Jetzt ermitteln Semir und Ben im Krankenhaus. Oh Mann-bei uns wuseln so viele Verrückte rum, ob als Patient, oder auf der anderen Seite, da kann man sich an Einzelne oft schlecht erinnern.
Aber dennoch schaffen es unsere Helden, eine ältere Schwester aufzutun, die ihnen ein bisschen was zu Thorsten/ Gabriel erzählen kann. Dass der nen religiösen Fanatismus hat wissen wir bereits, also sind das keine neuen Erkenntnisse, aber trotzdem hilft es Semir und Ben ihren Gegner ein wenig ein zu grenzen-und vor allem wissen sie jetzt wie sie ihn provozieren können!
Weiss nicht, ob ich das gut finden soll!
Beiträge von susan
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Nun erklärt die Chefin Semir die wirklichen Hintergründe für Ben´s Undercovereinsatz. Trotzdem wird da immer dieses Unverständnis bleiben, warum man nicht wenigstens ihn eingeweiht hat! Man sieht ja, wozu das geführt hat!
Aber auch Ben muss ich eine Mitschuld geben, der hätte Semir doch ebenfalls einweihen können-er wusste doch, dass sein Freund absolut loyal und vertrauenswürdig ist! Aber so hat sich vermutlich auch Ben, als er zusehen musste, wie sein Freund und dessen Familie im Auto verbrannt sind und er dann noch feststellen musste, dass das eiskalter Mord war, in etwas hinein gesteigert.
Jetzt sieht er, wo das hingeführt hat, aber leider macht dieses ganze Wissen Ben nicht mehr gesund!
Egal was auch immer für Beweise auf dem Handy zu finden sind-ich hoffe nur ganz stark, dass Ben wieder ganz der Alte wird, denn ansonsten ist Semir´s Leben genauso vorbei wie seines, mit so einer Schuld könnte der nicht leben! -
Diesen Gabriel, alias Thorsten Pohl könnte ich würgen! Der dreht die Realität so hin, dass man ihm mehr glauben muss als Ben, das ist doch zum verrückt werden! Wenigstens stehen die Chefin und auch Semir hinter Ben, aber klar, sie kann ihnen nicht mehr als eine kurze Frist gewähren, währenddessen sie die Sache aufgeklärt haben müssen, sonst wird Ben suspendiert, na klasse!
Jenni stürzt sich wieder in ihre Arbeit, wohl auch um zu vergessen, aber sie hat immerhin schon Details aus Thorsten´s Privatleben und Vergangenheit heraus gefunden-ich hoffe ja, die Helden finden im Krankenhaus eine heisse Spur! -
Liebe Leser!
Ja wie Schlumpf gerade angemerkt hat-überraschenderweise hat diese Geschichte ein recht rasches Ende gefunden, aber ich fand, sie war jetzt auserzählt!
Diese Story wird mir immer in besonderer Erinnerung bleiben, denn während sie entstand-und sie spielt ja auch in Teilen in meiner Heimat- hat das Schicksal in meinem Privatleben brutal zugeschlagen. Erst ist im Februar mein Bruder gestorben, dann wurde meine Mutter zum Vollpflegefall und ist dann im Juni meinem Bruder in die Ewigkeit nachgefolgt. Dadurch gab es immer wieder Pausen, was ich ja eigentlich gar nicht mag, aber es gibt eben für alles im Leben eine Zeit-und da müssen Hobbys manchmal zurück stehen.Auch die unrühmliche Sache mit Mellis und Ellis Doppelaccount, die als nicci77 meine Story und auch andere aus niedrigen Beweggründen schlecht gemacht haben, fiel in diesen Zeitrahmen. So schön nach dem Motto: Wenn jemand am Boden liegt, dann hauen wir extra nochmals feste drauf, damit es auch ja weh tut-und lasst euch versichert sein, das hat weh getan! Allerdings bin ich heute froh darüber, dass ich nicht das gemacht habe, was mir zuerst durch den Kopf gegangen ist: Nämlich den Fanclub zu verlassen und meine Geschichten in Zukunft auf anderen Portalen zu veröffentlichen, oder das Schreiben ganz sein zu lassen. Dafür seid aber hauptsächlich ihr verantwortlich, meine Leser und Mitautoren, darunter vor allem Campino, der maßgeblich an der Aufklärung dieser Sache mitgewirkt hat, denn ihr habt mir den Glauben an das Gute zurückgegeben, mich immer unterstützt und mir durch eure Zugriffe und Feeds gezeigt, dass doch Interesse an meinen doch sehr speziellen Storys besteht.
Ja wie gehts weiter-ich habe durchaus noch viele Ideen für tolle Geschichten im Kopf, muss aber erst ein anderes Projekt, vielmehr eine andere Geschichte zu Ende bringen und werde erst dann mit der nächsten hier im Forum beginnen und vielleicht erkennt ihr dann das Thema der folgenden Story, die gerade in meinem Kopf zu wachsen beginnt.Lasst euch überraschen und danke für euer Interesse, zu Papier gebracht durch eure tollen Feeds, das mich jeden Tag aufs Neue mit Freude und Stolz erfüllt. Übrigens war mir anfangs noch gar nicht klar, welche wichtige Rolle Markus, der ja kurzfristig mit eurer Hilfe eine Namensänderung erfuhr, in dieser Story spielen würde. Die Schlüsselszene, als Ben in der Reha dann plötzlich laufen kann, weil er einem Freund helfen muss, stand dagegen schon ziemlich am Anfang der Geschichte fest.
Wenn jemand mal so einen ehemaligen Eiskeller besichtigen möchte-da gibts tatsächlich an beschriebener Stelle einen und der hat mich eigentlich erst auf die Idee gebracht. Ich werde also trotz einiger Pausen weiterhin daran festhalten, meine Geschichten während des Schreibens erst auszuarbeiten, das macht eben auch jeder so, wie er möchte und ich bin froh darüber, dass das weiterhin jedem Autor selber überlassen bleibt.
Jetzt wünsche ich euch eine gute Zeit-und man liest sich
Eure susan -
Am nächsten Morgen hatte Ben keine Atemprobleme mehr. Obwohl ihm gerade in der Schulterpartie jede Gräte einzeln weh tat, war er einfach nur froh mit dem Leben davon gekommen zu sein. Sarah hatte wie schon so oft, den Mobilisationsstuhl stillschweigend ins Zimmer geschoben bekommen und hatte sich dort einfach neben Ben´s Bett zur Ruhe begeben. Markus schlief ja immer noch tief sediert vor sich hin, er brauchte zwar Noradrenalin, aber das war sicher der tiefen Sedierung geschuldet und sonst bekam er ja nichts mit. Sarah half in der Nacht sogar ihren Kollegen beim Betten von Ben´s Freund, denn es ging auf der Intensiv ziemlich zu, wie überhaupt im ganzen Krankenhaus.
Am Morgen wusch Sarah ihren Mann im Stehen, entfernte weisungsgemäß auch gleich den Katheter und stöpselte die Infusion ab. Nur noch ein paar Überwachungskabel am Monitor blieben. Aber er hatte weiterhin keine Probleme damit, ein paar Schritte zu laufen, wobei natürlich die Kraft schon noch fehlte. Außerdem war er durch die beiden Gilchristverbände, die seine beiden Arme fest an seinen Körper fixierten, wie in einer Zwangsjacke und eigentlich völlig hilflos. Sarah musste ihn an der Stirn kratzen, wenn es notwendig war, hielt ihm den Trinkbecher an die Lippen und fütterte ihn wie ein Baby mit weicher Kost. Man ersetzte die Sauerstoffmaske erst gegen eine Brille und mittags ließ man den Sauerstoff dann ganz weg, ohne dass die Sättigung einbrach. Der Arzt verordnete noch ein Cortisonspray, wie es sonst Asthmatiker bekamen und dann wurde die weitere Vorgehensweise besprochen.
„Herr Jäger-normalerweise würde ich sie ja jetzt auf Normalstation übernehmen, aber das Problem ist: Wir haben kein Bett für sie! Die Schulterverletzungen müssen von alleine heilen, da werden wir jetzt eine Woche lang gar nichts weiter machen, als die ruhig zu stellen und erst danach kann man mit leichten Bewegungsübungen beginnen. Warum sie ja überhaupt auf der Intensiv gelandet sind, waren ihre Atemprobleme, aber so wie es aussieht, ist auch das nochmals glimpflich ausgegangen und falls sie das Gefühl haben, im Rachen schwillt etwas zu, dann benutzen sie einfach das Cortisonspray. Bei ihrer Frau sind sie ja in besten Händen, also würde ich vorschlagen, wir warten jetzt noch bis zum Abend ab und wenn bis dahin nichts passiert ist, entlassen wir sie nach Hause. Eine Rückkehr in die Rehaklinik macht aktuell keinen Sinn, da werde ich sie krankschreiben und später sieht man weiter“, teilte der behandelnde Arzt mit und Ben konnte es kaum glauben. „Sarah-ich darf nach Hause, dann bin ich ja sogar an Mia-Sophie´s erstem Geburtstag morgen daheim, wer hätte das gedacht?“, freute sich Ben, aber dann wurde seine Aufmerksamkeit von seinem Freund im Nebenbett in Anspruch genommen.Bei dem hatte man am Vormittag, genau 24 Stunden nach Beginn der Kühlmaßnahmen, die Kältekompressen und das Gebläse weg genommen. Sarah und Ben konnten am Monitor verfolgen, wie er sich langsam erwärmte und als gegen Mittag die Körpertemperatur den Normbereich erreicht hatte, schaltete man die Sedierung aus und konnte dann auch die Katecholamine ausschleichen. Es dauerte nicht lange und Markus begann sich zu regen, machte die Augen auf und sein Blick wanderte erst noch ungezielt, aber dann immer wacher durch den Raum. Gerade hatte Sarah ihren Mann zur Toilette begleitet-er kam sich vor wie ein kleines Kind, aber lieber ließ er sich von seiner Frau helfen, als von wildfremden Menschen-da blieb Ben neben dem Bett seines Freundes stehen, der ihn jetzt ganz gezielt anschaute. „He Markus, kannst du mich sehen?“, wollte er wissen und als sein Freund nickte, konnte Ben es fast vor Glück nicht fassen. Man holte wenig später den Neurologen, der noch verschiedene Tests machte, die Markus aber alle mit Bravour bestand-er konnte beide Hände des Arztes drücken, abwechselnd und gezielt die Beine heben, die Augen fest zusammenkneifen usw. Man konnte zwar noch einen Menge Sekret absaugen, was auch sehr unangenehm war und Markus die Schweißtropfen auf die Stirn trieb, aber auch wenn er sich vermutlich durch die Aspiration des Schwimmbadwassers eine leichte Pneumonie zugezogen hatte, der Kopf schien nichts abgekriegt zu haben.
