Beiträge von susan

    Semir hatte sich nochmals kurz ins Auto gesetzt, um zum Anwesen von Fitz zu fahren. Hartmut sollte jetzt mit ihm kommen-sie würden gemeinsam das Wäldchen untersuchen und dann vielleicht nochmals zum Haus zurück kehren-vier Augen sahen mehr als zwei!
    Hildegard hatte Tim inzwischen gewickelt, packte noch ein paar Sachen für ihn ein, denn sie wusste ja nicht, wie lange dessen Aufenthalt bei ihr dauern würde und Semir ihre Handynummer gegeben. Sie gingen gemeinsam aus dem Haus, zuerst fuhr Semir, nachdem er abgeschlossen hatte und dann packte Hildegard zunächst die Hunde ins Auto und rief dann Tim, der wie ein Blitz in der Remise verschwunden war, deren Tor ja immer noch offen stand. Ja so einen Zweijährigen zu beaufsichtigen war wie einen Sack Flöhe hüten-sie waren schon sehr mobil, begannen auch immer besser zu sprechen, aber andererseits kannten sie noch keine Gefahr. Sie wollte soeben losspurten, um ihn zu holen, aber dann lockte sie ihn mit einem Eis und wie erwartet kam das kleine Leckermäulchen sofort angelaufen, setzte sich brav in seinen Kindersitz und ließ sich anschnallen.
    Als sie losfuhren, sagte er „Papa da!“ und zeigte entschlossen auf die Remise, aber momentan gab Hildegard nichts darauf. Tim plapperte weiter vor sich hin, sprach mit einem imaginären Spielfreund, aber auch der Papa kam immer wieder in dem vor, was er da von sich gab. Hildegard überlegt kurz, fuhr dann an den Straßenrand und rief Semir´s Nummer an. Als der sich meldete, sagte sie zu ihm: „Herr Gerkhan, vielleicht klingt das jetzt blöd, aber bevor ich losgefahren bin, ist Tim in die Remise gelaufen und hat danach voller Überzeugung gesagt: „Papa da!“-sie haben sich da schon gründlich umgesehen?“ fragte sie voller Bangen, denn inzwischen hatte sie schon Horrorvisionen, dass Ben da irgendwo tot in der Ecke lag, denn ansonsten hätte er sich doch bemerkbar gemacht und sein unbedarfter Zweijähriger, der noch keine Ahnung davon hatte, was tot sein hieß, hätte ihn gefunden und versuchte das jetzt mitzuteilen. Semir stutzte kurz-klar waren die Aussagen Zweijähriger nicht sehr verlässlich, aber trotzdem würde er sich dort nun gemeinsam mit Hartmut nochmals gründlich umsehen und das teilte er Hildegard auch mit, die dann ihr Handy weglegte und weiter fuhr. Egal was die Polizisten jetzt fanden-fürs Erste wer Tim auf jeden Fall bei ihr gut aufgehoben und sie hatte alle Informationen die sie hatte, weitergegeben, jetzt mussten sich die Profis darum kümmern und Tim´s Eltern auffinden.

    Als Semir in den Hof des verfallenen Anwesens bog, waren nach einer ergebnislosen Durchsuchung viele Menschen geschäftig dabei Spuren zu sichern und inzwischen war auch ein Autotransporter eingetroffen, mit dem man Ben´s Fahrzeug in die KTU zur eingehenden Untersuchung bringen würde. „Hartmut-ich brauche dich jetzt-gerade hat mich die Kinderfrau der Jägers angerufen, Tim würde immer vom Papa erzählen und er wäre auch kurz zuvor in der Remise gewesen. Ich hatte eigentlich gedacht, ich hätte mich da gründlich umgesehen, aber jetzt wäre mir doch wohler, wenn du da auch noch einen Blick hinein werfen würdest!“ bat er den rothaarigen Techniker und der nickte, schälte sich aus seinem weißen Ganzkörperanzug und stieg zu Semir ins Auto.

    In diesem Moment fiel Semir´s Blick zufällig in den Hof des Nachbaranwesens und jetzt stockte ihm beinahe der Atem. Da stand jetzt ein alter weißer Mercedes Diesel und auf der Ablage befanden sich eine umhäkelte Klorolle und ein Hut. Mit einem Fluch raste Semir mit quietschenden Reifen um die Ecke so dass Hartmut sich verzweifelt am Haltegriff festklammerte und der alte Bauer, der nach dem Mittagessen, das seine Frau und Felix in Form eines Grillhähnchens mitgebracht hatten, jetzt noch kurz über die Felder fahren wollte, um zu sehen, wie das Wintergetreide stand, blieb in der bereits geöffneten Autotüre stehen, als der silberne BMW um die Ecke schoss. „Herr Gerkhan-womit kann ich ihnen dienen?“ fragte er erstaunt und Semir war im selben Moment bewusst, dass der alte Mann fast mit Sicherheit keine Ahnung davon hatte, zu was man seinen Wagen zweckentfremdet hatte. „Wo ist ihr Enkel?“ fragte Semir scharf, der die Zusammenhänge immer besser begriff: „Der ist vorhin mit dem Fahrrad weggefahren, er wollte nicht einmal mit uns zu Mittag essen!“ antwortete der Bauer verblüfft und deutete unbestimmt in die Richtung zum Nachbarort, wo Semir gerade her kam. „War das, nachdem er bemerkt hatte, dass wir das Auto in der Garage gefunden haben?“ fragte Semir scharf und der Bauer nickte betreten. „Felix ist ein lieber Junge!“ verteidigte er seinen Enkel, aber Semir war schon aus dem Hof gerast und nahm die Verfolgung auf.
    Allerdings war weit und breit kein Radfahrer zu entdecken, anscheinend war dessen Flucht doch schon eine Weile her und Semir ließ sich nun von Susanne das Passfoto von Felix Hintersteiner schicken und das glich exakt der Beschreibung, die die Ladenbesitzer abgegeben hatten. Felix hatte die illegalen Raubkopien bei den Händlern abgeholt, er war bisher polizeilich noch nicht aufgefallen-aber wo steckte er jetzt und wo war sein Komplize mit den feingliedrigen Händen?


    Nach kurzer Überlegung fuhren sie nun doch zunächst zu Ben´s Anwesen, stürmten in die Remise und sahen sich dort nochmals um, allerdings ohne Ben oder etwas anderes Auffälliges zu finden. Semir sperrte mit zitternden Fingern das Haus auf, er fühlte, gerade geschah etwas Schreckliches mit seinem Freund, aber verdammt, wo war der? Sie durchsuchten gemeinsam das Haus und plötzlich blieb Hartmut in dem verwinkelten Zwischengang, der zur Remise führte und wo der Zählerkasten stand, stehen. „Verdammt noch mal-wer verbraucht denn hier gerade so wahnsinnig viel Strom?“ wunderte er sich, denn das Rädchen, das den Verbrauch anzeigte, drehte sich rasend schnell, bis es plötzlich beinahe still stand. Hier war gerade der Energiedieb am Werke gewesen, um den er sich kümmern sollte, da war sich Hartmut ziemlich sicher, aber wo steckte der und hatte das Verschwinden ihrer Freunde vielleicht genau mit dem zu tun?

    Ben war inzwischen wieder zurück bei Frau und Kind. „Sarah, stell dir vor-Tim war ganz in der Nähe der Geheimtür in der Remise, ich habe auch Hildegards Stimme gehört, ich wollte ihn dazu bringen, Hilfe zu holen, aber er hat nicht verstanden, was ich ihm mitteilen wollte!“ erzählte er ein wenig mutlos. „Immerhin suchen sie anscheinend schon nach uns-vielleicht kommt ja bald Hilfe!“ versuchte Sarah ihm und auch sich selber Mut zu machen, als plötzlich das Licht wieder anging und sie aus dem großen Raum Geräusche hörten. Ben hatte die Tür hinter sich ein Stück weit zugezogen, aber sowohl durch den Spalt am Boden als auch durch die Türritze konnten sie hören, was gesprochen wurde und der Polizist überlegte verzweifelt, was er nun machen sollte. Man konnte vom Gewölbekeller her durch die Verwinkelung nicht sehen, dass die Tür ein wenig offen stand, aber wenn er jetzt hinaus stürmte, verriet er ihren Entführern, dass er frei war und verspielte somit den Überraschungseffekt. Nachdem er ja nicht wusste, wie man das Eisengitter öffnete, waren sie dann genauso weit wie vorher und so legte er seinen Zeigefinger auf den Mund und signalisierte Sarah dadurch, leise zu sein und die nickte. Mia-Sophie lag friedlich schlummernd, warm eingepackt auf ihrem Lager und Sarah hatte sich ein wenig hingesetzt und sich gezwungen viel zu trinken, um den Blut-und Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Bisher hatte sie noch Milch und ihrem Baby ging es gut-sie wusste nur nicht, wie lange das so bleiben würde.
    Einige scharrende Geräusche waren zu hören gewesen und dann hörte man plötzlich schnelle Schritte und ein aufgeregter junger Mann rief panisch: „Lars-stell dir vor, die haben das Auto der Jägers gefunden! Gerade als ich mit meiner Oma vom Einkaufen gekommen bin, waren da eine Menge Polizisten auf Peter´s Anwesen!“ rief er, aber Lars beruhigte seinen Freund. „Na und-deswegen führt doch keine Spur zu uns und schon gar nicht in unser Versteck. Wir erledigen jetzt unsere Gefangenen, dann gibt es keine Zeugen und daraufhin warten wir hier unten in aller Ruhe ab, bis sich die Lage beruhigt hat-vielleicht bringen wir zuvor noch den Wagen weg, aber das weiss ich noch nicht. Ich habe auch schon alles mitgebracht, was wir dafür brauchen, um das Pack auszuräuchern!“ sagte er und hielt Felix die eine Gasmaske hin, die zweite hatte er schon um den Hals hängen. „Was hast du vor?“ fragte Felix verwundert und griff langsam nach der Gasmaske. „Wir werden die jetzt mit den alten giftigen Maulwurfspatronen, die mein Opa noch aus Zeiten, als die Viecher noch nicht unter Naturschutz standen, aufgehoben hat, vergasen. Wenn wir die in den Gang und unter der Tür durch werfen, werden sie sterben, wie früher die Juden in der Gaskammer!“ erklärte er und Sarah´s und Ben´s Augen hatten sich geweitet, als sie hörten, was ihr Los sein sollte. Verdammt-jetzt musste er etwas unternehmen und vielleicht konnte Ben an das Mitgefühl und die Menschlichkeit des zweiten Mönchs appellieren, dessen Stimme klang nämlich jung und ängstlich, während der Wortführer, der anscheinend der Anführer war, völlig skrupellos schien.

    So stieß er verzweifelt die Tür weit auf, trat an das Gitter, wo wenige Meter von ihm entfernt zwei junge Männer in Mönchskutten standen und beide eine Gasmaske in den Händen hielten. Der eine der beiden hatte neben sich eine Schachtel mit Patronen, die ein wenig aussahen, wie die Rauchgaspatronen, die sie bei der Polizei oft einsetzten. „Ich bitte euch verschont doch meine Frau und meine neugeborene Tochter-wir werden niemandem von euch und euren Geschäften erzählen, wenn ihr uns freilasst und ich stelle mich auch als Geisel zur Verfügung, wenn ihr das möchtet. Wenn es um Geld geht-ich bin reich und kann euch sicher finanziell gut stellen, wenn ihr uns nur verschont!“ bat er und trat wie vorhin, als er den Gewölbekeller gemustert hatte, an das Gitter und umfasste es mit beiden Händen, als er plötzlich einen gurgelnden Schrei ausstieß, seine Haare zu Berge standen und seine Hände sich um das Eisen verkrampften, als der Strom durch seinen Körper floss.

    Vielen Dank, Andreas, dass du dir so viel Mühe gegeben hast, diesen charismatischen Schauspieler zu interviewen! Und ich finde es auch sehr schön, dass er dir und damit uns so ausführlich von seiner Arbeit erzählt hat-war mega interessant!

    Ben hatte inzwischen in ihrem Gefängnis zunächst vergeblich nach etwas gesucht, womit er die Türe aufbrechen konnte und nach einer Weile dieses Vorhaben auch wieder verworfen. Zu stabil war die Holztür und die sah aus, als hätte sie schon mehrere hundert Jahre überstanden-warum sollte sie ausgerechnet dann nachgeben, wenn er dagegen donnerte und Brecheisen war hier leider auch keines. Seine Schulter tat ihm sowieso schon weh, seit er versucht hatte, die Geheimtür in ihrer Remise auf zu brechen, aber das war nichts gegen die Sorgen, die er sich um Sarah und seine Kleine machte. „Hast du auch Schmerzen?“ hatte er sie gefragt, aber seine Frau hatte den Kopf geschüttelt. „Nur die normalen Nachwehen, gerade wenn Mia-Sophie saugt, aber es kommt einfach mehr Blut als normal und ich fühle mich schwach!“ antwortete sie wahrheitsgemäß-schönreden half ja jetzt auch nichts!
    Dann besah er sich das Türschloss. Es war ein ganz normales Schloss und als er durchsah, steckte auch von draußen kein Schlüssel. Suchend ließ er seinen Blick nochmals durch ihr Kellerverließ schweifen und dann inspizierte er die durchweichte Matratze, auf der Sarah ihr Baby zur Welt gebracht hatte. Nach kurzer Prüfung stellte er fest, dass es sich um eine Federkernmatratze handelte und mit demselben scharfkantigen Stein, mit dem er seine Tochter abgenabelt hatte, schnitt er jetzt die Füllung auf und tatsächlich-darin waren stabile metallene Sprungfedern. Er zerrte und riss, schnitt sich wohl auch die Finger ein wenig auf, aber dann hatte er eine Art Behelfsdietrich gebastelt, mit dem er dann in mühevoller Kleinarbeit-Sarah hielt ihm manchmal die Kerze näher-begann, am Türschloss herum zu manipulieren. Nach gefühlten Stunden rührte sich auf einmal etwas und die Tür, die unten einen etwa 5cm großen Spalt hatte, schwang auf.

