Ja Westhof ist wirklich verrückt-der findet, er hat das einzig Richtige getan, als er Svantje ermordet hat! Die Sorge um Mikael war dann sicher auch echt, deutet aber auf ein krankes Hirn hin-na ja, das würde jeder bestätigen, der Schneewittchen in seinem Sarg gesehen hat!
Semir hat beinahe ein schlechtes Gewissen, weil er Ben nicht zum Verhör zugezogen hat, aber der ist ihm deswegen nicht böse, sondern hat sich liebevoll um Oskari gekümmert und will jetzt seine Ängste angehen-Respekt!
Ja wenn nicht noch etwas Entscheidendes passiert, ist der Fall gelöst, der Täter hat gestanden und zu was ihn der Richter verurteilt, liegt nicht mehr in Semir´s und Ben´s Hand. Was allerdings mit Mikael passiert und ob der den Weg zurück ins Leben findet, das wirst du uns hoffentlich nicht vorenthalten, harukaflower!
Beiträge von susan
-
-
Puh Campino! Mir wird gerade Angst und bange. Die Vorstellung von einer radikalen nationalsozialistischen, mächtigen Organisation im Hintergrund, die hoffentlich nur in deiner Phantasie existiert-aber das Schlimme ist ja, dass wir das leider nicht so genau wissen-macht mir Angst
. Das wäre sozusagen der Gegenspieler der IS und dann ist der nächste Krieg, ob zwischen Staaten oder Ideologien schon vorprogrammiert!
Aber politisch sind wir schon auf der selben Linie, wie ich sehe, denn wir hier in Deutschland, oder fast überall in Europa leben wie die Maden im Speck-natürlich arbeiten wir auch dafür-aber wir nehmen uns heraus, vornehm und verächtlich auf Leute herunter zu sehen, die auch fleißig sind, Familien haben, arbeiten wollen, sozial sind -also einfach Menschen wie wir und nur weil die in einem anderen Land geboren sind, eine fremde Sprache sprechen und/ oder eine andere Hautfarbe haben, halten wir sie für Schmarotzer. Na ja eigentlich nicht "wir" sondern eben viele "rechtschaffene Deutsche", wie Rocky und Stuka und deren Sympathisanten. Und genau das sind die Leute, die anfällig sind für die braune Gefahr und sich vielleicht wünschen, wieder einen "Führer" zu haben, der ihnen sagt, was sie zu tun und zu lassen haben, anstatt diese Menschen zu integrieren, sich über neue und junge Arbeitskräfte zu freuen, die die Stellen besetzen, die wir mit unserer 1,4 Kinder -Politik schon lange nicht mehr bedienen können. Die Zuwanderer, die auch mal unsere Renten mit finanzieren und die unser Land zu einem bunten und fröhlichen und nicht in braunem Einheitsbrei marschierenden machen, sind nicht das Problem, denn wir können es uns als eines der reichsten Länder durchaus leisten, da humanitäre Hilfe zu leisten.
Ui-gerade ist mir aufgefallen-wenn der Verfassungsschutz meinen Post durch ne Suchmaschine laufen lässt, dann werde ich mit den vielen Schlagworten sicher als gefährlich eingestuft und demnächst unter Beobachtung gestellt! -
Nach einer Weile brachte Semir Sarah wieder zurück in ihr Zimmer, denn Hildegard und Tim würden jetzt kommen, empfing seine eigenen Besuche-Jenni und Bonrath hatten vorbei gesehen-und ging dann wieder zurück auf die Intensiv. Ben war inzwischen ganz wach und wurde gerade frisch gemacht und ein wenig anders hingelegt. Der Fuß mit der Redondrainage ziepte ganz ordentlich, aber das war ein klarer, sauberer Schmerz, der auch wieder nachließ, als er ruhig da lag und außerdem bekam er ja auch Schmerzmittel. Dieser andere Schmerz war so entsetzlich gewesen-er hatte gemeint sein Arm und sein Bein würden demnächst abfallen, es hatte getobt und ihn zermürbt, während die Extremitäten jetzt ein wenig zogen, aber das war gut auszuhalten.
Bevor er in den verdienten Feierabend ging, sah einer der Unfallchirurgen noch nach all seinen frisch operierten Patienten und stand deshalb lächelnd an Ben´s Bett. „So Herr Jäger-haben sie alles gut überstanden?“ fragte er und Ben lächelte noch ein wenig erschöpft zurück und nickte. „Ich möchte mir nur noch schnell die Wunden ansehen, darf ich?“ fragte der Chirurg und der dunkelhaarige Polizist nickte. So zog der Arzt nach der routinemäßigen Händedesinfektion Einmalhandschuhe an, betastete erst den Fuß, der mit elastischen Binden gewickelt war, war aber sehr zufrieden und dann schlug er das grüne Tuch ums Bein, das teilweise ein wenig angeklebt war, vorsichtig zurück. Semir sah interessiert zu-er war Ben schon bei ziemlich vielen Behandlungen beigestanden und hatte eigentlich einen starken Magen, aber jetzt wurde er grün im Gesicht.
Auch Ben hatte den Kopf ein wenig gehoben und zunächst einmal wie unbeteiligt an sich herunter gesehen, der Schmerz war ja gering und er hatte keine Ahnung was ihn erwartete. Als er aber nun sein Bein sah, das völlig offen vor ihm lag, entwich ihm ein Entsetzenslaut. Es sah aus, als hätten die Ärzte mitten während der Operation aufgehört und nicht zu Ende operiert. Sein Bein klaffte auseinander, nur im Bereich des Knies ging die Haut noch rund herum. Sowohl am Unter-als auch am Oberschenkel lagen die bauchigen, dunkelroten Muskelbälge bloß, man konnte Sehnenscheiden und Gefäße in der Tiefe schimmern sehen und ein klein wenig Blut, allerdings wirklich ausgesprochen wenig, war auch herunter gelaufen. Ben atmete mit einem Entsetzenslaut aus. „Ich glaube mir wird schlecht!“ sagte er tonlos und begann zu würgen. Die Schwester sprang herbei und hielt ihm eine Nierenschale vor.
„Herr Jäger-auch wenn sie mir das vielleicht jetzt nicht glauben wollen, aber das sieht gut aus!“ sagte der Arzt, während er das Tuch wieder zurück schlug und sich nun auch noch den Arm ansah, wo allerdings nur der Oberarm betroffen war. Ben hatte die Augen jetzt geschlossen, aber so sehr er auch versuchte die schrecklichen Bilder aus seinem Kopf zu bekommen-es gelang ihm nicht. „Was haben sie mit mir gemacht? Bleibt das so?“ fragte er nun tonlos und ein schleimiger Blutfaden lief aus seinem Mundwinkel, den die Schwester stirnrunzelnd betrachtete und dann mit Zellstoff abwischte. Hatte er sich jetzt etwa noch auf die Zunge gebissen? Irgendwie fasste ihr Patient gerade in die Vollen.„Ja Herr Jäger-momentan muss das so bleiben, das war die einzige Möglichkeit ihr Bein und ihren Arm zu erhalten!“ begann nun der Arzt zu erklären. So ein Mist-weil sein Patient vorher mit Opiaten so abgeschossen gewesen war, hatte man ihn ja gar nicht richtig aufklären können und so hatte der vermutlich gerade den Schock seines Lebens erlitten. „Durch den Durchfluss des Stroms durch ihren Körper ist Muskelgewebe abgestorben, sowohl im Arm als auch im Bein und durch die darauf folgende Schwellung hat sich ihr Körper sozusagen selber die Versorgung abgeschnitten. Wenn wir das nicht weit eröffnet, so den Druck weg genommen und die Blutzirkulation wieder ermöglicht hätten, wären das Bein und der Arm abgestorben und spätestens morgen hätten wir nur noch amputieren können-übrigens ein Schicksal, das viele Stromopfer haben. Auch wenn das jetzt wild aussieht-das Gewebe wird heilen und wir haben ein paar Signalfäden an den Wundrändern belassen, so dass wir in ein paar Tagen vielleicht schon damit beginnen können, die Haut, die sich leider durch ihre elastischen Fasern als erstes zurück zieht, wieder anzunähern. Falls uns das nicht gelingt, werden wir mit Spalthaut die Defekte zu decken versuchen, aber glauben sie mir, das wird verheilen und wenn es bisher noch nicht zu Nerven- und Gefäßschäden gekommen ist, dann wird sie in ein paar Wochen nur noch ein wenig Narbengewebe an diesen rettenden Eingriff erinnern“ versuchte er seinen Patienten zu beruhigen, aber der würde-wie sein Freund auch- wohl noch eine Weile brauchen, um den Anblick zu verarbeiten.
Kurz prüfte er noch die Sensibilität der Finger und auf die Frage ob er die Berührung spüre, nickte der. Auch wenn er sich fast nicht traute-er schaffte es auch mit den verbundenen Zehen zu wackeln und fühlte auch das Kneifen, als der Chirurg so das Gefühl dort prüfte. Jetzt musste er allerdings erst einmal runter kommen und auch Semir atmete tief durch und war froh, dass die Übelkeit langsam nachließ, vor allem auch, weil nun die Tücher wieder fein säuberlich zugeschlagen waren und die Decke über seinen Freund gebreitet wurde. „Geben sie ihm doch ein wenig Tavor zur Beruhigung!“ ordnete der Chirurg, nachdem er seine Handschuhe entsorgt und die Hände erneut desinfiziert hatte, an. Die Schwester nickte und als der Arzt sich verabschiedet hatte, holte sie schnell eine Ampulle aus dem Kühlschrank und spritzte sie ihrem Patienten, dem daraufhin die Augen zufielen. Lorazepam wirkte beruhigend und Angst lösend und das war genau das, was Ben jetzt brauchte.
