Beiträge von susan

    Die beiden Scheichs, die inzwischen ihre traditionelle Kleidung angelegt hatten, hatten mit Sarah und Corinna an der Raststätte angehalten. Gerade hatte das Midazolam wieder in der Wirkung ein wenig nachgelassen, so dass die beiden zwar noch benommen waren, aber doch selber gehen konnten. Sie durften nacheinander zur Toilette, allerdings blieb die jeweils andere als Geisel zurück und die Männer drohten: „Wenn eine von euch zu fliehen versucht, wird das die andere fürchterlich büßen!“ Sarah hatte das Gefühl, ihre Gedanken flössen zäh wie Honig, aber dann flüsterte sie plötzlich entsetzt: „Meine Kinder!“ aber die Scheichs lächelten böse: „Ein weiterer Grund, warum ich mich ruhig verhalten würde!“ sagte der eine und in Sarah war plötzlich eine furchtbare Angst, die sie lähmte-oh Gott, hoffentlich hatten die brutalen Typen denen nichts angetan und als sie fragte: „Was ist mit ihnen und wo sind sie?“ bekam sie keine Antwort, aber eines war für sie jetzt klar, sie würde sich wohl verhalten, damit sie die für sie wertvollsten Menschen auf der Welt-neben Ben natürlich-nicht in Gefahr brachte. Ihr brach es beinahe das Herz, wenn sie daran dachte, dass die vermutlich inzwischen aufgewacht waren und nun alleine in der fremden Wohnung waren, Angst hatten und nach der Mama weinten. Nur der Gedanke, dass Jenni ja noch vorbei kommen wollte, hielt sie davon ab, jetzt und sofort wahnsinnig zu werden-und den anderen Gedanken, der sich in ihren Kopf schob und das Bild von zwei ermordeten Kindern zeigte, konnte und wollte sie nicht zulassen, sonst würde sie auf der Stelle verrückt werden.

    Corinna konnte zwar ebenfalls noch nicht richtig denken, aber ihr fiel das Handy ein, das sie immer noch in ihrer Hosentasche spüren konnte. Wenn sie in der Kabine war, würde sie es wagen und die Polizei verständigen! Als sie sich erleichtert hatte, kramte sie mit zitternden Fingern das Mobilteil hervor und versuchte es einzuschalten. Ihre Finger waren so ungeschickt und die brennenden Augen wollten ihr immer wieder zufallen, aber sie bemühte sich, ruhig zu bleiben und hatte gerade zu wählen begonnen, als plötzlich die Tür zu ihrer Kabine mit Wucht aufgebrochen wurde, der Scheich mit zornblitzenden Augen vor ihr stand, ihr das Handy aus der Hand riss, es zu Boden warf und mit dem Absatz zertrat. Der Toilettengang hatte eindeutig zu lange gedauert und er war misstrauisch geworden. Gerade war zufällig keine andere Frau in dem Waschraum gewesen, die sich beschweren könnte und so war er wie der Racheengel in Person herein gestürmt und zerrte nun-nachdem er das Handy in den Müll geworfen hatte- Corinna am Arm hinter sich her, die leichenblass geworden war. „Ich hoffe du hast jetzt gerade keinen Fehler gemacht-aber warte nur, bis wir zuhause sind, dann werde ich dir schon Manieren beibringen!“ zischte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor und Corinna lief es kalt den Rücken herunter, sie hatte plötzlich ziemliche Angst! Wenig später saßen die beiden Frauen wieder im Fond des Mietwagens, sie hatten sich noch kurz angesehen und beide festgestellt, wie verändert die jeweils andere durch die farbigen Kontaktlinsen aussah. Auch eine vorwitzige Haarsträhne die sich ihren Weg nach draußen gesucht hatte war plötzlich schwarzbraun gewesen-was war nur mit ihnen geschehen? Bevor sie allerdings noch wacher wurden, hatte sich erneut eine Nadel ihren Weg in ihren Oberschenkel gebahnt und die bleierne Müdigkeit und völlige Willenlosigkeit umfing sie wieder und sie merkten kaum, wie der Wagen am Frankfurter Flughafen einfach abgestellt wurde, die Rollkoffer ausgeladen wurden und sie zur Gepäckaufgabe und zum Check-in bugsiert wurden. Die Waffen hatten die Scheichs in dem Wagen zurück gelassen, mit denen würde schwer durch die Sicherheitskontrollen zu kommen sein, aber mit den hilflosen Frauen würden sie schon anderweitig fertig werden und die Drogen, die sie dabei hatten, waren ausreichend, um die bis in die Heimat gefügig zu machen. Wie in Trance liefen die beiden durch die Sicherheitsüberprüfung, nachlässig wurden die Papiere kontrolliert und die Frauen in ihren Burkas wurden auch nicht durchsucht. Danach dämmerten Sarah und Corinna erneut im Wartebereich vor sich hin, bis sie dann über Rolltreppen in die Maschine gelangten und in der ersten Klasse in bequeme Sitze gedrückt und angeschnallt wurden. Der Flugbegleiter hatte schon begonnen sein Sprüchlein aufzusagen, wie man sich im Notfall verhalten sollte und gerade rollte man Richtung Startbahn, als der Flieger plötzlich anhielt und sich Unruhe breit machte.

    Der deutschtürkische Polizist hatte seinen Ausweis gezückt und war zu dem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes gestürzt, der sich breitbeinig im Terminal aufgebaut hatte, damit niemand durch das Drehkreuz zu den Start-und Landebahnen gelangen konnte. „Gerkhan, Kripo Autobahn-es besteht der dringende Verdacht, dass sich an Bord der Maschine nach Riad Terroristen befinden, eventuell auch mit einer Bombe-mein Kollege und ich müssen sofort die Passagiere einer Sichtprüfung unterziehen!“ schrie er und Hartmut, der gerade hinter Semir, der gerannt war wie der Teufel, aufschloss, konnte wegen diesem klugen Schachzug nur bewundernd den Kopf schütteln. Diese beiden Schlagworte: „Terroristen und Bombe“ setzten Mechanismen und Reaktionen in Gang, die kein Flughafenbetreiber und kein Securitymitarbeiter ignorieren konnte. Dabei war es ja nach wie vor nur Vermutung ihrerseits, dass Sarah und Corinna sich an Bord befanden, Hartmut wagte gar nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn sie mit ihrem Verdacht falsch lagen! Semir und er, sie würden degradiert werden, er würde in Zukunft die Toiletten in der KTU putzen und Semir würde wieder auf Streife gehen, aber das war dem kleinen Deutschtürken, dem das Adrenalin durch die Adern schoss, gerade völlig egal. Der Mitarbeiter der Flughafensicherheit war blass geworden-verdammt, wie sollte er sich verhalten, aber auch Hartmut hatte nun seinen Ausweis hervor gezogen, der war echt. Der Mitarbeiter wägte ab, aber was letztendlich den Ausschlag gab, war die Aufforderung: „Kommen sie mit und bringen sie gerne auch Kollegen mit und verständigen sie ihre Vorgesetzten, aber wir müssen uns erst einmal unauffällig verhalten, um die Verdächtigen nicht aufzuscheuchen, vielleicht gelingt uns eine einfache Festnahme!“ und so saßen Sekunden später Hartmut und Semir gemeinsam mit dem Sicherheitsdienstler auf einem Elektrowagen und Semir hatte wie selbstverständlich das Steuer übernommen und raste zur Maschine, während soeben alle Starts und Landungen gecancelt wurden. Mit seiner Aussage hatte Semir gerade einen der Welt größten Flughäfen lahm gelegt, aber bei der aktuellen politischen Lage wagte kein Airport eine solche Warnung nicht ernst zu nehmen!
    Semir fuhr, was das Wägelchen her gab und als er die Maschine erspäht hatte, wurde gerade schon eine fahrbare Gangway für sie heran gerollt. Der saudische Flugkapitän war über Funk verständigt worden und war blass geworden-sowas war sozusagen der Supergau für alle, die im Flugverkehr arbeiteten und auch er hatte Familie und war für die Sicherheit seiner Passagiere verantwortlich. So kam es, dass wenig später Semir und Hartmut in den Flieger gelangten und der Kapitän sich auf Englisch für die Verzögerung entschuldigte, man müsse noch zwei verspätete Passagiere an Bord nehmen. Nur die potentiellen Terroristen keinen Verdacht schöpfen lassen, damit die keine Kurzschlusshandlung begingen!

    Hartmut und Semir hatten begonnen, durch die Reihen der Passagiere zunächst in der Economy Class zu gehen. Aufmerksam musterten sie die Gesichter der Menschen, aber es kam ihnen keines bekannt vor, obwohl so einige Frauen in Burkas darin saßen. Unruhe machte sich im Flugzeug breit und Semir befürchtete schon, dass ihn sein Riecher verlassen hatte, da betrat er die Erste Klasse. In diesem Moment sprang einer der Scheichs auf, den gerade die Nerven verließen-das konnte doch nicht wahr sein-so kurz vor dem Ziel aufgehalten zu werden ging einfach nicht-er würde sich Zutritt zum Cockpit verschaffen und die Maschine kapern, aber da hatte er nicht mit Semir gerechnet. Wie ein angriffslustiger Terrier sprang er auf ihn zu und hatte im selben Moment auch Sarah und Corinna in den Burkas erkannt, obwohl die durch die farbigen Kontaktlinsen sehr verändert aussahen! Der Scheich hatte Sarah jetzt abgeschnallt und hoch gerissen: „Wenn sie nicht sofort verschwinden, bringe ich sie um!“ schrie er und legte seinen Arm von hinten um ihren Hals, als wolle er ihr das Genick brechen, aber da war Semir schon bei ihm. Mit einem Tritt in die Kniekehle brachte er den Scheich dazu, Sarah los zu lassen, die benommen zur Seite taumelte. In bester Bodyfightmanier landete Semir auf engstem Raum einige Körpertreffer mit denen der Scheich nicht gerechnet hatte. Außerdem legte der normalerweise nie selber Hand an und hatte sich nicht einmal in seiner Kindheit geprügelt-wer mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde hatte das in seiner Heimat nicht nötig! So schaffte es Semir ohne große Gegenwehr den dunkelhaarigen Mann kampfunfähig zu machen, zu Boden zu werfen und ihm Handschellen anzulegen. Der andere hatte sich komplett ruhig verhalten und nicht erkennen lassen, dass er dazu gehörte, aber Hartmut hatte mit geübtem Blick die Nervosität in den Augen des Mannes gesehen und auch, wie er Corinna am Arm festhielt. „Keine falsche Bewegung!“ sagte er nun warnend und tat so, als würde er eine Waffe ziehen, dabei hatte er weder die noch Handschellen dabei, aber Semir drückte ihm nun den gefesselten Scheich in die Hand, setzte dem anderen seine Waffe an die Schläfe und sagte: „Tu was mein Kollege gesagt hat, sonst puste ich dir dein Gehirn weg!“ und nun ergab sich auch der zweite Scheich.
    „Sarah-Corinna, geht es euch gut?“ fragte Semir nun, während hinter ihnen nun das Flugzeug plötzlich vor Menschen nur so wimmelte. Die Flughafenpolizei war hinzu geeilt und wenig später wurden die beiden Männer, bei deren Durchsuchung man noch zwei verdächtige USB-Sticks und mehrere Spritzen und Ampullen fand, mit einem Polizeifahrzeug mit verdunkelten Scheiben zum Verhör weggebracht und zwei Krankenwagen und ein Notarzt kümmerten sich um Sarah und Corinna, die immer noch nicht wussten, was mit ihnen gerade geschah. „Wie siehts aus?“ fragte Semir besorgt den Notarzt, der den beiden Frauen eine Infusion gelegt hatte. „Soweit ich das beurteilen kann, nicht all zu schlecht. Denen wurde mehrfach ein Sedierungsmittel gespritzt, ich denke das war Midazolam, wie ja die Ampullen, die sie bei den Entführern gefunden haben, beweisen. Da gibt es ein Antidot dafür, das spritze ich ihnen jetzt!“ sagte er und tatsächlich-wenig später konnten Sarah und Corinna sich wieder orientieren. „Was ist mit Tim und Mia-Sophie?“ fragte Sarah sofort angstvoll, aber Semir konnte sie beruhigen: „Die sind bei eurer guten Seele Hildegard, es geht ihnen soweit gut!“ sagte er und nun atmete Sarah erleichtert auf. „Gott sei Dank!“ sagte sie schwach, aber dann schloss sie ein wenig die Augen, sie war plötzlich nur noch eines-hundemüde!

