Beiträge von susan

    Markus war nach dem Frühstück an Ben´s Zimmer vorbei gegangen und hatte gelauscht, ob er drinnen nichts hören konnte, aber es war totenstill. Schade, denn sie hatten es sich eigentlich zur Gewohnheit gemacht, am Samstag nach dem Frühstück miteinander zum Schwimmen zu gehen! Immerhin war das ihr letztes gemeinsames Wochenende hier in der Rehaklinik und Markus sah das realistisch. Hier waren sie bald jede freie Minute zusammen gehockt, hatten viele Gespräche geführt, sich gegenseitig aufgebaut und schon so etwas wie eine Freundschaft entwickelt. Aber ob sich das im Alltag halten würde? Er wusste es nicht. Er selber lebte und arbeitete in Bonn, das war freilich nicht sehr weit weg von Köln, aber trotzdem musste man sich ins Auto oder den Zug setzen und Zeit investieren, um sich zu treffen. Ben hatte ein ausgefülltes Leben mit einem Beruf, den er sehr liebte, seiner Familie, seinem Haus und dem Hund und nicht zu vergessen Semir, seinem besten Freund, den Markus ebenfalls sympathisch fand.

    Bei ihm persönlich war nach der Verletzung letztes Jahr mit der Lähmung so ziemlich alles weg gebrochen, was sein Leben lebenswert machte. Seine Partnerin hatte ihn verlassen und gemeint, das würde sie nicht packen, wenn er gelähmt bliebe, Familie hatte er keine und seine Freunde und Arbeitskollegen hatten ihn anfangs nach seinem schlimmen Unfall noch im Krankenhaus besucht, aber als er dann fast ein dreiviertel Jahr in der Reha verschwunden war, waren sie nach und nach weg geblieben und er konnte ihnen deswegen gar nicht böse sein! Die größten Lichtblicke waren immer die Besuche seines dreijährigen Sohnes, aber den konnte er auch nicht überfordern. Gerade hatte er begonnen seinen Alltag neu zu ordnen und wieder arbeiten zu gehen-er war Einkäufer in einer großen Baufirma-da war er bei der Warenkontrolle abgerutscht, auf den Rücken gefallen und hatte sich erneut verletzt, diesmal aber wenigstens ohne Lähmungserscheinungen. Trotzdem sah er positiv in die Zukunft, er würde nochmals neu anfangen und das Leben auf sich zukommen lassen, immerhin war er erst Mitte dreißig.

    Vorsichtshalber schickte er Ben noch eine kurze Nachricht aufs Handy-der hatte das eh auf lautlos, wenn er noch schlief, er würde ihn schon nicht wecken-„Schwimmen?“ stand da, aber als nach wenigen Minuten die WhatsApp zwar versendet, aber nicht angesehen war, packte er schulterzuckend sein Handtuch und die Badehose und machte sich alleine auf den Weg ins Schwimmbad. Schnell zog er sich in der Herrenumkleide um, sprang unter die Dusche und ging dann ins Bad. Werktags waren die Jalousien nach draußen immer geschlossen, aber am Wochenende hatte man freien Ein- und Ausblick. Seitlich ging eine Treppe hinauf, denn der Kraftraum lag ein wenig oberhalb direkt neben dem Schwimmbad und war durch eine große Glasscheibe mit Lamellen, die man als Sichtschutz elektrisch kippen konnte, davon abgetrennt. So konnten die Physiotherapeuten neben ihrer Arbeit im Geräteraum das Schwimmbad im Auge behalten und aufpassen, dass niemand ertrank. Außerdem mussten sie nicht immer außen herum, wenn sie Wassergymnastikstunden abhielten, sondern schlüpften einfach in ihre Badeschlappen und gingen die Treppe hinunter.

    Die Verbindungstür stand offen und gerade wollte Markus ins Wasser gehen, da hörte er einen unterdrückten Laut aus dem Geräteraum. Als er vorhin daran vorbei gelaufen war, war der zu gewesen und als er probeweise auf die Türklinke gedrückt hatte, war die Tür abgeschlossen gewesen. Nun schickte ihn erstens die Neugier, was das wohl für ein Geräusch gewesen war und außerdem stellte es ihm gerade die Körperhaare auf, ohne dass er wusste warum. Hier war irgendetwas im Gange, was seine Ursinne beunruhigte und er stieg nun unverdrossen die Treppe hinauf und lugte durch die offen stehende Tür in den Trainingsraum.
    Dort sah er etwas, was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ben lag am Boden auf drei übereinander liegenden Gymnastikmatten, er war bereits ein wenig blau angelaufen, die pure Panik sprach aus seinem Blick und quer über seinem Hals lag eine schwer beladene Hantelstange, die ihm die Luft abdrückte, mit behandschuhten Händen fest gehalten von einem athletischen Mann mit dunklem Haarschopf, den Markus aktuell nur von hinten sehen konnte. Ben´s Hände versuchten verzweifelt die Langhantel weg zu stemmen, er war anscheinend fast nicht mehr bei Bewusstsein, seine weit aufgerissenen Augen traten aus den Höhlen und er hatte einen Knebel im Mund unter dem die verzweifelte Geräusche seines Todeskampfs hervor kamen, die Markus erst die Treppe hinauf gelockt hatten. Ohne lange nachzudenken sprang der junge Mann von hinten heran-er musste seinen Freund retten! „Hey-was tun sie da?“, schrie er, während er den schwarzhaarigen Mann, der einen kurzen Augenblick überrascht war, von Ben weg zog.

    Allerdings hatte er die Rechnung ohne den Attentäter gemacht. Der war eine ausgebildete Kampfmaschine mit Muskeln wie Stahl. Während Ben weiterhin versuchte den Druck von seinem Hals zu nehmen-ein wenig Luft strömte nun wieder in ihn, als der dunkle Mann nicht mehr auf die Hantel drückte, aber die Gewichte waren viel zu schwer für seine verletzten Arme und Schultern, drehte sich der Attentäter langsam um. So konnte er nur voller Entsetzen und hilflos zusehen, wie der Mörder seinen Freund Markus wie ein lästiges Insekt abschüttelte und mit einer gezielten Geraden seitlich gegen den Kopf ausknockte. Markus schaute einen Augenblick überrascht, bevor er die Augen verdrehte und bewusstlos zu Boden sank. Mit einem Grunzen schulterte der fremdländisch aussehende Mann nun sein zweites Opfer und trug es mühelos die Treppe ins Schwimmbad hinunter. Er würde nun erst diesen Typen, der ihn von seiner Arbeit abhielt, erledigen und dann seinen Auftrag zu Ende bringen-er hatte schließlich heute Nachmittag noch etwas anderes vor!
    Klar würde es befremdlich sein, wenn man später zwei Leichen fand, aber wer sagte denn, dass es nicht zwei schreckliche Unglücksfälle nebeneinander geben konnte? Auch bei Markus war von außen bisher keine Verletzung zu entdecken, so schlug der Attentäter, als er ihn zu Boden fallen ließ, dessen Kopf absichtlich noch ein wenig gegen die Badfliesen, warf den leblosen Körper dann ins Wasser und drückte ihn mit der Hand unter die Wasseroberfläche. Leider war der beim Betreten des Bades ausgerutscht, hatte sich den Kopf gestoßen, war dann ohnmächtig geworden und im Schwimmbecken ertrunken.

    Ben hatte am Rande der Bewusstlosigkeit und immer noch voller Panik verfolgt, wie der Verbrecher Markus weg brachte. Obwohl er mit seinen Kräften schon völlig am Ende war, seine Arme und Schultern wie die Hölle schmerzten und es eigentlich in seinem Zustand für ihn völlig unmöglich war, mobilisierte er seine letzten Kräfte und schaffte es mit fast unmenschlicher Anstrengung die Hantel von sich runter zu drücken. Dann riss er sich den Knebel aus dem Mund und rang nach Atem-ach wie wunderbar fühlte es sich an, als wieder Sauerstoff in seine Lungen strömte! Aber er hatte keine Zeit an sich zu denken, er musste Markus zu Hilfe eilen, sonst war es um den geschehen!