Wenig später verfolgte Ben vom Nebenbett aus, wie man seinen Freund erst nochmals absaugte, ihm gut zuredete und ihn dann extubierte. Als der dann mit der Sauerstoffmaske auf dem Gesicht halb sitzend im Bett lag und wieder selber atmete, merkte Ben erst, wie er selber vor Anspannung beinahe die Luft angehalten hatte. Marina, die Kollegin Sarah´s, die sie beide in der Nachmittagsschicht betreute, legte Markus noch einen kühlen Waschlappen auf die Stirn und lächelte ihn an. „Na jetzt haben sie den ersten Schritt zum gesund werden getan, ruhen sie sich erst einmal aus, ich komme später wieder zu ihnen!“, sagte sie und als der junge Mann daraufhin unter seiner Maske etwas erwiderte, glaubte Ben zu verstehen, dass er: „Das wäre schön!“, sagte.Als Semir am Nachmittag zu Besuch kam, wurde er von Ben mit der großen Neuigkeit begrüßt: „Semir, stell dir vor, ich darf heute noch nach Hause!“, eröffnete er ihm und jetzt blieb sein Freund erst einmal da, während Sarah kurz heim fuhr, um alles vor zu bereiten, Hildegard Bescheid zu geben und vor allem auch, um ihm Klamotten zu holen. Auch Semir war sehr froh, dass es Markus so halbwegs gut zu gehen schien, er brauchte jetzt nur noch eine Sauerstoffnasenbrille und musste eben zwischendurch Atemgymnastik machen und von Semir erfuhr er nun auch, dass Ben ihn aus dem Wasser gezogen und reanimiert hatte. „Jetzt weiss ich also, warum mir mein ganzer Brustkorb so weh tut!“, stöhnte Markus, aber dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht und er sah seinem Freund direkt ins Gesicht: „Danke, dass du mir das Leben gerettet hast!“, sagte er dann mit bereits wieder kräftiger Stimme und Ben erwiderte gerührt: „Dafür möchte ich mich auch bei dir bedanken!“, und jetzt schwiegen die beiden Freunde versonnen eine Weile.
Jedes Mal wenn die dunkelhaarige Marina herein kam, um nach ihren beiden Patienten zu sehen, errötete Markus und als sie ihn bettete und seinen Rücken einrieb, genierte er sich sogar ein bisschen. „Ich habe jetzt erst gehört, dass sie sich gegenseitig das Leben gerettet haben-da betreue ich heute ja zwei Helden!“, sagte Marina fröhlich und als sie das Zimmer wieder verließ, folgte ihr ein sehnsüchtiges Augenpaar. „Markus-ich besorg dir ihre Telefonnummer und finde heraus, ob sie bereits vergeben ist!“, versprach Ben, dem die Blicke seines Freundes durchaus aufgefallen waren. Semir berichtete nun auch Markus davon, was gestern noch alles geschehen war und der lauschte mit großen Augen seiner Erzählung.Als Sarah zurück kam, dauerte es nicht lange und die Entlassung stand fest. Hildegard würde die Kinder und Lucky noch eine weitere Nacht bei sich behalten und sie erst am nächsten Tag bringen. So konnten Sarah und Ben ausprobieren, wie das zuhause klappte und ob Ben überhaupt zurechtkam. Sarah und Semir halfen Ben beim Anziehen, sie verabschiedeten sich alle von Markus und versprachen, ihn bald zu besuchen. „Keine Sorge-ich bin hier in besten Händen!“, beschwichtigte der und warf Marina, die gerade ins Zimmer trat einen strahlenden Blick zu, was nun wiederum die zum Erröten brachte. So verließen die Drei die Intensivstation, Ben bestand darauf, zum Wagen zu laufen und während sie im Fahrstuhl nach unten fuhren, versuchte Ben nun schon von Sarah etwas Privates über ihre Kollegin zu erfahren.
Semir folgte ihnen im BMW, aber das wäre gar nicht notwendig gewesen, denn Ben schaffte es wie selbstverständlich aus dem Auto auszusteigen und die paar Stufen zum Parterre zu überwinden. Wenig später hatte er einen Stuhl gefunden, auf dem er bequem sitzen konnte und er sah sich glücklich in seinem Haus um. „Ihr glaubt ja gar nicht, wie froh ich bin, endlich nach drei Monaten wieder zuhause zu sein!“, sagte er. „Und dass ich unser Haus auf meinen eigenen Beinen betreten konnte, war noch viel schöner!“, fügte er hinzu und während Sarah das Abendbrot vorbereitete, trank er noch ein Glas Bier mit seinem Freund, der ihm das an die Lippen hielt. „Heute Nacht werde ich sicher gut schlafen!“, befand er und als Semir sich ein wenig später auf den Heimweg machte, kuschelten die beiden Eheleute noch ein wenig vor dem Fernseher, bevor sie dann zu Bett gingen und auch die Treppe nach oben keine großen Probleme bereitete.Am nächsten Tag feierte man Mia-Sophie´s ersten Geburtstag und Hildegard blieb, solange Ben noch in seinem Schulterverband steckte, untertags bei ihnen, denn sonst würde es für Sarah zu viel werden. Ben kam täglich mehr zu Kräften und Tim half dem Papa wo er konnte. Er brachte ihm zu trinken und fütterte ihn sogar beim Mittagessen unter lautem Glucksen. Ben musste danach zwar, ebenso wie sein Sohn umgezogen werden, aber das war egal, sie hielten zusammen und als Familie war irgendwie alles auszuhalten. Ben brach die Reha ab und wurde dafür zuhause ambulant von einem Physiotherapeuten versorgt. Er machte lange Spaziergänge mit Lucky, mehr und mehr ließen die Schmerzen in den Schultern und im Rücken nach und er wurde immer beweglicher. Sie hatten im Keller einen eigenen Kraftraum eingerichtet und Ben trainierte verbissen jeden Tag, um wieder fit zu werden.
Markus war ebenfalls nach vierzehn Tagen entlassen worden und als er gemeinsam mit Marina einige Wochen später zum Kaffee kam, sagte er versonnen: „Wer hätte gedacht, dass ich erst sterben und zurück geholt werden musste, um mein Glück zu finden?“, und Marina gab ihm einen zarten Kuss auf die Stirn.Der Anwalt hatte sich auf einen Deal eingelassen. Er hatte den Scheichs ein Lügenmärchen erzählt, dass ihr Auftrag erfüllt sei und alle tot seien und im Gefängnis hatten die Scheichs auch keine Möglichkeit das nach zu prüfen, denn man isolierte sie streng von allen anderen Häftlingen. Wenig später wurden tatsächlich die Saudis in ihre Heimat abgeschoben, aber warum sollte der deutsche Steuerzahler auch für die hohen Kosten der Inhaftierung aufkommen? Der Attentäter saß sogar im selben Flieger, aber während die Scheichs ihr altes Leben im Luxus wieder aufnahmen, wurde der Mörder nach dem nächsten Freitagsgebet auf dem Platz vor der Moschee, gemeinsam mit einigen anderen, mit dem Krummsäbel öffentlich hingerichtet. Keiner wusste so genau warum, aber in Saudi-Arabien galt das Gesetz der Scharia, es war kein ordentlicher Prozess notwendig, sondern das Urteil des Imams wurde ohne Skrupel vollstreckt, das war eben Allah´s Wille.
Der Anwalt durfte in Deutschland bleiben, denn immerhin war er mit einer Deutschen verheiratet, nur arbeitete der jetzt für wenig Geld in der Rechtabteilung eines großen deutschen Versandhauses, eine Anwaltszulassung würde er nie wieder bekommen.Ben war nun wieder fit und nach einer gewissen Zeit im Büro und allerlei medizinischen Tests, durfte er endlich wieder mit Semir auf Streife. Inzwischen war der Herbst herein gebrochen und als sie am Morgen vor der PASt in Ben´s Mercedes stiegen, rieb sich Ben die Hände und sagte: „Puh jetzt ist es schon verdammt frisch am Morgen, nicht nur kalt, sondern eiskalt!“, und dann drehte er die Heizung auf und ging aufs Gas, um gemeinsam mit Semir die nächsten Verbrecher zu schnappen und er war einfach nur eines-glücklich!
ENDE -
Nun zieht es Julia und Konrad doch zu ihrem Bruder und Sohn-ja vielleicht gerade ein bisschen spät, noch vor wenigen Stunden wollte Konrad von seinem Sohn nichts mehr wissen
. Jetzt wo sie wissen, dass es ein Undercovereinsatz war, ist er ihnen doch wieder wichtig-also ich würde meine Kinder und Geschwister lieben, auch wenn sie Sch...bauen!