    Um Himmels Willen, oder auf Bayerisch gesagt: "Jessas!"-diese selbst ernannten Engel haben wirklich komplett einen an der Klatsche-schon die Wahl der Namen! Wetten der Österreicher im Bunde nennt sich dann Cherub, oder Cherubim :D . Gabriel ist glücklich darüber, dass er vergangene Nacht einen Mord begangen hat und es hat ihm vermutlich sogar noch gefallen, sein Opfer zu Tode zu quälen und ins "Totenreich" zu schicken. Sein Kollege, der die Internationalität der Sekte vorantreibt kriegt auch noch gute Tipps und huldvolle Sprüche weitergereicht-wetten, dass sowas in unserer realen Welt hier auch funktionieren würde ;( , ich hoffe ja, Campino, dass du keine diesbezüglichen Absichten hegst, aber das Gesprcäh zwischen den beiden Pseudengeln und vor allem deren Wortwahl haben mich ziemlich beeindruckt, du beschreibst hier sehr intellektuelle Mörder!

    Jenny nimmt derweil Kontakt mit Juan auf-Mann ihr Kind sagt ihr schon, dass sie dringend Ruhe bräuchte, aber sie provoziert gerade eine Fehlgeburt, wenn sie so weiter macht! Ob Juan ihr irgendwelche Neuigkeiten mitteilen kann? Und nur gut ist der ja auch nicht, immerhin ist er ein Zuhälter und Verbrecher, aber na gut-soll sie ihm trotzdem danken!

    Ben war weggedämmert. Die geschäftigen Geräusche der Intensivstation, das Piepen und die ganzen Alarmtöne verhinderten zwar einen erholsamen Schlaf, aber trotzdem war er plötzlich wieder in der Höhle und um ihn herum war alles finster. Ihm war so kalt-eiskalt, aber nichts konnte ihn wärmen. Die Verzweiflung und das Gefühl des absoluten Verlassenseins nahmen wieder überhand, diesmal aber war er noch von einer furchtbaren Sorge um Sarah und seine Kinder durchzogen. Er kämpfte wie ein Löwe um sie, aber irgendjemand wollte sie ihm wegnehmen. Er lag am Boden der Höhle, seine Beine gehorchten ihm nicht und seine Familie wurde immer weiter von ihm weg gezogen. Er konnte nicht erkennen wer das war, aber es waren böse Menschen und er war einfach nur hilflos, versuchte seine Lieben zu erreichen, streckte die Arme nach ihnen aus und rief ihre Namen, aber es war vergeblich, er kam nicht von der Stelle, sondern seine unnützen Beine lagen einfach nur so auf dem Boden und gehorchten ihm nicht. Immer weiter entfernten sie sich, die Kinder schrien und weinten, Sarah sah ihn die ganze Zeit mit panischem Gesichtsausdruck an und streckte hilfesuchend die Hand nach ihm aus, aber das Böse hinter ihr zog sie unverwandt weiter weg und dann verschwanden sie alle in einem Strudel und ließen in ihm eine absolute Leere und eine Kälte zurück, die kälter als alles war, was er bisher gespürt hatte.

    Jemand schüttelte ihn und rief seinen Namen und als Ben innerlich völlig ausgehöhlt und zähneklappernd, verwundert die Augen öffnete, wusste er momentan überhaupt nicht, wo er war und dennoch kam ihm die Stimme bekannt vor. Der Professor stand mit besorgtem Gesichtsausdruck über ihn gebeugt da und sagte: „Herr Jäger-ich denke sie hatten einen Alptraum, aber es ist nicht gut, wenn sie sich so herum werfen. Ich habe schon von den familiären Sorgen gehört, die sie gerade haben, aber wenn die Drainagen sich verschieben und im Operationsgebiet zu viel Bewegung ist, wird der Erfolg des Eingriffs in Frage gestellt. Sie müssen auch unbedingt die Atemmaske drauf lassen, wenn die Schwestern das sagen-es ist nur zu ihrem Besten!“ sprach er eindringlich zu ihm, aber Ben verstand nur einen Teil davon, was er ihm mitteilen wollte. Die Reste des Tavors fluteten immer noch durch seine Adern und machten ihn verwirrt und orientierungslos und dazu kam diese unbeschreibliche Kälte, die in ihm hoch kroch und seine Zähne immer noch laut klappernd aufeinander schlagen ließ. Der prüfende Blick des Arztes ging zum Monitor-aktuell war die Temperatur bei 38,7°C, aber wie man sah, war sie im Steigen begriffen. Er seufzte auf-oh je, das hier war ein schwieriger Fall! „Schwester-er bekommt bitte nichts mehr zum Sedieren, es ist in der momentanen Situation kontraproduktiv, versuchen sie irgendwie zu verhindern, dass er aus dem Bett steigt, notfalls indem sie ihn fixieren, bis er wieder klar ist. Geben sie ihm eine zweite Decke, wir können es ja sowieso nichts daran ändern, dass das Fieber steigt, verabreichen sie ihm allerdings Novalgin und Paracetamol als Kurzinfusion dazu und die letzte Cortisondosis morgen lassen wir auch weg-er braucht gerade alle Abwehrkräfte, die er noch hat!“ ordnete er an, aber die Schwester nickte zwar, wusste aber, dass das nichts bringen würde. Er hatte die beiden Medikamente sowieso als Basisschmerztherapie regelmäßig und das Fieber sprach darauf nicht an. Momentan war das ja noch nicht besorgniserregend hoch, allerdings stieg es kontinuierlich und der Schüttelfrost, der ihren bedauernswerten Patienten umher warf, würde nicht aufzuhalten sein. Das Cortison war gestern und heute schon in ihn gerauscht und hatte anscheinend seine Immunabwehr unterdrückt, ob das Weglassen der morgigen Dosis noch so effektiv war, stand in den Sternen.
    So brachte sie, als der Professor gegangen war, zwar eine zweite Decke und zog die Kurzinfusionen ein wenig vor, aber Ben schaffte es trotz guten Zuredens nicht, einigermaßen ruhig liegen zu bleiben und so fixierte sie schweren Herzens seine Hände, obwohl es ihr zutiefst widerstrebte. Sie konnte ihm jetzt auch keine Atemmaske aufs Gesicht schnallen, denn das war rechtlich sehr fragwürdig, einen Patienten ohne Sicherung der Atemwege zu fixieren und zu beatmen. Wenn er erbrach konnte er sich die Maske nicht vom Gesicht reißen und er würde vielleicht auf der Stelle ersticken, oder eine Aspirationspneumonie erleiden und das war fahrlässige Körperverletzung, diesen Schuh zog sie sich nicht an! So musste man die eigentlich dringend notwendige Atemtherapie momentan aufschieben, bis er wieder klar und kooperativ war, aber das konnte noch eine Weile dauern, er reagierte anscheinend ziemlich stark auf das Tavor. Verdammt-warum war gerade jetzt sein netter Freund und Kollege nicht bei ihm, der könnte ihn beruhigen und seine Hände festhalten, damit er die Maske tolerierte, aber das Personal hatte für so etwas keine Zeit-eine Menge anderer schwerst kranker Patienten musste ebenfalls versorgt werden.
    Ben wusste nicht wie ihm geschah-man sprach zu ihm, versuchte ihm anscheinend etwas zu erklären, aber er musste doch zu Sarah und seinen Kindern und versuchte deshalb hier weg zu kommen. Die sollten ihn gehen lassen, aber anstatt ihm zu helfen, banden sie seine Hände fest und so lag er wenig später völlig verzweifelt, schüttelnd und mit Tränen in den Augen auf dem Rücken, fror wie ein Hund und flüsterte immer wieder: „Sarah-du darfst mich nicht verlassen!“ und die verzweifelten Schreie seiner Kinder gellten in seinen Ohren.


    Susanne stieß bei der Fluggesellschaft zunächst einmal auf taube Ohren. Es war eine große Saudische Kette und die schützten primär die Daten ihrer Passagiere. Da könnte ja jeder kommen und versuchen, da Einzelheiten heraus zu finden, aber es gab so etwas wie Datenschutz und ein Vertrauensverhältnis. Gerade die Reisenden in der ersten Klasse waren besonders schützenswert und so hüllten sich die Personen am Schalter, mit denen sie telefonierte, in vornehmes Schweigen. Susanne versuchte dann deren PC zu hacken, aber dazu hätte sie jetzt Hartmut gebraucht, sie schaffte das auf die Schnelle nicht, aber der Rothaarige war damit beschäftigt, sich auf dem Beifahrersitz des BMW fest zu klammern und Stoßgebete zum Himmel zu senden, obwohl er eigentlich gar nicht so sonderlich gläubig war. „Susanne-hast du was?“ rief Semir ungeduldig in die Freisprechanlage, während er mit quietschenden Reifen die Ausfahrt nahm und dabei einen Kleintransporter schnitt, der daraufhin ins Schleudern kam, mit einem weiteren Fahrzeug kollidierte und die Autobahn auf zwei Spuren blockierte, was sofort zu einem mega Stau führte. „ Se-Semir-hast du gesehen, wir sollten uns jetzt eigentlich um den Verkehr kümmern!“ stammelte Hartmut, dem der Schweiß auf der Stirn stand, aber er erntete nur einen ungeduldigen Blick des Fahrers. „Was geht jetzt vor-Sarah und Corinna, oder die Autobahn?“ fragte er, während er schon um die nächste Kurve schoss. Immerhin hatte Susanne das Flugfeld durchgegeben und auch die Flugnummer, so wusste Semir, der schon oft am Frankfurter Flughafen gewesen war, wo er hin musste. Eines war klar, er würde es nicht schaffen mit seinem Fahrzeug auf die Rollbahn zu gelangen, die Sicherung durch Gitter und Zäune verhinderte das, aber sie mussten dennoch versuchen, den Start der Maschine zu verzögern-koste es, was es wolle! So hielt Semir mit quietschenden Reifen im absoluten Halteverbot vor der Abflughalle und hatte auch schon seinen Gurt gelöst und war heraus gesprungen. „Komm Einstein, keine Müdigkeit vorschützen-ich habe es im Gefühl, dass Sarah und Corinna in der Maschine sind!“ rief er, während Hartmut, der eigentlich beinahe kotzen musste, mit schweißnassen Fingern sein Gurtschloss entriegelte, mit Wackelknien ausstieg und dann Semir nach rannte, der schon mehrere Meter Vorsprung hatte.

    Oh Mann-schon wieder mein blöder Dialekt! Ja in Bayern geht der Fuß ja von den Zehen bis zur Hüfte :D -echt jetzt, das ist so wahr, wie wir auch den Butter essen! Und darauf logisch aufbauend klammern sich hier Kinder tatsächlich am Hosen-ich betone-nicht Hasen-fuß fest :) .

