Ach du heilige Sch....! Erst liefern sich Kevin und Ben, der momentan von seinen Panikattacken heimgesucht wird, sich dann aber für seine Freunde überwindet, Schießereien und Boxkämpfe mit den Nazis und dann muss Ben seinem Freund noch Feuerschutz geben, damit der seinen Peiniger verfolgen kann. Ich kann auch nur sagen: "Semir tus nicht! mach dich nicht unglücklich wegen so einem Dummbeutel.
Allerdings macht mir auch Sorge, dass es da im Hintergrund noch eine viel gefährlichere Organisation gibt, in die sogar der Staatsschutz involviert ist. Ich denke, Rocky wird die nicht mehr erreichen, aber jetzt ist die Frage-landet er im Gefängnis oder in der Hölle?
Kevin und Ben beeilt euch-das SEK, das ja wie fast immer einen Hauch zu spät kommt räumt hier schon auf, aber jetzt haltet bitte Semir von einer großen Dummheit ab!
Sehr spannend und detailgetreu beschriebene Actionszenen!
Beiträge von susan
-
-
Die letzten Kapitel waren unheimlich berührend. Die Familie und die Deutsch-Finnische Polizeitruppe rücken eng zusammen und helfen und unterstützen sich gegenseitig. Jeder hat Verständnis für den anderen und es ist für Kasper genau so schwer gewesen, den ersten Menschen seiner Polizeilaufbahn zu töten, wie für Veikko, seine Schwester zu verlieren. Aber es gab keine andere Lösung, das müssen alle Beteiligten verstehen.
Eva ist gerettet und das hat Mikael wohl auch verstanden, aber ansonsten hat er immer noch große Lücken und das Trauma von Josh´s Tod hat er auch noch nicht verarbeitet-also gibts noch viele Baustellen, aber ich hoffe mit Ben, dass das alles wieder in Ordnung kommt. -
Wenig später lag endlich der neue ZVK, der Arzt verschloss mit ein paar Nähten die immer noch blutende Stelle, wo Ben den alten ZVK heraus gerissen hatte und gerade als Semir einfiel, dass es nun vielleicht auch mal an der Zeit wäre, Sarah anzurufen, stand die auch schon vor der Tür um Semir abzulösen, gefolgt von zwei Kriminalbeamten der Innsbrucker Polizei. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sie erfuhr, was geschehen war, aber inzwischen war Ben ja wieder leidlich stabil. Die Kripobeamten nahmen die Aussagen aller Beteiligten auf, auch der Stationsarzt erklärte seine Beobachtungen. Als Ben nun erzählte, dass der junge Mann ihm am Vormittag angeblich Vitamine gespritzt habe, kombinierte der Arzt und als sein Patient nun auch noch die Menge und die Größe der Spritzen beschrieb, ging er wortlos zum Medikamentenkühlschrank und kontrollierte die Anzahl der vorhandenen Lysemedikamente. „Hatten wir heute irgendeine Lysebehandlung?“ fragte er die anwesenden Schwestern, denn manchmal wussten die da mehr als er nach der Übergabe. Gerade wenn ein Patient nach erfolgter Behandlung doch verstorben war, erfuhr er als diensthabender Nachtdienstarzt manchmal gar nichts davon. Die Schwester sah vorsichtshalber noch im Stationsbuch nach, aber an den vergangenen drei Tagen war keine Lysebehandlung durchgeführt worden. Als man die verschiedenen Medikamente prüfte, fand man, dass mehrere Packungen der Actilyse fehlten. Karsten hatte die vorhandenen Schachteln raffiniert nach vorne gerückt, so dass das auf den ersten Blick gar nicht zu sehen war, dass da ein Fehlbestand war. "Das erklärt Alles!" bemerkte daraufhin der Arzt.
Nachdem keine der Schwestern den Pfleger am Abend gesehen hatte, zeigte der Kripobeamte Fotos des Getöteten vor, die er kurz zuvor mit seinem Diensttablet geschossen hatte und nun wurde der junge Mann sofort erkannt. „Das ist Karsten Bigler, der arbeitet auf der Fünf-ein netter junger Pfleger, der sich bei uns sehr gut angestellt hat, als er während seiner Ausbildung bei uns war!“ erzählte eine der Schwestern. Ben, Semir und auch Sarah beteuerten, dass sie den Mann nicht kannten und der Kripobeamte war nun ein wenig ratlos. „Die Täterschaft ist anscheinend klar, aber wo liegt das Motiv?“ rätselte er, aber er hatte schon die Wohnadresse von Karsten heraus gefunden und nun würde die Wohnung durchsucht werden-vielleicht gab es da irgendwelche Hinweise.
„Sein Handy wurde leider bei dem Unfall zerstört, vielleicht wäre da was drauf gewesen!“ erzählte er noch und Semir dachte bei sich, dass Hartmut da sicher noch irgendwelche Daten sichern könnte, aber er wollte den Kollegen nicht ins Handwerk pfuschen. „Momentan ist nicht abzusehen, dass da ein persönliches Motiv hinter den Anschlägen lauert-vermutlich hat der junge Mann aus purer Mordlust gehandelt, immer wieder gibt es in den Pflegeberufen ja solche Todesengel!“ sagte der Kripobeamte, auch um einen Personenschutz für den jungen deutschen Polizisten zu umgehen-immerhin war Feiertag, das würde ihre Dienstpläne ordentlich durcheinander bringen und nachdem Semir nun darauf beharrte, ebenfalls da zu bleiben und auf gar keinen Fall ins Hotel gehen würde, schob man nun doch zwei bequemere Stühle herein und wenig später kehrte Ruhe ein und Semir und Sarah dösten abwechselnd ein wenig vor sich hin, während Ben vor Erschöpfung in einen unruhigen Schlaf fiel, der leider von Alpträumen durchzogen war und ihn immer wieder hochschrecken ließ. Allerdings beruhigte er sich jedes Mal sofort wieder, als er Sarah und Semir wie die Wachsoldaten auf beiden Seiten seines Bettes sitzen sah und sicher sein konnte, dass jemand auf ihn aufpasste.So brach der Morgen herein und als das geschäftige Treiben auf der Intensivstation begann, traute sich Semir doch mal kurz ins Hotel zum Duschen und Frühstücken und außerdem musste er auch dringend Andrea informieren, der er in der Nacht nur eine kurze SMS geschrieben hatte, dass es ihm gut ginge, er aber trotzdem bei Ben bleiben würde, gemeinsam mit Sarah. Andrea war nach seinem Bericht völlig entsetzt und sagte: „Ich sags dir-ich möchte jetzt nur noch nach Hause, aber natürlich bleiben wir, solange uns Sarah und Ben brauchen!“ und ihr Mann pflichtete ihr bei. Semir informierte auch die Chefin und die war ebenfalls geschockt, fragte ob sie irgendwie helfen könne und bestätigte die Krankmeldung ihrer beiden Beamten, aber gedacht hatte sie sich das schon, als sie von der Handyortung Susanne´s erfahren hatte, dass die beiden da wieder mal irgendwo rein geraten waren. „Richten sie Herrn Jäger die besten Genesungswünsche von uns allen aus und ihnen natürlich auch alles Gute!“ sagte sie und Semir starrte nach dem Telefonat eine Weile gedankenverloren auf das Handy-so hart wie sie manchmal tat, war die Chefin gar nicht-wenn man sie brauchte, war sie da!
Nach dem Frühstück löste er Sarah ab, die nochmals stillte, denn Mia-Sophie hatte die Flasche zwar genommen, aber der Widerwille war ihr ins Gesicht geschrieben-Mamas Busen schmeckte doch viel besser! „Ich habe vorhin mit dem Chefarzt gesprochen!“ hatte Sarah bei ihrem Wechsel erzählt. „Heute werden Ben´s Hämatome in Narkose ausgeräumt, aber er denkt, dass er-sofern es keine Komplikationen gibt-morgen transportfähig ist-wir werden die Verlegung also planen, ich mache das, während er operiert wird, pass du gut auf ihn auf, ich komme sobald ich fertig bin, wieder in die Klinik!“ berichtete sie und als Semir erneut an die Seite seines Freundes trat, war auffällig wie frisch gewaschen der aussah-da war mit Sicherheit Sarah tätig geworden. „Hey wie fühlst du dich?“ fragte er liebevoll und nun kam doch auch ein kleines Lächeln über Ben´s Lippen. „Geht schon, aber mir geht nicht aus dem Kopf, dass ich keine Ahnung habe, warum mich dieser Pfleger umbringen wollte, außerdem habe ich Schiss vor dem Aufschneiden der Blutergüsse, aber sonst ist alles im grünen Bereich!“ sagte er und wenig später wurde er schon in den OP abgerufen.
-
Ben hatte den ZVK unter Schmerzen heraus gerissen, aber dann bekam er Angst, richtige Todesangst! Sein Herz stolperte weiter langsam und unregelmäßig vor sich hin, wie er fühlen konnte, ihm wurde schwindlig und wie man am Monitor erkennen konnte, rauschte nun auch sein Blutdruck ab, weil die kreislaufstützenden Medikamente ja ebenfalls nicht mehr an ihr Ziel gelangten. Aus dem Loch am Hals lief das Blut in beständigem Fluss und auch der Rest der Bluttransfusion tropfte einfach so ins Bett. So schwamm Ben bereits in dem Moment, als der Arzt und die Pflegekräfte ins Zimmer stürzten, in einem See von Blut. Allerdings hatte das Brennen sofort aufgehört, als er die Infusion sozusagen gewaltsam gestoppt hatte. Mit letzter Kraft hatte er Semir noch zugerufen, dass sich der den Kerl schnappen sollte, denn glasklar stand vor seinem inneren Auge, dass der schon am Vormittag versucht hatte, ihn umzubringen-was auch immer er ihm da gespritzt hatte. Ihm war es gleich so merkwürdig vorgekommen, dass er die leeren Spritzen in die Kitteltasche gesteckt hatte, anstatt sie im Mülleimer, der direkt daneben gestanden hatte, zu entsorgen, aber durch sein freundliches Verhalten hatte er dann seine Bedenken für den Augenblick zerstreut. Vorhin allerdings stand ihm die Schuld sozusagen ins Gesicht geschrieben und er konnte jetzt nur hoffen, dass Semir sich den Typen schnappte. Obwohl-wenn er überlebte, konnte er ihn identifizieren und der Pfleger, der am Vormittag Dienst gehabt hatte, hatte den Mann auch gekannt-er musste nur noch fähig sein, das mitzuteilen, aber gerade sah das nicht sonderlich gut aus. Er bekam nämlich massive Luftnot und seine Panik zu ersticken nahm zu.
