Schatten der Vergangenheit

  • Hallo zusammen,


    SODALLA! Dann stelle ich hier meine Storys ebenfalls ein :D
    Semir Gerkhan habe ich hier Alex Brandt als Partner zur Seite gestellt.


    Eines vor weg!
    Mein Schreibstil weicht hier den anderen Schreibern sehr ab, da ich aus der Ich-Perspektive schreibe, von daher bin ich natürlich gespannt, ob Sie überhaupt Anklang und Leser findet;).
    Auch erwartet Euch bei meinen Storys kein durchgehendes Drama. Vielmehr ist es eine Story mit viel Herzchen und Blümchen, auch Action und Spannung und einer großen Portion Humor.
    Die Story wird aus Sicht von Alex Brandt und Caro Berger (eigener Charakter) erzählt, wobei es die meisten Kapitel aus Sicht von Alex Brandt gibt.


    Hier bekommt Ihr auch noch eine Kurzbeschreibung, was Euch erwarten wird;)
    ……………………
    Carolin Berger ist die neue Einsatzleiterin des SEK Köln. Wie sich die Zusammenarbeit mit der PAST gestaltet und wie Ihre Vergangenheit wieder Teil der Gegenwart wird, hätte auch Sie so nie für möglich gehalten, genau so wenig wie Alex Brandt damit rechnet, dass seine Vergangenheit bald wieder eine Rolle in der Gegenwart übernimmt.
    …………………….


    So, dann wünsche ich Euch viel Spaß beim Lesen;)
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    Caro`s Sicht


    Leise höre ich die Regentropfen an die Scheibe des Schlafzimmerfensters prasseln, öffne mühsam meine Augen und richte mich langsam und mit Bedacht auf.
    Alleine diese eine Bewegung lässt mich wieder zurück in die Kissen sinken und stelle mal ganz nebenbei fest, dass ich mich genauso Scheiße fühle wie das Wetter sich gerade zeigt.
    Todesmutig werfe ich einen Blick über meinen linken Rippenbogen und zeigt mir das Elend, denn der schimmert mir in den schönsten blau- und lila Tönen entgegen.
    Großes Kino Berger! Aber gut, das Sprichwort `Bis du heiratest, vergeht`s wieder!` gibt mir hier gerade ein Stück weit Hoffnung.
    Himmel war das eine Scheiße, schließe meine Augen und suche eine Antwort auf die Frage, was falsch gelaufen ist bei dem Einsatz letzte Nacht.
    Mein Unterbewusstsein wirft mir einen bitter bösen Blick zu und zieht sich stöhnend die Bettdecke über den Kopf mit den Worten `Drama Baby! Drama!`.
    Na für meinen ersten Einsatz hier in Köln als Einsatzleiterin des SEKs habe ich mich doch eigentlich gut geschlagen, oder?
    `Ansichtssache meine Liebe! Ansichtssache!`.
    Gut! Wenn ich diesen einen verhängnisvollen Fehler ausblende, es wäre alles zu meiner Zufriedenheit gelaufen. Warum genau dieses eine Fenster eine Stahlverkreuzung hatte, durch das ich geflogen bin, man weiß es nicht, in den Gebäudeplänen war davon nicht die Rede, die Dunkelheit trug wohl den Rest dazu bei, dass ich heute wohl in leicht demolierten Zustand meine Beine aus dem Bett schwingen muss.


    Nach einer ausgiebigen Dusche stehe ich vor dem großen Spiegel, binde meine blonden schulterlangen Haare zu einem Pferdeschwanz und entscheide mich für meinen besten Freund Voltaren Salbe, damit einer Hochzeit im Jahr 2381 wirklich nichts im Weg steht. Mittlerweile spreche ich hier von einem sehr innigen Verhältnis das ich mit dieser kleinen unscheinbaren Tube führe. Als potenzieller Heiratskandidat nicht auszuschließen. Vielleicht sollte ich mir mal Gedanken machen den Hersteller zu kontaktieren und Mengenrabatt einzufordern.
    Es wäre den Aufwand wert.


    Mit jedem Schritt, dem ich mich der Küche nähere spüre ich die Prellung der Rippen, reibe meine müden Augen und erfahre genau in dieser Sekunde, das der kleine Zeh eines Menschen nur dafür vorgesehen ist, die Ecken von Möbelstücken zu finden. Aua!
    „Morgen! Na? Gut geschlafen?“ Jenny steht angelehnt an der Küchenzeile und wirft mir einen schmunzelnden Blick zu, während ich mich mit der Eleganz eines Nilpferdes noch immer humpelnd auf den Stuhl fallen lasse.
    „Na die drei Stunden die ich geschlafen habe waren gut! Danke der Nachfrage!“ Gott bin ich Müde.
    „Oh! Warst du im Einsatz? Hab geschlafen wie ein Bär und gar nicht mitbekommen das du weg warst!“ du glückliche!
    „Ja, von eins bis fünf!“ fahre mir mit den Händen schwerfällig übers Gesicht und kann ein Gähnen nicht unterdrücken. Mein Unterbewusstsein klemmt schon mal Streichhölzer zwischen die Lider. Sicher ist sicher.
    „Hier!“ ich rieche ihn, bevor ich ihn sehe! Kaffee.
    „Danke!“ Jenny nimmt gegenüber von mir Platz und richte meinen Blick auf die Küchenuhr.
    „Wann hast du heute Schichtbeginn?“ sehe kurz zu Ihr und schnappe mir ein Brötchen, dass mittig auf dem Tisch in einem Korb liegt.
    „In einer Stunde! Muss aber gleich los, wenn ich meinen Bus noch erwischen will! Mein Auto ist in der Werkstatt!“ stimmt! Hat Sie gestern erwähnt und alleine das Wort `Bus` reicht, dass Gänsehaut meinen Körper übersät.
    „Du willst nicht allen Ernstes mit dem Bus fahren oder? Spinnst du? Die Teile sind mördergefährlich meine Liebe! Speed nicht gesehen oder was?“ Sie würde anders darüber denken. Ich für meinen Teil setze in solch Todesfallen keinen Fuß. Niemals!
    „Nee oder? Und das aus dem Mund der neuen Einsatzleiterin des SEK Köln!“ was gibt es da zu kichern Jenny? Sie hat den Film wohl nicht gesehen. Bedauerlich. Sie würde Ihre derzeitige Meinung meiner sofort anpassen.
    „Das ist gesunder Respekt vor dem Bösen Jenny!“ darunter zähle ich Busse in all seinen Variationen.
    „Zwing mich nicht dazu Stellung zu nehmen. Nimmst du mich mit und beschützt mich vor dem Bösen?“ na da kann Sie Gift drauf nehmen und es trotzdem nichts zu lachen gibt Jenny! Sie kennt die Gefahren des Alltages nicht. Es könnte Ihr in jeder Sekunde zum Verhängnis werden.
    „Logisch!“ lehne mich mit der Tasse Kaffee in der Hand zurück und trinke einen großen Schluck.


    Gerade mal 20 Minuten später stelle ich meinen schwarzen BMW vor dem Eingang der Autobahnpolizei ab.
    „Danke für´s fahren!“ aber Hallo!
    „Kein Thema! Was hältst du heute Abend von einer Pizza gepaart mit einer schnulzigen DVD?“ wir könnten das bekannte Klischee der Frauen erfüllen.
    „Klingt super! Ich kann meine Kollegin Susanne fragen, vielleicht hat Sie ja auch Lust auf einen ausgiebigen Mädlsabend!“.
    „Gut! Ich bring Pizza mit, die geht auf meine Rechnung. Sehe es als kleines Dankeschön, das ich bei Dir wohnen darf, bis ich was Eigenes gefunden habe.“ denn ganz Köln hat sich gegen mich verschworen. Mietwohnungen sind heiß begehrt, Singlefrauen auf der Wohnungssuche allerdings weniger.
    „Ich hab Dir schon mal gesagt, dass du so lange bleiben kannst wie du möchtest Caro! Ich freu mich riesig, das du wieder zurück bist!“ meine Freude hält sich derzeit noch in Grenzen, aber ich hoffe das Beste, sehe Jenny dabei zu, wie Sie mit einem „Bis heute Abend!“ aussteigt, mir zuzwinkert und die Beifahrertür zuschlägt.
    Na dann, auf in die SEK Einsatzzentrale Berger, starte den Motor und…sehe Jenny`s Handtasche im Fußraum. Wunderbar!


    Mein Ziel vor Augen laufe ich Richtung Eingangstüre der Autobahnpolizei und eines für mich außer Frage steht. Anhand des Gewichtes dieser Handtasche stelle ich hier fest, dass Jenny ohne weiteres damit das Land für Jahre verlassen könnte. Ihr würde es sicherlich an nichts fehlen.


    Im inneren angekommen fällt mein Blick auf ein Großraumbüro mit etlichen Schreibtischen, im hinteren Bereich befinden sich durch Glasfronten abgeteilt vereinzelt Büros.
    Nach einem kurzen Rundumblick sehe ich Jenny bei einem kleinen Mann mittleren Alters stehen. Na ganz Deutsch ist der nicht, räuspere mich kurz und habe die Aufmerksamkeit aller.
    „Deine Handtasche Jenny!“ Gott Berger vielleicht sagst du erst mal Hallo? „Ähm…Hallo!“ höre vereinzelt ebenfalls ein „Hallo“ und Jenny auf mich zuschreitet.
    „Die steht Dir nicht!“ na die gehört mir auch nicht!
    „Ich wollte Sie nur Ihrem rechtmäßigen Eigentümer zurückgeben, bevor ich eine Anzeige wegen Unterschlagung bekomme!“ schmunzle vor mich hin und reiche Ihr den Fluchtkoffer.
    „Bist du Jenny`s neue Mitbewohnerin? Jenny hat schon so einiges von Dir erzählt. Freut mich Dich kennen zu lernen. Semir!“ der Mann mittleren Alters tritt neben Jenny und sieht mit einem kleinen Lächeln zu mir, während er mir die Hand reicht.
    „Ja, bin ich! Caro! Freut mich!“ Gott was bitte hat Jenny über mich hier erzählt? Die hat doch nicht…
    „Keine Sorge! Sie hat nur gutes erzählt!“ soll mich das beruhigen? Ich versuche es mal mit einem gequälten Lächeln, traue aber meinem eigenen Gesichtsausdruck nicht, als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie Jenny unauffällig mit dem Kopf schüttelt. Gut! Sie hat nichts gesagt! Gott sei Dank!
    „Na das hoffe ich doch! So, ich muss dann!“ für ein Kreuzverhör bleibt keine Zeit, hebe zum Abschied meine Hand und verabschiede mich mit einem „Bis dann!“.


    Auf dem Parkplatz zurück sehe ich einen silbernen Mercedes der einparkt und Sekunden später ein Mann aussteigt, etwas älter als ich, Jeans, weißes Shirt, braune Lederjacke.
    Kaum dreht er sich in meine Richtung flüstert mir mein Unterbewusstsein hocherotisch `Blaue Augen, geile Figur und verdammt attraktiv` zu. Miststück!
    Schnell öffne ich meine Autotür, als ich ein gezischtes „Scheiße!“ höre.
    Gott lach nicht Berger! Nicht lachen! Aber das muss man Ihm lassen, ein einziges Wort das seine desaströse Lage hier ausgezeichnet umschreibt, als er sich auch schon seinen Schuh auszieht und fluchend die Hundescheiße auf dem Grünstreifen versucht zu entfernen. Ich bete zu Gott dass der hier ein Einzelbüro hat.


    Den gesamten Tag verbringe ich in meinem Büro in der SEK-Zentrale, fertige sämtliche Berichte an und fülle notwenige Formulare aus, um die gestrigen Einsätze lückenlos zu dokumentieren.
    Als der Anruf der Führungsetage kam, war meine Freude mehr als Groß. Meine rechte Hand als Einsatzleiterin wurde genehmigt.
    Selber habe ich nichts anderes erwartet, meine Bedingungen bei der Übernahme der SEK-Einsatzleitung Köln waren klar definiert, eine Ablehnung meiner Bedingung hätte die sofortige Beendigung der SEK-Einsatzleitung zur Folge gehabt und habe Tammy bereits informiert, dass Sie in den nächsten Flieger steigen soll und die Reise von den USA hier her zu mir antreten kann.


    Gerade mal zwei Wochen, in denen ich von Tammy getrennt bin und es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.
    Sie ist wie eine Schwester, die ich nie hatte, eine Verbündete.
    Eine Person, der ich wohl mein jetziges Leben zu verdanken habe. Sie war es, die mir den Weg aufzeigte, den ich die letzten Jahre mit Ihr gegangen bin, die für mich da war, wenn mich die Ohnmacht drohte zu verschlingen, das Gefühl, alles verloren zu haben. Sie brachte mich zurück ins hier und jetzt.
    Jenny hatte ich damals aus meinem Leben gestrichen, alle hatte ich aus meinem Leben gestrichen und bin geflüchtet.


    Jetzt bin ich hier, ein weiterer Schritt nach vorne, um die Vergangenheit ruhen zu lassen…

  • Alex`s Sicht


    Gerade parke ich meinen Dienstwagen vor der PAST, im Radio die letzten Klänge von meinem neuen Lieblingssong von Johannes Oering `Alles brennt ´.
    Besser könnte ein Tag nicht beginnen, kurzer Uhrencheck…gut, ging auch schon mal pünktlicher Brandt.


    Gut gelaunt steige ich aus und sich mein Blick auf eine zierliche blonde junge Frau richtet.
    Hübsch! Zweifelsohne, gehe den nächsten Schritt und…“Scheiße!“ darf jetzt echt nicht wahr sein. Fuck Fuck Fuck! Wer bitte lässt hier seinen Köter laufen? Gibt’s doch nicht.
    So eine Scheiße, bücke mich, ziehe mir den Schuh aus und versuche die Spuren des Desasters im Grünstreifen neben mir zu beseitigen.
    Hallo? Mir entgeht hier gerade keinesfalls, dass sich die hübsche unbekannte das Lachen verkneift und Sekunden später mit einem schwarzen BMW an mir vorbeifährt.


    Meine Gedanken kreisten augenblicklich um Sarah, meine erste große Liebe.
    Bin ich je wieder in der Lage zu lieben?
    Nein, die Antwort kann ich mir selber geben. Liebe ist für mich nur ein Wort, ein Wort das heißt, verletzbar zu sein. Zu tief sitzt der Schmerz, Sarah verloren zu haben. Dafür habe ich seit ich bei der PAST bin etwas Unbezahlbares gefunden. Freunde, Freunde auf die man sich verlassen kann.


    In meinen Gedanken versunken öffne ich die Tür zu unserem Büro und setze mich an meinen Schreibtisch als Semir reinkommt mit einer Tasse Kaffee in der Hand.
    Ja hat er mir keinen mitgebracht oder was?
    „Guten Morgen Partner, schön Dich auch schon begrüßen zu dürfen“ der hört sich ja an wie die Chefin, verdrehe schmunzelnd meine Augen und starte meinen Computer.
    „Morgen!“ der Tag hat wunderbar begonnen bis die Scheiße sich an meine Fersen heftete. Eieiei…ich bin gespannt wie lange es dauert, bis Semir mich hier hochkant rausschmeißt. Ich für meinen Teil rieche es sehr wohl noch, als die Chefin gerade ins Büro schreitet.


    „Guten Morgen die Herren! Ich mache es kurz! In Ihrem Mail-Postfach finden Sie ein Schreiben des Innenministeriums. Dabei geht es um die neue SEK-Einsatzleitung Köln. Soweit ich bisher Informationen erhalten habe hat die Leitung seit dieser Woche eine Frau Carolin Berger übernommen. Wie ich erfahren habe, hat Sie bereits sehr erfolgreich die Leitung des SEK-Teams in München geführt, jedoch gab Sie diese von heute auf morgen ab und war die letzten 2 Jahre in den USA!“ verschränkt die Arme vor der Brust und sieht abwechselnd zu Semir und mir.
    “Weiß man warum Sie die Leitung in München abgab?“ Semir sieht fragend zur Chefin die schon mit den Schultern zuckt und leicht mit dem Kopf schüttelt.
    „Nein, dazu habe ich keinerlei Informationen erhalten. Auch das Innenministerium hält sich sehr bedeckt und allem Anschein nach hat Frau Berger volle Rückendeckung. Soviel ich weiß, sind die oberen Kreise sehr stolz darauf, Sie als Einsatzleitung für das SEK Köln bekommen zu haben. Sobald Sie im Einsatz auf Sie treffen, hinterlassen Sie bitte einen bleibenden Eindruck und damit meine ich einen GUTEN Eindruck, haben wir uns verstanden?“ wirft uns abwechselnd einen warnenden Blick zu und weiß beim besten Willen nicht, was Ihr wieder für eine Laus über die Leber gelaufen ist. Semir und ich sind die reinsten Engel.
    Eigenlob soll zwar stinken, ich rieche aber nichts…außer Hundescheiße, höre noch ein „das war es für`s erste!“ und weg ist Sie.


    Na bravo, eine Frau beim SEK, das kann ja heiter werden. Dann hoffe ich mal dass diese Frau Berger keine Haare auf den Zähnen hat wie unser neuer Oberstaatsanwalt Sander.
    „Chefin? Sie können sich voll und ganz auf uns verlassen!“ ruft Semir noch hinterher und kann mir ein glucksen nicht verkneifen. So ein kleiner Schleimer, als die Chefin nochmal den Kopf durch die angelehnte Türe steckt.
    „Brandt! Keine Alleingänge! Haben Sie mich verstanden? Ab sofort dokumentiert die SEK-Einsatzleitung sämtliche Einsätze wo Sie beide mit dem SEK vor Ort sind. Wenn Sie Mist bauen, kann ich Ihnen da nicht mehr raushelfen“ geht klar Chefin! Versteht sich doch von alleine und nicke mit hoffentlich einer Überzeugung die keiner Widerspruch zulässt und zack…weg ist Sie.


    “Was hältst du davon Alex?“ keine Ahnung Semir, nehme einen Stift und male kleine Kreise auf das leere Blatt Papier vor mir.
    „Hm, keine Ahnung was ich davon halten soll!“ kann es nicht einschätzen.
    „Ich auch nicht!“ Semir lehnt sich im Stuhl zurück und verschränkt die Arme hinter dem Kopf.
    Wobei ich mich frage, wie es bitteschön eine Frau an die Spitze einer absoluten Männerwelt schafft. Kann doch nicht sein, lehne mich ebenfalls lässig zurück und verschränke meine Arme im Nacken.
    „Vielleicht hat Sie sich ja nicht hochgeschossen sondern hochgevögelt!“ ich meine Hallo? SEK und Frau passt nicht, kann mir ein glucksen nicht mehr verkneifen und auch Semir mit einstimmt.
    „Das hab ich gehört Brandt!“ na da will ich einmal cool sein und zack…kommt die Chefin und wirft mir einen stinkigen Blick vom Großraumbüro aus zu.


    Nachdem die Luft im Großraumbüro wieder rein ist, mache ich mich auf den Weg zur Küche, schnappe mir eine Tasse und fülle Sie mit Kaffee.
    Genau das was ich jetzt brauche, gehe wieder Richtung Büro und sehe, wie Susanne und Jenny die Köpfe zusammenstecken und munter lustig vor sich hin plappern „…ja, war wirklich cool, sollten wir öfters machen!“ aha! Alles klar!
    „Was wollt Ihr öfters machen?“ als die beiden auch schon ertappt auseinanderfahren und mich anstarren. Hallo? Ich bin es, Alex!
    „Frauenabend!“ Gott bewahre und mein Gesichtsausdruck für gekichere bei den beiden sorgt „und Titanic kucken!“ noch schlimmer!
    „Gut! Mit Frauenabend hätte ich mich anfreunden können. Mit Titanic hingegen nicht!“ ich bin ein Mann, Titanic ist das letzte was ich sehen will, drehe mich mit einem schmunzeln um und gehe wieder Richtung Büro, als mir ein Gedanke in den Kopf schießt.
    „Sagt mal, habt Ihr schon was gehört von der neuen Einsatzleitung des SEKs?“ Frauen besprechen alles und damit meine ich auch wirklich alles. Wenn jemand neue Informationen hat, dann die beiden Frauen vor mir.
    Kaum ausgesprochen, dreht sich Jenny um und verschwindet Richtung Küche, höre lediglich ein „Ich weiß von nichts!“ und meinen Blick auf Susanne richte.
    „Wir wissen noch nicht mehr als Ihr beiden auch, dass was in der Mail stand und was die Chefin wusste. Allerdings habe ich vorhin mit Hartmut telefoniert, der gehört hat, dass angeblich noch eine weitere Frau zum Team kommen soll, aber genaueres wusste er auch nicht“ Hartmut? Woher weiß er das wieder? So ein altes Waschweib, der steht Susanne und Jenny in nichts nach.
    „Nicht wahr Susanne?“ sag bitte nein. Mist! Sie nickt „Scheiße!“ mein heutiges Lieblingswort mit dem ich wohl meinen ganzen Tag umschreiben kann.
    Zwei Frauen beim SEK, dass wird ja immer schlimmer.


    Zurück im Büro schließe ich die Türe hinter mir und setze mich zurück an meinen Platz. Auch ein Alex Brandt lernt dazu, die Chefin hat Ihre Ohren überall, als ich den verzweifelten Gesichtsausdruck von Semir sehe, der hemmungslos seine Finger auf die Tastatur haut.
    „Was machst du denn? Du musst die Buchstaben auf deiner Tastatur nicht einmeißeln, nur drücken!“ wie das aussieht, ich kann gar nicht hingucken.
    „Sehr lustig Alex! Wirklich! Sehr lustig! Dank deiner frauenfreundlichen Aussage ist die Chefin heute sicher nicht gut auf uns zu sprechen. Ich versuche hier nur unseren Arsch zu retten mein Lieber, indem ich Ihr schonend über den Bericht vom Einsatz gestern beibringe, warum der Spiegel an meinem Auto kaputt ist. Ich kann ja wohl schlecht schreiben, dass der ganze Wagen auf dem Spiegel drauf lag, nicht?“ wenn ich bis zu diesem Moment gedacht habe, seine Verzweiflung könnte größer nicht werden, so überzeugt er mich gerade vom Gegenteil.
    „Na dann setz ich deiner Verzweiflung noch einen drauf. Susanne hat mit Hartmut telefoniert, er hat gehört, dass noch eine weitere Frau ins SEK-Team kommen soll!“ jetzt ist er sprachlos. Ich habe es gewusst, verschränke meine Arme hinter meinem Kopf und lehne mich zurück.
    „Wiiiie bitte?“ Hörfehler Semir? Sehfehler auch nicht ausgeschlossen, da er die Augen soweit aufreißt.
    „Wenn ich es Dir doch sage!“ ja glaubt er mir nicht oder was?
    „Na da können wir uns auf was gefasst machen! Das kann heiter werden Ale…!“ „GERKHAN! Sofort in mein Büro und gebe Ihnen genau 15 Meter Gedenkzeit sich eine Erklärung einfallen zu lassen, warum Sie einen neuen Dienstwagen geordert haben!“ jetzt kommt es knüppeldick für meinen Partner. Die Chefin macht Ihn noch kleiner als er eh schon ist, zum Schluss kann er unter dem Teppich Fallschirmspringen.
    „Und jetzt?“ der hat Schiss!
    „Sag du bist einer dreifarbigen Glückskatze ausgewichen. Frauen reagieren sehr sentimental auf solche Storys, deshalb kamst du dann ins Schleudern und aus die Maus!“ meinem dämlichen Grinsen im Gesicht traue ich gerade selber nicht über den Weg.
    „Und das aus dem Mund eines Dauersingles. Die Story kauft mir die Krüger nie im Leben ab mein Lieber, nachdem du schon sämtlichen schwarzen Katzen aus Köln ausgewichen bist!“ stimmt! Semir steht mit hängenden Schulter auf und zieht somit ins Kriegsgebiet. In mir macht sich aufrichtiges Mitleid breit. Den Anschiss hat er nicht verdient. Kaputtes Auto sollte zwar nicht passieren, kann aber.


    Gerade mal fünf Minuten und stelle für mich fest, dass es ein ungleiches Verhältnis im Büro der Chefin ist.
    Wortfetzen dringen an mein Ohr, meine zarte Seele verbietet mit, genauer über die Worte nachzudenken. Zu Wort kommt Semir offensichtlich nicht, die Chefin hat das Kommando übernommen und sehe meinen kleinen Partner zusammengekauert im Stuhl vor dem Schreibtisch der Krüger.
    „Alex? Einsatz! Flüchtige Täter nach einem Tankstellenüberfall in einem blauen Opel. Die Täter fahren Richtung Autobahnauffahrt. Die Kollegen geben Euch noch genauere Informationen!“ na dann geh ich den Türken retten, schnappe mir meine Autoschlüssel, springe auf und laufe aus dem Büro.
    „Semir? Einsatz!“ bewusst lauter gerufen als er auch schon Sekunden später mit einem“ tut mir wirklich leid Chefin…sehr bedauerlich, die Arbeit ruft!“ aus der Hölle flüchtet und gemeinsam mit mir Richtung Parkplatz rennt…

  • Caro`s Sicht


    Mit einem leisen `klick` startet mein Radiowecker und Sekunden später lautstark `Oh Happy Day` ertönt.
    Die ersten Sonnenstrahlen fallen durch den kleinen Schlitz zwischen den Vorhängen auf mein Bett und strecke mich. Ab heute bin ich wieder ich, ab heute bin ich wieder komplett, denn es ist der Tag, an dem Tammy kommt. Gott ich vermisse Sie, Sie und Ihre große Klappe, spring aus dem Bett und gehe leise ins Badezimmer.
    Sieben Stunden Schlaf stehen mir gut und offensichtlich auch in soweit ausreichend sind, dass ich keine Panzerschicht an Make-Up benötige um auch nur ansatzweise Tageslichttauglich zu sein. Zurück im Schlafzimmer ziehe ich meine schwarze Einsatzhose an, dazu eine schwarze Bluse.


    Auf dem Weg zur Tür werfe ich schnell einen Blick durch die Wohnung, aber von Jenny ist weit und breit noch nichts zu sehen und gehe leise vor mich hin pfeifend zu meinem Auto, dass am Straßenrand geparkt ist.


    „Ey kann doch jetzt echt nicht sein oder?“ ich fahre hier sicherlich nicht noch weitere zehn Runden, bis ich einen Parkplatz bekomme. Der nette alte Mann, der vor seinem Auto steht hat mir bereits nach meiner dritten Runde freundlich zu gewunken. Wo sind wir hier denn? Es kann doch nun wirklich nicht der Ernst der Menschheit sein, dass Sie sich alle morgens um halb acht am Flughafen aufhalten. Haben die nichts Besseres zu tun?, halte an und mein Blick wieder auf dieses unscheinbare Schild vor mir fällt.
    `Wer nicht wagt, der nicht gewinnt Berger!` mein Unterbewusstsein bekommt schon einen Bleifuß und gibt Vollgas, das Ziel eindeutig vor Augen.
    „Scheiß drauf!“ gebe Gas und fahre die fünfzig Meter nach vorne ins absolute Halteverbot, stelle den Motor ab und lege meinen Dienstausweis sichtbar ins Fahrzeuginnere vor die Windschutzscheibe.
    Keiner wird es wagen mir hier Ärger zu machen.


    In der Ankunftshalle stelle ich fest, dass sich tatsächlich die ganze Menschheit hier versammelt hat. Ja haben die alle nichts Besseres zu tun als in den Urlaub zu fliegen?
    „BERGER!“ und da steht Sie schon vor mir, in Hot Pant, Top und schwarzen Flip Flops mit Glitzersteinchen.
    „Hübner!“ Sekunden später liegen wir uns in den Armen und kann diese Erleichterung nicht in Worte fassen, dass Sie wieder bei mir ist.
    „Gut siehst du aus Süße!“ interessiert mich gerade weniger.
    „Hast du mir diese Flip Flops auch mitgebracht?“ sag ja!
    „Logo!“ genau das was ich hören wollte, drücke Sie ein Stück von mir weg und mein Blick auf Ihre Haare fällt.
    „Unter den Rasenmäher gekommen?“ Tammy Hübner mit kurzen braunen Haaren zu einem Bob geschnitten, aber steht Ihr.
    „Sieht nicht gut aus?“ na aber Hallo.
    „Doch! Gefällt mir!“ steht Ihr, gehen gemeinsam Richtung Förderbänder und warten auf Ihre Koffer.


    „Wie viele Schuhe hast du mitgenommen?“ vier Koffer, vier! Unfassbar. Ich kam hier gerade mal mit drei an.
    „Alle!“ ein Wort das somit auch alles erklärt, gehen gemeinsam mit den Koffern bewaffnet durch dir Drehtür nach draußen und da steht er schon, mein schnittiger BMW.
    „Unser Dienstwagen?“ Tammy bleibt kurz stehen und wirft einen fragenden Blick auf mich.
    „Ja! Gefällt er Dir?“ sehe schmunzelnd zu Ihr und öffne mit der Fernbedienung den Kofferraum.
    „Schick! Wirklich! Gehört der Strafzettel zur Grundausstattung?“ bitte? Ein Blick reicht.
    „Scheiße!“ das erste mal in meinem Leben verstoße ich absichtlich gegen die Verkehrsordnung und werde gnadenlos bestraft. Die Welt ist nicht gerecht, verstaue die Koffer, nehme diesen Scheiß Strafzettel unter dem Scheibenwischer hervor und steige gemeinsam mit Tammy ein.
    „Wohin fahren wir?“ schnalle mich an und sehe zu Tammy.
    „Einsatzzentrale! In zwei Minuten ist Dienstbeginn für Dich meine Liebe! Die Klamotten sind hinter deinem Stuhl!“ zieh Sie auch bitte an. Wenn jetzt ein Einsatz reinkommt wäre es verheerend. Mit Hot Pant und Top, dazu schwarze Flip Flops mit Glitzersteinchen…unsere beiden männlichen Teampartner wären entzückt.
    „Was hast du gegen meinen Kleidungsstil?“ ich hab es gewusst.
    „Nichts! Ja willst du so gegen das Böse kämpfen?“ lasse meinen Blick kurz lachend über Ihren Körper wandern und fahre los.
    „Ja wenn wir kämpfen Berger, dann bitte auch mit Stil!“ das kann nur Sie sagen, schüttle lachend den Kopf, als Tammy auch schon die Augen verdreht, hinter Ihrem Sitz die Tasche hervorzieht und beginnt, sich auf dem Beifahrersitz umzuziehen, während ich den alten Mann mit Sonntagshut vom Parkplatz zum elften mal freundlich Grüße und an Ihm vorbeifahre, als auch er wie zehn Runden zuvor freundlich winkt.


    In absoluter Frauenmanier fasst Tammy während der Fahrt ohne Punkt und Komma zusammen, was ich die vergangenen fast drei Wochen in den USA verpasst habe, als das Funkgerät anspringt.
    „Einsatzleitstellte SEK an Delta 1, 2, 3 und 4! Überfall auf eine Tankstelle Stadtmitte. Täter flüchtig in einem blauen Opel bei Autobahnauffahrt Köln-Ost. Einsatzleitstelle Autobahn bittet um Unterstützung!“ vorbei mit der Ruhe, spüre dieses aufsteigende Adrenalin das meinen Körper in Besitz nimmt und drücke am Lenkrad den Knopf für die Funkfreisprechanlage.
    „Einsatzleitung SEK verstanden! Delta 2, 3 und 4 Sichtkontakt herstellen. Keine Schussfreigab. Wir stoßen in ca. 4 Minuten zu Euch. Fluchtwagen wird dann geblockt und ausgebremst!“ Tammy schaltet das Blaulicht ein, während von Delta 2, 3 und 4 die kurze Rückmeldung „Verstanden“ kommt.
    „Kaum bin ich da, gehts zu wie im Taubenschlag!“ schlage den Weg ein zu einer darauf folgenden Auffahrt auf die Autobahn und beschleunige. Wenn Sie wüsste. Hier sind es gerade mal die Hälfte an Einsätzen und nichts im Vergleich zu denen, die wir in den USA hatten. Aber die Zeit, in der Ruhe herrscht, werden wir sicherlich eine sinnvolle Beschäftigung finden und denke ungeniert an unsere beiden männlichen Partner, die zusammen mit uns Delta 1 bilden. Sie wurden als Opfer geboren!
    „Solange uns keiner auf den Kopf scheißt ist mir das egal!“ verkneife mir ein Lachen und greife unter meinen Fahrersitz nach der Schusssicheren Weste, als Tammy wie selbstverständlich ans Lenkrad greift und ich mir diese über den Kopf ziehe.
    „Haben wir Waffen oder reden wir unsere Gegner tot?“ die hat doch echt einen an der Klatsche.
    „Nimm die Waffe! Ich befürchte fast, dass Männer in den letzten Jahren eine Art von Resistenz gegen Frauengequatsche aufgebaut haben!“ sicher ist sicher und deute mit einer kleinen Kopfbewegung Richtung Handschuhfach.


    Kurze Zeit später treffe wir am Zielort ein, sehe über das befestigte Tablet an der Mittelkonsole, das Delta 2, 3 und 4 etwa drei Kilometer noch entfernt sind und fahre die Autobahnauffahrt entgegengesetzt rein und bleibe auf dem Standstreifen zwischen Ab und Auffahrt mit laufendem Motor stehen.
    Tammy reicht mir wortlos meine schwarze Sturmmaske, ziehe Sie über meinen Kopf und betätige wieder den Knopf am Lenkrad für die Funkfreisprechanlage.
    „Einsatzleitung am Zielort eingetroffen! Ihr kommt genau auf uns zu, noch etwa zwei Kilometer. Bitte Lagebericht durchgeben!“ und werfe immer wieder einen Blick in den Rückspiegel.
    „Delta 2 an Einsatzleitung! Cobra 11 hat Position 1 hinter Fluchtwagen, Delta2 dahinter, gefolgt von Delta 3 und 4“ na super. Wer ist Cobra 11? Mogli vom Dschungelbuch?
    „Verstanden!“ und sehe kurz zu Tammy, die mir einen fragenden Blick zuwirft.
    Ja ich kenn die auch nicht!
    „Keine Ahnung wer das sein soll!“ wir werden es sehen und drücke wieder den Knopf am Lenkrad.
    „Einsatzleitung SEK an Cobra 11! Fahrzeug wird von uns geblockt. Lassen Sie sich zurückfallen und bremsen den hinteren Verkehr ab!“ jetzt bin ich gespannt.
    „Cobra 11 hat verstanden!“ oh…schöne Stimme!
    „Der hat aber eine schöne Stimme!“ erklingt die freudige Stimme von Tammy!
    „Die hatte Roy Black auch!“ und trotzdem war er nicht mein Typ.
    „Meine Mutter fand den geil!“ ich freue mich riesig für Ihre Mutter und in dieser Sekunde beim Blick in den Rückspiegel einen blauen Opel kommen sehe, gefolgt von einem silbernen Mercedes und den SEK-Einsatzfahrzeugen und drücke den Knopf zur Freisprechanlage.
    „Einsatzleitung SEK an alle! Blocken einleiten. Cobra 11 zurückfallen lassen!“ lasse die letzten Zivilfahrzeuge passieren bevor ich beschleunige und auf die Überholspur wechsle um den Fluchtwagen von vorne auszubremsen, während sich unsere anderen Einsatzfahrzeuge seitlich und hinter dem Fahrzeug positionieren.
    Sekunden Später folgt ein „WOOOOW“ von Tammy, sehe im Rückspiegel wie der Fluchtwagen in die Mittelleitplanke einschlägt und es nur ein Wort gibt „ZUGRIFF!“, mache eine Vollbremsung und springe mit Tammy aus dem Auto.


    Delta 2 und 3 stellen blitzschnell die Insassen, die sich auch gleich auf dem Boden befinden und fixiert werden.
    „Gut! Das war`s!“ wir hatten nichts zu tun! Meine Trainingseinheiten haben sich wohl gelohnt, stecke meine Waffe wieder ins Halfter und sehe zu Tammy neben mir „Informierst du RTW, Feuerwehr und Abschleppdienst? Da läuft Benzin und Öl aus! Und sag bei der Autobahnpolizei Bescheid, die sollen eine Vollsperre einrichten. Keiner betritt die Sperrzone!“ wie nicht anders zu erwarten nickt mir Tammy kurz zu und verschwindet, drehe mich um und gehe zurück zum Auto.


