Beiträge von susan

    Ben beruhigte sich ein wenig, als Sarah ihn nicht mehr berührte, aber die Schmerzen, die Verzweiflung und eine unbestimmte Panik hatten ihn immer noch fest im Griff. Der Arzt sprach beruhigend mit ihm und er konnte nach einer Weile auf die Frage, wo genau es denn weh täte, zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor pressen: „Mein Bauch-die Flanke, es ist fast derselbe Schmerz wie schon Mal und übel ist mir auch!“ stöhnte er und schon musste er sich übergeben. Der Pfleger hatte geistesgegenwärtig eine Nierenschale vorgehalten und so wurde das Bett nicht beschmutzt. Allerdings erbrach er massenhaft galligen Magensaft ohne irgendwelche Nahrungsbeimengungen und der Arzt wunderte sich deswegen-es hatte doch erst Mittagessen gegeben. Aber immerhin war kein Blut dabei und so war vermutlich der Magen nicht der Grund für die stärksten Schmerzen, die Ben sich gerade im Bett winden ließen wie ein Aal. Nach einer kurzen Tastuntersuchung, bei der der Arzt auch feststellte, dass sein Patient am ganzen Körper klatschnass vor Stress und Schmerz war, sagte der Doktor: „Ich vermute, dass wir wieder ein urologisches Problem haben, ich rufe mal den Kollegen an!“ sagte er, während er Ben zudeckte. Der Arzt desinfizierte seine Hände und holte dann das Telefon aus der Kitteltasche. Er schilderte seinem Kollegen kurz die Situation und wandte sich dann an Ben: „Ich lege ihnen jetzt einen Zugang, sie bekommen ein Schmerzmittel und dann bringen wir sie in die Urologie, der Kollege will sich das unten ansehen, denn er hat hier ja keine Gerätschaften!“ und Ben brach alleine beim Gedanken daran, was ihm nun vielleicht erneut bevorstehen könnte, der Schweiß aus. Aber dann überrollte ihn wieder eine dermaßen starke Schmerzwelle, dass es ihm eigentlich egal war, was sie jetzt mit ihm machten, Hauptsache die Schmerzen wurden besser!

    Bei aller Pein hatte er Sarah gegenüber ein furchtbar schlechtes Gewissen, die immer noch vor der Zimmertüre stand und nun leise zu schluchzen begonnen hatte, so nahm sie der Vorfall mit. Semir hatte den Arm um sie gelegt und versuchte sie zu beruhigen, aber dann sah Sarah ihn an, schniefte und holte ein Taschentuch raus: „Semir-geh zu Ben-der braucht dich jetzt nötiger als ich. Ich werde hier draußen warten, aber er muss keine Angst haben, dass ich ihm nochmals zu nahe komme, richte ihm das bitte aus. Ich habe instinktiv reagiert und nicht nachgedacht, dass es einfach noch nicht geht, dass ich ihn berühre-aber sag ihm, dass ich ihn trotzdem liebe und er mir furchtbar leid tut!“ erklärte sie und Semir fiel ein Stein vom Herzen. Gerade hatte er überlegt, was er tun sollte und ihn zog es zu seinem Freund, der zwar sicher gerade medizinisch gut versorgt war, aber gegen seine Ängste und die Panik konnten der Arzt und der Pfleger eben auch nichts ausrichten, da half vielleicht Zuspruch und menschliche Nähe, die Ben wohl am ehesten von ihm annehmen würde. „Danke Sarah!“ sagte er schnell und war sehr froh, dass die so vernünftig war und so eilte er wenige Sekunden später ins Zimmer zu seinem Freund. In der Tür begegnete er dem Pfleger, der kurz das sogenannte Spritzentablett holte, einen flachen Behälter auf dem alles Zubehör zum Zugang legen und Blut abnehmen bereit lag und dazu noch eine Infusion und ein Schmerzmittel, das der Arzt angeordnet hatte.

    Semir setzte sich still neben seinen vor Schmerzen und Stress zitternden Freund, nahm dessen Hand und sagte liebevoll: „Ben-die kriegen das schon wieder hin, mach dir keine Sorgen!“ beruhigte er ihn und als Ben nun zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor presste: „Sarah-oh Gott-es tut mir so leid!“ konnte sein Freund ihn beruhigen: „Ben sie steht draußen, aber ich soll dir ausrichten dass sie dich von Herzen liebt und sich um dich Sorgen macht, aber das durchaus verstehen kann, dass du ihre Berührung noch nicht ertragen kannst!“ und nun war Ben sehr erleichtert. Bereitwillig streckte er dem Arzt seinen Arm hin, damit der den Zugang legen konnte. Der nahm auch gleich noch Blut ab, aber als das Schmerzmittel dann in seine Adern rauschte, seufzte Ben vor Erleichterung auf-der Schmerz war nun nicht mehr so ganz unerträglich.
    Sarah hatte ihren Kollegen draußen angstvoll aufgehalten: „Ist es schlimm?“ wollte sie wissen, aber der zuckte nur mit den Schultern und murmelte etwas von Auskunftssperre und nun lehnte sich Sarah entmutigt an die Wand im Flur und kämpfte um ihre Fassung. Ben allerdings hatte das Wort gehört und siedend heiß fiel es ihm ein, dass er die ja noch nicht widerrufen hatte. Noch während der Pfleger und Semir sein Bett packten und Richtung Tür rollten, sagte er laut und deutlich zum Arzt: „Die Auskunftssperre ist für meine Frau und meinen Freund hier aufgehoben!“ und nun lächelte ihn Sarah aus der Entfernung mit tränenverschmierten Augen an und flüsterte: „Alles Gute mein Schatz!“ und trotz aller Schmerzen lächelte er zurück. Er wusste überhaupt nicht, was in ihn gefahren war, aber als Sarah ihm so nahe gekommen war und ihn berührt hatte, hatte in seinem Oberstübchen etwas ausgesetzt und er hatte wieder Estelle vor sich gesehen, wie sie über ihn hergefallen war.

    Nun aber rollte er Richtung Urologie und mit jedem Meter, dem er dieser verhassten Abteilung näher kam, nahm die Beklemmung zu. Dort wurde er allerdings freundlich von dem Arzt begrüßt, der ihn damals behandelt hatte. Keine Schwester war in der Nähe und Sarah war zwar dem kleinen Konvoi gefolgt, hatte aber die Treppe genommen, denn im Fahrstuhl wäre die Nähe für Ben sicher unerträglich. „Na Herr Jäger-mein Kollege vermutet, dass ihre Schmerzen wieder von der Niere kommen, dann schauen wir uns das mal an!“ sagte er und Ben´s Blick wanderte angstvoll zu dem bereit stehenden Untersuchungsstuhl, aber der Arzt holte nur ein Ultraschallgerät herbei, bestrich seinen Oberbauch und die Flanke mit Gel und besah sich dann aufmerksam die wabernden Schatten auf dem Monitor, während Ben alleine vom Druck des Schallkopfs an die Decke hätte gehen können und verhalten aufstöhnte. „Na da haben wirs schon-wie ich bereits vermutet habe, befinden sich noch Steinreste im Nierenkelchsystem und dem Harnleiter. Allerdings sind die so klein, dass die der Körper selber nach draußen befördern kann. Außerdem liegt ja die Harnleiterschiene, also ist der Ablauf des Urins gesichert und es besteht keine Gefahr für die Niere. Momentan ist von meiner Seite auch keine Intervention nötig, sie bekommen wie das letzte Mal ein krampflösendes Medikament in die Infusion und dazu gut Schmerzmittel. Trinken sie viel und wenn es geht, laufen sie herum, dann rutschen die Steine noch leichter durch. Ich weiss, das ist sehr schmerzhaft und unangenehm, aber aktuell nicht gefährlich-ich wünsche ihnen alles Gute und wenn es bis morgen nicht besser ist, schaue ich sie mir natürlich nochmals an, aber ich glaube, der Harnleiter wird es bald geschafft haben, die Fremdkörper in die Blase befördert zu haben. Dann müssen sie natürlich auch noch raus kommen, was beim Urinieren nochmals weh tun kann, aber wie gesagt-es ist nicht lebensbedrohlich, obwohl es sich so anfühlt-Kolikschmerzen sind eben einfach stark!“ versicherte er ihm und nun fiel Ben und Semir gleichermaßen ein Stein vom Herzen.

