schlagen „HÖR AUF VERDAMMTE SCHEISSE!“.
    Das kann doch nicht wahr sein, ich fixiere die Frau auf dem Boden, die ich in meine Arme schließen wollte. Mit einer schnellen Bewegung drehe ich Sie auf den Rücken und fixiere Ihre Hände vor Ihrem Brustkorb.

    Als sich unsere Blicke Sekunden später treffen, zerreißt es mich innerlich.
    Ihre Augen spiegeln die blanke Wut, Verzweiflung und…Angst…Todesangst!
    Ihr gesamter Körper zittert so stark, dass es mir Angst macht. Sie kippt hier gleich weg. Sie ist am Ende.
    Vorsichtig und langsam beuge ich mich über Sie, ohne Ihre Handgelenke auszulassen und atme mehrmals tief ein um selber wieder etwas innerliche Ruhe zu finden.
    „Hör auf, ok? Alles wird gut“ flüstere ich Ihr eindringlich zu und streiche mit einer zarten Bewegung mit meinem Daumen über Ihre Fingerknöchel.
    Für den Augenblick habe ich das Gefühl dass sich Ihre schnelle und hektische Atmung etwas beruhigt.
    Langsam lockere ich den Griff um Ihre Handgelenke, da Sie keine Anstalten macht, nach mir zu schlagen und lasse Sie schlussendlich los. Behutsam bringe ich Sie in eine aufrechte Position und ziehe Sie auf meinen Schoss bevor ich meine Arme fest um Sie schlinge.
    Ihr Puls rast, Ihr Körper zittert, aber ich habe Sie in meinen Armen und nur das zählt.

    Immer wieder streiche ich mit meiner Hand durch Ihr Haare, über Ihren Rücken und flüstere Ihr beruhigende Worte zu, als in diesem Moment wieder ein Notarzt neben uns auftaucht.
    Es ist eine Sache von Sekunden…der Notarzt streckt seine Hand aus um die Platzwunde an Ihrem Kopf zu begutachten, als sich Ihr gesamter Körper bis zum Zerreißen anspannt und Sie wieder um sich schlägt.
    „CARO ES IST JETZT GUT VERDAMMT NOCHMAL“ und versuche Ihren Kopf an meine Brust zu ziehen, als Sie in Sekunden schnelle aufspringt.
    „ICH BRAUCHE KEINE HILFE…ALSO VERPISSEN SIE SICH“ schreit Sie wieder mal los und springe ebenfalls auf.
    Auf Wiedersehen Beherrschung, Willkommen Caro Berger. Meine Geduld ist aufgebraucht.
    „Du lässt dich jetzt durchchecken….BITTE!“ bringe ich Ihr wieder in dem gleichen Tonfall entgegen und meine Stimme duldet eigentlich keinen Widerspruch.
    „LECK MICH“ faucht Sie mir entgegen und sehe Sie fassungslos an.
    Ihr Wortschatz steht dem eines Bauarbeiters in nichts nach. Ganz ruhig Brandt…das ist der Schock!
    „Keine Sorge, das werde ich auch irgendwann!“ gebe ich gefährlich leise von mir und die Zweideutigkeit sollte Ihr Bewusst machen, dass ich hier nicht scherze.
    „DAS HÄTTEST DU WOHL GERN!“.
    Gott wie ich dieses Gebrülle hasse!
    „Es wird Dir gefallen und jetzt lass Dich durchchecken! SOFORT!“ gebe ich mit Nachdruck von mir, während sich Ihre Augen zu schmalen schlitzen formen und mich böse anfunkeln.
    Einige Sekunden sehen wir uns beide unnachgiebig in die Augen, als der Notarzt, der das Spektakel verfolgt hat, todesmutig wieder näher an Sie heran tritt und die Wunde begutachtet.
    „So! Dann hätten Sie beide soweit ja offensichtlich alles geklärt! Kommen Sie bitte mit zum RTW! Die Wunde muss versorgt werden, genauso Ihre Wunde am Oberschenkel!“ bittet der Notarzt Sie in ruhigem Ton.
    Sie holt tief Luft, aber bin hier schneller und bringe Sie mit einem scharfen „SENDEPAUSE“ wohl endgültig zum schweigen.

    Beim RTW angekommen steigt Sie gefolgt vom Notarzt ein.
    Zum ersten mal sehe ich zu Semir, Susanne, Jenny, der Chefin und Andy.
    „Kann ich Sie kurz mit Ihr alleine lassen? Bin gleich wieder da“ sage ich in den RTW, wo Caro auf der Liege ist und der Notarzt gerade die Wunde an der Schläfe reinigt und mir mit einem verschmitzten Lachen kurz zunickt. Gut…er hat Sie wohl im Griff. Höchstwahrscheinlich die aufgezogene Beruhigungsspitze für Elefanten neben sich liegend.
    Ich atme einmal tief durch und gehe zu Semir der mir seine Hand auf die Schulter legt.
    „Und?“ fragt er und sieht besorgt zu mir.
    „Sie ist fix und fertig und steht komplett neben sich“ verzweifelt fahre ich mir mit den Händen durch die Haare.
    „Nehmen Sie Sie mit ins Krankenhaus?“ fragt Susanne.
    „Die fährt sicher nicht mit, das weiß ich jetzt schon! Die schlägt denen die Bude klein!“. Davon bin ich überzeugt und sehe die nächste Katastrophe schon auf mich zukommen, denn Sie wäre eindeutig ein Fall für einen Krankenhausaufenthalt.
    „Dann lass Sie, wenn Sie nicht will Alex. Ich denke Ruhe wäre hier das wichtigste das Sie erst mal wieder runterkommt“ entgegnet mir Semir mitfühlend.
    „Wo ist eigentlich Tammy?“ frage ich und lasse meinen Blick suchend über die Fahrzeuge streifen.
    „Oli ist mit Ihr beim Auto und versucht Sie zu beruhigen!“ kommt es verzweifelt von Andy „Wir…haben Ihre Hände und Füße mit Kalbelbinder fixiert, die ist volle Socke auf Oli und mich losgegangen.“ fährt er fort und mir ein „Scheisse“ entfährt. Tammy steht Caro also in nichts nach!
    „Brandt…nehmen Sie sich die Zeit die Sie brauchen, bleiben Sie einfach bei Frau Berger!“ höre ich die Stimme der Chefin, gefolgt von einem aufmunternden Lächeln und Semir mir seine Autoschlüssel reicht.
    „Hier Partner…ich fahr dann mal mit dem Auto der Chefin zurück!“ und augenblicklich ein scharfes „Vergessen Sie es Gerkhan! Mein Auto ist mir Heilig! Ich fahre!“ seitens der Chefin kommt.

    Zurück beim RTW lehne ich mich an die offene Türe und schaue zu, wie der Notarzt Caro`s Wunde am Oberschenkel verarztet. Als er die Wunde mit einem großen Pflaster abklebt holt er aus einem Seitenfach Tabletten.
    „Nehmen Sie irgendwelche Tabletten Frau Berger oder sind gegen etwas allergisch?“ was Sie mit einem „Nein“ beantwortet.
    „Antibabypille?“ und schaut nochmals zu Ihr.
    „Nein…Dreimonatsspritze“ was der Notarzt mit einem nicken zur Kenntnis nimmt.
    „So, hier wären Schmerztabletten. Die Dosierung habe ich Ihnen hinten rauf geschrieben. Wenn Sie bitte hier unterschreiben, dass Sie mit einem Krankenhausaufenthalt nicht einverstanden sind!“ und reicht Ihr ein Klemmbrett mit Stift, wo Sie unterschreibt und der Notarzt Sie weiter belehrt. „Gut, kommen Sie trotzdem unverzüglich ins Krankenhaus, sobald sich an Ihrem Zustand etwas verschlechtert, Sie Schwindelgefühle haben oder sich übergeben müssen. Außerdem würde ich Ihnen absolute Bettruhe empfehlen“.
    Umständlich steht Sie von der Liege auf und zieht Ihre Hose und Schuhe wieder an, während der Notarzt zu mir nach draußen kommt und mich zur Seite nimmt.
    „Eine ganz schön harte Nuss die liebe Frau Berger!“ beginnt er, sehe ein kleines schmunzeln und drückt mir zwei Tabletten in die Hand „Lösen Sie die Tabletten am besten in Fruchtsaft auf, damit Sie die Sache überleben. Es sind leichte Beruhigungstabletten. Frau Berger steht kurz vor einem Kreislaufzusammenbruch“. Ich nicke Ihm zur Bestätigung zu, als auch schon Caro hinter uns aussteigt und einen mehr als skeptischen Blick auf uns wirft. Die hat den Braten doch jetzt schon gerochen! „Ich muss mit Andy reden, SOFORT!“ zischt Sie los. Geht das jetzt wieder los?
    „Wir fahren jetzt zu mir und du legst dich hin. Reden könnt Ihr morgen!“ und lege meine Hand um Ihre Hüfte.

    Kurz vor Semir`s Auto treffen wir auf Andy, der Tammy im Arm hat, die genauso beschissen aussieht wie Caro.
    „Steig ein, ich gebe Andy und Tammy Bescheid dass du bei mir bist!“.
    „DAS MACH ICH SELBER!“.
    „Steig jetzt ein, SOFORT“. Die stellt die Geduld eines Heiligen auf die Probe.
    „TAMMY?“ brüllt Sie los und diese augenblicklich Ihren Kopf in unsere Richtung dreht „MORGEN UM SECHS UHR IM BRÜO! DIE DRECKSAU SCHNAPPEN WIR UNS!“.
    Fassungslos sehen Andy und ich uns an als die Antwort von Tammy kommt „DA KANNST DU GIFFT DRAUF NEHMEN! KEINER SCHIESST UNS EINFACH VOM HIMMEL! MACHEN WIR FÜNF UHR!“.
    Gott die haben hier doch beide einen an der Klatsche!
    „Steig jetzt sofort ein, das ist mein letztes Wort Caro!“ fauche ich Sie an und öffne die Beifahrertür. Mit Nachdruck buchstiere ich Sie auf dem Beifahrersitz und schlage die Türe zu. Geschafft.
    Kurz überlege ich, das Auto abzuschließen, lasse es dann doch, die Gefahr, dass Sie das Auto in die Luft sprengt ist zu hoch.
    „Andy ich nehme Caro mit zu mir“ entgegne ich Ihm, als auch er Tammy gerade ins Auto setzt und die Tür zuschlägt.
    „Gut, ich nehme Tammy mit zu mir. Oli übernimmt die Einsatzleitung des SEKs und hat für die nächsten Tage bereits Verstärkung angefordert.“.
    „Hat Tammy etwas erzählt, wie Sie runter gekommen sind?“ frage ich. Denn Caro hat kein Wort darüber verloren.
    „Nein, aber Tammy`s Kleidung ist ganz feucht. Ich gehe davon aus, dass Sie in den See gefallen sind.“ Wobei mir gerade auffällt das Caro auch feucht ist.
    „Ok, wir fahren dann mal. Wenn was ist, telefonieren wir?“ frag ich Ihn vorsichtig.
    „Machen wir so. Brauchst du Kabelbinder, falls Sie ausrastet?“. Der meint dass Ernst.
    „Nein“ und deute mit einem schmunzeln auf die Handschellen an meinem Gürtel.

    Bevor ich zu Ihr in den Wagen steige sehe ich Jenny, die mit Susanne gerade ins Auto steigt und bitte Sie, mir Klamotten für Caro vorbeizubringen.

    Die Fahrt über herrscht eine bedrückende Stille im Auto und hoffe, dass dies nicht die Ruhe vor dem Sturm ist.
    Immer wieder werfe ich einen vorsichtigen Blick zu Ihr rüber. Nach wie vor zittert Sie und sieht stur aus dem Fenster als ich die Stille breche.
    „Ich bin 36 Jahre alt und mein Lieblingsessen ist Pizza“ und sehe, dass Sie Ihren Kopf leicht in meine Richtung dreht, kurz nickt und wieder aus dem Fenster sieht…

    • Zitieren
  • Valentina
    Gast
    • 28. Juli 2016 um 17:54
    • #25

    Alex`s Sicht

    Als wir vor meinem Containerhaus ankommen bin ich mehr als erleichtert. Diese erdrückende Stille nagt an mir uns macht mich unruhig.
    Wortlos folgt Sie mir ins Innere des Hauses.

    „Hast du Hunger?“ frage ich Sie auf dem Weg zum Sofa, während Sie meine Frage mit einem zaghaften kopfschütteln verneint.
    „Willst du duschen?“ und vernehme ein leises „mhm“.
    „Ok! Jenny bringt gleich Klamotten für Dich vorbei. Ich bring Sie Dir dann hoch!“ langsam gehe einen Schritt auf Sie zu, als Sie mir ausweicht, sich umdreht und den Weg nach oben ins Badezimmer einschlägt.
    Für den Moment akzeptiere ich es jetzt einfach mal. Es war ein schwerer Tag für Sie und der Schock bei Ihr mehr als tief sitzt. Wobei ich trotzdem noch immer etwas schockiert darüber bin, welche blanke Wut Sie beim Verlassen des Helis hatte. Anderseits…wenn ich ehrlich zu mir selber bin hatte auch ich vor Verzweiflung und Wut schon solche Aussetzer, genau wie Semir. Alleine damals bei der Gerichtsverhandlung, als Felix im Zeugenstand war und mich Semir zurückhalten musste, damit ich diesem Arschloch, der Felix`s Mutter eiskalt erschossen hat, nicht die Fresse poliere.

    Was war das bis jetzt nur für ein beschissener Tag.
    Erst die Sorgen, ob Sie noch am Leben ist und dann die Erleichterung, als Sie aus dem Hubschrauber gestiegen ist.
    Die Frauen, die ich bisher kannte wären weinend nach solch einem Vorfall zusammengebrochen.
    Sie hat jedoch allem Anschein nach vor die Sache mit sich auszumachen und das ärgert mich. Sie will stark sein, aber Ihr eigener Körper hat Sie verraten.

    Nachdem Jenny die Tasche mit Klamotten für Caro vorbeigebracht habt mache ich mich auf den Weg zum Badezimmer.
    Im inneren ist es leise. Offensichtlich hat Sie fertig geduscht und klopfe an, bekomme jedoch keine Antwort.
    Auch mein zweiter Versuch bleibt ohne Antwort und als ich an der Klinke drücke, ist abgeschlossen. „Caro mach bitte die Tür auf!“ sage ich etwas lauter aber höre nichts aus dem Inneren.
    Das kann doch nicht wahr sein. Irgendwie macht sich ein mehr als ungutes Gefühl in mir breit.
    „Caro, mach die Tür auf!“ versuche ich es noch lauter und bekomme wieder eine Antwort.
    Es reicht!
    „CARO MACH AUF!“ brülle ich, während meine Gedanken kreisen. Irgendetwas stimmt nicht, als ich im gleichen Moment sehe, wie die Verriegelung geöffnet wird und sich die Türe öffnet.
    Mit zitterndem Körper steht Sie neben der Türe, ein schwarzes Handtuch eng um Ihren Körper geschlungen, das gerade einmal das wesentliche bedeckt und meidet den Blickkontakt zu mir.
    „HIER“ und lege die Tasche vor Ihren Füßen ab „ beim nächsten mal gibst du gefälligst eine Antwort. Es gibt nämlich auch Menschen die sich Sorgen um dich machen!“ und verlasse ohne Sie eines weiteren Blickes zu würdigen wütend das Badezimmer.

    Ihre Schweigsamkeit macht mich wahnsinnig.
    Ich erwarte nicht, dass Sie mir irgendetwas erzählt, aber man kann doch in Gottes Namen eine Antwort geben.
    Unten in der Küche hole ich mir eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank.
    Meine Flasche betrachtend frage ich mich, ob ich gerade zu hart war.
    Je mehr ich darüber nachdenke bereue ich meine Worte. Denn wenn ich ehrlich zu mir selber bin, verletzt es mich einfach, dass ich nicht an Sie rankomme.
    „Ich bin 29 Jahre, mein Lieblingsessen ist Pizza und sehe für mein Leben gerne Dirty Dancing!“ höre ich Ihre leise Stimme und sehe Sie mittig der Treppe stehen in dunkelblauer Jeans und schwarzer figurbetonter Fleecejacke mit hohem Kragen und Kapuze. Ihre blonden Haare sind locker nach hinten gebunden, einzelne Haarsträhnen fliegen Ihr ins Gesicht.
    Ohne auf ein Wort meinerseits zu warten, geht Sie wieder nach oben.
    Ich könnte göttlichen Beistand gebrauchen, um zu wissen, was ich jetzt tun soll.
    Sie will stark sein, will es mit sich alleine ausmachen, aber genau das ist es, was ich nicht möchte, weil ich weiß, wie hart es ist, zu versuchen stark zu bleiben und Einzelkämpfer zu sein.

    Als ich im Schlafzimmer oben ankomme, liegt Sie zusammengerollt mit dem Rücken zu mir auf dem Bett.
    Langsam lege ich mich seitlich hinter Sie und schlinge einen Arm um Ihre Hüfte.
    Das erste das ich wahrnehme, Sie zittert.
    „Hast du deine Schmerztabletten genommen?“ frage ich Sie leise und streiche mit meinem Daumen über Ihren Hüftknochen als Sie mit dem Kopf schüttelt.
    Die würden Ihr sicherlich gut tun, aber um keinen weiteren Streit zu riskieren, belasse ich es dabei und ziehe Sie mit einem leisen „Komm her“ eng an mich ran.
    Für den Moment kann ich nicht mehr tun, als einfach für Sie da sein und hoffe, dass es Ihr besser geht, wenn Sie erst mal ein wenig geschlafen hat.

    Mein vibrierendes Handy in der Hosentasche lässt mich aufschrecken.
    Mein Arm liegt noch immer über Caro`s Hüften, die wie ein Stein neben mir schläft. Offensichtlich habe auch ich eingeschlafen.
    Vorsichtig stehe ich auf und gehe leise runter in die Küche.
    Ein Blick auf mein Handy zeigt mir, dass es bereits halb neun Abends ist und Semir viermal versucht hat mich anzurufen.
    Kaum habe ich seine Nummer gewählt höre ich schon seine Stimme.
    „Hey Alex! Wie läuft es bei Euch?“ fragt er.
    „Könnte besser sein!“ antworte ich wahrheitsgemäß.
    „Du ich bin gerade auf dem Weg zu Dir. Ich glaube wir haben da ein ziemlich großes Problem!“ höre ich die besorgte Stimme von Semir und ich mich augenblicklich Frage, ob denn der Tag eigentlich nie ein Ende nimmt.
    „Ok, ich warte auf dich!“ und höre noch ein „Ok, bis gleich“.

    Nach etwa zehn Minuten klopft es bereits an der Türe.
    Den Weg dorthin kann ich mir sparen und Sekunden später Semir neben mir am Sofa auftaucht…in der Hand zwei Flaschen Bier.
    „Wo ist Caro?“ fragt er uns setzt sich neben mich.
    „Oben im Bett und schläft!“.
    „Hat Sie dir schon irgendwas erzählt, was vorgefallen ist?“. Na der ist lustig.
    „Seit wir zu Hause sind, hat Sie eigentlich so gut wie gar nichts gesagt!“ entgegne ich Ihm resigniert.
    „Alex? Sander versucht seit heute Nachmittag Anklage gegen Caro zu erheben wegen fahrlässiger Tötung!“ gibt er leise von sich und reiße meine Augen auf vor Schreck.
    „Er tut WAS?“
    „Alex die tote Joggerin im Wald wurde mit einer Waffe des SEKs getötet. Er behauptet, Caro hätte aus Panik wahllos aus dem Heli das Feuer eröffnet und so den Tod unschuldiger in Kauf genommen.“. Der Tag wird immer schlimmer. Ich fasse es nicht und lasse mich an die Rückenlehne des Sofas fallen.
    Aber würde Sie in Panik das Feuer eröffnen? Ich weiß es nicht.

    „Keiner von uns hat das Feuer eröffnet!“ höre ich Ihre Stimme, als Sie auch schon die Treppe runter kommt und sich gegenüber von Semir und mir in den Stuhl setzt und Ihre Beine an den Körper zieht. „Sander sieht das aber anders Caro“ spricht Semir und lehnt sich wie ich an der Lehne des Sofas an.
    „Mir egal wie er es sieht! Das wird Ihm das Genick brechen!“ kommt es mit fester Stimme Ihrerseits. „Caro wir glauben Dir das, aber wir haben keine Beweise dafür dass der Schuss nicht von Dir oder einem anderen aus dem Helikopter gekommen ist!“ sagt Semir, während ich die nächste Frage habe.
    „Warum hat Sander so einen Hass auf dich? Kennst du Sander von früher?“ und schaue Ihr in die Augen, als Sie leicht mit dem Kopf schüttelt.
    „Nein! Ich kenne Sander nicht! Das erste mal habe ich Ihn im Einsatz gesehen wo Ihr beide auch dabei gewesen seid. Aber ich habe ein wenig über Sander recherchiert. Meiner Meinung nach will er Karriere machen und geht über Leichen. Fehler in der Polizeiarbeit aufzudecken würde Ihm einen Schwung nach oben verschaffen und ich denke, er hat mich einfach als nächstes Opfer ausgesucht, der er versucht was anzuhängen!“ erklärt Sie ruhig.
    „Und jetzt? Wie machen wir weiter?“ fragt Semir.
    „WIR machen gar nichts! ICH lasse Sander jetzt erst mal auflaufen!“ kontert Sie augenblicklich.
    Da ist Sie wieder…die Einzelkämpferin.
    „Caro, WIR müssen deine Unschuld beweisen oder willst du unschuldig in den Knast!“ fauche ich Sie an.
    „Alex ich kann beweisen, dass weder ich noch eine andere Person aus dem Helikopter geschossen hat. Sander soll Anklage gegen mich erheben. So wie ich Ihn einschätze, wird er ein Schnellverfahren beantragen, da es Ihm nicht gelingen wird, mich zu suspendieren. Und dann breche ich Ihm vor Gericht das Genick!“ erklärt Sie tatsächlich Selbstbewusst.
    Meine Wut steigt immer mehr.
    „Wie bitte kannst du nur so naiv sein Caro? Der wird dich ohne mit der Wimper zu zucken in den Knast stecken. Dieses Arschloch ist mit allen Wassern gewaschen. DER WIRD DICH FERTIG MACHEN!“ zische ich los und springe vom Sofa auf, während ich mir verzweifelt mit den Händen durch die Haare fahre.
    Die will es echt riskieren, wie dumm muss man sein?
    „Bist du Dir sicher, dass du deine Unschuld beweisen kannst?“ höre ich die ruhige Stimme von Semir.
    „Ja Semir! Ich kann es beweisen und dazu soll er die falschen Beweise liefern bevor ich Ihn fertig mache!“ antwortet Caro.
    „Gut, dann hoffen wir, dass dein Plan aufgeht!“ kommt es prompt von Semir.
    Ich glaub es nicht, der stimmt dieser Scheiße auch noch zu?
    „Semir…das…das ist jetzt nicht dein Ernst! Das ist das reinste Himmelfahrtskommando verdammte Scheiße!“ und fasse es nicht, dass er dieser Schnapsidee auch noch zustimmt.
    „DANN FANG ENDLICH AN MIR ZU VERTRAUEN ALEX!“ und sehe gerade noch, wie Sie nach Ihren Worten die Treppen nach oben läuft und lasse mich zurück aufs Sofa fallen, nicht in der Lage, noch ein weiteres Wort von mir zu geben.
    „Ganz schön temperamentvolle Hexe hast du da!“ höre ich Semirs belustigte Stimme und funkle Ihn böse an.
    „Alex vertrau Ihr! Sie ist stärker als wir alle annehmen, auch wenn das heute auch für Sie ein schwerer Tag war! Ich bin jedenfalls überzeugt davon, dass Sie weiß was Sie tut.“.
    Schön für Dich Semir. Ich bin nicht davon überzeugt.
    Semir hält wortlos seine Flasche Bier in die Höhe und stoße einfach mit Ihm an. Schlimmer kann ein Tag eh nicht mehr werden.

    Minuten der stille, die ich in vollen Zügen genieße werden durch Semir unterbrochen.
    „Sie redet also nicht mit Dir?“ fragt er amüsiert und schüttle geschlagen mit dem Kopf.
    „Und du kommst nicht an Sie ran, stimmt`s?“. Wieder schüttle ich geschlagen mit dem Kopf.
    „Sie nimmt deine Hilfe nicht an uns macht alles mit sich selber aus?“ fragt er und nicke einfach nur. Genauso ist es und nicht anders.
    Was sollen diese Fragen eigentlich?
    „Tja Alex…warum kommt mir das alles nur so bekannt vor hmm?“.
    Den Worten von Semir folgt ein leises kichern und kann nur die Augen verdrehen. So ein Depp. Ich weiß genau was er sagen will.
    „Alex…Caro ist genauso wie du. Jetzt siehst du endlich mal, wie anstrengend es sein kann, wenn man so jemanden an seiner Seite hat!“ kommt es kichernd von Semir.
    Ja er hat ja Recht, aber das werde ich hier sicherlich nicht laut aussprechen.

    Als sich unser Bier zu Ende neigt steht Semir auf und verabschiedet sich.
    Im Schlafzimmer sehe ich Sie auf dem Bett liegen.
    „Schläfst du schon?“ frage ich leise Richtung Bett was mir im selben Moment mit einem klaren „JA“ beantwortet wird. Es geht doch nichts über einen Abend in gemeinsamer Harmonie, ziehe mich bis auf meine Shorts aus und lege mich so gut es geht unter die Bettdecke.
    „Willst du dich vielleicht auch ausziehen und unter die Decke kommen?“ frage ich vorsichtig und mache mich auf die nächste Attacke bereit.
    Jedoch anders als erwartet rollt Sie sich auf den Rücken und strampelt zuckersüß Ihre Hose und Socken von den Beinen, dass ich mir ein Lachen verkneifen muss.
    Als Ihre Hose und Socken auf den Boden gelandet sind, hebe ich einladend die Bettdecke hoch. „Jacke?“ frage ich, in der Hoffnung, endlich den Abend abschließen zu können um zu schlafen und diesen Tag zu vergessen als ich auch schon aus dem Augenwinkel sehe, dass Sie den Reißverschluss Ihrer Feecejacke öffnet und diese dann in die Ecke pfeffert.
    Als mein Blick von der Jacke in der Ecke auf Sie fällt, bleibt mir die Luft weg und sehe zu, wie Sie unter der Bettdecke verschwindet. Fuck Fuck Fuck!

    Wie in Gottes Namen soll ich es eine Nacht neben Ihr aushalten, wenn Sie nur einen schwarzen knappen Slip trägt sonst nichts! Gar nichts!
    Augenblicklich korrigiere ich meine Gedanken als Sie auf mich rauf krabbelt, Ihren Kopf auf meiner Brust ablegt und ein leises „Gute Nacht“ von sich gibt.

    Lieber Gott im Himmel, wenn du mich hörst, schicke mir alles an Beherrschung was du zur Verfügung hast, damit ich nicht auf schmutzige Gedanken komme…

    • Zitieren
  • Valentina
    Gast
    • 15. August 2016 um 10:48
    • #26

    Alex`s Sicht:

    Das kann jetzt nicht Ihr ernst sein.
    Gerade werde ich wach und was sehe ich…..NICHTS!
    Sie ist weg.
    Total neben der Spur greife ich nach meinem Handy. Es ist gerade mal 6:27 Uhr.
    Als ob die Nacht nicht schon grausam genug für mich gewesen ist, jetzt nimmt Sie auch noch reiß aus.
    Auch mein Ego erträgt nur ein gewisses Maß. Dieses jedoch ist erreicht.

    Mit frischen Klamotten mache ich mich auf den Weg nach unten in die Küche, als sich die Haustüre öffnet.
    Da steht Sie…in schwarzer Jogginghose und grauen Pulli, total verschwitzt und außer Atem.
    Meinem eigenen Gesichtsausdruck würde ich in dieser Sekunde nicht über den Weg trauen.
    „Du warst joggen?“ frage ich ungläubig, als Sie in Zeitlupe den Blick über Ihren eigenen verschwitzen Körper schweifen lässt.
    „Nee…ich war Köder an einer Angel! Die Regenwürmer hatten keine Zeit, die hatten Schwimmkurs“ und verdreht theatralisch die Augen.
    „Du bist gestern mit dem Heli abgestürzt!“.
    Vor Fassungslosigkeit ist meine Stimme drei Oktaven höher, während ich Sie weiter irritiert anstarre.
    „Richtig!“ zwinkert mir zu und geht an mir vorbei.
    Die spinnt, ist der erste Gedanke der mir in den Kopf schießt.
    „Madame“ pfeife auf meinen Fingern und zeige Ihr mit einer Handbewegung an, dass es nur einen richtigen Weg gibt, nämlich der zu mir zurück.
    Mit hängenden Schulter und gespielt schlapp kommt Sie zu mir zurück und verdreht wieder die Augen.
    „Findest du es lustig, mich auf den Arm zu nehmen? Du weißt genau wie ich das gemeint habe!“ und funkle Sie böse an. Sie geht einen weiteren Schritt auf mich zu und ist mit Ihren Lippen nur Zentimeter von meinen entfernt.
    „Sehe ich aus wie Pippi Langstrumpf die Ihr Pferd durch die Gegend trägt?“ sagt Sie leise.
    Ich krieg hier echt gleich die Krise und Sie fortfährt „Und bevor du jetzt eine Krise kriegst…nein…du siehst nicht aus wie der kleine Onkel aber bist nicht mehr weit weg Herrn Nilson Konkurrenz zu machen!“ und verschränkt Ihre Arme vor der Brust.
    Hat Sie mir gerade gesagt, dass ich einem Affen Konkurrenz mache? Herr Nilson ist doch der Affe von Pippi Langstrumpf oder?
    „Caro du wärst gestern fast draufgegangen! Du standst so dermaßen unter Schock das du nichts mehr um Dich herum wahrgenommen hast, jemand wollte Dich umbringen und Sander will Dich in den Knast bringen. Was machst du? Du gehst seelenruhig joggen! Erwartest du das ich vor Freude an die Decke gehe?“ und verschränke auch meine Arme vor der Brust.
    „Ich geh duschen“ höre ich leise Ihrerseits. Sie geht WAS? Das ist jetzt nicht Ihr ernst.
    „Nein gehst du jetzt nicht! Du redest jetzt mit mir!“ zische ich Ihr entgegen. So funktioniert das hier sicherlich nicht.
    „Was willst du Alex? Dass ich weinend vor Dir zusammenbreche? Dass ich vor lauter Angst über das Geschehene durchdrehe? Ja, es war gestern ein Schock für mich…eine Ausnahmesituation. Ich flieg nicht jeden Tag vom Himmel und es genau genommen der erste Einsatz meines Lebens war als Einsatzleiterin, der so dermaßen in die Hose gegangen ist. Aufgeben Alex, ist keine Option für mich. Ich kämpfe weiter und werde denjenigen auch finden, der uns gestern vom Himmel geholt hat und Sander werde ich das Genick brechen!“.
    Ihre Stimme ist fest und absolut gefasst. Jedes einzelne Wort entspricht der Wahrheit, Ihr Gesichtsausdruck zeigt mir eine erschreckende Entschlossenheit.
    Mit einem letzten Blick auf mich macht Sie sich auf den Weg nach oben und höre kurze Zeit später das Rauschen der Dusche.

