So-endlich Wochenende und ich komme dazu, dir endlich auch mal ein Feed da zu lassen, harukaflower!
Die Geschichte, die ja direkt an die vorige anknüpft, hat mich schon wieder in ihren Bann gezogen-wie immer super geschrieben, die Orthografie etc. sind in Ordnung und alles liest sich flüssig und ist logisch aufgebaut.
Mikael macht in meinen Augen einen Alleingang-oder vielleicht hat er auch Unterstützung entweder aus Finnland oder von der deutschen Drogenfahndung. Ich bin mir eigentlich sicher, dass er nicht in den Schoss der Drogenfamilie zurück gekehrt ist, sondern dass er verdeckt ermittelt und zwei Dinge versucht heraus zu finden-erstens, ob sein Vater ihn wirklich nicht umbringen wollte-was ja wie wir wissen tatsächlich so war-und dann auch, wie sein Großvater an Tonteri´s Ermordung und seiner Lebensrettung im Knast beteiligt war. Zudem wäre ein Einblick in die laufenden Drogengeschäfte und nicht zuletzt auch ein Erfolg in der Mordermittlung wünschenswert. Ich glaube allerdings nicht, dass Georg selber sich die Hände schmutzig gemacht hat-der hat doch seine Lakaien!
Beiträge von susan
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So liebe Leser-endlich, endlich ist sie fertig die Geschichte. Ich möchte mich für die Unterbrechungen und auch die schleppende Fertigstellung in den letzten Wochen entschuldigen, aber so ne ambulante Reha neben Haushalt und Tieren kostet Zeit und Kraft und deshalb wird auch die neue Geschichte erst am nächsten Wochenende starten, das ist dann meine Reha vorbei und der Alltag kehrt wieder ein.
Auch wenn die Geschichte sehr lang geworden ist-etwas, was eigentlich primär gar nicht so geplant war, hoffe ich, sie hat dem einen oder anderen gefallen-mir jedenfalls hat das Schreiben, gerade auch wegen einiger doch heiklen Themen, viel Spaß gemacht.
Ich möchte mich auch gleich noch für euer großes Interesse und die vielen lieben Feeds bedanken, ihr seid einfach toll!
Bis demnächst!
Eure susan -
Die Therapie schritt zügig voran. Einmal hatte Ben noch eine Nierenkolik, aber nachdem er jetzt schon keine Panikattacke mehr bekam, wenn ihm eine Frau zu nahe kam, überstand er auch die mit Semir´s Unterstützung, Herumlaufen einer Infusion und Schmerzmitteln. Vor seiner Entlassung konnte man bei einer Cystoskopie noch die Ureterschiene entfernen, etwas, worauf Ben liebend gerne verzichtet hätte, aber auch das kriegte er irgendwie herum. Die Kollegen statteten ihm noch mehrere Besuche ab und er konnte sich nun auch mit allen unbefangen unterhalten, schüttelte Hände-egal ob Frau oder Mann und mehr und mehr verblasste tatsächlich Estelle´s Einfluss auf ihn. Er aß wieder mit Appetit und konnte auch das Krankenhausessen vertragen, obwohl natürlich Sarah´s Küche oder Fast Food ihm tausendmal lieber gewesen wären. Sarah brachte auch des Öfteren leckere Sachen mit, die sie zuhause vorbereitet hatte und endlich kam der große Tag der Entlassung. Semir hatte noch eine Woche Überstundenfrei drangehängt, damit er seinem Freund in der Klinik zur Seite stehen konnte, aber ab Montag würde er wieder arbeiten gehen-etwas, was bei Ben wohl noch eine Weile dauern würde, denn die versorgten Frakturen und die Schulter mussten noch heilen.
„Sarah-mach dir keinen Stress und bleib mit den Kindern daheim-ich liefere ihn dir sozusagen frei Haus!“ hatte Semir angekündigt und tatsächlich fuhr gegen zehn der BMW flott in den Hof, dass der Kies nur so spritzte. Tim hatte gerade im Schneeanzug mit Lucky gespielt und stürzte mit einem begeisterten: „Papa!“ auf ihn zu, als Ben, noch ein wenig mühsam, heraus kletterte. Lucky sprang aufgeregt wedelnd und Laute höchsten Entzückens von sich gebend um ihn herum und schmiegte sich an Herrchen-jetzt war seine Welt wieder in Ordnung-sein Rudel war vereint! Sarah, die die kleine Mia-Sophie-ebenfalls warm eingepackt- im Tragetuch hatte, eilte herbei und strahlte ihn mit geröteten Wangen, blitzenden blauen Augen und einer vorwitzigen blonden Strähne, die unter der warmen Mütze hervor lugte, an, ohne ihn aber zu umarmen und Ben durchfuhr ein warmes Gefühl-es war wundervoll so eine tolle Familie zu haben. Semir hatte kurz Tim auf den Arm genommen, denn das ging bei Ben jetzt doch noch nicht-die Schulter würde noch eine ganze Weile Zeit brauchen, um zu heilen, aber dann setzte er ihn wieder ab und er durfte eine leichte Kleinigkeit ins Haus tragen, während Semir nach der prall gefüllten Reisetasche griff. Was man nur immer für eine Menge Gepäck zustande brachte, wenn man eine Weile in der Klinik war!
Als Ben ins Haus trat, blieb er kurz in der Diele stehen. „Ich hätte es fast nicht geglaubt, dass ich hier nochmal auf eigenen Füßen herein laufen würde!“ bemerkte er seufzend-ja im letzten Monat war so viel passiert und so viele Anschläge auf sein Leben verübt worden, dass es fast einem Wunder glich, dass er die alle überlebt hatte!Sarah hatte zusätzlich zur modernen Heizung den Kachelofen angeschürt und eine wohlige Wärme durchzog die gemütliche Wohnküche, wo Ben sich aufseufzend und noch ein wenig schwerfällig auf seinen Stuhl fallen ließ. Sarah zog ihm eine Tasse Kaffee, genau so, wie er ihn mochte, aus der Maschine und natürlich auch gleich noch eine für Semir, stellte einen frisch gebackenen Rührkuchen auf den Tisch und Ben aß und trank bedächtig, aber völlig zufrieden. „Bin ich froh, dass das jetzt vorbei ist-am Wochenende ist Pause, aber ab Montag soll ich dreimal wöchentlich in die Praxis von Philipp Schneider kommen, ich habe auch ein Rezept für Physiotherapie dabei, aber erst einmal ist jetzt Ankommen angesagt!“ berichtete er und bewunderte dann das Bild mit dem Kopffüssler, das Tim gemalt hatte und ihm jetzt zeigte. Dann legte Ben sich ein wenig auf das original alte und super bequeme Kanapé in der Ecke, das Sarah bei einem Trödler gefunden hatte, beförderte seine Tochter neben sich auf die Wandseite, damit die nicht herunterfallen konnte und binnen weniger Minuten waren die beiden eingeschlafen. Semir trug Sarah noch Ben´s Tasche nach oben und verabschiedete sich. „Ich melde mich morgen mal-wenns Probleme gibt, oder du meine Hilfe brauchst, musst du nur anrufen!“ versicherte er Sarah und die nickte. „Ich glaube aber, wir kriegen das schon gebacken und zuhause erholt er sich doch viel besser als in der Klinik!“ sagte sie und mit einer kurzen Umarmung verabschiedeten sie sich. So war es auch und mit jedem Tag ging es dem jungen Polizisten besser. Sein Physiotherapeut leistete gute Arbeit und bald konnte er auch wieder Auto fahren und längere Strecken laufen.
Nach einigen Tagen besuchten sie die Syrer in ihrer alten Wohnung und als Ben dem Patriarchen gegenüber stand, der auch noch ein wenig von seiner schweren Verletzung gezeichnet war, packte ihn die Rührung. So schlimm die Geschehnisse in der Höhle auch gewesen waren-ohne dessen medizinische Hilfe hätte er nicht überlebt und so standen die beiden Männer schweigend, aber tief ergriffen voreinander, hielten ihre Hand länger als nötig und Ben sagte aus tiefstem Herzen: „Danke!“ Der weise Syrer neigte den Kopf, machte dann eine Bewegung, die die Wohnung und seine Familie einschloss: „Ich habe zu danken!“ sagte er, denn er lernte mit dem gleichen Feuereifer wie seine ganze Familie Deutsch und durch nachhaltigen Druck der Chefin bei den richtigen Stellen war der Asylantrag bereits bewilligt und die ersten Familienmitglieder hatten schon Arbeit gefunden-und zwar in Konrad Jäger´s Firma, das hatte Ben so eingefädelt.