    Der Arzt füllte noch schnell den Konsilschein aus, schrieb die Medikamentenverordnung darauf und wenig später war das Bett, gefolgt von Sarah, wieder auf dem Weg zurück zur Normalstation. Semir ließ sich einen Augenblick zurückfallen, als sie vor dem Aufzug warten mussten: „Sarah-er hat kleine Nierensteine, die aber von selber abgehen sollen, hat der Urologe gesagt!“ berichtete er ihr und nun war auch Sarah erleichtert. Klar waren Nierenkoliken sehr schmerzhaft, aber wenn die Steine klein waren, waren sie nicht gefährlich und langsam konnte sie sich wieder entspannen. Was für eine Aufregung, aber jetzt konnten sie wieder ein wenig positiver in die Zukunft sehen und wenn es Ben besser ging, weiter an seinen Problemen arbeiten!

    Liebe Leser!
    Erneut muss ich mich entschuldigen, aber gerade schaffe ich es einfach nicht, neben der ambulanten Reha, dem Haushalt und meinen vielfältigen anderen Verpflichtungen noch ein Kapitel zu verfassen, so gerne ich es täte. Am Wochenende habe ich frei-also morgen wirds wieder was!
    Eure susan-ja das ist eben der Nachteil wenn man nicht vorgeschrieben hat, aber es ist ja gerade auch eine Ausnahmesituation!

    Ja sehr mysteriös das Ganze! Was wollte Bachmann, warum war er nervös, warum wurde er umgebracht? Lauter offene Fragen, aber ich hoffe sehr, dass Ben da nicht Carina schützt und die irgend etwas vertuscht! Hier ist Semir gefragt, der da ja den nötigen Abstand hat!
    Allerdings finde ich es gut, dass er sich schon wieder über Kevin Gedanken macht-so verhärtet sind die Fronten also doch nicht!

    Mikael geht es saumäßig schlecht, aber vermutlich ist er wirklich nur noch deshalb am Leben, weil er einen Bodyguard vom Opa gestellt bekommen hat-ja ich finde auch, Mikael ist leider gerade nicht in der Verfassung irgendwelche Forderungen zu stellen, er soll sich jetzt erst mal ums Überleben kümmern!
    Ben steht inzwischen sogar vor dem Haus von Georg Hansen,ohne dass er dann mit ihm Kontakt aufnimmt. Ja was soll das bringen? Das sind Familiengeschichten und da muss Mikael ganz alleine tätig werden. Wichtig ist, ihn jetzt aus dem Knast zu holen!
    Und wie in besten Zeiten hat er natürlich mal wieder den Dienstbeginn verpennt, gut dass er Semir als Kindermädchen hat!

    Semir ging nachdenklich, aber doch auch froh, dass das so gut geklappt hatte, auf die Station zurück und spielte noch so lange Zerberus vor der Tür, bis der Psychologe heraus kam. „Bis morgen, Herr Gerkhan!“ sagte er freundlich und auch Ben strahlte, als er ins Zimmer kam. „Ach Semir-alles wird gut werden-ich fühle es!“ sagte er und das Hochgefühl dauerte genau so lange an, bis das Abendessen kam. Das Thema der Psychotherapie war natürlich der Besuch Sarah´s gewesen, der aufgearbeitet worden war und außerdem war sich Semir auch nicht ganz im Klaren, ob der Psychotherapeut auch davon wusste, dass Ben seit der Entfernung der Magensonde schon wieder über einen Tag nichts außer Wasser zu sich genommen hatte. Ben hatte nichts gesagt und wer sollte solche Informationen auch weiter geben? Der Psychodoc war nicht an der Klinik angestellt, hatte deswegen auch keinen Einblick in die Akten und unterlag nicht der dienstlichen Schweigepflicht, also würde der von den behandelnden Ärzten und dem Pflegepersonal nichts erfahren, wenn Ben das nicht ausdrücklich wünschte und genehmigte, Ben hatte da vor lauter Freude über seinen kleinen Erfolg mit Sarah nichts gesagt, aber Semir machte sich trotzdem Sorgen, als er sah, dass Ben zwar kurz unter den Deckel seiner Abendessensplatte sah, die dann aber wieder mit gerümpfter Nase bei Seite schob. „Ben-du verstehst doch vom Kopf her, dass dein Essen gar nicht nach Estelle riechen kann!“ versuchte er ihn verstandesmäßig zu beeinflussen, aber Ben zuckte nur achtlos mit den Schultern und erwiderte: „Ich kann nichts essen!“ Semir beschloss morgen höchstpersönlich den Psychologen zu informieren-so konnte das nicht bleiben, sonst würde Ben entweder wieder Magengeschwüre oder alternativ gewaltsam eine Magensonde kriegen und das war beides mehr als unnötig!

    Am Abend telefonierten Sarah und Ben noch liebevoll miteinander und nachdem der Psychologe beim nächsten Besuch nicht mehr dabei zu sein brauchte, versprach Sarah am nächsten Tag früher zu kommen und diesmal ohne Kinder, die konnten in der Zeit zu Hildegard und dann hätten sie mehr Zeit für sich! Übermorgen würden die dann wieder mitkommen und so schlief Ben dann doch zunächst einmal voller Glück ein wenig ein. Semir allerdings hörte den Magen seines Freundes laut knurren und mitten in der Nacht schreckte er wieder schweißgebadet und mit einem Angstschrei hoch. Semir krabbelte im Halbschlaf aus dem Bett, beruhigte seinen Freund und irgendwann döste der auch wieder unruhig ein, aber ein erholsamer Schlaf war ab da etwas anderes-auch für Semir!
    Auch der nächste Tag verstrich, ohne dass Ben etwas zu sich nahm, so sehr Semir ihn auch zu beeinflussen versuchte und dann kam Sarah. Ben strahlte wieder übers ganze Gesicht, Sarah stellte den Stuhl an genau dieselbe Stelle wie gestern und Semir ging derweil ein wenig nach draußen, die frische kalte Winterluft schnuppern. Ben und Sarah unterhielten sich indessen intensiv miteinander, die alte Vertrautheit kehrte zurück und gerade wollte Sarah Ben sogar fragen, ob sie nicht ein wenig näher rücken dürfte, aber dann verbot sie sich das selber wieder. Der Psychologe hatte gesagt, der Wunsch solle von Ben ausgehen und sie würde sich daran halten.
    Ben hatte gerade noch etwas von der morgendlichen Physio erzählt, da verharrte er plötzlich mitten im Satz, wurde blass, der Schweiß brach ihm aus und mit beiden Händen auf Bauch und Flanke gedrückt, stöhnte er auf. „Ben um Himmels Willen-was ist los!“ rief Sarah, aber als er nichts darauf antwortete, reagierte sie ganz mechanisch wie eine gute Krankenschwester eben reagierte-sie drückte auf die Glocke, brachte das Bett in Schocklage, weil der Kreislauf ihres Mannes anscheinend gerade rebellierte und wollte dann nach seinem Puls fassen und den Bauch beurteilen, was da wohl los war. Ben hatte derweil laut zu schreien begonnen und als wenig später der diensthabende Pfleger, der dazu gerufene Stationsarzt und endlich auch Semir vor dem Bett standen, erfasste der als erstes den Grund für Ben´s Panik und er zog Sarah, die gar nicht verstehen konnte wie ihr geschah, aus dem Zimmer, damit die männlichen Profis sich um ihn kümmern konnten.

