Beiträge von susan

    Sarah hatte die ganzen Eingriffe jetzt hinter sich und lag blass in ihrem Bett, im Moment noch im Aufwachraum, denn nach einer Spinalanästhesie musste man trotzdem überwacht werden, weil durchaus Narkosemittel nach oben im Spinalkanal aufsteigen konnte und auch nach der eigentlichen OP zur Atemlähmung führen konnte. Erst wenn das Gefühl langsam zurück kam und bei den Oberschenkeln angekommen war, durfte man die Patienten verlegen und so hieß es warten. Sie kam aber nicht zur Ruhe, erstens aus Sorge um Ben und dann auch, weil sie so eine wahnsinnige Sehnsucht nach ihrer kleinen Tochter hatte. Neun Monate hatte sie sie in ihrem Bauch getragen und jetzt war es einfach unnatürlich Mutter und Kind zu trennen, obwohl der Verstand natürlich sagte, dass es keine andere Möglichkeit gab.

    Inzwischen war es früher Abend geworden und Sarah hatte die Augen geschlossen, als plötzlich ihre Kollegin und Freundin um die Ecke bog. „Sarah-ich habe im PC gesehen, dass du jetzt im Aufwachraum bist und mache gerade meine Pause-du weisst ja-meinem Laster muss gefrönt werden!“ sagte sie grinsend und wies auf die Zigarettenschachtel, die ihre Tasche ein wenig ausbeulte. „Aber was ich dir eigentlich sagen wollte: Ben ist jetzt bei uns angekommen, er wurde ordentlich versorgt, hat alle notwendigen Zugänge, ist tief sediert und wir haben ihn herunter gekühlt. Er braucht nur wenig Noradrenalin, die Pupillen reagieren gut und sein Freund sitzt an seinem Bett und passt auf, dass wir alles richtig machen!“ berichtete sie salopp und jetzt war Sarah irgendwie wohler. Wenn Semir bei Ben war, dann tat dem das gut, egal wie tief er sediert war, denn diese beiden verband eine innige Freundschaft und so konnte sie sich, als ihre Freundin sich wieder verabschiedet hatte, um im Rahmen ihrer Pause noch schnell zum Rauchen zu gehen, doch ein wenig entspannen und als wenig später das Gefühl begann zurück zu kehren, wurde sie auch sofort von den Schwestern der Entbindungsstation abgeholt.

    Kaum im Zimmer stand auch schon die Kinderschwester mit einer hungrig brüllenden Mia-Sophie vor ihr, reichte sie Sarah und die legte sie auch sofort an. „Da war jetzt nichts mehr zu machen-sie hat sich von meiner Glucoselösung nicht beeindrucken lassen-sie möchte etwas Richtiges!“ sagte sie lächelnd und beobachtete, wie das Baby so energisch saugte, dass Sarah gleich das Gesicht verzog. „Ich sag nur: Klein, aber oho, die weiss schon sehr genau, was sie will!“ bemerkte die erfahrene Kinderkrankenschwester grinsend und bettete die Kleine nun noch bequem auf ein Stillkissen, damit Sarah es leichter hatte. „Aber du bist ja eine erfahrene Mama-du hast das schon im Griff!“ erklärte sie dann und nun fühlte sich Sarah gleich ein wenig besser. Das Wärmebettchen wurde gegen ein normales Babybett mit einer Wärmflasche darin ausgetauscht, aber Sarah behielt ihre Kleine auch nach dem Stillen bei sich im Bett, bewunderte die kleinen Fingerchen und strich liebevoll über das winzige Köpfchen, das jetzt mit einer weichen Mütze bedeckt war. Was Tim wohl sagen würde, wenn er sein Schwesterchen zum ersten Mal sah?

    Plötzlich klopfte es an der Tür und als Sarah „Herein!“ rief, standen gleich darauf Andrea und die beiden Mädchen vor ihr. Lilly war noch ein wenig schüchtern und drückte sich eng an ihre Mutter, aber Ayda war mit wenigen Schritten am Bett und streckte Sarah zwei schön eingepackte Geschenke entgegen, die die lächelnd entgegen nahm, nicht ohne zuvor Mia-Sophie unter ihrer Decke hervorgeholt zu haben, die sich aber nicht stören ließ, sondern einfach friedlich weiter schlief. Ayda musterte das Baby und sagte dann unsicher: „Die ist aber winzig!“ und nun musste Sarah lachen. „Da hast du Recht, Ayda. Mia-Sophie ist auch wirklich klein, aber die wächst schon noch, keine Sorge!“ erklärte sie. Andrea war an ihr Bett getreten, hatte sie stumm umarmt und an sich gedrückt und sagte weich: „Trotz aller Sorgen: Herzlichen Glückwunsch und die Kleine ist ja wirklich wunderhübsch!“ und das musste Sarah nun stolz bestätigen. Wenig später taute auch Lilly auf, vor allem als die beiden Mädchen jetzt nacheinander das Baby kurz halten durften, natürlich assistiert von Andrea, die aufpasste, dass sie alles richtig machten. Sarah packte derweil die Geschenke aus-das eine war eine kleine Robbe, ein Babyspielzeug, das die Mädchen hatten aussuchen dürfen, dazu eine winzige Jeans mit einem passenden Oberteil und im anderen Paket war eine Schachtel bester Lindt-Pralinen „Damit du wieder zu Kräften kommst!“ meinte Andrea und gerührt bedankte sich Sarah.

    „Wir haben eigentlich Semir´s Tasche gebracht, aber der ist nicht in seinem Zimmer, sondern bei Ben auf der Intensivstation. Die Schwester hat gemeint, sie ruft dort an, damit die ihm ausrichten, dass er Besuch hat, aber bis er kommt, sind wir gleich mal zu dir gekommen, die Mädchen wollten doch unbedingt das neue Baby sehen!“ erklärte sie und versprach Sarah dann, am nächsten Tag ihre Krankenhaustasche aus dem Haus zu holen und ihr zu bringen. „Ich habe gerade eine Woche Überstundenfrei, kann das also gut gleich in der Früh erledigen, während Ayda und Lilly morgen in der Schule und im Kindergarten sind. Ich gieße dir auch die Blumen durch und wenn du mir sagst, was ich für Ben mitbringen soll, dann packe ich auch für den was zusammen!“ versprach sie und nun klopfte es erneut und Semir stand plötzlich im Zimmer. Die Mädchen begrüßten den Papa aufgeregt und erzählten, dass sie schon das Baby hatten halten dürfen. Aber Semir musste jetzt, bevor er sich mit seinen Kindern beschäftigte erst noch etwas los werden: „Sarah, ich komme ja gerade von Ben-der Arzt sagt, er ist momentan stabil, wird jetzt bis zum morgigen Nachmittag gekühlt und dann sehen wir weiter!“ richtete er ihr aus. „Ich werde nachher in mein Zimmer gehen und auch zu schlafen versuchen, aber die Schwestern haben mir versprochen, mir sofort Bescheid zu geben, wenn sich etwas an seinem Zustand verändert!“ teilte er ihr mit und musste dann doch wieder husten. „Ich glaube, ich sollte dann wieder mit diesem komischen Zeugs inhalieren-das tut echt gut!“ sagte er und so verließen wenig später alle vier Besucher das Zimmer wieder.

    Sarah ließ sich nun noch von den Schwestern das Telefon bringen und rief Hildegard an, die sehr erleichtert war, als sie mit Sarah persönlich sprechen konnte und die ihr einen kurzen Lagebericht gab. „Tim hat gerade gebadet-das war aber auch dringend notwendig, er hat nämlich Hund gespielt und ist auf allen Vieren durch den Garten gekrabbelt, hat sich gewälzt und die beiden Hunde haben es ihm gleich getan. Er kriegt jetzt dann noch was zu essen und dann ist Zapfenstreich!“ erklärte Hildegard, gab dann aber zuerst noch den Hörer an den kleinen Mann weiter. „Tim-die Mama ist dran!“ sagte sie und schon ertönte ein „Hallo, hallo!“ aus dem Telefon. Sarah kamen fast die Tränen-es war nur gut, dass sie Hildegard hatten, die machte das schon, aber so sagte sie zu ihrem Sohn: „Tim-du hast jetzt eine kleine Schwester, wie dir Hildegard schon gesagt hat, das Baby ist jetzt nicht mehr in Mama´s Bauch, sondern auf der Welt. Morgen kommst du uns im Krankenhaus besuchen und darfst es dann halten!“ versprach sie. „Und ein Geschenk kriegst du dann auch!“ fügte sie hinzu und nun ertönte ein vergnügtes Lachen aus dem Hörer-für Geschenke war Tim immer zu haben und da hatte Sarah schon was für ihn in ihrer Kliniktasche. Sie machten aus, dass Hildegard mit Tim am nächsten Vormittag zu Besuch kommen würde und mit ihrer mütterlichen Art konnte sie Sarah die nötige Kraft übermitteln, die sie gerade so notwendig brauchte. „Ich rufe auch noch Konrad an, wenn es dir Recht ist!“ sagte Hildegard und nun wurde Sarah erst bewusst, dass ja außer dem engsten Kreis bisher noch niemand Bescheid wusste, was überhaupt geschehen war, denn die sogenannte Alarmliste, wie Ben scherzhaft die von der Geburt zu verständigenden Personen in seinem Handy genannt hatte, war natürlich nicht abgearbeitet-beim letzten Mal hatte er das selber erledigen können. „Tu das und Danke!“ sagte sie gerührt und als sie aufgelegt hatte, wählte sie noch die Nummer ihrer Eltern und sagte denen Bescheid, was die allerdings aus allen Wolken fallen ließ. „Kind-wir kommen dich morgen gleich besuchen, informieren deine Geschwister und für dich und Ben alles Gute!“ wünschte ihr ihre Mutter und so konnte Sarah, nachdem ihre Kollegen mit ihr noch aufgestanden waren und alles wieder funktionierte, doch die Augen schließen und ein wenig schlafen. Sie konnte jetzt sowieso nichts machen, außer abwarten und für ihre Kinder da sein, die hoffentlich auch morgen noch beide Eltern hatten.

    Ja ich hätte es auch sinnvoller gefunden, wenn Semir erst Hartmut ran gelassen hätte, bevor er sein Auto so "verziert" hat, aber der hat da einfach im Affekt gehandelt, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass er so durch die Straßen Kölns fährt. Ich persönlich habe auch noch nie bewusst ein fremdes Auto angefasst-na außer man ist mal gestolpert und hat etwas zum Festhalten gebraucht-also vielleicht ist doch ein Hinweis zu finden-wenns da was gibt, dann ist Hartmut der Richtige!
    Kevin wurde inzwischen gefunden, aber außer dass er noch lebt und im Marien liegt, gibt es noch keine Erkenntnisse-hoffentlich folgt bald die Aufklärung!

