In der Redaktion werden Ben und Jenny damit konfrontiert, dass das Bild gar nicht von den Fotografen dort gemacht wurde, sondern ihnen zugespielt wurde-na klar, da hat die Sturmfront klug agiert, um da möglichst viele Menschen zu erreichen und Misstrauen zu säen. Und so oft wie das geteilt wurde, wird das auch keine Rolle spielen, ob die Redaktion dieser einen Zeitung das jetzt aus dem Netz nimmt, oder nicht. Aber meine Hoffnungen ruhen auch auf Hartmut, dass der die IT-Adresse des Absenders herausfinden kann und man damit einen weiteren Namen hat.
Das war übrigens gemein von Ben, dass er eine List anwendet, damit er nicht Aufzug fahren muss, aber ich glaube, da wäre fast jede Frau die Treppen rauf geschnauft nach so nem Spruch.
Wenigstens haben Jenny und Ben beide eine vernünftige Einstellung zur Flüchtlingsproblematik. Es gibt ja leider auch rechte Polizisten, aber da sind unsere Protagonisten Gott sei Dank nicht dabei!
Beiträge von susan
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So rückte Weihnachten heran und Sarah und Ben waren schon ganz aufgeregt, denn sie hatten für Semir und Andrea ein tolles Geschenk vorbereitet, denn Semir hatte der kleinen Familie vor wenigen Monaten das Leben gerettet, war dabei selber verletzt worden und dafür wollten sie sich besonders bedanken. So hatten sie in einem Familienhotel mit Kinderbetreuung in den Lechtaler Alpen eine Woche für sie alle gebucht. Die Chefin war eingeweiht und hatte zwar schweren Herzens, weil dann zwei Hauptkommissare fehlten, aber doch verständnisvoll zehn Tage Urlaub für beide genehmigt, so dass sie nach Weihnachten starten und nach Neujahr zurückfahren konnten. Sie würde also miteinander Silvester in den Bergen feiern. Sarah hatte da so ganz harmlos mit Andrea darüber geplaudert, wie schön doch ein Winterurlaub in den Bergen sei und Andrea hatte aufgeseufzt und gemeint: „Das mag schon sein, aber durch unseren Hauskauf ist sowas für uns viel zu teuer! Wir werden unseren Weihnachtsurlaub wie jedes Jahr zuhause verbringen, gehen mit den Kindern mal schwimmen oder sie dürfen ein paar Tage zu den Großeltern, aber ansonsten ist einfach relaxen daheim angesagt und vielleicht könnten wir mal zusammen zum Eislaufen gehen!“ plante sie und Sarah hatte einfach genickt.
Semir hatte von Ben´s Urlaubsantrag auch nichts mitbekommen und war der Überzeugung, der müsse zwischen den Jahren arbeiten und so hatten sie sich am Heiligabend mittags herzlich verabschiedet. Sie konnten beide um zwölf Feierabend machen, denn die Nachmittagsschicht machten in der PASt die Beamten die keine kleinen Kinder hatten, das war seit vielen Jahren stillschweigend so eingeführt und Jenni und Bonrath hatten sich freiwillig gemeldet, damit die Kollegen mit Familie zuhause sein konnten. Aber auch in der PASt wurde ein bisschen gefeiert, man hatte Plätzchen, Stollen und Kinderpunsch vorbereitet. Hartmut hatte zwar frei, war aber trotzdem gekommen und so plätscherte der Heiligabend ohne eine Katastrophe auf der Autobahn dahin.Für Mia-Sophie, die gerade mal knappe drei Monate alt war, war es das erste Weihnachtsfest und sie sah mit großen Augen auf den glitzernden Baum, beobachtete ihren Bruder, der die Geschenkverpackungen aufriss, dass die Fetzen nur so flogen und danach glücklich mit seiner Holzeisenbahn spielte. Man hatte Lieder gesungen, Ben hatte die Gitarre hervorgeholt und als das obligatorische „Stille Nacht“ verklungen war, hatte Ben selbstvergessen noch selbst komponierte Songs geklimpert und gesummt, das Baby hatte in der Wippe gestrampelt und Sarah das leckere Essen fertig gemacht, das sie schon seit dem Vortag vorbereitet hatte. Lucky nagte an dem Knochen, den er geschenkt bekommen hatte und Sarah freute sich an einem wundervollen modernen Schmuckstück und Dekoartikeln für die Terrasse, die sie sich gewünscht hatte. Ben hatte von Sarah eine schöne neue Gitarre bekommen, aber am meisten freuten sie sich, dass sie alle wieder gesund waren, die Kinder wohlauf und sie in ihrem Gutshaus das erste Weihnachtsfest ohne Störungen verleben durften.
Für den nächsten Tag waren sie mit den Gerkhans bei denen zuhause zum Kaffee verabredet und da würden sie ihr Überraschungsgeschenk überreichen und freuten sich schon auf die Gesichter der Freunde. Aber zuvor nötigte Sarah Ben regelrecht, noch mit ihr zu ihren Schützlingen zu gehen. Die Asylsuchenden waren in zwei umgebauten alten Bauernhäusern untergebracht und obwohl schon ziemlich viele Menschen auf engem Raum lebten, waren das trotzdem bessere Wohnverhältnisse als in der Innenstadt, wo man die Menschen in Turnhallen und Containern untergebracht hatte, mit wenig Privatsphäre und teilweise schlechten hygienischen Verhältnissen. Als sie mit einer ganzen Tüte Geschenken das erste Wohnhaus betraten, wo die syrischen Familien untergebracht waren, liefen die Kinder schon freudestrahlend auf Sarah zu, die sogleich begann die Geschenke zu verteilen. In ihrem Glauben gab es zwar kein Weihnachtsfest, aber Geschenke konnte man doch immer brauchen und auch Ben, der das Baby auf dem Arm trug, konnte sich der Fröhlichkeit der Kinder nicht entziehen. Sarah hatte für die Frauen Modeschmuck besorgt, für die Männer Zigaretten und Handschuhe und die augenscheinliche Freude der Menschen berührte Ben zutiefst. Tim begann auch sofort mit einem der kleinen Jungs zu spielen, die kannten sich schließlich bereits und in diesem Alter gab es noch keine Nationalitäten. Man bedankte sich sogar schon auf Deutsch und brachte so Sarah zum Strahlen und sie wären sofort zum Tee eingeladen worden und auch geblieben, wenn sie nicht später zu den Gerkhan´s gefahren wären.