    Irgendwie sind Semir und Severin auch ein gutes Team, wenn Ben aktuell schon ausfällt! Freddy weiss anscheinend tatsächlich nicht mehr, als wir aber dann melden sich die Techniker!
    Ich denke durch die Auswertung der Videobilder wurde bewiesen, dass Mikael nichts getan hat, was ihn gefährden könnte und das ist ja das Gemeine daran-gerade dann erwischt es ihn! Aber der Tathergang, den wir ja aus erster Hand wissen, wurde korrekt rekonstruiert, nur wird leider Mikael davon nicht wieder gesund und mit jedem weiteren Kapitel, in dem du uns in Ungewissheit über seinen Zustand schweben lässt, harukaflower, mache ich mir größere Sorgen ;( .
    Aber die Erkenntnisse aus dem Labor ergeben eine heiße Spur-verdammt, hoffentlich sind die beiden Verdächtigen noch nicht geflohen! Und da hast du uns mit der ruhigen Beschreibung der Szene im Garten mit dem hinkenden Mann sauber aufs Glatteis geführt, harukaflower! ;)

    Semir und Ben befragen die Exfrau des ermordeten Kinderschänders. Besonders musste ich über den Ausdruck:" wohnlich, aber teuer gekleidet" schmunzeln-wetten Frau Minninger hatte ne Markenjogginghose und ein edles, aber lässiges Shirt an :D -den Ausdruck muss ich mir merken-sehr kreativ, Campino! :thumbup:
    Wenn ich so nach meinem Gefühl gehe, dann würde ich sagen, die Frau hat die Wahrheit gesagt und hat nichts mit dem Tod ihres Exmannes zu tun-zumindest nicht persönlich, aber vielleicht gehört sie ja auch dieser komischen Engelssekte an? Und ja ich glaube schon, dass Liebe plötzlich in Hass umschlagen kann, wenn man erfährt, dass der Ehemann so eine schreckliche Tat begangen hat, hoffentlich hat er auch wirklich seine eigenen Kinder verschont! ;(
    Ja auch Frauen können reich sein und verantwortungsvolle und gut dotierte Jobs haben-und nicht jeder der in Chorweiler wohnt, ist ne Wildsau-du spielst hier ja auch mit Vorurteilen, Campino und hast das auch gut rüber gebracht, wie sich Semir und Ben ertappt fühlen bei ihren Gedankengängen, aber so richtig weiter gebracht hat sie dieser Besuch wohl nicht!

    Als die Kinderfrau der Jägers sich bei Susanne in der PASt meldete, waren alle erleichtert. Die patente Mittsechzigerin, die die Kinder liebte, wie ihre eigenen Enkel, setzte sich sofort ins Auto und war wenig später in der Schutzwohnung angekommen, wo ein heilloses Durcheinander herrschte. Tim und Mia brüllten nach der Mama und Jenni und Frau Krüger versuchten sie erfolglos zu beruhigen. Als die Frau, die schon sehr lange Bezugsperson für die Kleinen war, nun das Baby auf den Arm nahm, barg Mia-Sophie schluchzend ihr Köpfchen am Hals der Zweitoma. Tim klammerte sich an ihrem Hosenfuß fest und als sie freundlich sagte: „Na Tim-fahren wir jetzt zu Lucky und Frederik?“ nickte er stumm und ließ sich sofort an der Hand nehmen. Jenni war mehr als erleichtert, dass ihr jemand die Verantwortung für die Zwerge abnahm, sie mochte zwar Kinder, hatte aber noch keine eigenen und war von der Situation mehr als überfordert gewesen. Rasch packte sie die Sachen der Kinder in den Koffer, wobei Hildegard immer eine Notfallausrüstung in ihrem Haus aufbewahrte, erklärte kurz, was dem Baby fehlte und welche Medikamente es brauchte und dann brachte sie die Kinder mit zum Wagen, in dem sich auch bereits geeignete Kindersitze befanden, so verzichteten sie momentan aufs Umbauen. „Ben hat mich angerufen-ich bin entsetzt und schockiert von dem was geschehen ist, aber die Kinder sind bei mir versorgt und in besten Händen, machen sie sich keine Sorgen. Ich habe mir auch die Telefonnummer des Krankenhauses aufgeschrieben, von wo aus Ben mich angerufen hat, ich werde ihm Bescheid geben, wenn wir bei mir zuhause sind und die Kinder sich beruhigt haben!“ erklärte sie und als sie den Motor anließ fragte sie Tim schon: „Sollen wir uns nachher noch einen Schokoladenpudding kochen?“ und der nickte eifrig-für ihn war im Moment seine kleine Welt wieder so halbwegs in Ordnung. Die Mama oder der Papa hatten ihn immer bei Hildegard abgeholt, er war es gewöhnt dort zu sein und auch mal zu übernachten und so erzählte er in der Dreijährigensprache Hildegard, was ihn beschäftigte, aber das hatte nichts mit Mama und Papa zu tun.

    Semir war inzwischen auf der A7 angekommen und trat das Gaspedal weiter durch. Kurz überlegte er, aber dann entschied er, dass es vielleicht doch Sinn machen würde, wenn er schon dran vorbei fuhr, sich kurz am Rastplatz nach dem Handy um zu sehen. Der von Susanne geortete Platz war keine Autobahnraststätte, nicht einmal eine Toilette befand sich dort und als sie sich kurz umgesehen hatten, dauerte es nicht lange und Hartmut zog-nachdem er Einmalhandschuhe angezogen hatte- das Handy aus einem Mülleimer. „Na sieh mal an!“ pfiff er durch die Zähne und als sie Sekunden später schon wieder auf der Überholspur waren und Semir dem Wagen Zunder gab, konnte er seinem Freund und Kollegen auch schon mitteilen, wie die Entführer den Aufenthaltsort von Corinna ausfindig gemacht hatten. Das Handy war jetzt ein Beweisstück und er hatte keine Skrupel- ebenfalls mit den Handschuhen immer noch am Mann- die WhatsApp-Nachricht Corinna´s zu öffnen. „Ich dachte, sie hat ihr Handy abgegeben!“ sagte Semir nur betroffen und fast erschlagen von so viel Dummheit, aber Hartmut kombinierte richtig, dass das wohl das alte Ersatzhandy war-darauf ließ auch die Markierung von Klaus schließen. „Sie hats ja nicht mit Absicht gemacht, aber die Folgen sind trotzdem fatal!“ bemerkte Semir unglücklich, während Hartmut versuchte während der Fahrt eventuelle Fingerabdrücke auf Klaus´ Handy sichtbar zu machen, aber leider waren die Entführer nicht so dumm gewesen-sie hatten Handschuhe getragen und der Taschendieb hatte die seinigen zuvor sorgfältig abgewischt. „Vielleicht hat Corinna ihr Handy noch bei sich, einen Versuch wäre es wert!“ sagte Semir und Hartmut veranlasste sofort eine Funkortung des Geräts. „Das Signal ist nicht zu empfangen, aber das letzte Mal als es sich eingeloggt hat, war das südlich von Köln an der A3 an der Raststätte!“ sagte Susanne, die natürlich jetzt wie alle anderen Überstunden machte-man musste die Entführungsopfer finden, denn mit jeder Stunde sank deren statistische Chance mit dem Leben davon zu kommen.

    „Hartmut hilf mir mal-wer hat wohl die beiden Frauen entführt und warum?“ fragte nun Semir nach, während er routiniert ein- und ausscherte und so Kilometer machte und Hartmut musste nicht lange nachdenken. „Wir vermuten ja, dass die Hubschrauberpläne in den Nahen Osten gehen sollen. Immerhin hat der Typ, der am Hochzeitsabend mit Klaus telefoniert hat, ihm gedroht, er würde Corinna in seinen Harem aufnehmen. Ich hatte zwar eigentlich gedacht, dass es heutzutage so etwas wie einen Harem gar nicht mehr gibt, aber anscheinend liege ich da falsch und jetzt ist es nur nahe liegend, dass diese Typen sich nicht an Abmachungen halten, sondern beides wollen-die Pläne und die Frau, bzw. zwei Frauen, denn ich gehe davon aus, dass das mindestens zwei Männer sind aber Sarah und Corinna schauen in den Augen von Arabern wohl beide sehr exotisch aus!“ überlegte er und Semir konnte ihm nur zustimmen. „Wenn wir davon ausgehen, dass sie sie besitzen und nicht töten wollen, werden sie versuchen die beiden so schnell wie möglich außer Landes zu bringen, ob sie wohl irgendwo einen Privatflieger haben?“ dachte Hartmut weiter nach und bat Susanne darum, das am Flughafen Köln-Bonn zu checken, was allerdings einige Zeit in Anspruch nahm und ergebnislos verlief. „Vielleicht haben sie die Maschine in München stehen-wäre ja nahe liegend, wenn sie in Nordschwaben agieren!“ wurde weiter kombiniert. Sie kamen dann auch noch auf die Idee, dass ein kleinerer Flughafen wie Augsburg, Memmingen oder Nürnberg ebenfalls möglich wäre, da dort leichter Privatmaschinen landen durften, als an den großen Flughäfen und Susanne war jetzt in ihrem Auftrag sehr beschäftigt damit, ihren PC zu bedienen und nebenbei zu telefonieren.

    Inzwischen hatte man in der Wohnung unter einem Schränkchen im Flur die Schutzhülle einer Spritzenkanüle gefunden und die sofort ins Labor gebracht, um eventuelle Anhaftungen zu untersuchen. Hartmut´s rechte Hand gab wenig später das erste Ergebnis durch: „Der Schnelltest ist positiv auf Benzodiazepine, also wurden die Opfer wohl betäubt!“ teilte er mit und Semir und Hartmut war klar, dass das wohl die einzige Möglichkeit gewesen war, Sarah von ihren Kindern weg zu kriegen. „Das ist jetzt bewiesen und erklärlich, aber irgendwo müssen die jetzt stecken und wenn sie mal im Nahen Osten sind, haben wir vermutlich keine Chance mehr an sie ran zu kommen, die sind dann einfach weg!“ befürchtete Hartmut und nun warf ihm Semir einen Blick zu: „Du weisst, dass Ben und ich niemals aufgeben würden, wir holen sie zurück, egal wo auch immer sie sein mögen!“ sagte er, aber im selben Augenblick wurde ihm bewusst, dass er da im Augenblick alleine agieren musste, ob sein bester Freund jemals wieder so fit werden würde, wie es für so eine Aktion nötig war, stand in den Sternen.
    Inzwischen waren sie in der Nähe der Raststätte an der A3 angelangt, wo man Corinna´s letztes Handysignal empfangen hatte. In weniger als drei Stunden hatte Semir die Strecke inclusive Stopp bewältigt und so fuhr er von der Autobahn ab, um dann in der Gegenrichtung wieder aufzufahren und sich in der Raststätte nach dem Handy um zu sehen, denn davon, dass sie die Wohnung auch noch durchsuchten, würden sie die Entführungsopfer nicht finden.

    In der Zwischenzeit hatten Jenny, die Chefin und einige Uniformierte die Nachbarn nach Beobachtungen befragt, aber niemand hatte zunächst etwas gesehen. Nur in dem Laden daneben, dessen Werbeschild man auf Corinna´s Video hatte entdecken können, sagte eine Verkäuferin nachdenklich zu Jenni: „Ich konnte irgendwann am Spätnachmittag zwei dunkelhäutige Männer mit einer Frau in einer Burka sehen, der Frau schien es nicht gut zu gehen, sie musste nämlich gestützt werden!“ erzählte sie, aber wo die drei hingegangen waren, konnte sie nicht sagen, sie hatte sich dann ihrer Kundschaft gewidmet und das für den Augenblick vergessen und dem Vorfall auch keine Bedeutung beigemessen. Jenni gab die Beobachtung aufgeregt an Semir und Hartmut durch, auch die Farbe der Burka und eine grobe Beschreibung der Männer-schwarzhaarig, leicht dunkler Teint und elegante dunkle Anzüge-hatte die Verkäuferin zu Protokoll gegeben und jetzt fragten sich Semir und Hartmut in der Raststätte nach einer Gruppe durch, auf die die Beschreibung passte. Eine Burka war natürlich praktisch-darunter konnte man fast alles verbergen und sie dachten schon, dass sie nichts herausfinden würden, denn die Angestellten hatten inzwischen Schichtwechsel gehabt, aber ein Servicemitarbeiter, der auch für die Sauberkeit der Toiletten zuständig war und eine Extraschicht machte, erzählte dann, dass er in der Herrentoilette vor etwa zwei Stunden die Trümmer eines Handys im Abfall gesehen hatte, der Müllsack aber schon in einem großen Container verschwunden war. Auch eine arabische Reisegruppe-zwei Scheichs in sandfarbenem Kaftan und zwei verhüllte Frauen- hatte er gesehen, die aber einzeln auf der Toilette gewesen waren. „Das waren sie-wir haben jetzt nicht die Zeit den Abfall zu durchsuchen, aber ich wette, wir finden Corinna´s Handy in dem Müll!“ sagte Semir aufgeregt und erklärte den Container für versiegelt: „Der wird später durchsucht werden, aber wir wissen jetzt-sie haben nur zwei Stunden Vorsprung, das ist nicht viel-nur verdammt, wohin sind sie unterwegs!“ dachte er nach. Hartmut überlegte laut: „Wir haben uns bisher nur nach einer Privatmaschine umgesehen, aber was wäre, wenn die einfach mit Linie fliegen. Von hier aus ist Frankfurt gerade mal eine gute Fahrstunde entfernt!“ und nun baten sie Susanne, das doch zu überprüfen und Semir ärgerte sich-sie waren auf dem Hinweg eben am Flughafen vorbei gefahren. Wenig später rief die aufgeregt zurück: „Semir, Hartmut, in einer Stunde startet eine Linienmaschine in den Nahen Osten, ich versuche gerade eine Passagierliste zu bekommen, bisher sind die Betreiber der Airline noch ein wenig zurückhaltend, aber ich bin dran!“ rief sie und nun sahen sich Semir und Hartmut an und spurteten los. Diesmal schaffte Hartmut es gerade noch, seinen Fuß in den Fahrgastraum zu ziehen, denn der Motor heulte bereits auf und die Reifen des BMW drehten durch, als er noch gar nicht ganz drin war. Semir blinkte, schaltete das Blaulicht und die Sirene ein und raste mit Bleifuß Richtung Frankfurt. „Susanne-versuch die Starterlaubnis für die Maschine zu stoppen, die darf nicht abheben, bevor wir sie nicht durchsucht haben!“ rief er aufgeregt und Susanne, die bereits am Telefon hing, versprach ihr Möglichstes zu tun.