    Als Ben sich aufrichtete, konnte er durch die Glasscheibe mit den schräg gestellten Lamellen sehen, was ein wenig unterhalb gerade geschah. Markus´ Körper war komplett unter Wasser, der rührte sich kaum und wurde gerade von dem arabisch aussehenden Mann ertränkt. Die Gedanken in Ben´s Kopf ratterten. Auch wenn sein Rollstuhl einladend neben ihm stand-es nützte nichts, er würde zu spät kommen. Wenn er außen herum fuhr, musste er erst aus dem Geräteraum, dann zum Aufzug, der ihn das halbe Stockwerk nach unten brachte. Dann ging der offizielle Weg ins Bad erst durch die Herrenumkleide und die Duschräume und das würde einfach zu lange dauern. Seis drum-es musste jetzt einfach gehen und ohne lange nachzudenken drückte Ben nun seine Knie durch und begann-sich immer an irgendwelchen Geräten festhaltend- zögernde Schritte Richtung Treppe zu machen. Er wusste-er hatte eine kleine Chance gegen den Verbrecher, auch wenn dieser durchtrainiert war, denn auch Ben beherrschte Nahkampftechniken, während sein Freund Markus davon noch nie etwas gehört hatte. Wenn der jetzt starb und er nicht wenigstens versucht hatte, ihm zu helfen, würde er sich nie mehr im Spiegel in die Augen sehen können. Markus hatte ihm, ohne an sich zu denken, geholfen und genau dasselbe war er ihm jetzt schuldig! So wankte Ben Schritt für Schritt Richtung Treppe, ließ sich dort auf seine vier Buchstaben nieder und überwand das Stockwerk so schnell er konnte. Unten richtete er sich wieder auf und war mit einigen wenigen freien Schritten neben dem Attentäter, der gerade zufrieden die letzten Luftblasen aus Markus´ Mund aufsteigen sah. Der war noch einmal kurz zu sich gekommen und hatte verzweifelt versucht um sich zu schlagen und zur Wasseroberfläche zu kommen, aber er hatte ihn mit eisenhartem Griff unter Wasser gedrückt, das Platschen und den Todeskampf seines zweiten Opfers aus vollen Zügen genossen, war dadurch abgelenkt gewesen und war jetzt völlig überrascht, als er plötzlich von hinten angegriffen wurde.

    Ben wusste-er hatte nur diese eine Chance und auch wenn er geschwächt war-mit dem Mute der Verzweiflung mobilisierte er alle Kräfte und legte seine gesamte Energie, wie sein Karatetrainer ihm immer eingebläut hatte, in seine Faust, die nun vorschnellte und mit einem gezielten Uppercut gegen das Kinn des Arabers schoss, der sofort aufgesprungen war. Der hatte gerade die Hände zum Parieren gehoben, aber als jetzt ein Schlag wie ein Vorschlaghammer an seinem Kinn explodierte, blickte er einen Augenblick überrascht auf seinen Gegner, bevor ihm die Lichter ausgingen und er auf der Stelle bewusstlos zusammen brach. Ben hatte sogar gemeint den Kieferknochen bersten zu hören und seine Hand schmerzte ebenfalls-vermutlich war da auch etwas kaputt. Aber das war ihm jetzt völlig egal-er ließ den Mörder liegen wo er war, sprang ins Becken und barg seinen Freund Markus, der mit weit geöffneten Augen leblos im Wasser trieb.

    Gabriel wurde getroffen-yeah :thumbup: -ich hoffe die Wunde entzündet sich ;) . Übrigens hätte er vermutlich jeden anderen schwer bestraft der im Zorn Kruzifixe und Heiligenstatuen auf den Boden schmeisst-aber das war schon immer so-manche können sich mehr rausnehmen als andere und Gabriel schnitzt sich jeden Tag aufs Neue sein Gottesbild neu zusammen-schön für ihn!
    Allerdings ist sein Zorn auf Ben jetzt vermutlich ins Unermessliche gewachsen, wir können nur hoffen, dass der ihm nicht in die Finger fällt!
    In der Zwischenzeit kriegt Ben gemeinsam mit Ayda und Lilly erst mal Schokoladenkuchen-ja, ja, die Kinder ^^ !
    Eigentlich ist es schön, dass alle sich ihre Angst eingestehen, aber ich hoffe jetzt, dass sie sich die blöde Wassermühle als Versteck aus dem Kopf schlagen-ich hätte Ben lieber in der Zelle in der PASt sicher hinter Schloss und Riegel, aber wetten, das ist dir zu langweilig, Campino! ;)

    Jetzt bin ich gerade wie vor den Kopf geschlagen. Alex ist schwer verliebt, er beschließt Caro zu vertrauen, dann fahren sie zu einem Einsatzort und erst langsam begreift Alex, dass seine große Liebe soeben mit dem Helikopter abgestürzt ist. Kann man so einen Absturz überleben? Ich denke nur, wenn man rechtzeitig raus springt, bevor der Hubbi explodiert-ich hoffe mal, das haben alle Insassen getan und die Bäume haben ihren Sturz abgebremst-aber genau wissen wir das erst, wenn die Suchmannschaften die Überlebenden-oder Toten gefunden haben. Und zudem läuft da auch noch ein Geiselnehmer, oder auch mehrere-schwer bewaffnet durch den Königsforst, ach du liebe Güte!

    Puh war das aufregend! Auch wenn ich natürlich ebenfalls sauer auf die Krüger bin und auch denke, dass alle miteinander ein falsches Spiel gespielt haben, ohne Semir einzuweihen, so wird sie zumindest aktiv und beginnt sofort Ben zu reanimieren! Semir steht vor lauter Schock und Entsetzen so neben sich, dass er wie gelähmt ist, es aber immerhin schafft, der Aufforderung der Krüger Folge zu leisten und seinen Freund zu beatmen. Wobei das ja ehrlich gesagt bei ner kürzeren Rea-und das ist mein Job, ich habe schon ziemlich oft reanimiert-nicht so wichtig ist, weil durch die Kompression des Brustkorbs sowieso auch ein bisschen Luft in die Lunge gepumpt wird-also Leute, nur um auch hier mal wieder Aufklärung zu betreiben-haltet euch nicht lange damit auf, heraus zu finden, ob jemand noch nen Puls hat oder atmet-beginnt einfach den Brustkorb zu drücken und zwar dreißig Mal, dann zweimal beatmen und dann weiter mit Drücken-aber wenn es euch ekelt-was bei Ben ja nicht der Fall wäre ;) , lasst die Atemspende weg, die wird vermutlich eh in Kürze aus den Reanimationsrichtlinien raus genommen-in den USA ist das schon so. Falls jemand doch noch nicht tief bewusstlos oder tot ist, wird er sich wehren und dann kann man immer noch aufhören, aber für Ben hier ist es die einzige Chance zu überleben!
    Die Fachkräfte versorgen den Schwerverletzten dann auch suffizient und er wird zwar in kritischem Zustand, aber immerhin lebend, in die nächste Klinik verlegt.
    Semir zieht es danach die Beine weg-übrigens super beschrieben, Mikel! Das Wechselbad seiner Gefühle hast du toll erläutert-ja mir tut Semir auch mega leid, aber Ben noch mehr-gell jedem das Seine@silli! :D

    In Ben´s Kopf ratterte es. Sollte er den Typ vor sich vielleicht doch kennen? Er war schon mehrfach von Verbrechern gefoltert worden, sogar lebendig begraben hatte man ihn bereits, aber da hatte er immer gewusst, wer gerade so einen Hass auf ihn hatte, es hatte fast immer mit dem jeweiligen Fall, den sie gerade bearbeiteten, zu tun gehabt. Nun war es allerdings eine Tatsache, dass er persönlich seit drei Monaten keinen Fall mehr bearbeitet hatte und wenn das nicht klappte mit dem Laufen, würde er das vielleicht auch nie mehr tun. Gut-einige Male war es auch schon vorgekommen, dass sich schwere Jungs, die Semir und er verknackt hatten, nach ihrer Entlassung aus dem Knast versucht hatten zu rächen, aber er wusste ganz sicher, dass er den Typen vor sich mit den stechenden schwarzen Augen nicht verhaftet hatte-nein, er hatte ihn definitiv gestern zum ersten Mal gesehen!