Semir, der schon befürchtet hatte, er müsse ebenfalls um eine Kotzschale bitten, hätte am liebsten auch etwas von dem tollen Zeug verlangt, das seinen Freund selig wegdämmern ließ, aber so musste er in sein Zimmer zurück und hatte die schrecklichen Bilder immer noch so präsent in seinem Kopf, als wenn der Verband nicht wieder verschlossen worden wäre.
Als er später am Abend nochmals mit Sarah nach oben ging, schlief Ben immer noch und sie ließen ihn schlafen. So würde er vermutlich momentan am besten mit der Situation zu Recht kommen und morgen war ein neuer Tag und da konnte man dann über die ganze Sache sprechen. Semir hatte Sarah voller Entsetzen auf dem Herweg erzählt, wie die Wunden aussahen, aber die hatte mit den Schultern gezuckt. „Semir-ich weiss wie das aussieht, wenn man eine Fasziotomie vorgenommen hat-das ist nichts für schwache Nerven, aber zusammen werden wir das schaffen, Ben wird sich an den Anblick gewöhnen und immerhin konnte man Arm und Bein erhalten-das ist das Wichtigste!“ sagte sie und nach kurzem Zögern hatte Semir ihr zugestimmt.In der Nacht bekam Semir starke Atembeschwerden und musste sogar Sauerstoff kriegen. Ihm und auch dem hinzu gerufenen Arzt war nicht ganz klar, ob das eine körperliche Ursache hatte, oder ihm eher seine Nerven einen Streich spielten. So durfte er erst inhalieren, bekam dann auch von dem guten Tavor-allerdings als Tablette- und die für den nächsten Tag geplante Entlassung wurde verschoben, man würde sich statt dessen die Lunge nochmals näher ansehen. So schliefen die beiden Freunde-jeder in seinem Bett- dann doch noch selig vor sich hin und auch Sarah erholte sich. Morgen wäre ein neuer Tag-man würde sehen, was der bringen würde!
-
Endlich wird Westhof gefasst! Ich dachte im ersten Moment auch schon, die beiden Polizisten lassen ihn versehentlich davon kommen, aber dann hat es bei dem einen Gott sei Dank doch noch Klick gemacht! Und gegen Semir mit seinem BMW hat natürlich Westhof im Kleinwagen keine Chance. Siehste-du kannst das doch mit der Beschreibung einer Verfolgungsjagd mit Crash-harukaflower!
Ben passt derweil auf Oskari auf-na hoffentlich gehts dem noch gut, wenn Eva aus dem Krankenhaus zurück ist-der ist ja immerhin noch ein ziemlich kleines Baby, ich hoffe Ben hat das im Griff! -
Während Ben in den OP gebracht wurde, hatte der Physiotherapeut Sarah und Semir erklärt, was es mit dem Eisbergphänomen so auf sich hatte. Das war Spezialwissen, das in der Intensivpflegeausbildung nur am Rande behandelt wurde, denn wer in einer Verbrennungsklinik arbeitete, bekam das dann vor Ort mit, allerdings hätten Ärzte da schon daran denken müssen, vor allem musste man auf so massive Schmerzen einfach reagieren und konnte den Patienten nicht als Memme abstempeln und musste da gründlicher nachsehen, aber da hatte Ben einfach Pech gehabt. „Nach so schweren Stromverletzungen mit Verkrampfungen der Muskulatur die gleich zu Luxationen und Frakturen führt, kommt es recht häufig zu Muskelnekrosen unterschiedlichen Ausmaßes. Häufig führt das dann zu massiven Ödemen rund um die Verletzungsstelle und in den Extremitäten kann dann das Gewebewasser nicht oder nur schlecht ablaufen, was zu so einem Kompartmentsyndrom führt, weil die Faszie, die den Muskel umschließt nicht oder kaum nachgibt. Unbehandelt führt das zu einer Schädigung von Nerven und Blutgefäßen in den betroffenen Extremitäten, wenn die Fasziotomie aber noch rechtzeitig kommt, was wir jetzt einfach hoffen, dann heilt das folgenlos ab. Allerdings kann es eine ganze Weile dauern, bis man die Wunde wieder verschließen kann und manchmal sind auch Hauttransplantationen zur Deckung notwendig!“ erzählte er aus seinem Erfahrungsschatz. „In der Verbrennungsklinik haben wir bald nach der OP mit Lymphdrainage begonnen und das Krankheitsbild so positiv beeinflusst, ich werde das auch bei ihrem Mann und Freund anordnen lassen und mich ab jetzt intensiv um ihn kümmern!“ kündigte er an und Sarah bedankte sich.
„Wenn sie die Ärzte da nicht darauf aufmerksam gemacht hätten, was ihm fehlt, hätte er vielleicht Arm und Bein verloren-ich danke ihnen ganz herzlich dafür!“ sagte sie und der Krankengymnast lächelte. „Das ist doch selbstverständlich, jeder tut was er kann zum Wohle unserer Patienten, aber jetzt werde ich mal langsam meiner anderen Arbeit nachgehen-ich sehe aber wieder nach Herrn Jäger!“ versprach er und in diesem Augenblick wurde das Babybettchen mit einer kleinen vor Hunger brüllenden Mia-Sophie hereingefahren. Sein Blick erhellte sich und er fragte: „Darf ich?“ und als Sarah nickte, hatte er schon die kleine Maus, deren Gesicht hochrot angelaufen war, so musste sie ihren Kummer in die Welt hinausschreien, aus dem Bettchen genommen, kurz an sich gedrückt und dann der Mutter überreicht. „Ach ich finde so kleine Babys einfach entzückend. Unser Sohn ist schon drei und wir hoffen darauf, dass es bald einmal klappt mit dem Zweiten, aber wenn nicht, dann können wir es auch nicht ändern, aber so ein süßes kleines Mädchen-das wäre schon was!“ sinnierte er noch und fügte dann hinzu:
„Die Operation wird sicher so ein bis zwei Stunden dauern, ich würde vorschlagen sie lassen sich von der Intensiv verständigen, wenn Herr Jäger zurück ist und sehen jetzt erst einmal zu, dass dieses kleine hungrige Wesen etwas bekommt!“ schlug er vor und Semir nickte: „Sarah-ich gehe jetzt noch ein wenig auf mein Zimmer und gebe Andrea Bescheid, dass ich morgen entlassen werde. In einer Stunde komme ich wieder und dann warten wir hier gemeinsam darauf, dass wir nach Ben sehen können!“ und so geschah es.Als Semir wieder zurück war, schlief eine satte und zufriedene Mia-Sophie auf Sarah´s Bauch und sie unterhielten sich leise, bis endlich der ersehnte Anruf von der Intensivstation kam, sie das schlafende Baby vorsichtig ins Bettchen legten und im Kinderzimmer abgaben. Diesmal nahm Semir vorsichtshalber gleich einen Rollstuhl für Sarah mit, damit die mit ihren Kräften Haus hielt und wenig später standen sie an Ben´s Bett, bzw. saßen, denn Sarah´s Freundin hatte gleich noch einen Stuhl für Semir neben den Rollstuhl gestellt, den die vorausschauende Schwester auf der Entbindungsstation mit einem Sitzring für Sarah ausgestattet hatte und so streichelten sie ihn, hielten seine Hand und warteten bis Mann und Freund ganz wach würde.
Nach einer ganzen Weile schlug Ben die Augen auf und sah verwundert um sich, aber als er Sarah und Semir an seinem Bett sitzen sah, zog ein Lächeln über seine Züge, bevor er wieder einschlief. Noch ein halbes Stündchen später kam seine betreuende Schwester, kontrollierte die Blutgase und die Durchblutung der Hand und des Fußes und als er von der Berührung erwachte, fragte sie ihn: „Schmerzen?“ aber Ben schüttelte den Kopf. Ach wie herrlich war es, einfach schmerzfrei da zu liegen und vor sich hin zu schlafen-behütet von seiner Familie und seinem besten Freund und was sie jetzt mit ihm gemacht hatten, würde er schon noch rechtzeitig erfahren, aber eigentlich war es ihm gerade auch völlig egal. -
Ben hatte im Gegensatz zu Mikael ja immer eine echte und mit den Gerkhan´s noch eine Ersatzfamilie-nun ja-eigentlich hatte der ja seine Eltern schon noch, aber er wusste es nicht und so ein Verrat zerstört denke ich das ganze Urvertrauen, das Menschen-vor allem Kinder sonst einfach so mitbringen. Und das post-it, das Eva unter seinen Sachen gefunden hat zeigt ganz klar, dass Mikael das vermutlich gar nicht mit Absicht macht-seine Eigenbrötelei und sein merkwürdiges Benehmen-er weiss es einfach nicht besser und ich würde fast sagen, dass der sogar an einer leichten Art von Asperger-Autismus leidet, also manchmal auch gar nicht versteht, wenn er andere verletzt.
