Hallo Kathrin!
Schön, dass du dich hier mal wieder blicken lässt. Ich muss allerdings sagen, ich habe den One Shot nur deswegen gelesen, eben weil es ein One-Shot ist und ich da nicht monatelang vergeblich auf eine Fortsetzung warten muss. Allerdings finde ich es gut, dass du darauf in deinem Vorwort Bezug genommen hast und die unfertige Geschichte anscheinend doch noch vorhast zu Ende zu bringen, was ich sehr begrüßen würde! Ansonsten würde ich es bei weiteren unvollendeten Storys aus deiner Feder einfach so halten-ich lese und feede erst, wenn ein "Fertig gestellt" davor erscheint. So mache ich das bei den Geschichten anderer Schreiberlinge, die ebenfalls zu dieser Unsitte neigen, auch, aber dadurch bringt man sich eben um kontinuierliche Feeds, das hat aber denke ich jeder selber in der Hand!
Nun zu dem kleinen Plot, der mir ehrlich gesagt sehr gut gefallen hat. Du hast darin das getan, was viele von uns sich gewünscht haben-du hast Ben seine Freundin erschießen lassen um Semir zu retten-eine Sache, die viele von uns glaube ich in der Verfilmung begrüßt hätten, denn auch ich war, wie manch anderer der Meinung, dass diese unglaubwürdige Darstellerin eigentlich nicht zu Ben gepasst hat-da hatten sie jemanden raus gesucht, wo die Chemie eindeutig nicht gestimmt hat-die beiden konnten sich anscheinend überhaupt nicht riechen, meiner Meinung nach ne schlechte Voraussetzung für überzeugende Liebesszenen.
Die Gefühle waren wunderbar beschrieben, nur am Anfang hast du einmal einen Zeitfehler gemacht, aber ansonsten ein sehr emotionaler One Shot-weiter so!
Beiträge von susan
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Juhuu-es geht weiter! ich freue mich gerade sehr, dass du dich entschlossen hast uns die Fortsetzung der letzten Geschichte zu posten-du weisst ja Kerstin, ich bin inzwischen bekennender Finnenfan!
Ben besucht seinen Freund Mikael mal wieder in Helsinki. Dem geht es wieder gut, er hat sogar nach einer romantischen Hochzeitnoch ein zweites Kind mit Eva bekommen, ein Mädchen, während Ben immer noch auf der Suche nach der richtigen Frau ist. Zwischen den beiden ist wieder alles in Ordnung, was eine ganze Weile nicht so sicher war, aber ihre Freundschaft hat die Jahre überdauert. Mikael möchte Ben eine kleine private Stadtführung machen, da passiert das Schreckliche-ein Touristenbus fliegt in die Luft, es gibt eine Menge Verletzte-ob auch Tote werden wir sicher noch erfahren-aber was sind die Hintergründe dafür?
Ben ist aktuell so ausgeknockt, dass er nichts machen kann, sondern von Mikael aus der Gefahrenzone gebracht wird und dort zusieht, wie die Rettungsaktionen anlaufen. Mikaels Kollegen sind sehr schnell vor Ort und jetzt werden die beiden Helden erst mal in Krankenhaus durchgecheckt, aber sehr bald werden die vermutlich miteinander ermitteln, wer für das Attentat verantwortlich ist und wem es eigentlich gegolten hat-es geht schon spannend los! -
Der Wrestler zog Ben hoch, nachdem Estelle die Hand- und Fußschellen gelöst hatte, was dem einen Schmerzenslaut entlockte. Kurzerhand fasste der bullige Mann, dessen Muskelpakete überall zu sehen und zu fühlen waren, den dunkelhaarigen Polizisten unter und schleppte ihn zur Toilette. Ben war einen kurzen Augenblick schwindlig, aber als er dann die kühle Luft in dem Badezimmer einatmete, verflog die Übelkeit ganz schnell. Er brauchte jetzt sofort einen Plan, wie er sich aus den Händen von Estelle und ihren Helfershelfern befreien konnte, denn sonst war es um ihn geschehen. Und mit Körperkraft konnte er nicht punkten, nicht einmal gegen Estelle, denn auch die war durchtrainiert und ihr Personal Trainer hatte die straffe Muskulatur sicher nicht umsonst aufgebaut und er war gerade kein Ausbund von Stärke und Gesundheit. Gegen die anderen beiden Typen hatte er nicht den Hauch einer Chance und so blieb ihm nur eine List. Der Wrestler hatte ihn unsanft auf den Toilettensitz gesetzt und sah ihn auffordernd an: „Jetzt mach mal!“ sagte er, aber Ben erwiderte trotzig seinen Blick. „Ich kann nicht, wenn du mir zusiehst!“ erwiderte er und aufseufzend zog sich der Wrestler vor die Tür zurück.
Ben hatte das Badezimmer mit ein paar Blicken abgescannt. Das Fenster war groß genug, dass er durch passte und anscheinend war die Wohnung auch im Erdgeschoß, denn das Licht einer Straßenlaterne schimmerte durch die Milchglasscheiben. Möglichst lautlos erleichterte er sich dennoch schnell und erhob sich dann, während der Schmerz durch seinen ganzen Körper zog, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Blitzschnell öffnete er dann das Fenster und schwang sich, splitterfasernackt wie er war, hinaus in die eiskalte Januarnacht. Bis zum Boden waren es so eineinhalb Meter, aber er ließ sich einfach fallen und achtete nur darauf, dass er nicht mit dem gebrochenen Bein aufkam, was ihm auch halbwegs gelang, obwohl er dennoch unsanft auf den Asphalt krachte. Er rappelte sich aber sofort wieder hoch und hinkte so schnell er konnte barfuß die Straße entlang. Es war eine Nebenstraße anscheinend in einem Kölner Vergnügungsviertel, wie er annahm. Er konnte die Beleuchtung eines „Vergnügungstempels“ wie Semir das immer so nett umschrieb, wahrnehmen, entschied sich aber dagegen, dort um Hilfe zu bitten. Stattdessen hüpfte er weiter und betete, dass doch bitte ein Auto, am besten ein Streifenwagen um die Ecke biegen möge, aber nichts geschah. Die Straße war lang, rechts und links waren höhere Wohnhäuser mit finsteren Eingängen, alles ein wenig schmuddelig. Nun konnte er auf einmal hinter sich empörtes Gebrüll hören-verdammt, seine Flucht war entdeckt worden!Der Wrestler hatte höflich eine Weile gewartet und dann gefragt: „Bist du jetzt endlich fertig?“ und als keine Antwort ertönte, hatte er die Tür geöffnet und Ben´s Flucht bemerkt. Mit einem Fluch alarmierte er Estelle und seinen Lebensgefährten und sprang dann hinter dem Flüchtigen her aus dem Fenster. Der zweite Wrestler hüpfte ebenfalls in seine Kleider und rannte durch die Türe, um seinem Freund zu helfen und als Ben seine Verfolger näher kommen hörte, stürzte er sich voller Verzweiflung in den nächsten Hauseingang und drückte auf alle Klingelknöpfe. „Hilfe Polizei!“ rief er dann laut, aber im selben Moment fiel ihm dann auch ein, dass das in dieser Gegend wohl keine so gute Idee gewesen war. Die Menschen die hier wohnten waren auf die Gesetzesmacht oft nicht so gut zu sprechen und er hätte sich vielleicht vorher überlegen sollen, wie er um Hilfe bat. So wurde er unsanft gepackt, ein Schlag gegen sein Kinn ließ seine Gegenwehr erlahmen und er bekam fast nicht mit, wie ihn die beiden bulligen Männer zurück in die Wohnung halb schleiften, halb trugen. „Besoffenes Miststück!“ rief der eine der beiden noch laut. „Hör halt auf zu trinken, wenn du nichts verträgst!“ bekräftigte der andere und bis er sich versah, war Ben wieder zurück in der Wohnung und unsanft im Streck auf das Bett gefesselt. Estelle war wie eine Furie über ihm und während er langsam wieder klar sah, was nach dem Schlag gegen sein Kinn jetzt ein paar Minuten nicht so gewesen war, zogen sich die beiden Wrestler auf das Geheiß ihrer Chefin, die noch schnell zwei Hunderter rüber wachsen ließ, aus dem Schlafzimmer zurück, schlossen das Badfenster und wenig später lag die Wohnung wieder in besinnlicher Stille da-auch weil Ben wegen des Knebels in seinem Mund jetzt nicht mehr schreien konnte.
Die alte Frau, die schon viele Jahre in dem Wohnblock gegenüber des Bordells wohnte, weil dort die Miete erschwinglich war, sah aus dem Fenster. Sie hatte ihr Leben lang redlich mit Putzen ihr Geld verdient und eigentlich auch gelernt, dass es vernünftig war, manchmal nicht hin zu sehen und den Mund zu halten. Als es nun an ihrer Haustür läutete, sah sie erst einmal aus dem Fenster, denn sie hatte keine Familie und auch ihre wenigen Freunde würden sie wohl nicht mitten in der Nacht ohne Voranmeldung besuchen. Sie sah, wie zwei bullige Typen in ihren Hauseingang stürmten und dann einen nackten Mann erst niederschlugen und dann mit sich schleiften. Der hatte zuvor noch nach der Polizei gerufen und das verwunderte sie jetzt etwas. Dennoch ging sie wieder zu Bett, aber sie konnte lange nicht einschlafen, weil sie sich nicht sicher war, jetzt das Richtige zu tun, indem sie den Mund hielt, wie sie es ihr Leben lang getan hatte.
In der Klinik hatten derweil mehrere Streifenbeamte und auch die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes Semir und die Chefin bei der Suche nach Ben und der Befragung der Mitarbeiter, Patienten und Besucher unterstützt, aber niemand konnte sich an den Rollstuhl und die beiden Männer, die den geschoben hatten, erinnern. So blieb nach einer Weile nichts anderes übrig, als die Suche momentan einzustellen. Konrad gab man ein leichtes Beruhigungsmittel, der sich große Vorwürfe machte, dass er nicht eher Alarm geschlagen hatte. Sarah fuhr völlig aufgelöst zu Hildegard, die voller Entsetzen ihrem Bericht lauschte und ihr ein Bett im Gästezimmer herrichtete, worin die junge Frau aber eine schlaflose Nacht voller Kummer und Sorgen verbrachte.