    Ben war inzwischen auf der Intensivstation von Sarah´s Freundin und dem Stationsarzt in Empfang genommen worden. Der freie Anästhesist, der ihn verkabelt hatte, begleitete den Transport und machte seinem Kollegen Übergabe, um dann in den OP zu gehen. Routiniert schloss man die verschiedenen Kabel an, wechselte von der Transportbeatmung an die große Beatmungsmaschine, die einfach mehr Funktionen hatte, befeuerte alle Schenkel des zentralen Venenkatheters mit Flüssigkeit und Trägerlösung, hängte Perfusoren zur Sedierung und zur Kreislaufunterstützung an und legte ihm dann noch eine Magensonde. Auch das war ein Standard bei beatmeten Patienten. Nachdem man die Lage der Sonde kontrolliert hatte, hängte man sie momentan auf Ablauf, aber außer ein wenig blutigem Magensaft-was durchaus normal war, da es beim Vorschieben zu kleinen Schleimhautläsionen kommen konnte-lief nichts heraus.

    Ruhig saß jeder Handgriff und binnen Kurzem hatte der Stationsarzt auch noch die körperliche Aufnahmeuntersuchung durchgeführt, aber nach außen waren keine weiteren Verletzungen mehr zu erkennen und weil die Sedierung mit Propofol und Sufentanil jetzt ziemlich hoch lief, war Ben auch völlig abgeschossen und zeigte keinerlei Reaktion, auch nicht auf Schmerzreize. Nur die Pupillen, die zwar vom Opiat eng gestellt waren, regierten prompt und seitengleich, was ein gutes Zeichen war. „Jetzt können wir nur hoffen, dass er durch den Strom und die nachfolgende, doch anscheinend länger andauernde Reanimation, keine bleibenden Schäden davongetragen hat. Wir werden jetzt versuchen durch die Kühlung den Sauerstoffbedarf der Organe, vor allem des Gehirns herabzusetzen, was aktuell der Goldstandard in so einem Fall ist!“ erklärte der Stationsarzt der Krankenpflegeschülerin, die gespannt zusah, was man denn mit dem Patienten anstellte. So ein gut aussehender Mann-und man wusste noch nicht, ob er jemals wieder werden würde wie zuvor!

    Sie half seiner betreuenden Schwester ihn ordentlich hin zu legen. Man gab ein Kissen unter seine Beine, damit die Fersen nicht auflagen und gerade das frakturierte Bein in der Schiene musste höher als der restliche Körper gelagert werden, damit es zu keiner massiven Schwellung kam. Der eine Arm war ja durch den Spezialverband an den Körper gebunden, aber den anderen Arm legte man auf ein Lagerungskissen. Fixiert werden musste der junge Polizist im Augenblick nicht, weil man ihn jetzt tief sedieren würde-ansonsten würde man so eine Kühlung nicht aushalten können.

    „Das Ausmaß der Schädigungen nach so einem Stromunfall hängt wesentlich von der Dauer der Exposition und auch der Stromstärke ab. Wie mir übergeben wurde, hing er doch einige Zeit an einem Metallgitter, da durch die unwillkürlichen Muskelkontraktionen, die auch das Wadenbein gebrochen und die Schulter aus ihrer natürlichen Führung haben springen lassen, es dem Unfallopfer in so einem Fall nicht mehr möglich ist, den stromführenden Gegenstand los zu lassen. Eigentlich ist das auch das Prinzip des elektrischen Stuhls, der gerade in Amerika ja durchaus noch für menschenverachtende Hinrichtungen eingesetzt wird. Wenn der Strom lange genug einwirkt, verkochen die inneren Organe und auch das Gehirn, aber bis der Mensch bewusstlos wird, ist es eine schreckliche Qual!“ erzählte der Arzt der geschockten Schülerin. „Was als positiv zu bewerten ist, ist dass unser Patient anscheinend ziemlich schnell nach zwei Defibrillationen in einen Eigenrhythmus des Herzens gefunden hat und jetzt unter Amiodaron, das inzwischen als Perfusor läuft und die Frequenz senkt, relativ stabil ist und eine gute Pumpfunktion und Auswurfleistung hat!“ zeigte er auf dem Ultraschallgerät, das er nun angesetzt hatte und so seinen Patienten noch eingehender untersuchte. „Wir werden ihn jetzt kühlen und dann abwarten, was passiert, wenn wir nach 24 Stunden die Sedierung reduzieren-mein Kollege hat allerdings berichtet, dass er schon mehrfach versucht hat, wach zu werden, was ein gutes Zeichen ist!“ fügte er hinzu und nun hatte die Intensivschwester mehrere Coolpacks gebracht, die in Handtücher gehüllt, damit sie keine lokalen Hautschädigungen machten, nun auf die Leisten und den Bauch gelegt wurden. Eine spezielle Kältehaube reduzierte die Temperatur nochmals extra und als man das Temperaturkabel des Blasenkatheters an den Monitor angeschlossen hatte, konnte man beobachten, wie die Körpertemperatur, die initial noch 36°C betragen hatte, langsam zu sinken begann. Zusätzlich breitete man noch eine spezielle Decke über ihn, die mit dem sogenannten Thermacair verbunden war-einem Gebläse das beides konnte-kühlen oder wärmen, je nachdem, wie man die Temperatur einstellte. Ben wurde jetzt mit der etwa 25°C betragenden Raumluft angeblasen und so sank seine Körpertemperatur relativ rasch auf die angestrebten 32°C. „Weiter herunter wollen wir ihn nicht kühlen, denn das kann sonst wieder Herzrhythmusstörungen hervorrufen!“ zeigte die Schwester der Schülerin und stellte das Gebläse nun für eine Weile aus. „Das ist ein wenig Spielerei, aber wenn wir am Monitor unsere Alarmgrenzen nach oben und unten eng stellen, können wir immer reagieren, wie es gerade notwendig ist.“ leitete sie die Auszubildende an und nachdem Ben jetzt recht stabil wirkte, reduzierte man das Licht auf eine angenehme Helligkeit und ließ den Patienten momentan in Ruhe.

    Als Semir, der inzwischen sein Zimmer auf der Station bezogen hatte, nun draußen läutete, wurde er sofort zu seinem Freund gelassen und setzte sich still neben sein Bett. Er griff nach dessen Hand, die sich kalt anfühlte „fast wie eine Totenhand!“ dachte Semir mit Schaudern und sprach leise mit ihm, obwohl ihm schon bewusst war, dass Ben ihn im Augenblick nicht verstehen konnte. Aber vielleicht drang der beruhigende Klang der vertrauten Stimme doch in sein Unterbewusstsein vor und außerdem tat es Semir selber gut, mit seinem Partner zu reden. „Ich schaue nachher noch nach Sarah, die ist gerade im OP und wird versorgt, aber du reißt dich jetzt zusammen und wirst schnell wieder gesund, deine Familie und ich, wir brauchen dich!“ befahl er Ben regelrecht und langsam flaute auch bei ihm das Adrenalin ab und eine bleierne Müdigkeit überkam ihn.

    So-jetzt habe ich auch hier angefangen zu lesen.
    Ben wird von seinem "Begraben-Trauma" heimgesucht-ja das war eine klasse Folge , die ich schon gefühlte tausend Mal gesehen habe. Es wäre auch ein Wunder, wenn Ben diese Sache so hätte abduschen können und leider ist es so mit Traumen-die kommen immer dann zutage, wenn man am wenigsten damit rechnet!
    Ben kämpft allerdings verzweifelt dagegen an, sich mit dieser Sache auseinander zu setzen und will lieber mit Semir normal ermitteln und versuchen so zu tun, als wäre da nie etwas gewesen-funktioniert nur nicht und Semir kennt ihn gut genug, um sich darüber viele Gedanken zu machen. Dann hat der Exfreund der Ermordeten auch noch ein Bestattungsunternehmen-na wenns mal losgeht mit den Särgen, dann kommen die sozusagen im Dutzend! Aber ich bin ja gespannt, ob Ben diesen Fall durchhält, oder ob es doch noch zu einer Eskalation kommt-eigentlich wäre es fast wünschenswert, wenn er da endlich mal psychotherapeutisch behandelt würde, auch wenn das nicht automatisch erfolgreich ist.

    Nun kommt der Schwenk nach Finnland, wo Mikael inzwischen Papa geworden ist. Das war aber fies von ihm, Veikko unter Vorspiegelung falscher Tatsachen her zu locken, damit er den Laptop repariert! :D Aber auch ihn lässt seine Vergangenheit nicht los und er hat immerzu Angst, das wieder zu verlieren, was ihm am meisten bedeutet-und das sind eben Eva und sein Sohn. Ob auch er seine Traumen jemals überwinden kann?

    Vor dem Kino mit Jenny, das nun wohl oder übel ins Wasser fallen wird, geht Kevin noch ein wenig in den Boxclub.
    Dass er zuvor immer noch Angst hat, ohne Drogen zurecht zu kommen, war gut beschrieben und auch Jennys Tagebuch und ihre Versuche, aus ihm einen Normalo und keine bipolare Persönlichkeit zu machen, haben mich angerührt. Nur da sind wir uns vermutlich alle einig-so einfach wird das nicht werden!
    Aber jetzt wird auf Kevin ein absolut lebensbedrohlicher Anschlag verübt. Semir wurde zwar auch das Auto verkratzt und mit rechtsradikalen Symbolen "verziert" aber was sich nun im Boxclub abspielt, ist einfach nur schrecklich! Erst wird Kevin-vermutlich mit KO-Tropfen-vergiftet und dann versucht man ihm den Schädel einzuschlagen. Wenn ich nur dran denke, wie heftig dieser Schlag gewesen sein muss, wenn sogar der Boxhelm zersplittert, dann läuft es mir kalt den Rücken runter. Und welche feigen Schweine sind doch diese Neonazis-sie locken ihn in den Hinterhalt, aber obwohl sie zu zweit sind, trauen sie sich an ihn nicht ohne Sedierung ran. Hoffentlich wird er bald gefunden und was ich noch viel mehr hoffe-dass er nicht schwerst verletzt ist-so ne Hirnblutung hats nämlich in sich! ;(

    Sarah war inzwischen in der geburtshilflichen Abteilung von einem Gynäkologen und einer Hebamme übernommen worden. Schon vor ihrer Ankunft hatte es sich durch die Voranmeldung herum gesprochen, was ihr und ihrem Mann passiert war. Eine Kollegin und Freundin, die auch auf ihrer Hochzeit gewesen war, stand im Flur der Notaufnahme. Sie hatte sich mit Einverständnis der anderen in der Schicht kurz von ihrer Arbeit auf der Intensivstation abgeseilt, drückte ihr ganz fest die Hand, bewunderte die kleine Mia –Sophie und sagte herzlich: „Sarah, Ben kommt nach der Basisversorgung zu uns, ich werde ihn persönlich übernehmen und auf ihn aufpassen, mach dir also keine Sorgen und ruh dich erst einmal aus-wir halten dich auf dem Laufenden!“ versprach sie und Sarah war nun von einer riesigen Last befreit. Sie wusste ihre Kollegen und die Ärzte auf ihrer Station würden alles Menschenmögliche machen, um ihm zu helfen, alles Weitere musste die Zeit bringen. Sie hatte schon öfters Starkstromverletzungen behandelt-der Ausgang war ungewiss, manche starben, viele überlebten, manche mit gravierenden Spätfolgen, andere wieder fast ohne Beeinträchtigung, aber jetzt musste man abwarten.