Im zweiten Haus waren die afrikanischen Familien untergebracht und auch da waren sie von der Fröhlichkeit, dem gemeinsamen Lachen und Singen geflasht. Diese Menschen hatten ihre Heimat verloren, oft Familienangehörige entweder zurück gelassen oder auf der Flucht sterben sehen. Sie wurden hier von vielen gemieden und schief angesehen, die befürchteten, dass der eigene Wohlstand darunter leiden könnte, dabei war das Quatsch, denn erstens war Deutschland ein reiches Land und zweitens konnte man dem Fachkräftemangel anders überhaupt nicht begegnen, als Menschen anderer Nationalitäten hier einzusetzen, auszubilden und so dafür zu sorgen, dass das Sozialsystem erhalten blieb, Rentenbeiträge gezahlt wurden und die Gesellschaft nicht überalterte. Man musste eben die Zeit überbrücken, bis die Asylanträge bearbeitet waren und die meisten der Zuwanderer wollten nichts lieber als arbeiten und aus eigener Kraft ihre Familien unterhalten und am besten auch noch eine finanzielle Unterstützung an die Zurückgebliebenen in der Heimat senden. Integration war das Zauberwort und Ben wurde jetzt erst bewusst, welch wichtige Arbeit seine Frau da leistete und als er jetzt plötzlich ein wunderhübsches schwarzes Baby auf seinem anderen Arm fand, das ihn mit großen Kulleraugen anstrahlte, da schmolz sein Herz vor Begeisterung und er begann zur großen Freude der Mutter mit den beiden Säuglingen zu schäkern und Ben tat es beinahe leid, als Sarah dann zum Aufbruch mahnte, denn sonst würden sie zu spät zu ihren Freunden kommen. Als sie die Kinder in ihren Sitzen verstaut hatten und in ihrer Familienkutsche los fuhren, sagte Ben zu seiner Frau: „Sarah-du machst da etwas ganz Tolles und ich stehe voll hinter dir!“ und Sarah musterte ihren Ben nun mit einem feinen Lächeln von der Seite, na also, sie hatte doch geahnt, dass er so denken würde. „Ich liebe dich!“ sagte sie voller Insbrunst und er sah kurz zur Seite, deutete ein Küsschen an und erwiderte: „Ich dich auch!“Bei den Gerkhan´s angekommen, wünschte man sich frohe Weihnachten, die Kinder bekamen ebenfalls kleine Geschenke und Andrea hatte auch für Tim und Mia-Sophie etwas eingepackt. Die Erwachsenen hatten eigentlich ausgemacht sich nichts zu schenken und so setzten sie sich zunächst zum Weihnachtskaffee und unterhielten sich. Irgendwann stand Ben auf und holte einen Prospekt aus der Tasche. „Ach ja-was macht ihr eigentlich übermorgen?“ fragte er scheinheilig. „Würdet ihr uns den Gefallen tun und uns ein wenig begleiten?“ fuhr er fort und Semir und Andrea sahen ihn fragend an. „Wohin denn?“ wollte Semir wissen- „ich dachte du musst arbeiten?“ aber Ben schüttelte den Kopf und ließ dann die Bombe platzen. „Ich wünsche mir von euch Vieren zu Weihnachten, dass ihr uns in die Berge in ein Familienhotel begleitet. Alleine macht das nur halb so viel Spaß und wir haben das schon länger gebucht. Ich will jetzt nicht hören, dass ihr das nicht annehmen könnt-ihr wisst, dass wir finanziell gut dastehen und mein Vater hat erst kürzlich wieder eine größere Summe rüberwachsen lassen, weil von dem für Julia und mich festgelegten Geld der Oma was frei wurde. Im Augenblick gibt’s eh kaum Zinsen, also machen wir uns lieber einen schönen Urlaub miteinander, alle können Skikurse belegen-na ja außer vielleicht unser Zwerg- es gibt Rundumbetreuung für Kinder allen Alters, der Wellnessbereich lässt auch nicht zu wünschen übrig und Sarah und ich wollen endlich mal wieder auf die Piste. Mein Vater stellt uns zwei Geländewagen der Firma mit Allrad zur Verfügung. Sein Geschäft ist jetzt erst mal geschlossen-Baugewerbe halt- dann sind wir auch bei Schnee und Eis mobil. Jetzt machen wir noch aus, wann wir abfahren, wir können ab elf im Hotel einchecken und so würde ich vorschlagen, wir starten in der Nacht, damit die Kinder im Auto schlafen!“ plante er und Andrea und Semir starrten ihn nur sprachlos an. „Das, das können wir nicht annehmen!“ stammelte Andrea, aber Ben sagte unnachgiebig: „Wenn ihr das ausschlagt, habt ihr mein Weihnachtsfest versaut!“ und so blieb den Gerkhan´s nichts anderes übrig als zuzustimmen und als Ayda und Lilly begriffen hatten, wo es hingehen würde, brachen sie in Jubelstürme aus. Schnee, Skifahren, Rodeln-ach es würde herrlich werden!
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Schön-eine neue Geschichte!
Das erste Kapitel ist-noch-unspektakulär. Semir feiert mit Andrea ihren Hochzeitstag mit klassischer Musik, nem schicken Essen und danach was auch immerner Runde Scrabble oder so!
Dass die beiden in der Oper oder nem Konzertsaal ne gute Figur machen, wissen wir seitdem wir "Die dunkle Seite" gesehen haben, aber es passt zum Charakter Semir Gerkhan, dass er für sich alleine vielleicht ne andere Musikrichtung bevorzugt hätte, allerdings Andrea zuliebe doch mal wieder einen Ausflug in die Klassik macht.
Oh-den vierbeinigen Ben hätte ich ja beinahe vergessen, bin ja gespannt, ob es da noch Verwechslungen gibt! -
Am nächsten Morgen fuhren Semir und Ben gemütlich auf Streife, als in einem Bereich der Autobahn, in dem die Geschwindigkeit wegen einer Baustelle auf 80 km/h beschränkt war, plötzlich ein gelber Ferrari an ihnen vorbei brauste. Ben, der heute am Steuer seines Mercedes saß, warf Semir einen kurzen Seitenblick zu, der nickte und griff mit der Hand nach dem Haltegriff und schon trat Ben das Gaspedal durch. Obwohl er binnen Kurzem bereits 160 km/h drauf hatte, hatte er Mühe den Sportwagen, der auch noch riskant fuhr, schnell aus-und einscherte und so manchen anderen Verkehrsteilnehmer zum Abbremsen zwang, einzuholen. Allerdings hatte Ben das Blaulicht eingeschaltet, wich auch manchmal auf den Seitenstreifen aus und nach wenigen Kilometern fuhr der Ferrari nun doch an einer Ausfahrt rechts ran, als Ben ihn überholte und im Heckfenster des Mercedes: „Stop-Polizei“ aufleuchtete. Die Scheiben waren verdunkelt und Semir und Ben waren nun beide aus dem Mercedes gestiegen, um sich den Raser vorzuknöpfen.