Semir steuerte, nachdem die Chefin noch die Fahndung nach Ben und den beiden Männern heraus gegeben hatte, ebenfalls nach Hause und merkte erst jetzt, wie krank und erschöpft er ebenfalls noch war, aber er verging dennoch fast vor Sorge um seinen Freund und auch Kim Krüger suchte unverrichteter Dinge ihre Wohnung wieder auf. Die Streifen würden die Augen offen halten, man fahndete nach einem unbekannten Fahrzeug, das zum Transport eines Rollstuhls geeignet war, nach Ben und zwei Männern von denen sie nur über eine vage Beschreibung verfügten, aber mehr hatten sie nicht in der Hand. Wenn der Kommissar Zufall ihnen nicht zu Hilfe kam, sah es schlecht aus für Ben-niemand hatte eine Ahnung, wo der festgehalten wurde. So nahm die Nacht auf den Dreikönigstag ihren Lauf und für Ben wurde es eine lange Nacht, die er wohl so bald nicht vergessen würde. -
Semir wurde momentan abwechselnd heiß und kalt, als er Sarah´s Anruf entgegen nahm. Andrea hatte fragend von ihrem Buch aufgesehen, als Semir die Fernsehreportage ausschaltete und gebannt den Worten lauschte, die aus dem Hörer drangen. Als er aufgelegt hatte und sie nur vernommen hatte wie er sagte: „Ich komme sofort!“ war ihr eigentlich klar, dass irgendetwas mit Ben geschehen sein musste. Sie dachte eigentlich eher an eine Komplikation, einen Rückfall, oder was auch immer, aber als Semir nun aufsprang und zielgerichtet die Treppe hinauf sauste, um sich anzuziehen und nebenbei rief: „Ben ist verschwunden, ich fahre ins Krankenhaus!“ musste sie sich die Worte erst einmal durch den Kopf gehen lassen, bevor sie sie richtig verstehen konnte. Wie-Ben war verschwunden? Sie hatte gedacht, der Fall sei gelöst, alle Übeltäter entweder tot, verhaftet, oder zumindest identifiziert, aber jetzt kam so eine Hiobsbotschaft? „Semir-du meinst er wurde entführt? Aber um Himmels Willen von wem denn?“ fragte sie entsetzt, aber genau diese Gedanken hatte sich ihr Mann ebenfalls durch den Kopf gehen lassen und es blieb nur eine Antwort-Estelle! Aber wie hatte eine einzelne Frau Ben so einfach aus dem Krankenhaus mitnehmen können und vor allem auch noch unbemerkt, denn so wie Sarah gesagt hatte, hatte niemand etwas mitbekommen. Sie musste Helfer gehabt haben, aber klar, sie hatten so getan, als ob Winkler der einzig Gefährliche in diesem Spiel gewesen war und ihn als Drahtzieher des üblen Spiels verurteilt. Dass seine Frau aber eigentlich der Auslöser und die Ursache für das Ganze gewesen war, hatten sie nicht wahrhaben wollen. Und so unschuldig sie aussah, sie hatte sich im Urlaub an Ben wie eine Klette geheftet und dem war das unangenehm gewesen, was sie aber nicht dazu gebracht hatte, das aufzuhören, so dass ihr Mann in seiner Verzweiflung dann zu anderen Methoden gegriffen hatte, um seine Ehefrau zu behalten, was ihm dann letztendlich aus seiner Hand den Tod beschert hatte, aber hier waren unheimlich starke Emotionen im Spiel-Liebe-Hass-Eifersucht, Dinge, die rational nicht immer erklärbar waren. Wie hatten sie nur so blauäugig sein können zu denken, Ben wäre nicht mehr in Gefahr, so lange Estelle nicht hinter Schloss und Riegel saß? Die hatte kaltblütig versucht Ben´s Familie auszulöschen, was ihr Gott sei Dank nicht gelungen war, aber auch nur mit sehr viel Glück. Aber eigentlich hatte die doch von Anfang an nur ein Ziel gehabt-Ben für sich zu gewinnen, ihn zu besitzen und wenn er sich ihr nicht freiwillig zuwandte, dann machte sie das eben gegen seinen Willen, wie hatten sie das nur übersehen können? Semir warf im Vorbeigehen noch zwei Aspirintabletten ein, schlüpfte in seine Straßenkleidung und während gerade die Kinder von ihren Freundinnen zurück kamen, sauste er nach einer kurzen Verabschiedung zu seinem BMW und war auch schon auf dem Weg in die Uniklinik. „Ich weiss nicht genau, ich vermute diese Winkler steckt hinter dem Ganzen!“ hatte er Andrea noch anvertraut, was die aber nicht beruhigte, sondern in höchste Aufregung versetzte, eine enttäuschte Frau war ein gefährlicher Gegner!
Bereits auf dem Weg zum Krankenhaus rief er die Chefin auf ihrer privaten Handynummer an. Klar es war Sonntag und sie hatte vermutlich nicht einmal Bereitschaft, aber das hier war etwas, das verwischte die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben und sie benötigten jetzt nicht irgend einen Diensthabenden, der erst nachfragen musste, ob er Kompetenzen hatte, sondern brauchten jemanden als Einsatzleitung, der mit dem Fall vertraut war und notfalls schnell handelte, wenn es darum ging das SEK zuzuziehen, eine Telefonüberwachung einzurichten, einen Richter oder Staatsanwalt von etwas zu überzeugen oder einfach Personal für die Suche zu rekrutieren-dafür war Kim Krüger die Richtige und sie hörte auch aufmerksam zu, als er sie am Apparat hatte und versprach, sofort in die Klinik zu kommen.
Dort trafen sie dann nacheinander alle ein und eigentlich waren dort nur hilflose, geschockte Schwestern, Pfleger und Ärzte. Eine Sarah, die mit den Nerven am Ende war und ein Konrad, der nur immer stammelte: „Oh Gott-oh Gott!“ ohne irgendeine Hilfe zu sein. Fest stand nach kurzer Zeit-niemand hatte etwas gesehen, im Zimmer waren keine Spuren eines Kampfes zu entdecken, das Bett sah aus, als hätte Ben es gerade erst verlassen, um kurz aufzustehen und zur Toilette zu gehen, was aber alleine für ihn noch nicht möglich war. Nur eine gefüllte Urinflasche, die an der Halterung am Bett hing deutete darauf hin, dass er überhaupt da gewesen war und ansonsten war er wie vom Erdboden verschluckt. Sarah gab nun genau an, was sie ihm mittags angezogen hatte, denn diese Kleidung fehlte, aber ansonsten hatte er sich sozusagen in Luft aufgelöst. „Nachdem er noch nicht laufen konnte, müssen entweder ein Bett, eine Trage oder ein Rollstuhl eingesetzt worden sein, um ihn zu entführen-wir müssen jetzt alle Leute versuchen, darauf aufmerksam zu machen-vielleicht hat ja doch irgendjemand etwas beobachtet, auch ohne dass ihm das bewusst ist!“ überlegte Semir und so waren Frau Krüger und er wenig später von Zimmer zu Zimmer unterwegs, um die Nachbarpatienten nach auffälligen Beobachtungen zu befragen und tatsächlich-einem älteren Mann fiel etwas ein und als er seine Beobachtung mitteilte, wechselten Semir und die Krüger einen Blick-zwei kräftige Sanitäter hatten einen Mann in einem Behindertenrollstuhl zum Fahrstuhl gebracht-das war es-sie hatten eine Spur, na zumindest den Hauch davon!
Estelle überlegte einen Augenblick. Obwohl ihr schon klar war, dass das völlig normale Körperfunktionen waren, wollte sie irgendwie nicht daran denken, dass auch Ben nur ein Mensch aus Fleisch und Blut war, der eben auch Bedürfnisse hatte. Sie wollte damit nichts zu tun haben und würde ihm mit Sicherheit jetzt nicht irgendeinen Eimer bringen, damit er sich erleichtern konnte-sowas würde den Zauber des Augenblicks zerstören und so warf sie sich mit einem Fluch in einer Sprache, die Ben nicht verstehen konnte, einen leichten Bademantel aus billigem Satin über-eigentlich nicht ihre Klasse, aber der hing eben da und deshalb nahm sie ihn. Die Geräusche aus dem Nebenzimmer waren inzwischen verstummt und deshalb klopfte sie jetzt an die Tür der beiden Wrestler: „Hey-ich habe ein Problem-unser Gast muss mal zur Toilette!“ rief sie durch die Tür und wenig später rührte sich etwas und einer der Kolosse, Gott sei Dank in Jeans und T-Shirt-wofür sie Gott dankte stand vor ihr. „Na dann werde ich ihn dann mal dorthin bringen!“ grinste er und der Rauch einer Zigarette danach quoll hinter ihm aus der Zimmertür, was Estelle dazu brachte, empört die Nasenflügel zu heben, aber es war ja nicht ihre Wohnung, drum war das ja eigentlich egal. Der starke Typ folgte ihr und während Estelle nun mit dem Schlüssel, den sie in ihrem BH verborgen hatte die Handschellen löste, musterte er anerkennend Ben´s nackten Körper, der nun vor ihm lag. Ben stellte es die Nackenhaare auf, als der Typ ihn so ansah, oh Gott-wenn es so weit kam, dass er dem in die Hände fiel, würde er nichts zu Lachen haben, aber sogar Estelle fiel das auf und war ihr unangenehm. „Begleite ihn zur Toilette und danach bring ihn mir wieder-und achte darauf, dass er sich die Hände wäscht!“ sagte sie mit drohendem Gesichtsausdruck und zeigte dem Wrestler ganz beiläufig einen 100€-Schein. Das würde den momentan zur Ruhe bringen und wenn sie Ben gehabt hatte, konnte sie immer noch überlegen, was sie weiter unternahm, aber diese Nacht gehörte er ihr mit Haut und Haar und sie freute sich schon auf die Stunden die vor ihr lagen!
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Ben kam langsam wieder zu sich. Die letzte bewusste Erinnerung, die er hatte, war der Typ, der ihn fast erstickt hätte und dann verlor sich sein Sein in einem lila Nebel, in dem er zwar Bewegung wahrnehmen konnte, auch Berührungen spürte, aber es war ihm völlig egal. Auch Schmerzen fühlte er keine, nur einmal, als es an seiner Schulter einen Ruck gab, aber dann schlief er einfach ein. Jetzt bekam er langsam wieder etwas mit. Mühsam öffnete er die Augen und versuchte heraus zu finden, wo er sich befand. Er lag in einem Bett, aber das war kein Krankenhausbett, sondern ein Größeres. Das Zimmer lag im Halbdunkel, eine matte Lampe erhellte es träge und als er nun langsam die Augen komplett aufbrachte, sah er, dass über dem Bett ein großer Spiegel angebracht war. Er musste schlucken, denn nun bemerkte er auch, dass er an Händen und Füßen mit Handschellen gefesselt war. Versuchsweise zog er daran-er hatte zwar eine gewisse Bewegungsfreiheit, so dass er sich leicht zur Seite rollen konnte, aber mehr ging nicht, außerdem ließ er das sofort wieder bleiben, denn nun zuckte ein unbändiger Schmerz durch seine operierte Schulter. Seine Zunge klebte am Gaumen und er hatte einen Durst, dass er einen ganzen See hätte austrinken können. Aus dem Nebenzimmer waren Geräusche zu hören, als ob da mehrere Personen-eine Frau und zwei Männer-wie er nach kurzem Zuhören vermutete-etwas aßen. Besteck klimperte, Gläser klirrten, als ob da jemand auf etwas anstoßen würde und dann hörte er undeutliche Gespräche, leises Gelächter und dann wurde anscheinend der Tisch abgeräumt.
Inzwischen hatte sich sein zunächst etwas verschwommener Blick geklärt und er fragte sich, ob die Worte, die die Frau gerade gesagt hatte auf ihn gemünzt waren. „Heute Nacht gehört er mir, aber morgen bekommt ihr ihn für ein paar Stunden!“ hatte die Frau gesagt und er hatte im selben Augenblick die Stimme erkannt. Das war Estelle Winkler und nun wurde ihm Angst und bang. Diese Frau hatte nach dem vergeblichen Versuch ihres Mannes, ihn umzubringen, probiert seine Familie auszulöschen, die war zu allem fähig. Und seinem Gefühl nach waren die zwei Männer, mit denen sie sich unterhalten hatte, die beiden Typen, die ihn im Krankenhaus überwältigt und hierher verschleppt hatten. Da war klar, dass er da ohne Waffe keinerlei Chancen hatte, denen zu entkommen, das waren muskulöse Kampfmaschinen und fast keine richtigen Menschen gewesen-jeder Widerstand war da zwecklos! Nun wurde im Nebenzimmer der Fernseher eingeschaltet und den Geräuschen nach kamen zuerst Nachrichten und dann ein Actionfilm mit Silvester Stallone, den er auch schon gesehen hatte. Danach hörte er Badgeräusche, eine Toilettenspülung lief mehrmals und dann betrat Estelle das Schlafzimmer, während man aus dem daneben liegenden Schlafzimmer nun eindeutige Geräusche hörte, die Ben den Angstschweiß auf die Stirn trieben. Er hatte so viel verstanden, dass Estelle ihn diese Nacht haben wollte, er aber am morgigen Tag für die beiden Typen reserviert war und das würde er vermutlich nicht überleben!Als er klarer gesehen hatte, hatte er auf einem Nachtkästchen neben dem Bett so allerlei Sexspielzeug entdeckt, unter anderem eine Peitsche, einen Dildo und Gleitgel, was ihn noch mehr beunruhigte. Was hatte Estelle mit ihm vor und was konnte er tun, damit sie ihn in Ruhe ließ? Sollte er sie abwehren, so tun als ob er immer noch schlafen würde, oder sollte er ihr die große Liebe vorspielen und sie hinhalten, vielleicht auch noch mit der Mitleidsmasche und hoffen, dass er so eine Gelegenheit zur Flucht bekam, oder Semir und seine Kollegen ihn finden würden? Die Frage war auch-hatten die irgendwelche Hinweise darauf, wo sie nach ihm suchen sollten, wo befand er sich überhaupt und wie lange war es her, dass man sein Verschwinden bemerkt hatte? Es musste jetzt dem Film nach so etwa 22.30 Uhr sein und jetzt musste er sich schnell entscheiden, was er tun wollte, denn gerade betrat Estelle den Raum und er hörte, wie sie an den Heizkörper ging und da etwas machte-vermutlich drehte sie die Heizung entweder aus oder höher! Fürs Erste hielt er erst einmal die Augen geschlossen und hoffte, dass sie ihm abnehmen würde, dass er noch schlief. Tatsächlich schien das zu funktionieren, denn jetzt hörte er, wie sie sich auszog. Vielleicht würde sie sich einfach brav neben ihn unter die Decke legen und schlafen, aber wenig später merkte er, dass er das leider verkehrt gehofft hatte, sie flüsterte nämlich: „Ben-ich weiss, dass du wach bist-die Wirkung des Betäubungsmittels ist längst vorbei!“ sagte sie mit rauchiger Stimme und während er so tat, als würde er mit flatternden Augenlidern gerade erst erwachen, nahm sie die Zudecke zur Seite und er fühlte, wie sie mit einem scharfen Messer begann, ihm die Kleider vom Leib zu schneiden.