    So konnte sie ihre kleine Tochter beruhigt in die Hände der Kinderkrankenschwester und des Kinderarztes geben, die sie vermaßen, wogen, badeten, einen Vorsorgeausweis ausstellten und den Nabel mit einer speziellen Nabelklemme versorgten. Danach bekam sie etwas Glukoselösung aus dem Fläschchen, denn Sarah hatte sofort beteuert, weiter stillen zu wollen und nachdem die Kleine so munter war, sprach da auch nichts dagegen. Man sah sich auch die Hüften mit Ultraschall an, denn nach Steißgeburten hatten da manche Neugeborene Probleme, aber es war alles in Ordnung und breit wickeln würde man sie wie jedes andere Baby ebenfalls. Nun hatte die Kleine die ersten echten Windeln und den ersten Strampler ihres Lebens an, kam in ein Wärmebettchen, weil sie doch ziemlich leicht und winzig war und schlief wenig später zufrieden ein.

    Sarah wurde derweil von der Hebamme und dem Gynäkologen versorgt und nach der ersten Untersuchung, der Blutabnahme und dem Aufnahmegespräch, erklärte ihr der Arzt den Grund für ihre verstärkten Blutungen. „Frau Jäger, bei der Geburt sind der Muttermund und der Damm eingerissen und bluten, das müssen wir operativ versorgen, außerdem wissen wir nicht, ob die Placenta vollständig war und würden zur Sicherheit noch eine Ausschabung machen, nicht dass sie später eine Blasenmole bekommen!“ sagte er und einer Krankenschwester musste man nicht erklären, dass das eine bösartige Neubildung in der Gebärmutter war, wenn da vielleicht Placentagewebe zurück geblieben war. Wenig später kam auch der Hb-Wert aus dem Labor und Sarah hatte bis auf einen Wert von sieben herunter geblutet. „Wie hast du es nur geschafft in deinem Zustand deinen Mann zu reanimieren?“ fragte die Hebamme und Sarah zuckte mit den Schultern. „Es musste sein, sonst hätte ich ihn verloren!“ antwortete sie leise.

    Nachdem sie keine Vollnarkose wollte, gab man ihr zunächst ziemlich viel Infusion, um den Kreislauf zu stabilisieren und dann kam ein Narkosearzt und stach ihr problemlos eine Spinalanästhesie. Nach einer Vollnarkose würde sie eine Weile schlafen, sie konnte dann einige Stunden nicht stillen und so verlockend es gewesen wäre, sich schlafen legen zu lassen und eine Weile mal nichts mehr zu wissen, so wenig wollte Sarah erstens die Kontrolle verlieren und zweitens riskieren, dass ihre Tochter dann Ersatzmilch brauchte. Sie war blond und wenn sie das erste halbe Jahr nur Muttermilch und keine Kuhmilchprodukte bekam, wäre das eine gute Vorbeugung gegen Allergien, zu denen hellhäutige Kinder vermehrt neigten. Außerdem hatte sie bei Tim da die besten Erfahrungen gemacht-der war kerngesund und hatte noch nie irgendeine Allergie gehabt, der schlug allerdings auch ganz nach seinem Vater und hatte einen dunklen Lockenkopf und braune Augen, während das kleine Mädchen jetzt schon vom Typ her ihrer Mama ähnlich sah.
    Semir hatte man kurz zu ihr gelassen, während man darauf wartete, dass die Spinale ihren Unterkörper betäubte und sie hatte ihn gebeten, doch Hildegard zu informieren und dann noch angeleiert, dass Semir Auskunft über Ben bekam. Ihr fiel aber auch auf, dass er immer wieder hüsteln musste und auch blass war. „Semir-du sagst jetzt denen in der Notaufnahme, dass du von dem Giftgas ein wenig eingeatmet hast-die sollen dich durchchecken!“ befahl sie regelrecht und ihr Freund nickte folgsam-klar fehlte ihm nichts, aber er wusste auch, dass Sarah jetzt nicht locker lassen und sich im Zweifelsfall sogar noch mit Andrea verbünden würde. So rief er erst Hildegard an, die aus allen Wolken fiel, als sie die besorgniserregenden und auch teilweise erfreulichen Nachrichten hörte, begleitete dann erst Ben´s Transport zur Intensivstation und während der dort verkabelt und gekühlt wurde, suchte er selber die Notaufnahme auf.

    Dort lief ihm auch sogleich die Chefin über den Weg, die sich besorgt aufgemacht hatte, nach Sarah und Ben zu sehen-Hartmut hatte sie sofort verständigt. „Gerkhan-erzählen sie genau, was ist passiert und wissen sie schon, wie es den beiden geht?“ fragte sie und Semir berichtete nun, was er in Erfahrung hatte bringen können. Auch der Chefin fiel das Hüsteln auf und so lag Semir wenig später in der Notaufnahme, man kontrollierte seine Laborwerte, legte ihm einen Zugang, schrieb ein EKG und spritzte für alle Fälle Atropin, bis man genau wusste, um was für ein Gift es sich handelte, das er da eingeatmet hatte. Er bekam eine Verneblermaske mit Cortison, damit die gereizten Schleimhäute in seiner Luftröhre abschwollen und der Arzt legte ihm nahe, doch für alle Fälle eine Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus zu bleiben. „Wir kontrollieren dann morgen nochmals die Leberwerte und wenn alles passt, können sie danach nach Hause gehen!“ schlug er ihm vor. „Ich darf mich aber innerhalb des Krankenhauses frei bewegen?“ versicherte sich Semir und der Arzt nickte. „Ich denke ja nicht, dass da noch was nachkommt, aber sicher ist sicher!“ bestätigte er und nachdem Semir jetzt sowieso nicht vorgehabt hatte, nach Hause zu gehen, solange seine Freunde in kritischem Zustand waren, nahm er das Angebot an, informierte auch noch Andrea, die versprach, ihm eine kleine Krankenhaustasche vorbeizubringen und außerdem mit den Mädchen gleich das neue Baby anschauen kommen wollte.

    Die Chefin hatte gewartet und als er wenig später mit den Aufnahmeunterlagen und dem verbundenen Zugang im Arm aus der Notaufnahme kam, um auf die Station zu gehen, die der Aufnahmearzt ihm avisiert hatte, war sie recht froh, dass er nun auch beobachtet wurde.
    „Hartmut hat mich gerade angerufen: Sie haben in dem Gang, der tatsächlich zu Jäger´s Haus führt und dessen Geheimtür dort unser Herr Freund inzwischen entdeckt hat, die Leiche von Peter Fitz gefunden, jetzt wissen wir also, wohin die verschwunden war. Der Pathologe wird gleich heute noch die Obduktion durchführen, wie auch an Lars Degowski, dann werden wir sehen, ob sich dieser Felix auch noch wegen Mordes verantworten muss!“ erzählte sie ihm.
    „Sie müssen auch noch die Eltern und die Großeltern der beiden „Mönche“ verständigen, ich hätte das gerne übernommen, bin jetzt aber dazu nicht in der Lage!“ heuchelte Semir, denn niemand überbrachte gerne schlechte Nachrichten, aber so war er fein raus. „Ich werde das gleich noch erledigen-ihnen wünsche ich eine gute Besserung und richten sie das bitte allen anderen auch aus-soweit sie das verstehen können!“ bat die Chefin ihn ernst, denn ihr war bewusst, wie lebensgefährlich verletzt Semir´s Partner war.
    Dann machte sie sich auf den Weg zu den Angehörigen, deren Adressen Susanne inzwischen herausgesucht hatte. Wie gerne hätte sie diese Arbeit delegiert, aber es war gerade kein anderer da, den sie jetzt schicken konnte. Allerdings machte sie zuvor noch einen kleinen Umweg über die Neugeborenenstation und bewunderte durch die Glasscheibe den kleinen Jäger´schen Nachwuchs, die wie ein kleines Püppchen in dem Wärmebettchen lag und friedlich schlief. „Alles Gute, kleine Maus!“ sagte sie leise. „Ich hoffe, dass du mit Mama, deinem großen Bruder und einem gesunden Papa in einer intakten Familie aufwachsen darfst!“ schickte sie ihr die besten Wünsche, bevor sie in ihren Wagen stieg und davon fuhr.

    Der Hubschrauber hob ab, man begann Ben schon möglichst viel Volumen zukommen zu lassen, soweit das durch die peripheren Zugänge ging, denn die Flüssigkeitstherapie war eine der Bausteine der Polytraumabehandlung, unter die ein Starkstromunfall mit anschließendem Herzstillstand fiel. Kaum in der Klinik angekommen, stand ein geschultes Team im Schockraum und man hob ihn zunächst auf den Röntgentisch fürs Notfall-CT. Den Lucas nahm man zuvor ab-es war jetzt eigentlich auch nicht mehr mit größeren kardialen Problemen zu rechnen, denn die Erfahrungswerte zeigten, dass die Herzproblematik meist sofort auftrat, auch wenn theoretisch natürlich schon noch die Gefahr gefährlicher Rhythmusstörungen oder Myokardnekrosen bestand, aber aus der Statistik wusste man einfach, dass da akut die größte Gefahr bestand und das hatte man mit kardiopulmonaler Reanimation, Defibrillation und rhythmisierenden Medikamenten ja nun in den Griff bekommen. Allerdings wusste man nicht welche Folgeverletzungen der vorher kerngesunde junge Mann dabei erlitten hatte. Dass die Schulter ausgekugelt war, hatten die beiden Notärzte schon gesehen, aber um weitere knöcherne Folgeverletzungen zu vermeiden, hatte man zunächst einmal auf eine Reposition verzichtet-auf die paar Minuten kam es nun auch nicht mehr an.