Semir dreht währenddessen fast durch und ist schon wieder nahe am nächsten Zusammenbruch, zumal er erfährt, dass es um Ben immer noch mehr als kritisch steht. Mann-konnten Andrea und sie das nicht draußen durchkauen.
Frau Krüger hat nun gesteigertes Interesse an Ben´s Sachen-da muss irgendwo ein Beweis versteckt sein, aber das ändert leider nichts an der Tatsache, dass das Ganze nie passiert wäre, wenn sie Semir eingeweiht hätten!
Ich hoffe das Fragezeichen, das nach dem Wort Undercovereinsatz steht, ist ein Fehler von dir und wir erfahren jetzt im nächsten Kapitel endlich, um was es bei dieser ganzen Sache überhaupt geht, wobei mir das gerade eigentlich schnurzpiepegal ist, solange du Ben nur nicht sterben lässt, Mikel! -
Semir zog sich einen Stuhl heran, setzte sich betont gemütlich neben das Bett, schlug die Beine übereinander und signalisierte so mit jeder Faser seines Körpers: „Ich habe Zeit!“ Der Attentäter hatte natürlich ebenfalls gesehen, dass seine beiden Bewacher sich sofort devot zurück gezogen hatten, als der kleine Türke seinen Ausweis präsentiert und ein paar Worte mit ihnen gewechselt hatte. Verdammt-hätte er ihn nur zuerst erledigt, dann wäre sein Auftrag inzwischen beendet, er hätte Geld genug und bräuchte die nächsten paar Monate, wenn nicht Jahre nichts mehr zu arbeiten-na ja, außer es wäre ihm danach. So aber wusste er ehrlich gesagt selber nicht so genau, was ihm bevor stand. Je nachdem wegen was er angeklagt würde, würde er entweder für viele Jahre hinter deutschen Gefängnismauern verschwinden, oder wenn es gut lief, vielleicht in ein paar Monaten in die Heimat abgeschoben werden. Gut-wenn er mal in seinem Heimatstaat angekommen war, wäre er schnell wieder aus dem Gefängnis, genauso wie die beiden Scheichs, denn neben dem geschriebenen Gesetz gab es dort noch sowas wie ein ungeschriebenes-wer Macht, Geld und Einfluss hatte und einer der führenden Familien angehörte, war schnellstens wieder auf freiem Fuß.
Das Erste was er nämlich gemacht hatte, als er vom Anwalt den Auftrag zur Eliminierung der drei Männer bekommen hatte, war nachzuforschen, wer die wahren Auftraggeber dahinter waren. Er hatte natürlich gerade in den Gefängnissen seine Spitzel-alles sozusagen Kollegen in der Sommerfrische- sitzen und außerdem konnte er zwei und zwei zusammenzählen. Es war durch die Presse gegangen, als das Flugzeug nach Riad am Frankfurter Flughafen gestoppt worden war. Man hatte danach Gerüchte, gehört, dass darin zwei deutsche Frauen entführt werden sollten, die Zusammenhänge mit dem Diebstahl von militärischen Geheimnissen und mehreren Morden hatte man bisher zwar noch nicht an die Öffentlichkeit gebracht, aber die Spatzen in den Gefängnissen bliesen es von den Dächern. Dem dunklen Mann war also klar, dass das alles irgendwie zusammen hing. Die Details interessierten ihn zwar nicht, aber der Anwalt war sicher nur ein Mittelsmann für die inhaftierten Scheichs und der Auftragsmörder hatte fest vor, sich später in seiner Heimat einen goldenen Lebensabend zu verschaffen, wenn die Scheichs wieder zuhause waren und Macht und Einfluss im Mittleren Osten hatten. Dann würde er an sie heran treten und ihnen sagen, wie loyal er war und sie mussten ihn dann einfach reich entlohnen, oder in ihre Dienste nehmen. Er sah sich schon als Anführer einer kleinen Privatarmee und hatte sich sogar bei seinem Heimaturlaub bereits nach geeigneten Mitstreitern umgesehen. In Riad herrschte Entsetzen, wie der deutsche Staat zwei solch ehrbare Männer ohne jeglichen Luxus in einem deutschen Untersuchungsgefängnis festhalten konnte! Man rechnete aber mit einer baldigen Freilassung und die Diplomaten arbeiteten auf Hochtouren.
Auch in Semir´s Kopf hatte es auf der Herfahrt gerattert. Nochmals hatte ihm Ben bestätigt, dass er den Mann am Vortag zum ersten Mal gesehen hatte und gerade was Verbrecher, die er schon einmal verhaftet hatte betraf, war sein Gedächtnis sehr gut. Nachdem er fast alle Fälle der letzten Jahre mit Ben gemeinsam bearbeitet hatte und die paar Mal, wenn er im Urlaub gewesen war und Ben alleine einen gelöst hatte, den hinterher zumindest laut Akten noch mit bearbeitet hatte, konnte er zweifelsfrei ausschließen, dass das eine dienstliche Sache gewesen war. Nur ein Fall war gerade noch nicht abgeschlossen und sie warteten noch auf die Verhandlung-das war Ben´s Entführung wegen der Hubschrauberpläne und in Semir´s Kopf fügte sich nun Einzelheit zu Einzelheit wie in einem Puzzle. Auch wenn der Mann vor ihm seine Staatszugehörigkeit noch nicht hatte verlauten lassen, er tippte darauf, dass der aus dem Nahen oder Mittleren Osten kam. Es wären fast der Zufälle zu viel, wenn da noch eine Nation beteiligt wäre und so sagte er in aller Gemütsruhe, denn er ging davon aus, dass der Verbrecher ihn verstehen konnte: „Und wie wars das letzte Mal in Saudi-Arabien?“ Ihm war nämlich auch aufgefallen, dass die Bräune nur über die halbe Stirn des Mannes ging, als hätte er in der prallen Sonne immer ein Tuch um den Kopf getragen, so wie das Araber machten. Und auch wenn der Sommer dieses Jahr nicht ganz schlecht gewesen war-diese dunkle Bräune bekam man einfach nicht in Köln. Semir stellte mit Vergnügen fest, dass ein entsetzter Hauch über das Gesicht seines Gegenübers zog. Ja er lag richtig!„Mich würde interessieren, wie die Scheichs dich gedungen haben-bist du extra aus Saudi-Arabien angereist, oder warst du zuvor schon in Deutschland?“, fragte er weiter und nun kombinierte er noch eine weitere wichtige Einzelheit dazu. Plötzlich war ihm klar, dass das der Mann gewesen war, der vor einigen Wochen Lilly im Garten angesprochen hatte und wenn das so war, dann ging vermutlich auch das Attentat auf Hartmut auf dessen Kappe. Also war der Typ auf jeden Fall schon länger in Deutschland und brandgefährlich. „Und wo hattest du den Sprengsatz her, der das Auto meines Kollegen in die Luft gejagt hat?“, fügte er noch hinzu, ohne zu erwähnen, dass Hartmut durchaus noch lebte. Nun kam ein kleiner Laut aus dem Mund des Attentäters und Semir beugte sich nun mit blitzenden Augen ein wenig über ihn. „Was hast du gesagt?“, fragte er nach und wie zufällig ging seine Hand Richtung Schulter des Verbrechers. Als der das arabische Schimpfwort wiederholte und gleich darauf auf Deutsch noch ein akzentfreies: „Leck mich doch!“, hinzu fügte, packte Semir´s Hand plötzlich fest zu und ließ sein Gegenüber aufjaulen. „Ich garantiere dir, dass du die nächsten Jahre hinter schwedischen Gardinen verbringen wirst. Ich würde dir raten, ein wenig kooperativer und vor allem höflicher zu sein, mein Arm reicht nämlich nicht nur wie gerade zu deiner Schulter, sondern durchaus auch bis in den Knast!“ behauptete, wobei das nur bedingt stimmte-in Ossendorf jedenfalls saßen mehr Verbrecher, die eine Wut auf Ihn und Ben hatten als andere, aber das brauchte der Typ vor ihm ja nicht zu wissen. Langsam lockerte Semir den Griff um die frisch operierte Schulter wieder. Mitleid hatte er keines-das hatte sein Gegenüber auch nicht gehabt, weder mit Ben, noch mit Markus und erst Recht nicht mit Hartmut. Außerdem war der seiner Familie nahe gekommen und da wurde Semir wütend-seine Kinder fasste niemand an!
Der Saudi atmete erleichtert auf, gerade war ihm der Schweiß ausgebrochen-dieser Polizist war aus einem anderen Holz geschnitzt, als die anderen, die er kannte. Er wusste auch-der würde ihn fertig machen und hatte keine Angst vor ihm, wie sonst seine Opfer und das ließ ihn plötzlich umdisponieren. Er würde sich jetzt kooperativ zeigen, den Anwalt hinhängen und am Abend, wenn er ins Gefängniskrankenhaus verlegt werden sollte, versuchen zu fliehen. Mit den anderen beiden Typen, die ihn bewachten, würde er schon fertig werden, aber diesen Semir Gerkhan musste er jetzt los werden. „Okay-ich verrat dir was-was schaut dabei für mich raus?“ begann er nun zu feilschen, aber Semir schüttelte den Kopf. „Nichts schaut für dich raus-wir verhandeln nicht mit Verbrechern!“, sagte er und trotzdem verriet ihm nun der Araber den Namen des Anwalts, der ihn gedungen hatte. Mehr brauchte er eigentlich gar nicht zu erzählen, der kleine Türke wusste sowieso schon alles und als er wenig später die beiden Bewacher wieder zu dem Verbrecher beordert hatte, griff Semir zum Telefon und bat Susanne, die zufällig Wochenenddienst hatte, fest zu stellen, ob dieser Anwalt die beiden Saudis vertrat, was die wenig später bestätigte.