    Es dauert nicht lange, als RTW und Feuerwehr eintreffen, auch die Vollsperrung wurde vollzogen und sitze auf dem Beifahrersitz, auf dem Schoss ein Klemmbrett und fülle die ersten Formulare aus.
    „Sind SIE Frau Berger?“ erschrocken hebe ich meinen Blick und sehe…wie hieß er noch? „Sie sind doch Frau Berger oder? Ich meine, also…ähm…verstehen Sie mich bitte nicht falsch, also…!“ und folge seinen Blick der doch tatsächlich an meinen Brüsten hängen bleibt, während ich wie von selbst die Augen verdrehe und meine Sturmmaske abnehme, als mich sein entsetzter Blick trifft „DU?“ jaaaa, ich! Da kuckt er.
    „Hallo ähm…Semir?“ Semir oder? Ich könnte mich aber jetzt auch blamieren bis auf die Knochen. Mein Gedächtnis in Bezug auf Namen ist nicht sonderlich ausgeprägt und wurde wohl allgemein nur mit `Hey du` gefüttert.
    „DU bist Carolin Berger?“ kann auch nichts dafür Semir!
    „Jep!“ und kann mir beim besten Willen ein schmunzeln nicht verkneifen, als ich meinen Blick über seinen Körper wandern lassen. GEHT GAR NICHT und ist notiert.
    „Also das ist ja hier echt ein Ding, das habe ich…!“ Semir stoppt unterm Satz und wirft einen Blick neben mich, Folge dem Blick und sehe einen mir nicht bekannten Mann in Anzug.
    „Frau Berger! Freut mich Sie kennen zu lernen, einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich Ihnen!“ aha.
    „Und Sie sind wer?“ ziehe meine Augenbraun nach oben und mustere Ihn.
    „Oberstaatsanwalt Sander! Ihnen liegt sicher auch viel an einer guten Zusammenar…!“ es reicht und hebe meine Hand!
    „Herr Oberstaatsanwalt Sander! Sie befinden sich hier an MEINEM Einsatzort, der von mir als Einsatzleiterin noch nicht freigegeben wurde. Ihre Position ist für mich diesbezüglich aufgrund dieser Tatsache völlig uninteressant und somit befehle ich Ihnen sich unverzüglich hinter die Sperrzone zu begeben!“ und zwar zackig.
    Sein starr an mich gerichteter Blick verfliegt, Sekunden später folgt ein Lächeln, das an Bösartigkeit wohl nicht zu übertreffen ist, als er einen Schritt auf mich zugeht, fast einen Schritt zu viel für meinen Geschmack.
    „Angst das wer in die Luft fliegt Frau Berger?“ alleine diese Worte reichen, eine Übelkeit in mir hochsteigt und Gänsehaut sich auf meiner Haut ausbreitet, als er sich abwendet und mit einem letzten dreckigen Grinsen im Gesicht Richtung Sperrzone schreitet.
    „Was war das denn bitte?“ Semir sieht fassungslos zu mir und atme tief durch.
    „Hat wohl einer zu warm geduscht!“ mein neu ernannter Staatsfeind Nummer eins.
    Er weiß nicht mit wem er sich anlegt. Er kennt mich nicht, ich mich hingegen schon.
    Tammy taucht neben mir auf und wirft mir einen fragenden Blick zu, deute Ihr mit meinen Lippen ein „Später“ an und mach Sie mit Semir bekannt.


    „Semir gibst du mir kurz Dienstausweis und Waffe?“ als er mir schon beides aushändigt, alle nötigen Daten erfasse und aus dem Augenwinkel mitbekommen, wie sich Tammy den übrigen Kollegen vorstellt.
    „Du und Tammy Hübner arbeitet schon länger zusammen?“ oh jetzt wird’s zu privat Semir.
    „Ja!“ muss reichen „Mit Dank zurück!“ und reiche Ihm seinen Dienstausweis und Waffe wieder.
    „Sag mal wo bleibst du denn? Ich warte schon seit 5 Minuten am Wagen auf dich! Hast du die Lady schon gefunden oder pudert Sie sich grad das Näschen?“ Staatsfeind Nummer zwei…Herzlich Willkommen in meiner Welt, hebe meinen vernichtenden Blick und strahlend blaue Augen mich fixieren.
    Ach.du.Scheiße! Sag was Berger…sag was! Hundescheiße!
    „Tag!“ Gott was sag ich da!
    „Tag auch!“ na er hat offensichtlich genau das gleiche ausgeprägte Sprachzentrum wie ich derzeit zur Verfügung.
    „Caro? Darf ich Dir meinen Partner Alex Brandt vorstellen?“ darfst du Semir „Alex, das ist Carolin Berger, die neue Einsatzleiterin des SEKs und gleichzeitig auch neue Mitbewohnerin von Jenny!“ oh jetzt kuckt er aber der Herr Brandt.
    „Aha! Ja..ähm…Alex!“ oh, Herr Brandt bietet mir das du an.
    „Caro Berger! Würdest du mir bitte deinen Dienstausweis und Waffe reichen?“ strecke meine flache Hand aus und wende den Blick ab. Diese Augen müssten verboten werden. Mein Unterbewusstsein trägt schon eine rosarote Brille. Der sieht echt gut aus.
    Als ich seine Dienstausweisnummer notiert habe fällt mein Blick auf den Waffengriff. Rache für `gepudertes Näschen` wird folgen Herr Brandt, reiche Ihm beides ohne aufzusehen mit einem „Mit Dank zurück“ und spüre jedoch den Blick, den er auf mich gerichtet hat.


    Der Kommandant der Feuerwehr teilt mir mit, dass der ausgelaufene Treibstoff sowie das Öl auf dem Asphalt gebunden und beseitigt wurde. Somit gebe ich den Einsatzort per Funk frei und informiere die Kollegen an der Sperrzone, dass Oberstaatsanwalt Sander nun kommen kann. Mit einem Pfiff auf zwei Finger habe ich dann auch gleich die Aufmerksamkeit meines Teams.
    „Abfahrt! Treffpunkt in 20 Minuten in der Einsatzzentrale! Semir? Gibst du deinem Vorgesetzen Bescheid, dass er den Bericht per Mail von mir erhält?“ schmeiße mein Klemmbrett auf die Rücksitzbank und steige mit einem Bein ein.
    „Chefin! Wir haben eine Chefin!“ nee oder? Echt?
    „Dann eben Chefin!“ hebe meine Hand zum Abschied und steige ein, als Tammy auf den Beifahrersitz springt und die Tür zuschlägt.
    „Also Autobahnpolizei wäre ja auch was für mich!“ wie bitte?
    „Hast du seine Augen gesehen?“ werfe Ihr einen verschmitzten Blick zu und Sie genau weiß, was ich meine.
    „Ohhh ja!“ und fröhlich vor sich hinkichert, starte den Motor und fahre los.
    „Sag mal was war das mit diesem Oberstaatsanwalt?“ ja frag mich was leichteres.
    „Keine Ahnung was das sollte! Für mich war es eine Drohung!“ flüstere ich leise vor mich hin.
    „Glaubst du der weiß irgendwas von damals?“ was soll er wissen?
    „Nein, woher auch. Keiner kennt den Zusammenhang!“ was wollte Sander mir damit sagen? Wollte er mir überhaupt etwas damit sagen? Gott ich muss endlich aufhören damit und die Vergangenheit ruhen lassen.
    „Warst du schon bei Ihm?“ die Worte von Tammy dringen an mein Ohr, spüre diese Leere, die Ohnmacht die mir die Luft zum Atmen nimmt und mein Herz zu Stein erstarrt.
    „Nein!“ aber sehe die Bilder vor meinen Augen, die ich seit über zwei Jahren versuche zu verdrängen…

  • Alex`s Sicht


    „Krass!“ ist das einzige Wort, das mein Sprachzentrum derzeit zur Verfügung hat. Alter Schwede, das hat die Welt noch nicht gesehen und sehe den schwarzen BMW auf den Weg zu meinem Dienstwagen hinterher, als ich Semir`s Hand auf meiner Schulter spüre.
    „Was? Das Auto oder der Inhalt?“ da fragt er ernsthaft?
    „Ey hallo? Hast du das gesehen? Ich glaub es nicht, die beiden…die sind ja fast noch Kinder!“ Frauen an die Macht, ich habe absolut kein Verständnis mehr dafür und mein gesamtes Weltbild verschiebt sich hier gerade.
    Erwartet habe ich alles, als uns die Krüger informiert hat, dass es zwei Frauen an der Spitze des SEKs gibt, aber doch nicht sowas! Meine Vorstellungen wurden mit einem Blick zerstört, vor mir stand keine alte Schreckschraube mit Stöckelschuhen, Goldschmuck und Frisur aus den 70ern sondern eine echt hübsche zierliche Blondine mit wunderschönen blaugrünen Augen.
    Was mir hier jedoch den Rest gibt ist die Tatsache, dass die beiden weiblichen Gattungen hier nicht den Einsatz mit Abstand koordinieren, sondern mittendrin statt nur dabei sind, schüttle fassungslos meinen Kopf und steige in mein Auto ein.


    „Entspann Dich Partner.“ Ich bin total entspannt, sehe kurz zu Semir, der sich auf dem Beifahrersitz anschnallt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die Beine ausstreckt „Caro hat zwei schlagende Argumente die eindeutig Beweisen das Sie KEIN Kind mehr ist!“ grinst dämlich vor sich hin, schüttle lachend den Kopf und fahre Richtung PAST.
    „Du hast auf Ihre Titten geschaut? Du kleiner versauter Türke!“ war ja klar.
    „Ich bin auch nur ein Mann Alex! Ich bin auch nur ein Mann!“ und lacht tatsächlich noch dämlicher als Sekunden zuvor.


    Als ob mir das entgangen ist, natürlich hab ich das auch gesehen, dass Sie die oberen Knöpfe Ihrer schwarzen Bluse nicht geschlossen hatte. Außerdem hatte Sie einen BH an, an dem eine feine silberne Kette als Neckholder befestigt war, aber das werde ich Ihm sicher nicht auf die Nase binden. Ich glaube auch gesehen zu haben, dass er schwarz war und strecke Semir in meinen Gedanken die Zunge raus.
    Ja, Sie ist auf jeden Fall heiß und keine Frau, die man von der Bettkante stoßen würde, sondern….
    “Sie hat Sander hinter die Sperrzone verfrachtet!“ reißt mich Semir aus meinen Gedanken.
    „Sie hat was?“ nicht wirklich oder? Hab ich gar nicht mitbekommen und sehe kurz fragend zu Ihm.
    „Wenn ich es Dir doch sage! Das war wirklich seltsam. Er kam auf Sie zu und sagte was von `jemand in die Luft fliegt` und ob Sie Angst hat. Als ob er Ihr damit drohen wollte!“ ich glaub es nicht.
    „Aber warum sollte Sander Ihr drohen?“ welchen Grund sollte er haben? Wobei Sander wohl keinen Grund braucht, wenn er jemand am Kieker hat, dann auch gerne mal ohne Grund.
    Auch mir gegenüber hat er vor zwei Wochen, als er sich bei uns in der PAST vorgestellt hat schon angedroht, mich zurück in den Knast zu bringen, wenn ich auch nur einen falschen Handgriff mache. Aber ich habe eben eine Vorgeschichte, auch wenn ich freigesprochen wurde, bleibt immer etwas haften.
    „Ich weiß es nicht Alex, aber ich hab kein gutes Gefühl“ höre ich die besorgte Stimme von Semir.


    Gerade auf den Weg durchs Großraumbüro sehe ich Jenny in der Küche stehen.
    Semir hat erwähnt, dass Caro bei Jenny wohnt? Ich will ja wirklich nicht neugierig sein!
    „Komm gleich!“ werfe Semir neben mir schnell einen Blick zu und schlage den Weg in die Küche ein, wo Jenny sich augenblicklich ertappt umdreht und sich mit einem vorsichtigen Lächeln an die Küchenzeile anlehnt.
    „Ist noch Kaffee da?“ ich frag Sie jetzt einfach ein wenig aus, ist ja nichts dabei, oder?
    „Sorry nochmal, aber Caro wollte nicht, dass im Vorfeld schon ausgeplaudert wird, dass Sie die neue SEK-Einsatzleiterin ist!“ aha.
    „Kein Thema, jetzt kennen wir Sie ja! Woher kennst du Caro eigentlich?“ Sie und Tammy Hübner. Mein Weltbild ist sowas von verschoben.
    „Wir waren zwei Jahre zusammen auf der Polizeischule und haben uns ein Zimmer geteilt. Sie ging dann zum SEK nach München und ich bin in Köln geblieben. Der Kontakt ist aber nie abgerissen…also zumindest bis vor fast drei Jahren!“ und richtet Ihren Blick nachdenklich auf den Boden.
    „Was war damals?“ die Chefin hatte auch keine Ahnung, warum Sie damals die Leitung in München aufgab und in die USA gegangen ist, aber vielleicht hat ja Jenny antworten?
    „Keine Ahnung! Sie hat die Jahre nach der Polizeischule weitere Ausbildungen gemacht. Ihr Traum war es, Einsatzleiterin zu werden. Als Sie dann das Team in München als Einsatzleiterin führte, war Sie total aus dem Häuschen, es war Ihr Traum. Eines Tages hatte ich einen Anruf auf dem Anrufbeantworter, nur kurz und knapp, dass Sie in die USA geht und sich meldet. Ich habe in der Zeit nie was von Ihr gehört, Sie war auch nicht erreichbar. Gemeldet hat Sie sich dann vor fast vier Wochen erst, dass Sie nach Köln zurückkommt!“ unglaublich! Irgend etwas muss also damals vorgefallen sein. Man lässt doch nicht von heute auf morgen alles liegen und stehen und taucht ab!
    „GERKHAN! BRANDT! In mein Büro! SOFORT!“ Chefin! Ich hab nix gemacht!
    „Habt Ihr was angestellt?“ Jenny grinst mich verschmitzt an und kann nur mit den Schultern zucken.
    „Wir waren die reinsten Engel!“ drehe mich um und schreite in Richtung Büro der Chefin.


    Mit einem siegessicheren Lächeln im Gesicht betrete ich das Büro der Chefin, gefolgt von Semir und positionieren uns vor Ihrem Schreibtisch. Die Chefin lächelt auch selig vor sich hin, so schlimm kann es also nicht sein.
    „Meine Herren! Ich habe vorhin den Bericht von Frau Berger erhalten. Doch bevor ich dazu komme, möchte ich erst Ihre Einschätzung zu diesem Einsatz haben!“ na den kann Sie haben.
    „Chefin! Was soll ich dazu sagen! Es war ein hervorragender Einsatz und perfektes Zusammenspiel zwischen uns und dem SEK und natürlich haben wir unser Bestes gegeben und von unserer allerbesten Seite gezeigt und sind der festen Überzeugung , dass auch Caro…im meine…Frau Berger nur lobende Worte im Bericht hinterlassen hat!“ Semir…deine Worte sind erste Sahne!
    „Brandt? Haben Sie auch noch was zu sagen?“ ich?
    „Nein!“ Semir hat mir aus der Seele gesprochen.
    Langsam tritt die Chefin von Ihrem Schreibtisch hervor und greift nach einem kleinen unscheinbaren Päckchen.
    „Gut! Ich kann Ihnen ebenfalls versichern, dass Frau Berger Sie sehr positiv in Ihrem Bericht erwähnt hat. Bis vor fünf Minuten war ich dahingehend auch wirklich stolz auf Sie, bis ich gerade eben dieses Päckchen von Frau Berger erhalten habe!“ Geschenke! Es ist wie Weihnachten!
    Semir sieht unsicher zu mir und zucke nur mit den Schultern. Keine Ahnung Semir!
    „Brandt?“ und meine volle Aufmerksamkeit gehört ganz alleine der Chefin „ich habe hier ein kleines Geschenk das ich Ihnen von Frau Berger überreichen soll, mit dem Hinweis, dass es Ihrerseits nicht tragbar ist, wenn der Griff einer Waffe als Haushaltsgerät zur Öffnung von Bierflaschen zweckentfremdet wird!“ und reicht mir einen kleinen unscheinbaren silbernen Flaschenöffner. Ich werd bekloppt. So eine kleine Hexe!
    „Gerkhan?“ oh was kommt jetzt? Sag mal, wo kuckt die Chefin hin? So ein kleines Ferkel und folge Ihren Blick zu Semir`s Schritt.
    „Ich habe bereits einen Flaschenöffner!“ Gott Semir!
    „Gerkhan!“ der Name bewusst strenger gesprochen und nun auch Semir den Blick der Chefin folgt, während ich mich hier gerade Frage, wie dämlich man sein kann um nicht zu merken, dass der Hosenstall die ganze Zeit offen ist.
    „Oh…ähm…oh oh oh…also…sowas!“ Semir zieht und zieht…vergebens, als die Chefin Ihm sein Präsent überreicht, einen neuen Reißverschluss!
    „Und jetzt raus hier! BEIDE!“ ich für meinen Teil überlege nicht lange und schreite Richtung Türe.



    Zurück in unserem Büro betrachten Semir und ich immer noch fassungslos unsere Geschenke.
    Diese kleine Hexe. Das hätte ich Ihr nicht zugetraut.
    „Das hab ich nur Dir zu verdanken du versauter kleiner Türke“ und begutachte den Flaschenöffner in meiner Hand.
    „Nein mein Lieber! So nicht! Sooooo nicht! Ich hab Ihr vielleicht auf die Titten geschaut aber du hast Sie ja gleich mit deinem Blick ausgezogen. Glaubst du ich hab das nicht gesehen!“ ja bin ich jetzt Schuld oder was?
    „So ein Quatsch! Ich hab mich nur höflich vorgestellt, mehr nicht!“ und sage dazu auch nicht mehr.
    Ja und? Sie sieht echt heiß aus, aber macht mir nicht den Anschein, als ob Sie eine Frau für eine Nacht ist. Dafür ist Sie wohl Profi genug.
    Und das, was Frauen erwarten, bin ich nicht bereit zu geben. Sie sprechen immer von Vertrauen und Treue, aber wenn es hart auf hart kommt, sind Sie weg. Auch wenn es nicht schön ist, dass keiner auf einen zu Hause wartet, so ist das Gefühl der Einsamkeit weniger schmerzhaft als verletzt, verraten und verlassen zu werden.
    „Nun gib`s schon zu! Du stehst auf Sie?“ hallo?
    „Quatsch!“ und die Diskussion ist hiermit auch beendet. Punkt.


    Den Nachmittag verbringen Semir und ich in unserem Büro um die liegengebliebenen Akten abzuarbeiten. Jenny kam vor einer Stunde zu uns und hat Semir und mich für heute Abend zu Ihrer Grillparty eingeladen.
    Das kommt mir mehr als gelegen, denn ich habe einige Fragen an die kleine, hübsche, blonde, freche Hexe……

  • Alex` s Sicht


    „Alex nun komm endlich! Ich will ja nicht sagen, dass ich hungrig bin oder so!“ aber genau danach hört es sich an Semir, schließe meine Gürtelschnalle und fahre mir durch die noch feuchten Haare, schließe meine Containertüre und steige zu Semir in den Wagen.
    „Ich dachte du wolltest etwas auf deine Linie achten!“ schaue schmunzelnd zu Semir, der wie auf Kommando den Bauch einzieht und losfährt in Richtung Jenny`s Wohnung zur Grillparty, während ich mich anschnalle.
    „Na die ein oder zwei Kilo zu viel auf den Rippen! So brisant ist die Sache auch nicht. Das ist sowieso eine reine Kopfsache mein Lieber! Man muss einfach nur wollen!“ aha!
    „Und du hast den Willen?“ sehe kurz zu Ihm und verkneife mir ein Lachen, denn ich sehe durchaus in seinen Mundwinkel eine zarte Spur von Krümel.
    „Ähm…!“ na? „na ja, also, die Grundeinstellung dazu ist durchaus vorhanden. Scheint aber irgendwie falsch programmiert worden zu sein, hat nämlich Systemabsturz sobald ich an einer Dönerbude vorbeifahre!“ jetzt muss er selber lachen und stimme fröhlich mit ein.
    „Wir könnten ja gemeinsam joggen gehen!“ zu zweit ist`s immer einfacher.
    „Machen wir! Du joggen, ich gehen!“ gut, Semir hat keine Lust, schüttle lachend meinen Kopf und werfe meinen Blick aus dem Seitenfenster.


    Alleine wenn ich daran zurückdenke, was wir heute Nachmittag erlebt haben, bin ich gespannt was uns jetzt dann auf der Grillparty erwartet.
    Auf Anweisung der Chefin haben wir heute früher Schluss gemacht und Kopien unserer Waffenscheine zur SEK-Einsatzzentrale gebracht. Dabei haben wir einen kleinen Abstecher ins Büro von Caro und Tammy vorgenommen.


    *Flashback*


    Gerade betreten Semir und ich das Gebäude der SEK-Einsatzzentrale. Im ersten Stock angekommen gleitet mein Blick über gläserne Büros, die den Blick nach innen freigeben, in denen jeweils 3-4 Kollegen Ihren Arbeitsplatz haben.
    „Hier!“ und Semir mit einer kleinen Kopfbewegung auf das Türschild deutet `Einsatzleitung SEK/Delta 1`. Semir klopft augenblicklich, hören ein männliches „Herein!“ und öffne die Türe.
    Ein geräumiges Büro erscheint vor meinen Augen, das auf den ersten Blick hier in zwei klare Fronten aufgeteilt ist. Auf der rechten Seite Richtung Fenster stehen zwei Schreibtische und auf der gegenüberliegenden Seite im Abstand von 3-4 Meter nochmals zwei, an denen zwei Männer mich gerade fragend ansehen.
    „Können wir Euch helfen?“ erklingt die Stimme einer der beiden Männer, als Semir mir in diesem Moment einen Rempler in die Seite gibt und total Fassungslos auf den Boden zu unseren Füßen sieht.
    Was bitte ist das denn? Die haben hier doch nicht die Fronten auch noch markiert oder? Auf dem Fußboden klebt quer durch das Büro ein etwa 10 cm breites Klebeband in rot, als die beiden Männer unseren Blick wohl erkannt haben und lauthals anfangen zu lachen.
    „Die beiden sind nicht lieb und nett! Zusammen sind die beiden Biester! Wir wehren uns nur und haben eine Sperrzone errichtet!“ nicht wahr oder? Langsam werfe ich meinen Blick zu Semir, gut, ist auch sprachlos.
    „Was passiert, wenn die Biester die Grenze überschreiten?“ fragt Semir lachend, als die beiden binnen Sekunden Pistolen hervorziehen in der einen Hand und durchsichtige Behälter mit Erbsen in der anderen Hand. Erbsenpistolen? Die haben doch echt einen an der Klatsche beim SEK!
    „Dann geht es Frieda und Brunhilde an den Kragen!“ und der Blick der beiden sich auf die Schreibtische der beiden Damen richtet, auf denen zwei Orchideen in einem zarten lila stehen und bereits zwei wohl abgeschossene Blüten auf dem Schreibtisch liegen.
    „Alex? Die haben Namen für die Blumen!“ ich habe es gehört Semir, werfe Ihm den selben entsetzten Blick zu und brauchen keine Worte, wir sind uns einig.
    „Also haben die Biester die Grenze heute überschritten?“ warum frage ich eigentlich wenn zwei Blüten abgeschossen wurden?
    „Heute Mittag! Sind beide lautlos auf dem Fußboden durch den Spalt der offenen Türe gerobbt als wir Berichte geschrieben haben, unter den Schreibtisch, haben die hintere Abdeckung der Schublade abgeschraubt und unsere Schokoriegel geklaut!“ oh.mein.Gott! Lauter Verrückte hier!
    „Na dann wünschen wir den zukünftigen Ehemännern schon mal viel Spaß, nicht wahr Alex?“ ich habe den Worten von Semir nichts mehr hinzuzufügen und nicke.
    „Können wir Euch beiden weiterhelfen? Ihr seid Kollegen von der Autobahn?“ sicher doch, sicher! Bei uns herrscht aber noch Zucht und Ordnung.
    „Jep! Wir haben nur kurz unsere Kopien der Waffenscheine vorbeigebracht!“ und Semir nach seinen Worten immer noch fassungslos den Kopf schüttelt.
    „Mein Name ist im übrigen Andy! Andy Wagner! Das ist der Kollege Oliver Groß!“ ich habe Mitleid mit den beiden, Ihr Alltag in einem Büro mit Caro und Tammy zusammen ist nicht beneidenswert.
    „Ich bin Semir und das ist mein Partner Alex!“ nicke zur Bestätigung und sehe auf die Uhr.
    „Gut! Wir fahren dann!“ die Damen des Hauses sind wohl ausgeflogen, bedauerlich.
    „Wir haben gehört Ihr seid heute Abend auch zur Grillparty eingeladen?“ kommt es prompt von Andy, der schmunzelnd zu uns sieht.
    „Jep! Sehen wir uns?“ sind wohl auch eingeladen, als beide nicken und Semir und ich uns mit einem „Na dann, bis später!“ verabschieden und nach dem Türgriff greife, als die Tür Semir und mir Sekunden später mit voller Wucht ins Gesicht klatscht und aus dem Augenwinkel Tammy sehe, die „EINSATZ!“ brüllt.


    Keine fünf Sekunden später stehen Semir und ich mit blutiger Nase alleine im Büro. Unsere schmerzverzerrten Blicke treffen sich und glaube nicht, was hier ab geht. Ey die sind hier echt alle verrückt.
    „Alex? Das sind keine Biester, das sind Hexen!“ wie wahr, wie wahr!
    „Schade das man die Hexenverbrennung abgeschafft hat!“ ey meine Nase blutet echt heftig. Aber als Gott die Gabe von Mitleid verteilte, waren die beiden Hexen wohl im Einsatz.


    *Flashback Ende*


    „Wo bist du nur mit deinen Gedanken Partner!“ Semir`s Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und sehe lachend zu Ihm, als ich im Augenwinkel feststelle, dass wir bereits vor Jenny`s Haus stehen.
    „Bei den Hexen!“ es ist die volle Wahrheit und Semir allem Anschein nach gerade Phantomschmerzen erleidet, als er sich zaghaft über seine Nase fährt.
    „Das sind auch Hexen Alex! Lass Dir das eine gesagt sein: Die machen uns nur Ärger! Wir sollten dringend Abstand nehmen, die tun uns einfach nicht gut!“ Semir endet mit seiner Predigt und steigt aus, während ich mich lachend abschnalle.
    Egal ob Hexen oder Biester. Caro ist eine hübsche Hexe.


    Mittlerweile ist die Grillparty auf der Terrasse von Jenny in vollem Gange.
    Semir und ich haben es uns zusammen mit Hartmut am Grill gemütlich gemacht und die Verantwortung hierfür auch übernommen, während Jenny und Susanne sich zur Aufgabe gemacht haben, den Marktumsatz von Käfer Hugo zu steigern. Susanne hat eindeutig einen zu viel im Tee und höre immer wieder Ihr lustig lallendes gekichere.
    Von Caro und Tammy fehlt jede Spur, ebenso von Andy und Oli.
    „Wo bleibt eigentlich der Rest der Kampftruppe?“ kommt es auch schon prompt von Semir und trinke einen Schluck von meinem Bier.
    „Keine Ahnung!“ Hartmut zuckt mit den Schultern und nimmt ebenfalls einen Schluck von seinem Bier, als Jenny`s Handy vibriert, Sie einen Blick drauf wirft und ins Innere verschwindet.
    „Wollte die Chefin nicht auch kommen?“ sehe nach meinen Worten kurz zu Semir, aber der nur mit den Schultern zuckt, als Jenny wieder an der Terrassentür erscheint und kreidebleich im Gesicht auf Ihr Handy in der Hand starrt.
    „Was ist jetzt los?“ gebe Semir einen kleinen Renner und deute mit einer Kopfbewegung zu Jenny.
    „Jenny? Alles gut?“ ruft Semir in Ihre Richtung, als Sie schon mit dem Kopf schüttelt.
    „Kann…kann mich jemand ins Krankenhaus fahren? Oli, der…der in Caro`s und Tammy`s Einheit ist hat mich gerade angerufen. Sie hatten einen Unfall!“ ach du Scheiße! Gänsehaut breitet sich über meinen Körper aus, ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, stelle mein Bier zur Seite, stehe auf und gehe zu Jenny.
    „Ich fahr dich!“ Scheiße, hab gar kein Auto! „Semir? Kann ich dein Auto haben?“ und Sekunden später ein „Ich komme mit“ höre.


    Vor dem Krankenhaus angekommen machen wir uns auf den Weg zur Notaufnahme, wo ich bereits nach wenigen Sekunden Oli und Caro auf grünen Plastikstühlen sitzend an der Wand entdecke.
    Gut! So schlimm kann es dann nicht sein, wenn beide im Flur sitzen und Erleichterung sich in mir breit macht. Augenscheinlich scheint Caro nicht viel zu fehlen. Auf den ersten Blick sehe ich an Ihrer linken Schläfe zwei Klammerpflaster. Ihr linker Knöchel ist mit einem blauen Verband getapet.
    Oli hatte wohl eine Schnittverletzung am Oberarm die geklammert wurde und etliche Schürfwunden.
    „Alles gut bei Euch?“ Semir ist der erste, der das Wort ergreift, während Jenny auf Caro zustürmt, vor Ihr in die Hocke geht und Ihr etwas zuflüstert.
    „Gab schon bessere Tage!“ völlig fertig lehnt Oli nach seinen Worten den Kopf in den Nacken und schließt kurz die Augen.
    „Was ist mit Tammy und Andy?“ werfe einen fragenden Blick zu Caro, die aber sofort Ihren Blick an die Decke richtet und tief durchatmet.
    „Werden noch behandelt!“ kommt es geschlagen von Oli.
    „Was ist denn genau passiert?“ genau das würde mich auch interessieren Semir!
    „Ich hab die Kontrolle über den Wagen verloren!“ Caro flüstert die Worte als ob Sie Ihren eigenen Worten keinen Glauben schenkt.
    „Bullshit Caro!“ kommt es prompt von Oli und funkelt Sie böse an!
    „Halt dein Maul Oli!“ zischt Caro augenblicklich in die Richtung von Oli, der daraufhin aufsteht und schweigend den Rückzug antritt.
    „So! Dann mal die Wahrheit bitte!“ Semir stemmt nach seinen Worten seine Hände in die Hüften und Jenny Caro einen flehenden Blick zuwirft.
    „Das ist die Wahrheit!“ Gott ist die eine schlechte Lügnerin! Unfassbar!
    „Du bist eine schlechte Lügnerin!“ ziehe meine Augenbraun nach oben und stemme genau wie Semir neben mir meine Hände in die Hüften.
    „Caro sag Alex und Semir was passiert ist! Du kannst den beiden alles anvertrauen! Sie wollen Euch doch nur helfen!“ Jenny versucht mit ruhiger Stimme auf Sie einzureden, werfe kurz einen Blick auf Semir und sind uns wohl einig, dass hier irgendetwas faul ist.
    „Ey lasst mich einfach in Ruhe ok? Ich hab Euch nicht angerufen! Das war Oli, also geht Ihm auf den Keks und nicht mir!“ stinkig steht Sie auf, als Tammy gerade um die Ecke gebogen kommt, wirft Ihr einen Blick zu und Sekunden später beide mit gesenkten Blick an uns vorbeigehen.
    Tammy lässt einige Meter später Ihre Wut an einem Mülleimer am Ende des Flur`s aus und tritt ihn um, als beide auch schon nach draußen verschwinden.


    Semir, Jenny und ich sehen Ihnen etwas ratlos hinterher und schüttle leicht mit dem Kopf. Stur wie Esel, als Oli und Andy neben uns auftauchen.
    „Könnt Ihr Caro und Tammy mit nach Hause nehmen? Wir werden von Kollegen abgeholt!“ Gott Andy sieht aber auch scheiße aus. Etliche Schürfwunden.
    „Was ist denn eigentlich passiert?“ Semir gibt nicht auf und sieht fragend zu Andy und Oli, die gleichzeitig mit den Schultern zucken.
    „Keine Ahnung! Echt nicht! Irgendwie…Sie hat die Kontrolle verloren und sind in der Leitplanke eingeschlagen… haben uns überschlagen! Wir saßen beide hinten, Caro ist gefahren, Tammy saß neben Ihr. Wir haben selber nichts mitbekommen!“ na super! Und die Hexen schweigen!


    Als wir nach draußen vor die Notaufnahme gehen, ist es bereits dunkel und sehen Caro und Tammy einige Meter von uns entfernt.
    „Süße das war.kein.Unfall!“ Tammy`s schneidende Stimme an Caro gerichtet sorgt wieder für Gänsehaut auf meinen Körper und frage mich, was hier bitte los ist.
    „Halt.die.Klappe!“ Caro hat uns wohl gerade gesehen, als Sie mit einer kleinen Kopfbewegung in unsere Richtung zeigt und Tammy augenblicklich verstummt.
    „Aus denen bringen wir heute eh nichts mehr raus! Lass uns fahren!“ kommt es von Semir neben mir.
    „Die sind für heute wohl mehr als bedient!“ die beiden Hexen sehen total fertig in Richtung von Semir`s Auto, als der Ihnen leicht zunickt und gemeinsam zum Auto gehen.


    Tausend Fragen schwirren mir im Kopf rum, aber genau auf diese werde ich mir morgen auch Antworten holen. Für den Moment bin ich einfach nur erleichtert, dass Caro, genau wie die anderen, mit einem blauen Auge davongekommen sind…

  • Caro`s Sicht


    Wir sind gerade mal zwei Stunden im Büro. Nur zwei verdammte Stunden, aber genau diese zwei Stunden waren verhängnisvoll und kosteten Brunhilde und Frieda bereits jeweils eine Knospe.
    Gerade in diesem Moment kann ich mein Handeln selber nicht mehr nachvollziehen. Warum habe ich Delta 1 für eine gesamte Woche für nicht einsatzfähig gemeldet?
    Der Grundgedanke wäre ja durchaus nachvollziehbar, schließlich sehen wir derzeit alle vier nicht gerade wie Sportskanonen aus. Aber ist es das Wert, den Tod von Brunhilde und Frieda in Kauf zu nehmen?


    Aus dem Augenwinkel beobachte ich Tammy gegenüber von mir am Schreibtisch sitzend und sehe bereits das nächste Unheil kommen, als Sie die Fernsteuerung Ihres Spielzeugautos, einem schnittigen schwarzen 3er BMW Cabrio, nach einem verstohlenen Blick zu unseren besseren Hälften im Büro aus der Schublade fischt.
    Keinesfalls möchte ich hier ein Spielverderber sein, lächle bereits jetzt schadenfroh in mich hinein und nicke Ihr unauffällig zu, bevor ich mich zurücklehne um das vorhersehbare aus einem guten Blickwinkel zu beobachten.
    Tammy fährt Ihren 3er BMW Cabrio per Fernsteuerung langsam zur hinteren Linie der Sperrzone.
    Genau in dem Moment, als Oli die Kaffeetasse zum Mund führen will, gibt Sie Vollgas und lässt das Auto von hinten in seine Fersen krachen.
    „SIEG!“ brüllen Tammy und ich gleichzeitig, als sich der Inhalt von Oli`s Tasse fein säuberlich auf seinem weißen Shirt verteilt und Andy sich vor Schreck mit dem Bürostuhl über seine eigenen Füße fährt. Da frage ich mich wirklich, wie dämlich man sein kann, sich selber zu verstümmeln und werfe mich lachend in meinem Stuhl hin und her.
    Es dauert keine fünf Sekunden und mir in diesem Moment das Lachen im Hals stecken bleibt, als mir zwei beige Erbsenkugeln am Schreibtisch entgegenrollen, gefolgt von den letzten zwei zarten Knospen von Brunhilde.
    Mein Blick richtet sich auf Brunhilde. Da steht Sie nun auf meinem Schreibtisch, ohne Knospen und die Blätter durchbohrt. Ich brauche genau ein einziges Wort, um meine Wut in Worte zu fassen.
    „MÖRDER!“ zische ich in die Richtung der männlichen Kreaturen, gefolgt von einem vernichtenden Blick meinerseits.


    Zwanzig Minuten später ist es vollbracht. Meine geliebte Brunhilde steht auf der Fensterbank, vereinzelt fallen Sonnenstrahlen auf Ihren geschundenen Körper. Vor Ihr flackern drei Teelichter, daneben Ihr selbst entworfener Grabstein aus lila Tonpapier mit der Inschrift `Blühe in Frieden`.


    Langsam lehne ich mich in meinem Schreibtischstuhl zurück, verschränke meine Hände über den Kopf und richte meinen Blick aus dem Fenster in die Ferne.
    Wieder und wieder wird mir mehr bewusst, wie knapp es gestern eigentlich war und danke dem lieben Gott dafür, dass wir alle mit einem blauen Auge davongekommen sind.
    Kurzzeitig verspürte ich gestern etwas, was ich geglaubt habe, nie wieder zu spüren, es war die pure Angst! Genau dieses Gefühl ist beängstigend, denn es darf in meiner Position nicht die Oberhand gewinnen.