    Als der nun allerdings vor Ben stand, sein Opfer von Kopf bis Fuß abschätzend musterte und sich dann genüsslich über die Lippen leckte, begann die Panik doch mehr und mehr von Ben Besitz zu ergreifen. Um Himmels Willen-war der Typ vielleicht schwul und hatte ihn, nachdem er ihn gestern beim Training gesehen hatte, als Lustknaben auserkoren? Aber dazu musste man ihn weder an ein Trainingsgerät fesseln, noch knebeln! Ben versuchte unter seinem Knebel fragende Laute hervor zu bringen und bemühte sich, ruhig durch die Nase zu atmen, was an sich schon schwierig war. Aber der fremde Mann begann nun wortlos, die Gewichtseinstellung am Trainingsgerät zu verändern. Die meisten dieser Trainingsmittel konnten mit unterschiedlichen Gewichten und auch auf verschiedene Arten benutzt werden. Auch darüber, wie steil z. B. der Sitz stand, wurden jeweils andere Muskelgruppen trainiert und Ben hatte zwar natürlich wesentlich mehr Gewichte aufliegen, als ein siebzigjähriges Mütterchen nach einem Bandscheibenvorfall, aber auch er war noch lange nicht am Limit-aber genau das machte jetzt der fremde Mann. Ben´s Arme wurden schmerzhaft nach hinten gezogen und so sehr er versuchte gegen zu halten, die Gewichte, die an ihm zogen waren stärker und wenn er gekonnt hätte, hätte er jetzt laut los gebrüllt. Er hatte das Gefühl seine Arme würden nach hinten heraus gerissen, er stemmte sich dagegen, aber seine Muskulatur hatte gegen die mechanischen Kräfte keine Chance! Ben meinte bereits Sehnen reißen zu hören und das Blut rauschte in seinen Ohren. Inzwischen war er sich darüber klar geworden, er wurde gerade knallhart gefoltert und als er aus den Augenwinkeln den freudigen Gesichtsausdruck seines Peinigers sah, war ihm auch klar, dass der ein Sadist war, der sich an der Qual anderer Menschen weidete! Bei allem Schmerz machte es ihm nun allerdings große Sorgen, dass der fremde Mann überhaupt nicht versucht hatte, sein Gesicht zu verbergen. Das bedeutete eigentlich, dass er nicht vorhatte, ihn lebend davon kommen zu lassen, soviel war Ben als erfahrenem Polizisten klar.

    Wie lange würde es wohl dauern, bis er überhaupt vermisst wurde? Heute am Samstag war kein offizielles Trainingsprogramm, man konnte einige Dinge freiwillig machen, wie z.B. ab neun unter Aufsicht hier im Geräteraum trainieren, aber jetzt war es erst kurz nach sieben, ab 7.30 Uhr gab es Frühstück, aber auch da würde es vielleicht gar nicht auffallen, wenn er nicht anwesend war. Sein Freund Markus hatte schon heraus gefunden, dass Ben gerne lange schlief und wenn man das Frühstück verpasste, konnte man sich später in der hauseigenen Cafeteria noch Schokoladencroissants und andere Leckereien zu richtig gutem Kaffee gönnen, was Ben schon öfters mal gemacht hatte, um ausschlafen zu können, was unter der Woche wegen der straffen Trainingspläne nicht möglich war. Also hatte der fremde Mann jetzt knapp zwei Stunden Zeit, sich hier an den Geräten mit ihm zu vergnügen und Ben konnte nicht sagen, wie lange er durchhalten würde, denn er war bereits jetzt kurz vor einer Ohnmacht!
    Kurz bevor er sowieso wegtrat, fasste der Mann plötzlich nach seinen beiden Halsschlagadern, die durch den Stress deutlich hervor traten und durch einen gezielten Druck darauf, unterbrach der Mann für eine Zeit den Blutfluss zum Gehirn und Ben wurde regelrecht ausgeknipst.

    Als er wieder zu sich kam, hing er kopfunter in der sogenannten Extension. Das war eine Art Rad, wo man an den Füßen angeschnallt wurde und dann soweit gedreht wurde, dass sich die Wirbelsäule streckte. Eigentlich war das eine sehr wohltuende Behandlung, gerade wenn durch Muskelspasmen die Nerven manchmal gequetscht wurden, aber erstens machte man das immer nur eine kurze Zeit, zweitens stand normalerweise der Physiotherapeut daneben und drittens konnte der so Behandelte sich eigentlich selber mit zwei Handgriffen wieder in eine aufrechte Lage bringen, wenn es ihm reichte, oder ihm schwindlig wurde. Jetzt aber hing Ben komplett kopfunter, diesmal waren seine Hände mit den Handschellen über seinem Kopf befestigt, aber sein Folterknecht hatte streng darauf geachtet, dass er sich nirgendwo abstützen konnte. Sein eigenes Körpergewicht zog Ben in die Länge, schnell wurde es unangenehm und rote Lichtblitze begannen durch sein Gehirn zu zischen. Das Blut stieg ihm zu Kopf, das Atmen fiel ihm schwer und schwerer und so sehr er auch versuchte den Knebel auszuspucken, er hatte keine Chance. Ben schloss die Augen für einen Moment und jetzt ergriff immer mehr die Panik von ihm Besitz. Das Blut floss in seinen Kopf, er meinte ersticken zu müssen und keuchte unter seinem Knebel. Er dachte an Sarah und seine Kinder-übermorgen hatte Mia-Sophie ihren ersten Geburtstag, aber so wie es aussah, würde er den nicht mehr erleben. Der dunkelhäutige Mann stand einfach neben ihm, sah zu, wie sein Gesicht vermutlich knallrot anlief und so sehr Ben versuchte, sich zu befreien, es ging nicht und er war von der Hoffnungslosigkeit seiner Befreiungsversuche eigentlich ja selber überzeugt. Ben wusste nicht wie lange er da hing-hatte man nicht schon früher Menschen so getötet? Aber nach gefühlten Stunden versagte sein Kreislauf und er verlor das Bewusstsein.

    Als er wieder zu sich kam, bemerkte er, dass er auf dem Rücken lag und seine Hände über Kopf immer noch mit Handschellen gefesselt und irgendwo angekettet waren. Weiterhin behinderte der Knebel seine Atmung. Ben war schlecht und schwindlig, unbändige Kopfschmerzen durchzogen sein Hirn, aber als er die Augen öffnete, sah er, wie der Attentäter, der bisher noch keinen Ton gesagt hatte, gerade dabei war eine Langhantel, die auf dem Gestell quer über ihm lag, mit Gewichten zu bestücken. Seinen Rollstuhl hatte er merkwürdigerweise gleich neben ihn gestellt und er lag auch auf einer Gymnastikmatte an dem Ort, wo im Fitnessraum immer das Hanteltraining gemacht wurde. Als der dunkle Mann sah, dass Ben zu sich gekommen war, zog wieder ein hämisches Grinsen über sein Gesicht. Er hätte zwar zu gerne noch weiter gemacht und ihm wären noch hunderte Spielarten eingefallen, Ben zu quälen, aber er wollte sein Glück jetzt nicht weiter ausnützen-er hatte schließlich einen Auftrag zu erfüllen! Den würde er jetzt erledigen und sein Opfer würde durch einen selbst verschuldeten Trainingsunfall zu Tode kommen. Der Attentäter hatte selber die ganze Zeit Handschuhe getragen und als Ben noch bewusstlos gewesen war, hatte er ihm alle Gewichte, die in Scheiben auf einem Ständer steckten, in beide Hände gegeben. Wenn man später den Ort des schrecklichen Unfalls untersuchte, würde man an jedem Gewicht Ben´s Fingerabdrücke finden und davon ausgehen, dass er aus fehl geleitetem Ehrgeiz zu viel Gewichte aufgeladen hatte und dass es ihm zwar gelungen war die Hantel aus der Halterung zu nehmen, aber die ihn dann erstickt habe. Der Täter hatte auch extra mehrere Gymnastikmatten aufeinander gelegt-manchen Sportlern war eine einzige Matte zu hart, dadurch lag Ben höher, aber die Gewichte der Langhantel würden dann am Boden aufliegen und wenn nicht sowieso der Kehlkopf brach, dann würde es ihm einfach die Luft abdrücken. Der Täter war nun mit der Last zufrieden, er hatte alle verfügbaren Gewichte an der Stange befestigt und Ben´s Atem ging nun schneller, als er erkannte, was sein Mörder vorhatte. Immer noch waren seine Hände über Kopf an der Sprossenwand befestigt, wenn er fast bewusstlos war, würde der Attentäter die losmachen, damit auch an der Stange seine Handabdrücke waren, aber durch die erste „Behandlung“ im Oberkörpertrainingsgerät würde er sowieso keine Kraft mehr im Schulter-Arm-Bereich haben, zu sehr war da das Gewebe verletzt. Nun grinste der dunkle Mann Ben an, während er mit aller Kraft die mit hunderten Kilos beladene Langhantel erst auf der einen und dann auf der anderen Seite aus der Halterung stemmte und auf Ben niederplumpsen ließ. Auch wenn Ben´s Kehlkopf, der genau unter dem Sportwerkzeug lag, dabei geprellt wurde, weil die dicke Schicht Isomatten minimal nach gab, war es nicht sofort vorbei, aber bei Ben begann nun ein langsamer und grausamer Todeskampf und er hatte fast ein Deja-Vú, denn es war wie nach der Strangulation im Krankenhaus, nur mit dem Unterschied, dass er damals, zumindest zunächst, sterben wollte und jetzt nicht!