Allerdings wurde nun das große Deckenlicht angeschaltet und das grelle Licht schien auf ihn herunter. Der Arzt hatte die Decke weg gerissen, um sich einen Überblick zu verschaffen, was überhaupt passiert war. Der Patient war massiv bradyarhythmisch, also das Herz schlug langsam und unregelmäßig, der Blutdruck war nur noch bei 60/20 mm/Hg und anscheinend hatte er sich selbst den ZVK entfernt. Warum er das gemacht hatte, entzog sich allerdings seiner Kenntnis. Verdammt noch mal die Medikamente, die er darüber erhielt waren absolut lebensnotwendig und jetzt musste er schnellstmöglich versuchen, einen neuen Zugang in seinen Patienten zu kriegen, denn sonst würde er sterben. Die Herzrhythmusstörungen gaben ihm auch ein Rätsel auf, denn bisher war sein Patient infolge des Kaliummangels eher tachykard gewesen, also sein Herz hatte zu schnell geschlagen. Als sein Blick jetzt allerdings zufällig zum Perfusorbaum wanderte, auch um zu sehen, wie hoch die Katecholamine gerade liefen, stockte ihm der Atem! Gerade liefen die letzten Tropfen eines Kaliumbolus aus der Spitze des ZVK ins Bett. Um Himmels Willen? Wer machte denn sowas? Das war ja ein Mordversuch! Außerdem waren die Perfusoren gar nicht einfach zu programmieren, mit diesen Medizingeräten musste man sich auskennen, also musste das jemand vom medizinischen Fachpersonal getan haben. Jetzt dämmerte ihm auch, dass er noch gehört hatte, wie Herr Jäger seinem Freund sozusagen mit letzter Kraft zugerufen hatte: „Schnapp dir den Kerl!“ also war der Täter augenscheinlich ertappt worden und Herr Jäger hatte das einzig Richtige getan um sein Leben zu retten-er hatte den ZVK herausgezogen!Die zuständige Nachtschwester hatte derweil die Sauerstoffmaske auf Ben´s Gesicht gedrückt und das Bett in Kopftieflage gebracht. In Windeseile schnappte sich der Arzt vom Notfallwagen einen Stauschlauch und einen Zugang. Er hielt sich nicht mit Hautdesinfektionsmaßnahmen auf-hier ging es um Leben und Tod und er musste versuchen, da noch einen Zugang hinein zu kriegen, bevor der Blutdruck so im Keller war, dass das nicht mehr möglich war. Die Schwester stoppte derweil die Transfusion, die Infusionen und Perfusoren und lamentierte: „Verdammt noch mal, was sollte denn das-wenn er das überlebt, werde ich seine Hände fixieren!“ aber der Arzt schüttelte den Kopf-er wusste schließlich inzwischen, was geschehen war, aber erklären konnte man das später, jetzt war erst die Rettung ihres Patienten angesagt. Ben´s Augen waren inzwischen in Panik weit aufgerissen und der Stationsarzt gab, während er verzweifelt nach einer Vene in seinem Arm suchte, die noch nicht kollabiert war, die Anordnung: „Bitte Suprarenin aufziehen-eine Ampulle 1:10, dann eine Ampulle Calcium und die Schrittmacherpaddels am Defi befestigen“ da gab es nämlich Klebeelektroden mit Kabel daran, damit niemand die Paddels festhalten musste und so klebte der zuarbeitende Pfleger jetzt die Elektroden auf Ben´s Brustkorb. Er musste dazu zwar den Schulterverband aufschneiden, aber der war jetzt aktuell unwichtig.
Das Blut rauschte in Ben´s Ohren er drehte sich immer schneller und beinahe hätte ihn der Strudel in die Tiefe gesogen und sein Herz machte nur noch ein paar wenige Aktionen, da hatte der Arzt eine Vene getroffen und bevor er daran irgendwas anschloss, oder den Zugang auch nur festklebte, spritzte er die Ampulle Suprarenin hinein. Eilig hatte die Schwester derweil den alten ZVK vom System entfernt und hängte nun eine Infusion an, verklebte den Zugang, den der Arzt derweil festhielt wie einen kostbaren Schatz und nun spritzte der Arzt sofort die Ampulle Calcium hinterher. Das war sozusagen durch einen komplizierten chemischen Prozess im Herzen der Gegenspieler bei den elektrischen Aktivitäten und man konnte so versuchen, den Kaliumgipfel ein wenig abzuschwächen. Zugleich stellte der Stationsarzt nun den Defi auf externes Pacing und wenig später schossen regelmäßige elektrische Stromstöße schmerzhaft durch Ben´s Körper, aber er kam langsam wieder zu sich. Nun ließ man das Noradrenalin dazu laufen und wenig später stabilisierte sich der Patient und stöhnte bei jedem Stromstoß schmerzvoll auf. „Einen Bolus Piritramid 2mg bitte und den Eingriffswagen-wir brauchen einen neuen ZVK!“ ordnete der Arzt an und ein klein wenig leichter wurde es für Ben, als das Opiat zu wirken begann. Durch das Suprarenin und die anderen Maßnahmen stieg der Blutdruck jetzt und man konnte das Bett ein wenig hoch stellen. Versuchsweise pausierte man nach etwa drei Minuten den Pacer-es waren lange drei Minuten für Ben gewesen-und tatsächlich war die Herzfrequenz nun wieder mit dem Leben vereinbar.
„Wir haben ihn wieder!“ sagte der Arzt zufrieden und dann erklärte er den beiden Mitarbeitern erst die Sache mit dem Kalium. „Ich weiss nicht wer den Perfusor manipuliert hat, aber es wäre ein fast perfekter Mord gewesen, wenn das funktioniert hätte. Den Monitor für zwei Minuten pausiert und schnell um die Ecke verschwunden-bis wir draufkommen was eigentlich die Ursache ist, ein EKG geschrieben und völlig andere Maßnahmen ergriffen haben, als notwendig, ist der Täter über alle Berge und nachdem Herr Jäger ja Kalium substituiert bekommen hat, wäre es vermutlich nicht einmal bei der Obduktion aufgefallen.“ erklärte er, aber als er nun Ben´s erschrockenen Gesichtsausdruck sah, beeilte er sich zu erklären, dass nun wirklich keine Obduktion mehr notwendig sein würde. „Herr Jäger-sie werden wieder ganz gesund, aber ich denke, wir werden die Polizei verständigen und sie unter Polizeischutz stellen müssen, bis die Sache aufgeklärt ist. Ich werde jetzt versuchen einen neuen ZVK zu legen-viele Möglichkeiten haben wir ja nicht mehr!“ bemerkte er, denn die Schwester hatte inzwischen begonnen mit einer Kompresse fest auf die immer noch stark blutende Einstichstelle am Schlüsselbein zu drücken. Den Zugang am Hals, den er vom Hubschraubernotarzt bekommen hatte, hatte man entfernt, als der ZVK gelegen hatte und dort würde er versuchen nun die Vena carotis interna zu punktieren und nach dem Abdecken begann nun ein mühsamer Versuch, der Ben die Zähne zusammen beißen ließ und er eine gnädige vorübergehende Bewusstlosigkeit plötzlich für sehr erstrebenswert hielt.Plötzlich stand Semir unaufgefordert im Zimmer, aber gerade hatte der Anästhesist endlich getroffen und Ben wurde es jetzt leichter ums Herz und als Semir nun seine zu einer Faust geballte rechte Hand, die auf dem Bett lag, packte und ihm mitteilte, dass der Attentäter tot war, ergriff eine große Erleichterung von Ben Besitz und endlich konnte er sich ein wenig gehen lassen und seine angespannten Muskeln lockern.
-
Anscheinend arbeiten in dieser speziellen Rehaklinik doch fähige Ärzte und das mit dem Hubschrauber war auch eine gute Idee-jetzt können wir nur alle miteinander hoffen, dass Eva überlebt. Wenn ihre Eltern erfahren haben, was geschehen ist, werden die sicher Oskari abholen, auch wenn der in der nächsten Zeit sicher noch viel weinen wird. Mikael hat man momentan außer Gefecht gesetzt, aber Ben will bei ihm sein, wenn er wieder aufwacht. Kasper überwindet aktuell seinen Schock und kümmert sich um Eva, bis die abtransportiert wird und schafft es hinterher sogar noch zu organisieren, dass Eva´s Eltern von jemand anderem verständigt werden. Dass er selber dazu zu fertig ist-mehr als verständlich!
Ben hat Schuldgefühle, obwohl er die wirklich nicht zu haben bräuchte, er ist ja auch nur in die Sache reingezogen worden und hat einen dienstlichen Auftrag erfüllt, aber da verwischen sich Dienst und Freundschaft. Ich hoffe es gibt bald gute Nachrichten aus dem Krankenhaus! -
Semir hatte den Wagen noch kommen sehen-der fuhr auch viel zu schnell-und gerufen: „Vorsicht!“ aber Karsten hatte nicht gehört und nun hatte ihn sein Schicksal ereilt. Semir hatte ihn durch die Luft fliegen sehen und den entsetzten Blick des Fahrers, eines etwa sechzigjährigen Mannes hinter dem Lenkrad erhascht. Dann lief er zu dem Pfleger, aber er konnte sofort, schon bevor er den Puls kontrolliert hatte, erkennen, dass da jede Hilfe zu spät kam. Der Kopf lag in einem ungewöhnlichen Winkel-der Mann hatte sich das Genick gebrochen!
Es dauerte ein wenig, bis ein Mann und eine Frau aus dem Wagen ausstiegen. Allerdings kletterte der Mann aus der Beifahrertür und die leichenblasse Frau stieg auf der Fahrerseite aus. Semir sagte im Moment nichts, sondern schüttelte nur den Kopf. „Er ist tot!“ teilte er den beiden mit und die zierliche kleine Frau, die höchstens dreißig war, schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Semir fragte: „Haben sie ein Handy?“ und der Mann nickte, ging mit schwankenden Schritten zum Wagen zurück, entsperrte sein Smartphone und reichte es Semir. Der Mann hier vor ihm, der nur mit Jeans und Shirt bekleidet war und auch noch ein wenig schneller atmete, schien die Situation im Griff zu haben. Er wusste nur eines-er musste seinen Führerschein behalten und wollte auf gar keinen Fall für einen Unfall mit Todesfolge unter Alkohol ins Gefängnis. Er hatte seiner Frau in den wenigen Sekunden nach dem Unfall das Blaue vom Himmel versprochen-die liebte Schmuck und edle Kleider und das Haus in Kitzbühel würde er ihr auch überschreiben- wenn sie nur die Schuld auf sich nahm und so hatten sie blitzschnell die Plätze getauscht. Semir fragte kurz: „Wie ist in Österreich die Polizeinotrufnummer?“ und bekam zur Antwort: „ 133“ und die wählte er jetzt. „Ich habe hier einen Unfall mit Todesfolge in Innsbruck kurz vor der Innbrücke nahe der Uniklinik!“ meldete er. „Ich schicke sofort einen Wagen, brauchen sie die Rettung ebenfalls, gibt es Verletzte?“ fragte der Mann in der Polizeizentrale weiter und bat Semir am Apparat zu bleiben. „Vielleicht wäre das nicht schlecht-hier ist eine Dame ziemlich geschockt!“ überlegte Semir und vermied es so Worte wie Fahrerin zu verwenden.