    Vorsichtig trat er in den Gang hinaus und spähte um die Ecke. Auf der einen Seite war die Leiche in der Nische, etwa 20m von ihnen entfernt, auf der anderen Seite kam nach ein paar Schritten ein massives Metallgitter, das einen großen Kellerraum abtrennte, in welchem viele Computer, Drucker und eine Foliermaschine standen. Aha-hier wurden also die Raubkopien hergestellt und verpackt! Sehen konnte Ben nur etwas, weil er die Kerze mitgenommen hatte. Das Handy in seiner Tasche hob er für den Notfall auf und eben für den kurzen Kontrollblick in den Gewölbekeller. Ben besah sich das Gitter, aber er konnte nicht herausfinden, wie sich das öffnen ließ. Er fasste mit beiden Händen daran und rüttelte, aber es bewegte sich kein bisschen. Vielleicht gab es doch einen ganz anderen Weg hier heraus-er hätte ja auch nie vermutet, dass sich in seiner Remise eine Geheimtür befand!
    Anscheinend war von ihren Entführern gerade keiner in der Nähe und nachdem es auf dieser Seite keinen Ausweg gab-zumindest keinen ersichtlichen, machte sich Ben nun unterirdisch auf den Weg zu seinem Haus. Sarah und die Kleine sperrte er inzwischen zur Sicherheit wieder ein, nachdem er ihr das erklärt hatte und nahm den Schlüssel, der einfach an einem Haken neben der Tür gehangen hatte, derweil an sich. Sollten die Mönche zurück kommen, wussten sie schließlich nicht, dass er nicht mehr in dem Raum war und vielleicht würden sie sich gegenseitig beschuldigen, den Schlüssel woanders hingetan zu haben. Auf jeden Fall wäre seine Familie fürs Erste sicher und er hoffte jetzt, so schnell wie möglich Hilfe holen zu können. „Sarah-ich gehe jetzt los-ich liebe dich!“ rief er und sie antwortete mit besorgter Stimme: „Ich dich auch-pass auf dich auf mein Schatz!“ und schon schritt er zügig voran.

    Als er die verwesende Leiche passierte, hielt er einen Moment die Luft an, aber dann ging er einfach weiter. Erstens hatte er eine Kerze und auch noch eine Ersatzkerze und ein Feuerzeug dabei, so dass er die ganze Zeit etwas sehen konnte und zweitens wusste er ja jetzt, dass da kein Absturz drohte-immerhin hatten sie den Weg ja gestern schon passiert. Die ganze Zeit hielt er die Augen offen, ob da nicht ein Ausstieg, eine Tür oder ein weiterer Gang kamen, aber er konnte nichts entdecken, außer einigen Lüftungskanälen. Dann stieg der Weg leicht an, er wusste, jetzt war er schon direkt bei seinem Haus. Dann stand er in dem Hohlraum, der ihm und Sarah gestern zum Verhängnis geworden war und musterte erneut-wie schon am Vortag die Türe, die von innen freilich als solche zu erkennen war, die aber leider kein Schloss aufwies. Wieder warf er sich dagegen und versuchte vergeblich eine Möglichkeit zum öffnen zu finden, aber er hatte keinen Erfolg. Er betastete die Wände außen herum, versuchte verzweifelt einen Mechanismus zu entdecken, der die Türe entriegelte, aber er blieb ohne Erfolg. Plötzlich hörte er, wie entfernt Hildegards Stimme nach Lucky und Frederik rief.
    Verzweifelt brüllte er: „Hier bin ich-hallo-hört mich denn keiner?“ aber nichts war zu vernehmen. Wieder schrie er und dann hörte er zwar gedämpft, aber ganz nahe plötzlich Tim´s Stimme, die fragend: „Papa?“ sagte und ganz aufgeregt versuchte er seinen Sohn dazu zu bringen, Hildegard oder irgendjemand anderen näher zu holen, aber als Hildegard nun ziemlich entfernt lockend rief: „Komm Tim-was willst du denn in der Remise? Wir fahren jetzt wieder zu mir nach Hause und da kriegst du ein Eis!“ entfernten sich die kleinen tapsenden Schritte, wenig später wurde eine Autotür geschlossen, dann noch eine und dann startete der Motor, das Fahrzeug fuhr vom Hof und es war alles ruhig. Ben lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür, die Tränen schossen in seine Augen und langsam glitt er daran herunter. Die Rettung war so nah gewesen, aber jetzt war alles ruhig und so rief er zwar noch ein paarmal, aber dann machte er sich wieder schweren Herzens auf den Rückweg.

    Semir fuhr zu der angegebenen Adresse und war überrascht, als das Navi ihn in den Hof des gesprächigen Bauern, des direkten Anliegers von Peter Fitz leitete. Die Hofeinfahrt lag allerdings in einer anderen Straße und so hatte er die Adresse nicht erkannt. Der alte Bauer rauchte ein Pfeifchen und kam sofort neugierig näher, als er das Polizeifahrzeug und den kleinen türkischen Polizisten erkannte. „Was wollen sie denn diesmal wissen-oder haben sie etwa Neuigkeiten wegen unserem verstorbenen Nachbarn?“ zwinkerte er, aber diesmal ließ Semir, der schon wieder einen Blick auf seine Uhr hatte, sich auf keinen längeren Plausch ein-es würde schließlich nicht mehr allzu lange dauern, bis Hildegard mit Tim und Lucky eintraf. „Ich hätte nur eine kurze Frage: Auf sie ist ein weißer Mercedes 190 Diesel zugelassen, dürfte ich den mal sehen?“ fragte Semir und der Bauer schüttelte den Kopf. „Das geht gerade leider nicht, denn mein Enkelsohn ist im Augenblick mit Frieda, meiner Frau auf Einkaufstour im Nachbarort.“ gab er Bescheid und Semir nickte zunächst und wollte gerade wieder ins Auto steigen, um zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu kommen, da fiel sein Blick plötzlich zu einer weghängenden Latte des zur Garage umfunktionierten Holzschuppens des Nachbargrundstücks. Er war sich sicher, dass die Garage leer gewesen war, als er sich das letzte Mal mit Ben dort umgesehen hatte und das Tor hatte definitiv offen gestanden, aber jetzt schimmerte da der Lack eines dunkel-metallicgrauen Fahrzeugs durch und zog Semir magisch an.

    Mit einem kurzen Gruß schwang er sich ohne weitere Erklärung in sein Dienstfahrzeug, kurvte um die Ecke, erstaunt betrachtet von dem alten knorrigen Mann und parkte seinen Wagen wenig später im Hof des Nachbaranwesens. Mit zwei Schritten war er am Garagentor, das zwar geschlossen, aber nicht versperrt war und öffnete es. Und da stand er-der Wagen von Ben und Sarah! Voller Bangen trat er näher und spähte ins Innere, aber das war leer, soweit er erkennen konnte, nur Sarah´s Handtasche befand sich im Fußraum der Beifahrerseite und daneben das Handy, aus dem der Akku entfernt war und daneben lag. Mit zitternden Händen schlüpfte Semir in Einmalhandschuhe, von denen er immer ein paar in der Tasche trug und öffnete die Heckklappe, denn durch die getönten Scheiben hatte er nicht erkennen können, was sich im Fond befand. Dann seufzte er erleichtert auf, denn außer Lucky´s Transportbox und einem leeren Kindersitz war auch dort niemand zu finden. Der Schlüssel steckte und nun zog Semir seine Handschuhe wieder aus und verständigte sofort die Zentrale:

    „An alle Einheiten-ich möchte sofort jeden verfügbaren Mann und natürlich die Spurensicherung inclusive Hartmut, der ja sowieso schon auf dem Weg in diese Richtung ist, auf dem Hof von Peter Fitz haben. Ich habe Ben´s Auto gefunden, aber von ihm und seiner Frau fehlt weiterhin jede Spur!“ meldete er und es dauerte nicht lange, da fuhren die ersten Polizeifahrzeuge und Hartmut in den Hof. Semir hatte inzwischen das Polizeisiegel erbrochen und sich grob im Haus und den Nebengebäuden umgesehen. Er hatte auch laut: „Ben? Sarah?“ gerufen und dann angestrengt gelauscht, falls die dort irgendwo gefangen gehalten würden und sich vielleicht bemerkbar machen konnten, aber alles war still geblieben. Vor jeder Tür, die er öffnete, hatte er einen Kloß im Hals und war voller Angst vor dem, was er vielleicht finden würde, aber er konnte niemanden entdecken-tot oder lebendig. Sein Bauchgefühl sagte ihm sowieso, dass Ben noch lebte, aber gerade signalisierten ihm auch alle Sinne, dass er in höchster Gefahr schwebte. Hoffentlich fanden sie bald einen Hinweis, denn sonst würde er noch durchdrehen.

    Nun fiel ihm Hildegard ein und mit einem Fluch und einem kurzen Gruß an seine Kollegen sprang er in seinen Wagen. Er wusste nicht, ob die ein Handy oder einen Hausschlüssel für das Gutshaus hatte. Sie wartete inzwischen sicher schon eine Weile auf ihn und wunderte sich und so bog er kurze Zeit später mit quietschenden Reifen, dass der gepflegte Kies nur so aufstob, in Ben´s Hofeinfahrt ein, wo tatsächlich schon ein VW- Caddy stand. Lucky und Frederik, sein Freund, der Golden Retriever Hildegard´s kamen schwanzwedelnd auf ihn zu-sie hatten bereits gemeinsam ein wenig herum geschnüffelt, während Tim gerade noch tief und fest im Kindersitz im Fond schlief. Semir begrüßte Tim´s zuverlässige Kinderfrau und erklärte ihr gleich: „Wir haben das Auto von Sarah und Ben im Nachbarort gefunden, aber von den beiden fehlt jede Spur!“ teilte er ihr mit und Hildegard schlug erschrocken die Hände vor den Mund.
    Inzwischen war Tim erwacht und hatte sofort zu weinen begonnen. Wenn er aufwachte war er oftmals noch ein wenig knatschig und als Hildegard ihn abschnallte und aus dem Wagen holte, erkannte er, wo er war und begann immer wieder kläglich „Mama, Mama!“ zu rufen, was Semir in der Seele weh tat. Hildegard gelang es allerdings ihn zu beruhigen und als sie merkte, dass er dringend eine frische Windel brauchte, denn das mit dem Sauberwerden hatte er bisher strengstens vermieden, bat sie Semir, ihr doch das Haus aufzusperren. „Sarah und Ben wollten mir zwar schon einen Schlüssel nachmachen lassen, aber irgendwie sind wir da noch nicht dazu gekommen!“ sagte sie entschuldigend und trug dann Tim, der nun seinen Kopf an sie drückte und die Ärmchen um sie geschlungen hatte, ins Bad, wo eine Wickelkommode stand. Als sie die oberste Schublade öffnete, versetzte es ihr einen Stich, denn neben Tim´s Kleinkinderwindeln war ein ganzer Stapel Neugeborenenwindeln einsortiert. Wo um Himmels Willen steckten Sarah und Ben nur?

    Semir hatte inzwischen Lucky in die immer noch offen stehende Remise gelockt und er und sein Hundefreund wedelten jetzt erwartungsvoll mit den Schwänzen und sahen ihn an. „Lucky-such das Herrchen!“ befahl Semir und deutete auf den Platz, wo das Auto normalerweise stand. Lucky begann auch intensiv herumzuschnüffeln, er war zwar kein ausgebildeter Suchhund, aber das Kommando „Such!“ hatte er in der Hundeschule gelernt und da schon öfter einen mit Leckereien gefüllten Dummi gefunden, dessen Inhalt er dann genüsslich verspeisen durfte. Lucky folgte auch einer Spur und verschwand hinter dem Haufen Gerümpel in der Ecke, wo er aufgeregt zu bellen begann. Semir wollte gerade erfreut näher treten, um zu sehen, was Lucky gefunden hatte, da schoss auf einmal eine fauchende Katze heraus und rannte über den Hof davon und Lucky und Frederik hinterher, bis die sich über die Gartenmauer in Sicherheit gebracht hatte. „Ach Lucky-du sollst doch keine Katzen jagen, sondern Herrchen finden!“ seufzte Semir auf und überlegte, was er als Nächstes machen sollte.

    Lars hatte inzwischen seine Überlegungen und Internetrecherchen weiter fortgeführt. Gegen die Idee mit dem Wasser sprach, dass das alte Gemäuer noch nie –auch nicht nach starken Regenfällen überschwemmt gewesen war. Anscheinend waren dort so raffinierte Entwässerungskanäle angebracht, dass es schier unmöglich sein würde, die Gefangenen zu ersäufen. Außerdem bräuchte er dazu vermutlich Wasser aus einem Hydranten, denn das kleine Bächlein, das durch das Wäldchen floss, führte nur geringe Wassermassen, also konnte er das mit dem Wasser wohl vergessen.
    Die Sache mit dem Gas gefiel ihm immer besser, denn ihm war eingefallen, dass es auf dem Anwesen seines Großvaters, das ebenfalls im Dorf war, noch einige inzwischen verbotene giftige Maulwurfpatronen gab und zwei Gasmasken hingen da auch noch herum, mit denen er und Felix früher öfter gespielt hatten. Als er die heutigen frei verkäuflichen Maulwurfgaspatronen googelte, stellte er fest, dass die nur noch ekelhaft rochen und so die geschützten Maulwürfe vertrieben, aber ihnen nicht schadeten. Er hoffte jetzt nur, dass sein Opa, der inzwischen auch ziemlich dement war, die richtig giftigen noch nicht entsorgt hatte, aber als er kurz darauf mit seinem Wagen in dessen Hof fuhr und die benötigten Dinge aus dem Stadel holte und im Kofferraum seines Autos verstaute, kam ihm entgegen, dass alte Leute einfach nichts wegwerfen konnten. Sein Opa kam, schwer auf seinen Stock gestützt, um die Ecke geschlurft und sagte erfreut: „Lars-schön, dass du mich besuchen kommst!“ aber Lars sprang sofort wieder ins Auto und rief, während er schon davon fuhr: „Ich muss an die Uni, tschüß Opa!“ und der alte Mann sah ihm enttäuscht nach.
    Lars stellte seinen Wagen in der Lichtung, die er dazu immer nutzte, ab. Man konnte so das grüne Auto nicht auf den ersten Blick sehen und bis zum Zugang zu ihren Gewölben war es nicht allzu weit. Bewaffnet mit den zwei Gasmasken und mindestens zwanzig giftiger Maulwurfpatronen stieg er in die Tiefe und machte das Licht an. Mit der Vergasung ihrer Opfer wollte er noch warten bis Felix da war-der sollte sich nur ebenfalls die Finger schmutzig machen, dann konnte er ihn im Anschluss besser unter Kontrolle behalten! Aber eine weitere Vorsichtsmaßnahme war ihm jetzt auch noch eingefallen und mit diabolischem Grinsen begann er kurz darauf ein Kabel zu verlegen.