So kam es, dass am späten Nachmittag plötzlich ein kleiner türkischer Polizist, begleitet von mehreren Uniformierten, vor der Tür des luxuriösen Penthauses in Frankfurt stand, das der Saudisch-Deutsche Anwalt mit seiner Familie bewohnte. Der ging auch bereitwillig mit und als Semir ihn in der nächstgelegenen Polizeidienststelle verhörte, gab er ohne Umschweife zu, dass er von den beiden Scheichs mit der Ermordung seiner Familie erpresst worden sei und deshalb den Attentäter in deren Auftrag gedungen habe. „Ich konnte nicht anders-mir waren die Hände gebunden, wenn ich die Sicherheit der Menschen in meiner Heimat nicht gefährden wollte!“, verteidigte er sich, aber Semir ließ dieses Argument nicht gelten. „Sie leben und arbeiten hier, ich denke, das wars dann mit ihrer Zulassung bei der Anwaltskammer. Sie hätten sich an die deutsche Polizei wenden müssen, uns wäre dann schon eine Finte eingefallen, wie wir die Scheichs ruhig stellen-so kämpft jetzt ein völlig unbeteiligter junger Mann um sein Leben, mehrere andere wurden schwer verletzt und sie tragen eine Mitschuld daran!“, warf er dem Anwalt vor, der nun regelrecht zusammen brach. Wie er es auch drehte und wendete-das fette Leben war für ihn vorbei, hier wie in Saudi-Arabien. Allerdings durfte er sogar wieder nach Hause, weil der ermittelnde Staatsanwalt keine Fluchtgefahr sah und als Semir nun am Abend noch auf einen Sprung bei Ben im Krankenhaus vorbei schaute, hatte er eine Menge Neuigkeiten im Gepäck.Der Attentäter hatte tatsächlich versucht zu flüchten, als man ihn vom Patientenzimmer in Handschellen zur grünen Minna, wie das Überführungsfahrzeug im Volksmund hieß, obwohl es ja in NRW schon lange nicht mehr grün war, führte. Allerdings hatte er die beiden bewachenden Polizisten unterschätzt und machte nun schmerzhaft mit dem Gummiknüppel Bekanntschaft. Noch ein wenig benommen saß er dann sogar noch mit zusätzlichen Fußfesseln angekettet im Fahrzeug und als sich die Tore Ossendorfs eine Stunde später hinter ihm schlossen, begann er zum ersten Mal ein wenig Angst zu kriegen-vielleicht reichte der Arm des deutschen Gesetzes doch weiter, als er erwartet hatte!
„Ben-ich habe den Fall gelöst und weiss jetzt, wie alles zusammen hängt!“ hatte Semir begonnen seinem Freund zu erzählen, der atemlos seinen Worten lauschte. Klar hatte Ben noch Schmerzen und hatte, nachdem die ganzen Beruhigungsmittel abgeflaut waren, festgestellt, dass das Allerschlechteste das Liegen war-sowohl für die verletzte Schulterpartie, als auch für die Luft. So saß er jetzt am Bettrand, immer noch die Sauerstoffmaske auf dem Gesicht, aber ansonsten wieder klar in der Birne. Zwischendurch vernebelte man immer mal Salbutamol, ein lokal wirkendes Cortison, damit der Kehlkopf nicht weiter zu schwoll, man hatte begonnen ihm Ibuprofen gegen die Entzündung und auch die Schulterschmerzen zu geben und die halfen fast besser als die ganzen Opiate. Er durfte auch in kleinen Schlucken kaltes Wasser trinken und Eiswürfel lutschen, das war schon mal besser als gar nichts und auch Sarah wirkte recht entspannt, was Semir als gutes Zeichen sah. Nur Markus schlief die ganze Zeit tief sediert und weiter gekühlt vor sich hin, da musste man einfach bis zum nächsten Tag abwarten.
Als Semir geendet hatte, sah ihn Ben regelrecht erschüttert an. „Und das Ganze eigentlich nur wegen ein paar Hubschrauberbauplänen!“, bemerkte er fassungslos und sein Freund pflichtete ihm bei. -
Markus war nach Standard versorgt worden und lag tief sediert und beatmet auf der Intensivstation in einer Zweierbox. Durch verschiedene Kühlmaßnahmen hielt man seine Körpertemperatur zwischen 32 und 34°C. Man hatte ihn noch bronchoskopiert, also mit einer Optik durch den Tubus hindurch in die Lunge geblickt, dort nochmals gründlich abgesaugt und dann gleich mit einer vorsorglichen Antibiose begonnen. Auch wenn Schwimmbadwasser gechlort war-in den Bronchien hatte es einfach nichts zu suchen und machte dort leider häufig heftige Lungenentzündungen!
Wenig später wurde Ben zunächst zum Röntgen abgerufen. Sarah und Semir hörten ihn bis nach draußen jammern, als seine Arme und die Schultergelenke in verschiedenen Ebenen geröntgt wurden und dafür eben auch jedes Mal anders hingelegt werden mussten. Aber bald hatte er auch das geschafft und kurz darauf lag er dann bereits in der Röhre des MRT und hörte den sehr lauten und merkwürdigen Klopfgeräuschen zu. Er hatte Kopfhörer auf, die den Schall ein wenig abdämpften, aber trotzdem war er schweißgebadet-seitdem er lebendig begraben worden war, bekam er in so engen Räumen leicht Zustände. Einmal hielt er es nicht mehr aus und bekam eine Panikattacke, aber als man dann kurz unterbrach, ihm ein Beruhigungsmittel spritzte und ihm Sarah und Semir, die die Untersuchung von draußen durch die Glasscheibe beobachten durften-einen kleinen Vorteil musste man ja als Mitarbeiterin des Hauses haben-gut zuredeten, schaffte er es, die restlichen zehn Minuten noch hinter sich zu bringen. Trotzdem war er mehr als froh, als er wieder in seinem Bett lag.
Allerdings hatte der Stridor, vermutlich wegen der Aufregung, jetzt zugenommen und bevor man ihn auf die Intensivstation übernahm, wurde er noch in die HNO-Abteilung gebracht. Der HNO-Arzt, der nur die Konsilanforderung bekommen hatte, ohne den Patienten näher zu kennen fragte: „Herr Jäger-können sie sich auf den Stuhl hier rübersetzen?“, denn seine Untersuchung und Behandlung wäre einfacher, wenn er die ganzen Optiken in Griffweite hatte. Obwohl Ben hundemüde vom Beruhigungsmittel war, schwang er die Beine aus dem Bett und Sarah konnte fast nicht so schnell nach der Infusion und dem Katheterbeutel greifen, wie er die zwei Schritte zum Untersuchungsstuhl gelaufen war-ihr und Semir blieb beinahe der Mund offen stehen, er konnte tatsächlich gehen! Der HNO-Arzt tastete nun sorgfältig den Hals ab, fasste dann nach Ben´s Zunge mit einer Kompresse und zog die raus, damit er den Kehlkopf beurteilen konnte. „Wie lange ist die Tracheotomie her?“, wollte er dann wissen und Sarah antwortete für ihren Mann, der jetzt mit der Antwort auch größere Schwierigkeiten gehabt hätte. „Drei Monate!“, gab sie an und der HNO-Doktor nickte. Ben musste zwar mehrfach würgen, als man ihm mit der Optik in den Hals leuchtete, der Arzt verschiedene, aber alle widerlich schmeckende Sprays in ihn sprühte, aber dann Entwarnung gab. „Gut-der Kehlkopf ist natürlich gereizt und die Stimmlippen sind auch angeschwollen, als Reaktion auf die Strangulation, aber ich denke wir kriegen das mit konservativen Maßnahmen hin. Ich habe jetzt direkt vor Ort ein abschwellendes Medikament aufgebracht, ich werde empfehlen alle paar Stunden, auch nachts, lokal Cortison zu vernebeln, falls es noch mehr anschwillt auch Suprarenin, aber aktuell sehe ich keinen weiteren Handlungsbedarf!“, teilte er mit, schrieb seine Antwort auch noch auf den Konsilschein und als Ben wenig später auf die Intensivstation gebracht wurde, sahen seine Frau und sein Freund nun schon positiver gestimmt in die Zukunft.
Semir hatte zwischendurch bei Andrea angerufen und der wortreich erläutert, warum die Hecke ihrer Eltern aktuell noch ein bisschen auf den Schnitt warten musste, aber da hatte jeder dafür Verständnis. Andrea wusste, dass Semir sich jetzt um seinen Freund kümmern würde, es gab einfach Prioritäten im Leben!
„Sarah-es tut mir leid, aber wir haben gerade keine Einzelbox frei, da sind lauter Isolierungen drin, der einzige freie Platz ist neben einem beatmeten Neuzugang!“, entschuldigte sich die Stationsleitung der Intensiv, aber als dann Ben´s Bett in den Raum gefahren wurde und der seinen Freund Markus neben sich liegen sah, zog ein Lächeln über sein Gesicht. „Wie geht es ihm?“, wollte er mit rauer Stimme unter seiner Sauerstoffmaske wissen und als die Stationsleitung, eine ältere Schwester gut über Fünfzig, mit viel Erfahrung, aber auch Empathie, nun von Semir über die Zusammenhänge informiert wurde, schlug sie sich gegen die Stirn. „Ach jetzt verstehe ich-na gut, eigentlich darf ich euch sowas ja nicht sagen, aber er ist relativ stabil-Ben, das bedeutet, du hast ihn reanimiert?“, wollte sie dann wissen und der nickte. „Das hast du gut gemacht-ob er Schäden davon getragen hat, werden wir zwar erst sehen, wenn er morgen aufgewärmt und extubiert wird, aber es sieht nicht allzu schlecht aus-die Pupillen reagieren und er braucht auch ordentlich Narkosemittel, er sieht es anscheinend gar nicht ein, dass er jetzt schlafen soll!“, sagte sie und strich dem jungen Mann fast ein wenig liebevoll über die kalte Wange.