    Die Luft wurde knapp und knapper, zusätzlich behinderte der Knebel die Atmung, das Gewicht lastete zentnerschwer auf Ben, der verzweifelt durch die Nase versuchte Luft in seine Lunge zu ziehen, er war voller Panik und Todesangst, der Schweiß brach ihm aus allen Poren, aber noch zappelte er und versuchte verzweifelt bis zu seinem letzten Atemzug, sich zu befreien. Obwohl er ja geknebelt war, entwichen ihm einige entsetzte Töne, er dachte voller Wehmut an seine Familie, an Semir und wie schon mehrmals in seinem Leben, begann sein Lebensfilm, bestehend aus Gedankenblitzen, an ihm vorbei zu ziehen. Sein Zappeln wurde kraftloser und kurz bevor sich seine Augen komplett verdrehten, machte der Attentäter noch Ben´s Hände los, entfernte die Handschellen und sofort wanderten wie mechanisch die Hände an die Querstange und versuchten sie wegzuschieben, aber der Attentäter hielt die mit eisernem Griff an ihrem Platz. Auch wenn Ben alle Kräfte mobilisierte, es gelang ihm nicht, sich zu befreien und dann sah er plötzlich aus dem Augenwinkel etwas, oder vielmehr jemanden, mit dem er jetzt absolut nicht gerechnet hatte.

    Der Attentäter hatte die freie Zeit mit viel Geld dazu genutzt in die Heimat zu reisen und dort Urlaub zu machen. Zunächst hatte er noch Kohle bei den Kölner Geschäftsleuten auf seiner Liste eingetrieben, aber die zahlten, wenn sie seiner ansichtig wurden, meist sofort. Er hatte den Ruf absolut skrupellos und unbarmherzig zu sein, wenn er ehrlich war, hatte er sozusagen seinen Traumberuf, denn Sadismus lag einfach in seinem Wesen, er quälte gerne erwachsene Menschen, schreckte aber auch vor Kindern und Tieren nicht zurück. Diese Drohungen und ein paar grausam umgebrachte Haustiere, dazu die Adresse des Kindergartens oder der Schule, die die Angehörigen der Erpressungsopfer besuchten, brachte die meisten Leute auf seiner Liste dazu, sofort zu zahlen, denn er bewies immer wieder aufs Neue, dass man ihn ernst nehmen musste und so hatte der dunkle Mann mit dem Bart und den stechenden, fast schwarzen Augen, seine Aufträge meistens schnell erledigt. Nach seiner Rückkehr aus dem Mittleren Osten fand er es jetzt an der Zeit, sich um sein nächstes Opfer zu kümmern. Ein einziger Anruf teilte ihm mit, dass Ben Jäger noch in der Rehaklinik weilte und nach kurzer Überlegung beschloss er das Wochenende, wo dort nicht an jeder Ecke Angestellte und Putzfrauen herum liefen, zu nutzen. Freilich hätte er die Möglichkeit gehabt, Ben in seinem Zimmer aufzusuchen, auch dort konnten Unfälle passieren, aber die Fitnessgeräte hatten es ihm angetan.

    Bereits am Freitag war er deshalb mit einem neutralen Lieferwagen her gefahren, hatte vorgegeben, ein Monteur für diese teuren Medizingeräte zu sein und die vor der nächsten TÜV-Abnahme durchsehen zu wollen. Bekleidet mit einem blauen Overall, eine Schildmütze weit ins Gesicht gezogen, hatte er hier mit einem Schraubenzieher hantiert, dort mit einem Schlüssel etwas nachgezogen und angeblich fachmännisch an Verstrebungen gerüttelt. „Alles in bester Ordnung, der TÜV kann kommen!“ hatte er dann den Aufsicht habenden Physios erklärt, die bei einzelnen Patienten persönliche Hilfestellung gaben, Trainingspläne veränderten, deren korrekte Durchführung überwachten und ihn nur beiläufig gemustert hatten. An solchen Geräten war auch öfter mal was kaputt, man musste die dann sofort sperren und den Kundendienst verständigen, so ein Monteur fiel eigentlich kaum auf, um so besser, dass heute alles in Ordnung war.

    Der Attentäter hatte sein nächstes Opfer, das er ja beim letzten Mal schon observiert hatte, schweißüberströmt an mehreren Geräten trainieren sehen. Ben plagte sich immer, dass ihm der Schweiß vorne und hinten runter lief, aber er hatte einen absoluten Ehrgeiz entwickelt. Seine Muskulatur oben herum war top in Schuss, sogar die doch lange Zeit gelähmten Beine bauten wieder auf, wenn auch noch langsam, nur das freie Gehen wollte einfach nicht funktionieren. Mechanisch setzte er zwischen den hölzernen Barren die Füße zwar voreinander und schleppte sich vor und zurück und zurück und vor, aber seine Beine trugen ihn einfach nicht und er hätte vor Verzweiflung heulen können, probierte aber unermüdlich weiter und weiter, bis ihm der eine der Physios auf die Schulter schlug und sagte: „Lass gut sein für heute!“

    Obwohl sich für Samstag Semir angekündigt hatte, war Ben dennoch nach der schlaflosen Nacht noch vor dem Frühstück in den Fitnessraum gerollt. Er begann sein extra auf ihn zugeschnittenes Programm, das mit zunehmender Kraft schon mehrfach modifiziert worden war, nacheinander abzuspulen. Man hatte ihm eingeschärft, dass es wichtig war, immer den ganzen Körper und nicht nur einzelne Muskelpartien zu trainieren, sonst konnte es zu Fehlbelastungen und -haltungen kommen, so dass dann Gerätetraining mehr schadete als nutzte, aber inzwischen arbeitete er das der Reihe nach ab, schaffte es auch, trotz Rollstuhl, die Einstellungen an den Geräten nach seinem eigenen speziellen Plan selber vorzunehmen und eigentlich machte es ihm sogar Spaß, wenn er ehrlich war. Er war aber immer schon sportlich gewesen und hatte zum Ausgleich verschiedene Muckibuden in Köln aufgesucht, denn er war stolz auf seinen Körper gewesen und pflegte ihn auch-bis zu dem schrecklichen Tag vor drei Monaten, als sein Leben sich von einer Stunde auf die andere grundlegend geändert hatte. Wie hatte die Psychologin in dem Workshop gesagt? „Beginnen sie sich wieder zu lieben, nehmen sie ihren Körper mit all seinen Schwächen und Verletzungen an!“, aber das war leichter gesagt wie getan!

    So saß Ben gerade in einem Fitnessgerät, bei dem er die vordere und hintere Schultermuskulatur trainierte. Er hatte die beiden Handgriffe fest gepackt und bewegte die Gewichte langsam von vorne nach hinten. Man machte da immer Serien, zum Beispiel drei Mal zwanzig Übungen, mit jeweils einer kurzen Pause dazwischen. Er hatte gewohnheitsmäßig seinen MP3-Player mit Lieblingsmusik dabei, denn die rockigen Klänge gaben ihm Kraft, so dass er nicht hörte, wie der Attentäter, der die Tür des Geräteraums von innen verschlossen hatte, sich anschlich. Erst als sich plötzlich links und rechts jeweils ein Paar Handschellen um seine Handgelenke schlossen und ihn so untrennbar mit dem Gerät verbanden, schreckte er auf. Im ersten Moment dachte er an einen Spaß-war vielleicht Semir schon so früh bei ihm aufgekreuzt? Aber dann wich die erste Überraschung dem blanken Entsetzen, als nun grob ein Knebel in seinen Mund geschoben wurde und ihn daran hinderte, um Hilfe zu rufen-wobei das dennoch fragwürdig war, ob ihn jemand hören würde, denn die Fitnessräume befanden sich, wie das Schwimmbad und die physikalische Abteilung im Untergeschoß der Klinik und am Wochenende und so früh war hier niemand unterwegs.
    Nun trat der Attentäter mit breitem Grinsen vor ihn-klar könnte er seinem Opfer jetzt schnell den Garaus machen, was ja später auf jeden Fall sowieso passieren würde, aber zuvor wollte der Sadist noch seinen Spaß mit seinem Zielobjekt haben. Seinen Arbeitgebern war das ja egal, wie Ben Jäger zu Tode kam, nur sollte es nach Unfall aussehen und das war hier keine Schwierigkeit. Er durfte natürlich, außer den finalen, keine weitere erkennbare Verletzungen haben, denn er würde mit Sicherheit obduziert werden, aber der arabisch aussehende Mann wusste, wie man jemanden foltern konnte, ohne dass das später zu erkennen war. Außerdem brauchten blaue Flecke Zeit, um sich auszubilden, aber diese Zeit würde Ben Jäger nicht mehr haben!