    Semir war inzwischen nach einem kurzen Abstecher nach Hause, um Ben´s Hausschlüssel zu holen, am Gutshof angekommen. Das Haus sah von außen völlig normal aus und so läutete Semir erst einmal, bevor er die Tür aufschloss. Auch stand Ben´s Dienstmercedes im gekiesten Hof, also war er schon mal nicht mit dem unterwegs. Als er in den Hausflur trat, rief er laut: „Sarah? Ben? Tim? Lucky? Wo steckt ihr?“ Aber keine Antwort ertönte. So durchsuchte Semir systematisch die Räume und sah auch im Schlafzimmer Sarah´s gepackte Kliniktasche noch stehen-sie waren auf jeden Fall nicht zur Entbindung gefahren. Auch das Bett war gemacht-es sah nicht so aus, als wenn heute Nacht jemand darin geschlafen hätte.
    Als er in den Räumen nichts Ungewöhnliches entdecken konnte, wollte er gerade in der Remise nachsehen, ob die Familienkutsche da war, da läutete das Telefon und nach einem Blick auf das Display ging Semir ran. Da stand nämlich, dass es Hildegard war, die anrief, vielleicht hatte die eine Ahnung davon, wo Ben und seine Familie abgeblieben waren. Bevor er noch einen Pieps sagen konnte, sprudelte es aus dem Hörer: „Na Gott sei Dank-ich habe mir schon begonnen Sorgen zu machen, weil ihr euch nicht gemeldet habt!“ rief Hildegard am anderen Ende, aber ihre Stimme wurde gleich wieder weniger euphorisch, als Semir sich zu erkennen gab und der Frau mitteilte, dass er gerade nach Sarah und Ben suchte. „Sarah hat mir gestern Nachmittag Tim und Lucky vorbei gebracht, die auch bei mir übernachtet haben, damit Sarah und Ben in die Klinik zur Kreisssaalbesichtigung mit Geburtsfilm gehen konnten-außerdem muss sich Tim ja dran gewöhnen, ein paar Tage bei mir zu bleiben, wenn das neue Baby geboren wird, drum haben wir das so ausgemacht.
    Jetzt habe ich begonnen mir Sorgen zu machen, weil Sarah Tim eigentlich gleich am Morgen abholen wollte, da sie heute um zehn mit ihm noch einen Kinderarzttermin zur Vorsorgeuntersuchung hatte, wie sie mir mitgeteilt hat. Lucky wollte sie danach mitnehmen und wir hatten eigentlich vor, dann noch gemütlich etwas essen zu gehen, aber jetzt ist es schon nach elf, ohne dass ich etwas von ihr gehört habe und das ist absolut unüblich-Sarah ist normalerweise sehr zuverlässig!“ berichtete sie und hängte dann noch an: „Ich dachte mir, dass vielleicht die Geburt heute Nacht losgegangen ist und sie einfach noch nicht dazu gekommen sind, mir Bescheid zu geben!“ aber das musste Semir verneinen-da hätten sie die Kliniktasche wohl mitgenommen. „Ich suche gerade nach den beiden und sage ihnen Bescheid, sobald ich etwas weiss!“ versprach er Hildegard und die wünschte ihm sorgenvoll viel Glück bei der Suche.

    Nun ging Semir in die Remise und sah auf den ersten Blick, dass das Familienauto, der BMW-Kombi, fehlte. Nun nahm seine Unruhe immer mehr zu. Ben war ein routinierter Fahrer, aber was wäre, wenn die beiden auf dem Weg zur Uniklinik oder zurück verunglückt waren? Wie oft hatte man schon von Fällen gehört, wo ein Wagen unbemerkt tagelang in einem Gebüsch, einem Gewässer oder einem Steinbruch lag? Allerdings wäre es dann schon merkwürdig, dass alle beiden Handys ausgeschaltet worden wären-und das hätten sie ja schon zuhause machen müssen, was überhaupt nicht Ben´s und Sarah´s Art war, die eigentlich beide mit ihren Mobiltelefonen regelrecht verheiratet waren, etwas was Semir fremd war, der das Ding zwar nutzte, aber manchmal froh war, es ausschalten zu können und seine Ruhe zu haben. Er nutzte vielleicht 10% der Möglichkeiten, während Ben ständig mit dem Teil herumspielte und auch immer das neueste Modell haben musste. Fakt war aber, dass sich beide Handys hier auf dem Grundstück am Vorabend das letzte Mal eingewählt hatten und seine Freunde seitdem spurlos verschwunden waren.

    Semir rief in der PASt an und schilderte, was er vorgefunden hatte. „Susanne-bitte checke auf allen möglichen Wegen zwischen hier und der Uniklinik, ob da ein Unfall-vielleicht mit bewusstlosen Personen gemeldet wurde!“ bat er, aber eigentlich war ihm klar, dass da keine Meldung vorliegen konnte, denn die beiden hatten ja immer Papiere bei sich, der Wagen war auch regulär zugelassen-sowas hätten sie schon lange erfahren. „Ach ja Susanne-und vielleicht könntest du herausfinden, ob die beiden gestern bei der Kreisssaalbesichtigung waren, dann können wir eingrenzen, ob sie auf dem Hin-oder dem Rückweg verschwunden sind!“ bat er dann, aber noch während er sich auf dem Grundstück umschaute, kam Susanne´s Rückruf, dass sie dort nicht erschienen waren, sie hatte gerade mit der Hebamme gesprochen, die das Event gestern geleitet hatte und der Sarah und ihr Mann durchaus bekannt waren.

    Verdammt-wo konnten die beiden und ihr Wagen nur stecken? Nachdem sie sicher nicht freiwillig verschwunden waren und Tim bei Hildegard zurück gelassen hätten, deutete alles auf einen Unglücksfall, oder eine Entführung hin-aber wer hatte das gemacht und warum-und wo steckten die beiden? Kurz entschlossen rief Semir Konrad an, denn wenn irgendeine Lösegeldforderung einging, dann würde die an Konrad gehen, so viel war klar, aber auch der fiel aus allen Wolken, als er erfuhr, dass sein Sohn und seine hochschwangere Schwiegertochter verschwunden waren.
    Semir war regelrecht verzweifelt-vielleicht konnten sie Lucky mal schnüffeln lassen-der würde seine Familie vielleicht aufstöbern und so rief er Hildegard an, die versprach mit dem Familienhund so bald wie möglich hier herzukommen. „Allerdings dauert es jetzt noch ein Weilchen-Tim hat noch nichts gegessen und wenn der hungrig ist, kann ich mit dem nicht losfahren. Ich werde dem jetzt ein Kindermenü warm machen, ihn essen lassen und danach fahren wir -er wird seinen Mittagsschlaf dann vermutlich im Auto machen. Hoffentlich weint er nicht, wenn er nach Hause kommt und die Mama nicht da ist!“ sagte Hildegard, aber das konnte man jetzt nicht ändern.

    Semir sah auf seinen Zettel, den er von Susanne bekommen hatte. Vielleicht würde er noch kurz eine Adresse zuvor abklappern können, wo so ein weißer Mercedes gemeldet war-irgendwie hatte er das Gefühl, dass Ben´s Verschwinden mit dem Fall zusammenhängen könnte und nach kurzer Überlegung rief er dann Hartmut an. Er wollte sich im Anschluss nicht alleine in dem Wäldchen umsehen, in dem es angeblich spukte, wofür es aber sicher eine naturwissenschaftliche Erklärung gab. Und wenn es um Naturwissenschaften ging, dann war Hartmut der richtige Ansprechpartner! Der Rotschopf versprach, sich mit einigen Messgeräten auf den Weg zu machen und so brach Semir kurze Zeit später zu der Adresse auf, wo ein weißer Mercedes gemeldet war-das war in dem Ort wo er erst mit Ben gewesen war-dort lag das Anwesen von Peter Fitz, der verschwundenen Leiche!

    Ben hatte seiner Sarah im Licht der Kerzen ein Frühstück gemacht. Auf dem Regal standen Kekse und Dosen, ein paar süße Limonaden waren in den Kästen und Wasser in ausreichender Menge-also verhungern und verdursten würden sie nicht so schnell! Sarah trank viel, wegen der Milchproduktion und zwang sich auch, etwas zu essen, obwohl ihr ein wenig schummrig war und sie sich schwach fühlte. Auch Ben war nicht entgangen, dass es seiner Frau nicht so gut ging, wie nach der letzten Entbindung, wo sie wenige Stunden später ein fürstliches Frühstück eingenommen hatte und unter die Dusche gesaust war. Die kleine Mia-Sophie begann zu quäken und während Sarah aß, trug Ben seine kleine Tochter unendlich vorsichtig ein wenig herum, schaukelte sie und drückte sie an sich. Wie klein sie war, aber sie war einfach perfekt. Was für ein Unterschied zu Tim, der immer schon ein kräftiges Baby und jetzt auch ein aktiver, pausbäckiger kleiner Zweijähriger war. „Wie schwer wird sie wohl sein?“ fragte er Sarah und die sagte nach kurzer Überlegung. „Ich denke nicht viel mehr als 2500 g!“ und das konnte hinkommen. „Sind wir froh, dass sie nicht so groß ist, sonst hättest du sie vermutlich nicht herausgebracht und dann wären wir beide jetzt tot!“ sagte Sarah und Ben überlief ein Schauer des Entsetzens. Als Sarah nun aber wieder zum Eimer ging und Ben sich höflich abwandte, sagte sie, nachdem sie sich danach mit Mineralwasser die Hände gereinigt und sich auch sonst ein wenig gewaschen hatte. „Ben-es blutet viel mehr als normal-ich glaube wir müssen schauen, dass wir hier bald rauskommen-ich werde nicht mehr lange Milch haben, wenn das so weiter geht!“ und Ben sah seine Frau nun völlig panisch an, aber dann geleitete er sie wieder zu ihrem Lager, gab ihr seine Tochter, die inzwischen in seinem Arm eingeschlafen war und begann dann systematisch ihr Gefängnis nach etwas zu durchsuchen, womit er das Schloss aufbrechen konnte-jetzt würde er aktiv werden und gnade Gott ihren Entführern-er und Semir, der sicher schon nach ihnen suchte, würden die fertig machen!

    Auch ich hole langsam wieder auf bei den Storys.
    Wie wir schon vermutet haben, hat sich eine Horde Neonazis an nem Vietnamesen vergriffen, der aber von Semir und Kevin gerettet werden kann. Die Verfolgungsjagd durch den Wald, der Zweikampf und die Verhaftung waren wieder sehr spannend beschrieben-allerdings habe ich mich ein wenig über die Verse amüsiert-ich denke die Ferse hätte da besser gepasst, oder hat Kevin da tatsächlich rezitiert, während er den Ulrich fertig gemacht hat? :D
    Das Verhör war wieder plastisch beschrieben, der Neonazi wandert hinter Gitter und ich fand es auch klasse, dass Semir sich nicht hat provozieren lassen-nach der Kaugummiattacke und dem Kümmeltürken hätte ich vermutlich anders reagiert.
    Ben wird hoffentlich bald entlassen, denn im Marien verstehen die Schwestern anscheinend keinen Spaß-ph wie schade-der kann gerne mal zu uns als Patient kommen, ich würde mich höchstpersönlich rührend um ihn kümmern :D -und das fieber würde ich nicht an der Stirn messen 8o .
    Aber schön ist auch, dass Semir und Kevin sich immer näher kommen und Kevin auch über seine Szenevergangenheit plaudert.
    Allerdings ist die Sache zwischen ihm und Ben bezüglich Jenny anscheinend immer noch nicht ganz ausgeräumt, aber da haben wir ja noch die ganze Geschichte Zeit dafür! ;)

    Lars war mehrfach in der Nacht aufgewacht. Er würde seine Gefangenen nicht davon kommen lassen. Noch jetzt könnte er sich verfluchen, dass sie nicht vorsichtiger gewesen waren. Es hatte irgendein Problem mit dem Strom gegeben und als Felix, den er losgeschickt hatte die Sicherung wieder reinzudrücken, es nicht geschafft hatte, die Stromversorgung wieder herzustellen, war er beim zweiten Anlauf mitgegangen, um nach dem Rechten zu sehen. Inzwischen hatten sie leistungsfähige Stirnlampen, die den düsteren Gang in ein helles Licht tauchten, auch wenn die Stromversorgung ausfiel, was zur Zeit immer öfter vorkam und die Geheimtür funktionierte sowieso mechanisch mit einem raffinierten Räderwerk und Umlenkrollen, demselben Mechanismus wie er auch an dem Eisentor war, das den Gang von den eigentlichen Kellerräumen abtrennte.

    Felix hatte sich ins Haus geschlichen, obwohl die Bewohner da waren. Mit der Zeit waren sie immer sorgloser geworden, denn in dem alten Gutshaus gab es so viele Winkel, in denen man sich verstecken konnte, nur der Hund hatte ab und zu gegrollt und Felix hatte vorgeschlagen, den mit Wurst zu bestechen, er war aber dafür gewesen, den Köter zu erledigen. So ne Rasierklinge in der Wurst würde ihn ein für alle Mal zum Schweigen bringen, aber Felix war da noch dagegen gewesen und wenn ihn sein Kumpel aus Kindertagen auch manchmal nervte-trotzdem brauchte er ihn und sonst war der auch völlig loyal. Nur diese Skrupel, die er gestern geäußert hatte, hatten ihn wütend gemacht. Immerhin war er hier in seinen Augen der Chef und es wurde gemacht, was er befahl!