    Ein klopfen an der Türe reißt mich aus meinen Gedanken, als Alex , gefolgt von Semir hereinkommt. Männer von heute haben es anscheinend nicht nötig zu warten, bis man Sie hereinbittet.
    Aber ich will hier ja nicht nachtragend sein, und mein Blick sich kurz auf Alex richtet, scanne Ihn kurz und richte meinen Blick dann zu Tammy. Gott im Himmel, er ist echt hübsch, sehr hübsch sogar.
    „Tag auch!“ ertönt augenblicklich der grimmige Ton von Semir und Tammy daraufhin einen Todesblick zuwirft, bei dessen Anblick Sie eigentlich sofort und unwiderruflich das zeitliche segnen sollte.
    „Hallo? Hab ich Dich hinter der Türe abgestellt oder hast du Dir diesen Platz selber ausgesucht?“ feuert Tammy schon augenblicklich los.
    „Hast du das gehört Alex? Hast du DAS gehört?“ zischt Semir nun in Alex`s Richtung.
    Amüsiert rücke ich meinen Stuhl ein wenig weg vom Tisch, lehne mich zurück und lege die Füße auf den Schreibtisch um die Show vor meinen Augen zu genießen, als sich Alex ebenfalls amüsiert zu mir an den Schreibtisch gesellt.
    „Na, alles klar?“ richtet er die Frage an mich, lehnt sich mit den Rücken zu den anderen an meinen Schreibtisch und vergräbt seine Hände in der Hosentasche.
    „ Na ja, wenn ich ehrlich bin, gab es schon bessere Tage!“ und deute mit einer Kopfbewegung an mein getaptes Bein, dann Richtung Fensterbank zu Brunhilde und schlussendlich zu Tammy und Semir, die nach wie vor in einer hitzigen Diskussion sind.
    Alex schenkt mir ein aufmunterndes lächeln das ich halbherzig erwidere. Ein Lachen aus vollem Herzen bringe ich aufgrund des sinnlosen Todes meiner geliebten Brunhilde leider nicht zustande.
    „Caro was war gestern genau los?“ Alex rückt nach seinen Worten ein Stück näher an meine Beine und sieht auffordernd zu mir. Eigentlich stellt er mir genau die gleiche Frage wie gestern, die ich Ihm gestern auch schon beantwortet habe, aber nun gut, dann bekommt er eben die selbe Antwort wieder.
    „Ich hab die Kontrolle über den Wagen verloren, sind dann in die Mittelleitplanke geknallt und haben uns anschließend mehrmals überschlagen. Wir sind raus aus dem Auto und dann kam der RTW. Das war es auch schon!“ gebe ich leise von mir und bin stolz auf meine Aussage, das genau das Maß beinhaltet, dass für außenstehende angemessen ist.
    Als ich meinen Blick jedoch wieder zu Alex werfe, erkenne ich schon alleine an seinem Gesichtsausdruck, dass er meinen Worten keinen glauben schenkt.
    „Tammy meinte, es war kein Unfall!“ und er einen skeptischen Blick auf mich wirft.
    „Was Tammy meint ist mir egal! Ich kann es doch am besten beurteilen, schließlich saß ich am Steuer!“ entgegne ich mit einer gewissen schärfe in der Stimme und bin echt langsam ein wenig genervt.
    Alex verschränkt die Arme vor der Brust, die bis eben noch in seinen Hosentaschen verstaut waren. „Du bist eine sehr schlechte Lügnerin Caro! Ihr hättet tot sein können, also was ist passiert?“ zischt er mit der gleichen Schärfe zurück und ein eiskalter Schauer über meinen Rücken läuft. Ich kann es nicht, ich kann es einfach nicht. Meine Probleme habe ich bisher immer alleine gelöst und mache das auch weiter so. Mein Puls rast und fühle mich plötzlich in die Enge getrieben, denn keine Sekunde wendet der den Blick von mir ab. Es ist zu viel, schiebe meinen Stuhl zurück und verlasse das Büro.

    Vor dem Gebäude setzte ich mich auf die Treppenstufen, lasse meinen Kopf auf meine verschränkten Hände im Schoss sinken und versuche, dass Chaos zu ordnen.
    Ich kann nicht sagen, wie lange ich hier sitze, als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre.
    „Hey! Alex sucht dich!“ flüstert mir Tammy zu während Sie Ihren Kopf auf meiner Schulter ablegt und weiter spricht „ Er will uns doch bloß helfen. Sag Ihm was gestern war, du kannst nicht alles mit Dir alleine ausmachen. Auf Dauer macht dich das kaputt und das weißt du auch!“ Warum klingen Tammy`s Worte immer so Vernünftig und doch ist es schwer Sie in die Tat umzusetzen. Sie streicht mir nochmals aufmunternd über den Rücken, steht auf und verschwindet wieder.


    Natürlich hat Sie Recht mit allem was Sie sagt. Es geht nicht nur um mich, es betrifft nach gestern die ganze Einheit. Sie vertrauen mir Tag täglich bei jedem Einsatz grenzenlos und es ist meine Aufgabe, jedes nicht einschätzbare Risiko zu beseitigen. Aber wie soll ich etwas erklären, wofür ich selber keine Erklärung finde? Es sind nichts als Mutmaßungen, Mutmaßungen die ich nicht mit Beweisen untermauern kann. Vielleicht sind es einfach auch zu viele Fragen, auf die ich nie eine Antwort bekommen habe, vielleicht auch nicht haben wollte, da der Schmerz zu tief sitzt.


    Ich öffne meine auf den Boden gerichteten Augen und sehe die Schuhe von Alex neben mir. Wie lange er wohl schon hier sitzt? Was soll ich jetzt sagen? Entschuldigen für mein Verhalten?
    „Ich weiß wie es ist, wenn man versucht, seine Probleme selber zu lösen, wenn man denkt, niemand kann einem helfen, keiner versteht einen. Aber es läuft nur darauf hinaus, dass man zum Schluss ganz alleine dazustehen?
    „Ich hab Tammy an meiner Seite!“ sage ich eben so leise zurück und richte meinen Blick in die Ferne. Und genauso ist es auch. Sie war es, die mich aufgefangen hat, als ich keinen Sinn mehr in meinem Leben gesehen habe. Sie war für mich da und wird es auch immer sein.
    „Bitte sprich mit mir Caro, es betrifft Euch alle! Tammy und die Jungs saßen gestern auch mit im Auto. Willst du dein Leben und das Leben von Tammy und deiner Einheit riskieren nur weil du nicht über deinen Schatten springen kannst?“ Seine Worte verfehlen Ihre Wirkung nicht, aber er wird mir nicht glauben.
    „Du willst wirklich wissen was passiert ist? Gut! Wir waren auf der Autobahn, der Funk teilte uns die Geiselnahme eines Kindes durch einen Sexualstraftäter in einer alten Fabrik mit. Ich fuhr an erster Stelle, die anderen Einheiten hinter mir. Das letzte mal als ich auf den Tacho schaute, fuhr ich 210 km/h. Es war wenig Verkehr, das Blaulicht hatte Tammy eingeschaltet und da es bereits dämmerte, war es für alle Verkehrsteilnehmer gut sichtbar. Tammy sprach mit Oli und Andy wie wir vorgehen könnten. Ich war auf der Überholspur und fuhr an einem LKW vorbei, 50 Meter vor dem Laster war ein weiterer PKW, weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen. Als ich ein paar Meter hinter diesem PKW heranfuhr, wechselte er schlagartig auf die Überholspur. Ich habe eine Vollbremsung gemacht und die Handbremse gezogen, so, wie wir es in den Fahrsicherheitstrainingseinheiten lernen und versucht, kontrolliert zu schleudern, aber wir waren zu nahe an der Leitplanke und sind dort eingeschlagen.“ beende ich meine Erzählung und richte meinen Blick zu Alex, der mir mit verengten Augen und seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst unsicher entgegenblickt.
    „Was war dann?“ kommt die Frage seinerseits leise in meine Richtung.
    „Wir sind dann alle raus aus dem Wagen und zur gegenüberliegenden Böschung, als das Auto dann auch schon explodierte. Von dem PKW, der auf die Überholspur gezogen hat, war weit und breit nichts mehr zu sehen. Ich weiß nicht mal die Automarke, ich weiß nur, dass es Silber war, mehr nicht. Auch die anderen wissen nicht mehr. Ich bin dann anschließend gleich zu Jens von Delta 2 gelaufen, die 50 Meter weiter weg alle standen und hab Ihm das Kommando übergeben für den Einsatz und sind dann auch gleich weiter. Wir haben dann auf die Rettung und Feuerwehr gewartet, bis wir dann alle im Krankenhaus waren, den Rest kennst du ja.“ atme tief durch und sehe verunsichert zu Ihm. Er glaubt mir kein Wort. Jeder wird den Fehler bei mir suchen. Ich habe keine Beweise.


    Er scheint in diesem Moment wohl seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, denn nun schweift auch sein Blick in die Ferne.
    „Wo ist der Wagen jetzt?“ richtet er die nächste Frage an mich.
    „Wir haben außerhalb der Stadt eine Fuhrparkhalle mit Werkstatt, in der unsere Einsatzfahrzeuge umgebaut und gewartet werden, da hab ich Ihn hinbringen lassen. Erst wenn alle vorgenommenen Umbaumaßnahmen vom Fahrzeug entfernt sind, wird er der Schrottpresse zum Opfer fallen. Ich wollte mich heute Nachmittag noch darum kümmern.“ und er es nun ist, der tief Luft holt.
    „Hast du diesen PKW berührt? Also…seid Ihr irgendwie zusammengestoßen?“ fragend sieht er zu mir und sehe seine strahlend blauen Augen.
    Natürlich bin auch ich schon auf diese Idee gekommen. Wenn Lackspuren vorhanden wären, könnte man mehr über diesen PKW erfahren, aber es war leider nicht so. Allem Anschein nach kann er Gedanken lesen, denn er beantwortet seine Frage selbst in diesem Moment mit einem „Also nein…..Scheiße!“ und ich stimme seiner Aussage mit einem leichten Kopfnicken zu.
    „Könntest du trotzdem veranlassen, dass dein Auto zu uns in die KTU kommt?“ sein hoffnungsvoller Blick trifft mich und nicke leicht. Ich habe keine Ahnung, was er sich davon verspricht, da der Wagen völlig ausgebrannt ist.
    „Danke, dass du mit mir geredet hast! Semir und ich werden Euch helfen, versprochen. Du kannst uns vertrauen Caro!“ Gott und da war es wieder, dieses eine Wort. Kann ich Ihnen wirklich vertrauen und denke augenblicklich wieder an die Worte von Tammy, als er plötzlich seine Hand auf mein Knie legt und mit dem Daumen darüber streift.


    Ich schaue auf seine Hand, die noch immer auf meinem Knie liegt. Eine Berührung, die mir in diesem Moment eine gewisse Vertrautheit zeigt und sehe in seine strahlend blauen Augen.
    Alex? Der Einsatz zu dem wir gerufen wurden……die Fabrikhalle……..nichts…….keine Geiselnahme……nichts…….die Halle war leer!“…

  • Alex`s Sicht


    „Susanne, kannst du mir bitte die Akten der letzten Einsätze von Caro besorgen, die Sie in München geführt hat? Vielleicht finden wir da irgendetwas, das uns weiterhilft!“ spreche ich voller Elan zu Susanne.
    „Ich versuch`s!“ höre ich resigniert von Ihr, als Sie sich auch schon an Ihren Schreibtisch setzt und nach dem Telefonhörer greift.
    An Susanne geht das Ganze wohl auch nicht spurlos vorbei. Wie mir zu Ohren gekommen ist, hat auch Susanne sich mit Caro bei einigen Frauenabenden angefreundet.
    Auch Tammy wurde in der Frauenrunde gut aufgenommen.
    „Alex?“ ruft Jenny und drehe mich im Türrahmen zu unserem Büro nochmals um, als Sie etwas betreten zu mir tritt und tief durchatmet „Ich hab gestern Abend lange versucht mehr aus Caro rauszubekommen, aber leider ohne Erfolg. Irgendwann hat Sie dann ganz dicht gemacht. Grad eben hat Sie mir Bescheid gegeben, der Anruf, von dem der anonyme Hinweis bezüglich dieser Geiselnahme kam, kann nicht zurückverfolgt werden. Da hat sich wohl jemand sehr viel Mühe gegeben.“.
    Na super, wir drehen uns hier nur im Kreis und kommen kein Stück voran, fahre mir mit den Händen übers Gesicht und nicke Ihr kurz zur Bestätigung zu. Keinesfalls werde ich es offen aussprechen, aber die Sache setzt mir mehr zu, als ich mir eingestehen will. Warum? Keine Ahnung. Aber zu wissen, dass es da draußen jemanden gibt, der es auf Caro abgesehen hat, macht mich unruhig.


    Als ich mich umdrehe um wieder ins Büro zu gehen, streckt die Chefin Ihren Kopf aus dem Büro. „Und, gibt es irgendetwas neues?“ kommt es hoffnungsvoll Ihrerseits.
    „Negativ Chefin. Der anonyme Anruf konnte nicht zurückverfolgt werden. Susanne versucht jetzt die Akten zu besorgen von den letzten Einsätzen die Caro in München geführt hat, vielleicht finden wir da was!“ antworte ich Ihr und stecke meine Hände in die Hosentasche. Warum kuckt die mich jetzt so an? Hab ich Überreste vom Frühstück in den Mundwinkeln? Kann nicht sein!
    „Mit Caro meinen Sie wohl Frau Berger!?“ und sehe ein vielsagendes schmunzeln der Chefin. Volltreffer Brandt!
    „Ja!“ gebe ich möglichst leise von mir ohne meinen Blick auf Sie zu richten. Frauen interpretieren mir einfach zu viel in eine Situation hinein. Caro ist und bleibt aber trotzdem eine kleine hübsche freche Hexe.
    „Gut, bleiben Sie dran und geben Bescheid, falls Sie was Neues haben!“ kurz sehe ich aus dem Augenwinkel nochmals ein schmunzeln von Ihr und weg ist Sie.


    Seit über einer Stunde sitzen Semir und ich nun im Büro und schauen uns sämtliche Überwachungsvideos der verschiedenen Autobahnabschnitte in dem Zeitfenster an, als es passiert ist, aber wir finden nichts.
    Es ist wie verhext und muss selber über meine Wortwahl schmunzeln.
    Ja, zweifelsohne, Sie ist eine kleine hübsche freche Hexe und ich hätte selber nie damit gerechnet, dass Sie mir die Geschichte des Autounfalles erzählt und unsere Hilfe annimmt.
    Sie ist ein Stück weit wie ich und versucht wohl aufkommende Probleme alleine zu lösen.
    Trotz allem hatte ich das Gefühl, dass es auch Ihr gut getan hat über die Sache zu sprechen.
    Ich habe gestern noch einige Zeit mit Ihr auf der Treppe gesessen und geredet, allerdings nur über berufliches, da ich gleich bei den ersten etwas privateren Fragen festgestellt habe, dass Sie mir freundlich lächelnd ausweicht. Trotz allem war es für mich, und ich bin mir sicher auch für Sie, ein sehr entspanntes Gespräch.
    Noch etwas ist mir bei diesem Gespräch deutlich geworden. Sie würde jederzeit für Ihre `Familie` Ihr Leben riskieren um Sie zu schützen, ohne auch nur eine Sekunde an Ihr eigenes Leben zu denken und ich muss mir selber eingestehen, dass mir das etwas Angst macht. Sie ist eine Frau, wirkt zierlich und zerbrechlich, ist hübsch und klug…aber wer bitte gab dieser Frau so viel Macht? Irgendwie wäre Sie mir hinter einem Schreibtisch eindeutig lieber und würde mich auch ruhiger schlafen lassen.
    Aber wenigstens konnte ich einen kleinen innerlichen Sieg erringen. Wir haben Handynummern ausgetauscht. Ich sollte dringend mal wieder Kaffeetrinken gehen…in Begleitung…weiblicher Begleitung…vorzugsweise mit IHR. Doch nach wie vor fehlt mir der Mut, Sie anzuschreiben, arbeite jedoch schon seit Stunden hart an mir. Was ist schon dabei…einfach nur Kaffeetrinken…oder so!
    „Erde an Alex…“ erschrocken schnellt mein Kopf in die Höhe und sehe zu Semir mir gegenüber auf den Schreibtisch.
    „Hm?“ warum grinst er jetzt so dumm vor sich hin? Hab ich doch noch Krümel vom Frühstück im Gesicht?, als er auch schon mit einem nicken auf meinen Schreibtisch zeigt, wo meine linke Hand immer noch in der Kaffeetasse rührt und die rechte Hand wohl unaufhaltsam Zucker mit einem weiteren Löffel in die Tasse gekippt hat.
    „Scheiße“ ist das erste Wort, das mir auf der Zunge liegt und werfe augenblicklich den Zuckerlöffel auf den Schreibtisch.
    „Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“ grinst er doch tatsächlich weiter frech zu mir rüber. „Jedenfalls nicht bei Dir Partner, sonst wär ich schreiend davongelaufen.“ sage ich gespielt entsetzt.
    Na super, Hochwasser auf dem Schreibtisch Brandt. Die Akte neben der Tasse hat dann doch so einiges abbekommen durch den unermüdlichen Einsatz des Zuckerlöffels.


    „Jungs, ich glaub wir kriegen ein Problem!“ schweratmend stürmt Susanne in unser Büro und deutet mit einer Kopfbewegung in Richtung Büro der Chefin, in das Oberstaatsanwalt Sander gerade mit einem wütenden Gesichtsausdruck eintritt, während Susanne abgehetzt weiterspricht „ Er hat wohl erfahren, dass wir mit Caro zusammen Ermittlungen eingeleitet haben. Er will uns den Fall entziehen!“ und sich ein verzweifelter Gesichtsausdruck bei Ihr breit macht.
    Ohne weiter darüber nachzudenken nehme ich mein Handy und wähle Caro`s Nummer an.
    Vielleicht sollte ich die kleine freche hübsche Hexe gleich jetzt fragen, ob wir alles bei einer Tasse Kaffee besprechen…alleine…unter vier Augen versteht sich.


    „Hey Alex“ höre ich augenblicklich Ihre reizende Stimme und bin mir absolut sicher, dass Sie sich gerade freut, dass ich anrufe. 100 Punkte Brandt.
    „Hey kleine Hexe…“,……..FUCK, das hab ich gerade nicht wirklich gesagt. Die Blicke von Susanne und Semir sprechen Bände. Im Gedanken heben beide wohl schon mein Grab aus, während sich mein Unterbewusstsein schon vor eine große Mauer stellt…bereit, erschossen zu werden.
    In der Leitung herrscht Totenstille, gütige Mutter Gottes, Sie wird mich dafür töten ohne mit der Wimper zu zucken, trotzdem fange ich wieder leise und vorsichtig an zu sprechen.
    „Wir haben hier grad ein kleines Problem. Oberstaatsanwalt Sander steht grad im Büro der Chefin, er will, dass wir die Ermittlungen einstellen bezüglich deines Unfalles!“ aus Angst vor Ihrer Antwort kneife ich meine Augen zusammen und mein Körper sich augenblicklich anspannt.
    „Ich kümmere mich sofort darum. Macht euch keine Sorgen!“ sind die letzten tonlosen Worte die ich höre und das Gespräch von Ihr beendet wurde. Sie hat einfach aufgelegt, ohne sich zu verabschieden. Man Brandt bist du ein Idiot, Sie wird mich hassen über meinen Tod hinaus. Übringens…ich würde gerne mit Dir Kaffeetrinken…aber gut..dann ein anderes mal, kein Thema, und verdattert mein Handy in der Hand betrachte.
    „Sie kümmert sich darum, wir sollen uns keine Sorgen machen“ spreche ich eher zu mir selber und schüttle leicht mit dem Kopf. Die hat einfach aufgelegt!
    “Alex? Die kommt da nicht rausgekrabbelt.“ kommt es auch schon belustigt von Semir und hat schon wieder dieses blöde Grinsen im Gesicht. Ist wohl ein kleiner Gendefekt bei meinem türkischen Partner. Wobei, ein Blick reicht…Susanne hat den gleichen Gendefekt und grinst mich sehr seltsam an. Hallo?


    Gespannt verfolgen wir die Szene durch die Glasfront im Büro der Chefin, wo sich Oberstaatsanwalt Sander vor dem Schreibtisch der Krüger aufgebaut hat, als diese gerade zu Ihrem Telefon greift.
    Nach einigen Sekunden spricht die Chefin kurz in den Hörer und drückt dann einen Knopf an Ihrem Telefon. Wie sich herausstellt, war dies wohl der Knopf für die Freisprechanlage, denn die Chefin sowie auch Sander, der gerade die Arme vor der Brust verschränkt, schauen beide regungslos zum Telefon bis Sekunden später ein lächeln auf dem Gesicht der Chefin erscheint, Sie ein kurzes Wort in Richtung der Freisprechanlage des Telefons richtet und dann auflegt.
    Ein weiteres kurzes Wort der Chefin in Sanders Richtung reicht, denn dieser dreht sich augenblicklich um und wirft uns auf dem Weg zur Tür einen tödlichen Blick zu und verschwindet.
    Wir sehen uns alle kurz an und sind uns gedanklich einig darüber, dass eben Sander verloren hat, als auch schon Frau Krüger in unserem Büro erscheint, sich an Semir`s Schreibtisch lehnt und einmal tief durchschnauft.
    „Das war Rettung in letzter Sekunde würde ich sagen!“ kommt es erleichtert von der Krüger.
    „Wissen Sie, warum er uns den Fall nehmen will?“ fragt Semir.
    Ein ratloser Blick tritt in das Gesicht der Chefin.
    „Laut Sander sind wir nicht befugt, Dienstunfälle des SEK`s zu klären, außerdem gäbe es hierzu keinen Grund, da Frau Berger durch Eigenverschulden den Unfall verursacht hat und somit die Ihr unterstellten Kollegen in Gefahr gebracht hat. Und dafür will er Sie allem Anschein nach zur Rechenschaft ziehen.“ die Worte der Chefin reichen und mir ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft.
    Was bitte ist Sander für ein Arschloch und sich meine Hände unbewusst zu einer Faust ballen.
    Gerade als ich tief Luft hole und ansetzen will, ergreift Semir bereits sehr laut und wütend das Wort. „Chefin, das war KEIN Unfall. Irgendjemand hat es auf Caro oder Ihre Kollegen abgesehen!“ und in diesem Moment sehe, dass auch Semir kurz davor ist die Beherrschung zu verlieren.
    „Es bringt uns aber leider kein Stück weiter wenn Sie hier rumschreien Gerkhan. Natürlich bin ich auf der Seite von Frau Berger um das hier ein für alle mal klar zu stellen. Oberstaatsanwalt Sander sieht das aber anders, schließlich gibt es nicht den geringsten Hinweis auf diesen Pkw. Woher wusste eigentlich Frau Berger von dieser Sache eben…von Ihnen?“ und wirft einen Blick über uns und erhält ein einstimmiges nicken aller beteiligten, als sich wieder ein leichtes schmunzeln auf Ihre Lippen abzeichnet und weiterspricht „Gut gemacht! Sander hatte nämlich auch vor ein Disziplinarverfahren gegen Sie einzuleiten und Sie zu suspendieren, als der wohl rettende Anruf des Innenministeriums mit zugeschaltetem LKA kam, die Sander kurzerhand in die Schranken gewiesen haben. Die Ermittlungen bleiben in unserer Hand, aber trotz allem müssen wir vorsichtig sein in Bezug auf Oberstaatsanwalt Sander, denn der ist mehr als wütend auf uns! Also, machen Sie Ihre Arbeit!“ die Chefin nickt uns nochmals kurz zu, dreht sich um und verlässt mit einem vor sich hinmurmelndes „so ein Arsch“ unser Büro. Ja sag mal…und das aus dem Mund der Chefin.


    „Puh…da haben wir wohl grad noch Schwein gehabt!“ sagt Semir erleichtert, lässt sich in seinem Stuhl zurücksinken und ich ebenfalls die Position von Semir einnehme.
    „Und nun?“ fragt Susanne, die es sich an unserem Türrahmen gemütlich gemacht hat.
    „Ich würde sagen, wir fahren mal zu Hartmut in die KTU, vielleicht hat der was Neues für uns!“ und schaue nach meinen Worten auffordernd zu Semir.
    „Gute Idee, bei Einstein haben wir wohl erstmal die besten Chancen was Neues herauszubekommen. Dem reicht schließlich schon ein Stein in den Reifen und er kennt die Straße samt Hausnummer, wo der Stein lag. Also auf geht’s!“ und Semir sich schon erhebt.
    Das ist eben unser Einstein. Ich hoffe dass er wirklich Neuigkeiten hat, denn langsam gehen selbst mir die Ideen aus.
    Als Semir bereits seine Jacke von der Rückenlehne nimmt geh ich bereits zur Tür und werfe Semir ein „Sofort, muss nur schnell noch was erledigen“ zu und verschwinde in der Herrentoilette.
    Semir muss ja nicht alles wissen und wähle Caro`s Nummer an, in der Hoffnung, dass ich die richtigen Worte finde, um halbwegs mit einer Entschuldigung glimpflich aus dieser Situation raus zukommen, als auch schon die Stimme von Caro`s Kollegen Andy an meinem Ohr erklingt und ich schnell nochmals einen Blick auf meinen Display werfe: Es ist Caro`s Nummer!
    „SEK Büro Einsatzleitung, Wagner!“ kommt es lachend von Ihm.
    „Hey Andy, Alex hier, kann ich mal bitte kurz mit Caro sprechen?“ straffe kurz meine Schultern und versuche eine innerliche Ruhe herzustellen.
    „Sorry Alex…Nicht da…ist auf einer Beerdigung!“ höre ich amüsiert von Ihm. Oh, oh oh oh, hoffentlich niemand aus Ihrer Familie, wobei ich gar nicht mal weiß, ob Sie hier in Köln überhaupt Familie hat.
    „Wer ist denn gestorben?“ frage ich vorsichtig in den Hörer.
    „Frieda!“ ertönt auch gleich die siegessichere Stimme von Andy.
    Gott nein…die Orchidee… also quasi doch eine Art Familienangehöriger.
    „Oh“ sage ich etwas ratlos, was soll ich auch anderes sagen wenn eine Pflanze stirbt „ich meld mich einfach später wieder…Tschau“ als ich noch ein „Tschau“ von Andy höre und auflege.
    Auch gut, dann kann ich mir ja noch überlegen was ich zu Ihr sage und gehe zurück zu Semir.


    Während der Fahrt zur KTU kreisen meine Gedanken unaufhörlich, während Semir ein Lied nach dem anderen fröhlich mit summt und ich vom Beifahrersitz aus meinen Blick auf die vorbeiziehenden Häuser richte.
    Plötzlich kommt mir die zündende Idee, ziehe mein Handy aus der Gesäßtasche und suche über mein Handy einen Online-Blumenhandel. Es dauert nicht mal eine Minute und die Bestellung wird auch noch mit einer kleinen Karte zusammen mit meinem Wunschtext an die von mir angegebene Lieferanschrift geschickt. Ein Hoch auf mobiles Internet. Bin gespannt was die kleine freche hübsche Hexe dazu sagt.
    „Weißt du was mir die ganze Zeit nicht aus dem Kopf geht?“ fragt Semir in meine Richtung, als er vor der KTU einparkt.
    „Was?“ sage ich während ich aussteige und mit Semir an meiner Seite Richtung KTU-Eingang gehe.
    „Warum hat Oberstaatsanwalt Sander so einen Hass auf Caro? Der kann Caro auf den Tod nicht ausstehen, das hab ich bei dem ersten Zusammentreffen der beiden schon gespürt. Und jetzt will er Sie für einen Fahrfehler während eines Einsatzes zur Rechenschaft ziehen und uns den Fall wegnehmen, damit die Wahrheit nicht ans Licht kommt! Und da frag ich mich, kann es sein das sich Caro und Oberstaatsanwalt Sander von früher kennen, Alex?“…

  • Alex`s Sicht


    Ich halte in der Bewegung an und drehe mich langsam zu Semir neben mir.
    „Du denkst, Caro und Sander kennen sich?“ frage ich ungläubig und blinzle leicht. Das würde natürlich einiges erklären. Denn warum sonst sollte Sander Ihr bereits jetzt die Hölle heiß machen? Sie ist gerade mal gut eine Woche SEK Einsatzleiterin.
    Semir wirft einen nachdenklichen Blick auf mich.
    „Hat Dir Caro irgendwas erzählt, was damals in München vorgefallen ist? Warum Sie von heute auf morgen in Deutschland die Zelte abgebrochen hat und in die USA gegangen ist? Geschweige denn, was Sie in den USA gemacht hat?“ fragt Semir und meine Gedanken fangen an zu kreisen, denn genau da ist der Kernpunkt. Sie hat nicht darüber gesprochen. Natürlich habe ich Ihr die Fragen gestellt, aber nur ein scheues lächeln bekommen. Sie ist meinen Fragen komplett ausgewichen und bekam als Antwort nur, dass dies IHRE Vergangenheit ist, die niemanden etwas angeht und ich solle es bitte akzeptieren, was ich Vollpfosten auch gemacht habe. Vielleicht liegt ja genau DA das Problem! Aber ich kann es Ihr nicht übel nehmen, Sie ist in diesem Punkt eben genau wie ich, Sie lässt die Vergangenheit ruhen und sieht nach vorne.
    „Alex?“ und augenblicklich Semir`s Ellbogen in meinem Rippenbogen landet.
    „Semir ich weiß es nicht, ob Sander und Caro sich kennen. OK? Und ich gehe nicht davon aus, dass Sie mir das auf die Nase binden wird, wenn ich Sie Frage!“ sage ich mit angespannter Stimme und gehe in das Gebäude der KTU. Semir folgt mir und hält mich am Arm fest.
    „Alex, warum hast du das Gefühl, dass Sie es Dir nicht erzählen würde?“ er wirft mir einen fragenden Blick zu und atme tief durch.
    „Na ja, sobald man etwas persönlicher wird oder Ihre Vergangenheit anspricht, wirkt Sie irgendwie……..verzweifelt und…verletzt!“ ich kann es nur schwer beschreiben und zucke etwas ratlos mit den Schultern. Was ist bei Ihr vorgefallen, dass Sie Ihr früheres Leben verbannt hat? Sie hat laut Jenny auch alle alten Kontakte komplett abgebrochen...genau wie ich die Vergangenheit, meine Zeit im Knast, meine alten Freunde sowie Vertrauen in die wahre Liebe aus meinem Leben damals gestrichen habe. Semir scheint meine Gedanken wohl lesen zu können und klopft mir aufmunternd auf meine Schulter, blinzle kurz und folge Ihm ins Innere.


    „Einstein? Bitte sag uns, dass du irgendwas brauchbares gefunden hast!“ rufe ich schon von weitem zu Hartmut, der hochkonzentriert vor seinem Rechner sitzt und erstarre Sekunden später zu Stein, als ich rechts von mir Caro`s Auto sehe… oder besser das, was davon übrig geblieben ist.
    „Hey Ihr beiden! Von brauchbar kann nicht wirklich die Rede sein. Wir haben bis jetzt Stunden damit verbracht, sämtliche Waffen und Sonderanfertigungen zu entfernen und auszubauen. Das Auto ist der reinste Waffenschrank, selbst James Bond wäre neidisch auf die Ausstattung!“ und Hartmut fix und fertig, auch etwas verzweifelt zu uns sieht.
    „Hast du auch Besen im Auto gefunden?“ höre ich Semir`s sarkastische Stimme neben mir und verdrehe automatisch die Augen. Gott ist der nachtragend, der hat es wohl immer noch nicht verdaut, dass sich Tammy nicht für die `Türaktion` entschuldigt hat. Viel schlimmer jedoch wiegt wohl die Tatsache, dass Sie Semir in der Zeit, die ich mit Caro auf der Treppe vor der Einsatzzentrale saß, schlussendlich auf dem Boden fixiert hat, seinen Mund mit Klebeband verschlossen hat und einfach telefonierte.
    „Wieso sollte ich Besen finden?“ richtet sich der fragende Blick von Einstein an uns und verkneife mir ein Lachen.
    „Lange Geschichte, also was hast du für uns?“ unterbreche ich, da Semir schon scharf die Luft neben mir eingezogen hat um die Story seines Lebens zu erzählen.
    „Ich hab da was ganz interessantes gefunden. Das Auto von Frau Berger war mit zwei GPS-Sender ausgestattet.“ Hartmut unterbricht kurz und dreht seinen Stuhl in unsere Richtung bevor er weiter spricht „einer gehörte zur SEK-Ausstattung des Autos und einer wurde wohl von jemanden an dem Wagen angebracht. Was derjenige allerdings NICHT wusste, dass ein Störsender am Auto war. Heißt also, sobald jemand den Wagen anhand des fremden GPS-Sender orten will, sendet dieser Störsender einen Virus auf dieser Frequenz und speichert gleichzeitig die Daten, während er die Verbindung unterbricht, von woher die Ortung veranlasst wurde. So ein Gerät gibt es quasi auf dem Markt gar nicht, aber ich hab mal gehört, dass wohl die US-Armee solche Störsender besitzen. Wenn solche Teile auf dem Markt erhältlich wären, wäre jeder GPS-Sender um sonst“ erklärt er voll in seinem Element und ein Blick in die Runde zeigt, dass wir gerade alle das gleiche denken. Woher bitte hat Caro so einen Störsender und wer hat den zweiten GPS-Sender angebracht?
    „Und bevor Ihr weiter fragt Jungs, ich kann Euch nicht sagen, ob der Störsender was gespeichert hat. Die Daten darauf sind so gut gesichert, dass man keine Chance hat, da dran zu kommen, geschweige der Versuch reicht, damit sich die Festplatte dieses Störsenders in Luft auflöst.“ dringt die verzweifelte Stimme von Einstein an mein Ohr.
    Na super, da haben wir ein Gerät, dass uns vielleicht sagen könnte, wer den GPS Sender an Ihrem Auto befestigt hat und dann kann man es nicht auslesen.
    „Sie war doch die letzten Jahre in den USA und die US-Armee besitzt also solche Dinger…“ und merke im selben Moment, dass ich meine Gedanken laut ausgesprochen habe.
    „Stimmt! Na dann sollten wir mal die Hexen dazu befragen Alex.“ spricht Semir.
    „Also ich weiß ja nicht was es mit Hexen und Besen so auf sich hat, aber ich habe schon mal versucht mit Frau Berger zu sprechen. War aber nicht zu erreichen, ist wohl auf einer Beerdigung!“ fährt Hartmut fort und spüre den fragenden Blick von Semir neben mir. Gut, ein Wort müsste reichen.
    „Frieda!“ sage ich in seine Richtung und alleine der Name reicht, dass ich unwillkürlich die Augen verdrehe und Semir ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubert, während Hartmut mit hundert Fragezeichen auf der Stirn von einem zum anderen sieht.
    „Lange Geschichte Hartmut! Rufst du uns an, wenn du noch was findest?“ sage ich in seine Richtung während Semir und ich uns zum gehen wenden und noch ein „Sicher doch!“ seinerseits vernehmen.
    Schnell raus hier, bevor weitere eventuell unangenehme Fragen kommen in Bezug auf Caro.


    Auf der Rückfahrt zur PAST lege ich all meine Hoffnungen in Susanne. Vielleicht hat Sie neue Informationen für uns.
    Dort angekommen folgt uns Susanne nach einer kurzen Begrüßung mit einem Aktenstapel in der Hand in unser Büro.
    Während ich meine Jacke über die Rückenlehne meines Stuhls werfe und mich setzte beginnt Susanne mit Ihrem Bericht.
    „Also…ich habe hier die Akten der letzten Fälle bekommen, die Caro in München als Einsatzleiterin geführt hat. Allerdings ergeben sich keine Auffälligkeiten, einfach nichts. Außerdem habe ich versucht etwas über die Zeit von Caro in den USA raus zu bekommen. Sie hat Tammy wohl erst in den USA kennengelernt und beide haben zusammen in New York gewohnt. Das alleine hat mir schon alles abverlangt, das rauszubekommen. Was die beiden dort getrieben haben…keine Ahnung. ABER…und jetzt kommt es...die Wohnung in der Sie gelebt haben ist nur gut 300 Meter entfernt von der Einsatzzentrale der US-amerikanischen Spezialeinheit S.W.A.T! So, jetzt seid Ihr dran Jungs!“ Susanne verschränkt Ihre Hände vor der Brust und schaue mit schreck geweiteten Augen in die Runde. Nein oder? Nein, das…Hallo?
    „Die beiden waren bei S.W.A.T?“ ist meine wohl mehr als fassungslose Frage.
    Die beiden? Nie im Leben!
    „Es ist nur eine Vermutung Alex, an Personalakten oder sonstiges kommt man da nicht ran. Wir kommen nicht mal an die Personalakten der beiden bei uns hier ran. Alles Top Secret. Weiß der Teufel warum!“ entgegnet Susanne mit einem schulterzucken und Semir ebenfalls die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben ist, während er seine Gedanken laut ausspricht.
    „Jetzt wissen wir auch warum die obere Führungsetage so stolz darauf ist, die beiden bekommen zu haben.“ und schüttelt ungläubig seinen Kopf.
    „Ja, und auch, woher der Störsender an Ihrem Auto kommt Semir!“ fahre ich fort und schaue über meinen Schreibtisch auffordernd zu Ihm...jetzt ist Ihm wohl auch das Lichtlein aufgegangen.
    „Genau! Aber was dann auch heißt, dass Sie diesen Störsender auch auslesen kann, falls was drauf gespeichert ist! Hast du sonst noch was Susanne?“ fragt Semir kurz in Ihre Richtung.
    „Das war`s! Informationen darüber, warum Caro die Einheit in München verlassen hat, gibt es nicht, das scheinen wohl private Gründe gewesen zu sein.“ entgegnet Susanne, zuckt kurz ratlos mit den Schultern und verlässt daraufhin unser Büro.
    Ich nehme mir eine der Akten von den Münchner Fällen und fange an darin zu blättern als ich die Vibration meines Handys in der Hosentasche spüre, ziehe es aus der Gesäßtasche und öffne die Nachricht.