    In der Donauwörther Klinik betrachtete die betreuende Schwester derweil besorgt ihren jungen Patienten. Er war zwar vom Tavor, das sie ihm gespritzt hatte, noch ziemlich benommen, aber er war trotzdem unruhig, warf sich im Bett herum und bekam gerade Schüttelfrost. Verdammt-für die Lunge und das produktive Abhusten war die Sedierung Gift, für den Rücken und den Operationserfolg wäre es besser, er würde ruhig liegen, aber wenn aus dem pulmonalen Infekt nun eine Pneumonie wurde hatten sie alle miteinander ein Problem. „Herr Jäger-sie müssen ein wenig Atemgymnastik machen, ich mache die CPAP-Maske auf ihrem Gesicht fest, die ist zwar eng, aber sie hilft ihnen beim Atmen!“ versuchte sie ihm zu erklären, aber er riss sie immer wieder herunter, murmelte laut und verzweifelt: „Sarah!“ und warf sich wieder herum, zog sich aber dabei die Decke bis zur Nase. Sie hatte leider auch gar keine Zeit sich daneben zu stellen und ihn persönlich zu betreuen, denn es ging auf der Station wahnsinnig zu und ein Notfall jagte den anderen. Vorhin hatte auch eine ältere Frau angerufen und hatte Herrn Jäger sprechen wollen, aber das war nicht möglich gewesen. Hoffentlich würde das hier alles gut gehen!

    Semir und Severin fahren zur Witwe des Getöteten, der ist zwar auch ein Verbrecher, aber trotzdem darf seine Frau um ihn trauern und das tut sie vermutlich auch. Sie weiss auch einen Namen, der Semir gleich bekannt vor kommt-ja die Verbrecher rund um Köln kennt er vermutlich zur Genüge! Ob ihnen der weiterhelfen kann oder will-nun wir werden sehen!
    Veikko liegt derweil mit Jenny im Bett, alles scheint perfekt, bis er den Fernseher anschaltet. bald kristallisiert sich das heraus, was Veikko schon befürchtet hat-das Opfer ist Mikael und langsam breche auch ich in Panik aus-die OP dauert schon so lange....

    Semir hatte die Intensivstation in Windeseile verlassen und gleich noch Hartmut angerufen: „Einstein-du musst sofort mit mir kommen-lass das Auto Auto sein-ich brauch dich in Köln, Sarah und Corinna sind entführt worden-vielleicht finden wir einen Hinweis darauf, wohin und von wem!“ rief er ins Telefon, während er schon zum Parkplatz spurtete. „Wo ist diese verdammte KTU?“ rief er dann noch und bekam von Hartmut die Adresse gesagt, die er schnell in sein Navi eingab. Mit quietschenden Reifen fuhr er in die Richtung und Hartmut schlüpfte derweil aus dem Spusianzug, packte die mitgebrachten Sachen in den Koffer und verabschiedete sich von seinem jungen Kollegen, der in den paar Stunden Zusammenarbeit schon mehr gelernt hatte, als in mehreren Monaten an seiner Ausbildungsstelle. Sie hatten auch schon Blutspuren, die man zu beseitigen versucht hatte, im Kofferraum nachweisen können und die warteten jetzt auf Watteträgern auf eine Genanalyse, der Schmutz in den Reifen und im Fußraum des Wagens konnte auch geborgen werden und Hartmut packte sich von allem ein Pröbchen ein, der Rest würde ins Kriminallabor nach München gehen. Kaum hatte er den riesigen Rollkoffer geschlossen, bog auch schon ein silberner BMW mit quietschenden Reifen um die Ecke und Hartmut warf den Koffer in den Fond und saß wenig später auf dem Beifahrersitz. Er hatte die Tür noch nicht ganz geschlossen, da fuhr Semir schon los und Hartmut fingerte eilig nach dem Sicherheitsgurt. Semir beschleunigte durch den abendlichen Berufsverkehr, benutzte ohne mit der Wimper zu zucken das Blaulicht-wenn jetzt keine Gefahr im Verzug war, wann dann-und raste Richtung Autobahn.

    Ben war fassungslos und geschockt im Patientenzimmer zurück geblieben. Seine Gedanken fuhren Karussell-was war mit seiner Sarah und mit Corinna geschehen? Wie er es mitbekommen hatte, waren die beiden Frauen aus der Schutzwohnung verschwunden, aber die Kinder dort zurück geblieben-ach Gott seine armen Mäuse, die wurden jetzt von fremden Leuten betreut und weder Mama noch Papa waren bei ihnen. Verzweifelt versuchte er das Gefühl in seine Beine zurück zu bekommen-vielleicht ging das mit purer Willensanstrengung-seine Kinder brauchten ihn doch und die Sorge um seine geliebte Sarah brachte ihn fast um den Verstand! Der Schweiß brach ihm aus beim vergeblichen Bemühen, dann versuchte er auch noch das Bettkopfteil hoch zu stellen, aber sofort wurde ihm schwindlig, sein Blutdruck spielte verrückt und als die betreuende Schwester ins Zimmer hastete, hing er bereits leichenblass und von kaltem Schweiß bedeckt in den Seilen. Sofort stellte sie das Kopfteil wieder flach. „Herr Jäger-das ist noch zu früh! Erstens sollten sie warten, bis die Cages eingesetzt sind und außerdem reagiert der Körper nach einem spinalen Schock sehr überschießend auf Lageveränderungen!“ sagte sie und sperrte jetzt vorsichtshalber diese Bettfunktion und schob unauffällig die Bettgitter nach oben-nicht dass ihrem Patienten noch weiterer Blödsinn einfiel. Der war auch seit dem Telefongespräch seines Freundes, der danach völlig überhastet die Intensivstation verlassen hatte, völlig aus dem Häuschen!

    „Was haben sie denn für eine aufregende Nachricht bekommen, die sie so mitnimmt?“ fragte sie nun mitfühlend und holte einen kalten Waschlappen, mit dem sie ihm das immer noch bleiche Gesicht abwusch. „Meine Frau ist entführt worden-und ihre Cousine dazu. Die Täter waren vermutlich dieselben, die auch für diesen ganzen Shit hier verantwortlich sind. Meine Kinder sind jetzt mutterseelenalleine und fremd betreut, dabei hat meine kleine Tochter, die ist gerade mal 10 Monate alt, eine Mittelohrentzündung und würde jetzt ihre Eltern brauchen!“ schluchzte er fast und nun blieb die Schwester bei ihm stehen. „Oh je, das ist ja schrecklich!“ sagte sie betroffen. „Ich habe auch Kinder und weiss wie schlimm das ist wenn die krank sind. Ich kann sie sehr gut verstehen, dass sie deswegen und auch wegen ihrer Frau ganz fertig sind, aber sie können leider gerade gar nichts machen-außer sich zu bemühen, baldmöglichst wieder fit zu werden und das klappt am Besten, wenn sie sich an die Anordnungen der Ärzte halten. Gibt es denn niemanden-Oma, Opa oder so- die sie gerade vertreten könnten?“ fragte sie und als Ben nun tief durchatmete, seine Panik abschüttelte und nachdachte, sagte er: „Meinen Vater kann man da vergessen, der hat wenig Beziehung zu seinen Enkeln und Sarah´s Eltern wohnen erstens ne Ecke weg und zweitens gehen die auch arbeiten und die Kinder kennen sie zwar, aber eben nicht so besonders gut. Aber wir haben ne Kinderfrau, die betreut gerade auch unseren Hund-ich weiss auch überhaupt nicht, ob der schon jemand Bescheid gesagt hat, denn eigentlich wollten wir Lucky am Montag schon wieder abholen!“ überlegte er und nun brachte ihm die Schwester mit einem Lächeln das Telefon. „Wissen sie die Nummer?“ fragte sie und als Ben den Kopf schüttelte, ging sie wortlos an den PC und googelte die Festnetznummer von Hildegard Brauner in Köln. Wenig später rief Ben sie an und sie war völlig entsetzt, als sie hörte, was geschehen war. „Ich war schon die ganzen Tage voller Sorge, was denn passiert sein könnte. Weder du Ben, noch Sarah, wart auf dem Handy erreichbar, niemand hat mir Bescheid gesagt und ich wusste gar nicht, was ich tun sollte. Lucky geht es gut und ich werde mich jetzt sofort mit der PASt in Verbindung setzen, die werden mir schon sagen können, wo die Kinder gerade sind. Die kommen natürlich zu mir und bleiben auch da, bis Sarah zurück und du gesund bist!“ sagte sie mit fester Stimme und legte dann auf, während Ben das Telefon einen Augenblick fest hielt, wie ein Ertrinkender.

    „Sie müssen jetzt ein wenig runter kommen!“ sagte die Schwester freundlich und spritzte das Medikament, das der Arzt soeben angeordnet hatte, in den ZVK. Es war eine schreckliche Situation für ihren Patienten, aber der konnte momentan nichts weiter tun. Er hatte die Betreuung seiner Kinder organisiert und jetzt sollte er ein wenig schlafen! Ben wollte noch etwas sagen, etwas tun, aber schon ergriff eine bleierne Müdigkeit von ihm Besitz, der Hörer rutschte ihm aus der Hand und die Schwester nahm ihn sanft an sich, deckte ihren jungen, gut aussehenden und vor allem netten Patienten noch ein wenig zu und verließ dann leise das Patientenzimmer. „Wollt ihr einen Kaffee?“ fragte sie die bewachenden beiden Polizisten und die nahmen den gerne an. Die lokale Polizei und die Pflegekräfte kannten sich, da war Donauwörth diesbezüglich ein Dorf.