    Sie hatten hier eine einmalige Gelegenheit gefunden, seit vielen Jahren ihr eigenes Reich zu erschaffen, wo niemand sie aufstöbern konnte. Er würde sich das jetzt nicht alles kaputt machen lassen, nur weil dieser Polizist und seine Frau durch Zufall die Geheimtür gefunden hatten. Wer hatte auch ahnen können, dass der dunkelhaarige Mann heute früher von der Arbeit kommen würde und die danach nochmals wegfahren wollten. Sonst war der auch immer sofort ins Haus gegangen, hatte nach dem Abendbrot meist noch ein Ründchen mit Kind und Hund gedreht, aber in die Remise war nie jemand gekommen. Darin standen ein Porsche und die Familienkutsche mit der üblicherweise die Frau fuhr. Ein Platz für den Dienst-Mercedes des Polizisten war auch da, aber meistens stand dieses Auto-zumindest bisher, es war ja auch noch nicht kalt- über Nacht draußen, vermutlich weil es dem Kripobeamten zu mühsam war, das morgens aus der Remise zu holen, deren Tore man ja von Hand öffnen musste. Der Sicherungskasten war in einem kleinen Zwischenflur, der das eigentliche Wohnhaus mit den Nebengebäuden verband, man konnte da normalerweise ran, ohne dass die Hausbewohner das merkten.
    So waren sie gemeinsam ins Haus geschlichen und als sie zurück gekommen waren und es ihm mit ein paar Kniffen gelungen war ihre Stromversorgung wieder herzustellen, hatte sie schier der Schlag getroffen, denn das Tor der Remise stand sperrangelweit offen und gerade hatte der Mann die Geheimtür entdeckt. „Verdammt-was sollen wir nur tun?“ flüsterte Felix entsetzt und in diesem Moment war die hoch schwangere Frau ebenfalls dazu gekommen, hatte ihre Handtasche auf den Beifahrersitz geworfen und war dann ihrem Mann in den Gang gefolgt. Lars war mit einem Satz dazu gesprungen, hatte der Tür einen Schubs gegeben-von außen konnte man das nämlich- und Sekunden später hatte er die Sicherung wieder rausgenommen, so dass ihre Gefangenen da drinnen nichts mehr sehen konnten.

    Felix war käsebleich geworden. „Was sollen wir denn jetzt nur machen?“ hatte er gejammert, aber da hatte Lars sich schon wieder gefasst und begonnen einen Plan zu schmieden, den er seinem Freund erklärte. Zunächst einmal musste das Familienauto verschwinden, damit niemand auf die Idee kam das Haus und dessen nähere Umgebung genauer zu untersuchen. Sie hatten deshalb das Auto, dessen Schlüssel bereits steckte, weggebracht, waren damit zunächst zum Wäldchen gefahren, wo Lars´ Wagen geparkt war, waren dann mit den zwei Fahrzeugen zu Peter Fitz´ Anwesen gerast und hatten den BMW-Kombi dort in die Garage gestellt, die ja seit dem Unglück ihres Besitzers verwaist war. Dort würde niemand nach dem Fahrzeug suchen. Aus dem Handy in der Handtasche hatten sie sofort den Akku entnommen, damit man das nicht orten konnte und aus eigener Erfahrung wussten sie, dass man in dem Geheimgang keinen Empfang hatte. Nach einiger Überlegung waren sie nochmals zum Haus zurück gekehrt, hatten dann doch die Sicherung wieder reingedrückt, die ganz brav mit „Nebengebäude“ beschriftet war und waren dann nach einem kurzen Rundgang durchs Haus, um nach dem kleinen Jungen und dem Hund zu sehen, die aber nicht da waren, zurück zum Wäldchen gefahren.

    Inzwischen war es finster geworden, sie hatten ihren perfekt getarnten Eingang betreten und sich unten vorsichtig umgesehen, hatten aber dann die Frau stöhnen und schreien gehört. „Ich glaube, die kriegt gerade das Kind!“ flüsterte Felix entsetzt und als sie sich vorsichtig tastend in die Richtung der Schreie wagten, hatte die kleine Familie anscheinend ihren Aufenthaltsraum gefunden und es war ein Leichtes gewesen, auch diese Tür zu verschließen.
    Danach war die Diskussion losgebrochen und Lars war wütend gewesen, dass sein Freund zunächst nicht einsehen wollte, dass sie die Leute einfach nicht am Leben lassen konnten, wenn sie nicht auffliegen wollten-aber zum Schluss hatte er doch das Gefühl gehabt, er würde einlenken. Er hatte immer schon einen großen Einfluss auf Felix gehabt, er würde den schon dazu bringen, irgendwie die kleine Familie zu erledigen, die waren immerhin selber schuld-wären sie nicht in den Geheimgang gelaufen, sondern wären einfach weg gefahren, müssten sie jetzt nicht sterben. Allerdings war ihm die zündende Idee bisher auch nicht gekommen, wie sie das machen sollten. Einfach verhungern und verdursten lassen würde eine Weile dauern-zu viele Vorräte waren in dem Aufenthaltsraum, wobei das irgendwann schon passieren würde, aber das konnte Wochen dauern. Dazu mussten sie sich die Finger natürlich nicht schmutzig machen, aber ihm wäre es lieber, sie könnten das schnell erledigen. Allerdings hatte er keine Ahnung, ob der Polizist seine Waffe dabei hatte-er glaubte zwar eigentlich nicht, aber sicher konnte er es nicht sagen. Vermutlich lag die in dem kleinen Tresor im Hausflur, aber da konnte er ja nicht rein sehen und seine Fähigkeiten als Tresorknacker waren nun doch nicht besonders ausgeprägt, also blieb diese Ungewissheit. Natürlich würde man sicher bald beginnen, nach den Vermissten zu suchen-es wäre viel besser, man würde deren Leichen in Kürze irgendwo ganz anders finden. Er hatte vor, die nach deren Ableben in ihren Wagen zu setzen und den entweder in einen Steinbruch stürzen zu lassen, oder im Rhein zu versenken. Wichtig war nur, dass sie weit weg vom Gutshof gefunden wurden, damit keine Spur zu ihrem Versteck führte.
    Lars begann systematisch nachzudenken. Wie konnte man jemanden umbringen, ohne ihm nahe zu kommen? Nach einiger Überlegung fielen ihm mehrere Möglichkeiten ein: Gift, Wasser, Gas und Strom-oder eine Kombination daraus, aber jetzt musste er erst einmal im Internet recherchieren und sich danach mit Felix beraten, der erst noch mit seiner Oma einkaufen fahren musste. Verächtlich hatte er auf das Telefon geblickt, als die Nachricht eintraf, aber er konnte nichts dagegen machen, dass Felix so an seiner Familie hing-jetzt hieß es einfach abwarten!

    Am Morgen erwachten die beiden Mönche, jeder in seinem Haushalt und bei dem einen klingelte auch kurz darauf das Telefon. Er lauschte in den Hörer und sagte dann artig: „Ja Oma, mach ich!“ und war insgeheim froh, dass er nun aus der Sache momentan raus war-er hatte nämlich Angst davor, welche Idee sein Freund aus Kindertagen über Nacht ausgeheckt hatte, um die kleine Familie im Keller zu erledigen.
    Das mit den Computerspielen war zwar illegal, aber sie hatten das wie einen Sport betrieben und bisher war außer den großen Herstellerfirmen dieser Spiele, die ja sowieso in ihrem Geld schwammen und die man ruhig ein wenig betrügen konnte und dem Deutschen Staat, dem die Steuereinnahmen entgingen, keiner so richtig geschädigt worden. Sie beide waren in der Grundschule bereits immer die Freaks gewesen, die nicht mit den anderen Jungen aus dem Dorf getobt und ihre körperlichen Kräfte im Spiel gemessen hatten, sondern sich in ihre Zimmer zurück gezogen und dort die neuesten Spiele am PC gespielt hatten. Sie hatten selber Programme geschrieben und versucht eigene Spiele zu entwickeln, was aber irgendwie nicht so erfolgreich war.

    Die reale Welt da draußen war etwas, womit sie eigentlich nur ungern konfrontiert wurden und darum lebte er-Felix-immer noch im Elternhaus in seinem Kinderzimmer und wenn seine Eltern und Großeltern, die ebenfalls auf dem Familienanwesen wohnten, gewusst hätten, dass er in einer Geldkassette unter seinem Bett so viele Euros gehortet hatte, dass er damit ein kleines Häuschen würde finanzieren können, würden sie vermutlich in Ohnmacht fallen. Er hatte sich bisher nicht einmal ein eigenes Auto gekauft, denn der alte Mercedes seines Großvaters stand sowieso die meiste Zeit nur rum und den durfte er jederzeit nutzen, denn die Oma hatte keinen Führerschein und der Opa fuhr nur noch ein wenig über die Feldwege, um zu sehen, wie das Getreide stand. Dafür brachte er als braver Enkel die Oma immer hin, wo sie hin wollte-zum Einkaufen in den Supermarkt im Nebenort, oder gelegentlich mal nach Köln, denn Zeit hatte er ja genug.

    Nach der Schule hatte er zwar eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann gemacht, war dann aber nicht übernommen worden und jobbte jetzt lediglich als Vorwand in einer Tankstelle-kein Wunder-er war untertags auch immer chronisch müde gewesen, denn die Nächte verbrachten er und sein Freund da schon in den Katakomben des alten Klosters, die sie durch Zufall entdeckt hatten, als Lars-sein Freund-den Hund seiner Tante hatte ausführen müssen und der in dem kleinen Wäldchen in ein Loch gefallen war. Um den zu retten, hatten sie Steine und Wurzeln weggeräumt und waren plötzlich vor einer halb verfallenen Treppe gestanden, die nach unten führte. Sie hatten zunächst den Hund geborgen und nach Hause gebracht, sich dann Taschenlampen geholt und mit vor Aufregung zitternden Knien hatten sie dann erkundet, wo die Treppen hinführten und waren so im Keller des ehemaligen Männerklosters gelandet. Die Räume waren eigentlich ganz gut erhalten und so hatten sie da zunächst einmal ihr geheimes Lager eingerichtet. Ihre Eltern waren froh gewesen, dass sie sich nun jeden Tag auf ihre Fahrräder schwangen und unter dem Vorwand ein wenig rumzufahren, verschwunden waren. Denen war es eher sauer aufgestoßen, dass die beiden Freunde so viel Zeit in ihren Zimmern und vor den PCs verbrachten und sie freuten sich, dass die nun endlich ein wenig aktiver wurden.

    Mit der Zeit hatten sie da unten ihr Lager eingerichtet mit Matratzen, Getränken und Lebensmitteln, aber die Beleuchtung war ein Riesenproblem gewesen, da vor wenigen Jahren die LEDs, anders als heute, ja noch ziemlich teuer gewesen waren und sie so alles mit normalen Batterien betrieben hatten. Sie hatten da zwar schon Laptops besessen, aber auch deren Akkus hielten nur begrenzt und so waren sie alle anderen Möglichkeiten durchgegangen.
    Ein Notstromaggregat fiel schon mal weg, denn das machte Krach und dann würde die Dorfbevölkerung auf die Ruinen aufmerksam werden. Auch Solarenergie war riskant, sie hatten zwar mal einige Zeit ein paar Solarzellen auf einem Baum montiert gehabt, aber die Gefahr der Entdeckung war groß gewesen, denn sie brauchten ja auch Kabel und Batterien. Um diese Zeit hatten sie auch angefangen, sich als Mönche verkleidet ab und zu einsamen Spaziergängern-bevorzugt in nebligen Novembernächten-zu zeigen und so hatte das Wäldchen bald den Ruf, dass es dort spuke und die Menschen hielten lieber Abstand.

    Eine Wand, die Richtung Dorf lag, war von Steinen und Geröll verschüttet gewesen, man hatte aber noch erkennen können, dass dahinter ein massives Eisengitter war. Irgendwann hatte Lars einmal bemerkt: „Warum haben die wohl die Wand mit einem Gitter geschützt?“ und dann hatte ihnen diese Frage keine Ruhe mehr gelassen. Über Wochen hatten sie den Schutt und das Geröll abgetragen, bis das stabile, in den Fels gemauerte Gitter vor ihnen lag. Aufmerksam hatten sie es gemustert und dann auch Angeln bemerkt-man konnte das Gitter also öffnen, es war aber kein Torgriff, keine Lücke-einfach nichts zu finden gewesen und sie hatten erst einmal enttäuscht aufgegeben. Durch puren Zufall hatte Lars sich irgendwann einmal gegen eine Ecke gelehnt und plötzlich hatte ein verborgener Mechanismus sich in Bewegung gesetzt und unter Quietschen und Ächzen war das Gitter aufgeschwungen. Mit vor Aufregung klopfenden Herzen hatten sie versucht das Tor zu blockieren, damit es nicht plötzlich hinter ihnen zu schwang und sie gefangen waren und waren dann Schritt für Schritt dem Gang gefolgt, der Richtung Dorf führte. Nach einigen Metern waren sie wieder umgekehrt, weil sie nach Hause mussten und Felix auch plötzlich eingefallen war, dass es ja gar nicht sicher war, ob es hier unten genügend Sauerstoff gab.