    ***
    Hallo Herr Brandt,
    danke für die Orchidee!
    Hildegard ist wunderschön!
    Gruß
    HEXE
    ***



    Immer wieder lese ich Ihre Worte und meinem dämlichen Grinsen im Gesicht traue ich gerade selber nicht. `Gruß HEXE`, ok, dann hat Sie meinen Ausrutscher wohl mit Humor genommen, davon hat Sie ja auch mehr als genug. Wobei ich nicht in der Haut von Oli und Andy stecken möchte, wenn Sie diesen mal wieder auslebt und schreibe Ihr sofort zurück.



    ***
    Halle Frau Berger,
    schön, dass ich Dir mit Hildegard
    eine Freude machen konnte;)
    Gruß
    Alex
    ***



    Es wäre wohl meine Gelegenheit, Sie zum Kaffeetrinken einzuladen, aber irgendwie…Gott Brandt bist du ein feiger Arsch, drücke auf Senden und schnappe mir wieder die Akte vor mir auf dem Tisch.


    Susanne hat Recht, es gibt keinerlei Auffälligkeiten und prüfe nebenbei noch, ob alle, die während der Einsätze verhaftet und verurteilt wurden auch noch im Gefängnis sitzen.
    Aber auch da finde ich nichts, da sitzt noch alles hinter Schloss und Riegel.
    „Du Alex?“ höre ich Semir`s amüsierte Stimme und keine Ahnung warum, ich schlucke schwer, hebe meinen Blick und sehe ein breites Grinsen in seinem Gesicht. Himmel nochmal, was kommt jetzt? „Kannst du mir sagen, warum sich Oli und Andy gerade per mail bei uns für das neue Opfer bedanken?“ bitte was? Freude schöner Götterfunke, die meinen Hildegard! Ey solch alte Waschweiber, lege meine Hände über den Kopf und…ich sage jetzt einfach nichts und berufe mich auf mein Aussageverweigerungsrecht. Semir wird keine Ruhe geben, bis er alles weiß, ich kenn Ihn doch, als er auch schon ansetzt.
    „Jetzt lass Dir nicht alles aus der Nase ziehen, Partner!“ und sehe Semirs Blick, der mir unmissverständlich klar macht, dass ich aus der Nummer nicht mehr raus komme. Ich gebe mich geschlagen und ergebe mich, in dem ich meine Hände hebe.
    „OK…ja…ich…hab Ihr eine Orchidee geschickt. Zufrieden?“ hätte Semir keine Ohren, würde er wohl rundum grinsen. Was gibt’s denn da zu lachen, es war doch nur eine Orchidee.
    „Weißt du schon wie sie heißt?“ kommt es vielsagend amüsiert von Ihm. Gott, der gibt echt keine Ruhe. Wenn ich Ihm jetzt sage wie Sie heißt, weiß er, dass wir Kontakt haben Halleluja, aber trotz allem verdrehe ich schmunzelnd die Augen bevor ich antworte.
    „Hildegard!“ alleine dieses Wort reicht und Semir in schallendes Gelächter ausbricht wo ich mit einstimme.
    Die kleine hübsche freche Hexe, die emotionale Bindungen zu Topfpflanzen aufbaut. Eieiei…
    „Du magst Sie sehr, stimmt`s?“ dringen Semir`s Worte zu mir rüber und das Lachen von uns beiden im selben Moment verstummt.
    Hm….was soll ich darauf antworten, natürlich mag ich Sie, ja, sogar sehr und nicke Semir einfach nur leicht zu, was soll ich auch sagen? Aber mehr ist es auch nicht, glaube ich zumindest.
    Ich mache mir einfach Sorgen um Sie. Wenn ich Sie sehe, wirkt Sie für kurze Momente immer… zerbrechlich, was zu Ihrem äußerem Erscheinungsbild passen würde mit einer Größe von circa 1,70 Meter und schlanker sehr sportlicher Figur.
    Ihr Aussehen, Ihr hübsches Gesicht mit den grünblauen Augen und den blonden schulterlangen Haaren, würde in jedes Büro passen. Aber Sie geht Tag täglich schwer bewaffnet in Einsätze und riskiert Ihr Leben. Außerdem…arbeitet Sie täglich sehr eng mit einer wilden Horde Männern in Ihrer Einheit zusammen. Aber kann ich es Ihr zum Vorwurf machen? Ja, kann ich! Denn es passt mir ganz und gar nicht. Keine Ahnung…trotz allem hat Sie mich verzaubert.


    Die nächsten Stunden verbrachte Semir damit, Caro zu erreichen, aber vergebens, Sie sitzt in einer Besprechung fest und gehen daher immer und immer wieder die Akten zu Caro`s Fällen durch. Mittlerweile habe ich auch versucht, ehemalige Nachbarn von Caro und Tammy in New York zu erreichen, um vielleicht hier mehr zu erfahren, denn nach wie vor kann und will ich nicht glauben, dass die beiden bei S.W.A.T waren. Aber wie nicht anders zu erwarten, bringen mich diese Anrufe kein Stück weiter. Lediglich eine etwas ältere Dame erzählte mir in einem tief amerikanischen Akzent, dass Caro und Tammy reizende Damen sind, die sich ab und an um Ihren Hund gekümmert haben, wenn Sie im Krankenhaus war. Da die ältere Dame sehr gesprächig war, fragte ich ungeniert, ob Sie oft Männerbesuch hatten…wer nicht wagt der nicht gewinnt…die Antwort lautete `Nein`…Semir`s Blick auf diese eine Frage…unbezahlbar!


    Kurzerhand beschließen wir, der kleinen hübschen frechen Hexe einen persönlichen Besuch abzustatten um Antworten zu bekommen und frage mich lieber nicht, warum Semir hektisch vor der Abfahrt ein zweites Magazin für seine Waffe füllt.
    Dieser kleine Türke hat doch tatsächlich mehr Schiss vor Tammy als Vaterlandsliebe…

  • Alex`s Sicht


    Noch einhundert Meter und ich habe es überstanden.
    Tief durchatmen Alex Brandt, tief durchatmen…einatmen…ausatmen.


    Als nervliches Wrack sitze ich auf dem Beifahrersitz, als Semir gerade den Wagen vor der Einsatzzentrale des SEKs parkt.
    Diese türkische Entspannungsmusik bringt mich um den Verstand und trägt hier sicherlich nicht zu einer innerlichen Ruhe meinerseits bei, eher halte ich es durchaus für möglich, dass man diese Art von türkischer Musik zur Folterung von Menschen benutzt. Da brauchst du keine Waffe mehr, da fällt man einfach tot um.
    Wobei ich mich nicht festlegen werde was mir hier gerade mehr auf den Keks geht. Das Gesumme von Semir oder die Ursache selber, die in diesem Moment verstummt, als Semir den Wagen abstellt.


    Geschafft!
    Wie von der Tarantel gestochen springe ich aus dem Auto, knalle lautstark die Türe zu und fülle meine Lunge mit Frischluft in dem ich tief durchatme.
    „Hallo? Da brauchst du jetzt nicht die beleidigte Leberwurst spielen mein Lieber. Glaubst du ich bekomme nicht mit, wie du ständig die Augen verdreht hast? Ich für meinen Teil wollte reden, aber du ja offensichtlich nicht!“ kommt es auch schon vorwurfsvoll von Semir, der sich neben mir aufbaut und bei jedem Wort mit dem Zeigefinger auf meine Brust tippt.
    „Weil du das falsche Thema hattest!“ antworte ich genervt und verdrehe schon wieder die Augen. Ich kann nichts dafür, kann es auch nicht unterdrücken, es ist eine menschliche Reaktion, die ich nicht unter Kontrolle habe.
    Semir glaubt doch nicht allen Ernstes dass ich es nicht kapiert habe, der wollte mich nur Ausfragen, warum ich Caro eine Orchidee geschickt habe. Ich kenne Ihn lange genug, in der Hinsicht ist er wie ein Pitbull…wenn er sich erst mal festgebissen hat ist`s vorbei mit Harmonie.


    Vor dem Büro angekommen fällt mein Blick durch die Glasfront ins Innere. Oli sitzt alleine an seinem Schreibtisch…Oberkörperfrei.
    Gut, er kann es sich mehr als leisten. Er würde Susanne und Jenny sicherlich auch in unserem Großraumbüro gefallen. Sixpack…schwarze wuschelige kurze Haare und Dreitagesbart. Hässlich waren seine Eltern nicht, was aber nicht heißt, dass man sich hier Oberkörperfrei so präsentieren muss. Der alte Angeber will doch nur die Blicke von Tammy und Caro.


    Gerade rechtzeitig bevor ich klopfe, werfe ich einen letzten Blick auf Semir, der ebenfalls in Oli`s Richtung sieht und kann nur fassungslos den Kopf schütteln. Steht der nicht neben mir mit hochrotem Kopf und erstickt fast, nur weil er versucht seinen Bauch einzuziehen.
    Belustigt kneife ich Ihm in die Seite als er auch schon tief Luft holt und etwas hechelt.
    Freundlicherweise erspare ich mir jeglichen Kommentar und warte, bis sich Semir`s Atmung normalisiert hat, klopfe kurz an und öffne die Türe zum Büro.


    „Hey!“ sage ich mit einem schmunzeln, als Oli sich auch schon zu uns umdreht und von Semir ein brummendes „Hexen sind wohl ausgeflogen“ höre.
    „Ach, die Herren von der Autobahn. Falls Ihr die Biester sucht, die sind geflüchtet!“ kommt es augenblicklich stinkig von Oli und verschränkt die Arme vor der Brust.
    „Was haben die Biester denn angestellt?“ frage ich vorsichtig in seine Richtung und vernehme einen mehr als blumigen Duft, als Oli mir in diesem Moment schon ein schwarzes Shirt zuwirft, dass ich auffange.
    „Die haben mir zwei Parfümflaschen drüber gekippt, damit ich nicht länger Single bin und die Bienen auf mich fliegen!“ noch immer wütend verdreht Oli seine Augen nach seinen Worten und kann ein belustigtes Glucksen nicht mehr unterdrücken, während ich ein fassungsloses „Na DAS sieht den Hexen ähnlich. DAS sieht Ihnen ähnlich. Die gehören hinter Schloss und Riegel!“ von Semir höre.
    „Alex? Kannst du mir mal bitte den blauen Ordner von Caro`s Schreibtisch reichen?“ kommt es auch schon auffordernd von Oli, überbrücke die letzte Distanz zu Ihrem Schreitisch mit wenigen Schritten, nehme den Ordner in die Hand, gebe Ihn Oli und setze mich anschließend auf Caro`s Schreibtischstuhl, als mein Blick auf Hildegard fällt, die soeben eine…Gott nein…zwei zarte rosa Knospen verliert…gefolgt von zwei Erbsenkugeln die in meine Richtung rollen.
    OH.MEIN.GOTT! Bitte sag dass das nicht wahr ist! Ich Vollpfosten habe soeben Hildegard`s Schutzschild an Oli weitergereicht. Ein Blick reicht, Oli`s siegessichere Lächeln verschafft mir ein mulmiges Gefühl, als im wohl unpassendsten Moment überhaupt die Türe aufgeht und Caro reinkommt. Freude schöner Götterfunke.


    Wie nicht anders zu erwarten hat Caro Augen wie ein Adler, unglaublich. Binnen Sekunden hat Sie die Situation wohl erkannt und wirft mir einen vernichtenden Blick zu.
    Ey die wird mir hier aber nicht vor versammelter Mannschaft eine Szene machen oder?, und setze mich instinktiv zur Wehr.
    „Ich…ähm…wurde in einen Hinterhalt gelockt, ehrlich! Ich wollte mich noch vor Hildegard werfen, da war es aber schon zu spät. Die…ähm…Fahndung nach dem Täter hab ich schon rausgegeben!“ als ich in diesem Moment meine Rettung erblicke…Tesa! Schnell greife ich danach, reiße zwei Streifen ab und klebe die abgeschossenen Knospen auf die großen grünen Blätter.
    Als mein Blick wieder zu Caro fällt, hat diese ungläubig Ihre Hände in die Hüften gestemmt und starrt mich fassungslos an.
    „Mit viel Liebe wird das wieder!“ gebe ich mit Überzeugung von mir und sehe, wie sich Ihre Augen weiten.
    Man kann die böse kucken! Unglaublich!
    „Darüber reden wir noch Brandt!“ faucht Sie mir entgegen und brauche mich wohl nicht zu fragen, ob das gut oder schlecht für mich ist. Eieiei…


    „So! Schluss jetzt mit Naturkunde. Wir hätten da ein paar Fragen an dich Caro, setzt dich doch!“ spricht Semir mit strenger Stimme, während Sie auf Ihren Schreibtischstuhl zugeht, ich aufstehe und Caro sich setzt, während Semir vorfährt und Oli ohne Aufforderung das Büro verlässt „Wir waren heute in der KTU! An deinem Wagen war ein fremder GPS-Sender angebracht!“.
    Semir sieht auffordernd zu Ihr, als Caro unbeeindruckt mit den Schultern zuckt und beginnt zu sprechen.
    „Ich weiß, Herr Freund hat mich bereits informiert!“.
    Mehr hat Sie nicht dazu zu sagen? Dann frage ich halt mal selber.
    „Caro? Woher kommt dieser Störsender an deinem Auto!“ frage ich und sehe Ihre undurchdringliche Mine, als Sie wieder leicht mit den Schultern zuckt.
    „Von mir! Alle Einsatzfahrzeuge meiner unterstellten Einheit sind damit ausgestattet.“
    Somit war also die Vermutung von Semir und mir richtig als Sie fortfährt „Und bevor Ihr weiter fragt…ich kann noch nicht sagen, ob er etwas gespeichert hat. Das dauert ein paar Tage!“ und mir keinesfalls entgeht, dass hier irgendetwas faul ist. Sie ist total gereizt und würde sogar sagen…pampig.
    „Müssen wir sonst noch etwas wissen?“ frage ich leise und vorsichtig, nicht das die Stimmung hier noch kippt. Wer weiß was Ihr für eine Laus über die Leber gelaufen ist, als Sie Ihren Blick auf mich richtet und mich böse anfunkelt.
    „DU Alex hast gesagt, ich kann Euch vertrauen! Glaubst du ich erfahre es nicht, wenn Ihr hinter meinem Rücken Nachforschungen anstellt über mein Leben in den USA. Für wie Blöd haltet Ihr mich eigentlich? Alex ich habe Dir alles gesagt, was ich dazu sagen kann. Ich habe keine Ahnung, WER es auf mich abgesehen hat, geschweige denn wer den Fehlalarm ausgelöst hat…genauso wenig wie ich weiß wer diesen GPS-Sender angebracht hat. WARUM kannst du mich nicht einfach fragen wenn du etwas wissen willst? WARUM? Aber nein, lieber spioniert Ihr in meinem Leben rum, hetzt Jenny auf mich und dem nicht genug…liebe Grüße von Mrs. Gregory, wenn du mal in New York bist, sollst du auf eine Tasse Kaffee vorbeikommen!“ zu Ende des Satzes hebt sich Ihre Stimme ins unermessliche und Ihr Blick spiegelt nur noch Wut und Enttäuschung. Gott was sag ich jetzt?
    „Caro ich…!“ oh man, was soll ich sagen. Ich weiß doch genau, dass jedes Wort, dass ich jetzt in den Mund nehme, wohl das falsche ist, als Semir das Wort ergreift.
    „Tammy und du wart bei S.W.A.T.?“ und stelle im selben Augenblick fest, dass das die falsche Frage von Semir war. Caro springt auf und verlässt schnellen Schrittes das Büro, als die Türe auch schon lautstark ins Schloss fällt.
    So eine Scheiße hier!
    „Na super! Erfolg auf der ganzen Linie würde ich sagen!“ höre ich Semir sagen…sein Blick auf die zugeknallte Türe gerichtet, während ich nur ein leises „Scheiße“ von mir gebe und mit den Händen über mein Gesicht fahre.
    „Komm! Lass uns ins Büro fahren, hier kommen wir eh nicht weiter! Die soll erst mal wieder runter kommen!“. Semir klopft mir nach seinen Worten auf die Schulter und folge Ihm aus dem Büro.



    Auf dem Parkplatz angekommen öffne ich die Beifahrertüre, als Tammy`s Stimme hinter mir erklingt.
    „Super Brandt! Sehr geile Einlage!“ drehe mich um und sehe Sie schon vor mir stehen.
    Sie steht Caro in nichts nach. Ihr Blick alleine ist tödlich als Sie mit gefährlich leiser Stimme schon fortfährt „Caro hat Dir vertraut und du Idiot hast nichts besseres zu tun, als in Ihrem Leben herumzuschnüffeln. Wenn du Sie einfach danach gefragt hättest, hättest du auch antworten darauf bekommen, Sie hätte es Dir erzählt, weil du Ihr etwas bedeutest. Seit dem ich Sie kenne, hat Sie sich niemanden anvertraut, auch nie Hilfe angenommen, du warst seit langem der erste und trittst es mit Füßen. Ich hoffe du bist stolz darauf!" endet Sie, atmet tief durch und dreht sich auf dem Absatz um und verschwindet, das gemurmelte „Arschloch“ habe ich jedoch noch vernommen und bleibe wie ein geschlagener Hund bewegungsunfähig stehen.
    Tausend Fragen rasen durch meinen Kopf…was bedeute ich Ihr?


    Die ganze Fahrt über zurück zur PAST herrscht toten Stille im Auto. Semir hat es nicht mal gewagt, seine türkische Folter-CD einzulegen und wirft immer wieder verstohlene Blicke auf mich.
    Ich hab es auf ganzer Linie vermasselt, so wie ich immer alles vermassle.
    Klar hätte ich Ihr vertrauen sollen, aber Sie ist mir auch kein Stück weit entgegen gekommen. Ich habe doch selber bemerkt, wie unangenehm Ihr die Fragen in Bezug auf Ihre Vergangenheit waren. Sie ist mir in so vielen Punkten ähnlich, dass es fast schon beängstigten ist.
    Ich konnte das letzte dreiviertel Jahr, seit dem ich an Semirs Seite bin, mit vielem Abschließen und es hinter mir lassen. Die beiden korrupten Kollegen, die mir vor fast 3 Jahren die Drogen untergeschoben haben und von den Toten auferstanden sind, konnten wir stellen und sind tot, genau wie meine ehemalige Chefin beim Drogendezernat und Ihre Hintermänner haben wir hinter Gitter gebracht. Ich habe die schuldigen gefunden, die mir mein Leben fast zerstört haben.
    Vielleicht hätte ich mich Caro gegenüber so verhalten sollen, wie es Semir gegenüber mir immer gemacht hat, einfach nicht locker lassen und wenn ich versucht habe, mich zu verkriechen, hat er mich rausgezogen aus meinem Schneckenhaus.
    Aber genau das konnte ich aus irgendeinem Grund bei Ihr nicht. Ich wollte Sie nicht noch mehr verletzen , als Sie in der Vergangenheit eh schon wurde und ich kenne Ihr diesen Schmerz an, weil ich selber weiß, wie sich dieser Schmerz anfühlt.


    „Kommst du?“ reißen mich Semir`s Worte aus meinen Gedanken als ich sehe, das wir bereits vor der PAST stehen und Semir vor der geöffneten Beifahrertür steht. Langsam steige ich aus und gehe wortlos in mein Büro und schließe die Türe hinter mir während ich aus dem Augenwinkel vernehme, dass Semir in das Büro der Chefin geht, bestimmt, um Sie auf den neusten Stand der Ermittlungen zu bringen. Von meinem Schreibtischstuhl aus beobachte ich durch das Fenster die vorbeiziehenden Wolken.
    Und immer wieder frage ich mich, wie ich das wieder in Ordnung bringen soll.
    Sie kann mir vertrauen, niemals wollte ich Sie verletzen…ich will Sie einfach nur schützen, vielleicht weil Sie mir doch mehr bedeutet, als ich jemals geglaubt habe…

  • Caro`s Sicht


    Der blöde…hinterhältige…Arsch!
    Wieder einmal in meinem Leben habe ich die Flucht ergriffen, sitze hier an einem See außerhalb von Köln und lasse meinen Blick über das Wasser streifen.
    In meinen Gedanken versunken ziehe ich sitzend am Ufer meine Beine fest an meinen Körper und schlinge meine Arme drum herum.
    Ich habe Alex mehr erzählt, als ich es bei einem anderen, ausgenommen Tammy, gemacht habe in den letzten drei Jahren. Es ist meine Vergangenheit, mit der ich lernen muss zu leben.
    Mein Glaube war darin, dass ich Ihm auch vertrauen kann und habe Ihm auch die ein oder andere privatere Frage beantwortet.
    Nur was hat er bitte nicht verstanden, als ich Ihn darum gebeten habe, es zu akzeptieren, dass ich über die letzten drei Jahren in den USA nicht sprechen will, auch nicht über die Beweggründe meinerseits in die USA zu gehen?
    Meine weiblichen Hormone gingen wohl kurzzeitig mit mir durch und könnte mich dafür verfluchen.
    Alleine diese kleine Berührung bei dem Gespräch auf der Treppe, als er seine Hand auf mein Knie legte hallte tief in mir weiter.
    Einen kurzen Moment hatte ich ein Gefühl der Geborgenheit…der Sicherheit…Gefühle, die ich geglaubt habe, vor fast drei Jahre ganz verloren zu haben und nie mehr in meinem Leben zu empfinden.
    Was bitte hat er sich dabei gedacht, meine ehemalige Nachbarin anzurufen? Das geht entschieden zu weit. Er hätte mich auch einfach fragen können.
    Ist es denn so schwer zu verstehen, dass Tammy und ich es unter Verschluss halten, dass wir bei S.W.A.T. waren?
    Wenn man in dieser Einheit ist, hat man kein Leben, dein Leben ist die Einheit. Das die Identität im Verborgenen bleiben muss, versteht sich von alleine, fliegt diese auf, kann man die Koffer packen, da man ab diesem Zeitpunkt zur Zielscheibe werden kann und somit die gesamte Einheit in Gefahr bringt.
    Nichts anderes ist es beim SEK. Außerhalb der Polizei weiß meist nur die eigene Familie, was man Tag täglich macht…wenn überhaupt. Es gibt auch Kollegen, dessen Familienangehörigen keine Informationen haben. Man versucht seine Identität zu schützen. Schließlich tragen wir die Sturmmasken beim Einsatz nicht, weil Karneval ist.
    Immer wieder kreisen meine Gedanken, meinen Blick auf das Wasser gerichtet, aber meine Enttäuschung einfach zu groß ist…er hätte mich einfach fragen können, vielleicht hätte ich Ihm erzählt, das wir bei S.W.A.T. waren. Vielleicht!


    Es ist fast Mitternacht, als ich todmüde ins Bett falle.
    Tammy hat um 18:47 Uhr mein Handy geortet, ist mir aber nicht gefolgt. Sie kennt mich, Sie weiß dass ich einfach Zeit für mich brauche, um meine Gedanken wieder zu sortieren.
    Kaum schließe ich seufzend meine Augen, verfolgen mich strahlend blaue Augen und falle in einen unruhigen Schlaf.


    Der morgen gestaltet sich sehr wortkarg am Frühstückstisch, jedoch entgehen mir die Blicken von Tammy und Jenny keinesfalls, aber zum Reden werden Sie mich deshalb auch nicht bringen.


    Genauso wortkarg steige ich in meinen BMW ein, Tammy lässt sich auf den Beifahrersitz nieder und schlage den Weg zur Einsatzzentrale des SEKs ein.
    „Hat sich Alex bei Dir gemeldet?“ wird die für mich durchaus angenehme Stille von Tammy gebrochen und schüttle als Antwort leicht mit dem Kopf.
    „Nicht?“ fragt Sie nach und werfe Ihr einen kurzen verwirrten Blick zu. Ich habe mit dem Kopf geschüttelt. Sehfehler Frau Hübner?
    „Wie willst du jetzt weitermachen?“ kommt die nächste Frage Ihrerseits.
    Gute Frage, aber eigentlich kenne ich die Antwort seit gestern Abend.
    „Ich brauche weder Semir und noch weniger Alex dazu, um denjenigen zu finden, der mich auf der Abschussliste hat, ok? Wir warten jetzt, ob der Störsender was gespeichert hat. Ich hab Ihn gestern nach New York zu Scott geschickt, er wird Ihn auslesen. Kann aber ein paar Tage dauern!“ erläutere ich knapp.
    „Bist du Dir sicher, dass es die richtige Entscheidung ist, Semir und Alex außen vor zu lassen? Ich meine…Süße…versteh mich bitte nicht falsch, als `Frau` verstehe ich deine Entscheidung in Bezug auf Alex, aber als deine linke Arschbacke in jedem kommenden Einsatz sicherlich nicht. Das machst du doch nur, um Alex aus dem Weg zu gehen und Ihn aus deinen Kopf zu kriegen. Ich kenne dich gut genug Süße…du hast nur Angst dich wieder auf einen Mann einzulassen!“ dringen Ihre Worte an mein Ohr und verstärke instinktiv meinen Griff ums Lenkrad.
    Ich hasse es, wenn Sie die Dinge beim Namen nennt, aber mein Stolz lässt es nicht zu, Ihr zuzustimmen. Angriff ist immer die beste Verteidigung.
    „Was du nicht sagst! Und was macht Dich da so sicher?“ frage ich etwas schärfer als beabsichtigt in Ihre Richtung.
    „Weil du heute SEINEN Gürtel trägt Süße…!“.
    Ihre Worte sind wie eine schallende Ohrfeige für mich, ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken, spüre diese unbändige Leere in mir, streife mit meiner rechten Hand instinktiv über den braunen Ledergürtel mit silbernen breiten Schnalle an meiner Hose, während ich wieder dieses eine Bild vor Augen habe, dass ich seit fast drei Jahren versuche zu verdrängen und zu vergessen. Unbewusst schüttle ich leicht mit dem Kopf, in der Hoffnung, dass dieses Bild wieder verschwindet, aber das tut es nicht und spüre den bohrenden Blick von Tammy auf mich gerichtet.


    Wir sind gerade mal zwei Stunden im Büro.
    Meiner Enttäuschung habe ich freien Lauf gelassen, ich muss mich ablenken und habe Delta 1 wieder Einsatzbereit gemeldet.
    Und genau seit zwei Stunden versuche ich mich krampfhaft auf die Formulare vor mir auf dem Schreibtisch zu konzentrieren, aber mein Blick immer wieder auf Hildegard fällt.
    Gott ich bringe es einfach nicht übers Herz, Sie von meinem Schreibtisch zu nehmen, auch wenn Sie von Alex ist. Hildegard wird hier trotzdem unbeschwert und glücklich weiterblühen. Sie ist jetzt quasi Scheidungsopfer, ich habe das Sorgerecht. Das kann er ruhig anfechten, er wird gnadenlos verlieren. Hildegard verteidige ich mit meinem Leben, als in diesem Moment mein Funkgerät am Schreibtisch anspringt und Tammy entsetzt auf Ihre Fingernägel sieht.
    „Delta 1, 2, 3 und 4! Überfall auf die Stadtsparkasse Köln! Geiselnahme! Anzahl Täter unbekannt! Anzahl Geiseln unbekannt! Revier vier sichert Gebäude und wartet auf weitere Anweisungen!“ höre ich Jörg`s Stimme von der Einsatzleitstelle und greife nach dem Funkgerät.
    „Einsatzleitung SEK verstanden!“ springe auf und sehe aus dem Augenwinkel, wie Tammy fluchend die Augen verdreht, Ihren rosa farbenden Nagellack schließt und Fingernägel pustend an meiner Seite zum Parkplatz läuft.


    Kaum sitzen wir im Auto, Andy und Oli auf der Rücksitzbank, fahren wir gefolgt von Delta 2, 3, und 4 Richtung Stadtsparkasse, als der Funk wieder anspringt.
    „Einsatzleitung Revier 4 an SEK Einsatzleitung! Schusswechsel im Gebäude. Ich wiederhole! Schusswechsel im Gebäude!“ dringt eine männliche nervöse Stimme aus dem Funkgerät und sehe kurz zu Tammy um dann den Knopf am Lenkrad für den Funk betätigen.
    „Einsatzleitung SEK verstanden! Ankunft in circa fünf Minuten. Gebäude sichern und weiträumig sperren!“ sage ich mit strenger Stimme und höre ein „Verstanden“.
    Im Rückspiegel beobachte ich, wie Andy und Oli, genau wie Tammy, Ihren Funk ins Ohr stecken, die Sturmmaske überziehen, dann den Helm.


    Vor der Stadtsparkasse angekommen herrscht das reinste Chaos. Das Gebäude wurde zwar weiträumig abgesperrt, jedoch stehen trotz allem unzählige Schaulustige hinter der Sperrzone mit Blick auf das Gebäude. Bevor ich aussteige, reicht Tammy mir meinen Helm, den ich mir über Sprechfunk und Sturmmaske aufsetze, als auch schon der Einsatzleiter des vierten Reviers zu mir stößt.
    „Guten Tag! Maurer, viertes Revier! Laut meinen Kollegen handelt es sich um einen Täter im unteren Stockwerk hinter dem Schalter, die Anzahl der Geiseln kann nicht genau festgelegt werden, etwa 7-10 Geiseln.“ erläutert er knapp und nicke zur Bestätigung. Klingt ja recht übersichtlich.
    „Ok! Wurden vom Täter Forderungen gestellt?“ frage ich.
    „Nein, er will keinerlei Kontakt. Sollte dem Gebäude jemand zu nahe kommen, erschießt er die Geiseln“ und sehe, wie er ratlos mit den Schultern zuckt. Also ein Täter ohne jeglichen Plan.
    „Und wie will er dann von hier wegkommen, wenn er nicht mal einen Fluchtwagen fordert? Will er dort einziehen?“ und höre Tammy neben mir schon glucksen. Ja ist doch wahr. Wie planlos ist der denn?
    „Bieten wir Ihm einen Mietvertrag an?“ fragt nun auch Oli in meine Richtung und sieht etwas unbeholfen drein.
    „Jep…machen wir…8 Quadratmeter mit Vollpension würde ich sagen!“ ziehe meine Waffe aus dem Halfter und entsichere diese bevor ich fortfahre in Richtung des Kollegen vom vierten Revier „Veranlassen Sie bitte, dass die Sperrzone erweitert wird und kein Zivilist Sicht auf das Gebäude hat.“ was mit einem nicken bestätigt wird und ich mich kurz mit Tammy beratschlage.


    Zwei Minuten später steht der Plan nach Absprache mit der gesamten Einheit.
    Wir stürmen das Gebäude.
    In dem Moment, als sich alle einschließlich mir auf Position befinden, bekomme ich einen Funkspruch ins Ohr.
    „Caro? CARO? Hier ist Semir, hörst du mich? Caro HÖRST DU MICH? Meine Ex-Frau ist unter den Geiseln! Hast du mich verstanden? MEINE FRAU IST UNTER DEN GEISELN!“ erklingt die verzweifelte Stimme von Semir “Caro hörst du mich? Wir sind auf dem Weg und in 10 Minuten bei Euch. Hörst du mich?“. Na laut genug schreit er. Ich bin nicht Taub…noch nicht.
    „Semir? Wir haben keine 10 Minuten. Es gab bereits einen Schusswechsel. Die Lage kann jederzeit eskalieren. Wir stürmen!“ antworte ich und Stille im Funk herrscht. Himmel nochmal Semir, das läuft hier alles nur auf eine einzige Frage hinaus, eine einzige, die ich Ihm jetzt stellen werden „ Semir vertraust du mir?“.
    Wieder diese Stille im Funk, als ein überzeugendes „Ja!“ seitens Semir folgt.
    Wenigstens einer der mir vertraut.


    Nach einem letzten Funkspruch gebe ich den Befehl zur Stürmung, warten, bis die Blendgranaten von Oli und Andy Ihre gesamte Wirkung entfaltet haben und stürmen allesamt ins Innere.
    Binnen Sekunden greifen wie vereinbart Delta 3 und 4 den Täter an, während wir zusammen mit Delta 2 die Geiseln schützen.


    Die Sache ist innerhalb einer Minute gelaufen, dass Geschreie von Menschen verstummt.
    Der Täter hat eine Schussverletzung an der Schulter, eine weitere im Oberschenkel.
    Insgesamt zähle ich sechs Geiseln, darunter ein kleines Mädchen mit etwa 7-8 Jahren, dass weinend auf dem Schoss Ihrer Mutter sitzt. Daneben ein älterer Herr mit etwa 75-80 Jahren, schwer atmend und sich die Hand auf die Brust drückend. Gott der hat hier sicherlich einen Herzanfall.
    „SEK-Einsatzleitung! Lage gesichert! Wir brauchen hier sofort Notarzt und RTWs!“.

    Zwei weitere junge Frauen sowie ein Mann mittleren Alters, der rein optisch betrachtet der Filialleiter sein könnte, sitzen zitternd und in Schockzustand am Boden.
    Ein weiterer Blick durch den Schalterbereich lässt mich erstarren. Im hinteren Bereich liegt eine Frau mittleren Alters mit zwei Schusswunden in Brust und Bauch blutend und reglos auf den Boden…

  • Alex`s Sicht


    „Semir beruhige Dich, es wird alles gut! Ok?“, aber spüre das meine Worte nicht bis zu Ihm durchdringen. Er ist am Ende seiner Kräfte und sitzt wie ein Häufchen Elend neben mir auf dem Beifahrersitz, während ich wie ein Irrer durch die Straßen von Köln rase.
    Caro und Ihre Einheit werden Andrea da raus holen, ganz sicher.


    Als wir vor der Bank angekommen sind, ist dort bereits die Hölle ausgebrochen.
    Unzählige Kollegen sind damit beschäftigt, die Schaulustigen in Schacht zu halten und Sanitäter stürmen in das Gebäude. Semir hält es keine Sekunde länger auf dem Sitz neben mir aus, springt aus dem Auto und rennt Richtung Eingang der Bank. Himmel nochmal.
    „Scheiße, SEMIR?“ ich weiß nicht, was uns erwartet, aber würde Lügen, wenn ich nicht auch Angst habe vor dem, was uns erwartet, steige ebenfalls aus, laufe so schnell es geht hinterher und höre immer wieder seine verzweifelten Schreie die mir durch und durch gehen.
    „ANDREA? ANDREA?“.
    Gott, bitte lass Ihr nichts passiert sein und suche schwer atmend den Raum ab als ich die wohl zu diesem Zeitpunkt schönste Stimme der Welt höre.
    „SEMIR, HIER!“ und drehe mich nach links, wo Andrea gerade hinter dem Schalter hervorkommt.
    Keine drei Sekunden später hat Semir Sie in seine Arme geschlossen und auch ich gehe zu Ihnen, während sich unbändige Erleichterung in mir breit macht. Augenscheinlich scheint Ihr nichts zu fehlen.
    „Alles klar Andrea? Geht’s dir gut? Bist du verletzt?“ richte ich meine Worte an Sie und lasse sicherheitshalber nochmal meinen Blick über Ihren Körper schweifen.
    „Nein…Nein….alles gut, alles gut“ höre ich Ihre leise mitgenommene Stimme, gehe noch einen Schritt auf Sie zu und nehme Sie in den Arm. Sie zittert am ganzen Körper und steht unter Schock, aber Sie ist Gott sei Dank nicht verletzt.
    Als ich über Ihr Schultern schaue, sehe ich im hinteren Bereich eine leblose Frau am Boden liegen, drei Sanitäter um Sie herum sowie zwei schwer bewaffnete und maskierte SEK-Beamte mit Helm. Kaum, dass ich mich aus der Umarmung von Andrea gelöst habe folgt Sie meinem Blick als Ihre zitternd schluchzende Stimme ertönt.
    „Er…hat Sie einfach erschossen…einfach so. Sie…Sie hat doch nichts gemacht…nichts!“ und sehe im gleichen Augenblick, dass Ihre Füße unter Ihr nachgeben und Semir und ich Sie gerade noch rechtzeitig auffangen können.
    „Scheiße“ kommt es gleichzeitig von Semir und mir und lassen uns mit Andrea im Arm zu Boden sinken, als auch schon ein Sanitäter neben uns erscheint und einen fragenden Blick auf uns richtet. „Sie hat wohl einen Schock, ansonsten keinerlei Verletzungen“ entgegne ich Ihm.
    Der Sanitäter nickt kurz zur Bestätigung und überprüft Andrea`s Vitalfunktionen.
    „Mir…geht’s gut…geht schon wieder, war grad alles ein bisschen zu viel“ gibt Andrea leise flüsternd von sich und lehnt sich an Semirs Schulter, der sofort schützend seine Arme um Sie schlingt. Trotz allem das Sie die Scheidung eingereicht haben sehe ich eines, Sie lieben sich.
    Da frag ich mich echt, warum die überhaupt die Scheidung eingereicht haben. Versteht hier einer die Welt? Ich nicht.