    Gerade habe ich den Frühstückstisch fertig gedeckt, als Caro die Treppen nach unten kommt.
    Sie trägt eine dunkle Jeans, dazu eine schwarze enge Bluse, die Haare wirr zu einem Pferdeschwanz gebunden.
    „Frühstück ist fertig!“ gebe ich etwas genervt von mir, als ein „Kaffee reicht“ Ihrerseits zurückkommt und Sie sich an den Tisch setzt.
    „Caro, du hast seit gestern Morgen nichts mehr gegessen. Also tu mir bitte den Gefallen und iss was, du machst mich wahnsinnig!“ und fahre mir mit den Händen durch die Haare während ich als Antwort ein gezischtes „Dito“ bekomme.
    Nach wenigen Sekunden beginnt Sie lustlos an einer Semmel zu knabbern und etwas Erleichterung sich in mir breit macht. Die Geste allerdings, dass Sie dabei immer wieder einen verstohlenen Blick auf Ihre Armbanduhr wirft, sorgt wieder für aufsteigende Wut.
    „Du willst in die Einsatzzentrale?“. Diese Frage hätte ich sicherlich freundlicher gestalten können, aber nach Freundlichkeit ist mir gerade nicht zu mute.
    „Ja, ich muss das alles klären und schauen, wie weit Sie mit der Bergung der Helis sind. Würdest du mich BITTE auf den Weg zu deiner Dienststelle mitnehmen?“.
    Entgegen meiner Vermutung klingt Ihre bitte vorsichtig und freundlich. Trotz allem weiß ich, dass Sie nicht aufgeben wird. Wenn ich Sie nicht fahre endet es genau da, wo ich absolut keine Lust mehr dazu habe…nämlich im nächsten Streit.
    Immer wieder wirft Sie einen verstohlenen Blick zu mir über den Tisch und wartet offensichtlich darauf, dass ich explodiere und atme tief durch.
    „Komm mal her“ fordere ich Sie sanft auf und rücke meinen Stuhl etwas vom Tisch.
    Mit einem mehr als skeptischen Blick kommt Sie meiner Aufforderung nach und umrundet den Tisch, um sich dann auf meinen Schoß zu setzen.
    Ohne groß darüber nachzudenken schlinge ich meine Arme um Sie um eine Flucht Ihrerseits zu vermeiden. Bei Ihr muss man immer mit allem rechnen.
    „Ich nehme an Herr Nilson ist der Affe?“ und sehe augenblicklich Ihren belustigten Gesichtsausdruck. Es ist tatsächlich der Affe! „Gut, dann wird dich der Affe jetzt endlich küssen und anschließend in die Einsatzzentrale fahren, ABER NUR wenn du versprichst, in keinen Einsatz zu gehen. VERSTANDEN?“ und sehe Ihr verschmitztes Lächeln während Sie mit „versprochen“ antwortet.
    Stolz auf mich, einen weiteren Streit vermieden zu haben lege ich kurzerhand meine Lippen auf Ihre.
    Sanft beiße ich in Ihre Unterlippe und fahre dann mit meiner Zunge über die Stelle. Immer weiter vertiefen wir beide diesen Kuss, während ich Ihrerseits ein leises niedliches stöhnen höre.
    Das ist mein Zeichen und löse mich ruckartig von Ihr.
    Ihr Gesichtsausdruck schwankt zwischen geschockt und Mordlust und starrt mich fassungslos an.
    Gott lach nicht Brandt. Die Lage ist ernst!
    „Das ist die Strafe für den Affen“, schiebe Sie von meinem Schoss und stelle Sie auf die Beine um selber aufzustehen.
    „Dein Ernst?“ fragt Sie fassungslos und stemmt stinkig die Hände in die Hüften.
    „Mein voller Ernst! Und jetzt los!“ und zeige Ihr mit einer Handbewegung den Weg Richtung Türe, dem Sie Folge leistet mit einem stinkig genuschelten „ich wäre gerade zu allem bereit gewesen, aber wenn der Herr nicht will“.
    Alleine wie Sie das vor sich hinplappert…Gott die Frau stellt die Geduld eines Heiligen auf die Probe und mein Kopfkino ist dazu nicht gerade förderlich, Sie jetzt durch diese Türe gehen zu lassen. Aber Sie ist gestern mit dem Heli abgestürzt und besinne mich darauf, dass Sie vielleicht heute Abend wieder soweit fit ist, dass Bettaktivitäten nichts im Wege steht.

    Vor der Einsatzzentrale des SEKs angekommen, verabschiede ich mich mit einem kurzen innigen Kuss von Ihr.
    „Melde Dich!“ und sehe Ihr tief in die Augen.
    „Ok“ kommt leise von Ihr und gibt mir nochmals einen kurzen Kuss auf die Lippen bevor Sie aussteigt. Ich warte bis Sie an der Türe ist und im Gebäude verschwindet, bevor ich mich auf den Weg zur Dienststelle mache.

    „Morgen“ begrüße ich Semir, der bereits konzentriert an seinem PC arbeitet, schließe die Türe unseres Büros und setzt mich an meinen Schreibtisch.
    „Morgen auch! Was treibt dich denn heute ins Büro wenn ich fragen darf?“ und schaut mich belustigt an.
    „Deeskalationstraining auf beiden Seiten“ und verdrehe theatralisch die Augen.
    „So schlimm?“ fragt er mit einer gewissen Schadenfreude in der Stimme und kann nur nochmals die Augen verdrehen.
    „Ich bin Herr Nilson!“ gebe ich Ihm zur Antwort und lasse mich auf meinen Stuhl fallen.
    „Oh, na dann solltest du anfangen, dich an bestimmten Körperteilen zu rasieren mein Lieber!“ kommt es lachend von Semir und wirft sich im Stuhl zurück, während er die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
    „Hahaha, sehr lustig“ und verkneife mir jegliche weitere Ausführung bezüglich meines Vergleiches Ihrerseits mit der Tierwelt.
    „Gibt es irgend etwas neues?“ frage ich um dem Thema auszuweichen.
    „Nein, noch nicht. Heute Vormittag werden Sie wohl die Bergung der Helis vornehmen. Die Spurensicherung hat in der Nähe vom Fundort der Leiche Reifenspuren sicherstellen können. Allerdings sind es Spuren eines gängigen Reifenmodelles das so gut wie auf jedem Geländewagen zu finden ist.“.
    Also ist dies wohl erst mal eine Sackgasse.
    „Was ist mit Sander?“ frage ich.
    „Der war heute Morgen allem Anschein nach schon fleißig. Er hat tatsächlich eine Anklage eingereicht auf fahrlässige Tötung und ein Schnellverfahren beantragt.“.
    Er hat es tatsächlich getan dieses blöde Arschloch und Semir weiterspricht „Alex, Sie weiß was Sie tut, ok! Vertrau Ihr!“ und lehne mich kopfschüttelnd zurück in meinen Stuhl.
    „Semir, ich vertraue Ihr, aber ich traue Sander nicht, ok! Die ganze Sache stinkt doch bis zum Himmel Semir! Wie bitte hat er es geschafft, das die Leiche so schnell Obduziert wird und wie bitte will er beweisen, dass der Schuss von einer Waffe des SEKs gekommen ist? Das ist doch alles totaler Schwachsinn!“ und meine Stimme immer mehr an Schärfe zunimmt.
    Die ganze Sache ist faul. Sander führt hier was im Schilde und traue Ihm alles zu.
    „Alex Caro weiß das. Wenn du mich fragst, legt es Caro aber genau auf das an, das er falsche Beweise liefert. Alleine die Tatsache, dass er angeblich Beweise hat, dass der Schuss vom SEK kam ist lächerlich, genauso die Tatsache, dass die Obduktion eine Stunde nach dem Fund der Leiche stattgefunden hat. Ich will gar nicht wissen, wen Sander alles bestochen hat, aber wir müssen Caro jetzt einfach vertrauen! Und jetzt lass uns den Bericht schreiben. Oberstaatsanwalt Sander wartet schon sehnsüchtig darauf es schriftlich zu haben, dass wir am Einsatz gestern nicht beteiligt waren!“. Dann soll das Arschloch seinen Bericht bekommen, fahre meinen PC hoch und fange an dem Bericht zu schreiben.

    Es ist fast Mittag, als die Türe zu unserem Büro aufgerissen wird.
    „Brandt…was machen Sie denn hier? Sie sollten sich doch um Frau Berger kümmern!“ und sehe die Chefin im Türrahmen stehen.
    „Arbeiten Chefin!“ und hoffe, dass dies überzeugend genug war.
    „Brandt, als ob der Tag nicht dramatisch genug gestern für Frau Berger gewesen ist, stehen Sie Ihr nicht mal zur Seite wenn Sie einen weiteren Schicksalsschlag zu verkraften hat!“ und verstehe nach den Worten der Chefin nur Bahnhof, als Sie schon weiterspricht „Ja Brandt, Sie haben richtig gehört. Während Sie hier sitzen ist Frau Berger alleine auf einer Beerdigung und das nur wenige Stunden nach dem Sie selber fast ums Leben gekommen wäre. Ich weiß ja nicht WIE nahe Sie sich privat stehen, aber ICH würde Sie spätestens JETZT auf den Mond schießen!“.
    Nach einem kurzen wütenden Blick auf mich macht Sie kehrt, knallt die Türe zu und geht zurück in Ihr Büro. Das nenne ich mal einen Auftritt.
    „Na toll…Caro macht mich zum Affen und die Krüger zum Astronauten!“. Mit einem tiefen Seufzer lasse ich mich im Stuhl zurückfallen und mein Blick auf Semir fällt, der offensichtlich total auf der Leitung steht.
    „HILDEGARD“ ist das einzige Wort das ich dazu brauche und Semir sich die Hand auf die Stirn schlägt. Also sorge ich unverzüglich für Schadensbegrenzung , nehme mein Handy, wo die Internetseite des Blumenhändlers noch hinterlegt ist und bestelle eine neue Orchidee. Mein Wunschtext lautet `Hat dein Affe im Dschungel gefunden` und bitte darum, die Lieferung schnellstmöglich durchzuführen und mache mich wieder an die Arbeit.

    Nach zwei weiteren Stunden mache ich mich auf den Weg in die Küche und hole mir einen Kaffee, als mein Handy in der Hosentasche vibriert und ich die Nachricht öffne

    ***
    Danke für Rosemarie, Sie ist wunderschön!
    Kann es sein, dass ich heute Morgen
    versehentlich dein Mittagessen
    eingepackt habe? Esse gerade eine
    Banane…
    Deine Hexe
    ***

    Also sag mal, so eine Hexe und augenblicklich eine weitere Nachricht reinkommt die ich gleich öffne.

    ***
    Hey Alex,
    Caro hat einen neuen Verehrer,
    einen Herrn Nilson, mehr weiß ich
    noch nicht. Ich check das für Dich und
    geb Dir dann Bescheid, dass du diesem
    Affen die Eier abschneiden kannst.
    Männer müssen zusammenhalten
    Gruß Andy
    ***

    Oh mein Gott, womit habe ich das verdient, womit? Ich gehe zurück ins Büro und schreibe meine erste Nachricht an Caro.

    ***
    Kein Problem, lass es Dir schmecken,
    bezahlen kannst du heute Abend dafür!
    Ich hole Dich gegen 19 Uhr ab!
    In großer Vorfreude
    HERR NILSON
    ***

    So. Das wäre für`s erste geklärt und schreibe auch Andy kurz zurück

    ***
    Hey Andy,
    das darf doch nicht wahr sein!
    Ich wäre Dir sehr verbunden, wenn du
    dafür Sorge tragen könntest, dass Ihr
    kein Mann zu nahe kommt. Wenn doch,
    erschieß Ihn!!!
    Gruß Alex
    ***

    Und ich bin mir sicher, auf Andy ist Verlass!

    • Zitieren
  • Valentina
    Gast
    • 18. August 2016 um 15:45
    • #27

    Alex`s Sicht

    Pünktlich um 19:00 Uhr stehe ich mit meinem Wagen vor der Einsatzzentrale des SEKs und richte meinen Blick auf den Ausgang. Jetzt bin ich echt etwas nervös und freue mich einfach, Sie wieder zu sehen.
    Sekunden später kommt Caro zusammen mit einem anderen Mann mittleren Alters aus dem Gebäude und steigt einen Augenblick später ein.
    „Hey!“ kommt es leise von Ihr und lehnt sich zurück um dann nach dem Gurt zu greifen.
    „Hey! Alles klar?“.
    Mein Unterbewusstsein wirft Ihr bereits einen bitterbösen Blick zu `Heute Morgen haben wir einen Kuss bekommen Brandt! Jetzt gehen wir wohl leer aus!`.
    „Ja! War nur alles ein wenig viel heute!“ antwortet Sie geschafft und schaut aus dem Seitenfenster.
    Na bravo! Ihre Stimmung ist wohl am Tiefpunkt angelangt und Kuss habe ich auch keinen bekommen.

    Fast zehn Minuten in trauter Stille sind vergangen, als Sie das Schweigen bricht.
    „Hast du vielleicht Lust auf…..Kino?“ fragt Sie vorsichtig und spüre Ihren Blick auf mir.
    Kino? Also ich hätte da eigentlich einen anderen Vorschlag, für den Sie aber zum jetzigen Zeitpunkt definitiv zu viel anhat.
    Wann war ich das letzte mal im Kino? Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern.
    Egal, nehmen wir halt die letzte Reihe und knutschen wenn der Film scheiße ist.
    „Ok, wenn du Lust drauf hast. Gleich, oder erst nach Hause?“ und sehe kurz zu Ihr.
    „Wenn dann gleich, der Film beginnt um zwanzig Uhr.“.
    „Gut. Was willst du anschauen?“.
    „Fifty Shades of Grey!?“.
    War das jetzt eine Frage oder ist das beschlossene Sache?
    Keine Ahnung, aber Gott sei Dank hat Sie keinen dieser kitschigen Liebesfilme ausgesucht,
    `50 Schatten von Mr. Grey`…war ja klar dass Sie wie ich eher der Typ für Thriller und Action ist.
    Meine Hoffnung beruht darauf, dass dieser Film gut gemacht ist und ich nicht nach zehn Minuten schon weiß, wer der Mörder ist.
    „Gut, schauen wir!“ und sehe aus dem Augenwinkel Ihr strahlendes Lachen. Na wenigstens hebt sich Ihre Stimmung wieder, auch wenn ich nach wie vor keinen Kuss bekommen habe. Keinesfalls möchte ich in diesem Punkt nachtragend sein…bin es aber.

    Vor dem Kino herrscht schon reges Treiben und suche den nächstbesten Parkplatz.
    Als wir beide vor dem Auto stehen um loszugehen, nehme ich Ihre Hand in meine und verschränke unsere Finger ineinander. So liebe ich das, Haut an Haut mit Ihr, wenn es auch nur unsere ineinander verschränken Finger sind.

    Nachdem ich zwei Karten gekauft habe greife ich wieder nach Ihrer Hand und schlendern ins Innere.
    „Willst du Popcorn?“ fragt ich.
    „Oh ja! Warte, ich hol uns welches!“ kommt es total überdreht von Ihr und weg ist Sie.
    Als ich meinen Blick über die Menschenmenge schweifen lasse und mich in Richtung der Eingangstüre des Kinos begebe, scheint es so, als ob heute wohl Frauenabend ist.
    Na hoffentlich gehen die nicht alle in den Film, den Caro ausgesucht hat. Hysterisches Gekreische wenn Blut spritzt kann ich gar nicht haben, als ich eine fremde Männerstimme höre.
    „Na? Wurdest du auch dazu gezwungen, den Film zu sehen?“ und sehe einen Mann etwa in meinem Alter neben mir, der seine Hand um eine Brünette mit Zopf gelegt hat und nicht gerade begeistert aussieht. Der wurde definitiv gezwungen.
    „Nein. Freiwillig! Mir machen solche Filme nichts aus. Ich habe täglich mit solchen Menschen zu tun.“ und schiebe dabei meine Jacke etwas nach oben, so dass der Blick auf meine Handschellen freigelegt wird.
    „Ah…ähm…ok…na dann!“ entgegnet er stotternd und verschwindet mit einem verwirrten Gesichtsausdruck zusammen mit seiner Begleitung in der Menschenmenge.

    „Startklar!“ höre ich die freudige Stimme von Caro, als Sie auch schon mit Popcorn und Cola neben mir auftaucht.
    „Na dann, auf“ entgegne ich Ihr, nehme Ihr die Popcorntüte ab und gehe in den Kinosaal voran, um einen guten Platz in der letzten Reihe zu suchen.
    Mein schlimmster Alptraum scheint sich nach einem Blick auf die Kinobesucher zu bestätigen, überwiegend Frauen, was sage ich, eigentlich sehe ich auf Anhieb nur einen Mann, nämlich den von eben in der vorletzten Reihe neben seiner Begleitung.
    Ich deute Caro, die gerade neben mir stehen geblieben ist, mit einer Kopfbewegung an, in die letzte Reihe zu gehen.
    Zu meinem Glück verdunkelt sich das Kino bereits als wir alleine in der Mitte der letzten Reihe Platz nehmen. Caro macht es sich bereits gemütlich und lässt sich in den Sitz zurücksinken, während ich lässig einen Fuß auf den angebrachten Getränkehalter des Nachbarssitzes vor mir abgewinkelt abstelle.

    Nun folgt wohl der langweiligste Teil…die Werbung, und frage mich, ob es wirklich sein muss, bereits um zwanzig Uhr Werbung für Erotikshops zu bringen.
    Ein kurzer Blick auf meine Hexe reicht, Sie schmunzelt auch, also findet Sie es wohl genauso unpassend für zwanzig Uhr wie ich.
    Werbung für Reinigungsmittel eines Tatortes währen als Vorspann eines solchen Filmes sicher angebrachter.

    Der Film läuft noch keine zehn Minuten und ich kann jetzt schon sagen, wer Mörder und wer Opfer ist und muss sagen, dass der Schauspieler miserabel ist. Selbst Caro hat das schon erkannt, denn in Ihren Augen sehe ich bereits ein funkeln wenn dieser Mr. Grey auf der Leinwand erscheint.
    Ich denke es ist an der Zeit, meinen eigentlichen Plan B in die Tat umzusetzen, nehme meine Hand und lege Sie meiner Hexe auf den Oberschenkel.
    Blitzschnell schnellt Ihr Kopf in meine Richtung, verkneift sich ein Lachen und legt Ihre Hand ebenfalls auf meinem Oberschenkel. Diese Geste Ihrerseits versöhnt mich etwas in Bezug auf den nicht bekommenen Kuss, als ich Sie vorhin abgeholt habe.

    Die Zeit vergeht , als der von mir enttarnte Mörder dem zukünftigen Opfer das `Spielzimmer` zeigt. Eieiei…der Film ist echt schlecht gemacht als sich jetzt gerade rausstellt, dass Sie noch Jungfrau ist. Was bitte spielt das für eine Rolle? Aber nun gut, diese Situation will er also bereinigen und bringt Sie dann wohl erst später um.

    Weitere zwanzig Minuten vergehen und ich ziehe meine Lederjacke aus. Das wird hier eindeutig zu warm und lege Sie auf den Sitz neben mir.
    Also irgendwas stimmt da nicht! Klar weiß ich wer Mörder und wer Opfer ist, aber dieses ganze drum herum…keine Ahnung.
    Meine Augen richten sich verstohlen zu Caro, die völlig in den Film versunken ist und eine Hand nach der anderen Popcorn schaufelt.
    Irgendwas ist da faul.
    Und spätestens jetzt wo er alle Möglichkeiten nicht genutzt hat, Sie mit Seilen im Spielzimmer zu erwürgen, weiß ich nicht, ob ich hier richtig bin!
    Ein Blick reicht…Ihr gefällt , was Sie da sieht!
    Steht Caro auf SM-Spielchen? Tausend Fragen und keine Antworten.
    Ein paar weitere Szenen reichen mir, ich bin im falschen Film, als mein Unterbewusstsein sich räuspert, auf meine Handschellen zeigt und dann mit einer Kopfbewegung zu dem Mann eine Reihe vor uns.
    Um Himmels Willen! Was wird der über mich denken! Gott ist das peinlich und rutsche instinktiv in meinen Sitz weiter nach unten, was zwangsläufig zur Folge hat, das die Hand meiner Hexe genau auf meinem besten Stück zum erliegen kommt. Ich bin ein toter Mann.
    Die letzte Szene flackert auf der Leinwand und stelle fest, dass der Film auch noch ein saublödes Ende hat. Mein verdutzter Gesichtsausdruck ist wohl auch Caro neben mir nicht entgangen als Sie flüstert „Keine Sorge, im zweiten Teil verlieben Sie sich und im dritten heiraten Sie“ und mir zuzwinkert.
    Das war doch pure Absicht, mich in diesen Film mitzunehmen und wenn Sie jetzt dann bei mir zu Hause sagt, Sie hat Migräne, dann laufe ich Amok.

    Kaum sitzen wir wieder in meinem Auto beginnt die Fragerunde.
    „Hat Dir der Film gefallen?“. Was bitte soll ich jetzt darauf antworten? Steht Sie auf solche Spielchen im Bett? Ich habe keine Ahnung.
    „Na ja…ähm…war jetzt nicht schlecht.“ antworte ich etwas unsicher. Man ich muss Sie fragen, sonst mach ich mich heute echt noch zum Affen.
    „Caro? Ähm…stehst auf solche…Spielchen im Bett?“ Gott ist das peinlich und höre augenblicklich Ihr glucksen.
    „Keine Ahnung! Aber ich stehe mit Sicherheit nicht auf Männer im Bett, die mich nach zwei Minuten fragen ob es gut war!“ und kichert fröhlich vor sich.
    Gut, dann kann es ja so schlimm nicht sein. Ich halte heute im Bett einfach meine Klappe.


    In meiner Wohnung angekommen führt mich mein erster Weg in die Küche, wo ich ein Bier aus dem Kühlschrank nehme und einen großen Schluck davon trinke. Hier geht es gerade im Moment weniger um den Durst selber, vielmehr trinke ich mir hier wohl gerade etwas Mut an. Auch wenn ich es mir selber nicht gerne eingestehe, dieser Gott verdammte Film hat mich verunsichert. Nie im Leben habe ich damit gerechnet, das Sie auf so einen Film abfährt.
    „Kommst du?“ höre ich Ihre zuckersüße Stimme und sehe, dass Sie bereits den Weg ins Schlafzimmer einschlägt.

    Oben angekommen steht Sie mit dem Rücken zu mir und zieht gerade Ihre enge schwarze Bluse von den Schultern.
    Als Sie sich zu mir umdreht fällt mein erster Blick auf Ihren schwarzen BH mit feiner Spitze, an der eine feine silberne Neckholderkette angebracht ist.
    Keine Frage, ich finde es mehr als heiß und betrachte gierig Ihren durchtrainierten schlanken Oberkörper, als Sie sich auch schon Ihrer Hose entledigt und den Blick auf Ihre Beine freigibt.
    Mein Sprachzentrum ist augenblicklich stillgelegt und mein gesamtes Blut in südliche Richtung schießt, während mein Unterbewusstsein sich schon freudig die Lippen befeuchtet `Was meinst du Brandt? Wir machen das wie früher in unserer Kindheit…Abschlecken-MEINS!`.

    Ohne Worte bleibe ich dicht vor Ihr stehen, lege meine Hand in Ihren Nacken und ziehe Sie eng an meinen Körper. Meine Lippen legen sich auf Ihre und meiner Zunge sofort Einlass gewährt wird. Jetzt ist es amtlich. Ich habe es abgeschleckt…jetzt gehört Sie mir! Basta!

    Während der Kuss immer leidenschaftlicher wird, strampelt Sie sich die Hose von den Beinen, gefolgt von Ihren Socken.
    Ohne Umwege greift Sie nach dem Saum meines Pullis und zieht ihn mir über den Kopf.
    Spätestens jetzt kann mich nichts mehr aufhalten. Mein Puls rast, wenn ich meinen Blick über Ihren Körper streifen lasse.
    Ich will Sie…will die Leidenschaft in Ihren Augen sehen, will, dass wir uns ineinander verlieren.

    Als Ihre Hand nach zweimaligem Versuch die Knöpfe meiner Jeans noch nicht geöffnet haben, komme ich Ihr zur Hilfe und entledige mich dieser.
    „Sooo Frau Berger…!“ flüstere ich Ihr ins Ohr und sehe es vielsagend in Ihren Augen aufblitzen.
    „Sooo Herr Brandt!“ antwortet Sie keck, schiebe Sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht Richtung Bett, schubse Sie drauf und krabble über Sie.
    „Sooo Frau Berger! Da gibt es so einige Fehltritte seit dem Sie in mein Leben getreten sind. Heute erhalten Sie Ihre gerechte Strafe dafür!“ flüstere ich Ihr ins Ohr und hauche Ihr dann sanfte Küsse über den Hals abwärts…

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  • Valentina
    Gast
    • 23. August 2016 um 13:52
    • #28

    Caro`s Sicht

    Ich bin zu spät. Gott ich bin zu spät! Skandalös!
    Wann bitte bin ich das letzte mal zu spät zur Arbeit gekommen?
    Noch nie!
    So eine Scheiße, und das alles nur, weil Alex über Nacht wohl unter die Öko`s gegangen ist und wir zusammen heute Morgen duschen waren um `Wasser zu sparen`.
    Alleine bei dem Gedanken an die gemeinsame Dusche könnte ich schon wieder eine kalte Dusche brauchen. Halleluja!

    „Morgen zusammen“ spreche ich abgehetzt und außer Atem als ich in unser Büro stürme und mich auf meinen Schreibtischstuhl hechte.
    Ein Blick auf die Anwesenden reicht, ich sehe in drei fragende Gesichter, beantworte die unausgesprochene Frage der drei beiläufig mit „Stau“ und fahre meinen PC hoch.
    „Bei Alex in der Hose oder auf der Autobahn?“ ertönt die belustigte Stimme von Oli.
    So ein Idiot, setzte meinen Killerblick auf, ziehe in Sekunden schnelle meine Erbsenpistole und schieß Oli auf die Finger, in dessen Hand er seine Kaffeetasse hält…ich korrigiere…gehalten hat, der Inhalt wird gerade gierig von seiner Jeans aufgesaugt.
    Als mein Blick zu Tammy gegenüber von mir fällt, hat Sie nach wie vor einen geschockten Gesichtsausdruck.
    „Caro? Du hast Sex-Haare!“ stellt Sie in diesem Moment fassungslos fest und fahre mir blitzschnell schockiert mit den Händen über den Kopf, was schallendes Gelächter bei Tammy, Andy und Oli auslöst.
    So eine doofe Nuss! Das schreit doch geradezu nach Rache!
    „Neidisch?“ und ziehe meine Augenbrauen nach oben, während ich auffordernd zu Ihr rüber sehe.
    „Kommt ganz drauf an wie gut Alex bei einer Skala von eins bis zehn war?“. Lässig lehnt Sie sich zurück und wirft mir einen fragenden Blick zu.
    Einen Teufel werde ich tun, Ihr auf die Nase zu binden, dass er eine zehn mit drei Sternchen von mir erhält.
    „Du bist mir aber die Antwort von gestern noch schuldig! Skala von eins bis zehn bei Andy?“ frage ich zuckersüß zurück und lasse mich amüsiert in meinem Stuhl zurückfallen.
    „Ähm…also…wir wären noch anwesend wenn`s nicht weiter stört!?“ dringt die hilfesuchende, verzweifelte Stimme von Andy an mein Ohr. Ich werd bekloppt!
    „Tammy?“. Ich warte auf eine Antwort meine Liebe!
    Ihr verwirrter Gesichtsausdruck spricht Bände und Andy? Ein kurzer Blick reicht, der zupft imaginäre Fussel von seinem Shirt. Das alles ist ja wohl Antwort genug.
    „Ne oder…echt so scheiße?“ frage ich gespielt völlig entsetzt und mir augenblicklich eine Erbsenkugel auf meinem Schreibtisch entgegenrollt, gefolgt von einer…scheiße…zwei…jetzt reicht es…drei Blüten von Rosemarie. Das gibt Krieg.
    „Sag mal geht`s noch? Rosemarie kann ja wohl am allerwenigsten dafür, wenn du Potenzprobleme hast!“ fauche ich in Andy`s Richtung und diese Aussage meinerseits Rosemarie zwei weitere Blüten kostet.
    Wie bitte soll ich unter solchen Umständen bis Ende der Woche Bürodienst schieben?
    Das Leben von Rosemarie hängt jetzt schon am seidenen Faden und mache mich total frustriert an die Arbeit.

    Gegen Mittag klopft es an unserer Türe und sehe einen jungen Postboten durch die Glasfront. „Herein“ und kann mir jetzt schon denken, dass es Post für mich ist.
    „Frau Carolin Berger?“ und sieht zu mir und Tammy.
    „Anwesend“ und hebe die Hand.
    „Ich habe hier ein Einschreiben für Sie. Wenn Sie bitte hier unterschreiben würden?“.
    Der junge Mann reicht mir ein Klemmbrett und bescheinige mit meiner Unterschrift den Empfang, reiche es Ihm und verabschiede mich mit einem „Danke, schönen Tag noch“.

    „Und?“ fragt Tammy nach wenigen Sekunden.
    „Was wohl, der Bescheid für den Gerichtstermin. Sander kann es nicht schnell genug gehen und ein weiterer Bescheid ist beigelegt, dass ich das Land nicht verlassen darf!“.
    Natürlich weiß ich, dass Sander gestern, nachdem ich bei der ersten Anhörung die Aussage verweigert habe, alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, mich vorübergehend in Untersuchungshaft zu stecken, ist aber kläglich daran gescheitert.
    Mein Plan scheint hier aufzugehen, dass ich Ihm vor Gericht das Genick brechen kann.
    „Ist die Leiche der Joggerin schon von der Gerichtsmedizin freigegeben?“ frage ich in Tammy`s Richtung.
    „Nein, noch nicht! Unsere drei bestellten Gerichtsmediziner warten auf Abruf, denke aber dass es nicht mehr lange dauern wird, ich frag mal nach!“ und greift zum Telefon.
    Soweit, so gut.
    Sander ist eine hinterhältige Ratte, daher habe ich gestern drei weitere Gerichtsmediziner bestellt, die die Leiche begutachten und den Schusskanal im Kopf vermessen. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass Sander den Gerichtsmediziner aus Düsseldorf, den hier keiner kennt, bestochen hat. Der Obduktionsbericht wurde sicher zu Sander`s Wünschen niedergeschrieben.
    „In einer Stunde wird die Leiche freigegeben!“ entgegnet mir Tammy nach dem Sie den Hörer aufgelegt hat.
    Damit, dass ich drei weitere Gerichtsmediziner bestellt habe, wird Sander nicht rechnen und haben es auch dank zuverlässiger Hilfe eines vertrauten des Innenministeriums geschafft, dass dies geheim bleibt.
    „Ok, dann ruf ich schnell in der KTU an und dann fahren wir beide in die Gerichtsmedizin!“ und richte dann meinen Blick auf Andy „Andy, du übernimmst die Einsatzleitung!“ was er mir mit einem nicken bestätigt und wähle die Nummer von Herrn Freund, der nach zweimaligen Klingel schon abnimmt.
    „Hallo Frau Berger“ kommt es auch schon freundlich.
    „Hallo Herr Freund. Und? Konnten Sie die Daten retten?“. Bitte sagen Sie einfach JA!
    „Na klar, alles gerettet und gesichert“ bekomme ich als Antwort.
    Der Tag könnte doch nicht besser laufen.
    „Herr Freund, Sie sind ein Schatz! Wir feiern übrigens am Freitag Abend im Zac, das ist eine neue Bar in der Innenstadt, Sie und Ihre Kollegen sind recht herzlich eingeladen!“.
    „Was gibt es denn zu feiern wenn ich fragen darf?“ fragt er interessiert.
    „Meinen Geburtstag“.
    „Oh, na dann, wir kommen sehr gerne…dann…bis Freitag!“ was ich beantworte mit „Gut, bis Freitag und danke nochmal“ und Herr Freund dies mit „Sehr gerne, Tschüss“ kommentiert.
    So, den Punkt kann ich auch abhaken.

    Beim nächsten Blick auf die Uhr ist es bereits kurz nach 15 Uhr, als Tammy und ich gerade die Gerichtsmedizin verlassen und zu meinem Auto gehen.
    „Was ist das jetzt eigentlich zwischen Dir und Alex? Seit Ihr jetzt zusammen?“ und spüre einen kleinen Rempler Ihrerseits.
    „Keine Ahnung“ antworte ich wahrheitsgemäß.
    „Was keine Ahnung? Habt Ihr nicht darüber gesprochen wie es weitergeht zwischen Euch?“ und sehe, wie Sie sich gerade neben mir im Auto anschnallt.
    „Nein, haben wir nicht!“ gebe ich etwas leise von mir und fahre los.
    „Ja und jetzt?“ fragt Sie weiter. Sie kann einfach keine Ruhe geben.
    „Was und jetzt? Ja soll ich Ihm einen Zettel schreiben wo draufsteht `Willst du mit mir gehen dann kreuze an `ja`…`nein`…`vielleicht` oder was?“. Ich weiß es doch selber nicht ob er eine Beziehung will oder nicht als das Funkgerät im Auto anspringt.
    „Delta eins, zwei, drei und vier! Flüchtiger PKW in Fahrtrichtung Köln Ost, Kollegen bitten um Unterstützung zur Errichtung einer Straßensperre bei Kreuz Köln-Ost.“ und höre Sekunden später die Stimme von Andy „Einsatzleitung SEK verstanden“.
    Mein Blick fällt auf Tammy neben mir, die gerade den Funk in die Hand nimmt.
    „Andy wir sind in der Nähe und kommen zu Euch“.
    Nachdem Sie den Funkspruch beendet hat schaltet Sie unser Blaulicht ein und Andy Ihren Funkspruch mit „ok“ bestätigt.
    Na super, ich habe Jeans und Bluse an, greife unter den Sitz, hole meine Schutzweste hervor und streife Sie über, was Tammy mir gleich tut.

    Am Kreuz Köln-Ost angekommen, stehen bereits drei Polizeifahrzeuge in Position und stelle meinen BMW vor den Streifenwagen ab, als Andy einen Augenblick später neben mir parkt und zeitgleich mit uns aussteigt.
    „Wissen wir was genaueres?“ frage ich in seine Richtung.
    „Nein, noch nicht. Der PKW lässt sich wohl nicht stoppen und hat schon mehrere Unfälle verursacht, Sie sind noch etwa zwei Kilometer entfernt“.
    Zusammen mit Tammy gehe ich zum Kofferraum und holen unsere Waffen während Andy das Kommando gibt „Tammy, Caro…falls er die Geschwindigkeit nicht verringert, Reifenschuss. Wir stellen Ihn.“ was wir Ihm mit einem nicken bestätigen und uns neben unserem Auto mit den Waffen in der Hand in Position bringen.

    Sekunden später taucht ein weißer Van auf, gefolgt von…..Fuck!
    Als ich merke, dass der Van keine Anstalten macht die Geschwindigkeit zu verringern sehe ich kurz zu Tammy und flüstere „Vorne links“.
    Binnen Sekunden schleudert der Van quer über die Autobahn und schlägt in der Mittelleitplanke ein.
    „Zugriff!“ schreit Andy und läuft gefolgt von Delta drei los.

