Beiträge von Yon

    Mal sehen, ob sich Konrad an seinen "Feind" von damals erinnern kann. Dann wäre es ein leichtes, ihn wieder zu erkennen als einen der Entführer. Klar muss Semir sich absichern, dass nicht auch er beobachtet wird, aber die Chefin erkennt auch schnell, dass es nicht möglich ist, ihn von den Ermittlungen fernzuhalten.
    Bin gespannt auf die nächste Forderung der Entführer und ob Konrad ihn erkennt.

    Da ist Jenny der Drogenbote doch glatt durch die Lappen gegangen. Sie muss wohl doch noch einiges lernen, sonst hätte sie die Konfrontation mit dem Hauseigentümer vermeiden können. So fliegt die Beschattung auf und der Bote kann auf Kenny schießen, die an der Schulter verletzt wird. Bote weg, Auto weg, Nummernschild unbekannt, "super gelaufen".
    Wie werden die Gangster darauf reagieren?
    Und bei Ben beginnt, wie vorherzusehen, der körperliche Entzug. Hoffentlich ist Sarah dem gewachsen, was da auf sie zukommt.

    Babysitter Ben

    Semir und Alex machten sich auf den Weg. Ben wäre gerne mitgekommen und sah ihnen länger nach, obwohl die Tür längst geschlossen war. Dann schüttelteer den Gedanken ab, er führte doch längst das Leben, das er führen wollte, die Jagd auf Verbrecher war für ihn vorbei. Aber auch Ben machte sich Sorgen um Andrea und Lilly und würde sich gerne an deren Befreiung beteiligen. Aber diesmal war er Aydas „Held“ und war für sie da. „Na, Ayda? Komm, wir gehen ins Wohnzimmer und legen uns noch ein paar Stunden hin, und wenn wir wieder aufwachen, ist Semir bestimmt mit deiner Mama und Lilly hier.“ Ben legte Ayda beim Gang durch den Flur tröstend den Arm um die Schultern und ging mit ihr ins Wohnzimmer, wo Ayda sich auf die Couch legte und die Wolldecke über ihre Beine zog. Ben nahm im Sessel Platz.

    „Und wenn sie es nicht schaffen?“ – „Ey, das wird nicht passieren. Dein Papa und Alex schaffen das. Du hast ihnen doch genau erzählt, worauf sie zu achten haben.“ – „Ja, wenn ich jetzt aber etwas vergessen habe? Ich habeAngst, Ben.“ Was sollte Ben darauf erwidern? Er machte sich ja selbst Sorgen um seinen Freund und um Alex. Obwohl er auf deren Talent vertraute und wusste, sie würden vorsichtig sein, sie wussten nicht genau, was sie am Ort des Verstecks erwartete. Wie vielen Männern würden sie gegenüber stehen? Schaffen sie es rechtzeitig, die Verstärkung und das SEK zu alarmieren, falls es eng würde? Trotz seiner Bedenken musste er jetzt versuchen, dem kleinen Mädchen die Angst um ihren Vater, ihrer Mutter und um ihre Schwester zu nehmen. Dann entschied er sich für die Wahrheit. „Ich habe auch Angst, Ayda. Aber wir müssen jetzt darauf vertrauen, dass alles gut werden wird, okay? Das schaffen wir, ja? Nun mach die Augen zu, und ich erzähle dir, was meine Band und ich bei dem verkorksten Konzert letzten Woche in Mainz erlebt haben.“

    Ayda zog sich die Decke bis zum Hals, hielt ihren Blick aber immer noch auf Bens Gesicht gerichtet und lauschte. „Was denn?“, fragte sie ihn. „Erst die Augen zu machen, dann erzähle ich.“ Ayda tat, was Ben verlangte, und schloss die Augen. „Das war so …“, begann Ben betont langsam, „letzte Woche hatten wir ein Konzert in Mainz, das ist eine Stadt etwa 200km von hier, auch am Rhein gelegen. Das Konzert sollte in diesem Veranstaltungshaus in der Innenstadt stattfinden, und als wir dort ankamen …“, fuhr er fort, aber da merkte er schon an den gleichmäßigen Atemzügen, dass Ayda eingeschlafen war und hielt erleichtert inne, denn eigentlich hatte er gar nichts zu erzählen. Er lehnte sich im Sessel zurück und schloss ebenfalls die Augen.