Aber leider machen ihn die ganzen Erkenntnisse nicht gesünder, sondern er liegt immer noch in unverändertem Zustand beatmet auf der Intensiv.
Westhof hat man auch noch nicht gefunden, also im Moment treten alle auf der Stelle und dass es Ben schlecht geht sieht man daran, dass er nicht voller Begeisterung über den sicher leckeren Auflauf herfällt, sondern eher gedankenlos in seinem Teller rumstochert!
Aber Eva ist am Allermeisten betroffen-sie liebt Mikael trotz aller Widerstände und sie haben ein gemeinsames Kind-ihr zuliebe hoffe ich, dass Mikael bald aufwacht! -
So jetzt noch zur Story: Kevin analysiert seine Gefühle für Annie und braucht jetzt unbedingt seine Erinnerungskiste, die er bei Kalle abholt. Na ja, die beste Hausfrau scheint die ja nicht zu sein, aber Hauptsache, sie hat sich liebevoll um Kevin und Janine gekümmert, als die noch klein waren. Was in der Schachtel wohl drin ist?
Kevin ist nun der festen Überzeugung, dass er von einem Typen beschattet wird und kauft sich den dann im Bus-allerdings war der wohl wirklich kein Neonazi, aber in Anbetracht des hart arbeitenden Mannes mit dem Presslufthammer in seinem Kopfist Kevin wohl nicht so ganz fit und die Aggressionen schlagen hoch. Trotzdem denke ich, dass er beschattet wird-halt nur nicht von diesem Typen.
-
Ben, der dank der Opiate in einem Dämmerschlaf da lag und herzlich froh darüber war, denn er hätte es wohl keine Sekunde mehr ausgehalten, wurde in die OP-Abteilung gebracht. Er hatte Semir´s Rückkehr mitbekommen, die ganzen Ärzte, die um ihn herum standen und ihn anfassten, aber jetzt war es ihm egal. Die Gespräche plätscherten dahin, ohne dass er sich betroffen fühlte, dann setzte sich sein Bett in Bewegung und er musste die Hand seines Freundes loslassen. Er wurde auf eine Art Fließband gepackt und dann sah ihn ein Augenpaar über einem Mundschutz an und sagte etwas zu ihm, was er aber gar nicht richtig verstehen konnte und so dämmerte er weiter, bis er in der Einleitung das Narkosemittel gespritzt bekam und dann endgültig weg war.
Man intubierte ihn problemlos und als er wenig später in den Saal gebracht wurde, waren dort schon die Bilder seiner Wadenbeinfraktur am Bildschirm an der Wand aufgerufen. Der Unfallchirurg, der ihn sich auf der Intensiv angesehen hatte, und ein Kollege besahen sich die und kamen überein, die Frakturversorgung und die Fasziotmie des Beins gleichzeitig zu erledigen. „Sonst zieht sich das wieder ewig, bis wir ihn verplatten können und jetzt liegt er schon mal in Narkose, dann nutzen wir das auch aus!“ wurde beschlossen. „Wir beginnen aber mit dem Arm!“ wurde der OP-Schwester Bescheid gesagt und die nickte. Allerdings war da kein großer Aufwand nötig-das Wichtigste an Instrumentarium war da ein Skalpell, ein paar Pinzetten und eine derbe Schere. Man strich also zunächst einmal den Arm von der Schulter bis zu den Fingern dreimal mit Desinfektionslösung ab, entfernte zuvor auch den Feuchtverband an der Hand und nun konnte man auch, ohne dass der gut narkotisierte Patient dagegen spannte, das Ausmaß der Gewebeschwellung erkennen. „Das ist wirklich kurz vor knapp-gut dass unser junger Kollege so schnell geschalten hat!“ stellte der eine Chirurg fest und begann nun, nachdem man den Arm noch auf ein steriles Tischchen ausgelagert hatte, mit einem großzügigen Schnitt die Haut des Oberarms über dem Bizepsmuskel zu spalten. Die blutete ein wenig, aber mit elektrischer Blutstillung und Tupfen war das bald im Griff und als man nun vorsichtig mit der Schere die Muskelfaszie spaltete, war es eigentlich erschreckend, dass aus diesem ansonsten so gut durchbluteten Gewebe kein Tropfen kam. Durch die massive Druckerhöhung in der Muskulatur hatte sich der Körper sozusagen selber die Blutversorgung abgeschnürt. Eine kleine Muskelnekrose in der Nähe des Oberarmknochens wurde noch ausgeräumt, die anscheinend der elektrische Strom verursacht hatte und dann ließ man den Arm einfach offen und schlang nur ein grünes Tuch herum.
Nun wandten sich die Operateure dem Bein zu. Zunächst wurde wieder abgestrichen, diesmal-nach Entfernung der Schiene- das Bein von den Zehen bis zur Hüfte. Der Springer hatte zuvor noch rasiert, dass kein Härchen mehr zu finden war und nachdem die beiden Operateure nun frische Sterilkittel und Handschuhe angezogen hatten, eröffneten sie hier in zwei Schichten das Bein auf der ganzen Länge von der Wade bis zum Oberschenkel, denn leider war die Blutversorgung auf der ganzen Linie schlecht. Auch hier fand man sowohl im Oberschenkelmuskel, als auch in der Wadenmuskulatur sterile Nekrosen die man ausräumte und es war auch imponierend, wie gleich die Blutversorgung im Fuß besser wurde und der seine Farbe von leichenblass zu rosig wechselte, als die Faszie eröffnet war und das Blut wieder ungehindert zirkulieren konnte. Nun versorgte man noch mit Platten und Schrauben die Fibulafraktur, machte dort unten auch einen korrekten Wundverschluss mit Drainagenanlage und nach knappen zwei Stunden waren die Eingriffe beendet.
Arm und Bein waren nur locker in sterile Tücher gehüllt und auf dem postoperativen Verordnungsbogen, den der Springer noch rasch ausdruckte stand, dass man die Wunden weit offen lassen und nur steril abdecken solle. Die Chirurgen würden da immer wieder einen Blick darauf werfen und wenn es notwendig war, konnte man dann die Wunden mit Ringerlösung feucht halten. Auch stand noch darauf, dass man die Extremitäten hoch lagern solle, damit die Gewebeflüssigkeit schön zum Körper hin abtransportiert wurde. „So das war kurz vor knapp, aber ich hoffe jetzt schon, dass man ihm Arm und Bein erhalten kann. Es darf jetzt nur keine Infektion hinein kommen, aber bisher war ja kein Eiter in seinem Organismus zu finden und das bleibt auch hoffentlich so!“ bemerkte der Unfallchirurg und dann besprach man noch mit dem Anästhesisten, der gerade dabei war, Ben wieder aufwachen zu lassen, dass man ihn bei diesen riesigen Wundflächen doch antibiotisch abdecken würde und das Antibiotikum, das ja erst morgens abgesetzt worden war, nun einfach weiter laufen würde.
Wenig später kam Ben langsam zu sich, begann zu husten und schon zog man den Tubus aus seinem Hals. Ben war durch die ganzen Opiate und Schlafmittel noch sehr gedämpft, aber voller Erleichterung stellte er fest, dass der Vernichtungsschmerz in Arm und Bein einem anderen, dumpfen Schmerz, der aber viel besser erträglich war, gewichen war. Nur der Unterschenkel tat weh, dort war der Schmerz scharf, aber als er das auf Nachfrage schilderte, bekam er sofort etwas dagegen und wurde dann vorsichtig über das Schleusenband in sein Bett befördert. Auf der Station verkabelte man ihn wieder an seinem Bettplatz, legte ihn auf den Rücken und packte dicke Lagerungskissen unter Arm und Bein.
„So-jetzt rufen wir auf der Entbindungsstation an, dass Sarah vorbei kommen kann, die hat sonst sowieso keine ruhige Minute, bevor sie ihn nicht gesehen hat!“ beschloss die Spätdienstschwester und hängte sich auch gleich ans Telefon. So waren wenig später eine sehr besorgte Sarah und ein fast ein wenig erleichterter Semir, weil das bange Warten nun ein Ende hatte, gemeinsam auf dem Weg zu Ben, der noch seinen Narkoserausch ausschlief. -
Och du Armer! Ja das ist gemein, wenn einen seine FF-Charaktere einholen, allerdings bin ich nun etwas besorgt, wenn ich so daran denke, was mich denn so ereilen könnte
, wenn deine Theorie stimmt.
Ach ja und falls es dich tröstet-in vier Wochen etwa hast du das Schlimmste überstanden-nur so zur Info. Ich habe mir nach einem Sturz vom Pferd auch mal zwei Rippen gebrochen, so lange hat das damals gedauert-und das Gemeinste daran war, dass ich damals ein Baby mit vier Monaten hatte, das natürlich trotzdem getragen werden musste und ich wegen dem Stillen auch keine einzige Schmerztablette genommen habe. Dir kann ich zu ausreichend Ibuprofen oder Diclofenac raten-aber nicht soviel wie Kevin auf einmal einwerfen!Und gell-beim rumlaufen geht es am besten, ich wollte damals schon eine Konstruktion erfinden, wie ich im Stehen schlafen kann und mein Mann, der sich vor ein paar Jahren gleich sieben Rippen gebrochen hat, wäre davon auch sehr angetan gewesen.