    Ein orientierender Nativscan des ganzen Körpers lief ab, als Ben durch die Röhre geschoben wurde und sofort befundete der Radiologe die Bilder, während man den beatmeten Patienten nun zur weiteren Versorgung in ein Bett mit thermoverformbarer Matratze hob. „Am Herzen und der Lunge kann ich momentan nichts Besorgniserregendes feststellen. Auch das Schädel –CT zeigt noch nichts Auffälliges. Den Bewegungsapparat hat es stärker erwischt-die rechte Schulter ist luxiert und die Fibula-also das Wadenbein gebrochen, durch die Kontraktionen hat die deutlich ausgeprägte Muskulatur doch einigen Schaden angerichtet!“ erklärte er. „Dann renken wir zunächst die Schulter wieder ein-aktuell ist er kreislaufstabil, das nutzen wir aus, bevor sich die Situation verschlechtert!“ beschloss der behandelnde Unfallchirurg.
    „Danach überlasse ich ihn fürs Erste euch!“ fügte er dann mit einem Blick auf den Anästhesisten hinzu, der sozusagen mit den Hufen scharrte und dringend mit der intensivmedizinischen Komplexbehandlung beginnen wollte. „Das Bein fixieren wir aktuell mit einer Vakuumschiene und operieren erst, wenn er sich ein wenig stabilisiert hat!“ stand nun der Therapieplan aus unfallchirurgischer Sicht und während man nochmals neurologische Kontrollen durchführte, richtete man Ben, der inzwischen komplett ausgezogen war ein wenig auf und schlang ein stabiles Tuch um seinen Oberkörper. Ein kräftiger Pfleger, der das schon oft gemacht hatte, hielt an diesem Tuch gegen und der Chirurg bat nun den Narkosearzt um die Gabe eines kurz wirkenden Muskelrelaxans, damit Ben nicht dagegen spannen konnte. Kaum begann das zu wirken und die Muskulatur erschlaffte, begann der Arzt gefühlvoll, aber durchaus mit Kraft an dem Arm zu ziehen, während der Pfleger gegen hielt. Als er das Gefühl hatte, er hätte die Kapsel jetzt weit genug gedehnt, reponierte er mit einer kleinen Bewegung nach innen das Schultergelenk und der Oberarmkopf glitt wieder in die Pfanne. „Wir fixieren den Arm jetzt noch mittels eines Verbandes an den Oberkörper, damit er nicht versehentlich nach außen rotiert und erneut heraus springt!“ beschloss der Unfallchirurg und so brachte man noch einen sogenannten Gilchristverband an Ben an. Die Verbrennungen an beiden Händen verband man nur steril und das gebrochene Bein hatte man inzwischen ebenfalls in einer Schiene stabilisiert und jetzt verschwanden die Unfallchirurgen und überließen den Anästhesisten das Feld.

    Zügig bekam der Patient nun einen mehrlumigen zentralen Venenkatheter mittels eines kleinen Eingriffs in den Hals verpasst, eine Schwester legte einen Blasendauerkatheter mit Temperatursonde und auch ein arterieller Zugang an Ben´s Unterarm maß ab sofort ständig den Blutdruck und diente zur Blutentnahme.
    Wieder versuchte Ben wach zu werden, aber nun sedierte man ihn tiefer, was sofort einen Blutdruckabfall zur Folge hatte und kreislaufstützende Medikamente notwendig machte, aber nun schob man den Patienten, der nur mit einem dünnen Laken zugedeckt war, nach oben auf die Intensivstation. „Wir werden ihn jetzt erst einmal 24 Stunden auf Temperaturen zwischen 32 und 34°C kühlen, das ist gerade der Standard nach Reanimation und dann erst, wenn er wieder wach werden darf, werden wir sehen, ob wir neurologische Ausfälle zu beklagen haben!“ erklärte der Arzt Semir, der schon länger vor dem Schockraum gewartet hatte und nun froh war, während dem Transport einen kurzen Blick auf seinen schlafenden Freund werfen zu können. Sarah, die gerade in der geburtshilflichen Abteilung behandelt wurde, hatte ihre Kollegen wissen lassen, dass für Semir eine Auskunftsberechtigung bestand und das wurde akzeptiert.
    „Wie stehen seine Chancen?“ fragte er nun den Narkosearzt, aber der zuckte nur mit den Schultern.

    Wenig später folgten mehrere Sanitäter und zwei Notärzte Hartmut in den Keller. Sofort sahen sie, dass eine Reanimation im Gang war und Sarah, die verzweifelt die kleine Mia-Sophie an sich drückte, wich zurück, damit die Helfer an ihren Mann ran kamen. „Was ist passiert?“ fragte der Notarzt kurz und sie antwortete: „Er hat einen heftigen Stromschlag abbekommen, ich habe dann aber sofort begonnen zu reanimieren, ich bin Intensivschwester!“ erklärte sie und der Arzt hätte sich am liebsten sofort um die junge Frau gekümmert, die ebenfalls dringend medizinische Hilfe brauchte, aber natürlich ging der vital bedrohte Patient erst einmal vor und außerdem würde innerhalb kurzer Zeit sein Kollege ebenfalls eintreffen. „Wie lange ist das etwa her?“ fragte er, während einer der Rettungsassistenten nun Felix ablöste und mit frischer Kraft zu drücken begann, aber Sarah schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern-sie hatte überhaupt kein Zeitgefühl mehr und hatte nur funktioniert wie eine Marionette.

    „Hol bitte jemand den Lucas aus dem Wagen“ befahl der Notarzt-das war das Reanimationsgerät, das im RTW und im Krankenhaus menschliche Kräfte sparte. Ein Sanitäter lief los, während der Notarzt nun zwei große Paddelelektroden auf Ben´s Brust klebte und seinen Kollegen dann bat, kurz mit dem Drücken aufzuhören. Es war keine Nulllinie, die auf dem Monitor erschien, aber auch kein geregeltes EKG, so dass sich der Notarzt dazu entschied, das elektrisch zu behandeln. „Bitte zurücktreten!“ rief er und drückte auf den Auslöseknopf für die Defibrillation, was einen Stromstoß durch den Körper des jungen Polizisten laufen ließ, so dass der sich aufbäumte. Mit schreckgeweiteten Augen beobachteten Sarah, Semir und Felix das furchtbare Schauspiel, aber immerhin kam es danach doch nach einer kurzen Nulllinie zu wenigen geregelten Kontraktionen des Herzens, bevor das wieder ins Kammerflimmern zurückfiel. „Eine Ampulle Suprarenin bitte!“ bat der Arzt ruhig, während er nun selber weiterdrückte und der Rettungsassistent das lebensrettende Medikament aufzog und einen Zugang legte. Dazwischen hatte man Ben immer noch nach der 30/2 Regel-diesmal allerdings mit dem Ambubeutel und Sauerstoff- beatmet.

    Inzwischen war der Sanitäter mit dem Lucas zurück und nun schnallte man das Gerät auf Ben´s Brustkorb. Kurz hob man ihn dazu hoch, um den Bügel unter seinen Rücken zu legen, verriegelte den und binnen Sekunden war das Gerät gestartet und pumpte nun von außen Ben´s Blut durch seinen Körper. Inzwischen hatte er auch die Ampulle Suprarenin bekommen und wieder versuchte er ins Leben zurück zu kehren, wie das EKG anzeigte, als man die Maschine kurz stoppte. Der Rettungsassistent hatte derweil routiniert zum Intubieren hergerichtet und wieder unterbrach man derweil kurz die Maschine, während der Notarzt den Tubus bei überstrecktem Kopf in Ben´s Luftröhre einführte und dort blockte. Das Herz bemühte sich wieder einen Eigenrhythmus zu finden und man entschloss sich zu einer zweiten Defibrillation, diesmal mit höherer Stromstärke. Ben´s Körper bäumte sich erneut auf, als der Strom durch seinen Körper floss, dann war einen kurzen Augenblick absolute Nulllinie, bis dann auf einmal eine Eigenfrequenz auf dem Monitor zu sehen war-das Herz raste zwar jetzt mit um die 180, aber wenigstens sah das Bild auf dem Monitor entfernt einem normalen EKG ähnlich. Sarah hatte vor Anspannung die Nägel der einen Hand in ihren Handflächen vergraben, Ben bekam noch eine Ampulle Amiodaron gespritzt, die den Herzschlag verlangsamen und gleichmäßiger machen sollte, während die Beatmungsmaschine nun reinen Sauerstoff über den Tubus in ihn blies. Als der Notarzt in seine Augen leuchtete, reagierten sie zwar verlangsamt, aber sie waren seitengleich und verengten sich bei Lichteinfall. „Ich denke, wir haben ihn wieder!“ sagte der Arzt mit einem feinen Lächeln und nun weinte Sarah vor Erleichterung auf und barg ihren Kopf-immer noch ihr Baby fest an sich gedrückt-an Semir´s Brust, der sie nun beruhigend in die Arme schloss.

    Felix, der zunächst einen Schritt zurück getreten war und voller Bangen die Bemühungen der Rettungskräfte beobachtet hatte, atmete ebenfalls erleichtert auf, aber nun warf Semir ihm einen bösen Blick zu. „Wenn ihr nicht so einen Blödsinn gemacht hättet, würde mein Freund jetzt nicht so daliegen!“ fuhr er ihn regelrecht an, aber Felix kamen nun selber die Tränen. „Ich habe das nicht gewollt!“ sagte er heftig. „Die Produktpiraterie, der Stromdiebstahl und unsere Geisterspielchen-jawohl, dazu bekenne ich mich und da bin ich auch schuldig, aber ich wollte nie, dass Menschen zu Schaden kommen-das hat gestern irgendwie eine Eigendynamik bekommen und dann kam ich aus der Nummer nicht mehr raus!“ versuchte er zu erklären, aber Semir sagte nun heftig: „Ein Anruf bei uns und wir hätten die Sache in die Hand genommen!“ denn so einfach wollte er den jungen Mann nicht davon kommen lassen. „Es tut mir leid!“ war aber die einzige Antwort, die er bekam und nun stand Felix mit Tränen in den Augen und hängenden Schultern vor ihnen, während nun schon einige uniformierte Beamte, die Hartmut ebenfalls alarmiert hatte, den Keller betreten hatten und sich anschickten, die Handschellen zu zücken und Felix, der immer noch die Mönchskutte über seiner Jeans trug, festzunehmen.
    Dann aber rappelte sich Sarah unter Schmerzen auf und bevor sie zu ihrem geliebten Mann eilte, ging sie wankend die paar Schritte zu Felix, streckte ihm die Hand entgegen und sagte einfach: „Danke!“ denn ohne seine Hilfe würden sie alle drei nicht mehr leben-aber das würde sie Semir und dem Richter schon zu gegebener Zeit verklickern. „Ich hoffe sie werden alle wieder gesund und wie heißt die Kleine überhaupt?“ fragte Felix und wies auf das Baby, das jetzt friedlich in Sarah´s Arm schlief, denn er hatte vorhin nicht umhin gekonnt neugierig unter die Tücher zu sehen, welches Geschlecht dieses wundervolle kleine Wesen hatte. „Mia-Sophie!“ antwortete Sarah und ließ sich dann an Ben´s Kopf nieder und bedeckte seine blasse, schweißnasse Stirn mit feinen Küssen. „So sieht also Liebe aus!“ murmelte Felix, während er bereitwillig die Hände ausstreckte und sich die Handschellen anlegen ließ.