Ben kramte ein wenig mühsam etwas hervor, das die Augen des Syrers vor Freude fast übergehen ließ-es war sein Chirurgenbesteck, das die Männer der Bergwacht aus der ausgebrannten Höhle geborgen und dann Sarah zugeschickt hatten, als sie erfahren hatten, wo die Syrer in Köln untergebracht waren. Sarah hatte die rußigen Instrumente geputzt, dass sie nur so blinkten und blitzten und jetzt stiegen Tränen der Rührung in die Augen des Heilers. Er hoffte ja, dass er diese Sachen nie mehr im Ernstfall einsetzen musste, aber die waren auch ein Symbol-eine Erinnerung an die alte Heimat, aber jetzt auch für den Neuanfang, denn dank der Familie Jäger hatte sie eine Zukunft und die sah gar nicht so schlecht aus!
Sarah hatte Ben zwar flüchtig berühren dürfen und sie lagen in der Nacht auch nebeneinander im Ehebett, aber immer noch suchten den dunkelhaarigen Mann manchmal schreckliche Alpträume heim, die ihn wimmern und in Schweiß gebadet aufwachen ließen. Wenn er dann wach war, wandte er Entspannungstechniken an, die der Psychologe ihm gezeigt hatte und konnte dann meistens doch wieder ein wenig einschlafen. Allerdings traten sie immer noch irgendwie auf der Stelle-noch nie hatte Ben etwas davon verlauten lassen, was ihm in der Wohnung bei Estelle passiert war und Sarah fragte auch nicht nach.
Eines Abends, die Kinder schliefen bereits und sie lagen wach nebeneinander im dunklen Schlafzimmer, begann Ben stockend zu berichten und sich alles von der Seele zu reden, was ihn bedrückte. Er schilderte Sarah, die vor Mitleid Tränen in den Augen hatte, sein Martyrium und zum Schluss weinten sie sich beide in den Schlaf, dass es so schlimm gewesen war, hätte Sarah sich nie träumen lassen, aber sie versicherte ihm ein ums andere Mal, dass sie jetzt verstehen konnte, warum es ihm so schlecht gegangen war und er immer noch Probleme hatte und außerdem bestätigte sie ihm, dass er natürlich nicht fremd gegangen war.Am nächsten Morgen erwachte Sarah und fühlte Ben ganz nah bei sich, er hielt sie mit beiden Armen umfangen und hatte sie eng an sich gezogen. Im ersten Moment erstarrte Sarah-oh Gott, wenn er jetzt wach wurde-würde es ihm unangenehm sein? Aber in diesem Augenblick erwachte Ben, sah sie liebevoll an und zog sie noch ein wenig näher, bevor er ihren Körper mit zarten Küssen zu bedecken begann. Zum ersten Mal seit Monaten schliefen sie wieder miteinander und jetzt wusste Sarah-es war vorbei-Estelle hatte die Macht über ihn verloren!
ENDE -
Das waren jetzt einige schöne Beziehungskapitel! Ben überdenkt seine Beziehung zu Carina und fragt sich, as er wohl für sie empfindet und Semir versteht das. Der freut sich seinerseits auf einen schönen Abend mit seiner Frau, aber dann kommt Jenny´s Anruf dazwischen. ich musste sehr schmunzeln, als du von Semir´s Verhör erzählt hast-ja Andrea ist aus nem anderen Holz geschnitzt, als die Verbrecher mit denen Semir sonst zu tun hat, da kriegt er nichts raus!
Jenny hat Andrea schon sehnsüchtig erwartet und erzählt ihr alles. Auf jeden Fall liebt sie Kevin noch und ich finde, die zwei können sich die Hände geben-jeder ist stur und macht Fehler, aber das darf man auch in einer Beziehung, nur üblicherweise endet das nicht gleich so dramatisch wie bei den beiden. Ich würde meinem Partner aber auch nicht per SMS mitteilen, dass er Vater wird-hmm-ich sehe jetzt doch Ben und Semir nach Kolumbien düsen!
Dort ist Kevin inzwischen angekommen und eigentlich weiss der selber nicht, ob das so richtig ist, was er tut, er zieht als Ausweg sogar einen Selbstmord in Betracht-also Kevin!!! Dann allerdings wird er von Juan abgeholt und am nächsten Morgen soll die Suche nach Annie beginnen-na ob das mal gut geht! -
Ab diesem Zeitpunkt ging es rasant aufwärts mit Ben. Der erzählte dem Psychologen als der zur nächsten Sitzung kam voller Stolz, dass er vorhin schon ohne Panikattacke seine Frau berührt hatte und auch ohne Alpträume durch geschlafen hatte. Philipp Schneider hatte zuerst vorgehabt, Ben wieder unter Hypnose essen zu lassen, aber nun disponierte er um. „Herr Jäger-haben sie eigentlich Hunger?“ fragte er und als Ben zögernd in sich hinein gehorcht hatte, nickte er. „Aber ich kann nichts essen-immer noch schmeckt alles nach Estelle´s Parfum und mir kommt es sofort wieder hoch!“ verteidigte er sich regelrecht. „Was würden sie dazu sagen, wenn ich ihnen jetzt erkläre, dass sie gestern unter Hypnose problemlos eine ganz normale Portion Suppe und Brei gegessen haben und das auch drin geblieben ist-nur so konnten wir ihnen die Magensonde ersparen!“ klärte ihn der Therapeut nun auf. Ben überlegte erst, ob er jetzt beginnen sollte zu würgen, aber dann schalt er sich selber einen Blödmann. Erstens war das ja schon lange verdaut und zweitens wusste er ja eigentlich, dass sich die ganze Problematik nur in seinem Kopf abspielte. „Ein wenig kann ich mich daran erinnern, dass ich hier am Bettrand gesessen und etwas gelöffelt habe, aber ich glaube, ich habe das dann ganz schnell verdrängt!“ erklärte er nun. „Allerdings habe ich mich am Abend schon gewundert, dass ich keine Magenschmerzen hatte, wie sonst immer, wenn ich nichts gegessen hatte.“ fügte er hinzu.
Mit einem leisen Lächeln entschuldigte sich nun der Psychologe und trat kurz auf den Flur, wo Semir wieder hin- und herlief und ungebetene Besucher abwehrte. Schnell hatte der Psychologe aus dem Stationszimmer einen Zettel organisiert auf den er mit Edding schrieb: „Bitte nicht stören!“ und den mit Tesafilm an der Tür befestigt. „So Herr Gerkhan-für sie habe ich jetzt einen Spezialauftrag, holen sie doch bitte für Herrn Jäger etwas, was er gerne isst. Sie wissen ja-so ne gute halbe Stunde sind wir zwei beschäftigt und danach hätte ich gerne für ihren Freund etwas, was er gerne mag-nicht unbedingt Krankenhausküche-und ob das dann Diätkost ist, ist ebenfalls egal-ich denke nicht, dass das eine Rolle spielt!“ beauftragte er den kleinen Mann und Semir machte sich sofort auf den Weg-rund ums Krankenhaus waren einige Imbissstände und kleine Geschäfte, da würde er schon etwas auftreiben.„So Herr Jäger dann probieren wir heute zwei Dinge: Erst versuchen wir in der Tiefenentspannung wieder Estelle zu vertreiben-das braucht auch ein bisschen Übung, bis sie das in ihren Alltag integriert haben und langsam wird dann ihr Bild in ihrem Gehirn verblassen, so wie eine Fotografie alt wird und vergilbt, bis sie diese Erlebnisse einmal ganz weit hinten in einer Schublade ablegen und die überzeugt schließen können. Aber der Vorteil ist-sie haben sich dann damit auseinander gesetzt und die schrecklichen Geschehnisse nicht verdrängt-das sind andere und vor allem gute Voraussetzungen für eine vollständige Heilung, als wenn man schlimmen Dingen einfach aus dem Weg geht, sie unbearbeitet in einem Winkel des Gedächtnisses vergräbt, denn irgendwann brechen die wieder hervor und zwar meistens dann, wenn man sowas absolut nicht brauchen kann. Ich habe gerade in der Sexualtherapie ja häufig mit Beziehungsproblemen, mangelnder Orgasmusfähigkeit, Angst vor intimen Berührungen und solchen Dingen zu tun und wenn man dann in die Tiefe geht, stellt sich oft heraus, dass die Betroffenen in der frühen Kindheit oder Jugend vergewaltigt wurden, das aber bisher mehr oder minder erfolgreich verdrängt hatten. Übrigens arbeite ich in solchen Fällen immer gerne mit Tiefenentspannung und sie sehen ja, es bringt etwas und vor allem auch in einem relativ kurzen Zeitrahmen, was ja ebenfalls wichtig ist. Übrigens habe ich mich sehr darüber gefreut, als sie mir erzählt haben, dass sie heute bereits ihre Frau berühren konnten-das zeigt mir, dass nicht nur ihr Körper, sondern auch ihre Seele ganz heftig damit beschäftigt sind zu heilen und sie da auch ganz toll mitmachen!“ machte er Ben Mut und wenig später legte sich der zurück und wurde diesmal mithilfe eines Pendels in einen Zustand der tiefsten Entspannung versetzt, der die Gegenwart ausblendete und nur noch die Dinge tief in ihm drinnen wichtig erscheinen ließ.