    „Wie viel Schuss?“ frage ich mit einem verschmitzten lächeln im Gesicht in Tammy`s Richtung
    „Einer!“ verkündet Sie stolz.
    „Wow…von der Entfernung…Respekt!“.
    Meine Freude über Tammy`s Erfolg verfliegt, als ich Ihn sehe! Alex!
    Oh Oh Oh…der sieht nicht so aus, als ob er sich schnell einen Kuss abholen will.
    Gott der macht mir hier jetzt doch keine Szene.
    Trotz allem muss ich sagen, dass er noch immer so sexy wie heute Morgen aussieht, als er vor mir zum stehen kommt.
    „Ich höre?“ zischt er los und baut sich vor mir auf. Er ist sauer…richtig sauer…verdammt sauer, als er mich am Arm packt und weg von Tammy zerrt.
    „WAS hast du versprochen Caro? WAS?“ brüllt er schon los und bin mir sicher, dass jedes Wort das falsche ist.
    „Wir…wir waren grad zufällig in der Nähe!“ entgegne ich Ihm wahrheitsgemäß, jedoch klingt meine Stimme völlig untypisch für mich total kleinlaut.
    Denn wenn ich ehrlich zu mir selber bin, hat er ja Recht. Ich habe gesagt bis Ende der Woche keine Einsätze. Aber das hier nenne ich ja nicht mal Einsatz, das war…nichts, im Gegensatz zu anderen Einsätzen.
    „Zufällig ja?“ herrscht er mich an.
    Ich kann Ihm nicht mal in die Augen sehen und halte meinen Blick auf den Boden…ich könnte neue Schuhe gebrauchen…ab besten sofort.
    „SCHAU…MICH…AN!“ Himmel ist der sauer und hebe vorsichtig meinen Blick.
    „Ja zufällig…ich…ich habe nicht mal die Einsatzleitung ok? Es war wirklich Zufall!“ versuche ich mich so gut wie möglich zu erklären.
    Ein kurzer Blick in seine Augen reicht, er glaubt mir kein Wort.
    „Weißt du was? Ich habe Dir vertraut und was machst du?“.
    Wie bitte komme ich aus der Nummer wieder raus?
    Es war ja auch nicht geplant, dass ich jetzt da bin wo ich bin, ich trage nicht mal meine Einsatzkleidung.
    „Alex, ich…“ und er mich schon mit einer Handbewegung unterbricht, während der Zorn seiner Augen Bände spricht „Weißt du was, lass es gut sein. LASS ES EINFACH GUT SEIN!“.
    Kaum hat er die Worte ausgesprochen dreht er sich ohne einen weiteren Blick auf mich um und geht zurück zu seinem Auto, wo Semir davor angelehnt steht und das Geschehene wohl verfolgt hat.
    Das letzte was ich höre sind zugeschlagene Autotüren und ein davonbrausendes Auto.

    „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“.
    Geschlagen lehne ich mich ans Auto als Tammy neben mir auftaucht.
    „Was war das denn?“ fragt Sie mit besorgter Stimme und hole tief Luft.
    Was das war? Das Ende!
    „Ich hab Ihm versprochen bis Ende der Woche in keinen Einsatz zu gehen!“ und lasse mich mit dem Rücken am Auto zu Boden gleiten.
    „Hey…der beruhigt sich schon wieder“ sagt Tammy leise und setzt sich neben mich bevor Sie weiterspricht „Caro? Ich glaub einfach das die Umstände mit Sander und dem anderen Arschloch, der es auf dich abgesehen hat, auch Alex einfach fertig machen. Ich denke für Männer ist das allgemein nicht einfach, mit solchen Frauen wie uns umzugehen, wir haben eben keinen `normalen` Job!“ versucht Sie die Situation zu retten.
    Aber auch das bringt mich nicht weiter. Er schmeißt alles hin, was bisher zwischen uns war ohne mit der Wimper zu zucken.
    Ich hätte mich einfach nie darauf einlassen dürfen, hätte wissen müssen, dass alles genau so endet. Damals vor fast drei Jahren war es anders, ER hat es verstanden, hat verstanden, warum ich das tue was ich tue und hat mich unterstützt, auch wenn es schwierig wurde, war er für mich da.
    Und Alex? Der schmeißt bei der ersten Gelegenheit alles hin.
    „Caro du kannst Alex nicht mit Lukas vergleichen!“ höre ich Tammy` s Stimme und ein eiskalter Schauer mir über den Rücken läuft.
    „DAS TU ICH NICHT!“ brülle ich los.
    „Doch! Genau das tust du. Ich weiß es. Lukas wusste was du den ganzen Tag über treibst, Ihr wart euch beide der Gefahr bewusst, die der Job mit sich bringt. Alex hat einfach Angst um Dich, was ich durchaus verstehen kann nach allem was die letzten Tage passiert ist. Hör auf Alex mit Lukas zu vergleichen und vor allem hör auf daran zu denken, alles hinzuschmeißen, ok?“ und frage mich, wie Sie es immer schafft meine Gedanken zu lesen.
    Aber Sie ist eben wie eine Schwester, die immer für mich da ist, wenn alle anderen gehen.

    Zurück im Büro fange ich an, mir per Internet eine Anwältin und Strafverteidigerin zu suchen. Ich habe mich bewusst für eine junge Frau entschieden, der ich mit diesem Fall einen Aufstieg nach oben bieten kann, während Sander fallen wird und kontaktiere Sie per Mail mit bitte um einen Termin morgen. Natürlich hätte ich vom Innenministerium die besten Verteidiger an meine Seite gestellt bekommen, aber trauen werde ich trotz allem niemanden, an den Sander rankommt.

    Immer wieder fällt dabei mein Blick auf mein Handy auf dem Schreibtisch, aber es bleibt stumm. Keine Nachricht von Alex, nichts und sich einen drückende Leere in mir breit macht.
    Man sagt die Worte immer so schön `schmeiß nicht alles hin`, aber wenn ich ehrlich zu mir selber bin, hat mir Alex doch die Entscheidung schon längst abgenommen.

    Es ist fast Mitternacht, als ich das Büro verlasse, mich in mein Auto setze und Gedankenverloren den Weg zu Jenny`s Wohnung einschlage, als ich vor einem schwarzen großen Eisentor stehen bleibe.
    Mein Körper ist leer, Bilder flackern vor meinen Augen auf…aber es ist Zeit mich der Vergangenheit zu stellen…

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  • Valentina
    Gast
    • 29. August 2016 um 20:48
    • #29

    Alex` s Sicht

    Seit einer halben Stunde bin ich im Büro, in der Hand halte ich meine zweite Tasse Kaffee.
    Es ist gerade mal 6:25 Uhr, schaue aus dem Fenster wie die Stadt langsam zum Leben erwacht und versuche keinen Gedanken an gestern zu verlieren, aber es gelingt mir einfach nicht.
    Wenn man ein Versprechen gibt, dann hält man es auch. Sie hat es nicht getan.
    In mir tobt immer noch die Wut, die Wut darüber dass Sie trotz des Versprechens macht was Sie will, ganz nach dem Motto, der Idiot kriegt es ja eh nicht mit.
    Caro macht alles kaputt woran ich wieder angefangen habe zu glauben.
    Vertrauen kann man Ihr allem Anschein nach nicht.
    Die Nacht war der Horror, immer wieder bin ich durch Alpträume aus dem Schlaf gerissen worden und jedes mal hatte Sie die Hauptrolle meiner Träume.
    Trotz meiner Wut mache ich mir Sorgen und ja, ich habe Angst, Angst dass Sie Sander nicht gewachsen ist, Angst, dass Sie durch den Irren, der es auf Sie abgesehen hat, Ihr Leben verliert. Aber ich habe mich seit dem Vorfall gestern Nachmittag auch nicht mehr bei Ihr gemeldet, ob es richtig oder falsch ist wage ich nicht zu beurteilen.

    Es ist kurz nach sieben, als die ersten Kollegen im Büro eintreffen.
    Kurz darauf sehe ich auch schon Semir durch die Tür unserer Büros schreiten.
    „Guten Morgen Partner. Na? Hast du dich wieder beruhigt?“ fragt er beiläufig, während er sich an seinen Schreibtisch setzt. Der vorwurfsvolle Unterton entgeht mir allerdings nicht.
    Vielleicht sollte ich mich bei Ihm entschuldigen. Er bekam gestern wohl meinen ganzen Frust ab.
    „Morgen…du…Sorry wegen gestern, war wohl ein bisschen neben der Spur!“ und werfe Ihm dabei einen entschuldigenden Blick zu.
    „Schon gut! Habt Ihr euch wenigstens ausgesprochen?“ entgegnet er mit hoffnungsvoller Stimme und als ich mit einem Kopfschütteln verneine höre ich ein lang gezogenes „Aaaallllleeeex!“.
    Ja das kann er gut, meinen Namen unnötig in die Länge ziehen, verdrehe die Augen und mache mich auf den Weg zur Küche.

    Der Vormittag vergeht dank Stapel an Akten sehr schnell und Semir gerade mit zwei Döner in der Hand wieder ins Büro kommt, gefolgt von Susanne.
    „Jungs? Ich störe euch nur ungern, aber in einem Waldstück neben der Autobahn wurde eine Leiche entdeckt.“ und reicht mir einen Zettel mit den genauen Streckenabschnitt des Fundortes.
    „Gut, dann eben Döner To Go“ höre ich Semir murmeln, der auf dem Absatz kehrt macht und ich Ihm folge.

    Auf dem Parkplatz überhole ich Semir und lasse mich auf den Beifahrersitz seines Autos fallen, so kann ich wenigstens in Ruhe essen.
    Kaum hat er mir meinen Döner in die Hand gedrückt und losfährt, fängt er schon an zu meckern. „Mach mir ja keine Sauerei, verstanden?“.
    Wie von selbst verdrehe ich meine Augen und werfe einen auffälligen Blick auf seinen Sitz, wo bereits der zweite Klecks Zaziki zwischen Semirs Beinen auf dem Sitz landet, neben unzähligen Salatblätter, einer Tomatenscheibe, zwei Stück Fleisch und ich mir einen Kommentar nun doch nicht mehr verkneifen kann.
    „Ich bin ja wirklich gespannt wie du Andrea die Zazikiflecken auf deinem Sitz erklären willst!“ sage ich glucksend und höre ein „Scheiße“ seinerseits, als er das Desaster zwischen seinen Beinen sieht.

    Als wir wenig später am Fundort ankommen, sind bereits einige Kollegen und die Spurensicherung vor Ort.
    „Tag Kollegen. Was haben wir?“ fragt Semir.
    „Bitte“ hören wir von dem uniformierten Kollegen als er mit einer Handbewegung in Richtung Wald zeigt. Wir folgen Ihm während er weiterspricht „Ein Mitarbeiter der Straßenmeisterei hat die männliche Leiche entdeckt. Laut Papiere handelt es sich um einen Sebastian Scheller, 34 Jahre, wohnhaft in Köln, war Berufssoldat.“.
    Etwa weitere fünfzig Meter weiter sehe ich bereits die Absperrungsbänder um den Fundort, wo unser Gerichtsmediziner seine Arbeit aufgenommen hat.
    „Tag auch! Und? Haben Sie schon etwas Brauchbares für uns?“ richtet Semir das Wort an Ihn.
    „Herr Brandt, Herr Gerkhan! Leider nicht viel. Er wurde regelrecht hingerichtet“ und deutet auf die Leiche, die mit Schussverletzungen im Kopf und Brustbereich übersäht ist.
    „Ist der Fundort auch der Tatort?“ frage ich weiter. Gott mit Munition hat der Täter nicht gespart und wende meinen Blick von der Leiche ab.
    „Nein. So wie es aussieht nicht. Wir konnte bisher weder Patronenhüllen noch Blutspuren sicherstellen.“ entgegnet er mit einem Schulterzucken.
    „Habt Ihr die Adresse von Ihm? Dann sehen wir uns mal in der Wohnung des Toten um.“ und sehe zu den Kollegen neben mir, der mir daraufhin die Adresse reicht.
    „Gut, dann fahren wir mal.“ kommt es von Semir und wir uns verabschieden.

    Seit zwanzig Minuten durchsuchen wir schon die Wohnung des Toten um irgend einen Hinweis zu finden, als mir Semir schreit.
    „Kommst du mal?“ und ichseiner Stimme ins Schlafzimmer folge, wo er vor einer Kommode steht.
    „Hier, schau mal Alex.“ und reicht mir einen brauen Umschlag.
    Im inneren befindet sich ein silberner Ring mit einem kleinen Diamanten, dazu ein Brief, den ich auseinanderfalte.

    `Egal was passiert mein Engel, vergiss nie wie sehr ich Dich Liebe`

    „Hm…, scheint so, als ob Sebastian Scheller wusste, dass Ihm was passieren könnte“ lasse ich meine Gedanken sprechen und sehe mir den Ring an, auf deren Innenseite eine Gravur ist `Auf ewig Dein`.
    „Der scheint die Liebe seines Lebens gefunden zu haben!“ stelle ich fest und reiche Semir den Ring. „Mhm…die Frage ist nur, wer die Herzdame ist. Bis jetzt habe ich keine Bilder oder sonstiges gesehen was auf eine Frau hinweisen würde.“ spricht Semir und wirft nochmal einen suchenden Blick durch das Schlafzimmer.
    „Vielleicht ist es ja eine Ex-Freundin von Ihm, die Ihm den Brief und den Ring zurückgegeben hat?“.
    Das wäre nämlich für mich auch eine logische Erklärung.
    „ Möglich. Fahren wir mal zurück ins Büro, vielleicht bekommen wir da mehr Informationen über seine Familie und Freunde. Soll sich die Spurensicherung die Wohnung nochmal genauer anschauen.“ entgegnet Semir mit dem Umschlag in der Hand und geht Richtung Haustüre, während ich einen letzten Blick über das Schlafzimmer werfe und Ihm dann folge.

    Den Nachmittag verbringen wir damit, herauszufinden, wer die Freundin von Sebastian Scheller sein könnte, kommen aber nirgends weiter.
    Freunde und Kollegen der Bundeswehr können sich an keine Frau an seiner Seite erinnern, auch die Familie weiß nicht für welche Frau Brief und Ring bestimmt waren und haben auch keinen Hinweis für uns, wer eventuell für die Tat verantwortlich sein könnte. Es ist wie verhext, als in diesem Moment Susanne im Türrahmen zu unserem Büro auftaucht.
    „Jungs? Die Spurensicherung hat in der Wohnung von Sebastian Scheller einen Stick gefunden. Sie bringen Ihn in die KTU“.
    „Na dann…auf zu Einstein würde ich sagen“ und werfe nach meinen Worten eine Blick auf Semir, der sich gerade erhebt.

    Wie immer finden wir Einstein an seinem PC, als er kräftig auf die Tischplatte haut und leise flucht.
    „Einstein, was hast du für uns?“ ruft Semir, während wir an seinem Schreibtisch ankommen.
    „Leider nichts. Die Daten auf dem Stick sind gekoppelt mit einem zweiten Stick. Mit diesem Stick alleine werde ich nicht weit kommen um an irgend welche Daten zu gelangen“ entgegnet er uns verzweifelt.
    „Dann ist die Frage, wer den zweiten Stick hat!“ spreche ich resigniert aus.
    „Das ist eure Aufgabe Jungs!“ spricht Hartmut aus und fährt sich mit den Händen durch seine Wuschelhaare.
    „Gut! Das hat dann aber Zeit bis morgen! Zeit, Feierabend zu machen“ verkündet Semir und werfe automatisch einen Blick auf meine Uhr. Tatsächlich! 20:52 Uhr.

    „Hast du noch Lust auf ein Bierchen in der Kneipe?“ und boxe Semir in die Seite, als wir auf den Weg zum Auto sind.
    „Ne du, heute ist schlecht, Andrea hat versprochen, türkisch für mich zu kochen. Aber du kannst gerne mitkommen, Sie kocht eh immer zu viel!“.
    Oh je, schon wieder türkisch, hatte ich erst heute Mittag und der Sinn nach Familie fehlt gerade komplett.
    „Lass stecken. Geh ich eben alleine“, steige mit Semir ins Auto und setze Ihn dann bei Andrea ab, bevor ich den Weg in meine Stammkneipe einschlage.

    „Hey Dieter“ grüße ich den Inhaber der Kneipe und setzte mich auf einen Barhocker am Tresen.
    „Hay Alex, Bier wie immer?“ fragt mich Dieter und nicke Ihm zu, als er weiterspricht „Und? Was machen die Verbrecher?“ fragt er und reicht mir mein Bier.
    „Die verstecken sich wie immer“ entgegne ich mit einem Lachen, nehme einen Schluck Bier aus der Flasche und drehe mich zum Flachbildfernsehen auf dem ein Spiel der zweiten Bundesliga läuft.

    Das Spiel habe ich zwar vor Augen, aber schaffe es nicht, mich darauf zu konzentrieren, weil mir einfach zu viele Gedanken im Kopf herumschwirren.
    Wie es Caro wohl geht und was Sie wohl gerade macht?
    Ich bin mir sicher, dass Sie wieder in die Einsätze fährt, warum auch nicht, an das Versprechen hat Sie sich eh nicht gehalten, als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre.
    „Hey, ich bin Lena. Bist du öfters hier?“ und sehe auf eine durchaus gutaussehende Frau Ende zwanzig mit schwarzen gelockten langen Haaren in weißer weit ausgeschnittenen Bluse und enger schwarzen Hose neben mir.
    „Ja, ab und an!“ gebe ich leise von mir und werfe einen Blick auf Ihre Hand, die sich plötzlich auf meinen Oberschenkel legt. Geht`s noch?
    „Bist du alleine hier?“.
    Na super, wenn ich jetzt sage ja, wie wird das enden? Wenn ich sage nein, wird Sie mir nicht glauben wenn Sie mich schon länger beobachtet.
    „Ja, ein Feierabendbierchen und dann bin ich auch wieder weg“ gebe ich diplomatisch von mir, was Sie jedoch nicht dazu veranlasst, Ihre Hand von meinem Oberschenkel zu nehmen, sondern noch näher an mich ran rückt und Ihre andere Hand um meine Schultern legt.
    Was bitte soll das werden wenn es fertig ist? Steht auf meiner Stirn `Bitte antatschen?`.
    „Du kannst ja gerne noch etwas bleiben, wir könnten uns die Zeit sicher ein wenig vertreiben!“ flüstert Sie gefährlich nahe an mein Ohr und Ihre Lippen einen Kuss auf meine Schläfe hauchen. Gerade als ich Ihr erwidern möchte, höre ich die Eingangstüre der Kneipe lautstark zufallen und schrecke hoch.
    „Du sorry…Lena. Aber ich denke es ist besser wenn ich jetzt gehe!“ stelle ich mehr zu mir selber fest und löse mich aus der unangenehmen Umarmung.
    „Du hast eine Freundin? Ist es das?“ höre ich Ihre enttäuschte Stimme.
    „Ja, hab ich!“ oder auch nicht, ach, keine Ahnung.
    Ohne Sie weiter eines Blickes zu würdigen stehe ich auf und gehe an die andere Seite des Tresens, zahle mein Bier und verabschiede mich.

    Zu Hause angekommen, nehme ich mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank, setzte mich auf mein Sofa, höre den prasselnden Regen zu und denke darüber nach, wie das alles nur weitergehen soll zwischen mir und Caro. Geht es überhaupt weiter?
    Ich vermisse Sie so sehr, aber meine Wut auf Sie untersagt mir, dass ich Sie einfach anrufe. Vielleicht auch mein männlicher Stolz? Ich weiß es nicht.
    Kaum ist der letzte Schluck aus der Flasche, ziehe ich meine Schuhe aus und mache es mir auf dem Sofa gemütlich.

    Das Klingeln meines Handys reißt mich aus dem Schlaf.
    Noch immer auf dem Sofa liegend nehme ich mein Handy aus der Hosentasche.
    Ein Blick auf den Display und ich sehe, dass es Andy ist. Was will Andy um drei Uhr morgens?
    „Andy…hast du mal auf die Uhr gesehen?“ sage ich mit verschlafener Stimme.
    „Sorry Alter, ab Tammy ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen. Ich hab es schon bei Jenny versucht, aber weder Tammy noch Caro sind bei Ihr!“.
    Seine Worte reichen und bringe mich ruckartig in eine aufrechte Position.
    „Nein, Caro ist nicht bei mir! Wir haben seit dem Einsatz vorgestern auf der Autobahn nicht mehr zusammen gesprochen! Wo willst du anfangen zu suchen?“ und ziehe mir nebenbei die Schuhe an. „Keine Ahnung, am besten wir treffen uns bei uns in der Einsatzzentrale, von dort aus können wir die Handys der beiden orten!“ höre ich Andy`s Stimme.
    „Ok, ich bin schon unterwegs“ und höre noch ein „ich auch“, lege auf und laufe zu meinem Auto. Was in Gottes Namen hat Sie jetzt wieder gemacht?

    Als ich auf den Parkplatz der Einsatzzentrale ankomme, ist es 3:17 Uhr und sehe hinter mir die Scheinwerfer von Andy`s BMW, der sein Auto neben mir abstellt und wir aussteigen.
    „ Da!“ spricht Andy als er neben mir stehen bleibt, deutet auf die Parkplätze vor dem Eingang und sehe das Auto von Caro stehen.
    Kein Licht im Gebäude brennt, als wir plötzlich ein Geräusch aus dem Gebäude wahrnehmen, ähnlich einem zerschlagen einer Glasscheibe.
    Die Blicke von Andy und mir treffen sich, ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken, mein Herz beginnt zu rasen, ziehen unsere Waffen und begeben uns zum Eingang des Gebäudes…

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  • Valentina
    Gast
    • 1. September 2016 um 12:36
    • #30

    Alex`s Sicht

    In dem Moment, wo Andy die Eingangstüre der SEK Zentrale aufschließt erklingt wieder das Geräusch von zerberstendem Glas und mein Puls rast.
    Die schlimmsten Szenarien spielen sich in meinem Kopf ab, während wir uns langsam mit der Waffe in der Hand ins Innere begeben.

    Leise schlagen wir den Weg in Richtung Caro`s Büro ein. Kurz vor dessen Türe hören wir wieder Geräusche, dazu leise Frauenstimmen, als es plötzlich einen lauten Knall gibt, gefolgt von einem „Sch…Scheeeise!“, dann anhaltendes gekichere.
    Was bitte geht da ab? Ein Verdacht macht sich in mir breit, während Andy die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben ist.
    Als wir an der ersten Glasfront Ihres Büros ankommen, werfen wir beide einen vorsichtigen Blick ins Innere und erkennen zwei Frauen im Dunkeln vor dem Fenster, eine im Stuhl sitzend und die Füße auf der Fensterbank, die zweite rappelt sich gerade wieder auf alle vieren hoch und setzt sich ungeschickt auf den Stuhl daneben. Gott es ist Caro, und nimmt die gleiche Position ein, gefolgt von einem kurzen klirren zusammenstoßender Gläser und ein lauter Knall von zerberstendem Glas.
    Ich fasse es nicht, die werfen kleine Schnapsflaschen über Ihre Schulter hinweg an die gegenüberliegende Wand.
    Andy hält sich die Hand vor den Mund um sich das Lachen zu verkneifen und deutet mir an, mich auf den Boden zu setzen als ich Caro`s Stimme höre.
    „Die Frage isch doch, Hund oder Mann…lassen wir uns nur den Teppich versauen oder unser ganzes Leben?“ und beiße mir augenblicklich auf die Lippen um nicht laut los zu prusten.
    „Nehmen wir nen Hund und taufen Ihn..…Udo!“ höre ich das Gelalle von Tammy und Andy sich neben mir mit der flachen Hand auf die Stirn haut, als das nächste zusammenstoßen von Gläsern ertönt, gefolgt von dem Knall des zerbrochenen Glases und ich fassungslos den Kopf schüttle.
    Wie bitte kann man sich nur so besaufen, die beiden sind voll wie Haubitzen.

    „Süße, sei froh, das de in los bischt, ein anständiger Mann stirbt eh mit vierzig, das de noch was vom Leben hascht, er is eh schon sechsunddreißig“ erklärt Tammy Caro und muss davon ausgehen, dass Tammy wohl mich gerade damit meint als meine Hexe auch schon antwortet.
    „Wobei der erschte Mann aufm Mond auch n guter Anfang war, findste nicht?“.
    Gott Ihre Stimme klingt trotz allem so niedlich und süß wenn Sie sich bemüht zu sprechen.
    Ein kurzes klirren bricht die Stille, gefolgt von einem Knall von zerbrechendem Glas und kneife instinktiv meine Augen kurz zusammen, während ich ein leises langgezogenes „Fuuuck“ von Andy neben mir höre.
    „Glaubst du, dasch er Sie flachgelegt hat?“ fragt Tammy.
    „Sischer, der isch wie n Hund, die hat Ihn gestreichelt und er kommt angewedelt!“ antwortet Caro prompt und ein eiskalter Schauer über meinen Rücken läuft. Reden die…von mir?
    Binnen Sekunden trifft mich ein Blick von Andy, der meinen Tod bedeuten soll und atme tief durch.
    „Andy da war nichts!“ gebe ich Ihm leise zur Antwort. Sein skeptischer Gesichtsausdruck jedoch bleibt, als ich ein leises „Das hoffe ich für dein Leben“ seinerseits höre.
    War Caro in der Kneipe und hat mich mit dieser Lena gesehen?
    „Isch weiß nicht was isch glauben soll, ich glaub..…isch trink noch einen“ höre ich Tammy, gefolgt vom üblichen Ritual, leises klirren und lautem Knall und das Geräusch von zerbrochenem Glas und sehe Andy neben mir, der sich wieder mal die flache Hand auf die Stirn haut.
    „Weischt du wie Sie heißt?“ fragt Tammy lallend an Caro gerichtet, die wohl gerade einen Schluckauf bekommen hat.
    „Keine Ahnung…kann mir Namen schlescht merken…isch nenn Sie einfach Sch…lampe!“ lallt Sie zurück.
    Unter Darbietung meiner ganzen Beherrschung verkneife ich mir ein lautes Lachen und Andy neben mir sieht nicht wirklich besser aus. Die beiden sind einfach zu süß, wenn Sie sich bemühen zu sprechen, als es in diesem Moment wieder einen lauten Knall gibt, gefolgt von einem „Schscheise…was machst du denn? Lebscht du noch?“ seitens Caro.
    Augenblicklich lege ich mich auf den Boden und werfe einen Blick durch den Spalt der Türe.
    Klare Sache, Tammy ist mit dem Stuhl umgekippt und rafft sich gerade wieder hoch.
    „Alles gut…alleeees gut…der Stuhl war nur kurz müde“ lallt Tammy und setzt sich wieder neben Caro.
    „Auf die Männer, die wir liiieben… und die Penner…die wir kriegen!“ lallt Caro, gefolgt von einem kurzen klirren von Gläsern und RUMBS…ran an die Wand.
    Andy gibt sein bestes, nicht laut loszulachen und habe selber keine Ahnung, wie lange ich das noch mit anhören kann.
    „Isch hab in der Zeitung gelesen, Indianer und Polen sind die beschten Männer im Bett!“ kommt es von Tammy.
    „Guuuuuut…dann hat mich der Arsch nisch nur beschissen, sondern heißt auch noch Winnetou Koslowski und nischt Alex Brandt!“ höre ich die wütende lallende Stimme meiner Hexe.
    Wieder erfolgt kurzes klirren und RUMBS…ran an die Wand mit den Schnapsfläschchen.


    „Roschemarie sieht nisch gut aus!“ stellt Tammy eben traurig fest.
    „Wie auch, die isch`n Scheidungskind!“ stellt Caro sachlich lallend fest und wieder geklirre und…Rumbs…Flaschen an die Wand.
    „Happy Birthday Süße“ höre ich Tammy.
    Fuck Fuck Fuck…hat Caro Geburtstag? Gott Scheiße!
    „Drauf gesch..issen“ kommt es von Caro und wieder klirren und…Rumbs…Flaschen an die Wand.

    Ich rücke ein Stück näher zu Andy, während sich das schlechte Gewisse in mir breit macht.
    „Hat Caro heute Geburtstag?“ flüstere ich geschockt und mir Andy zunickt.
    Na toll, da hab ich wohl einiges verbockt und keine Ahnung, wie ich das wieder gerade biegen kann. „Lass uns mal rein, sonst saufen die beiden sich noch zu Tode!“ sagt Andy lachend und steht auf.

    Im Büro bleiben wir stehen, aber die beiden Suffgurgeln uns nicht bemerken und weiter aus dem Fenster sehen.
    „Wir brauschen keine Männer oder Süße?“ lallt Tammy.
    „Na ja, ein Dildo mäht uns nisch den Rasen Schnecke!“ kommt es etwas ratlos von Caro.
    Andy fängt augenblicklich laut an zu lachen und auch ich kann mich nicht mehr zurückhalten als es im selben Moment laut knallt und die zwei rückwärts vom Stuhl kippen.

    „Man seid Ihr zwei besoffen!“ stellt Andy fest und Tammy den Blick hebt.
    „Sind wir nisch, das war nur die Schwerkraft die uns nach unten gezogen hat…hey Süße kuck…Winnetou Koslowsi ist auch dabei“ und haut Caro mit Ihrer Hand volle Socke auf den Kopf, die sich jedoch unbeeindruckt dessen auf den Bauch rollt und versucht aufzustehen.
    „Du elendiger Ehe…brecher! Hau ab!“ faucht Sie auch schon los während Sie mehr schlecht als recht auf ich zu gewackelt kommt.
    „Masch ihn fertig!“ bringt Tammy vom Boden aus hervor und kann nur die Augen verdrehen.
    Jetzt hetzt die auch noch, als ob ich nicht schon genug Probleme hier habe.
    „Ver…schwinde!“ zischt Caro und boxt mich halbherzig auf meine Brust. Wenigstens hat Ihr der Alkohol die Kraft genommen, sonst hätte mein letztes Stündlein wohl geschlagen, lege meine Arme um Ihre Hüften und ziehe Sie an mich ran.
    „Caro da war nichts! Ich bin aufgestanden und gegangen als Sie mir zu nahe gekommen ist!“ versuche ich es mit ruhigen Worten.
    „Du lügst…du hascht Sie abgeschleppt du…du…ARSCH! Ich…ich habe Dich geliebt!“ und haut mir nach Ihren Worten wieder auf die Brust, während Ihre Worte für mich die schönste Liebeserklärung war.
    „Hab ich nicht Caro! Ich bin nach Hause gefahren. Alleine. Für mich gibt es nur dich ok?“ versuche ich es nochmal als Sie anfängt zu kichern.
    „Süße…glaub Ihm oder nisch, isch mir egal. Aber vergisch nisch das er Winnetou Koslowski ist“ spricht Tammy lallend mit erhobenen Zeigefinger und fällt prompt in Andy`s Arme, während Caro sich gerade vor mir bückt und einen Schnaps versucht aufzuheben.
    „Hey Madame! Du hast mehr als genug!“ sage ich in einem strengeren Ton und nehme Ihr das Schnapsfläschchen aus der Hand, worauf Sie sich versucht auf die Zehenspitzen zu stellen um wohl Auge in Auge mit mir zu sprechen, als Sie schon in meine Arme kippt.
    „Isch trinke, um meine Probleme zu ertränken, aber diese Bastarde können schwimmen!“ lallt Sie und gibt einen niedlichen Seufzer von sich.
    „Wir fahren jetzt, komm!“ sage ich auffordernd und hebe Sie auf meine Arme.
    „Lasch mich runter, ich kann selber laufen“ zischt Sie los und strampelt sich aus meinen Armen. Himmel noch mal, Sie kann nicht mal mehr stehen wie soll Sie da laufen?
    „Komm Süße“ ruft Tammy und streckt Ihre Hand nach Ihr aus, als Caro schon auf Sie zu wackelt und sich beide die Arme um Ihre Hüften legen.
    „Das geht nicht gut“ höre ich Andy als es auch schon einen dumpfen Schlag gibt und die Türe wohl nicht für beide breit genug war. Caro knallt volle Socke gegen den Türrahmen, reibt sich die Stirn und murmelt ein lallendes „Sorry Alter“ in Richtung des Türrahmens. Hat die sich gerade beim Türrahmen entschuldigt? Gott wie kann man so saufen?

    Als wir endlich auf dem Parkplatz stehen versucht Caro halbherzig auf Ihren Fingern zu pfeifen um die Aufmerksamkeit von Tammy zu bekommen, als diese sich zu Ihr umdreht.
    „Fahren wir noch aufn Absacker zu Dir Schnecke?“ fragt Sie allen Ernstes.
    „Logo!“ kommt es prompt von Tammy, die sich zeitgleich zu Caro gesellt und diese unterhakt und beide losmarschieren.
    „Ihr habt doch echt eine Macke!“ stellt Andy lachend fest.
    In Zeitlupe und einem Radius von einem Meter drehen sich die zwei um und funkeln Andy böse an. „Wir haben keine Macke…das sind Special Effekts…KLAR?“ schreit Caro los.
    „Für heute habt Ihr beide Feierabend“ sage ich.
    Schnell ziehe ich Caro von Tammy weg und schiebe Sie in Richtung Beifahrertüre meines Autos.
    „Ey lass mich los du Ehebrecher!“ faucht Sie mir entgegen.
    „Bin ich nicht!“ antworte ich sanft und lege meine Lippen auf Ihre, als Ihre Beine unter Ihr nachgeben und Sie gerade noch so auffangen kann. Halleluja.
    Ohne Umwege öffne ich die Türe und setze Sie auf den Beifahrersitz, schnalle Sie an und spüre Ihren Blick der jede meiner Bewegungen kontrolliert.
    „Können wir nosch du Mc Donald`s?“ lallt Sie und legt einen hoffnungsvollen Blick auf mich.
    „Nein!“ gebe ich knapp von mir, lege meine Hände um Ihr Gesicht und hauche Ihr nochmals einen kurzen Kuss auf die Lippen „Alles gute zum Geburtstag!“.
    „Geschissen drauf!“ kommt es leise zurück und verkneife mir ein Lachen. Die ist für heute fertig mit der Welt.