    Jetzt hätte ich nur noch eine kleine Bitte, Elli-vielleicht könnte man die Feeds, die sich nicht direkt auf die Story, sondern auf die allgemeinen Fragen beziehen in die extra dafür geschaffene Rubrik verschieben? Es wäre vielleicht für andere Leser und auch zu einem späteren Zeitpunkt interessant, die da nachlesen zu können. Man kann ja nicht voraussetzen, dass jeder potentielle Schreiberling die Feeds aller Geschichten aufmerksam verfolgt. Hier hat mal wieder das "Diskussionsforum" seinem Namen alle Ehre gemacht und das finde ich gut!

    Großvater Georg kümmert sich höchstpersönlich um seinen Enkel-aber mit den Gesetzen der Unterwelt und so wird den Mithäftlingen gewaltsam klar gemacht, wer hier das Sagen hat-und das ist wohl nicht Tonteri!
    Auf den sind inzwischen auch Killer angesetzt und so wenig ich solche Machenschaften eigentlich gut heisse, so sehr viel wahrscheinlicher ist es, dass die gedungenen Mörder Hugo´s Treiben ein Ende setzen können, als die Polizei. Denn man sieht ja-dessen Einfluss reicht bis in den Knast und würde ihn die Polizei verhaften, hätte er dort sicher ein schönes Leben! Wenigstens hat Mikael jetzt seine Ruhe, aber ich bin mir fast sicher, dass Ben in Köln Georg aufsucht und sich mit dem unterhalten wird!

    Liebe Leser-ich muss mich entschuldigen-ich bin heute nach einem anstrengenden Rehatag, viel Stau, Mistwetter, danach noch dem Haushalt-der Nachteil einer ambulanten Reha- leider mit dem neuen Kapitel nicht ganz fertig geworden. Ich verspreche-es kommt morgen früh!
    Aber dafür gehts meinem Rücken besser und ich komme mir gerade ein wenig vor wie Schwarzenegger, bei den Gewichten, die ich gerade stemme. ;) Falls sich beim Fantreffen jemand mit mir anlegen will, sollte er sich das überlegen! :D

    Mikael macht im Knast die Hölle durch, denn Tonteri´s Arm reicht weit und außerdem hat es sich Mikael wohl-wie jeder Polizeibeamte-auch mit anderen Insassen verscherzt. Die schaffen es auch mit Beamtenbestechung ihn halb tot zu schlagen, aber die Drohungen gegen seine Familie halten ihn davon ab, das zu melden.
    Ben ist inzwischen darauf gekommen, wer vermutlich G ist, allerdings hilft ihm das aktuell nicht weiter. Nach dem neuen Bombenattentat bekommt Antti mitgeteilt, dass man auf Veikko´s illegalen Datenzugriff gekommen ist-also ich bin mir sicher-da haben noch mehr Typen bei der finnischen Polizei Dreck am Stecken! Trotzdem wird die"Helft- Mikael-Truppe aktuell mal offiziell kalt gestellt! Hoffentlich findet Ben bald was raus, was alle weiter bringt, sonst überlebt Mikael nicht lange im Knast! Und wenn es nicht auf legalem Wege geht, dann holt ihn meinetwegen mit Hilfe des verbrecherischen Hansen-Großvaters da raus!

    Bei Semir und Ben ist sofort die alte Vertrautheit wieder da-wie schön!
    Ja Semir hat mit seinen Gedankengängen wegen einer undichten Stelle in Holland vielleicht durchaus Recht und Bakker hat er damit auch auf eine Idee gebracht.
    Man erfährt, dass da wirklich eine gefährliche Bande am Agieren ist, aber die Einwände der Chefin sind auch stichhaltig!
    Zu der Sprachproblematik-ich finde ja, auch wenn man kein Holländisch spricht, dass man trotzdem einen Teil versteht, weil sich unsere Sprachen nicht unähnlich sind-na ja außer der wesentlich einfacheren Grammatik dort. Wenn man weiss um was es geht, versteht man vermutlich auch zumindest einen Teil davon, was erzählt wird, so wird es dem jungen Kollegen Bakker´s auch gehen, auch wenn der kein Deutsch spricht. Aber trotzdem-vielleicht hast du ihm ja noch eine andere Rolle zugedacht, Campino-wer weiss!

    Immerhin hat Kevin wenigstens nochmals versucht, Jenny zu erreichen. Ja das ist wirklich blöd, dass sie derweil arbeiten muss und nicht ans Telefon kann. Allerdings passt es Kevin vermutlich ganz gut in den Kram, denn dann kann er sich jetzt ja voller Elan der Rettung Annies widmen. Wenn er allerdings schon auf dem Hinflug nach Bogotá mit seiner Sucht kämpfen muss, bleibt es vermutlich nicht dabei und Kevin und Annie werden da unten bleiben und sich zudröhnen! Merkt man, dass ich gerade ziemlich sauer auf Kevin bin? X(

    Momentan herrschte Schweigen im Zimmer, aber es war nicht unangenehm und die beiden sahen sich nur an. Manchmal konnten Blicke mehr aussagen als Worte und so räusperte sich Ben erst nach einer ganzen Weile und sagte: „Du bist wunderschön!“ und nun errötete Sarah und strich sich unbewusst eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Danke!“ sagte sie einfach, dabei hatte sie sich weder besonders aufgebrezelt, noch außergewöhnlich angezogen. Wenn man mit zwei Kindern unterwegs war, die einen mit Schokoladenfingern anfassten oder einem über die Schulter spien, war das auch nicht so angebracht, allerdings wusste sie, dass Ben die Bluse, die sie zu ihrer Jeans gewählt hatte sehr mochte. Wieder herrschte ein kurzes Schweigen und dann wollten beide gleichzeitig zu reden beginnen. „Entschuldige-ich….“ gaben sie fast im selben Augenblick von sich und verstummten dann beide wieder. Nach einem kleinen Grinsen sagte Ben dann: „Du zuerst!“ und Sarah nickte.

    „Ben-ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe einfach auf dem Schlauch gestanden und dein Verhalten nach deiner Entführung völlig falsch interpretiert. Ich habe gedacht, du hättest mich aus deinem Leben ausgeschlossen und eine andere Frau kennen gelernt-vermutlich sogar eine Kollegin. Ich war beleidigt, anstatt mir wegen dir Sorgen zu machen und einfach mal nachzudenken. Übrigens bin ich von ganz alleine drauf gekommen, was dir vermutlich passiert ist-weder der Psychologe, noch Semir noch sonst irgendwer haben etwas heraus gelassen, ich gehe aber davon aus, dass dir von Estelle und vielleicht auch den beiden Männern Schlimmes angetan wurde, du brauchst mir darüber aber auch nichts erzählen-versteh, es ist für mich nicht wichtig! Viel wichtiger ist, dass du mich noch lieben kannst, obwohl ich dir zugetraut habe, mich zu betrügen und ich hoffe nichts mehr, als dass wir irgendwann unser altes Leben wieder aufnehmen können-ich vermisse das nämlich am Morgen neben dir aufzuwachen, dein Lachen zu hören und einfach deine Anwesenheit!“ sprudelte sie nur so heraus und Ben hatte ihr aufmerksam zugehört.