Aus dem Augenwinkel hatte er gesehen, dass sie heisse Dessous trug und sie hatte extra ein verführerisch riechendes Parfum aufgetragen, es war klar, nach was ihr der Sinn stand, aber es gab nichts, was ihn gerade weniger anturnen würde als dieses Weib! Sie hatte zwar einen perfekten Körper, wie er nun erkennen konnte, als er sie ansah, weil ihm nichts anders übrig blieb, da war kein Gramm Fett zu viel, alle Kurven saßen an den richtigen Stellen und man sah, dass da vermutlich so mancher Bodytrainer und Schönheitschirurg sich ausgetobt hatte, denn so einen perfekten Busen hatte keine normale Frau. Wenn er dagegen an seine geliebte Sarah dachte, die auch eine gute Figur hatte, aber wie jede Mama mit einem Baby eben ein paar Speckröllchen hier und da, die Brust abwechselnd ein wenig hing, oder von der Milch, mit der sie seine Kinder stillte, hart und prall war, dann war das natürliche Schönheit, die ihm auch ohne Make Up gefiel. Das hier war ein Kunstprodukt, keine wahrhaftige lebendige Frau und er konnte gerade überhaupt nicht verstehen, warum er sie bei ihrer ersten Begegnung so angestarrt hatte. Das war vielleicht einfach ein urmännlicher Trieb gewesen, diese exotische Schönheit hatte ihn wegen ihrer Andersartigkeit beim ersten Anblick beeindruckt, aber jetzt, als er sah, zu was diese Frau fähig war, erfüllte ihn nur noch tiefe Abscheu! Sie hatte seine Familie auslöschen wollen, seinen tapferen kleinen Tim, den er mehr liebte, als alles andere auf der Welt und der jetzt wegen dieser Tussi einen gebrochenen Arm und Schmerzen hatte und sein kleiner Engel Mia-Sophie, immer strampelnd und gut gelaunt, mit blauen Augen und blonden Löckchen, der er höchstpersönlich in einer dramatischen Aktion auf diese Welt geholfen hatte, seine Sarah, die einfach das perfekte Gegenstück zu ihm war, die er voller Überzeugung geheiratet hatte und die ihm Ehefrau, Kamerad und Geliebte, Freundin und vor allem eine gleichberechtigte Partnerin war-dies alles hatte sie ihm nehmen wollen und dachte, dass man ihn einfach so haben konnte, aber da war sie schief gewickelt! Als er nun allerdings das scharfe Messer spürte, mit dem sie ihm die Kleider vom Leib schnitt, bekam er eine Gänsehaut und die nackte Angst ergriff von ihm Besitz. Er musste jetzt klug agieren, denn sonst rutschte das Messer vielleicht ab und er musste sich keine Gedanken mehr über seine Zukunft machen, weil er einfach keine hatte.
Inzwischen war er ganz nackt und die Reste seiner Kleidung lag neben ihm im Bett. Estelle´s Lippen liebkosten seine Brust, aber als sie langsam tiefer glitten, hätte er vor Ekel kotzen mögen. Er musste jetzt etwas sagen oder tun, sonst spie er sie vielleicht noch an und dann gnade ihm Gott. „Estelle!“ sagte er deshalb und versuchte seine Stimme so normal wie möglich, vielleicht sogar ein wenig verführerisch klingen zu lassen. „Aber es tut mir leid-ich muss jetzt erst mal pinkeln!“ sagte er und sie sah ihn jetzt empört an. Dieser Typ hatte mit dieser Bemerkung den Zauber des Augenblicks zerstört, aber was wollte sie machen-daran hatte sie überhaupt nicht gedacht!
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Oha-Jenny hat sich morgens übergeben-na ob wir da nicht in neun Monaten die Quittung besichtigen können?
Das fände ich total schön-bitte lass es wahr werden, Campino!
Ben und Kevin sind beide übernächtigt-jeder aus einem anderen Grund und dann doch wieder dem Gleichen-ja die Neonazis haben ganze Arbeit geleistet, als sie da zumindest ansatzweise mehrere Leben zerstört haben. Semir hat davon noch sozusagen die beste Sozialprognose-stabiles soziales Umfeld, einen Job, professionelle Hilfe, wenn er sie nur annimmt-da hoffen wir doch, es wird was werden, wobei das bei Annie nicht so rosig ausschaut. Ben macht sich wegen vieler Dinge Gedanken und außerdem hat er sich anscheinend ja doch in die Schwester des Mordopfers verschaut-na mal sehen, was da noch draus wird und ob die wirklich so eine saubere Weste hat, wie man jetzt im Moment noch meint!
Aber nach einem starken Kaffee brechen die beiden dann auf-wohin denn-hmm, ich habe gerade keinen Plan! -
Als Konrad ins Zimmer zurück kam, wunderte er sich, dass Ben nicht da war-anscheinend hatte man den auch in die Physio im Untergeschoß geholt, dort waren einfach ganz andere Gerätschaften vorhanden als im Patientenzimmer und so dachte er sich zunächst nichts dabei und schlief nach der Anstrengung nochmals ein wenig ein, er war ja nicht mehr der Jüngste. Als eine Schwester ins Zimmer sah, ließ sie ihn schlafen und nachdem sie mitbekommen hatte, wie Sarah den Stationsarzt energisch aufgefordert hatte, dass Ben ausreichend Physiotherapie bekam, musste sie lächeln-ja als Krankenhausmitarbeiter wusste man wie der Hase lief und an wen man sich wenden musste, dass sofort etwas passierte-jetzt war er wohl schon unten in der „Folterkammer“ wie manche Patienten diese Abteilung nannten, aber es war nur zu seinem Besten! Erst als das Abendessen ausgeteilt wurde und Ben immer noch nicht da war, wurden Konrad und die Schwester unruhig. In der Physiotherapie war auch niemand mehr unten, die machten um halb fünf Feierabend und so stand um kurz nach fünf, gerade als Sarah wieder zur Tür herein schneite, fest, dass Ben verschwunden war. Man hatte zuvor das ganze Haus abtelefoniert und gerade den Sicherheitsdienst verständigt. Sarah wurde blass, als man ihr das händeringend mitteilte und griff nun kurzerhand zum Telefon und rief den Mann an, der wusste, was jetzt zu tun war: Semir!
Semir hatte den halben Tag verschlafen und als er gegen drei am Nachmittag erwachte, fühlte er sich eindeutig besser. Als er nun ins Wohnzimmer ging, wo Andrea mit einem Buch auf der Couch saß und las-die Mädels waren bei zwei Freundinnen in der Nachbarschaft zum Spielen-setzte er sich neben sie. „Wie geht es dir?“ fragte sie liebevoll und er lächelte sie an: „Dank deiner Pflege schon viel besser-und weisst du was-ich habe einen Bärenhunger!“ sagte er und Andrea stand auf. „Dafür habe ich dir was Gutes-meine Mutter hat mir portionsweise selbst gekochte Hühnersuppe mit Gemüse und Gewürzen mitgegeben, da habe ich dir was aufgetaut. Mein Vater sagt immer, die weckt Tote auf!“ erklärte sie und schaltete den Topf auf dem Herd ein. Sie hatte dazu noch breite Nudeln gekocht und so genoss Semir das stärkende Mahl und merkte, wie der Dampf der Suppe ihm in die Nase stieg und die Schleimhäute frei machte. Danach flegelte er sich ebenfalls bequem aufs Sofa und zappte durchs Nachmittagsprogramm, wobei er dann sogar an einer Dokumentation hängen blieb. Andrea nahm ihr Buch wieder zur Hand und musterte ihn liebevoll: „Das solltest du öfters machen, mal so einen Couchtag!“ sagte sie und Semir, der gebannt auf den Seat-Autocup auf Sport Eins kuckte, murmelte zustimmend. Ben hatte im Krankenhaus ja sicher auch TV, wenn er denn inzwischen wie geplant auf der Normalstation war-sollte er ihn anrufen und ihm einen Tipp geben, der würde das sicher auch gerne sehen? Aber dann ließ er das doch bleiben, vielleicht war der einfach noch zu schwach zum Fernsehen!
Estelle hatte sich inzwischen den jungen dunkelhaarigen Mann von den zwei Wrestlern auf das Bett legen lassen. Sie wusste nicht genau, wie lange und wie stark das Psychozeugs bei ihm wirkte und deshalb würde sie ihn vorsichtshalber anketten. Nach kurzer Überlegung zog sie ihm diesen blöden Verband um die Schulter aus, wie sah denn das aus-sie wollte sich an seinem Anblick ergötzen und da störte dieses Teil, genau, wie das Schläuchlein mit der blutgefüllten Flasche, das daran hing. Mit einem Ruck hatte sie es heraus gerissen und der eine Wrestler holte nun aus dem Bad Verbandszeug, weil das nun doch ein wenig blutete-sie wollten ja nicht das frisch bezogene Bett versauen! Estelle überlegte. Vielleicht war es gut, die beiden Helfer noch ein wenig am Leben zu lassen, bis sie wusste, wie sie ihrem Opfer Herr wurde, außerdem wusste sie auch nicht, wie sie die beiden nach ihrer Ermordung dann rausbringen sollte-die waren viel zu schwer für sie alleine! Sie musste sich eine List einfallen lassen, aber das hatte Zeit, jetzt würde sie Ben wach werden lassen und sich daran erfreuen, wie er die Zusammenhänge begriff und dann würde sie ihn heute Nacht heiss machen-vielleicht brauchte sie die Drogen gar nicht-sie waren doch füreinander bestimmt? So schlossen sich die Handschellen um Ben´s Arme und Beine, er lag zwar ausgestreckt auf dem Rücken, aber minimal konnte er sich schon bewegen. Sie hatte momentan eine leichte Decke über ihn gebreitet und er hatte auch die Klamotten noch an-die würde sie ihm zur Nacht ausziehen und das wie ein Fest zelebrieren. Weihnachten war doch erst kurz vorbei-sie würde ihn auspacken wie ein Geschenk-ihr Geschenk und die Vorfreude ließ sie ganz wuschig werden.
So aber zogen die beiden Wrestler wieder ihre Alltagsklamotten an, sie holten am nächsten Dönerstand ein köstliches Mahl-auch für Ben lag ein Döner bereit, eine Flasche Wein krönte das Ganze und als Estelle mit ihren beiden Helfershelfern zu Abend aß, war sie ganz besonders guter Laune, während Ben immer noch tief und fest schlief. „Heute Nacht gehört er mir!“ sagte sie zu dem Pärchen, das ihr gegenüber saß, „Aber morgen kriegt ihr ihn für ein paar Stunden!“ offerierte sie ihnen großzügig, um sie bei Laune zu halten. Heute war heute und was morgen war, darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken, wichtig war, dass die beiden sich ruhig verhielten und ihr zu Diensten waren. Als sie sich zwei Stunden später ins Schlafzimmer zu Ben zurück zog, die Heizung höher drehte und beobachtete, wie er mit flatternden Augenlidern zu sich kam, hörte sie aus dem Nebenzimmer, das die beiden Wrestler zu ihrem Schlafzimmer erkoren hatte, eindeutige Geräusche und einen Augenblick stieg Ekel in ihr auf-sie wollte sich gar nicht vorstellen, was die beiden da gerade trieben, aber dann zog sie sich selber bis auf ihre Dessous aus und begann Ben dann mithilfe eines scharfen Messers aus seinen Kleidern zu schälen.