Also gute Besserung und das richtige Feed kommt noch nach. -
Wusste ich´s doch! dieser Stefan Richter (
) hat seinen Kumpel sehr wohl versteckt und der hatte nur Glück, dass er nicht da war, als Semir und Ben das Häuschen durchsucht haben! Auch vermittelt oder macht der anscheinend falsche Pässe-der Gauner hat also seine Finger überall drin. Und auch einen Wagen hat er Westhof besorgt, den der nun allerdings schon abgestellt hat.
Aha-so wusste der auf welcher Intensiv sein Opfer liegt, dem er aber anscheinend doch gar nichts Übles wollte-er ist Semir einfach am Unfalltag nachgefahren-na wer denkt denn, dass der Verbrecher sich da nicht aus dem Staub gemacht hat und flüchtet, sondern stattdessen Polizisten verfolgt! War denn da keine Fahndung nach seinem Wagen raus? Ts,ts,ts-da ist aber so einiges schief gelaufen! Und auch Semir und Ben haben wohl nicht in den Rückspiegel gesehen.
Ben hat sich nen fetten Blauen geholt, als er die Treppe runtergesegelt ist, aber natürlich schwindelt er Semir an, dass er den schon hätte anschauen lassen-das glaube ich ja im Leben nicht!
Aber nichtsdestotrotz nimmt Semir seinen Kumpel jetzt mit nach Hause, wo doch Andrea extra für ihn gekocht hat!Ja das mache ich ja auch öfters und wäre dann ebenfalls beleidigt, wenn die Freunde meiner Kinder oder Kollegen nicht zum Essen blieben-aber das tun sie eigentlich immer.
Ja manchmal sucht man besser nicht im Internet nach Diagnosen und Behandlungen, oder setzt zumindest ein gesundes Misstrauen an-nicht alles kann man einfach googeln und gerade in der Medizin ist kein Fall wie der andere. Die Bemerkung Semir´s fand ich aber gut-ja so stur wie Mikael ist, hält der sich einfach nicht an Prognosen, sondern wird einfach nur gesund, egal was auf Wikipedia steht! -
Nachdem der Physiotherapeut die Angehörigen weggeschickt hatte, trat der Stationsarzt wortlos zu Ben und nahm dessen Zudecke beiseite. Der Krankengymnast beeilte sich, ihren gemeinsamen Patienten zu beruhigen: „Herr Jäger, der Arzt möchte sich ihren Arm und ihr Bein jetzt ebenfalls ansehen!“ sagte er und schob wie vorhin das Hemd wieder so zurecht, dass Ben zwar bedeckt war, man seinen Körper aber gut sehen und Seitenvergleiche anstellen konnte. Allerdings ging der Doktor nicht so feinfühlig vor, wie der Therapeut und betastete nun ziemlich derb Ben´s Arm und dann das Bein, was dem die Tränen in die Augen trieb und ihn aufstöhnen ließ. Der junge Arzt war etwas verunsichert. Wenn er jetzt seinen Hintergrund, oder gar die Chirurgen verständigte und das war falscher Alarm und eine normale Schwellung, was ja bei einem Knochenbruch und einer ausgekugelten Schulter durchaus üblich war, dann machte er sich lächerlich. Wenn jetzt allerdings der Physio Recht hatte-und irgendwie wirkte der schon kompetent-dann war höchste Eile geboten, um die Extremitäten des Patienten zu retten. Allerdings fehlte ihm ehrlich gesagt die Erfahrung mit solchen Dingen und wenn er nur irgendwelche Messwerte vorlegen könnte, die die Verdachtsdiagnose untermauerten, dann wäre es auf jeden Fall besser. Merkwürdig war das allerdings schon, dass sein Patient immer noch so heftige Schmerzen hatte, trotz Schmerzmedikation, aber nachdem sie sich ja intern sozusagen darauf geeinigt hatten, dass der einfach ein wenig überempfindlich war, oder eben Schmerzmittel gewohnt, war das nun schwer, von dieser vorgefassten Meinung Abstand zu nehmen.
Inzwischen hatten auch die beiden Schwestern die von der Frühschicht und Sarah´s Freundin von der Spätschicht den Raum zur Übergabe betreten und musterten neugierig, was der Arzt hier so trieb. Die übergebende Pflegekraft bekräftigte nochmals die Chefarztanordnung, dass Herr Jäger maximal 2mg Piritramid in der Stunde erhalten dürfe und der Physiotherapeut musterte jetzt fassungslos den Arzt und die Pflegekräfte. „Habt ihr eine Ahnung wie schmerzhaft so ein Kompartementsyndrom ist? Ich wünsche das meinem schlimmsten Feind nicht und natürlich braucht Herr Jäger sofort ausreichend Opiate!“ ging er ein wenig hoch. „Ja-aber nur unter der Voraussetzung, dass ihre Vermutung stimmt!“ sagte der Arzt jetzt etwas giftig, denn mehr als eine Umfangsvermehrung konnte er von außen nicht erkennen. Obwohl-was natürlich schon stimmte-die Hand war schlecht durchblutet und ganz weiß. Am Fuß konnte er das nicht sehen, denn dazu müsste man das Bein aus der Schiene nehmen und das wollte er jetzt nicht machen.
„Bevor ich jetzt meinen Hintergrund verständige, bräuchte ich irgendetwas Greifbares, Beweisbares-nur auf einen vagen Verdacht hin, kommt der nicht aus dem OP!“ überlegte er laut und der Physiotherapeut seufzte innerlich auf. Mann dass diese Technokraten immer irgendeinen Messwert brauchten. Die Ärzte früher hatten doch auch nur ihre fünf Sinne gehabt-und vielleicht noch ein Stethoskop dazu-und hatten oft treffsichere Diagnosen gestellt. Außerdem eilte es jetzt langsam, denn je mehr Zeit verging, desto schlechter war die Prognose bezüglich der Folgeschäden.
„Ein erfahrener Untersucher sieht das auf dem Ultraschall!“ schlug er nun vor, allerdings war das auch eine Methode mit der man vertraut sein musste. Die Darstellung von Bauchorganen, flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen und Blutgefäßen war einem Anästhesisten zuzutrauen, aber straffes Gewebe zu beurteilen, das verlangte viel Erfahrung, also fiel das vermutlich schon mal weg. Der Arzt hatte auch schon den Kopf geschüttelt-vermutlich waren ihm gerade dieselben Gedankengänge durch den Kopf geschossen, wie dem Physio, aber jetzt mischte sich die Spätdienstschwester ein. Ben war der letzte der drei Patienten gewesen, die sie übernommen hatte und so war die Frühschicht inzwischen in ihren wohl verdienten Feierabend gegangen und sie war dageblieben, um sich- wie versprochen- um Ben zu kümmern.„Beim intraabdominellen Kompartementsyndrom“-einer furchtbaren, meist tödlichen Komplikation nach Bauchoperationen- „messen wir immer mithilfe eines Arteriensystems den Druck vor Ort-in diesem Fall in der Blase. Das müsste doch im Muskel auch möglich sein?“ schlug sie vor und erleichtert stimmte der Arzt ihr zu. Dann hatte er Messwerte, man konnte einen Ausdruck der Monitordaten machen und er wäre auf der sicheren Seite.
Der Physio seufzte erneut auf. Da musste man den Patienten jetzt zur Diagnosesicherung nochmals unnötig quälen, aber wenn der feine Herr Doktor das unbedingt brauchte, dann sollte er mal hinne machen und seine Messungen durchführen. Dabei waren doch tastende Finger, die Spannungen, Schwellungen und Verhärtungen fühlten in seinen Augen die besseren, billigeren und auch ungefährlicheren Diagnosegeräte, aber das galt in der heutigen Zeit leider nichts mehr! Allerdings musste er auch zugestehen, dass er den ganzen Tag ja nichts anderes machte und seine Hände vermutlich sensibler waren, als die des Arztes, der noch dazu jetzt unter dem Druck stand, seinem Vorgesetzten eine Fehldiagnose, oder eher eine versäumte Diagnose verkaufen zu müssen.
So bereitete die Schwester jetzt eilig ein frisches, steriles Drucksystem vor, nullte es am Monitor und der Arzt suchte sich eine geeignete Nadel aus dem Eingriffswagen, desinfizierte dann Ben´s Arm und Bein im geschwollenen Bereich und alleine diese Berührung brachte Ben schon wieder zum Aufstöhnen, der gerade immer schneller atmete, denn natürlich verstand er überhaupt nicht, was er haben könnte und die Fremdworte mit denen Ärzte und Schwestern da um sich schmissen, machten ihm eigentlich nur Angst.Der Arzt hatte sich Handschuhe angezogen sah auf den Monitor und stach dann ohne viel Federlesens die doch recht dicke lange Nadel zunächst kerzengerade in Ben´s Oberschenkel. Ben schrie auf, obwohl der Physiotherapeut tröstend seine gesunde Hand genommen hatte. Sein Blutdruck schoss in die Höhe, aber es war klar ersichtlich, dass tatsächlich der Druck in seinem Bein um ein Vielfaches zum Normalwert erhöht war. Jetzt reagierte die Schwester und gab Ben, der inzwischen haltlos schluchzte, einen großzügigen Bolus Piritramid und daran hätte sie sich auch vom Arzt nicht hindern lassen. Oh Gott-was hatte ihr Patient und Mann ihrer guten Freundin in den letzten Stunden ausgehalten! Den zweiten Einstich mit einer frischen Nadel, diesmal in seinen Oberarm, merkte er kaum, denn nun wirkte das Opiat und zusammen mit der Fürsorge und den freundlichen Worten von Markus, half es ihm die Augen zu schließen und ein wenig weg zu dämmern. Die Schwester fertigte einen Ausdruck der Monitordaten an und Minuten später war der Arzt damit auf dem Weg in die OP-Schleuse.