    „Sarah ich vermisse dich auch!“ sagte er dann leise. „Aber obwohl ich ganz verzweifelt deine Nähe möchte, kann ich sie-ich hoffe nur vorrübergehend-nicht ertragen. Aber nicht nur deine Nähe, sondern die eines jeden weiblichen Wesens das älter ist als ein Kind und das macht mich völlig fertig, aber ich kann da nichts erzwingen, so sehr ich das möchte!“ versuchte er zu erklären und suchte ihren Blick. Sarah lächelte. „Genau das hat mir eben der Psychologe draußen zu erklären versucht und weisst du mit was er dich verglichen hat? Mit einem misshandelten Hund!“ teilte sie ihm mit und nun musste trotz aller Anspannung und Emotion Ben doch ein wenig grinsen. „Na vielleicht hat er damit nicht ganz unrecht-ein Sauhund war ich schon immer, wie die Bayern jetzt sagen würden!“ flachste er und nun brachen beide in befreites Gelächter aus. Mehr musste im Moment nicht gesagt werden, was man nicht am Telefon schon erledigt hatte und so sahen die beiden sich nur einfach liebevoll an und als der Psychologe wenig später an der Tür klopfte, herrschte trotz Schweigen eine gute Stimmung im Zimmer. Sarah erhob sich, warf Ben zum Abschied eine Kusshand zu und nahm dann Mia-Sophie auf den Arm, die Semir ihr wieder gebracht hatte und der erbot sich, sie noch nach unten zu begleiten. Tim hielt voller Stolz einen kleinen Kopfhörer in der Hand, den er aus dem Automaten hatte ziehen dürfen, was für ihn das Highlight des Tages gewesen war. Zuvor riss er sich allerdings noch kurz von Semir´s Hand los und rannte zum Papa, der das tolle Ding auch gebührend bewunderte. „Bis morgen Schatz!“ sagte Sarah einfach und rief Tim zu sich und Ben erwiderte: „Bis morgen!“ und dann verließ seine Familie den Raum und er ließ sich mit einem tiefen Seufzer in seine Kissen zurück fallen. „Und wie wars?“ fragte der Psychologe, während er sich auf den Stuhl setzte, der von Sarah stehen geblieben war. „Ganz gut!“ antwortete Ben wahrheitsgemäß und dann ging die Psychotherapie weiter.

    Semir hatte Sarah derweil nach unten gebracht. „Eigentlich wollte ich ja Konrad noch besuchen, aber der ist schon direkt auf Reha gegangen!“ erzählte sie Semir und der nickte zerstreut. Ja Konrad war ein paarmal kurz mit Krücken da gewesen um seinen Sohn zu besuchen, aber da hatte man einfach die Distanz zwischen den beiden Männern gespürt. Ben würde nie seinem Vater anvertrauen, was ihm angetan worden war und so war Konrad immer nach ein paar Worten Smalltalk wieder abgezogen. „Ja ich weiss, ich hoffe er erholt sich gut!“ sagte Semir und Sarah erwiderte darauf: „Ich denke schon-Unkraut vergeht nicht!“ und nun brachen die beiden in befreites Lachen aus. Semir brauchte nicht nachzufragen wie es gewesen war. Ein Blick auf Ben hatte ihm gereicht, damit er wusste, dass das Gespräch gut verlaufen war. „Ich komme morgen wieder-halt mich auf dem Laufenden, wenn es Neuigkeiten gibt!“ bat Sarah Semir, bevor sie den Kindern in der Eingangshalle die Jacken wieder anzog, die sie, wie auch ihre eigene, beim Pförtner, der sie natürlich kannte, deponiert gehabt hatte. „Werd ich machen!“ sagte Semir und ging noch kurz mit zum Auto, obwohl er dünne Schuhe anhatte und auch nicht an eine Jacke gedacht hatte. Es lagen noch Schneereste auf dem Parkplatz, aber ansonsten hatte sich die Verkehrslage in Köln normalisiert. Semir war wieder völlig gesund und auch Sarah und die Kinder hatten Gott sei Dank den Infekt gut überstanden. „Ich wünsche mir so sehr unseren Alltag zurück!“ sagte Sarah sehnsüchtig, während sie die Kinder anschnallte und Semir antwortete mit einem Blick auf die Straße voller Insbrunst: „Ich auch-und ich glaube Ben am Allermeisten!“ und damit war alles gesagt.

    Der Psychologe hatte Sarah zuvor in die Besuchsecke gebeten. Dort waren sie ungestört und er stellte sich erst einmal förmlich vor. „Frau Jäger, wie ich annehme können sie sich denken, wer ich bin-Philipp Schneider, der Psychotherapeut ihres Mannes. Wie sie ja bereits erfahren haben, macht ihr Mann seit einigen Tagen gemeinsam mit mir eine Therapie. Darf ich sie fragen, inwieweit sie eine Ahnung haben, worum es darin geht?“ wollte er wissen und Sarah nickte und sagte zögernd: „Ich habe zwar mit meinem Mann noch nicht im Detail darüber gesprochen, aber er wurde wohl-wie mir auch Semir-Herr Gerkhan –bestätigt hat, während seiner Entführung sexuell missbraucht und hat seitdem ein generelles Problem mit Frauen, das mich leider mit einschließt!“ erklärte sie und der sympathische Mann ihr gegenüber nickte mit dem Kopf.
    „Er hat mir erzählt, dass sie von selber drauf gekommen sind-mich würde jetzt nur interessieren, ob er sie in Details eingeweiht hat, oder nicht!“ fragte er, aber Sarah schüttelte stumm den Kopf. „Wir unterhalten uns immer am Telefon, als wenn er gerade auf Geschäftsreise wäre. Er erzählt mir, was der Physiotherapeut mit ihm geübt hat, wer ihn besucht hat, macht Small Talk übers Wetter, berichtet von Belanglosigkeiten, aber er hat mir gegenüber noch keinen Ton über die Einzelheiten seiner Entführung gesagt!“ berichtete sie und fügte ein wenig traurig hinzu: „Ich habe sehr gehofft, dass er sich mir öffnet-sehen sie, ich bin doch seine Frau und seit vielen Jahren machen wir alles gemeinsam und ich glaube-er weiss so ziemlich alles von mir-na zumindest das Wichtigste-und vor diesem Vorfall war da zwischen uns eine große Vertrautheit. Das macht mir persönlich jetzt am meisten zu schaffen, dass er sich vor mir verschließt wie eine Auster. Als ich ihn direkt nach dem Vorfall küssen wollte, ist er vor mir zurück gezuckt-damals dachte ich, er hätte eine andere, jetzt kann ich natürlich verstehen, dass er da vor großer körperlicher Nähe einfach Angst hatte, aber dann hat er auch noch eine Auskunftssperre erteilt, die explizit auch für mich galt und das hat mich dann sehr getroffen. Ich muss gestehen-ich war fürchterlich beleidigt und dachte, ich dürfe an seinem Leben nicht mehr teilnehmen, weil ihm eine andere Frau besser gefällt. Jetzt schäme ich mich dafür, dass ich nicht eher auf den wahren Grund gekommen bin-immerhin bin ich doch Krankenschwester, ich hätte da schon dran denken können, aber ich war vor Eifersucht so verbohrt und beleidigt, dass ich erst begonnen habe nachzudenken, als Semir mich besucht hat.“ erzählte sie weiter und der Psychologe hatte ihr aufmerksam zugehört.

    „So Frau Jäger-zunächst einmal kann ich ihre Gefühle durchaus nachvollziehen und irgendwie hat das ja auch alles logisch zusammen gepasst, was sie sich da zusammen gereimt hatten. Fakt ist aber-die Realität sieht leider anders aus und ja, ihr Mann wurde schwer missbraucht und wäre daran beinahe zerbrochen. Gerade beginnen wir gemeinsam den Scherbenhaufen, der von seiner Seele übrig ist, zu kitten, aber das wird noch ein langer Weg sein, bis er wieder einigermaßen normal fühlen und eine intime weibliche Berührung zulassen kann. Ich möchte nicht ins Detail gehen, denn wenn überhaupt, muss ihnen ihr Mann das irgendwann einmal selber erzählen-oder auch nicht, ohne dass sie das negativ werten dürfen. Das wird er selber entscheiden und man darf auch in einer funktionierenden Beziehung durchaus Geheimnisse voreinander haben. Ich möchte z. B. gar nicht wissen, mit wem meine Frau vor unserer Ehe alles intim war und ob die besser oder schlechter im Bett waren als ich-sowas darf jeder tunlichst für sich behalten, ohne dass er einen Vertrauensbruch begeht. Wenn sie ihre Ehe erhalten und ihren Mann zurück bekommen wollen, dann müssen sie ihn jetzt behandeln wie eine empfindliche Blume, die gerade keinen Zug verträgt und welk wird, wenn man sie zu stark anfasst. Das war jetzt ein blödes Beispiel, aber mir fällt gerade nichts anderes ein-ich hoffe sie verstehen, was ich ihnen damit sagen will!“ fragte er aufmerksam und sah sie mit seinen blauen Augen intensiv an, so dass Sarah sogar wegschauen musste. Dieser durchaus attraktive Mann strahlte eine unheimliche Stärke, aber auch Gelassenheit aus-sie konnte sich vorstellen, dass Ben den sympathisch fand und sich ihm auch anvertraute.