Erst als kurz darauf die Kollegen eintrafen, machte er seine Aussage: „Ich bin ein deutscher Kollege-Semir Gerkhan mein Name. Ich habe das Opfer, dessen Namen ich nicht kenne-er ist vermutlich Pfleger in der Uniklinik-verfolgt und der ist diesem Herrn hier vor den Wagen gelaufen!“ sagte er fest und zwei entsetzte Augenpaare richteten sich nun auf ihn. „Das stimmt nicht-meine Frau ist gefahren!“ protestierte der Mann und musste sich an seinem Wagen festhalten, so schwankte er. „Nein das ist nicht korrekt-ich habe es gesehen, dass sie gefahren sind!“ beharrte Semir und die beiden österreichischen Polizisten wechselten einen Blick. „Dürfen wir nun aber erfahren, warum sie den Mann überhaupt verfolgt haben?“ fragte der eine, aber Semir dachte nicht daran, die Schuldfrage einfach so im Raum stehen zu lassen. Er würde nicht zulassen, dass da eine unschuldige Frau wegen fahrlässiger Tötung angeklagt wurde und der besoffene Ehemann einfach so davon kam. „Das werden wir im Anschluss klären, aber ich würde vorschlagen, wir gehen jetzt zum Fahrzeug und schauen nach der Sitzeinstellung!“ befahl Semir regelrecht und tatsächlich-als einer der beiden Gendarmen die Frau bat, doch hinter dem Fahrersitz Platz zu nehmen, hätte sie bei dieser Sitzeinstellung die Pedale auf gar keinen Fall erreichen können.
„Das und meine Aussage machen wohl klar, wer gefahren ist, wobei der junge Mann vor mir in wilder Flucht davongerannt ist, nachdem er auf der Intensivstation einen Mordversuch an einem Kollegen von mir begangen hat und auch nicht aufgepasst hat!“ erklärte Semir und wieder wechselten die beiden Polizisten erneut einen Blick. Das wurde ja immer besser, jetzt war es an der Zeit die Kripo und die Spurensicherung anzufordern, denn das Opfer war tatsächlich mausetot, da hatten sie sich gerade vergewissert.
Semir hatte zu zittern begonnen-in der kalten Neujahrsnacht ohne Jacke draußen war doch ein wenig frisch und es war gut, dass Sekunden später die Rettung eintraf, die untersuchten die Frau, die einen Schock erlitten hatte, gaben Semir eine warme Wolldecke und der Notarzt stellte offiziell den Tod des Pflegers fest, den Rest würde der Gerichtsmediziner machen. „Ich mache meine ausführliche Aussage später oder morgen auf dem Revier. Nehmen sie bitte meine Personalien auf und dann muss ich so schnell wie möglich wieder zurück auf die Intensivstation und nach meinem Freund sehen und schicken sie dorthin bitte auch ein paar Kollegen!“ erklärte Semir und während der Fabrikbesitzer nach seinem Anwalt verlangte, nahmen die Retter Semir und die geschockte Frau, die inzwischen nicht mehr aufhören konnte zu weinen und vom Notarzt ein Beruhigungsmittel gespritzt bekam, mit in die Klinik und Semir rannte dort regelrecht zum Aufzug und fuhr so schnell er konnte zur Intensivstation zurück.Er hielt sich nicht mit Läuten auf, sondern bediente einfach den Türöffner und stand wenig später in Ben´s Zimmer, in dem das große Licht brannte und heftig gearbeitet wurde. „Wie geht’s ihm?“ wollte er wissen, aber nach einem Blick auf den Monitor konnte er zumindest sehen, dass Ben´s Herz schlug, wenn auch langsam und der hatte zwar eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht, war steril abgedeckt und ein Arzt bohrte gerade an seinem Hals herum und versuchte einen neuen ZVK zu legen, aber er war anscheinend bei Bewusstsein und ein Gefühl der Erleichterung durchfuhr Semir. Er pfiff nun einfach auf den Arzt und das Pflegepersonal, trat an Ben´s Seite, natürlich ohne irgendetwas unsteril zu machen und griff nach dessen Hand, die zu einer Faust geballt auf der Unterlage lag. „Ben ich bin da-und der dir das angetan hat ist tot!“ teilte er seinem Freund mit und der erwiderte als Antwort den Druck seiner Hand und jetzt merkte Semir erst, wie fertig er selber nach der ganzen Aufregung war.
-
Ben erwachte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass jemand neben ihm stand, aber das war nicht Semir und als er müde den Kopf zur Seite drehte, sah er den jungen Pfleger, der ihm am Vormittag die Vitamine gespritzt hatte und danach dafür gesorgt hatte, dass er den Mund feucht machen konnte, aber irgendetwas stimmte hier nicht. Der hatte sich verstohlen umgesehen und war jetzt gerade dabei an den Geräten zu manipulieren. Ben kannte sich zwar damit nicht aus und hatte keine Ahnung, was da in ihn hinein floss, aber die Bewegungen des Mannes waren komisch und warum hatte der weiße Kleidung an und nicht blaue, wie alle anderen Intensivmitarbeiter, wenn er hier arbeitete? Außerdem-wohnte der hier im Krankenhaus? Oder warum war der vormittags da und auch nachts-das war doch ebenfalls nicht normal. Langsam dämmerte es Ben, dass trotz aller Freundlichkeit des Mannes am Vormittag die Blutungen erst eingesetzt hatten, nachdem der ihm die angeblichen Vitamine gespritzt hatte-und wenn das verabreichte Mittel nun die Ursache dafür war, dass er beinahe gestorben wäre?
„Hey-was machen sie da?“ fragte er deshalb und der Pfleger, der inzwischen einen der Perfusoren so programmiert hatte, dass 40mval Kalium innerhalb einer Minute in Ben rauschen und damit sein Herz zu schlagen aufhören würde, drehte sich erschrocken um. Verdammt-der Patient war aufgewacht und ein wenig schockte es ihn schon, dass er seinem Opfer nun Auge in Auge gegenüber stand. Etwas zu verabreichen und dann zu verschwinden war etwas anderes, als jemanden sozusagen von Angesicht zu Angesicht zu töten und persönlich hatte er ja gar nichts gegen diesen Jäger. Allerdings wurde ihm in diesem Augenblick bewusst, dass der-wenn er diese Situation überlebte, weil er jetzt abhaute- wissen würde, wer ihn am Vormittag versucht hatte umzubringen und dann würde er festgenommen werden und viele Jahre im Knast sitzen. Das wollte er nicht und sogar wenn er irgendwie aus dieser Sache nochmals raus kam-dann würden die Schläger seines Pokergegners auf ihn warten und mit Schrecken fiel ihm ein, dass dessen Arm vermutlich auch in den Knast reichen würde-nein er brauchte das Geld und jetzt war keine Zeit für Skrupel! Beinahe hätte er sich umgedreht und wäre trotzdem geflohen, bevor er den Startknopf für den Bolus gedrückt hatte, aber dann überwand er sich, drückte auf „Bolus starten“ und dann wandte er sich um und rannte wie von Furien gehetzt aus dem Zimmer. In der Tür prallte er beinahe mit Semir zusammen, der gerade vom Toilettengang zurück kam und zur Seite sprang, als er an ihm vorbei raste.Inzwischen hatte das scharfe Kaliumchlorid, das auch bei einem Mangel nur langsam über Stunden infundiert werden durfte, weil es den Herzschlag bis zum Stillstand verlangsamte und so zum Tode führte-es wurde deshalb auch als Einschläferungsmittel bei Tieren verwendet- begonnen in Ben zu fließen. Der merkte ein scharfes Brennen in seinem Brustkorb und wie sein Herz zu stolpern begann, aber eines war ihm klar-was auch immer da gerade in ihn lief-es würde ihn töten, wenn er nicht sofort etwas unternahm und da konnte ihm auch Semir nicht helfen, denn bis er dem erklärt hatte, was geschehen war, wäre er vermutlich tot und auch Semir konnte diese Geräte nicht bedienen und bis der professionelle Hilfe geholt hatte und die kapiert hatten, was geschehen war, war es vorbei und deshalb packte Ben mit der gesunden Hand die ganzen Schläuche die zu seinem ZVK führten und riss den mit einem entschlossenen Ruck samt Annaht heraus. Das tat zwar furchtbar weh, aber er war sich sicher, dass das das einzige war, was ihn retten konnte und zugleich rief er Semir zu, der gerade überhaupt nicht wusste, was hier abging: „Schnapp ihn dir!“ und dann verdrehte er die Augen und kollabierte.
Semir stand einen Augenblick wie vom Donner gerührt sozusagen zwischen Tür und Angel, aber im selben Augenblick ging bei Ben der Monitoralarm los, die Schwester und der Stationsarzt, die gerade im Nebenzimmer etwas besprochen hatten, rannten ins Zimmer und ein weiterer Pfleger kam schon mit dem Notfallwagen angesaust. Semir war einen Moment unschlüssig. Eigentlich wäre er am liebsten zu seinem Freund gegangen und hätte versucht dem beizustehen, aber er bezweifelte, dass das der Arzt und das Pflegepersonal das dulden würden, also würde er vermutlich nur dumm in der Tür stehen, bis man ihn vollends hinaus warf und eines war klar-fachlich war Ben hier in den besten Händen und wenn einer sein Leben retten konnte, dann waren das die Profis und nicht er. Also drehte er sich auf dem Absatz um und verfolgte den fliehenden Pfleger, denn Ben hatte mit Sicherheit einen Grund für seine Bitte gehabt-vermutlich hatte der etwas damit zu tun, dass es Ben so schlecht ging!Karsten hatte inzwischen ein wenig Vorsprung und die Intensivstation verlassen, allerdings war er zu aufgeregt, um klar zu denken und sein Kopf befahl ihm nur: „Weg hier!“ Wenn er vernünftig gewesen wäre und seine Ortskenntnis des Krankenhauses genutzt hätte, hätte er unbemerkt verschwinden können, aber so rannte er, so schnell er konnte, das Haupttreppenhaus hinunter und Semir, der kurz darauf oben stand, erspähte ihn, wie er bereits drei Stockwerke unter ihm um die Kurven raste. Um diese Zeit waren die Gänge des Krankenhauses fast menschenleer und nun nahm Semir, der das ja nicht zum ersten Mal machte, die Verfolgung auf. Auch wenn er durch seinen verletzten Arm ein wenig gehandikapt war, aber seine Beine waren in Ordnung, das Adrenalin schoss durch seine Adern und der Terrier trat in Aktion. Obwohl der Verfolgte sicher einige Jährchen jünger war als Semir, aber der war trainiert und sowieso auf der Kurzstrecke enorm schnell. So holte er fast mühelos auf-auch indem er manchmal die Treppe ein wenig abkürzte, indem er übers Geländer flankte. Das ging zwar nur auf eine Seite, weil er ja da einen gesunden Arm zum Abstützen brauchte, aber trotzdem machte er Strecke gut und als sie in der Eingangshalle, in der doch ein paar Patienten und Angehörige herumstanden, ankamen, war Semir bereits kurz hinter Karsten. Semir rief nun laut: „Polizei-haltet ihn!“ aber die Menschen starrten die Verfolgungsjagd nur fassungslos an, ohne einzugreifen. Dem jungen Pfleger war es nun nochmals heiß und kalt geworden, als er den Ruf „Polizei!“ vernahm und er legte an Tempo zu. Die beiden automatischen Eingangstüren öffneten sich-in seinen Augen fast zu langsam und kaum waren die einen Spalt auf, quetschte er sich durch und rannte in die kalte Nachtluft hinaus. Er musste versuchen seine Ortskenntnis von Innsbruck für sich zu verwenden und in der Dunkelheit seinen Verfolger abschütteln. Allerdings begann Karsten, der nicht sportlich war und sich außer im Beruf eigentlich überhaupt nicht bewegte-na ja in den Spielcasinos und rauchigen Hinterzimmern brauchte man schließlich keine Kondition-nun bereits laut zu atmen und seine Waden fühlten sich wie Wackelpudding an, während der ältere Mann hinter ihm anscheinend mühelos aufholte. Karsten hatte nun einen Plan wo er hinwollte-er musste runter zum Inn gelangen, dort gab es an den Brücken genügend Versteckmöglichkeiten, das war nicht weit. Allerdings musste er dazu die viel befahrene 171er überqueren.