Dann desinfizierte sie ihre Hände, hängte routiniert mit Sarah´s Hilfe die Überwachungskabel um, tauschte die Infusion und machte die bürokratische Aufnahme. Der diensthabende Intensivarzt untersuchte seinerseits Ben nochmals kurz durch, bei dem sich jetzt überall am Oberkörper blaue Flecke abzuzeichnen begannen und der nun auch nochmals großzügig Schmerzmittel bekam. Ihm war nun auch nicht mehr kalt, mit der Luft ging es so und als sich Sarah kurz verabschiedete, um für sich und Semir einen Kaffee in der Stationsküche zu holen, fragte der seinen Freund, denn das ließ ihm keine Ruhe: „Ben-kanntest du den Typen, der dich versucht hat, umzubringen?“, denn auch wenn er nicht so viel sprechen sollte, hatte Ben zwischen den ganzen Untersuchungen erzählt, wie er von dem Araber gefoltert worden war. „Ich habe ihn gestern zum ersten Mal in meinem Leben gesehen!“, antwortete er wahrheitsgemäß und weil sein Freund gut versorgt war, beschloss Semir, den zu befragen, nachdem er mit Genuss den Kaffee ausgeschlürft hatte, den ihm Sarah gebracht hatte, neidvoll beobachtet von Ben, der aber aktuell nichts kriegte, falls man ihn doch noch intubieren musste. „Ach ja-eigentlich wollte ich dir Schokocroissants mitbringen-die müssen jetzt noch irgendwo vor der Rehaklinik liegen, ich habe die Tüte weg geschmissen, als ich los gerannt bin, um dich zu befreien!“ erzählte Semir nun ungerührt und Ben funkelte ihn an: „Das ist Folter, was du gerade tust-ich hatte heute noch kein Frühstück!“, bemerkte er beleidigt und jetzt lachten Sarah und Semir vergnügt auf-sooo schlecht konnte es Ben gar nicht gehen, wenn er schon wieder Hunger hatte.
Nun kam auch noch der Arzt aus der Notaufnahme herein. „Herr Jäger-wir haben uns gemeinsam die MRT-Bilder angesehen-es sind zwar einige Sehnen, wie z. B. die Suscapularissehne angerissen, das Gewebe ist traumatisiert, wir haben mehrere Muskelfaserrisse, aber es ist nichts zu operieren. Ich würde vorschlagen, wir behandeln das aktuell mit Kühlung und Entzündungshemmern, stellen das für eine Woche mit einem Gilchristverband ein wenig ruhig und beginnen ab nächster Woche mit vorsichtiger Physiotherapie, damit da nichts verklebt!“ erklärte er und wenig später kam die Schwester herein und zog ihm auf beiden Seiten diesen speziellen Schlauchverband an. „Ich komme mir vor, als hätte ich eine Zwangsjacke an!“, stöhnte Ben und ließ sich erschöpft in die Kissen zurück fallen. „So siehst du auch aus, aber du wirst es schon nötig haben!“, antwortete Semir frech und nun schmiss ihn Ben regelrecht hinaus. „Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr!“, tönte er und musste gleich heftig husten, was Semir mit einem kleinen Lacher beantwortete. „Siehst du, die Strafe folgt stets auf dem Fuß-ich nehme mir jetzt mal den Typen vor, der das Ganze hier zu verantworten hat!“, kündigte er dann an und Ben nickte nach einem Seitenblick auf seinen Freund Markus, der blass und schmal in seinen Kissen lag und vor sich hin schlief. „Ja tu das-und sag ihm er soll sich in Acht nehmen, wenn ich wieder fit bin und ihn in die Finger kriege, dann gnade ihm Gott!“, stieß er voller Zorn hervor und Semir nickte nun ernst. „Ben-ich versuche jetzt heraus zu bekommen, was das Ganze sollte, ich halte dich auf dem Laufenden!“ kündigte er an und Ben flüsterte nun leise: „Pass auf dich auf!“, und Semir antwortete bereits im Hinausgehen: „Du auch!“ und damit verließ er die Intensivstation.
Über die Leitstelle erfuhr er, wo der Attentäter lag und machte sich auf den Weg zurück zu dem Krankenhaus, das in der Nähe der Rehaklinik lag. Bei dem Verbrecher war inzwischen die Kugel in Narkose entfernt worden und wenn er bis zum Abend stabil blieb, würde man ihn dann nach Ossendorf verlegen. Er war zwar bereits erkennungsdienstlich behandelt worden, aber seine Fingerabdrücke waren nicht registriert, er hatte keine Papiere bei sich und hüllte sich auch in Schweigen-man wusste bisher einfach nichts über diesen Typen! Semir schickte die beiden diensthabenden Beamten, die ihn bewachten, vor die Tür-zu dem, was er jetzt vorhatte, brauchte er keine Zeugen und als er nun an das Bett des dunklen Mannes mit den kalten Augen trat, der mit einer Fußfessel ans Bett gefesselt war, sah er fast ein wenig Furcht in ihnen aufblitzen. Das war gut und so begann Semir mit der Befragung.
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Ach du liebe Güte!
Jetzt ist guter Rat teuer-sowohl Semir als auch Ben stecken in der Hand der Gangster. Es geht also um Rauschgifthandel, aber Semir´s Wissen bringt sie jetzt auch nicht weiter, denn er wird gleich mit einer dünnen Drahtschlinge stranguliert-ich kann nur hoffen, dass du ihn nicht soeben umgebracht hast, Anne.
Ben besucht seinen Vater derweil zuhause-ja so ein Wissensvorsprung über alte Gewohnheiten ist normalerweise gut, aber Konrad Jäger wird schwer bewacht-wobei, vielleicht kann Ben sich ja befreien und dann mit wehenden Fahnen in die Firma seines Vaters düsen-den passenden fahrbaren Untersatz dazu hat er jaund Semir da raushauen. Obwohl-Mist, der weiss ja nicht, dass sein Freund in Schwierigkeiten steckt, die Krüger wird nur noch kurz die Füße stillhalten und ihn dann zur Fahndung ausschreiben und was geschieht dann mit Semir?
Wieder super geschrieben, Anne und sehr spannend! -
Hallo Titus!
Jetzt melde ich mich hier einmal zu Wort, nachdem ich erst heute dazu gekommen bin, das erste Kapitel deiner Story zu lesen.
Zunächst einmal ein kleiner Tipp-wenn du wieder eine Geschichte zu posten beginnst, empfiehlt es sich, parallel gleich ein erstes einladendes Feed anzulegen-kannst dir ja mal die ersten Beiträge dort von uns anderen Autoren durchlesen-damit lädst du deine Leser ein, dir was zu deiner Story zu sagen, aber anhand der Zugriffe kannst du auch schon erkennen, dass die durchaus schon gelesen wurde, also lass dich nicht entmutigen, auch wenn vielleicht nicht so viel schriftliche Resonanz kommt. Es gibt doch viele Leser, die keine Lust haben, was zu schreiben und das muss man einfach akzeptieren!
Nun aber zu deinem ersten Kapitel-whow, das geht ja schon gut los! Wir kennen also deine Protagonisten-Semir und Paul und die verfolgen einen LKW. Der Fahrer lockt sie in den Containerhafen und schießt gleich mal Semir nieder, der dabei lebensgefährlich verletzt wird. Als wenn das nicht schon genügen würde, wird nun auch Paul ko geschlagen und dann finden sich die beiden in nem stickigen Container wieder. Dann wird Semir sogar reanimationspflichtig, Paul holt ihn zurück, rettet ihn aus dem Container und sorgt dafür, dass er ins Krankenhaus kommt-soweit so gut. Also spannend war dein erstes Kapitel, allerdings nicht besonders logisch. Es sind ein paar Sachen, die mich stören: Wenn jemand so schwer verletzt wurde und so viel Blut verloren hat, wird er sich nach seiner Reanimation nicht mal eben so locker flockig mit seinem Retter unterhalten können, aber gut-das kennen wir ja auch aus der Serie-Semir hat neun Leben wie eine Katze und ist zudem ein Held, da gelten keine medizinisch-physikalischen Gesetze.
Aber mit welchem Wagen folgt Paul dem Sanka? Ich dachte am Dienstwagen wurde der Reifen zerschossen und der war nicht mehr fahrtüchtig?
Deine Rechtschreibung ist in groben Zügen in Ordnung, klar gibt es ein paar Fehler, aber die halten sich in Grenzen. Die Kapitel sind ordentlich gegliedert und die große Schrift ist auch auch für Halbblinde lesbar. Jetzt hoffe ich mal, dass deine Geschichte bald weiter geht, denn zu große Lücken zwischen den einzelnen Kapiteln sind für den Leser schwierig, da verliert so mancher die Lust-ich freue mich jedenfalls, dass wir wieder einen neuen Autor in unserer Mitte haben!
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Das war ja zu erwarten-Semir hat einen schweren Schock erlitten und muss ebenfalls ins Krankenhaus gebracht werden, der Arme! Nun werden der Reihe nach die Angehörigen informiert, aber in Kim Krügers Haut möchte ich nicht stecken. Falls Ben das nicht überleben sollte, wird sie sich ein Leben lang die Mitschuld an seinem Tod geben müssen, aber jetzt hoffen wir mal, dass es so weit nicht kommt und Ben überlebt, denn ansonsten wird auch Semir seines Lebens nicht mehr froh!