    Den Parkplatz haben wir noch nicht mal ganz verlassen, da hat Sie auch schon eingeschlafen.
    Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Sie getrunken hat, aber anhand der Glasscherben vor der Wand und den leeren Kartons zu beurteilen eine Menge.
    Sie war in der Kneipe, da bin ich mir sicher. Andere Frauen würden einem Mann an Ort und Stelle eine Szene machen. Sie nicht, Sie geht mit Ihrer Busenfreundin auf Sauftour, und wie.

    Als ich mein Auto vor meiner Wohnung abgestellt habe, schläft Sie immer noch, hebe Sie aus dem Auto und trage Sie hinein.
    Bei der Treppe angekommen auf den Weg ins Schlafzimmer wird Sie plötzlich wach und sieht sich etwas desorientiert um.
    „Lasch mich runter. Ich schlafe nisch mit Ehebrecher in einem Bett! Sofa!“ und strampelt sich halbherzig aus meinen Armen, wirft sich auf`s Sofa und schließt die Augen.
    Meiner Meinung nach ist das keine gute Idee, aber werde hier nichts mehr unternehmen, da ich nicht einschätzen kann, ob Sie bewaffnet ist oder nicht.

    Kaum habe ich die letzte Treppenstufe oben erreicht bricht ein dumpfer Schlag die Stille, gefolgt von einem „Schscheise“.
    Ein Blick nach unten reicht, Sie ist von Sofa gefallen.
    Hab ich doch gleich gewusst dass das nicht lange gut geht und gehe wieder nach unten.
    „So, Schluss jetzt, ab ins Bett“. Vorsichtig hebe ich Sie auf meine Arme, als Sie auch schon Ihre Hände in meinem Nacken verschränkt.
    „Aber nur halten Brandt, nisch grapschen!“ faucht Sie los und beiße mir auf die Lippen um nicht loszukichern. Wie kann man nur so saufen?...

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  • Valentina
    Gast
    • 8. September 2016 um 17:33
    • #31

    Alex`s Sicht

    Frisch geduscht komme ich aus dem Badezimmer und ziehe mein T-Shirt über den Kopf.
    Die ersten Sonnenstrahlen fallen durch das Fenster und Caro immer noch tief und fest in meinem Bett schläft.
    Vorsichtig setze ich mich auf die Bettkante Ihrer Seite und hauche Ihr einen Kuss auf die Stirn.
    „Aufwachen“ flüstere ich leise, als ein brummiges „mh“ als Antwort kommt, gefolgt von einer Handbewegung Ihrerseits. Ey wollte die mich gerade schlagen?
    „Es ist fast acht Uhr“ versuche ich es nochmal, als das nächste brummige „mh“ Ihrerseits kommt und wieder Ihre Hand kraftlos durch die Luft fliegt. Na wenn da jemand keinen Brummschädel hat und schmunzle vor mich hin. Ihre Haare sind total zerrsaust und es sieht einfach nur süß aus, wie Sie sich gerade krampfhaft an Ihr Kopfkissen klammert.
    Langsam beuge ich mich etwas über Sie, hauche Ihr wieder einen Kuss auf die Stirn und lasse meine Hand über Ihren Rücken wandern.
    „Nicht grabschen Brandt!“ faucht Sie mir leise verschlafen entgegen und Ihre Stimme alleine klingt noch total besoffen, als Sie sich in diesem Moment aufrichtet, mich versucht böse anzufunkeln, die Augen verdreht und mit einem schweren Seufzer wieder rückwärts in die Kissen fällt.
    Die Hoffnung, dass Sie einiges von gestern Abend vergessen hat, schwindet von Sekunde zu Sekunde. Hier hilft wohl nur noch Frontalangriff, schwinge mich mit einem Ruck über Sie, fixiere Ihre Handgelenke neben Ihrem Körper und beuge mich über Sie.
    „Kuck mich mal an!“ fordere ich Sie auf, als Sie die Augen versucht zu öffnen, diese jedoch sofort wieder zukneift und leise stöhnt. Gott der geht es echt beschissen und rede einfach weiter, da Augen aufhalten wohl noch nicht ganz funktioniert „da war nichts mit dieser Frau! Ehrlich! Ich…Caro ich liebe Dich. Alles Gute um Geburtstag!“ hauche ich leise in Ihr Ohr und küsse Ihre Schläfe sanft, als ein niedlicher Seufzer Ihrerseits folgt, was mir ein Lachen ins Gesicht zaubert.
    „Und das soll ich jetzt glauben oder was? Man du lässt dich von dieser Tussi voll antatschen Alex! Gott die war nicht nur billig, sondern gratis und ich kann beim besten Willen nicht sagen ob Sie zu viel Make-Up hatte oder vielleicht doch beim Paintball verloren hat, geschweige denn dass auf Ihrem Grabstein mal stehen wird `Sie schläft zum ersten Mal allein`“ und funkelt mich wütend an.
    „Du bist eifersüchtig?“ stelle ich schmunzelnd fest und verkneife mir ein Lachen.
    „Bin.ich.nicht! Wenn ich eifersüchtig wäre, was nicht der Fall ist, dann würde ich diese Tussi einfach erschießen…VERSTANDEN?“. Sie ist eifersüchtig, und wie „und noch was Brandt, sollte ich JEMALS sowas nochmal sehen, werde ich dich so dermaßen ignorieren, dass selbst du an deiner Existenz zweifeln wirst!“ weist Sie mich weiter zurecht, aber sehe Ihre Mundwinkel schon leicht zucken. Ich glaub die erste Krise haben wir überstanden. War leichter als gedacht!
    „Versprochen“ und gebe Ihr zur Bestätigung einen Kuss in der Hoffnung, dass nun Waffenstillstand herrscht zwischen uns.

    Einige Minuten vergehen und liegen eng aneinander gekuschelt im Bett.
    „Musst du heute arbeiten?“ frage ich, während ich Ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht streiche. „Nein. Wo…ist Tammy?“ fragt Sie unsicher.
    „Bei Andy!“ und sehe einen ratlosen Blick in Ihren Augen.
    „Wie ist Sie da hingekommen?“.
    „Mit dem Besen geflogen!“ sage ich kichernd ernte dafür einen Schlag auf den Oberarm.
    „Die ist noch gefahren?“ kommt es entsetzt Ihrerseits und gluckse belustigt vor mich hin. Die kann sich an nichts mehr erinnern.
    „Andy und ich haben Euch abgeholt!“ erlöse ich Sie.
    „Scheiße!“ höre ich leise Ihrerseits, als Sie auch schon das Kopfkissen über Ihr Gesicht zieht.
    „Ihr habt ganz schön gebechert!“.
    „Kannst du mich zu Andy fahren? Ich geh nur schnell duschen!“ und zieht Ihr Kopfkissen wieder vom Gesicht. Vorsichtig setzt Sie sich auf und führt wohl einen kurzen Check durch, aber Ihre Beine tragen Sie langsam Richtung Badezimmer, als Sie in diesem Moment in Ihre Hosentasche greift und ein Schnapsfläschchen rausholt. Die spinnt doch!
    „Lass es!“ sage ich in einem bewusst strengerem Ton, als Sie auch schon die Augen verdreht.
    „Vielleicht sollte ich Dich wie Mr. Grey übers Knie legen, wenn du die Augen verdrehst Madame!“ fahre ich amüsiert fort, als Sie in diesem Moment wieder die Augen verdreht, sich mit einem letzten Blick zu mir umdreht und mit einem reizenden Hüftschwung im Badezimmer verschwindet.

    Fünfzehn Minuten später sitzen wir im Auto und fahren zu Andy`s Wohnung als Sie die Stille bricht. „Kennst du Winnetou Koslowski?“ fragt Sie ganz leise vorsichtig, richtet den Blick auf Ihre zusammengefalteten Hände, ich mir ein Kichern nicht mehr verkneifen kann und ein leises „Scheiße“ von Ihr höre.
    „Kommen die Erinnerungen zurück“ frage ich lachend und richte meinen Blick kurz auf Sie. Mit einem niedlichen Seufzer verdreht Sie die Augen und sieht aus dem Seitenfenster. Da setzte ich doch gleich noch einen nach. Strafe muss sein.
    „Ich weiß auch wer Udo ist!“ sage ich und höre Ihrerseits ein leises „oh Scheiße“ als Sie noch tiefer in den Sitz rutscht und sich die Augen mit der flachen Hand zuhält. Es ist gemein, aber ich kann nicht anders und lege noch einen drauf.
    „Und keine Sorge, ich habe keinen Rasen zum mähen. Die Suche nach einem Dildo der das übernimmt kannst du dir sparen!“ und kichere fröhlich vor mich hin.
    Ein leises „Fuuuck“ Ihrerseits vernehme ich, als ich aus dem Augenwinkel sehe, dass Sie noch tiefer in Ihren Sitz rutscht. Jetzt sitzt Sie bald im Fußraum.

    Vor Andy`s Wohnung angekommen, dreht Sie langsam Ihren Kopf in meine Richtung, meidet jedoch jeden Blickkontakt. Die schämt sich…und wie!
    „Gut! Danke dann…für…du weißt schon…und so!“ gibt Sie leise von sich und lege meine Hand sanft unter Ihr Kinn so dass Sie mich ansehen muss.
    „Sorry, war grad gemein.“ Aber ich konnte es mir nicht verkneifen Sie aufzuziehen. Die Gelegenheit bekomme ich nie wieder „Was möchtest du heute machen? Willst du feiern gehen?“ frage ich weiter.
    „Ja, wir feiern in einer neuen Bar in der Innenstadt…ähm…sind auch schon alle eingeladen!“.
    Da weiß ich nichts davon.
    „Und ich nicht?“ frage ich gespielt beleidigt und ziehe einen Schmollmund.
    „Jetzt schon!“. Mit einem gequälten lächeln beugt Sie sich rüber und gibt mir einen Kuss auf die Lippen „Ich melde mich…oder komme bei Dir im Büro vorbei…oder so!“ stottert Sie etwas unbeholfen vor sich hin, hebt kurz Ihre Hand zum Gruß und steigt mit einem „Habe die Ehre“ aus.
    `Habe die Ehre?`. Die ist eindeutig immer noch besoffen!

    Auf den Weg zur Dienstelle besorge ich noch ein Geburtstagsgeschenk für meine Hexe und hoffe, das richtige ausgesucht zu haben.

    Als ich ins Großraumbüro unserer Dienststelle gehe, ruft mir Susanne schon zu.
    „Alex? Zahlst du auch mit beim Geburtstagsgeschenk für Caro?“.
    „Was bekommt Sie denn?“ frage ich, bleibe vor dem Schreibtisch stehen, stecke meine Hände in die Hosentasche und sehe eine Geburtstagskarte auf dem Tisch liegen, wo bereits alle unterschrieben haben.
    „Das wird nicht verraten, siehst du dann heute Abend!“ höre ich die belustigte Stimme von Jenny. „Gut!“, dann zahle ich mal mit, nehme einen Stift und unterschreibe neben Semir.
    „Wieviel bekommst du?“ und sehe fragend zu Susanne.
    „Zwanzig Euro bitte!“ sagt Sie mit einem verschmitzten Lächelnd und streckt Ihre Hand auffordernd aus, ziehe meinen Geldbeutel aus der Hosentasche und gebe Ihr die Zwanzig Euro.
    Na da bin ich ja gespannt, was Sie sich einfallen lassen haben. Wahrscheinlich haben Sie einen Blumenladen leer geräumt um für Nachschub zu sorgen, falls Rosemarie abkratzt.

    Als ich unser Büro betrete, sitzt Semir schon an seinem Schreibtisch und betrachtet konzentriert den Bildschirm vor sich.
    „Morgen!“ gebe ich von mir uns setze mich auf meinen Stuhl, als ein fröhliches „Morgen auch“ seinerseits folgt.
    „Sag mal…du weißt nicht zufällig, was Caro zum Geburtstag bekommt?“ frage ich, als er von seinem Bildschirm aufsieht.
    „Nee! Die Damen machen da ein Staatsgeheimnis draus. So schlimm kann`s aber nicht sein, die Krüger hat freudestrahlend als erstes unterschrieben!“ antwortet Semir und zuckt mit den Schultern.
    „Gut, dann lassen wir uns mal überraschen!“.
    „Hartmut hat übrigens heute Morgen schon angerufen. Den Brief, den wir in der Wohnung von Sebastian Scheller gefunden haben… der wurde nicht von Ihm geschrieben. Hartmut hat die Schrift mit anderen Dokumenten abgeglichen.“ spricht Semir und lehnt sich in seinem Stuhl zurück.
    „Hm…aber wenn Sebastian Scheller Ihn nicht geschrieben hat, woher hatte er dann diesen Liebesbrief und den Ring?“ frage ich mehr zu mir selbst und in das ratlose Gesicht von Semir sehe.
    „Keine Ahnung. Vielleicht war er ja nur beauftragt, es jemanden zu übergeben?“ lässt er seine Gedanken schweifen.
    „Lass uns mal in die Kaserne fahren, wo dieser Scheller stationiert war, vielleicht wissen seine Kammeraden was!“ und stehe nach meinen Worte auf.

    Zwei Stunden später sitzen wir wieder im Auto auf dem Rückweg zur Dienststelle.
    „Das war wohl eine Sackgasse. Aber irgendwer muss doch diesem Scheller den Brief und den Ring gegeben haben!“ stelle ich fest, während Semir seinen Wagen auf dem Parkplatz der Dienststelle abstellt, als gerade mein Handy läutet und ich sehe, dass es Hartmut ist und abhebe.
    „Einstein? Was gibt’s?“.
    „Hay Alex. Ich habe mir den Stick von diesem Scheller nochmal vorgenommen und habe da vielleicht was für Euch!“ höre ich seine Stimme.
    „Gut, wir sind auf dem Weg…bis gleich!“ und höre noch ein „Bis Gleich“ als ich auflege.
    Semir sieht mich fragend an.
    „Einstein hat was neues wegen dem Stick von Sebastian Scheller!“ beantworte ich seine unausgesprochene Frage.
    „Gut, dann auf zu Einstein“ kommt es zurück und parkt wieder aus.

    „Was hast du neues?“ frage ich auf dem Weg zu Einsteins Schreibtisch.
    „Ich habe mir den Stick nochmal genauer angeschaut. Alle Daten sind so gesichert, dass Sie nur in Verbindung mit dem zweiten Stick abgerufen werden können…bis auf ein einziges Bild“ und klickt auf seine PC-Maus.
    Auf dem Bildschirm erscheint ein Bild von einem Pärchen im Sonnenuntergang die sich küssen, allerdings ist durch die Sonneneinstrahlung nichts zu erkennen, um wen es sich handelt und höre Semir sprechen.
    „Hm…scheint fast so, als ob der Stick zu dem Liebesbrief und dem Ring gehören würde und nicht zu Sebastian Scheller!“.
    „Kannst du das Bild bearbeiten, dass man die Personen erkennt?“ frage ich in Richtung Einstein.
    „Negativ. Hab ich schon versucht, aber die Sonneneinstrahlung war zu groß als das Bild gemacht wurde!“.
    „Schickst du uns das Foto trotzdem rüber?“ frage ich.
    Einstein klickt wieder an seinem PC.
    „Schon geschehen. Seit Ihr heute Abend auch bei Frau Berger eingeladen?“ und Hartmut Semir und mich abwechselnd ansieht.
    „Ich schon“ schmunzelt Semir.
    „Ja ich auch“ und verdrehe meine Augen.
    „Gut, dann packen wir es wieder, also Einstein, bis später“ höre ich Semir als er auch schon losmarschiert.

    Kaum sitzen wir im Auto fällt Semir`s Blick immer wieder mit einem leichten schmunzeln zu mir rüber. Da kommt was, ich kenn Ihn doch!
    „Darf man deinen derzeitigen Beziehungsstatus abfragen?“. Was habe ich gesagt? Da kommt was!
    Gott was sage ich jetzt? Gute Frage…wobei…
    „Vergeben!“ gebe ich mit fester Stimme von mir und lehne mich im Beifahrersitz zurück.
    Ein Blick auf Semir reicht, dem gerade sämtliche Gesichtszüge entgleiten.
    „Dass ich das noch erleben darf! Dass ich DAS noch erleben darf! Ja ich glaub es nicht! Danke Allah!“, wirft die Hände in die Höhe und muss mir ein schmunzeln unterdrücken. „Gut gemacht Partner!“ spricht er weiter und boxt mich in die Seite.

    Beim nächsten Blick auf die Uhr sehe ich, dass es bereits 18:47 Uhr ist.
    Na toll, mein Handy zeigt keine neuen Nachrichten an. Wollte sich Caro nicht melden?
    Die werden doch nicht wieder angefangen haben zu saufen?, und höre augenblicklich fröhliches gekichere im Großraumbüro.
    Mein Blick fällt durch die Glasfront unseres Büros und erleide hier gleich eine Herzattacke! Caro! So nicht! SO NICHT! Gut das Semir gerade im Büro der Chefin ist.
    Ein Mann sollte Eskalationen mit Frauen aus dem Weg gehen…aber nicht heute, stehe auf und öffne meine Bürotür.
    „Madame!“, pfeife auf meinen Fingern und gebe Ihr unmissverständlich mit einer Handbewegung zu verstehen, dass es nur einen richtigen Weg gibt..nämlich den in mein Büro.
    Kurz tauscht Sie einen unschuldigen Blick mit Susanne aus, die kichert, und folgt dann meiner Anweisung, so dass ich die Türe hinter uns schließen kann.

    „Was soll das werden wenn`s fertig ist?“ frage ich stinkig und verschränke meine Arme vor der Brust, während Sie mich doch tatsächlich fragend ansieht und fortfahre „Hast du schon mal in den Spiegel gekuckt?“.
    „Bin ich zu fett für das Kleid?“ fragt Sie geschockt.
    Bitte was?
    „Das nennst du KLEID?“ frage ich entsetzt, Sie den Blick über Ihren Körper gleiten lässt und doch tatsächlich unschuldig mit den Schultern zuckt. So nicht!
    „Caro du hast mehr Nagellack auf den Fingernägeln als Stoff an deinem Körper!“ stelle ich im scharfen Ton fest. So geht Sie mir nicht aus dem Haus. Dieses Kleid ist ein Hauch von …..nichts! Schwarz, rückenfrei, einen verbotenen Ausschnitt und eindeutig für die Länge Ihrer Beine zu kurz geraten. Abgerundet wird das Ganze von einem breiten grauen Gürtel und grauen Stiefel mit Absatz, als die Türe aufgerissen wird und Semir mit ausgebreiteten Armen reinstürmt.
    „Ahhh…da ist ja unser Geburtstagskind! Lass dich drücken!“ und binnen Sekunden meine fast nackte Freundin in eine Umarmung zieht. Als ob das nicht reicht folgt jetzt auch noch Küsschen links…Küsschen rechts und Küsschen links und Semir fortfährt „Alles gute zum Geburtstag! Gut siehst du aus meine Liebe…sehr gut sogar!“. Semir zwinkert Ihr zu und Sie strahlt wie ein Honigkuchenpferd.
    „Danke Semir! Alex meinte auch eben, dass ich total toll aussehe!“
    Bitte? Ey hab ich gar nicht gesagt! So eine…Hexe!
    Langsam gehe ich auf Sie zu und schließe Sie in meine Arme.
    „Das habe ich nicht gesagt Madame! Und wenn ich sehe, dass du dich heute Abend auch nur ein einziges mal bückst, bist du fällig!“ hauche ich Ihr ins Ohr, worauf Sie mich mit einem verschmitzten Lächeln ansieht und sich auf die Unterlippe beißt.
    „Schatz…deine Schnürsenkel sind offen“ kommt es zuckersüß…und bückt sich…

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  • Valentina
    Gast
    • 26. September 2016 um 19:51
    • #32

    Alex`s Sicht

    Geschafft.
    Pünktlich um 19:45 Uhr schließe ich die Haustüre hinter mir, als auch schon Andrea zusammen mit Semir vorfährt.
    Andrea hat sich heute als Fahrerin angeboten, denn ich bezweifle, dass ich diesen Abend nüchtern überstehen werde. Allerdings sollte ich meine Hexe nicht aus den Augen lassen, zu gefährlich in diesem Hauch von nach wie vor nichts.
    Leider konnte ich es nicht verhindern, dass Sie mit Andy und Tammy, die bereits vor der PAST gewartet haben, vorfährt. Aber was soll ich machen. Sämtliche Argumente, die ich vorgebracht habe, um Sie so nicht vor die Türe zu lassen, wurden Ihrerseits mit einem einzigen Wort vernichtet. Sexverbot!
    „Hey Ihr beiden“ begrüße ich Andrea und Semir, als ich hinten einsteige.
    „Hey Alex“ kommt es mit einem mehr als freundlichen Lächeln von Andrea. Hä?
    „So Partner. Dann würde ich sagen, fahren wir mal Schnecken checken“ kommt es todesmutig von Semir, der daraufhin einen Faustschlag seiner Ex-Frau oder doch Frau in die Rippen bekommt.
    Das hat er davon der alte Sprücheklopfer.

    Bei der Bar angekommen sehe ich bereits Hartmut, der Caro gerade gratuliert. Tammy steht mit Andy etwas abseits und frage mich augenblicklich, ob Tammy Andy auch mit Sexverbot gedroht hat wenn er den Schnabel nicht hält, denn Ihr Fummel steht dem von Caro in nichts nach.
    Die Chefin, Susanne und Jenny sind ebenfalls schon da. Ja sag mal, gibt es denn keine Röcke und Kleider mehr, die bis zu den Knien reichen?
    Oli steht mit ein paar anderen Männern in einer geselligen Runde und ich nehme an, dass dies weitere Kollegen aus Caro`s Einheit sind.

    Zehn Minuten später, als alle gratuliert haben, setzen wir uns alle an einen Tisch und Caro bereits die erste Runde Schnaps ausgibt. Gibt es doch nicht!
    Schnell deute ich Ihr mit einer Kopfbewegung an, dass Sie den Schnaps in den Blumentopf hinter uns gießen soll. Schließlich hat Sie gestern so dermaßen über die Stränge geschlagen, dass ich heute noch sprachlos bin, als Sie sich auch schon mit einem verschmitzten Lachen zu mir rüber beugt und mir ins Ohr flüstert „Die arme Blume“. So schnell kann ich gar nicht schauen und schon hat Sie den Schnaps in sich gekippt. Das wird ein sehr interessanter Abend. Die gibt sich heute wieder die Kante!
    „Hast du heute schon was gegessen?“ frage ich Sie, als sich Semir und ein paar andere was Essbares bestellen und Sie mit dem Kopf schüttelt.
    Na super, nichts essen aber wieder anfangen zu saufen und bestelle eine Pizza für uns beide.

    Nach dem Essen beschließen die Frauen, die sich heute irgendwie komisch verhalten und immer wieder tuscheln, auf die Tanzfläche zu gehen.
    Wir Männer gesellen uns an die Bar und setzen uns mit einem Bier in der Hand auf die Barhocker, natürlich mit Blick auf die Tanzfläche.
    „Schau Dir unseren Einstein an!“ lacht Semir, der tatsächlich gerade abgeht wie ein Schnitzel zusammen mit den Frauen.
    „Und Oli erst!“ kommt es lachend von Andy, der gerade die Hände auf Susannes Hintern legt und engumschlungen und einem enormen Hüftschwung mit Ihr tanzt. Na das war ja abzuwarten!
    „So, dann komme ich mal lieber zu Euch!“ und sehe einen Mann mittleren Alters auf unsere Gruppe zukommen.
    „Hey Stefan. Na? Wieder alles Fit?“ fragt Andy.
    „Alles wieder im grünen Bereich und startklar!“ antwortet dieser.
    „Semir? Alex? Das ist Stefan. Er ist der Pilot des Helis von Tammy und Caro!“.
    „Freut mich…Alex!“ Stelle ich mich vor und reiche Ihm kurz die Hand und auch Semir sich vorstellt, als sich Stefan schon amüsiert zurücklehnt.
    „Hach…immer wieder schön zu den Geschichten auch mal ein Gesicht zu bekommen!“ grinst dieser vor sich hin.
    „Den beiden Hexen würde ich nichts glauben. Die lügen während dem lügen noch zehnmal!“ kommt es warnend von Semir zu Stefan.
    „Dann bist du also nicht der Semir, den eine meiner Prinzessinnen in den Arsch getreten hat, als er nicht über die Holzmauer gekommen ist?“.
    Diese Bemerkung reicht und gluckse fröhlich vor mich hin, als Stefan das Wort an mich richtet.
    „Lach nicht! Dich wollten Sie kastrieren, weil Sie die Fortpflanzung von Arschlöchern vermeiden wollen!“.
    Das war ja klar, schließlich habe ich ja selber schon Bekanntschaft mit Ihrem Bauarbeiterdialekt gemacht, als Caro gerade lachend auf uns zukommt und in die ausgebreiteten Arme von Stefan fällt, der Ihr gratuliert.
    Er ist wohl der Mann, dem ich Ihr Leben zu verdanken habe, als Sie sich von Ihm löst und zu mir kommt.
    „ Na? Fertig mit tanzen?“ und ziehe Sie sitzend auf dem Barhocker zwischen meine Beine.
    „Erst mal ja“. Kurz legt Sie Ihre Lippen auf meine, dreht sich um und lehnt sich mit dem Rücken an mich an. Ich bin ein Mann, ich handle und ziehe Sie eng an mich um Ihren nackten Rücken vor den Blicken der Männer zu schützen.

    Seit einer halben Stunde lachen wir uns schon schlapp.
    Oli und Andy erzählen, wie es Tag täglich im Büro abgeht.
    „Tja Alex, jetzt weißt du, worauf du dich eingelassen hast“ lacht Oli.
    „Na das wenn du mir mal alles früher erzählt hättest“ sage ich scherzhaft und ernte einen bösen Blick von Caro, die noch immer zwischen meinen Beinen steht und sich an mich lehnt.
    „Soooo, dann kommen wir mal zu unserem Geburtstagskind“ höre ich die Stimme von Jenny, die nun vor uns allen steht und wohl eine Ansprache hält „Tja liebe Caro, viele haben lange überlegt, was wir Dir zu deinem dreißigsten Geburtstag schenken können. Aber keine Angst, ICH habe natürlich nicht vergessen, was du Dir zu deinem dreißigsten Geburtstag gewünscht hast vor Jahren, für den Fall dass du bis dahin immer noch nicht verheiratet sein solltest.“ und höre schon wie Caro in meinen Armen ein leises „Fuck“ von sich gibt „Lieber Alex, an dieser Stelle möchten wir betonen, dass wir uns alle riesig über euch beide freuen und ich hoffe du lässt uns alle am Leben…aber ich hab ja gesehen das du selber mitbezahlt hast…von daher…“ spricht Jenny weiter und alle vor sich hinkichern.
    Scheiße! Ich ahne böses, während mir Semir auf die Schultern klopft, der allem Anschein nach den gleichen Gedanken hat.
    „Darf ich bitten?“ Jenny zeigt Caro mit einer Handbewegung den Weg in Richtung Tanzfläche, wo ein Stuhl mittig platziert wurde, als mir meine halb nackte Freundin von Tammy schon aus den Händen gerissen wird und auf dem Stuhl Platz nehmen muss.
    Wie alle anderen begeben auch wir uns Richtung Tanzfläche und bleibe davor zwischen der Chefin und Semir stehen, als das Licht in der Bar schon abgedunkelt wird und Musik einsetzt.
    ` You can leave your hat on` von Joe Cocker. ICH HABE ES GEAHNT…und da kommt er schon…in amerikanischer Polizeiuniforum und mit Pilotenbrille…Halleluja…und Caro freut sich, war ja klar!

    Die Chefin scheint Ihn wohl auch entdeckt zu haben und trägt dazu bei, dass ich wohl heute einen Gehörsturz erleide. Eigentlich dachte ich, Sie kann nicht lauter schreien wie zu dem Zeitpunkt wenn ich Ihr mitteile, dass ich einen neuen Dienstwagen brauche…von wegen…weit gefehlt…die flippt tatsächlich gerade voll aus, hüpft wie ein Flumi auf und ab, haut mir immer wieder auf meinen Oberarm und kreischt.
    Oli und Andy halten sich bereits die Ohren zu, vor Ihnen stehen Susanne und Tammy. Aber will ich wirklich wissen, warum Hartmut mitkreischt? Und dann geht die Show schon an und Caro die Beine spreizen muss, er sich dazwischen stellt und Sie anfängt Ihm das Hemd aufzuknöpfen.
    Als dies vollbracht ist, setzt er sich auf Caro`s Schoß, lässt seine Hüften kreisen während Sie Ihm das Hemd auszieht. Als ob mein linker Arm nicht schön langsam schmerzhaft der Krüger zum Opfer gefallen ist, fängt jetzt auch noch Semir an mich auf meinen rechten Oberarm zu hauen und ich in Dauerschleife höre "schau hin…schau hin“.
    Der Stripper steht auf und setzt sich so auf Ihren Schoss, dass sein Rücken an Ihrer Brust ist und nimmt Ihre Hände in seine, streift seinen Oberkörper auf und ab und…wie soll es auch anders sein…Caro`s Hände landen auf seinem besten Stück und ich im selben Moment feststelle, dass die Krüger bezüglich Ihrer Lautstärke die Endstufe wohl noch nicht erreicht hat.
    Immer wieder hebt der Stripper sein Becken an oder lässt es kreisen. Das Wort `Zurückhaltung` existiert im Wortschatz von Caro wohl offensichtlich nicht mehr und ist voll in Ihrem Element.
    Aber hätte ich es anders erwartet? Nein, und muss nun selber lachen.
    Die Hose des Strippers fällt nun auch Caro`s Händen zum Opfer, womit nur noch seine Unterwäsc…hat sich erledigt, ist gerade flöten gegangen…und wenn das jetzt nicht die Endstufe der Krüger ist, raste ich hier echt gleich aus.

    Aufreizend umtanzt er nun Caro, die, wie soll es auch anders sein, mit vollem Einsatz dabei ist und es ist nicht zu übersehen, dass auch der Stripper seine Freude hat.
    Aber kann ich es Ihm übel nehmen? Sie würde sogar in einem Kartoffelsack noch sexy und heiß aussehen.
    Das Lied endet und zum leitwesen meiner Ohren setzt das hysterische Gekreische der anwesenden Frauen wieder ein.
    Und natürlich lasse ich es mir nicht nehmen dass ich anerkennend auf meinen Fingern pfeife, schließlich habe ich die geilste Frau der Welt als Freundin.
    „Hast du DAS gesehen? Mein LIEBER Scholli!“ höre ich Semir neben mir, der anerkennend Beifall klatscht.

    Der Stripper hat sich mittlerweile zur Enttäuschung aller Frauen wieder die Hose angezogen und kommt gerade auf uns zu.
    Eigentlich habe ich die letzten Minuten gedacht, die Krüger hätte sich wieder etwas beruhigt, NEIN, Sie legt wieder los und erreicht Problemlos den Höhepunkt Ihrer Lautstärkenendstufe, als der Stripper vor uns stehen bleibt und abwechselnd zwischen mir und der Chefin hin und her sieht.
    „Darf ich mir deine Freundin zum Tanzen ausleihen?“ fragt er mit einem freundlichen Lächeln.
    Der wird sicherlich nicht nochmal mit meiner Freundin tanzen, nur über meine Leiche. Als sein Blick wieder zur Krüger geht, denke ich gar nicht lang, ich handle, und schiebe Ihm die Krüger in die Arme.
    „Sie gehört ganz Dir!“ gebe ich mit soviel Überzeugung in der Stimme von mir und ernte von der Chefin ein zufriedenes Lächeln. Ich glaube es ja nicht und sehe den beiden glucksend hinterher zur Tanzfläche als ich ein verführerisches „Lust du tanzen?“ an meinem Ohr höre.
    Langsam drehe ich meinen Kopf nach links und spüre schon Ihre Hand in meiner.
    „Na los!“ und hauche meiner nach wie vor fast nackten Freundin einen kurzen Kuss auf die Lippen um Sie dann auf die Tanzfläche zu ziehen.

    Es ist fast vier Uhr morgens, als Caro und ich auf der Rücksitzbank von Semir`s Auto sitzen und Andrea gerade vor meinem Haus stehen bleibt. Wir verabschieden uns von den beiden, wobei Semir eh nichts mehr mitkriegt und vor sich hin schnarcht. Der letzte Schnaps war wohl nicht gut.