    Ben sah den fremden Mann geradeheraus an. Er war ihm persönlich nicht bekannt, aber als er ein wenig nachdachte, wo er das Gesicht schon einmal gesehen hatte, kombinierte er in bester Polizistenmanier sofort den dunkelblauen Overall und die Schildmütze dazu-das war doch der Monteur, der gestern die Fitnessgeräte gewartet hatte! Aber was tat der hier und vor allem-was wollte er von ihm?

    Semir war früh aufgestanden. Es war ein wunderschöner Augusttag, die Kinder und Andrea schliefen noch und er hatte ihnen versprochen, dass er nachmittags mit ihnen gemeinsam zu den Großeltern fahren würde. Andrea´s Vater ging es gerade nicht so gut und dringend musste die Hecke in deren Garten geschnitten werden und er hatte sich bereit erklärt, das zu übernehmen. Wie oft hatten seine Schwiegereltern im Gegenzug schon die Mädchen betreut, das war nur recht und billig, dass sie sie nun ebenfalls unterstützten, da musste er Andrea zustimmen! Am Sonntag waren sie bei Semir´s Bruder zu einer Familienfeier eingeladen, der feierte einen runden Geburtstag und so blieb nur der Samstagvormittag, um Ben zu besuchen. Semir holte noch schnell beim Bäcker um die Ecke frische Brötchen für seine Familie und machte sich dann leise auf den Weg. Er hatte Andrea einen Zettel hingelegt und dann genoss er die Fahrt durch das zu so früher Morgenstunde noch ruhige Köln und als er die Stadt verlassen hatte, ging er aufs Gas und strebte, wie schon so oft in den letzten Monaten, der Rehaklinik zu, um seinen besten Freund zu besuchen.

    Wusste ich doch, es war ein Horrortrip! Aber mir gibt die gefühlte Berührung Ben´s auch zu denken. Sind eigentlich alle Kugeln da, oder hat da vielleicht Gabriel noch irgendwo eine stecken? Wenn ja, dann wünsche ich ihm, dass es ordentlich weh tut. X(
    Und so schlüssig die Erklärungen zu Ben´s Halluzinationen auch sind, ein komisches Gefühl bleibt bei mir und ich hoffe jetzt, dass das Blut an der Vasenscherbe auch tatsächlich von Gabriel stammt und nicht vielleicht doch von Jenny ;( .
    Aber ich finde es auch notwendig, dass Ben aus der Gefahrenzone gebracht wird-hoffentlich lassen sich die Engel noch ein wenig Zeit mit ihrem zweiten Angriff, so dass Ben bis dahin wieder ganz fit und wehrhaft ist!
    Übrigens kann er gerne zu mir kommen, ich und mein Hund passen dann auch auf ihn auf ;) -muss nur erst meinen Mann fragen, ob er einverstanden ist! 8o

    Zu deinem obigen Vorschlag Campino: Untersteh dich, sonst erscheine ich dir nachts im Traum! X(

    Jetzt aber zur Story-unsere Vermutung wegen dem Gas war richtig, aber was sich von den ganzen Vorkommnissen gerade in Ben´s Kopf und was davon in der Realität abgespielt hat, werden wir vielleicht nie ganz unterscheiden können. Trotzdem hoffe ich jetzt sehr, dass Semir im Bad keine schlimme Entdeckung macht-bitte nicht Jenny, Campino, die muss doch eh grad so viel aushalten! ;(
    Übrigens war der Dreher von Semir, als er im Eiltempo zu Ben´s Wohnung zurück fährt, perfekt beschrieben, konnte mir das anhand meiner Cobrastudien wunderbar vorstellen! ;) .

    Ach du liebe Güte-erst fängt das Kapitel harmlos an. Wir erfahren, dass Alex und Caro nicht miteinander im Bett waren, sondern nur ihre Bazillen ausgetauscht haben. Caro ist aber dennoch verlegen und wird sich ihrer Gefühle für Alex immer mehr bewusst. In der Zentrale schliesst sie dann auch gleich Waffenstillstand mit den Kollegen, als sie auch schon zu einem neuen Einsatz im Heli gerufen werden. Welch dramatische Entwicklung! Wars das mit Caro und Tammy? Ich hoffe nicht! =O

    Bei Ben machte es sich nun bezahlt, dass er seinen Oberkörper, der schon vorher nicht schlecht beieinander gewesen war, weiter auftrainiert hatte. Er konnte die Räder seines neuen Fortbewegungsmittels kraftvoll bedienen und sauste binnen Kurzem wie ein Blitz durch die Gänge der Rehaklinik. Endlich konnte er auch die Mahlzeiten im Speisesaal einnehmen und bald hatte sich sein Körper an das aufrechte Sitzen gewöhnt. Auch die Rumpfstabilität war ausreichend, nur die Gefühlsstörungen und die Schwäche in Ben´s Beinen blieben noch bestehen. Die Physiotherapeuten hatten angefangen, Ben´s tauben Unterkörper nicht nur mechanisch zu bearbeiten und mit Elektrostimulation zu aktivieren, sondern er wurde in martialisch aussehende Apparate eingespannt, die zwanzig Minuten lang seine untere Extremität passiv durch bewegten und den Bewegungsspielraum seiner Gelenke bis zur Grenze beanspruchten.
    Das und das restliche Trainingsprogramm, das ebenfalls nicht von schlechten Eltern war, ließ Ben in der Nacht manchmal stundenlang vor Schmerzen wach liegen, denn nun schüttelten schmerzhafte Krämpfe seine Beine, aber er verkniff es, sich Schmerzmittel geben zu lassen. Viel zu lange hatte er schon etwas eingenommen und er wollte einfach lieber nach Feierabend mit Markus genüsslich ein Bier auf der Terrasse der Klinik trinken, was mit starken Schmerzmitteln nicht gut war. Viele ihrer Mitpatienten, von denen sie schon so einige kommen und gehen gesehen hatten, weil die meisten nur eine drei-oder vierwöchige Reha von ihren Kassen oder Versicherern genehmigt bekamen, waren schmerzmittelsüchtig, das war gerade bei Wirbelsäulenpatienten an der Tagesordnung und das erschreckte Ben und auch Markus, der ihn auf die Problematik aus eigenem Erleben erst hingewiesen hatte.
    „Weisst du Ben, als ich letztes Jahr diese Lähmung hatte, dachte ich mein Leben wäre vorbei. Ich habe diese so harmlos aussehenden Tabletten früh und abends auch bereitwillig genommen, denn die haben mich weg gedröhnt und mir meine Situation auch verschleiert, ich hatte klar keine Schmerzen mehr, aber erst nach einer Weile bin ich drauf gekommen, dass die mir auch unheimlich Kraft zum Kämpfen genommen haben. Irgendwann hat mich ein älterer Mann, der schon ein Leben lang im Rollstuhl saß, darauf hingewiesen und als ich dann die Tabletten einfach gebunkert und nicht mehr genommen habe, habe ich plötzlich Schweißausbrüche bekommen, zu zittern begonnen und war fürchterlich unruhig. Das war der Entzug und ich hatte dann sogar Wahnvorstellungen und hätte mich beinahe aus dem Fenster gestürzt, so sehr hatten diese Opiate mich im Griff. Aber ich habe es geschafft und seitdem bin ich diesem Teufelszeug gegenüber fürchterlich misstrauisch!“, hatte er ihm erzählt und Ben, der mit dem Thema Sucht auch schon so seine Erfahrungen gemacht hatte, denn während Sarah mit Tim schwanger gewesen war, war er gekidnappt und heroinsüchtig gemacht worden, was ihn beinahe sein Leben und vor allem auch seine Familie gekostet hätte, aber er hatte es damals mit Hilfe von Sarah und Semir geschafft, sich aus den Fängen dieser Droge zu befreien- so weit würde er es nie mehr kommen lassen. Also hielt er lieber die Schmerzen aus, weinte auch manchmal ein Stündchen vor Verzweiflung, wenn sie wieder besonders schlimm waren, aber irgendwann konnte er dann immer einschlafen und am nächsten Morgen begann ein neuer Tag und tendenziell wurde es auch immer besser.