    In dem Moment, als ich wieder in Richtung der leblosen Frau am Boden sehe, hebt einer der beiden schwer bewaffneten SEK-Beamten den Kopf, sieht zu Semir und Andrea, dann zu mir. Unsere Blicke treffen sich und sehe in IHRE Augen.
    Gütiger Himmel…es ist Caro.
    Wohl der gleiche Gedanke schießt Semir gerade in den Kopf als er zu Ihr sieht.
    „Kannst du mal kurz Alex?“ und deutet mit einem nicken in Andrea`s Richtung, die noch immer am Boden sitzt und Sie in den Arm nehme als sich Semir auf den Weg zu Caro macht.
    Leider ist die Entfernung zu groß und kann nicht hören was beide sprechen, aber als Semir Sie fest an sich drückt kann ich es erahnen. Semir hat Ihr vertraut und Sie hat Ihn nicht enttäuscht.
    „Ist das deine kleine, hübsche, freche Hexe von der Semir mir erzählt hat?“ kommt es in diesem Moment belustigt von Andrea in meinen Armen.
    Von wegen Schockzustand, die ist fit wie ein Turnschuh und grinst mich an. Was sage ich jetzt?
    „Sie…ist nicht MEINE kleine, hübsche, freche Hexe!“ ok, das klang jetzt nicht ganz überzeugend, während Andrea die Augenbrauen mit einem weiteren grinsen nach oben zieht und ein ersticktes kichern Ihrerseits höre.
    „Du solltest dich mal selber hören!“ kommt es prompt zurück und antworte nur mit einem „Besser nicht“ während auch ich ein kleines schmunzeln nicht unterdrücken kann. Denn nach wie vor habe ich keine Ahnung, wie ich den Vertrauensbruch wieder gut machen kann. Diese Situation nagt mehr an mir, als ich zugeben will. Sie kann mir vertrauen. Das, was ich gemacht habe, war zu Ihrem Schutz.


    Semir unterhält sich noch kurz mit Caro und umarmt Sie nochmals bevor er wieder zu uns stößt. „Gut, lasst uns fahren“ höre ich Semir`s Aufforderung und werfe wieder einen Blick auf Caro, die nach wie vor neben einem anderen schwer bewaffneten SEK-Beamten steht und allem Anschein nach was bespricht. Sollte ich vielleicht schnell zu Ihr gehen? Aber wird Sie überhaupt mit mir sprechen als Semir mir schon eine Hand auf die Schulter legt und meine Aufmerksamkeit hat.
    „Alex? Ich denke das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt um zu reden. Sie muss hier den Einsatz zu Ende bringen und hat sicher tausend andere Sachen im Kopf“.
    Semir sollte sich wirklich mal Gedanken darüber machen, den Beruf zu wechseln, als Hellseher verdient er sicher mehr als jetzt. Aber ja, er hat Recht und werfe einen letzten Blick auf Sie.


    Gerade, als wir das Gebäude verlassen wollen, kommt uns Oberstaatsanwalt Sander entgegen.
    Freude schöner Götterfunke. Das gibt doch nur wieder Ärger, als auch schon ein aufgesetztes dreckiges Grinsen seinerseits folgt.
    „Die Herren Brandt und Gerkhan…Frau Gerkhan! Sie sind doch immer genau da, wo Sie nichts zu suchen habe……“ weiter kommt er nicht und augenblicklich folgt die mehr als wütende Stimme, die mir mittlerweile leider bekannt ist, hinter uns…Caro.
    „Herr Oberstaatsanwalt Sander! Wenn hier jemand nichts zu suchen hat, dann ist das Ihre Person und nicht die Herren Brandt und Gerkhan. Frau Gerkhan war unter den von uns befreiten Geiseln. Sie übernehmen lediglich die Aufgabe, sowie auch die Verantwortung dafür, Frau Gerkhan in dieser schweren Stunde beizustehen und Sie wohlbehalten nach Hause zu bringen. Und jetzt verlassen Sie augenblicklich meinen Einsatzort und warten, bis ich Ihn freigegeben habe. HABEN SIE MICH VERSTANDEN?“
    Haaa…das hat gesessen, da steht er wie ein angepisster Hund der blöde Lackaffe, unterdrücke ein Lachen und bin gerade richtig stolz auf MEINE kleine, hübsche, freche Hexe.
    Aber welcher Mann würde da wohl nicht zu Kreuze kriechen, wenn Sie in Ihrer vollen Montur bewaffnet bis an die Zähne vor einem steht.
    „Das wird Konsequenzen haben Frau Berger“ faucht Oberstaatsanwalt augenblicklich zurück.
    Gut, der hat Sie wohl gerade komplett unterschätzt. Ein Fehler, den Männer oft bei Frauen machen.
    Ich persönlich habe aus meinem Fehler gelernt.
    „Ja, für Sie HERR OBERSTAATSANWALT SANDER!“ zischt Caro auch schon zurück und verschwende lieber keinen Gedanken daran, warum Ihre Hand gerade zu den Handschellen an Ihrem Gürtel wandern. Die Hexe ist hier zu allem bereit und sehe vor meinem geistigen Auge das Gesicht von Sander schon auf dem Asphalt geklatscht…Caro auf Ihm.
    Aber was habe ich gesagt…MEINE kleine, hübsche, freche Hexe macht Ihn so klein, dass er unter dem Teppich Fallschirmspringen kann. Ätsch…und strecke dem Deppen noch schnell die Zunge in meinen Gedanken raus, als dieser nun auch schon endgültig das Feld räumt.
    Als ich mich zu Caro umdrehe, ist diese genauso schnell wie Sie hinter uns aufgetaucht ist auch wieder verschwunden und Enttäuschung macht sich in mir breit.
    „Na das nenne ich mal einen bühnenreifen Auftritt, mein lieber Scholli, Respekt!“ und kann Semirs Aussage mit einem tatkräftigen Nicken und Lächeln nur zustimmen bevor er auch schon fortfährt
    „Aber jetzt los, ab nach Hause. Die haben hier schon genügend zum sauber machen, da musst du Ihnen nicht noch mehr Arbeit machen, indem du hier jetzt noch platzt vor lauter Stolz, nicht?“ und sehe, wie er mit Andrea im Arm an mir vorbeigeht. Als ob ich von hinten nicht erkennen würde, dass die beide sich grad schlapp lachen über mich als ich auch schon das schallende Gelächter der beiden vernehmen. Gott ich führe mich hier auf wie ein verliebter Teenager, ich sollte dringend an mir selber arbeiten.


    Seit Stunden sitze ich nun schon alleine in meinem Büro und genieße die Stille.
    Semir hat den Rest des Tages frei genommen und habe Ihn zusammen mit Andrea bei Ihr zu Hause abgesetzt. Für was haben die beiden eigentlich die Scheidung eingereicht? Jeder Blinde mit Krückstock erkennt, dass Sie sich lieben!
    In meinen Gedanken mache ich mir schon mal eine Notiz dafür, Semir darauf anzusprechen als die Türe zum unserem Büro leise geöffnet wird und die Chefin mit einem schmunzeln eintritt.
    „Na? Genießen Sie die Stille?“ und setzt sich gegenüber auf die Kante von Semirs Schreibtisch.
    „Na ja, die Momente der Stille mit Semir an meiner Seite gibt es nicht allzu oft!“ entgegne ich wahrheitsgemäß und lehne mich etwas im Stuhl zurück.
    „Das kann ich mir vorstellen. Und ich werde Ihnen die Momente der Stille auch wieder nehmen, aber Gerkhan ist jetzt besser aufgehoben an der Seite von seiner Frau…oder Ex-Frau…oder Frau…..wie auch immer“.
    Sieh einer an, die Chefin hat die gleichen Gedanken wie ich und stimme Ihr mit einem nicken zu.
    „Haben Sie denn schon irgendwelche neuen Anhaltspunkte in dem Fall von Frau Berger?“ kommt es weiter Ihrerseits.
    Großes Kino…muss ich Ihr jetzt auf die Nase binden, dass wir nicht mehr miteinander sprechen?
    „Nein, nicht wirklich.“ sage ich resigniert.
    „Was ist mit diesem Störsender?“ und Ihr fragender Blick mich trifft.
    „Ich denke, Sie wird Ihn weitergeleitet haben um zu prüfen, ob Daten darauf gespeichert sind!“.
    „Sie denken?“ Ihre Augen weiten sich etwas und wirft mir einen skeptischen Blick zu.
    Ja ICH DENKE. Sie spricht ja nicht mit mir, gut, ich ja auch nicht mit Ihr.
    „Ähm…“ wähle deine Worte mit Bedacht Brandt, die Chefin durchschaut die Sache sonst sofort „es war heute bei der Bank keine Zeit darüber zu sprechen, aber ich gehe davon aus, dass Sie uns sofort informiert, wenn Sie Neuigkeiten hat!“ obwohl ich davon nicht gerade überzeugt bin.
    „Gut. Ich habe heute Morgen ein Schreiben der oberen Führungsetage des Innenministeriums erhalten. Es herrscht absolutes Stillschweigen über die Existenz solcher Störsender. Zu niemanden ein Wort Brandt, verstanden? Gerkhan und Herr Freund wurden bereits informiert.“ kurz herrscht Stille im Raum als die Chefin Ihre Gedanken laut ausspricht.
    „Was, wenn der Anschlag auf Frau Berger kein Rachefeldzug von jemanden ist, den Sie in Ihrer Zeit beim SEK gestellt hat. Vielmehr frage ich mich, ob nicht doch irgendjemand erfahren hat, dass es diesen Störsender gibt und es genau auf diesen abgesehen hat?“.
    Den Gedanken hatte ich ja auch schon mal.
    „Ja, aber dann würde man doch versuchen, Sie zu entführen um genau an diese Störsender zu kommen. Meiner Meinung nach hat aber jemand Ihren Tod in Kauf genommen, als derjenige die Sache auf der Autobahn durchgezogen hat.“
    Frau Krüger scheint über meine Worte nachzudenken, bevor Sie antwortet.
    „Möglich. Wir sollten aber trotzdem vorläufig in alle Richtungen ermitteln. Es wäre schon mal der erste richtige Schritt, wenn wir wüssten, wer den GPS-Sender an dem Wagen von Frau Berger angebracht hat. Ich würde sagen, wir fangen mit denen an, dessen Festnahme erfolgt ist und während des Einsatzes ein GPS-Sender von uns verwendet wurde!“ und muss nun doch einmal tief Luft holen bevor ich antworte.
    „Das sind ziemlich viele Chefin!“ entgegne ich unsicher.
    „Ich weiß, aber einen anderen Anhaltspunkt haben wir derzeit nicht. Susanne soll Ihnen helfen eine Liste mit alle in Frage kommenden Einsätze zusammenzustellen sowie eine weitere Liste von denen, die vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen wurden, die anhand eines GPS-Senders überführt wurden.“
    Die Chefin erhebt sich und geht Richtung Türe als Sie sich nochmal zu mir umdreht „Ach und Brandt? Bevor ich es vergesse. Ich habe vorhin eine E-Mail von Tammy Hübner erhalten. Übermorgen findet eine gemeinsame Trainingseinheit zwischen dem SEK und der PAST statt auf dem Übungsgelände des SEKs. Ich leite Sie Ihnen gleich noch weiter. Wir werden alle einschließlich mir daran teilnehmen.“ und frage mich augenblicklich, wer gerade das größere Problem hat…Semir oder ich?
    Wobei Semir Caro nach heute auf seiner Seite hat und ich wohl beiden Frauen als feindliches Ziel ausgesetzt werde.
    Mein Unterbewusstsein rubbelt schon mal hektisch die Zielscheibe von der Stirn.
    Vielleicht sollte ich versuchen, die Sache zu klären, bevor wir bei dieser gemeinsamen Übung aufeinandertreffen.


    Aber auch nach über einer halben Stunde habe ich es noch immer nicht geschafft, auch nur ansatzweise eine Nachricht auf dem Handy in meiner Hand zu verfassen, die das widerspiegeln kann, was ich meiner kleinen hübschen, frechen Hexe mitteilen will, was aber einfach daran liegen könnte, dass ich meine Gefühle nicht zuordnen kann…

  • Alex`s Sicht


    Ich habe es ja geahnt.
    Wenn Semir zurück im Büro ist, war`s das mit den Momenten der Stille.
    Seit heute Morgen nun ist er wieder zurück und lehne so lässig die Situation es zulässt am Aktenschrank im Büro der Chefin, während Semir den Boden mit seinen Sohlen durchwetzt und wie ein gehetztes Reh vor dem Schreibtisch der Chefin auf und abrennt, als er schon wieder lauthals loslegt.
    „NEIN! Nein Nein und nochmal nein! Das ist nicht Ihr ernst Chefin. Das ist das reinste Himmelfahrtskommando. Die Sache wird KOMPLETT eskalieren. Ich habe Sie gewarnt. Das ist eine hinterhältige Falle Chefin, die wollen Alex und mich fertigmachen!“ schreit er so laut es Ihm möglich ist, als die Chefin auch schon kontert.
    „Gerkhan! Jetzt stellen Sie sich mal nicht so an. Wir reden hier von zwei Frauen.“ stellt Sie fest und sieht wütend zu Ihm, als er auch schon zum Gegenschlag ausholt.
    „Tja Chefin! Sie hatten das Vergnügen noch nicht mit dieser Gattung Frauen. Das sind keine Frauen, das sind HEXEN…das sind…Kampfdackel…jaaa…Kampfdackel. Die fressen uns schon, wenn man auch nur einmal falsch kuckt…schwups…und weg ist man. Das geht bei denen GANZ schnell!“.
    Und so geht das hier seit einer halben Stunde zwischen Semir und der Chefin hin und her, seitdem Semir erfahren hat, dass wir morgen eine gemeinsame Übung mit dem SEK haben. Halleluja. Es kostet mich alles an Beherrschung hier nicht laut los zu prusten und verkneife mir mein glucksen, als die Chefin erneut ausholt.
    „Gerkhan! Seien Sie ein Mann und stellen sich dieser Herausforderung!“ faucht die Krüger augenblicklich.
    „Chefin…ich bin ein Mann! Ich habe DREI Kinder gezeugt, aber auch ein türkischer Panzer weiß, wann er Rückwärts fahren muss!“ kommt es aufbrausend und händefuchtelnd von Semir.
    Ich dachte eigentlich, schlimmer kann es nicht mehr werden, aber Semir`s Verzweiflung ist grenzenlos, als die Chefin tief Luft holt.
    „Schluss jetzt! Das ist beschlossene Sache und wir alle können aus solchen Trainingseinheiten nur lernen. Und jetzt raus aus meinem Büro. BEIDE!“ Ihren Worten folgt ein bitter böser Blick und trete mit Semir an meiner Seite den Rückzug an.



    „Toller Partner. Echt, ganz toller Partner. Du hättest mir wenigsten ein bisschen helfen können, aber der Herr schweigt ja lieber!“ kommt es prompt mürrisch von Semir, als ich mich auf den Stuhl meines Schreibtisches setze. Hallo? Ich habe gerade so meine eigenen Probleme mit meiner kleinen hübschen frechen Hexe. Meinem Unterbewusstsein schlottern jetzt schon die Knie, wenn es an morgen denkt, verkneife mir trotzdem ein Lachen und antworte Ihm.
    „Mach Dich mal locker. Du warst da drinnen grad so in Redelaune, da wollt ich Dich einfach nur nicht unterbrechen.“ gebe ich zur Antwort und habe den Kampf gegen den Lachanfall verloren. So ein alter Schisse, ja glaubt man es denn.
    „Alex? Die beiden Hexen werden uns morgen FERTIG MACHEN!“ kommt es auch schon aufbrausend seinerseits, als die Chefin in diesem Moment den Kopf durch den Spalt der Türe steckt und zu mir sieht.
    „Brandt? Fahren Sie doch mal schnell zu Frau Berger. Vielleicht hat Sie bereits neue Informationen in Bezug auf den Störsender. Vielleicht kommen wir dann endlich mal weiter in dem Fall!“.
    Das ist nicht Ihr Ernst oder? Scheiße…die meint das Todernst. Gott was sag ich jetzt?, als Semir mir dies in diesem Moment abnimmt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht fröhlich loszwitschert.
    „Das ist eine prima Idee Chefin. Alex ist genau der richtige dafür.“.
    Ob ich es schaffe, Semir unauffällig zu beseitigen? Ich könnte es auf Notwehr hinauslaufen lassen und die Chefin auffordernd zu mir sieht. Scheiße…aus der Nummer komme ich nicht mehr raus…wobei…
    „Die ist aber sicher gerade im Einsatz Chefin!?“ und werfe Ihr nach meinen Worten einen hoffentlich nicht verzweifelten Gesichtsausdruck zu, als Sie auch schon fröhlich vor sich hin gluckst.
    „Brandt! Sie nicht auch noch. Reicht doch nun wirklich, wenn Gerkhan hier schon Todesängste durchsteht. Ab jetzt mit Ihnen…sofort!“ Ihre Worte lassen keinen Widerspruch zu, stehe auf, schnappe mir meine Jacke und verlasse wie ein geprügelter Hund die PAST in Richtung SEK- Einsatzzentrale.


    Der Weg zur SEK-Einsatzzentrale geht schneller vorbei als mir lieb ist, stehe jetzt schon geschlagene zwanzig Minuten mit meinem Auto vor dem Gebäude und lege mir die Worte zurecht, komme dann zu den Entschluss, einfach die Schiene des Profis zu fahren. Die Krüger will antworten und die wird Sie auch bekommen, Punkt. Als ich aussteige und den Weg ins Innere des Gebäudes einschlage hole ich mehrmals tief Luft…das wird sicherlich kein Spaziergang.


    Vor dem Büro stehend sehe ich Sie bereits durch die Glasfront an Ihrem Schreibtisch sitzen und telefoniert. Tammy sitzt an Ihrem Schreibtisch gegenüber und verfolgt wohl Caro`s Worte, von Andy und Oli ist nichts zu sehen. Also, auf in den Kampf, spreche ich zu mir selbst, klopfe kurz an und betrete das Kriegsgebiet.


    Als erstes tritt Tammy`s ungläubiger Blick zu mir, als mich Caro ebenfalls bemerkt, weiter Ihrem gegenüber am Handy zuhört und mir beiläufig mit Ihren Augen andeutet, mich auf Andy`s Stuhl zu setzen. Ich setzte mich und richte meinen Blick zu Ihr, während Sie gerade anfängt zu sprechen.
    „Nein, kann ich Ihnen nicht sagen…..nein, nichts was uns einen Hinweis geben könnte, keinem der Einheit ist etwas aufgefallen…..ja…..ja, ich denke Herr Freund kann uns hier vielleicht weiterhelfen, ich kümmere mich darum…..ok…..Ach, und was Herrn Oberstaatsanwalt Sander betrifft, sollte er nochmals ohne Freigabe meinen Einsatzort betreten, werden ich Ihn 24 Stunden in Gewahrsam nehmen lassen, teilen Sie Ihm das bitte bei Gelegenheit mit.....Ok…..Gut, mach ich…..versprochen…..Ok Danke…..Tschüss!“. Sie beendet das Gespräch und habe zu meinen zurechtgelegten Fragen gleich noch eine, denn wiedermal macht sich Wut in mir breit. Mit anderen Personen scheint Sie ja kein Problem zu haben, über geschehene Ereignisse zu sprechen, als Tammy einen fragenden Blick zu Ihr wirft.
    „Und?“
    „Später“ antwortet Caro leise und wirft Ihr einen unfreundlichen Blick zu.
    So, dann wäre jetzt ich mal dran.
    „Caro, wir müssen reden!“ und merke im selben Moment das es wohl nicht gerade mein freundlichster Ton ist.
    „Müssen wir das?“ kommt es auch schon prompt sarkastisch zurück! Gut, das läuft gerade wirklich nicht nach Plan, Sie ist wohl immer noch stink Sauer auf mich.
    „JA, müssen wir. Was war das gerade eben?“ als Sie nach meinen Worten blitzschnell aufsteht, mir den Rücken zukehrt und aus dem Fenster sieht…schweigend.
    Tammy jedoch bricht die Stille.
    „Süße rede mit Ihm! Wir schaffen das nicht alleine. Willst du warten, bis es zu spät ist? Wenn du nicht mit Ihm redest, dann mache ich das, hast du mich verstanden?“ redet Sie auf Caro mit besorgter Miene ein, als Sie aufsteht und mit einen letzten Blick an mich gerichtet das Büro verlässt.
    Alleine die Aussage von Tammy sorgt für ein sehr unangenehmes Gefühl in mir. Gerade Tammy, bei Ihr hatte ich eigentlich den Eindruck, dass Sie nichts und niemand aus der Ruhe bringen kann, aber ich habe es in Ihren Augen gesehen, dass Sie etwas erschüttert hat.
    Irgendwas ist hier mehr als faul, irgendwas muss vorgefallen sein.
    Ich würde alles in meiner Macht stehende tun um beiden zu helfen, vor allem für meine kleine, hübsche, freche Hexe. Aber dafür sollte ich vielleicht als erstes einen Schritt auf Sie zugehen, habe aber gleichzeitig auch wieder ein ungutes Gefühl dabei, dass der Schuss nach hinten losgeht. Also stehe ich auf und gehe zu Ihr. Sie steht noch immer mit dem Rücken zu mir und schaut aus dem Fenster, die Hände in den Hosentaschen. Als ich ganz dicht hinter Ihr stehe atme ich nochmals tief durch.
    „Was ist passiert?“ frage ich leise und warte…Sekunden…vielleicht auch Minuten, ich weiß es nicht. Als ich einen Blick auf Ihren Oberarm werfe, sehe ich, dass Sie Gänsehaut bekommt bevor Sie leise anfängt zu sprechen.
    „Wir hatten gestern nach dem Einsatz einen Sprengstoffkörper am Auto. Tammy konnte Ihn in letzter Sekunde entschärfen.“.
    Oh mein Gott! Ich habe gerade mit vielem gerechnet, aber nicht damit.
    Also hatte ich Recht, jemand will Sie tot sehen. Aber wer verdammt?
    „Habt Ihr eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?“ spreche ich leise, bleibe dicht hinter Ihr stehen und Sie auch keine Anstalten macht sich umzudrehen und sieht weiter aus dem Fenster.
    Ich glaube auch, dass Sie gerade ein wenig zittert, kann mich jedoch auch nicht weiter auf das konzentrieren, da es mich meine ganze Beherrschung kostet, zu warten…zu warten bis Sie weiterspricht. Geduld ist nicht gerade eine Stärke von mir.
    „Nein! Keinen, der sich auf eine Person bezieht. Ich habe gestern etwa eine Stunde nachdem Ihr gefahren seid, den Einsatzort freigegeben und die Einheit gebeten sich vor unseren Autos zu versammelt. Tammy und ich zählen immer unabhängig im Stillen voneinander durch, ob alle da sind. Wir haben fünfzehn Mann gezählt!“ erklärt Sie leise.
    „Also waren nicht alle da?“ frage ich Sie ebenfalls leise, denn es ist der erste Gedanke der mir in den Kopf schießt. Weiter erscheinen die schlimmsten Bilder in meinem Kopf. Wurde vielleicht einer aus Ihrer Einheit verletzt? Oh nein, das würde natürlich erklären, warum Sie so fertig ist. Ihre Stimme hat fast keine Kraft, anders als am Telefon vorhin. Da war Ihre Stimme fest und entschlossen und genau davon ist nichts mehr übrig.
    „Alex? Wir sind nur vierzehn Mann! Jemand war gestern nach dem Einsatz vor Ort, der nicht dazu gehört. Einer, der die volle SEK Ausstattung getragen hat.“.
    Bitte was? Ach du heilige Scheiße, wie kann so etwas passieren? Und wer kommt an eine komplette SEK-Ausstattung so dass es auch nicht auffällt?
    „Was ist dann passiert?“ frage ich Sie.
    Ich erkenne an Ihrer Körperhaltung dass Sie sich verkrampft.
    „Tammy und ich haben einen Blick ausgetauscht. Ich wusste sofort, dass Tammy das gleiche gezählt hat wie ich. Als wir uns nochmal umdrehten, fuhr ein schwarzer Audi A4 davon. Das Kennzeichen habe ich schon überprüfen lassen, der Wagen wurde vor drei Tagen als gestohlen gemeldet. Als wir im Kopf durchgezählt haben, stand die besagte Person vor der Fahrertür meines Autos, also etwa 10 Meter von uns allen entfernt. Ich rannte zum Auto und wollte sofort nachfahren, aber Tammy hat mich aufgehalten und gebrüllt, er wäre an meinem Auto gewesen, als Oli den Sprengstoff unterm Auto auf der Bodenplatte entdeckte. Tammy hat Sie dann entschärft.“.
    Ich kann meine Gedanken nicht mehr sortieren. Der Schock darüber, dass Sie wieder jemand umbringen wollte bringt mich um den Verstand. Und Sie steht weiter regungslos vor mir und sieht aus dem Fenster.
    „Und jetzt Caro? Was hast du vor?“.
    „Ich werde den Strengstoffkörper zu Herrn Freund in die KTU bringen, vielleicht kann er uns weiterhelfen!“ flüstert Sie leise und schlingt Ihre eigenen Arme schützend um Ihren Oberkörper.
    Zumindest ist Sie vernünftig, und das Wort ùns` gibt mir Hoffnung, Hoffnung, dass Sie uns nicht außen vor lässt. Aber es ist nicht das, was ich eigentlich hören wollte. Ich finde, Sie sollte sich vorerst als Einsatzleiterin zurückziehen. Nur, wenn ich Ihr das hier und jetzt genau so sage, ist der nächste Streit vorprogrammiert. Und ein weiterer Streit wäre wohl das schlimmste in dieser Situation, ich will Sie nicht verlieren.
    „Caro?“ gebe ich leise von mir, überbrücke auch die letzte Distanz zwischen uns, schlinge meine Arme fest von hinten um Ihren Körper und flüstere Ihr das ins Ohr, was ich nicht einfach ignorieren kann.
    „Ich habe Angst…Angst um Dich!“ und es ist die volle Wahrheit…

  • Alex`s Sicht


    Ich halte Sie einfach weiter fest und drücke Sie mit Ihrem Rücken an meine Brust.
    Die Stille im Raum ist in meinen Augen bedrückend. Kann Sie es nicht verstehen, dass ich Angst um Sie habe? Es macht mich wahnsinnig zu wissen, dass es da draußen jemanden gibt, der Ihren Tod will und sind kein Stück weiter um auch nur einen Anhaltspunkt dafür zu haben, wer es sein könnte.


    Nach einigen Minuten spüre ich, wie sich Ihr Körper unter meiner Umarmung entspannt und lässt Ihren Kopf leicht zurück an meine Brust sinken.
    Ich würde mir wünschen, die Zeit anhalten zu können um Sie weiter in meinen Armen zu halten als im selben Moment das Funkgerät auf Ihrem Schreibtisch anspringt und mir ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft.
    „Einsatzleitstelle an Delta eins, zwei, drei und vier. Amoklauf im Familiengericht Köln. Täter bewaffnet und unkontrollierbar. Zwei schwerverletze und ein Toter bestätigt. Täter hat sich nun im Gebäude verschanzt. “ dringt eine ruhige männliche Stimme aus dem Funkgerät in mein Ohr, als Sie sich in diesem Augenblick von mir löst, zum Schreibtisch geht und nach dem Funkgerät greift.
    „Einsatzleitung SEK verstanden!“ spricht Sie mit starker Stimme und fahre mir mit den Händen durch die Haare. Warum spielt Sie so mit Ihrem Leben? Ist Ihr eigenes Leben für Sie nichts wert? Fassungslos gehe ich zu Ihr, drehe Sie so, dass Sie mir in die Augen sehen muss und halte Sie an beiden Oberarmen fest.
    „Bitte geh nicht! Nimm Dir eine Auszeit bis wir das Schwein haben, BITTE!“. Ich sehe, dass Sie nach meinen Worten kurz mit sich kämpft.
    „Alex, ich….das ist mein Job und ich würde Ihn für keinen anderen der Welt tauschen. Das ist mein Leben!“ . Sie wirft mir einen Blick zu, den ich nicht deuten kann, als Sie sich auch schon umdreht und ohne ein weiteres Wort aus dem Büro läuft, während meine Hände, die gerade an Ihren Oberarmen lagen, kraftlos nach unten sinken. Es könnte genau jetzt das letzte mal gewesen sein, dass ich Sie lebend sehe und die Verzweiflung mich innerlich Stück für Stück auffrisst. Es ist ein Gefühl, mit dem ich nicht zurechtkomme und kann auch diesen Klos in meinem Hals nicht runterschlucken. Es ist ein Gefühl der Machtlosigkeit, als ich zu einem kleinen leeren Zettel auf Ihrem Schreibtisch greife und dann nach dem Stift.


    ……………
    Bitte melde Dich bei mir, sobald du zurück bist!
    Ich muss wissen, dass es Dir gut geht. BITTE!!!
    Alex
    ……………


    Nochmal lasse ich meinen Blick über meine geschriebenen Worte schweifen und lehne ihn an den Übertopf von Hildegard, die bei genauerem Betrachten doch schon einiges abbekommen hat und ganz schön in Mitleidenschaft gezogen wurde, was mir trotz dieser verfahrenen Situation ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubert.


    Als ich zurück auf der PAST bin und das Großraumbüro betrete, steht Semir gerade bei Susanne am Schreibtisch.
    „Habt Ihr was neues Semir?“ sage ich etwas lauter als gewohnt, beide gleichzeitig etwas erschrocken die Köpfe heben und den Blick auf mich werfen. Das nächste was ich wahrnehme…Sie schütteln beide wortlos mit dem Kopf. Das kann nicht wahr sein!
    „VERDAMMT NOCH MAL! Irgendetwas müssen wir doch finden. SO EINE SCHEISSE!“ brülle ich gereizt los, da ich mit dieser mir bisher nicht bekannten Wut und Verzweiflung einfach nicht umgehen kann. Sie riskiert gerade wieder Ihr Leben irgendwo da draußen und ich kann Sie nicht beschützen, gehe ohne einen weiteren Blick auf die beiden ins Büro und knalle die Türe hinter mir geräuschvoll zu.
    Vor dem Fenster komme ich zum stehen und lasse meinen Blick in die Ferne schweifen.
    „Brandt, was ist vorgefallen?“. Als ich mich umdrehe, sehe ich die Chefin vor meinem Schreibtisch stehen, neben Ihr Semir.
    Kurz hole ich tief Luft, bevor ich anfange leise zu sprechen, als ob ich meinen eigenen Worten keinen Glauben schenken kann.
    „Jemand hat gestern versucht, Caro mit Ihrem Auto in die Luft zu sprengen!“.
    Geschockt über meine Worte starrt mich Semir fassungslos an, während die Chefin Ihre Schultern strafft.
    „Gut ich…würde sagen…ich hol uns drei jetzt schnell einen Kaffee und dann erzählen Sie uns alles Brandt“ kommt es mit ruhigen Worten seitens der Chefin als Sie nochmals den Blick auf mich richtet „Sie sind hier nicht der einzige Brandt, der sich Sorgen um das Wohl von Frau Berger macht, ok? Wir lassen Sie da auch nicht alleine damit, haben Sie mich verstanden?“.
    Wie in Trance nicke ich leicht.
    „Alex? Ich weiß nicht genau, was das zwischen Dir und der Hexe genau ist, aber bitte verkriech dich jetzt nicht in dein Schneckenhaus! Deine Sorgen sind auch meine Sorgen. Verstanden?“ versucht Semir mir eindringlich zuzusprechen.
    „Das weiß ich Semir. Es ist nur…ich habe einfach Angst um Sie!“.
    Meine Worte sind mehr ein flüstern, setze mich auf meinen Stuhl und lege meinen Kopf in die Hände, als Semir das Wort ergreift.
    „Ich hatte gestern auch Angst um Andrea, Angst, dass ich Sie verliere, Sie nie wieder sehe. Ich weiß was das für ein beschissenes Gefühl ist, aber ich habe Caro vertraut, vielleicht solltest du das auch ein Stück weit. Es ist völlig normal, dass wir Angst um die Menschen haben, die uns am Herzen liegen Alex.“.
    Gerade als ich Ihm antworten will kommt die Chefin mit drei Tassen Kaffee in den Händen wieder in unser Büro, stellt diese auf Semir`s Schreibtisch ab und setzt sich an die Kante von Semir`s Schreibtisch.
    „Also! Dann erzählen Sie mal, was vorgefallen ist…..und zwar alles Brandt, verstanden?“ und die Aussage der Chefin keinen Widerspruch zulässt. Also nehme ich mir erstmal eine Tasse Kaffee, lehne mich mit dieser zurück in meinem Stuhl und fange an, zu erzählen, was ich heute alles erfahren habe, ohne auch nur eine Sekunde mein Handy auf meinem Schreibtisch aus den Augen zu lassen, aber nach wie vor hat Sie sich nicht gemeldet.


    Als ich nach zehn Minuten alles erzählt habe, ohne auch nur einmal unterbrochen worden zu sein, weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war, Ihnen alles zu sagen.
    Gut, bis auf den Punkt, dass ich meine kleine, hübsche, freche Hexe im Arm gehalten habe.
    Ein Blick auf die Chefin und Semir reicht. Der Schock sitzt hier auch tief bei beiden als die Chefin Ihren Gedanken freien Lauf lässt.
    „Gut. Also haben wir bisher nichts neues, außer dass derjenige auch in der Öffentlichkeit nicht zurückschreckt. Herr Freund muss auf jeden Fall den Sprengkörper genauer unter die Lupe nehmen, dass ist derzeit unsere einzige Chance. Konnte Frau Berger Ihnen schon Neuigkeiten wegen des Störsenders geben?“ Ihr fragender Blick trifft mich.
    „Nein, soweit sind wir nicht gekommen, da ja der Einsatz dazwischen kam“ und werfe wieder einen Blick auf mein Handy, was jedoch stumm bleibt und Semir nun eine Frage in den Raum wirft.
    „Wie kann es sein, dass der Typ bei solch einem Einsatz nicht auffällt? Und wie bitte kommt der an die komplette SEK-Ausstattung?“.
    Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.
    „Ich denke nicht, dass er während des Zugriffes dabei war, das wäre auch für Ihn zu riskant gewesen. Soweit ich die SEK-Strategie kenne, werden die Teams vorher aufgeteilt und jeder hat seine Position, da wäre er mit Sicherheit aufgefallen. Ich glaube eher, er hat im Hintergrund gewartet bis es ruhiger wurde und hat dann zugeschlagen und den Sprengstoff angebracht.“ antwortet die Chefin und nimmt einen Schluck aus der Kaffeetasse in Ihrer Hand bevor Sie fortfährt „ Die Frage ist, woher er eine komplette SEK-Uniform hatte. Die Tarnung muss ja schließlich so gut gewesen sein, dass er außerhalb des Gebäudes nicht aufgefallen ist. Wir sollten auf jeden Fall die Kollegen, die außerhalb des Gebäudes waren, befragen, ob Ihnen diesbezüglich was aufgefallen ist. Wir sollten auch prüfen, ob es SEK-Beamte in der Einheit von Frau Berger in München gegeben hat, die das SEK während dieser Zeit verlassen haben, vielleicht finden wir da irgendwas auffälliges.“ kommt es weiter Ihrerseits.
    Oh nein, das werde ich mit Sicherheit nicht veranlassen, bevor ich Caro nicht selber gefragt habe.
    „Chefin? Bevor wir die Akten der SEK-Beamten durchsuchen, wäre es vernünftig, es vorher mit Caro…also Frau Berger, abzusprechen. Alex und ich haben keine guten Erfahrungen damit gemacht, hinter Ihrem Rücken zu arbeiten!“. Danke Semir, du sprichst mir von der Seele.
    Die Chefin wirft einen skeptischen Blick auf Semir und mich.
    „Gut, wenn Sie meinen. Dann sprechen Sie es vorher mit Ihr ab. Ich bin ja sehr gespannt auf morgen und freue mich schon sehr, die Frau kennen zu lernen, vor denen meine beiden Hauptkommissare zu Kreuze kriechen.“ Semirs Augen weiten sich schon wieder vor Panik nach den Worten der Chefin.
    „Chefin…ich habe Sie gewarnt…ab morgen werden Sie keine Hauptkommissare mehr haben, da können Sie heute unsere Posten schon am schwarzen Brett aushängen um Sie neu zu besetzen.“. „Gerkhan, haben Sie Angst?“ entgegnet die Chefin Semir belustigt.
    „Neeein Chefin, keine Angst…..nur….Respekt!“.
    Kopfschüttelnd begibt sich die Chefin Richtung Türe, bevor Sie sich nochmals zu uns umdreht und sehe Ihren belustigten Gesichtsausdruck.
    „Vielleicht geben mir Frau Berger und Frau Hübner morgen ja ein paar Tipps, wie Sie es schaffen, zwei Männer in Angst und Schrecken zu versetzen.“.
    Also was meine kleine, hübsche, freche Hexe anbelangt könnte ich Ihr die Antwort schon mal geben. Sie stürzt sich einfach in den nächsten Einsatz ohne auch nur ansatzweise auf meine Bitte einzugehen, es nicht zu tun, obwohl ein Irrer Sie Tod sehen will.