Ja ich möchte jetzt auch gerne Mäuschen spielen im Hause Jäger, aber das was die Chefin erzählt, wird wahrscheinlich unsere Theorie untermauern-das war ein perfekt inszenierter Undercovereinsatz, aber was hilft das Ben, wenn er den nicht überlebt? -
Caro und Tammy sind wirklich an der Kante. Die hatten so einen Adrenalinschub, um sich und ihre Crew zu retten, dass sie danach beide völlig austicken. Jeder verarbeitet seinen Schock anders, aber anscheinend tut es den beiden Mädels gut, das an Dritten raus zu lassen, eigentlich kein schöner Zug-ich kenne das, stehe aber normalerweise auf der Seite der Helfer. Immerhin lässt sich Caro verarzten und willigt danach auch ein, mit zu Alex zu kommen. Diese Ansagen zum Lieblingsessen waren echt rührend und auch da passen die beiden perfekt zusammen!
Caro erholt sich im Schlaf und auch Alex pennt ein, bis Semir dann vor seiner Tür steht. Anscheinend haben die paar Stunden Schlaf der Hexe gut getan, sie kann wieder vernünftig mit Semir reden und Alex kriegt auch gleich noch eine Lektion zum Thema Vertrauen erteilt!
Aber was danach kommt ist gemein-der arme Alex! -
Erst war die Situation ziemlich surreal! Gabriel sitzt, als wenn nichts gewesen wäre, auf der Parkbank vor Ben´s Haus herum und nachdem das ja nicht verboten ist, müssen unsere Helden sogar zu einer List greifen, um die Personalien feststellen zu können. Ja ein recht gewöhnlicher Name für einen Engel und der Vorname im Pass ist sicher auch nicht Gabriel, sondern viel bürgerlicher-aber was solls, auch katholische Klosterschwestern und Brüder haben Ordensnamen
Gerade rechtzeitig kommt die Durchsage aus der KTU, dass eine von Ben´s Kugeln den Angreifer gestreift hat und das wird jetzt von Hotte und Dieter auch sofort überprüft, aber auch darauf hat unser Engel eine logische Antwort parat, die allerdings nicht nur mich, sondern auch den vernehmenden Semir in der PASt schier an die Decke gehen lässt. Dass Gabriel, wie die meisten Prediger ein guter Geschichtenerfinder und -erzähler ist wird jetzt wieder deutlich. Aber nach dem Ausschalten des Aufnahmegeräts outet sich Semir-oh je-ob das so eine gute Idee ist?
Aber von Hotte fand ich das gemein, dass er Ben nicht von seinem Donut hat abbeissen lasen, Mann gerade war sein Mund noch mehltrocken, da muss man doch froh sein, wenn ihm wieder das Wasser darin zusammen läuft!
Gell Sabrina und Darcie-wir hätten ihn abbeissen lassen!
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Ben war inzwischen in einen Behandlungsraum gebracht worden. Ein junger Arzt, der ihm entfernt bekannt vorkam, aber er war jetzt einfach nur furchtbar müde, lächelte ihn an und ließ sich vom Notarzt derweil Übergabe machen. „Herr Jäger wurde in der Rehaklinik von einem Verbrecher attackiert, der ihn versucht hat zu erwürgen. Er hat starke Schmerzen in der Schulterpartie, ich habe auf eine eingehendere Untersuchung verzichtet, kann allerdings nach dem Abtasten sagen, dass vermutlich keine knöcherne Verletzung vorliegt. Die Vitalparameter waren auf dem Transport die ganze Zeit stabil, er war initial zwar ein bisschen schockig, aber nach einem Liter Volumengabe hat sich der Blutdruck sofort normalisiert-ich denke auch eher, das war psychogen und eine Reaktion auf meine Sedierung und Schmerzmedikation. Gegen die Kehlkopfschwellung hat er 250 mg Prednisolon bekommen, gegen die Schmerzen 0,1 mg Fentanyl und 2 mg Lorazepam habe ich ihm gegen die Aufregung auch noch zukommen lassen. Mit 6Litern Sauerstoff hatte er die ganze Zeit passable Sättigungen, aber ein leichter inspiratorischer Stridor ist immer noch zu hören, ich hoffe, da schwillt nichts weiter zu und ihr müsst nicht doch noch retracheotomieren. Er hat relativ frische Operationsnarben an Bauch und Rücken, ich würde sagen so etwa drei Monate alt und vermute, das war auch der Grund für den Aufenthalt in der Rehaklinik. Ich konnte da aber keine ausführliche Eigenanamnese machen, weil er auf dem Transport dank des guten Tavor eigentlich die meiste Zeit vor sich hin geschlafen hat!“, berichtete der Notarzt und der junge Krankenhausarzt lächelte in sich hinein.
„Das war auch nicht notwendig-seine Frau ist Intensivschwester und wird hier in Kürze eintreffen, sobald sie die Kinder weg gebracht hat. Sie hat mich schon angerufen und mir detailliert berichtet, woher die Narben stammen und was da operiert worden ist-ich weiss also Bescheid!“, sagte er und jetzt musste der Notarzt auch grinsen. Oh je-Intensivschwester-die würde ihnen genauestens auf die Finger kucken! „Na dann hoffe ich mal, dass sie mit meiner Behandlung einverstanden ist!“, stichelte er ein wenig und sprach dann Ben laut und deutlich an, den man inzwischen los geschnallt und ein wenig flacher gelegt hatte. „Herr Jäger-wir lagern sie jetzt auf die Untersuchungsliege um, nicht erschrecken!“, sagte er und schon hatte man ein Rollbrett unter ihn geschoben und ihn auf die gepolsterte Liege herüber gezogen. Ben stöhnte zwar ein wenig auf, aber eigentlich wirkte das starke Schmerzmittel schon noch.
Während der Notarzt und sein Team ihren Monitor, den Sauerstoff und ihre anderen Sachen wieder zusammen packten und mit einem Gruß die Notaufnahme verließen, wurde Ben von dem Pfleger, der in seiner Kabine Dienst hatte, verkabelt. Das Wichtigste war eigentlich die Sättigung, aber bis die standardisierte Aufnahmeuntersuchung gelaufen war, konnte es ja nicht schaden, ihn gründlich zu überwachen. Während der Pfleger schon Blut aus seiner Armvene abnahm, begann der Aufnahmearzt ihn systematisch von Kopf bis Fuß durch zu untersuchen. Er leuchtete ihm in die Augen und fühlte seinen Kopf und die Halswirbelsäule ab, konnte da allerdings keine Auffälligkeiten feststellen. „Herr Jäger-haben sie einen Schlag gegen den Kopf bekommen und waren sie bewusstlos?“, fragte der Arzt laut und Ben tauchte aus seinem Dämmerschlaf hoch und schüttelte den Kopf. „Bewusstlos war ich zwar schon, aber nicht wegen einem Schlag gegen den Kopf!“, krächzte er und musste sich dann wieder räuspern und nach Atem ringen. „Nicht zu viel sprechen-kriegen sie aktuell genügend Luft?“, wollte der junge Arzt jetzt von ihm wissen und warf einen besorgten Blick auf die Sättigung, die beim Reden um zwei Punkte abgesunken war. „Es genügt wenn sie nicken oder den Kopf schütteln, sparen sie ihre Kräfte!“, wies er seinen Patienten an und verlangte dann vom Pfleger eine Blutgasspritze, die innen heparinisiert war. „Jetzt stichts mal kurz!“, warnte er Ben vor und anders als der Pfleger der gestaut hatte und aus der Ellenbeuge Blut abgenommen hatte, tastete er an Ben´s Unterarm nach der Radialisarterie, desinfizierte mit dem Tupfer und entnahm dann daraus mit einem tiefen und nicht gerade angenehmen Stich die arterielle Blutprobe. Jetzt würden sie gleich wissen wo sie standen und ob sie doch eventuell eine künstliche Beatmung in Erwägung ziehen mussten. Ben war schläfrig-freilich konnte das vom Tavor kommen, aber genauso gut auch von einem erhöhten CO2, das konnte nur die Blutgasanalyse unterscheiden, aber die zeigte Gott sei Dank keine besorgniserregenden Ergebnisse. Mit sechs Litern Sauerstoff war der Sauerstoffwert darin ganz zufriedenstellend und das Laktat war zwar erhöht und der ph ein wenig erniedrigt, aber das kam vermutlich von einer Muskelübersäuerung. Während der junge Pfleger die Blutgasanalyse auf dem Gerät, das in der Notaufnahme stand, durchgeführt hatte und die anderen drei Blutröhrchen ins Labor gebracht hatte, hatte der Arzt mit einem sterilen Tupfer fest auf die Einstichstelle gedrückt-wenn man da nicht gut komprimierte, konnte es riesige blaue Flecke geben und inzwischen klopfte Semir, dem man die entsprechende Kabine gewiesen hatte, an die Schiebetür.„Darf ich rein kommen-das ist mein Freund und Kollege-ich bin hinter dem RTW her gefahren!“ fragte Semir und der junge Arzt nickte. Er kannte den türkischen Polizisten schon, der tauchte immer auf, wenn sein Freund hier stationär war, sie hatten schließlich nichts zu verbergen und vielleicht konnte er noch Aussagen dazu machen, was eigentlich in der Rehaklinik genau geschehen war. Vorhin war schon ein weitere junger Patient von dort mit dem Hubbi eingeliefert worden, intubiert, beatmet, Zustand nach Ertrinkungsunfall und Reanimation, aber der war direkt auf die Intensivstation gegangen und wurde dort bereits nach Standard versorgt und gekühlt. „Kommen sie rein-oder haben sie etwas dagegen, Herr Jäger?“ fragte er und warf Ben einen warnenden Blick zu als der zu sprechen ansetzen wollte. Der besann sich und schüttelte jetzt den Kopf, was dem Notaufnahmearzt ein zufriedenes Lächeln entlockte-na also, ging doch!