    Weil alle offenen Wunden an Rücken und Bauch, Thorax und Arm inzwischen verheilt waren, bekam er nun auch Wassertherapie im Bewegungsbad und Ben, der immer schon gerne geschwommen war, fühlte sich zum ersten Mal wieder leicht und frei, als er fast so schnell wie die anderen, die immerhin hin stehen konnten, die Länge des kleinen Hallenbades mit dem eher warmen Wasser durchschnitt. Seine Beine hingen zwar immer noch wie lästige Anhängsel an ihm dran, aber er schaffte es, einfach mit seiner Armmuskulatur und dem Gleichgewichtssinn sich nicht nur über Wasser zu halten, sondern richtig zu schwimmen. Bei der ersten Therapiestunde hatte er sich vom Rollstuhl in die Hebeeinrichtung umsetzen müssen, mit der man ihn langsam zu Wasser gelassen hatte. Sogar zwei Therapeuten, ein Physio und ein Praktikant, hatten ihn im Becken entgegen genommen, um ihm die Angst vor dem Ertrinken zu nehmen, aber es war nach wenigen Minuten klar gewesen, dass das bei Ben nicht notwendig war, der wie ein Fisch die warmen Fluten durchschnitt. Auch die nächtlichen Krämpfe wurden jetzt besser und so bekam Ben jetzt nicht nur Wassergymnastik, sondern nutzte gemeinsam mit seinem Freund Markus jede freie Minute um selbstständig schwimmen zu gehen, was außerhalb der Therapiezeiten in der Rehaklinik jederzeit möglich war.

    Als am nächsten Sonntag Sarah mit den Kindern wieder zu Besuch kam, bat er sie explizit Lucky wieder mit zu bringen und sie machten seit seiner Verletzung den ersten gemeinsamen Spaziergang mit Kindern und Hund. Mia-Sophie saß auf seinem Schoß und krähte vor Vergnügen, als er rasch mit ihr die Wege entlang rollte, Lucky lieferte sich winselnd und wedelnd Wettrennen mit dem Rollstuhl, apportierte voller Freude wieder und wieder das mitgebrachte Bällchen, das Ben weit und kraftvoll warf und irgendwann wollte Tim, der eine Weile brav nebenher gelaufen war, dann auch auf Papas Schoß und so tauschten sie einfach die Kinder. Als Sarah die kleine Mia-Sophie, die weiche Lederschühchen anhatte, nun hinstellte und ihr die Hand gab, stopselte die kleine Maus munter drauf los und Ben schossen Tränen der Rührung in die Augen: „Sie läuft, dabei ist sie noch nicht einmal ganz ein Jahr alt!“ bemerkte er staunend und gleichzeitig versetzte es ihm einen Stich ins Herz, was er gerade alles Wichtige im Leben seiner Kinder verpasste.

    Irgendwann in den nächsten Tagen konnte Ben plötzlich den Boden unter seinen Füßen wieder wahr nehmen, ein weiterer Fortschritt hatte sich ebenfalls innerhalb der letzten Woche ergeben-er konnte wieder seinen Harndrang spüren und als ihn eine Therapeutin nun bekräftigte, seine Blase mit speziellen Klopftechniken auf die Bauchdecke zu stimulieren, schaffte er es die ersten Male sie ohne Katheterismus auf der Toilette zu entleeren-seine Schließmuskeln begannen wieder ans Netz zu gehen. Das mit dem Abführen klappte auch gut, anfangs hatte man ihm gezeigt, wie er sich jeden Tag morgens zur selben Zeit ein Mikroklist verabreichen sollte und kurz darauf hatte er sich entleeren können, aber mit der Zeit funktionierte das auch schon ohne mechanisch-chemische Stimulation, einfach nur durch den morgendlichen Kaffee, aber es hing sicher auch damit zusammen, dass er sich nun mehr bewegte und auch völlig normale Sachen mit vielen Ballaststoffen aß.

    Ben hatte wieder neuen Lebensmut und arbeitete wie ein Wilder an seiner Genesung und als man ihn nun zwischen zwei Holzstangen stellte, Schienen um seine Beinen legte, damit die nicht weg knicken konnten, legte er seit dem schweren Unfall die ersten zwei Meter auf eigenen Beinen zurück, bevor er sich zitternd und völlig erschöpft wieder in den Rollstuhl sinken ließ. „Warum dauert das so lange?“ beschwerte er sich, aber der Psychologe, der ihn die ganze Zeit betreute, lachte ihn bei der nächsten Therapiestunde regelrecht aus: „Herr Jäger-in Anbetracht der Schwere ihrer Verletzungen sind ihre Fortschritte fast sensationell!“ sagte er, „aber ein wenig Geduld müssen sie schon mitbringen-Nerven brauchen einfach ihre Zeit, um sich zu erholen!“ erklärte er ihm, aber Geduld war noch nie Ben´s Stärke gewesen.

    Heute stand am Nachmittag noch ein Vortrag über Sexualität mit Querschnittlähmung auf dem Programm und Ben war schon sehr gespannt, was er da zu hören bekam, denn langsam sehnte er sich nach Sarah und auch danach, wieder körperlich mit ihr zusammen zu sein, aber er hatte zwar beobachtet, dass er durchaus nächtliche und morgendliche Erektionen und sogar Samenergüsse wie ein Pennäler hatte, aber er fühlte es nicht oder zumindest anders und kaum und konnte das Ganze nicht kontrollieren. Markus hatte bei seiner letzten Reha diesen Vortrag schon gehört, war also diesmal nicht dabei und Ben musterte verstohlen die anderen, die diesen Termin ebenfalls in ihrem Pflichtprogramm hatten. Auch wenn es niemandem peinlich sein musste, kostete es dennoch große Überwindung, sowas mit wildfremden Menschen zu teilen, auch wenn einem das auch wieder bewusst machte, dass man mit seinen Problemen nicht alleine auf weiter Flur stand. Die Rednerin vorne war unter anderem auch Sexualtherapeutin und Ben war überrascht, wie sie es schaffte, innerhalb kürzester Zeit die Verlegenheit von ihnen zu nehmen, fast jeder über Erfahrungen berichtete und sie ihnen neben allerlei praktischen Tipps, wie die Verwendung von Gleitgel und Stärkungsringen, doch vor allem Mut machte, ihre Sexualität wieder neu zu entdecken und vielleicht anders als vorher, aber dabei nicht minder erfüllend zu erleben. „Machen sie sich frei von dem Gedanken, dass ein tolles Liebesleben einen perfekt funktionierenden oder aussehenden Körper voraus setzt, seien sie neugierig, spielen sie mit ihren Partnern und lassen sie sich aufeinander ein, sie werden sehen, wie schön das sein kann-und nehmen sie vor allem dem Leistungsgedanken raus!“, empfahl sie ihnen und jetzt hatte Ben plötzlich keine Angst mehr davor, wie es sein würde, wenn er zum ersten Mal wieder mit Sarah zusammen kam.

    Seine Kollegen aus der PASt besuchten ihn regelmäßig, auch Hartmut war wieder in seine Wohnung zurück gekehrt. Semir brachte Andrea und die Kinder gelegentlich mit und so ging die Zeit ins Land und Ben trat im Augenblick auf der Stelle. Was ihm auch noch zusetzte-sein Freund Markus, der ihm in der Zeit eine große Stütze gewesen war, sollte am kommenden Dienstag geheilt entlassen werden und würde ab der kommenden Woche wieder arbeiten gehen.