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Na ja, das wäre ja auch schlimm, wenn alle Schauspieler tot wären, die in irgendeinem Film mal gestorben sind-ich denke und sogar nur wenn die danach nichts anderes mehr drehen dürften, wäre das plötzlich kein Traumberuf mehr-von den Nachwuchssorgen ganz zu schweigen!
Echtes Leben und Rollen sind ja zwei absolut unterschiedliche Dinge und gerade das macht ja auch gute Schauspieler aus, wenn sie eine Rolle so ausfüllen, dass man sich damit identifizieren kann, aber privat sind die oft ganz anders!
Wobei du in Bezug auf die Rolle André Fux schon Recht hast- Actionheld 2.0 ,sein Tod ist zwar nahe liegend, aber wir haben nie eine Leiche zu sehen gekriegt, eigentlich war das nach dem ersten Ausstieg ja auch schon klar, dass den Harpunenangriff und anschließenden Sturz ins Meer keiner überlebt haben kann-und voilá war er wieder da-Cobra ist eben auch kein reales Leben, sondern Fiktion! -
Es dauerte nicht mehr lange und Ben wurde in seinem Bett zu seinem Vater ins Zimmer gebracht. „Hallo Papa!“ sagte er und mit einem breiten Lächeln drückte Konrad, als sie aneinander vorbei gefahren wurden, die Hand seines Sohnes. „Wie geht’s dir denn Junge?“ erkundigte er sich und sein Sohn hielt als Antwort einfach den Daumen nach oben. Nachdem das Bett arretiert war und auch das Nachtkästchen an seinem Platz stand, gingen die Pflegekräfte, die Ben gebracht hatten, zur Übergabe nach draußen und endlich hatten die beiden Zeit sich zu unterhalten.
„Das war ja ein ganz schöner Schreck, als der Attentäter auf dich geschossen hat!“ erinnerte sich Konrad an ihre letzte Begegnung. „Ich hatte so Angst, dass er dich tödlich getroffen hätte, dass ich erst mal überhaupt nicht mitgekriegt habe, dass ich mich bei unserem Sturz ebenfalls verletzt hatte. Wenn du nicht so schnell reagiert hättest, wären wir vermutlich alle beide nicht mehr am Leben und natürlich Semir-wenn der nicht so ein Gespür gehabt hätte und zurück gekommen wäre, würden wir jetzt ebenfalls nicht hier liegen, denn dieser Winkler hätte uns alle beide kaltblütig umgebracht und wer weiss, wen noch!“ erinnerte sich Konrad mit Schaudern und Ben nickte. Ja da hatten sie alle beide großes Glück gehabt, wie schon so oft in ihrem Leben, er besonders, der schon mehrfach dem Tod gerade mal so von der Schippe gesprungen war.
„Aber noch viel schlimmer wäre es gewesen, wenn Sarah und meine Kinder bei dem Bombenattentat ums Leben gekommen wären!“ erwiderte nun Ben. „Kinder sind das Wertvollste im Leben und ich hätte selber nicht mehr leben wollen, wenn ich die und meine Frau verloren hätte!“ und nun schwieg Konrad eine Weile still und sagte dann leise und nachdenklich: „Ja Ben-auch wenn ich es euch vermutlich viel zu selten sage oder zeige-auch Julia und du seid die wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich bin nur nicht so der emotionale Typ und kann das manchmal nicht so richtig zeigen, aber glaub mir, es ist so!“ bekräftigte er dann noch und jetzt sah Ben seinen Vater gerührt an. Er konnte sich nicht erinnern, dass Konrad, der knallharte Geschäftsmann, der immer so wirkte, als wenn die Firma über alles ginge, schon einmal so emotional gewesen war und so offen mit ihm gesprochen hatte. Jetzt war er sich sicher, dass es doch eine gute Idee gewesen war, zu ihm ins Zimmer zu kommen, woran er erst einmal Zweifel gehabt hatte.
Nun wurde auch gleich das Mittagessen serviert und Ben saß heute schon frei am Bettrand, dass er sich danach selber zurück legen konnte, denn sehr lange hielt er es aufrecht noch nicht aus und Konrad thronte sogar im Stuhl am Tisch. Ben musste man das Essen herrichten, weil er ja mit der Hand das Fleisch nicht schneiden konnte und als Konrad das sah, wie die Schwester das erledigte, sagte er: „Ach Mensch, das hätte doch ich für meinen Sohn machen können!“ und nun war Ben fast ein wenig erschüttert, was war denn in seinen Vater gefahren? So kannte er ihn ja gar nicht, allerdings hatte er da schon einen kleinen Verdacht, wer ihm da ins Gewissen geredet und ihn aufgefordert hatte, doch auch einmal über seine Gefühle zu sprechen-Hildegard, die gute Seele und langjährige Freundin der Jäger´s! Nach dem Essen schwiegen die beiden und schlossen die Augen für einen kleinen Mittagsschlaf, denn sie waren doch noch ziemlich erholungsbedürftig, aber Ben musste sagen-er fühlte sich wohl hier im Zimmer mit seinem Vater und das war ein gutes Gefühl!Estelle hatte derweil nicht geruht. Sie hatte einen Raum der Wohnung, in dem ein großes Bett stand, bereits gewissenhaft vorbereitet. Handschellen und Knebel lagen bereit, eine Peitsche, Gleitgel und anderes Spielzeug aus dem Sado-Maso-Bereich. Sie hatte mit dem Leiter des Etablissements gesprochen und der hatte ihr gegen eine großzügige Barzahlung wissend lächelnd ein paar Ampullen, Injektionsnadeln und Einmalspritzen gegeben. Um die Mädels einzureiten, die oft aus dem Osten kamen und zunächst dachten, sie hätten einen Job als Bedienung in einem Stripclub, griff man manchmal zu solchen Methoden, die die Frauen gefügig machten. Wenn sie dann eine Weile im Geschäft waren, war das meistens nicht mehr nötig, aber am Anfang erleichterte es Vieles. Man konnte das Medikament sowohl spritzen, als auch Getränken oder Nahrungsmitteln untermischen, es hatte keinen großen Eigengeschmack, aber die Wirkung war umso fataler. Die Opfer wehrten sich nicht, sondern wurden sozusagen zu willenlosen Marionetten, die sich unterordneten und ansonsten die meiste Zeit schliefen. Estelle rief dann noch mit verstellter Stimme im Krankenhaus an. Solange Ben auf der Intensivstation lag, würde sie sich gedulden, denn es war ausgesprochen schwierig, wenn auch nicht unmöglich jemanden von dort zu entführen, aber vielleicht wäre er ja bald auf der Normalstation und tatsächlich-das Glück war ihr hold. Nachdem sie die Station und die Zimmernummer erfahren hatte, wies sie die beiden Wrestler an, sich mit weißen Hosen und Poloshirts mit roten Westen darüber als Angehörige eines Ambulanzdienstes auszugeben. Sie sagte ihnen genau, wie viel sie Ben spritzen sollten und dann lehnte sie sich erwartungsvoll zurück-bald würde er ihr gehören und sie leckte sich voller Vorfreude die Lippen.
Gleich nach dem Mittagsschlaf kam Sarah kurz mit einer kleinen Reisetasche vorbei. Darin hatte sie kurze und lange Sporthosen, Shirts, Waschzeug, Deo und viele andere Kleinigkeiten, die den Aufenthalt im Krankenhaus erträglich machten. Sie half Ben in eine Unterhose, Jogginghose und oben in ein Shirt-wozu sie den Gilchristverband kurz weg machte und dann erneut anzog, was Ben allerdings durchaus noch die Zähne zusammen beissen und aufstöhnen ließ. Der Bauch schmerzte kaum mehr und auch das Bein fühlte sich schon wieder ziemlich gut an, die Schulter allerdings machte trotz Schmerztabletten schon noch ordentlich Beschwerden und Sarah sagte: „Ich werde mal mit dem Stationsarzt sprechen-da muss man ziemlich schnell mit Krankengymnastik und gezielter Bewegung anfangen, damit das auch gut heilt und beweglich bleibt, nicht dass da Informationen verloren gehen!“ bestimmte sie und Ben dachte bei sich, dass das seinetwegen nicht sehr eilen würde-ihm war wohler, wenn man da nichts dran machte. „Ben-ich erledige das jetzt und fahre dann nochmals in unser Haus. Ich habe dort ne Maschine Wäsche angestellt und die Blumen gegossen. Die Wäsche werfe ich jetzt noch in den Trockner und wische derweil ein wenig Staub und lüfte durch. Die Kinder sind mit Hildegard spazieren und genießen die gute Winterluft, denen geht’s gut, ich bin so froh und Tim zeigt allen Leuten ganz stolz seinen Castverband!“ sagte sie, denn inzwischen waren sogar in Köln ein paar vereinzelte Flocken gefallen. „Ich komme später nochmals vorbei, brauchst du was von zuhause?“ fragte sie und Ben nickte und sie schrieb sich die Sachen-überwiegend Musik, Hörspiele und kleine Gymnastikgeräte, die man auch im Bett benutzen konnte-auf. „Ich muss doch schauen, dass ich bald wieder fit bin und zu euch nach Hause komme, ich vermisse euch doch jetzt schon und bin nur froh, dass ihr den Anschlag überlebt habt, sonst wäre ich meines Lebens nie mehr froh geworden!“ sagte Ben gerührt und verabschiedete sich fürs Erste mit einem innigen Kuss von seiner Frau und auch Konrad schüttelte Sarah die Hand zum Abschied.
Dann wurde Konrad von einem Krankengymnasten abgeholt-er würde schon heute Gehschule in der physikalischen Abteilung an zwei Gymnastikstangen bekommen. „Herr Jäger-wir möchten doch, dass sie bald wieder fit sind und dann nächste Woche auf Reha können!“ erklärte der Physiotherapeut, aber Konrad schüttelte zweifelnd den Kopf: „Und was ist, wenn ich da gar nicht hin will-auf so ne Reha meine ich?“ fragte er, aber dazu zuckte der Physio nur mit den Schultern-ihm persönlich war das sowieso egal, er machte hier in der Klinik seine Arbeit und was die Patienten nachher anfingen war deren Problem. Ben nutzte die Gelegenheit alleine zu sein, um zum ersten Mal seit dem Katheterzug in diese blöde Flasche zu pinkeln und hätte beinahe laut gejodelt-also angenehm war etwas anderes und er bedauerte sich gerade beinahe ein wenig selber! Kaum war er fertig, öffnete sich die Tür und zwei Kästen von Männern fuhren mit einem speziellen Rollstuhl herein. Ben bemerkte den Blick, den sie sich zuwarfen, als sie ihn gemustert hatten und er hätte schwören können, dass sich der eine der beiden über die Lippen geleckt hatte und da schrillten plötzlich alle Alarmglocken bei ihm. Moment-diese Typen waren nicht sauber, die sahen nicht aus wie Pfleger oder Physiotherapeuten, aber bevor er noch nach der Glocke greifen oder laut um Hilfe rufen konnte, hatte sich der eine der beiden schon auf ihn gestürzt und hielt ihn wie einen Schraubstock fest. Er beugte sich auch so über ihn, dass sein Rufen gurgelnd erstarb und er für den Augenblick gar keine Luft bekam, wegen der Masse, die ihn schier erdrückte. Der andere packte, ohne dass er es sehen konnte seinen Arm mit dem Zugang und schon bemerkte Ben, wie etwas in das Schläuchlein gespritzt wurde und heiss seinen Arm hinauf lief, woraufhin ihm die Sinne schwanden. Die beiden Männer warteten, bis er erschlaffte, packten ihn dann und setzten ihn in den Spezialrollstuhl und schnallten ihn dort fest. Sogar der Kopf wurde von einem Riemen nach hinten gehalten, damit er nicht nach vorne kippte. Sie schlossen den Sitzsack, so dass von Ben kaum mehr was zu sehen war und fuhren dann in Windeseile zum Haupteingang hinaus. Niemand sah sie auf der Station und als sie den Rollstuhl mittels der automatischen Rampe in den ganz vorne bei den Behindertenparkplätzen geparkten Bus luden, lächelten sie Passanten sogar an-es war doch schön, wenn man auch körperbehinderte Mitmenschen überall mit hin nahm, oder vielleicht war der Mann auch zur Behandlung hier gewesen.