    Wenig später hatte man Ben auf die Trage gelegt und weil er sich nun schon zu regen begann und versuchte wach zu werden, verpasste man ihm eine leichte Narkose, damit er den Transport besser überstand und verband auch seine verbrannten Hände. Als der Hubschraubernotarzt nun den jungen Polizisten übernahm, ging der andere Notarzt erst zu Lars, stellte dessen Tod fest, damit man da auch keine Formsache vergaß und kümmerte sich dann um Sarah, die wehmütig der Trage mit Ben darauf nachsah, die sich gerade von vielen helfenden Händen bugsiert, schwankend die Treppe hinauf bewegte. Den Lucas hatte man noch angelegt, aber ausgeschaltet gelassen-das würde so bleiben, bis er im Krankenhaus angekommen war-aber der Notarzt hatte nun wieder Kapazitäten frei und kümmerte sich jetzt um seine zweite Patientin. „Wir fahren natürlich ins selbe Krankenhaus wie der Hubschrauber, nämlich in die Uniklinik!“ gab er Sarah Bescheid, während er ihr ebenfalls eine Infusion legte und von der Steißgeburt im Keller erfuhr. Allerdings ließ sie sich kein Schmerzmittel geben wegen dem Stillen und auf eine eingehende gynäkologische Untersuchung verzichtete der Notarzt ebenfalls-er würde seine Patientin in der geburtshilflichen Abteilung abgeben, da sollten die nachsehen, warum sie so stark blutete-im RTW konnte man sowieso nicht viel machen. Das kleine Mädchen sah er kurz an, aber die wirkte sehr fit, obwohl sie winzig war und ihr Nabel mit einem Schnürsenkel abgebunden war. „Na kleine Maus-dein Leben hat aber schon aufregend begonnen!“ sagte er zu Mia-Sophie und die sah ihn mit großen Augen an und umklammerte seinen Zeigefinger, bis er sie wieder einwickelte und ihrer Mutter in den Arm gab, die sie derweil vorsichtig zum Fahrzeug gebracht hatten.

    So folgte Semir, der immer noch gelegentlich husten musste, wenig später dem RTW in seinem Dienstfahrzeug, Hartmut leitete die Spurensicherung im Kellerverließ und alle hofften, dass Ben, oder vielmehr die ganze Familie Jäger das Ganze ohne Folgen überstehen würde.

    So jetzt habe ich genau das selbe Problem wie SarahleinTBeck. Obwohl ich es heute nicht anders gemacht habe , wie jeden Tag seit vielen Jahren und meine Orthografiekenntnisse durchaus nicht allzu schlecht sind, wie ihr wisst, hat heute das Programm meine Geschichte, die ich wie immer zunächst auf Word getippt hatte, dann hier in den Editor kopiert und dort nochmals Korrektur gelesen und formatiert habe, einfach Leerzeichen weg gelassen. Das war vor dem Absenden noch nicht so. Ich bitte euch, diese Fehler jetzt zu entschuldigen-ich habe jetzt leider keine Zeit, mich mit der Behebung dieses Problems auseinander zu setzen, denn ich muss jetzt gleich weg. Ich hoffe man kann den Sinn der Geschichte trotzdem verstehen und ich werde mich zu gegebener Zeit bemühen, das zu verbessern.

    Semir und Hartmut drehten sich überrascht um. Nur ein kurzes Stück von ihnen entfernt war ein unauffälliger Baumstumpf, der auf gut geschmierten Angeln saß, zusammen mit einigen Moospolstern aufgeschwungen und gab den Blick auf eine Treppe frei, die in die Tiefe führte. Ein irres Lachen hallte von unten herauf und Felix, den die beiden Polizisten sofort identifizieren konnten stieß hervor: „Schnell-sie müssen die Familie da drunten retten-Lars hat giftige Maulwurfpatronen und will sie damit ausräuchern!“ stieß er hervor und bevor er noch ausgesprochen hatte, war Semir schon an ihm vorbei gehetzt und in die Tiefe eingetaucht. Er verschwendete auch keinen Gedanken daran, dass es sich auch um eine Falle handeln könnte, sondern stürmte so schnell er konnte die Treppe hinunter und sah dort etwas, was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.

    Der Mönch mit den Spinnenfingern hatte eine Gasmaske aufgesetzt und war gerade dabei, ein Ding, das aussah wie die Rauchgaspatronen, die sie bei der Polizei hatten, aus einer Packung zu nehmen, die auf einem kleinen Tisch neben einer Menge Computer stand. Den Raum dominierte eine alte Verpackungsmaschine, aber diese ganzen Dinge registrierte Semir nur im Unterbewusstsein, denn sein Blick wurde magisch von etwas angezogen, was sich hinter einem großen Metallgitter abspielte, das einen Gang abtrennte, der in die Richtung von Ben´s Haus führte. Dort kniete Sarah, deren Bauch gar nicht mehr dick war, auf dem Boden und war gerade dabei, seinen besten Freund zu reanimieren und was ihn noch viel mehr entsetzte-das Ganze wurde untermalt vom jämmerlichen Geschrei eines neu geborenen Babys.

    Semir gefror beinahe das Blut in den Adern-um Himmels Willen, was war hier geschehen? Aber jetzt blieb keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn die nächste Gefahr war mit den Händen zu greifen. Wenn es sich tatsächlich um giftige Patronen handelte,dann waren in wenigen Minuten alle tot, die sich in diesem Gewölbe befanden,außer dem Typen mit der Gasmaske und der würde schon wissen, warum er die aufgesetzt hatte. Wie in Trance zog er seine Waffe. Jetzt blieb keine Zeit mehr zu überlegen, oder einen Plan zu schmieden-es ging ums blanke Überleben. Mit einem kurzen Ruf machte Semir den unheimlichen Mönch auf sich aufmerksam, aber der hatte ihn zwar registriert, machte aber sich aber unbeirrt daran, sein Vorhaben auszuführen. Mit einem irren Lachen, das gedämpft unter der Gasmaske hervor drang, entfernte er den Sicherungsbügel der ersten Patrone und hob gerade den Arm, um sie durch das Gitter auf Semir´s Freunde zu werfen, da gellte ein Schuss aus der Waffe des kleinen Türken und mit einem unendlich erstaunten Gesichtsausdruck brach der schwarz gekleidete Mann zusammen, die Spinnenfinger fest um die Patrone gekrampft, die in diesem Augenblick zu rauchen begann.

    Mit wenigen Schritten hechtete Semir nun zu dem Sterbenden, dessen Brust sich gerade blutrot färbte. Der kleine Polizist hatte auch nicht auf dessen Arm zielen können, sondern hatte direkt auf den Rumpf geschossen, da ein Querschläger hier unten fatale Folgen haben konnte. Er atmete noch ein letztes Mal tief ein,entwand dann dem schwer verletzten Mann die Patrone und hetzte damit die Treppe hinauf. Der Sauerstoff wurde knapp, sein Körper bettelte darum, einen tiefen Atemzug machen zu dürfen, aber Semir wusste, dann wäre es ihrer aller Verderben und Sarah, Ben um den er sich sowieso schreckliche Sorgen machte und vor allem das neugeborene Baby hätten dann keine Chance und würden jämmerlich vergiftet werden. Semir kannte diese Patronen, die in seiner Kindheit noch erlaubt gewesen waren. In den sechziger und siebziger Jahren hatte man gnadenlos mit schwer giftigen Substanzen Maulwürfe und Wühlmäuse getötet, nicht nur wenn sie auf dem Land die Ernte bedrohten, sondern auch in den Städten, damit sie in den gepflegten Parkanlagen keine Erdhügel aufwarfen. Das war ein Teufelszeug gewesen und immer wieder hatte man früher gehört, wie sich irgendwelche Kinder beim Spielen mit diesen Patronen vergiftet hatten und es für sie keine Rettung gab,bis diese dann endlich verboten und Maulwürfe unter Naturschutz gestellt wurden. So hielt Semir nun die rauchende Patrone fest und war kaum oben angekommen,da warf er sie mit letzter Kraft so weit weg, wie er nur konnte. Ein tiefer, keuchender Atemzug sog Luft in seine Lungen und dann rief er hustend Hartmut zu, der gerade Felix gepackt und fest gehalten hatte, damit der nicht fliehen konnte, was aber gar nicht seine Absicht war. „Verständige sofort die Rettung mit einem Notarzt. Sarah ist dort unten gerade dabei Ben zu reanimieren-ich weiss nicht was passiert ist!“ schrie er und machte sich schon wieder auf den Weg in die Tiefe.
    Nach kurzer Überlegung packte er Felix am Arm und zog den jungen Mann mit sich, der zunächst nicht mit wollte, weil er sich vor Lars fürchtete. „Dein Kumpel ist tot-der wird nun niemandem mehr gefährlich!“ sagte er grob und nun beeilte sich Felix, der erleichtert aufatmete, ihm nach unten zu folgen. Ohne Lars noch eines Blickes zu würdigen, der nun in einer Blutlache am Boden lag, rannte Semir zu dem Gitter und versuchte es aufzuziehen, was aber ein sinnloses Unterfangen war. Er sah deutlich, dass Sarah am Ende ihrer Kräfte war. Wie in Trance pumpte sie noch das Blut durch Ben´s Adern, aber ihr Blick wurde langsam starr,ihre völlig übermüdeten Muskeln begannen ihr den Dienst zu verweigern und die Hose färbte sich zwischen ihren Beinen blutrot, obwohl sie sie mit einer Menge Küchenrollenpapier ausgestopft hatte.

    Mit ein paar Schritten war Felix bei dem verborgenen Hebel, der die Mechanik des Gitters in Bewegung setzte. „Gehen sie zur Seite-das Gitter schwingt nach innen auf!“ warnte er Semir und tatsächlich, beinahe lautlos öffnete sich die Absperrung und Semir hatte in diesem Moment auch das am Boden liegende abisolierte Kabel gesehen und konnte sich jetzt vorstellen, was passiert war. Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken-auch ihn hätte dasselbe Schicksal ereilen können, denn auch er hatte ohne nachzudenken an das Metall gefasst, durch das jetzt aber Gott sei Dank kein Strom mehr floss. Mit zwei Schritten war er neben Ben, kniete sich Sarah gegenüber hin und sah sie aufmunternd an. „Sarah-ich übernehme jetzt!“ sagte er und schob die Hände der völlig erschöpften jungen Frau, die käsebleich geworden war, nun sanft zur Seite und begann kraftvoll Ben´s Brustkorb zu komprimieren und ihm immer wieder Luft einzublasen. Sarah sank in sich zusammen-sie wollte sich eigentlich aufrappeln, um zu ihrem schreienden Baby zu gelangen, aber sie konnte sich keinen Millimeter mehr von der Stelle rühren.