Nochmals begann er im Detail die Szenen mit Estelle zu durchleben, die dafür sorgten, dass es ihm den Appetit verhagelte und wieder gelang es ihm seine Peinigerin mental davon abzuhalten, so dass letztendlich er und sie beide angezogen in verschiedenen Räumen der Wohnung in seinem Kopf waren. Als der Psychologe ihn wieder in die Realität zurück holte, fühlte er sich irgendwie befreit und Dr. Philipp Schneider lächelte ihn an: „Sehen sie Herr Jäger-sie schaffen es jedes Mal mit mehr Routine diesen Geist in ihrem Kopf zu bezwingen-er-oder vielmehr sie-und auch kein anderer kann mehr von ihnen Besitz ergreifen, denn sie sind stark und haben die Kontrolle.“ bläute er ihm nochmals ein und nun bat ihn der Psychologe, der unauffällig auf die Uhr gesehen hatte, sich doch an den Bettrand zu setzen.
Er ging zur Tür und wie er erwartet hatte, stand da draußen schon ein schwer beladener Semir. „Hallo Herr Gerkhan!“ begrüßte ihn der Psychologe mit einem breiten Grinsen und nun trat Semir ein, stellte seine Tüten auf dem Tisch ab und sagte entschuldigend: „Ben-ich wurde von Herrn Schneider zum Einkaufen geschickt, konnte mich aber nicht entscheiden. Nachdem ich heute auch keine Lust mehr auf langweiliges Brot und ne Käseplatte habe, habe ich mal einfach verschiedene gute Sachen gekauft und werde mich ebenfalls ranhalten, wenns recht ist-ach ja-und das ist so viel Zeug, Herr Schneider, das reicht auch für sie und nun wurden nacheinander Currywurst mit Pommes, Döner, Burger, Cola, Apfeltaschen und andere Köstlichkeiten ausgepackt, lauter Sachen, die Semir und Ben normalerweise futterten, wenn sie auf Streife fuhren. Ben gingen beinahe die Augen über und er hatte durchaus Angst, dass er wieder nichts essen konnte, aber dann fasste er sich ein Herz und langte zu. Nachdem er den ersten Bissen im Mund hatte, wartete er auf den typischen Geschmack von Estelle und hatte sogar schon überlegt, wohin er den Brocken spucken würde-aber die Übelkeitsattacke blieb aus und so kaute und schluckte Ben nun erst zögernd, aber dann mit immer mehr Zuversicht und merkte erst beim Essen, welch großen Hunger er eigentlich hatte! Auch Semir und der Psychologe langten wie selbstverständlich zu und der blonde Mann sagte noch: „Das wenn meine Frau sehen würde-die ist seit Weihnachten auf dem Gesundheitstrip und würde mich am liebsten nur mit Vollkornbratlingen und Salat ernähren!“ erzählte er, während er auf beiden Backen kaute und nun brachen alle drei Männer in befreites Gelächter aus. Semir´s Herz hüpfte vor Freude, denn er war sich sicher, der Durchbruch war gelungen-Ben würde bald wieder völlig gesund sein! -
Nachdem die dringend benötigte Nahrung zugeführt war, machte der Psychologe trotzdem noch mit der Bearbeitung des Traumas weiter. Ben hatte sich, wie ihm aufgetragen wurde, wieder auf den Rücken gelegt und schaute an die Decke, ohne diese wirklich zu sehen. Sein eigentlicher Blick ging nach innen und bald war er wieder in der Wohnung mit Estelle. Wie sich der Psychologe schon gedacht hatte-in seinen Phantasien war sie nur kurz neben ihm gelegen, aber dann wieder aufgestanden und hatte sich ihm-diesmal erfolgreich- genähert. Ben war verzweifelt und voller Scham, aber ganz langsam gelang es dem Psychologen, seinen Patienten dazu zu bringen, Estelle wieder auf Abstand zu bringen. Immerhin war zumindest sie jetzt wieder angezogen, während in seiner Phantasiewelt Ben immer noch nackt und ausgeliefert, mit Handschellen und Knebel vor ihr lag und die Verzweiflung ihn übermannte. „Ben-du musst jetzt erst einmal den Knebel ausspucken, damit du Estelle klar und deutlich sagen kannst, was du nicht willst!“ forderte ihn der Psychologe auf, aber ein dünnes Stimmchen antwortete kläglich: „Das geht nicht!“ und der Therapeut antwortete mit fester Stimme: „Doch das geht, ich weiss es-tu es einfach!“ und mit einem krächzenden Geräusch schien Ben nun eben das zu erledigen. „Jetzt kannst du Estelle sagen, was du nicht möchtest!“ wurde er nun aufgefordert und mit Furcht in der Stimme, aber eben auch unendlich müde sagte nun der junge dunkelhaarige Polizist, dem schon wieder der Schweiß ausgebrochen war: „Nein Estelle-lass mich in Ruhe!“ und wurde darin von seinem Therapeuten noch unterstützt. „Nun schlüpfe aus den Fesseln!“ forderte der ihn danach auf und wieder sagte sein Patient mutlos, während seine Handgelenke an imaginären Handschellen zerrten: „Es geht nicht!“
„Doch Ben, es geht, die Fesseln sind viel zu groß für dich, du kommst da locker raus!“ ermutigte ihn der Psychologe und mit einer schlangengleichen Bewegung schien Ben sich zu befreien. „Siehst du es geht, du bist ein freier Mann und kannst sprechen. Wenn Estelle dich nicht in Ruhe lässt und nicht auf dich hört, wenn du „Stop!“ sagst, dann steh einfach auf und verlass den Raum-sie kann dir nicht folgen!“ sagte Philipp Schneider mit fester Stimme und nachdem Ben das sozusagen im Geiste getan hatte, holte der Psychologe ihn wieder in die Realität zurück. In Hypnose hatte er ihn mittels einer Farbmeditation und der Vorstellung von fünf Stufen gebracht und nachdem Ben mehr als gewillt war, sich helfen zu lassen und ein großes Vertrauen zu seinem Therapeuten hatte, schritt er die fünf Stufen, die er zuvor willig hinunter gegangen war und dann in sein Unterbewusstes eingetaucht war, nun wieder Schritt für Schritt hinauf, bis er in der Realität angekommen war. Er fühlte sich sehr erschöpft, aber besser und als der Heiler sich jetzt freundlich von ihm verabschiedete und ihm noch mit auf den Weg gab: „Herr Jäger-sie sind stark-sie werden den Kampf gegen Estelle gewinnen, ich weiss es!“ nickte er müde, obwohl er sich so ganz genau nicht mehr daran erinnern konnte, was eigentlich in der letzten halben Stunde geschehen war.Als Semir wenig später zu ihm kam, fragte er ihn, ob er etwas von Andrea, Ayda und Lilly gehört habe und rief am Abend sogar noch Sarah an und bat sie, am nächsten Tag doch mit den Kindern zu kommen. Sie war heftig froh darüber und in dieser Nacht schlief Ben zum ersten Mal ohne Alpträume durch und erwachte am nächsten Morgen erholt und voller Energie. Er machte in der Physiotherapie mit und trank zum Frühstück immerhin einen Becher süßen Kaffee, auch wenn er noch nichts essen konnte. Er wunderte sich zwar, dass er den bekam, aber bevor irgendjemand auf die Idee kommen konnte, den wieder weg zu räumen, trank er ihn schnell aus. Immer wieder machte er ein Nickerchen zwischendurch-sein Körper brauchte das dringend, um sich zu erholen und bis gestern hatte er davor Angst gehabt, denn sobald er am Einschlafen war, war immer Estelle gekommen und hatte schreckliche Dinge mit ihm angestellt, aber jetzt sagte er in diesem Zustand zwischen Tag und Traum einfach entschlossen: „Stop!“ oder „Nein!“ und nur ein einziges Mal musste er den Raum verlassen, aber auch das funktionierte. Sein Unterbewusstsein war einfach erleichtert, dass ihm ein Ausweg gezeigt war. Das Schlimmste war für ihn gewesen, dieser Situation hilflos ausgeliefert zu sein und freilich hatte ihm sein Verstand durchaus die ganze Zeit gesagt: „Jetzt fang nicht an zu spinnen-Estelle ist tot und kann niemandem mehr etwas tun!“ aber das war eben die erste Ebene, die andere Ebene seines Bewusstseins war bisher anderer Meinung gewesen.