    Oh Mann-ja da hatte Ben wirklich keine Chance, er musste die Tabletten schlucken-und wenn er sie nicht genommen hätte, hätte man ihn eben fixiert und ihm was gespritzt (so machen wir das nämlich :whistling: ). Jetzt entfalten die Medikamente auch schon ihre Wirkung und Ben ist jetzt alles egal.
    Gut dass Semir jetzt Blut geleckt hat und sich nun sicher ist, dass da was faul ist an der Sache. Ob mit oder ohne Einverständnis des Polizeipräsidenten wird er seinen Freund suchen und sicher auch finden, zumal ja Hartmut schon den ersten Beweis für die Entführung gefunden hat-die vergiftete Pizza. Und toll-wenn Ben die jetzt komplett aufgefuttert hätte, wäre er vermutlich tot, denn wenn ein Teil der Dosis schon genügt hat, ihn auszuknocken, wäre die ganze Menge wohl zu viel gewesen =O .
    Irgendwie glaube ich auch, dass der aktuelle Fall vielleicht da was damit zu tun hat-muss Semir halt mal wieder auf zwei Baustellen ermitteln, aber sowas ist er ja gewöhnt-und die Krüger soll ihn mal nach Kräften unterstützen und ihn nicht behindern! X(

    Semir eilt an den Tatort und wird dort gleich von Severin in die Ermittlungen eingebunden-na Gott sei Dank einer, der sieht, wie es in diesem Job zugeht und keine Angst um seine Position hat. Der private Geheimdienst-genannt Nachbar wird heran gezogen-wenn man den Fall abgeschlossen hat, muss der aber zur Ordnung gerufen werden, mehr als sein eigenes Grundstück darf der eigentlich nicht überwachen! X( Aber gerade entlastet es sozusagen Mikael-bisher wissen ja nur wir, dass der diesmal keinen Alleingang gestartet hat.
    Ben ist völlig fertig und das war sehr emotional, wie er da langsam an der Wand runter rutscht, so dass sich sogar die Krankenschwester Sorgen macht!
    Aber dann reisst er sich zusammen und geht zu Eva-gute Idee Ben, aber wetten, wenn die aufwacht, gehts ihr auch nicht besser als dir! :(

    Sarah und Jenni hatten beim Kinderarzt eine ganze Weile warten müssen. Danach nahmen sie auf dem Heimweg schnell eine Pizza mit. Mia-Sophie bekam erst einmal nur Heilnahrung, geriebenen Apfel und Tee, was sie neben anderen Medikamenten und Wund- und Heilsalbe fürs kranke Baby schnell in der Apotheke mitnahmen, die im Erdgeschoß des Ärztehauses war, aber alle anderen hatten einen Bärenhunger! „Jenni-ich würde auch noch Windeln brauchen-und Äpfel, Zwieback und eine Glasreibe, sollen wir die gleich jetzt irgendwo mitnehmen?“ fragte Sarah, aber Jenni schüttelte den Kopf. „Ich mache heute rechtzeitig Feierabend und gehe danach gleich noch einkaufen, ich brauche für mich privat auch noch was. Schreib mir einen Zettel, ich besorg dir alles und bringe euch das dann vorbei. Jetzt schauen wir, dass wir zurück in die Schutzwohnung kommen!“ sagte sie und da hatte Sarah gar nichts dagegen. So aßen sie dann gemeinsam von der Familienpizza und Tim verdrehte die Augen und sagte: „Lecker!“ während er heftig zuschlug. Sarah sah direkt seinen Vater vor sich, der wäre mit diesem Mittagsmenü auch einverstanden gewesen-Ben liebte Pizza, genau wie sein Sohn. Sogar Mia-Sophie durfte, nachdem sie ihre Heilnahrung verspeist hatte, auf einem Stück trockenem Rand herum beißen, die wenigen Zähnchen die sie hatte, wollten benutzt werden und Sarah hatte entschieden, dass das nicht gegen die Diätvorschriften verstieß. Jenni war dann weiter gefahren und hatte die Kindersitze in ihrem Wagen gelassen-man wusste ja nicht, wann man die wieder brauchte! Die junge Polizistin ging dann mit Dieter weiter auf Streife und auch Frau Krüger wollte wissen, wie es Ben´s kleiner Familie denn so ging und wurde von Jenni auf dem Laufenden gehalten.
    Mittags machten die Kinder nur ein kleines Nickerchen und erwachten, weil es draußen auf der Domplatte laut wurde, da fand ein Event statt, aber das war schon in Ordnung, vielleicht hätten sie dann eine ruhige Nacht! Gegen 15.30 Uhr allerdings waren Tim und das Baby dann so knatschig, dass Sarah entschied, dass es keinen Sinn machte, die jetzt noch ein paar Stunden rum zu ziehen. „Die sollen jetzt noch ein kleines Schläfchen machen, um spätestens fünf werden sie geweckt und dann werden wir die beiden heute Abend dann in Gottes Namen schon zum Einschlafen bringen!“ teilte sie Corinna mit und die nickte.

    Sie hatte schon mehrfach verstohlen auf ihr Handy geschaut, das sie auf lautlos gestellt, eng an ihrem Körper trug. Klaus hatte am Vormittag ihre Nachricht bekommen und gelesen, wie sie an den grünen Häkchen erkennen konnte, sich aber bis jetzt nicht gemeldet und das war merkwürdig. Hoffentlich ging es ihm gut! Allerdings hatte ja Sarah das alte Handy, mit dem sie immer mit Semir kommunizierte-der hätte es ihr ja wohl mitgeteilt, wenn es irgendetwas Neues gab, so beruhigte sie sich selber.

    Die beiden Scheichs fuhren auf direktem Weg auf der Autobahn. Zuerst auf die A7 und dann auf die A3. Es war zwar relativ hohes Verkehrsaufkommen und ab und zu mal ein Stau, aber so gegen 15.30 Uhr kamen sie in Köln an und machten sich auf den Weg in die Innenstadt. In der Tiefgarage unter der Domplatte fanden sie auch sofort einen Parkplatz, holten eine Spritze mit Midazolam und die mitgebrachte Burka aus ihren Koffern und gingen dann nach oben. Kurz ließen sie ihre Blicke schweifen, verglichen einen Ausschnitt auf dem Video mit den realen Verhältnissen und dann zog ein verschlagenes Lächeln über das Gesicht des einen Scheichs, der vor lauter Vorfreude schon ganz aufgeregt war-bald würde er diese Klassefrau in seinem Harem haben! Der andere war zwar ein wenig angefressen deswegen, aber sein Geschäftspartner kam aus einer höher gestellten Familie und hatte den Vorrang. Auch in seinem Harem hätte sich Corinna gut gemacht, er wollte auch zu gerne eine Blonde, aber die würde er sich dann eben zu einem späteren Zeitpunkt irgendwo kaufen-es gab genauso einen Markt für Frauen, wie für alle anderen Dinge, die man zum Leben benötigte. Allerdings war das Prickelnde an der Sache, dass die junge Ehefrau wohl nicht freiwillig mitgehen würde und genau das war es, was den drahtigen muskulösen Scheich noch mehr in Wallung brachte. Er würde diese hübsche junge Frau schon gefügig bekommen, wenn er sie erst einmal in seinem Palast hatte, aber jetzt würde zuerst einmal das Midazolam seine Schuldigkeit tun und aus ihr eine willenlose Puppe machen.

    Auf dem Video war ein Fensterausschnitt zu sehen mit direktem Blick auf den Kölner Dom. Davor war ein Teil einer Werbetafel zu sehen, die ebenfalls für ein klassisches Kölner Produkt warb, so hatten die beiden schon im beschaulichen Nordschwaben genau das Fenster ausmachen können, von wo aus das Video gedreht worden war. Köln gehörte zum Sightseeing-Pflichtprogramm bei den Saudis, genauso wie München und so war es den beiden ohne jegliches technische Gerät möglich gewesen, den Aufenthaltsort von Corinna festzustellen. Jetzt mussten sie nur noch herausfinden, ob die in der Wohnung bewacht wurde, aber sie hatten beide eine geladene Waffe bei sich, da würden sie rücksichtslos davon Gebrauch machen, auf einen Mord mehr oder weniger kam es jetzt nicht an!
    Sie traten von unten in den besagten Hauseingang und stellten anhand der Klingelschilder fest, um welche Wohnung es sich handeln musste. Der Zufall kam ihnen zu Hilfe, denn ein Paketbote gab gerade in einer weiter oben gelegenen Wohnung ein Päckchen ab und so konnten sie unbemerkt mit ins Haus gelangen. Sie warteten, bis der Bote wieder verschwunden war und schlichen dann die Treppe zum ersten Stock hinauf. „Müller“ stand an der Wohnungstür-ja das war die richtige Wohnung! Der Scheich überlegte. Sollten sie die Tür gleich aufbrechen? Aber dann entschied er sich dagegen, vielleicht ging es ja ohne Lärm und Aufsehen. Meistens vereinbarte man ja ein bestimmtes Klingelzeichen in so einem Fall und so drückte er einfach zweimal kurz und zweimal lang auf die Türklingel. Es war zwar nicht exakt das vereinbarte Signal, aber Sarah hastete schon zur Tür, bediente den Summer unten und entriegelte sie-das war sicher Jenni mit den Einkäufen und sie wollte nicht, dass die Kinder, die ja gerade erst eingeschlafen waren, jetzt gleich aufwachten, sonst war das Gebrüll schon vorprogrammiert! Kaum hatte sie die Klinke heruntergedrückt und erwartete jetzt erst Jenni´s leichte Schritte im Treppenhaus zu hören, da wurde die Tür brutal aufgedrückt und bis sie sich versah, hatte sie eine Waffe am Kopf und ein dunkelhäutiger Mann im eleganten Anzug hielt sie eisern fest und drückte die Hand auf ihren Mund, so dass sie nicht einmal Corinna warnen konnte, die gerade zur Toilette gegangen war, während der andere in aller Ruhe eine Spritze aus der Tasche zog. Sarah´s Augen weiteten sich, sie wehrte sich mit aller Kraft, hatte gegen die skrupellosen Männer aber keine Chance und wenig später verdrehte sie die Augen und sank zunächst einmal bewusstlos zusammen. Das Ganze hatte keine Minute gedauert und Corinna, die inzwischen die Spülung betätigt und sich ihre Hände gewaschen hatte, war noch nicht ganz aus der Badezimmertür, da wurde auch sie brutal gepackt und sank Sekunden später ebenfalls betäubt zu Boden. „Gut dass ich genügend aufgezogen hatte-das reicht auch für zwei!“ grinste der Scheich, den nun ein Hochgefühl überkam-jetzt hatte er auch einen blonden Zuwachs für seinen Harem und die beiden Frauen sahen sich sogar ziemlich ähnlich und entsprachen dem selben gefragten Typ mit blonden Haaren und blauen Augen.
    Sonst war es still in der Wohnung, von nirgends stürmten irgendwelche Bewacher hervor und so zogen die beiden Scheichs jetzt erst Sarah die Burka über und stellten sie auf ihre Füße. Sie war völlig willenlos und hatte wacklige Knie, konnte auch nicht richtig denken und so setzte sie-gestützt von beiden Seiten- mechanisch einen Fuß vor den anderen, wie man es ihr befahl. Die Treppe hinunter wurde sie getragen, aber unten fiel es bei dem bunten multikulturellen Gewimmel in Köln nicht groß auf, dass da zwei Saudis mit einer ihrer Frauen am Rande der Domplatte entlang liefen und in einem der Tiefgaragenabgänge verschwanden. Der Wagen war geräumig und hatte getönte Scheiben und so entledigte man Sarah wieder der Burka, band sie auf dem Rücksitz fest und holte dann in der gleichen Manier noch Corinna. Die Tür wurde ins Schloss gezogen und wenig später startete der Wagen, nachdem die horrende Parkgebühr entrichtet war, zunächst einmal in ein Kölner Viertel, wo man Burkas kaufen konnte und kurz darauf waren die beiden Frauen gekleidet, wie es sich in den Augen der Araber in der Öffentlichkeit gehörte. Auch braun getönte Kontaktlinsen kauften sie und dunkelbraune Sprühfarbe für die Haare und veränderten die Frauen damit. Via Handy buchte der eine der Scheichs einen Flug in die Heimat für vier Personen, der noch am Abend vom Frankfurter Flughafen aus gehen würde. Sie hatten eine ganze Auswahl an gefälschten Reisepässen dabei, wenn man nicht so genau hinsah, fiel es nicht auf, dass die Einreisestempel nicht echt waren und die arabischen Schriftzeichen waren eh nicht zu entziffern. Langsam begannen die beiden Frauen wieder ein wenig zu sich zu kommen, aber sie bekamen gleich die nächste Dosis injiziert, diesmal in den Oberschenkel, dann würde die Wirkung länger anhalten und so dämmerten sie vor sich hin, während das Auto sich schon wieder auf den Weg Richtung A3 machte, damit sie rechtzeitig zum Check-In am Flughafen waren.