    Felix war mit ein paar unsicheren Schritten näher gekommen, aber weil er nicht wusste, was er jetzt tun sollte, kümmerte er sich erst einmal um die brüllende Mia-Sophie. Einwenig ungeschickt, aber unendlich vorsichtig hob er sie hoch und bestaunte das kleine Wunder, das beinahe sofort zu weinen aufhörte und ihn-die kleinen Fäustchen erst noch zornig geballt, nun mit großen tiefblauen Augen ansah. Instinktiv drückte er das kleine schutzbedürftige Wesen, das so winzig und doch unheimlich perfekt war, an sich und irgendwie erwischte die Kleine seinen Zeigefinger und mit dem Klammerreflex, den Neugeborene haben hielt sie ihn fest und jetzt strömten Tränen in Felix Augen, während er langsam das kleine Baby aus dem Kellerraum zu seiner Mutter brachte, die nun die Arme nach ihm ausstreckte. „Es tut mir so leid!“ stammelte Felix, aber dann beschloss er, jetzt möglichst gut zu machen, was er an diesen Menschen verbrochen hatte und löste jetzt Semir bei der Herzdruckmassage ab. Er hatte erst kürzlich bei der Freiwilligen Feuerwehr seinen Erste-Hilfe-Kurs wieder aufgefrischt und war nun froh, etwas tun zu können, um seine Schuld ab zu tragen. Semir hustete nämlich ein wenig, er hatte doch ein kleines bisschen vom giftigen Rauch eingeatmet und war froh, als die Ablösung kam. Seine Menschenkenntnis verriet ihm, dass hier vor ihm ein im Augenblick völlig ungefährlicher junger Mann kniete, der sich nach Kräften bemühte, wieder gut zu machen, was er und sein Komplize, der vermutlich der Anführer gewesen war, angerichtet hatten.

    Hartmut war nun ebenfalls nach unten gehetzt, um nachzusehen, ob aktuell seine Hilfe benötigt wurde, war aber dann wieder ins Freie gegangen, um die nahenden Retter einzuweisen. Er hatte auch gleich einen Rettungshubschrauber angefordert, denn es würde vermutlich viel zu lange dauern, bis der RTW über die Feldwege zum nächsten Krankenhaus geholpert war und so kamen fast gleichzeitig mehrere Fahrzeuge an und auf dem freien Feld hinter dem Wäldchen landete der Hubschrauber. Wie auch Sarah und Semir begann er verzweifelt zu hoffen, dass bei Ben die Hilfe noch nicht zu spät kam, aber alles Weitere war jetzt Sache der Profis!

    Gerade habe ich dein erstes Kapitel gelesen und muss auch sagen-puh, ganz schön hart für Ben! Obwohl ich ihn in meinen Geschichten ja auch nicht schone :D -tut er mir jetzt schon sehr leid!
    Mal abwarten-ich bleibe erst mal dran an deiner Geschichte, wenn es mir zeitlich möglich ist, was gerade mein Hauptproblem ist und bin erst mal gespannt, wie es weiter geht. Bevor du die Story reinkopierst, würde ich die aber immer nochmals auf dieser Seite durchlesen und formatieren, auch ohne die technischen Tipps von harukaflower, wegen denen ich PC-Doofie vor Ehrfurcht erstarre, kann man einfach durch gediegene Handarbeit hier durchaus eine leserliche Geschichte posten!

    „Transmissionsholographie!“ sagte er einfach und deutete auf ein Gerät, das wassergeschützt in einem alten Baum mit vielen Baumhöhlen versteckt war. „Hier ist der Laser eingebaut und anscheinend haben wir vorhin irgendeine Lichtschranke passiert, die das Gerät eingeschaltet hat!“ erklärte er schlicht und jetzt atmete Semir erleichtert auf. Nachdem nun klar war, dass es hier nicht spukte, sondern versierte Elektronikbastler am Werk waren, begannen nun Semir und Hartmut die nähere Umgebung gründlich abzusuchen, aber obwohl sie ihre Augen offen hielten, fanden sie momentan keinen Zugang zu dem vermuteten Gang. „Verdammt noch Mal-ich spüre es, Ben und Sarah brauchen unsere Hilfe und die sind auch hier irgendwo ganz in der Nähe!“ fluchte Semir. Hartmut versuchte auch das stromführende Kabel zu verfolgen, aber das verschwand einfach so im Erdboden. „Das sichert zusätzlich noch unsere Theorie, dass sich hier ein unterirdisches Bauwerk befindet!“ bekräftigte Hartmut, aber obwohl sie wirklich gründlich nachsahen, fiel ihnen nichts weiter auf. Weiter und weiter steckten sie ihren Radius, aber das einzige was Hartmut noch fand, war in einem Baum angebracht ein Lautsprecher und wenn man genau hinhörte, konnte man mit guten Ohren ganz leise ein unangenehmes Geräusch wahrnehmen. „Vermutlich sendet dieser Verstärker Töne im Ultraschallbereich aus, die für Hunde und andere geräuschempfindliche Tiere extrem unangenehm sind, so dass sie dieses Wäldchen meiden!“ erklärte er Semir und der nickte zustimmend-so ließ sich Lucky´s wilde Flucht logisch erklären.

    In einem Versteck zwischen kleinen Büschen und Bäumen fanden sie einen dunkelgrünen Wagen und die Halterabfrage, die sie an Susanne sandten ergab, dass der auf einen gewissen Lars Degowski, wohnhaft im Nebenort, zugelassen war. „Wenn ich diesen Namen höre, läuft es mir kalt den Rücken herunter!“ sagte Semir und Hartmut nickte. Obwohl es schon viele Jahre her war, erinnerten sie sich beide noch mit Schaudern an das Gladbecker Geiseldrama. „Gut dass dieser Wagen hier steht, beweist ja noch nicht, dass der mit Ben´s Entführung etwas zu tun hat!“ wiegelte Hartmut ab, aber als Susanne ihnen nun das Passfoto von diesem Degowski zuschickte, war zu vermuten, dass er derjenige gewesen war, der in der Nacht, als die Leiche aus der Pathologie verschwunden war, den weißen Mercedes gefahren hatte-er glich dem erstellten Phantombild aufs I-Tüpfelchen. „Verdammt-wir wissen inzwischen schon ziemlich viel über die Verbrecher, die Sarah und Ben gekidnapped haben, aber warum können wir sie nur nicht finden?“ lamentierte Semir, als sie plötzlich hinter sich eine Bewegung wahr nahmen.

    Im Keller hatte Felix inzwischen voller Entsetzen den Bemühungen Sarah´s, ihren Mann wieder zu beleben, beobachtet. Das Baby schrie und Felix war von seinen Eltern und Großeltern, die auf ihn einen Rieseneinfluss hatten, immer angehalten worden, auf Schwächere, Kinder und auch Babys Rücksicht zu nehmen. Vielleicht hatte er sich deshalb auch schon in der Grundschule mit Lars abgegeben, der nach seinem Zuzug aus Bottrop mit seiner Mutter, die sich dort nicht mehr halten konnte, weil sie eine Cousine des Geiselnehmers war, obwohl das Verbrechen schon lange vor Lars´ Geburt stattgefunden hatte, nicht sonderlich beliebt war. Er hatte sich mit dem Außenseiter angefreundet, der wegen seiner schmächtigen Gestalt, den unheimlich langen und dabei sehr geschickten Spinnenfingern und auch seiner merkwürdigen Art von den Mitschülern gehänselt und verprügelt worden war. Der hatte sich nie in die Dorfgemeinschaft eingefügt und auch wenn seine Mutter nach ein paar Jahren einen rechtschaffenen Mann aus dem Ort geheiratet und mit dem noch zwei Kinder bekommen hatte, was sie sozusagen zur Einheimischen machte und Lars´ Vater, der sich vor einigen Jahren umgebracht hatte, aus dem Dorf stammte, war er nie glücklich gewesen, sondern hatte immer nach Höherem gestrebt-allerdings nicht mit legalen Mitteln, was ihm wiederum Ärger einbrachte. Irgendwie war aber aus ihrer Beziehung eine Art Hassliebe geworden. Felix hatte den Nervenkitzel ihrer illegalen Geschäfte geliebt, aber andererseits hatte Lars auch jede Beziehung zu einer Frau boykottiert. Felix war eh schon schüchtern gegenüber Frauen gewesen, aber mit seinem merkwürdigen Freund, den er ständig im Schlepptau hatte, hatten sich alle primär interessierten Mädchen bald mit Schaudern abgewandt, so dass Felix noch nie eine Freundin gehabt hatte-Lars übrigens auch nicht, aber den konnte sich Felix sowieso nicht mit einem weiblichen Wesen gemeinsam vorstellen.

    Hier vor sich sah er jetzt den Beweis einer großen Liebe. Die hübsche Frau-sozusagen die neue Gutsherrin- hatte erst vor wenigen Stunden ein Kind zur Welt gebracht und jetzt kämpfte sie verzweifelt um das Leben ihres Mannes, der durch die Schuld von Lars mit seinen ständigen Elektrobasteleien diesen verheerenden Stromschlag bekommen hatte. Das war wahre Liebe, denn auch der Polizist hatte sich sozusagen als Pfand für seine Familie angeboten und Felix wusste, dass zwar seine Eltern und Großeltern sich so um ihn kümmern würden, aber hier war etwas ganz anderes im Gange. Da gab es Liebe-Emotionen-etwas was Felix in seinem Leben mit Lars, der jeglichen Sozialkontakt boykottierte-schmerzlich vermisst hatte. Mit jeder weiteren Sekunde reifte in ihm der Entschluss, nun endlich den Schritt zu tun, den er schon eine ganze Weile immer wieder erwägt hatte-endgültig mit Lars zu brechen und ein eigenes, bürgerliches Leben mit einer Familie in Angriff zu nehmen. Klar-er hatte Schuld auf sich geladen und würde erst einmal ins Gefängnis müssen, aber wenn er jetzt alles tat, um ihre Entführungsopfer zu retten, würde er vielleicht nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis noch jung genug sein, um ein wenig Glück zu finden und deswegen stellte er sich jetzt vehement gegen seine ehemaligen Freund, der ihm gerade seine Sicht der Dinge klar gemacht hatte.

    Als der sich nicht auf Diskussionen einließ, versuchte Felix den Keller zu verlassen. Dort oben waren sicher bereits Polizisten, die nach ihnen suchten und dabei die die Alarmanlage ausgelöst hatten-die würde er zu Hilfe holen. Lars sprang ihn von hinten an und schon wälzten sich die beiden jungen Männer in den Mönchskutten in einem erbitterten Kampf auf dem Boden. „Ich lasse mir von dir nicht meine Zukunft zerstören-es hätte alles so schön werden können, wenn du nicht plötzlich verrückt spielen würdest!“ schrie Lars und Felix war ganz erschüttert von der Macht des Angriffs und der blanken Wut in Lars´ Worten. Sie kugelten immer noch über den kalten Steinboden und nun gelang es Lars-obwohl er eigentlich körperlich noch schwächer war als Felix-den beinahe bewusstlos zu schlagen. Mit letzter Kraft und brummendem Schädel stieß Felix den widerlichen jungen Mann, dem der Wahnsinn aus den Augen sah, von sich, sprang auf und hetzte Richtung Treppe. „Ich bring dich um-ich bring euch alle um!“ war das Letzte was Felix vernahm, bevor er den perfekt getarnten Eingang verließ und Sekunden später vor Semir und Hartmut zusammen brach.