Ben war immer noch im Land der Träume und sah die Welt gerade pink, als der Bus wenig später in den Hinterhof des Bordells einbog, wo sich Estelle nun voller Vorfreude aus ihrem Sessel schälte. Er war da-ihr Traummann gehörte ihr jetzt! -
So wie es aussieht, ist Semir wirklich auf dem Wege der Besserung, denn er kann wieder normal fühlen und denken-na Gott sei Dank und die Frage nach Glaube und Religion kommt wohl immer mal in Krisenzeiten, nur ob es dem einzelnen dann hilft, bleibt dahin gestellt.
Ben macht sich ebenfalls Gedanken und kann nicht schlafen, genauso wie Kevin, dem Annie nicht aus dem Kopf geht.
Erst einmal beschließt er, sich nicht mehr um sie zu kümmern-aber ist das wirklich sein Wunsch? -
Am nächsten Morgen fühlten sich alle besser, außer Semir, dessen Erkältung langsam begann, sich zu einer Grippe auszuwachsen. „Du bleibst heute schön im Bett und ich denke darüber nach, einen Arzt zum Hausbesuch kommen zu lassen!“ teilte Andrea ihrem Mann mit. Freilich war auch sie erschüttert von den gestrigen Vorkommnissen gewesen, aber jetzt hatte sich doch Alles zum Guten gewendet und er musste jetzt dringend an sich denken. „Wenn du die Erkältung verschleppst, hast du nur länger was davon!“ sagte sie tadelnd und Semir, der es gerade mal unter Schwindelattacken zur Toilette und zurück geschafft hatte, nickte folgsam. Andrea gab ihm auch gemeinerweise nicht mal Aspirin oder etwas anderes zum Fieber senken und gegen die Kopfschmerzen, sondern verdunkelte das Schlafzimmer, kochte Tee, machte ihm eine Wärmflasche als es ihn zum wiederholten Male schüttelte und verrieb eine intensiv riechende Mentholpaste auf seiner Brust, wie sie das bei den Kindern mit einem milderen Mittel auch machte. „Das Fieber ist der Freund des Semir´s!“ sagte sie in leicht abgewandelter Form und nachdem ihm der Sinn nicht nach Streit stand, drehte er sich seufzend zur Seite und war wenig später eingeschlafen, woraufhin Andrea wissend lächelte. Kranke Männer waren wie kleine Kinder-die wussten selber nicht, was ihnen gut tat, die musste man als Frau einfach zu ihrem Glück zwingen!
Sarah, Hildegard und die Kinder hatten ebenfalls gut geschlafen, allerdings schon mit ein paar Unterbrechungen, wie das mit kleinen Kindern eben so war und Tim hatte auch nochmals ein Schmerzzäpfchen gebraucht. Nach der Abschlussuntersuchung durch den Kinderarzt stand fest, dass die Kleinen entlassen werden konnten, der Hörtest war unauffällig und auch die Unfallchirurgen hatten nichts dagegen einzuwenden, dass Hildegard, Sarah und Hartmut nach Hause gingen. „Ich wollte ja eigentlich für Ben und uns ein Familienzimmer buchen, wenn er jetzt auf die Normalstation kommt, aber gerade bin ich mir nicht so sicher, dass er da die nötige Ruhe hat!“ sagte Sarah zweifelnd, als Tim mit einem Spielzeugauto in der Hand, laut brummend durch den Raum kurvte und das Baby dazu auf seiner Krabbeldecke am Boden begeisterte spitze Schreie ausstieß und strampelte, wenn der Bruder in ihre Nähe kam. Hildegard hatte noch einen Besuch bei Konrad gemacht, der ebenfalls eine gute Nacht gehabt hatte und kam nun mit einem geheimnisvollen Gesichtsausdruck zurück, um gemeinsam mit Sarah das Frühstück einzunehmen. Sarah hatte zuvor ganz kurz bei Ben vorbei geschaut, dem es gut ging, hatte dann aber wieder nach den Kindern sehen wollen, was er gut verstand.
„Sarah!“ teilte nun Hildegard fast ein wenig aufgeregt mit. „Ich war doch gerade bei Konrad und der hat einen Vorschlag gemacht, den du jetzt Ben unterbreiten musst. Er würde gerne sein Einbettzimmer in ein Zweibettzimmer umwandeln und würde sich wünschen, dort die nächsten Tage gemeinsam mit seinem Sohn gesund zu werden!“ überbrachte sie Konrad´s Gedankengänge und nun überlegte Sarah. Wenn Ben einverstanden war, war das vielleicht gar keine so schlechte Idee. Wann kamen sich Vater und Sohn ansonsten mal wieder so nahe und gerade war das Verhältnis zwischen den beiden ja absolut zufriedenstellend. Für die Kinder war es vermutlich besser, sie würden bei Hildegard und vielleicht auch abwechselnd zu Hause sein, denn im Krankenhaus, gerade auf einer Erwachsenenstation, sollte es doch leise sein und die Probleme mit dem lebhaften Tim waren sozusagen vorprogrammiert. Außerdem brauchte Ben noch viel Ruhe und die konnte sie im Familienzimmer nicht garantieren, wo man sich, anders als zu Hause, auch nicht aus dem Weg gehen konnte. Nein das war eigentlich eine gute Idee und so trank sie den letzten Schluck Tee und überließ dann die Kinder der vertrauten Hildegard, um zu Ben zu pilgern und dem den Vorschlag zu unterbreiten.
Der saß jetzt auch schon draußen, hatte beim Waschen mitgeholfen und man hatte bereits fast alle Drainagen, den Blasenkatheter, die Arterie und den ZVK, der nicht mehr rückläufig gewesen war, entfernen können. Nur noch der Gilchristverband um die Schulter mit einer einzigen Redon zierte ihn, das Bein war elastisch gewickelt, durfte aber schon teilbelastet werden, der Bauchverband bestand nur noch aus zwei kleinen Klebern und er hatte am Unterarm einen abgestöpselten Zugang liegen, den man eigentlich nur noch für die intravenöse Antibiotikatherapie brauchte, denn er durfte ja bereits normal essen und trinken und war gerade dabei mit Genuss Kaffe und ein vorbereitetes Brötchen zu sich zu nehmen. „Sarah-das Leben hat mich wieder!“ sagte er mit breitem Grinsen und schluckte noch schnell eine Schmerztablette, das war durchaus ausreichend gegen die letzten Wundschmerzen. „Das sehe ich, dass es dir gut geht!“ freute sich Sarah und als sie ihm unterbreitete, was Konrad und Hildegard ausgeheckt hatten, war er sofort einverstanden. „Sarah, das ist eine sehr gute Idee, vielleicht haben wir so endlich mal die Zeit füreinander, die wir uns sonst nie nehmen, Papa und ich!“ sagte er. Nun besprach Sarah das Ganze mit dem Stationsarzt und nach mehreren Telefonaten war das gebongt-Ben würde im Laufe des Vormittags zu seinem Vater aufs Zimmer gebracht werden.
„Ich fahre jetzt dann erst einmal mit Hildegard nach Hause, packe dir dort ein paar Sachen für die Normalstation zusammen, denn im Flügelhemdchen und mit nacktem Po machst du da vielleicht doch keine so gute Figur!“ neckte sie ihn und er richtete sich nun in seinem Stuhl auf: „Phhh, ich mache immer ne gute Figur, sogar mit blankem Hintern!“ spöttelte er unter Grinsen, aber dann verabschiedete er Sarah mit einem liebevollen Kuss. „Nur eine Bitte habe ich noch!“ bat er und sie sah ihn fragend an: „Ich möchte bitte meine Kinder kurz sehen, gerade meinen tapferen Sohn mit dem gebrochenen Arm, bevor ihr nach Hause geht!“ forderte er und das konnte Sarah ihm leichten Herzens zusichern. Die Verlegungspapiere wurden fertig gemacht und auch der Stationsarzt auf der Kinderstation hatte alle Hände voll zu tun, die Entlassungspapiere zu schreiben. Weil Sonntag war, war nur reduziertes Personal im Haus und so konnte Ben seine Kinder noch in die Arme nehmen, bevor die dann von zwei Fahrern Konrad´s, die der organisiert hatte, in den umgerüsteten Wagen zu Hildegard´s Haus gebracht wurden, wo die beiden Hunde sie begeistert begrüßten.Hartmut hatte sich ebenfalls erholt und die Chefin fuhr ihn höchstpersönlich nach Hause, die zuvor noch kurz Ben besucht hatte und ihm erzählte, dass die Fahndung nach Estelle, der mutmaßlichen Attentäterin auf vollen Touren lief und man schon erste Verhaftungen unter Winkler´s Helfershelfern vorgenommen hatte. „Herr Freund-das wird langsam unsere Routinetour-jetzt muss aber mal gut sein, ich würde vorschlagen, jetzt werden alle miteinander einfach gesund und wir starten in ein paar Tagen oder Wochen frisch in das neue Arbeitsjahr!“ sagte sie lächelnd und Hartmut erwiderte: „An mir solls nicht liegen!“
Obwohl der Fälscher die Papiere für Estelle und ihre beiden Muskelprotze fertig hatte, bezahlte sie ihn zwar, aber dann teilte sie den Wrestlern mit, dass sie umdisponiert habe und nun doch in Köln bleiben wollte. „Ich habe einen Plan, der wird euch auch gefallen-ihr steht doch sicher auf gut aussehende Männer!“ lockte sie die beiden und als die nickten und sich gegenseitig einen unsicheren Blick zuwarfen, unterbreitete sie ihnen die Planänderung und nachdem man mit Geld in der Kölner Unterwelt alles bekam, was man wollte, brachte sie wenig später der Besitzer der Hinterhofwerkstatt mit ihrem neuen Wagen, einem behindertengerecht umgebauten VW-Bus mit verdunkelten Scheiben, der zuvor seinem kürzlich nach dem zweiten Schlaganfall verstorbenen Schwager gehört hatte, zu ihrer neuen Wohnung, direkt hinter einem Bordell gelegen, an dem Winkler heimlich beteiligt gewesen war. Estelle´s Mini Cooper hatte er verschwinden lassen und bereits in Einzelteile zerlegt, die er gewinnbringend im Internet verkaufen würde. Sogar der Spezialrollstuhl seines toten Schwagers war noch im Paket dabei und niemanden würde interessieren, was sie in ihrer neuen Heimstatt so trieben. Die Wohnung war voll möbliert und war bei Platzmangel im Etablissement auch schon für besondere Zwecke gebraucht worden, aber die Bettwäsche war frisch und auch sonst war sauber aufgeräumt. Am Vortag hatte hier auf der Suche nach Winkler´s Kontaktleuten eine Razzia stattgefunden, die Räumlichkeiten waren durchsucht worden, aber man hatte nichts Beanstandenswertes gefunden. Wie ihnen mitgeteilt wurde, waren bereits viele ihrer Kumpane, die mit Winkler zusammen gearbeitet hatten, verhaftet, aber wenn sie vorsichtig waren und nicht so viel rausgingen, konnten sie sich sicher zumindest eine Weile hier verbergen. Versorgen würde sie der Kontaktmann, der in keiner der Unterlagen Winkler´s auftauchte und als Estelle den beiden etwas dummen, aber dazu umso willfährigeren Kolossen ihren neuesten Plan unterbreitete, leckten sie sich die Lippen-doch zumindest ausprobieren wollten sie den neuen Gespielen, die Vorfreude ließ sie schon ganz unruhig werden. Estelle hatte zwar eigentlich nicht vor, Ben mit den beiden Kolossen zu teilen, aber das mussten die ja nicht wissen, erst einmal sollten sie ihn herschaffen und dann würden sie mit der Waffe, die sie in ihrer Handtasche versteckt hatte, Bekanntschaft machen-nicht nur ihr Ehemann war über Leichen gegangen!