    Jenni hatte sich in der PASt gleich ihrer Uniform entledigt und war nach Dienstschluss einkaufen gegangen. Schwer bepackt läutete sie dann unten an der Haustür der Schutzwohnung mit dem vereinbarten Signal und runzelte die Stirn, als ihr niemand aufmachte. Sofort beschlich sie ein ungutes Gefühl, sie öffnete die Tür mit dem Schlüssel, den sie bei sich trug, stellte die Einkäufe unten im Hausflur ab und schlich mit gezückter Waffe die Treppe hinauf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sollte sie Verstärkung anfordern? Allerdings waren Sarah und Corinna vielleicht ja auch nur unvorsichtig geworden und mit den Kindern ein wenig nach draußen gegangen? Leise steckte sie den Schlüssel ins Türschloss und drehte ihn ganz langsam herum. Als die Tür nicht mehr versperrt war, trat sie sie mit dem Fuß auf und ging sofort wieder in Deckung, aber nichts passierte. Leise schlich sie in die Wohnung und sicherte, wie sie es in der Polizeischule gelernt hatte, Zimmer für Zimmer, aber die Wohnung war leer, bis auf die beiden Kinder, die selig in ihren Betten schlummerten. Nun griff Jenni zum Telefon und verständigte sofort die Zentrale und die Chefin. Wenig später wimmelte die Wohnung von Uniformierten, ein Spurensicherer versuchte etwas heraus zu finden und Jenni und die Chefin bemühten sich die Kinder, die inzwischen aufgewacht waren, zu beruhigen. Der schwierigste Schritt für Jenni war allerdings nun die Nachricht, die sie Semir und damit auch Ben überbringen musste und nachdem er am Handy nicht ran ging, wählte sie schweren Herzens die Nummer der Intensivstation.

    Hartmut ließ sich von Susanne den genauen Ort des Leichenfundes durchgeben und schaltete dann nach kurzem Überlegen das Blaulicht zu. Es dauerte höchstens zehn Minuten, bis sie Richtung Wasserspeicher abbogen. Bereits unten am Zufahrtsweg stand ein Polizeiwagen und wollte ihnen zunächst die Zufahrt versperren, aber als die beiden Beamten, die noch auf das Eintreffen von Spurensicherung und Kriminalpolizei warteten, das Polizeifahrzeug erkannten, winkten sie Semir und seinen rothaarigen Begleiter durch, ohne die Dienstausweise zu kontrollieren. „Hast du ne Ahnung, warum die bei der Kripo jetzt so auswärtige Kennzeichen haben?“ fragte der jüngere Beamte seinen älteren Kollegen, aber der zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber das sind vielleicht verdeckte Ermittler!“ vermutete er und sein jüngerer Kollege nickte zustimmend. Ein Tötungsdelikt kam hier ausgesprochen selten vor, klar gab es manchmal Schlägereien, davon auch manchmal mit Todesfolge oder Unglücksfälle, aber das hier sah nach einem eiskalten Mord aus und sowas hatten sie höchstens bei ihrem Großstadteinsatz in Nürnberg oder München, den jeder bayerische Polizist nach seiner Ausbildung absolvieren musste, bevor er sich heimatnah versetzen lassen konnte, zu sehen bekommen. Donauwörth hatte auch selber keinen Kriminaldauerdienst, sondern holte untertags die Dillinger Kollegen dazu, die aber dreißig Kilometer Anfahrt hatten, aktuell aber wesentlich mehr, da die B16 eine sowieso durch den Schwerverkehr sehr belastete Straße, seit Wochen gesperrt war und sich der Ausweichverkehr nun inclusive LKW durch kleine Dörfchen quälte und die schmalen Straßen hoffnungslos verstopfte. Obwohl schon vor Längerem verständigt, waren die Fachleute noch nicht vor Ort –sie waren hinter einem Schwerlastfahrzeug, das eine Havarie hatte, eingekeilt-und die uniformierten Polizisten hatten nur den Leichenfundort abgesperrt und nachgesehen, ob der Mann im Gebüsch auch wirklich tot war, oder man vielleicht doch einen Notarzt brauchte, aber der Schuss in den Kopf hatte seitlich nur ein kleines Einschussloch hinterlassen, aber auf der darüber liegenden Seite fehlte das halbe Schädeldach und Hirnmasse war ausgetreten, hier kam jede Hilfe zu spät.
    Die beiden Reiterinnen, die die Leiche gefunden hatten, waren geschockt abgestiegen und ließen ihre Pferde grasen und der Golden Retriever begrüßte erfreut jeden Neuankömmling-das war eine wundervolle Party hier im Wald mit vielen Streichlern, das gefiel ihm!

    Semir und Hartmut stiegen aus und ein älterer Polizist trat sofort auf ihn zu. „Wir kennen uns noch nicht, aber ich bin sehr froh, dass sie kommen!“ sagte er voller Erleichterung und stellte sich mit Namen und Dienstgrad vor, ohne die Dienstausweise sehen zu wollen. Semir ließ seine Erklärung zu ihrer Anwesenheit stecken und sagte nur: „Kriminalhauptkommissar Gerkhan und mein Kollege Freund, was ist passiert?“ und bekam nun einen langatmigen Bericht, während Hartmut schon seinen Spurensicherungskoffer aus dem Wagen holte und in den Spusianzug schlüpfte. Semir musste innerlich grinsen-wer hätte gedacht, dass Hartmut das ganze Zeug ständig brauchen würde? Seine paar Toilettensachen und die Wechselwäsche hatte er bei Klaus gelassen, so war das momentan nicht sehr auffällig, dass das eigentlich ein Privatkoffer war, aber der Inhalt war ok, da gab es nichts zu meckern!
    Hartmut streckte Semir ein Paar Einmalhandschuhe entgegen, die der auch, nachdem er dem freundlichen Hund den Kopf gestreichelt hatte, sofort anzog und fragte: „Können wir jetzt die Leiche sehen?“ und dann zum Gebüsch geführt wurde. Hartmut zog sein Diensttablet heraus und begann sofort Fotos zu machen und auch Semir betrachtete routiniert den Leichenfundort. Allerdings war der Weg dorthin ziemlich zertrampelt, nicht nur die Schleifspuren, waren in den Himbeeranken zu sehen, sondern die Abdrücke vieler Schuhe und Hartmut seufzte auf-na klasse, da hatten diese Laien ganze Arbeit geleistet. Semir wählte einen neuen Zugangsweg, um keine weiteren Spuren, die Hartmut derweil akribisch zu sichern begann, zu verwischen und war gerade bei dem Toten angekommen, als nun ein weiteres ziviles Einsatzfahrzeug auf den Wanderparkplatz fuhr. Drei Männer stiegen aus und kamen rasch näher. „Wer zum Teufel sind sie?“ fragte der eine der drei, anscheinend der Dienstälteste, teilweise verunsichert und auch fast ein wenig aggressiv, während der Goldie auf ihn zustürmte, um ihn zu begrüßen. Mit einem unwilligen: „ Und was soll der Köter hier?“ scheuchte er den Hund beiseite und hatte schon beinahe ausgeholt, um ihm einen Tritt zu verpassen, als die Besitzerin, die von dieser ganzen schrecklichen Sache ziemlich geschockt war, ihn zu sich rief.

    Semir hatte gerade eine günstige Position gefunden, um den Toten zu betrachten und auch Hartmut hatte gleich ein paar Fotos von dessen Gesicht gemacht, die er Susanne zum Abgleichen schicken würde. Auch das Kennzeichen des einzigen Privatfahrzeugs auf dem Parkplatz hatte er zuvor bereits mit dem Polizeitablet fotografiert und an Susanne geschickt. Noch während Semir seinen Namen und Dienstgrad nannte, kam von Susanne die Identifizierung des Toten auf den Bildern, der zugleich der Halter des Fahrzeugs war. Hartmut hob die Hand und gab die Information weiter und sein Kollege aus Dillingen, der sich ebenfalls gerade in einen weißen Schutzanzug gequetscht hatte, sah überrascht auf. Diese Kollegen aus NRW legten aber ein Tempo vor! Man merkte, dass die mit solchen Situationen vertrauter waren als sie hier, aber nachdem Semir nun in groben Zügen erklärt hatte, was sie hier zu suchen hatten-natürlich ohne ins Detail zu gehen und zu viel zu verraten- versuchte der Einsatzleiter heraus zu finden, was er jetzt tun sollte, denn die Situation überforderte ihn maßlos. Semir bemerkte das und sagte versöhnlich: „Kollege-ich möchte ihnen hier nicht in die Quere kommen, aber es ist anzunehmen, dass dieser Tote vielleicht Teil eines größeren, vielleicht sogar internationalen Falles ist-lassen sie uns vertrauensvoll zusammen arbeiten und ein Beispiel für länderübergreifende Zusammenarbeit geben!“ und das war jetzt ein Zug, auf den der andere Mann, der ebenfalls Kriminalhauptkommissar war, ohne Gesichtsverlust aufspringen konnte und so nickte er.

    Semir hatte nämlich sogleich etwas entdeckt, was ihm eine Verbindung zu Klaus wahrscheinlicher machte. Der Mann trug eine Latzhose und ein dunkelblaues Poloshirt mit einem Firmenemblem und das war dieselbe Firma, bei der auch Klaus arbeitete-vielleicht hatten sie hier schon ihren Maulwurf gefunden? Allerdings hatte es ihm nicht viel gebracht und entweder hatten ihn seine Komplizen umgebracht, oder er war Teil eines viel größeren Plans-wovon eigentlich auszugehen war. „Wir müssen nachsehen, ob der Mann im Besitz eines bestimmten Handys ist!“ erklärte Semir nun und nachdem Hartmut gemeinsam mit seinem bayerischen Kollegen, der ihm ohne jede Feindseligkeit entgegen kam, die Spuren soweit im Kasten hatte, zogen sie die Leiche aus dem Gebüsch und legten den toten Körper auf einer großen Plastikfolie ab, damit auch kein Krümel verloren ging. Semir filzte ihn vorsichtig, aber außer Autoschlüsseln und dem Firmenausweis, der nochmals seine Identität bestätigte, war nichts zu finden, auch nicht Klaus´ Handy, aber das hatte er ja fast erwartet. Allerdings war nun davon auszugehen, dass tatsächlich der oder die Mörder im Besitz des Mobiltelefons waren, jetzt ging es nicht mehr nur um Entführung, Erpressung und Industriespionage und kurz entschlossen bat er Susanne, nun doch dessen Standort zu orten, was sie auch sofort versuchte.

    Inzwischen war auch ein ortsansässiger Bestattungsunternehmer mit seinem Fahrzeug eingetroffen und nachdem die Spurensicherung mit der Leiche fertig war, wurde er erst in einen Leichensack und dann in den Metallsarg gelegt. Seine letzte Fahrt würde nach München in die Rechtsmedizin gehen, dort würde die Obduktion stattfinden, aber es würde sicher Abend werden, bis die Ergebnisse vorlagen, denn alleine die Fahrt dorthin dauerte fast zwei Stunden. Der für den Fall zuständige Staatsanwalt war inzwischen auch persönlich eingetroffen, so langsam wurde der Wanderparkplatz voll, aber Hartmut regte noch an, den Wagen des Mordopfers, das ja vermutlich nicht so unschuldig war, in eine KTU zu bringen und näher zu untersuchen-er bot sich auch gleich an, seinen Kollegen dabei zu unterstützen- und der stimmte voller Begeisterung zu, so dass Hartmut wenig später mit dem mit einem Tieflader auf dem Weg zur KTU war, während Semir nun die Handyortungsdaten in der Hand hatte.
    Der Einsatzleiter hatte derweil die beiden Frauen befragt und wollte sie dann sofort mit auf die Dienststelle nehmen. „Jetzt hören sie mal-und was wird derweil aus dem Hund und den Pferden-und wie sollen wir danach wieder nach Hause kommen?“ fragte die eine der Frauen, die sich inzwischen wieder gefangen hatte, erbost und Semir regte nun an, dass die beiden nach Hause reiten, die Tiere versorgen und danach in aller Ruhe auf die Dienststelle kommen sollten-die waren mit Sicherheit nicht an dem Mord beteiligt, das konnte er unterschreiben, das waren unbeteiligte Zeuginnen und er konnte dann auch seinen Kollegen davon überzeugen.