    Jetzt wird es langsam zu viel. Nicole wohnt in einem amerikanischen Trailer auf einer Lichtung im Wald. Ihr Pferd kann sich an der Unterhaltung beteiligen, und dann genießt sie auch noch diplomatische Immunität.
    Bin gespannt, ob du uns das noch plausibel erklären kannst.

    Harald sollte langsam mal überlegen, was er tut, wenn er Ben tot schlägt, wird er keine 3 Mio bekommen. Denn Semir und auch Konrad werden sicher noch ein Lebenszeichen vor der Geldübergabe haben wollen.

    Nicht gering = Erheblich
    An der Trennung haben sicherlich alle drei eine gewisse Mitschuld, auf die genauen Anteile will ich mich nicht festlegen. Aber Semir sieht sicher eine nicht geringe Mitschuld bei Robert. ;)

    Auch wenn sicherlich die nächsten Tage für Ben und Sarah die schwersten werden, ich würde die Gangster nicht unterschätzen. Wenn die am Abend vergeblich auf den Anruf warten, werden sie versuchen anderweitig Kontakt zu Ben aufzunehmen. Und wenn sie erst mitbekommen oder irgendwie erfahren, dass Ben sich seinen Freunden offenbahrt hat, kann es auch dort gefährlich werden. Sie kämpfen also einen Krieg an zwei Fronten, und nur die eine davon können sie selbst beeinflussen, nämlich für die die besten Entzugsbedingungen bereit zu stellen: Eine Entzugszelle ohne Verletzungsgefahr. Ob er allerdings in den nächsten Tagen Sinn für Kinderbilder haben wird, wage ich mal zu bezweifeln. Später allerdings wird es ihm helfen, um sich an den Sinn des Lebens ohne Drogen zu erinnern.

    Drei Freunde, Zwei Partner, Ein Team

    Es klingelte und Semir ließ seinen Partner Alex in seine Wohnung, während er die Rufnummer von Ben in seinem Telefon auswählte. Dass Ayda gleich an Ben gedacht hatte, war ihm sofort klar gewesen. Genau wie ihr Vater war sie Robert, dem Freund ihrer Mutter, gegenüber immer noch skeptisch. Und Semir hätte Robert mit Sicherheit nicht in seine Wohnung gelassen, gibt er ihm doch keine geringe Mitschuld am Zerbrechen seiner Ehe. Darüber hinaus hatte er auch so ein Bauchgefühl, dass Robert an der Entführung von Andrea und seinen Kindern nicht ganz unbeteiligt sein könnte. „Worum geht es?“, fragte Alex sogleich, aber Semir winkte ab, weil er dem Klingelton lauschte, bis sein Freund endlich abhob.

    Ben Jäger hatte den vergangenen Abend mit seinen Kumpels verbracht und war erst gegen 2:00 Uhr früh ins Bett gekommen. Der Klingelton seines Telefons etwa zweieinhalb Stunden später brauchte entsprechend lange, um in sein Bewusstsein zu dringen. Noch mit geschlossenen Augen tastete Ben auf seinem Nachttisch nach seinem Wecker und gab diesem einen Schlag mit der flachen Hand, das Klingeln aber blieb. Dann erreichte seine Hand das Telefon und er drückte auf die Hörertaste. Mit einem gequält gegrummelten „Ja“ meldeteer sich. „Ben, ich bin‘s, ich brauche deine Hilfe“ – „Semir? Jetzt? Hast du mal auf die Uhr geschaut?“ – „Ben, ich würde nicht anrufen, wenn es nicht wichtig wäre.“ Ben schwang seine Beine über die Bettkante und wischte sich mit einer Hand den Schlaf aus den Augen und anschließend durch seine Haare. „Wichtig? Gib mir eine Stunde“, murmelte er. „Es geht um Andrea.“ – „Fünfzig Minuten“ – „Und um die Kinder.“ Jetzt wurde Ben wach. „Dreißig!“ – „Ben! Sie sind in Gefahr!“ Jetzt sprang Ben hellwach auf und war in drei Schritten im Bad. „Zehn Minuten! Ich bin unterwegs. Ich stehe quasi schon vor deiner Tür.“ Semir atmete auf und drehte sich zu Alex um.