Als am frühen Nachmittag Sarah mit den Kleinen kam, die sich an den Papa schmiegten und seine Frau in stillem Einverständnis wieder mit strahlendem Lächeln in etwa zwei Metern Entfernung vom Bett saß und ihren Mann und ihre Kinder beobachtete, dabei unbefangen erzählte, dass Lucky heute schon ein Bad hatte nehmen müssen, weil er sich beim Gassi in etwas Verwestem gewälzt hatte, musste Ben sogar laut lachen und sagte vergnügt: „Na da bin ich aber froh, dass ich nicht zuhause war und das Baden übernehmen musste!“ denn wenn so etwas geschah, zeigte Sarah sonst immer anklagend auf den grauen Riesen, der dann bereits den Schwanz einzog und wusste, dass jetzt Frauchen von seinem neuen Parfum nicht begeistert war und sagte zu ihm: „Sieh mal was dein Hund wieder gemacht hat!“ und dann war das klar, dass Ben die Hundereinigung übernahm und danach das Bad putzte, was eigentlich der noch viel größere Aufwand war.
Kurz bevor der Psychologe kam, schickte sich Sarah an, sich zu verabschieden und Semir half ihr gerade, die Kinder in ihre Winterjacken zu stecken, da streckte Ben plötzlich spontan die Hand nach ihr aus: „Sarah-ich weiss nicht ob ich schon kann, aber kommst du bitte ein bisschen näher?“ bat er sie und während Semir die Kinder übernahm, machte Sarah zögernd einen Schritt auf ihren Mann zu. „Noch ein bisschen näher!“ bat er und sagte dann „Stop!“ woraufhin Sarah sofort stehen blieb. Ben atmete tief durch-obwohl Sarah jetzt nur noch eine Armlänge von ihm entfernt war, bekam er weder Gänsehaut noch Schweißausbrüche und zögernd streckte er nun erneut die Hand aus und berührte sie ganz kurz, um sich danach sofort wieder zurück zu ziehen. Sarah hatte beinahe die Luft angehalten und stand ganz ruhig da. Sie hatte ihre Lektion gelernt und stellte sich jetzt vor, wie der geprügelte Hund im Zwinger sich langsam annäherte. „Schatz ich liebe dich!“ sagte sie voll tiefer Rührung und wandte sich, nachdem ihr Ben das mit einem Nicken signalisiert hatte, nun ab, um ihre eigene Jacke anzuziehen. „Ich liebe dich auch!“ antwortete Ben leise und auch Semir war klar, dass er soeben einem magischen Moment beigewohnt hatte. -
Hallo Leute!
Ihr habt keine Ahnung, was wirklich unter Hypnose klappt! Ich war ja-bevor ich auf die Intensivstation gewechselt habe 10 Jahre lang OP-Schwester in Augsburg. Wir hatten im HNO-OP einen Arzt, der schon in den achziger Jahren-nach einem Bildungsaufenthalt in China- unter Hypnose sehr erfolgreich operiert hat. Ich musste aus eigener Entscheidung zwar immer den Raum verlassen, wenn er die Patienten mithilfe eines Pendels in Trance versetzt hat-sonst hätte ich vermutlich mit gepennt, aber das hat problemlos funktioniert, auch äußerst schmerzhafte Eingriffe unter Hypnose über sich ergehen zu lassen. Allerdings waren nicht alle Patienten dafür geeignet, so in etwa zwei Drittel des Patientenguts desselben Arztes wurde in eine äusserst traditionelle Narkose gelegt und so operiert.
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Mikael ist anscheinend zügig genesen und jetzt mit Ben nach Köln gereist, um seinen Großvater aufzusuchen. merkwürdig, dass er ihn mit Vornamen anspricht, aber Mikael hat sich innerlich so weit von seiner Familie entfernt, dass er nur noch seine Ruhe haben will. Eigentlich sollte er sich dafür bedanken, dass Georg Hansen ihm das Leben gerettet hat, aber er ist nur voller Wut auf ihn und auch was der repräsentiert-ein Drogenimperium! Ich wage zu bezweifeln, dass Hansen sen. sich davon abhalten lässt, Mikael weiter zu beschützen, aber auf jeden Fall möchte Mikael keinen Kontakt und auch nicht, dass Georg seine Urenkel kennen lernt. Allerdings nährt Georg wieder die Zweifel, die Mikael die ganze Zeit umtreiben und sagt ihm ebenfalls, dass sein Vater ihn nicht umbringen wollte, auch wenn es so ausgesehen hat. Das ist ja etwas, was Mikael sehr beschäftigt und vielleicht kann er jetzt bald seinen Frieden mit seinem Vater machen und mit diesem Kapitel seines Lebens abschließen.
Auf jeden Fall bleibt seine Freundschaft zu Ben bestehen und auch wenn das Ganze jetzt in einer etwas albernen Stadtführung endet, ist das vermutlich nur ein weiterer Baustein für die Verbundenheit der beiden Jugendfreunde.Wie immer hat mir deine Geschichte super gefallen, harukaflower, die psychologischen Dinge waren toll und einfühlsam beschrieben, es hat nicht an Action gefehlt und die Handlung war auch spannend und nicht voraussehbar-gerade dass Eva nicht tot war, hat mich persönlich sehr überrascht! Außerdem hast du auch Ben eine Rolle zugeteilt, die mir persönlich sehr gefallen hat!
Orthografie, Emotionen, regelmäßiges Posten-alles perfekt, so wünscht man sich das als Leser! Schön dass es nächste Woche weiter geht, auch wenn ich wegen meiner ambulanten Reha und dem Haushalt und den Tieren, die ja parallel dazu auch versorgt werden müssen, gerade wenig Zeit habe-aber deine Geschichten haben für mich den Genußfaktor und die gebe ich mir nach einem harten Tag immer gerne zur Entspannung, auch wenn ich manchmal zu erschossen für ein Feed bin-na ja aber meistens hat es ja doch damit geklappt! -
Als der Psychotherapeut am Nachmittag kam, ging er zuerst zu Ben ins Zimmer und fand den schwer depressiv und starr an die Wand sehend vor. Gerade wurde ihm alles zu viel und die Magensonde hing sozusagen wie ein Damoklesschwert über seinem Bett. Wieder und wieder durchlebte er gerade die Situation, wie die vorige ihm gewaltsam gelegt worden war und man ihn dazu fest gehalten hatte. In seinem Kopf brachte er sogar, weil er sich dermaßen fixierte, die Realität hier im Krankenhaus und Estelle´s Missbrauch durcheinander. Das Ganze verschmolz gerade in ihm zu einem Riesenwust an Peinlichkeit, Angst und auch Schmerz und aktuell brachte auch die gestrige Therapie nichts, denn er war völlig durch den Wind. Allerdings konnte man auch nicht erwarten, dass man ein derart schweres Trauma in einer einzigen Hypnosesitzung heilen konnte. Auch Semir drang nicht zu ihm durch, der sich wieder und wieder zu ihm ans Bett setzte, ihm über den Rücken strich und versuchte, ihn zu beruhigen und abzulenken. Ben lag einfach stumm da, völlig in sich zurück gezogen und starrte voller Angst die weiße Wand an.