    Also waren sie am nächsten Tag mit Kerzen wiedergekommen und hatten ihre Erkundungstour weiter fortgesetzt-die Sauerstoffversorgung hier unten war anscheinend durch raffinierte Lüftungskanäle gesichert. Der Gang führte zum Dorf und irgendwann hatte er begonnen anzusteigen. Nach ihrer Schätzung mussten sie sich jetzt unter dem alten Gutshaus, das am Ortsrand lag, befinden und es gab zwar in der anderen Richtung noch eine Art Abzweig, aber der war völlig verschüttet. So standen sie nun in einem größerem Hohlraum und hatten plötzlich Stimmen gehört. Die vorigen Besitzer des Gutshauses waren sehr alt gewesen und wurden von einem Pflegedienst in den eigenen vier Wänden versorgt. Man hatte Autos wegfahren hören und sie hatten Tage gebraucht, bis sie auch diesen verborgenen Mechanismus entdeckt hatten, der die Türe zum Gutshof öffnete. Sie kamen in einer Ecke der Remise hinter lauter Gerümpel heraus, das sie mühsam und leise weg räumten.
    Lars hatte die zündende Idee gehabt, dass man doch die Stromleitung anzapfen könne und sie so den dringend benötigten Saft in ihrem geheimen zweiten Zuhause bekommen könnten. So hatte Felix sich seiner Oma unauffällig angeschlossen, die hin und wieder die alten Leutchen besuchte, hatte den Schlüssel zur Nebeneingangstür, die direkt in die Remise führte gemopst, sie hatten den nachmachen lassen und wenig später hatte er das Original heimlich zurück gebracht, ohne dass das groß aufgefallen war, denn die Tür wurde eigentlich kaum mehr benutzt und die alten Leutchen waren ziemlich schwerhörig und dement. Sie hatten also heimlich Leitungen verlegt, den Gang beleuchtet und Lars hatte einen Anschluss am Sicherungskasten, sogar mit eigener Sicherung und Beschriftung hergestellt, der so unauffällig war, dass es niemandem auffiel.

    Lars war nämlich auch ein wenig schlauer als Felix und hatte nach der Realschule das Fachabitur gemacht und studierte jetzt- zumindest auf dem Papier- Elektrotechnik. Allerdings wohnte er schon in einer eigenen Wohnung, hatte ein eigenes Auto und konnte so von seinen Eltern nicht mehr so kontrolliert werden. Nach und nach hatten sie begonnen dort unten Computer zu installieren und die ersten Spiele zu kopieren. Durch Zufall war Lars bei Ebay auf eine Verpackungsmaschine aus einer Betriebsauflösung gestoßen, sie hatten die günstig gekauft und waren erst mit Kleinmengen in Produktion gegangen, die sie bei ihren ehemaligen Klassenkameraden verhökert hatten. Irgendwann wurden auch die Cover professioneller und so war ihre Produktion ins Laufen gekommen. Inzwischen hatten sie dort unten auch Starkstrom und mehrere leistungsstarke Computer kopierten die Spiele und über die Jahre hatten sie Abnehmer und Vertriebssysteme optimiert. Zur Abwehr neugieriger Wanderer war ihnen ebenfalls etwas eingefallen und so hätte das ewig weitergehen können, wenn nicht plötzlich die alten Leutchen ins Altenheim gekommen wären, dort wenig später gestorben wären und deren Kinder den alten Gutshof verkauft hätten.

    Felix hing immer noch seinen Gedanken nach, als die Oma durch den Hausflur rief: „Kommst du Junge-ich wäre so weit!“ und Felix nach einer kurzen Whats- App-Nachricht an Lars sich aufmachte, mit der Oma im weißen Mercedes ganz klassisch mit Hut und umhäkelter Klorolle im Fond aufbrach, die Wocheneinkäufe zu erledigen.

    Ben und Sarah waren inzwischen aufgewacht. Ben hatte am Vorabend noch im Unterbewusstsein registriert, dass auf dem Regal auch einige Teelichter in einem Beutel waren und daneben auch ein Feuerzeug lag. So konnten sie immerhin etwas sehen und den Handyakku schonen. Trotzdem bemerkte Ben, dass Sarah sehr blass war und auch wenn seine Tochter eifrig an deren Brust saugte und warm eingekuschelt mit den zu Windeln und behelfsmäßiger Kleidung und Vorlagen umfunktionierter Bettwäsche und Küchenrollen anscheinend ganz zufrieden war, musste er seine Familie dringend hier rausbringen-er hoffte, ihm würde bald etwas einfallen. In der Ecke stand ein Eimer mit Deckel, der anscheinend genau zu diesem Zweck diente, für den sie ihn auch benutzten-zur Verrichtung ihrer Notdurft, aber bei Sarah entleerte sich neben dem Urin nicht nur der normale Wochenfluss, sondern, wie sie selber ganz entsetzt konstatierte, viel zu viel Blut.

    Am nächsten Morgen seufzte Semir auf, als er zum wiederholten Mal auf die Uhr sah. Ben würde sich nie ändern! Mit seinem Zuspätkommen hatte es sich zwar sehr gebessert, seitdem er mit Sarah zusammen war, aber immer wieder zwischendrin-so auch heute-kam das vor. Die Chefin hatte auch schon einen Blick zur Uhr geworfen und dann anklagend auf den leeren Schreibtischstuhl neben Semir geblickt-der dunkelhaarige Polizist würde sich auf eine Standpauke gefasst machen können, wenn er endlich eintrudelte.
    Obwohl sie immer noch gähnte-es war gestern doch ziemlich spät geworden- stand Susanne bereits wieder auf der Matte und hatte zusammen mit Hartmut, der ebenfalls früh angefangen hatte, die Ausschnitte von dem Überwachungsband vorbereitet und schon analysiert, soweit es in ihren Möglichkeiten stand. Außerdem hatte sie die Liste aller Mercedesbesitzer, auf die ein Wagen dieses Modells zugelassen war, ausgedruckt-und das waren noch eine ganze Menge, obwohl das Fahrzeug bereits vor zwanzig Jahren auf den Markt gekommen war. Dieses Modell hatten sich anscheinend massenhaft verkauft und waren sehr beliebt und stabil gewesen. Unauffällig sah Semir auf die Uhr-Ben war bereits eine halbe Stunde zu spät- und unter dem Vorwand zur Toilette zu gehen, zog er im Waschraum sein Handy heraus und wählte Ben´s Nummer an. Nach kurzer Zeit ging die Mailbox ran und Semir zischte in sein Smartphone: „Ben verdammt noch Mal-wo steckst du? Schwing deinen Hintern sofort ins Büro-die Chefin ist schon sauer!“ vertraute er dem Nachrichtendienst an.

    In der Gegend wo Ben jetzt wohnte, gab es immer wieder Funklöcher, das war anders als in der Stadt, wo sie fast überall Empfang hatten. Als eine weitere Viertelstunde vergangen war, rief Semir zunächst die Festnetznummer seiner Freunde an, aber auch da ging nur der Anrufbeantworter ran. Als nächste Möglichkeit versuchte er es auf Sarah´s Handy, aber da meldete sich sofort die Mobilbox und langsam begann Semir die Sache unheimlich zu werden. Nun stand die Chefin in der Tür: „Wenn Herr Jäger es heute nicht für notwendig erachtet, zum Dienst zu erscheinen, fangen wir eben ohne ihn an!“ sagte sie giftig. „Ich gehe jetzt davon aus, Gerkhan, dass sie bereits versucht haben ihren Kollegen zu kontaktieren und dem auch eine dumme Entschuldigung einfallen wird, wenn er denn endlich eintrudelt!“ fügte sie hinzu und nun warf Semir ein: „Ich erreiche ihn zwar nicht, aber vielleicht kommt ja das Baby gerade zur Welt-das wäre doch eine Entschuldigung, die wir alle akzeptieren könnten!“ und darauf fiel der Chefin nun auch nichts mehr ein. Gut wenn das so war, wäre er momentan sowieso raus aus den Ermittlungen und hätte ab sofort Urlaub, darum würden sie die Besprechung jetzt ohne ihn abhalten.

    Alle trafen sich vor dem großen Bildschirm der PASt, auch Jenni, Dieter und mehrere andere Streifenpolizisten und nun begannen Susanne und Hartmut abwechselnd zu erklären, was sie aus dem Bildmaterial hatten herausfiltern können: „Zunächst einmal zum Kennzeichen-obwohl es nicht nur geschwärzt ist, sondern anscheinend mit einer schlammfarbenen Masse sogar aufgefüllt wurde, konnten wir noch die letzte Zahl zumindest teilweise kenntlich machen-es ist entweder eine Null, oder eine Neun. Allerdings wissen wir ja nicht, ob das Kennzeichen überhaupt ein echtes Nummernschild ist-aber wenn das so ist, konnten wir die Fahrzeuge schon auf 82 Stück eingrenzen-das müsste zu schaffen sein, die zu kontrollieren-vielleicht nicht an einem Tag, aber doch an zweien.
    Nun zu den Insassen!“ fuhr Hartmut fort. „Susanne und ich haben uns die Umrisse angesehen und versucht die Figur der beiden Mönche in etwa zu rekonstruieren. Was besonders auffallend war, sind die feingliedrigen langen Finger des Fahrers, wir können allerdings nicht ausschließen, dass eventuell auch eine Frau dabei sein könnte. Eine winzige Spiegelung lässt uns das Gesicht des Fahrzeuglenkers zumindest erahnen, Susanne hat daraus am PC ein Phantombild erstellt-das seht ihr hier!“ demonstrierte Hartmut und auf dem großen Schirm erschien eine Gestalt, die allerdings niemand von ihnen jemals gesehen hatte und die auch irgendwie geschlechtsneutral war. „Wir haben das Bild auch schon durch den Computer gejagt, leider keinen Treffer erzielt, aber vielleicht erkennt ihr bei den Kontrollen der Fahrzeughalter jemanden, der dem Bild zumindest ähnlich sieht!“ fügte er hinzu.

    Semir fiel nun blitzartig etwas ein-genauso hatte Ben den schwebenden Mönch in dem Wäldchen beschrieben-vielleicht war da doch was dran gewesen, auf jeden Fall musste er sich jetzt in der Nähe von Ben´s Wohnort nochmals umsehen. „Wir teilen die Adressen auf-Susanne, könntest du bitte erstens für Ben und mich die heraussuchen, die in der Nähe von Ben´s neuem Wohnort sind und mir die ausdrucken? Ich versuche inzwischen nochmals ihn zu erreichen und rufe im Krankenhaus an, ob Sarah da eingeliefert wurde!“ machte Semir sich einen Plan und die Chefin stimmte zu. So wurden drei Trupps ausgesandt, um die Fahrzeughalter zu überprüfen und die ersten zwei machten sich auch gleich auf den Weg. Semir rief nun zunächst nochmal alle drei Nummern an, die er vorher schon versucht hatte zu erreichen, mit dem gleichen Ergebnis-nichts! Dann fragte er erfolglos in der Uniklinik nach Sarah, bat Susanne danach noch die näher gelegenen Krankenhäuser abzutelefonieren, vielleicht hatte es so pressiert, dass sie es nicht mehr bis zur Uniklinik geschafft hatten, aber auch Susanne konnte nichts herausfinden. Die Ortung von Ben´s Wagen brachte das Ergebnis, dass der bei ihm zuhause stand und auch die Handyortung ergab, dass sich das Smartphone zuletzt am vorigen Abend gegen achtzehn Uhr in oder bei seinem Haus das letzte Mal ins Netz eingewählt hatte, ebenso war es mit Sarah´s Handy.
    „Ich fahre jetzt als erstes Mal zu Ben nach Hause und sehe da nach dem Rechten-den Hausschlüssel habe ich sowieso bei mir daheim in Verwahrung- und vielleicht kann ich herausfinden, wo er steckt!“ informierte Semir die Chefin und die nickte. Langsam begann auch sie sich Sorgen zu machen und als sie in das Gesicht des türkischen Hauptkommissars sah, wusste sie, dass es dem ebenso ging. „Viel Glück Gerkhan-und wenn sie Unterstützung brauchen, melden sie sich!“ ermunterte sie ihn und mit einem Nicken verließ Semir die PASt, sprang in seinen BMW und brauste davon.

    Die beiden Mönche, die in ihrem Computerraum saßen, hörten die Schreie Sarah´s. „Verdammt, die kriegt gerade ihr Kind!“ fluchte der eine der beiden verhalten. „Trotzdem müssen wir die drei erledigen-die wissen zu viel!“ befahl er seinem Komplizen, der nun aber heftig erwiderte: „Dann bin ich raus aus der Sache-ich werde keine Mutter mit nem neugeborenen Baby töten, irgendwann ist Schluss!“ sagte er heftig. „Das ist zwar ganz nett mit dem Geld, aber so viel, dass wir beide sorgenfrei davon leben könnten, wirft unser Geschäft auch nicht ab. Wir müssen ständig investieren in Computer, neue Verpackungsmaschinen etc.-irgendwie haben wir doch mehr ne kleine gutgehende Firma als alles andere-mit dem einzigen Unterschied, dass es illegal ist, was wir machen und dass wir keine Steuern zahlen!“ überlegte er.
    „Aber Spaß hat es doch über die Jahre sowohl dir, als auch mir gemacht!“ verteidigte sich nun der Zweite gegen seinen Kumpel. „Das mag schon sein, aber wenn du nicht zufällig auf der Gegenfahrbahn vorbeigefahren wärst und erkannt hättest, dass Peter verunglückt ist, dann hätten sie uns da schon am Wickel gehabt!“ befürchtete der Erste. Sein Gegenüber erwiderte: „Die können nicht zurückverfolgen woher das Fahrzeug ist. Peter hat mir versichert, dass er die Fahrgestellnummer aus dem Motor raus geschliffen hat und nachdem es uns gelungen ist, seine Leiche an uns zu nehmen, führt auch da keine Spur zu uns. Ihn wird auch niemand vermissen, er hat ja schließlich keine Freunde-alle werden froh sein, dass er Ruhe gibt und den Nachbarn werden wir schon vorspielen, dass er noch in seiner Bude hockt. Wenn da abends-wie heute auch-immer mal ein Auto kommt oder wegfährt, denken alle, der Eigenbrötler geht jetzt nur noch nachts raus und vielleicht können wir auch eine Zeitschaltuhr in seinem Haus installieren, damit da immer mal das Licht an-und ausgeht, das macht die Sache noch sicherer.“ überlegte er.