    „Andrea, Lilly und Ayda sind am Samstag von fremden Leuten mitgenommen und seitdem gefangen gehalten worden“, ging Semir nun auf die Frage seines Partners ein, „heute Nacht gelang es Ayda zu entkommen und mit Hilfeeines Taxifahrers hierher zu fahren.“ – „Und jetzt willst du Andrea und Lilly auch befreien?“, mutmaßte Alex. „So sieht es aus. Wir haben den Ort bereits auf der Karte gefunden.“ Semir und Alex waren in der Küche angekommen, wo dieser Semirs Tochter mit einem Lächeln begrüßte, welches Ayda erwiderte. Sie kannte den Kollegen ihres Vaters bereits länger, wenn sich auch noch keine große Freundschaft zwischen ihnen hat entwickeln können. Und seit ihrem Auszug aus dem gemeinsamen Haus hatten sie sich auch nicht mehr gesehen. „Hallo Alex“, sagte sie leise, „kommt Ben?“, richtete sie ihre Frage an ihren Vater – „Ja, Schatz, Ben ist auf dem Weg.“

    „Sollen wir gleich Verstärkung oder das SEK mitnehmen?“, wollte Alex wissen. „Hmm…Nein, wir schauen uns erst einmal allein vor Ort um.“ Semir zeigte Alex am Laptop, wo sie hinfahren würden, und welches Gelände sie dort erwartete. Noch während sie die Details ihres Plans erörterten, stand Ben vor der Tür. „Was ist passiert? Wo ist Ayda?“, fragte er sogleich. „In der Küche, komm, ich erzähle es dir. Wir planen gerade, wie wir vorgehen könnten.“

    Ben schloss zunächst Ayda kurz in seine Arme und lauschte dann den Plänen der Polizisten. Er gab hier und da noch einige Tipps, er war schließlich selber eine lange Zeit Polizist gewesen. „Okay, also Ben, wir melden uns, wenn wir Andrea und Lilly haben“, schloss Semir die Sitzung ab. „Alles klar, wenn ich um halb zehn noch nichts von euch gehört habe, schicke ich die Kavallerie, in Ordnung?“ – „In Ordnung“, nickte Semir und drückte Ayda zum Abschied noch, „und danke, dass du hergekommen bist.“

    Ben stieß sich von der Arbeitszeile der Küche, an die er sich gelehnt hatte, ab und wandte sich dann zum Kühlschrank, öffnete und schloss ihn gleich wieder. „Sag mal, Semir“, rief er seinem Freund hinterher, „hast du noch etwas anderes im Kühlschrank außer Licht?“ – „Im Kühlschrank? Nein“, bekam er von Semir zu hören, bevor dieser gemeinsam mit Alex die Wohnung verließ. Ben stellte sich resigniert zurück an den vorherigen Platz und sah Ayda mit gespielt enttäuschten Gesichtsausdruck an, die aber nur mitleidig mit den Schultern zuckte.

    Jetzt wo der LKW verunglückt ist, kommt es Matze ganz recht, dass sie Ben als Geisel haben und so Geld von Konrad Jäger erpressen können. Die Handyortung weist aber auf ein riesiges Gebiet hin, da Ben zu finden ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. So sollte die Polizei sich wohl zunächst auf den verunglückten LKW-Fahrer konzentrieren, vielleicht lassen sich an dem LKW auch noch Fingerabdrücke feststellen, die auf die Komplizen hindeuten? Es muss ja nicht alles verkohlt sein?

    Aydas Geschichte

    Ayda saß unbewegt am Küchentisch, hielt ihren Kakaobecher immer noch in den Händen und starrte auf die Tischplatte. Semir setzte sich neben seine Tochter. „Ayda, Schatz, erzählst du mir jetzt, was passiert ist? Wo sind Lilly und Mama?“ – „Wir waren in einem Haus eingesperrt. Mama und Lilly sind noch dort. Es sind Männer gekommen und sie haben uns mitgenommen und dort eingesperrt.“ – „Moment, Moment, von Anfang an. Wann war das?“ – „Samstag. Mama, Lilly und ich waren alleine zuhause, dann klingelte das Telefon. Das war Robert. Er war in der Stadt und rief uns an, dass wir abgeholt werden und ihn dann treffen sollten. Dann kamen zwei Männer und haben uns abgeholt. Sie haben uns aber nicht zu Robert gebracht, sondern in dieses Haus.“ – „Kanntet ihr die Männer? Waren es Freunde? Von Robert vielleicht?“ – „Nein“, Ayda schüttelte ihren Kopf, „ich hatte sie noch nie gesehen.“ – „Und diese Männer haben euch mitgenommen?“ – „Ja, sie haben mit Mama geredet. Dann sind wir in ihr Auto gestiegen und losgefahren. Sie haben uns in ein kleines Haus gesperrt und kamen nur, um uns Essen und Trinken vorbei zu bringen, ansonsten waren wir immer alleine.“