    Die Chefin hat sicherlich von außen den Türgriff noch nicht ausgelassen, was wohl trotz allem Zeichen genug ist für Semir, loszulegen.
    „Also Partner, spuck es aus, ich will ALLES wissen. Was läuft da zwischen Dir und der Hexe? Und jetzt komm mir nicht damit `Was soll da schon sein`!“
    Als ob ich jetzt nicht andere Sorgen hätte.
    „Semir, da war sonst gar nichts, ich mach mir einfach nur Sorgen, ok?“ und versuche es mit meinen allbekannten Blick, dass ich auch gar nicht darüber reden will.
    „Das glaubst du doch selber nicht! Aber gut, wenn du nicht darüber reden willst, ich bekomme es auch so raus.“ und ein verschmitztes grinsen über Semir`s Gesicht huscht. Der hat hier eindeutig schon eine Spur aufgenommen.


    Zwei Stunden sitze ich nun schon an meinem Schreibtisch und gehe die Liste von Susanne immer wieder durch, um etwas zu finden, was mir vielleicht weiterhelfen könnte und immer wieder der Blick zu meinem Handy geht, das mir keine neuen Nachrichten anzeigt.
    Schlussendlich gebe ich mich in diesem Augenblick geschlagen. Ablenkung hilft mir nicht mehr weiter, ich kann hier nicht sitzen und warten, ob Sie noch am Leben ist oder nicht, nehme das Handy und wähle Ihre Nummer.
    Scheiße, Mobilbox.
    Also greife ich nach dem Hörer vom Telefon am Schreibtisch und wähle Hartmuts Nummer, der auch bereits nach dem zweiten Klingelton rangeht.
    „Alex! Was gibt’s? Wo brauchst du meine Hilfe?“.
    Ok, vielleicht sollte ich mir mal angewöhnen auch einfach mal so bei Ihm anzurufen.
    „Hey Hartmut. Kannst du mir bitte schnell eine Handynummer orten?“.
    „Klar“ kommt es prompt zurück und scrolle auf meinem Handy nach Caro`s Nummer, die ich Ihm dann durchgebe, während Semir mit offenem Mund mir gegenübersitzt, als ich Hartmut`s Stimme am Telefon wieder höre.
    „Alex? Das ist jetzt nicht dein Ernst oder? Kann es rein zufällig sein, dass die Nummer zum SEK gehört?“ und Hartmut`s Stimme ist gerade nicht sehr freundlich.
    „Ähhh..ja, warum?“ Woher weiß Einstein, dass es die Nummer von Caro ist? Als wir auf der Treppe die Nummern ausgetauscht haben, hat Sie mich extra darum gebeten, Ihre Handynummer an niemanden weiterzugeben, also woher weiß Einstein das? Die Antwort bekomme ich in diesem Moment.
    „Danke auch! VIELEN DANK! Ich habe gerade im Hintergrund meines Rechners einen Virus erhalten, der sich gerade durch meine Datenbanken frisst. Deine Ortung kannst du Dir in die Haare schmieren. Ich bin den restlichen Tag für Euch nicht mehr zu erreichen. Ich muss mich jetzt um Schadensbegrenzung kümmern…Tschüss!“ und weg war er.
    Heiliges Kanonenrohr, jetzt hat Sie also nicht nur am Auto einen Störsender sondern auch Ihr Handy mit solch einem Teil ausgestattet? Ich fasse es nicht.
    Hoffentlich lässt mich Einstein am Leben, wenn ich Ihm über den Weg laufe.
    Aber eines kann ich meiner kleinen, hübschen, frechen Hexe jetzt schon sagen. So nicht. Das kann Sie gleich vergessen, ich will Sie jederzeit orten können, vierundzwanzig Stunden am Tag, dafür werde ich auch sorgen und in diesem Punkt lasse ich sicher nicht mit mir verhandeln als in diesem Moment mein Handy eine eingegangene Nachricht signalisiert, greife danach und öffne diese.


    ***
    Sehr geehrter Herr Brandt,
    muss ich die KTU stürmen,
    Herrn Freund von Delta 3 und 4 fixieren und
    abführen lassen zum Verhör oder höre ich
    vorher ein Geständnis Ihrerseits, dass Sie
    für die Ortung meines Handys verantwortlich sind?
    Hochachtungsvoll
    Ihre Hexe
    ***


    Mein erster Gedanke…Sie lebt. Mein zweiter Gedanke…Hartmut… scheiße, ich bin so gut wie tot und schreibe zurück


    ***
    Meine kleine, hübsche, freche Hexe,
    was soll ich zu meiner Verteidigung sagen?
    Ich bin schuldig in allen Anklagepunkten!
    Ich plädiere jedoch auf nicht zurechnungsfähig,
    schließlich bin ich gestorben vor Sorge um Dich!
    Alex
    ***


    Meine Worte entsprechen der Wahrheit, überfliege diese nochmal und drücke auf senden.
    Die Antwort kommt prompt zurück Ihrerseits.


    ***
    Für einen Toten bist du
    ziemlich lebendig, aber
    das können wir morgen ja
    ändern;)
    Deine Hexe
    ***
    Ein schmunzeln tritt auf mein Gesicht…`Deine Hexe`…oh ja, das ist Sie, meine kleine, hübsche, freche Hexe und morgen sehe ich Sie wieder.
    „Alex? Sollte ich den Grund kennen, warum du so dämlich dein Handy in der Hand angrinst?“ sehe auf und schnurstracks in das amüsierte Gesicht von Semir.


    „Semir? Wir sind morgen schon so gut wie tot!“…

  • Alex`s Sicht


    Es ist sieben Uhr morgens, als ich in der PAST eintreffe.
    Gestern Abend haben wir gemeinsam entschieden, uns alle hier zu versammeln um dann geschlossen zur Einsatzzentrale des SEKs zu fahren, auf dessen Gelände wir heute die Trainingseinheit versuchen zu überleben. Innerlich bete ich zu Gott, dass nicht mal 1% von dem, was ich letzte Nacht geträumt habe, sich bewahrheitet. Denn selbst das würde meinen Tod bedeuten.


    Im Großraumbüro angekommen, zwitschern Susanne, Jenny und die Chefin schon fröhlich vor sich hin.
    „Na? Bereit Brandt?“ erklingt augenblicklich die amüsierte Stimme der Chefin.
    „Heute ist ein guter Tag zu sterben!“ gebe ich geschlagen zurück was sofort zu schallendem Gelächter der Frauenrunde führt, als sich plötzlich alle Augen auf den Eingangsbereich des Großraumbüros hinter mir richten. Langsam folge ich den Blicken der Damenrunde…und da steht er, mein kleiner Türke….in Rugby-Schutzkleidung.
    Ich fasse es nicht, sogar sein bestes Stück wurde in Gefangenschaft gelegt, Gott dieser Angeber.
    „GERKHAN, das ist nicht Ihr Ernst?“ tritt die ungläubige Stimme der Chefin in Semir`s Richtung durch den Raum, der sich allem Anschein nach keiner Schuld bewusst ist und unschuldig mit den Schultern zuckt.
    „Sicher ist sicher Chefin…das hat mein Opa früher schon gesagt als er seinen toten Hund an der Kette festgemacht hat!“ kommt es überzeugend seinerseits zurück.
    Vielleicht ist es doch keine so schlechte Idee, wenn Semir heute im Krieg fällt, das erspart mir sämtliche Unannehmlichkeiten seinerseits.


    Nach kurzer Diskussion auf dem Parkplatz steht die Verteilung der einzelnen Personen auf die jeweiligen Autos fest.
    Die Chefin und ich fahren bei Semir mit, während Jenny bei Susanne einsteigt und die weiteren acht Kollegen sich auf zwei weitere Fahrzeuge verteilen.


    Genervt sehe ich auf meine Armbanduhr und bin augenblicklich noch genervter als ich feststelle, dass gerademal etwa fünf Minuten Fahrzeit vergangen sind.
    Wie soll es auch anders sein, Semir ist die Ruhe in Person, dudelt er doch schon wieder fröhlich vor sich hin zu seiner türkischen Foltermusik.
    Mein ganzer Körper schreit geradezu nach Erlösung und ein Blick in den Rückspiegel bestätigt mir, dass es wohl auch nicht den Musikgeschmack der Chefin trifft. Und hiermit schwöre ich mir noch heute eine neue CD für MEIN Auto zu kaufen, als kleines Geschenk für den fröhlichen Türken neben mir mit dem Titelsong `Ich hab ne Zwiebel auf dem Kopf ich bin Döner`, mal schauen, ob er auch dazu mitdudelt, während jede einzelne Zelle in meinem Körper um Erlösung bettelt.
    „Man Semir! Die Musik geht mir jetzt echt auf die Eier. Ich hab schon das Gefühl das wir eine Waschmaschine auf dem Dach haben und Allah auf der Rücksitzbank sitzt!“ fahre ich Ihn von der Seite unfreundlich an.
    Ich halte es echt keine Sekunde länger aus. Im Rückspiegel sehe ich den ungläubigen Blick der Chefin auf den freien Platz neben sich gerichtet…Herr im Himmel…die sucht doch jetzt nicht Allah auf dem freien Platz?!
    „Also sag mal! DAS mein Lieber ist türkische Kultur!“ dringt die aufbrausende Stimme von Semir zu mir rüber.
    „Semir? Wir fahren aber auf einer DEUTSCHEN Autobahn!“ gebe ich gereizt hinzu.
    Sekunden später höre ich…nichts. Den Kampf habe ich gewonnen und schenke Semir ein aufrichtiges „DANKE“ während seinerseits nur ein brummiges „Hm“ kommt.


    Fürs erste hätte ich die Autofahrt überlebt, als wir vor der Einsatzzentrale des SEKs ankommen.
    Als sämtliche Fahrzeuge geparkt sind, versammeln wir uns alle auf dem Parkplatz.
    Von Caro und Ihrer Truppe ist niemand zu sehen, aber ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass wir dreißig Minuten zu früh dran sind. Die Übung beginnt erst um acht Uhr.


    Für einen Maitag herrscht heute Morgen bereits schon eine drückende Schwüle in der Luft, entledige mich daher noch schnell meiner Lederjacke und schmeiße diese in Semirs Auto.


    Ein Beamter des SEKs tritt zu uns, dessen Gesicht ich aber nicht kenne als er das Wort ergreift und die Aufmerksamkeit von allen hat.
    „Herzlich willkommen hier in der Einsatzzentrale des SEKs. Mein Name ist Jörg Seeberger und bin in der Einsatzleitstelle tätig. Ich bin davon überzeugt, dass der heutige Tag einen bleibenden Eindruck bei Ihnen hiterlassen wird. Einige Kollegen des SEK-Teams sind bereits hinter dem Gebäude auf dem Übungsplatz, andere noch beim Duschen, da das Team leider erst gegen 6:30 Uhr aus einem Einsatz zurückgekommen ist. Sie dürfen sich aber gerne derweilen auf dem Übungsplatz hinten umsehen, die Kollegen treffen dann zu Ihnen!“ endet er seine Begrüßung und schenkt uns ein freundliches Lächeln. Ein allgemeines Gemurmel aus „Danke“ „In Ordnung“ und „wenn`s denn sein muss“…GOTT SEMIR…ertönt.
    Also schlendern wir alle gemeinsam auf die Rückseite des Gebäudes.


    Hinten angekommen erstreckt sich ein weitläufiges Gelände mit zwei leerstehenden Häusern, rechts davon befindet sich eine Rasenfläche mit einigen Kastanienbäumen, darunter jeweils immer wieder vereinzelt zwei Parkbänke, dazwischen ein Tisch. Hinter der Rasenfläche fällt mein Blick wohl auf den Folterplatz, da ich Holzmauern und Gestelle jeglicher Art sowie Schutzwalle erkennen kann.
    Als mein Blick wieder über die Parkbänke schweift, sehe ich Sie und mein Herz anfängt zu rasen.
    Caro liegt etwa zwanzig Meter entfernt auf eine der Bänke auf dem Rücken, die Beine angewinkelt, mit kurzer schwarzer Hose, weißem Top und Sonnenbrille. Da schläft Sie wie ein Engel meine kleine, hübsche, freche Hexe, während neben Ihr auf der Bank Tammy in der gleichen Position liegt.
    Sie war diese Nacht wieder im Einsatz und genau darüber muss ich heute mit Ihr sprechen. Es ist einfach derzeit zu riskant, dafür muss es doch eine andere Lösung geben, oder?


    Semir und die Chefin treten an meine Seite und folgen meinem Blick, der noch immer auf die Parkbank gerichtet ist.
    „Sind das die beiden Damen?“ kommt es interessiert seitens der Chefin und nicke leicht.
    „Ja, dass links ist Caro und rechts ist Tam…..äh, also links Frau Berger, rechts Frau Hübner.“ beantworte ich die Frage der Chefin, als diese die Arme vor der Brust verschränkt und einen fragenden Blick auf die beiden wirft.
    „Ich weiß gar nicht was Sie haben Gerkhan. Die sehen ja nun wirklich mehr als friedlich aus.“ stellt die Krüger fest und richtet Ihren Blick auf Semir, der schon tief Luft holt.
    „Ja Chefin, dass dachte Rotkäppchen damals auch und wurde dann vom bösen Wolf gefressen!“ kommt es hektisch seinerseits.
    Doch was jetzt passiert, glaubt man nicht. Gerade noch friedlich am Schlafen, fasst sich Caro erschreckt auf den linken Oberschenkel und wirft sich blitzschnell unter die Parkbank, gefolgt von Tammy.
    Beide haben die Gefechtsposition eingenommen und schießen mit Pistolen auf ein uns nicht sichtbares Ziel hinter dem leerstehenden Haus.
    Die beiden haben tatsächlich auch Erbsenpistolen.
    Der Chefin sind wohl gerade sämtliche Gesichtszüge entglitten und Semir Ihr immer wieder auf die Oberarme tupft.
    „DA…was hab ich gesagt Chefin…was HABE ICH GESAGT!“ und Semirs Kopfbewegung gerade wohl dem typischen Verhalten eines Wackeldackels aus den 90erJahren auf der Hutablage eines Autos gleicht.
    Ein ersticktes „Feuer einstellen“ ertönt und ich befürchte, es war Andy`s Stimme, was sich auch in diesem Moment bestätigt, als er in gebückter Haltung hinter dem Gebäude hervortritt…beide Hände auf seinem besten Stück. Ich fasse es nicht, diese zwei Hexen und muss mir augenblicklich selber in den Schritt fassen, eindeutig Phantomschmerzen, als Semir auch schon wieder loslegt.
    „Da…da…was hab ich gesagt Chefin, die haben Ihm die Eier weggeschossen!“.
    Nach dieser Aussage steht Semir bereits kurz davor, die Flucht zu ergreifen und wenn ich ehrlich zu mir selber bin…ich würde Ihm unauffällig folgen.


    Andy`s Schmerzen scheinen jedoch gerade zu verschwinden, als er die Parkbank stürmt, Caro mit einem gekonnten Ruck über seine Schultern wirft und mit Ihr Richtung Regentonne schreitet, die ein paar Meter weiter entfernt steht.
    Meine Hexe haut Ihm kopfüber hängend mehrmals kräftig auf sein Hinterteil, während er mit beiden Händen versucht, Ihre Beine zu halten, damit der weiteren Familienplanung nichts im Weg steht.
    „So du Biest. Eine Woche Stiefel putzen und Kaffeekochen. Du wirst mich bedienen ohne Fragen zu stellen oder aber eine kleine Erfrischung am Morgen?“ stellt Andy Sie gerade vor die Wahl.
    Was in Gottes Namen macht Sie da? Die wird doch nicht…NEIN…meine kleine, hübsche, freche Hexe doch nicht…..oder doch…..Sie macht es, ich fasse es nicht.
    Innerhalb weniger Sekunden hat Sie einen schwarzen Edding aus Ihrer Hosentasche gezogen und malt Andy einen Smiley auf den Hosenarsch….gut…jetzt gerade bekommt er noch Ohren….ein Arsch mit Ohren.
    „Deal, und jetzt lass mich runter!“ schreit Sie augenblicklich belustigt los.
    Die Chefin, die während der ganzen Aktion neben mir gestanden hat, fängt lauthals an zu prusten.
    „Gott da habe ich ja die reinsten Engel mit Ihnen beiden!“ stellt Sie kichernd fest.
    „Ich erinnere Sie bei Gelegenheit daran.“ spricht Semir mit erhobenen Zeigefinger in Ihre Richtung.


    Als Caro`s Füße wieder festen Boden unter sich haben, kommt Sie auch schon auf uns zu.
    „Guten Morgen, Caro Berger! Einsatzleiterin SEK Köln“ stellt Sie sich vor und reicht der Chefin die Hand.
    „Kim Krüger. Dienststellenleiterin der Autobahnpolizei. Es freut mich wirklich sehr, Sie endlich persönlich kennen zu lernen!“ entgegnet Ihr die Chefin freundlich. Für meinen Geschmack ZU freundlich. Die werden sich aber hier nicht verbünden oder?
    „Hey Semir“ spricht Caro dann in seine Richtung, der dies mit „Hey“ kommentiert und Sie in eine Umarmung zieht.
    „Wie geht’s deiner Ex-Frau?“ fragt Caro.
    „Soweit wieder ganz gut.“ antwortet Semir und nimmt endlich seine Hände von Ihr.


    Dann bin wohl ich jetzt an der Reihe und überbrücke wieder mal als erstes die Distanz zwischen uns, lege meine Hand auf Ihren Rücken und drück Sie an meinen Körper.
    Unbändige Erleichterung macht sich in mir breit, Sie unversehrt im Arm halten zu können.
    Das Gefühl, Sie so nah bei mir zu haben, ist in diesem Moment das schönste was ich seit langem gehabt habe und gebe Ihr außerhalb des Sichtfeldes von Semir und der Chefin auf Ihre rechte Wange einen kleinen Kuss, während Sie gerade ebenfalls eine Hand an meiner Hüfte ablegt.
    „Hey! Alles gut bei Dir?“ und schaue Ihr nach meinen Worten fragend in Ihre strahlenden Augen, als Sie mit einem zurückhaltendem lächeln ein „mhm“ von sich gibt und Ihren Blick auf den Boden richtet.
    „Ja?“ frage ich nach und kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Diese Schüchternheit bei meiner kleinen, hübschen, frechen Hexe hätte ich nicht erwartet während Sie mir ein leises lächelndes „Ja!“ schenkt.
    „Gut“ und drücke Sie noch einmal kurz an meinen Körper um mich dann von Ihr zu lösen. Semir hat wieder mal Adleraugen. So ein Spanner.


    „Frau Berger? Herr Brandt hat Herrn Gerkhan und mich gestern über den Zwischenfall nach dem Einsatz vor der Bank informiert!“ beginnt die Chefin das Gespräch mit Caro die dies mit einem „Ok“ kommentiert.
    „Wir würden gerne die Akten der SEK-Beamten, die während Ihrer Zeit in München unter Ihrem Kommando waren, anfordern.“ redet die Chefin weiter.
    „Kein Problem. Können Sie gerne machen, aber ich denke nicht, dass wir da was finden. Derjenige muss meiner Meinung nach einen anderen Weg außerhalb des SEKs gehabt haben, um an die Ausstattung und Uniform zu kommen! Den Strengstoffkörper habe ich gestern Abend noch zu Herrn Freund in die KTU gebracht. Er wird sich heute im Laufe des Vormittags melden.“ berichtet Caro.
    „Haben Sie schon Informationen, ob der Störsender an Ihrem Auto Daten gespeichert hat, der uns einen Hinweis darauf gibt, wer einen GPS-Sender an Ihrem Auto angebracht hat?“ fragt die Chefin weiter.
    „Nein noch nicht. Ich habe den Datenträger des Störsenders in die USA zu meinen ehemaligen Kollegen geschickt. Die Auswertung kann aber noch ein bis zwei Tage in Anspruch nehmen.“ und Ihr Gesichtsausdruck zeigt, dass auch Sie unzufrieden darüber ist, keine weiteren Informationen zu haben.
    „Zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir davon ausgehen, dass es jemand genau auf diese Störsender abgesehen hat. Haben Sie irgendeinen Verdacht, wer das sein könnte?“ bohrt die Chefin weiter und sieht fragend zu Ihr.
    Kurze Stille herrscht, während Caro wohl im Gedanken sämtliche Verbrecherdateien durchgeht.
    „Ich weiß es nicht, kann mir aber auch nicht vorstellen, dass jemand außerhalb unserer Einheit und Ihnen von dessen Existenz weiß. Die S.W.A.T. benutzt diese Störsender bereits seit Jahren unentdeckt. Das Problem war nur Herr Freund, dieser Mann ist meiner Meinung nach ein absolutes Genie!“ und Caro nach Ihren Worten lächelnd die Augen verdreht.
    „Deshalb nenne wir Ihn auch Einstein!“ entgegne ich Ihr ebenfalls lächelnd.
    „Ok. Na das passt wie die Faust aufs Auge“ beginnt Sie laut zu lachen bevor Sie weiterspricht „Gut, ich geh mich schnell noch umziehen und dann können wir in zehn Minuten starten, wenn bis dahin alle bereit sind.“ und verkneift sich nach Ihren Worten wohl gerade einen weiteren Lachanfall als Ihr Blick auf Semir neben mir fällt. Was hat Sie denn? Der sieht doch mittlerweile wieder gut aus, bei weitem nicht so blass wie noch vor fünf Minuten. Sie dreht sich mit einem letzten lächeln auf Semir um und geht mit einem „Bis gleich“ Richtung Einsatzzentrale. Aber dieses Lächeln hat Ihre Augen nicht erreicht und schlucke schwer. Das wird hier gleich kein Spaziergang. Hier werden Menschen an der Front fallen.


    „So meine Herren. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich ab jetzt voll und ganz auf das kommende konzentrieren. Zeigen Sie mir, dass ich mich nicht in Ihnen getäuscht habe“ folgt die klare Ansage der Chefin gegenüber Semir und mir.
    „Chefin? Haben wir Sie JEMALS schon blamiert?“ erklingt die überhebliche Stimme von Semir neben mir. Na der traut sich was. Ich für meinen Teil schweige lieber während die Chefin ungläubig vor sich hinlächelt.


    „So Alex! Dann würde ich sagen, auf in den Kampf“ erklingt Semir`s Schlachtruf, will losgehen und landet mit einem dumpfen Klatscher mit dem Bauch auf dem Boden…die Hände weit von sich gestreckt…und das zu Füßen der Chefin.
    Das darf doch nicht wahr sein.
    „Was machst du denn?“ schreie ich drei Oktaven höher aus und packe den Tollpatsch hinten an seinem Gürtel um Ihn wieder in eine aufrechte Position zu ziehen. Der blamiert mich ja jetzt schon bis auf die Knochen.
    „Alles gut….alles gut“ ruft Semir erschrocken über das eben geschehene aus und wirft einen Blick auf seine Füße.
    Ich fasse es nicht, dem hat tatsächlich jemand die Schnürsenkel zusammengebunden und höre auch schon ein ersticktes Lachen hinter uns.


    Langsam drehe ich mich in die Richtung, aus der das Kichern zu hören ist.
    Da stehen Sie.
    Meine kleine hübsche freche Hexe, neben Ihr Tammy, als Sie mit den Händen auch schon einschlagen und sich kaputt lachen.
    Eines wird mir hier gerade mehr als bewusst. Hier geht es gleich ums nackte Überleben…

  • Alex`s Sicht


    Seit einigen Minuten nun stehen wir alle zusammen unter einem schattigen Lindenbaum und warten auf den Beginn der Übung, als Oli mit verärgertem Gesichtsausdruck um die Ecke gebogen kommt.
    Na super, er hat mal wieder sein T-Shirt vergessen und kommt zur Freude von Jenny, Susanne und der Chefin oberkörperfrei auf uns zu.
    „Habt Ihr Caro und Tammy gesehen?“ erklingt im selben Moment seine wütende Stimme an uns gerichtet, als wir alle gleichzeitig mit einem kopfschütteln verneinen.
    „Ich bring die beiden eigenhändig um!“ kommt es prompt von Ihm und lässt seinen Blick suchend durch die Gegend gleiten.
    „Darf man den Grund erfahren?“ versuche ich es diplomatisch, als Oli seinen Blick in den Schritt seiner Jeans legt und diesem folge.
    Knall rote Lippenstiftspuren verteilen sich um die Knöpfe rund um seinen Hosenstall.
    Also das muss man den beiden Frauen lassen…gut gemacht… man könnte glauben, Oli hätte gerade sehr viel Spaß mit einer netten Dame gehabt. Wenn ich dann die entsetzten Blicke von Susanne und der Chefin hier richtig deute, glauben die beiden auch genau DAS, verkneife mir ein glucksen, stecke meine Hände in die Hosentasche und beobachte die Damen in Schockstarre. Ein herrlicher Anblick.


    Susanne reißt sich als erstes wieder aus der Schockstarre, geht einen Schritt auf Oli zu und setzt ein sehr charmantes Lächeln auf, wie man es selten von Ihr sieht. Sie verfolgt eindeutig einen Plan.
    „Ich kenne da ein kleines Hausmittel gegen solche Flecken!“ und Susanne nach Ihren verführerisch ausgesprochenen Worten die Gesichtsfarbe einer Tomate annimmt. Susanne Susanne…man glaubt es nicht!
    „Na dann! Ab zum Duschraum würde ich vorschlagen!“ kommt es prompt hocherfreut von Oli, der ein verschmitztes Lächeln im Gesicht hat, Susanne unterhakt und mit Ihr Richtung Eingang der SEK-Einsatzzentrale schlendert.
    Fassungslos starrt die Chefin den beiden hinterher und sich die Schockstarre bei Ihr wohl um weitere fünf Minuten verlängert.
    „Na Chefin? Kennen Sie vielleicht auch ein kleines Hausmittel? Der Arsch mit Ohren könnte sicher noch Hilfe gebrauchen!“ kommt es Todesmutig seitens Semir und kann nach dieser Aussage seinerseits den Blumenkranz beim Gärtner für seine Beerdigung bestellen.
    “Gerkhan…noch ein Wort und Sie sind tot!“ kommt es von der Chefin zurück. Na was habe ich gesagt, die Bestellung kann ich aufgeben.


    Wenige Minuten später sehe ich aus dem Augenwinkel Caro und Tammy aus dem Gebäude der Einsatzzentrale kommen und Ihr Anblick dazu führt, dass ich schwer schlucke.
    Beide tragen schwarze Einsatzkleidung, die schwarze Hose tragen beide tiefsitzend auf den Hüften.
    Während Tammy Ihre Haare offen trägt, hat Caro Ihre leicht nach hinten gebunden und einzelne Strähnen fallen Ihr ins Gesicht.
    Dazu ein schwarzes enganliegendes T-Shirt mit V-Ausschnitt das viel Raum zu Spekulationen lässt und ja…Sie sieht heiß aus…verdammt heiß.
    Rechts von mir sehe ich Andy lässig an der Wand lehnen und verfolgt das sexy Spektakel ebenfalls. Allerdings richten sich seine Augen eindeutig auf Tammy, die Caro hier in nichts nachsteht.
    „Alex du hast da was…!“ erschrocken sehe ich Semir neben mir, der mir einen Rempler in die Rippen verpasst und auf meinen rechten Mundwinkel deutet.
    Blitzschnell versuche ich das schlimmste zu verhindern und wische hektisch mit dem Handrücken drüber als er neben mir schon anfängt zu glucksen.
    „Du sabberst Partner!“ kommt es im schallenden Gelächter von Semir, während ich hier das Mauseloch suche, durch das ich spurlos verschwinden kann. Oh man ist das peinlich, die Chefin hat Semir`s Kommentar auch gehört und kichert mit einem „Gott Brandt!“ völlig ungeniert vor sich hin.
    Hallo? Ich bin ein Mann…ich darf kucken…vielleicht auch mehr? Ich hoffe.


    „Übungsbeginn in fünf Minuten“ ertönt ganz im Militärton Caro`s Stimme an uns gerichtet.
    Tammy schlägt gerade den Weg zur Chefin ein um sich vorzustellen, während Caro mir gegenüber stehen bleibt und den Gurt mit Halfter an Ihrem Oberschenkel nachzieht, während ich Krampfhaft versuche Sie nicht anzustarren.
    „Kann ich…also…ähm…dich noch kurz sprechen bevor wir…anfangen?“ frage ich möglichst leise in Ihre Richtung und hoffe, hier nicht die selbe Gesichtsfarbe wie vorhin Susanne zu haben. Die bringt mich hier völlig aus dem Konzept verdammt nochmal.
    „Klar“ und deutet mit dem Kopf Richtung Parkbank, als Sie sich auch schon in Bewegung setzt und ich Ihr folge. Scheiße…die sieht von hinten genauso heiß aus wie von vorne.


    Als ich mich neben Sie setze, bin ich mir zwar gerade nicht mehr so sicher, ob ich Sie wirklich Fragen soll, aber es ist mir wichtig, SIE ist mir wichtig.
    „Würdest du mir…bitte einen Gefallen tun?“ frage ich vorsichtig in Ihre Richtung und bin mir augenblicklich unsicherer denn je. Nervös fange ich an meine Hände zu kneten und warte auf eine Antwort.
    „Ok…!“ kommt es genau so unsicher Ihrerseits zurück auf meine Frage und wirft mir einen skeptischen Gesichtsausdruck zu.
    „Kannst du mir bitte immer Bescheid geben, wann und wo…also…Ihr im Einsatz seid und dann auch, dass du…Gesund wieder zurück bist?“ stottere ich hier fröhlich vor mich hin und hoffe nach meinen Worten, dass Sie meine Bitte nicht ausschlägt. Gott ich hab hier absoluten Sprachverlust, aber wenn ich ehrlich bin, hab ich einfach schiss vor Ihrer Antwort, als Sie tief Luft holt und schwer schluckt.
    „Alex ich….was…versteh mich bitte nicht falsch…ich…ich möchte das nicht. Ich…nein.“ kommt es leise von Ihr und richtet den Blick auf den Boden, da Sie den Augenkontakt nicht mehr standhalten kann.
    Ihre Worte fühlen sich in diesem Moment wie ein Schlag in die Magengrube an.
    Dieses Kribbeln im Bauch, dass ich vor wenigen Sekunden noch verspürte ist verschwunden und eine leere sich in mir ausbreitet, die ich nicht beschreiben kann.
    Die Aussage Ihrerseits verletzt mich tiefer als ich je für möglich gehalten habe und kann nicht mal selber sagen weshalb. Ist genau das passiert, was ich niemals mehr wollte? Mehr zu empfinden für eine Frau?
    Kurz schließe ich meine Augen, versuche die Gefühle in mir zu analysieren, aber es gelingt mir nicht. Ist es so dass ich mehr für Sie empfinde als ich geglaubt habe jemals wieder empfinden zu können?
    Diese Situation ist so verfahren und überfordert mich gerade, ich muss wieder einen klaren Gedanken fassen, raus aus meinem Gefühlschaos, atme tief durch und stehe auf.
    „Alex warte doch mal…Alex!“ höre ich Ihre flehende Stimme, aber meine Beine tragen mich weiter. Nie wieder wollte ich mich auf solch eine Art und Weise wieder verletzbar machen, aber Sie hat es geschafft. Warum hat Sie es geschafft?


    Gerade mal ein paar Meter trennen mich von Semir, der mir einen eindringlichen Blick zuwirft.
    „Semir kann ich dein Auto haben? Ich muss hier weg!“ rufe ich und strecke dabei bereits die flache Hand aus, um seinen Autoschlüssel in Empfang zu nehmen.
    „Alex…Was ist passiert?“ sind seine Worte an mich und schüttle geschlagen mit dem Kopf. Meine Antwort besteht aus einem leisen „jetzt nicht Semir“ als er mir auch schon die Autoschlüssel reicht.
    Es ist nicht der richtige Zeitpunkt um zu sprechen. Wie soll ich Semir etwas erklären, was ich selber nicht verstehe?
    „Ok! Muss ich mir für die Chefin was einfallen lassen?“ ruft er mir hinterher und halte inne, drehe mich um und mein Blick alles sagen sollte, als er mir auch schon zunickt.
    Er ist und bleibt ein wahrer Freund den niemand ersetzen kann, werfe Ihm einen dankbaren Blick zu und gehe Richtung Parkplatz.


    Zu Hause angekommen führt mich mein erster Weg zum Kühlschrank, aus dem ich mir eine Flasche Bier greife und mich auf die Treppenstufen aus Metall setze.
    Nach wie vor fahren meine Gedanken Achterbahn. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.
    Ist es Ihr egal, wie ich mich fühle?
    Damals im Knast habe ich Sarah von mir weg gestoßen. Hat Sie sich genauso elendig gefühlt wie ich mich jetzt fühle?
    Aber ich habe es zu Ihrem Schutz gemacht. Es war mehr als ich ertragen konnte und wollte Ihr gegenüber keine Schwäche zeigen, wollte Ihr Leben nicht aus der Bahn werfen, weil Ihr Freund im Knast sitzt. Ich habe es aus Liebe zu Ihr gemacht, habe die Beziehung beendet und Sie aus meinem Leben im Knast verbannt. Trotz allem war Sie in meinen Gedanken und hat mir die Kraft gegeben, dafür zu Kämpfen meine Unschuld zu beweisen, weil ich immer in der Hoffnung war, dass Sie draußen…in Freiheit…auf mich wartet.
    Ich wurde bitter enttäuscht. In dem Augenblick, als Sie damals den Besuchsraum tränenüberströmt verlassen hat, hat Sie mich schon fallen gelassen, während ich zwei Jahre voller Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft war.
    Ich wurde bitte enttäuscht und wollte genau DAS nie mehr in meinem Leben fühlen.
    Aber was ist das jetzt mit Caro?


    Mittlerweile ist mein Bier in der Hand leer und ich habe jegliches Zeitgefühl verloren.
    Keine Ahnung, wie lange ich hier schon sitze und einfach nur meinen Gedanken an Sie nachhänge. Ich kann mir das alles selber nicht erklären. In einem jedoch bin ich mir mittlerweile sehr klar…ich vermisse Caro und will Sie an meiner Seite wissen.


    Auf dem Weg zum Kühlschrank steigt diese Wut in mir hoch, kann selber nicht einschätzen woher diese plötzlich kommt und feuere die leere Flasche in die Ecke, wo Sie in tausend Scherben zerschellt, öffne den Kühlschrank und hole eine neue Flasche Bier raus, als es vorne an der Türe klopft.
    Mein Herz beginnt augenblicklich zu rasen und starre wie gebannt auf die eiserne Türe vor mir…

  • Alex`s Sicht


    Wieder klopft es an der eisernen Eingangstüre meines Containerhauses, als eine mir mehr als bekannte Stimme ertönt.
    „Alex bitte mach auf!“.
    Es ist Caro`s wütende Stimme die an mein Ohr dringt und fahre mir mit den Händen übers Gesicht. Was mache ich jetzt? Aufmachen? Gott was will Sie hier? Ihre Aussage war für mich deutlich genug, will Sie jetzt nur weiter in die Wunde bohren? So, wie es alle Frauen machen, nochmal auf einen drauf treten, obwohl man eh schon am Boden ist?
    „Jetzt mach endlich diese verdammte Türe auf Alex!“ kommt es augenblicklich noch zorniger und höre dazu auch noch ein lautes poltern. Hat die grad gegen meine Türe getreten?
    Nochmal atme ich tief durch, stehe auf und greife nach dem Türgriff…das wird jetzt nicht lustig.


    Kaum habe ich die Türe geöffnet, treffen sich unsere Blicke. Allerdings kann ich Ihren Blick absolut nicht einschätzen. Es scheint, als ob Sie versucht, meine Stimmung einzuschätzen.
    „Was willst du hier?“ frage ich schroffer als beabsichtigt.
    „Deine Türe eintreten?!“ kommt es sarkastisch Ihrerseits und starre Sie fassungslos an, als Sie schon versöhnlicher nachsetzt „Mit Dir reden Alex!“.
    „Caro da gibt es nichts mehr zu reden, geh einfach ok?“ gebe ich geschlagen von mir und bereue meine Worte augenblicklich. Noch mehr bereue ich Sie, als ich Ihren verletzten und entsetzten Gesichtsausdruck sehe.