Der leicht angetrunkene Fabrikbesitzer in seinem fetten Geländewagen ging noch ein wenig aufs Gas. Er war mit Freunden zum Neujahrsdinner gewesen und jetzt zog es ihn nach Hause. Seine wesentlich jüngere Frau neben ihm hatte geschimpft: „Lass mich fahren, du hast getrunken!“ aber er hatte ihr gesagt: „Du kannst mit deinem kleinen Hobel rumfahren-das hier ist mein Schätzchen!“ und hatte dann das Lenkrad des schwarzen Porsche Cayenne getätschelt und so hatte sie die Lippen zusammen gekniffen und war auf den Beifahrersitz geklettert. Sie fuhren gerade auf der 171er kurz vor der Innbrücke, direkt nach der Haarnadelkurve, als plötzlich ein Schatten vor ihnen auf der Fahrbahn war. Sie schrie noch auf, aber die Reaktionen ihres Mannes, der mit einem Schlag wieder stocknüchtern war, oder sich zumindest so fühlte, waren zu langsam und so konnte er weder bremsen noch ausweichen, sondern erfasste die Person frontal, die wurde übers Auto geschleudert und blieb dann reglos auf dem Asphalt liegen.
-
Der Unfallchirurg kam kurz darauf wieder und hatte die Schwester mit dem Eingriffswagen im Schlepp. Die wollte Sarah und Semir wieder hinausschicken, aber die weigerten sich standhaft und das war auch gut so, denn der Unfallchirurg zog sich steril an und begann dann jeden zweiten Faden an Ben´s Operationswunde am Bein zu entfernen und dann die Blutergüsse raus zu drücken, damit sich das Bein durch die massive Schwellung nicht selber die Blutversorgung abschnürte und damit der Operationserfolg in die Binsen ging. Ben stöhnte schmerzvoll auf, aber wieder bekam er nur minimal Opiat. Wenn seine Frau und sein Freund nicht dagewesen und ihn oben rum fest gehalten hätten-das zweite Bein hielt mit eisenhartem Griff der Drachen-hätte er wahrscheinlich nach dem Doktor geschlagen und getreten, so weh tat das. Endlich hatte der sein Werk beendet und sagte ungerührt: „So-bis morgen dürfte es gehen und dann werden wir mal sehen, ob wir ihnen dann eine Narkose machen können!“ und damit schlüpfte er aus dem blutigen Kittel und den Handschuhen, schmiss alles in den Müll und zog von dannen, während Ben erleichtert aufatmete. Die Schwester hätte die blutige Unterlage alleine heraus gezerrt, aber Sarah trat wortlos nach unten, hob vorsichtig Ben´s Bein an und half auch noch einen lockeren Verband darum zu befestigen.
Nun begann sich der junge Patient im Nebenbett zu regen und sofort wurden Sarah und Semir hinaus geschickt, während die Schwester sich um ihn kümmerte, was sich allerdings darauf beschränkte, dass sie ihn anpfiff, er solle gefälligst liegen bleiben. Sie nahm bei beiden Patienten noch ein Blutgas ab und als Sarah und Semir dann wieder ins Zimmer traten, war der junge Mann völlig panisch, zerrte an seinen Handfixierungen und sah voller Angst um sich. Sarah überlegte einen Moment, machte dann das grelle Deckenlicht, das immer noch leuchtete, aus und statt dessen eine weiche indirekte Beleuchtung an, trat dann an das Bett des jungen fremden Mannes und sagte freundlich: „Sie müssen keine Angst haben-sie sind im Krankenhaus auf der Intensivstation. In ihrem Hals steckt ein Schlauch, der ihnen beim Atmen hilft, aber ich denke, den wird man in Kürze heraus ziehen. Der Mann bewegte die Lippen, aber Sarah legte ihm begütigend die Hand auf die Schulter: „Das geht nicht mit dem Sprechen wenn man intubiert ist, aber seien sie noch ein wenig geduldig und versuchen zu schlafen!“ bat sie ihn ruhig und lächelte und tatsächlich-jetzt war der junge Mann beruhigt und schloss die Augen, während Sarah wieder zu ihrem Ben trat. „Das war jetzt nett von dir!“ bemerkte Semir und Ben, dessen Schmerzen inzwischen nachgelassen hatte, flüsterte erschöpft: „So ist eben meine Sarah!“ und dann schloss er die Augen und schlief tatsächlich ein wenig ein.
Die Blutgase waren soweit in Ordnung, wie der Stationsarzt ihnen mitteilte, nur ein wenig Kalium musste man substituieren und nachdem Ben sich stabilisiert hatte und inzwischen der Abend herein gebrochen war, wollte man Sarah und Semir jetzt weg schicken. Sarah allerdings stellte sich: „Nein-ich werde nicht gehen-wer garantiert mir, dass nicht in wenigen Minuten das Blatt sich wieder wendet? Mein Mann ist aktuell auf niedrigem Level halbwegs stabil, aber nach dieser Episode noch nicht außer Lebensgefahr-außer sie geben mir das schriftlich.“ beharrte sie und ihr war klar, dass das der Arzt nicht tun konnte, solange man auch nicht die Ursache für die schweren Blutungen gefunden hatte. Dem Doktor war es eigentlich sowieso egal-er musste sich nur von der Schwester ständig nerven lassen, die auf Prinzipien herum ritt und der es einfach unangenehm war, wenn man ihr auf die Finger sah und sie hatte blitzschnell erkannt, dass Sarah eine versierte Fachfrau war, die ihr Tun durchaus beurteilen konnte und wollte sie los haben. „Hören sie!“ mischte sich nun Semir ein. „Sobald mein Freund transportfähig ist, wird er nach Köln verlegt und dann hören sie nie wieder etwas von uns-springen sie über ihren Schatten und machen sie weiterhin eine Ausnahme, dann sind wir alle zufrieden!“ bat er und nach kurzem Überlegen willigte der Arzt ein-allerdings unter einer Bedingung: „Über Nacht ist bitte nur einer im Zimmer-wechseln sie sich meinetwegen ab, aber zwei sind uns zu viel!“ und darauf ließen Semir und Sarah sich ein.
Inzwischen waren wieder ein paar Stunden vergangen und Semir sagte jetzt zu Sarah: „Geh du jetzt ins Hotel und schau auch nach deinen Kindern. Leg dich ein paar Stündchen aufs Ohr und dann wechseln wir uns nach der halben Nacht ab-ist das ein Vorschlag?“ und Sarah stimmte Semir zu. Das Argument mit den Kindern zog und außerdem spannte ihr Busen schon wieder wie verrückt-hoffentlich hatte Mia-Sophie noch Hunger! Bevor sie das Krankenhaus völlig verließ, kaufte sie für sich und Semir, bevor der Kiosk schloss, noch ein paar belegte Brötchen und brachte ihm die auf die Intensiv, zusammen mit einer großen Flasche Cola. Nachdem sie vorher Ben schon schluckweise hatten Wasser trinken lassen und der das vertragen hatte, goss sie auch für ihn ein wenig Cola in den Schnabelbecher und das gefiel ihm sehr. „Na Gott sei Dank-du weisst, was ich brauche, um wieder gesund zu werden!“ sagte er, während er gierig trank und dann weiter vor sich hin schlummerte.Semir versuchte-nachdem Sarah sich nun endgültig verabschiedet hatte- eine halbwegs bequeme Sitzposition auf dem harten Stuhl zu finden und schreckte erst auf, als die Beatmungsmaschine am Nachbarbett nun beharrlich zu alarmieren begann. Die Schwester schmiss ihn wieder hinaus und holte den Stationsarzt und den Notfallwagen und wenig später war der junge Mann extubiert. Gefühlte Stunden später durfte Semir wieder ins Zimmer, die Nachtschwester hatte zuvor auch noch Übergabe gekriegt. Die war jetzt nicht ganz so abweisend wie ihre Vorgängerin-sie hatte zuvor in einem anderen Haus gearbeitet, wo man das mit den Besuchszeiten lockerer gesehen hatte und solange ihr die Besucher keine Arbeit machten, sollte es ihr Recht sein.
Karsten hatte inzwischen auch seine Schicht beendet und sozusagen als letzten Akt auf seiner Station noch in den PC gesehen, aber Ben Jäger stand immer noch auf die Intensiv gebucht-wenn er tot wäre, wäre er aus dem System schon gelöscht worden, also war er wohl noch am Leben-verdammter Mist! So führte sein Weg, bevor er nach Hause ging, doch noch auf die Intensiv und gerade hatte man Semir wieder vor die Tür geschickt, weil man den Mitpatienten bettete und er war kurz auf die Besuchertoilette außerhalb der Intensivstation verschwunden. Bei Ben´s Lagerung hatte Semir zuvor helfen dürfen und es war sowohl für Ben, als auch für den Rücken der Schwester schonender, das zu zweit zu machen.
Karsten trat nun ins Zimmer in dem die beiden frisch versorgten Patienten wieder bei Dämmerlicht vor sich hin schliefen, während die Nachtschwester im Nebenzimmer einen Systemwechsel machte. Sein musternder Blick fiel auf Ben und den Mann im Nebenbett. Gut-der war zwar extubiert, wirkte aber noch ziemlich belämmert und dämmerte mit geschlossenen Augen vor sich hin. Außerdem war ein Vorhang zwischen den Betten, der einen direkten Blickkontakt vermied. Wenn er schnell und entschlossen handelte, konnte es sein, dass der Mitpatient überhaupt nichts mit bekam. Dieser Jäger war zwar leichenblass, eine Konserve tropfte noch langsam in ihn hinein, aber anscheinend hatte man ihn gerettet. Die Halbwertszeit des Lysemedikaments war auch nicht allzu lang-dass das noch Erfolg brachte, darauf durfte er nicht hoffen, aber jetzt fiel sein Blick auf den hängenden Kaliumperfusor. Wenn er den Inhalt diesem Jäger im Schuss spritzte, würde sein Herz zu schlagen aufhören und so näherte er sich katzengleich dem Perfusor und streckte die Hand aus… -
Was für ein hoch emotionales Kapitel! Kasper muss Enni erschießen, weil sie sonst im Gegenzug in ihrer Verblendung Mikael gekillt hätte. Allerdings hat er zuvor alles versucht, sogar seine Schwester ins Spiel gebracht, aber Enni hat wirklich so ne Gehirnwäsche hinter sich, dass das gar nichts bringt. Aber Ben hat Recht-wenn sie vielleicht auch körperlich nicht verletzt wurden, aber sowohl Mikael als auch Kasper haben beide ein schweres Trauma erlitten und brauchen Hilfe, die in Gestalt der anscheinend fähigen Neurologin, die vermutlich auch Eva schon professionell erstversorgt hat, nun naht. Anscheinend ist diese Rehaklinik besser als ich dachte
.