    „Ich habe schon verstanden und ja ich will meinen Mann unbedingt zurück haben, denn ich liebe ihn und die Tage, als ich gedacht habe, ich hätte ihn an eine andere verloren, waren die Hölle für mich!“ sagte sie und der Psychologe nickte zufrieden. „Das ist schon einmal eine gute Voraussetzung und es gibt etwas, was ich durchaus weitergeben darf, ohne meine Schweigepflicht zu verletzen-ihr Mann liebt sie ebenfalls, er hat nur eben ein Trauma zu bewältigen und deshalb verhält er sich gerade für unsere Augen nicht normal, aber für ihn ist das einfach gerade wichtig, dass er die Distanz bestimmen kann, die Frauen und zwar egal ob bekannte oder unbekannte, zu ihm einhalten. Daher möchte ich sie bitten, zwar mit ihm zu sprechen, aber stellen sie sich einfach vor, er wäre ein misshandelter Hund in einem Zwinger. Das arme Tier möchte sich zu gerne von ihnen streicheln lassen, denn eigentlich lechzt es nach Zuneigung, Aufmerksamkeit und Berührung. Es möchte von ihnen mit nach Hause genommen werden und sein Leben an ihrer Seite verbringen, aber weil es zuvor geprügelt und auch anderweitig misshandelt wurde, kann es diese Berührung noch nicht zulassen, es sträubt die Haare und knurrt, obwohl es in keinster Weise vorhat, sie zu beissen. Wenn sie aber zu schnell vorgehen, dann wird genau das geschehen. Die Tierprofis setzen sich da manchmal tagelang nur immer in den Zwinger, sprechen mit dem Hund und strecken die Hand nach ihm aus. Sie warten darauf, dass das Tier die Initiative ergreift und ohne Angst erst an der Hand riecht und sich dann vorsichtig berühren lässt. Zeit ist bei diesen Hunden-aber auch bei jedem traumatisierten Menschen-die Zauberformel.
    Lassen sie ihren Mann sein eigenes Tempo bestimmen und so sehr sie sich nach Zärtlichkeit sehnen-seien sie versichert-er tut das auch, aber er kann sie im Augenblick noch weder zulassen noch geben. Sprechen sie mit ihm, sagen sie ihm nette Sachen, aber versuchen sie nicht, ihn von sich aus anzufassen-es wird die Zeit kommen, da er das wieder genießen wird, aber das dauert noch. Wenn sie sich an diese einfachen Vorgaben halten und auch nicht zu viel erwarten, lassen Herr Gerkhan und ich sie jetzt dann mit ihrem Mann alleine und nehmen auch die Kinder mit raus. Liebe, Nähe und Intimität funktionieren auch aus der Entfernung, aber wie gesagt-er gibt das Tempo vor. Seien sie einfach offen und denken sie immer daran-sie beide haben dasselbe Ziel-sie wollen ihr altes Leben zurück haben, in dem sich ihr Mann sehr wohl gefühlt hat, wie er mir anvertraut hat!“ bläute der Psychologe ihr ein und dermaßen vorbereitet gingen sie nun zusammen zum Krankenzimmer.

    Sarah fühlte sich irgendwie an ihre erste Begegnung erinnert-hier in diesem Krankenhaus war sie dazu abgestellt worden bei Ben, der damals Intensivpatient war, eine medizinische Behandlung vorzunehmen. Sie hatte seine Leiste zehn Minuten abgedrückt und war von der ersten Sekunde weg von ihm fasziniert gewesen, obwohl das ja wohl nicht die übliche Art war, sich kennen zu lernen und näher zu kommen. Nun mussten sie sich und ihre Beziehung neu definieren, aber sie war dazu bereit, mehr als bereit! Als sie an der Tür klopfte und die auf Aufforderung öffnete, überkam sie eine Scheu, wie die einer Jungfrau, die bei einer arrangierten Ehe zum ersten Mal ihren zukünftigen Partner zu sehen bekommt und Ben saß nun ebenfalls unsicher und doch erwartungsvoll in seinem Bett und lächelte sie an. Semir, der sich gerade mit Tim beschäftigt hatte, der genüsslich Schokolade aß, erhob sich wie selbstverständlich, ging zu Ben´s Bett und nahm das Baby wieder auf den Arm. „Komm-Tim-wir gehen mal nach draußen, da ist ein Automat an dem man Kopfhörer kaufen kann, den schauen wir uns jetzt einmal an!“ lockte er den kleinen Jungen, der sofort vertrauensvoll die Hand ausstreckte und mit Semir, den er von klein auf kannte, mitging.

    Der Psychologe war hinter Sarah ins Zimmer getreten, die immer noch in der Tür stand-unsicher was sie jetzt tun sollte. „So Frau Jäger-ich hole ihnen jetzt einen Stuhl und dann lasse ich sie beide ein wenig alleine, wenn es ihnen Recht ist, Herr Jäger?“ fragte er Ben und der nickte, nachdem Sarah auf dem Stuhl etwa einen Meter vom Bett entfernt Platz genommen hatte. Die Entfernung war genau die, die Ben gerade zulassen konnte, wie der Psychologe heraus gefunden hatte, als er Ben beobachtete, der unbewusste Signale aussandte. Mit einem freundlichen Nicken ging er hinaus und schloss die Tür hinter sich. Zuvor sagte er noch: „Ich komme so in etwa zehn Minuten wieder und dann werden wir unsere heutige Therapieeinheit machen!“ und Ben nickte zerstreut, denn gerade hatte er nur Augen für Sarah.

    @ Campino: Da muss ich dich jetzt leider korrigieren-zumindest wenn man der Definition einer FF, wie sie auf diversen Internetportalen beschrieben wird, her nimmt. Es genügt schon, wenn nur die Örtlichkeiten oder einige Namen überein stimmen, damit es eine FF ist-dieses Thema hatten wir hier nämlich schon öfters mal. Das Ganze ist deswegen auch so wichtig, weil da eben leicht Urheberrechtsverletzungen passieren können-wenn wir eine klassische FF von diesem Portal nehmen, die ohne komplette Änderung der Namen und Lokalitäten als Buch binden und ohne Genehmigung veröffentlichen, machen wir uns strafbar, obwohl die Geschichte in unserem Kopf entstanden ist, aber das ist nun mal leider so.
    Also soll eben jeder schreiben, was ihm gefällt und wenn die Person Paul Renner dann auch auf dem Bildschirm zu sehen ist, können wir vergleichen ob Elli richtig lag, oder komplett daneben.
    Eigentlich freue ich mich, wenn hier wieder ein wenig Leben bei den Ff´s einkehrt und jeder soll lesen und feeden was ihm gefällt.
    Und vielleicht hat Elli ja Insiderinformationen, an die wir als einfache Fanclubmitglieder nicht ran kommen? Also ich lasse mich überraschen, wobei ich momentan wegen meiner ambulanten Reha (aua Muskelkater) keine neue Geschichte zu lesen beginne-deine, die von harukaflower und das Verfassen meiner eigenen Kapitel reicht mir!