Als das Telefon klingelte, ging Ben ebenfalls nicht ran, so dass nach einer Weile Semir sich erbarmte und nach dem Hörer griff. „Nein Sarah-ihm geht es psychisch nicht gut, ich glaube nicht, dass es Sinn macht, wenn du alleine, oder auch mit den Kindern kommst!“ gab er ihr Bescheid und wandte sich dann noch an seinen Freund: „Oder Ben-möchtest du, dass Sarah und deine Familie dich besucht?“ fragte er ihn, aber der schüttelte nur unmerklich den Kopf. So lag er einfach da, völlig in sich zurück gezogen und sah nur müde auf, als Philipp Schneider endlich vor seinem Bett stand. Der wusste ja dank Semir Bescheid und hatte sich auch schon etwas überlegt. „Herr Jäger, ich habe von der Sache mit der Magensonde gehört und weiss auch, dass sie gerade einfach noch nichts bewusst zu sich nehmen können. Ich denke auch nicht, dass wir das in einer einzigen Sitzung schaffen, dieses Problem zu bearbeiten, aber die Zeit drängt jetzt aus medizinischer Sicht. Ich wollte sie jetzt fragen-sind sie damit einverstanden, wenn wir ein wenig tricksen? Ich hoffe, es gelingt mir eine akute Problemlösung, damit wir beide einfach Zeit für eine ordentliche Therapie gewinnen. Ich möchte ihnen jetzt auch nicht gerne sagen, was ich probieren möchte und eine Garantie, dass das klappt, gibt es schon zweimal nicht, aber denken sie, sie könnten mir vertrauen?“ fragte er freundlich und suchte dabei taktilen Kontakt zu seinem Patienten, indem er ihm die Hand auf die Schulter legte.
Ben, dem seine Situation völlig aussichtslos erschien und der sozusagen nur darauf wartete, dass demnächst ein Arzt und ein Pfleger wieder gewaltsam und unter Würgen einen Schlauch in seinen Hals stopfen würden, ohne dass er sich wehren konnte, nickte nur. „Tun sie was sie vorhaben-ich habe eh keine Chance-die werden mit mir machen was sie wollen!“ flüsterte er mutlos. Nur zu gerne hätte der Psychologe ihm jetzt gesagt, dass niemand ihm so etwas antun konnte, wenn er nicht wollte, aber leider Gottes war sein Patient in einer dermaßen starken Ausnahmesituation, dass jeder Richter auf Antrag eines Arztes eine Selbstgefährdung attestieren würde und das Legen der Sonde als Zwangsmaßnahme, um sein Leben zu retten, erlauben würde. Es blieben also nur zwei Möglichkeiten-entweder Ben aß etwas, oder er bekam wieder eine Sonde.
„Ich komme gleich wieder, vielleicht möchten sie kurz mit mir raus gehen, Herr Gerkhan?“ sagte der Psychologe und nach einem besorgten Blick auf seinen Freund verließ Semir den Raum. Ben war an und für sich eine Frohnatur und hatte bisher alle belastenden Dinge, die ihm schon zugestoßen waren, ziemlich gut weg gesteckt, nur diesmal war es ganz anders. Seine Seele war diesmal wohl schwerer verwundet als sein Körper und das sollte bei den ganzen Verletzungen, die er auch äußerlich erlitten hatte, schon etwas heißen! „Was können wir tun?“ fragte nun auch Semir ratlos, aber ein leises Lächeln umspielte das Gesicht des Psychologen. „Gestern hat das mit der Tiefenentspannung bei ihrem Freund recht gut geklappt, nur kann man natürlich keine Wunder erwarten und wir werden einfach noch eine gewisse Zeit für die Therapie brauchen. Wichtig ist aber- er kann sich auf mich einlassen und ich denke, ich könnte ihn dazu bringen, während der Hypnosesitzung etwas zu essen, ohne dass er das bewusst wahr nimmt, oder sich momentan daran erinnern kann und das dann gleich wieder auskotzt. Das ist jetzt zwar durchaus Manipulation und ich bin normalerweise nicht der Typ, der seine Patienten sozusagen in übertragenem Sinne auf einen Stuhl steigen und krähen lässt, aber ich denke, hier heiligt der Zweck die Mittel und es ist einfach gesundheitlich zu seinem Besten!“ erklärte er und als sie am Stationszimmer angekommen waren, kam gerade der behandelnde Arzt heraus.
Philipp Schneider stellte sich vor und erklärte dem Doktor in kurzen Worten seinen Plan. „Ich weiss ja nicht, wie sie das anstellen wollen, also mich würden sie nicht dazu bringen, etwas zu essen, wenn ich nicht will, aber wenn das klappt, dass Herr Jäger ein bisschen etwas zu sich nimmt und sich dann auch die Magenschleimhaut beruhigt, dann soll es mir Recht sein-egal wie sie das schaffen und dann ist das Thema Magensonde natürlich fürs Erste vom Tisch!“ sagte er und ein leises Lächeln umspielte den Mund des Psychologen. Sein Gegenüber wenn wüsste, wie leicht es ging, jemanden zu manipulieren, wenn man nur die entsprechenden Techniken kannte, dann würde er sich wundern. Auch der würde so widerliche Sachen wie im Dschungelcamp voller Genuss essen, wenn er ihm suggerierte, dass das rohe Kamelhirn eine wunderbare Pastete wäre, aber das war hier ja nicht das Ziel!Wenig später balancierte Semir ein Tablett mit mehreren Schüsseln mit Suppe, Grießbrei und Kartoffelbrei mit Sauce, das man extra aus der Küche geholt hatte und wartete vor der Zimmertür, bis der Psychologe ihn damit herein bat. Als es einige Zeit später so weit war, musterte Semir erstaunt seinen Freund, der jetzt am Bettrand saß, ein wenig entrückt guckte und danach ohne mit der Wimper zu zucken zum Löffel griff und nacheinander alle drei Schüsseln leerte. Semir verhielt sich ruhig und als er etwa 15 Minuten später mit seinem Tablett wieder abzog, schüttelte er verwirrt den Kopf. Wie machte dieser Psychologe das und auch wenn ihm der sympathisch war, ein wenig unheimlich waren ihm dessen Kräfte schon. Im Mittelalter hätte man ihn vermutlich als Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, aber so war Semir froh, dass Susanne den gefunden hatte-Philipp Schneider griff auch zu unkonventionellen Methoden und genau das taten er und Ben bei ihrer Arbeit auch des Öfteren und waren damit sehr erfolgreich!
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Whow-ein ergreifendes Kapitel! Du hast Jenny´s Gefühle und ihre Ängste hervorragend rüber gebracht und jetzt ist es da, das Kind-na eigentlich wars das ja schon die ganze Zeit, aber Jenny wusste halt nichts davon.Ja das ist ne besch..... Situation-erstens gerade Krach mit dem Kindsvater zu haben, den vor eine Wahl gestellt zu haben, die für sie unbefriedigend ausgefallen ist und dann noch die Ungewissheit, wie es wohl weiter geht.
Immerhin kommt nur Kevin als Papa in Frage-das erleichtert mich jetzt ein wenig.