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Das war wirklich ein ganz tolles Kapitel über Freundschaft, Liebe und Hilfe. Semir kann sich Ben öffnen, auch Andrea kommt noch dazu, die ja schon lange eingeweiht ist und endlich kann Semir davon erzählen, was ihm angetan wurde und das Verständnis seines Freundes bringt ihn ein ganzes Stück Richtung seelischer Gesundung. Ich bin gerührt und denke, jetzt hat Semir den ersten Schritt Richtung Genesung gemacht!
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Nachdem ich das letzte Kapitel gelesen habe, bin ich nun auch traurig, dass diese Geschichte schon zu Ende ist. Mikael hat Ben´s Geständnis und die Lektüre der Akte nicht überdramatisiert und sie gehen erneut als Freunde auseinander. Ein gutes Ende, das aber Raum lässt für viele Fortsetzungen.
Die Story hat auch mir wieder gefallen, es waren kluge Dialoge und viele Emotionen dabei, die Handlung war nicht vorhersehbar und ich habe mich eigentlich auch in die finnischen Charaktere verliebt. Allerdings habe ich heute zwar mal kurz auf FF.de. reingekuckt, aber auch ich werde deine Geschichten nur weiter verfolgen, wenn Ben und Semir drin vorkommen-ich habe eh manchmal so ein schlechtes Gewissen, dass seitdem ich selber schreibe und feede, die Weltliteratur an mir vorbei zieht und die Bücher, die ich alle noch lesen möchte, aber nicht dazu komme, mehr und mehr werden.
In meiner nun doch schon eine Weile andauernden hoch schmerzhaften Krankheitszeit habe ich mal wieder andere Dinge gelesen und fand das eigentlich schon toll, allerdings fehlt mir sogar jetzt einfach die Zeit und Kraft für mehr und deshalb werde ich lesen und feeden, wenn du hier veröffentlichst, ansonsten eher nicht, was aber nichts mit der Qualität deiner Geschichten zu tun hat.
Ich hoffe, du schreibst dennoch mal wieder eine Story für uns-ich wäre dabei!
LG susan -
Gegen Abend war das Beruhigungsmittel völlig abgebaut und Ben wieder wach. Semir hatte nach einer Weile die Waffen strecken und wieder nach Hause fahren müssen-seine Erkältung hatte ihn einfach eingeholt und er hatte sich kaum noch auf den Beinen halten können. Allerdings hatten sich nun Sarah, Hildegard und Hartmut am Bett des jungen Polizisten abgewechselt und nachdem er völlig klar geworden war, hatte er wissen wollen, was genau jetzt geschehen war. Hildegard und Hartmut hatten auf seine Frage hin die Abläufe ein wenig herunter gespielt, aber Sarah hatte ihm das Ganze letztendlich dann detailgetreu erzählt und er war ein zweites Mal deswegen blass geworden. Um Himmels Willen-ohne die beiden Lebensretter hätte er wohl jetzt keine Familie mehr und bei ihrem nächsten Besuch zog er die beiden näher und bedankte sich nochmals mit Tränen in den Augen. Tim war nach seinem ausgiebigen Mittagsschläfchen wieder fast wie neu und sauste schon mit ein paar anderen kranken Kindern durch die Krankenhausflure, so dass Sarah nur mit dem Kopf schütteln konnte und fast nicht hinterher kam. Mia-Sophie merkte man aktuell gar nichts an-sie war wohl noch zu klein und weil sie es rational ja nicht verarbeiten konnte, hatte sie den Vorfall wohl schon vergessen.
Hildegard hatte auch Konrad nochmals besucht und den hatte fast der Schlag getroffen, als er erfahren hatte, was geschehen war. Er hatte zwar die Detonation gehört und erst einmal auch wilde Spekulationen angestellt, aber dann war er vom Pflegepersonal beruhigt worden und hatte keine Ahnung gehabt, dass der Knall etwas mit seiner Schwiegertochter und den Enkeln zu tun gehabt hatte. Obwohl seine alte Freundin ihren Anteil an der Rettung herunter gespielt hatte, konnte er sich schon in etwa vorstellen wie knapp das gewesen war und als dann ein wenig später Sarah noch mit den Kindern bei ihm erschien und ihm Tim stolz seinen Castverband präsentierte, erfuhr er ebenfalls genau, wie das Attentat abgelaufen war.
Hildegard hatte eine Nachbarin angerufen, die die Hunde füttern und mit ihnen rausgehen würde, wenn man so unvermittelt ins Krankenhaus kam, musste total viel organisiert werden. „Oh je-jetzt müssen wir dann erst einmal alle miteinander zusehen, dass wir wieder einen fahrbaren Untersatz bekommen-von unseren Wagen sind ja nur noch Einzelteile übrig und weder Kindersitze noch Hundetransportboxen drin!“ sagte Hildegard zweifelnd und nun reagierte Konrad sofort. Er beauftragte Julia zu veranlassen, dass fürs Erste die beiden Firmengeländewagen, die sie schon im Urlaub gehabt hatten, mit dem Gewünschten ausgestattet wurden. Das Baugeschäft hatte aktuell kaum Winterbaustellen und deshalb wurde der halbe Fuhrpark gerade bis in den März hinein nicht benötigt, die Arbeiter, Bauleiter und Ingenieure feierten ihre Überstunden ab und bis Hildegard und Ben neue Fahrzeuge bestellt hatten und die nach ihren Wünschen geliefert würden, würde einige Zeit vergehen. „Nachdem das ein Attentat war, habt ihr ja Anspruch auf die Erstattung der Auslagen vom Bombenleger, wenn man den je ermitteln kann, aber wenn das nicht dazu kommt, oder der ein armer Schlucker ist, von dem man nichts holen kann, übernehme ich selbstverständlich die Kosten für eure neuen Fahrzeuge!“ sagte er generös, aber Hildegard protestierte: „Mein Wagen war schon drei Jahre alt und außerdem kann ich mir durchaus selber einen Neuen kaufen!“ sagte sie erst ein wenig bockbeinig, aber als Konrad sie daraufhin weich ansah und sagte: „Hilde-das Leben meiner Familie ist mir den Preis durchaus wert und meine Firma läuft aktuell sehr gut!“ schwieg sie still und setzte sich ein wenig an sein Bett und hielt seine Hand, immerhin waren sie schon sehr lange Freunde.Auch die Chefin war gegen Abend noch vorbei gekommen, hatte sich nach ihren Mitarbeitern und den anderen Opfern erkundigt und ihnen mitgeteilt, dass die Fahndung nach der mutmaßlichen Attentäterin bisher erfolglos geblieben war. Allerdings war es fast sicher, dass Estelle die Bombenlegerin gewesen war, denn die Flüchtlinge hatten sie anhand eines Fotos zweifelsfrei identifiziert und wie anders wäre ihre Flucht von Semir weg sonst zu erklären gewesen? Ein Unschuldiger würde vermutlich erst einmal stehen bleiben, wenn so eine Explosion irgendwo war und versuchen an Informationen zu kommen, aber die rasche Fahrt war sozusagen fast ein Schuldeingeständnis.
Als Sarah langsam die Zusammenhänge klar wurden, erstarrte sie. Sie war im Urlaub im Lechtal eifersüchtig auf diese Frau mit der Bombenfigur-im wahrsten Sinne des Wortes- gewesen, aber dass die versuchen würde ihre Familie auszulöschen, um an Ben zu kommen und dass Winkler, vermutlich ebenfalls aus Eifersucht, seit Tagen versucht hatte, Ben deshalb zu töten, ließ sie an das Gute im Menschen zweifeln. „Mein Gott, wenn ich jemanden nicht haben kann, dann muss ich mich doch damit abfinden!“ sagte sie fassungslos, aber Ben schüttelte den Kopf: „Sarah, es gibt Menschen, die gehen einfach über Leichen, um ihre Ziele zu erreichen,“ erklärte er „und das Ehepaar Winkler gehört zu dieser Spezies!“ Als die Nacht herein brach, schliefen sie wider Erwarten wie die Steine, sogar Ben, der ja den halben Tag verpennt hatte, war fast sofort weg, irgendwie fühlte er sich wie erlöst-seine Familie hatte überlebt, ihm selber ging es besser und morgen stand seiner Verlegung auf die Normalstation nichts im Weg, wie der Stationsarzt ihm bei der Abendvisite noch versichert hatte. Der nächste Tag war ein Sonntag und der Darauffolgende dann der Dreikönigstag und danach würde für die größeren Kinder die Schule und der Alltag wieder beginnen.Estelle hatte eine etwas unruhige Nacht in einem Raum mit den beiden Wrestlern, jeder auf einem Feldbett, verbracht, dabei brauchte sie eigentlich nicht zu jammern, denn sie fand genügend Platz auf der olivgrünen Schlafstatt, während die beiden Kolosse sehr mit Platznot zu kämpfen hatten, die waren beide immerhin fast zwei Meter groß und wogen jeder gut über 100 kg! Sie hatte allerdings die Nachrichten gespannt verfolgt und als dort durchgesagt wurde, dass das Bombenattentat nur ein Todesopfer, einen sechzigjährigen Mann gefordert hatte, schlug sie voller Zorn in ihr Kissen-Sarah und die Blagen hatten das Attentat anscheinend überlebt, verdammt, dann konnte sie vorerst nicht in den Süden verschwinden. Während sie schlaflos auf ihrem Bett ruhte, formte sich ein neuer Plan in ihrem Kopf. Was wäre, wenn sie einfach Ben in ihre Gewalt brachte und sich mit ihm gemeinsam irgendwo versteckte? Es gab so viele Medikamente, mit denen man sich einen Menschen gefügig machen konnte, damit hatte sie selber in ihrer Zeit in dem südamerikanischen Bordell ausgiebig Bekanntschaft gemacht. Sie könnte Ben besitzen und er würde ihr zu Willen sein, wenn es weibliche Sexsklaven gab-warum dann nicht auch männliche?
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Ja da greift tatsächlich jedes Klischee-Semir liest ne Autozeitschrift und eine weitere bringt Mikael ihm mit-na ja-ehrlich gesagt, lesen das ja auch viele Männer gerne, lieber jedenfalls als "Das goldene Blatt" oder andere ähnliche Zeitschriften!
Aber Semir versucht zwar Mikael davon zu überzeugen, dass der nicht bis zum Äußersten gegangen wäre und Eckhoff getötet hätte, aber so ganz sicher ist er sich dessen nicht-und Mikael auch nicht-ich denke, aktuell ist er wirklich noch nicht reif für den Polizeidienmst, solange er seine Emotionen nicht im Griff hat! Trotzdem gelingt es Mikael sich bei seinem Lebensretter zu bedanken und die Gedankengänge sowohl von Semir als auch von Ben, dass das Attentat auf Semir wohl zu verhindern gewesen wäre, wenn von Anfang an alle miteinander Mikael geglaubt hätten, sind sehr stichhaltig!
Ben allerdings hat beschlossen jetzt reinen Tisch zu machen, er will nicht weiter mit einer weiteren-wenn auch gut gemeinten-Lüge leben, die ansonsten für immer zwischen ihm und Mikael stehen würde. Ich bin ja gespannt, wie er reagiert, wenn er die Wahrheit erfährt-ist er danach wohl immer noch Ben´s Freund? -
Estelle hatte den Mann erkannt, der mit Ben im Lechtal gewesen war. Warum saß der hinter dem Steuer eines Polizeifahrzeugs? War der etwa Polizist? Aber es tat ja eigentlich auch nichts zur Sache, allerdings würde sie ihrem neuen Mann den Umgang mit dem verbieten, wenn sie erst einmal verheiratet waren! Kurz sah sie noch in den Rückspiegel und war sich eigentlich auch sicher, dass er sie ebenfalls erkannt hatte, denn ihre Blicke hatten sich gekreuzt, aber dann war er in Richtung Krankenhaus gefahren, sie war der Meinung, dass er das nur für ein zufälliges Zusammentreffen gehalten hatte und keine Ahnung davon hatte, dass sie für die Explosion verantwortlich war!