Nachdem er den Chefarzt dorthin hatte rufen lassen, zeigte er ihm die Ausdrucke und erklärte in kurzen Worten, was er vermutete. Der sah seinen Assistenzarzt bewundernd an: „Sehr gut-eine diagnostische Meisterleistung, sogar noch durch die Messungen gesichert!“ lobte er ihn. „Ich rufe sofort die Unfallchirurgen an, sie bereiten Herrn Jäger bitte gleich auf die OP vor und geben ihm bis dahin ausreichend Opiate. Jetzt wo ich die Daten sehe, fällt es mir wie Schuppen von den Augen-na klar, wir hätten an das Eisbergphänomen bei Stromverletzungen denken müssen, aber hier rächt sich eben, dass heute die meisten Stromunfälle in Spezialkliniken für Brandverletzte landen, da fehlt uns ein wenig die Routine. Aber jetzt hoffen wir eben, dass wir noch nicht zu spät sind und die Chirurgen seinen Arm und sein Bein erhalten können!“ erklärte er und griff schon zu seinem Telefon, um die Unfallchirurgen zu verständigen.Inzwischen war Semir wieder zu seinem Freund zurück gekehrt und stand nun an dessen Bett, während rund um den geschäftiges Treiben ausbrach, wovon er aber kaum mehr was mitkriegte, denn er war durch die hohen Dosen Piritramid, die ihm Sarah´s Freundin großzügig zukommen ließ, jetzt schon beinahe im Reich der Träume. Ein Unfallchirurg, der gerade eine Operation beendet hatte, war schnell aus dem OP gesprungen und hatte sich den Befund angesehen. Nachdem er nur kurz das Bein und den Arm betastet hatte, was Ben dazu brachte, erschrocken die Augen aufzureißen, bestätigte er die Diagnose und legte zudem die Notfallindikation fest. Dadurch erübrigte sich die Aufklärung für die OP und die Narkose, denn Ben war durch die Opiate so weit weg, dass seine Unterschrift sowieso nicht gültig gewesen wäre. So baute man den Transportmonitor um, nahm die Arterie und eine Infusion als Trägerlösung mit, zog Ben eine OP-Haube über und Minuten später wurde er aus dem Raum gefahren. Semir konnte ihm nur noch alles Gute wünschen und dann blieb er einen Augenblick wie paralysiert im Zimmer stehen, bis der engagierte Physiotherapeut hinter ihn trat und fragte, wo Sarah wäre. „Wissen sie was-ich komme noch kurz mit zur Entbindungsstation, die liegt eh auf meinem Weg und erkläre ihnen und Frau Jäger dort, was es mit dieser Diagnose und der unbedingt nötigen Operation auf sich hat, bevor ich meiner weiteren Arbeit nachgehe. Ich denke aber, dass wir uns in nächster Zeit noch oft sehen werden, denn meine Arbeit an ihrem Freund beginnt jetzt erst-und da haben wir noch einiges zu tun!“ prophezeite er und Semir nickte wie erschlagen-zu viel war jetzt auf einmal über ihn herein gebrochen.
-
Was wollte Westhof bei Mikael? Hat das doch einen tieferen Grund, warum ausgerechnet er aus Finnland zu diesem Fall nach Köln geschickt wurde? Hatte er-bewusst oder unbewusst- vielleicht doch Informationen, die ihm in diesem Fall einen Vorsprung einräumten? Es kann normalerweise kein Zufall sein, dass Westhof im Krankenhaus aufgeschlagen ist-woher sollte er Mikaels Namen wissen, den er ja gebraucht hat, um die Info zu kriegen, dass der hier behandelt wird? Normalerweise kommt man nicht so ganz leicht auf ne Intensivstation, also eher unwahrscheinlich, dass er da einfach so alle Krankenhäuser Kölns abklappert, um nach seinem Opfer zu suchen und zu vollenden, wovon er ja eigentlich gar nicht wissen kann, dass es nicht geklappt hat-nämlich Mikael zu töten? Sehr mysteriös das Ganze!
Und ich kann Ben´s Verhalten am Bett seines Freundes so gut nachvollziehen. Ich spreche ja auch mit meinen Patienten, aber was die Angehörigen da zu sagen haben, geht oftmals so richtig ans Herz, gerade wenn jemand plötzlich mitten aus dem Leben gerissen wird und dann in kritischem Zustand bei uns liegt. Ich rede da immer mit den Angehörigen und manchmal ist es -gerade bei Schädel-Hirn-Traumen-erstaunlich, was die schon mitkriegen, bevor sie nur mit dem Lid zucken und sich später dann zumindest in Auszügen daran erinnern können.
Gut dass Ben da war, sonst würde Mikael wohl nicht mehr leben und ich finde es auch schade, dass er seine Waffe nicht dabei hatte und auch, dass Westhof schneller war-aber immerhin wissen sie jetzt, nach welchem Fahrzeug sie suchen müssen und auch, dass er noch in Köln ist. Wetten Ben hat sich zumindest das Kennzeichen gemerkt! Und das mit dem Personenschutz ist ebenfalls eine gute Idee! -
Sarah stutzte einen Moment. „Wer sind sie überhaupt?“ begehrte sie zu wissen, allerdings hätte sie der Bereichskleidung nach-weiße Hose, weinrotes Oberteil und Namensschild-schon wissen können, dass der Mann ein Physiotherapeut war, aber sie war so erregt davon, was Semir ihr berichtet hatte, dass sie im Augenblick auf jeden losgehen würde, der ihrem Geliebten Schmerzen zufügte, oder ihn nicht mit dem nötigen Respekt behandelte. „Frau Jäger, wenn ich richtig kombiniere?“ nahm der Krankengymnast auch sofort die Aggression raus und streckte ihr die Hand entgegen, die sie zögernd ergriff. „Mein Name ist Markus Burger, meines Zeichens Physiotherapeut. Ich wurde zu ihrem Mann gerufen, um ihn zu behandeln, habe aber einige Diagnosen gestellt, die eine sofortige chirurgische Intervention notwendig machen und werde das auch gleich dem Stationsarzt mitteilen!“ erklärte er ihr und Semir, dem er nun ebenfalls die Hand hinstreckte. „Ich bin Semir Gerkhan, der Freund und Kollege von Herrn Jäger!“ stellte der sich nun ebenfalls vor. „Da werden sie aber Pech haben mit dem Stationsarzt-bei dem war ich schon, aber der unterstellt meinem Freund erstens, dass er wehleidig ist und zweitens, dass er Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch betreibt!“ erzählte dieser nun erregt von seinem vorigen Disput mit dem Doktor.
Der Physiotherapeut überlegte kurz. „Ich würde sagen, sie bleiben jetzt bei ihrem Angehörigen und ich mache mich alleine auf die Suche nach dem Arzt. Manche Doktoren reagieren empfindlich darauf, wenn man sie auf ihre Fehler hinweist, aber es bringt nichts, wenn man dann böse wird und Druck macht. Ich werde jetzt vernünftig mit ihm reden und versuchen, ihn dazu zu bringen, dass er sich seinen Patienten nochmals anschaut und wenn er sich weigert, gehe ich eine Stufe höher. Aber wir wollen ihm die Chance geben, sein Gesicht zu wahren, denn was bringt es, wenn man sich wegen Dingen streitet, die doch offensichtlich und nachprüfbar sind? Das werde ich ihm klar machen und dann sehen wir weiter!“ fügte er noch hinzu und Semir, der ja ebenfalls beruflich in solchen Fällen zu Besonnenheit tendierte, während Ben da häufiger impulsiv reagierte, musste ihm Recht geben.Als der Mann nun allerdings das Zimmer verlassen hatte, wäre Sarah ihm beinahe doch nach geeilt, um sich den Stationsarzt zur Brust zu nehmen, aber Semir hatte sie einfach zurück gehalten und die Wogen zu glätten versucht. „Sarah er hat Recht, lass ihn jetzt mal machen-auf den Putz hauen kannst du nachher immer noch, wenn er sich weigert etwas zu unternehmen, aber was hat jetzt Ben eigentlich, dass man gleich einen Chirurgen braucht?“ fragte er sie und nun fokussierte Sarah erst ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Menschen, um den es eigentlich ging-ihren Ben. „Ich weiss es nicht!“ musste sie gestehen und fragte nun Ben, der immer noch mit schmerzgeplagtem Gesicht da lag und die Aktionen um sich herum wortlos verfolgt hatte.