    Ich schließe die Türe auf und ziehe Caro mit hinein, nehme Sie auf meine Arme, trage Sie ins Schlafzimmer und setzte Sie auf dem Bett ab.
    Aus meiner Jackentasche hole ich die kleine Schachtel und das Geschenk für Sie und gebe es Ihr Wortlos.
    Gott hoffentlich gefällt es Ihr. Teuer genug wäre es ja gewesen.
    Mit einem Lächeln öffnet Sie die Schachtel und holt die silberne lange Kette mit einem Kreuz das mit kleinen Steinchen besetzt ist hervor. Ihre Augen funkeln, während Ihr Lachen breiter wird. Sie freut sich. Schwein gehabt Brandt, nehme Ihr die Kette ab und streife Sie über Ihren Kopf.
    „Dein neuer Schutzengel!“ gebe ich leise von mir und sehe Ihr verschmitztes lachen.
    „Ist mein neuer Schutzengel Männlich oder Weiblich?“.
    So eine Hexe!
    „Männlich…und er liebt dich!“ gebe ich mit der dafür nötigen Zweideutigkeit von mir, schlinge meine Arme um Sie und drücke Sie sanft aufs Bett zurück.
    „Ich liebe Dich!“ haucht Sie leise und Gänsehaut sich auf meinem Körper ausbreitet, denn es ist das erste mal, dass auch Sie diese drei magischen Wörter ausspricht…

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  • Valentina
    Gast
    • 2. Oktober 2016 um 10:59
    • #33

    Caro`s Sicht

    Montag, 9:00 Uhr, draußen regnet es in strömend und der Alltag hat uns wieder eingeholt.
    Meine Gedanken kreisen immer wieder zurück zum Wochenende, dass ich, wie soll es auch anders sein, mit Alex verbracht habe.
    Während wir den gesamten Samstag im Bett verbrachten, waren wir gestern mit seinem Motorrad unterwegs und abends bei seiner Pflegemutter Anna zum Grillen eingeladen, wo ich dann auch Felix kennengelernt habe.
    Wir haben uns auf Anhieb super verstanden, was vielleicht auch daran liegt, dass Felix und ich irgendwie das gleiche Schicksal tragen, da auch ich meine Eltern bei einem Verkehrsunfall verloren habe, als ich 19 Jahre alt war.
    Der Abschluss des gestrigen Abends hingehen endete damit, dass Alex total wütend auf dem Sofa geschlafen hat und ich alleine in seinem Bett war, da er von mir erwartete, dass ich die Einsatzleitung abgebe, solange dieser Irre da draußen frei rumläuft.
    Eine Klärung des ganzen war nicht möglich, da er so wütend war dass er total abgeblockt hat. Heute Morgen, als ich aufgestanden bin, war er bereits weg und meine Handyortung hat angezeigt, dass er auf der Dienststelle ist. Um meinen guten Willen zu zeigen, habe ich Einstein heute Morgen informiert, dass er mein Handy ab sofort orten darf, wenn Alex Ihn darum bittet und habe die KTU somit in den Kreis mit aufgenommen, denen eine Ortung meines Handys möglich ist, ohne das der Störsender aktiviert wird.
    Ich hoffe das es Ihn wieder ein wenig besänftigt, wenn Ihn Hartmut darüber informiert, worum ich Ihn auch gebeten habe, da ich nicht einschätzen kann, ob sich seine Wut schon wieder gelegt hat.
    Wie man nur so eine beleidigte Leberwurst sein kann. Kompromissbereitschaft ist ein absolutes Fremdwort für Herrn Brandt. Als Gott diese Gabe verteilte, saß er wohl irgendwo beleidigt in der Ecke.
    „Hast du Frau Krüger am Freitag noch gesehen?“ reißt mich Tammy, die gegenüber auf Ihrem Schreibtisch sitzt, aus meinen Gedanken.
    „Nein, das letzte was ich mitbekommen habe, dass Sie mit meinem Stripper getanzt hat!“.
    Und wie, mein lieber Herr Gesangsverein.
    „Als wir kurz nach Euch gefahren sind, lag Sie unter Ihm knutschend auf einer Bank in der Ecke!“ erläutert Tammy das Geschehen genauer und starre Sie mit weit aufgerissenen Augen an.
    „Echt jetzt? Krass was Alkohol aus Frauen machen kann!“ kommentiere ich die Sache kurz und knapp.
    „Oh ja, das kann ich bestätigen!“ kommt es lachend von Andy und er von mir dafür einen bösen Blick erntet.
    „Dich hat aber keiner gefragt!“ faucht Ihn Tammy schon an und das wohl die Retourkutsche dafür ist, dass Sie Andy mit den Cocktails auf meiner Geburtstagsfeier total eingebremst hat. Somit hängt wohl auch im Hause Wagner/Hübner der Haussegen etwas schief und widme mich wieder meinem PC-Bildschirm, als eine E-Mail reinkommt die ich mit einem Klick öffne und überfliege.
    Einsatzbefehl!
    „Ok Leute! Wir haben hier gerade einen Einsatzbefehl für 10 Uhr bekommen. Das Drogendezernat will einen Dealer hochgehen lassen und bittet um Unterstützung bei der Stürmung seiner Wohnung. Ich schick Euch die E-Mail mal!“ wende ich mich an Tammy, Andy und Oli.

    Als wir um 9:45 Uhr zwei Querstraßen vom Einsatzort entfernt ankommen, warten bereits die Kollegen des Drogendezernates auf uns.
    Nach kurzer Absprache entscheiden wir uns dafür, dass wir ohne Umwege stürmen.
    Einsatzbereit steigen wir wieder in unsere Fahrzeuge und nähern uns mit hoher Geschwindigkeit dem Zielobjekt, während Adrenalin durch meinen Körper strömt.
    Blitzschnell stehen alle unsere Fahrzeuge auf Position um das Haus, springen raus und stürmen zusammen mit Delta 2 die Wohnung im Erdgeschoss, während Delta 3 und 4 das Gebäude von außen absichern.
    Die Wohnungstüre ist angelehnt und dringen in Zweierteams nebeneinander ins Innere der verdunkelten Wohnung. Insgesamt vier Türen erstrecken sich links von uns, zwei rechts und checken einen Raum nach dem anderen ab, als mich und Oli, der neben mir mit der Waffe im Anschlag steht ein Hustenanfall heimsucht.
    Der letzte hintere Raum gleicht einem verwüsteten Wohnzimmer, die Fenster wurden mit dicken Vorhängen abgedunkelt und ist ebenfalls leer. Die Dealer sind ausgeflogen.
    „Ok! Alles sauber! Ey für was observieren die vom Drogendezernat die Wohnung seit Wochen und dann sowas!“ kommentiert Andy die leere Wohnung, als Tammy ebenfalls einen Hustenanfall bekommt. Andy sieht fragend zu Tammy als sich seine Augen weiten und er die Sturmmaske ein Stück von der Nase entfernt.
    „Fuck! FUCK ALLE RAUS HIER!“ brüllt er im selben Moment, sehe kurz zu Oli, der mich am Oberarm packt und Bruchteile später von einer unbändigen Wucht durch das Fenster geschleudert werden.

    Irgendjemand packt mich und zieht an mir als ich die Augen öffne.
    Was bitte war das gerade? Als ich meinen Kopf leicht drehe sehe ich Sven von Delta 4, der mich auf seine Arme hebt und wegträgt. Ein Blick nach hinten reicht, die Bude ist in die Luft geflogen, ich wohl durchs Fenster, genau wie Oli, der gerade von Andy und Tammy gestützt Richtung Straße gebracht wird.
    Am Straßenrand angekommen legt Sven mich auf den Boden, neben mir wird Oli platziert und bekomme den nächsten Hustenanfall.
    „Alles….klar bei Dir?“ nehme ich Oli`s Stimme neben mir war.
    Ich richte meinen Blick auf Ihn und nicke Ihm schwach zu. Meine Atmung hat sich so beschleunigt, dass ich nicht in der Lage bin zu sprechen, mein Körper gehorcht mir nicht mehr, als ich versuche aufzustehen und wieder zu Boden sacke.

    Was war das für eine Scheiße?
    „Wo sind die anderen?“ bringe ich schwach heraus und Andy sich über mich beugt.
    „Wir hatten Glück. Wir waren alle hinter Euch und sind durch die Türe raus gekommen, nur Ihr beide seid durchs Fenster!“ erklärt er leise und kämpfe mit dem nächsten Hustenanfall als er weiterspricht „Die Wohnung war voller Gas verdammte Scheiße!“.
    „Und…wer von Euch Deppen hat dann eine…Raucherpause gemacht?“ versucht Oli die Situation etwas zu beschönigen als der nächste Hustenanfall Ihm alles abverlangt, sich zur Seite dreht und lautstark übergibt. Jetzt wird mir auch schlecht.
    „Ich glaub das war kein Zufall Caro!“ höre ich die Stimme von Andy über mir und schließe meine Augen. So ein Scheißtag!


    „Oh je. Na da schau her. Meine Lieblingspatientin!“ höre ich eine freundliche Stimme und öffne langsam meine Augen wieder. Bitte nicht. Wie könnte ich dieses Gesicht vergessen und sehe den Notarzt vor mir, der mich nach dem Absturz mit dem Heli im RTW versorgt hat und muss unwillkürlich die Augen verdrehen.
    „Scheint mir so, dass wir beide nun öfters das Vergnügen haben. Mein Name ist übrigens Norbert!“. Gut, dann soll er halt mein persönlicher Notarzt werden, wer weiß für was das noch gut sein wird. „Caro“ stelle ich mich knapp hustend vor und hebe schlapp meine Hand zum Gruß.
    Zwei weitere Sanitäter tauchen neben uns auf und stellen Oli und mich auf die Beine. Oh Oh, keine gute Idee, alles dreht sich und merke wie meine Beine unter mir nachgeben als mich wieder mal starke Hände auffangen.
    „So, dann gehen wir mal in den RTW Sauerstoff tanken“ erklärt Norbert und befinde mich Sekunden später auf seinen Armen. Heute tragen mich wohl alle Männer auf Händen. Eieiei…
    „Oli?“ rufe ich nach hinten. Dem geht es schließlich auch nicht besser als mir.
    „Hinter Dir!“ kommt es hustend zurück und richte meinen Blick nach hinten, wo Ihn zwei Sanitäter stützen auf dem Weg zum RTW.
    Im RTW setzt mich Norbert auf der Liege ab, als auch schon Oli neben mir Platz nimmt und uns Norbert zwei Sauerstoffmasken reicht. Oli legt sich seitlich mit der Maske im Gesicht auf die Liege und deutet mir mit einer Kopfbewegung an, mich zu Ihm zu legen, dessen Aufforderung ich sofort nachkomme, da sich schon wieder alles um mich herum dreht.
    „Sehr schön Ihr beide. Da ich annehme, dass keiner mit ins Krankenhaus will, würde ich sagen, Ihr bleibt die nächsten dreißig Minuten am Sauerstoff, dann müsste es Euch wieder besser gehen. Und für den Kreislauf gibt’s jetzt für jeden eine Infusion gratis! “ erklärt Notarzt Norbert.
    Braver Notarzt, so mag ich das als mein Handy in der Hosentasche vibriert.
    Himmel nochmal, darf man nicht mal in Ruhe sterben?
    Mir fehlt die Kraft für jegliches Gespräch und schließe meine Augen.
    Norbert checkt uns kurz durch, legt uns beiden einen Zugang und schließt die Infusionen an, die Sauerstoffsättigung wird von einem Sanitäter überwacht und Norbert sich mit einem „Schön liegen bleiben“ verabschiedet und aus dem RTW verschwindet.

    Langsam zeigt die Infusion seine Wirkung und fühle mich deutlich besser als vor wenigen Minuten, als Tammy in den RTW steigt, gefolgt von Andy.
    „Hey Ihr zwei. Geht’s Euch schon besser?“ fragt Sie besorgt und sieht abwechselnd zu Oli und mir. Lediglich ein leichtes nicken von uns beiden folgt.
    „Gut. Die Feuerwehr löscht gerade. Ich habe die Spurensicherung schon informiert. So wie es aussieht, hat uns jemand erwartet und gezielt das Haus in die Luft gesprengt!“ höre ich Andy`s Stimme und mein schlimmster Gedanke wahr wird als mein Handy wieder in der Hosentasche anfängt zu vibrieren, Andy mein Handy aus der Hosentasche holt und rangeht.
    „Hay Alex…..ist gerade schlecht…..“. Ist gerade schlecht? Spinnt der, und jetzt gerade mit MEINEM Handy aus dem RTW verschwindet. Das gibt Ärger Berger, richtig Ärger.
    Wenn Ihm Andy jetzt erzählt, was passiert ist, tickt er ganz aus. Auch wenn ich das eben überlebt habe, bringt spätestens er mich um.
    „Hier“. Andy taucht wieder über mir auf und reicht mir mein Handy. Vielen Dank auch „Er ist gleich da!“ kommt es weiter seinerseits und mein Unterbewusstsein schon mal in Deckung geht.

    Wann hört das endlich auf? Warum kann ich nicht einfach meinen Job machen ohne befürchten zu müssen, dass es mein letzter Einsatz sein könnte.
    Es zehrt an meinen Nerven. Wie viel ich noch aushalte, kann ich nicht sagen. Aber ich werde mich nicht verstecken, irgendwann macht dieses Arschloch einen Fehler und dann lasse ich Ihn Bluten. „Hey wie geht’s Euch!“. Es ist Semir, der besorgt von Oli zu mir sieht.
    Instinktiv werfe ich einen Blick hinter Ihn, als Semir meinem Blick folgt.
    „Keine Sorge. Andy hat Alex draußen abgefangen, er spricht gerade mit dem Notarzt!“ und sehe ein kleines schmunzeln auf seinem Gesicht.
    Langsam ziehe ich meine Sauerstoffmaske vom Gesicht und hole tief Luft.
    „Geht schon wieder, wir haben nur etwas zu viel vom Gas geschnüffelt. Wie sauer ist er denn bei einer Skala von eins bis zehn?“ frage ich vorsichtig.
    „Elf, und ich glaube nicht mal das das reicht. Der ist stink sauer. Aber ich muss sagen, dass ich Ihn schon verstehe Caro. Du machst es Ihm auch nicht besonders leicht. Ich kann seinen Standpunkt absolut verstehen, wenn er sagt, du sollst dich von der Einsatzleitung zurückziehen. Das heute hat wohl das Fass bei Ihm zum Überlaufen gebracht!“.
    Was erwartet Alex nun von mir? Das ich sage `Tut mir Leid, es kommt nicht mehr vor´? Dann würde ich Lügen, denn ich würde es jederzeit wieder tun und habe nicht vor aufzugeben.
    „Bleibt noch ein wenig liegen, wir warten draußen!“ spricht Semir weiter und drückt leicht meine Hand.
    Oli zieht nun auch seine Sauerstoffmaske vom Gesicht und sieht prüfend zu mir. Ich ahne was kommt…die nächste Standpauke.
    „Caro? Alex hat einfach Angst um Dich! Wir hatten grad eben echt ein Scheiß Glück. Ich wüsste nicht, ob ich eine Freundin wie Dich haben möchte, ganz ehrlich. Meine Beziehungen sind immer an meinem Job gescheitert und wenn du nicht den gleichen Fehler machen willst, dann zeige Verständnis für seine Situation und hau Ihm jetzt gleich da draußen nicht wieder einen Spruch nach dem anderen um die Ohren, ok?“. Was ist er? Psychologe? Wenn der wüsste! Ich trau mich ja gar nicht mal aus dem RTW zu gehen! Wie soll das alles gehen? Ich habe meinen Traumjob UND meinen Traummann, einen Irren der meinen Traumjob zur Hölle macht und einen Traummann der ständig wütend auf mich ist.
    „Bin ich wirklich so schlimm?“. Gut…sein Blick sagt alles, sein nicken ist die Bestätigung.
    „ Schlimmer! Du und Tammy ist seit…wie soll ich es sagen…Ihr kämpft bis zum Umfallen. Ihr steht komplett vor uns, in jedem Einsatz seid Ihr die zwei, die voran gehen, obwohl es nicht Eure Aufgabe wäre. Wir vertrauen Euch voll und ganz und wissen, dass Ihr für uns sogar in den Tod gehen würdet, aber Ihr beide vergesst, dass Alex und Andy neben Euch stehen. Andy kann Tammy im Einsatz beschützen und ich glaube das hat er heute auch getan und Sie rausgezogen, aber Alex kann das nicht, verstehst du? Er steht abseits und hofft, dass du heil rausgekommen bist und das Arschloch da draußen nicht gewonnen hat, dass es auf dich abgesehen hat.“.
    Und mit jedem seiner Worte hat er doch irgendwie recht. Aber trotzdem finde ich keine Lösung wie es weiter gehen soll.

    „So Ihr beiden! Die Infusion ist durchgelaufen, die Sauerstoffsättigung ist in Ordnung. Jetzt bekommt jeder noch einen Schokoriegel von mir und ich eine Unterschrift von Euch. Dann sind wir für heute hier fertig!“ und sehe Norbert lachend neben uns auftauchen, der zwei Schokoriegel in der Hand hält. Nervennahrung kann ich gebrauchen und mache mich über den Schokoriegel her, während ich mal wieder meine Unterschrift unter das Schreiben setze, dass ich mit einem Krankenhausaufenthalt nicht einverstanden bin und dann mit Oli zusammen von der Liege aufstehe.
    „Gut, hier wäre für jeden noch eine Wasserflasche, bitte heute viel trinken. Sollte der Husten nicht abebben, oder Schwindel und Übelkeit auftauchen, bitte sofort das nächste Krankenaus aufsuchen! “ spricht Norbert mit erhobenen Zeigefinger und sich Oli schon mit einem „Danke Tschüss“ verabschiedet.
    Mit einem gequälten lächeln sehe ich Norbert an.
    „Ich sag mal lieber `Bis bald`?“ versuche ich es scherzhaft und sehe augenblicklich ein kopfschüttelndes grinsen bei meinem persönlichen Notarzt.
    „Ich glaube nicht, dass deinen Humor da draußen jeder teilt“ kommentiert er meinen Satz trocken und schlucke schwer. Alex!
    Ob er mir vielleicht eine Beruhigungsspritze für Alex mitgeben könnte?

    Ich hole nochmal tief Luft und steige auch aus.
    Die Feuerwehren sind nach wie vor dabei, das Haus zu löschen und auch die Spurensicherung ist bereits eingetroffen.
    Und da steht er auch schon mit dem Rücken zu mir und spricht mit Semir und einem Kollegen von Drogendezernat als er sich auch schon umdreht und zu mir schaut.
    Da muss ich jetzt wohl durch, hole nochmal tief Luft, gehe auf Ihn zu und auch er ein paar Schritte in meine Richtung geht. Er bleibt einen Meter vor mir stehen, die Hände in der Hosentasche vergraben. „Wie geht’s Dir?“.
    Wie soll es mir gehen? Jetzt erst recht beschissen wenn er solch eine Distanz zwischen uns lässt. Ich will doch einfach nur, dass er mich in den Arm nimmt und an sich drückt, mir das Gefühl gibt, alles wird wieder gut, mir das Gefühl gibt, das er mich liebt…

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  • Valentina
    Gast
    • 4. Oktober 2016 um 20:48
    • #34

    Alex`s Sicht

    Sie hat Angst, ich sehe es in Ihren Augen, sehe, wie Sie nervös die Wasserflasche in Ihrer Hand dreht. Ihr ganzer Körper ist angespannt.
    Immer wieder weicht Sie meinem Blick aus. Ich weiß nicht mehr wie ich mit meiner Wut und meiner Sorge um Sie umgehen soll. Wie lange will Sie das noch aushalten so vor mir zu stehen?
    Dieses mal werde ich keinen Schritt auf Sie zugehen und sicherlich nicht länger mit ansehen, dass Sie sich dieser Gefahr weiter aussetzt und in den nächsten Einsatz geht.
    „Alex…ich…“ erklingt Ihre leise zittrige Stimme, als Sie den Satz unterbricht und wieder auf den Boden unter Ihren Füßen starrt.
    Kann es sein dass Sie Tränen in den Augen hat?
    Glaubt Sie, für mich ist diese Situation leicht, diese Distanz zwischen uns aufrecht zu erhalten?
    Nichts würde ich lieber tun, als Sie in meine Arme zu ziehen, Ihr zeigen wie sehr ich Sie liebe.
    Alleine die Tatsache, dass ich Tränen in Ihren Augen sehe, zerreißt mir das Herz.
    Noch nie habe ich Sie weinen sehen, nicht mal nach dem Absturz mit dem Heli, als tatsächlich die erste Träne sich den Weg über Ihre Wangen bahnt.
    Aber wenn ich jetzt nachgebe, stürzt Sie sich in den nächsten Einsatz, der vielleicht Ihr letzter sein könnte, als Sie sich in diesem Augenblick um dreht, einfach losgeht und blitzschnell hinter den RTWs und Feuerwehrfahrzeugen verschwindet. Großes Kino Brandt!

    „Ich rede mal mit Ihr!“. Tammy taucht plötzlich neben mir auf, klopft mir nach Ihren Worten aufmunternd auf die Schultern und folgt Caro.
    „Alex kommst du mal bitte?“ höre ich Semir hinter mir, drehe mich um und gehe zu Ihm. „ Wir haben einen Nachbarn, der einen Mann gesehen hat, wie er Taschen in die Wohnung trug. Die Wohnung steht angeblich seit Monaten leer, weshalb er sich auch noch gewundert hat über diese Aktion. Ich hab der Chefin schon Bescheid gegeben, Jenny kommt gleich, holt Ihn ab und bringt Ihn zu unserer Dienststelle, damit wir ein Phantombild erstellen können.“ fährt Semir fort.
    Wann hat dieser Wahnsinn endlich ein Ende?
    „Wie kam es eigentlich zu diesem Einsatz?“ frage ich den Mann mittleren Alters vom Drogendezernat, der neben Semir steht.
    „Wir haben heute Morgen einen anonymen Hinweis bekommen und daraufhin das SEK um Unterstützung gebeten. Wir sind seit Wochen einem Drogendealer auf der Spur, der überwiegend in Schulen seinen Dreck verkauft. Allerdings habe ich gerade nachgefragt…der Anruf kann nicht zurückverfolgt werden.“.
    War ja klar. Was kriegen die im Drogendezernat überhaupt auf die Reihe? Semir kennt meine Einstellung zu diesem Verein.

    Es dauert weitere zwanzig Minuten bis Jenny zusammen mit einem Kollegen den Nachbarn abholt und zur Phantombilderstellung in unsere Dienststelle fährt, als plötzlich eine mir mehr als bekannte Stimme hinter mit erklingt.
    „Alex?“. Als ich mich umdrehe steht Caro einen Meter vor mir, den Blick auf den Boden gerichtet. Sekunden vergehen und ich höre…nichts.
    Sie treibt mich in den Wahnsinn, ich sehe doch, dass es Ihr auch nicht gut geht, als die nächsten Worte zögernd über Ihre Lippen kommen „Ich…ich kann nicht wieder…weglaufen, ich…“ und bricht den Satz wieder ab, ohne Ihren Blick vom Boden zu heben.
    Sie wird weiter kämpfen, obwohl Sie meiner Ansicht nach keine Kraft mehr dazu hat.
    So kommen wir kein Stück weiter und sehe auch schon, wie Sie anfängt leicht zu zittern und offensichtlich auch Probleme hat, sich auf den Beinen zu halten. Das reicht hier jetzt!
    „Komm mal mit“ fahre ich Sie etwas grob an, lege einen Arm um Ihre Hüften und gehe langsam mit Ihr zu meinem Auto, wo ich Sie ohne Umwege auf dem Beifahrersitz platziere und vor Ihr in die Hocke gehe.
    Wieder vergehen Sekunden, vielleicht auch Minuten, in denen Sie schweigend den Blick gesenkt hält. Immer wieder sehe ich Tränen, die Ihr über das Gesicht laufen und es kostet mich alles an Beherrschung, Sie nicht auf der Stelle in meine Arme zu ziehen.
    Sie ist die Frau die ich Liebe und ich weiß, dass ich an diesen Tränen eine Mitschuld trage.
    „Bitte zwing mich nicht dazu…aufzugeben!“ höre ich Ihre erstickte Stimme.
    Herrgott nochmal, es verlangt doch keiner, dass Sie aufgibt und schüttle ratlos mit dem Kopf.
    Wie soll ich es Ihr erklären? Warum nur ist es für Sie so schwer vorübergehend einen Schritt zurückzutreten um aus der Schusslinie zu kommen?
    „Schau mich mal an!“ fordere ich Sie sanft auf und lege meine Rechte Hand unter Ihr Kinn „Keiner erwartet von Dir, dass du aufgibst, ok? Semir und ich wollen Dich einfach aus der Schusslinie bringen, bis wir wissen, wer hinter dieser ganzen Scheiße steckt! Und ich werde nicht weiter mit zusehen und hoffen, dass du den nächsten Tag noch erlebst!“.
    Wie von selbst greife ich nach Ihren Händen, aber wieder weicht Sie meinem Blick aus.
    „Reicht es, wenn ich…nirgends mehr aktiv bin und die Einsätze mit Abstand koordiniere?“.
    Halleluja, das nenne ich einen Fortschritt, aber es reicht trotzdem nicht.
    „Nein Caro. Solange du die Einsatzleitung übernimmst gefährdest du auch Tammy und alle anderen. Gib die Einsatzleitung ab, bis wir das Schwein haben“ und lege Ihr wieder die Hand unters Kinn, damit Sie mir in die Augen sieht bevor ich weiterspreche „Es ist doch nur vorübergehend. Wenn wir das Schwein haben und die Sache mit Sander aus der Welt ist, hast du auch meine volle Unterstützung wenn du die Einsatzleitung wieder übernimmst, ok?“.
    Es dauert wieder Sekunden in denen Sie mir einfach nur in die Augen sieht und wohl innerlich mit sich kämpft, als Sie leicht mit dem Kopf nickt. Hat die gerade zugestimmt?
    „Einverstanden?“ frage ich sicherheitshalber nach und Ihrerseits ein leises „Ja“ höre.
    Eins zu null für mich!
    „Komm her“.
    Kaum habe ich die Worte ausgesprochen schlingt Sie blitzschnell Ihre Arme um meinen Oberkörper und vergräbt Ihren Kopf an meiner Halsbeuge.

    Minuten vergehen, in denen ich Sie einfach halte, bis Ihre Tränen weniger werden und Ihr Herzschlag sich wieder normalisiert hat.
    Immer wieder fahre ich mit meiner Hand beruhigend Ihren Rücken auf und ab während ich Ihr immer wieder einen Kuss auf Ihre Schläfe gebe.
    „Besser?“ und schiebe Sie an den Schulter ein Stück weg von mir, um Ihr in die Augen zu sehen. „Mhm“ kommt es nur leise und sieht auf Ihre ineinander verschränkten Hände.
    „Ich liebe Dich Caro!“ aus tiefstem Herzen.
    „Ich Dich auch!“.

    „Alex? Susanne hat gerade angerufen“ höre ich Semir`s Stimme, als er auch schon neben mir in die Hocke geht und wie ich einen Arm auf Caro`s Rücken legt, bevor er leise weiterspricht „Wir sollen ins Büro zurückfahren, das Phantombild ist fertig. Susanne jagt es gerade durch den Rechner!“.
    „Ok! Willst du mitkommen?“ frage ich in Ihre Richtung.
    „Nein ich…muss das hier zu Ende bringen und fahre dann ins Büro um alles zu klären wegen der… Einsatzleitung“.
    „Gut! Ich mach um 18:00 Uhr heute Schluss und dann sehen wir uns bei mir. Einverstanden? und Sie zustimmend nickt und aufsteht.
    „Caro wir kriegen das Schwein, versprochen! Aber bitte halte solange die Füße still. Es ist zu deinem eigenen Schutz!" spricht Semir eindringlich auf Sie ein und drückt Sie kurz an sich.
    Sie antwortet nichts darauf, aber denke, dass die ganze Situation hier gerade auch zu viel ist.
    „Bis später“ ziehe Sie in meine Arme, gebe Ihr einen Kuss und Sie sich mit einem leisen „Ok, bis später“ verabschiedet und zu Tammy geht, die Sie gleich in die Arme schließt und mir aus der Ferne aufmunternd zunickt.
    „Na komm Partner, lass uns fahren. Sie ist hier nicht alleine. Alle hier fangen Sie auf, falls Sie fällt, die sind wie wir eine Familie!“ und Semir mir aufmunternd auf die Schultern klopft und ins Auto einsteigt.

    „Und Susanne? Hast du schon was gefunden?“ frage ich auf den Weg quer durchs Großraumbüro in Ihre Richtung wo bereits die Chefin neben Ihr steht.
    „Bisher negativ. Er erscheint in keiner unserer Dateien. Ich habe aber gerade eben die Anfrage an alle ausländischen Behörden weitergeleitet, allerdings lassen die mit einer Antwort immer auf sich warten. Vor Morgen werden wir wahrscheinlich nichts hören“ berichtet Susanne.
    „Wie geht es Frau Berger?“ richtet die Chefin die Frage an mich.
    „Soweit gut. Sie wird vorübergehend die Einsatzleitung abgeben!“ gebe ich erleichtert von mir und gleichzeitig Susanne`s Blick auf mir spüre „Oli hat es auch ein wenig erwischt. Er wurde mit Caro aus dem Fenster geschleudert als das Haus in die Luft flog. Laut Notarzt haben Sie bei der Stürmung zu viel Gas eingeatmet und ein paar blaue Flecken werden wohl auch bei beiden vorhanden sein. Aber ansonsten geht’s beiden gut“ beantworte ich Ihre unausgesprochene Frage.
    „Hält Frau Berger es denn so lange aus ohne Einsatz?“ fragt die Chefin amüsiert und Semir neben mir schon seltsame Geräusche von sich gibt. Hallo?
    Sie war meines Erachtens nach am Ende Ihrer Kräfte und das war der Grund, warum Sie eingeknickt ist. Meinen Standpunkt zu dem ganzen habe ich auch mehr als deutlich gemacht.
    Obwohl ich nicht damit gerechnet habe, dass Sie freiwillig die Einsatzleitung abgibt. Vielmehr habe ich damit gerechnet, dass ich unsere Beziehung vor Ihr in Frage stellen muss, Ihr androhen muss, dass sich unsere Wege trennen.
    Niemals wäre ich diesen Schritt wirklich gegangen, weil ich Sie liebe, aber ich hätte es Ihr angedroht um Ihr Leben zu schützen und bin irgendwie auch wahnsinnig Stolz auf Sie, dass Sie den richtigen Schritt alleine gemacht hat, auch wenn es meine letzten Nerven gekostete.

    Seit Stunden sitze ich nun mit Semir am Schreibtisch und schauen wieder und wieder die Akten von Sebastian Scheller durch.
    „Laut Bericht der Spurensicherung war der Fundort definitiv nicht der Tatort und laut Gerichtsmedizin wurde er mit acht Schüssen regelrecht hingerichtet“ grübelt Semir vor sich hin.
    „Da hatte jemand einen enormen Hass auf Ihn. Die Frage ist nur wer?“ lasse auch ich meinen Gedanken freien Lauf.
    „Susanne hat rausgefunden, dass es wohl noch eine Großmutter von Sebastian Scheller gibt, die aber seit Jahren im Altenheim lebt und an Demenz leidet. Die wird uns sicher auch nicht weiter helfen können!“ höre ich die resignierte Stimme von Semir.
    „Na ja, eine andere Spur haben wir momentan nicht.“ und sehe zu Semir der die Akte in der Hand umblättert.
    „Stimmt, aber vielversprechend ist eine demenzkranke alte Dame nun auch nicht. Ich würde sagen, das hat Zeit bis morgen!“ und nach seinen Worten einen Blick auf die Uhr werfe. Ahhh…Feierabend Willkommen, als Susanne ins Büro stürmt.
    „Jungs? Wir haben eine Massenkarambolage auf der A4!“.
    Das kann dann wohl nicht bis morgen warten und höre schon Semir`s Stimme, als ich mir meine Jacke überstreife und nach meinen Autoschlüssel greife „Gut, fahren wir mit zwei Autos dann können wir nachher gleich Feierabend machen!“.