In Jenny´s Haut möchte ich nicht stecken und finde es auch irgendwie ungerecht-für mich war es alle vier Mal, als ich vom Arzt erfahren habe, dass ich schwanger bin, eine wunderbare Nachricht, mein Partner hat sich gemeinsam mit mir gefreut und wir haben schon Pläne fürs Kind gemacht, Namen ausgesucht, auch wenn ich zwei der Kinder dann wieder verloren habe, aber sie sind trotzdem immer noch in meinem Herzen und das wünsche ich Jenny auch, dass sie jetzt keine vorschnelle Entscheidung trifft und das Baby abtreiben lässt-denn es ist schließlich jetzt schon eine Person und auch wenn es jetzt Zoff gibt, immerhin ein Kind der Liebe zwischen zwei Menschen, die durchaus den Versuch gemacht hatten, miteinander zu leben. Vielleicht wird das auch wieder was mit der Beziehung-falls Kevin seinen Kolumbientripp überhaupt überlebt und sich danach nicht für Annie entschieden hat!Aber wie es auch kommt-sie soll das Kind austragen und gerade in der heutigen Zeit mit den Krippen kann man doch Berufstätigkeit und ein Baby durchaus vereinbaren, wobei das immer ein Gewaltakt ist, aber es muss im Leben nicht alles einfach sein, um schön zu sein und ein Kind ist eine wundervolle Bereicherung! Ich hoffe, dass auch Kevin erst einmal davon erfährt, dass er Vater wird, sich zweitens zumindest zu seinem Kind bekennt und für es sorgt und am Allerliebsten wäre es mir natürlich, die beiden würden wieder zusammen kommen und die Schwangerschaft, die Geburt und vor allem die Zeit danach gemeinsam erleben-sowas ist einmalig!
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Doch das ging schon durch die Medien und war soweit ich mich erinnern kann auch hier ein Thema! Aber wenn auch andere Familienmitglieder bei Cobra mitspielen dürfen, wie Erdogan´s Tochter oder auch schon andere-warum nicht, ich fand, sie hat ihre Sache gut gemacht!
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Jetzt bin ich aber verdammt froh! Erst darf Ben nach Finnland reisen, dann werden Tonteri und Sandell relativ problemlos festgenommen und der korrupte Polizist gesteht! Hallelujah, damit ist Mikael entlastet!
Dann fällt Tonteri einem Attentat zum Opfer und endlich wacht Mikael auf.
Das kann ich mir vorstellen, dass er anfangs befürchtet, seiner Familie ist etwas zugestoßen, wenn an Eva´s Stelle eine Schwester an seinem Bett sitzt. Aber die muss sich ja schließlich auch um die Kinder kümmern und sechs Tage sind eine lange Zeit! Nachdem man ihn erneut sedieren musste (das scheint Mikael ein bisschen zu brauchen) sind beim nächsten Erwachen Eva da und auch Ben-jetzt ist alles gut! Auch wenn Antti ihm noch nichts von der Ermordung Tonteri´s erzählt, trotzdem muss Mikael nicht mehr in den Knast und das lässt ihm einen Stein vom Herzen plumpsen. Ich wage auch die Prognose, dass Mikael sich auch durch dieses schlimme Erlebnis nicht um 180 Grad gewendet hat-aber ein wenig mehr Vertrauen zu seiner Frau und seinen Freunden wäre schon angebracht, na ja, warten wirs ab!
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Erst einmal die gute Nachricht-Mikael lebt, aber natürlich hat es ihn schwer erwischt und Eva und das ganze Team sind deswegen fix und fertig!
Häpi hat ihm letztendlich das Leben gerettet-na ja-gut dass auch der ein Messer im Stiefel stecken hatte, wie auch der Attentäter!
Aber positiv ist: Häpi gibt den entscheidenden Hinweis auf Rico und wie wir ja bereits wissen, ist der tatsächlich der neue Komplize und Versorger von Tonteri! Das faule Ei aus den eigenen Reihen ist also aufgeflogen, jetzt müssen Antti und seine Mannen dem nur noch auf den Zahn fühlen und von dem erfahren, wo Hugo steckt!
Ben will derweil natürlich sofort nach Finnland und macht sich die größten Vorwürfe-nur er hätte denke ich auch bisher nicht mehr tun können als Antti und seine Mannen. Aber mal sehen, was Semir bei der Chefin erreichen kann! -
Also ich bin jetzt auch nicht überzeugt davon, ob Carina nicht lügt-aber wie wir hier in Bayern sagen: Nix gwi´s woas ma net!
Semir weiss nun auch von der Demenzerkrankung von Hermine, aber was mich am meisten freut-er ist wieder ganz der Alte. Er ermittelt in dem Fall sehr professionell und macht sich schon wieder Sorgen um Ben und das finde ich total gut.
Leider habe ich die selben Befürchtungen wie er, was Ben und Carina betrifft!
Und ob Hermine da tatsächlich Fernsehen und Wirklichkeit verwechselt hat?
Aber im nächsten Kapitel will ich wissen, wie es Jenny geht, während ich auf Kevin immer noch sauer bin! -
Ja schön, dass Ben endlich Semir davon erzählt, dass er doch Gefühle für Carina hegt, auch wenn er sie sich selber noch nicht so ganz eingesteht und einordnen kann! Auch die Vertrautheit der beiden Freunde hast du prima beschrieben.
Semir ist dann auch gleich wachsam und hat irgendein unbestimmtes Bauchgefühl, dass bei den Bachmanns was nicht stimmen könnte. Aber er macht Ben keine Vorwürfe-das finde ich schon mal gut, denn die macht der sich ja gerade schon selber und wer der Typ war, der da aus dem Haus kam, werden wir ja vielleicht noch erfahren. Ich glaube ja fast, dass der nicht bei Carina war, sondern direkt aus der Wohnung von Björn kam und dort etwas geholt hat, was Semir und Ben ebenfalls dringend interessiert hätte! -
Oh Gott-allen geht es schlecht. Ben beichtet Semir, dass er bei Hansen senior war und Semir hat Recht-hier kocht Ben auch sein eigenes Süppchen, da braucht er nicht auf Mikael schimpfen! Am nächsten Tag merkt er, dass er überwacht wird, kommt deshalb zu spät zur Arbeit, aber das ist alles nicht so schlimm wie bei Mikael!
Erst verkracht der sich mit Eva und ist schier am Verzweifeln und dann wird er auch noch brutal nieder gestochen-oh Mann der tut mir so leid, der Arme! War eine super Beschreibung des Attentats! Ich hoffe nur er überlebt. -
Ben verkrampfte sich, ihm war anzusehen, dass er Angst hatte. Die ruhige Stimme des Psychologen durchbrach die Stille, denn der junge Polizist hatte jetzt nichts mehr gesagt, nur der Schweiß war ihm ausgebrochen. „Was macht Estelle gerade?“ fragte Philipp Schneider. „Sie hat ein Messer!“ antwortete Ben mit dünnem Stimmchen. „Was tut sie mit dem Messer?“ wollte der Psychologe wissen und ließ sein Wissen der Vergewaltigung Revue passieren. War sein Patient mit einem Messer verletzt worden? Nein nicht von seiner Entführerin, soweit er sich erinnern konnte. „Sie beginnt mir die Kleider vom Leib zu schneiden, ich weiss nicht was sie vorhat!“ erklärte Ben voller Angst und nun bläute ihm der Psychologe ein, der während der Hypnosesitzung ins vertraute „Du“ gefallen war. „Ben du nimmst jetzt deine ganze Energie zusammen, siehst sie entschlossen an und sagst: „Nein!“ und du wirst sehen, du kannst ihr Einhalt gebieten!“ befahl er ihm und wenig später kam aus Ben´s Mund ein noch nicht völlig entschlossenes, aber doch lautes „Nein!“ Dann herrschte wieder einen Moment Stille. „Was hat sie gemacht?“ fragte der Psychologe ruhig nach und Ben erklärte ihm voller Erstaunen: „Sie hat aufgehört-ich habe meine Kleider noch an!“ und nun lächelte der Psychologe zufrieden. Genau das hatte er erreichen wollen. Ben hatte die damalige Situation nicht beeinflussen können, da war er missbrauchtes Opfer gewesen, aber jetzt konnte er sich wehren und die Estelle, die ihnen in seinen Alpträumen heimsuchte, die ihm den Schlaf raubte und ihm eine Heidenangst einjagte war ja definitiv tot und konnte ihm nichts mehr anhaben. Jetzt musste man sozusagen ihr Schattenbild in Ben´s Kopf auch noch unschädlich machen.