„Was hat er gesagt-was fehlt dir?“ wollte sie nun von ihrem Mann wissen, aber der zuckte nur hilflos mit den Schultern, was er in derselben Sekunde bereute, denn die linke Seite tat höllisch weh und ein Schmerzenslaut entwich ihm. „Ich habe keine Ahnung, er hat mich von oben bis unten abgetastet und da anscheinend etwas gefunden, was meine Schmerzen erklärt. Ich glaube er wollte mir das gerade mitteilen, als du wie eine Furie zur Tür herein gestürmt bist-ich hatte schon Angst, du würdest dich jetzt gleich auf ihn stürzen und ihn verhauen, aber Gott sei Dank hat er dir mit seiner Besonnenheit den Wind aus den Segeln genommen!“ sagte nun Ben und Sarah bekam vor Scham einen roten Kopf. „Tut mir leid!“ murmelte sie und senkte den Kopf zu Boden. „Ich bin irgendwie gerade auch nicht ich selbst!“ bemerkte sie dann und Semir sagte nun: „Das ist glaube ich nach einer Entbindung normal-Andrea hat mir da auch mal was nachgeschmissen, obwohl ich gar nichts gemacht hatte und hinterher hat es ihr leid getan, aber jetzt ist wichtig, dass Ben geholfen wird und ich glaube fest daran, dass dieser Mann sich darum kümmern wird, der wirkte irgendwie sehr kompetent.“ gab er seinen Eindruck wieder und bevor sie sich versahen, stand nun auch der Mann im roten Oberteil mit dem Stationsarzt in der Tür.„Dürften wir sie bitten, kurz draußen zu warten?“ sagte er nun freundlich und Semir strebte schon Richtung Ausgang. Sarah allerdings hatte sich nun wie eine kampfbereite Glucke vor Ben´s Bett gestellt. „Ich bin Krankenschwester-ich bleibe bei den Untersuchungen und Eingriffen immer bei meinen Patienten!“ keifte sie, aber der Physio sagte ganz mild: „Frau Jäger-aber jetzt und hier sind sie als Angehörige da und glauben sie mir-alles was jetzt geschieht, ist zum Wohle ihres Mannes, unseres Patienten. Ich passe auf ihn auf und wir holen sie wieder herein, wenn die Untersuchung beendet ist!“ sagte er mit Nachdruck und weil Ben nun nickte und leise sagte: „Nun geh schon, Schatz!“ ließ sie sich nun doch widerwillig von Semir mit nach draußen zerren. Als dort allerdings der Adrenalinspiegel absank, wurden ihr gleich die Knie weich und Semir schaffte es gerade noch, sie in der Sitzecke flach zu legen und eine Schwester zu holen. „Sarah, du hast dir zu viel zugemutet!“ sagte die liebevoll, nachdem sie ihr den Blutdruck gemessen und etwas Süßes zu Trinken gebracht hatte. „Semir!“-das war wieder eine Freundin, die auch bei der Hochzeit gewesen war-„wenn ich dir einen Rollstuhl gebe-könntest du sie bitte zurück auf ihr Zimmer bringen? Sie soll sich jetzt hinlegen und ich sehe derweil nach Ben, ich habe ihn gerade im Spätdienst übernommen!“ erklärte sie und Sarah, der leider immer noch verdammt schummrig war, ließ sich nun ohne Protest in den Rollstuhl verfrachten, um auf ihr Zimmer gefahren zu werden. Mann was war nur gerade mit ihr los? So war sie doch sonst wirklich nicht? Aber so sagte sie noch zu ihrer Kollegin: „Pass mir auf Ben auf!“ und die versprach: „Klar mach ich das-jetzt leg dich flach und Semir kann ja danach wiederkommen und sehen, was der Arzt gefunden hat und dir später Bescheid geben!“ schlug sie vor und so wurde es gemacht.
In der Zwischenzeit war der Physiotherapeut in aller Ruhe zum Stationsarzt gegangen und hatte sich dem gegenüber im Arztzimmer auf einen freien Stuhl gesetzt. „Was gibt’s?“ fragte der kurz angebunden-verdammt, er war heute ganz alleine und musste eine Menge Verleger schreiben, damit man die Betten leer bekam und die nächsten Patienten aufnehmen konnte, aber ständig wurde er gestört-erst von hysterischen Angehörigen und jetzt auch noch von den Physios! „Es geht um unseren gemeinsamen Patienten Ben Jäger!“ begann der Krankengymnast und der Arzt seufzte auf. Man sollte meinen, es ginge heute nur um diesen einen Patienten, dabei hatten sie einige wesentlich kränkere auf der Station liegen.
„Ich weiss nicht wie viel Erfahrung sie mit Stromunfällen haben!“ begann nun der rot bekittelte, sportliche Mann zu sprechen. „Ich jedenfalls habe lange Jahre in einer Spezialklinik für schwerst Brandverletzte gearbeitet, wo Stromunfälle häufig zum Patientenklientel gehören.“ erzählte er und gerade wollte der Stationsarzt aufbegehren, wer war denn hier der Doktor und hatte zwölf Semester Medizin studiert, sich durch tausende langweilige Vorlesungen gequält und wurde jetzt in der Klinik mit unendlich vielen und langen Diensten verheizt? Aber weil sein Gegenüber so ruhig blieb, beschloss er, dem nun doch kurz zuzuhören, bevor er ihn raus warf, um mit seiner Arbeit weiter machen zu können.
„Ich habe mir jetzt seinen Körper genau angesehen, was ja zu meinen Aufgaben als Physiotherapeut gehört und mir sind zwei Sachen aufgefallen, die erklären könnten, warum er so massive Schmerzen hat!“ fuhr Markus fort, der die Gedankengänge des überforderten Arztes gerade an dessen Gesicht ablesen konnte. „Langer Rede kurzer Sinn-ich weiss nicht, ob ihnen der Ausdruck Eisbergphänomen was sagt-es bedeutet jedenfalls, dass die nach außen sichtbaren Verletzungen eher klein sind, aber die wahre Katastrophe sich in der Tiefe abspielt. Ich vermute, dass es durch den Strom im linken Arm und auch im rechten Bein zu massiven Muskelnekrosen gekommen ist, die Schwellung ist deutlich spürbar und die Durchblutung der Extremitäten beginnt durch das Ödem schon eingeschränkt zu werden. Wenn wir nicht eine sofortige Fasziotomie anstreben, wird er seinen Arm und sein Bein verlieren!“ schleuderte er nun in den Raum und nun saß ein junger Doktor vor ihm, dem fast die Augen aus den Höhlen traten. Sollten da er-aber auch der Chefarzt- tatsächlich etwas übersehen haben? Aber vielleicht bildete sich das der Physio auch nur ein-auf jeden Fall musste er sich jetzt seinen Patienten nochmals genauer ansehen und sich selber ein Bild von der Situation machen, bevor er gegebenenfalls seinen Hintergrund hinzu zog! -
Ja Ben hatte tatsächlich verdammtes Glück, dass die Chefin nicht gemerkt hat, wie nahe ihm die Verletzung Mikael´s geht und ihn weiter an dem Fall arbeiten lässt-manchmal sind Hosentaschen doch etwas wert!
Nun wird der erste ermittelte Kontakt zu Westhof besucht-der gibt sich offen und stimmt auch zu, dass Semir und Ben sich im Haus umsehen. Hmm aber trotzdem bin ich mir da nicht so sicher, ob der nicht vielleicht doch weiss wo sich sein Kumpel aufhält, aber aktuell ist er wohl nicht bereit, damit rauszurücken, wenn der nicht eh irgendwo ganz in der Nähe in nem Gartenschuppen hockt und sich gerade die Decke über den Kopf zieht! -
Auf Hartmut ist Verlass! Ja ich denke auch, die Abkürzung steht für Sturmfront-und auch für die Frechheit der Rechtsradikalen, die sich gar nicht so verbergen wollen!
Mann normalerweise müsste doch der Polizeicomputer darüber was hergeben, aber wetten dass der Verfassungsschutz über diese Gruppierung zwar Bescheid weiss, aber das Mäntelchen des Schweigens darüber deckt und jedem ans Bein pisst, der sich dafür interessiert! aber so wissen gerade nur wir und Annie, wo der Treffpunkt dieser Vereinigung ist und Semir, Kevin und Ben müssen alleine herausfinden, wo deren Headquarter sich befindet.
Ja ich befürchte gerade ebenfalls, dass Ben´s Paranoia Semir und vielleicht auch noch andere in große Gefahr bringen wird! -
In der Zwischenzeit war der Physiotherapeut zu Ben gekommen und hatte sich vorgestellt. „Hallo Herr Jäger-bei mir wurden Massagen und Dehnungsübungen für sie angefordert und die Schwester hat mir gerade gesagt, dass sie unter starkem Muskelkater leiden-ich würde mir das jetzt gerne einmal anschauen und dann versuche ich ihnen zu helfen!“ sagte er freundlich und musterte dabei seinen neuen Patienten interessiert und genau. Der sah aus, als würde er erst einmal ein Schmerzmittel brauchen, bevor er ihn anfasste, aber weil er eine Zusatzausbildung zum Schmerzphysiotherapeuten hatte, würde er versuchen, das auch mit seinen lockernden Griffen und Techniken hin zu bekommen.