Als sich nun allerdings die Flügeltüren nach oben automatisch öffneten, blieb Ben, der gerade das Wort ergreifen wollte, die Sprache weg, denn aus den Sportsitzen schälte sich eine extrem hübsche, dunkelhaarige Frau Ende zwanzig, die mit schuldbewusstem, aber auch leicht laszivem Lächeln die Sonnenbrille nach oben schob und sich katzengleich aus dem Auto wand. Sie war beinahe ebenso groß wie Ben, überragte also Semir um fast zwei Köpfe, hatte eine Figur, die einem den Atem raubte und war in ein schwarzes, eng anliegendes Outfit gekleidet, das jeden Millimeter ihres wundervollen Körpers vorteilhaft zur Geltung brachte. Nachdem Ben dieses brünette, exotische Prachtweib nun mit dümmlichem Gesichtsausdruck und offenem Mund musterte, die ihm ein gewinnendes Lächeln zuwarf und dabei flötete: „Oh Herr Wachtmeister-war ich zu schnell?“ ohne dass Ben darauf nur einen Pieps erwiderte, ergriff Semir die Initiative. Er zog seinen Ausweis und sagte hart. „Hauptkommissar Gerkhan, Kripo Autobahn und das hier ist der Herr Jäger, ebenfalls Hauptkommissar-und ich würde sagen, ja sie waren eindeutig zu schnell. Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte!“ schnarrte er und versetzte Ben wie zufällig einen Rempler in die Seite, was den langsam wieder zum Denken brachte und verhinderte, dass ihm die Augen aus dem Kopf fielen. Er atmete tief durch und stammelte dann: „Ja-in der Baustelle war auf 80 km/h begrenzt, haben sie das nicht gesehen?“ und wieder suchte die dunkelhaarige Frau, die nun mit Schwung ihre seidigen langen Haare in den Nacken warf, nur Ben´s Blick, senkte dann schuldbewusst die Augen zu Boden und hauchte: „Du liebe Güte-nein, oh Gott ist das schlimm?“
Bevor Ben ihm in den Rücken fallen konnte, antwortete Semir: „Es könnte zum Beispiel bedeuten, dass sie in nächster Zeit ein wenig Rad fahren oder zu Fuß gehen, damit sie in Zukunft besser auf die Verkehrszeichen achten!“ und damit nahm er die Papiere entgegen, die die Frau aus einem kleinen Designertäschchen zog, das sie umgehängt hatte und ihm hinstreckte, ohne dabei Ben aus den Augen zu lassen. Semir studierte den Fahrzeugschein und den Personalausweis und schickte Ben dann rigoros zum Mercedes mit der nachdrücklichen Bitte, man konnte eher sagen Anordnung: „Überprüfe doch bitte mal, ob gegen die Dame was vorliegt!“ und wie wenn er aus einer Hypnose erwachen würde, setzte sich sein Partner in Bewegung, aber immer noch war das Lächeln auf seinem Gesicht fest gefroren. Gegen die Frau, die laut Papieren Estelle Winkler hieß und in einem Kölner Nobelviertel wohnte, lag nichts vor, der Wagen war auf ihren Ehemann Karl Winkler, Immobilienmakler, zugelassen und mit dieser Aussage der Zentrale kam Ben zurück zum Ferrari, wo die Dame derweil fröstelnd die Arme um ihren Oberkörper geschlungen hatte, denn sie war einfach zu kühl angezogen. Ihre Brustwarzen hatten sich unter dem engen Outfit deutlich aufgerichtet und Ben konnte schon wieder den Blick beinahe nicht davon wenden, bis Semir die Papiere zurückgab, in amtlichem Ton sagte: „Sie können weiter fahren, aber sie bekommen Post von uns!“ und dann Ben grob zum Dienstwagen zerrte.
Als sie darin saßen, die Frau sich wieder elegant und katzengleich in den Sportsitz des Ferrari gewunden, die Flügeltüren sich geschlossen hatten und sie-diesmal in gemäßigtem Tempo- auf die Autobahn zurück gefahren war, drehte sich Semir zu Ben um und hielt ihm erst einmal eine Standpauke: „Also hör mal-was sollte das gerade?“ fragte er einigermaßen fassungslos. „Anstatt ordentlich deine Arbeit zu machen hast du die Frau mit deinen Blicken beinahe ausgezogen. Vergiss nicht, du bist verheiratet und hast zwei süße Kinder mit deiner absolut hinreißenden Sarah. Lass die Finger von fremden Weibern und konzentriere dich lieber auf deine Arbeit!“ forderte er und Ben senkte schuldbewusst den Kopf zu Boden. „Ich hab doch nur gekuckt!“ flüsterte er, während er den Motor anließ und ebenfalls auf die Autobahn zurück fuhr.
Der Vormittag bot weiter nur Routine und als Semir später im Büro die Anzeige gegen die Raserin fertig machte, ertappte er Ben, wie der die Internetseite von Winkler´s Firma aufgerufen hatte, wo auch ein Bild des etwas dicklichen und bereits kahlköpfigen Mittfünfzigers zu sehen war. „Was macht so eine Frau mit einem derart hässlichen Mann?“ murmelte Ben und Semir trat hinter ihn, drückte resolut auf die Tasten des Computers, damit das Bild verschwand und sagte: „Das hat dich nicht zu interessieren, aber vielleicht macht Geld einfach attraktiv!“ und dann gingen sie zum Mittagessen.
Kurz vor Feierabend sagte Ben zu seinem Partner: „Äh Semir-bitte erzähl Sarah nichts davon, wie blöd ich mich heute Morgen benommen habe!“ und Semir winkte ab. „Na wenn du nur wieder normal bist-Appetit darfst du dir ja holen, aber gegessen wird daheim!“ und nun lachten die beiden befreit auf. Jeder fuhr zu seiner Familie nach Hause und bis kurz vor Weihnachten war eigentlich nur noch Routinearbeit zu erledigen.
Der Anwalt Winkler´s hatte die Anzeige nieder geschlagen, weil angeblich das Baustellenschild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung wegen der Witterungslage nicht zu lesen gewesen war und vom Wind ein wenig weggedreht gewesen sei, aber sowas kam ständig vor und war das tägliche Brot der Autobahnpolizisten. Diesmal hatten sie die Raserin eben nicht drangekriegt, aber sie oder ihre Kollegen würden sie schon noch erwischen, wenn sie nicht seitdem vernünftig fuhr und dann würde die Anzeige Hand und Fuß haben.Die Ausländerbehörde hatte eine Menge Asylanträge vorliegen, man wusste teilweise nicht, wie die Menschen alle nach Köln gekommen waren und die Stadt suchte verzweifelt nach leer stehenden Wohnobjekten, wo man die Asylbewerber bis zur Prüfung ihres Antrags unterbringen und versorgen konnte. Sarah, die sich trotz ihrer beiden Kinder begonnen hatte, sozial in der Flüchtlingshilfe zu engagieren und Deutschkurse im Gemeindehaus ihres Vororts zu geben, fragte Ben: „Meinst du nicht, wir sollten unsere Stadtwohnung, die wir ja nicht unbedingt brauchen, zur Verfügung stellen?“ aber da hatte Ben rigoros abgelehnt. „Hör mal-das ist ne hochwertige Wohnung, meinst du, ich lasse mir die von Asylanten kaputt machen?“ fragte er und Sarah hatte still geschwiegen-so etwas hatte sie sich fast gedacht, dass er da nicht einverstanden war. Allerdings gab sie viele Dinge an die Flüchtlinge weiter, die sie nicht mehr brauchte und es machte sie glücklich, wenn ein syrisches Kind sich über ein Spielzeug freute oder eine afrikanische Mutter neue Kleidung für ihr Neugeborenes bekam. Sie und Ben hatten beschlossen, dass zwei Kinder genug waren und deshalb gab sie alles wo Mia-Sophie raus gewachsen war, sofort weg und so klein die Kinder noch waren-sie hatten sowieso schon viel zu viel und sowas verdarb den Charakter. Aber viel mehr als jedes Geschenk wog bei den Flüchtlingen, die oft Schreckliches hinter sich hatten, die Freundlichkeit Sarah´s, die ihnen das Gefühl gab, etwas wert zu sein.
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@harukaflower: An Ideen mangelt es nicht und die Monstersätze sind eine Altlast aus dem Lateinunterricht
, aber ich gelobe Besserung!
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Liebe Leser!
Nachdem ich meine OP gut hinter mich gebracht habe und festgestellt habe, wie ich im Liegen schreiben kann, gehts gleich weiter mit der nächsten Story. Viel Spaß!
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Es war Winter geworden. In Köln war es feuchtkalt und ungemütlich. Für Schnee war es eigentlich zu warm, aber trotzdem gab es immer wieder Unfälle durch überfrierende Nässe, Spaziergänger glitten aus und brachen sich Knochen, die allgemeine Stimmung war gereizt, denn in wenigen Wochen war Weihnachten, die Weihnachtsmärkte begannen gerade ihre Buden auf zu bauen und die Geschäfte hatten schon bald den zweiten Monat die Weihnachtsdekoration in den Auslagen und der allgemeine Vorweihnachtsstreß holte die Kölner mehr und mehr ein.