    „Aber der Coup an sich war der Einbruch in die KTU. Wie du dem Autotransporter gefolgt bist, der das Unfallauto weggebracht hat und wir dann in der Nacht gleich dort eingebrochen sind, das Handy und die Computerspiele, die zu uns hätten führen können, an uns genommen haben, die Firewall und alle anderen Dinge gehackt haben, die der durchaus fähige Computerfuzzi dort installiert hatte, das war eine reife Leistung!“ freute sich sein Gegenüber und war nun doch wieder besänftigt. Sie beide waren einfach die Kings!
    „Klar-wir mussten ja auch damit rechnen, dass irgendwann mal ein Gamer uns auf die Schliche kommt und die Polizei einschaltet, das ist jetzt eben zufällig passiert, aber wir haben ja da ebenfalls rechtzeitig reagiert und unsere Ware in Sicherheit gebracht, auch da führt keine Spur zu uns. Wenn ein wenig Gras über der Sache gewachsen ist, suchen wir uns neue Kunden, vielleicht sollten wir einen Internetshop einrichten-mit unseren Kenntnissen ist es doch leicht, unsere Spuren zu verwischen. Wenn wir dann die Pakete von immer wechselnden Postämtern und Shops versenden, fällt das auch nicht auf, da sparen wir uns sogar noch das Geld für den Kurier!“ spann er einen kleinen Exkurs in die Zukunft, aber nun wurde sein Compagnon wieder ernst.
    „Das funktioniert aber nur, wenn der Typ, der das Haus gekauft hat und dessen Familie verschwinden-siehst du das jetzt ein?“ fragte er und betreten nickte nun der junge Mann. „Die sind jetzt erst einmal auf Nummer sicher, wir fahren nun beide nach Hause, damit wir nicht auffallen und schlafen eine Nacht drüber. Morgen wird uns schon was einfallen, wie wir die erledigen können, ohne uns die Finger schmutzig zu machen!“ beschloss er und so verließen die beiden wenig später ihr unterirdisches Versteck.

    Ben erwachte kurz, als das Licht ausging, aber als er dann lauschte, hörte er nichts mehr, außer dem gleichmäßigen Atmen seiner Frau und seines Babys. So schloss er seine Augen wieder-im Augenblick konnte er nichts tun und vermutlich würde er seine Kräfte noch brauchen, wenn er seine Familie befreien wollte.

    Bei Semir und Kevin scheint der Alltag eingekehrt zu sein. Kevin ist sogar schon bei Jenny eingezogen, aber von den Drogen ist er anscheinend noch nicht weg! Das mit dem Tagebuch ist ne gute Idee von ihr übrigens!
    Semir macht seinen Verwaltungskram, aber als Kevin, dem es bei der Autobahnpolizei gefällt, es im Büro nicht mehr aushält, machen sie einen Abstecher zur Raststätte. dort spielen sich unheimliche Szenen im Wald ab-da wird wohl gerade jemand tot geschlagen! Kevin wird sofort von seiner Vergangenheit eingeholt, er kennt die Parolen! Hoffentlich kommen die beiden noch rechtzeitig, um das Leben des geschlagenen Menschen zu retten!

    Sarah bemerkte an seinem Blick sofort, dass da etwas nicht in Ordnung war. Auch sie hatte ein komisches Gefühl-es war so anders als beim letzten Mal, wo sich die Wehen langsam über Stunden gesteigert hatten, in den Abständen und auch in der Intensität. Diesmal war es Knall auf Fall losgegangen und die äußeren Umstände waren denkbar ungünstig. Auch fühlte es sich da unten anders an und als sie Ben nun aufforderte nachzusehen, wusste sie irgendwie schon, dass da keine gute Nachricht käme. „Sarah, da schaut ein kleiner Fuß raus-und er ist blau!“ sagte Ben nun, denn es machte keinen Sinn, das Sarah zu verheimlichen. Ihm war klar, dass das nicht normal war, aber was das jetzt bedeutete und was es für Konsequenzen hatte, das wusste er einfach nicht-er war schließlich kein Geburtshelfer. „Oh mein Gott!“ sagte Sarah und wurde blass. Fieberhaft versuchte sie sich zu erinnern, was sie in Geburtshilfe gelernt hatte. In der Klinik würde man jetzt sofort einen Kaiserschnitt machen, das war klar, aber diese Option fiel nun einfach weg. Bevor sie sich richtig konzentrieren konnte, kam schon die nächste unheimlich starke Wehe und sie konnte nicht anders, sondern schrie und stöhnte ihren ganzen Schmerz, ihre Angst und ihren Kummer heraus, bemühte sich aber, jetzt auf gar keinen Fall zu pressen, wie ihr Körper ihr eigentlich vorgab.
    Als die Wehe vorbei war, sammelte sie ihre Gedanken und sagte zu Ben, der ihre Hand gehalten und hilflos ihren Nacken massiert hatte, solange die Wehe anhielt. „Das ist eine Beckenendlage, aber nicht die Schlechteste. Der gefährlichste Moment für unser Baby ist, wenn der Körper geboren ist, aber der Kopf noch im Mutterleib ist, dann ist nämlich die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen, weil die Nabelschnur abgedrückt wird. Das heißt, dieser Zustand muss so schnell wie möglich vorbei gehen. Bei der nächsten Wehe werde ich also tun, was mir die Natur vorgibt und werde pressen, was das Zeug hält. Du musst versuchen mir zu helfen und unsere Kleine so schnell wie möglich an den Beinchen herausziehen, damit sie keinen Hirnschaden kriegt. Wenn das Füßchen blau ist-das macht nichts, das wird schon wieder!“ sagte sie fest und atmete mehrmals tief ein und aus, um die Sauerstoffsättigung in ihrem Blut und damit auch in der Plazenta zu erhöhen.

    Wie sehr wünschte sie sich gerade in die Klinik, umgeben von blinkenden und piependen Apparaturen, helfenden Menschen, die sich auskannten und das Leben ihres Kindes retten würden, aber so waren Ben und sie auf sich alleine gestellt und vielleicht waren sie in ein paar Minuten alle beide tot-sie und das Kind und was dann ihre Peiniger mit Ben anstellen würden, wagte sie sich gar nicht vorzustellen. Aber zumindest er musste überleben und sich um Tim kümmern, sie würde jetzt ihr Bestes geben, aber wie es ausgehen würde, wagte sie sich nicht vorzustellen. Sie merkte, wie plötzlich die nächste Kontraktion ihren Uterus zusammenzog und jetzt packte sie selber ihre Beine in den Kniekehlen und presste mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte. Ihr Kopf lief hochrot an und der Schweiß lief in Strömen von ihrem Körper, aber Ben, der sich nun zwischen ihre Beine gekniet hatte, sah fasziniert, wie sie den kleinen Babykörper immer mehr heraus schob. Erst kam der kleine Po und dann flutschte auch schon das zweite Füßchen, das nach oben geschlagen war, hinterher. Wie Sarah ihm befohlen hatte, packte er nun die kleinen blutig-glitschigen Beinchen und begann gefühlvoll zu ziehen. Der Po und der zweite Fuß hatten auch eine normale Farbe, was ihm im Unterbewusstsein zwar auffiel, aber er funktionierte jetzt einfach wie eine Marionette und tat, was Sarah ihm gesagt hatte. Die hatte fast übermenschliche Kräfte entwickelt, aber gerade jetzt flachte die Wehe ab. Sarah bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen und Ben fragte hektisch: „Was soll ich tun?“ denn gerade rührte sich seine Tochter keinen Moment von der Stelle. Ohne Wehe hatte er keine Chance an das Kind zu kommen, aber die Natur war gnädig und schickte sofort eine erneute heftige Kontraktion hinterher und nun zog Ben, als ob es um sein Leben ginge und siehe da-plötzlich rutschte der kleine Körper, der nun doch ebenso blau geworden war, wie das einzelne Füßchen, heraus.

    Voller Entzücken und gleichzeitig entsetzt sah Ben nun auf das kleine Baby, das sich momentan nicht rührte, sondern schlaff in seinen Armen hing. Nun aber wurde es durch die Nabelschnur, die ja jetzt nicht mehr abgequetscht war, wieder mit Sauerstoff versorgt und wenig später begann es sich zu regen. Instinktiv hielt Ben seine Tochter nun an den Beinen hoch-in irgendeinem alten Film hatte er das einmal gesehen und klopfte ihr zart auf den kleinen Po, was mit einem ersten Einatmen und danach einem kläglich gurgelnden Schrei beantwortet wurde.
    Sarah, die einfach nicht mehr konnte und völlig erschöpft versucht hatte, wieder zu Atem zu kommen, hob nun den Kopf. „Sie lebt!“ sagte sie glücklich und breitete die Arme aus, woraufhin Ben nun seine neugeborene Tochter auf den Bauch ihrer Mutter legte, die sie voller Liebe mit den Armen umschloss. Sarah küsste das kleine Köpfchen, das nur mit wenig hellem, aber jetzt noch feuchtem Flaum bedeckt war und tastete mit geübten Händen den kleinen Babykörper ab, auch das kleine Herz schlug rasch und regelmäßig, so wie es sein sollte. Es schien alles in Ordnung zu sein und während Ben sich beeilte, eine warme Decke über Sarah und die Kleine zu breiten, zog Sarah ihr Shirt hoch, streifte den BH ab und wenig später versuchte eine kleine hellwache Maus schon an ihrem Busen zu saugen.

    Ben sagte voller Entzücken und vergaß für einen Augenblick völlig, in welcher prekären Lage sie sich immer noch befanden, zu seiner Frau: „Da hast du deine Sophie-danke mein Schatz, dass du mir so eine wunderschöne Tochter geschenkt hast!“ aber Sarah schüttele den Kopf. „Sie soll Mia heißen, das ist auch ein schöner Name und ohne dich hätte ich das nicht geschafft!“ antwortete sie und nun antwortete Ben weich: „Bevor wir uns jetzt wegen der Namensgebung streiten-was hältst du von Mia-Sophie?“ und nun nickte Sarah und drückte ihr Kind, das die großen tiefblauen Augen weit geöffnet hatte, nur noch fester an sich.
    Nach einer Weile sah Sarah sich um, sie hatte jetzt wieder Wehen und bald würde die Plazenta geboren werden-es war an der Zeit die Kleine abzunabeln. „Ben-nimm aus meinen Turnschuhen die Schuhbändel und tauche sie in den Schnaps von dort oben-der Alkohol desinfiziert wenigstens ein wenig!“ befahl sie und Ben tat wie ihm befohlen. Sarah stöhnte derweil auf, als die Plazenta aus ihr herausglitt und kurze Zeit später hatte Ben nach ihrer Anleitung zwei feste Knoten ein Stück hinter dem Nabel und fünf Zentimeter daneben gemacht. Es war zwar kein Messer oder eine Schere in dem Raum, aber mit einem scharfen Stein, der in der Ecke am Boden lag, durchtrennte Ben nun das Gewebe und Sarah nahm ihre Kleine, die man dazu kurz der Kälte hatte aussetzen müssen, dann sofort wieder an sich, um sie zu wärmen. Ben legte Sarah nun auf das zweite Bett, das ja noch frisch und trocken war. Er selber hatte zwischendurch kurz seinen Pulli angezogen, aber nachdem er nochmals vergeblich versucht hatte die Tür zu öffnen, legte er sich zu seiner Frau und seiner neugeborenen Tochter, wärmte und schützte sie und obwohl sie es nicht für möglich gehalten hatten, schliefen sie nach einer Weile alle drei ein-zu groß war die Anstrengung gewesen-sie mussten sich jetzt erst einmal alle miteinander von der Geburt erholen.

    Eva ist für Mikael da! Wie schön, dass sie sich nicht abwimmeln lässt und während der Beerdigung bei ihm bleibt. Für mich ist das gut nachvollziehbar, dass es jetzt für Mikael einfach zu viel ist, sich noch mit den ganzen anderen Trauernden und den Eltern seines Freundes auseinander zu setzen.
    Ben´s Erleichterung, als er ihn in Begleitung nach der Trauerfeier findet, ist zu spüren-er hatte wirklich Angst, dass Mikael sich etwas angetan haben könnte. Aber ich finde auch, es ist jetzt einerseits zu früh, sich zu verlieben, denn erst muss die Trauer um Josh schwächer werden, aber Mikael darf sich deswegen nicht zurückziehen und aus Angst vor Enttäuschung keinen mehr an sich ranlassen-da hat Ben schon Recht!
    Und ich hoffe sogar, dass der feige Harri im Knast hingerichtet wird-es geschähe ihm nur Recht!

    Puh-obwohl ich ja die Spoiler gelesen hatte und dir zunächst vertraut hatte, dass du Ben nicht umbringst, war ich nach den ersten Sätzen des zweiten Kapitels deiner neuen Story geschockt! Ich dachte, du hast uns erneut auf den Leim geführt und Ben jetzt doch gekillt, aber kurz danach haben wir erfahren, wer da beerdigt wurde und jetzt ist mir wieder leichter ums Herz!
    Was ich gut finde ist, dass du beschreibst, dass Ayda das Koma eben nicht ganz folgenlos überstanden hat-genauso würde es vermutlich in der Realität sein, aber da das Gehirn eigentlich ein sehr regenerationsfähiges Organ ist, werden die Folgen sicher in einem Jahr vergessen sein, wenn man jetzt mit den Therapien dranbleibt.
    Ben hatte wahnsinniges Glück und war doch weniger schwer verletzt, als zuerst vermutet, so dass er bald wieder arbeiten kann!
    Ich freue mich drauf, die Dreierkombination: Semir, Ben und Kevin jetzt als festen Bestandteil in der Geschichte zu haben, nachdem Kevin jetzt endgültig zur Autobahnpolizei versetzt wurde.
    Ach und hatte ich das schon mal erwähnt, dass ich das sehr gut finde, dass du Anna Engelhardt-in meinen Augen die perfekte Chefin bei Cobra-weiterhin in deinen Story´s am Leben erhältst, wie auch Hotte und Dieter-diese drei vermisse ich in den aktuellen Folgen nämlich sehr!