-
Alex beschäftigt sich mit seiner Vergangenheit und das ist so intensiv, dass er sie gleich im Traum nochmals erlebt. Eine schreckliche Geschichte, da tut mir Alex echt leid. Allerdings hat er ja seit seinem dritten Geburtstag seinen Vater nicht mehr gesehen-was fällt denn Sandner ein, ihm dessentwegen ans Bein pissen zu wollen? Der spinnt doch!
-
Ben´s Zustand besserte sich im Laufe des Nachmittags. Irgendwann sagte Sarah, die aktuell zu platzen drohte: „Ich glaube ich schaue mal schnell ins Hotel. Erstens sollten wir Andrea Bescheid sagen und zweitens hoffe ich, dass Mia-Sophie noch nicht papp satt ist!“ und Semir und auch Ben, der im Halbdämmer vor sich hin schlief, hatten verstanden und nickten. Sarah gab Ben noch einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, versprach in Kürze wieder zu kommen und eilte dann hinaus. Der Notarzt der die Rückverlegung Ben´s nach Köln begleiten sollte, war inzwischen vom Stationsarzt verständigt worden, dass der eine akute Blutungskrise unklarer Genese erlitten hatte und aktuell nicht transportfähig war und das hatte er bedauernd akzeptieren müssen. Allerdings war er froh, dass das noch im Krankenhaus geschehen war und nicht auf dem Transport, denn das wäre dann das Todesurteil für den Patienten gewesen.
Semir verließ auch kurz das Zimmer, wie mit dem Drachen abgesprochen, wenn die am Patienten im Nebenbett etwas machte, als sie sich dann allerdings Ben zuwandte, um den alleine zu betten, während er doch vor der Zimmertüre stand, was seinem Freund sehr weh tat und ihn aufschreien ließ, eilte er wieder zurück und fasste wortlos mit an-auch wenn er nur eine gesunde Hand zur Verfügung hatte, war das doch schonender für seinen Freund, wenn er ihn stützte, als wenn die Schwester da alleine herumzerrte. Sie warf ihm deshalb zwar einen vernichtenden Blick zu, aber Semir lächelte freundlich zurück und dachte sich insgeheim: „Du mich auch!“ und so brachten sie auch das gemeinsam hinter sich. Ben war heilfroh, dass er der ihm fürchterlich unsympathischen Frau nicht alleine ausgeliefert war und als das Leintuch unter ihm nun frisch und glatt war, war es auch für ihn eine Wohltat.
Man hatte die Redonflaschen, die an seinem operierten Bein hingen, in der akuten Blutungsphase ohne Sog gelassen und auch mehrmals gewechselt. Jetzt war seit geraumer Zeit nichts mehr nachgelaufen, es wurde also besser. Der Urin, der zwar an sich noch spärlich floss, so ein akuter Blutungsschock musste auch von der Niere erst verkraftet werden, war allerdings nur noch schwach rosa und man hatte eine Blasenspülung mit angehängt, das bedeutete, dass durch den mehrlumigen Spülkatheter kontinuierlich Ringerlösung in Ben tropfte, die dann durch das andere Lumen wieder mit heraus lief, das hatte allerdings den Effekt, dass der Katheter nicht so leicht verstopfen konnte, wenn sich doch Koagel bilden sollten, was bei großen Wundflächen in der Blase eigentlich üblich war. Immer noch war völlig unklar was Ben eigentlich fehlte, aber wenigstens aktuell hatte ihre Behandlung angeschlagen. Der Stationsarzt der sich gerade mühsam bei seinen anderen Patienten wieder auf den Stand arbeitete, beschloss dann, dass Ben´s Mitpatient, der nun warm war und auch keine Herzrhythmusstörungen mehr geboten hatte und dessen Blutalkoholspiegel jetzt auch bei Null angekommen war, aufwachen durfte und extubiert werden konnte. Dessen Problem war die Unterkühlung gewesen und so schaltete man die Sedierung bei ihm aus und wartete was passierte.Als Sarah wiederkam, hatte sie zuvor Glück gehabt, denn Andrea war mit den Kindern draußen gewesen und ihre Tochter hatte im Kinderwagen selig lange geschlafen und Andrea war gerade erst dabei gewesen die Fertigmilch vorzubereiten, als sie in die Suite stürmte und gleich ihre inzwischen vor Hunger weinende Tochter zufrieden stellte. Sie erzählte ihrer Freundin in kurzen Worten, was geschehen war und wie es Ben aktuell ging, auch dass sie ihn nicht alleine lassen wollten und sozusagen eine Ausnahmegenehmigung erwirkt hatten und die nickte mit dem Kopf. Das war nur zu verständlich und sie war nur froh, dass Ben lebte. Mia-Sophie war nun wieder zufrieden und strampelte nach dem Wickeln auf ihrer Decke am Boden, während Tim, der nun langsam müde und knatschig wurde auf Mamas Schoß wollte und sehr weinte, als Sarah wieder gehen wollte. „Ach verdammt-ich kann dich doch jetzt nicht mit vier anstrengenden Kindern alleine lassen!“ machte Sarah sich Gedanken, aber dann war Tim plötzlich eingeschlafen-es war zwar eigentlich schon zu spät für einen Nachmittagsschlaf, aber heute war alles anders und so legten sie ihn vorsichtig hin und Ayda und Lilly spielten jetzt mit dem Baby, das glucksend lachte, wenn sie es kitzelten und ihm Spielzeug brachten. Mit schlechtem Gewissen verschwand Sarah wieder Richtung Krankenhaus und Andrea nahm ihre beiden Mädchen liebevoll in die Arme und drückte sie: „Meine Großen-wenn ich euch nicht hätte, wüsste ich nicht wie ich das schaffen sollte!“ sagte sie ehrlich und Ayda schmiegte sich eng an sie und sagte altklug: „Wir wollen auch, dass Ben wieder gesund wird und da braucht er Sarah und Papa dazu!“ und da musste Andrea ihr Recht geben-ihre Tochter hatte intuitiv erfasst, was jetzt wichtig war!
Wieder in der Klinik angekommen, wartete Semir gerade wieder vor dem Zimmer. „Sie lassen den Mitpatienten jetzt aufwachen-ich befürchte, der Drachen wird uns jetzt öfters rausschmeißen!“ sagte er, denn ihm gefiel Ben´s Spitznamen für diese spezielle Schwester. Leider kam die gerade raus und sah ihn jetzt mit einem vernichtenden Blick an: „Ich habe das gehört!“ sagte sie spitz und verschwand dann stocksauer um die nächste Ecke und Semir zog den Kopf ein. Oh je-das war jetzt strategisch ungünstig, jetzt hatten sie die Schwester noch viel mehr gegen sich aufgebracht-hoffentlich musste Ben das nicht büßen! Der lag immer noch erschöpft in den Kissen, aber sein Kreislauf stabilisierte sich und gerade hatte ihm die Pflegekraft sogar ein wenig mehr Opiat zukommen lassen. Als kurz darauf der Stationsarzt nochmals zu ihm kam und ihn erneut untersuchte und seine neuesten Laborwerte aus dem intensiveigenen Kleinlabor studierte, sagte er: „Herr Jäger-ich wage es fast nicht zu sagen, aber ich denke sie sind überm Berg-allerdings müssen sich die Unfallchirurgen jetzt das Bein anschauen, ob man das momentan so lassen kann, oder gleich etwas unternehmen muss!“ denn die Fußpulse waren ein wenig schwach auf der operierten Seite. So kam der Unfallchirurg wenig später um die Ecke und man wickelte den Kompressionsverband ab. Das Bein sah schrecklich aus, es war dick und blutunterlaufen und er sagte: „Zumindest ein paar Nähte muss ich aufmachen-eine große Hämatomausräumung machen wir dann morgen im OP!“ und als er sich die Schulter noch besehen hatte, kündigte er auch dort für den morgigen Tag eine Entlastungs-OP an und als er das Zimmer wieder verlassen hatte, um seine benötigten Materialien und die Schwester zu holen, sagte Ben mit schon wieder erwachtem Galgenhumor: „Oh Mann wie schön, dass man immer etwas hat, worauf man sich freuen kann!“ und nun mussten Sarah und Semir trotz aller Sorge grinsen-das war wieder der alte Ben und inzwischen wagten auch sie beide zu hoffen, dass er das überstehen würde.
Karsten hatte sich noch in der Krankenhauscafeteria ein Mittagessen gekauft und dann ganz regulär seinen Dienst angetreten. Als am späten Nachmittag ein Patient auf seiner Station verstarb und er ihn zwei Stunden später in den Leichenkeller bringen musste, musterte er anschließend die Namen an den Kühlfächern, aber ein Ben Jäger war noch nicht darunter. Wenn der nach Schichtende immer noch nicht tot war, musste er sich was einfallen lassen, aber aktuell würde er sich von der Intensiv fern halten-nicht dass er auffiel, er hatte nämlich keine Lust in den Knast zu wandern, aber das Geld seines Auftraggebers brauchte er unbedingt!
-
Na wenigstens die ersten beiden haben-wenn auch leicht beschädigt-überlebt!
Ja stimmt, da kennt Semir schlimmere Explosionen, aber ich glaube nicht, dass Antti da so großen Wert darauf legt, das auch kennen zu lernen-tut so schon weh genug!
Wollte Lipki sie wirklich bloß schonen, als er ihnen nur die halbe Wahrheit erzählt, oder geschieht das alles nicht vielleicht gerade gleichzeitig und er weiss noch gar nichts von dem Attentat auf Eva und der Entführung Mikael´s?
Trotz alledem, ich bin froh, dass die beiden leben und jetzt können Semir und Ben gemeinsam versuchen Enni zu fassen und Mikael zu befreien-wenn sie denn erst einmal erfahren, dass er entführt wurde und von wem. Ist Eva denn noch ansprechbar? Wobei-Ben weiss ja von Bloming, dass er sie ausgesandt hat, zu seinem Freund zu fahren-sicher führt sein nächster Weg, gemeinsam mit Kasper in die Rehaklinik! -
@Schlumpf: Na sag mal-da hast du dir ja was vorgenommen! Bei uns gabs heute auch Kirchweihente, aber ne mehrtägige (Sauf)Tour habe ich jetzt nicht vor-aber trotzdem viel Spaß!
Also wie schon vermutet-das nächste Geheimkapitel ist online, viel Spaß! -
Nachdem der Druckverband angelegt war, überall Eisbeutel, die die Gefäße zusammen ziehen sollten, auf Ben lagen, die ersten vier Konserven und zwei der Gefrierplasmen in ihm verschwunden waren, alle Gerinnungsfaktoren, die man griffbereit hatte und zudem noch ein blutstillendes Medikament in der Infusion war, schienen die Blutungen tatsächlich ein wenig nach zu lassen und sich Ben´s Kreislauf zumindest nicht weiter zu verschlechtern. Nur in den Urinbeutel lief das Blut immer noch wie ein Bächlein. Der Anästhesist prüfte Ben´s Pupillenreflexe, denn wenn solche generalisierten Blutungen auftraten, bestand auch immer die Gefahr einer Hirnblutung, aber die waren Gott sei Dank unauffällig.