Nach einem schweren Stromunfall hatte Ben sich gut erholt und düste bereits wieder mit Semir über die Autobahnen. „Oh Mann-ich bin fast froh, wieder in der Arbeit zu sein!“ vertraute er seinem Partner an. „Mia-Sophie ist so brav, die schläft eigentlich schon von Anfang an durch, Tim ist in sein neues Kinderzimmer mit Begeisterung eingezogen-er hatte sich doch dieses Bett, das aussieht wie ein Rennauto, gewünscht und seitdem gibt es für ihn nichts Schöneres als da drin zu schlafen-außerdem kommt der nach mir, der schläft morgens schön lang und weil Sarah ja noch stillt, kann ich sonst leider gar nichts machen!“ erzählte er Semir mit einem breiten Grinsen und der boxte ihn gegen den Oberarm. „Gibs zu, du hast deinen Sohn bestochen, dass der so lange schläft, damit du auch liegen bleiben kannst!“ vermutete er und Ben entwich nun ein Lachen. „Das wenn so leicht ginge, aber wider Erwarten sind wir trotz eines Kleinkinds und nem Säugling viel weniger gestresst, als wir gedacht hatten!“ erzählte er und schwärmte danach davon, wie schön es wäre, ein wenig außerhalb zu wohnen, morgens nur die Tür aufzumachen, damit der Hund in den Garten konnte und lange Spaziergänge über die Felder zu machen. „Sarah hat bereits viel Anschluss bei anderen jungen Familien gefunden, da gibt es ne Menge Kinder im Alter wie unsere beiden und irgendwie bin ich mir da während der Zeit als ich noch krank geschrieben war, immer ein wenig fehl am Platz vorgekommen, wenn die anderen jungen Mütter bei uns zu Kaffee und Kuchen vorbeigekommen sind, die sich über Babycremes, musikalische Frühförderung und die Wahl des geeigneten Kindergartens unterhalten haben. Das ist gerade Sarah´s größtes Problem-in welchen Kindergarten sollen wir Tim nächstes Jahr mit drei geben, wo kriegen wir noch einen Platz, wird es ihm dort gefallen, ist es nicht doch noch zu früh-oder zu spät?
Weisst du was-ich war der glücklichste Mensch, als ich vor zwei Wochen endlich wieder zur Arbeit durfte. Mit dir über die Autobahn zu düsen, hier nen Strafzettel, dort ne Verfolgungsjagd, das ist einfach mein Leben. Meine Narben zwicken zwar manchmal noch, aber ansonsten geht es mir einfach in unserem gemeinsamen Alltag am Besten-ich habe mich langsam schon in der Küchenschürze am Herd stehen und Kuchen für Sarah´s Freundinnen backen sehen, aber das ist einfach nichts für mich!“ erklärte er seinem Freund und der schmunzelte vor sich hin. Ja Ben als Hausmann war schlecht vorstellbar und so war auch er glücklich und zufrieden, dass der Alltag sie wieder hatte.Als sie nach der Streifenfahrt in die PASt kamen, wurden sie von der Chefin zur Besprechung gerufen. Alle Anwesenden versammelten sich vor der Videowand und nun wurden ihnen einige Bilder von Leichen gezeigt, die man aus dem Rhein gefischt hatte. Auch wenn alle Beamten solche Anblicke eigentlich gewöhnt sein sollten, hörte man ein Würgen und Jenny war kurz davor, sich auf den Fußboden zu übergeben. Es handelte sich um drei fremdländisch wirkende Männer, erschreckend abgemagert und alle verstümmelt. Sie trugen nur einige dünne Fetzen am Leib, hatten aufgesprungene Hände und Füße und viele Geschwüre am Körper. Aber das Schlimmste waren die aufgerissenen Münder, die alle etwas gemeinsam hatten-den Männern war die Zunge herausgeschnitten worden. „Oh Gott-ich hoffe, das wurde wenigstens erst nach ihrem Tod gemacht!“ flüsterte Ben entsetzt, aber mit Kummer in den Augen schüttelte die Chefin den Kopf. „Nein-wie aus dem Bericht des Gerichtsmediziners hervor geht, wurden die Männer gefesselt und vor ihrem Tod gefoltert, bevor sie dann im Rhein ertränkt wurden. Was noch auffällig ist: Die Verletzungen an Händen und Füßen sind Erfrierungen, die bereits mindestens ein bis zwei Wochen vor dem Tod erfolgt sind. Das ist jetzt vielleicht kein spezieller Fall für die Autobahnpolizei, aber ich wollte, dass sie Bescheid wissen und einfach die Augen offen halten. Die Ausländerbehörde ist informiert, aber es liegen aktuell keine Vermisstenanzeigen vor, die man mit den Männern, von denen vermutlich keiner über vierzig ist, in Verbindung bringen könnte. Die Mordkommission ermittelt natürlich hauptsächlich, aber man will der Öffentlichkeit die Details vorenthalten, damit keine Panik ausbricht. Hier sind grausame Mörder und Sadisten am Werk und letztendlich ist es ja egal, wer die überführt und festnimmt, ach ja und es handelt sich um mehrere Täter, denn die Fesselungen wurden laut der Gerichtsmedizin von unterschiedlichen Menschen vorgenommen-denn jeder knüpft Knoten anders!“ fügte sie noch hinzu-aber das hatten sie alle schon in der Polizeischule gelernt.
Betroffen gingen sie nun alle ihrer Arbeit wieder nach, niemand hatte einen speziellen Auftrag bekommen, aber natürlich würde man auf Dinge achten, die einem merkwürdig vorkamen und die Kollegen bei ihrer Arbeit unterstützen. Bestien, die so etwas anderen Menschen antaten, musste ermittelt, gefasst und weggesperrt werden, egal von welcher Abteilung!Als Semir und Ben wenig später einen Schnellfahrer nach einer kurzen Verfolgungsjagd, die Semir und Ben beiden extrem Spaß gemacht hatte-was sie aber vor der Chefin nie zugeben würden, zur Kasse gebeten hatten, sinnierte Ben ein wenig über die Opfer. „Die Ertränkten waren vielleicht auch Familienväter, haben ihre Frauen und Kinder geliebt, sind einer Arbeit nachgegangen und haben sich gewünscht in Ruhe und Frieden alt zu werden.“ überlegte er. „Hoffentlich gelingt es den Kollegen bald die Täter zu überführen!“ hoffte er, ohne zu ahnen, welche Rolle er persönlich in dieser Geschichte spielen sollte.
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Schön langsam beginne ich mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Daniel Rösner der neue Partner wird. Was ganz klar ist-er ist wieder ein völlig anderer Typ als Vinzenz und man hofft, da er bei den Teenies ziemlich bekannt und begehrt ist, sicher erneut diese Zielgruppe an Cobrasehern an Land zu ziehen.
Nach wie vor tut es mir sehr leid, dass Vinzenz nur zwei Jahre für Cobra gedreht hat und auch nicht alle Facetten seines Charakters ausspielen konnte-das wäre sicher möglich gewesen, wenn man gewollt hätte, aber leichter ist es vermutlich mit Daniel, der häufig im TV und im Kino lockere Typen spielt-der ist auf sowas in der Öffentlichkeit schon ein wenig geeicht und man muss da nicht einen schleichenden Prozess über mehrere Drehbücher zu mehr Lockerheit erfinden.
Allerdings freut es mich, dass man wieder einen sehr professionellen Schauspieler genommen hat, denn wenn man sich die Sachen so anschaut, die er gemacht hat, dann war das Alles sehr gut gespielt und er versteht es umzusetzen, was der Regisseur-und das Publikum-sehen will.