    Kurz blinzelt Sie, fixiert meinen Blick und würde alles dafür geben, jetzt Ihre Gedanken lesen zu können, als Sie die Distanz zwischen uns überwindet und dicht vor mir stehen bleibt.
    Ich spüre Ihre Körperwärme an meiner, was im selben Moment dazu führt, dass dieses kribbeln in meinem Bauch zurückkommt.
    „Bist du so schwer von Begriff?“ fragt Sie leise flüsternd, legt Ihre Hand in meinen Nacken und Sekunden später berühren Ihre Lippen vorsichtig meine.
    Sie tastet sich hier eindeutig vor, den keuschen Kuss vertiefen traut Sie sich offensichtlich nicht und nehme Ihr diese Entscheidung ab, als meiner Zunge Einlass gewährt wird.
    Diese Frau bringt mich um den Verstand, bin nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen und genieße einfach dieses Gefühl.


    Viel zu schnell löst Sie sich aus diesem leidenschaftlichen Kuss, legt Ihre Hände um mein Gesicht, so dass ich in Ihre strahlenden Augen sehe. Was kommt jetzt?
    „Glaubst du für mich ist es leicht, zu wissen, das irgendwo da draußen ein Irrer rumläuft der mich auf der Abschlussliste hat? Aber Angst Alex, ist ein Gefühl, dass ich mir in meinem Job nicht erlauben darf. Und genauso wenig möchte ich, dass es eine Person in meinem Leben gibt, die Stunden damit verbringt, Angst um mich zu haben. Wenn ich Dir sage, dass ich im Einsatz bin, verbringst du die Stunden in Angst um mich. Du wirst auf Dauer daran kaputt gehen und das ist das letzte was ich will…du bedeutest mir…mehr“ und sieht mich nach Ihren Worten abschätzend an.
    „Mehr?“ frage ich leise, während meine Hand in Ihren Nacken wandert, als Sie vorsichtig nickt.
    „Nur wenn du nicht aufhörst, Dir Sorgen um mein Leben zu machen, hat dies hier ein Ende bevor es angefangen hat. Außerdem…ist mir zu Ohren gekommen, dass Semir und du die Rankingliste der geschroteten Autos in Köln anführt.“ und sehe bei Ihren Worten ein verschmitztes Lachen Ihrerseits.
    „Ist Dir also zu Ohren gekommen ja? Vielleicht hast du in deinem jungen Alter schon einen Hörfehler?“ und ziehe Sie lachend nahe an meinen Körper.
    Natürlich habe ich jedes Ihrer Worte verstanden, aber trotz allem ist mir nicht wohl, so lange wir den Typen nicht hinter Schloss und Riegel haben, der es auf Sie abgesehen hat.
    „Sicherlich nicht und auch keinen Sehfehler. Warum bist du einfach gegangen? Ich wollte es Dir erklären!“ kommt es leise von Ihr während ich Sie immer noch fest an meine Brust drücke.
    „Reden ist nicht gerade eine Stärke von mir!“ gebe ich Ihr als ehrlich Antwort meinerseits, während ich Ihr einen Kuss auf den Scheitel hauche.
    Ich kann es immer noch nicht fassen, ich halte Sie hier tatsächlich im Arm…und es fühlt sich einfach richtig gut an.
    „Das hab ich gemerkt!“ kommt es Ihrerseits mit einem Schmunzeln zurück und drückt mir einen keuschen Kuss auf den Mundwinkel.
    „Und jetzt?“ stelle ich die Fragen aller Fragen, streife Ihr eine lose Haarsträhne hinters Ohr und hoffe auf eine Antwort.
    „Darf ich reinkommen?“ ist die kichernde Antwort Ihrerseits. Gott Brandt…sei ein Gentleman.
    „Hast du Hunger?“ riskiere ich die Frage als wie auf Kommando Ihr Magen knurrt. Sie hat Hunger!
    „Du kannst kochen?“ fragt Sie begeistert und muss Sie leider enttäuschen. Kochen würde ich es nicht wirklich nennen.
    „Ich bin Meister im aufwärmen…Tiefkühlpizza?“ und hoffe auf ein freudiges ja…ansonsten hätte ich noch Bier im Angebot. Auf Besuch bin ich einfach nicht eingestellt. Für Semir reicht Bier und er hier auch mein einziger Besuch ist, außer ab und an Felix, der sich jedoch schon angewöhnt hat, essbares mitzubringen.
    „Klingt super lecker!“ und augenblicklich ein breites Grinsen auf Ihrem Gesicht erscheint.


    Mit der fertigen Pizza in der Hand gehe ich Richtung Sofa, wo es sich Caro mittlerweile gemütlich gemacht hat und muss sagen, dass mir der Anblick mehr als gefällt. Sie auf meinem Sofa…das passt einfach.
    „Wie lange hast du letzte Nacht geschlafen?“ frage ich Sie, als ich die Pizza auf dem Tisch vor dem Sofa abstelle und mich neben Sie setze.
    „Gar nicht…heute Morgen zwanzig Minuten auf der Parkbank!“ und das somit die Antwort auf Ihre Augenringe ist, als mir plötzlich ein anderer Gedanke blitzartig durch den Kopf schießt. Semir!
    „Lebt mein Partner noch?“ frage ich vorsichtig, als Sie sich ein Stück Pizza greift und fröhlich vor sich hin gluckst. Oh nein, ich ahne böses.
    „Ich bin mir nicht sicher. Als ich gefahren bin, hatte Ihn Tammy gerade fixiert!“ fährt Sie lachend fort und schlucke schwer.
    „Scheiße!“ ist das erste Wort, das mir auf der Zunge liegt und Semir`s Situation wohl am besten umschreibt.


    Als Sie den letzten Bissen verschlungen hat lehnt Sie sich mit einem niedlichen Seufzer zurück und lässt Ihren Blick durch mein Containerhaus schweifen. Jetzt kommt was…ich ahne es. Drei…Zwei…Eins.
    „Coole Bude!“ stellt Sie fest.
    „Danke“.
    „Sieht aus, als hätten wir deine Bude gestürmt!“ und lacht sich nun endgültig schlapp.
    Na ich habe es ja geahnt und kann mir ein Lachen selber nicht mehr verkneifen, als ich ein glucksendes „War Spaß“ von Ihr höre.
    „Humor und Spaß stehen bei Dir wohl ganz oben auf der Liste!“ stelle ich eher für mich selber fest. Ihr Lachen verschwindet augenblicklich einem ernsteren Gesichtsausdruck.
    „Nein, so ist das nicht. Es ist…anders!“ und Sie gerade nach den richtigen Worten sucht, als ich mich ebenfalls zurücklehne, einen Arm um Ihre Schultern lege und Sie an mich ran ziehe.
    Mit mehr Körperkontakt spricht es sich auch sicherlich leichter, außerdem tut mir Ihre Nähe einfach gut.
    „Erklär es mir!“ fordere ich Sie auf.
    Keine zehn Pferde würden Semir und mich dazu bringen, das Büro mit den beiden Hexen zu teilen. Wie halten das Andy und Oli eigentlich aus?
    „Na ja…wenn wir im Einsatz sind besteht unser Körper nur aus Adrenalin, teilweise Stunden…mit der Waffe im Anschlag. Es ist wie ein Schalter den man umlegt…nenne es SEK-Modus. In diesem Modus blendest du alles aus…Emotionen…Freunde…Familie. Erst wenn ein Einsatz beendet ist, kommt man aus diesem Modus wieder raus, aber er macht das geschehene im Einsatz nicht vergessen. Viele SEK-Beamte verdrängen oft grausame Bilder oder lassen die Geschehnisse zu nah an sich rankommen, haben keinen Ausgleich außerhalb der Einheit, gehen Stück für Stück daran zu Grunde und verlieren den Blick fürs wesentliche…die Freude am Leben. Sie schaffen es einfach nicht mehr sich außerhalb diesem SEK-Modus zu erden. Wenn du die Gradwanderung zwischen SEK-Modus und realem Leben nicht beherrschst, bringt es dich um. Für uns ist es eine Art Ausgleich…wenn wir nicht im SEK-Modus sind, ist es für uns wichtig, lachen zu können…auch wenn der Humor von Tammy und mir etwas…ausgeprägter ist! Diese Spielchen…die bringen uns ein Stück weit zurück auf den Boden…zurück ins Leben. Es ist unser persönlicher Ausgleich wenn unsere Körper nicht aus Adrenalin bestehen. Es sind die Momente wo man sich…lebendig fühlt. Und nur um das hier ein für alle mal klarzustellen: Andy und Oli sind keine Engel und wenn ich es mal GANZ genau nehme, haben die beiden mit diesen Spielchen angefangen. Im Grunde genommen könnte ich jetzt sogar behaupten, Tammy und ich setzen uns nur zur Wehr.“ und nach den letzten Worten ein schmunzeln auf den Lippen hat.
    Ich glaube Ihr das…bis auf die letzten beiden Sätzen.
    „Ich würde freiwillig kein Büro mit Dir teilen!“ spreche ich meinen ersten Gedanken aus.
    „Sicher?“
    Kurz sehe ich Ihr verschmitztes Lächeln und überdenke meine Antwort prompt.
    „Nein!“
    Diese Antwort hat zur Folge, dass sie anfängt zu kichern und egal wie ausgeprägt Ihr Humor auch sein mag…ich liebe es Sie kichern zu hören, als Sie einen Blick auf Ihre Uhr wirft und kurz die Augen zukneift bevor Sie anfängt zu sprechen.
    „Alex ich…muss los!“ und höre Enttäuschung in Ihrer Stimme, während sich auch in mir Enttäuschung breit macht. Wie gerne würde ich jetzt mehr Zeit mit Ihr verbringen, mehr über Sie erfahren, einfach Ihre Nähe genießen.
    „Dann werde ich mal kucken, wie es Semir geht!“ hauche Ihr nach den Worten einen Kuss auf Ihre Lippen, erhebe mich und ziehe Sie vom Sofa hoch.


    Als wir vor den Autos meines Containerhauses stehen schlingt Sie Ihre Hände um meine Hüften und drückt sich eng an mich. Wie von selbst lege auch ich meine Arme um Sie und genieße Ihre Nähe in vollen Zügen.
    „Danke für das Essen!“.
    „Bitte, immer wieder gerne. Und du passt bitte auf Dich auf, ok?“ lege meine Hände in Ihren Nacken und gebe Ihr nochmal einen kurzen Kuss.
    „Mach ich! Wobei statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit, dass mir etwas zustößt ja wohl geringer ist, als das die Autoindustrie wieder mal Dollarzeichen in den Augen hat, wenn Eure Dienstellenleiterin einen neuen Wagen ordert“.
    So eine Hexe.
    „Ist das so?“ und funkle Sie belustigt an.
    „Hab ich gehört!“ kommt es ebenfalls belustigt zurück.
    Nur langsam löst Sie sich aus der Umarmung, öffnet die Türe Ihres BMWs und steigt ein.


    Völlig fasziniert sehe ich den BMW hinterher, wie er Richtung Hauptstraße fährt und warte, bis er aus meinem Blickfeld verschwunden ist. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass dieser Tag heute so endet…und es fühlt sich einfach richtig an…

  • Alex`s Sicht


    Gerade mache ich die ersten Schritte ins Großraumbüro, als auch schon die wütende Stimme der Chefin an mich gerichtet ertönt. Wobei ich auch nichts anderes erwartet habe.
    „Brandt…in mein Büro. SOFORT!“ und zeigt mir mit einer Handbewegung den Weg.
    Jetzt gibt es Ärger, mächtig Ärger und mache mich auf das schlimmste gefasst, als ich Ihr Büro betrete und hinter mir die Türe Ihrerseits geräuschvoll geschlossen wird.
    Die Chefin nimmt hinter Ihrem Schreibtisch Platz, während ich mich an den Aktenschrank neben der Türe lehne…vom Notausgang nicht weit entfernt und versuche meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
    „Chefin ich…kann das erklären, ich…!“ komme jedoch mit meiner Erläuterung nicht weiter, das Sie abwehrend die Hände hebt und mir ins Wort fällt.
    „Beim nächsten mal Brandt geben Sie Bescheid bevor Sie klammheimlich verschwinden. Haben Sie mich verstanden? Seien Sie froh, dass Frau Hübner und Herr Gerkhan mich rechtzeitig darüber informiert haben, dass Sie Magen- Darm Probleme hatten, sonst hätte ich Sie eigenhändig dafür erwürgt, Ihren Partner so im Stich zu lassen!“ donnert Sie los.
    Magen- Darm Probleme? Gut…so hat Semir mir also den Hals aus der Schlinge gezogen und komme hier wohl mit einem blauen Auge davon, wobei Kopfschmerzen weit weniger peinlich gewesen wären und sollte hier dringend dankbar zu Kreuze kriechen. Es hätte auch eine Abmahnung geben können.
    „Chefin tut mir echt Leid, beim nächsten mal…!“ und komme auch dieses mal nicht weiter, mich zu erklären, als Sie mich wieder mit einer Handbewegung unterbricht und mir ins Wort fällt.
    „Ich hoffe sehr, dass es kein nächstes mal geben wird. Gerade in Bezug auf Gerkhan können wir von Glück reden, dass es noch unter uns weilt!“ und frage mich gerade, ob es möglich ist, dass sich die Chefin hier gerade nach den letzten Worten ein Lachen verkneift. Eindeutig, Sie verkneift sich krampfhaft ein Lachen. Eieiei… „Das war`s und jetzt raus hier!“ fährt Sie fort und lasse mich hier auch nicht zweimal bitten, atme erleichtert aus und mache mich auf den Weg in unser Büro


    Als ich das Büro betrete, die Türe hinter mir schließe fliegt mein erster Blick zu Semir, dessen Hinterkopf pink ist.
    Was ist das denn bitte? Dazu entspricht seine Körperhaltung nicht gerade die eines gesunden Menschen. Ich befürchte Tammy, Andy, Oli und meine Hexe haben Ihn mehr als in die Knie gezwungen.
    „Hey Partner“ taste ich mich vorsichtig ran um seine Stimmung einzuschätzen.
    „Tag auch!“ kommt es fröhlich seinerseits zurück…fast etwas zu fröhlich für meinen Geschmack.
    „Danke dass du mir aus der Patsche geholfen hast. Kopfschmerzen wären aber weit unspektakulärer gewesen als Magen- Darm Probleme!“ klopfe Ihm nach meinen Worten dankbar auf die Schulter und setzte mich an meinen Schreibtisch.
    „Kein Thema Alex, echt nicht!“ antwortet er wieder fröhlich.
    „Wie war`s?“ frage ich vorsichtig.
    „Du eigentlich…gut! Sehr gut! Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mich von denen klein kriegen lassen…phhh…denen habe ich gezeigt wo der Hammer hängt!“ höre ich seine stolzen Worte und spätestens jetzt werde ich mehr als skeptisch. Wären wir im Kindergarten, er wäre mein neuer Held, aber dazu kenne ich die Caro und Tammy, genau wie Andy und Oli mittlerweile zu gut. Ich muss hier dringend einen Weg finden, um die nackte Wahrheit zu erfahren.
    „Soll ich uns einen Kaffee holen?“ frage ich Ihn schmunzelnd und stehe schon auf.
    „Oh ja. Kaffee klingt super. Meinen aber bitte ohne Zucker…muss ein wenig auf die Figur achten!“ und weiß spätestens nach diesen Worten seinerseits das hier was oberfaul ist.


    In der Küche angekommen, schenke ich schnell zwei Tassen Kaffee ein, hole mein Handy aus der Hosentasche und wähle die Nummer von Caro, in der Hoffnung, dass Sie gerade etwas Zeit hat um das hier zu klären, als auch schon Ihre Stimme erklingt.
    „Hey!“
    „Hey…hast du kurz Zeit?“ frage ich.
    „Klar!“
    „Ok. Ähm…Semir versucht sich gerade als Held. Leider kann ich ja nicht beurteilen, was der Wahrheit entspricht und was nicht!“ erläutere ich kurz mein Anliegen und lehne mich mit einem kribbeln im Bauch an die Küchenzeile.
    „Glaub Ihm einfach gar nichts dann hast du die Wahrheit.“ kommt es kichernd von Ihr und ahne böses.
    „Ich hätte da eine Idee. Ich würde mir schnell Susannes Handy ausleihen, dich von diesem aus auf deinem Festnetz anrufen und auf meinen Schreibtisch legen, dann kannst du hören was unser Superheld erzählt. Wärst du dann bitte so freundlich und würdest mir auf mein Handy eine Nachricht schicken, wenn es Abweichungen zur Wahrheit gibt?“ erkläre ich meinen Plan und hoffe, dass Sie mitmacht. Nur so komme ich der Wahrheit ein Stück näher.
    „Logisch…hab eine Flatrate!“ kichert Sie fröhlich vor sich hin „Warte schnell…Tammy, Andy und Oli wollen auch an der Märchenstunde teilnehmen“ kommt es weiter Ihrerseits und höre im Hintergrund Stühle rucken.
    „Ok. Seit Ihr bereit?“ frage ich und sehe Susanne im Großraumbüro mit dem Handy telefonieren. Scheiße. Ich brauch Ihr Handy.
    „Moment Alex…Oli leg jetzt SOFORT auf. Wir haben hier keine Flirthotline und außerdem braucht Alex jetzt das Handy von Susanne. Also sag Tschüss Susanne!“ höre ich Sie und muss ein kichern unterdrücken. Susanne telefoniert mit Oli?, als ich wieder Caro`s Stimme am Telefon höre, dieses mal wütender „Ey lass Hildegard in Ruhe ok“.
    Gott wenn man die nicht kennt würde man ohne weiteres sagen, die beim SEK haben einen Dachschaden. Hat Oli gerade Hildegard angegriffen? Spinnt der? Die war schweineteuer.
    „Seid Ihr soweit?“ frage ich nach.
    „Startklar! Musste nur kurz unseren verliebten Trottel zu rechtweisen.“ kommt Ihrerseits lachend.
    „Ok. Dann hol ich mir Susannes Handy und ruf dich damit auf deinem Festnetz an.“ und lege nach einem „Bis gleich“ Ihrerseits auf.


    Zurück im Büro stelle ich Ihm die Tasse Kaffee auf den Tisch und setze mich wieder an meinen Schreibtisch. Gott sei Dank hat mir Susanne ohne weiteres Ihr Handy gegeben, ich glaube Sie ahnt, was ich vorhabe.
    Unauffällig bringe ich mein eigenes Handy vor mir in Position, damit ich Caro`s Nachrichten lesen kann, während ich mit Susanne`s Handy die Festnetznummer von Caro wähle und verstecke dieses hinter dem Berg Akten auf dem Schreibtisch.

    „Gut, dann leg mal los Partner. Ich will wissen wie du die Hexe ausgeschaltet hast“ und lehne mich etwas auf meinem Schreibtisch zurück, jedoch nur soweit, dass ich mein Handy im Blickfeld habe, als Semir schon loslegt.
    „ Ahhhh…so nicht mein Lieber! Als erstes will ich wissen, warum Caro früher gegangen ist. Das war kein Zufall, also was läuft da zwischen Dir und Caro?“ kommt es fröhlich seinerseits und schlucke schwer, als die erste Nachricht von Ihr auf meinem Handy erscheint.


    ***
    Finaler Rettungsschuss freigegeben
    SOFORT!!!
    ***


    Oh mein Gott. Andy, Tammy und Oli hören auch mit. Ich muss dringend das Thema wechseln und ergreife schnell das Wort.
    „Jetzt lenk mal nicht vom Thema ab Semir. Also…!“ versuche ich es nochmal.
    „Du das war gar nicht so wild wie gedacht. Als erstes habe ich mir noch Kampfstiefel angezogen, in denen hat man einfach einen besseren Halt bei solchen Übungen“.
    Semir hat keine Sekunde ausgesprochen als die nächste Nachricht von Caro folgt.


    ***
    Er hat Jenny für 50€ Ihre roten
    Sportschuhe abgekauft.
    MIT KLETTVERSCHLUSS
    ***


    Semir lehnt sich zurück und fährt fort.
    „In der ersten Übung mussten die Krüger und ich einen Täter dingfest machen. Die Krüger wurde leider ziemlich schnell erschossen weil Sie nicht achtsam genug war, dann habe ich das natürlich übernommen!“.
    Prompt kommt die nächste Nachricht von Caro.


    ***
    Er hat Fr. Krüger als lebendes
    Schutzschild benutzt und dann
    nach einem RTW gerufen, um die
    Übung abzubrechen
    ***


    Jetzt muss ich Semir doch mal kurz unterbrechen.
    „Was hast du eigentlich mit deinen Haaren gemacht?“ frage ich.
    „Ach…dass“ und fasst sich auf seinen Hinterkopf die voll pinker Farbe ist „da hat die Farbe nur etwas gespritzt, als Jenny hinter mir getötet wurde“ erklärt er, als die nächste Nachricht eintrifft.


    ***
    Genickschuss von Tammy,
    als er seinen Arsch beim
    dritten mal noch nicht über die Holzmauer
    brachte!
    ***


    Fassungslos starre ich auf die Nachrichten vor mir. Die haben alles gegeben und verstehe die Worte der Chefin vorhin im Büro `Wir können von Glück reden, dass Gerkhan noch unter uns weilt`, als Semir ohne Aufforderung weiterspricht.
    „Als nächstes mussten wir in Zweierteam durch unwegsames Gelände auf dem Boden robben, da war allerdings meine Schutzweste, die ich ja eh nicht gebraucht hätte, sehr unpraktisch und hat mich immer wieder in meiner fließenden Bewegung eingeschränkt“ erzählt er fröhlich und die nächste Nachricht eintrudelt.


    ***
    Der kann einfach
    nicht robben und ist
    ständig mit dem Hintern
    am Stacheldraht hängengeblieben
    ***


    Mit jeder neuen Nachricht bin ich dankbar darüber, an der Übung nicht teilgenommen zu haben. Die hätten auch mich fertig gemacht und Semir`s Stimme wieder ertönt.
    „Na ja…dann hatten wir eine kurze Pause. Du da hab ich gleich eine Flasche Wasser auf ex getrunken, war ja trotz allem nicht ganz ohne!“ und Semir sich schwerfällig nach seinen Worten in seinem Stuhl zurücklehnt als die nächste Nachricht kommt.


    ***
    Ich korrigiere:
    9 Jägermeister
    ***


    Der hat neun Jägermeister getrunken? Krasse Sache, man kennt es Ihm nicht an, wenn man bedenkt, dass sich das ganze Drama heute Vormittag abgespielt hat als Semir fortfährt.
    „Bei der nächsten Übung wurde es dann richtig heftig. Deine Hexe und Oli waren Amokläufer. Das war vielleicht ein Kugelhagel. Die hat dem Arsch mit Ohren neben mir die Eier weggeschossen, konnte selber gerade noch in letzter Sekunde in Deckung gehen und habe gewartet, bis sich die Lage beruhigt hat. Eines muss ich trotzdem sagen, deine Hexe Alex ist eine Kampfmaschine. Treffsicherheit einhundert Prozent!“ und glaube zumindest die letzten Worte von seinem Satz, als mein Handy wieder eine neue Nachricht anzeigt.


    ***
    Er musste plötzlich
    ganz dringend
    auf`s Klo und kam nicht mehr
    zurück!!!
    ***


    Oh mein Gott! Ich danke Gott dafür, dass ich gefahren bin und Semir weiter fröhlich erzählt.
    „Alles in allem haben wir das SEK sehr wohl in die Knie gezwungen. Und wie war dein Tag so Alex?“ endet er seine Erzählung und bin fassungslos, aber sich auch Mitleid breit macht. Die haben keinen verschont, lehne mich etwas zurück und zucke mit den Schultern.
    „Im Gegensatz zu deinem Tag war meiner wohl reichlich…unspektakulär würde ich sagen!“ und frage mich, was diese Frage auch soll. Er ahnt ja sowieso das ich den Vormittag mit Caro verbracht habe, werde es Ihm aber nicht auf die Nase binden als die nächste Nachricht kommt.


    ***
    HALLO???
    Wir klinken uns an dieser
    Stelle aus und über `unspektakulär`
    sprechen wir noch Brandt!!!
    Danke für die Märchenstunde.
    ***


    Ich fasse es immer noch nicht.
    Am besten ich lasse die Sache einfach mal so im Raum stehen, wenn er sein dramatisches Ereignis dadurch besser verarbeiten kann, soll es mir Recht sein.


    Nachdem ich Susanne unauffällig Ihr Handy mit Dank zurückgegeben habe, informiert Sie uns darüber, dass uns Hartmut in der KTU erwartet, da es neue Erkenntnisse in Bezug auf den angebrachten Sprengstoff hat.


    In inneren der KTU sitzt Einstein wie gewohnt hinter seinem Schreibtisch, den Blick hochkonzentriert auf den Bildschirm vor sich gerichtet.
    „Hartmut! Was gibt es neues?“ ruft Ihm Semir schon entgegen und er seinen Blick hebt.
    „Na so einiges! Ich habe den Sprengstoffkörper, der an Frau Bergers Auto angebracht wurde untersucht. Könnt Ihr Euch noch an den Einbruch in der Asservatenkammer vor fast 3 Jahren erinnern? Das ist der Sprengstoff der gestohlen wurde, allerdings nur ein Teil davon, gestohlen wurden damals über 20 Kilogramm Sprengstoff, dazu über 30 Kilogramm Heroin. Die Täter konnten nie ermittelt werden, hängt aber vielleicht auch einfach damit zusammen, dass die Ermittlungen zwei Tage später einfach eingestellt wurden. Es hieß, es war ein Aktenvermerkfehler, der Sprengstoff und das Heroin seinen angeblich zwei Tage vor dem Einbruch vernichtet worden.“ erklärt er wie immer ausführlich und sieht uns auffordernd an.
    „Also wollte damals jemand den Einbruch in der Asservatenkammer vertuschen?“ frage ich.
    „Sieht ganz so aus. Der Sprengstoff wird, bevor er in die Asservatenkammer gebracht wird, genau bestimmt und äußerlich gekennzeichnet. Und da der Sprengsatz nicht explodierte, konnte ich die Herkunft ziemlich schnell feststellen. Die Kennzeichnung der Asservatenkammer gleicht die eines Wasserzeichens und ist nur unter UV-Licht sichtbar.“ erklärt Hartmut während Semir das Wort ergreift.
    „Heißt also, wenn wir denjenigen finden, der den Einbruch damals vertuscht hat, finden wir auch das Schwein, dass es auf Caro abgesehen hat!“ stellt Semir fest und sieht mit verengten Augen nachdenklich auf den Sprengstoffkörper der auf Hartmut`s Schreibtisch liegt.
    Genau den gleichen Gedanken habe ich auch gerade und nehme mein Handy aus der Hosentasche, rufe Susanne an, dass Sie uns alles über den Einbruch in der Asservatenkammer vor fast 3 Jahren raussuchen soll. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit und haben endlich eine Spur…

  • Caro`s Sicht


    Immer und immer wieder lese ich den Bericht der KTU in meinen Händen.
    Ich werde einfach nicht schlau aus den Worten.
    Der Sprengstoff konnte tatsächlich zurückverfolgt werden, was die Situation nicht gerade einfacher gestaltet.
    Irgendetwas übersehe ich hier. Nur was?
    „Scheiße und jetzt?“ reißt mich Tammy aus meinen Gedanken, die gegenüber von mir an Ihrem Schreibtisch sitzt und fragend zu mir sieht.
    „Keine Ahnung! Warum taucht dieser Sprengstoff erst nach fast drei Jahren auf und dann ausgerechnet an meinem Auto? Ich rufe jetzt erst mal im Innenministerium an. Ich will alles haben über den Einbruch in der Asservatenkammer und dann will ich auch alle Unterlagen, welcher Arsch damals die Ermittlungen wegen dem Einbruch eingestellt hat. Tammy das ganze stinkt bis zum Himmel!“ und werfe Ihr einen skeptischen Blick zu, während Tammy`s Mundwinkel anfangen, belustigt zu zucken.
    „Schick lieber eine E-Mail Süße! Das erspart Dir unnötige Fragen, wie die Trainingseinheit mit der PAST verlaufen ist!“ und verliert endgültig die Beherrschung, kichert fröhlich vor sich hin und kann mir ein Lachen selber nicht mehr verkneifen. Andy und Oli, die ebenfalls an Ihren Schreibtischen sitzen lachen fröhlich mit und will keinen Gedanken mehr an die Übung verschwenden, als in diesem Moment das Funkgerät auf meinem Schreibtisch anspringt.


    „Delta 1, 2, 3 und 4! Geiselnahme Rastplatz Altenburg. Revier zwei bittet um Unterstützung! Genauere Koordinaten folgen!“.
    Augenblicklich verstummt das fröhliche Gelächter im Büro.
    Es ist wieder dieser Moment, wo Adrenalin durch unsere Körper strömt und der SEK-Modus Einzug erhält.
    „Einsatzleitung SEK verstanden!“.
    Gemeinsam sprinten wir aus dem Büro Richtung Parkplatz und machen uns auf den Weg zum Zielort.


    Gerade fahre ich von der Autobahn ab, wobei die Geschwindigkeit nicht minder gering ist. Alleine die quietschenden Reifen verraten einiges.
    Tammy neben mir zieht Ihre Sturmmaske übers Gesicht als der Funk anspringt.
    „Revier zwei an Einsatzleitung SEK?“ ertönt eine Frauenstimme und sehe aus dem Augenwinkel den überraschten Gesichtsausdruck von Tammy.
    „Einsatzleitung SEK hört“.
    „Wir sind vor Ort und haben das Gebäude weiträumig abgesperrt. Bei dem Geiselnehmer handelt es sich um einen Familienvater, dessen Frau die Scheidung eingereicht hat. Die Frau ist vor Ort!“.
    „SEK-Einsatzleitung verstanden. Wir sind in circa fünf Minuten am Einsatzort. Gebäude darf nicht betreten werden, nur sichern.“ gebe ich die Anweisung durch.
    „Revier zwei verstanden! Danke…bis gleich dann“ kommt es aus dem Funk und meine Augen sich weiten. Hat die gerade Danke gesagt?
    „Hat die eben Danke gesagt?“ kommt schon die ungläubige Stimme von Tammy.
    „Danke, bis gleich dann..!“ äfft Oli die Dame auch schon nach „das hört sich an als kommen wir zum Kaffeetrinken vorbei!“ sehe im Rückspiegel wie er seinen Sprechfunk ins Ohr steckt und seine Sturmmaske sowie den Helm drüber zieht.


    Es ist sicherlich noch keine weitere Minute vergangen, als das Funkgerät wieder anspringt und die dankende Frauenstimme erklingt.
    „Revier zwei an Einsatzleitung SEK nochmal…HALLO?“.
    „SEK-Einsatzleitung hört“ antworte ich etwas genervt.
    Es gibt unausgesprochene Regeln für den Funk Frau Unbekannt.
    „Ich wollte Ihnen nur schnell Bescheid geben, dass ich auch gerade noch die Autobahnpolizei informiert habe….ach da kommen Sie schon… schau mal Sabine, das ist Alex Brandt von dem ich Dir erzählt habe…ah sorry, wollte nur sagen Sie sind da!“ kommt es eine Spur zu fröhlich und Wut sich in mir breit macht. So etwas unprofessionelles habe ich selten gehört.
    „Einsatzleitung SEK verstanden!“.
    Tammy neben mir sinkt in Ihrem Sitz zusammen und hält sich schon den Bauch vor Lachen. Ein Blick in den Rückspiegel ist ausreichend, Andy und Oli sehen auch nicht besser aus. Was ist das bitte für eine Tussi und wer ist Sabine? Hat die gute noch alle Tassen im Schrank?
    „Haben wir einen Drogentest dabei? Nur für den Notfall!“ frage ich Tammy angesäuert neben mir und Andy schon losprustet.
    „Nee…sind alle! Eifersüchtig?“ kommt es mutig von Andy und werfe Ihm über den Rückspiegel einen vernichtenden Blick zu. Ich bin sicherlich nicht eifersüchtig. Einzig und alleine dieses Verhalten am Funkt toleriere ich nicht.


    Als ich die Abfahrt zur Raststätte nehme, sind bereits mehrere Polizeistreifen vor Ort, stelle den Wagen ab und ziehe meine Sturmmaske sowie den Helm über den Kopf.
    Mein erster Blick nachdem wir ausgestiegen sind fällt auf Alex und Semir, die zusammen mit zwei uniformierte Polizeibeamtinnen und einer offensichtlich zivilen Person sprechen und schlage den Weg dorthin ein.


    „Berger! SEK-Einsatzleitung“ und reiche den Damen die Hand, während mir Andy, Oli und Tammy stillschweigend gefolgt sind.
    „Holla…Sie sehen aber alle gefährlich aus“ kommt es glatt von der uniformierten Blondine, die neben Alex steht.
    „War nicht unsere Absicht! Die Clownskostüme waren nur leider ausverkauft!“ entgegnet Oli in einer Tonlage, die keine weiteren Kommentare zulassen und die Blondine Ihren Mund wieder zuklappt. Gut, das hätten wir erst mal geklärt und alleine Ihre Stimmlage sagt mir, dass es sich hierbei um die Frau vom Funkgerät handelt.
    „Ähh…Katrin Maurer, zweites Revier, und das ist meine Kollegin Sabine Gabler.“ stellen die beiden sich kleinlaut vor und verdrehe genervt die Augen „das ist Frau Gruber. Ihr Mann befindet sich in der Raststätte und hat sich dort mit drei Geiseln verschanzt.“.
    Ich reiche Frau Gruber die Hand, die etwa Mitte vierzig ist, schwarze kurze Haare hat und verzweifelt immer wieder einen Blick auf die Raststätte wirft.
    „Berger, guten Tag! Frau Gruber… wären Sie bereit mit Ihrem Mann zu sprechen?“ frage ich.
    „Ja natürlich. Bitte…Sie dürfen Ihm nichts tun, er ist einfach verzweifelt, weil ich die Scheidung eingereicht habe und hat Angst, dass ich Ihm die Kinder wegnehmen will. Aber das war nie im Leben meine Absicht!“ und sehe Ihre Verzweiflung nach den gesprochenen Worten.
    „Gut, dann würde ich sagen, gehen wir zu Ihrem Mann rein und suchen das Gespräch.“ und deute Tammy nach meinen Worten an kurz mitzukommen als Alex`s Stimme erklingt.
    „Vielleicht sollte Semir mit Frau Gruber zu Ihrem Mann rein gehen!“.
    Fragend sehe ich Ihn an. Warum Semir?
    „Na er hat da ein bisschen Erfahrung in solchen Sachen!“ kommt es von Alex weiter, als ob er meine Gedanken lesen konnte.
    „Ich denke auch, dass es keine schlechte Idee ist Caro. Vielleicht hilft es, wenn ich Ihm meine private Situation schildere. Frau Gruber ist fest davon überzeugt, dass Ihr Mann niemals jemanden absichtlich verletzen würde.“ erklärt Semir mir.


    Nach einer kurzen Rücksprache mit Andy, Oli und Tammy sagen wir dem Vorschlag zu und bringen trotzdem Delta 2 und 3 in Position, für den Fall, das die Sache nicht mehr kalkulierbar ist um zugreifen zu können.


    Semir verschwindet im Gebäude mit Frau Gruber, während Tammy, Alex und ich das Geschehen neben Alex`s Auto beobachten.
    Die beiden uniformierten Polizistinnen, beide etwas Mitte zwanzig mit auffälligem roten Lippenstift stehen etwa drei Meter entfernt und werfen immer wieder verstohlene Blick zu unserer Gruppe.


    Die Minuten vergehen.
    Immer wieder teilen mir Delta 3 und 4 über dem Funk im Ohr mit, dass Semir im Inneren alles unter Kontrolle hat und ein Gespräch mit Herrn Gruber führt.
    Somit war es die richtige Entscheidung Semir den Vortritt zu lassen.
    „Delta 3 an Einsatzleitung…verlassen mit Geiseln das Objekt! Lage unter Kontrolle. Geiselnehmer fixiert. Keine Gegenwehr! Herr Gerkhan übernimmt!“ höre ich Sven`s Stimme von Delta 3, als sich auch schon die Glastüren öffnen und Sekunden später mein Team mit drei Zivilisten das Gebäude verlässt.
    „SEK-Einsatzleitung verstanden!“ gebe ich zu verstehen und atme tief durch.
    Die Lage ist unter Kontrolle und Semir hat hier ganze Arbeit geleistet, als er in diesem Moment mit Herrn und Frau Gruber das Gebäude verlässt.
    „Ok! Das war es! Tammy kümmerst du dich darum, dass die Ihn auf das zweite Revier bringen? Ich schick Ihnen den Bericht dann zu! Einsatzort bleibt weiterhin gesperrt!“ gebe ich Ihr die Anweisung und verstaue meine Waffe im Halfer, nehme meinen Helm ab, dann die Sturmmaske, während Tammy mit einem verstehenden Nicken verschwindet.