Nachdem der Internist mit Sarah noch die Möglichkeiten irgendwelcher Allergien durchgegangen war, was aber zu nichts geführt hatte, weil Ben ansonsten völlig gesund war, wenn er sich nicht gerade verletzt hatte, empfahl er dem Intensivarzt einfach so weiter zu machen mit der Therapie und verschwand dann wieder. Nun hatte Sarah endlich Zeit sich richtig um ihren Mann zu kümmern und nachdem gerade außer dem Anästhesisten, der gerade das nächste Gefrierplasma vorbereitete, niemand im Raum war, denn der Pfleger war unterwegs ins Labor, wo die nächsten Konserven eingekreuzt waren, trat Semir ebenfalls ganz nah an die Seite seines Freundes und legte die Hand auf ihn, während ihm Sarah ihre Liebe versicherte, seine Stirn mit Küssen bedeckte und ihn anspornte durch zu halten. „Sieh mal-es wird schon besser!“ sagte sie, allerdings merkte Ben davon überhaupt nichts. Im Gegenteil er hatte fürchterliche Schmerzen in Schulter und Bein und auch Bauchweh, alles spannte, aber man traute sich nur ihm eine Minimaldosis an Opiat zu geben, wegen dem Kreislauf und die anderen Schmerzmittel waren aktuell pausiert, weil durchaus die Möglichkeit einer schweren Reaktion auf eines von denen bestand. Sowas hatte es bei Metamizol schon gegeben, bei Paracetamol und auch bei fast allen anderen peripheren Schmerzmitteln. Es war möglich, dass Ben auf einen der Inhaltsstoffe, oder eben auch auf ein Lösungs-, Konservierungs-, oder Stabilisierungsmittel allergisch reagierte. Das war zwar eigentlich merkwürdig, weil er bei seinen vorherigen Krankenhausaufenthalten dieselben Medikamente ja auch schon gekriegt hatte, wie der Internist bei Sarah erfragt hatte, aber jedes Haus und vor allem jedes Land bezog die von anderen Herstellern und wenn auch der Wirkstoff derselbe war-die Zusatzstoffe und anderen Medien waren von Hersteller zu Hersteller verschieden. Inzwischen waren auch weitere Laboranalysen eingetroffen, die der Stationsarzt kopfschüttelnd betrachtete. Ben´s Blutgerinnung war völlig aufgehoben, wie als wenn er eine Lyse erhalten hätte, oder Schlangengift- er hatte nämlich mal in den Tropen gearbeitet, da sah man sowas häufiger, aber das war ja nicht geschehen und so würde man ihn jetzt einfach weiter symptomatisch behandeln und hoffen, dass seine Jugend und sein Wille stärker waren als der Tod-mehr konnten sie nicht tun.
Bald hingen die nächsten Erythrozytenkonzentrate und dazu parallel ein Gefrierplasma, das-wie der Name schon sagte- sozusagen der flüssige Blutbestandteil aus den Blutspenden war. Nachdem man kein Vollblut transfundierte, wurde das Plasma nach der Blutspende abzentrifugiert. Man sortierte es zwar nach Blutgruppen, aber z.B. der Rhesusfaktor war völlig unwichtig, der bezog sich nur auf die Blutkörperchen. Aus der Mischung aus mehreren Blutkonserven füllte man dann etwas in Beutel ab, versah es mit einer Chargennummer und fror es ein. Bei einer durchgehenden Kühlkette von -42°C war das Plasma bis zu eineinhalb Jahre haltbar und konnte direkt auf der Intensivstation in einem speziellen Gefrierschrank vorrätig gehalten werden. Darin waren Gerinnungsfaktoren und noch viele andere wichtige Stoffe enthalten. Nachdem man wesentlich mehr EK´s wie FFP´s, wie der englische Ausdruck Fresh-Frozen-Plasma besagte, benötigte, wurden aus dem Rest dann andere Stoffe heraus zentrifugiert und die konnte man teilweise durch spezielle chemische und physikalische Verfahren in Kristallform bringen, in Ampullen abfüllen und dann ebenfalls bei schweren Blutungen oder angeborenen Mängeln in der Blutgerinnung, wie z.B. der bekannten Bluterkrankheit, einem Faktor fünf-Leiden, das beispielsweise in der russischen Zarenfamilie seit Hunderten von Jahren vererbt wurde, als Medikament verabreichen und den Menschen so ein normales Leben ermöglichen. Ohne detailliert zu wissen, wo genau der Mangel bei Ben lag, denn diese speziellen Untersuchungen waren zeitaufwendig und Zeit hatte Ben eben keine, hatte man ihm einfach alle vorrätigen Faktoren zugeführt und dazu noch die Vitamine K und C, die als Vorstufe bei der körpereigenen Herstellung der Gerinnungsfaktoren benötigt wurden. Jetzt blieb zu hoffen, dass die zugeführten Fremdfaktoren aus den Blutspenden ausreichen würden, um die Blutungen zum Stillstand zu bringen.
Wenn das nicht geschah, würde er binnen Kurzem verbluten und als nun der Urologe mit einer Endoskopieschwester und einem transportablen Video-Endoskopie-Turm im Raum stand, war der Anästhesist erleichtert. Tatsächlich hatten nämlich die Blutungen in Bein und Schulter nachgelassen, vielleicht auch, weil die Hämatome, der Sandsack und der Kompressionsverband jetzt so viel Druck im Gewebe ausübten, dass die Blutgefäße einfach abgequetscht wurden, aber aus der Blase sprudelte es nach wie vor weiter-da war eine lokale Blutstillung unabdingbar.
Der Urologe hatte schon die ganze Zeit überlegt, wie er das am besten machen sollte-normalerweise bevorzugte er die Steinschnittlage für die Untersuchung, aber jetzt musste es eben in Rückenlage gehen und wegen der Sterilität war es jetzt von Vorteil, dass Ben ein Mann war. Er wollte gerade die Besucher hinausschicken, da schüttelte Ben den Kopf: „Bitte-lassen sie sie dableiben-meine Frau ist Krankenschwester und mein Freund war gestern auch dabei!“ bat er und der Urologe und auch der Stationsarzt streckten die Waffen. Auch wenn es bei ihnen absolut nicht üblich war, Angehörige bei Eingriffen anwesend sein zu lassen, aber vielleicht konnten sie ihn ablenken und beruhigen, denn angenehm würde das mit Sicherheit nicht werden und so begannen die Vorbereitungen.Als es 15 Minuten später gelungen war, die Blutungen in der Harnblase zum Stehen zu bringen, bekam Ben einen neuen Blasenkatheter, diesmal einen Spülkatheter, aber nach dem was hinter ihm lag, war ihm das inzwischen egal. Fakt war aber-alle von außen erkennbaren Blutungen standen, der Hb war in den letzten 10 Minuten nicht mehr abgesunken, sondern dank Konserven sogar leicht gestiegen und jetzt konnte man wieder ein kleines bisschen Hoffnung schöpfen. Inzwischen war Schichtwechsel und während der jüngere Pfleger jetzt erleichtert nach Hause ging-seinen Neujahrsdienst hatte er sich nicht so anstrengend gewünscht-übernahm der Drachen wieder die Schicht und wollte als erstes Sarah und Semir der Intensivstation verweisen. „Nein-wir gehen nicht! Meinem Mann geht es immer noch sehr schlecht und wir werden bei ihm bleiben-wenn sie uns los haben wollen, müssen sie schon die Polizei her bemühen und uns abführen lassen und ich warne sie-wir haben gute Anwälte und außerdem sind mein Mann und auch sein bester Freund hier ebenfalls Polizisten!“ behauptete sich Sarah und nachdem der Stationsarzt müde abwinkte und der Schwester draußen erklärt hatte, dass man hier eben mal eine Ausnahme machen sollte, fügte sie sich zähneknirschend der Anordnung. „Aber wenn ich etwas am Nebenpatienten mache, gehen sie raus!“ sagte sie und das sicherten ihr nun Sarah und Semir zu-man musste ja nicht übertreiben und der Frau auch ein wenig entgegen kommen. Die beiden hatten inzwischen auf zwei Stühlen rechts und links des jungen dunkelhaarigen Polizisten Platz genommen, Sarah hielt seine Hand und auch Semir hatte seine eigene unverletzte Hand auf Ben´s geschundenem Körper liegen. Sie vermittelten ihm so Nähe, Schutz und Geborgenheit und so konnte Ben nach den ganzen Anstrengungen endlich die Augen schließen und sich ein wenig ausruhen-hoffentlich blieb es so und die nächste Katastrophe brach nicht in Kürze über sie herein!
-
Oh Gott ich trau´s mir fast nicht zu sagen- aber mir hat die Folge gefallen, ich habe mich gut unterhalten gefühlt und auch eine ganze Weile gebraucht, um auf bestimmte Dinge zu kommen, z. B. dass der Entführte ein Böser ist, dass die Polizistin keine Gute ist und noch so einiges andere.
Nachdem Geschmack ja bekanntlich sehr subjektiv ist, oute ich mich als Fan der Buddy-Szenen. Ich fand die Sprüche ganz witzig und auch Semir´s ständige Lamentieren und sein Augenverdrehen, als Alex mit Pia anbandelt waren zwar überzogen, aber mir hats trotzdem gefallen! Hey wenn Vinzenz so weiter macht (wenn man ihn lassen würde), würde der als Herzensbrecher Ben bald den Rang ablaufen, der wechselt die Frauen ja schon bald im selben Tempo wie der!
Klar waren da viel unlogische Sachen drin in dieser Folge, aber es gab auch Spannung und Action und vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich den Wald und die Natur so liebe, dass mir solche Folgen meistens gut gefallen-wobei Semir´s Hut ging gar nicht, da muss ich euch beipflichten! Und die Schauspielerin, die die Pia verkörpert hat, hat auf mich desöfteren ein wenig blutleer gewirkt, aber vielleicht war das so gewollt Aber der Wolf war klasse-gut dass der nicht erschossen wurde und indirekt ja so den Helden momentan das Leben gerettet hat! Und dass es in so ner Waldhütte nen Festnetzanschluss gibt-na ja, habe schon besser gelacht, aber ansonsten wären ein paar actionreiche Szenen halt nicht möglich gewesen!
Die Verfolgungsfahrten auf dem Waldweg, vor allem der Crash mit den Bäumen, als zum Schluss die korrupte Polizistin umkommt, waren gut gemacht und besonders gut haben mir die Szenen mit Jenny gefallen-schon als sie von der Chefin sozusagen befördert wird und dann die rasante Verfolgungsjagd in bester Cobramanier über die Autobahn startet-hey da merkt man, sie hat ziemlich was gelernt von den Helden-und ich finde sie in Zivil schon attraktiver und erwachsener als in Uniform, aber darüber lässt sich streiten-außerdem funktioniert da das cobraeigene Unverwundbarkeitsgen anscheinend besser-ich hätte den Überschlag mit dem beschlagnahmten Wagen jedenfalls nicht überlebt.