So eilte Semir an die Seite seines Freundes, griff nach dessen Hand, die immer noch eiskalt war und bekam auch gleich den Auftrag, mit dem Tupfer fest auf die Einstichstelle der arteriellen Punktion zu drücken. Der Arzt betastete nun Ben´s Schultern, was den aber aufstöhnen ließ. Er versuchte sich erst anhand der Tastuntersuchung ein Bild von der Schwere der Verletzungen zu machen, aber dann musste er die funktionelle Untersuchung unbedingt durchführen, wo man die Beweglichkeit, das Gelenkspiel und eventuelle Funktionsbeeinträchtigungen eruierte und von diesem Befund ausgehend weiter Untersuchungen veranlasste. Zuerst aber tastete er noch Ben´s Bauch ab, der aber nicht schmerzhaft war, sah mit dem Ultraschallgerät orientierend nach freier Flüssigkeit im Abdomen, aber außer dass die Blase ziemlich voll war, konnte er keine Auffälligkeiten feststellen. Inzwischen hatte ihm Semir ebenfalls noch-wie vorhin Sarah schon bei ihrem Anruf-von Ben´s Absturz mit anschließender Querschnittlähmung berichtet, vom Luftröhrenschnitt, der großen Wirbelsäulenop und dem Einsetzen der Cages von ventral, was die immer noch roten Narben vorne und hinten erklärte. Die waren zwar gut verheilt und reizlos, aber bis die abblassten, würde das einfach noch eine Weile dauern. Semir erwähnte auch, dass Ben laut seiner Aussage in der Klinik seinen Freund reanimiert hatte.Die Schulter-Armmuskulatur war hervorragend ausgeprägt, auch ein beeindruckender Sixpack zierte den flachen Bauch seines Patienten, aber die Beinmuskulatur ließ deutlich zu wünschen übrig. „Sind sie gehfähig, Herr Jäger?“ wollte der Arzt nun wissen und Semir antwortete für ihn. „Er ist immer noch mit dem Rollstuhl gefahren, das klappt nicht mit dem Laufen!“, berichtete er, aber nun schüttelte Ben entschieden den Kopf und Semir sah ihn fast ein wenig fassungslos an. Gerade vorgestern, als sie telefoniert hatten, hatte Ben ihm sein Leid geklagt, dass das einfach nicht funktioniere mit dem Gehen-war er vielleicht doch ein wenig durcheinander-es wäre ja kein Wunder nach dem, was er heute mitgemacht hatte. „Ich bin heute gelaufen!“ krächzte er nun fast ein wenig stolz und Semir sah ihn freudig und fassungslos an. Träumte er das, oder war das wahr?
In diesem Augenblick kam auch Sarah zur Tür herein gestürzt und eilte sofort an die Seite ihres Mannes. Mit einem Blick hatte sie die Situation im Untersuchungszimmer gecheckt, die Werte auf dem Monitor wahr genommen und als erfahrene Notfallschwester sofort: „Keine Gefahr im Verzug!“, festgestellt. „Schatz, wie geht es dir?“ fragt sie liebevoll und küsste ihn leicht auf die Stirn. Semir drückte immer noch fest auf Ben´s Unterarm, aber er war ein Stück beiseitegetreten, damit Sarah zu ihrem Mann konnte. „Er hat gerade gesagt, er wäre gelaufen!“, wiederholte Semir nun das Unfassbare und nun war der Notaufnahmearzt fast selber ein wenig gerührt, denn Sarah sah ihren Mann erst fassungslos an und dann begannen die Tränen des Glücks aus ihren Augen zu fließen. „Oh wie schön-ich wusste du schaffst das!“, schluchzte sie und Ben lächelte trotz seiner Schmerzen glücklich unter der Ohiomaske hervor.Allerdings verging ihm nun das Lachen, denn nachdem man ihn noch umgedreht und seinen Rücken abgetastet und beklopft hatte, was aber ebenfalls unauffällig war, setzte man ihn an den Rand der Liege, so dass sein Oberkörper frei war und nun bewegte der Arzt nacheinander beide Arme durch und checkte die Schulterverletzungen. Ben brüllte sofort vor Schmerzen los. Vergessen war jede Sedierung und Schmerzmedikation und wenn er gekonnt hätte, hätte er dem Arzt echt eine gescheuert, aber seine Arme taten dermaßen weh und gehorchten ihm nicht, so dass er das leider aushalten musste. Der Doktor machte auch neurologische Tests, aber es bestand kein Anhalt, dass die Wirbelsäule oder die Armnerven irgendwie betroffen waren. Wie auch immer hatte der Patient durchaus Schulterverletzungen erlitten, einige Sehnen schienen zumindest angerissen zu sein, aber wenn es auch weh tat-so richtig schlimm und vor allem lebensbedrohlich schienen die Verletzungen nicht zu sein.
„Ich veranlasse gleich noch einige Röntgenaufnahmen und ein MRT der Schulterpartie, dann wissen wir mehr. Bis dahin ruhen sie sich noch ein wenig aus!“, befahl der Doktor nun, der sich jetzt dem nächsten Patienten widmen würde, denn draußen warteten wie immer am Wochenende ganze Heerscharen von Patienten in der chirurgischen Ambulanz. „Ach ja-und sie kommen natürlich nach diesen ganzen Untersuchungen, die ich später mit den Orthopäden beurteilen und besprechen werde, für mindestens eine Nacht auf die Intensivstation. Mit so einer Kehlkopfschwellung ist nicht zu spaßen!“, teilte er seinem Patienten und dessen Begleitern mit und fügte noch etwas hinzu, was Ben nicht so toll fand, dabei ließen seine Schmerzen gerade wieder ein wenig nach und er hatte sich eben zurück gelegt. „Einen Blasendauerkatheter zur Bilanzierung legen wir auch, der ist morgen oder übermorgen schnell wieder heraus gezogen!“ bestimmte er und Ben seufzte frustriert auf. Dabei war er so froh gewesen, als er wieder selber zur Toilette gekonnt hatte, aber er ließ auch diese Sache, die der Pfleger gleich erledigte, über sich ergehen-eigentlich hätte er das ja sogar selber gekonnt- und als Sarah tadelnd bemerkte: „Das wurde auch höchste Zeit, dass deine nasse Unterhose runter kommt, sonst kriegst du mit Sicherheit eine Blasenentzündung!“, wollte er erst schon protestieren, aber dann war er doch wieder froh, dass seine Sarah auf ihn aufpasste-sie meinte es ja nur gut! So lag er dann warm zugedeckt auf der Liege, immer noch am Monitor, man hatte ihm wieder ein Schmerzmittel in die Infusion gegeben und wartete darauf, dass er zum Röntgen und dem MRT abgerufen wurde. -
Das kann ich euch beantworten-da gibt es keine Regel. Und Ortskenntnis und Gedächtnislücke schließt sich bei Demenz auch nicht aus-Betroffene kennen sich da, wo sie früher waren oft sehr gut aus, aber finden im Altersheim die Toilette nicht. Demenz ist eine sehr unheimliche und nicht vorhersehbare Gehirnabbauerkrankung, die manchmal jahrelang ruht, um sich dann innerhalb von Tagen rapide zu verschlechtern. Aufregung, Ortswechsel usw sind Dinge, die das noch verstärken-ich bin schon sehr gespannt, wie unsere Regisseure das umsetzen! Und da sind ja wirklich Gute am Werk, also ich freue mich auf diese Folge!
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Der Physiotherapeut hatte geschockt die Szenerie betrachtet, war aber dann mit wenigen Schritten die Treppe zum Fitnessraum hinauf gehetzt, hatte von dort die Rezeption angerufen und einen ersten Lagebericht abgegeben und dann den Erste-Hilfe-Koffer mit dem Defi und eine Sauerstoffflasche mitgebracht. Leider war am Wochenende kein Arzt fest im Haus, es hatte nur einer Rufbereitschaft, das war in Rehakliniken so üblich, aber da hörte man schon die Martinshörner von draußen. Als nach seinem Anruf klar war, dass keine Gefahr für Leib und Leben der Helfer mehr bestand, füllte sich binnen Kurzem die Schwimmhalle mit Personal aus der Klinik und Polizisten. Man konnte auf den ersten Blick erkennen, dass Markus der am schlimmsten Betroffene war und der Physio, der ja durchaus auch gute medizinische Kenntnisse hatte, legte die Paddels des AED-Defis auf seinen Brustkorb, wie er es gelernt hatte und wartete, was das Gerät empfahl. Die EKG-Kurve war zwar nicht völlig normal, aber als das Gerät sie analysiert hatte, sagte die blecherne Computerstimme: „Schock nicht empfohlen!“ und aufatmend legte der junge Mann die Paddels wieder beiseite.
Das war schon eine feine Sache-dieses Gerät, das man inzwischen auch an vielen öffentlichen Plätzen fand, setzte beim Laien kaum Kenntnisse voraus-außer der Fähigkeit es einzuschalten und die Elektroden nach der beiliegenden Zeichnung aufzulegen, sondern sagte einem auch, was zu tun war. Es kam gerade bei ihnen im Fitnessraum immer wieder vor, dass Patienten bewusstlos zusammen brachen und man nicht wusste-hatten die jetzt nen Infarkt, oder was war los? Bis die Ärzte, oft vom völlig anderen Ende der Klinik, bei ihnen waren, hatten sie schon eine erste Einschätzung der Situation und wenn Kammerflimmern vorlag, was häufig bei einem Infarkt geschah, konnte man sofort einen oder mehrere Schocks abgeben und das war meist lebensrettend für ihre Patienten. So aber hatte der Physio nun Markus auf die Seite gedreht, ihm eine Sauerstoffmaske aufgelegt, denn er hatte immer noch blaue Lippen und hustete sich die Seele aus dem Leib, ohne aber richtig bei Bewusstsein zu sein und seine Hand beruhigend auf seinem Körper abgelegt, er würde ihn betreuen bis der Notarzt übernahm.