Jetzt kommt es auf die Drehbücher an, aber auch darauf, ob der Funke im Team und der Zusammenarbeit mit Erdogan überspringt, denn auch das macht gute Folgen aus. Wenn die Schauspieler sich nicht grün sind, wird es schwierig lockere Szenen zu spielen und das war vielleicht mit ein Geheimnis für das hervorragende Couplé Semir-Ben. Wobei sich ja Erdogan und Vinzenz auch gut verstanden haben, aber da gab das die Rolle eher selten her, dass die Männerfreundschaft in den Vordergrund kam, die für mich unter anderem ein Geheimnis guter Cobrafolgen ist und das war auch bei einigen anderen Partnern, aber nicht bei allen so, wie ich finde.
Alex wird uns vermutlich immer ein wenig als tragischer Held mit vielen Altlasten in Erinnerung bleiben, aber ein wenig freue ich mich jetzt doch auf neue Folgen-allerdings finde ich den Namen Paul Renner ziemlich doof, aber da kann ja Daniel Roesner nichts dazu! -
Ein Lichtblick! Semir ist in Kürze unterwegs nach Finnland-ich baue auch darauf, dass der hilft Veikko zu befreien. Der hat inzwischen ein intensives Gespräch mit Ben, aber aktuell ist den beiden eine Flucht nicht möglich.
Nun soll bei Veikko erneut das potentiell tödliche Ritual durchgeführt werden-und Ben wird aufgefordert, dem bei zu wohnen. Ach du liebe Güte!
Irgendwie hoffe ich trotzdem darauf, dass Mikael einiges mitgekriegt hat und seine kleinen grauen Zellen nun langsam ihre Arbeit wieder aufnehmen und er kombinieren kann, wohin Veikko verschwunden ist-aber wir werden sehen! -
Ja ja,das kenne ich, wenn man nicht mehr liegen kann-da braucht es nicht einmal Vollmond dazu bei mir!
Kevin steht also auf und denkt nochmal über die Sache mit Jenny und dem Karton nach. Allerdings finde ich nach wie vor, dass es nicht ok von Jenny war, darin zu stöbern, er hätte also jeden Grund beleidigt zu sein, allerdings wars auch von ihm blöd, da einfach still und heimlich wieder im Bett zu verschwinden, als er sie ertappt hat.
Als Semir jetzt auftaucht, fand ich das Gespräch auch wieder sensibel und berührend, ja solche Dialoge sind echt deine Stärke, Campino!
Die Sturmfront hat jetzt auch einen Namen und Semir erfährt, dass Kevin seiner alten Freundin gegenüber auch nur die halbe Wahrheit gesagt hat, aber immerhin hätte man da mal einen Ansatzpunkt! -
Da läuft es einem kalt den Buckel runter, wenn man sich dieses Szenario so vorstellt.
Was allerdings merkwürdig ist-da sind keine Wachen bei Veikko, das ist mir ein wenig unheimlich. Hoffentlich wird der Folterkeller nicht abgehört, sonst ist Ben jetzt schon aufgeflogen.
Irgendwie erinnert mich das Ganze an die Zwölf Stämme, die ganz in meiner Nähe ihr Domizil aufgeschlagen haben und wo die Prügelstrafe zu den anerkannten Erziehungsmitteln gehört und dafür der Sexualunterricht in der Regelschule ein angebliches Werk des Teufels ist und die ihre Kinder deshalb selber unterrichten-bis die dann immer mal wieder vom Gericht den Eltern weggenommen werden-eine sehr reale und schreckliche Geschichte von Verblendung und religiösem Fanatismus direkt vor meiner Haustür. Interessant ist auch, dass da eben nicht nur Dummlinge bei dieser Sekte sind, sondern durchaus Lehrer und andere gebildete Menschen und so ist das bei deiner (hoffentlich) fiktiven Gemeinschaft ja auch.
Schrecklich, dass man nach deren Meinung eine Nahtoderfahrung braucht, damit der Teufel einen verlassen kann-ich vermute das geht öfters schief und deshalb schwebt Veikko in höchster Gefahr.
Leider denke ich nicht, dass die beiden jetzt einfach da rausspazieren, bin gespannt, was du dir ausgedacht hast-und die Kirchensprache Latein zu verwenden ist nur logisch, die wird ja gerade in der katholischen Kirche ( und in der Medizin) auch noch hochgehalten und ist sozusagen international. -
Wirklich erschreckend, wie sich dank Internet und Facebook eine Meldung verbreitet, aber da gibts ja viele Beispiele dafür, allerdings wird es vermutlich nichts bringen, die Meldung im Original raus zu nehmen, denn mit Sicherheit haben Semir´s "Freunde" von der Sturmfront die abgespeichert und schicken die dann wieder auf die Reise.
Semir ist enttäuscht und wütend, weil er ein Opfer ist, das sich gegen diese Hasskampagne nicht wehren kann, aber so geht es ja vielen. Ich finde es aber vorausschauend von der Chefin, dass sie ihn jetzt ein bisschen im Hintergrund hält, denn da könnte sonst durchaus das Temperament mit dem türkischen Hengst durchgehen!
Was Kevin wohl dazu meint? Endlich erfahren wir mal wieder, wie es dem geht und wie sein Verhältnis zu Jenny gerade ist. -
Liebe Leser!
Vielen Dank für euer Interesse an meiner Geschichte und für die zahlreichen lieben Feeds.
Diesmal habe ich ja zum ersten Mal zuerst den Fall abgeschlossen und damit die Krankenhausstory sozusagen abgekoppelt, bin aber noch ein wenig unschlüssig, ob das so gut war-allerdings habe ich noch viel Zeit und Lust das, oder auch mal andere Dinge auszuprobieren.Also wie ihr daraus schließen könnt-es gibt eine neue Geschichte, die gerade in meinem Kopf reift, aber wann ich die zu posten beginne, kann ich noch nicht genau sagen-ich werde heute erst mal am gerissenen Meniskus und wegen eines Knorpelschadens an der Kniescheibe operiert und dann muss ich sehen, wann ich wieder einigermaßen schmerzfrei am PC sitzen kann-liegend schreiben ist nämlich nicht Meins!
In diesem Sinne-man liest sich! -
Nachdem sein Arm und Bein jetzt auch ziemlich weit zugeheilt waren, tat die Behandlung der Chirurgen zwar weh, aber Ben wurde nicht mehr schlecht, wenn er hinsah und insgesamt verlief die Heilung sehr zufriedenstellend. So vergingen noch zwei weitere Tage, aber dann kam der große Tag der Verlegung auf die Normalstation. Sarah hatte das Zimmer schon hergerichtet, seine Zivilklamotten darin verteilt und Semir war direkt von Intensiv einen Tag vorher nach Hause entlassen worden, denn auf Normalstation herrschte Bettenmangel, aber das kam Semir gerade recht! Seine Mädels hatten sich unheimlich gefreut, als der Papa ohne Vorankündigung plötzlich mittags zuhause war, als sie von Schule und Kindergarten kamen und Andrea hatte auch erst gekuckt, denn Semir hatte das klammheimlich mit Hartmut ausgemacht, der ihn abgeholt und nach Hause gefahren hatte, denn Andrea musste wieder arbeiten und er wollte sie auf gar keinen Fall belasten.