Also insgesamt-ich war zufrieden, obwohl die Folge natürlich nicht an die dunkle Seite und andere rankommt, aber ich bin froh, dass die allgemeine Düsternis sich nicht durch alle Alex-Folgen zieht! Ein wenig Entspannung am Donnerstag Abend ist auch mal schön! Und ich finde, gerade dieser Wechsel macht so eine Serie auch interessant und für verschiedene Menschen zum festen Abend-Ritual. -
Unsere Helden treten immer noch auf der Stelle! Obwohl es viele einzelne Puzzleteilchen gibt-kann man daraus noch kein Bild des Ganzen erkennen-nicht nur Semir und Alex, auch ich stehe total auf dem Schlauch!
Was die Puppennamen bedeuten-hm, ich liebe zwar Scrabble, aber auch ich kann da kein Lösungswort bilden, das mir irgendwas sagen würde.
Der erste geklaute Wagen des Täters wurde ausgebrannt gefunden, den zweiten hat er sicher in der Garage verwahrt und jetzt liegt er friedlich schlafend im Bett und erholt sich von der Vergewaltigung-die arme Jana!
Aber vielleicht ist er doch unter den vielen Akten, die Semir und Alex jetzt durchgehen müssen-das wird ne mühsame Nachtschicht! Aber es ist ja anzunehmen, dass er drunter ist, der Bruno, denn immerhin hatte er schon mit einem der beiden Polizisten zu tun-fragt sich nur mit wem? Und warum du Alex´ Vater jetzt ins Spiel gebracht hast-hmmm, vielleicht ein kleiner Hinweis? Es bleibt jedenfalls spannend! -
Puh das waren drei Kapitel, die die Spannung an drei Baustellen mega hoch gehalten haben-aber der Reihe nach!
Bloming lockt Ben zu sich, aber obwohl er ihn entwaffnet, hat er nicht mit Kasper gerechnet, der sich von hinten anschleicht und ihn überwältigt. Allerdings hat er Ben zuvor gesteckt, dass er sein Todeskommando in Gestalt von Enni losgeschickt hat, um Mikael zu töten. Ja erstens ist die völlig verblendet und zweitens ist Eifersucht ein sehr starkes Gefühl und das nutzt Bloming aus. Enni war auch gerade Zeugin wie ihre Mutter von der Polizei getötet wurde, so labil wie die ist, ist die wie eine scharfe geladene Waffe und leider bestätigt sich das schon bald. Kaum bei Mikael eingetroffen schießt sie kaltblütig auf Eva und verletzt die schwer.
Ach Mann-was muss gerade in Mikael vorgehen-gerade hat er mal einen guten Tag, kann sich an Ben´s Besuch erinnern, seine Partnerin und sein Sohn sind zu Besuch und jetzt wird die Frau die er liebt, von einer Wahnsinnigen, die er vermutlich sogar als Veikkos Schwester erkennt, niedergeschossen und er von ihr entführt, während sein Sohn sich die Seele aus dem Leib brüllt! Nur noch schnell zur nächsten Baustelle und dann muss ich dich gleich mal in Schutz nehmen, harukaflower!Semir und Antti sind derweil in rasendem Tempo unterwegs zur alten Hafenanlage. Ob da Ortskenntnis so viel bringt in so einem Fall? Ich denke, da soll der fahren, der die größere Raserroutine hat und das ist Semir als Autobahnpolizist!
Wenn da jemand Ortskundiges daneben sitzt, der Kontakt mit der Zentrale hält, die ja vielleicht sogar was zu den Verkehrsverhältnissen weiss, macht das mehr Sinn. Mehr als: "Da vorne recht-und dann scharf links!" kann man da ja auch nicht sagen und wetten, dass Semir das Bodenblech des Audi durch getreten hätte, wenn man ihn auf den Beifahrersitz verbannt hätte! Sie hätten auch keine Zeit mehr gehabt die Fahrer zu wechseln, das wäre dann sicher Antti´s Todesurteil gewesen und mit sowas wäre Semir nie zurecht gekommen. So haben wir wenigstens die Hoffnung, dass die beiden die Explosion vielleicht doch überlebt haben! Wobei ich das auch blöd fand, dass sie die Bombe nicht ins Wasser geschmissen haben! Aber ich mache mir gerade große Sorgen um Semir und Antti, der mir auch schon ans Herz gewachsen ist!
Mann hast du da aber drei Kapitel raus gehauen-allen Respekt, harukaflower!Nun aber noch zu der Szene in der Rehaklinik aus der Sicht einer Fachfrau. Erstens ist bei einer solch schweren Schussverletzung völlig egal, ob das, was man da draufdrückt, steril ist oder nicht, denn die größere Gefahr als eine Infektion durch die Kontamination der Wunde von außen ist erstens das Verbluten und das kann man durch Druck auf die Wunde evtl. durchaus aufhalten und dann noch die Infektion von innen, falls der Darm verletzt wurde-also die paar Keime von nem Kleidungsstück kann man echt vernachlässigen-merkt euch das auch für euer Privatleben. Da gibts später ne Antibiose und gut ist. Wenn man als Ersthelfer zu sowas kommt-erst Notruf absetzen und dann drücken, solange der Patient noch bei Bewusstsein ist, egal mit was, notfalls auch mit bloßen Händen und Fäusten. Das Hinlegen und Beruhigen war auch gut, aber meistens arbeiten in Rehaeinrichtungen keine medizinischen Koryphäen, die sich als Schwester selber trauen einen sicheren Zugang bei nem schockigen Patienten zu legen und ne Infusion anzuhängen-soweit überhaupt dort vorhanden! Ob da dann jederzeit ein Arzt greifbar ist, ist auch nicht gesagt, aber vielleicht treiben sie ja noch einen auf-und auch da-oft arbeiten so wo nicht die Jahrgangsbesten! Die Könige der Rehaeinrichtungen sind die Physios, die Ergotherapeuten etc.
Wenn das Opfer dann bewusstlos wird, muss man versuchen den Kreislauf aufrecht zu erhalten, evtl.Schocklage oder Wiederbelebungsmaßnahmen und dann warten, dass die Profis kommen, viel mehr bleibt einem da nicht übrig! Und das ist sogar in Arztpraxen häufig so, dass die Herren Doktoren händeringend daneben stehen und auf das Eintreffen des Rettungsdienstes warten, wenn ein Patient dort kollabiert-gerade bei Hautärzten oder so kommt sowas häufig vor-da wüsste ich so manche Anekdote zu erzählen! Also das Kapitel war völlig ok! -
Semir hatte Sarah angesehen, die käsebleich war und nachdem sie die Worte des Arztes wiederholt hatte, sagte er sofort: „Ich komme mit!“ während er Andrea entschuldigend ansah, die aber sofort darauf einging und beteuerte: „Natürlich passe ich auf die Kinder auf!“ und ihr Mann ihr dankbar zunickte. Sarah hatte die kleine Mia-Sophie gerade vorher noch gestillt, aber sie sagte nun: „Andrea-ich weiss nicht, ob ich da sein kann, wenn sie wieder Hunger kriegt-jetzt geht Ben vor-ich habe hier für alle Fälle ein Fläschchen und Fertigmilch dabei!“ sagte sie und zeigte ihrer Freundin das kleine Paket. Bisher war das Baby zwar voll gestillt worden, aber ab und zu hatte Ben ihr schon mal ein wenig Tee aus der Flasche gefüttert, wenn sich Sarah verspätete oder auch abgepumpte Muttermilch, die sie zuhause eingefroren hatte. Hier bestand jetzt diese Möglichkeit nicht, aber immerhin kannte die Kleine eine Flasche und war an und für sich ein unkompliziertes Kind. „Keine Sorge Sarah-das kriegen wir-kümmert ihr euch um Ben!“ bestimmte Andrea und deutete auf Ayda, Lilly und Tim, die gerade kichernd Verstecken spielten, wobei der einzige, der die Sache ernst nahm, Tim war, aber die größeren Mädchen behandelten ihn wie einen kleineren Bruder und so konnten Sarah und Semir wenigstens diesbezüglich ohne Sorgen aufbrechen.
Semir legte seine Jacke nur über den verbundenen Arm, schlüpfte in den anderen Ärmel und dann liefen sie gemeinsam los. Sarah schlug ein dermaßen flottes Tempo vor, dass Semir sie keuchend bitten musste, doch etwas langsamer zu gehen-an seine Rauchgasvergiftung hatte sie keinen Gedanken mehr verschwendet, so sehr war sie von Sorge um Ben erfüllt.Als sie wenig später draußen an der Intensiv läuteten, wurden sie ohne großes Federlesens herein gelassen, auch dass Semir dabei war, störte aktuell niemanden-zu schlecht ging es dem Patienten-da hatte man keine Zeit für Grabenkämpfe, außerdem war es dem Pfleger eigentlich schnurzpiepegal, ob da Angehörige da waren-er wollte nur nicht mehr Arbeit, als sowieso schon! Man hatte inzwischen einen Unfallchirurgen, einen Internisten und einen Urologen hinzu gezogen, um die Möglichkeiten einer lokalen Blutstillung zu prüfen. Die ersten Blutkonserven rauschten über den Druckbeutel gerade in Ben, der aber trotzdem kaum mehr bei Bewusstsein war. Man hatte kurz eine Intubation erwogen, aber da die damit verbundene Sedierung seinen Kreislauf nur noch mehr belasten würde und sowohl sein Atemantrieb, als auch die Schutzreflexe noch funktionierten, sah man aktuell davon ab. Allerdings stand der Notfallwagen vor der Tür und während Sarah nun einfach an das Kopfende von Ben´s Bett ging und sich über ihn beugte-gleichzeitig besorgte Ehefrau, aber eben auch coole Intensivschwester, die sich aktuell von ihren Gefühlen nicht übermannen ließ, blieb Semir abwartend ein wenig seitlich stehen-irgendwie waren da einfach gerade zu viele Menschen rund um seinen Freund, dem es augenscheinlich massiv schlecht ging.
Eine wächserne, beinahe gelbliche Blässe hatte von ihm Besitz ergriffen, er reagierte langsam und irgendwie kam Semir die Situation gerade extrem unwirklich vor. Vor wenigen Stunden hatte er Ben verlassen und war der Überzeugung gewesen, dass das Schlimmste überstanden war und der jetzt in Kürze nach Köln verlegt, dort gesund gepflegt und bald wieder zuhause sein würde. Die letzten Tage hatte er mehrfach damit gerechnet ihn zu verlieren, aber irgendwie hatte der das Ganze gewuppt und er war nicht mehr in Alarmbereitschaft gewesen, aber jetzt sah es richtig miserabel aus, wie er aus den düsteren Mienen der umstehenden Ärzte ermessen konnte. Und obwohl Semir da vielleicht kein Fachmann war-Stimmungen erfassen und daraus Schlüsse ziehen konnte er-das war auch ein großer Teil seiner Polizeiarbeit-Intuition, schnelles Reagieren, eine innere Überzeugung, wer der Täter war einfach zulassen und dem entsprechend agieren, aber diese Ärzte wirkten allesamt furchtbar negativ auf ihn, als hätten sie seinen Freund schon aufgegeben.„Am Bein würde ich aktuell einen Druckverband anlegen-später muss man das vermutlich nochmals revidieren und die Hämatome ausräumen!“ erklärte der Unfallchirurg nach einem Blick auf Ben´s Bein, das auf das doppelte angeschwollen war und wo das Blut seitlich an den Nähten vorbei strömte und die Redonflaschen bereits prall gefüllt hatte und nach einem weiteren Blick auf die Schulter empfahl er dort Eiskompressen und einen Sandsack, bevor er sich wieder auf den Weg zu seiner anderen Arbeit machte, aber irgendwie wirkte das auf die Anwesenden als wäre er sich sicher, dass das sowieso nicht mehr notwendig sein würde. Der Internist hatte derweil intensiv die Laborergebnisse und die Krankengeschichte studiert, die allerdings nicht sonderlich ausführlich war, sondern nur Ben´s Aussagen in der Notaufnahme, als er noch unter dem Einfluss des Ketamins stand, beinhaltete. „Sie sind die Ehefrau?“ wollte der Internist wissen und als Sarah nicht nur nickte, sondern während sie Ben liebevoll und tröstend anlächelte und ihre warmen Hände auf seine schweißnasse Stirn legte, dem Arzt erklärte, dass sie Intensivschwester war, begann der ihr gleich Fragen zur Anamnese zu stellen und Sarah beantwortete die wahrheitsgemäß und besser als Ben das je gekonnt hätte.