    Jeden Tag seit Wochen schnallte man ihm die Schienen an und er hangelte sich zwischen den Stangen durch, aber irgendwie funktionierte das nicht mit dem Laufen. Als dann auch noch ein Physiotherapeut die Vermutung aufstellte, dass er da eine psychologische Blockade habe und vielleicht sogar Angst davor, wieder gehen zu lernen, war Ben erst zornig und dann wieder am Boden zerstört-niemand wollte mehr als er sein altes Leben zurück, das war einfach schrecklich, wenn das nicht ging und einem dann sogar Absicht unterstellt wurde! Nach einer schlaflosen Nacht voller Depressionen beschloss er, nun noch heftiger als vorher zu trainieren und obwohl Samstag war, ging er-ohne das jemandem zu sagen-alleine in die Muckibude, wie sie den Geräteraum nannten. Das war eigentlich nur erlaubt, wenn ein Physiotherapeut da Aufsicht hatte, aber Ben hatte sich noch nie um Regeln geschert und machte einfach, nach was ihm der Sinn stand. Nur Markus blickte sich nach dem Frühstück suchend um-nanu wo war den Ben?

    Das war wirklich ein beängstigendes und gleichzeitig verwirrendes Kapitel. Ich vermute auch, dass die Engelssekte mit vernebelten Drogen arbeitet, denn so beschreiben Junkies oft ihre Horrortrips. Ob THC oder was anderes ist eigentlich egal, aber auch wenn Ben optische und akustische Halluzinationen hat, etwas Wahres steckt sicher dahinter und ich befürchte schwer, dass er sich Jenny´s Weinen nicht einbildet-ach du liebe Güte. Ich hoffe jetzt nur, dass er, als er das Magazin der Waffe leer geschossen hat, nicht einen Guten erwischt hat! Aber jetzt schaut es brenzlig aus für Ben-seine Verfolger haben ihn-und wollen ihn seiner in ihren Augen gerechten Bestrafung zuführen! Hoffentlich hat Semir keine Ruhe und dreht nochmals um, allerdings habe ich ein ganz klein wenig die Befürchtung, dass er derjenige sein könnte, der hinter Ben gestanden hat! ;(

    Oh mein Gott-welche Dramatik!
    Ben rettet Semir vermutlich das Leben, als er Erik erschießt, der gerade Semir töten wollte, aber Semir, der so von seinen Vorurteilen und der Enttäuschung über Ben´s angeblichen Verrat eingenommen ist, erkennt das nicht und schießt gleichzeitig, um sein eigenes Leben zu retten. Erst als er bemerkt, dass alles ganz anders ist und Ben ihm vermutlich gerade das Leben gerettet hat, bricht seine Welt zusammen und ich denke, gerade die Tatsache, dass die Krüger jetzt auftaucht , die auch sofort ahnt, was geschehen ist, bedeutet, dass sie und Ben unter einer Decke gesteckt haben-warum nur haben sie Semir nicht eingeweiht?
    Aber hör mal Mikel-wehe wenn du Ben jetzt sterben lässt-ich spreche auf dem nächsten Tom-Beck-Konzert kein Wort mehr mit dir X(;) !
    Oder sag mir die Adresse, wo Ben da liegt, ich komme mit meinem Reateam aus der Arbeit und wir holen ihn zurück, ich versprechs-und wenn ich nen Hubschrauber dazu chartern muss!

    Ja das kann ich nachvollziehen, dass Ben nach seinen Erfahrungen in der Psychiatrie sich nun nicht fremd bestimmen lassen will, aber irgendwie steht der Rest der Truppe, allen voran Semir und die Krüger nicht hinter ihm. Wetten da hat gerade irgendein gekaufter Psychofritze aus der Uniklinik angerufen und Ben mit Sicherheit für geisteskrank erklärt- und das Filmchen mit dem austickenden Doppelgänger gleich hinterher geschickt!
    Sein Vater ist fast pleite und kauft sich trotzdem nen neuen Bentley? Er hat sich vermutlich mit der Russenmafia eingelassen, darauf lässt der Namen des einen Angreifers schließen, aber was hat Ben damit zu tun? Will er noch an dessen Privatvermögen ran, aber sowas tut man als Vater doch nicht? Aber wer weiss, was die gegen Konrad in der Hand haben-wo steckt übrigens Julia? =O

    Bei diesem Kapitel musste ich an mich halten, um nicht laut los zu lachen! Alex ist krank-na klar er hat Männergrippe und die endet meistes tödlich ;) -jeder der nen Partner hat, weiss sowas. Und klar braucht man in so einem Fall ne Krankenschwester, die einen gesund pflegt, nur hat leider Alex die Rechnung ohne Caro gemacht. Die verpasst ihm einen Kräutertrank der ihn ausknockt, ich denke mal, anstatt heissen Sex zu haben, wird der sich erst einmal ein paar Stündchen gesund schlafen! Aber süß fand ich auch, als die Chefin Caro sozusagen befiehlt, Alex aus dem Verkehr zu ziehen-das Bazillenmutterschiff :D .
    Der Oberstaatsanwalt kriegt ne Abmahnung-uiuiui-ich befürchte, das wird ihn in Zukunft nicht gerade milde stimmen!

    Der Pastor hat die Engelssekte durchschaut und kann dazu auch sehr konkrete Aussagen machen. Na prima-ich würde mich an Ben´s Stelle auch ganz toll fühlen, wenn ich mir aussuchen kann, wo der Obermörderengel meine Seele vermutet, die er mir dann genüsslich aus dem Leib schneiden will. Ich glaube, ich würde mich in Schutzhaft nehmen lassen, bis die Verrückten gefasst sind, aber blöderweise gibt es leider noch keine Beweise und auch wenn der Verdacht gegen Gabriel, der ja wie wir wissen richtig ist, besteht, Beweise haben sie bisher keine-gut sie kennen jetzt schon mal das Motiv, aber davon lässt sich vermutlich kein Staatsanwalt oder Richter überzeugen.
    Wie gehts jetzt weiter? Wird Ben jetzt zum Lockvogel und bringt sich freiwillig in Gefahr? Ich würde es ihm zutrauen!
    Übrigens teile ich eure Meinung und eure Befürchtungen-es gibt überall auf der Welt religiöse Fanatiker und die Taten, die im Namen Gottes-wie immer er auch heisst, ob Jahwe, Allah oder Schlagmichtot-verübt werden, sind meist grausamer als alle anderen, da denke ich aber nicht nur an Selbstmordattentäter, die IS oder sowas, sondern genauso an die Kreuzzüge-unsere Vorfahren waren da keinen Deut besser! :(

    Jetzt musste ich auch schmunzeln, als Semir seine Sicht der Dinge schildert, aber eigentlich war es ganz schön fies von Alex ihn dermaßen bloß zu stellen-er selber hat ja auch den A... eingezogen!
    Aber die Bande zwischen Caro und ihm werden immer enger und als Semir dann den Geiselnehmer zum Aufgeben bewegen kann, sind alle zufrieden-na außer Sander halt, aber der kriegt gerade, was er verdient hat!

    Jenny hat sich in ihr Schicksal gefügt und Semir ist ihr Halt und Stütze-ja sowas braucht man in so einer Situation!
    Ben kommt wie üblich zu spät, aber sowohl Semir als auch Jenny bemerken, wie aufgewühlt er ist. Als er Semir erzählt warum, findet sich doch tatsächlich bei den Mitarbeitern der PASt ein Onkel, der das Kauderwelsch nicht nur als Hebräisch entziffert, sondern gleich noch sagen kann, welches Buch des Alten Testaments Gabriel da zitiert-und was da nicht so geschrieben steht! Hu-das muss aber ganz schön heftig sein, wenn der Pastor da so davon mitgenommen ist-ich würde jetzt gerne wissen, was er da so Entsetzliches übersetzt hat!