    Ben nahm Sarah fest in seine Arme. „Schatz-wir schaffen das-meinst du, du kannst noch ein wenig weiterlaufen? Ich meine ja nur, wegen der Leiche?“ fragte er und Sarah nickte. Langsam gingen sie den Weg weiter, allerdings musste Sarah nach kurzer Zeit stehen bleiben, weil sie eine heftige Wehe hatte. „Diesmal ist es völlig anders als beim letzten Mal, wo die Wehen langsam, wie Kreuzschmerzen angefangen haben!“ flüsterte sie, lehnte sich gegen ihren Mann und versuchte die Wehe zu veratmen, wie sie es gelernt hatte. Ben machte erneut kurz das Licht an seinem Handy an und stellte voller Entsetzen fest, dass der Akku nicht mehr lange halten würde. Oh nein, sie konnten doch ihr Kind nicht im Stockdunkeln, auf dem kalten Höhlenboden, neben einer Leiche zur Welt bringen! Nachdem die Wehe vorbei war, gingen sie wieder ein Stück weiter, aber als Sarah die nächste Wehe überrollte, waren gerade mal drei Minuten vergangen. Ben stützte sie so gut es ging, aber sie musste laut aufjammern, so heftig war das! Nochmals drei Minuten und ein gutes Wegstück weiter, sagte Sarah plötzlich: „Ben-ich glaube, wir müssen uns jetzt ein Plätzchen suchen, unsere Tochter will dringend raus,“ denn der Druck nach unten nahm bei ihr ständig zu. Ben zog gerade seine Jacke und seinen Pulli aus, um Sarah ein behelfsmäßiges Lager zu machen, da ging auf einmal das Licht an. Entlang des Ganges waren lauter kleine LED-Lichter angebracht, die den jetzt in ein zwar düsteres Licht tauchten, aber wenigstens konnten sie wieder etwas sehen. Sarah stöhnte erneut auf, so schnell kam die nächste Wehe, aber Ben hatte jetzt auch gesehen, dass sich der Gang ein Stück weiter vorne erweiterte, es sah aus wie ein Keller, was da kam und so nahm er seine Frau kurzerhand auf den Arm und trug sie ein Stück. Sie schmiegte ihr schweißnasses Gesicht an seinen nackten Oberkörper, hielt Pulli und Jacke fest und sagte: „Oh lieber Gott-lass das gut gehen und unser Kind gesund zur Welt kommen!“ und darauf hatte Ben nichts zu erwidern.

    Als er noch etwa 20 Meter gelaufen war, zweigte da eine offen stehende Tür vom Gang ab, der inzwischen wieder gemauert und nicht in den rohen Fels geschlagen war. Der Raum dahinter war hell erleuchtet und Ben entwich nun ein Seufzer der Erleichterung, als er um die Ecke sah. Dieses Zimmer diente anscheinend als Aufenthaltsraum-für wen auch immer. Darin waren zwei Matratzen, auf denen sogar einigermaßen sauberes Bettzeug lag. Mehrere Kisten Mineralwasser und Limonade standen aufeinander gestapelt in einer Ecke und sogar einige Dosen und Schnapsflaschen waren auf einem Regal. Sanft legte Ben seine Sarah auf dem Bett ab und wenige Sekunden später knallte die Tür hinter ihnen zu und der Schlüssel wurde im Schloss gedreht. Ben fluchte auf und war mit ein paar Schritten wieder am Ausgang, aber so sehr er auch rüttelte, die Tür war verschlossen. „Ihr Schweine-lasst uns sofort raus-meine Frau kriegt gerade unser Kind und muss dringend in ein Krankenhaus!“ brüllte Ben, aber von draußen kam keine Reaktion, nur ein heftiges Aufstöhnen ertönte nun vom Bett, wo Sarah inzwischen die vom Fruchtwasser feuchte Umstandshose und den Slip ausgezogen hatte. „Ben-wir schaffen es eh nicht mehr ins Krankenhaus!“ stöhnte sie. „Du musst mir jetzt helfen-zusammen schaffen wir das!“ machte sie ihm Mut, obwohl ihr selber nicht danach war.

    Mit ein paar Schritten war Ben wieder bei Sarah und in seinem Kopf fuhren die Gedanken Karussell. Was um Himmels Willen brauchte man denn für eine Geburt? Beim ersten Mal war er sozusagen nur Zuschauer gewesen, die Hebamme und der Arzt, dazu noch eine Schwester hatten Sarah behütet und angeleitet, aber was genau die eigentlich gemacht hatten, wusste Ben nun auch nicht mehr. Er konnte sich noch an den Moment erinnern, wo Tim´s Köpfchen durchgetreten war und er die vielen schwarzen Haare gesehen hatte, dann wieder, als er die Nabelschnur durchgeschnitten hatte, die die Hebamme sachgerecht zuvor abgebunden hatte. Irgendwie wurde in den ganzen alten Filmen, wo das als Nebenhandlung vorkam, immer Wasser heiß gemacht, aber wozu um Himmels Willen man das brauchte, war ihm auch nicht klar.
    Sarah hatte inzwischen wieder eine Wehenpause und sagte nun zwar schwer atmend, aber gefasst:„ Ben-so eine Geburt ist was ganz Natürliches, da muss man eigentlich gar nichts machen, das Baby kommt schon raus. Unser Lehrer in Geburtshilfe hat immer gesagt, wichtig ist es aufzupassen, dass das Neugeborene nicht zu Boden fällt, ansonsten ist das ein natürlicher Vorgang und wir sind ja alle Säugetiere, die das auch ohne medizinische Hilfe können!“ machte sie ihm Mut, obwohl sie selber große Angst hatte.
    Aber wenigstens war sie nicht alleine und als die nächste Wehe sie mit Macht überrollte, hatte sie schon einen unbändigen Drang zu pressen. Nachdem sie sich an ihre letzte Entbindung, die ja gerade mal zwei Jahre her war erinnerte, versuchte sie dem Drang nicht sofort nachzugeben, damit das Gewebe Zeit hatte, sich zu dehnen. „Ben schau mal nach, ob du das Köpfchen schon siehst!“ bat sie ihn, als die Wehe vorbei war und als Ben nun einen Blick zwischen ihre Beine warf, erschrak er bis ins Mark. Da war kein Köpfchen, sondern ein einzelner, kleiner blauer Fuß war vorgefallen!

    Obwohl alle Freunde für ihn da sind und ihm ihre Unterstützung versichern-sogar die aus der Unterwelt-rutscht Mikael immer tiefer in eine Depression. Hoffentlich kann Ben sein Versprechen gegenüber Joshua einlösen-aber Mikael müsste ihn dazu erst einmal an sich ranlassen!

    Ben stürzte mit einem Fluch zur Tür zurück-oder zumindest, wo er die Tür vermutete, denn jetzt war es wirklich stockfinster, aber auch als er sich dagegen warf-die Tür öffnete sich nicht! Gedämpft hörten sie Stimmen aus der Remise, als sie angespannt lauschten, aber sie konnten kein Wort verstehen, nur dass da zwei Personen sprachen war klar. „Hey-macht die Tür auf!“ schrie Ben, aber nur ein dumpfes, unheimliches Gelächter war die Folge. Nun flüsterten die Männer-denn Frauenstimmen waren das keine-und wenig später hörten Sarah und Ben wie ihr Auto davon fuhr und auch das Schiebetor der Remise noch geschlossen wurde.

    Ben hatte sein Handy heraus gezogen, aber hier drinnen hatte er null Empfang, allerdings konnte er die Taschenlampenfunktion nutzen und so sahen sie sich erst die Tür an, die aber innen keinen Griff oder Ähnliches hatte. Verzweifelt suchten Sarah und er die Wand ab, um vielleicht irgendeinen Mechanismus zu finden, wie man die massive Türe öffnen könnte, aber sie entdeckten nichts. Ben warf sich nochmals mit voller Wucht dagegen, aber außer einer geprellten Schulter hatte es keinen Effekt und so sahen sie vorsichtig in die andere Richtung, wo ein grob in den Fels gehauener Gang nach unten führte. Vorsichtig tastend bewegten sie sich vorwärts und nahmen die Lampe nur, wenn es unbedingt notwendig war, denn der Akkuverbrauch war nicht zu unterschätzen. Irgendwann wurde der Gang gerade und Ben schätzte, dass sie sich jetzt in etwa Kellerniveau befanden. Allerdings führte der Gang vom Haus weg und wenn den dunkelhaarigen Polizisten seine Orientierung nicht trog, liefen sie jetzt unterirdisch in Richtung auf das kleine Wäldchen zu. Es war unheimlich und als Ben immer mal wieder die Taschenlampe kurz anmachte, sahen sie Mäuse und Ratten davonhuschen. Die Temperatur war etwa bei 12°C und eng hintereinander gehend, tasteten sie sich vorwärts. „Ben-ich habe Angst!“ flüsterte Sarah. „Was geht hier vor und was für eine Bewandtnis hat es mit diesem Höhlenbauwerk?“ fragte sie, aber ihr Mann konnte ihr keine Antwort geben.

    Trotzdem liefen sie, sich Schritt für Schritt vorwärts tastend, weiter und dann begann es irgendwann fürchterlich zu riechen. Ben , dem bei diesem Geruch immer schlecht wurde, wusste sofort, was sie jetzt finden würden und auch Sarah kannte diesen schrecklichen Gestank aus ihrer Arbeit-hier verweste irgendetwas und als sie noch ein paar Schritte weiter gegangen waren und der Geruch immer stärker wurde, verlangsamte Ben seine Schritte. Beim nächsten Aufleuchten der Taschenlampe sahen sie eine menschliche Gestalt in einer Nische des Geheimgangs liegen und als Ben kurz in das tote, bereits schwarze Gesicht leuchtete, wusste er-sie hatten gerade Peter Fitz gefunden, die verschwundene Leiche.
    „Wer ist das?“ fragte Sarah und begann leise zu weinen. Auch wenn sie normalerweise nicht so zart besaitet war, aber ihre Schwangerschaft machte sie auch empfindlicher als sonst und die Nerven lagen sowieso blank. „Sarah-das ist ein Mann, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Seine Leiche wurde aus der Gerichtsmedizin entwendet, ich kenne die Zusammenhänge nicht, aber ich werde uns hier raus bringen-hörst du!“ versuchte Ben sie zu beruhigen, aber in diesem Moment stöhnte Sarah auf, ein reißendes Geräusch war zu hören und dann platschte eine größere Menge Flüssigkeit auf den Felsboden. Voller Entsetzen machte Ben wieder das Licht an und sah Sarah zusammengekrümmt dastehen, die Augen angstvoll aufgerissen. „Ben-gerade ist die Fruchtblase geplatzt-unser Baby kommt!“ sagte sie gepresst und nun wurde Ben einen Augenblick selber beinahe schwarz vor Augen!

    Susanne hatte eine Überwachungskamera, die in der Nähe der Gerichtsmedizin installiert war, ausfindig gemacht. Obwohl sie eigentlich schon Feierabend hatte, wollte sie jetzt zumindest diesen Film noch fertig anschauen, auf der Suche nach dem weißen Mercedes. Sie hatte von Sonntag rückwärts gespult und war gerade bei Mitternacht von Freitag auf Samstag angelangt, als tatsächlich das beschriebene Fahrzeug darauf zu sehen war. Leider war das Nummernschild geschwärzt und außer den Umrissen eines „K“ konnte sie darauf nichts erkennen. Als sie sich allerdings nun die Insassen des Fahrzeugs ansah, lief es ihr kalt über den Rücken-darin saßen-die Kapuzen weit in die Gesichter gezogen-zwei schwarz gekleidete Mönche. Auch Susanne war ein großer Edgar- Wallace –Fan, aber gerade hatte sie ein sehr ungutes Gefühl! Trotzdem griff sie zum Telefon und informierte Semir, der gerade mit seiner Familie zu Abend gegessen hatte. „Mann-hier sind mir eindeutig zu viele Kuttenträger unterwegs, aber nachdem Gespenster nicht Auto fahren-glaube ich zumindest-werden Ben und ich der Sache morgen auf den Grund gehen. Danke Susanne!“ sagte Semir und nach einem Blick auf die Uhr, entschied er sich dagegen, seinen Freund heute noch davon in Kenntnis zu setzen-der sah sich sicher gerade den Geburtsfilm an und schmunzelnd brachte Semir nun seine Töchter zu Bett-er hatte dennoch eine gute Beziehung zu seinen Kindern, obwohl er die Geburten- äh- eher aus der Entfernung verfolgt hatte!

    Als Ben zuhause ankam, wartete Sarah schon auf ihn. „Hildegard war heute Nachmittag da und hat Tim und Lucky gleich mitgenommen. Die bleiben beide heute Nacht bei ihr, ansonsten müssten wir Tim wieder aus dem ersten Schlaf reißen und ob er danach wieder so problemlos einschlafen würde, steht in den Sternen. Aber jetzt ist er erst ein paar Stunden weg, hat mir zum Abschied noch zugewinkt und einen Handkuss verteilt und ich vermisse ihn jetzt schon. Ich glaube, ich werde nach der Entbindung nicht lange im Krankenhaus bleiben, wenn es mir und dem Baby gut geht. Die Nachbarin, die kürzlich da war, hatte sogar eine Hausgeburt, aber da hätte ich einfach zu viel Angst, dass etwas schiefgeht!“ erzählte Sarah und Ben aß noch gemeinsam mit ihr zu Abend. „Ich hole mir nur schnell eine andere Jacke und gehe noch zur Toilette!“ rief Sarah. „Mit welchem Wagen fahren wir?“ fragte sie und Ben entschied: „Mit der Familienkutsche-die ist erstens für dich bequemer zum Einsteigen als der Porsche und falls wir Tim aus irgendwelchen Gründen doch mitnehmen müssten, wäre dort der Kindersitz gleich eingebaut!“ sagte er und ging schon mal raus, um den Wagen vorzufahren.

    Nachdem ihr Haus ja ein alter Gutshof mit vielen Nebengebäuden war, hatten sie die alte Remise neben dem ehemaligen Pferdestall, wo früher wohl bereits die verschiedenen Kutschen der Gutsherren gestanden hatten, kurzerhand als Garage umgewidmet. Das Gemäuer war aus alten Backsteinen mit einem groben Verputz-vermutlich stammte ein Teil davon von den alten Klöstern-und von den Vorbesitzern stand da noch so einiges an historischem Gerümpel herum, wie Ben das immer bezeichnete. Sarah hatte allerdings darauf bestanden, das aufzuheben. „Sieh mal Ben-diese hölzernen Wagenräder können wir irgendwann mal an der Wand befestigen, diesen alten Ochsenpflug ebenfalls-und in dieses Ding, wovon ich nicht weiss, was das ist, kann ich Blumen pflanzen!“ hatte sie bestimmt, als Ben das alles entsorgen lassen wollte. So war neben den Fahrzeugen, die dort aber trocken und sauber standen, eben eine ganze Wand voller merkwürdiger Dinge-vielleicht würde Ben demnächst einmal sogar den Geschichtsprofessor fragen, was das war und zu was man diese Dinge in alten Zeiten gebraucht hatte.