    „Und Mama und Lilly sind immer noch da? Wie bist du da raus gekommen?“ – „Da war ein Spalt zwischen der Wand und dem Dach, Mama hätte dort nicht durchgepasst, und auch für mich war es sehr eng. Aber dann kam ich raus und bin gelaufen, bis ich nicht mehr konnte. Das war an dieser Bushaltestelle.“ – „Meinst du, du könntest das Haus wieder finden, Ayda?“ – „Ich weiß nicht? Es war so dunkel.“

    Semir versuchte, die Geschichte seiner Tochter in seinem Kopf zu sortieren. Andrea muss schon sehr verzweifelt gewesen sein, dass sie Ayda alleine in der Nacht durch den Wald schickt, um ihn zu alarmieren. Warum war sie überhaupt freiwillig mitgegangen? Gut, sie hatte wohl keinen Verdacht geschöpft, da Robert ihr ja die Abholung angekündigt hatte. Wusste Robert von der Gefangenschaft, denn so konnte man einen mehrtägigen Einschluss in einer Hütte ja wohl durchaus nennen? Oder war er gar selbst mit Drahtzieher? Nur warum? Oder war er selber auch ein Opfer?

    Ayda unterbrach ihn in seinen Gedanken. „Mama sagte, ich solle zu dir fahren, du würdest uns helfen und sie aus diesem Haus befreien.“ Semir strich ihr über den Kopf, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und nahm sie in den Arm. „Das werde ich, das verspreche ich dir, Schatz.“ Für das Mädchen unhörbar fügte er für sich hinzu: ‚wenn ich nur wüsste, wie.“ Er stand auf, verließ die Küche und kam kurze Zeit später mit seinem Laptop und Handy zurück in die Küche. Eines stand für ihn fest, für eine mögliche Befreiungsaktion brauchte er Unterstützung. Er wählte die Nummer seines Partners aus dem Kurzwahlspeicher und startete gleichzeitig den Laptop. „Alex? Pass auf, die Nacht ist vorbei. Andrea und Lilly werden irgendwo festgehalten, wir müssen was unternehmen … ja, bei mir … okay, ich warte auf dich. Bis gleich!“

    „So Ayda, schau mal“, Semir drehte den Monitor so, dass Ayda die Karte darauf sehen konnte, „hier ist die Bushaltestelle, wo dich der Taxifahrer aufgesammelt hatte. Weißt du noch, von wo du gekommen bist?“ – „Ich bin an der Straße lang gelaufen bis zur Bushaltestelle.“ – „Von hier oder von hier?“, er deutete die Richtungen auf der angezeigten Karte an. „Ich weiß nicht genau“ – „Kannst du dich an irgendwas erinnern? Besondere Bäume, ein besonderes Haus, einen Parkplatz?“ Ayda schüttelte ihren Kopf, dann fiel ihr etwas ein.

    „Da war ein Leuchtturm, so rund, nur nicht so hoch. An dem kam ich vorbei, als ich aus dem Wald auf die Straße kam.“ – „Ein Leuchtturm?“ – „Natürlich kein echter, Papa, aber ein Turm.“ Ayda hatte Leuchttürme kennen gelernt, als Semir mit seiner Familie im letzten Jahr an der Nordsee Urlaub gemacht hatte. Jetzt starrte er auf die Karte und scannte die Umgebung nach irgendeinem runden Gebäude ab. „Wie lange bist du etwa auf der Straße gegangen? Stunde? Halbe Stunde?“ – „Länger als eine halbe Stunde bestimmt.“ Nun zoomte Semir das Bild etwas kleiner, eine halbe Stunde? Etwa 2 km? Er verfolgte die Straße mit seinem Finger erst in die eine, dann in die andere Richtung. Da! Da war ein Haus eingezeichnet, welches über einen Anbau verfügte, welchen man durchaus vom Grundriss her als rund bezeichnen konnte. Das waren etwa 3 km.