    Inzwischen hatte Susanne weiter recherchiert und gab nun ihre neuesten Erkenntnisse an Semir weiter. „Euer Mordopfer, Peter Wirsung, war ebenfalls schon einmal inhaftiert, er hat wegen Taschendiebstahls, Körperverletzung und auch früher einigen Drogendelikten ein paar Jahre in Kaisheim in einer Dreierzelle gesessen und weisst du wer einer seiner Mithäftlinge war? Werner Kraus, der Typ, der in Nördlingen im Krankenhaus um sein Leben ringt!“ gab sie durch und schickte Semir auch gleich noch ein Bild und den Namen des dritten Häftlings, inclusive der Adresse und des Wagens, der auf ihn zugelassen war. Kollege-darf ich sie um ihre Mithilfe bitten? Erst einmal müssen wir dringend die Personalien und die Adresse des dritten Häftlings überprüfen, der ist vielleicht entweder der Mörder oder weiss zumindest was und dann würde ich gerne einen gewissen Klaus Meister vorerst in Sicherheit bringen lassen, bis wir näheren Einblick haben!“ bat Semir und so geschah es, dass kurz nach der Mittagspause Klaus von einem Polizeifahrzeug an seiner Arbeitsstelle abgeholt und momentan aufs Donauwörther Revier gebracht wurde. Auch vor der Intensivstation wurden zwei uniformierte Beamte postiert, die Ben beschützen sollten, falls die Entführer zu irgendwelchen Racheakten griffen.

    Semir zermarterte sich derweil den Kopf, aber jetzt war vermutlich der Zeitpunkt gekommen, wo man Farbe bekennen und das BKA einschalten sollte. Alle Beteiligten befanden sich in Sicherheit und jetzt musste man sich daran machen, die aktuellen Besitzer der Hubschrauberpläne zu finden und fest zu nehmen und so an die Mörder und damit auch Corinna´s und Ben´s Entführer, die für dessen schwere Verletzung und diesen ganzen Schlamassel verantwortlich waren, zu überführen. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass ein kleiner Ex-Knacki das ganz alleine bewerkstelligt hatte-da waren Käufer für die Pläne, vermutlich aus dem Nahen Osten, wofür ja auch die Drohung mit dem Harem sprach, da ging es um viel Geld und das musste man aufdecken und jetzt blieb dem grauhaarigen Dillinger Beamten fast der Mund offen stehen, als Semir ihm die ganze Sache zu erzählen begann. „Warum haben wir denn da nicht früher davon erfahren?“ wollte er dann wissen, aber als Semir ihm ehrlich sagte, dass er befürchtet hatte, dass dann sein Freund das mit dem Leben bezahlen würde-und so wäre es vermutlich ja auch geschehen- konnte er es wenigstens menschlich verstehen. Und dass man auf die Vermisstenanzeige am Sonntag nicht reagiert hatte, rieb er ihm auch gleich noch unter die Nase, was den Kollegen verstummen ließ.

    Zunächst fuhren nun Semir und sein bayerischer Kollege mit dem BMW zur Wohnung des dritten Zellengenossen, aber der war nicht da und Nachbarn bestätigten, dass der nur am gestrigen Abend mal für ein paar Stunden zuhause gewesen war. Man gab eine Fahndung nach dessen Wagen heraus und nun entschuldigte sich der grauhaarige Beamte nach einem Blick auf die Uhr, denn es ging nun schon auf sechzehn Uhr. „Ich muss jetzt auf meine Dienststelle und noch ein paar Berichte schreiben, mich mit dem Staatsanwalt absprechen und dann die Herren vom BKA in Empfang nehmen, wollen sie nicht mitkommen-das Handy können doch auch ein paar Streifenpolizisten suchen und herbringen?“ sagte er, aber Semir schüttelte den Kopf. Er hatte schon gesehen, wie wenig Ahnung diese Beamten hier hatten-er würde jetzt das Handy holen, das laut Susanne´s Ortung an einem Rastplatz an der A7, so etwa eine Fahrstunde entfernt war und sich seit Stunden nicht bewegt hatte, vielleicht konnte Hartmut dem irgendwelche Hinweise entlocken und wenn sie Glück hatten, waren vielleicht Fingerabdrücke darauf. Einige Uniformierte befragten noch die Leitheimer und Graisbacher Bauern, ob irgendwer verdächtige Beobachtungen in der Nähe des Wanderparkplatzes gemacht hatte, aber bisher gab es da noch keine Aussagen und dann wollte Semir zusehen, dass er so bald wie möglich zurück zu seinem Freund kam. Wenn die BKA-Beamten ihn sprechen wollten, sollten sie zum Krankenhaus kommen, da machte er keine Kompromisse und sein Kollege akzeptierte seine Entscheidung und stieg an der Donauwörther Dienststelle aus, um sich von dort mit einem Polizeifahrzeug zurück nach Dillingen bringen zu lassen. Klaus hatte dort schon die dritte Tasse Kaffee intus und wanderte unruhig in dem historischen Gebäude, in dem die Donauwörther Polizei unter gebracht war, auf und ab, aber ihm gab erst einmal niemand Auskunft und so konnte er nur eines tun-warten und voller Liebe an Corinna, seine kleine Frau, die er so vermisste, denken.

    Semir überlegte kurz, aber bevor er auf die A7 fuhr, wollte er noch kurz nach Ben sehen-die Klinik war ja gerade mal fünf Minuten von der Polizei entfernt und dem dann versichern, dass er bis zum Abend wieder bei ihm wäre. Ben hatte inzwischen ausreichend abgeführt, die Schmerzen waren erträglich, aber jetzt machte ihm sein pulmonaler Infekt zu schaffen und er hatte bereits ein CPAP-Gerät auf der Nase und fröstelte hin und wieder. „Semir-was hast du heraus gefunden und stimmt es, dass ich bewacht werde?“ fragte er ein wenig atemlos und Semir nickte und gab ihm einen Kurzabriss der letzten Stunden, dem Ben gespannt lauschte. Plötzlich kam eine Schwester zur Tür herein, das mobile Stationstelefon in der Hand. „Herr Gerkhan-ein wichtiges Gespräch für sie!“ sagte sie und als Semir nun in den Hörer lauschte, wurde er plötzlich leichenblass. Ben hatte ihn angstvoll gemustert und Semir sprang jetzt auf und sagte geschockt zu Ben-jetzt war es unmöglich ihn zu schonen, denn der würde sich nicht belügen lassen, dazu kannte er ihn zu gut: „Ben-ich fahre sofort nach Köln-Jenny war dran-Sarah und Corinna sind aus der Schutzwohnung entführt worden, deinen Kindern gehts gut, aber das ist schon das einzig Positive!“ sagte er tonlos und nun wich auch aus Ben´s Gesicht alle Farbe.

    Bei diesem Kapitel musste ich schwer schlucken, denn ich finde es ganz toll, dass Jenny über ihren Schatten gesprungen ist und Annie aufgesucht hat. Das Gespräch zwischen den beiden Frauen und das versöhnliche Ende waren zum Heulen schön-gerade solche Kapitel liebe ich besonders, da brauche ich keine Action!

    Semir und Ben fahren zur Wohnung des getöteten Kinderschänders. Ja die Stimmung in so Betonsilos ist meistens nicht sonderlich gut und die Sauberkeit auch nicht, so dass sich sogar Semir zu einer kleinen sportlichen Einlage bemüssigt sieht-auch er nimmt den Aufzug nicht, wenn auch aus anderen Gründen als Ben! ;)<X
    Entweder war der Typ so ordentlich, oder jemand anderer hat für ihn aufgeräumt und hat irgendwelche Spuren verschwinden lassen, was ich eher denke-vermutlich Gabriel oder seine Mannen!
    Ja so als pädophiler Sexualstraftäter hat man nach dem Auffliegen meistens nicht mehr viele Freunde, nicht mal in Knast, aber auch ich bin gespannt, was die Exfrau und die Angehörigen des Opfers so über ihn zu berichten haben!

    Gerade habe ich atemlos die letzten beiden Kapitel gelesen. Ben und Eva reanimieren gemeinsam Mikael, aber erst der Notarzt und sein Team sind erfolgreich. Übrigens-bevor man die Intubation vorbereitet, vorausgesetzt der Patient lässt sich gut beatmen, legen normalerweise der Notarzt oder der Rettungsassistent einen Zugang-Herzdruckmassage gehört normalerweise bei einer Rea zu den niederen Arbeiten mit denen der Notarzt sich nur in Ausnahmefällen befasst, da wird man durch die Anstrengung nämlich schnell zittrig und die Feinmotorik lässt nach. ;) Aber den Zugang hat ja einer reingepfriemelt, denn ansonsten hätte man Mikael das Adrenalin nicht spritzen können-ist nur ne kleine Anmerkung am Rande und auch nicht störend :) . Viel wichtiger sind die emotionalen Dinge-wie Oskari aus dem Haus rennt, um nach seinem Papa zu sehen (danke auch für die Erklärung zu Isi), wie fertig Ben und Eva sind, dass Oskari eigentlich mit in die Klinik zum Papa will, aber sich dann nach den Erklärungen um seine kleine Schwester kümmert-schluchz, was für ein toller Junge!
    Ich hoffe jetzt auch, dass Ben nicht voreilig war, als er Oskari gesagt hat, sein Papa würde wieder aufwachen, aber der ist selber völlig geschockt und denkt während des Wartens in der Klinik an so viele gemeinsame Schlüsselmomente in seiner Beziehung zu Mikael-schön und traurig zugleich!
    Eva ist derweil zusammen gebrochen-wer will es ihr verdenken-und muss Beruhigungsmittel kriegen und Ben tut das einzig Richtige-er ruft Semir an, damit der sich um alles Wichtige kümmert, aber ich wette, es wird nicht lange dauern, dann steht der in der Klinik auf der Matte, der ist doch nicht nur Polizist, sondern ein echter Freund, dem Mikael auch sehr am Herzen liegt!

    Ben lag mit furchtsamem Gesichtsausdruck da, das Zimmer war leicht verdunkelt und zwei Ärzte, sein betreuender Pfleger und eine weitere Schwester, die gerade ein Ultraschallgerät einsteckte, wuselten um ihn herum. Die Decke war ans Fußende zurück geschlagen, Ben war entblößt und auf den zweiten Blick sah Semir nun auch, was das medizinische Personal wohl so in Aufregung versetzte. Ben´s Bein, das den Verband in der Leiste trug, war auf das Doppelte seines üblichen Umfangs angeschwollen. Das war vor zwei Stunden, als er gewaschen worden war, mit Sicherheit noch nicht so gewesen, das konnte Semir bestätigen. Die Schwester warf einen Blick zur Tür: „Wenn sie bitte draußen warten würden!“ bat sie streng, aber nun kam Leben in Ben, der jetzt seinen Freund ebenfalls erspäht hatte. „Nein-Semir komm zu mir-ich brauch dich jetzt!“ rief er mit dünner angstvoller Stimme, denn die Hektik um ihn herum machte ihm Angst und Semir ließ sich auch nicht fortschicken, sondern war mit ein paar Schritten bei seinem Freund und griff nach dessen eiskalter Hand. „Ben ich bin da und gehe auch nicht weg!“ sagte er mit fester Stimme und straffte seinen Rücken, aber jetzt wollte ihn auch niemand mehr weghaben, wenn der Patient seine Anwesenheit wünschte, dann war das ok.