    Von weitem staut sich der Verkehr bereits kilometerweit und ich Semir`s Auto auf dem Standstreifen nachfahre bis zur Unfallstelle.
    Unzählige Rettungsfahrzeuge und Feuerwehren sind bereits im Einsatz während auf dem Feld neben der Autobahn die ersten Rettungshubschrauber landen.
    Bevor ich aussteige nehme ich mein Handy aus der Hosentasche und wähle Caro`s Nummer an als ich nach dreimal läuten Ihre Stimme höre mit einem kurzen knackigen „Jep“.
    „Hey! Du wir haben gerade noch eine Massenkarambolage auf der A4. Bei mir wird es leider ein bisschen später!“, als Sie auch schon antwortet.
    „Weiß ich. Ich steh im Stau! Semir und du seit gerade an mir vorbeigefahren!“.
    Warum steht Sie denn im Stau?
    „Und warum fährst du nicht mit Blaulicht vor?“ frage ich etwas verwirrt.
    „Weil ich da einen Typen kenne, der regelrecht ausflippen würde, wenn er mich in einem Einsatz auf frischer Tat ertappt. Also stehe ich lieber im Stau und trinke mit einem äußerst attraktiven LKW-Fahrer neben mir eine Tasse Kaffee…und stell Dir vor, wenn`s länger dauert hat er sogar eine Schlafkabine. Total Cool oder?“ kommt es zuckersüß Ihrerseits.
    Diese kleine Hexe!
    „Ach ja? Dann sage ich Dir jetzt was SCHATZ! Ich gebe Dir genau zwei Minuten
    bis DEIN Auto hinter MEINEM Auto hier steht, verstanden?“.
    Und natürlich werde ich diese Verfehlung in meinem Hinterkopf speichern.
    Die Frage, die ich mir jedoch stelle…halte ICH es aus, wenn Sie vorübergehend in keinen Einsatz geht?
    Gerade als ich aussteige sehe ich bereits weiter hinten einen schwarzen BMW mit Blaulicht auf dem Standstreifen fahrend auf mich zukommen. GEHT DOCH…

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  • Valentina
    Gast
    • 12. Oktober 2016 um 09:19
    • #35

    Alex`s Sicht

    Gerade steigt Caro aus Ihrem Auto und hält tatsächlich eine Kaffeetasse in der Hand.
    Unglaublich!
    Die hat doch echt mit dem LKW-Fahrer Kaffee getrunken. Spinn ich?
    Was mir jedoch mehr Kopfzerbrechen bereitet, WIE sie mit Ihm Kaffeegetrunken hat.
    Sie kommt auf mich zu mit braunen Stiefeln, schwarzer Hot-Pan, Sonnenbrille und einer braunen Bluse, wo eindeutig zwei Knöpfe zu wenig verwendet wurden. Weitere Fragen machen sich automatisch bei Ihrem Anblick in mir breit.
    Die ist doch nicht den ganzen Nachmittag SO im Büro gewesen?
    „WAS? Wenn ich schon den ganzen Nachmittag Bleistifte spitzen muss, dann mit Stil!“ beantwortet sie meine nicht ausgesprochene Frage und verdreht auch noch frech die Augen.
    Es ist ja nicht so, dass es mir nicht gefallen würde, das Gegenteil ist der Fall. Sie sieht verdammt heiß aus. Aber hier tummeln sich hunderte von Helfern die sie alle anstarren und schon anfangen zu sabbern.
    Das unglaubliche passiert auch schon Sekunden später, als ein Feuerwehrmann an Ihr vorbeigeht, sich umdreht um Ihr auf den Hintern zu starren, anerkennend nachpfeift und gerade volle Kanne an mein Auto klatscht.
    Unfassbar!
    „Über geeignete Bürokleidung reden wir später. Bin gleich wieder da und rühr dich nicht von der Stelle Madame!“ gebe ich kurz und knapp von mir, hauche Ihr einen schnellen Kuss auf Ihre Lippen, drehe mich um und mache mich auf die Suche nach Semir.

    „Und?“ frage ich Semir, der gerade bei zwei Männern mittleren Alters vor einem RTW steht.
    „So wie es aussieht, hat der junge Mann, den Sie gerade im RTW versorgen, den Unfall verursacht. Laut Notarzt hat er ordentlich getankt und der Drogentest war auch positiv.“.
    Na dann dürfte die Sache ja hier ziemlich schnell erledigt sein und werfe einen Blick zurück zu meiner Hexe, die artig an Ihrem Auto lehnt und Ihren Kaffee trinkt, als gerade der Abschleppdienst an Ihr vorbeifährt, an meinem Auto noch heil vorbeikommt und dann Semir`s Spiegel vom Auto wegfährt.
    Jetzt geht`s hier gleich rund und kneife instinktiv schon mal meine Augen zu.
    „Ja sag mal hast du das gesehen? Hast du DAS GESEHEN?“ kommt es auch schon aufbrausend von Semir.
    Ich kann mir denken, wo der Penner die Augen hatte und sehe Semir auch schon, wie er den Typen vom Abschleppdienst aus dem Wagen zieht.
    Die Blicke von mir und meiner Hexe treffen sich und sie lachend mit den Schultern zuckt. Offensichtlich ist sie sich keiner Schuld bewusst.
    Bevor ich eine Geste meinerseits zurückgeben kann, wird die hintere Türe des RTWs aufgerissen, klatscht mir volle Socke in den Rücken und sehe einen jungen Mann torkelnd davonlaufen, soweit man diese Bewegungen laufen nennen kann.
    „Scheiße!“ höre ich Semir, der schon losläuft und ich Ihm folge.

    Glücklicherweise läuft der Übeltäter schwankend auf Caro zu, die Ihn sicher jeden Moment galant auf den Asphalt verfrachtet und Ihn fixiert. Die gleichen Gedanken hat wohl auch Semir, der das Tempo bereits verringert.
    Aber im selben Moment glaube ich, mich tritt ein Pferd…der Typ läuft an Caro vorbei, sie Ihm einfach nachsieht und wir weiter hinterherlaufen dürfen.
    Nach einem weiteren kurzen Spurt habe ich den Typen eingeholt, reiße Ihn zu Boden und lege Ihm die Handschellen an, als auch schon Semir und weitere Kollegen zu mir stoßen und ich Ihnen den Flüchtigen Unfallverursacher übergebe.
    Im nächsten Moment gibt es nur einen richtigen Weg, nämlich den zu meiner Hexe, die soeben die Kaffeetasse auf dem Boden abgestellt hat und mir Beifall klatscht.

    „Warum hast du den Typen bitteschön nicht aufgehalten?“ frage ich mit genervter Stimme.
    „Weil DU gesagt hast, ich darf mich nicht von der Stelle rühren! Da soll es dem Herren aber auch einer mal Recht machen!“ kommt es trotzig von Ihr zurück.
    Das hat Sie jetzt nicht wirklich gesagt?
    „Gut, wenn das so ist! Dann sag ich Dir jetzt auch, dass du morgen mit langer Jeans und Pulli ins Büro fährst, wenn wir schon dabei sind Madame!“ entgegne ich Ihr mit zuckersüßer Stimme und gebe Ihr einen Kuss auf Ihren vorlauten Mund.
    „Eifersüchtig Herr Brandt?“ kommt es ebenso zuckersüß von Ihr zurück. Phhh…ich und eifersüchtig! „Keineswegs hübsche Frau. Spätestens bei der nächsten Kreuzung würde dich jeder Typ aus dem Auto werfen mit deinem vorlauten Mundwerk!“.
    Semir, der unser Wortgefecht amüsiert verfolgt tritt schmunzelnd an unsere Seite.
    „Ihr könnt ruhig schon fahren, für uns gibt es hier eh nichts mehr zu tun!“.
    „Gut, dann bis morgen!“ und haue Ihm zum Abschied auf die Schulter.
    „Tschau Semir!“ und meine Hexe bereits die Türe Ihres Autos öffnet.
    „Soll ich noch was zu essen besorgen?“ frage ich in Ihre Richtung. Wer weiß ob Sie heute überhaupt was gegessen hat!
    „Für mich nicht, ich hab mir heute Nachmittag was vom Chinesen bestellt!“ kommt es prompt zurück.
    „Du hast von selbst an Essen gedacht?“. Was für ein Fortschritt. Jedes mal wenn ich sie frage hat sie nichts gegessen.
    „Jep…mir war langweilig und der Lieferdienst hat immer voll die heißen Typen, die das Essen bringen!“ antwortet sie frech und zwinkert mir verschmitzt zu.
    „Ich weiß genau, was du damit bezwecken willst Caro. Aber du wirst es nicht schaffen. Meine Entscheidung steht. KEIN EINSATZ! Und jetzt ab nach Hause!“. Denn genau das hat sie meiner Meinung nach vor. Sie will mich reizen bis ich mich geschlagen gebe, aber da wird sie auf Granit beißen. Nur wäre ich anders, wenn ich meiner Arbeit nicht nachgehen könnte? Ich denke nicht, mir würde sicher auch die Decke auf den Kopf fallen, nur Caro ist denke ich noch extremer…für Sie ist es der blanke Horror nichts zu tun.

    Vor meinem Haus parkt sie Ihren Wagen neben meinem und wir beide reingehen. Mittlerweile ist es schon 21:07 Uhr. Vom Kühlschrank nehme ich ein Bier und eine Flasche Mineralwasser und gehe Richtung Sofa, wo Caro bereits in voller Länge ausgestreckt liegt. Sie hebt Kopf und Oberkörper, so dass ich mich setzen kann und legt Ihren Kopf dann auf meinem Schoß ab. „Augen zu!“ sage ich.
    Sie schließt die Augen, ich zieh meine Waffe und öffne meine Bierfalsche. „Augen wieder auf!“ und trinke, während Sie nur lachend den Kopf schüttelt.

    Minuten vergehen, in denen wohl wir beide unseren Gedanken nachhängen, sie meine Hand in Ihrer auf Ihrem Bauch hält und mit meinen Fingern spielt.
    „Erzählst du mir, wie du beweisen willst, dass du nicht aus dem Heli geschossen hast?“ frage ich in die Stille und sehe auf unsere ineinander verschlungenen Hände auf Ihrem Bauch, als sie tief ein und ausatmet.
    „Wir haben an den Helis Kameras von der Deutschen Luftwaffe. Hartmut hat die Kamerabilder ausgewertet, die Bilder zeigen eindeutig den Verlauf. Die Frau war bereits tot, als wir den ersten Sichtkontakt hatten. Aber…darum geht es nicht Alex, Sander wird falsche Beweise liefern und ich weiß auch welche. Diese soll er auch liefern. Mit meinen Beweisen werde ich Ihm dann das Genick brechen!“ spricht sie leise mit dem Blick auf unsere Hände gerichtet.
    „Und was sind das noch für Beweise die du hast?“.
    „Alex vertrau mir einfach ok?“.
    Vertrauen ist gut, aber habe ich eine andere Wahl? Ich gebe Ihr wortlos einen Kuss auf die Stirn, denn eigentlich habe ich eh keine andere Wahl als Ihr zu vertrauen.

    Als wir kurz vor 23:00 Uhr ins Bett gehen, krabbelt Sie wie immer total niedlich auf mich rauf, legt Ihren Kopf auf meiner Brust ab und Ihr auch schon die Augen zufallen. Aber selbst ich kann die Augen nicht mehr aufhalten nach dieser gemeinsamen Dusche und zwei Höhepunkten auf beiden Seiten, schlinge meine Arme um Sie und gebe Ihr einen letzten Kuss auf den Scheitel bevor ich auch schon einschlafe.

    Es ist schon fast 08:00 Uhr, als ich in unser Büro komme.
    „Ach, der Herr gibt sich heute auch noch die Ehre!“ frotzelt Semir mir entgegen als ich die Türe unseres Büros hinter mir schließe.
    „Höre ich da Neid?“ und kann mir ein schmunzeln nicht verkneifen.
    „Natürlich nicht, ich gönne Dir dein Liebesleben in vollen Zügen. Hab ja schließlich auch lange genug darauf gewartet, dass es auf diesem Planeten endlich eine Frau gibt, die dich mal so richtig fordert!“.
    Soll ich darauf eine Antwort geben? Lieber nicht, denn Widerspruch ist zwecklos. Caro ist und bleibt eine Herausforderung, als Semir auch schon weiterspricht „Übrigens, ich hab die Anschrift des Pflegeheimes in der die Großmutter von Sebastian Scheller wohnt und dort schon Bescheid gegeben, dass wir gegen 09:00 Uhr kommen. Ach, und Hartmut hat angerufen, er hat gestern Abend noch den Sprengstoff untersucht, wo die Spurensicherung gestern Reste im Haus sichergestellt hat, es handelt sich um den gleichen Sprengstoff wie der an Caro`s Auto. Derjenige hat die Gasleitung in der Wohnung geöffnet und den Sprengstoff angebracht der durch einen Fernzünder ausgelöst wurde, als Caro und die anderen rein sind.“.
    „Also war es pure Absicht!“ und zu Semir sehe, der nickt.
    „Hat Susanne schon was über den unbekannten Typen vom Phantombild?“ ist meine nächste Frage an Semir.
    „Nein, alle bisherigen Rückmeldungen sind negativ, es ist wie verhext!“ kommt es resigniert von Semir.
    Jetzt wissen wir, wie der Typ aussieht der es auf meine Freundin abgesehen hat, aber keiner weiß wer er ist.

    Kurz vor 09:00 Uhr stellt Semir seinen Wagen vor dem Pflegeheim ab, in dem die Großmutter von Sebastian Scheller wohnt.
    Im Eingangsbereich treffen wir auf einen jungen Pfleger den Semir aufhält.
    „Entschuldigung, Gerkhan Kripo Autobahn, das ist mein Kollege Brandt, wir suchen eine Frau Grünberger!“.
    „Ah ja, Sie wurden bereits angekündigt, folgen Sie mir, Frau Grünberger sitzt im Wintergarten!“ und Semir und ich dem Pfleger den Gang entlang folgen, bis wir in einem geräumigen Wintergarten ankommen, wo mehrere ältere Herrschaften an einem Tisch Karten spielen und zwei ältere Damen vor dem Fenster sitzen.
    „Frau Grünberger? Das sind Herr Gerkhan und Herr Brandt von der Polizei, die möchten Ihnen ein paar Fragen stellen“ stellt uns der Pfleger der alten Dame am Fenster vor.
    „Mhm…, aber ich unterschreibe nichts!“ höre ich die strenge Stimme von Frau Grünberger, die meiner Einschätzung nach die neunzig bereits überschritten hat.
    „Nein Nein, wir haben nur ein paar Fragen Frau Grünberger. Sagt Ihnen der Name Sebastian Scheller etwas?“ fragt Semir. Na jetzt bin ich aber gespannt.
    „Ja natürlich, ich bin vielleicht alt, aber nicht dumm. Das ist mein einziges Enkelkind!“.
    „Frau Grünberger, wissen Sie, wie die Freunde von Ihrem Enkel heißen?“ frage nun ich und lehne mich an die Fensterbank.
    Ob sie überhaupt weiß, dass Ihr Enkel tot ist?
    „Sebastian hat seit Jahren keine richtigen Freunde mehr gehabt. Er ist Soldat und zieht immer wieder in den Krieg!“ und meine Hoffnungen gerade alle zerplatzen.
    „Frau Grünberger, gab es vielleicht früher einen Freund oder hatte Ihr Enkel eine Freundin?“ versucht es nun Semir wieder.
    „Nein, eine feste Freundin hatte er nie, immer wieder nur so Frauen für´s Bett. Ich sage es immer wieder, `Sebastian`sag ich `suche dir eine nette Frau zum heiraten` aber auf mich hört er ja nicht.“ und schüttelt wehmütig den Kopf.
    „Und hat er mal was von Freunden erzählt?“ probiere ich es nochmal.
    „ Nein, er hatte mal vor Jahren einen guten Freund, das hat er mir gesagt, aber da hat er auch schon lange nichts mehr erzählt.“. Jetzt wird es interessant. So dement ist die alte Dame meines erachtens nach nicht.
    „Wissen Sie wie der heißt?“ höre ich Semir.
    „Ja sicher, Lukas, aber den Nachnamen weiß ich nicht.“ und Semir weiterspricht. „Das macht nichts Frau Grünberger, Sie haben uns sehr weitergeholfen, vielen Dank!“.
    „Gern geschehen die Herren, und wie ich bereits gesagt habe, die Rundfunkgebühren zahle ich über die Miete!“ kommt es mit fester Stimme Ihrerseits und verkneife mir ein Lachen.

    Auf dem Rückweg zur PAST unterbricht Semir die Stille im Auto.
    „Ob die überhaupt weiß, dass Ihr Enkel tot ist?“. Hm, gute Frage.
    „Ich glaub nicht.“ Gebe ich als Antwort zurück. So dement war die alte Dame nicht. Allem Anschein nach war Ihr Enkel eine enge Bezugsperson von Ihr. Wenn sie von dessen Tod erfahren hätte, würde sie sicherlich trauern.
    „Aber zumindest wissen wir jetzt das es doch irgendwo einen Freund von Sebastian Scheller gibt. Die Frage ist nur, wie kommen wir an diesen Lukas?“ spricht Semir seine Gedanken aus.
    „Keine Ahnung. Sie war ja die erste, die überhaupt wusste, dass er wohl einen besten Freund hatte. Vielleicht gehörte der Ring und der Brief diesem Lukas und der hatte eine Freundin für die es bestimmt war?“.
    „Mhm, Susanne soll mal nachher noch die Namen in der Kaserne checken, vielleicht haben wir Glück und finden da einen Lukas!“ spricht Semir und ich Ihm zunicke.
    Stimmt, vielleicht haben wir Glück. Und wenn der Brief und der Ring von diesem Lukas sind, hat der seine große Liebe wohl genauso gefunden wie ich meine.

    Gerade als ich mich auf meinen Bürostuhl setzte vibriert mein Handy in der Hosentasche. Alleine der Absender verheißt nichts Gutes und hole tief Luft.

    ***
    Ich wollte Dir nur kurz bestätigen, falls heute
    Abend bei Dir Fragen aufkommen:
    Caro`s blauen Flecken und Schürfwunden
    stammen vom mittlerweile 19. Bürostuhl-
    wettrennen mit den Praktikanten durch
    die Einsatzzentrale!!!
    Gruß Andy
    ***

    • Zitieren
  • Valentina
    Gast
    • 21. Oktober 2016 um 19:31
    • #36

    Alex`s Sicht

    Es ist 20:32 Uhr als ich mein Auto vor meinem Haus abstelle.
    Caro`s Wagen steht bereits davor.
    Es regnet in strömend und bin mir sicher dass sie es sich bereits auf dem Sofa gemütlich gemacht hat.
    Andy hat mich heute Nachmittag auf dem laufenden gehalten, was Caro den lieben Tag über getrieben hat. Nachdem fünf Bürostühle nach Unfällen wohl entsorgt werden müssen, sich alle weiteren Kollegen geweigert haben aufzustehen, hat sie sich neue Unterhaltung gesucht und lese mit einem weinenden und einem lachenden Auge nochmals seine Nachrichten an mich.

    ***
    Sie hat gerade eine neue Partei gegründet.
    NNBSP = Nichtsnutzige Bleistiftpartei
    ***

    als eine Stunde später die nächste Nachricht kam

    ***
    Die 176 Anhänger der Partei wurden gerade fein
    säuberlich auf der Fensterbank aufgestellt in einen
    Abstand von genau 1,7 cm und 5 Reihen
    ***
    Und dann wieder eine halbe Stunde die nächste.

    ***
    Die Anhänger der NNBSP werden von den Anhängern der
    NNBKP (Nichtsnutzigen Büroklammerpartei) angegriffen
    und mit Hilfe eines Gummi`s zu Boden gerafft.
    ***

    Gut, alles in allem, wenn man die defekten Bürostühle außer Acht lässt, hat sie sich den Nachmittag über ja irgendwie mehr oder eher weniger Sinnvoll beschäftigt, stecke mein Handy wieder in die Hosentasche, steige aus und laufe zur Tür.
    Drinnen angekommen herrscht gähnende Leere und es brennt kein Licht.
    Da es draußen aufgrund Dauerregen schon dunkel ist, mache ich als erstes Licht und gehe leise zum Sofa, wo ich Sie schlafend vermute, jedoch das Sofa leer vorfinde und ich weiter leise ins Schlafzimmer gehe, ob Sie eventuell schon im Bett ist, jedoch auch dieses leer vorfinde.

    Auf den Weg nach unten sehe ich eine Gestalt im strömenden Regen vor meiner Terrassentüre. Himmel nochmal…die sitzt doch nicht wirklich bei strömenden Regen draußen und reiße schwungvoll die Terrassentüre auf.
    Da sitzt sie…auf einem Klappstuhl…mit Regenjacke und hält…meinen Kochlöffel in der Hand, an der eine Schnur befestigt ist, die in meine Regentonne hängt.
    „WAS MACHST DU DA?“ frage ich fassungslos und Sie mir einen fragenden Blick zuwirft.
    „Nach was sieht es denn aus? So eine dämliche Frage…ICH ANGEL! Mein Opa hat als Kind immer gesagt, dass angeln total entspannend sein soll!“.
    Lieber Gott, lass uns das Arschloch bitte schnell finden, sonst dreh ich hier noch durch und Sie endet in der Klapsmühle.
    „Und? Hat es geholfen?“ frage ich belustigt und lehne mich an die Terrassentüre.
    „Nee…Opa hat mich angelogen!“ und zieht die `Angel` aus meiner Regentonne, geht einen Schritt auf mich zu und sehe, dass am Ende der Schnur einer meiner Socken hängt.
    „Du benutzt einen Socken von MIR als Köder?“ und reiße meine Augenbrauen in die Höhe. „Natürlich…Fische passen sich immer der Umgebung an und Socken liegen massenweise da drinnen rum Brandt!“ kommt es Ihrerseits streng und verdreht die Augen.
    Ich mache den Weg frei, schiebe sie ins Haus rein und will gerade die Türe schließen als sie mich am Arm packt und hektisch wird „Spinnst du? Mach sofort auf, Wilson will auch mit rein!“ und die Türe wieder aufreißt.
    Wer bitte ist Wilson?, als Sie auch schon wieder mit einem Ball in der Hand, bemalt mit einem Gesicht reinkommt und ich mich vor Lachen nicht mehr halten kann, als Sie wenige Zentimeter vor mir stehen bleibt, Wilson unterm Arm und gefährlich leise flüstert „Ich bin vielleicht zur Zeit zu nichts zu gebrauchen, aber zu ALLEM bereit Brandt!“ was nur dazu führt, dass ich schon Bauchschmerzen vor Lachen habe.
    Die Situation ist einfach zu absurd. Da steht mein kleiner Giftzwerg vor mir, klitschnass in einer wachsenden Wasserpfütze zu Ihren Füßen, Wilson unter einen Arm und die `Angel` unterm anderen Arm. Da ich vor Lachen keine Worte mehr finde pfeffert sie auch schon los „Scheiß auf den Prinzen, ich nehm das Pferd“ und Richtung Schlafzimmer stampft.
    Herrgott…das glaubt mir keine Sau.

    Irgendwann schalte ich den Fernsehe ein, meine Hexe ist seit zwanzig Minuten im Badezimmer und offensichtlich duschen, wage es aber nicht Ihr Gesellschaft zu leisten als Sie gerade neben mir auf dem Sofa auftaucht und ich alle Mühe habe, meinen zweiten Lachanfall zu unterdrücken als ich das Glas Nutella in Ihrer Hand sehe und in der anderen einen großen Löffel.
    „Meine Oma hat immer gesagt, Schokolade macht glücklich und wenn es wirklich nicht hilft, dann werde ich eben fett. Pandabären sind schließlich auch fett und trotzdem finden Sie alle niedlich!“ erklärt sie die mir bietende Situation und legt sich mit dem Rücken auf dem Sofa zwischen meine Beine, platziert Ihren Kopf in meinem Schritt und fängt an Nutella zu essen.

    Irgendwann, nach dem das halbe Glas leer ist, stellt Sie es seufzend zur Seite und werfe einen kurzen Blick auf sie.
    „Und? Hat das wenigstens geholfen?“ frage ich amüsiert.
    „Nein. Jetzt werde ich wohl doch fett und niedlich, es sei denn…“.
    Ohne den Satz zu beenden dreht sie sich etwas und öffnet meinen Gürtel.
    Ich bin ja nicht von gestern, ich weiß schließlich wie man am besten Kalorien verbrenne kann.
    Meine Gedanken kreisen augenblicklich und keiner meiner Gedanken ist jugendfrei.

    Das läuten meines Handy reißt mich aus den Schlaf.
    Mit halb geöffneten Augen versuche ich den Störenfried zu greifen ohne Caro, die auf mir liegt, zu wecken. Als ich es gegriffen habe sehe ich, dass es….08:49 Uhr ist und Semir anruft. Scheiße!
    „Bin gleich da Semir! Gib mir 20 Minuten“ und in diesem Moment Caro`s Hände langsam nach unten wandern „oder 30 Minuten, bis gleich!“ und auflege ohne Semir auch nur einmal zu Wort kommen zu lassen.
    „Wie spät ist es?“ höre ich Ihre verschlafene Stimme, als Sie sich küssend über meine Brust nach unten arbeitet.
    „8:49 Uhr, wir haben verschl…“ Panik bricht im Hause Brand aus…die Bettdecke zu Boden fällt, Caro aus dem Bett springt mit einem gehetzten „Fuck“ und im Badezimmer verschwindet, aus dem Sie nach Sekunden mit Zahnbürste im Mund wieder rauskommt und sich nebenbei anzieht.
    Als Sie dann auch noch Ihr läutendes Handy in die Hand nimmt und abhebt, während Sie sich anzieht und Zähne putzt bin ich überzeugt davon dass Sie Multitasking perfekt beherrscht.
    Nach weiteren wenigen Sekunden nimmt Sie Wilson unter den Arm, gibt mir einen Kuss und verschwindet mit einem „ Und Tschüss“.
    Krass!

    Mein erster Weg, als ich zwanzig Minuten später bei der PAST eintreffe, führt mich in die Küche, wo ich mir eine Tasse Kaffee einschenke bevor ich mich auf den Weg ins Büro mache wo mich Semir sofort begrüßt.
    „Ach Sie einer an. Wen haben wir denn da?“.
    „Morgen! Sorry, verschlafen.“ und setze mich an meinen Schreibtisch.
    Aus dem Augenwinkel sehe ich die Chefin im Büro nebenan schmunzelnd auf Ihre Armbanduhr blicken. Schwein gehabt Brandt!
    „Na? Harte Nacht hinter Dir?“ fragt Semir in meine Richtung und schmunzelt vor sich hin.
    „Geht so!“ gebe ich leise von mir. Ich finde die Aussage verrät nicht zu wenig und nicht zu viel.
    Er ist schließlich nicht mehr der Jüngste. Wenn er wüsste, was wir die Nacht alles getrieben haben, der würde womöglich einen Herzstillstand erleiden, als Susanne gerade ins Büro kommt.
    „Jungs ich hab die Liste durch von der Kaserne. Es gibt einen Soldaten wo Sebastian Scheller stationiert war mit dem Vornamen Lukas. Allerdings ist dieser Lukas zweiundsechzig Jahre, verheiratet und hat drei Kinder sowie fünf Enkelkinder.“ Susanne lässt die Liste in Ihrer Hand resigniert sinken.
    „Also kein Treffer!“ bringe ich genauso resigniert hervor und Semir das Wort ergreift.
    „Susanne kannst du mal checken, ob Sebastian Scheller die letzten Jahre umgezogen ist? Vielleicht finden wir da irgendwas raus!“.
    „Hab ich schon gemacht. Sebastian Scheller wohnte erst seit zwei Jahren in der Wohnung, vorher lebte er zusammen mit seiner Großmutter in dessen Haus. Als die Großmutter ins Pflegeheim kam, wurde das Haus verkauft und Sebastian Scheller hat sich eine eigene Wohnung gesucht.“.
    „Der lebte mit seiner Großmutter zusammen?“ werfe ich ein. Ungewöhnlich!
    „Ja, allem Anschein nach hatte Sebastian Scheller kein wirklich gutes Verhältnis zu seinen Eltern und ist da bereits mit achtzehn Jahren ausgezogen und lebte seitdem bei der Großmutter!“ fährt Susanne fort und zuckt kurz mit den Schultern.
    Gut, dann ergibt es natürlich auch einen Sinn, warum die Großmutter wusste, dass er immer wieder nur ein paar Bettgeschichten am Laufen hatte und sehe Susanne aus dem Büro gehen, als Sie sich nochmal umdreht. „Ach…eine Anfrage bezüglich unseres Phantombildes steht noch aus, macht Euch aber nicht zu viel Hoffnungen, scheint so als ob wir es mit Mister Unbekannt zu tun haben. Ich habe Ihn schon auf die Fahndungsliste gesetzt, vielleicht haben wir Glück!“ und sie die Türe hinter sich schließt.
    „Na super. Was ist denn nur los die letzten Tage und Wochen? Nirgends kommen wir einen Schritt weiter!“ höre ich Semir`s genervte Stimme und kann Ihm nur nickend zustimmen.

    Es ist fast zwölf Uhr Mittag als mein Handy auf dem Schreibtisch vibriert und ich eine neue Nachricht erhalten habe…Andy. Es ist reiner Reflex und atme tief durch bevor ich diese öffne

    ***
    Heute Morgen war alles friedlich,
    Rosemarie und Wilson haben geheiratet.
    Kamen gerade von einem Einsatz zurück,
    Scheidung läuft, Wilson hat Rosemarie von
    der Kante gestoßen. Die Ehe liegt in Scherben.
    Während Rosemarie ziemlich geknickt ist
    ist bei Wilson die Luft raus
    ***

    Ich glaub es ja nicht, was macht Sie denn schon wieder und schreibe Andy zurück

    ***
    Was macht Sie denn jetzt gerade?
    ***

    und Sekunden später die Antwort erhalten

    ***
    Hat Parteisitzung!
    ***

    Die dreht durch! Komplett!
    Wenn das so weitergeht, kriegt Sie dermaßen einen an der Klatsche dass Sie als Einsatzleiterin nie mehr in Frage kommt und kann ein glucksen nicht mehr unterdrücken.
    „Darf man mitlachen?“ und sehe Semir`s amüsierten Blick auf mir. Wortlos reiche Ihm mein Handy. „Wer ist Wilson?“ fragt Semir.
    „Wilson ist Ihr neuer…Ball mit Gesicht…Ihr bester Freund der Ihr in den schweren Stunden beisteht!“ und kann selber nur lachend die Augen verdrehen.
    „Oh je, so schlimm?“.
    „Semir…sie…sie war gestern Abend Angeln…in meiner Regentonne“ gebe ich kritisch von mir als ein kicherndes „Oh Scheiße“ von Ihm zurückkommt. Na das kann er laut sagen!

    Den Nachmittag verbringen wir auf Kontrollfahrt auf der Autobahn und Semir seit geschlagenen zehn Minuten erzählt, wie der perfekte Döner gemacht wird, während ich im Energiesparmodus auf dem Beifahrersitz zurückgelehnt bin und die Augen geschlossen habe als mein Handy vibriert. Ein Blick reicht, will ich es wirklich wissen?

    ***
    Rosemarie wurde durch einen Anhänger
    der UUBSP gestützt, während die UUBKP
    einen Stacheldraht zwischen den verfeindeten
    Parteien errichtet hat, um Wilson wohl endgültig
    den Rest zu geben falls er anfängt um seine Ex-Frau
    zu kämpfen! Ach, kennst du Black Beauty?
    ***

    Black Beauty, Gott ich sollte wirklich ein intensives Gespräch mit Ihr führen

    ***
    Nein, Black Beauty sagt mir rein gar nichts!
    ***

    und auch schon die Antwort kommt

    ***
    Ihr neuer Bürostuhl der gerade ausgiebig
    dem Elchtest unterzogen wird
    ***

    Ich will es gar nicht mehr wissen.
    Darüber sollte ich wirklich dringend mit Ihr sprechen.
    Sogar der Teufel würde Sie nur holen, wenn er sich Mut angesoffen hat als das Funkgerät anspringt und Susannes Stimme erklingt.
    „Einsatzzentrale für Cobra11?“.
    „Cobra11 hört?“.
    „Alex, Ihr sollt in die Schustergasse 12 kommen…unser Mister Unbekannt ist aufgetaucht!“…

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  • Valentina
    Gast
    • 24. Oktober 2016 um 17:14
    • #37

    Alex`s Sicht

    Als wir bei der von Susanne erwähnten Straße eintreffen, stehen bereits zwei Polizeistreifen vor dem Haus.
    Semir und ich steigen aus und gehen zu den Beamten, die sich am Eingang befinden, als mein Partner schon das Wort ergreift.
    „Hallo, Gerkhan, Kripo Autobahn, das ist mein Kollege Brandt! Wo ist er?“ und sieht zu einen der Beamten.
    „In der Wohnung, 2. Stock“ und deutet auf das Haus hinter Ihm.
    „Ok, Danke!“ höre ich Semir und wir in das Haus gehen.
    Hoffentlich ist es dieses blöde Arschloch und das Verhör werde ich höchstpersönlich führen.
    „Alex?“ höre ich die Stimme von Semir und deutet auf Blutspritzer an der Wand im Eingangsbereich der Wohnung.
    Drei weitere Schritte reichen, als ich einen Blick nach links werfe.
    Dieses blöde Arschloch liegt erschossen auf den Boden.
    „Fuck“ ist das erste Wort das mir einfällt. Als ich näher rangehe, sehe ich eine Schussverletzung am Arm, tödlich war jedoch der Kopfschuss.
    „Habt Ihr Hinweise auf den Täter?“ fragt Semir einen Beamten, der gerade ein Bücherregal durchsucht.
    „Nein, die Nachbarn haben Schüsse gehört und daraufhin die Polizei alarmiert. Leider hat niemand etwas gesehen. Wir müssen jedoch davon ausgehen, dass er dem Täter die Türe selber geöffnet hat, es gibt keine Einbruchspuren!".
    Ich lasse meinen Blick durch die Wohnung gleiten und atme tief durch.
    Also Raubmord war es sicher keiner, die Geldbörse liegt auf dem Tisch, greife danach und ziehe seinen Ausweis raus.
    „Semir?“ und er auch schon neben mir auftaucht „Lars Büttgen, so wie es aussieht ist es auch seine Wohnung!“.
    Semir zieht kommentarlos sein Handy aus der Tasche und ruft Susanne an, damit sie den Namen durch den Rechner jagen kann.