    Und im Internet war sogar ein Foto implementiert, welches Semir jetzt öffnete. „Schau, Ayda, hier ist ein Haus mit einem Turm, kannst du dich erinnern? Ist es das?“ Ayda blickte mit immer kleiner werdenden Augen auf den Monitor. So langsam entspannte sie sich, und die Müdigkeit griff nach ihr. „Ja!“, sie hatte das Haus erkannt, „und da bin ich aus dem Wald gekommen, und da unten ist das Haus“. Auf dem Foto war neben dem runden Turm eine Schranke aus einem liegenden Baumstamm zu erkennen, welche Unbefugten die Zufahrt zum Wald versperrte, dahinter ging der Weg bergab und verschwand im Wald. Mehr auf dem Bild nicht zu erkennen. Auf der Karte konnte man den Waldweg ebenfalls erkennen, er schlängelte sich eine ganze Weile durch den Wald und endete an einem aus mehreren Gebäuden bestehenden Anwesen. „Bist du dir ganz sicher?“ – „Ja, Papa, da sind Mama und Lilly, ganz sicher.“

    „Okay, Ayda, Alex und ich, wir werden Lilly und Mama da rausholen, und dich bringen wir in die PAST und sagen Susanne Bescheid, ja?“ – „Nein, Papa, ich will hierbleiben, bei dir!“, jammerte Ayda. Semir redete sanft auf seine Tochter ein. „Aber du willst doch auch, dass ich Mama und Lilly befreie, oder?“ - „Ja, schon“ – „Oder fällt dir jemand ein, bei dem du bleiben würdest?“ Jetzt sah er Ayda in die tränengefüllten und dadurch glänzenden Augen. Sie nickte leicht. Semir konnte die Antwort in ihrem Gesicht ablesen, dann nickte auch er, und Vater und Tochter begannen sich anzulächeln. „Na“, sagte Semir mit einem Blick auf die Uhr, „der wird sich bestimmt über einen Anruf um halb fünf freuen.“

    Ich habe das jetzt so verstanden, dass der Dealer erst noch kommt, somit hätte Semir noch eine Chance ihn zu schnappen, aber erst einmal ist er damit beschäftigt, Sarah und Ben in sein Haus zu schaffen. Bei Ben setzen die ersten Entzugserscheinungen ein, der Arzt schreibt ihn krank (hoffentlich lange genug, aber einige Wochen kann bei einem postraumatischen Belastungsdingsda schon drin sein). Jetzt beginnen für ben sicher die härtesten Kapitel.
    Aber auch die Jagd nach den Dealern wird kein Kinderspiel werden.

    glaube ich nicht, dass er ihn gehen lassen

    So zugerichtet, wie er ist, wird Ben wohl nirgendwo hingehen. Mensch, was für ein brutales Kapitel!

    Und ruhig wird der Arbeitstag bestimmt. Das Teleon wird kaum klingeln, weil die Kollegen in Bonn und Frankfurt, mit denen ich meistens zu tun habe, heute und zumeist auch morgen noch frei haben.

    Ob es Semir wirklich gelungen ist, zu Kevin durchzudringen? Zu hoffen wäre es ja. Und damit ist auch der Mann in der Gartenlaube identifiziert, na ob er sich bei Ben noch entschuldigen wird?

    Semirs Keller? Gute Idee, nur ist denn von dem Raum noch etwas da, nachdem Semir ihn rausgefegt hat? ;)

    Semir richtet den Raum so her, dass Sarah und Ben dort einige Zeit bleiben können. Ich hoffe, er ist wirklich weit genug von neugierigen Ohren in der Nachbarschaft entfernt. Wenn plötzlich Schreie aus einem eigentlich leer stehenden Haus nach draußen dringen, kann das bei Passanten schon mal für Verwirrung sorgen. Was mich allerdings beruhigt, ist, dass Semir dann gleich nebenan wohnt und er als Eigentümer keinen Verdacht erregen wird, wenn er in seinem Haus aus- und eingeht.