    Wieder atme ich tief durch und das Adrenalin langsam meinen Körper verlässt.
    Die ganze Zeit über habe ich die Blicke von Alex auf mir gespürt. Diese Blicke sind mir nicht entgangen, aber der SEK-Modus lässt es eben nicht zu, darauf zu reagieren.
    Immer noch schweigend steht er etwa einen Meter entfernt von mir und würde in diesem Moment nichts lieber machen, als mir einen kurzen Kuss zu klauen, aber der Einsatzort ist nicht freigegeben, deshalb muss hier berufliches und privates strikt getrennt werden, als in diesem Moment eine fröhlich zwitschernde und mir durchaus bekannte Frauenstimme erklingt.
    „Herr Brandt…Hätten Sie vielleicht Lust heute Abend einen…Kaffee mit mir zu trinken?“.
    Mein Kopf schnellt blitzschnell in die Richtung, aus der die Stimme kommt…da steht Sie…Blondie… den roten Lippenstift nochmal nachgezogen…eindeutig drei Knöpfe zu viel an Ihrer Bluse geöffnet und frisst Ihn gerade mit Ihren Blicken auf, während Alex mit geweiteten Augen unbeholfen nach den richtigen Worten sucht.
    „Herr Brandt ist schwul“.
    Verwirrt sehe ich gerade alle umherstehenden Personen an, um nachvollziehen zu können, wer so etwas behauptet, während MICH alle mit aufgerissenen Augen anstarren…….Heilige Maria Mutter Gottes……ich hab doch nicht……anscheinend doch.
    Alex beißt sich schon auf die Lippen und glaube auch, ein glucksen seinerseits gehört zu haben. Ich hoffe der gute Herr Brandt hat Humor!
    Tammy holt Blondie gerade aus Ihrer offensichtlichen Schockstarre und schlägt Ihr kräftig auf dem Rücken.
    „Scheiße gelaufen was?“ und kichert fröhlich vor sich hin, als sich Semir zu uns gesellt und Blondie geschlagen den Rückzug antritt, ohne auf eine Antwort von Alex zu warten.
    Kurz sprechen wir uns noch ab und wage es nicht, nach meinem unfreiwilligen Kommentar Alex in die Augen zu sehen. Es ist einfach nur peinlich und absolut unprofessionell meinerseits gewesen. So etwas darf einfach nicht passieren.


    Weitere Fahrzeuge verlassen langsam den Einsatzort und bewege mich in Richtung meines Fahrzeuges, als hinter mir die amüsierte Stimme von Alex erklingt.
    „Ich bin also Schwul?“.
    „Genauso Schwul wie ich unspektakulär bin?!“ bringe ich etwas trotzig entgegen als seine Mundwinkel schon belustigt zucken. Er nimmt es mit Humor…hoffe ich.
    „Aha!“
    Langsam kommt er weitere Schritte auf mich zu und streicht mit seiner rechten Hand unauffällig über meine Hüfte, was sofort zu einem wohligen Kribbeln in mir führt.
    Das macht er hier doch mit Absicht, als eine wütende Stimme erklingt.
    „Frau Berger…ich will sofort eine Erklärung dafür, warum Gerkhan das Gespräch mit dem Geiselnehmer geführt hat und nicht Sie? Das wird Konsequenzen haben, darauf können Sie sich verlassen!“ und sehe wen neben mir auftauchen…Oberstaatsanwalt Sander, wie immer aus dem Ei gepellt „auch für Sie Brandt wird es Konsequenzen haben, genau wie für Gerkhan. Darauf können Sie sich verlassen!“.
    Provozierend tippt er Alex mit dem Zeigefinger bei jedem seiner Worte auf die Brust und hat hier und jetzt definitiv den Bogen überspannt, straffe meine Schultern und stelle mich vor Alex.
    „Herr Oberstaatsanwalt Sander. Für gewöhnlich bin ich dafür bekannt die Geduld eines Stuhls zu haben, der schließlich auch jeden beschissenen Arsch aushalten muss, aber auch ich habe Grenzen! Sie betreten trotz mehrmaliger Verwarnung wieder meinen nicht freigegebenen Einsatzort.“ entgegne ich Ihm mit genau dem richtigen Maß an Bösartigkeit und pfeife kurz auf meinen Fingern mit Blick auf Andy und Oli, die meiner unausgesprochenen Aufforderung folgen und sich hinter Staatsanwalt Sander positionieren, seine Hände auf den Rücken drehen und mit Kabelbinder fixieren, während ich fortfahre „Wir geben Herrn Oberstaatsanwalt Sander vierundzwanzig Stunden in Gewahrsam Gelegenheit, über sein Fehlverhalten nachzudenken!“ richte ich meine Worte an Andy und Oli, die Ihn ohne ein Wort abführen.
    „DAS WERDEN SIE BEREUEN BERGER!“ kommt es wutentbrannt von Sander, der sich tatsächlich hier gegen Oli und Andy kurz behauptet.
    „Ich werde nichts bereuen Herr Oberstaatsanwalt Sander! Sie hingegen schon!“ fauche ich nach und beobachte, wie sie Ihn ins Auto verfrachten von Delta 4 und gebe dann über Funk den Einsatzort frei.


    „Caro…du legst dich bei Sander mit dem Teufel persönlich an, ist Dir das klar?“ zischt Alex neben mir und schließe kurz meine Augen.
    „Ja, aber selbst der Teufel würde mich aus der Hölle werfen, wenn ich mit Ihm fertig bin!“ und hoffe, Ihn mit meiner Aussage etwas zu besänftigen, was mir aber leider nur halbwegs gelingt wenn ich seinen Gesichtsausdruck Glauben schenken kann.
    Sander hat keine Chance. Er wurde oftmals von mir verwarnt, jetzt bekommt er die Konsequenzen zu spüren.
    Alex fährt sich sichtlich verzweifelt durch die Haare und wirft mir immer wieder einen etwas ratlosen Blick zu.
    „Mach Dir keine Sorgen Alex! Ich hab hier alles im Griff!“ versuche ich Ihm mit ruhiger Stimme zu erklären, als Semir hinter uns pfeift und abfahrbereit am Auto lehnt.
    „Du unterschätzt Sander Caro! Das ist ein riesen Arschloch!“ versucht er es wieder.
    „Mag sein und jetzt geh…dein Partner wartet auf dich!“ sage ich schmunzelnd und auch seine Lippen ein kleines Lächeln umspielt, als er seine Hand wieder auf meine rechte Hüfte legt und etwas näher an mich ran rückt.
    „Krieg ich noch einen Abschiedskuss?“ erklingt seine verführerische Stimme und beiße mir auf die Lippen. Gott Berger reiß dich zusammen.
    „Wir werden hier beobachtet und sind im Einsatz Alex!“ sage ich geschlagen und kann nicht weiter darüber nachdenken, als sich blitzschnell seine Lippen kurz auf meine legen.
    „Ich hab seit zwanzig Minuten Feierabend!“ antwortet er triumphierend, schenkt mir ein atemberaubendes Lächeln, dreht sich um und geht pfeifend zum Auto…

  • Alex` s Sicht


    Vielleicht wäre es doch besser gewesen, heute Morgen einfach im Bett liegen zu bleiben.
    „Du siehst echt beschissen aus, wenn ich das mal so sagen darf!“ und sehe Semir`s besorgten Blick über den Schreibtisch hinweg, während ich bereits meine zweite Tasse Tee in der Hand halte.
    Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte mal krank war. Vielleicht mit elf oder zwölf Jahren, aber da war es sicher nicht so schlimm wie heute Morgen.
    Denn wenn das hier so weiter geht, werde ich den Tag sicher nicht überleben.


    „Jungs? Ich habe die Unterlagen bezüglich des Einbruches in der Asservatenkammer bekommen, kommt Ihr?“.
    Mein Blick fällt auf Susanne, die uns aufmunternd aus dem Türrahmen zunickt.
    Semir springt bereits auf und geht zu Tür, während ich mich nicht bewegen kann und bewegen will.
    Die Angst, dass mein Kopf explodiert, ist zu groß.
    „Na komm her“ spricht Semir, während seine Mundwinkel belustigt zucken, hinter mich tritt, wie einem Kleinkind mir zweimal über den Hinterkopf streichelt und mich auf meinem Stuhl sitzend aus dem Büro zu Susannes Arbeitsplatz schiebt.
    „Brandt…Sie sehen aber gar nicht gut aus!“ dringt die besorgte Stimme von der Chefin an mein Ohr und bekomme augenblicklich einen Hustenanfall.
    „Mir…geht`s auch nicht gut!“ höre ich meine eigene Stimme, die sich eigentlich nicht wie meine Stimme anhört.
    Ich will zurück in mein Bett und ich brauche eine Krankenschwester, sehr dringend!


    Susanne wirft kurz einen Blick in die Runde und beginnt zu sprechen.
    „Wie es aussieht, ist bei Caro das erste mal `offiziell` der gestohlene Sprengstoff aufgetaucht. Allerdings war dies ja mit Sicherheit keine Absicht, denn wenn der Sprengsatz explodiert wäre, hätte man die Herkunft nicht mehr nachvollziehen können. Die Ermittlungen zu dem Einbruch wurden damals von einem Staatsanwalt Namens Johann Zehentbauer zwei Tage später eingestellt“ erklärt Susanne.
    „Sehr gut! Dann werden wir diesem Herrn Zehentbauer doch mal einen Besuch abstatten, nicht?“ kommt es mit vollem Tatendrang seitens Semir.
    „Das wird leider nicht mehr möglich sein. Johann Zehentbauer starb zwei Wochen, nachdem er die Ermittlungen eingestellt hatte bei einem Verkehrsunfall“ spricht Susanne mit resignierter Stimme weiter.
    „Na wenn da mal keiner nachgeholfen hat“ sagt Semir.
    „Na ja…laut Unfallbericht fuhr er damals nachts auf einer Landstraße und hat aus ungeklärter Ursache die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Todesursache war Genickbruch!“ erklärt Susanne und lässt sich resigniert in Ihrem Stuhl zurückfallen.


    „Er hat die Kontrolle bei einer geschätzten Geschwindigkeit von 40 km/h verloren und ist lediglich in den Straßengraben gefahren, war angeschnallt und alle Airbags sind aufgegangen. Also hat Ihm jemand nachträglich das Genick gebrochen!“ höre ich die Stimme meiner zukünftigen Krankenschwester.
    Und da steht Sie…meine kleine, hübsche, freche Hexe. Gut, für eine Krankenschwester hat Sie für meinen Geschmack noch etwas zu viel an aber das lässt sich ja ändern.
    „Hallo!“ versuche ich ein Lebenszeichen von mir zu geben und untermauere mein Wort mit einer grüßenden Handbewegung. Gott sieht Sie heute gut aus. Ok, eigentlich sieht Sie immer gut aus, als Sie mir schon zu schmunzelt. Das ist die beste Medizin, ich spüre es jetzt schon.
    „Also hat Ihn jemand absichtlich bei Seite geschafft um die Spuren zu verwischen!“ stellt die Chefin fest und sieht zu Caro, die sich an die Kante von Susannes Schreibtisch setzt und die Arme verschränkt.
    „Davon bin ich überzeugt. Ich für meinen Teil gehe davon aus, dass er von demjenigen erpresst wurde und er Ihm den Zutritt zur Asservatenkammer ermöglicht hat. Als er dann die Ermittlungen eingestellt hat, damit das alles nicht auffliegt, wurde er beseitigt.“ entgegnet meine Hexe der Chefin. Also haben wir wieder keinen Anhaltspunkt darüber, wer es auf Sie abgesehen hat und lasse mich mit der Tasse Tee in der Hand zurück in den Stuhl sinken.
    „Haben Sie Neuigkeiten in Bezug auf den fremden GPS-Sender an Ihrem Auto Frau Berger?“ fragt nun die Chefin.
    „Ja und Nein, deswegen bin ich eigentlich gekommen. Ich habe heute Morgen die Auswertung bekommen. Es wurde definitiv versucht, anhand dieses GPS-Senders mein Auto zu orten. Wir konnten aber lediglich den Standpunkt genauer feststellen. Die Ortung erfolgte aus der Staatsanwaltschaft Köln.“ und lässt so die Bombe platzen. Wenn ich in die umliegenden Gesichter sehe, hat jeder den gleichen Gedanken…Oberstaatsanwalt Sander „es war Oberstaatsanwalt Sander“ bestätigt Caro in diesem Moment unseren Verdacht.
    „Bist du Dir sicher?“ fragt Semir nach.
    „Ja! Als ich heute Morgen die Auswertung bekommen habe, war mir sofort klar, wer dahinter steckt. Also bin ich mit Tammy zum zweiten Revier gefahren und haben Ihn damit konfrontiert. Erst hat er alles abgestritten, aber als wir etwas…deutlicher geworden sind, hat er gestanden!“ und ein kurzes verschmitztes Lächeln über Ihr Gesicht huscht bevor Sie weiterspricht „ Laut seiner Aussage hat er den Sender angebracht um verfolgen zu können, wo wir im Einsatz sind. Als ich die Einsatzleitung hier übernommen habe, wurden von mir einige Änderungen vorgenommen, die auch beinhalten, dass die Staatsanwaltschaft von mir in Kenntnis gesetzt wird, sobald ich einen Einsatz beendet habe und das hat Ihm wohl so gar nicht gepasst. Also hat er diesen GPS-Sender angebracht und hat versucht mich zu orten“.
    „Aber woher wusste Sander dann trotzdem, wo Ihr gerade im Einsatz seid, wenn der GPS-Sender keinen Nutzen für Ihn hatte?“ und Semir genau das ausspricht, was ich denke.
    „Na ja, ich habe zu Beginn die Funkfrequenzen ändern lassen was unser Team betrifft, da kam er auch nicht mehr ran. Allerdings hat er Eure Funksprüche abgehört!“ und Sie mit einer Kopfbewegung zu mir und Semir deutet.
    Der hat unsere Funksprüche abgehört?
    „Und was passiert jetzt mit Sander?“ fragt Semir und sieht zu Caro.
    „Der sitzt jetzt erst noch bis siebzehn Uhr in Gewahrsam und bekommt heute Mittag noch Besuch. Es wird Ihm eine Abmahnung ausgesprochen. Sollte er nochmals unserem Team zu nahe kommen verliert er seinen Posten als Oberstaatsanwalt. In meinen Augen hat er nur darauf gewartet, mich wegen eines Fehlers zu überführen um die Karriereleiter weiter nach oben zu kommen, aber ich denke, den Zahn haben wir Ihm gezogen. Der wird sich hüten uns nochmals zu nahe zu kommen!“ sagt Caro als sich die Chefin zu Wort meldet.
    „Also stehen wir wieder am Anfang und haben keinen Anhaltspunkt, wer Sie auf der Abschussliste hat!“.
    „Sieht ganz so aus.“ kommt es nur knapp von meiner zukünftigen Krankenschwester.


    „Frau Berger, wären Sie so freundlich und würden Herrn Brandt zu Hause absetzen? Der steckt uns noch die ganze Dienststelle an!“ kommt es plötzlich von der Chefin…ich liebe meine Chefin…und sehe den belustigten Gesichtsausdruck meiner Hexe.
    „Kein Problem! Aber wenn Sie es wünschen kann ich Ihm auch gleich hier den Gnadenschuss verpassen!“.
    Das hat Sie gerade nicht wirklich gesagt oder?
    Semir neben mir massiert sich gerade den Nacken, schließlich weiß er wovon meine Hexe spricht. „Das überlasse ich ganz Ihnen Frau Berger.“ kommt es zuckersüß von der Chefin, während Susanne hier auch ein verdächtiges zucken um die Mundwinkel hat und ich einen Niesanfall bekomme.
    „Brandt…Sie sind das reinste Bazillenmutterschiff! Schauen Sie, das Sie hier rauskommen!“ kommt es prompt von der Chefin und Semir im gleichen Moment meinem Stuhl von hinten einen Rempler gibt, so dass ich zu Caro einen Meter entfernt rolle.
    „Na dann!“ kommt es auffordernd und einem bezaubernden zwinkern von Caro und sammle mich innerlich, mich zu erheben.


    Als ich auf dem Beifahrersitz Ihres Autos Platz genommen habe, mache ich mir schon Gedanken darüber, wie ich es schaffe, dass Sie bei mir bleibt. Ich brauche dringend einen Plan.
    „Mir geht es echt beschissen!“ gebe ich stöhnend von mir und werfe einen vorsichtigen Blick zu Ihr rüber, aber keine Reaktion. Dann eben nochmal.
    „Puh…ich glaub, ich habe sicher 43 Grad Fieber!“ werfe wieder einen Blick zu Ihr, keine Reaktion.
    „Ich glaub ich sterbe heute noch!“ und diesmal muss ich Sie nicht anschauen, es reicht mir voll und ganz aus als ich Ihr atemberaubendes kichern höre. So komme ich nicht weiter, also lege ich meine Hand auf Ihren Oberschenkel und lasse diese immer wieder auf- und abwandern.
    „Ich bräuchte dringend eine Krankenschwester!“ gebe ich krächzend von mir und ein schüchternes Lächeln Ihrerseits folgt. Jackpot Brandt!


    Zwei Minuten später parkt Sie den Wagen und sehe mich etwas irritiert um.
    „Was willst du hier?“ frage ich Sie verwundert und Sie mir die Antwort mit einer Kopfbewegung gibt. Links vom Auto befindet sich wohl in Ihren Augen das passende Geschäft mich endgültig aus dem Weg zu räumen `Kräuterhexe`. Ohne ein weiteres Wort verschwindet Sie und betritt das Geschäft, aus dem Sie nach nur knapp zwei Minuten wieder herauskommt mit einer schwarzen Papiertüte, die Sie mir nach dem Sie wieder eingestiegen ist auf den Schoss legt. Der Duft alleine, der aus dieser unscheinbaren Tüte steigt, benebelt mich schon so sehr, dass ich mich in den Sitz zurücksinken lasse und meine Augen schließe.


    Als ich meine Augen wieder öffne, stehen wir bereits vor meinem Container, während Caro gerade eine Nummer auf Ihrem Hany wählt, den Hörer ans Ohr legt und Sekunden später losspricht.
    „Ich bin es…kannst du bitte die Einsatzleitung bis morgen früh übernehmen? Meine Oma ist krank geworden…..dann eben mein Meerschweinchen…..Kaninchen?...OK…das orten kannst du Dir sparen….. Alex ist krank…..gut, Danke Dir…wenn was ist kannst du mich jederzeit anrufen…..Tschau!“ und wirft dann einen entschuldigenden Blick zu mir „Sorry, aber Tammy kann man nichts vor machen. Und bevor Sie deine Bude stürmt sag ich lieber die Wahrheit!“ was ich nur mit einem kleinen lachen erwidere. Denn es ist mir sowas von egal, ob es Tammy weiß oder nicht, Hauptsache Sie bleibt bei mir, vorzugsweise die ganze Nacht und versuche meine Freude darüber zu verstecken, schließlich will ein kranker Mann gepflegt werden!


    Als wir in meiner Wohnung sind führt mich mein Weg direkt zum Sofa, auf das ich mich schwer stöhnend fallen lasse.
    „Ich mach Dir einen Kräutertee. Der erweckt sogar tote wieder zum Leben. Wenn du den getrunken hast bist du schneller wieder gesund als du bis auf drei zählen kannst!“ höre ich Ihre aufmunternde Stimme.
    Das habe ich mit Sicherheit nicht vor, aber das werde ich Ihr auch nicht auf die Nase binden und gebe nur ein leises schmerzverzerrtes „mhm“ von mir.


    Ein paar Minuten später steht Sie neben mir und ein grässlicher Geruch steigt aus der Tasse in Ihrer Hand.
    „Trink“ befiehlt Sie leise mit einem zuckersüßen Lächeln im Gesicht und raffe mich hoch um das Gebräu zu schlucken. Als ich die Hälfte der Tasse geleert habe, lasse ich mich aufs Sofa zurücksinken. „Kannst du mir meine Hose ausziehen? Die ist…unbequem!“ und setzte meinen unwiderstehlichsten Blick auf.
    Sie kommt auf das Sofa zu und setzt sich ans andere Ende, beugt sich über mich und öffnet die Knöpfe meiner Hose. Ich hebe mein Becken leicht an, während Sie mir die Hose auszieht und versuche krampfhaft nicht siegessicher zu Lächeln.
    „Und jetzt?“ kommt es schüchtern lächelnd von Ihr, was ich nur mit einem heisernen „Pulli“ beantworte, Sie sich wieder über mich beugt und mich auch von diesen befreit.
    Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert.
    „Und jetzt brauche ich eine Wärmflasche“ richte mich auf und greife hinter Sie zur Decke, die ich mit Schwung hinter Ihrem Rücken ausbreite und zusammen mit Ihr auf meinen Körper ziehe. So lässt es sich aushalten, krank zu sein und schlinge meine Arme um Sie, während ich Ihr einen Kuss auf die Stirn gebe.
    Sie legt Ihren Kopf auf meiner Brust ab, kuscheln uns beide eng zusammen und kurze Zeit später überkommt mich urplötzlich eine Müdigkeit, der ich nicht standhalten kann…

  • Alex`s Sicht


    Als ich wach werde, sind meine Hände immer noch um Sie geschlungen.
    Wie ein Engel schläft Sie und kann den Blick nicht von Ihr nehmen.
    Ich weiß nicht, was Sie mit mir macht, aber es gibt nichts schöneres, als Sie so nahe bei mir zu haben, Sie zu spüren und Ihre Atemzüge an meiner Brust zu hören.
    Sie macht mich einfach nur…glücklich. Ja, ich denke, dass ich seit langem wieder von mir behaupten kann, dass ich glücklich bin.
    Ich weiß nicht, wo uns dieser Weg hinführt, aber ich bin bereit Ihn zu versuchen mit Ihr gemeinsam zu gehen, wenn Sie das will.
    Vorsichtig nehme ich mein Handy vom Tisch und sehe, dass es bereits 12 Uhr ist. Also habe ich, oder besser gesagt wir über zwei Stunden geschlafen und stelle fest, dass es mir tatsächlich besser geht, einzig und alleine mein Hals schmerzt noch ein wenig.
    „Wie geht`s Dir?“ ertönt schon die verschlafene Stimme von Ihr.
    „Nicht gut!“ lüge ich und lege stöhnend den Handrücken auf meine Stirn.
    „Schade“ höre ich Ihren verführerischen Flüsterton am Ohr während Ihre Hand über meine nackte Brust streicht, über meinen Bauch Richtung meiner Shorts und dann wieder zurück zu meiner Brust.
    Eigentor Brandt! Eigentor!
    „Na ja…vielleicht nicht mehr ganz soooo schlecht“ bringe ich heisern hervor, was Ihr ein ersticktes kichern entlockt, während ich meine Hände unter Ihr schwarzes T-Shirt wandern lasse und es in einer fließenden Bewegung über Ihren Kopf ziehe.
    Sekunden später finden Ihre Lippen meine.
    Ja, ich werde es versuchen, versuchen mit Ihr glücklich zu werden, weil Sie das Beste ist, was mir passieren konnte, lege meine Hände um Ihren Kopf und ziehe Sie näher zu mir runter um den Kuss zu vertiefen.


    Spätestens jetzt, nachdem Sie mehrmals Ihr Becken gegen meines gedrückt hat, wird es eindeutig zu heiß unter der Decke und werfe sie gekonnt vom Sofa.
    Ohne den Kuss zu unterbrechen lasse ich meine Hände zu Ihrer Hose wandern, öffne Ihren Gürtel, die Knöpfe und schiebe Sie soweit es geht nach unten.
    Spürbar beschleunigt sich Ihre Atmung und auch mein Puls sich erhöht als ich nur noch in den innigen Kuss hineinstöhnen kann.
    „Ist deine Hexe mit dem Besen weitergeflogen weil Ihr Auto vor der Tü…Ohhh….ähm…Oh Oh Oh…das ist nichts für meine alten Augen!“ und ich augenblicklich einen Herzstillstand erleide. Semir!
    „Schon mal was von klingeln gehört!“ fauche ich Ihm entgegen, fische die Decke vom Boden und breite Sie über uns aus, wo Caro Sekunden später auch darunter verschwindet.
    Gott ist das hier peinlich. Ich kenne Semir, der zerreißt sich das Maul darüber, dass ist mir jetzt schon klar.
    „Geklopft habe ich und Klingel hast du keine mein Lieber. Aber als niemand geöffnet hat, habe ich mir Sorgen gemacht. Ich kann ja nicht wissen, dass du gerade…..Widerbelebt wirst!“ verteidigt er sich mit einem dreckigen lachen und lehnt sich amüsiert an das Treppengeländer, während er weiterspricht „Ich hab Dich gesehen, du kannst unter der Decke hervorkommen Caro“ was zur Folge hat, dass lediglich Ihre Hand zum Vorschein kommt und der Mittelfinger in Semir`s Richtung zeigt.
    Oh man, also so was peinliches ist mir wirklich noch nie passiert und fahre mir geschlagen mit der Hand durch die Haare. Semir hat mir hier gerade total die Tour vermasselt.
    „Ich habe eigentlich für den Patienten Pasta zum Essen mitgebracht, reicht aber sicher auch für zwei Turteltauben“ und sehe, wie Semir kichernd zwei Aluschalen in die Höhe hält.
    Ich deute Semir mit einer Handbewegung an, sich zurückzuziehen, dem er Folge leistet und auf die Terrasse verschwindet.
    Als ich die Decke anhebe, sehe ich in die entsetzten Augen meiner Hexe die mir leise zuflüstert „Erschieß Ihn!“ was mich augenblicklich zum Lachen bringt und ich zurückflüstere.
    „Das wird nichts bringen! Der ist wie eine Katze, der hat sieben Leben!“.
    „Vielleicht haben wir Glück und er hat schon sechs verbraucht?“ schaut Sie halb fragend und halb hoffend zu mir hoch, was ich Ihr mit einem kopfschütteln verneine. Sie verdreht genervt die Augen, zieht umständlich Ihre Hose wieder an und schließt den Gürtel während ich nur ein „T-Shirt“ vernehme und es Ihr reiche.
    Als Sie fertig angezogen ist, reißt Sie die Decke weg und steht auf.
    „Hey“ ist mein einziger Kommentar, nehme die Decke und lege Sie auf meine Körpermitte, dass derzeit sicher nicht in einem jugendfreien Zustand ist was Sie mit einem „Oh“ kommentiert, mir meine Hose reicht und belustigt kichert.
    Ich finde hier gerade gar nichts zum Lachen.


    Während ich Semir wieder reinhole, hat Caro bereits drei Teller und Besteck auf den Tisch gestellt. „Dir scheint es ja schon wieder besser zu gehen Partner!“ spricht Semir mit einem verschmitzten Lächeln, während er die Pasta auf unseren Tellern verteilt.
    „Der Schein trügt“ und für diese Worte brauche ich nicht mal meine Stimme verstellen, da meine Stimme nach wie vor angeschlagen ist und mir das schlucken schwer fällt.
    Nach kurzer Zeit haben Semir und ich unsere Teller schon geleert während Caro neben mir immer noch lustlos in Ihrem Essen stochert.


    Nachdem Semir und ich auch den Rest aufgegessen haben erzählt er, dass Susanne heute einen Blumenstrauß ins Büro geliefert bekommen hat und diskutieren darüber, ob der wohl von Oli ist und mir nebenbei auffällt, das Caro Ihr Essen nach wie vor nicht angerührt hat.
    „Alles gut? Schmeckt es Dir nicht?“. Diese Frage hätte ich mir sparen können als ich im selben Moment sehe, wie Sie am ganzen Körper zittert, als auch schon Semir neben Ihr ist und eine Hand auf Ihre Stirn legt.
    „Eindeutig Fieber…und das nicht zu knapp!“ sagt Semir.
    „Scheiße“ ist alles was mir auf der Zunge liegt, nehme die Decke und leg Sie über Ihre Schultern. „Bring Sie am besten gleich ins Bett hoch, ich hole kalte Waschlappen “ und sehe wie Semir in meinem Badezimmer verschwindet.
    Zusammen mit der Decke nehme ich Sie auf meine Arme und trage Sie hoch in mein Schlafzimmer, während Ihr die Augen immer wieder zufallen.


    Sanft lege ich Sie in meinem Bett ab, ziehe Ihr Socken und Hose aus und breite die Bettdecke über Sie aus. Semir kommt nur wenige Sekunden später mit kalten Waschlappen von denen ich mir einen nehme, zu Ihr auf`s Bett klettere und Ihn auf Ihre heiße Stirn lege.
    Himmel die kann nicht mal mehr die Augen aufhalten.
    „Hey…was machst du denn für Sachen“ flüstere ich Ihr leise ins Ohr.
    Es ist meine Schuld, das Sie jetzt so da liegt, völlig kraftlos und am Ende, noch immer am zittern und die Augen nach wie vor geschlossen.
    „Hast du Tee im Haus? Sie sollte jetzt viel trinken, das wird Ihr helfen!“ fragt Semir mit besorgter Stimme und wirft immer wieder einen Blick auf Sie.
    „Schau mal unten in der Küche. Sie hat heute Vormittag was gekauft, vielleicht kannst du damit was anfangen!“ was Semir mit einem Kopfnicken bestätigt und verschwindet.
    Ich nehme den mittlerweile heißen Waschlappen von Ihrer Stirn und drehe Ihn um auf die noch etwas kühlere Seite.


    Als Semir zurückkommt, hält er eine Tasse in der Hand, die dem Geruch nach zu urteilen in etwa dem entspricht, was Sie mir heute Vormittag eingeflößt hat.
    Mit meinem Arm unter Ihrem Rücken ziehe ich Sie in eine aufrechte Position und nehme Semir die Tasse ab.
    „Trink was. Wenn`s mir geholfen hat, hilft es Dir auch“ und sehe, wie Sie in Zeitlupe die Augen öffnet. Zögerlich nippt Sie etwas davon und lässt sich wieder in die Kissen zurücksinken. Die ist total am Ende.
    „So…ich geh dann mal ein wenig arbeiten. Versucht ein wenig zu schlafen ohne Euch die Kleider vom Leib zu reißen. Ich schaue später nochmal nach Euch beiden Helden!“ kichert Semir fröhlich vor sich hin und macht auf dem Absatz kehrt.
    Sie so liegen zu sehen, gibt mir einen Stich ins Herz.
    Schnell entledige ich mich meiner Hose und meinem Pulli, als ich ein süßes heisernes „Kuscheln“ höre und krabble unter die Bettdecke, wo Sie sich gleich an mich ran kuschelt.
    Auch ich lege beide Arme um Sie und ziehe Sie so nah an mich wie es geht. Nach wenigen Minuten merke ich, dass Sie aufhört zu zittern und Ihr Atem gleichmäßig geht, während auch ich merke, dass ich nach wie vor angeschlagen bin und ebenfalls einschlafe.


    Beim nächsten mal, als ich wach werde, dämmert es draußen bereits. Mein erster Blick richtet sich auf die noch schlafende Person halb auf mir. Wie ein Engel liegt Sie an meine Brust gekuschelt, einzelne blonde Haarsträhnen fallen Ihr ins Gesicht.
    „So da bin ich wieder und hab Gemüsesuppe von Andrea mitgebracht!“ kommt es fröhlich in einen für Semir ungewohnten singsangton, was meiner eben noch schlafenden Hexe ein tiefes Stöhnen entlockt und Sie unter der Bettdecke verschwindet. Gott ist die süß.


    Bewaffnet mit zwei Teller, Löffel und einer großen Thermoskanne erscheint er auch schon vor meinem Bett.
    „Na, wie geht es meinen beiden Helden?“ fragt er in meine Richtung.
    „ Geht so!“ und stelle fest, dass meine Stimme nach wie vor heisern klingt.
    Semir stellt die Teller sowie die Thermoskanne auf den kleinen Nachttisch neben dem Bett ab, greift in seine Jackentasche und holt ein lilafarbenes Fieberthermometer mit rosa Blumen heraus.
    „Wir haben leider nur das Fieberthermometer der Kinder, aber Andrea sagt, das geht auch für Hexen. Hier drücken und ins Ohr stecken“ demonstriert mir Semir und reicht es mir, während unter meiner Bettdecke ein herzzerreißendes süßes Stöhnen erklingt was mich sofort zum Lachen bringt.
    „Allah! Sie lebt! Gut, dann bin ich auch schon wieder weg.“ stellt Semir mehr zu sich selber fest und geht Richtung Treppe nach unten und ich mich mit einem „Danke, bis Morgen“ von Ihm verabschiede.


    Da Sie nach wie vor keine Anstalten macht, unter der Bettdecke hervorzukommen, hebe ich Sie vorsichtig an und flüstere „Er ist weg“ und Sie an mir hochkrabbelt.
    „Sicher?“ fragt Sie.
    Ihre gläsernen Augen sprechen Bände und antworte mit einem „mhm“.
    Sie sieht nach wie vor nicht wirklich fit aus und nehme das Fieberthermometer, das ich neben dem Kopfkissen abgelegt habe und pfeife einmal leise auffordernd.
    Brav legt Sie Ihren Kopf zur Seite auf meine Brust wo ich anschließend das Fieberthermometer in Ihr Ohr stecke.
    Eine Minute später entferne ich es nach dem Piepsignal und werfe einen Blick drauf.
    „39,8“ und schaue zu Ihr runter.
    „Phhhh, das ist nichts! Noch eine Stunde und die Sache ist geritzt!“ gibt Sie leise von sich und beißt mir spielerisch in meine linke Brustwarze. Aber auch das ändert nichts daran, Sie hat nach wie vor Fieber und auch Ihre Augen zeigen mir, dass Sie nicht auf dem Damm ist.
    „Los jetzt, essen!“ versuche ich es in einem etwas strengeren Ton als auch Sie sich aufrecht aufs Bett setzt.


    Als wir beide unsere Teller mit Suppe fertig gegessen haben, lassen wir uns zurück in die Kissen sinken.
    „Seit wann seit Semir und du Partner?“ fragt Sie.
    „Seit fast einem Jahr.“.
    „Er ist dein bester Freund stimmt`s?“. Oh ja, das ist er.
    „Ja, mein bester und einziger Freund. Ohne Ihn wäre ich nicht da wo ist jetzt bin!“ entgegne ich Ihr wahrheitsgemäß. Wenn ich Semir nicht getroffen hätte, wo wäre ich dann? Wahrscheinlich wäre ich langsam innerlich kaputt gegangen.
    „Wo warst du, bevor du zur PAST gegangen bist?“. Das weiß Sie doch sicher, warum fragt Sie dann und merke wie sich mein Körper augenblicklich anspannt.
    „Du hast doch sicher schon meine Akte gelesen!“ und schaue Ihr in die Augen.
    „Nein, warum, hätte ich das tun sollen? Bist du ein gesuchter Serienkiller?“ und sehe in Ihrem Blick, dass Sie tatsächlich meine Akte nicht gelesen hat. Soll ich es Ihr sagen? Wie wird Sie reagieren? Anderseits möchte auch ich mehr über Ihr bisheriges Leben erfahren.
    „Ich war zwei Jahre unschuldig im Knast“ und merke, wie Sie sich nach diesen Worten verkrampft bevor ich weiterspreche „Ich war verdeckter Ermittler im Drogendezernat, zwei meiner Kollegen haben mir Kokain untergeschoben und mich in den Knast gebracht. Als ich dann nach fast zwei Jahren ein Wideraufnahmeverfahren durchgeboxt habe, konnte meine Unschuld bewiesen werden.“. Lange herrscht eine drückende Stille.
    „Wie hast du die Zeit ausgehalten?“ fragt Sie vorsichtig.
    „Hmmm“ und fahre mir mit meiner Hand durch die Haare „ich weiß es nicht, es war keine leichte Zeit“ und finde auch nicht die passenden Worte. „Und du? Warum bist du damals aus München weg?“ und hoffe, dass ich eine Antwort bekomme, denn bereits damals auf der Treppe habe ich bemerkt, dass auch Sie über Ihre Vergangenheit nicht gerne spricht.
    „Es war schon immer mein Traum, irgendwann zu S.W.A.T. zu gehen. Die Zusage hatte ich schon seit Wochen in meinem Schreibtisch. Dann kam der Tag, an dem ich geglaubt habe…mein Leben ist zu Ende, habe meine Sachen gepackt und bin in die USA. Dort hab ich auch Tammy zwei Tage später kennengelernt. Sie war das Beste, was mir zu diesem Zeitpunkt passieren konnte. Sie hat mir geholfen, wieder ins Leben zurückzufinden!“ und sehe aufsteigende Tränen in Ihren Augen. „Was war an diesem Tag, als du geglaubt hast, dass dein Leben zu Ende ist? Hatte es mit einem Mann zu tun?“ was für mich der erste Gedanke ist und Sie es mir mit einem zögerlichen nicken bestätigt.


    Egal warum Sie dieser Arsch damals im Stich gelassen hat, ich schwöre mir, es besser zu machen und ziehe Sie fest in meine Arme bevor wir beide ohne ein weiteres Wort einschlafen.

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