Hartmut war auch an Ben´s Bett getreten, der sich inzwischen ja auch wieder einigermaßen zurück unter den Lebenden fühlte, hatte dessen Hand gepackt, die der mit einem kräftigen Griff zurück umfasste und gesagt: „Hey du-ich freue mich, dass es dir wieder so halbwegs gut geht, aber bei aller Anstrengung-von diesem blöden unterirdischen Gang hatte ich vorher keinen Peil und ehrlich gesagt, habe ich da auch keine Verbindung hergestellt, als du von dem Stromverlust erzählt hast-ich dachte da eher an irgendwelche vorsintflutlichen Geräte, die da abzapfen was geht, bevor das Thema Energieeffizienz überhaupt in aller Munde war!“ beichtete er, aber Ben winkte ab. „Hör mal-das konnte ja keiner ahnen, was da unter unserem Grundstück so abging-wichtiger ist, dass wir das mit kaum Folgeschäden überlebt haben, vor allem dass es meinen Kindern gut geht. Bring du jetzt Semir heil nach Hause und glaub mir-wir werden deine Hilfe sicher noch mehr als einmal brauchen, denn so ein altes Haus bietet Betätigungsfelder auf Jahrzehnte!“ sagte er und Hartmut zog dann mit Semir, der sich zuvor noch herzlich von seinem Freund verabschiedet hatte, davon.Ben fieberte der Minute entgegen und als die Schwestern der Normalstation ihn endlich abholten und in sein Zimmer schoben, hielt es ihn kaum mehr aus. Er durfte zwar Wasser und Astronautenkost trinken, aber seine Energiebilanz wurde nach wie vor durch die Infusionen im Lot gehalten. Als er aber nun in seinem Einzelzimmer ankam, überall heimelig seine Privatsachen verteilt waren und wenig später Sarah freudestrahlend mit Mia-Sophie im Zimmer stand, nahm er ganz vorsichtig, aber innerlich strahlend vor Glück, seine Tochter in den Arm und lernte sie ein zweites Mal kennen. „Hallo Püppchen-ich bin dein Papa, auch wenn wir einen schweren Start hatten, aber ab jetzt haben wir alle Zeit der Welt uns kennen zu lernen!“ sagte er und seine Tochter sah ihn mit großen Augen, ohne zu weinen aufmerksam an. Ben barg sie in seinem Arm, der zwar noch feucht verbunden war, aber wunderbar heilte und Tränen stiegen in seine Augen. „Sarah-danke für diese wundervolle Tochter!“ sagte er voller Emotionen und seine Frau schmiegte sich jetzt an ihn und konnte ihren Gefühlen ebenfalls keinen Einhalt mehr gebieten. „War sie das Ganze wert?“ fragte sie sinnend und Ben musterte sein Kind und seine Frau mit einem Blick voller Liebe. „Auf jeden Fall!“ sagte er voller Überzeugung. „Was soll eigentlich die Frage?“
ENDE -
So jetzt bin ich hier auch auf dem Stand!
Puh-sehr spannendes Thema, aber eine Sekte, die mit modernen Mitteln den Exorzismus versucht, um die abtrünnigen Gemeindemitglieder zurück zu holen, ist mal was Neues. Mir wird ganz anders, wenn ich mir vorstelle, dass Veikko, der ja das finnische Dependant zu Hartmut ist, im Beisein und sogar auf Veranlassung seiner Eltern und Geschwister gequält wird! Ja religiöse Fanatiker haben immer schon über die Jahrhunderte grausame Dinge im Namen des Glaubens getan, man denke an die Kreuzzüge oder die Hexenverbrennungen!Nachdem Mikael nun doch noch ziemlich außer Gefecht ist und sich vielleicht in seinem aktuellen Zustand-den du übrigens sehr realistisch beschrieben hast-nicht erinnern kann, dass Veikko gekidnapped wurde, ist Ben vermutlich seine einzige Chance!
Der hat aus dem Fenster den missglückten Fluchtversuch beobachtet und ich finde es gut, dass du ihn in die Sekte eingeschleust hast! Denn auch ich hoffe, dass der sich jetzt nicht so einfach Veikko schnappt und mit dem dort rausspaziert, sondern dass der "Meister" eine doppelte Identität hat und Ben darauf angesetzt wurde, den zu enttarnen-und was das mit Köln und der Polizei zu tun hat, werden wir ja bald erfahren.
Ja und es gefällt mir, dass auch Semir mitspielen darf und freue mich auf spannende Kapitel! -
Am nächsten Morgen reduzierte man wieder die Sedierung und Ben war jetzt soweit orientiert, dass er zwar ruhig an der Maschine atmete und keine Schmerzen hatte, aber einfache Aufforderungen durchaus befolgen konnte und als der Krankengymnast heute zu ihm kam, konnte er tatsächlich schon richtige Übungen mit seinem Patienten machen. „Na sehen sie Herr Jäger-jetzt geht es aufwärts!“ sagte der erfreut und als sich Ben bei der abschließenden Lymphdrainage sichtlich entspannte und das Bein und der Arm deutlich dünner wurden, als die Lymphe aus dem Gewebe abtransportiert wurde, war er mit seiner heutigen Arbeit zufrieden.
Ein letztes Mal legte man Ben noch schlafen, als die Unfallchirurgen kamen und die Haut wieder ein Stück zusammen zurrten, das war eben der Vorteil der Beatmung-man gab einen Bolus Narkosemittel, der Patient war kurz weit weg und bekam von der schmerzhaften Behandlung nichts mit, die Maschine übernahm vorübergehend die Atemtätigkeit und als der Eingriff vorbei war, wurde er wieder ziemlich wach, allerdings nicht so, dass ihn der Tubus störte.Semir, der sich die Sache interessiert aus dem Nebenbett ansah-auch bei ihm wurden die Laborwerte und Blutgase besser-bemerkte schmunzelnd zu Sarah, die daraufhin in glockenhelles Lachen ausbrach: „Ja, ja-so hättet ihr uns Männer gerne! Gefügig-keine Widerworte und wenn wir uns wehren, gibts ein Schlafmittel, damit wir zu willenlosen Puppen werdet und ihr mit uns machen könnt, was ihr wollt!“ lästerte er, aber als Sarah aufgehört hatte zu lachen, sagte sie ernst: „Glaub mir Semir-wir Frauen wollen gar keine Marionetten, sondern Männer mit Ecken und Kanten mit denen man auch mal streiten kann, die aber vor allem das Eine sind-eine Persönlichkeit!“ und als Ben, der zwar Mühe gehabt hatte den Worten zu folgen und auch nicht alles verstanden hatte, nun den Daumen hob, denn mehr war leider nicht möglich, weil seine Hände festgebunden waren, da wussten sie, dass er über dem Berg war.
Am nächsten Morgen wurde er ein letztes Mal in den OP gefahren, man inspizierte den Bauch nochmals und verschloss dann die Wunde mit stabilen Nähten.