    Der Taxifahrer

    „Ich hatte eine Tour nach Rösrath, und auf dem Rückweg nach Köln kam ich am Königsforst vorbei. In der Bushaltestelle „Forsthaus“ saß ein Kind, ich bin erst vorbei gefahren, dann machte es bei mir Klick! Ein Kind? Alleine? Um diese Zeit? An einer Bushaltestelle, an der schätzungsweise um 7:00 Uhr der erste Bus abfährt? Nein, da ist etwa faul, dachte ich so bei mir. Ich drehte, fuhr zurück und hielt vor dem Wartehäuschen. Ihre Tochter hatte Glück, dass sie nicht auf der Bank im Wartehäuschen saß, da hätte ich sie nicht gesehen, sondern auf den Sitzen an der Außenwand.“

    Semir unterbrach den Taxifahrer in seiner Schilderung nicht, sondern stellte drei Becher dampfenden Kakao auf den Küchentisch und setzte sich auf den freien Küchenstuhl. Er zog Ayda auf seinen Schoß und gab ihr einen der Becher, schob einen weiteren dem Fahrer zu, der sich mit einem Kopfnicken bedankte, ohne in seiner Erzählung zu stocken, und nahm schließlich selber einen Schluck des heißen, süßen Getränks.

    „Es kostete mich einiges an Überredungskunst, sie in mein Auto zu locken, dabei ist es ganz klar als Taxi zu erkennen. Ich fragte sie: „Soll ich dich nach Hause fahren?“ und sie schaute ganz entsetzt und antwortete bestimmt „Nein, nicht nach Hause, sondern zu Papa.“ Als er diesen Satz seines nächtlichen Fahrgastes wiederholte, sah er Ayda mit einem Lächeln an, welches sie schüchtern erwiderte, und nahm einen Schluck seiner Schokolade. „Sie zog dann ein Foto aus ihrer Jacke, auf dessen Rückseite diese Adresse stand.“

    Semir musste an den Moment zurückdenken, in dem er Ayda seine neue Anschrift auf die Rückseite eines Familienfotos geschrieben hatte. Ayda nippte an ihrem Kakao. „Ayda, wie bist du dahin gekommen? Wo sind Lilly und Mama? Sind sie zuhause?“, fragte Semir leise, bekam aber nur ein Kopfschütteln als Antwort. „Wo denn? Ayda, ist ihnen etwas passiert?“ Semir begann zu grübeln und merkte plötzlich, dass sich der Taxifahrer erhoben hatte. „Ich muss los. Ich bin froh, dass Ayda hier ist.“ – „Ja“, Semir setzte Ayda auf dem Fußboden ab und stand auf, „vielen Dank, dass Sie sie hergebracht haben, dass Sie so aufmerksam waren und angehalten haben. Ich möchte Ihnen gerne die Fahrt bezahlen, einen Moment. Ayda, bleibst du kurz hier in der Küche?“ Die Angesprochene nickte und hielt sich am warmen Becher fest, während ihr Vater mit dem Taxifahrer in den Flur trat.

    Aus der dort stehenden Kommode nahm er sein Portemonnaie und reichte dem Fahrer einen 50€-Schein. „Ich denke, das sollte Ihren Aufwand decken.“ – „Das ist viel zu viel!“, empörte sich dieser, steckte den Geldschein aber trotzdem ein und fügte leise hinzu „meinen Sie, es ist ihnen etwas zugestoßen? Der Mama und dieser Lilly? Vielleicht sollten Sie die Polizei verständigen?“ – „Das werde ich. Lilly ist meine andere Tochter, Aydas Schwester. Ihre Mutter und ich, wir leben getrennt. Können mir Ihren Namen und Telefonnummer aufschreiben?“ Der Taxifahrer nickte und reichte Semir eine Karte eines Taxiunternehmens. „Ich bin über die Firma zu erreichen, mein Name ist Martin Reese.“ Sie gaben sich zum Abschied die Hände, und Semir bedankte sich noch einmal: "Vielen Dank, dass sie noch mal zurückgefahren sind und meine Tochter hergebracht haben." Dann drehte Martin sich um und verschwand im Treppenhaus.

    Semir schloss leise die Wohnungstür und lehnte sich kurz an die geschlossene Tür. Er strich sich mit beiden Händen durch das Gesicht. Was war hier geschehen? Was war mit Andrea und Lilly? Dann holte er tief Luft und ging zurück zu Ayda in die Küche.

    Jetzt legst du aber ein mächtiges Tempo vor. Viele Kapitel bis zum Verschwinden von Semir, wenige für die Suche und plötzlich in einem Kapitel ist alles aufgeklärt. Mir ging es zum Schluss ein bisschen zu schnell.
    Auf das Wiedersehen von Semir und Nicole bin ich auch gespannt.