    Seit zwanzig Minuten durchsuchen wir bereits die Wohnung…aber nichts. Selbst die mittlerweile eingetroffene Spurensicherung hat bisher nichts brauchbares gefunden, als eine Frauenstimme hinter mir erklingt.
    „Ist er das?“ und drehe mich fassungslos um.
    „Caro was machst du hier?“ und werfe Ihr einen wütenden Blick zu.
    „Susanne hat mich angerufen, dass Ihr das Arschloch habt!“ und sehe einen entschuldigenden Blick Ihrerseits.
    „Ja, aber leider tot!“ erwidere ich resigniert.
    „Was habt Ihr bis jetzt?“ fragt Sie hoffnungsvoll und tritt neben mich.
    „Sein Name war Lars Büttgen. So wie es aussieht, hat er seinem Mörder die Türe selber geöffnet. Kennst du Ihn oder sagt Dir der Name was?“ und Sie im gleichen Moment mit den Schultern zuckt. „Nein, keine Ahnung, sagt mir gar nichts und hab Ihn auch noch nie gesehen!“.
    Und wie sollen wir jetzt rausfinden, warum er es auf Sie abgesehen hat?
    „Alex? Susanne hat auch noch nichts brauchbares gefunden…ach…Hey Caro!“ erklingt die Stimme von Semir, der gerade aus dem Badzimmer des Opfers tritt und zum Gruß seine Hand hebt.
    „Hey“ antwortet sie nur knapp und richtet Ihren Blick dann wieder auf mich „Gut, dann würde ich sagen, Ihr fahrt ins Büro zurück und sucht alles über diesen Arsch und ich übernehme die Einsatzleitung wieder. Bis später Schatz!“, zwinkert mir zu und will gehen. Sag mal geht’s noch?
    „Ey… hier geblieben!“ und kann Sie gerade noch am Arm festhalten.
    „Was? Alex der macht keinen Ärger mehr. Der ist tot wie man nur tot sein kann!“. Unschuldig zuckt Sie wieder mal mit Ihren Schultern und tut so, als ob sie die Welt nicht mehr versteht.
    „Caro, solange wir nicht wissen, warum er es auf dich abgesehen hat und wer Ihn wiederum umgebracht hat, wirst du mit Sicherheit KEINE Einsatzleitung haben, haben wir uns verstanden?“ spreche ich mit dem genau richtigen Maß an Strenge aus um Widerworte Ihrerseits zu vermeiden.
    „Alex ich…!“. Zu früh gefreut, die gibt nicht auf und unterbreche Sie mit einer Handbewegung.
    „Nicht`s `Alex ich…`! Solange wir nichts genaueres wissen gehst du in keinen Einsatz! KLAR?“
    „Der.kann.mir.nichts.mehr.tun! Kuck…Kopfschuss…TOT!“ gibt Sie pampig zurück und mein Blick eigentlich Bände sprechen sollte. Ich platze hier gleich!
    „Madame…stell nicht die Geduld eines Heiligen auf die Probe, ich habe NEIN gesagt!“ und werfe Ihr einen mehr als deutlichen Blick zu.
    „Na als Heiligen würde ich dich nach letzter Nacht ja nicht mehr bezeichnen!“ und fängt doch tatsächlich an zu kichern, während ich mir etwas ratlos durch die Haare fahre.
    Semir, der das Wortgefecht amüsiert vom Türrahmen angelehnt verfolgt, kann sich ein Lachen nicht mehr verkneifen.
    Gut, war vielleicht ein blöder Vergleich, aber es ändert nichts an der Tatsache als Semir plötzlich neben uns steht, bemüht, nicht loszukichern.
    „Ich würde sagen, wir fahren jetzt erst mal alle gemeinsam zu uns auf die Dienststelle und dann sehen wir weiter. Vielleicht hat Susanne etwas gefunden, dass uns weiterbringt, ok?“ wirft er ein und sieht abwechselnd zu Caro und mir.
    „Ich fahr dann schon mal. Den Scheinheiligen kannst du selber mitnehmen!“ ist der schlichte Kommentar Ihrerseits, als sie auch schon auf dem Absatz kehrt macht und aus meinem Sichtfeld verschwindet.
    „Weist du jetzt was ich meine?“ frage ich Semir geschafft und höre schon ein glucksen seinerseits.
    „Nein…ich finde Ihr passt perfekt zusammen!“ und haut mir kichernd auf die Schulter.


    Zurück im Großraumbüro richtet Semir bereits das Wort an Susanne.
    „Und Susanne, hast du was?“.
    Caro sehe ich in unserem Büro an meinem Schreibtisch sitzen und telefoniert.
    „Lars Büttgen war Polizist. Er wurde vor drei Jahren aufgrund Alkoholprobleme aus dem Dienst entlassen. Daraufhin erfolgte der komplette Absturz in seinem Privatleben. Die Frau hat Ihn verlassen und ist mit den Kindern nach England ausgewandert.“. berichtet sie.
    Aber wo könnte da das Motiv liegen, dass er es auf Caro abgesehen hat?
    „Hast du sonst noch was?“ frage ich weiter.
    „Wenig. Das einzige was auffällig ist, dass er eine Woche nach dem Einbruch damals in der Asservatenkammer aus dem Polizeidienst entlassen wurde. Caro versucht gerade die Akten von dem Einbruch damals zu bekommen!“.
    „Die seltsamerweise nicht mehr existieren!“ erklingt Caro`s Stimme und Sie auf uns zukommt, die Arme vor der Brust verschränkt und weiterspricht „und die Angaben von diesem Lars Büttgen werden wahrscheinlich auch nicht stimmen. Die Akte über Ihn wurde erst heute Morgen ins System eingestellt, deshalb konntet Ihr Ihn auch anhand des Phantombildes nicht finden.“.
    Bitte was?
    „Das stinkt doch alles bis zum Himmel!“ donnert Semir los.
    „Aber sowas von!“ ist das einzige was ich dazu sagen kann und meinen Gedanken weiter freien Lauf lasse „Angenommen, Lars Büttgen hat den Einbruch damals in die Asservatenkammer begangen, welches Motiv sollte er haben, Caro auszuschalten? Das ergibt doch keinen Sinn!“.
    „Na ja, vielleicht hatte er noch mehr Dreck am Stecken als nur den Einbruch und jemand hat Ihn erpresst!?“ überlegt Semir neben mir.
    „Vielleicht solltet Ihr in dem Revier anfangen, wo Lars Büttgen als letztes war um den wahren Grund seiner Entlassung herauszubekommen.“ schlägt Susanne vor, während sie sich im Stuhl zurücklehnt und Semir einen Zettel reicht.
    „Keine schlechte Idee, aber da werden wir heute nicht mehr viel erreichen“ und sieht auf die Uhr.
    „Dann würde ich sagen, machen wir Schluss für heute, kommst du?“ und sehe zu meiner Hexe.

    Bevor ich in mein Auto auf dem Parkplatz vor der PAST einsteige werfe ich nochmal einen Blick zu Caro.
    „Hast du schon was gegessen?“.
    „Nein, aber vielleicht kann ich uns ja was kochen, soll ja auch total entspannend sein!“.
    Da ich Ihren Blick nicht deuten kann, ist es vielleicht besser, nochmal genauer nachzufragen.
    „Kannst du denn kochen?“ und werfe Ihr einen vorsichtigen Blick zu.
    „Keine Ahnung, ich habe massenhaft Talente, vielleicht ist kochen ja auch dabei!“ kommt es trocken Ihrerseits und kann mir ein Lachen nicht verkneifen.
    „Dann grillen wir lieber, das kann ich!“ gebe ich keck zur Antwort und höre nur ein „alter Angeber“ als sie auch schon schmunzelnd in Ihren BMW einsteigt.

    Als wir gegen 22 Uhr gemeinsam die restlichen Sachen in der Küche aufräumen muss ich sagen, dass sie wohl nicht ganz so ungeschickt ist, wie sie es glaubt. Sie hat drei verschiedene Salate zubereitet und die waren alle drei saulecker.
    „Alex?“ und sie von hinten die Arme um mich schlingt, während ich den letzten übrigen Salat in den Kühlschrank stelle.
    „Was?“. Oh man, mit viel Glück will sie einfach Ihren Frust mit Sex abbauen, wofür ich mich sofort zur Verfügung stellen würde. Wenn ich Pech habe, geht’s wieder um die Einsatzleitung.
    „Bitte…ich will wieder raus in die Einsätze…BITTE!“ und lässt Ihre Hände in meine Hose gleiten während ich den Kühlschrank schließe.
    „Nein“. Das ist mein letztes Wort.
    „Bitte“. Sie versucht es tatsächlich mit den Waffen einer Frau, so eine Hexe und Ihre Hand das Ziel auch schon erreicht hat. Tief durchatmen Brandt!
    „Caro NEIN! Da gibt es auch keine Verhandlungsbasis. Irgendwas stimmt an der ganzen Sache nicht und bevor wir nicht wissen, wer dahinter steckt, bist du am besten im Büro aufgehoben!“, ziehe nach meinen Worten Ihre Hand aus meiner Hose, schlinge meine Arme um Ihre Hüften und ziehe sie an mich ran.
    „Im Büro kann mich aber keiner mehr leiden, die sind alle doof!“ kommt es trotzig wie von einem Kindergartenkind, süß.
    „An was das wohl liegt?“.
    „Frag lieber nicht!“. Ein total niedlicher Seufzer sorgt dafür, dass ich mir ein kichern unterdrücken muss. Ich sage lieber nicht, dass ich genau weiß, was sie den ganzen langen Tag über im Büro treibt, sonst muss ich mir einen schwarzen Anzug für die Beerdigung von Andy kaufen.
    „Komm, lass uns ins Bett gehen“, hebe sie auf meine Arme und trage Sie ins Schlafzimmer.

    Der nächste Morgen kommt schneller als gedacht.
    Seit zehn Minuten sitzt sie nun schon am Frühstückstisch neben mir und löffelt Nutella aus dem Glas. Seit dem sie heute Morgen wie immer auf mir wachgeworden ist, zieht sie alle Register einer Frau, um mich umzustimmen.
    „Schlägt das Nutella an?“ frage ich amüsiert und beiße von meinem Brot ab.
    „Nein“ und seufzt bevor Sie weiterspricht „Liebst du mich auch wenn ich fett werde?“.
    „Natürlich liebe ich Dich auch wenn du fett wirst!“ und kann mir das Lachen nicht mehr verkneifen. „Du lügst!“ höre ich Ihre beleidigte Stimme und schlägt mir auf meinen Oberarm.
    „Tu ich nicht, ich werde dich immer lieben, egal ob dünn oder dick, es sind die inneren Werte die Zählen!“.
    „Pah…das ich nicht lache! Von wegen es zählen die inneren Werte. Ich kenne keinen Mann der Röntgenbilder vor sich liegen hat, wenn er sich selbst befriedigt!“.
    Dieser Satz reicht und pruste lachend und hustend gleichzeitig meinen Kaffee auf den Tisch.

    Nun stehen wir seit geschlagenen 20 Minuten vor meinem Haus und nach wie vor muss ich sagen…Madame ist mehr als hartnäckig.
    „Gut, selber Schuld!“ steckt Ihren hundert Euro Schein ein und geht mit einem verbotenen Hüftschwung zum Auto.
    „Krieg ich denn keinen Abschiedskuss mehr?“ und sehe lachend zu Ihr.
    „NEIN…du hättest für die hundert Euro das ganze Programm haben können, die ich Dir geboten habe, wenn ich dafür wieder in den Einsatz darf. Pech gehabt mein Lieber!“ zwinkert mir frech zu, steigt ins Auto und fährt los.
    Alleine was sie mir angeboten hat führt dazu, dass ich mir ruhig Zeit lassen kann, bis ich auf der Dienststelle bin, da es ziemlich eng in meiner Hose ist. Wenn ich nur daran denke, sollte sie jetzt eigentlich unter mir liegen und für Ihr Fehlverhalten bestraft werden.

    Zwei Stunden sind schon vergangen, seit dem ich im Büro sitze und mit Semir, Susanne und der Chefin alle Möglichkeiten durchgehe in Bezug auf Lars Büttgen.
    Schlussendlich kommen wir immer wieder zum selben Ergebnis.
    Lars Büttgen hatte keinen Grund, sich an Caro zu rächen, vielmehr glauben wir, dass Ihn jemand erpresst hat. Unsere Recherchen bei seiner alten Dienststelle haben ergeben, dass er alkoholisiert eine Woche vor dem Einbruch in der Asservatenkammer eine alte Frau mit dem Auto überfahren und getötet hat. Er wurde dafür nie zur Rechenschaft gezogen. Eine Woche NACH dem Einbruch wurde er entlassen. Irgendwer hat sich das zu Nutze gemacht und Ihn erpresst. Als er dann als Täter durch uns enttarnt wurde, hat man Ihn beiseite geschafft, was aber heißt, dass es trotz allem noch irgendjemanden gibt, der Caro tot sehen will als mein Handy in der Hosentasche vibriert. Andy…

    ***
    Der politische Aschermittwoch
    an denen die Spitzenpolitiker der
    UUBKP und der UUBSP teilgenommen haben
    ist Gott sei Dank zu ende. Die Blasmusik
    hält kein Schwein aus
    ***

    • Zitieren
  • Valentina
    Gast
    • 26. Oktober 2016 um 18:48
    • #38

    ACHTUNG!!!!! Caro`s Sicht

    „Das ist mir sowas von egal! Ich übernehme ab übermorgen wieder die Einsatzleitung!“.
    Es reicht. Ich habe die Schnauze so dermaßen voll.
    „Du hörst mir jetzt ganz genau zu Madame! Du wirst die Einsatzleitung NICHT wieder übernehmen. Wir wissen nach wie vor nicht, wer Dich tot sehen will, VERSTANDEN!“ brüllt er mich doch tatsächlich an.
    Ja ist es denn meine Schuld, dass Semir und er seit einer geschlagenen Woche nichts herausgefunden haben? Und nun streiten wir seit einer geschlagenen Stunde in seiner `Bude`, von Wohnung soll hier ja nicht die Rede sein und ich weiß immer noch nicht welchen Teil von `Ich übernehme übermorgen wieder die Einsatzleitung` er nicht verstanden hat.
    „Ich widerhole mich nur ungern Alex! Morgen mache ich Sander vor Gericht fertig und übermorgen will ich MEIN GOTTVERDAMMTES LEBEN ZURÜCK!“ und feststelle, dass sich meine Beherrschung gerade umdreht und nochmal freundlich winkt, bevor es hinter der Ecke verschwindet.
    „Dein Leben wirst du aber nicht lange haben, wenn du wieder die Einsatzleitung hast!“ geht er mich schroff an und fährt sich zum gefühlten tausendsten mal durch seine Haare.
    „Glaubst du mein Leben besteht aus Büroklammern, Bleistifte und Radiergummi? Sorry, dann bin ich die falsche Frau an deiner Seite und wenn es Dir nicht passt dann GEH!“ und zeige Ihm mit einer Handbewegung wo der Maurer die Türe eingesetzt hat…wobei ich bezweifle das dieses Haus jemals einen Maurer gesehen hat.
    „DAS IST MEINE WOHNUNG!“. Oh…Stimmt!
    „GUT, dann geh ich!“. Ich habe es satt, ich bin kein kleines Kind mehr, ich habe lange genug die Füße stillgehalten und was habe ich davon…einen an der Klatsche. Meine Bleistifte haben Namen, meine Büroklammern wurden durchnummeriert und tragen Soldatenhelme und meine Radiergummi können Autofahren per Funksteuerung.
    Auf dem Weg zur Türe trete ich noch die blöde Tonne über den Haufen, die eh nur die ganze Zeit unnütz herumsteht. Am besten fahre ich gleich morgen Abend zum Flughafen und gehe zurück wo ich hergekommen bin, da war mein Leben um einiges leichter.
    „DU BLEIBST HIER!“.
    „NEIN!“. Mit einer schnellen Bewegung versucht er nach meinem Arm zu greifen, drehe mich blitzschnell weg und gehe weiter zur Tür. Ich kann nicht mehr und ich will auch nicht mehr.
    Die ganze Situation ist mir zu viel, ich will wieder leben, das Gefühl haben, gebraucht zu werden, das Gefühl haben, etwas Gutes zu tun, das Gefühl haben, mein Leben wieder unter Kontrolle zu haben. Denn nichts von dem ist derzeit vorhanden. Ich bin so überflüssig wie der Dreck unter den Fingernägeln.
    „Jetzt hör auf und BLEIB HIER CARO!“ und er wieder versucht meinen Arm zu greifen, aber ich bin schneller, reiße die Türe auf und laufe zu meinem Auto, steige ein und fahre los ohne auch nur einen Blick in den Rückspiegel zu werfen.

    „Scheiße Scheiße Scheiße“.
    Die Tränen vernebeln den Blick auf die Straße und mein Handy läutet wieder und wieder.
    Blind greife ich in die Ablage, nehme es und entferne den Akku, so kann er mich wenigstens nicht orten und fahre weiter.
    Es ist 23:41 Uhr und es fängt an zu regnen. Vereinzelt kommen mir Autos entgegen.
    In meinem Kopf herrscht das pure Chaos. Warum nur versteht er mich nicht? Ich bin Ihm ja schließlich auch entgegengekommen und seit fast zwei Wochen in keinen Einsatz mehr gegangen. Warum versteht er nicht, dass aber genau das mein Leben ist? Ich habe hart für meinen Traum gekämpft, trotz Rückschläge, trotz Vorurteile, weil ich eine Frau bin! Ich liebe meinen Job, ja, und ich liebe Ihn mehr als mein Leben und würde für jeden einzelnen meiner Einheit durchs Feuer gehen. Lukas hat es verstanden, weil er genauso hart wie ich für seinen Traum gekämpft hat!

    Ich weiß nicht wie ich hier her gekommen bin, kann mich an den Weg nicht mehr erinnern, aber es ist das, was mir jetzt halt gibt, stelle den Motor ab, steige aus und stehe das zweite mal vor dem großen schwarzen Eisentor.

    „Hey Süße…wach auf!“. Warme Hände legen sich auf meine Wangen. Es ist Tammy!
    Ich weiß nicht, wie lange ich hier schon liege, meinen Körper fühle ich nicht, nur Kälte und Nässe umgibt Ihn.
    „Komm ich helfe Dir“ Tammy hilft mir auf die Beine und sieht mich besorgt an.
    „Warum bist du hier?“. Meine Stimme ist leise, mein Hals schmerzt.
    „Alex hat uns angerufen, er macht sich Sorgen um Dich!“.
    Ich will Ihn nicht sehen, was soll es bringen, er wird es nicht verstehen.
    „Er ist nicht hier, ich hab dein Auto geortet und bin hergefahren. Komm, lass dein Auto stehen, das können wir nachher auch holen“ spricht sie weiter und drückt mich kurz. Ein kurzer Blick auf meine Uhr zeigt, dass es 3:09 Uhr morgens ist.

    Vor der Türe zu Andy`s Wohnung bleibe ich stehen und warte, bis Tammy aufschließt und ich Andy`s Stimme im inneren schon höre „Tammy hat Sie…ja Sie ist hier…ok…nein, besser nicht…ja, mach ich…ja…gut, bis später!“ und legt auf.
    „Kann ich duschen?“ frage ich leise und Andy auf die letzte Türe links deutet.
    „Ich bring Dir trockene Sachen von mir!“ höre ich noch Tammy hinter mir auf den Weg ins Bad.
    Wie mechanisch ziehe ich meine nassen Klamotten aus und stelle mich unter die heiße Dusche.
    Das Wasser fühlt sich wie tausend Stecknadeln an, die sich in meinen Körper bohren, aber ich heiße diesen Schmerz willkommen. Er zeigt mir, dass ich lebe und zeigt mir auch, dass der Schmerz nichts ist zu dem, wie weh es tut, dass Alex mein Leben nicht akzeptieren kann.
    Ich habe es versucht, sogar länger als ich selber geglaubt habe es auszuhalten, nichts zu tun. Er hat es nicht ausgesprochen, aber ich weiß es auch so dass er mich vor die Wahl stellt, entweder er ODER Einsatzleitung, beides wird er nicht akzeptieren. Aber weglaufen, die Augen verschließen vor dem, was auf mich zukommt, das werde ich nicht tun. Ich habe es einmal gemacht, wieder den gleichen Fehler machen ist keine Option.

    Als ich aus der Dusche trete, sehe ich bereits Klamotten von Tammy auf dem Hocker neben dem Waschbecken. Ich ziehe mich an, binde meine nassen Haare wirr mit einem Haargummi zusammen und gehe wieder zurück zum Wohnzimmer, wo Tammy und Andy auf dem Sofa sitzen.
    „Man Caro, kannst du Dir vorstellen wie es Alex geht? Der ist fast durchgedreht als er dich nirgends gefunden hat!“ kommt es auch schon vorwurfsvoll von Andy.
    „War ja klar, dass du zu Ihm hältst! Aber hat mich mal jemand gefragt, wie es ist, wenn man die Füße stillhalten soll? Andy, dass SEK ist mein Leben!“ verteidige ich mich.
    „Du sollst doch nur warten, bis wir wissen, wer hinter dem ganzen steckt. Vertreib Dir doch einfach bis dahin die Zeit weiter im Büro. Von mir aus kannst du auch die Bürostühle von Oli und mir haben, ich kauf Dir einen neuen Ehemann für Rosemarie und Wilson kriegen wir auch unter die Haube!“ kommentiert er die Situation.
    „Sag mal hörst du eigentlich was du da sagst? Du hältst mich doch auch schon für eine Irre!“ gebe ich resigniert von mir. Ich hab einfach keine Kraft mehr mich zu streiten.
    „Caro…du und Tammy, Ihr wart noch nie ganz normal wenn ich das mal so sagen darf. Ihr beide seid aber leider auch wie tickende Zeitbomben! Ihr riskiert Euer Leben ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Es wird Zeit das Ihr beide versteht, dass es Menschen gibt die zurückbleiben würden“.
    „Also so ist es nun auch nicht Schatz. Wir wissen immer was wir tun, schätzen das Risiko ein und stürzen uns mit Sicherheit nicht kopflos irgendwo rein!“ wirft nun Tammy mit ein.
    „Ich habe nur meine Meinung gesagt. Caro? Alex liebt Dich und egal was zwischen Euch beiden diese Nacht vorgefallen ist…hör Ihm doch Herrgott nochmal einfach zu, er meint es doch nicht böse und jetzt gehen wir am besten schlafen. Wir haben eh nur noch gut zwei Stunden und dann kannst du Sander das Genick brechen!“. Andy steht nach seinen Worten auf und zieht Tammy mit hoch vom Sofa, kommt auf mich zu und schließt auch mich in seine Arme „Hopp jetzt…ich lasse es mir nicht nehmen, heute zwei Frauen in meinem Bett zu haben!“ grinst er verschmitzt.

    Die Sonne scheint bereits ins Schlafzimmer, als ich meine Augen öffne.
    Tammy liegt noch schlafend neben mir, von Andy ist nichts mehr zu sehen. Ich greife über Tammy drüber, um nach Ihren Handy zu greifen, dass auf der anderen Seite auf dem Nachtisch liegt.
    Gut, 6:51 Uhr, um 10:00 Uhr ist der Gerichtstermin. Leise stehe ich auf und sehe Tammy`s Sporttasche mit Klamotten von Ihr, nehme mir Jogginghose und Top, sowie Ihre Turnschuhe und ziehe mich an.

    Auf den Weg zur Küche rieche ich bereits Kaffee.
    Andy hat bereits den Tisch gedeckt und stellt gerade die Kaffeekanne hinzu.
    „Morgen“ gebe ich leise von mir.
    „Morgen. Willst du joggen gehen?“ fragt er und nicke leicht.
    „Ok, Zeit hast du noch. Wir warten dann mit dem Frühstück auf Dich. Tammy wird eh noch ein wenig schlafen.“ und schenkt mir ein kleines lächeln.
    Kurz wundert es mich, dass er sich nicht anbietet um mitzulaufen, denn Alex hätte sicher wieder ein Problem damit, wenn ich alleine joggen gehe. Sein Haus fühlte sich die letzten zwei Wochen immer mehr an, wie ein Gefängnis.

    Vor seiner Wohnung sehe ich mich kurz um und beschieße, die Straße einfach runter zu laufen, irgendwie werde ich schon einen Weg finden und laufe los, um meinen Kopf frei zu bekommen, um Kraft zu tanken, auf das was mich heute den ganzen Tag über erwartet, wobei mir Sander weniger Kopfzerbrechen bereitet als Alex.
    Alex wird nicht locker lassen, bis ich einknicke, aber genau das habe ich nicht vor. Ich werde nicht noch einmal nachgeben. Ich will mein Leben zurück, denn ich kann bald keine Garantie mehr dafür abgeben, ob mich in kürze nicht doch Menschen in weißen Turnschuhen fragen, ob ich nicht diese tolle Jacke mal probieren möchte. Doch die Angst, dass ich ein weiteres mal in meinem Leben versage und wegrenne ist größer als alles andere.

    Auf dem Rückweg sehe ich schon von weitem Alex`s Auto vor Andy`s Wohnung stehen, laufe vorbei bis zur Haustüre und öffne Sie.
    Und da steht er schon, wie immer in Jeans, weißem Shirt und Lederjacke.
    Angriff ist wohl im Moment die beste Verteidigung, muss jedoch sofort an die Worte von Andy denken und rudere zurück.
    „Guten Morgen“ versuche ich möglichst neutral von mir zu geben. Seinen Blick den er auf mich in diesem Moment wirft, kann ich nicht deuten und Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus.
    Aber in einem bin ich mir sicher…er hatte keinen Clown zum Frühstück.
    „Wo warst du die Nacht? ICH HAB DICH GESUCHT VERFICKTE SCHEISSE!“ brüllt er los.
    Puh…ist der stinkig.
    „Bei Andy im Bett!“ gebe ich wahrheitsgemäß von mir, aber auch dies wohl nicht die Antwort ist, die er gerne hören möchte.
    „Jetzt frühstücken wir erst, komm Alex!“. Tammy gibt den Friedensrichter und deutet zum Küchentisch.
    Gezwungenermaßen setze ich mich gegenüber von Mr. Stinksauer und vermeide jeglichen Blickkontakt.
    „Du kannst dich nach dem Duschen von meinen Klamotten bedienen. Ich hab auch die graue Hot-Pan im Schrank die du so geil findest!“ schlägt Tammy vor und zwinkert mir zu, während Alex mit seinem Blick wohl eindeutig gerade ein versuchter Mord an Tammy anzukreiden ist.
    „Vielleicht wäre ein Rock bis zu den Knien vor Gericht angemessener, aber selbst sowas besitzt Ihr beide nicht!“ stellt Andy mit einem dreckigen grinsen fest und kann nur die Augen verdrehen.
    „Jeans und schwarze Bluse wären eine gute Wahl!“ wirft doch tatsächlich Alex ein und rührt wie die letzten zwei Minuten mit dem Löffel weiter in seiner Tasse. Will er dass der Kaffee kotzt?
    „Ich geh duschen!“. Schnell stehe ich auf und will die Küche verlassen als ich Alex schon höre „Du hast nicht mal was gegessen!“.
    Ja bitte wie denn wenn er mit am Tisch sitzt.
    „Keinen Hunger!“ murmle ich vor mich hin und gehe weiter Richtung Badezimmer.

    Frisch geduscht und angezogen stehe ich vor Tammy`s Auto und Andy seine Wohnung noch abschließt.
    „Fährst du mit mir?“ fragt Alex und bleibt dicht neben mir stehen.
    Gott er riecht so gut!
    „Du kannst schon vorfahren. Ich muss noch schnell mein Auto holen und fahr dann selber zum Gericht!“ und stelle mich schon auf die nächste Standpauke ein.
    „Ok, dann bis gleich“. Vorsichtig schlingt er seine Arme um meinen Körper, zieht mich fest an sich und flüstert in mein Ohr „Ich liebe Dich Madame, auch wenn du mich in den Wahnsinn treibst! OK?“. Seine Stirn legt er an meine und seine strahlend blauen Augen durchbohren mich.
    Ich liebe Ihn über alles, aber trotz allem lässt es meine Wut und Enttäuschung nicht zu, dass ich es Ihm jetzt sage, verschränke meine Hände in seinem Nacken und lege kurz meine Lippen auf seine.
    „So…und jetzt ab. Du machst Sander jetzt ein für alle mal fertig und heute Abend suchen wir gemeinsam nach einer Lösung wie es morgen weitergeht ohne das es ausartet wie gestern, gut?“ schlägt er vor und haucht mir nochmals einen kurzen Kuss auf die Stirn.
    Ohne darauf zu antworten drücke ich mich fest an Ihn und lege meinen Kopf an seine Brust.
    Das ist der Ort wo ich sein möchte, der Ort wo ich mich geliebt fühle, wenn mein Kopf auf seiner Brust liegt, ich sein Duschgel rieche und seinen Herzschlag höre. Der schönste Ort der Welt…

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  • Valentina
    Gast
    • 30. Oktober 2016 um 17:26
    • #39

    Alex`s Sicht

    Vor dem Gerichtsgebäude stelle ich auf dem Parkplatz mein Auto ab und gehe zum Eingang, wo bereits einzelne Reporter vor der Türe warten.
    Auf Wunsch von Caro findet die Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, da die Beweise zu viel über die Arbeitsweise des SEKs preisgeben und somit dem auch stattgegeben wurde, um das SEK zu schützen.
    Im inneren warten bereits Semir, Jenny, Susanne und die Chefin, die alle samt einen fragenden Blick auf mich werfen.
    „Wo ist Caro?“ fragt Semir gleich drauf los.
    „Die kommt sicher gleich. Sie wollte selber fahren!“ und sehe den skeptischen Blick von Semir, aber ich habe keine Lust, Ihm zu erzählen, was für einen riesen Streit wir gestern hatten.
    Um ehrlich zu sein, hat mir dieser Streit selber mehr zugesetzt, als ich geglaubt habe.
    Ich weiß, dass Sie an Ihrer Entscheidung, ab morgen wieder die Einsatzleitung zu übernehmen, festhalten wird. Einen Plan, was für eine Lösung es gibt, so dass wir beide damit leben können, habe ich ehrlich gesagt zwar noch nicht, aber ich hoffe trotzdem, dass wir irgend einen Kompromiss finden können. Ich verstehe es voll und ganz, dass das SEK Ihr Leben ist und dass es für Sie absolut nicht leicht ist, die Füße still zu halten. Sie hat zwei Wochen bereits überstanden, dann kann Sie doch auch ohne weiteres weitere zwei Wochen das Büro auf den Kopf stellen, Ostern und Weihnachten feiern um Ihre Stimmung aufzuheitern und auch alles weitere würde ich mit dem nötigen Humor sehen, aber Sie hat nun mal Ihren eigenen Kopf.

    Kurze Zeit später höre ich lautes Stimmengewirr im Eingangsbereich und sehe, dass Caro bewaffnet mit schwarzem Cap und Sonnenbrille sowie Tasche vor dem Gesicht, geschützt von Andy und Tammy, sich durch die Reporter drängt, die vor der Türe Position bezogen haben.
    Als Sie es geschafft haben, schließt eine Mitarbeiterin hinter Ihnen die Türe, so dass kein Reporter den Weg ins Gebäude findet.
    „Hallo“ begrüßt Caro Semir und die anderen zusammen mit Tammy und Andy, als wieder laute Schreie und Rufe von außen zu vernehmen sind.
    Und da steht er, dieses Arschloch von Sander, in mitten der Reporter und gibt doch tatsächlich Interviews.
    „Gut, ich geh dann mal, wir sehen uns später!“ verabschiedet sich Caro von allen anderen bevor Sie noch auf mich zukommt „Egal was da drinnen jetzt passiert Alex, mach Dir keine Sorgen, ok? Wenn ich mit Ihm fertig bin, dann war er die längste Zeit Oberstaatsanwalt!“ und gibt mir einen Kuss.
    „Ich versuche es mir keine Sorgen zu machen, kann es Dir aber nicht versprechen. Sander wird alle Register ziehen!“ und schlinge meine Arme um Sie.
    „Ich weiß, aber er wird auf allen vieren kriechen und sich wünschen, mich nie kennengelernt zu haben!“ und drückt sich noch fester an mich. Trotz allem merke ich, dass auch Sie angespannt ist. Die Sache geht nicht spurlos an Ihr vorbei als in diesem Moment ein Gerichtsdiener dazu aufruft, dass wir im Gerichtssaal Platz nehmen sollen und gebe Ihr einen letzten Kuss bevor ich mich mit den anderen auf den Weg zu unseren Plätzen mache.

    Es dauert einige Zeit, bis Caro mit Ihrer Strafverteidigerin, die mit Sicherheit noch nicht dreißig Jahre alt ist, den Gerichtssaal betritt und auf der linken Seite Platz nimmt.
    Gegenüber haben bereits zwei Staatsanwälte Platz genommen, die in einer hitzigen Diskussion vertieft sind. Es macht fast den Eindruck, als seien sich die Herren nicht einig, als die Türe aufgeht, Sander den Gerichtssaal betritt und sich zu den beiden Staatsanwälten gesellt.
    „Na da sind sich welche wohl nicht ganz einig“ vernehme ich die Stimme der Chefin, die links von mir sitzt.
    „Scheint so!“ und werfe Ihr einen kurzen Blick zu, als ich sehe, dass nun beide Staatsanwälte immer und immer wieder auf Sander einreden, der aber nur unbeeindruckt blöd vor sich hin grinst.
    „Alles gut bei Dir und Caro?“ kommt es nun von Semir rechts von mir.
    „So lala, war schon mal besser!“ entgegne ich Ihm mit resignierter Stimme und schiebe die Gedanken erst mal beiseite, da in diesem Augenblich der Richter den Gerichtssaal betritt.