Wieder zurück auf der Station schaltete man die Sedierung komplett aus und ließ nur noch niedrig dosiert das Schmerzmittel mitlaufen und zwei Stunden später war es so weit! In Semir´s und Sarah´s Beisein wurde er extubiert und lag zwar hinterher noch eine ganze Weile ziemlich erschossen in seinen Kissen, aber dann wurde er immer wacher und wollte wissen, wie es seinen Kindern ging und wie lange er geschlafen hatte. „Ben-seit Mia-Sophie´s Geburt sind jetzt zehn Tage vergangen, es wird jetzt langsam Zeit, dass du so weit fit wirst, dass sie dich auf Normalstation legen können, damit du die Kleine und vor allem auch Tim, der ständig nach dem Papa fragt, endlich wiedersehen kannst!“ wies Sarah ihn an und er lächelte nun, während er auf Sarah´s Handy die neuesten Bilder und kurzen Filmchen von seinem Nachwuchs ansah.Man hatte die kreislaufstützenden Medikamente bei Ben schon länger ausschalten können und das einzige was jetzt noch fehlte war, dass er abführte. Nachdem alle mechanischen Mittel nichts halfen, hatte er einen harten Nachmittag, als man nun einen Neostigminperfusor anhängte und seine Eingeweide daraufhin Samba tanzten, aber letztendlich war das Ganze dann doch von Erfolg gekrönt und als Semir, dessen Arterie man schon entfernt hatte und der mit Andrea bereits über die Station laufen durfte, nach einer Weile das Zimmer betrat, lag Ben im wahrsten Sinne des Wortes erleichtert in seinen Kissen, die Fenster waren gekippt und eine fürsorgliche Schwester hatte sogar Raumspray mit Rosenduft versprüht. Semir blieb in der Tür stehen und sagte scheinheilig: „Hmmm-nach was riechts denn da? Ach jetzt weiss ichs-nach Scheisse im Rosenbeet!“ und dann brach er in gackerndes Gelächter aus, in das Ben und Andrea befreit einstimmten.
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So gerade bin ich erst dazu gekommen, die Kurzgeschichte zu lesen.
Doch-die Gedanken und Gefühle von Alex hast du sehr gut und nachvollziehbar beschrieben. jeder ist ja irgendwie Gefangener-auch wenn man manchmal weg möchte, bleibt man, man schiebt Dinge auf, die man doch eigentlich gerne tun würde und macht nicht das, was man wirklich will, sondern was andere von einem erwarten.
Doch-hat mir gut gefallen, dieser Oneshot-da könntest du öfter mal einen einstreuen! -
Weil die Sepsis bei Ben ja weiter bestand, obwohl schon eine gewisse Besserung eingetreten war, kam er gleich mittags wieder in den OP. Kurz zuvor drehte man ihn zurück auf den Rücken und Semir erschauerte, als er sah, wie entstellt sein Freund gerade aussah. Da er ziemlich viel Flüssigkeit in sich hatte und die der Schwerkraft folgte, waren seine Augen beide zugeschwollen, manche Körperstellen waren gerötet, aber Gott sei Dank war die Haut noch überall intakt. Diesmal war schon ein viel größerer Aufwand nötig, um ihn in den OP zu fahren, denn immerhin liefen noch hoch dosiert kreislaufstützende Medikamente, er hatte immer noch einen hohen Volumenbedarf und viele Kabel und Schläuche mussten mit. Semir bewunderte die Ärzte und Schwestern ein wenig, wie die da erstens den Überblick behielten und zweitens auch völlig gelassen mit den ganzen Gerätschaften hantierten, obwohl da ständig etwas pfiff oder piepte.
Nach einer guten Stunde kam Ben zurück und Semir und Sarah, die gerade wieder von der Entbindungsstation hoch gekommen war, erfuhren vom operierenden Chirurgen, der ein wenig später vorbei sah: „Es war zwar gut, dass wir nochmals gespült haben, denn der scharfe Magensaft hat noch zu einigen kleineren Nekrosen im Bauch geführt, die wir entfernt haben, aber die Peritonitis ist nicht weiter fortgeschritten, wir mussten auch nur ein kleines Stückchen weiter aufmachen und hoffen, dass übermorgen, wenn die nächste Spülung ansteht, die Entzündung weiter abgeklungen ist!“ erklärte er und Sarah nickte, strich ihrem immer noch ziemlich entstellten Mann übers strähnige Haar und sagte: „Ich bin fast froh, dass er sich so nicht sehen kann. Auch wenn er es nicht zugibt, ist Ben doch ein wenig eitel und wäre zu Tode betrübt, wenn man ihm jetzt einen Spiegel vorhalten würde!“ und dazu konnte Semir, dem es auch besser ging, nur nicken.
Danach kam der Intensivarzt und sagte: „Wir haben gerade den Befund der Bakteriologie bekommen und können jetzt eine ganz gezielte Antibiose geben, weil wir nun die Keime kennen, die in seinem Bauch herum schwappen und das Antibiogramm uns auch gesagt hat, wogegen die sensibel sind. Wir beginnen sofort mit der neuen Therapie und dann bin ich gespannt, ob sich sein Zustand nicht bald verbessert!“ hoffte er und versprach Sarah, die allerdings bald wieder zum Erholen auf die Wochenstation zurück ging, auch noch, ihn auf jeden Fall bis zur nächsten OP intubiert zu lassen. Zwei verschiedene intravenöse Antibiosen wurden angehängt, die Dosierung hatte man anhand Gewicht, Körperoberfläche und Nierenwerten ausgerechnet und siehe da-wenige Stunden später begann Ben sich zu stabilisieren. Die Piccomessung ergab erstmalig, dass er keine weitere Flüssigkeit mehr brauchte, was bewies, dass der Körper es jetzt schaffte, das Wasser im Gefäßsystem zu halten und es nicht ins umliegende Gewebe zu verschieben. Anscheinend schloss sich jetzt die Zellmembran und als dann langsam das Wasser aus dem Gewebe in die Gefäße zurück floss, konnten die Nieren es ausscheiden und jetzt kamen die Schwestern fast nicht nach, mit großen Behältern den Urinbeutel zu leeren, denn manche Stunde schied Ben über einen Liter aus und gleichzeitig konnte man das Noradrenalin reduzieren.
Man hatte Ben nach der Spülung in ein sogenanntes Rotationsbett gelegt und so konnte man den Druck auf sein Gewebe immer wieder durch kleine seitliche Kippbewegungen verändern und auch als er zur Nacht wieder auf den Bauch gedreht wurde, was einfach gut für die Lunge war, profitierte er von den Druckentlastungen, so dass er am nächsten Morgen nach dem Drehen schon viel besser aussah, als am Vortag.
Sarah hatte die Unterlagen studiert und sagte: „Wahnsinn-er war fast 20 Liter im Plus, hat also de facto 20 kg mehr gewogen, aber jetzt ist er beinahe wieder bei seinem Ausgangsgewicht angelangt.“
Die Unfallchirurgen konnten nun ebenfalls beginnen-eben weil das Gewebe jetzt abgeschwollen und nicht mehr ödematös war-die Hautränder an Arm und Bein mittels der Signalfäden einander anzunähern und erneut war Semir froh, dass Ben dazu noch schlafen durfte. Trotzdem reduzierte man jetzt die Sedierung ein wenig, damit er wacher wurde und seine Atemmuskulatur trainierte. Die Beatmungsdrücke konnten verringert werden und als Semir-der inzwischen schon wieder alleine herumlaufen konnte, wenn man ihn von seinen Kabeln befreite-an das Bett seines Freundes trat und den anfasste und ansprach, flatterten seine Augenlider und er sah seinen Freund für einen kurzen Augenblick verständnislos an, bevor sie ihm wieder zufielen, aber Semir musste trotzdem lächeln-immerhin war Ben nicht mehr ganz so weit weg! Als Andrea ihm nachmittags eine Zeitung brachte, las er Ben Sachen, die den interessieren könnten, laut vor und hatte den Eindruck, dass er zumindest seiner Stimme lauschte. Ob er natürlich vom Inhalt etwas mitbekam, konnte er nicht sagen, aber letztendlich war das auch egal.