Allerdings begann sie erst jetzt zu überlegen. Vielleicht hatte ja doch jemand Verdacht geschöpft, auf jeden Fall war es sinnvoll, jetzt für eine Weile zu verschwinden und mit den 500.000€ in der Tasche dürfte das auch kein größeres Problem darstellen. Sie bog deshalb mehrfach ab und landete letztendlich am Hafen, wo in einer kleinen Kaschemme der Treffpunkt für einige Handlanger ihres verstorbenen Mannes war, wie sie von dem wusste. Als sie das Lokal betrat, wandten sich alle Blicke zu ihr. Es war normalerweise keine gute Idee als Frau so eine Lokalität alleine aufzusuchen, aber sie war aus ihrer Heimat solche Örtlichkeiten gewohnt und hatte auch schon auf den ersten Blick die zwei Wrestler entdeckt, die Winkler auch oft bei ihnen zu Hause empfangen hatte. Mit einem mitleidheischenden Lächeln trat sie zu einem der Männer hin und sagte mit kläglicher Stimme: „Stellt euch vor-die Polizei hat meinen geliebten Mann erschossen“ -sie hatte bisher keine Ahnung, dass Semir der Polizist war, der das zu verantworten hatte- „ich bin so verwirrt und einsam und halte es in unserem gemeinsamen Haus vor Kummer nicht aus, wollt ihr mir nicht ein wenig Gesellschaft leisten?“ fragte sie und die beiden erhoben sich wortlos und folgten ihr nach draußen. Sie machten sich zu Fuß auf den Weg zur gemeinsamen Wohnung der beiden, die in Wirklichkeit ein schwules Pärchen waren, das aber in den Kreisen, in denen sie verkehrten nicht publik machten-da waren Wrestler echte Männer, keine Tussen und Homosexualität war etwas, das kam in dieser Welt einfach nicht vor. Estelle hatte allerdings sofort gemerkt, dass sie von den beiden nichts zu befürchten hatte, was gab es für einen besseren Schutz für eine attraktive Frau als ein schwules Paar? Als sie sich der Wohnung näherten, blieb Estelle allerdings plötzlich stehen. Da waren einige Zivilfahrzeuge auf der Straße, die rochen förmlich nach Polizei-verdammt, sie mussten alle drei verschwinden! Schnell kehrten sie um und fanden sich wenig später in einer Hinterhofwerkstatt wieder, wo sie eine Weile untertauchten bis ihre gefälschten Papiere fertig waren, die sie sofort in Auftrag gegeben hatten. Damit würden sie sich fürs Erste ins Ausland absetzen und über Holland in den Süden fliegen, bis sich hier die Lage ein wenig beruhigt hatte. Der Helfer würde sie mit dem Wagen nach Amsterdam bringen und vom dortigen Flughafen konnten sie dann ihre weitere Flucht antreten. Allerdings wollte Estelle nicht ganz verschwinden, denn sie hatte sich ja in den Kopf gesetzt, Ben zu erobern und das würde ihr auch noch gelingen, sonst wäre das Attentat auf seine Familie völlig umsonst gewesen!Hildegard war in einem Nebenzimmer der Notaufnahme untersucht und behandelt worden, aber außer einem Knalltrauma und ein paar Schürfungen war ihr nichts weiter geschehen, so dass sie sofort verlangte, nach den Kindern und Sarah sehen zu dürfen. Hartmut hatte man ebenfalls angeschaut und auch er war nicht schwer verletzt, allerdings hatte er sich den aufgeschnittenen Arm nochmals schwer geprellt und hatte deshalb eine Infusion mit Schmerzmittel hängen und bekam gerade nach dem Röntgen einen neuen Verband. Er sollte über Nacht da bleiben und war da auch redlich froh darüber, immerhin würde er zuhause in eine leere Wohnung kommen, denn zwischen Jenni und ihm herrschte gerade Funkstille, die hatte einen neuen Lover.
Nachdem Semir seine Freundin los gelassen hatte, wartete er kurz vor dem Behandlungszimmer, bis sie fertig untersucht war und versprach ihr, nachher mit ihr gemeinsam zu Ben zu gehen. Sie hatte einen Schock, mehrere Prellungen und Schürfungen und ebenfalls ein Knalltrauma, das ihre Ohren klingeln ließ, aber ihre größte Sorge galt natürlich ihren Kindern. Sarah hatte mit Argusaugen darüber gewacht, was mit den beiden war und gemacht wurde, aber Mia-Sophie, die ja in ihrer Babyschale sicher geborgen gewesen war, war völlig unverletzt, nur der Hörtest stand noch aus, allerdings konnte Tim nicht aufhören zu weinen und der Kollegin Sarah´s, die ihn auf dem Arm hatte, gelang es nicht, ihn zu beruhigen. So nahm sie ihn selber, nachdem sie sich notdürftig wieder angezogen hatte, obwohl ihre Kleidung mehr aus Fetzen als etwas anderem bestand, drückte ihn eng an sich und wiegte ihn in ihren Armen, während der Kinderarzt ihn nebenbei untersuchte. „Sarah, ich glaube wir sollten den Arm röntgen-ich denke, er hat sich den Unterarm gebrochen!“ stellte der Doktor dann die Diagnose und als nun Hildegard plötzlich im Behandlungszimmer stand und wortlos Mia-Sophie aus der Babyschale nahm, die gerade ebenfalls wieder zu quengeln begann, war Sarah mehr als froh. Nun wurde die Kleine von jemandem Vertrauten betreut und sie konnte sich ganz ihrem Sohn widmen. Der Kinderarzt hatte zudem noch verfügt, dass sie und die Kinder auf jeden Fall in einem Familienzimmer aufgenommen würden, man würde sie mit Sicherheit nach so einem Anschlag nicht einfach nach Hause schicken und wenig später war klar, dass Hildegard dort ebenfalls unterkommen und Sarah bei der Betreuung der Kleinen unterstützen würde.
Semir, der vor der Tür gewartet hatte, sah der kleinen Karawane nach, die den brüllenden Tim in die Röntgenabteilung brachte und vertraute Sarah im Vorbeigehen an: „Ich gehe jetzt zu Ben und berichte ihm, dass ihr alle am Leben seid und glaub mir, das wird wieder alles in Ordnung kommen!“ tröstete er sie und Sarah nickte. Klar wäre sie jetzt zu gerne ebenfalls zu Ben gegangen, aber jetzt ging Tim vor und zuerst musste dessen Arm versorgt werden.
So machte Semir sich auf den Weg zu seinem Freund und bat auf der Intensiv, bevor er das Zimmer betrat, um einen Mundschutz. Außerdem desinfizierte er sich gründlich die Hände, wie ihn die Schwester anwies, aber es war für Ben, obwohl er sediert worden war, wie ihm die Schwester mitgeteilt hatte, eminent wichtig, dass jemand Vertrautes bei ihm war, wenn er wach wurde. Einerseits voller Kummer wegen der Vorkommnisse, aber dann doch wieder erleichtert, dass sie alle am Leben waren, trat Semir zu seinem Freund, der sich unruhig und schweissüberströmt in seinen Kissen herum warf. Man hatte ihn trotz der Sedierung festgebunden, denn niemand hatte Zeit an seinem Bett zu wachen und ihn davon abzuhalten Blödsinn zu machen, wenn er wieder zu sich kam. Semir konnte die Wortfetzen verstehen, die er hin und wieder murmelte und da wiederholten sich immer: „Sarah, Tim und Mia-Sophie!“ Mein Gott-der Arme musste Höllenqualen ausstehen, denn die Schwester hatte Semir berichtet, dass er die Bombendrohung mitbekommen hatte und vermutlich trotz Beruhigungsmittel dann auch die Explosion vernommen hatte, die im ganzen Krankenhaus laut zu hören gewesen war und die Mauern zum Wackeln gebracht hatte. Alle Patienten waren besorgt und völlig durcheinander und die Ärzte und das Pflegepersonal hatten alle Hände voll zu tun, die Menschen zu beruhigen und zu sedieren, damit nicht der eine oder andere vor lauter Schreck noch einen Herzinfarkt bekam. Außerdem herrschte auch beim Personal eine große Verunsicherung-wer konnte garantieren, dass es der einzige Anschlag bleiben würde-vielleicht ging in Kürze das Krankenhaus hoch? Man wusste ja nicht, ob das Ganze nicht einen terroristischen Hintergrund hatte!
Semir allerdings beruhigte nun auch die Schwestern und sagte: „Das hier war ein gezielter Anschlag auf Ben´s Familie, wir kennen auch die Täterin und sie ist zur Fahndung ausgeschrieben. Für sie alle hier besteht keine Gefahr, glauben sie mir bitte und geben das auch weiter!“ versicherte er und nahm sich vor, gleich nachher die Chefin zu verständigen-die musste wiederum die Presse informieren, bevor die Menschen hier noch verrücktspielten.Jetzt aber machte er zuerst einmal Ben´s Hand, die nicht im Schulterverband steckte, los und nahm sie fest in die Seine. Augenblicklich war es gut, dass er immer noch fiebrig war und seine Hände deshalb warm waren, denn obwohl Ben am Stamm und am Kopf schwitzte, waren dessen Extremitäten eiskalt. Dann beugte er sich über seinen Freund und sagte eindringlich unter dem Mundschutz hervor: „Ben, mach dir keine Sorgen- Sarah und die Kinder sind wohlauf, die werden gerade noch untersucht, aber sie sind nicht schwer verletzt!“ versuchte er zu ihm durchzudringen und tatsächlich öffnete Ben nun seine Augen einen kleinen Spalt, erschrak aber erst einmal, als er in seinem direkten Gesichtsfeld nur die grüne Maske sah und darüber etwas ziemlich Verschwommenes. Allerdings war ihm die Stimme bekannt und als Semir nun wieder und wieder wiederholte, dass seine Familie ok war, kam er erst darauf, dass dieses Ungeheuer, das sich gerade über ihn beugte wohl kein anderer als sein vertrauter Freund war. Sein Verstand spielte zwar immer noch nicht ganz mit und es fiel ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen und zu verstehen, was sein Freund ihm mitzuteilen versuchte, aber langsam drang in sein Bewusstsein, dass es seiner Familie wohl gut ging. Er war zwar immer noch unruhig, aber er war sich sicher, Semir würde ihn nicht anlügen und außerdem hielt er seine Hand fest und tröstlich. So kam er langsam runter und schloss nach einer Weile die Augen und fiel in einen Dämmerschlaf.
Bei Tim hatte man eine sogenannte Grünholzfraktur festgestellt, also der Unterarm war zwar gebrochen, aber weil bei kleinen Kindern die Knochenhaut noch so elastisch war, stand die korrekt und so musste der Bruch auch nur mit einem Castverband versorgt werden. Tim hatte ein Zäpfchen gegen die Schmerzen bekommen, eine Schwester machte Faxen mit einem aufgeblasenen Einmalhandschuh, den sie kurzerhand zu einem Hahn umfunktioniert hatte und so bemerkte er, auf dem Schoß der Mama sitzend, kaum, wie ihm der starre Verband in Königsblau angelegt wurde. Man untersuchte sein Bäuchlein noch mit Ultraschall, aber er war ansonsten tatsächlich unversehrt und endlich konnte er mit seiner Mama zu Hildegard und dem Baby zurück gebracht werden. Sarah hatte ihm ein tolles Legospielzeug versprochen und als er wenig später noch etwas zu essen bekommen hatte, rollte er sich in dem Kinderbettchen zusammen und machte erst einmal einen ausgiebigen Mittagsschlaf. Sarah , die sich zwar wunderte, dass die Milch bei ihr nach dem ganzen Schreck überhaupt noch lief, stillte ihre Kleine und legte sie dann ebenfalls schlafen und als ihre Kolleginnen ihr Intensivkleidung gebracht hatten, die sich nach dem Schichtwechsel dringend nach ihrem Zustand erkundigen wollten, zog sie die kurzerhand an und machte sich dann auf den Weg zu Ben, denn Hildegard würde den Schlaf der Kinder jetzt bewachen.