„Ich stelle jetzt erst einmal das Bett flach und sehe sie mir von oben bis unten an, dann erstellen wir einen Behandlungsplan und dann erst fangen wir an!“ teilte er seinem Patienten mit und Ben nickte voller Furcht, was sollte er auch sonst tun? Oh Gott-jede Berührung tat ihm doch sowieso schon schweineweh, jetzt wollten die auch noch an ihm herum zerren und massieren. Schon als das Bett flacher fuhr, verkrampfte er sich und ein Schmerzenslaut verließ seinen Mund. Wo blieb Semir bloß? Der musste ihm helfen und diesen Leuten erklären, dass er eigentlich keine Memme war und wirklich Schmerzen hatte. Die dachten alle, er würde sich nur anstellen und das war eigentlich das Schlimmste an der Sache, dass er nicht ernst genommen wurde und Angst vor seinen Ärzten und Pflegepersonen hatte.Der gewissenhafte Physiotherapeut hatte sich zuvor die Akte angesehen und gelesen, dass sein neuer Patient einen Stromunfall mit Reanimation und anschließender Hirnschwellung erlitten hatte. Die ausgekugelte Schulter hatte er zur Kenntnis genommen, auch das gebrochene und noch unversorgte Wadenbein und trotzdem musste er innerlich den Kopf schütteln. Lernten die es in diesem Krankenhaus nie, dass sie ihn schon Tage vorher hätten anfordern sollen? Schon als sein neuer Patient noch beatmet war, hätte er von passiven Bewegungsübungen profitiert. Der Abtransport der Wundflüssigkeit wäre gefördert worden und einem Verkleben der Schulter, was eine häufige Komplikation nach Luxationen war, hätte man schon eher vorbeugen können. In dem Krankenhaus in dem er vorher gearbeitet hatte, hatte auf jeder Intensivstation fest ein Physio zum Team gehört, aber hier war das anders organisiert und nicht immer zum Wohle der Patienten. Er sah schon, dass er zu diesem jungen Mann auch erst einmal ein Vertrauensverhältnis aufbauen musste, der war vor lauter Schmerzen und der Angst, er würde ihm noch mehr weh tun, so verkrampft, dass er sich gar nicht seinen heilenden Händen, wie ihm viele seiner Patienten schon versichert hatten, überlassen konnte.
Als er sah, dass alleine das Flacherstellen des Bettes dem dunkelhaarigen Mann Pein bereitete, machte er das ganz langsam und hörte auch ein wenig vor Erreichen der Nullstellung auf. Dann nahm er mit einem freundlichen: „Darf ich?“ die Decke zur Seite und besah sich zunächst einmal den Körper seines Patienten. Man hatte das Hemd nur locker über ihn gelegt, denn auf der einen Seite war ja die blutunterlaufene luxierte Schulter und rechts lag der arterielle Zugang in seinem Unterarm, da war ein Hineinschlüpfen nicht sinnvoll und so schob der Mann, der etwa gleich alt wie Ben war, das Hemd so weit nach unten, dass zwar die Scham seines Patienten bedeckt war, er aber sonst den ganzen Menschen beurteilen konnte.Ben begann bereits angstvoll zu atmen, in Erwartung des nächsten großen Schmerzes. Schon alleine das Betten vorhin, als man ihn gedreht hatte, seinen Rücken mit Franzbranntwein eingerieben und die verschwitzten Unterlagen gewechselt hatte, war so schrecklich gewesen, dass er am liebsten laut losgebrüllt hätte. Der erfahrene und engagierte Krankengymnast ließ nun erst einmal Ben´s Anblick auf sich wirken. Meist wiesen die Patienten schon durch ihre Körperhaltung darauf hin, wo die größten Probleme waren, so war das auch hier. Der erste Eindruck zeigte einen schlanken, gut bemuskelten und trainierten Körper, der aber vor allem Probleme mit dem linken Arm und dem rechten Bein hatte-wobei der Fuß bis zum Knie in einer speziellen Vakuumschiene lag und deshalb schlecht zu beurteilen war. Allerdings war auch der eine Oberschenkel dicker als der andere und imponierend war ebenfalls die Schwellung des linken Oberarms und der Hand. Die Hand schien auch schlechter durchblutet zu sein, soweit man das unter den Verbänden beurteilen konnte. Die Strommarken befanden sich wohl unter den Feuchtverbänden beider Hände und auch da war es wichtig von Anfang an mit intensiver Dehnung der Handmuskeln Kontrakturen vorzubeugen-oh Mann, würden die das hier nie lernen? In der Klinik für schwer Brandverletzte in Ludwigshafen, wo er vorher gearbeitet hatte, bis ihn die Liebe nach Köln geführt hatte, war das eine Selbstverständlichkeit gewesen!
Nachdem sein neuer Patient ihn immer noch musterte wie eine Maus die Schlange-in Erwartung dass sie bald verschlungen werden würde-wachte der Physio jetzt auf und versuchte seinem Patienten zunächst einmal die Angst zu nehmen. „Herr Jäger-sie müssen keine Sorge haben, dass ich ihnen weitere Schmerzen zufüge. Ich muss mir jetzt erst einmal einen Eindruck von ihrem Körper, der Muskelspannung und dem Ausmaß der Verletzungen machen, werde sie aber nur ganz vorsichtig berühren und wenn sie es nicht aushalten können, sagen sie einfach: Stop! Dann werde ich sofort innehalten. So wie es aussieht, sind sie ziemlich sportlich-was machen sie denn so, um sich fit zu halten?“ wollte er wissen und nun entlockte er Ben, der langsam Vertrauen fasste, sogar ein kleines Lächeln. „Na dann ist es ja gut, wenn man das sieht! Im Winter gehe ich immer in die Muckibude, aber jetzt im Sommer bin ich hauptsächlich laufen-wir haben nämlich einen bewegungsfreudigen Hund. Außerdem haben wir ein Häuschen gekauft und da musste ich jetzt nach Anweisung meiner Frau ständig irgendetwas im Garten buddeln, Beete anlegen und unser knapp zweijähriger Sohn sorgt für mein besonderes Fitnessprogramm-dem fällt nämlich laufend etwas Neues ein, was er anstellen könnte und der ist flink wie ein Wiesel!“ informierte er seinen Masseur. Nun lächelte der Physiotherapeut ebenfalls: „Oh ja-da kann ich mitreden-ich habe auch einen Dreijährigen zuhause, der uns auf Trab hält!“ erzählte er und jetzt war irgendwie schon ein Band hergestellt und Ben begann sich trotz Schmerzen wohler zu fühlen.
Nun begann der Behandler ganz vorsichtig Ben, der nun ganz still lag, von oben bis unten zu betasten. Er machte das so vorsichtig, dass die Schmerzen nicht zunahmen, stellte dabei aber Seitenvergleiche an und schloss teilweise sogar die Augen, um besser fühlen zu können und seinen forschenden Fingern, die aber nicht unangenehm waren, die intuitive Untersuchung zu gestatten. Seine Miene wurde dabei immer ernster-hier hatte man ordentlich etwas übersehen und die Lage war besorgniserregend. Jetzt war zunächst einmal nicht er gefragt, sondern ein Chirurgenteam und das würde er jetzt in die Wege leiten-verdammt noch mal-hatten die hier in diesem Krankenhaus noch nie etwas vom Eisbergphänomen gehört? Gerade als er die Decke wieder über Ben breitete, der ihn überrascht ansah und ihm mitteilen wollte, was er befürchtete, brachen wie eine Urgewalt Sarah und Semir zur Zimmertür herein und eine völlig aufgebrachte Sarah, deren Hormonhaushalt zusätzlich gerade für große Stimmungsschwankungen sorgte, fuhr ihn an: „Was machen sie mit meinem Mann, den muss sich sofort ein Arzt ansehen!“ und er kam gerade noch dazu zu antworten: „Genau das meine ich auch!“
-
Ja obwohl das Krankenhaus, und die ganzen Geräte auf einer Intensivstation ja meine Welt sind, ist mir trotzdem bewusst, wie fremd und angsteinflößend die auf die Angehörigen unserer Patienten wirken. ich versuche denen dann immer zu erklären, wozu die Maschinen da sind und dass sie nur dabei helfen sollen, dass der Patient wieder gesund wird, aber jedes Schädel-Hirntrauma ist für den Betroffenen und auch seine Angehörigen eine Katastrophe und keiner weiss, wie das Outcome sein wird-also wie und mit welchen bleibenden Schäden der Patient diese Sache übersteht. Und Ben hat Recht-gerade bei SHT´s ist der Wille und die Mitarbeit des Patienten mit ausschlaggebend. Allerdings hat Mikael immerhin eine Partnerin und einen Sohn-ich denke schon, dass er kämpfen wird-wenn auch vielleicht nicht für Ben!
Was ich aber sehr schön finde ist, dass Ben Eva nicht alleine lässt, sie begleitet und tröstet-genau das braucht sie jetzt nämlich. Falls Mikael überlebt, liegt noch ein langer beschwerlicher Weg vor ihm-siehe nur z.B. Michael Schuhmacher-und da wird Eva noch viel Kraft und Unterstützung brauchen.
Und Respekt-obwohl das Augenmerk in deiner Story ja nicht auf dem medizinischen Teil liegt, war das perfekt recherchiert und kein Fehler zu vermelden!