    Als er jetzt seinen Blick wie zufällig darüber schweifen ließ-den Wagen hatte er schon aufgesperrt und den Fahrersitz auf seine Größe eingestellt-da fiel ihm auf einmal ein kleiner Spalt auf. Nanu? War da eine Tür? Die war ihm noch nie aufgefallen und die war auch nicht aus Holz, sondern fügte sich ins Mauerwerk ein und war verputzt wie die Wand außen herum. War das etwa eine Geheimtür? Und warum stand die jetzt ein wenig auf? Hatte er irgendwie versehentlich einen Mechanismus betätigt, der sie öffnete?
    Voller Neugier ging Ben um den alten Ochsenpflug herum. Er musste auch nichts beiseite räumen, da gab es einen regelrechten Durchgang, als würde der Weg des Öfteren benutzt. Als er näherkam konnte er es deutlich sehen-hinter dieser Geheimtür war ein Gang, der nach unten führte und zu seiner Überraschung war der hell erleuchtet. Das konnte doch nicht wahr sein? Hatte er soeben entdeckt, wo der Energieverlust herkam?
    Langsam öffnete Ben die schwere Tür weit. Sie schwang in verborgenen Angeln, die aber nicht quietschten. Zögernd setze er ein paar Schritte hinein und in diesem Augenblick hörte er auch schon Sarah kommen. „Schatz wo bist du?“ rief sie und warf ihre Handtasche schon mal ins Auto, da sah sie auf einmal die offen stehende Tür. Wie Ben näherte sie sich neugierig der Geheimtür und trat ebenfalls ein. „Was zum Teufel ist das?“ fragte sie erstaunt, aber in diesem Augenblick schwang die Tür zu und alle Lichter gingen aus. Sie waren gefangen!

    Als die Polizeifahrzeuge vor seinem Laden vorfuhren, erschrak der Besitzer des Computerladens bis ins Mark. Er konnte sich schon vorstellen, was nun kam, denn er erkannte sofort Hartmut und Ben als die Käufer, war allerdings ziemlich erstaunt, als sie sich selber als Polizisten outeten. Eigentlich hatte er zunächst gedacht, dass er keine Sorge mehr haben müsse, denn nur wenige Stunden nach seinem Anruf war die heiße Ware abgeholt worden-er war gerade fertig geworden mit dem Zusammenpacken. Der Diebstahl seines Laptops hatte ihm allerdings große Sorgen gemacht und er hatte sich eigentlich nicht daran erinnern können, dass er das Fenster in seinem Büro aufgelassen hatte, aber als er einen Kunden bedient hatte und kurz darauf wieder nach hinten gegangen war, fehlte sein tragbarer PC, aber sonst nichts und das war durchaus merkwürdig, denn Einschleichdiebe aus der Umgebung hätten sicher die Geldkassette ebenfalls mitgenommen, in der sich immerhin mehrere hundert Euro befanden und die recht offensichtlich fast daneben gestanden hatte.
    Allerdings hatte er dem Mönch davon nichts mitgeteilt, denn der ältere Mann, der sonst die Ware lieferte, hatte ihm einmal im Vertrauen erzählt, dass sein Auftraggeber gefährlich war, aber auch seine Komplizen schützte und er sich deshalb keine Sorgen zu machen brauche, solange er den Mund hielt-ansonsten würde es böse für ihn enden. So hatte er weiter nichts gesagt und als der junge Typ, den er dreieinhalb Jahre nicht mehr gesehen hatte, plötzlich vor ihm gestanden und gesagt hatte: „Schöne Grüße vom Mönch-ich soll hier was abholen!“ hatte er ohne mit der Wimper zu zucken die Kartons ausgehändigt und sich noch gewundert, dass das so schnell gegangen war. Die Antwort auf seine Mail hatte er kurz zuvor auf seinem Smartphone gelesen.

    Um Eindruck zu schinden und den Mann zu verunsichern nahmen Semir und Ben ihn mit in die PASt zum Verhör und zuvor hatte er entsetzt zugesehen, wie das beeindruckende Polizeiaufgebot in seinem Laden verschwand. Der Durchsuchungsbefehl für seine Privatwohnung, die sich gleich in der nächsten Querstraße befand, wurde ihm ebenfalls präsentiert und nun fiel ihm siedend heiß ein, dass er dort noch ein paar Joints versteckt hatte. Niedergeschlagen nahm er deshalb im Verhörraum der PASt Platz und Ben und Semir setzten sich ihm gegenüber. Im Kopf des Computerladenbesitzer ratterte es. Man konnte ihm ansehen, dass er stark verunsichert war und Angst hatte. Ganz formell wurde er zunächst zu seinen Formalien befragt und darauf gab er auch bereitwillig Auskunft. Dann allerdings fing Ben an, ihm etwas zu erzählen und ihn zu befragen: „Mein Kollege und ich waren vorgestern bei ihnen im Laden und haben einige Computerspiele erstanden. Wir haben nach kurzer Zeit gemerkt, dass es sich um Raubkopien handelt-wo haben sie die her?“ fragte er mit einiger Schärfe im Ton. Der Ladenbesitzer konnte Ben nicht ansehen und behauptete: „Ich weiss nicht, wovon sie sprechen!“ Nun erhob sich Semir, beugte sich halb über den Tisch und sagte mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme: „Jungchen-versuch nicht uns zu vergackeiern, wir wissen, dass du in der Sache mit drin steckst und wenn wir nun noch den Zoll auf dich hetzten, wirst du gestraft, dass du keinen Fuß mehr auf den Boden bringst. Ich würde dir vorschlagen du kooperierst und erzählst uns, wie du mit dem Mönch in Kontakt gekommen bist. Nur zu deiner Information: Es gibt in diesem Fall einen Toten und wenn wir nachweisen können, dass du da deine Finger mit drin hast, nehmen wir dich noch wegen Beihilfe zum Mord fest!“ warf er ihm an den Kopf und nun war der Ladenbesitzer völlig am Ende. In diesem Augenblick läutete auch noch Semir´s Telefon und als er ran gegangen war, sagte er: „Und von den Joints in deiner Wohnung wollen wir gar nicht reden!“ und jetzt streckte der junge Mann, der erst 25 war, die Waffen und begann zu erzählen:

    „Ich war immer schon ein Gamer und als ich von meiner Oma, bei der ich aufgewachsen bin, nach deren Tod vor vier Jahren ein kleines Vermögen geerbt habe, habe ich beschlossen, mir damit meinen Traum vom eigenen Laden zu erfüllen. Obwohl erst 21, habe ich das Geschäft eröffnet und tatsächlich läuft das eigentlich schon, auch weil natürlich alle meine Gamerkumpels bei mir einkaufen. Der große Gewinn allerdings ist ausgeblieben, es hat jeden Monat gerade so gelangt die Miete für den Laden und meine Wohnung zu bezahlen, auch essen usw. konnte ich mir kaufen, aber viel mehr hat es nicht abgeworfen. Dann war da vor etwa dreieinhalb Jahren ein Typ mehrmals in meinem Geschäft und mit dem bin ich ins Gespräch gekommen. Er hat mir angeboten, mich mit Raubkopien der neuesten Spiele zu versorgen, hat mir ein paar zur Probe da gelassen und die waren so gut gemacht-ohne Fachkenntnis konnte man den Unterschied nicht erkennen. So hat meine Geschäftsbeziehung mit dem Mönch begonnen. Ich habe meine Bestellung via Mail aufgegeben, so etwa ein bis zweimal im Monat kam die Lieferung und endlich hat mein Geschäft was abgeworfen. Ich verdiene zwar nur etwa 10€ am Spiel, aber auf die Menge gesehen, reißt es das raus!“ erzählte er. Ben hatte schweigend zugehört und holte nun das Foto des toten Peter Fitz heraus: „Ist das dein Lieferant?“ fragte er und mit geweiteten Pupillen musterte der junge Mann das Bild und nickte schweigend. „Der sieht so tot aus!“ flüsterte er und Ben nickte ungerührt. „Ist er auch-jetzt weisst du, dass der Mönch tatsächlich gefährlich ist!“ sagte er.

    „Jetzt beschreib uns mal den Typen, der den Kontakt damals hergestellt hat!“ forderte er ihn auf, aber die Beschreibung war relativ nichtssagend. Anfang zwanzig, schlank- eher schmächtig, normal mit Jeans und Shirt gekleidet, dunkelblonde Haare, Basecap-eine Beschreibung die auf tausende junger Männer in Köln und Umgebung zutreffen würde. „Das war also derselbe, der dich damals angesprochen und vorgestern die Ware abgeholt hat?“ versicherte sich Semir nochmals und der Ladenbesitzer nickte. „ Und wie lange nachdem du die Mail geschrieben hattest war der da?“ fragte Ben und hätte beinahe dazu gefügt- und nachdem ich deinen Laptop geklaut habe-aber das erwähnte er jetzt lieber nicht, denn immerhin waren sie illegal an den ran gekommen, etwaige Beweise darauf würden vermutlich vom Richter nicht anerkannt werden, aber was Besseres war ihm damals nicht eingefallen. „Und mit was für einem Wagen war der da?“ fragte nun Semir-der Abholer konnte die Kartons ja nicht einfach so unter dem Arm rausgetragen haben. „Es war etwa zwei Stunden nachdem ich die Mail abgeschickt hatte und das Fahrzeug war ein alter weißer, gepflegter 190er Mercedes Diesel, ein richtiges Bauernauto!“ sagte der Ladenbesitzer und Ben zermarterte sich jetzt den Kopf, wo er so ein Fahrzeug erst kürzlich gesehen hatte, aber es wollte ihm gerade nicht einfallen.
    „Hast du aufs Nummernschild gekuckt, oder war da sonst noch irgendwas Besonderes drin?“ fragte nun Semir und nach kurzer Überlegung antwortete der junge Mann: „Ja hinten auf der Ablage waren so eine umhäkelte Klorolle und ein Hut!“ und jetzt seufzte sogar Semir auf-dieser Wagen bediente jetzt schon mal alle Klischees! „Das Nummernschild war so mit Schlamm verschmiert, dass man es nicht lesen konnte, aber ich glaube vorne stand ein „K“ für Köln.“ fügte der Ladenbesitzer hinzu und nachdem mehr aus ihm jetzt nicht raus zu kriegen war und er sich ja kooperativ gezeigt hatte, schickte man ihn noch zum Polizeizeichner an den PC und der versuchte jetzt die Beschreibung des gesuchten jungen Mannes nach den Anweisungen des Ladenbesitzers umzusetzen. „Sie hören von uns und falls der Mönch wieder versucht mit ihnen Kontakt aufzunehmen, verständigen sie uns bitte sofort!“ sagte Semir , der jetzt aus Berechnung wieder ins förmliche Sie fiel und gab ihm seine Visitenkarte. „Und die Sache mit dem Zoll und so?“ stotterte der Mann. „Das werden wir uns noch überlegen!“ legte Semir sich nicht fest und dann gingen Ben und er ins Büro von Frau Krüger, um ihr von ihren Erkenntnissen mitzuteilen.

    Semir trat an die Karte von Köln und Umgebung. „Überlegen wir mal, was wir da haben! Nachdem der Mönch persönlich, oder ein Helfershelfer-das wissen wir ja noch nicht-schon etwa zwei Stunden nachdem er informiert wurde, die heiße Ware abgeholt hat, muss der Abholer, der ja nicht mit dem Mönch identisch sein muss, aber durchaus sein kann, sich in diesem Umkreis um Köln befunden haben!“ sagte er und zog einen Kreis, der allerdings fast bis nach Frankfurt reichte. „Wenn wir jetzt allerdings davon ausgehen, dass der Wagen ein Kölner Nummernschild trägt, können wir den Radius eingrenzen!“ sagte er und zog einen zweiten, wesentlich engeren Kreis und Ben nickte. „Susanne soll alle alten weißen Mercedes 190 darin heraussuchen und wir befragen inzwischen noch ein paar weitere Ladenbesitzer von unserer Liste!“ beschloss nun Semir und nachdem die Chefin einverstanden war, machten sie sich nach einem kleinen Mittagsimbiss am Kiosk um die Ecke, auf den Weg zur nächsten Befragung.

    Der Polizeizeichner hatte inzwischen das Phantombild aufs Tablet geschickt und als Semir und Ben nun jedes Mal mit der Tür ins Haus fielen und die anderen Verkäufer, Ladenbesitzer etc. gleich mit einigen Tatsachen konfrontierten, ihnen die Bilder des toten Peter Fitz und des Phantoms zeigten, fielen die reihenweise um und bestätigten die Kontaktaufnahme vor drei bis vier Jahren, den Liefermodus durch Peter Fitz und auch die Abholung der gefährlichen Spiele durch den jungen Mann mit einem alten weißen Mercedes mit Hut und Klorolle. „Natürlich kann das ein Einzeltäter sein, aber Peter Fitz war ja nicht so leicht-ich glaube dennoch, dass es da noch einen zweiten Mann gibt, der zumindest dabei geholfen hat, den Toten weg zu schaffen. Susanne soll noch zusätzlich die Überwachungskameras der Umgebung der Pathologie checken-vielleicht ist darauf auch ein weißer Mercedes zu sehen und man kann das Nummernschild erkennen!“ überlegte Semir und nun sah Ben auf die Uhr. „Tut mir leid Semir, aber ich muss jetzt zurück zur PASt und Feierabend machen-wir haben doch heute den Kreißsaal-Besichtigungstermin, ich hoffe ja ohne Geburtsfilm, ich glaube nämlich, da muss ich sonst kotzen!“ sagt er und Semir lachte nun: „Aber live hat es dir nichts ausgemacht?“ fragte er und Ben schüttelte den Kopf. „Das ist doch was ganz anderes!“ sagte er, aber Semir legte fest: „Nein überhaupt nicht-ich finde das beides eklig!“