Der Urologe hatte einen prüfenden Blick auf den Katheterbeutel geworfen. „Wir können hier sicher lokal einige Gefäße kautern-kann man ihn in die Urologie bringen“ fragte er, aber der Intensivarzt schüttelte den Kopf und sagte leise: „Er ist nicht transportfähig-alle Maßnahmen hier vor Ort oder gar nicht!“ bemerkte er kurz und nach einer schnellen Überlegung kündigte der Urologe an, in Kürze mit seinem Instrumentarium wieder hier zu sein. Während der Intensivarzt die nächste Blutkonserve anhängte, sprang Semir hinzu und hielt mit seinem gesunden Arm Ben´s Bein, als der Pfleger nun einen dicken Druckverband darüber wickelte. „Ben-du packst das!“ sagte er eindringlich und hatte den Eindruck, dass das Blut jetzt doch ein wenig langsamer floss und sein Freund ein kleines bisschen mehr Farbe hatte. -
Das war echt ein klasse Kapitel! Semir der sich nicht unterwirft, sondern diese Typen im Angesicht seines Todes noch vorführt und ihnen zeigt, wie Tapferkeit aussieht!
Ben und Kevin rasen derweil zu der Kneipe und wollen ihren Freund mal wieder im Alleingang befreien-ich hoffe das klappt-oder ist vielleicht gar nicht mehr nötig, weil Rocky jetzt keinen Spaß mehr daran hat Semir umzubringen? Dazu müsste er ihm ja in die Augen schauen-schafft das so ne fiese Type überhaupt? -
„Notfall!“ gellte der Schrei des Pflegers und binnen Kurzem waren zwei Kollegen und der Stationsarzt, die sofort alles stehen und liegen gelassen hatten, im Zimmer, um heraus zu finden, was los war. „Schnell eine BGA und Notfalllabor!“ rief der Arzt, während der Pfleger Ben´s Bett derweil in Kopftieflage brachte und eine Kollegin losrannte, den Notfallwagen zu holen. Der öffnete jetzt müde die Augen und bemerkte erst, wie furchtbar schwindlig ihm war. Jemand riss ihm die Zudecke und das lose darüber gelegte Hemd weg, um sich einen Überblick über das Ausmaß der Blutungen zu machen und jetzt konnte man sehen, dass der komplette Kompressionsverband am Bein durchtränkt war und Ben´s Schulter-soweit man das innerhalb des Verbands erkennen konnte- blutunterlaufen und angeschwollen war. In den Katheterbeutel sprudelte es ebenfalls munter und jeder blaue Fleck, der an Ben´s Körper zu finden war, begann gerade auf das Doppelte seiner Größe anzuschwellen. Als man die Laborröhrchen gebracht hatte, nahm der Arzt eigenhändig das Blut aus der Arterie ab, denn jetzt durfte man nicht mehr zögern, jetzt brauchte Ben Blutkonserven und zwar sofort und die vier eingekreuzten, die in der Blutbank für ihn bereit lagen, würden nicht ausreichen, aber sie würden ihn zumindest ein wenig stabilisieren, falls das überhaupt noch möglich war. Jemand hatte die Infusion jetzt voll aufgedreht, denn im Augenblick war ein weiteres Lungenödem die kleinste Sorge-bevor es zu dem kam, wäre Ben an Kreislaufversagen verstorben. Man musste jetzt versuchen, heraus zu finden, warum er generalisiert blutete und dann versuchen seine Gerinnung, die anscheinend gerade völlig versagte, zu unterstützen und die Ursache zu behandeln.
Obwohl Ben ja eh nicht mehr viel Blut im Leib hatte, nahm der Stationsarzt dennoch einige Röhrchen ab-das war vermutlich die letzte Möglichkeit an Material zur Diagnostik zu kommen, denn wenn jetzt die Therapien einsetzten, wären die Laborproben nicht mehr zu verwenden, weil sie dann von Fremdeiweißen verfälscht wurden, denn jetzt würde man wie bei einem Polytrauma zur Massentransfusion greifen und alles an Gerinnungsfaktoren, Blutplasmen und blutstillenden Medikamenten in den Patienten jagen, was die Schränke her gaben. Der Arzt hatte noch in Windeseile nach Ben´s Blutgruppe in dessen Akte geschaut, die am Fußende des Betts auf einem kleinen Tischchen lag und hatte weitere 8 Konserven in seiner Blutgruppe angefordert und das durch seine Unterschrift auf dem Zettel bestätigt, alle andere Diagnostik forderte derweil eine Schwester draußen am PC an, aber das musste händisch geschehen. „Bitte sofort 6 Gefrierplasmen seiner Blutgruppe in den Wärmer!“ ordnete er dann an, „ 20 mg Konakion in eine Kurzinfusion, Volumen, bis die EK´s da sind und bitte eine Blutsperre für den Oberschenkel bereit legen, falls wir die Blutung anders nicht zum Stehen bringen!“ Er wollte damit allerdings noch warten, denn das konnte bedeuten, dass der Patient sein Bein verlor und bisher hatten sie ja noch keine Ahnung, woher diese plötzliche Blutungsneigung kam. Eine Schwester sauste los, um im Labor, das eine ganze Ecke entfernt lag, die Blutproben abzugeben und die Konserven mit zu bringen-auch das kostete sie nochmals Zeit, denn am Wochenende gab es keinen Hol- und Bringedienst und von Rohrpostleitungen oder anderen derartigen Systemen hatte man leider in diesem Haus noch nie etwas gehört.
Der Arzt zermarterte sich den Kopf, ein Mitarbeiter hatte derweil am intensiveigenen Blutgasgerät mit Kleinlabor das Gas bestimmt und man hatte einen ersten Anhaltspunkt, wie viel Blut Ben wohl verloren hatte. Der Hb-Wert lag nur noch bei 3.9 mg/dl und das war erstens mit der Versorgung der inneren Organe fast nicht vereinbar und zweitens hatte er das auch nur ohne Kollaps bisher kompensieren können, weil er sich die letzten Tage schon ein wenig an die niedrigen Werte hatte gewöhnen können und sein Kreislauf zusätzlich durch die Katecholamine gestützt wurde. Allerdings wusste bisher niemand, was die plötzliche Blutungsneigung ausgelöst hatte.
Es standen zunächst einmal drei Verdachtsdiagnosen im Raum: Erstens eine sogenannte Verbrauchskoagulopathie, also ein Versagen der Gerinnung durch den starken Blutverlust, dann konnte man natürlich einen Behandlungsfehler nicht ausschließen und unauffällig hatte der Arzt schon nach einem eventuellen Heparinperfusor Ausschau gehalten, aber da hing definitiv keiner. Bei der Arbeitsüberlastung des Personals hätte es ihn aber nicht gewundert, wenn einmal eine Verwechslung von mündlichen Anordnungen vorkam, er hatte vorher z.B. für die junge Alkoholleiche im Nebenbett einen Heparinperfusor wegen der Rhythmusstörungen angeordnet und schon befürchtet, dass da jemand was verwechselt hatte, aber der hing beim richtigen Patienten und bei Herrn Jäger lief wirklich nur das Noradrenalin. Das musste man aktuell wieder erhöhen und man hatte Ben nun erneut eine Sauerstoffmaske mit 15 Litern aufs Gesicht gelegt, um die Versorgung des Gehirns und der wichtigsten Organe zu fördern, wobei der Sauerstoff ja ein Trägermedium brauchte, um dorthin zu kommen, wo er benötigt wurde und das war das Hämoglobin in den roten Blutkörperchen und wenn die im Organismus fehlten, dann starb man, wenn da nichts dagegen unternommen wurde.
Die dritte Möglichkeit war eine allergische Reaktion und mit Entsetzen dachte der Arzt daran, dass Herr Jäger am Vortag EPO bekommen hatte. Da hatte es schon einmal einen Skandal gegeben, weil einer der Hersteller-und da gab es viele-wegen einer Zulassungsänderung das Konservierungsmittel in den Fertigspritzen geändert hatte. Die Fertigspritzen waren bei EPO beliebt, weil wesentlich mehr auf dem Schwarzmarkt gehandelt und zum Doping eingesetzt, als im medizinischen Bereich verwendet wurde und man den Laien das mühsame Aufziehen ersparen wollte. So hatte damals das Konservierungsmittel die Weichmacher aus dem Gummi gelöst und es hatte Todesfälle und schwere Komplikationen durch Allergien, die zu einer Hämolyse geführt hatten, gegeben. Bitte nicht nochmal so einen Skandal-obwohl eine Klinik da ja nichts dazu konnte, warf das ein furchtbar schlechtes Licht auf jedes Krankenhaus.
Aber vielleicht würden sie mehr wissen, sobald die Blutproben untersucht waren und jetzt kam auch schon die Schwester mit den ersten vier Konserven und einem Druckbeutel um die Ecke. Man hatte Ben wieder zugedeckt, um einer Auskühlung vor zu beugen, den Blutdruck hielt man medikamentös relativ niedrig so um die 80/40 mm/ Hg, damit man keine weiteren Blutungen provozierte, das Fläschchen mit dem Konakion hing und nun hatte man auch schon mehrere Gerinnungsfaktoren, die der Arzt angeordnet hatte, aufgelöst und gespritzt. Dennoch würde die nächste Stunde entscheiden, ob er das überlebte und der Arzt entschied sich, die Angehörigen zu verständigen und hatte so wenig später Sarah am Telefon, die vor Entsetzen beinahe zusammen klappte.
Ben hatte derweil die Augen wieder zugemacht, denn die Welt fuhr inzwischen um ihn Karussell, aber er merkte durchaus, wie schlecht es um ihn stand-das musste ihm keiner sagen. Allerdings hatte er gehört, wie der Arzt anscheinend Sarah angerufen hatte und da war er froh darüber-wenn er schon sterben musste, wollte er wenigstens nicht alleine sein und er hoffte, dass Semir auch mitkommen würde, aber dann bemühte er sich wieder ruhig zu atmen, wie ihm befohlen wurde-vielleicht hatte er ja doch noch eine kleine Chance, denn eigentlich war er noch nicht bereit abzutreten, aber wer war das schon?