    Wenig später kamen die beiden an dem Wäldchen an. Sie stellten den Wagen mitten auf dem geschotterten Feldweg ab. „Dort vorne hat Ben angeblich das letzte Mal den schwebenden Mönch gesehen!“ erklärte Semir mit einem unsicheren Lächeln, deutete mit dem Finger in diese Richtung und schon machten Hartmut und er sich dorthin auf den Weg. Es war zwar früher Nachmittag, aber statt einem goldenen Oktober, begann gerade der feucht-nasskalte Herbst über das Land zu ziehen. Vor wenigen Tagen hatte das Thermometer die 20°C-Grenze untertags noch überschritten, aber jetzt hatte sich das Wetter gewendet, ein ungemütlicher kalter Wind wehte die bunten Blätter von den Bäumen, so dass der Boden wie von einem Teppich bedeckt war. Als Semir zufällig seinen Blick nach rechts wandte, sah er einen Fahrradlenker hinter einem Baum hervorstehen und war mit ein paar Schritten bei dem unversperrt dort abgestellten Fahrzeug angekommen. „Sehr lange kann es noch nicht hier stehen-es ist nicht feucht und auch auf dem Sitz befinden sich keine Blätter-ich wage jetzt mal die Hypothese, dass das das Fahrrad von Felix ist, aber dann muss der sich irgendwo hier in der Nähe befinden!“ vermutete Semir und als er nun noch einen Schritt weiter ging, rief auf einmal ein Käuzchen.

    „Das ist aber ungewöhnlich!“ wunderte sich Hartmut. „Eulenvögel sind dämmerungs-und nachtaktiv-normalerweise sitzen die jetzt irgendwo und schlafen!“ erklärte er gerade Semir, aber als er nun seinen Kollegen ansah, wunderte er sich. Semir stand da wie zur Salzsäule erstarrt. Alles Blut war aus seinem Gesicht gewichen und er zeigte mit ausgestrecktem Arm auf einen Punkt in einiger Entfernung. „D…da-Hartmut-was ist das?“ krächzte er und widerstand mit aller Macht der Versuchung sich umzudrehen und in wilder Panik davon zu stieben. Hartmut wandte den Blick und konnte sich einen Augenblick ebenfalls des Gruselns nicht erwehren. Tatsächlich schwebte etwa 15 Meter von ihnen entfernt ein Wesen in schwarzer Mönchskutte einen Handbreit über dem Boden. Die Kapuze verdeckte das Gesicht, aber die langen Spinnenfinger deuteten anklagend in ihre Richtung. Nun drehte sich das Wesen leicht, so dass sie es auch im Seitenprofil sehen konnten, aber Fakt war-es berührte den Boden überhaupt nicht. Semir stammelte völlig fertig: „Ich glaube ja eigentlich nicht an Geister-aber das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!“ aber nun war Hartmut, der zwar auch einen Augenblick gebraucht hatte, um sich zu fangen, schon auf dem Weg zu der unheimlichen Gestalt. „Hartmut sei vorsichtig!“ schrie Semir und gerade schossen ihm sämtliche grausige Szenen aus allen Gruselfilmen, die er in seinem Leben schon gesehen hatte durch den Kopf, aber der Rothaarige ließ sich nicht aufhalten.

    Sarah drückte derweil Ben´s Brustkorb immer noch rhythmisch ein. Die kleine Mia-Sophie brüllte sich inzwischen die Seele aus dem Leib und langsam begann die Verzweiflung von Sarah Besitz zu ergreifen. Sie hatte inzwischen das Gefühl, dass sie jetzt der Richter war, der für Ben über Leben und Tod zu entscheiden hatte. Sie konnte eigentlich schon lange nicht mehr und fürchtete sich vor dem Moment, wenn ihre Kräfte erlahmten und Ben dann langsam kalt und blau werden würde, aber noch war es nicht so weit! Sie dachte an Tim, an ihre kleine Tochter-sie konnte es nicht zulassen, dass die ohne Papa aufwuchsen und darum würde sie einfach weiter machen und ihre Erschöpfung versuchen nicht wahr zu nehmen.
    Obwohl sie so beschäftigt war, bemerkte sie, dass die Aufmerksamkeit der beiden jungen Männer in den Mönchskutten, die inzwischen alle beide ihre Kapuzen von sich geworfen hatten, gerade von einem Warnsignal abgelenkt waren. Sie hatte auch ein Käuzchen rufen hören, aber weil ihr langsam fast schwarz vor den Augen wurde, beachtete sie das nicht weiter, sondern machte mit ihrer lebensrettenden Arbeit weiter.

    Wenig später war Hartmut bei dem unversehrten Moospolster das Semir und Ben bei ihrem letzten Besuch schon ergebnislos untersucht hatten und lief jetzt mitten durch das körperlose Wesen hindurch. Semir befürchtete schon, dass sein Verstand sich jetzt zu verwirren begann, aber Hartmut sah sich nun völlig unbeeindruckt suchend um plötzlich verschwand die unheimliche Gestalt. „Na hab ich mirs doch gleich gedacht!“ rief er triumphierend und nun rückte Semir langsam näher.

    Ja das war jetzt ein Kapitel auch genau nach meinem Geschmack-wobei ich nicht hoffe, dass Ben nun seinen Ausstieg auch bei deinen Geschichten plant-es langt schon in der Serie! ;)
    Ja manchmal lässt man sein Leben Revue passieren und wenn jemand schon so oft wie unsere Helden dem Tod von der Schippe gesprungen ist,ist es kein Wunder, wenn man zu zweifeln beginnt, aber trotzdem hoffe ich einfach, dass Ben weitermacht und wieder auf die Autobahn zurückkehrt.
    Auch wenn dann die Szene nicht möglich gewesen wäre, wie Ben das erinnerungsbeladene T-Shirt ansieht und darüber ins Grübeln kommt, aber in der Realität gäbe es dieses Shirt nicht mehr-wir machen uns nämlich außer bei Lederjacken oder solchen Kleidungsstücken, die man schlecht aufschneiden kann, nämlich nicht die Mühe die Verletzten auszuziehen, sondern da kommt die Schere und schnipp-schnapp ist das Shirt Geschichte. Wo kämen wir den dahin, wenn wir von unseren Patienten die Wäsche waschen würden! Aber vielleicht hat die Klinikwäsche auch Semir gewaschen, oder Andrea, oder Jenny, oder Konrad´s Haushälterin, oder Julia-wie im wirklichen Leben auch-meistens findet sich da schon jemand!
    Ein sachlich-fachlicher Fehler ist auch drin-Fäden werden nach spätestens zwei Wochen entfernt und da braucht ne gebrochene Rippe wesentlich länger um zusammenzuheilen, sogar wenn man sie operativ stabilisiert. Es ist also faktisch unmöglich, dass nach dieser kurzen Zeit von weniger als zwei Wochen Ben entlassen wird, seine Tasche selber tragen kann und keine Schmerzen mehr hat, oder alternativ die lange überfälligen Fäden rauseitern, aber das nur so nebenbei. Trotzdem hat mir das Kapitel gut gefallen, aber wie Sabrina schon immer sagt-ein bisschen was müssen wir auch kritisieren, sonst machts doch gar keinen Spaß, das Feeden! :D
    Du könntest mich auch via PN wegen solcher fachlicher Fragen anschreiben, bevor du das Kapitel veröffentlichst, das tun andere Autoren wie Elli auch.

    Sarah kam voller Entsetzen aus dem Kellerraum, als sie Ben´s Schrei hörte, der in ein unmenschliches Geräusch überging, als er weiter an dem Gitter hing und der Strom unter entsetzlichen Schmerzen durch ihn hindurch floss-bei der einen Hand hinein und bei der anderen hinaus. Durch die Muskelkontraktionen, die er nicht beeinflussen konnte, war es ihm unmöglich das Gitter loszulassen, sein ganzer Körper verkrampfte sich, aber er konnte nicht mehr willentlich auch nur den kleinen Finger rühren. Seine Augen traten beinahe aus den Höhlen und entsetzt starrte Felix auf das schreckliche Schauspiel, während Sarah voller Panik zu schreien begann. „Bitte-macht den Strom aus-er stirbt!“ flehte sie und nun begann es bereits nach verkohltem Fleisch zu riechen und aus Ben´s Mund kam nur noch ein schwaches Stöhnen. Sarah überlegte verzweifelt was sie tun konnte, aber sie war zu gut ausgebildet, um jetzt den Fehler zu machen, ihren Mann anzufassen. Dann würde sie ebenfalls sterben und ihre Kinder wären Waisen. Nein sie konnte Mia-Sophie nicht diesen beiden Bestien in den Mönchskutten hinterlassen und deshalb bettelte und flehte sie um Ben´s Leben.

    Lars stand kalt lächelnd vor ihnen und genoss sichtlich das Schauspiel. Er hatte gerade das Gefühl absoluter Macht über Leben und Tod, endlich hatte er die Aufmerksamkeit, nach der es ihn verlangte. Mit seinem dünnen schwachen Körper mit den Spinnenfingern war er ein Leben lang von den Gleichaltrigen verspottet worden. Früher war er regelmäßig von seinen Mitschülern gehänselt und auch verprügelt worden-er hatte in seinem ganzen Leben nur einen einzigen Freund gehabt, nämlich Felix, aber auch den hatte er immer zu dominieren versucht, was der meistens auch tolerierte. Jetzt starb vor seinen Augen und sozusagen durch seine Hand ein Mensch, der das absolut verdient hatte-zumindest nach seinem Dafürhalten. Er hatte es gewagt, ihr bequemes Leben zu stören, indem er das Haus kaufte und mit seiner Familie bezog. Lars hatte nämlich vorgehabt, noch ein wenig Geld zu sparen und dann den Gutshof selber zu erwerben-zusammen mit Felix hätte er dann ihre Produktion ausgeweitet und sie hätten sich dort ein schönes Leben gemacht. Aber jeder der seine Kreise störte, würde dafür zur Rechenschaft gezogen werden, so wahr er Lars Degowski hieß!