Schritt für Schritt ging er mit seinem Patienten noch ein Stück weiter, aber weil er seine Kleider ja noch anhatte und Estelle einfach nicht erlaubte, ihm zu nahe zu kommen, stellte sie ihr Unterfangen nach einiger Zeit ein und legte sich neben Ben zum Schlafen. Gut-Philipp Schneider wäre es lieber gewesen, sein Patient hätte sie komplett aus dem Zimmer schicken können, aber so weit war er noch nicht. Sie besaß durchaus noch Macht über ihn und hatte sich auch in einer Sitzung nicht eliminieren lassen, aber das hatte er auch nicht unbedingt erwartet. Langsam holte er Ben wieder aus dem Trancezustand und zwar mit den selben Methoden, wie er ihn hineingeschickt hatte und lag dann noch eine ganze Weile entspannt mit geschlossenen Augen auf dem Bett. „Wie fühlen sie sich?“ fragte ihn nun der Psychologe und nach einer kurzen Überlegung antwortete sein Patient: „Wohl, ich bin zwar ein bisschen müde, aber so, als wenn ich vom Sport komme, das ist eine angenehme Müdigkeit!“ und daraufhin sagte sein Gegenüber: „So soll es sein“ und damit war die Sitzung beendet.
Ben schlief in dieser Nacht schon besser, er hatte zwar in den frühen Morgenstunden noch einen Alptraum, aber der war nur kurz, allerdings hatte er auch am Abend wieder nichts zu sich nehmen können und das machte Semir große Sorgen! Semir hatte am Abend noch kurz mit Sarah telefoniert, denn Ben war von dem Tag sehr erschöpft und zu müde, als dass er nur zum Hörer greifen konnte.
Als sie am Morgen erwachten und Ben sich schon so ziemlich alleine hatte duschen und seine Haare waschen können, nur die Verbände erneuerte dann der Pfleger noch und die Infusion hatte man abgestöpselt, wurde erneut das Frühstück herein gebracht. Semir stellte sich vor seinen Freund: „Komm Ben-jetzt probier wenigstens eine Scheibe Weißbrot mit Butter und Marmelade, das ist doch sozusagen neutral, da kann niemand darauf Parfumgeruch oder Sonstiges hinterlassen!“ versuchte er ihn zu überreden und Ben, der das vom Verstand her einsah und ja eigentlich auch Hunger hatte, was er sich gar nicht einzugestehen traute, biss dann seinem Freund zuliebe doch in das Brot. Es war wie ein Fremdkörper in seinem Mund und er kaute und kaute darauf herum, wie als wenn er ein zähes Stück Fleisch hinunterbringen müsste. Mit Todesverachtung schluckte er dann, aber es war vergeblich-sofort kam der Bissen wieder heraus und die nächste halbe Stunde saß er mit grünem Gesicht vor seiner Nierenschale und wurde immer wieder von Würgereiz und Schweißausbrüchen heimgesucht. Inzwischen wussten auch der Pfleger und der Arzt Bescheid und in Ben wuchs die Verzweiflung, dass er wohl wieder eine Magensonde kriegen würde und das Schlimmste für ihn war, dass er ja nicht wusste, wie das weitergehen sollte. Was wäre, wenn er nie mehr normal essen konnte?
Semir wimmelte auch Sarah ab, die ihrem Mann einen guten Morgen wünschen wollte, aber der kleine türkische Polizist ging an den Apparat und sagte: „Sarah, Ben hat gerade gekotzt, der kann jetzt noch nicht sprechen!“ und die Krankenschwester in ihr machte sich gleich wieder große Sorgen.Bei der Visite wurde Ben´s Problem angesprochen und Semir erwirkte noch einen Aufschub, bis zum nachmittäglichen Besuch des Psychologen für Ben. „Herr Jäger, wenn sie bis morgen nichts essen, bekommen sie wieder eine Magensonde, oder wir müssen uns darüber Gedanken machen, ihnen für einige Wochen oder Monate sogar eine PEG-Sonde durch die Bauchdecke zu legen, damit man sie ernähren kann!“ informierte ihn der Stationsarzt und als es ihm nicht mehr schlecht war, lag Ben mit dem Gesicht zur Wand und starrem Blick im Bett und verweigerte heute sogar die Physiotherapie. Oh Gott-was sollte da noch werden, aber nun ruhten alle Hoffnungen auf dem Psychologen und Semir rief den sogar an, um die Dringlichkeit der Therapie zu unterstreichen!
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Für Ben war die Aussage, dass die Nierenkoliken harmlos seien leider keine große Hilfe, denn trotz dem krampflösenden Medikament, dem Novalgin und auch dem Piritramid, das er bekommen hatte, waren die Krämpfe, die immer wieder in Wellen kamen, einfach schrecklich für ihn und er rollte sich abwechselnd stöhnend zusammen und versuchte dann immer wieder durch eine Lageänderung eine Schmerzlinderung zu erreichen, was aber leider nicht sonderlich gut funktionierte. Sarah war zögernd in der Zimmertüre stehen geblieben, als sie zurück gekommen waren und hatte nicht gewusst, was sie machen sollte, während der Pfleger noch die weiteren Medikamente holte, die der Urologe angeordnet hatte, um sie der Infusion zuzugeben.
Ben, der zwar sehr mit sich selber beschäftigt war, sah seine Frau im Türrahmen stehen und presste zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor: „Komm rein!“ denn niemand war froher als er, dass Sarah nicht wieder heulend und beleidigt von dannen gezogen war. Als einmal eine Schmerzwelle abgeklungen war, teilte er ihr mit schwacher Stimme mit: „Sarah-ich wollte dich nicht vor den Kopf stoßen, aber als ich deine Berührungen gespürt habe, war wieder das Gesicht von Estelle über mir und deshalb bin ich so ausgeflippt, ich war da nicht zurechnungsfähig!“ versuchte er ihr zu erklären, aber Sarah, der dieses schwitzende, sich windende Bündel Mensch gerade nur eines tat-furchtbar leid-winkte ab. „Schatz, auch wenn es mir schwer fällt, das verstandesmäßig zu begreifen, aber ich habe inzwischen kapiert, dass das nicht mir persönlich gilt!“ besänftigte sie ihn und nun war Ben mehr als froh, dass er sie nicht erneut komplett vor den Kopf gestoßen hatte, es hatte ihm schon genug Kummer gemacht, als sie sich nicht gerührt hatte und er Angst gehabt hatte, sie zu verlieren. Dabei wollte er doch nur eines-zusammen mit seiner kleinen Familie in Frieden ganz normal leben, gemeinsam mit Sarah seine Kinder groß werden sehen, dabei mit Semir auf Streife gehen, ach ein völlig normales Leben eben, ohne irgendwelche Entführungen, Vergewaltigungen und solche Sachen.Wieder krümmte er sich und stöhnte und nun holte Semir den Gehwagen her, der in einer Ecke des Zimmers stand. „Ben, vielleicht hilft es ja tatsächlich, wenn du ein wenig rum läufst, wie der Urologe gemeint hat!“ schlug er vor. Ben wuchtete sich mit Semir´s Hilfe aus dem Bett. Er hatte ein Shirt und Sportshorts an, damit konnte man sich auch außerhalb des Zimmers sehen lassen. Sarah wies Semir aus der Entfernung an, wie er am besten den Infusionsständer am Gehwagen einhängen konnte, denn der lief dann auf seinen fünf Rädern sozusagen von selber mit. Ben schlüpfte in seine Schlappen und begann dann langsam und mühsam seine Runden durchs Zimmer zu drehen. Allerdings stieß er dort ständig an irgendwelchen Kanten an und so beschlossen sie das Ganze auf den Krankenhausflur zu verlegen.