    Es dauert über zwei Stunde, in denen Stefan, Babsi und Tammy Ihre Aussage machen, genau so die Besatzung des zweiten Helikopters. Alle bestätigen die Aussage von Caro, dass seitens des SEKs kein einziger Schuss aus den Helikoptern abgegeben wurde.
    Die Aussage von Stefan und Babsi sorgen kurzzeitig für Gänsehaut auf meinem Körper und auch die Chefin und Semir neben mir versteifen sich bei der Schilderung, wie Sie vom Himmel gekommen sind. Es hat sich herausgestellt, dass Caro `Abbruch zwölf` als Anweisung gegeben hat. Dieser Abbruch wurde in mehreren Übungen einstudiert. Babsi war diejenige, die per Handfeuerwaffe daraufhin den simulierten Absturz vorgetäuscht hat und Caro und Tammy gesichert an kurzen Seilen aus dem Heli geworfen hat. Als Sie über dem See waren, hat Stefan wohl das Seil gekappt, so dass Sie runtergefallen sind, bevor er mit Babsi nachgesprungen ist und der Heli an einer Felswand zerschellte. Immer wieder habe ich während der Aussage den Blickkontakt zu Caro gesucht, die jedoch ohne Regung stur auf den vor sich schaute. Sander verfolgte alle Aussagen und machte sich immer wieder vereinzelt Notizen, sprach jedoch noch kein Wort.

    Dann kommt der Moment, in dem Caro in den Zeugenstand gerufen wird und der Richter das Wort ergreift.
    „Frau Berger…Ihr Name ist Carolin Florentine Berger, sind dreißig Jahre und in Österreich in Wien geboren!“ und Caro dies mit „Ja“ bestätigt.
    Na da sieh einer an, Sie ist also eine gebürtige Österreicherin, ich hatte keine Ahnung, genau so wenig kannte ich Ihren zweiten Vornamen Florentine.
    Gott noch mal, ich weiß über Ihre Vergangenheit eigentlich so gut wie gar nichts, daran sollte ich dringend etwas ändern.
    „Eine Österreicherin!“ kommt es belustigt von Semir.
    „Ich habe gerne Ausländer um mich rum!“ gebe ich trocken von mir und schmunzle zurück als der Richter weiter fortfährt.
    „Sie haben seit Ihrem sechsten Lebensjahr die deutsche Staatsbürgerschaft und seit drei Jahren zusätzlich die amerikanische Staatsbürgerschaft und leben derzeit in Köln!“ und Caro dies wieder mit „Ja“ bestätigt.
    Gut, das wusste ich auch nicht, dass Sie mehrere Staatsbürgerschaften hat. Wobei Tammy die amerikanische Staatsbürgerschaft hat und erst seit kurzem die deutsche Staatsbürgerschaft. Andy hat aber erwähnt, dass Tammy deutsche Eltern hat aber in den USA geboren und groß geworden ist. Aber weder Caro kennt man sprachlich an, dass Sie eigentlich Österreicherin ist und Tammy nicht, dass Sie eigentlich Amerikanerin ist als der Richter wieder das Wort ergreift. „Frau Berger, bleibt es bei Ihrer Entscheidung, dass Sie die Aussage verweigern?“ und ich augenblicklich ein klares „Ja“ von Caro höre.
    Ich höre Semir und Chefin neben mir scharf die Luft einziehen und auch ich glaube nicht, was ich gehört habe. Was hat Sie vor? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Sander wird Sie fertig machen!
    „Gut, dann bleibt es dabei und Sie können neben Ihrer Strafverteidigerin wieder Platz nehmen und wir in die Beweisaufnahme eintreten. Herr Oberstaatsanwalt Sander, Sie haben das Wort!“ und dieser mit geschwellter Brust und dreckigem lachen aufsteht und sich in Richtung des Richters begibt. Ich befürchte das schlimmste.
    „Ich denke, es ist im Sinne aller Anwesenden, wenn ich es kurz und schmerzlos mache Herr Vorsitzender. Ich werde Ihnen nun die Beweise liefern, die EINDEUTIG beweisen, dass Frau Berger schlichtweg die Kontrolle über sich selbst verloren hat und eine unschuldige Geisel aus dem Helikopter erschoss. Als erstes habe ich Luftaufnahmen, dessen Bilder beweisen, dass Frau Berger nach dem ersten Sichtkontakt das Feuer eröffnet hat“ und legt dem Richter Bilder vor die Nase.
    „Frau Berger, haben Sie hierzu was zu sagen?“ richtet der Richter das Wort an sie und sie doch tatsächlich mit dem Kopf schüttelt.
    „Nun, Herr Vorsitzender, dann wäre da Beweis Nummer zwei. Die Geisel wurde EINDEUTIG mit einer Waffe vom SEK erschossen, die Kugeln sowie Patronenhüllen wurden gesichert und untersucht, es handelt sich eindeutig um die Munition des SEKs“ und Sander dem Richter ein Tütchen mit Patronenhülle und Kugel reicht bevor er weiterspricht „Und zu guter letzt der Obduktionsbericht, der eindeutig beweist, dass der Schuss aus dem Helikopter stammt“. Er reicht eine Akte an den Richter und schlägt den Weg zurück zu seinem Platz ein, jedoch nicht, bevor er uns allen ein dreckiges lachen zukommen lässt und Übelkeit in mir hochsteigt.
    Als ich einen Blick auf Caro werfe, flüstert Sie Ihrer Strafverteidigerin etwas zu.
    „Herr Vorsitzender, wir hätten zu den vorgetragenen Beweisen einige Zeugen, dessen Aussage Sie bitte zur Kenntnis nehmen sollen“ spricht die Strafverteidigerin, Sander augenblicklich an Gesichtsfarbe verliert und einwirft „Ich habe keine Kenntnis darüber, dass es weitere Zeugenaussagen geben soll Herr Vorsitzender!“.
    „Dem Antrag wird stattgegeben, die Zeugen werden angehört. Herr Oberstaatsanwalt Sander ich bitte Sie, sich wieder zu setzten!“ und dieser sich aufbrausend wieder setzt, während die beiden anderen Staatsanwälte an seiner Seite wohl gerade einen Herzstillstand erleiden.
    Jetzt bin ich selber gespannt was kommt. „Wir rufen als ersten Zeugen Herrn Hartmut Freund in den Zeugenstand!“.
    „Einstein?“ kommt es gleichzeitig aus dem Mund von der Chefin, Semir und mir und auch Jenny und Susanne die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben ist als Einstein den Saal betritt und sich in den Zeugenstand setzt. Seine Personalien werden aufgenommen und der Richter Ihm dann das Wort überlässt.
    „Nun, die Helikopter waren mit Luftaufnahmegeräten der Deutschen Luftwaffe bestückt. Frau Berger gab mir diesen Datenträger zum auslesen und hat mich weiterhin gebeten, die Daten auf dem Rechner der KTU zu speichern. Dieser Aufforderung bin ich nachgekommen. Noch am selben Tag erfolgte daraufhin der unbefugte Zugriff auf die Datei aus der Staatsanwaltschaft Köln auf den Rechner der KTU. Die Bilder wurden kopiert und nachweislich gefälscht.“ erklärt Einstein suverän.
    „Das ist doch totaler Blödsinn“ wirft Sander stinkwütend ein.
    „Herr Vorsitzender, wir rufen unseren nächsten Zeugen auf, General Gröbner von der Deutschen Luftwaffe!“ kommt es nun von Caro`s Strafverteidigerin und der Richter dies mit einem nicken bestätigt, als Hartmut den Zeugenstand verlässt und General Gröbner, der mir total unbekannt ist, den Zeugenstand betritt und die Personalien festgestellt werden bevor auch er seine Aussage macht. „Die Helikopter des SEK Köln wurden mit Waffensysteme sowie Datensysteme der Deutschen Luftwaffe auf Anweisung des Innenministeriums ausgestattet. Sämtlich gespeicherte Daten werden automatisch ohne Verzögerung an die Deutsche Luftwaffe gesendet und dort gespeichert. Dies heißt, dass jeder Helikoptereinsatz des SEKs sekundengenau in der internen Leitung der Deutschen Luftwaffe festgehalten wird. Diese Daten wurden ausgelesen und belegen, dass die Geisel bereits tot auf dem Boden lag, als Frau Berger den ersten Sichtkontakt hatte“, steht auf und reicht einen Ordner an den Richter, der diesen durchblättert. Ein Blick auf Sander reicht, auf dessen Gesicht sich Fassungslosigkeit wiederspiegelt.
    „Herr Verteidiger, wir bitten um Anhörung unserer letzten drei Zeugen, wo es sich um drei unabhängige Gerichtsmediziner handelt. Diese haben wiederum unabhängig voneinander weitere Obduktionen nach der Freigabe des ersten Gerichtsmediziners vorgenommen, speziell in Bezug auf den Schusskanal.“ kommt wieder die siegessichere Stimme von Caro`s Strafverteidigerin.

    Alle drei Gerichtsmediziner werden befragt mit dem Ergebnis, dass diese Frau aus nächster Nähe erschossen wurde und der Abstand nicht mehr als einen Meter betragen hat als Sander kurz vor dem Ausrasten ist und aufspringt "Das ist ALLES eine LÜGE, die Patronen beweise….“.
    „Herr Vorsitzender, wenn ich bitte das Wort aufnehmen dürfte!“ unterbricht Ihn Caro in diesem Moment und der Richter Ihr das Wort überlässt.
    „Diese Kugeln und Patronenhüllen, die Ihnen hier von unserem Herrn Oberstaatsanwalt Sander vorgelegt wurden, entsprechen nicht mehr der Munition des SEKs. Bei der Übernahme des SEKs durch meine Person wurde die Munition komplett ausgetauscht, Altbestände gingen an die Firma zur Entsorgung zurück. Das SEK Köln benutzt Munition von einer Spezialeinheit aus den USA. Diese sind farblich markiert, die Kugel genauso wie die Patronenhülle. Die Farbe und somit die Munition werden in unregelmäßigen Abständen durch meine Anweisung erneuert und dem Innenministerium bekannt gegeben. Ein Blick in Ihr Büro dürfte reichen, dort liegt Ihnen sowohl das Schreiben des Innenministeriums sowie des Polizeipräsidenten vor, dass die Kugel und Patronenhülle, die Oberstaatsanwalt Sander hier vorgelegt hat, offiziell seit meiner Übernahme nicht mehr existiert und zur Vernichtung gegeben wurden, sowie die Bestätigung darüber, welche Farbe an diesem Tag im Einsatz war, dass durch zwei weitere Zeugen des Innenministeriums belegt werden kann!“ und sich in Ihrem Stuhl zurücklehnt, während Sander die letzte Beherrschung verlieren zu scheint und aufspringt. „Herr Oberstaatsanwalt Sander, setzen Sie sich. Ich werde mich kurz zurückziehen und die Angelegenheit nochmals prüfen!“ spricht der Richter und verlässt den Saal.
    „Jetzt ist er fertig, dieses Arschloch!“ höre ich Semir neben mir, der sich lachend die Hände reibt und auch die Chefin ein Dauergrinsen im Gesicht hat. Na schau meine Hexe einer an, da hat Sie doch tatsächlich Sander volle Socke auflaufen lassen. Also das war der Grund, warum Sie wollte, dass er diese falschen Beweise liefert, um Ihm das Genick zu brechen. Er hat doch tatsächlich sämtliche Beweise gefälscht.

    Zehn Minuten später erfolgt das Urteil.
    „Frau Berger wird von den Anschuldigungen der fahrlässigen Tötung in allen Punkten freigesprochen. Die Beweise belegen eindeutig, dass Sie Ihrer Verantwortung als SEK-Einsatzleitung sogar über 100% hinaus gerecht wurde und auch weiterhin sein wird. Weiter wird unsererseits ein Ermittlungsverfahren gegen Herrn Oberstaatsanwalt Sander eingeleitet. Die Sachlage beweist eindeutig die Fälschung von Beweismaterial. Des weiteren wird er bis auf weiteres seinem Post als Oberstaatsanwalt mit sofortiger Wirkung enthoben.“ und sehe aus dem Augenwinkel wie Caro Ihre Strafverteidigerin um den Hals fällt. Während Sander die Karriereleiter nach unten klettert wird Caro`s Strafverteidigerin wohl einen steilen Aufstieg haben.

    Vor dem Gerichtssaal warten wir alle zusammen, bis auch endlich Caro zu uns kommt und mir über beide Ohren grinsend in die Arme springt.
    „Was hab ich Dir gesagt?“ gibt Sie überglücklich von sich.
    „Ich bin stolz auch Dich!“ und gebe Ihr einen kurzen Kuss.
    Ja, und das bin ich wirklich. Alle rundherum gratulieren Caro und drücken Sie, als ich Sander etwas entfernt von uns wütend telefonieren sehe. Als er an uns vorbeigeht zischt er Caro, die wieder neben mir steht zu „Das werden Sie bereuen“.
    „Lass dich doch von dem nicht mehr Ärgern, der kann zukünftig die Klo`s in der Staatsanwaltschaft putzen. Ich würde sagen, dass sollten wir feiern. Also wir haben in weiser Voraussicht den Sekt bei uns auf der PAST bereits kalt gestellt!“ kommt er lachend fröhlich von Semir.
    „Von mir aus gerne!“ lacht Caro Semir an und greift nach meiner Hand.
    „Gut, dann würde ich sagen, treffen wir uns in einer halben Stunde alle bei uns auf der Dienststelle!“ befielt die Krüger mit einem Lächeln im Gesicht.

    Überglücklich treten wir alle vor das Gerichtsgebäude und machen uns auf den Weg zu unseren Auto`s.
    Caro schlingt nochmal die Arme um mich „Ich liebe Dich!“ und drückt sich fest an mich.
    Es sind immer wieder die schönsten Worte aus Ihrem Mund, auch wenn Sie es ohne weiteres von einer auf die andere Sekunde schafft mein Ego außer Gefecht zu setzen. Ich liebe sie…so einfach ist das.
    „Ich Dich auch“ und gebe Ihr einen innigen Kuss um meine Worte zu untermauern.
    „Bis gleich“ höre ich Ihre Stimme, als Sie sich mit Ihrem Schlüssel in der Hand von mir löst und den Weg zu Ihrem Auto einschlägt. Kurz davor dreht Sie sich nochmals zu mir um mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht, wirft mir einen Handkuss zu, drückt den Knopf auf Ihrem Schlüssel und binnen Sekunden eine heftige Druckwelle mich von den Füßen reißt…

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  • Valentina
    Gast
    • 10. November 2016 um 19:47
    • #40

    Alex`s Sicht

    Beißender Rauch macht sich in meiner Lunge breit, meine Augen brennen und habe ein anhaltendes Pfeifen im Ohr.
    Langsam komme ich zu mir und hebe meinen Blick vom Boden.
    Ich höre Stimmen die ich nicht zuordnen kann und sehe überall Rauch und Feuer.
    „ALEX? ALEX?“. Es ist Semir der neben mir steht und mich an den Armen hochzieht. Was war das? Verdammte Scheiße…..CARO! Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus. Meine Beine fühlen sich bleischwer an, während mein Herz rast.
    „CARO?“. Ich schreie aus Leibeskräften den Namen, der alles für mich ist „CAAARO?“. Nichts kommt zurück und Panik breitet sich in mir aus.
    „ALEX! HIER!“ erklingt die Stimme von Tammy und suche die Umgebung ab. Sie kniet am Straßenrand etwa 50 Meter von mir entfernt, vor Ihr auf dem Boden liegt…“CAAARO?“. Oh mein Gott!

    Vor Tammy angekommen lasse ich mich auf die Knie fallen und nehme vorsichtig Ihr Gesicht in meine Hände.
    „Alex…nicht…beweg sie nicht! Lass sie so liegen!“ kommt es stockend von Tammy und nicke Ihr kurz zu. Vermutlich ist Sie von der Druckwelle weggeschleudert worden und niemand kann sagen, ob sie Wirbelverletzungen hat.
    „Caro hörst du mich?“. Mein Herz rast und pure Angst durchströmt meinen Körper „Caro sag was…HÖRST DU MICH?“ brülle ich los und werfe einen kurzen Blick auf Semir „SEMIR WIR BRAUCHEN EINEN RTW!“.
    Vorsichtig lege ich meine Finger an Ihren Hals und fühle nach ein paar Sekunden einen schwachen Puls, während meine Panik hier ins unermessliche steigt „Halt durch…hörst du mich? Es kommt gleich Hilfe, ok?“ und hauche Ihr einen Kuss auf die Stirn, aber Ihre Augen bleiben weiterhin geschlossen.
    „Ach du Scheiße…Caro? FUCK SAG WAS CARO!“ ertönt die panische Stimme von Andy hinter mir, als er neben mir auf die Knie geht.
    „Sie…Sie hat Puls…aber…Gott sie kommt nicht zu sich verfickte Scheiße!“ gebe ich ebenso panisch von mir und bin kurz davor den Verstand zu verlieren.
    „VERFICKTE SCHEISSE WAS WAR DAS ANDY?“ schreie ich los und hole tief Luft.
    „Da!“. Andy deutet mit einer kurzen knappen Kopfbewegung schräg hinter sich und sehe die brennenden Überreste von Caro`s Auto. Fuck! Das war ein Sprengsatz an Ihrem Auto, als Semir neben mir auftaucht und eine Hand auf meine Schulter legt.
    „RTW kommt gleich Alex. Wie geht’s Ihr?“ fragt er mit leiser zittrigen Stimme und schlucke schwer.
    „Sie…atmet, aber…Semir die kommt nicht zu sich! Wir lassen sie in der Position liegen, Gott keine Ahnung wie weit sie geflogen ist!“. Verzweifelt sehe ich kurz zu Ihm auf, während Tammy stumm Ihre Hand hält und Tränen über Ihr Gesicht laufen.
    Semir zieht wortlos seine Jacke aus und breitet diese über Caro`s Beinen aus.

    Ich habe es gewusst, gewusst dass es früher oder später genau so kommen wird.
    Immer wieder hatte ich genau diese Bilder vor Augen und mein größter Alptraum gerade wahr geworden ist, als die Chefin zu uns tritt und sich erschrocken die Hand vor den Mund hält.
    „Oh mein Gott, was ist mit Ihr?“.
    „Sie hat schwachen Puls, reagiert aber nicht. Der RTW kommt sicher gleich!“ beantwortet Semir die Frage der Chefin.
    „Ich hole schnell eine Decke aus meinem Auto!“ höre ich die Chefin sprechen, als Andy ein lautes hektisches „NEIN!“ von sich gibt. „Wir müssen die Fahrzeuge überprüfen. Es wäre gut möglich, dass an den anderen Fahrzeugen auch Sprengsätze sind. Kommen Sie!“ fordert er die Chefin auf und zieht sie mit sich mit.

    Jegliches Zeitgefühl habe ich verloren, knie hilflos neben Ihr und rede auf sie ein.
    Semir kniet neben Tammy und spricht Ihr beruhigend zu.
    An meiner Hand ist Blut, Blut von Caro. Woher dieses kommt, kann ich nicht feststellen.
    Irgendwann höre ich Sirenen, die näher kommen und gleichzeitig macht sich immer mehr Panik in mir breit.
    „Gehen Sie bitte zur Seite!“ höre ich eine tiefe Männerstimme, sehe auf und erkenne den Notarzt, der bereits bei Caro`s Absturz und der Hausexplosion vor Ort war, als er ein leises „Das versteht sie also unter `bis bald`!“ von sich gibt.
    Er beugt sich über Sie, prüft die Pupillenreaktion und tastet sie vorsichtig ab, während ich völlig am Ende kurz die Augen schließe und der Notarzt weitere Anweisungen gibt.
    „Wir intubieren und Zugang legen!“ gibt er routiniert an einen der zwei Sanitäter die Anweisung bevor er weiterspricht „Hat jemand gesehen, wie weit Sie geflogen ist und wie Sie aufgeschlagen ist?“ und sieht zu Semir, der mittlerweile mit Tammy im Arm neben mir steht.
    „Wir wissen es nicht, schätzungsweise zwanzig Meter oder mehr…weniger… keine Ahnung!“ versucht Semir die Situation einzuschätzen und fährt sich verzweifelt mit der Hand über den Kopf, während der Notarzt ein leises „Narkosemittel spritzen“ an den Sanitäter zu meiner rechten weiterleitet, sie dann kurz darauf intubiert und einer der Sanitäter die Überwachungselektroden an Ihr anbringt. Der zweite Sanitäter hat bereits eine Infusion angeschlossen.
    Mein ganzer Körper ist angespannt und fange an zu zittern, die Panik ist allgegenwärtig und nimmt meinen gesamten Körper in besitzt. `Sie lebt` spreche ich im Geist immer wieder zu mir selber und die Hand von Semir auf meiner Schulter spüre. Gott ich liebe Sie über alles und nun liegt Sie vor mir, ohne dass ein Hauch von Leben in Ihrem Körper ist.

    Einer der Sanitäter kommt mit einer Schaufeltrage zurück und der Notarzt den Stiffneck anbringt, bevor die beiden Teile der Trage vorsichtig unter Ihren Körper geschoben werden, ohne sie einer Bewegung auszusetzen.
    „Gut. Wir bringen Sie sofort ins Krankenhaus.“ teilt der Notarzt mit und die Sanitäter wieder alles in den beiden Rucksäcke verstauen, diese aufschultern und die Trage anheben. Sekunden später schließen sich die hinteren Türen des RTW und dieser mit Sirene losfährt.

    Wie angewurzelt, unfähig mich zu bewegen sehe ich dem RTW hinterher und schaffe es nicht ins hier und jetzt zurückzufinden, als Andy`s hektische Anweisungen die Stille brechen.
    „Ok! Semir, dein Auto ist sauber. Fahr du bitte mit Alex und Tammy ins Krankenhaus. Ich warte hier auf die Kollegen, da ich auch einen Sprengsatz an meinem Auto habe. Wir riegeln das Gebiet jetzt weiträumig ab und warten auf Verstärkung. Ich komm sobald es möglich ist nach“ und zieht dann Tammy in seine Arme „Es wird alles wieder gut, ok? Sie schafft das, hörst du?“.
    Tammy sieht leicht zu Ihm auf und nickt zittrig mit tränenüberströmten Gesicht.
    „Schatz hat Caro Alex eintragen lassen?“ fragt Andy weiter und Tammy mir einen kurzen Blick zuwirft.
    „Ja…hat sie!“ antwortet sie leise und verstehe nur Bahnhof, als Andy das Wort an mich richtet.
    „Gut. Alex, das heißt du wirst im Krankenhaus Auskunft bekommen, auch wenn Ihr nicht verheiratet seid. Caro hat dich in die Vollmacht derjenigen mit eingetragen, die Auskunft über Ihren Gesundheitszustand bekommt. Ich gebe gleich in der Zentrale Bescheid, dass sie diese Vollmacht ins Krankenhaus weiterleiten!“ erklärt er und schlucke schwer. Daran habe ich nicht gedacht. Wir sind weder verheiratet noch verwandt. Keiner würde mir Auskunft geben, geschweige denn mich zu Ihr lassen. Nur…warum hat sie mich in diese Vollmacht mit aufgenommen? Wusste sie das genau DAS passieren wird?
    „Alex mach Dir jetzt darüber keine Gedanken ok? Wichtig ist nur, dass Ihr Auskunft von den Ärzten bekommt und zu Ihr dürft.“.
    Andy legt mir kurz eine Hand auf die Schulter, gibt Tammy einen kurzen Kuss und höre ein „Los dann! Lass uns fahren!“ von Semir.

    Vor der Notaufnahme angekommen, stürmen Tammy, Semir und ich ins Innere.
    Eine Schwester mit kurzen schwarzen Haaren, Mitte zwanzig und in OP-Kleidung tritt zu uns, als ich gerade noch sehe, wie Caro von den beiden Sanitätern in ein Zimmer am Ende des Flurs geschoben wird und hinterhergehe.
    „Stopp! Sie können hier nicht mit rein. Sind Sie der Ehemann?“ fragt die Schwester.
    „Nein…ich bin Ihr…Freund! Was…passiert jetzt mit Ihr?“ spreche ich verzweifelt.
    „Jetzt kommen Sie erst mal mit mir mit. Hier vorne haben wir einen Wartebereich“, schiebt mich einige Meter nach vorne und links in einen Raum, als auch Tammy und Semir hinter mir sind und den Raum betreten.
    „Frau Berger hat eine Vollmacht in der Herr Brandt und ich bevollmächtigt wurden, sämtliche Auskünfte einzuholen! Sie müsste Ihnen bereits vorliegen.“ teilt Tammy der Schwester mit und diese wissend nickt.
    „Gut. Das Notfallteam wird Frau Berger jetzt sofort in das Notfall CT bringen um sich einen ersten genaueen Überblick über mögliche Blutungen oder Knochenverletzungen zu machen. Sobald die Ärzte Auskünfte geben können, werde ich sie informieren. Würden sie, Herr Brandt, bitte den Fragebogen ausfüllen?“ und die Schwester mir ein Klemmbrett reicht, ich leicht nicke, es entgegennehme und mich auf einen der vielen weißen Plastikstühle setze.

    Wie mechanisch fange ich an, Ihren Namen und Geburtsdatum einzutragen, sowie die Anschrift von Jenny und lasse meinen Blick über die nächsten Fragen gleiten.
    Allergien?
    Medikamentenunverträglichkeiten?
    Mögliche Schwangerschaft?
    Regelmäßige Medikamenteneinnahme?
    Bisherige OPs?
    Vorerkrankungen?
    Meine Panik weicht absoluter Verzweiflung und sehe kurz zu Semir, der sich neben mich gesetzt hat und ebenfalls einen Blick über den Fragenbogen wirft.
    „Ich…weiß nichts über sie Semir…Gott ich weiß überhaupt nichts über sie!“ und schleudere das Klemmbrett samt Stift in die Ecke, stütze meine Ellbogen auf den Knien ab und lege meinen Kopf in die Hände.
    Was bin ich nur für ein Mann? Ich weiß rein gar nichts über sie und bekomme vielleicht nie wieder in meinem Leben die Chance, auch nur annähernd mehr über sie zu erfahren.
    Aus dem Augenwinkel sehe ich Tammy die aufsteht, dass Klemmbrett holt, sich neben mich setzt und anfängt die Fragen zu beantworten.
    „Ich hole uns schnell Kaffee!“ gibt Semir leise von sich, steht auf und verlässt den Raum.
    „Alex, mach es Dir nicht zum Vorwurf. Ihr kennt Euch noch nicht lange. Ich kann die Fragen hier auch nur beantworten, da ich sowas schon öfters für Caro ausfüllen musste und Sie auch schon für mich, wenn wir mal wieder die Notaufnahme besucht haben, ok?“ erklärt Tammy und ein weiteres schluchzen Ihrerseits folgt.
    Mein Blick fällt wieder auf den Fragebogen und sehe ein `ja` bei Patientenverfügung.
    „Tammy weißt du, was in der Patientenverfügung steht?“. Will ich es wirklich wissen?
    „Ja, wir haben sie beide gemacht, als wir bei S.W.A.T. waren, in Ihrer steht das selbe wie in meiner Patientenverfügung.“ und macht eine kurze Pause um tief Luft zu holen bevor Sie leise weiterspricht „Wir wollen beide keine lebenserhaltende Maßnahmen!“.
    Warum habe ich genau das geahnt? Ich schließe meine Augen, versuche diese Aussage einzuordnen, aber es will mir nicht gelingen. Ich kann nicht mit ansehen, für den Fall dass es dazu kommen sollte, dass Sie vor meinen Augen stirbt! Das kann Sie nicht von mir verlangen! Ich werde es nicht zulassen. „Hier“ und sehe auf zu Semir, der mir einen Becher Kaffee in die Hand drückt und weiterspricht. „Andy hat gerade angerufen. Der Sprengsatz wurde von seinem Auto entfernt. Hartmut hat den Sprengstoff schon analysiert, es ist der gleiche wie die letzten beiden male, nämlich der aus der Asservatenkammer. Die Krüger befragt mit Jenny und Susanne zusammen umliegende Anwohner und es gibt auch eine Überwachungskamera vor dem Gerichtsgebäude, wo sie dabei sind, an die Bänder zu kommen!“.
    „Ich habe Angst um Sie!“ kommt es wie von selbst über meine Lippen.
    „Ich weiß Alex…ich weiß. Aber wir dürfen jetzt nicht aufgeben, ok? Sie packt das!“ antwortet Semir und und legt mir seine Hand auf meinen Rücken.

    Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren, in denen ich Gedankenverloren auf die gegenüberliegende Wand des Wartebereiches auf ein grünes Bild mit einer weißen Blume in der Mitte starre als die Türe des Wartebereiches geöffnet wird und ein Mann in grüner OP-Kleidung den Raum betritt.
    Augenblicklich macht sich Panik in mir breit und fange an zu zittern.
    „Sie sind die Angehörigen von Frau Berger?“ fragt er in die Runde und stehe auf.
    „Alex Brandt…ich bin Ihr Freund!“ stelle ich mich vor und schließe kurz die Augen.
    „Dr. Kollmann, setzen Sie sich wieder Herr Brandt!“ und ich der Aufforderung nachkommen, während Dr. Kollmann wieder das Wort ergreift. „Wir haben Frau Berger gerade operiert. Durch den schweren Aufprall auf dem Asphalt hatte Sie schwere innere Blutungen in der Bauchhöhle, die durch einen Milzriss ausgelöst wurden. Diese Blutung konnten wir jedoch rasch stoppen und haben diese verklebt. Weiterhin hat der Aufprall schwere Prellungen im Rippen und Brustbereich verursacht, jedoch wie durch ein Wunder keinerlei Rückenverletzungen. Allerding erlitt Sie ein Schädel-Hirn-Trauma! Wir haben Sie aufgrund der Schwere der Verletzungen vorerst sediert und beatmet, damit der Körper Zeit hat sich zu regenerieren. Sie wird gerade auf die Intensivstation verlegt.“. Ich höre zu und versuche aufzunehmen, was mir Dr. Kollmann gerade sagt, aber bin nicht im Stande die Worte zu sortieren und einzuordnen.
    „ Aber Sie ist außer Lebensgefahr?“ höre ich die leise Stimme von Tammy.
    „Die nächsten vierundzwanzig Stunden sind bei solch schweren Verletzungen entscheidend. Sollten die Werte stabil bleiben und keine weiteren Komplikationen auftreten, werden wir Sie in zweiundsiebzigstunden wieder erwachen lassen!“.
    Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich kann es nicht einordnen.
    „Aber Sie wird wieder ganz gesund?“ und Semir die Frage stellt, die die ganze Zeit in meinem Kopf ist. „Ich denke wir sollten zuversichtlich sein. Sie wurde sehr rasch hier eingeliefert sodass schlimmeres verhindert wurde. Frau Berger ist eine junge durchtrainierte und gesunde junge Frau!“ und sehe Dr. Kollmann leicht nicken.
    „Kann ich zu Ihr?“ ich will zu Ihr, ich will sie sehen, ich will bei Ihr sein.
    „Natürlich, kommen Sie mit!“ und ich zusammen mit Tammy und Semir dem Arzt folge.

    Nach fünf Minuten stehe ich auf der Intensivstation und habe nach kurzer Absprache mit Tammy entschieden, dass ich erstmal alleine zu Ihr gehe.
    Eine Schwester begleitet mich in ein Zimmer wo ich mir die Hände desinfiziere und ihr in ein weiteres dahinterliegende Zimmer folge.
    Auf Anhieb sehe ich unzählige blinkende Monitore wahr, gefolgt von dem starken Geruch von Desinfektionsmittel.
    Mein Blick fällt auf ein großes Bett und ich erst auf den zweiten Blick erkenne, dass es Caro ist, die zerbrechlich und klein in einem großen Bett liegt.
    Schritt für Schritt gehe ich mit klopfenden Herzen darauf zu, als mir die Schwester einen Stuhl ans Bett zieht, auf den ich mich setze.
    „Sie dürfen gerne mit Ihr sprechen!“ bricht die Stimme der Schwester die Stille in diesem Raum, lediglich leichte Beatmungsgeräusche sind zu hören.
    „Kann sie mich denn hören?“ frage ich leise vorsichtig.
    „Ich persönlich bin überzeugt davon, dass sie Ihre Worte hört!“ und mir aufmunternd zulächelt.
    Ich lasse meinen Blick zu Ihr schweifen. Unzählige Kabel kommen unter Ihrer Bettdecke hervor und sind an Apparaten angeschlossen, Ihre Hände sind am Bett fixiert und sehe irritiert zur Schwester.
    „Das ist völlig normal Herr Brandt. Wir wollen hiermit nur verhindern, dass sich Frau Berger bei einer Aufwachphase den Tubus raus zieht.!“ erklärt sie meine unausgesprochene Frage und nicke Ihr dankend zu, als mein Blick auf Ihr Schild an der Kleidung fällt und füge ein freundliches „Danke Schwester Susanne!“ hinzu.
    Immer wieder streiche ich mit meinem Daumen über Ihre Fingerknöchel, während ich Ihr mit der anderen Hand eine Haarsträhne hinters Ohr streife und mit meinem Daumen über Ihre Schläfe streiche.
    Sie sieht so hilflos und zerbrechlich aus, nichts ist mehr übrig von meiner kleinen frechen quirligen Hexe. Einzig die Geräusche des Beatmungsgerätes lassen darauf schließen, dass Sie noch am Leben ist.

    „Ich weiß genau, dass du mich hörst Schatz. Wenn du noch ein einziges mal nicht das machst, was ich Dir sage, lege ich Dich übers Knie, dass verspreche ich Dir. Und ich habe jedes Recht dazu, weil ich Dich über alles liebe!“…..

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