    Der Anwalt hatte am Vormittag einen Termin mit den Scheichs. Als der Bewacher den Raum verlassen hatte, denn Anwälte durften ohne Zeugen mit ihren Mandanten sprechen, senkte er dennoch die Stimme, als er verkündete: „Der Erste der Drei hat gestern bei einem Verkehrsunfall sein Leben verloren-Hartmut Freund!“, teilte er seinen beiden Auftraggebern mit. Die lächelten in sich hinein und nickten, sie hatten doch gewusst, dass sie sich auf ihren Rechtsvertreter verlassen konnten. „Das zweite Opfer wird vielleicht gleich heute erledigt, mein Helfer ist nah dran!“, verkündete er, aber nun hob der eine der Scheichs die Hand. „Das wäre zu offensichtlich-er soll ein wenig Zeit vergehen lassen, denn die deutsche Polizei ist erstens nicht dumm und glaubt zweitens nicht an Zufälle. Wenn denen ein Zusammenhang klar wird, dann ist der dritte Mann von der Bildfläche verschwunden und wird von seinen Kollegen geschützt!“, bestimmte er und der Anwalt legte seine Hände zusammen und deutete eine leichte Verbeugung an, zum Zeichen, dass er verstanden hatte. So kam es, dass der Attentäter kurz darauf einen Anruf bekam, er solle noch ein wenig warten und deshalb am Nachmittag Sarah zunächst zu Hildegard und danach in die Rehaklinik nur folgte. Wieder hatte er ein neutrales Fahrzeug gemietet und Sarah verschwendete keinen Gedanken an einen Verfolger- warum auch-und als der arabisch aussehende Mann sah, wo sie hin fuhr, zog ein diabolisches Lächeln über sein Gesicht. Er würde ein wenig Zeit ins Land gehen lassen und dann zuschlagen. In einer solchen Rehaklinik verweilten die Patienten meistens länger, das sollte kein Problem darstellen und mit den ganzen Geräten konnten schreckliche Unfälle passieren…

    Ben hatte voller Appetit seine Currywurst mit Pommes verdrückt und obwohl die Kinder eigentlich vor dem Besuch beim Papa etwas gegessen hatten, bekam auch Tim etwas ab, der den gleichen Geschmack wie sein Vater hatte, nur gab es zuhause nie so ungesunde, leckere Sachen. Sogar Mia-Sophie biss mit ihren kleinen Zähnchen, die gerade einer nach dem anderen durchbrachen, auf einem langen Pommes herum und Ben sagte vergnügt: „Ich weiss gar nicht Schatz, warum du dir immer so viel Arbeit mit dem Kochen machst-du siehst doch, die Kinder und ich sind auch mit Fertigfutter zufrieden!“ neckte er sie und Sarah schnaubte erst empört durch die Nase, aber als sie dann Ben´s verschmitztes Grinsen sah, gab sie ihm einen kleinen liebevollen Rempler. „Dann bin ich ja froh, dass du bei uns nicht alleine den Speiseplan bestimmst-wetten, du hast, bevor wir zusammen gekommen sind, ausschließlich von Fertigpizza, Hamburgern, Currywurst und Döner gelebt!“, behauptete sie und nun musste Ben noch mehr grinsen, denn Semir nickte jetzt eifrig. „Sarah, du hast es erfasst-wenn Andrea und ich ihn nicht ab und zu zu richtigem Essen eingeladen hätten, wäre er sicher deshalb umgekommen, nur in einem muss ich dir widersprechen-so ein Döner enthält alles, was man zum Leben braucht!“ behauptete er dann und jetzt brachen alle drei Erwachsenen in schallendes Gelächter aus.

    Als die Schwester ihm das Abendessen des Hauses bringen wollte, winkte er ab. „Dankeschön, aber ich habe heute etwas viel Besseres gekriegt!“, vertraute er ihr an und kommentarlos nahm sie das Tablett wieder mit, nicht ohne die Kinder mit einem freundlichen Lächeln bedacht zu haben, das von ihnen sofort erwidert wurde. Während Sarah ihm beim Frischmachen und Umziehen half und die verschwitzte Wäsche gleich zum Waschen mit nach Hause nahm, beaufsichtigte Semir, der immer noch gelegentlich von Hustenanfällen geplagt wurde, die Kinder und als er Tim in den Rollstuhl setzte und ein wenig herum fuhr, jauchzte der vor Vergnügen, während Ben das Gefährt immer noch mit gemischten Gefühlen betrachtete.

    So gingen die Tage ins Land. Leider hatte Hartmut bei aller Mühe aus den Resten seiner Lucy nichts heraus lesen können, was Hinweise auf den Attentäter gab, zu sehr war alles durch die hohen Temperaturen geschmolzen. Wenn Semir ihn nicht heraus geholt hätte, hätte er sein Geheimnis mit ins Grab genommen und jeder hätte auf ein Bremsversagen bei dem alten Auto getippt und lamentiert, warum Fahrzeuge mit so einer veralteten Technik immer noch am Straßenverkehr teilnehmen durften. Vorsichtshalber tauchte Hartmut für ein paar Wochen bei einem Kumpel unter, was sehr gut passte, denn seine Wohnung sollte sowieso eine neue Heizung kriegen und renoviert werden, was schon lange geplant war. Als für alle Fälle der Attentäter noch wie zufällig der Wohnadresse seines Opfers einen Besuch abstattete-sicher ist sicher-wurden gerade Möbel heraus getragen und an den Fenstern waren keine Vorhänge mehr-er hatte sein Geld also tatsächlich verdient und ging nun erst einmal für ein paar Wochen seiner anderen Arbeit nach; er war Geldeintreiber für dubiose Kölner Unterweltshaie und hatte wegen seiner Skrupellosigkeit da gut zu tun.

    Bei Ben schritt die Reha voran, die Zeiten in denen er sich ohne Schwindelattacke aufrecht halten konnte, wurden immer länger und so kam der Tag, an dem er im Rollstuhl sitzen durfte. Überall in der Rehaklinik waren Haltestangen und -bügel angebracht, so dass Ben, dessen Oberkörpermuskulatur inzwischen voll auf trainiert war, sich problemlos, als man ihm die Technik erklärt hatte, vom Bettrand umsetzen konnte. Inzwischen brannte er darauf, wieder selber mobil zu sein, denn auch wenn er auf seiner Trage überall hin gebracht wurde und auch schon mehrmals im Freien gewesen war-er brauchte immer jemanden, der ihn abholte, schob und dabei war, was dankenswerterweise Markus, mit dem ihn inzwischen schon eine gute Freundschaft verband, häufig übernahm. Allerdings durfte der bei seiner Vorgeschichte auf gar keinen Fall heben und auch wenn dessen Reha ebenfalls mit Erfolg fort schritt, für die Therapien waren die Physios zuständig und die forderten Ben bis zum Äußersten, so dass er abends meistens völlig erschöpft vor dem Fernseher einschlief.
    Heute aber schaffte er es, sich ohne Hilfe selber aufzurichten und umzusetzen. Die ganze Zeit hatte er den Rollstuhl mit gemischten Gefühlen betrachtet, aber jetzt war der ein Mittel zur Selbstständigkeit und obwohl er inzwischen bis zu den Fußknöcheln etwas fühlen konnte, war der Weg zum eigenständigen Gehen noch weit.

    Markus hatte ihm von sich selber, seiner Ungeduld und der Zeit, bis er im Vorjahr von einem inkompletten Querschnitt bis zur Arbeitsfähigkeit verbracht hatte, erzählt. Auch wenn Ben eigentlich die Ungeduld in Person war, tat ihm Markus trotzdem gut, denn der rief ihm jeden Tag aufs Neue ins Gedächtnis, welche Fortschritte er machte, wie gut das prinzipiell lief und auch Ben´s Kinder und auch Lucky, der ebenfalls einmal hatte mitkommen dürfen, Herrchen zu besuchen, was in Tönen höchsten Entzückens und einem vor Freude herum rasenden Deerhound geendet hatte, mochten den ebenfalls dunkelhaarigen, eher stillen Mann mit dem herzlichen Lächeln. Im Gegensatz zu Ben, dessen Familie fest zu ihm hielt-sogar Konrad hatte es einmal geschafft, ihn zwischen zwei Geschäftsterminen zu besuchen und auch seine Schwester Julia ließ sich gelegentlich mal blicken-hatte seine neue Freundin ihn verlassen, Eltern hatte er keine mehr und sein Sohn lebte bei der früheren Partnerin, die aber selber wieder neu verbandelt war. So verbrachten die beiden Männer viel Zeit miteinander und tranken so manches Bier zusammen, schauten Fußball und machten sich die Zeit in der Käseglocke-wie Markus die Rehaklinik betitelte-zusammen lebenswert.

    Oh Gott-auf wen schießt Ben jetzt? Nach seinen Worten zu urteilen auf Semir, aber das kann doch nicht sein???
    Obwohl-eigentlich müsste er zwar auf Erik schießen, aber vielleicht kann er das aus einem ganz bestimmten Grund gerade nicht tun. Allerdings ist ja Semir auch nicht auf der Brennsuppe daher geschwommen und hat ja ebenfalls eine Waffe in die Hand-wenn das nicht verdammt in die Hose geht! ;(