Sie waren schon ein merkwürdiges Trüppchen! Sarah eilte voraus und achtete darauf, dass kein weibliches Wesen ihrem Mann zu nahe kam, Semir lief mit Ben mit und wenn der wieder eine Kolik hatte, lehnte er sich stöhnend nach vorne über die Kante des Gehwagens und seine Finger krallten sich um die Griffe. Nachdem diese Kolikschmerzen ja ähnlich wie Geburtsschmerzen waren, versuchte Sarah ihn dann aus der Ferne zu ermahnen: „Tief in den Bauch atmen, Schatz, den Schmerz sozusagen wegatmen-schau, du warst bei beiden Kindern bei der Geburt und beim Vorbereitungskurs dabei-versuch doch mal das jetzt für dich umzusetzen!“ forderte sie ihn auf und als er einmal eine Schmerzpause hatte, jammerte Ben: „Ich finde das sehr gemein, dass ich jetzt auch noch sozusagen Wehen haben muss-ich finde das sollte ruhig euch Frauen vorbehalten bleiben!“ aber trotzdem musste er zugeben, dass es durchaus ein wenig half, wenn er sich dann auf seine Atmung konzentrierte.
Als sie nach mehreren Runden durch den Flur ins Zimmer zurück kehrten, verschwand Ben auf der Toilette und Semir und Ben hörten ihn erneut stöhnen und klagen, als ein scharfkantiger Stein sich dort seinen Weg nach draußen bahnte.
Irgendwann sagte er: „Ich kann jetzt nicht mehr, ich muss mich wieder hinlegen!“ und Sarah hatte inzwischen eine Wärmflasche, ein weiches großes Moltontuch und eine wasserundurchlässige Auflage organisiert. Damit legte Semir seinem Freund nun, sozusagen ferngesteuert, einen warmen Leibwickel an und als Ben sich dann völlig fertig zurück lehnte und zuvor noch ein großes Glas Wasser getrunken hatte, beruhigte sich allmählich sein Bauch, er schloss für einen Moment seine Augen und war wenig später eingeschlafen. Sarah und Semir betrachteten ihn beide voller Liebe, wie er da erschöpft, blass und mit verklebten, verwuschelten Haaren in seinen Kissen lag und Sarah teilte Semir flüsternd mit: „Ich fahre jetzt, hole bei Hildegard die Kinder und Lucky ab und vielleicht kannst du mir abends noch Bescheid geben wie es aussieht, falls Ben selber nicht telefonieren kann!“ und Semir signalisierte durch Nicken, dass er verstanden hatte.Sarah fuhr nachdenklich durchs verschneite Köln. Sie hatten wohl alle noch einen langen schweren Weg vor sich, aber sie hatte trotz allem das Gefühl, dass sie nun nicht mehr ausgeschlossen war, sondern Ben sie, soweit es ihm psychisch möglich war, an seinem Leben teil haben ließ. Zusammen mit dem Psychologen würden sie es doch wohl schaffen, Ben wieder zu einem normalen Fühlen zu verhelfen. Ihr war es fürchterlich schwer gefallen, ihn nicht selber zu versorgen und Semir den Wickel anlegen zu lassen, aber sie musste da einfach ihre Gefühle hintan stellen und sich professionell verhalten, damit Ben genesen konnte. Nach kurzer Überlegung fuhr sie für einen Moment an den Straßenrand und wählte die Nummer des Psychologen, der würde ja in etwa einer Stunde auch wieder bei Ben auftauchen, wenn der bis dahin schon wieder fähig war, mit ihm zu kommunizieren. Nach dreimaligem Läuten meldete sich Philip Schneider und als Sarah sich vorgestellt hatte, sagte sie nur leise: „Der Hund hat mich heute gebissen!“ und der Psychologe wusste genau, was sie meinte und ließ sich dann in kurzen Worten erzählen, was geschehen war. „Gut dass sie mich anrufen, Frau Jäger, es ist wichtig für mich, sowas sofort zu erfahren und wenn sie mir jetzt mitteilen, dass er vermutlich gar nicht fähig ist, lange zu sprechen, werde ich mal ein wenig Musik mitnehmen und vielleicht habe ich andere Möglichkeiten, mir Zugang zu seinem Unterbewusstsein zu verschaffen und ihm so zu helfen!“ sagte er und wenig später fuhr Sarah weiter und freute sich auf ihre Kinder, die den Nachmittag bei Hildegard beide genossen hatten. Tim hatte sogar beim Waffeln backen helfen dürfen und auch Sarah bekam nun eine leckere, frisch gebackene Waffel mit heißen Kirschen und Sahne zusammen mit einer wunderbaren Tasse Kakao. Mia-Sophie strampelte derweil in ihrer Babyschale und ihre blauen Augen strahlten. Gott sei Dank waren die Kinder wieder gesund und guter Dinge!
Als der Psychologe gegen 16.30 Uhr in der Klinik eintraf, war Ben zwar bereits erwacht, aber immer noch fix und fertig. „Herr Jäger-ich habe von ihrer Frau schon erfahren, was heute los war. So wie sie aussehen, schaffen sie es sicher nicht, mir heute lange etwas zu erzählen. Wenn sie mir vertrauen können, würde ich sie gerne in eine Tiefenentspannung zu versetzen versuchen, vielleicht hilft ihnen das?“ fragte er und Ben stimmte zu. Alles, nur nichts mehr was anstrengend war, denn obwohl in seinem Bauch nur noch ein dumpfer Schmerz vorherrschte und die akuten Koliken momentan vorbei waren, war er einfach nur erschöpft und ausgelaugt. Der Psychologe warf noch einen kurzen Blick auf die Infusionsflasche und ein leises Lächeln spielte um seine Lippen-das was da drauf stand, war für sein Vorhaben gut-sogar sehr gut, denn neben dem Novalgin gegen die Schmerzen, das darin war, hatte man ein zweites Medikament zugefügt-Buscopan. Dessen Wirkstoff war Skopolamin und das war auch ein Bestandteil der sogenannten Wahrheitsdroge, die zum Beispiel manche Staaten bei Verhören einsetzten. Manche Medikamente hatten eben mehrere Wirkungen und für ihn war die Krampflösung jetzt eher nebensächlich.
So patrouillierte Semir wenig später wieder wie ein Wachhund über den Flur, während im Krankenzimmer leise meditative, sehr angenehme Musik lief und Ben nach Anweisung der ruhigen Stimme des Arztes tiefer und tiefer in einen Entspannungszustand rutschte-manche sagten auch Hypnose dazu, aber Philip Schneider bevorzugte den Ausdruck Tiefenentspannung, denn er wollte seine Patienten ja nicht manipulieren, damit sie auf Stühle stiegen und krähten wie ein Hahn, was manche seiner Kollegen ja für publikumswirksame, aber völlig sinnfreie Discoeinlagen nutzten. Nein er wollte, dass die Patienten eine belastende Situation nochmals durchlebten, er sie aber dazu bringen konnte, der nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sondern sie zu steuern und damit wieder die Macht über ihre Gedanken und Gefühle zu bekommen. Und so driftete Ben immer weiter ab und lag irgendwann wieder gefesselt auf dem Bett in Estelle´s Schlafzimmer und die war gerade dabei sich auszuziehen und sich ihm zu nähern. -
Das hätte Ben ja schon früher einfallen können, dass er Georg sogar aus seiner Jugend kennt! Er beobachtet ihn sogar einige Nächte-na prima, da wird er untertags ja voll fit sein auf Streife-bis er sich endlich ein Herz fasst und ins Haus geht.
Der Großvater begrüßt ihn auch freundlich, entschuldigt sich sogar dafür, was sein Sohn Ben angetan hat und gibt auch unumwunden zu, dass er Mikael nie aus den Augen verloren hat-ob der das wusste und wollte oder nicht! Aber das ist halt so-Familie bleibt Familie, wobei mir das bei Mikael so ein bisschen wie bei der italienischen Mafia vorkommt, wo "Familie" noch eine durchaus andere Bedeutung hat. Auch da haben es Aussteiger nicht leicht!
Tonteri verkriecht sich derweil weiter saufend in seinem Unterschlupf und gibt so ganz nebenbei den Mord an Mikael in Auftrag-jetzt wird sich zeigen, wer besser ist-die Attentäter oder die Beschützer-in Mikael´s Haut jedenfalls möchte ich nicht stecken!