Aber Ben hat jetzt wieder die Motivation den Schuldigen zu finden und während Andrea sich um Eva kümmert, brechen Semir und Ben auf zur PASt, um sich auf die Suche nach dem Mörder von Swantje und dem Verursacher von Mikael´s Zustand zu machen-schnappt ihn euch und macht ihn fertig, Jungs! -
Annie weiss so einiges über die Sturmfront und eines ist klar-das ist eine rechtsradikale Gruppierung, die vor Mord und Totschlag nicht zurück schreckt! Denen muss dringend das Handwerk gelegt werden, aber Annie sagt ihrem Exfreund nicht, wo der Treffpunkt dieser Truppe ist, obwohl sie es weiss-zuviel Angst hat sie davor, dass Kevin was passiert.
Sehr schön beschrieben fand ich auch die Wahrnehmung von Annie, wie Kevin sich im Laufe der Jahre verändert hat. Ja wenn man so viele Schicksalsschläge hinter sich hat, das Vertrauen mehrfach gebrochen wurde und das Leben einem heftig einschenkt, dann wird man anders, obwohl der Grundtyp immer noch erhalten bleibt. Ich hoffe, Semir und Ben können die Sturmfront ausheben, aber Kevin hätte ich jetzt lieber unter Jenny´s Aufsicht zuhause im Bett liegen, aber das wird vermutlich ein frommer Wunsch bleiben! -
Endlich war gegen Mittag der Chefarzt der Inneren bei Semir angelangt, der außer gelegentlichem Husten keine Symptome mehr spürte. Man hatte morgens noch Blut abgenommen, die Leberwerte die von dem Gift doch erhöht gewesen waren, waren deutlich gefallen und nun wurde der türkische Polizist ein letztes Mal gründlich abgehört. „Das sieht gut aus, Herr Gerkhan-von mir aus dürfen sie morgen nach Hause gehen!“ sagte er und Semir nickte, allerdings war er deswegen nicht euphorisch. Wegen Ben war es sehr praktisch gewesen mit dem Bett im Krankenhaus, aber der hatte ja jetzt das Schlimmste überstanden und so bedankte er sich beim Arzt, war aber froh, dass er nicht sofort gehen musste. Jetzt wurde auch gleich das Mittagessen serviert und danach sputete er sich, endlich zu seinem Freund zu kommen.
Als er wenig später kurz vor der Intensiv warten musste, hörte er einen lauten Schrei und konnte den auch gut zuordnen-das war sein Freund gewesen-um Himmels Willen, was war da passiert? Als er dann herein gebeten wurde, eilte er mit wenigen Schritten ans Bett seines dunkelhaarigen Kollegen. „Ben was ist los?“ fragte er und erschrak bis ins Mark vor dem Anblick, der sich ihm bot. Ben lag blass und mit Schmerzfalten auf der Stirn, die sich tief eingegraben hatten, in seinen Kissen. Der Verband um seinen Oberkörper war weg, dafür ruhte der Arm auf einem Kissen und eine Kühlkompresse lag auf der Schulter. Das Gesicht seines Freundes war schweißnass und eine Schwester räumte gerade noch die verschwitzten Unterlagen und die Franzbranntweinflasche weg, anscheinend war er soeben gebettet worden. Als sie nun hinausging, sagte sie noch: „Das beruhigt sich schon wieder, versuchen sie sich zu entspannen, Herr Jäger, so schlimm dürften die Schmerzen nicht mehr sein, andere brauchen in ihrer Situation gar keine Schmerzmittel mehr!“ und Ben drehte nun den Kopf zur Seite, damit er die Schwester nicht mehr ansehen musste und kämpfte mit den Tränen.„Hey-geht’s dir nicht gut?“ fragte Semir besorgt und Ben schüttelte vorsichtig den Kopf. „Und was sagt Sarah dazu?“ wollte Semir nun wissen, aber Ben flüsterte nur: „Die war seit heute Morgen vor der Visite nicht mehr da-der Kinderarzt macht heute eine Ultraschalluntersuchung bei Mia-Sophie, da wollte sie dabei sein!“ und nun setzte Semir sich stumm ans Bett seines Freundes und nahm dessen unverletzte Hand. „Semir-die tun alle so, als ob ich eine Memme wäre, aber du kennst mich und weisst, dass das nicht stimmt! Ich habe solch fürchterliche Schmerzen-wenn ich aus dem Bett kommen würde, hätte ich mich vorhin aus dem Fenster gestürzt und es wird immer schlimmer anstatt besser!“ teilte er seinem Freund mit und erschauerte, als wieder eine Schmerzwelle durch ihn hindurch lief, die ihm erneut die Tränen in die Augen trieb.
Semir sprang hoch: „Das kann man doch so nicht lassen!“ begehrte er auf. „Ich suche einen Arzt!“ beschloss er und stürzte aus dem Zimmer. Dort wurde er von der Schwester an den Stationsarzt verwiesen, der in seinem Büro saß und einen Verlegungsbrief in den PC hämmerte.
„Mein Freund und Kollege Herr Jäger hat massive Schmerzen-sie müssen ihm etwas geben!“ forderte er, aber der Mediziner zuckte bedauernd mit den Schultern. „Erstens bekommt er ja etwas-er hat einen Basisspiegel mit zwei verschiedenen, hoch dosierten peripheren Schmerzmitteln und zusätzlich kriegt er noch jede Stunde eine festgelegte Dosis Opiat, eigentlich dürfte ihm trotz seiner Verletzungen gerade überhaupt nichts weh tun. Ich denke, er ist psychisch ein wenig überlagert, was ja auch kein Wunder ist, nach dem, was er hinter sich hat. Wenn es bis heute Abend nicht besser ist, bekommt er ein Psychopharmakum, das ihn ruhiger macht und ihn schlafen lässt, aber untertags muss er da jetzt durch. Ach eine Frage hätte ich noch-sie kennen ihn doch ganz gut-hat er eigentlich ein Alkoholproblem oder nimmt regelmäßig Schmerzmittel ein-sowas kann nämlich erklären, warum die Schmerzmedikation nicht so gut wirkt, aber auch da würden wir an der Therapie nichts verändern, es wäre nur interessant zu wissen!“ dozierte er und Semir sah ihn nun mit funkelnden Augen an.
„Wenn dreimal die Woche ein Glas Bier nach Feierabend ein Alkoholproblem bedeutet, dann habe ich auch eins und nein-Herr Jäger nimmt auch nicht unkontrolliert Schmerzmittel und glauben sie mir-wenn seine Frau nicht mit ihm zusammen ist, dann bin ich das im Dienst und wir wüssten das, wenn es so wäre! Aber Ben nimmt nur in Ausnahmefällen eine Schmerztablette, also diesen Verdacht können sie sich abschminken. Wenn er sagt er hat Schmerzen, dann hat er auch welche und ich muss ihn mir nur ansehen, dann weiss ich, dass er fast umkommt deswegen und ich kenne ihn schon viele Jahre. Jetzt machen sie endlich etwas dagegen in Dreiteufelsnamen und ich hole jetzt dann auch seine Frau, die ist vom Fach, die kann ihnen das dann noch mit Fremdworten erklären, was ich ihnen jetzt gesagt habe!“ bemerkte er wütend und stürmte aus dem Arztzimmer, denn das war schon zu sehen-dieser Dödel von Doktor würde nichts unternehmen, so viel war klar!Semir raste nun regelrecht zur Entbindungsstation und nachdem Sarah nicht in ihrem Zimmer war, fragte er sich durch und wartete dann noch kurz vor dem Ultraschallzimmer, wo das Baby gerade untersucht wurde und empört vor sich hin quakte, obwohl so eine Untersuchung ja nun wirklich nicht weh tat, aber das Ultraschallgel war kalt und außerdem hatte man die kleine Maus gerade geweckt. Wenig später kam Sarah heraus, trug die inzwischen wieder angezogene Mia-Sophie im Arm und lächelte glücklich. „Mit den Hüften ist alles in Ordnung-wir sollen sie trotzdem breit wickeln, aber ansonsten ist sie kerngesund!“ erzählte sie Semir, während die nächste Mutter mit ihrem Neugeborenen in den Raum gebeten wurde. „Das ist schön!“ sagte der mit einem Lächeln-„aber du musst jetzt sofort mit zu Ben kommen, der hat massive Schmerzen, aber anstatt dagegen was zu unternehmen, fragt mich der Stationsarzt ob er ein Alkoholproblem hat, oder regelmäßig Schmerzmittel konsumiert!“ und nun wurde Sarah blass. Kaum im Zimmer angekommen, legte sie die Kleine wieder in ihr Babybettchen und fuhr das nun hinaus ins Kinderzimmer, wo sie läutete und das daraufhin von innen geöffnet wurde. Das war eine Sicherheitsmaßnahme, damit niemand ein Baby unbefugt an sich nehmen konnte. „Ich bin oben bei meinem Mann!“ sagte sie zur Kinderkrankenschwester und die nickte und nahm das Bettchen entgegen, worin Mia-Sophie inzwischen wieder friedlich schlummerte.
Semir bot Sarah nun seinen Arm und so eilten die beiden nach oben zu ihrem Mann und Freund und machten sich schon unterwegs die größten Sorgen. -
Vielen Dank für die Reportage Simon-war sehr interessant zu lesen!
Worüber ich allerdings fast ein wenig beleidigt bin-jetzt warst du in meiner Heimatstadt und bist doch sicher irgendwo über Nacht geblieben-das hättest du bei mir auch gekonnt-ich wohne gerade mal eine halbe Stunde Fahrt von Augsburg weg-also das nächste Mal denkst du dran-mein Gästezimmer steht dir immer offen!