    Nach seinem abendlichen Telefonat mit Sarah unterhielt sich Ben noch eine Weile mit Semir, der nicht zur zuhause, sondern auch in der PASt gewesen war. „Alle lassen dir weiterhin gute Besserung ausrichten und fragen, wann du denn entlassen wirst. Möchtest du übrigens wissen, wie Hartmut das hingekriegt hat, dass bei dem letzten Besuch keiner dir zu nahe gekommen ist?“ fragte er und Ben nickte. „Er hat einfach erklärt, dass er in seinem Labor einen blöden Durchfallkeim untersucht habe und da ein bisschen unvorsichtig war. Er konnte angeblich nicht ausschließen, dass er da Sporen an den Händen gehabt und so die PASt verseucht hat-so über die Türklinken oder so. Alle haben wie wild ihre Hände gewaschen und desinfiziert, aber leider sind diese Clostridien sehr hartnäckig und so haben alle miteinander kollektiv beschlossen, dass sie dich zwar besuchen, dir aber auf keinen Fall zu nahe kommen, damit sie dich –immungeschwächt wie du gerade noch bist-nicht anstecken. Ich glaube niemand war froher als die Chefin, als noch zwei Tage später kein einziger Mitarbeiter sich krank gemeldet hat-die hat schon die halbe Belegschaft flach liegen sehen und Hartmut hat natürlich von ihr ne Riesenstandpauke bekommen, die er aber mannhaft ertragen hat.“ grinste Semir und nun musste auch Ben lachen. „Hartmut ist schon ein toller Freund-und immer einfallsreich!“ sagte er und da konnte ihm Semir nur zustimmen.

    Als das Abendessen kam, sah Ben heute lange unter die Deckel der Abendplatte mit Brot und Wurst. Er rang einen Augenblick mit sich, ob er doch etwas probieren sollte, aber dann überkam ihn doch wieder der Ekel. Semir hatte ganz hoffnungsvoll herüber gelugt, der hatte gerade mit Appetit seine Käseplatte verdrückt-würde Ben vielleicht jetzt doch endlich mal was essen? Allerdings legte der dann den Deckel wieder auf den Teller-Mann er war einfach noch nicht so weit. Nach der Abendtoilette löschten sie gegen zehn das Licht und im Schutze der Dunkelheit erzählte Ben nun seinem Freund, was er heute schon dem Psychologen berichtet hatte. Semir war einen Augenblick ganz starr vor Entsetzen-diese Brutalität und Perversion, die Ben hatte erleiden müssen, hatten sie anhand der vorhandenen Spuren nicht rekonstruieren können und das erklärte natürlich dessen Abneigung vor jeglichem Essen! „Ben danke dass du es mir erzählt hast-ich habe vollstes Verständnis für dich und einerseits großes Mitleid mit dir, aber auch eine Megawut auf Estelle. Ich schwöre dir, wenn sie nicht schon tot wäre, würde ich sie eigenhändig umbringen!“ sagte er erbost und Ben antwortete leise: „Danke!“

    Am Abend hatte Ben mitgeteilt bekommen, dass er am nächsten Morgen eine Kontroll-ÖGD bekommen würde, bei der der Gastroenterologe den Zustand des Magens beurteilen würde-eigentlich wäre die ja schon viel früher geplant gewesen, aber weil er sich doch stark verbessert hatte und die Blutwerte auch beinahe im Normbereich waren, hatte man so lange gewartet. Man stoppte um Mitternacht die Ernährungspumpe und der Nachtpfleger spülte die Sonde noch mit klarem Wasser durch. Ben hatte eigentlich wenig Angst vor der Untersuchung, denn das letzte Mal hatte er sie auch verschlafen und so war es auch diesmal. Allerdings erwachte Ben nach einer Weile benommen aus den Fängen der Sedierung und stellte dann fest, dass sein Hals ein wenig wund war und dass er keine Ernährungssonde mehr hatte. Der Internist, dem die näheren Zusammenhänge nicht klar waren, hatte beschlossen, dass er seinen Patienten so zwingen würde, etwas zu essen und wenn nicht, konnte man ja auch wieder eine neue Sonde legen. Die Magengeschwüre waren abgeheilt und man würde das Pantozol auf eine einmalige Dosis am Tag reduzieren, außerdem wollte man den Patienten ja irgendwann entlassen und der konnte schließlich selber schlucken und essen!
    So schlimm das Legen der Sonde für Ben gewesen war, aber jetzt fühlte er sich ohne sie auch schlecht-er musste sich die nächsten Tage entscheiden-würde er wieder eine Art Vergewaltigung beim Legen einer neuen Sonde über sich ergehen lassen, oder konnte er es aushalten, Nahrung auf normalem Wege zu sich zu nehmen? Als er zurück im Zimmer war, schlief er benommen noch seinen Dormicumrausch aus, aber auch Semir hatte voller Bangen gesehen, was fehlte. Als Ben ganz wach war, stellte man ihm auch ein ganz normales Mittagessen hin, aber erneut brachte er nichts runter.

    Inzwischen war aber seine Sehnsucht nach Sarah und den Kindern derart groß geworden, dass er kurzerhand den Psychologen in der Praxis anrief, der gerade zwischen zwei Therapiegesprächen war. „Herr Schneider-ich glaube ich halte es jetzt ohne meine Frau und meine Kinder nicht mehr aus, allerdings weiss ich nicht, ob sie mir schon zu nahe kommen darf-das muss ich sehen, wenn Sarah da ist-könnten sie sie vielleicht anrufen und ihr das irgendwie erklären?“ fragte er und so klingelte nur Minuten später Sarah´s Handy, die gerade die Kinder zum Mittagsschlaf hingelegt hatte. „Frau Jäger-es ist so weit!“ offerierte ihr der Psychologe. „Ihr Mann hat große Sehnsucht nach ihnen und den Kindern und möchte sie bitten, ihn besuchen zu kommen. Ich werde ebenfalls da sein und würde gerne zuvor kurz mit ihnen sprechen. Vielleicht könnten derweil die Kinder zu ihrem Mann und Herr Gerkhan passt mit auf, während wir beide uns in der Besuchsecke unterhalten!“ schlug er vor und Sarah stimmte sofort zu, zum angegebenen Zeitpunkt in der Klinik zu sein.

    Als Tim vom Mittagsschlaf erwachte und sie ihm sagte, dass sie später den Papa besuchen würden, hörte man den ganzen Nachmittag nur-„Papa, Papa!“ von ihm, bis Sarah die Mäuse einpackte und ins Krankenhaus fuhr. Auch Semir war vom Psychologen eingeweiht und erwartete sie mit den Kindern bereits vor der Tür zum Krankenzimmer. Philip Schneider stieß dazu, der seinen Hausbesuch immer als letzten Termin legte und danach Feierabend machte, so fiel der Zeitdruck weg. Semir nahm die kleine Mia-Sophie auf den Arm, die ihn mit ihren großen blauen Augen anstrahlte und gab Tim die Hand. „Kommt ihr beiden-wir gehen derweil schon voraus zum Papa!“ sagte er und öffnete die Türe, hinter der Ben erwartungsvoll im Bett saß. Je näher der vereinbarte Zeitpunkt gekommen war, desto höher war bei ihm die Mischung aus Vorfreude und auch wieder Furcht, was er empfinden würde, gestiegen. Als sich Tim jetzt allerdings von Semir´s Hand los riss, auf ihn zu rannte und nur: „Papa!“ rief, war auf einmal seine Welt wieder in Ordnung. Tim kletterte zu ihm ins Bett, warf seine Ärmchen um ihn, drückte ihn und begann in wildem Kauderwelsch etwas zu erzählen, wie das Kinder in diesem Alter eben machen. Ben konnte nicht anders-mit Tränen des Glücks in den Augen schloss er seinen Sohn ebenfalls in die Arme, soweit das mit der verletzten Schulter schon ging und er genoss die körperliche Nähe seines Sohnes, der sich ein wenig an ihn drückte. Dann begutachtete er den Verband, der immer noch Tim´s Arm zierte, der inzwischen aber von Sarah mit bunten Binden umwickelt worden war, denn er sah schon furchtbar ramponiert aus, aber wenigstens schien sein kleiner Kamikaze keine Schmerzen darin zu haben. Tim hatte ein Spielzeugauto mitgebracht und begann das jetzt herum zu schieben, denn ihm genügte es schon wieder mit Kuscheln und nun wandte sich Ben seiner kleinen Tochter zu, die aufmerksam auf Semir´s Arm die Begrüßungszeremonie betrachtet hatte. Semir legte sie zu ihm ins Bett und als Ben sich über sie beugte, sie küsste und kitzelte, lachte und strampelte sie und packte mit ihren kleinen Händen seine Haare, die inzwischen schon ganz schön lang geworden waren. Ben´s Herz ging auf vor Glück und während Semir Tim ein wenig Schokolade aus seinen Beständen gab, öffnete sich dann nach kurzem Klopfen die Tür und darin stand mit einem liebevollen Lächeln im Gesicht Sarah, die ihm in aller Natürlichkeit schön wie eine Göttin erschien und die er nun scheu anlächelte.