Diese Nacht machte man keine Bauchlage mehr und als der Silberschwamm erneut im OP gewechselt wurde, konnte man das Abdomen bis auf einen kleinen Spalt verschließen. „Im Bauch hat es sauber ausgesehen, ich denke in zwei bis drei Tagen können wir die VAC-Therapie beenden, aber es spricht nichts dagegen, ihn ab sofort aufwachen zu lassen!“ beschlossen die Chirurgen und behandelnden Anästhesisten gemeinsam und Sarah, die ihr Tief überwunden hatte, nun nicht mehr depressiv war und sich auch körperlich besser fühlte, lächelte. „Na Gott sei Dank-langsam beginne ich zu hoffen, dass wir alle miteinander doch noch irgendwann zurück in unser Haus können!“ sagte sie und Semir sah sie nun merkwürdig an. „Willst du wirklich zurück ins Haus und nicht lieber wenigstens vorübergehend in die Wohnung, nach allem, was ihr dort erlebt habt?“ fragte er zweifelnd, aber Sarah sagte mit fester Stimme: „Das Haus kann da schließlich nichts dazu, dass sich böse Menschen die Räumlichkeiten, die Stromquellen und verborgenen Gänge zu Nutzen gemacht haben, ich fühle mich wohl dort und hoffe, Ben denkt da genauso drüber!“ und als sie ihm jetzt einen Blick zuwarf, hatte er die Augen offen und fixierte sie. „Na also-wird doch!“ bemerkte Sarah zufrieden und langsam löste sich auch bei Semir die Anspannung. -
So-endlich kam ich auch wieder zum Nachlesen, aber ich hoffe, dass ich die nächsten Wochen dann mehr Zeit am PC verbringen kann, ich werde nämlich am Mittwoch am Knie operiert und habe dann vermutlich vieeeel Zeit!
Die letzten Kapitel waren klasse-wie Jenny und Kevin eigentlich beide Heimlichkeiten haben und nicht ehrlich waren, wie Semir und Ben Sorgen und Kummer haben, die rechtsradikale Verbindung jetzt die Nachbarn gegen Semir mobil macht und auch Andrea vor Sorgen nicht zur Ruhe kommt.
Gut, dass die Chefin immer hinter ihren Männern steht, aber ich habe auch ein wenig Angst, denn die sind alle nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte und wenn sie jetzt darauf setzen Ulrich Richter zu beschatten, dann wird das vermutlich noch ziemlich gefährlich!
Und @Trauerkloß-das mit dem lesen können und welches Buch war-ja ich vermute auch, das ist ein Wälzer, der in Landsberg im Gefängnis verfasst wurde von einem gewissen Herrn mit Oberlippenbart.
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Die Intubation und die Bauchlage waren die richtige Entscheidung gewesen. Ben´s Blutgase besserten sich und als Andrea am frühen Abend-erst da hatte sie eine Betreuung für die Mädchen organisieren können-zu Besuch kam, erschrak sie zwar, ihren Freund erneut intubiert vor zu finden, aber Semir, der gerade wieder ohne Atemhilfe, nur mit Sauerstoff, vor seinem Bett auf einem Stuhl saß, erklärte ihr, dass es zu seinem Besten gewesen war. Auch bei Semir ging es anscheinend aufwärts, was man an der Tatsache erkennen konnte, dass er zum Abendessen heute bereits Suppe und Toastbrot bekommen hatte. „Weisst du Andrea-ich stelle mir das schrecklich vor, wenn die dir erklären, dass du jetzt intubiert wirst und du kriegst die Vorbereitungen mit und musst dir die ganze Zeit denken: „Vielleicht sind das die letzten bewussten Momente meines Lebens!“ sagte er nachdenklich und seine Frau stimmte ihm zu. In der Tat war das eine gruselige Vorstellung, aber vor einer Narkoseeinleitung wusste man das ja auch nicht, ob man aus der wieder aufwachte, obwohl einem die Ärzte versicherten, dass das alles Routine und völlig ungefährlich sei. Und trotzdem las man immer wieder von Zwischenfällen, von Wachkoma und anderen Katastrophen, auch wenn die meisten Narkosen harmlos waren, aber Garantie gab es eben keine.
Wenn man allerdings bedachte, dass die Wahrscheinlichkeit, wenn man in ein Auto stieg ziemlich hoch zu bewerten war, dass man einen Unfall, vielleicht sogar mit schwerwiegenden Folgen oder gar mit Todesfolge erlitt, dann relativierte sich das Risiko wieder, aber weil Auto fahren eben so normal und alltäglich war, verdrängte man das einfach und ging davon aus, dass einem schon nichts passieren würde. Dabei war gerade Semir ja schon ziemlich oft verunglückt, allerdings meistens mit harmlosen Folgen, allerdings eben nicht immer und Andrea hatte schon voller Bangen an seinem Bett gewacht, als er nach einem Autounfall, den er und Ben nach einer Verfolgungsfahrt erlitten hatten, beatmet gewesen war und man schwerste Kopfverletzungen nicht hatte ausschließen können. Auch Tom hatte schon voller Angst an Semir´s Bett gesessen und dann war er selber vor wenigen Jahren ermordet worden, wie schon einige andere Partner vor und nach ihm. Ihr Beruf war einfach riskant und manchmal hatte Andrea das Gefühl, das nicht ertragen zu können-nie zu wissen, ob der Partner am Abend noch neben einem im Bett liegen würde, aber dann wieder konnte sie sich ein Leben ganz alleine oder an der Seite eines anderen Mannes auch nicht vorstellen. Jetzt hier und heute war Andrea einfach froh, dass es Semir besser ging und Ben tat ihr zwar furchtbar leid und natürlich auch Sarah, die jetzt massive Sorgen hatte, aber ein wenig war sie einfach froh, dass es nicht Semir war, der in kritischem Zustand auf dem Bauch an allen möglichen Maschinen hing und in akuter Lebensgefahr schwebte.Sarah hatte sich wieder ein wenig gefangen und war ziemlich bald nach Ben´s Intubation und Versorgung wieder zurück in ihr Zimmer gegangen. Sie musste sich jetzt einfach ablenken, ein wenig lesen oder fernsehen, damit sie nicht vor Sorgen verrückt wurde. Ben war so tief sediert, der merkte gerade nicht, ob sie neben ihm saß oder nicht und außerdem war ja Semir auch noch da, der auf Ben aufpasste und ihr Bescheid geben würde, wenn er sich verschlechterte. So versuchte Sarah sich jetzt so gut es ging zu erholen, damit sie neue Kraft hatte, wenn Ben so weit war, dass man ihn extubieren konnte und dann alle Fürsorge brauchte, die er kriegen konnte.
So verging die Nacht, Ben stabilisierte sich, auch weil man ihm ausreichend Flüssigkeit zukommen lassen konnte und als am nächsten Morgen der Physiotherapeut kam, sagte er kopfschüttelnd, obwohl Ben ja fast mit Sicherheit nichts davon mitbekam, aber er wollte auch Semir ein wenig aufheitern, mit dem er im Anschluss noch spezielle Atemgymnastik machen sollte: „Also Herr Jäger-sie probieren doch Alles, damit sie nicht mit mir turnen müssen!“ und er entlockte Semir damit tatsächlich ein Schmunzeln. Trotz Bauchlage bewegte der Krankengymnast Ben minimal soweit möglich durch, gerade den beiden verbrannten Händen zollte er große Aufmerksamkeit und beendete seine Arbeit mit einer sicher wohltuenden Rückenmassage. Dann wandte er sich Semir zu, dem die Anleitungen und Erklärungen zur richtigen und tiefen Atmung ebenfalls gut taten und als die Unfallchirurgen später bei Ben noch die Drainagen am Fuß zogen und soweit in Bauchlage möglich die Feuchtverbände erneuerten, war Semir das erste Mal froh, dass sein Freund das nicht spürte, sondern weiter tief sediert vor sich hin schlief.