    Der eine der Ärzte-er wirkte sehr souverän und war so um die fünfzig-hatte derweil Ultraschallgel auf Ben´s Bein und weiter oben aufgetragen. Freundlich begann er zu erklären, was er machte, während sich der Schallkopf systematisch zunächst über Ben´s Unter-und Oberschenkel und dann die Leiste zum Bauch nach oben bewegte. „Ich suche jetzt nach Thromben, denn die Ursache für so eine plötzliche Schwellung könnte durchaus in einer Thrombose liegen und das wäre aktuell eine Komplikation, die wir nicht so gerne hätten, weil wir ihnen keine Blutverdünnung geben können!“ sagte er und hatte an seinem Gerät nun durch einige Knopfdrücke einen Ton hervorgerufen, der die Strömungsverhältnisse in den Gefäßen akustisch anzeigte. Er kontrollierte die Arterien und die Venen, löste dann vorsichtig den Verband in der Leiste und zog einen sterilen Überzug über den Schallkopf, damit er die Wunde nicht kontaminierte. „Als er damit auf die Leiste drückte, stöhnte Ben auf und der Untersucher sah jetzt überrascht auf seinen Patienten: „Tut das weh?“ fragte er und als Ben nickte, fuhr ein Lächeln über das Gesicht des Arztes. „Normalerweise gefällt es mir ja nicht, wenn ich bei einem Patienten durch meine Untersuchung Schmerzen verursache, aber in ihrem speziellen Fall freue ich mich darüber!“ bemerkte er und widmete sich nun konzentriert den Leistengefäßen, aber auch da war kein Gerinnsel nachweisbar, genauso wenig wie weiter oben im kleinen Becken. Er schallte hinauf bis zur unteren Hohlvene, verschaffte sich noch einen Überblick über die Bauchorgane, wischte dann das Ultraschallgel ab und gab Entwarnung. „Also Herr Jäger-falscher Alarm, aber lieber einmal zu viel, als etwas übersehen. Wenn ich einen Thrombus gefunden hätte, hätten wir sie verlegen müssen, aber dem ist Gott sei Dank nicht so. Die Schwellung ist sicher ein Symptom des venösen Rückstaus, das Abflusssystem ist vermutlich durch die Unterbindung einer Leistenvene ziemlich gestört und wir werden deshalb ihr Bein jetzt wickeln, um eine Kompression von außen zu bewirken, denn ich kann sie jetzt leider nicht auffordern viel herum zu gehen.“ erklärte er.
    Was er verschwieg war die Tatsache, dass man das bei Querschnittgelähmten nicht gerne machte, weil sie ja nicht merkten, wenn der Verband drückte, aber man musste den eben dann regelmäßig abnehmen und den Patienten auf Druckstellen und Durchblutungsstörungen untersuchen. „Immerhin ist die Sensibilität nicht komplett weg und es macht Hoffnung, dass sie überhaupt bemerkt haben, wie ich ihre Leiste untersucht habe!“ fügte er noch hinzu und der Pfleger hatte derweil erst das Licht angemacht und dann einen neuen Sterilverband auf die Leistenwunde geklebt. Gemeinsam mit der Schwester wickelte er nun einen gepolsterten Kompressionsverband ums komplette Bein von unten nach oben, um den venösen Rückfluss zu unterstützen und Semir und Ben hatten beide erleichtert aufgeatmet.

    „Ach ja-und die Dickdarmschlingen sehen ziemlich gefüllt und aufgegast aus, ich würde ihn konsequent abführen, bevor man die Cages von ventral einsetzt, das geht jetzt sicher einfacher als hinterher!“ fügte der internistische Oberarzt, als der er sich bei Ben vorgestellt hatte, an die Pflegekräfte gewandt, noch hinzu und jetzt wurde Ben wieder blass-oh nein-nicht das auch noch! Allerdings hatte er keine Chance, denn sobald die Pflegekräfte den Verband fertig hatten, gaben sie ihm erst oral ein paar Abführtropfen, die er auch brav schluckte und dann drehten sie ihn noch zur Seite, legten eine Einmalunterlage unter ihn und machten ihm ein Klistier. „Und wie soll das jetzt gehen?“ fragte Ben kleinlaut. Erstens merkte er nicht so richtig, ob und wann er aufs Klo musste und zweitens konnte er ja nicht raus. „Herr Jäger-das ist bei allen Patienten, die eine derartige Verletzung haben so-sie lassen den Stuhlgang-ob sie es merken oder nicht- einfach auf die Einmalunterlage und wir machen sie dann sauber!“ antwortete der Pfleger auf seine Frage, während er die Decke wieder über ihn breitete. „Na klasse!“ weinte Ben nun fast, während die Pflegekräfte den Raum wieder verließen, das Deckenlicht löschten und die Verdunklungsvorhänge öffneten. „Das war jetzt sozusagen die Aufforderung ins Bett zu kacken-Semir ich will hier weg, warum hast du mich nicht sterben lassen, ich hätte es jetzt schon hinter mir und diese Peinlichkeit wäre mir erspart geblieben, wenn du mich nicht gefunden hättest!“ schluchzte er und wollte Semir nun ebenfalls raus schicken, denn es war ihm alles nur noch peinlich und zu viel und außerdem roch es seiner Meinung nach schon unangenehm im Zimmer-oh Gott.
    Semir schüttelte den Kopf: „Ben, jetzt werd nicht panisch-sieh mal auch dieser andere Arzt hat das als gutes Zeichen gesehen, dass du da unten schon manchmal Schmerzen hast. Alles andere sind normale Körperfunktionen und du findest es ja auch nicht schlimm, wenn du die Windeln deiner Kinder wechselst-ich habe das bei meinen Töchtern ja früher auch gemacht, das hier ist doch nichts anderes!“ versuchte er ihn zu beruhigen, aber es dauerte lange, bis Ben zu schluchzen aufhörte. Nach einer Weile kamen die beiden Pflegepersonen wieder, um ihren Patienten frisch zu machen, schickten Semir allerdings jetzt raus und nun ging er auch kurz vor die Tür, denn erstens wusste er, dass es für Ben dann weniger schlimm war und außerdem musste er auch einmal sein Handy kontrollieren.

    Klaus hatte-wie ihm aufgetragen war- sofort von seinem Firmenfestnetztelefon in der PASt direkt bei Susanne angerufen, so war es ausgemacht. Die schickte gleich Semir und Hartmut eine Nachricht aufs Handy und als Semir so gegen 10.00 Uhr nach draußen ging, erfuhr er, dass das Spiel begonnen hatte. Allerdings konnte er jetzt auch nichts tun und sie waren im Vorfeld überein gekommen, das Handy momentan nicht zu orten zu versuchen. Man wusste nicht, über welche technischen Möglichkeiten die Verbrecher verfügten und man wollte Klaus nicht in Gefahr bringen. Allerdings war Semir betrübt, dass Klaus nicht hatte herausfinden können, wer ihm das Handy entwendet hatte-das war seine große Hoffnung gewesen. Ben hatte in der Nacht die Übeltäter zwar verfolgt und auch aus der Nähe gesehen, aber, vermutlich durch den Schlag auf den Kopf, konnte er sich an deren Gesichter nur noch schemenhaft erinnern, wie Semir bereits erfragt hatte. Allerdings hatte sich Susanne bereits daran gemacht, alles über den Verbrecher heraus zu finden, der immer noch in Nördlingen auf der Intensiv um sein Leben kämpfte und hatte schon einige interessante Details entdeckt, denen Semir nachgehen könnte, wenn er denn Zeit dazu fand. Allerdings hatte jeder Verständnis dafür, dass Ben jetzt vor ging.

    Semir ging zurück auf die Intensiv, als er allerdings das nächste Mal nach draußen musste, weil Ben erneut abgeführt hatte-es war jetzt 10.45 Uhr, war gerade die Nachricht über den Leichenfund nahe Donauwörth als Meldung auf Susanne´s Bildschirm gelandet. Obwohl sie noch nichts Näheres darüber wusste, schickte sie gleich nochmals zwei Nachrichten und jetzt hielt Hartmut nichts mehr auf dem Seminar in Augsburg-das waren der Zufälle zu viel, in der beschaulichen Provinz gabs normalerweise kaum Kapitalverbrechen und so schrieb er Semir: „Ich komme sofort vom Seminar zurück und zu euch ins Krankenhaus, da überlegen wir, was wir weiter übernehmen!“ und als Semir das las, musste er Hartmut zustimmen-Ben musste jetzt vermutlich ein wenig ohne ihn auskommen, er war aktuell stabil und sie hatten einen Fall zu lösen. Als er wieder zu seinem Freund zurück kam, überlegte er erst, ob er ihm die Nachrichten vorenthalten sollte und eine Ausrede erfinden, aber dann erzählte er ihm doch davon und jetzt kannte auch Ben kein Halten mehr: „Semir-mir geht es gerade ganz gut, außerdem ist es mir sowieso lieber, ich bin alleine, wenn ich ständig aufs Klo muss. Du schnappst dir jetzt an meiner statt die Schweine, die für das Ganze hier verantwortlich sind, ich will die im Knast sehen!“ sagte er entschlossen und mit blitzenden Augen. Ach wie gerne wäre er jetzt mit Semir los gezogen, statt dessen lag er hier als Krüppel in diesem verdammten Bett, aber es war gerade nicht zu ändern.
    So zog Semir wenig später seine Jacke an und als Hartmut kurz vor Mittag mit dem silbernen BMW vor dem Krankenhaus hielt, setzte er sich sogar auf den Beifahrersitz. Hartmut allerdings stieg sofort aus und sagte: „Rutsch rüber-ich will nicht mit deiner Karre fahren, wenn du daneben sitzt, das macht mich nervös!“ und so legte sich wenig später Semir´s Hand fast liebevoll über den Schalthebel und er trat das Gaspedal durch-der Terrier hatte Witterung aufgenommen, er würde den Fall lösen, das war er Ben schuldig!

    @harukaflower-ich hoffe, Campino verzeiht uns das :D -aber es geht ja alle Storyschreiber was an.
    Jeder Rechtsmediziner ist auch Pathologe, denn das ist die Voraussetzung für diese Spezialisierung. Gehen wir von 12 Semestern Medizinstudium aus-sind sechs Jahre, benötigt man danach nochmals sechs Jahre um seinen Facharzt für Pathologie machen zu dürfen. Also ist man dann schon bei 12 Jahren Ausbildungszeit, wobei man natürlich während der Facharztanerkennung bereits arbeitet und Geld verdient. Wer Rechtsmediziner werden wird, belegt natürlich einen Teil der Kurse gleich in seinem zukünftigen Fachgebiet, allerdings sind eine Menge Bewerber-so um die 800 für eine Stelle in der Rechtsmedizin die Konkurrenten. Wer dann eine Zusage bekommt-da muss man aber schon lauter überdurchschnittliche Leistungen abliefern- kann bei einem der rechtsmedizinischen Institute in Deutschland anheuern und durchläuft dort nochmals eine weitere praxisbezogene Ausbildung. Da weiss ich allerdings nicht, wie lange die genau dauert, aber es ist sozusagen ein Rechtsmediziner ein weiter spezialisierter Pathologe. Eine Obduktion, die jeder der beiden durchführt kann der Pathologe alleine machen (meistens hat er allerdings einen Sektionsgehilfen dabei) ein Rechtsmediziner muss einen zweiten Arzt als Zeugen dabei haben-der muss aber kein Pathologe oder sowas sein. Der Unterschied ergibt sich klar aus der Fragestellung , aber jeder Rechtsmediziner ist auch Arzt und Pathologe, nur eben wieitergebildet. Wenn einer ein Schnösel ist, ist er beleidigt, wenn er als Pathologe betitelt wird-weil er ja eigentlich noch eine weitere Ausbildung drauf gesetzt hat-aber faktisch verkehrt ist das nicht und jeder Pathologe und erst recht jeder Rechtsmediziner darf auch kranke Menschen behandeln.

    @harukaflower: Da hast du Recht, aber Fehler wars trotzdem keiner, denn jeder Rechtsmediziner ist erst einmal Pathologe, bevor er sich dann auf dieses Spezialfach spezialisiert-so wie jeder Hausarzt zunächst einmal das Grundmedizinstudium durchläuft, der Pathologe natürlich auch-und dann später die Spezialisierung erfolgt-in diesem Fall Pathologie mit dem Schwerpunkt Rechtsmedizin. Aber jeder Pathologe dürfte , wenn er genug von Leichen hat sich auch einem anderen Fachgebiet zuwenden, oder Gutachter bei der Rentenversicherung werden oder sowas ;) .