    Ben lässt sich nach der ersten Durchsuchung der Wohnung zu Eva fahren. Von der erfährt er, dass es immer noch Kontakte nach Deutschland-oder zumindest zu einem Deutschen gibt. Das lässt ihm keine Ruhe und darum stöbert er selber nochmals in der Wohnung in Mikaels Vergangenheit-das finde ich nicht gut! Allerdings erfährt er jetzt, dass Konrad verhindert hat, dass Mikael zu ihm Kontakt aufnimmt-oh da wäre ich aber richtig sauer auf meinen Vater!
    Allerdings kann ihm auch Veikko nicht weiter helfen-vermutlich muss er da selber auf den Trichter kommen, wer dieser G ist-vielleicht kann ihm sein Erzeuger ja was über den erzählen?

    Kommt drauf an, wie fit der Patient im Kopf ist! ;) Nicht umsonst setzt sich zum Beispiel bei der Psychoanalyse der Therapeut so, dass ihn der liegende Patient nicht einfach so sehen kann, sondern den Blick bewusst auf ihn richten, oder sich umdrehen muss! Der Psychologe, Psychoanalytiker oder Psychiater will dadurch signalisieren, dass er sozusagen nur ein Medium ist und als Person nicht wichtig-wie in der katholischen Kirche sich der Pfarrer bei der Beichte als Ohr Gottes definiert und nicht als Mensch.

    So das hat er jetzt davon!
    Kevin ist außen vor und der Betrieb auf der Dienststelle geht weiter wie in guten alten Zeiten-ach ja-ich werde auch gerade nostalgisch!
    Jenny hat jetzt leider nicht die Möglichkeit zum Arzt zu gehen, um Gewissheit zu erlangen, wenn sie sich nicht krank melden oder outen will-ich fürchte-Kevin wird Andrea´s und Jenny´s Verdacht nicht mehr vor seinem Abflug erfahren!
    Lediglich Semir profitiert von der Sache, ist wieder in seinem Element und zieht auch gleich objektive Rückschlüsse. Oh je Ben! Das ist blöd, sich zu einer Frau hingezogen zu fühlen, die eine etwas undurchschaubare Rolle in einem Mordfall spielt-oder auch nicht!
    Ich hoffe ja eigentlich, dass sich Ben´s Verdacht nicht bestätigt, aber das Misstrauen ist gesät-ach Mann, der hat auch kein Glück mit Frauen!

    Oh doch, Sabrina, die gibt es mehr als genug-auch ich bin einer von diesen Spezialisten, allerdings mehr, wenn da bei Mitpatienten was gemacht wird und man sein Desinteresse demonstrieren will. Denn ich finde eigentlich nichts schlimmer, als wenn man im Krankenhaus seine Privatsphäre nicht wahren kann-und es gibt leider häufig neugierige Mitpatienten!
    Wir auf Intensiv ziehen da einfach den Vorhang vor, aber sowas ist auf Normalstation ja nicht vorhanden.
    Aber viele-gerade schwer kranke Patienten-haben ja nicht mehr als das bisschen Bett und die Decke als Privatfläche-eigentlich traurig, aber da geht so mancher auf Tauchstation, auch wenn er keine zehn mehr ist!
    Ach ja und in vielen Krankenhäusern stehen die Betten eben frei, damit man zu pflegerischen Tätigkeiten gut von beiden Seiten ran kommt-aber so fehlt halt die Schutzzone Wand, die es sonst manchmal noch gab!

    Es vergingen nochmals zwei Tage. Semir fuhr zwischendrin für ein paar Stunden nach Hause, Hartmut kam alleine zu Ben zu Besuch und der sah ihn lange an: „Hartmut, ich möchte dir danken!“ sagte er und der rothaarige Techniker fragte unschuldig: „Für was denn?“ „Na erstens natürlich nochmals, dass du mir das Leben gerettet hast-aber darüber haben wir ja schon gesprochen und zweitens für deine Verschwiegenheit! Semir hat mir erzählt, dass du anhand der Beweise rekonstruieren konntest, was Estelle mit mir gemacht hat, aber du bist zu ihm gekommen, anstatt das an die große Glocke zu hängen. Ich glaube ich würde vor Scham im Boden versinken, wenn die ganze PASt darüber Bescheid wüsste, was mir widerfahren ist, aber damit, dass ihr beide das wisst, kann ich inzwischen ganz gut leben!“ sagte er und Hartmut fragte mit weicher Stimme: „Wie fühlst du dich denn? Außerdem ist es ja eigentlich ein Blödsinn, wenn du dich da so schämst, denn du warst schließlich das Opfer und nicht der Täter. Immer wieder haben wir doch in unserem Job mit vergewaltigten Frauen zu tun, du hast doch deswegen nicht weniger Achtung vor denen, nur weil sie einem Sexualstraftäter zum Opfer gefallen sind-Mitleid ja und vielleicht Wut und Verachtung für den Täter, aber man weiss doch, dass man manchmal keine Chance hat, sich zu wehren. Außerdem warst du gefesselt und geknebelt-was hättest du denn tun sollen?
    Natürlich wird niemand von meinen Erkenntnissen erfahren, der Bericht ist mit einem Sperrvermerk im PC-da müsste schon ein PC-Profi sich ans Werk machen, um da ran zu kommen und die einzige, die da vielleicht daran denken könnte, dass da noch was war, wäre Frau Krüger, aber die hat anderes zu tun, als sich als Hacker zu betätigen, glaub mir das-und sie hat auch nie danach gefragt, ob ich weitere Spuren ausgewertet habe. Alles was das Geschehen im Schlafzimmer, in dem du aufgefunden wurdest, betrifft, habe ich dokumentiert, die Beweiskette deckt sich lückenlos mit Semir´s Aussage und außerdem hat der Wrestler ein Geständnis abgelegt, dass er Estelle erwürgt hat, aber auch dass es zwischen dir und ihm und seinem toten Freund noch nicht zu sexuellen Handlungen gekommen ist!“ berichtete er Ben und der hatte sich zuerst angespannt aufgerichtet und dann mit einem Seufzer zurück gelegt.