So kam es, dass Ben, als er das nächste Mal wach wurde, fast seinen Augen nicht traute, denn jetzt beugte sich gerade seine geliebte Sarah über ihn und bedeckte sein Gesicht mit zarten Küssen und nun endlich war er vollständig zufrieden und schloss mit einem Seufzen seine Augen wieder und überließ sich der Wirkung des Beruhigungsmittels-alles würde gut werden, wie Sarah ihm glaubhaft versicherte. -
Na Gott sei Dank-Semir hat es geschafft und es ist sein Freund Ben, der an seinem Bett sitzt, als er wach wird. Ja drei Tage sind eine ganz schöne Zeit und gerade für die Angehörigen ziehen sich da die Stunden, weil man ja nie weiss,ob und vor allem auch in welchem Zustand der Patient dann wach wird. Nach so nem Blutverlust hätte ja auch ein Hirnschaden bestehen können, aber Semir ist eben aus einem harten Holz geschnitzt und wird das vermutlich folgenlos überleben.
Vielleicht hätte Andrea auch besser nichts gesagt, denn er wird sich eh nicht dran halten, sondern sich wieder und wieder in Gefahr begeben, wenn er dadurch einen seiner Freunde retten kann, aber das ist eben auch ein Charakterzug, den wir an ihm alle nicht missen wollen! -
Hartmut und Hildegard nahmen die Treppen. Während sie so schnell sie konnten nach unten rannten, fragte Hartmut: „Wo haben sie ihr Auto abgestellt und habt ihr einen Treffpunkt, oder einen Zeitplan ausgemacht?“ aber das musste Hildegard verneinen. „Wir haben einfach verabredet uns am Krankenhaus zu treffen. Ich habe erst Konrad besucht und wollte dann bei Ben warten, bis Sarah auf der Station anruft, dass ich auf den Parkplatz kommen und die Kinder übernehmen kann. Ich habe ja einen Kindersitz für Tim fest im Wagen und das Baby nehme ich dann immer mitsamt dem Maxi-Cosi!“ erklärte sie, während sie trotz ihres Alters die Treppen herunter rannte, ohne außer Atem zu kommen-ja die Gartenarbeit und tägliche lange Hundespaziergänge hielten einen in Form, auch wenn man schon auf die Siebzig zuging!
Als sie unten angekommen waren, übernahm Hildegard die Führung: „Ich stehe dort hinten mit meinem Wagen-ich denke, wenn Sarah hier ist, wird sie nach meinem Caddy Ausschau halten, der hat auch eine ungewöhnliche Farbe, den erkennt man von weitem!“ erklärte sie und Hartmut folgte ihr im Laufschritt. Kaum kamen sie näher, konnten sie auch schon ganz nah bei dem VW die Jäger´sche Familienkutsche stehen sehen. Sarah war im Moment nicht zu entdecken, die hatte sich auf den Beifahrersitz gebeugt, um ihr Handy zu suchen, so konnten sie sie vorher auch nicht aufmerksam machen.
Während Hartmut und Hildegard auf den Wagen zu rannten, bückte sich der rothaarige Techniker ein wenig und konnte auch sogleich die rot blinkende Bombe vorne unter dem Motor erkennen. „Verdammt-es stimmt-bleiben sie zurück, da ist tatsächlich ne Bombe!“ stieß er hervor, während er noch einen Zahn zulegte, aber Hildegard zögerte keine Minute und lief weiter. Wenige Augenblicke später waren sie am Auto angekommen und Hartmut riss die Tür auf, so dass Sarah ihn nur erschrocken anstarrte, so plötzlich stand er vor ihr: „Sarah-raus hier, da ist ne Bombe!“ schrie er und sie schnallte sich sofort mit zitternden Fingern ab, während Hildegard schon ums Auto herum gelaufen war und die andere Fondtüre öffnete, mit einem geübten Griff den Gurt des Kindersitzes öffnete und Tim heraus zog, der sofort protestierend zu weinen begann-er war doch gerade erst so schön eingeschlafen!
Hartmut löste derweil die Befestigung der Babyschale und dankte Gott, dass er das erst kürzlich einmal zufällig hatte machen müssen und so nicht überlegen musste, wie das ging. Sarah hatte sich inzwischen völlig verwirrt aus dem Fahrersitz geschält und nun packte Hartmut sie bei der Hand und zerrte sie mit sich. „Vorsicht, weg hier, eine Bombe!“ schrie er, um andere Passanten zu warnen und kaum hatten sie etwa 15 Meter zwischen sich und das Fahrzeug gebracht, da detonierte die auch schon und der Wagen stieg mit einer Stichflamme und einem lauten Knall senkrecht in die Höhe. Die daneben geparkten Wagen wurden durcheinander gewirbelt wie Spielzeugautos, Metall scharrte über Asphalt, es krachte und schepperte. Von der Druckwelle wurden sie zu Boden geworfen, die Kinder plärrten, Menschen schrien, aber wie durch ein Wunder wurden sie nur leicht verletzt und auch keines der herum fliegenden Metallteile traf sie. Sarah warf sich auf Mia Sophie und Hildegard schützte den kleinen Tim mit ihrem Körper. Nach der Explosion herrschte auf einmal eine gespenstische Ruhe, bis plötzlich von überall her Martinshörner zu hören waren und die ersten Einsatzfahrzeuge auf den Parkplatz bogen.Semir hatte schreckensstarr angehalten und den Feuerball vom Parkplatz aufsteigen sehen. Eines war klar, wenn da jemand in dem Fahrzeug gewesen war, dann hatte er keine Chance gehabt. Unendlich langsam, denn jetzt war einfach nichts mehr eilig, legte er den Gang ein und rollte Richtung Krankenhaus. Trotzdem bemerkte er, wie sich ein schicker kleiner Mini Cooper in rasendem Tempo entfernte und als er innerlich wie tot hineinsah, wer der Fahrer war, erstarrte er-es war Estelle Winkler! Nun wurden Semir zwar die Zusammenhänge klar, aber er war jetzt nicht fähig die Verfolgung auf zu nehmen, sondern steuerte die Klinik an. Es war jetzt alles egal und er hatte eigentlich keine Hoffnung mehr, dass Ben´s Familie da rechtzeitig heraus gekommen war. Man würde Estelle schon noch schnappen, aber das machte Sarah und die unschuldigen Kinder auch nicht mehr lebendig und so bog er voller Kummer in den Krankenhausparkplatz ein und wappnete sich, demnächst einen furchtbaren Anblick zu erleben und was fast noch schlimmer war-danach Ben eine schreckliche Mitteilung machen zu müssen!
Hartmut hatte sich inzwischen hustend hoch gerappelt. Er sah an sich herunter-zwar war seine Kleidung zerfetzt und er hatte mehrere Schürfwunden, aber ansonsten war er unversehrt, aber was war mit den anderen-vor allem mit den Kindern? Tim hatte vor Schreck zunächst aufgehört zu weinen, aber als sich auch Hildegard jetzt aufrichtete und ihn frei gab, begann er wieder vor sich hin zu lamentieren und Mia-Sophie brüllte sogar so lauthals vor Empörung, dass die kleine Unterlippe, die sie zu einer Schnute vorgeschoben hatte, wackelte. Hildegard, die vorsichtig Tim hoch gezogen und abgetastet hatte, ohne größere Verletzungen entdecken zu können, begann zu lächeln: „Noch nie habe ich mich über Kinderweinen so gefreut!“ sagte sie trocken und auch Sarah hatte sich jetzt aufgerichtet und an sich herunter gesehen, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihre kleine Prinzessin in der Schale unversehrt war. „Was ist geschehen?“ fragte Sarah verwirrt und konnte nicht begreifen, was sie gerade erlebt hatte. Nun strömten auch schon Polizisten und Sanitäter, Ärzte und Schwestern auf sie alle miteinander zu und bevor sie protestieren konnten, legte man sie auf Tragen und beförderte sie eilig in die Notaufnahme zu eingehenderen Untersuchungen.
Einige Meter weiter fand man eine Leiche zwischen zwei Autos eingeklemmt. Der ältere Mann war gerade beim Einsteigen gewesen, als ihn sein Schicksal ereilt hatte und man breitete mit ernster Miene eine Plane über ihn, während man den Unglücksort weiträumig absperrte.
Semir war ausgestiegen und hatte sich zu Fuß einen Weg näher gebahnt. Als er die graue Plane sah, wurde sein Mund trocken und die Übelkeit verstärkte sich: „Um Himmels Willen-es ist wahr!“ sagte er und der Feuerwehrmann vor ihm nickte bedauernd mit dem Kopf, während er das Absperrband fester hielt: „Ja der arme Kerl hatte keine Chance!“ sagte er und nun merkte Semir auf. „Was ist mit der Frau und den Kindern?“ wollte er wissen und bahnte sich schon einen Weg durch die Wrackteile. „Die sind wohl nicht schwer verletzt und werden gerade in die Notaufnahme gebracht!“ bekam er zur Antwort und als er vorsichtig die Ecke der Plane anhob, nachdem er den Kollegen seinen Polizeiausweis gezeigt hatte, stellte er voller Erleichterung fest, dass er den Toten zuvor noch nie gesehen hatte. „Gibt es weitere Opfer?“ fragte er, aber sein Kollege, der die Einsatzleitung übernommen hatte, schüttelte den Kopf: „Nur zwei Frauen, einen Mann und zwei Kleinkinder, die es aber anscheinend nicht allzu schwer erwischt hat!“ gab er ihm Bescheid und nun rannte Semir, soweit es seine Erkältung zuließ, zur Notaufnahme. Er musste Sarah und die Kinder jetzt zwar erst gesehen haben, bevor er es glaubte, aber er hatte wieder Hoffnung, dass jetzt Alles zu einem guten Ende kommen würde. Als er die Chefin erspähte, die ebenfalls in Richtung Ambulanz strebte, teilte er ihr seine Beobachtung von Estelle Winkler mit, die vom Tatort geflohen war und nachdem sich deren Beschreibung mit der Aussage der Flüchtlinge deckte, gab die Krüger sofort eine Fahndung nach ihr und dem Mini Cooper heraus.Wenig später platzte Semir einfach in einen Behandlungsraum, dort wurden gerade Sarah und die Kinder untersucht, aber das war ihm völlig egal. Er schloss seine halb ausgezogene Freundin in die Arme und kümmerte sich nicht um den Protest der Ärzte. „Ihr lebt, mein Gott bin ich froh!“ sagte er voller Rührung und ein paar Tränen schossen in seine Augen und jetzt barg Sarah ihren Kopf an seiner Brust und begann nun ebenfalls vor Erleichterung zu weinen.
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Sehr berührendes Kapitel-Ben tut endlich, was wir alle uns schon lange wünschen-er sieht nach seinem Freund, versucht zu erspüren, wie es ihm geht und lässt sich nicht abspeisen, als er merkt, dass mit Semir etwas ganz und gar nicht stimmt. Und siehe da-er hat es zumindest geschafft, die harte Schale zu knacken-jetzt hoffe ich, dass es Semir gelingt sich jetzt endlich zu öffnen, wenn nicht der Psychologin, dann doch seinem Freund! Ich-und sicher auch Andrea drücken jetzt die Daumen, dass es gelingt und Semir über sein Trauma und seine Hallizunationen sprechen kann, anstatt wahnsinnig zu werden!
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Die Wartezeit vor dem Op zieht sich-das ist aber gemeinhin so und man kriegt da immer wieder bestätigt, dass Zeit nur eine relative Größe ist, wie wir ja seit Albert Einstein wissen!
Mikael geht kotzen, aber ob er sich danach so viel besser fühlt-ich weiss nicht?
Ja die Schuldgefühle sind nachvollziehbar, bringen aber leider nichts! Nun können wir nur hoffen, dass der Arzt Recht behält und Semir das schafft und in so einer Situation ist es völlig normal, einen Patienten so lange nach zu beatmen, bis er sich stabilisiert hat und auch wieder warm ist!