    Nun begann auch das Baby zu weinen, das mitbekommen hatte-so klein es auch war- dass hier irgendetwas nicht in Ordnung war und jetzt kam plötzlich Leben in Felix. Mit ein paar Schritten war er am gut isolierten Kabel und zog heftig daran, so dass die Enden, die Lars einfach abisoliert und um die Gitterstäbe gelegt hatte, abgingen und der Strom nicht mehr durchfließen konnte. Nun begann allerdings das Starkstromkabel Funken zu sprühen und wie eine Schlange durch die mächtige Energie des Drehstroms, der hindurch floss hin und her-zu schlagen. Mit einem Fluch sprang Lars zurück, war mit ein paar Schritten an der Verteilung und schaltete den Strom zu diesem Kabel, das normalerweise die Verpackungsmaschine versorgte, ab. Nachdem die Foliermaschine, die ja schon ein älteres Modell war, ihre Macken hatte und Drehstrom brauchte, hatten sie so ein Kabel durch den Gang verlegt. Zunächst war das Ganze durch eine Sicherung abgesichert gewesen, aber weil die alte Maschine immer wieder Fehlströme aufwies und ständig eben diese Sicherung geflogen war, was sie wieder ins Haus hatte eilen lassen, um sie wieder reinzudrücken-anfangs war sogar immer einer der FI-Schalter geflogen und die alten Leutchen waren ebenfalls teilweise ohne Strom gewesen- so hatte Lars da eine Brücke eingebaut und nun reagierte das System eben nicht mehr auf Fehlströme, was zwar gefährlich war, aber das hatte Lars nichts ausgemacht.

    „Sag mal spinnst du!“ fuhr er seinen Freund an. „Du hättest uns beinahe umgebracht!“ aber Felix stand immer noch leichenblass vor dem Gitter und starrte auf das Drama, das sich-untermalt von Babygeschrei- dahinter abspielte. Sarah hatte Ben, sobald der Strom weg war zu Boden gezogen und seine Vitalfunktionen überprüft. Er war noch knapp bei Bewusstsein, aber schon während sie an der Halsschlagader nach seinem Puls fühlte, spürte sie nur noch ein schwaches Flattern und dann schlossen sich Ben´s Augen und er wurde bewusstlos. Auch die Atmung hatte ausgesetzt und so begann Sarah mit dem Mut der Verzweiflung mit der Reanimation. Der Strom hatte augenscheinlich sein Herz geschädigt und eigentlich war er schon tot-sozusagen hingerichtet wie auf dem elektrischen Stuhl, aber das konnte sie nicht akzeptieren-vielleicht hatte er doch noch eine minimale Chance!
    Sarah schob sein Shirt nach oben, kniete sich neben ihn und begann seinen Brustkorb rhythmisch, wie sie es schon hunderte Male in ihrem Leben gemacht hatte, einzudrücken. Laut zählte sie 28,29,30, hörte dann auf, um seinen Kopf zu überstrecken, seine Nase zuzuhalten und ihm zweimal Atemspende zu geben. Danach begann sie sofort wieder mit der Thoraxkompression in einem Takt von etwa 100 Mal pro Minute.
    Nun stellte sich Felix eigentlich zum ersten Mal in seinem Leben gegen Lars. „Warum hast du das getan?“ schrie er ihn an, aber Lars verteidigte sich: „Das war nur eine Vorsichtsmaßnahme, um uns zu schützen und wie du siehst ja nicht vergebens. Wäre er nicht aus dem Gefängnis ausgebrochen, würde er jetzt nicht so daliegen!“ schrie er zurück. „Aber das spielt doch sowieso keine Rolle-du hattest doch eh vor, die ganze Familie umzubringen, aber da mach ich nicht mit!“ brüllte nun Felix, riss sich die Gasmaske vom Hals und schleuderte sie beiseite. „Die Polizei ist wahrscheinlich schon unterwegs, die suchen uns und werden uns sicher auch bald finden. Gerade wenn da jemand aus ihren Reihen betroffen ist, lassen die nicht mehr locker, bis die Schuldigen bestraft sind!“ appellierte er an seinen Freund. „Komm lass uns aufgeben, wir stellen uns und in ein paar Jahren sind wir wieder draußen!“ versuchte er Lars zu beeinflussen, aber der schüttelte den Kopf und wies anstatt dessen auf das schreckliche Schauspiel, das sich vor ihren Augen abspielte. „Wir haben einen Polizisten umgebracht-wir wandern lebenslänglich hinter Gitter, ich werde mich nicht ergeben!“ fuhr Lars ihn an.

    Sarah pumpte derweil mit dem Mute der Verzweiflung das Blut durch Ben´s Körper. Sie merkte schon-sehr lange würde sie das nicht mehr durchhalten. Sie war eh schon schwach gewesen und bei der körperlichen Anstrengung floss nun auch das Blut wieder vermehrt aus ihr heraus, aber trotzdem würde sie nicht aufgeben, bevor sie nicht selber bewusstlos über ihrem geliebten Mann zusammen brach. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn sie nicht einfach alles versuchte!

    Semir und Hartmut hatten derweil nochmals die Kabel verfolgt. Die führten in die Remise, verschwanden dann aber unter Putz im Boden. „Da muss irgendwo ein Keller sein, ein Gang oder so etwas-wenn ich nur eine Ahnung hätte, wo der Zugang ist!“ überlegte Semir verzweifelt, während sie hektisch herumblickten. Allerdings war die Remise groß und nicht sonderlich gut beleuchtet und immer mehr formte sich in Semir´s Bauch das Gefühl, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten. Sein Freund brauchte gerade dringend seine Hilfe-er fühlte es, aber wie sollte er ihn nur finden.
    Auf dem Herweg hatte er Hartmut auch von Ben´s unheimlicher Begegnung in dem Wäldchen erzählt, die er erst für ein Phantasieprodukt gehalten hatte und dass auch Lucky abgehauen war. Nun fiel Hartmut etwas ein. „Semir-Ben hat uns doch erzählt, dass sein Haus sozusagen historische Wurzeln hat und da Steine aus einem geschleiften Kloster verbaut sind-lag das vielleicht in dem Wäldchen, das ihr ergebnislos durchsucht habt?“ fragte er aufgeregt und Semir nickte. „Wir haben da zwar keine Ruinen mehr gefunden, aber Ben hat mir das erzählt. Er weiß das von einem Geschichtsprofessor in Rente, den er öfters beim Gassi gehen trifft.“ bestätigte er. „Und mitten im Dorf war ein Frauenkloster und da haben sie auch Babyskelette gefunden, wenn ich mich recht erinnere?“ fragte Hartmut und wieder nickte Semir. „Irgendwie müssen die Mönche ja ungesehen zu den Nonnen gekommen sein-ich habe da schon öfters von unterirdischen Gängen gehört und die Richtung könnte stimmen. Was wäre jetzt, wenn hier unterirdisch ein Gang führt, dessen Zugang wir nur nicht entdecken können, weil er so gut getarnt ist? Aber nachdem ich nicht an Geister und übernatürliche Erscheinungen glaube, denke ich, dass da jemand den anderen Zugang zu schützen weiß-wir werden uns da jetzt einfach umsehen und die Augen offen halten-was Besseres fällt mir jetzt auch nicht ein!“ sagte der Rotschopf und Sekunden später saßen sie in Semir´s Wagen und der holperte so schnell er konnte über den Feldweg zu dem Wäldchen.

    So-jetzt auch zu dieser Geschichte wenigstens ein Abschlussfeed, wenn es zu viel mehr aus Zeitgründen auch nicht gereicht hat.
    Ich fand die Story, die ich ja schon kannte, mir da aber vorgenommen hatte, beim Erscheinen heftig zu feeden, sehr spannend und rund. Na ja die Sache mit den Emotionen hatten wir ja schon mal, aber da kannst du eben auch nicht aus deiner Haut, Yon! ;)
    Was ich sehr witzig fand-und was im Gegensatz zur Urfassung auch neu war, war die Erwähnung der kleinen Daisy, die inzwischen-wie du ja weisst-in Bayern gut angekommen ist :D .
    Die Sache rund um den bolivianischen Drogenboss Torres, der versucht sich an den Ermittlern, die den Tod seines nächsten Angehörigen verschuldet hatten zu rächen, war sehr spannend beschrieben und ich glaube fast auch, dass da noch was nachkommt und ein Angehöriger die Rache weiterführt!
    Das war wieder eine typische Yon-Geschichte. Sehr gut aufgebaut, keine Rechtschreibfehler, logisch, spannend und den emotional eher kühlen Norden merkt man eben auch, aber so hat eben jeder seine Spezialitäten! Natürlich bin ich bei der nächsten Story, die ja schon existiert wieder dabei und hoffe, da mehr zum Lesen und Feeden zu kommen!

    Endlich bin auch ich dazu gekommen, die Geschichte zu Ende zu lesen.
    Mich hat es nicht gestört, dass die Action im Hintergrund war, obwohl es ja immerhin Tote gegeben hat. Das war ein geschickter Schachzug von dir, uns so mit den Charakteren aus deinen nun nicht mehr zugänglichen Geschichten vertraut zu machen. Seit ich selber Geschichten schreibe, bin ich eigentlich nicht mehr auf FF.de, weil ich da keine Zeit dazu habe, drum kenne ich die Neueren nicht mehr.
    Ich habe die Story gerne gelesen und freue mich, wenn wir mit Semir, Ben, Mikkael, Matti, Eva, Veikko-oh verdammt und wie sie so alle heißen- bald in neue Geschichten eintauchen dürfen-und auch ich wünsche dir auf diesem Weg viel Glück bei den Klausuren!

    So-bin auch wieder da! Kennt ihr das, wenn man so wahnsinnig viel Dinge tun muss und auch tut, dabei aber die Sachen zurück treten müssen, die man eigentlich gerne macht-wie für deine Geschichten feeden, Campino?
    Nun aber zum Inhalt:
    Ayda und Ben werden nun zeitnah entlassen-also mir macht der Krankenhausgeruch nichts auch-echt nicht :D . Sehr gut beschrieben, wie Ayda noch Wortfindungsstörungen hat, aber ich glaube auch, dass sie das Ganze folgenlos überstehen wird und ihre Familie und die Freunde werden sie da sicher unterstützen. Na ja und klar wird Lilly eifersüchtig sein und die Mädels werden sich auch mal kloppen, aber das ist genau das, was Ayda jetzt braucht! Aber ich denke, dieser Schauplatz kann jetzt genau so wie bei Ben verlegt werden.
    Allerdings hat mir der andere Schauplatz, die "Germania"-Kneipe Bauchschmerzen bereitet. Das Schlimme an der Sache ist ja, dass du hier keine Fiktion beschreibst, sondern traurige Realität in Deutschland. Auch macht es mir Sorge, dass der Anführer sich nun anscheinend an unseren "Helden" rächen will und mit der Autobahnpolizei da leider auch völlig richtig liegt!

    Die Chefin schickt, nachdem sie von der Vernehmung des schuldlosen Asiaten informiert wurde-und von den anderen Sachen natürlich ebenfalls-ihre Männer nach Hause ins Bett-ja da kann ich ein Wörtchen mitreden, wie schwer so eine Umstellung vom Nacht- in den Tagdienst ist!
    Aber zu den Drogen kann man nur sagen: Semir wenn wüsste....
    Mir war jetzt allerdings der Stimmungsunterschied vom Krankenhaus zur PASt gar nicht so aufgefallen und auch wenn man Sorgen hat-man muss ja trotzdem wieder funktionieren und auch mal fröhlich sein, sonst geht man kaputt-ich spreche da gerade aus Erfahrung!