    „Gott sei Dank!“ sagte er voller Erleichterung. „Ich hatte schon Sorge, dass mir bei meiner nächsten Vernehmung eines Strafgefangenen in Ossendorf auch noch die Männer nachpfeifen, falls der Wrestler da Blödsinn erzählt hätte!“ aber Hartmut schüttelte den Kopf. „Der hat selber so viel Dreck am Stecken, weil er an vielen via Fotodokumentation fest gehaltenen Morden Winkler´s beteiligt war. Dieser Perversling hat den armen Teufeln immer die Zunge heraus geschnitten und der Wrestler und sein Freund haben die Gefangenen dafür fest gehalten und danach in den Rhein geschmissen. Meine Hauptarbeit ist gerade, die ganzen Zeugen, die da teilweise auf den Fotos sind mit meinem selbst geschriebenen Programm zu identifizieren, damit die Kollegen der Mordkommission sie befragen und zu Aussagen bewegen können-die ersten haben wir auch schon, denn du weisst ja-eine Fotodokumentation zählt nicht vor Gericht. Die Krüger hat ein großes Lob vom Innenminister bekommen, dass unsere Abteilung eine der widerlichsten Mordserien Kölns der letzten Jahre, dazu noch die Aufklärung des Bombenattentats, das die Bevölkerung ebenfalls sehr aufgewühlt hat, geschafft hat und die Mordkommission steht gerade ein wenig blöd da. Auch du warst sozusagen indirekt daran beteiligt-vielleicht sollten wir dich deshalb für eine Belobigung vorschlagen?“ neckte er Ben und der knuffte seinen Freund und Kollegen in die Seite: „Untersteh dich-ich rede sonst nie mehr ein Wort mit dir!“ sagte er, aber er konnte jetzt zumindest schon wieder schmunzeln.
    Irgendwie klang das aus Hartmut´s Mund so einfach und unbeschwert, vielleicht sollte er langsam auch ein wenig runter kommen, wie Semir und der Psychologe ihn wieder und wieder beschworen. Aber immer konnte er noch nichts essen und die ganze Belegschaft des Krankenhauses hielt sich an die Vorgabe, dass er nicht von Frauen angefasst würde. Inzwischen konnte er es aushalten, wenn ihm eine Schwester auf einen Meter nahe kam-aber näher ging nicht, dann stellten sich immer noch seine feinen Härchen auf und sein Unterbewusstsein schlug Alarm, ließ ihm den Schweiß ausbrechen und eine Panikattacke rollte an.

    Mit Sarah telefonierte er zweimal täglich-er hatte sich im Krankenhaus einen Festnetzanschluss geben lassen und immer mehr stieg die Sehnsucht nach ihr, aber er hatte einfach dennoch Angst vor ihrer ersten persönlichen Begegnung. Er hatte deshalb bisher sogar auf ein Wiedersehen mit seinen Kindern verzichtet, obwohl er gerade Tim beinahe körperlich vermisste. Der hatte jetzt schon etwas ins Telefon gesagt, aber ob er das so genau verstand, dass da am anderen Ende der Papa war, konnte man nicht nachvollziehen, eigentlich war er dafür fast noch zu klein.

    Als, nachdem Hartmut sich verabschiedet hatte, heute der Psychologe kam, erzählte er ihm brühwarm vom Besuch des Kollegen und dessen Worten. „Na sehen sie Herr Jäger-auch Unbeteiligte können sie als Opfer sehen und wenn sie es schaffen, den Knoten in ihrem Kopf zu lösen, würde einem baldigen Besuch ihrer Frau doch nichts mehr im Wege stehen?“ lockte er, um dann unvermittelt das Thema zu wechseln-nicht umsonst hatte er Ben versprochen, dass der das Tempo bestimmte und sagen würde, wann er bereit war. Ben hatte ihm viel, aber eben nicht alles erzählt, was ihm als Entführungsopfer geschehen war und irgendwie traten sie gerade auf der Stelle. Ben´s körperliche Erholung schritt zügig voran, der Arm war aus dem straffen Gilchristverband und er hatte nur noch eine Armschlinge, auf den operierten Fuß durfte er inzwischen auftreten und der Physiotherapeut übte mit ihm schon das schrittweise freie Laufen.

    „Mich würde jetzt einfach interessieren, warum sie immer noch nichts essen können?“ fragte er, denn darüber hatte Ben noch kein Wort verloren. Er wurde inzwischen komplett über die Magensonde ernährt, auch die Medikamente gab man ihm in Tablettenform, ließ sie zuvor in Wasser zerfallen und spritzte sie in die Sonde. Man hatte den Zugang, der gerötet gewesen war, entfernt, aber Ben nahm oral nur Wasser zu sich-sonst nichts. Trotzdem begann er wieder ein wenig zuzunehmen, denn man gab ihm hochkalorische Sondenkost zum Aufpäppeln, aber es würde auch normaler leichter Kost nichts im Wege stehen-die Zeit der Schleimsuppen war vorbei.
    Ben schwieg einen Moment. Dann schloss er die Augen und begann stockend zu erklären. „Immer wenn ich versucht habe, etwas zu essen, hat das nach Estelle geschmeckt und ich musste kotzen-vielleicht hat irgendjemand in der Küche dasselbe Parfüm wie sie-ich weiss es nicht!“ sagte er. Der Psychologe hatte aufmerksam zugehört. „Gut natürlich ist es möglich, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass bei den hygienischen Vorgaben in einer Großküche auch nur Spuren eines Duftes vom Personal ins Essen gelangen könnten, außerdem wird ja wohl kaum eine weibliche Person alleine die ganzen Gerichte kochen, die zur Auswahl stehen, das sind ja auch häufig Convenienceprodukte, die nur im Konvektorofen erwärmt werden.. Meinen sie nicht, dass diese Wahrnehmung sich vielleicht in ihrem Gehirn abspielt?“ fragte er und zermarterte sich den Kopf, wie diese Störung hieß-er hatte im Studium davon gehört, aber noch nie einen Patienten gehabt, der davon betroffen war.
    Ben sah ihn an und gegen seinen Willen füllten seine Augen sich mit Tränen. „Das habe ich mir auch schon überlegt-werde ich jetzt langsam verrückt, weil ich mir Dinge einbilde, die gar nicht zutreffen?“ fragte er, aber der Psychologe schüttelte den Kopf. „Nein Herr Jäger-sie haben ein Trauma, das ihr Gehirn noch nicht verarbeitet hat-vielleicht weil einfach die Zeit dafür noch nicht gekommen ist, aber das hat überhaupt nichts mit verrückt werden zu tun!“ beruhigte er ihn und nun sprach Ben stockend weiter und es fiel ihm unendlich schwer sich zu öffnen, nicht einmal Semir hatte er bisher davon erzählen können: „Es ist ja nicht nur das Parfum, sondern der ganze eklige Körpergeruch von Estelle-sie hat sich damals, als ich so gefesselt und ausgeliefert war, auf mein Gesicht gesetzt und ich musste ihr zu Willen sein, sonst hätte sie mich erstickt!“ flüsterte er nun leise und drehte sich dann vor Scham zur Wand und zog sich die Decke über den Kopf.
    Zunächst herrschte Stille im Raum und dann berührte ihn eine warme und freundliche Hand durch die Decke hindurch. „Danke Herr Jäger, dass sie sich mir geöffnet haben!“ sagte der Psychologe ergriffen. „Sie werden sehen-wenn man schon mal das Problem erkannt und benannt hat, gibt es auch eine Lösung und ich werde ihnen nach Kräften dabei helfen, wieder gesund zu werden, aber seien sie sich eines gewiss-sie trifft keine Schuld und egal, wer auch immer davon erfährt, oder wen sie da einweihen wollen-sie sind das Opfer und dürfen einfach der Täterin nicht die Macht über sich erlangen und sich zerstören lassen-sogar aus dem Jenseits- denn genau das wollte sie, aber zusammen werden wir diesen Geist besiegen und ihnen wieder zu einem normalen Leben verhelfen!“ sagte er, blieb dann noch eine Weile neben dem Bett sitzen und als Ben nach einer Weile wieder unter der Decke hervor kam und das Gefühl hatte, er hätte gerade die Zugspitze erklommen, so fertig war er, erntete er ein freundliches und Mut machendes Lächeln. „Das war richtig stark heute-weiter so, dann werden wir gemeinsam den Dämon in die Flucht schlagen!“ versprach Philipp Schneider und erhob sich zum Gehen und unendlich müde nickte Ben-er wollte es nur zu gerne glauben!