Ben wurde von Semir versorgt und der Attentäter, der als Einziger völlig trocken war, hing wie ein tollwütiger Hund an der Schwimmbadtreppe und zerrte an seiner Handfessel. Aus seiner Schulter lief zwar immer noch das Blut, aber es war keine lebensbedrohliche Verletzung und niemand würde den dunklen Typen, der voller Zorn unverständliche Worte in einer fremden Sprache knurrte, anfassen, ohne sich selber zu schützen, denn der wirkte immer noch sehr gefährlich.
Gerade kamen die ersten professionellen Helfer herein, gefolgt von zwei Streifenpolizisten mit der Waffe im Anschlag, da bekam Ben wieder so weit Luft, dass er flüstern konnte: „Kümmert euch um Markus, er war unter Wasser und ich habe den gerade wiederbelebt!“ bevor er sich wieder mit Schweiß auf der Stirn in Semir´s stützende Umarmung zurück sinken ließ. Außer der Atemnot hatte nun eine völlige physische wie psychische Erschöpfung von ihm Besitz ergriffen, wie in Wellen zogen die Schmerzen durch seinen Körper, vor allem in der Schulterpartie und als ein Rettungsassistent ihn orientierend abtastete und versuchte herauszufinden, wo er überall verletzt war, schrie er gequält auf, als der seinen Oberkörper auch nur berührte.Der erfahrene Notarzt versuchte die Situation einzuschätzen. Eindeutig war der junge Mann in den Badeshorts der am schlimmsten Betroffene. Als er nun hörte, dass der erstens einen Ertrinkungsunfall erlitten hatte und zweitens reanimiert worden war, forderte er sofort einen Hubschrauber zu. Er würde ihn-sobald er sich die anderen beiden angesehen hatte-intubieren und dann in nach Köln in ein großes Haus fliegen lassen. Der musste 24 Stunden gekühlt werden, außerdem bestand noch jederzeit die Gefahr des inneren Ertrinkens infolge eines Lungenödems und erst dann würde man wissen, wie erfolgreich letztendlich die Rea gewesen war.
Semir sagte nun, während er Ben beruhigend stützte und versuchte, ihm dabei so wenig wie möglich weh zu tun: „Mein Freund hier wurde gerade von diesem Typen da“, und er wies mit dem Kopf auf den Attentäter, der nun von zwei Polizisten mit der Waffe im Anschlag in Schach gehalten wurde, „ gewürgt, drum kriegt er so schlecht Luft!“, außerdem war es selbsterklärend, dass er anscheinend Markus aus dem Becken gezogen hatte, da er immer noch klatschnass war. Der Notarzt besah sich nun selber, während sein Rettungsassistent gerade alles zur Intubation vorbereitete, einen Zugang legte und den Monitor, an den man Markus inzwischen gehängt hatte, im Auge behielt, den erschöpften jungen Mann. Die Sauerstoffsättigung war zwar erniedrigt, aber mit 6l Sauerstoff aus der Maske noch im grünen Bereich. So bekam auch Ben einen Zugang gelegt und ein wenig Cortison gegen die Schwellung gespritzt und gleich danach ein Schmerzmittel und etwas zur Beruhigung, denn Aufregung begünstigte eine Gewebeschwellung. Der Notarzt hatte mit erfahrenem Blick die verheilte Narbe des Tracheostomas an Ben´s Hals gesehen und dachte für sich: „Hoffentlich muss ich den nachher nicht doch noch retracheotomieren!“, denn für ihn stand fest, dass er nach der Erstversorgung des Reanimierten mit Ben in die nächste Klinik fahren würde. „Halten sie ihn nur schön aufrecht, sobald unser Schwerverletzter versorgt ist, kümmere ich mich wieder um ihn!“, versicherte er Semir, während er nun kurz zu dem dritten Patienten ging.
Der arabisch aussehende Mann hatte inzwischen aufgehört zu toben-er wusste, wann er verloren hatte-und stand nun ruhig an dem Schwimmbadeinstieg-anscheinend war sein Kreislauf stabil, die Blutung an der Schulter hatte bereits aufgehört zu tropfen und der Arzt, der inzwischen bei der Leitstelle den Hubschrauber und einen weiteren RTW angefordert hatte, zog sorgfältig Einmalhandschuhe an, bevor er nach kurzer Untersuchung unter Polizeischutz ein steriles Verbandstuch auf die Wunde presste. Auch dieser Mann würde nachher eine Infusion und ein Schmerzmittel bekommen, aber als Semir berichtete, dass der seinen Freund gewürgt hatte und er ihn deshalb mit einem gezielten Schuss hatte ausschalten müssen, hielt sich das Mitleid der Helfer in Grenzen. Da half jemand selbstlos einem anderen, zog ihn aus dem Wasser und reanimierte ihn und wurde dann selber von so einem Wahnsinnigen attackiert! Auch wenn die Zusammenhänge nicht klar waren-der Mann war so wie es aussah kreislaufstabil, der hing gut fest und zuerst kamen jetzt die anderen dran!
„Alles fertig zur Intubation!“ vermeldete der Rettungsassistent und während der Notarzt die Handschuhe wechselte und Markus nochmals versuchte anzusprechen, was den allerdings nicht reagieren ließ, spritzte der Rettungsassistent schon das Narkosemittel, der Physio hielt die Infusion und alle Umstehenden beobachteten, wie Markus nun intubiert und ans Beatmungsgerät angeschlossen wurde. Nun hörte man von draußen schon das Brummen des Hubschraubers und nachdem der Parkplatz der Klinik am heutigen Samstag ja fast leer war, landete der Hubbi dort-eingewiesen von der Mitarbeiterin an der Rezeption- und wenig später konnte ein leidlich stabiler Patient an den Hubschraubernotarzt übergeben werden. Das Hubschrauberpersonal tauschte noch den Monitor und das Beatmungsgerät, lud den sedierten Markus auf die fahrbare Trage, schnallte ihn fest und kurz darauf verriet das Geräusch der anlaufenden Rotorblätter, dass Ben´s Freund nun auf dem Weg in die Kölner Uniklinik war-das hatte der Hubschraubernotarzt ihnen noch mitgeteilt.
Auch der zweite RTW war inzwischen eingetroffen, genauso wie die Kripo und die Spurensicherung, die nebenbei schon anfingen Tatortfotos zu machen und die Umstehenden zu befragen. Der Notarzt versorgte nun kurz und geschäftsmäßig den Attentäter, legte ihm einen Zugang, spritzte ein Schmerzmittel, maß den Blutdruck und befestigte einen professionellen Verband auf der Schulter, in der nach ersten Untersuchungen die Kugel noch steckte. „Bringt ihn ins nächste Krankenhaus, die sollen die Kugel operativ entfernen und danach wird er bitte sofort ins Gefängniskrankenhaus verlegt!“, ordnete der Notarzt an und eskortiert von zwei schwer bewaffneten Polizisten wurde der Attentäter nun ebenfalls auf eine Trage gelegt, dort mit Handschellen befestigt, angeschnallt und abtransportiert.
Ben hatte das Ganze wie in Trance miterlebt, aktuell war er durch die starken Medikamente so gedämpft, dass er gar nicht so richtig erfasste, was um ihn herum vorging, er zitterte jetzt allerdings vor Schock und Kälte aber Semir hatte dem Notarzt schon berichtet, dass Ben´s Frau Intensivkrankenschwester an der Uniklinik war, aktuell zwar in der Babypause, aber Ben war dort als Patient wohl bekannt. „Das soll wohl der Wink mit dem Zaunpfahl sein, dass wir jetzt nicht in unser nächst gelegenes Provinzkrankenhaus fahren, sondern ebenfalls in die Uniklinik?“, grinste der Doktor, von dem nun auch die Anspannung abfiel und Semir nickte. Man schnitt Ben´s nasses Shirt und die Sporthose auf und legte eine Decke über ihn. Der kleine Türke hatte derweil den Kollegen erzählt, was er nach seiner Ankunft beobachtet und wie er den potentiellen Mörder ausgeschaltet hatte. Dessen Blut befleckte noch den Boden, aber ansonsten hätte man nicht gewusst, was sich hier für ein Drama abgespielt hatte. Als der leitende Kripobeamte Ben befragen wollte, der immer noch gierig den Sauerstoff aus der Maske sog, schüttelte der Notarzt den Kopf. „Herr Jäger“, denn inzwischen hatte man natürlich die Personalien der beiden Opfer erhoben, nur der Attentäter hatte keine Angaben zur Person gemacht, „ist im Moment nicht vernehmungsfähig. Wir bringen ihn jetzt ins Krankenhaus, dort wird er durchgecheckt und wenn die starken Medikamente nachgelassen haben, können sie ihn vielleicht vernehmen, aber aktuell lassen sie ihn bitte in Ruhe!“, ordnete der Doktor mit Autorität in der Stimme an.
Der Physiotherapeut war derweil nochmals die Treppe hinauf in den Geräteraum gegangen und vermeldete: „Ich weiss ja nicht, was sich hier abgespielt hat, aber an einigen meiner Fitnessgeräte sind merkwürdige Einstellungen vorgenommen, eine voll bepackte Langhantel liegt quer auf dem Boden, der Rollstuhl steht daneben, die Tür ist von innen versperrt-mich würde interessieren, was dort geschehen ist!“, sagte er und Ben wollte nun doch krächzend zur Erklärung ansetzen, aber sowohl Semir als auch der Notarzt verboten ihm das und so dokumentierte nun die Spusi auch dort die ganzen Veränderungen und Spuren.
So legte man Ben nun in halb sitzender Position auf die Trage, obwohl ihm jede Bewegung weh tat, schnallte ihn dort fest und wenig später war er auf dem Weg zur Uniklinik. Semir folgte dem RTW mit seinem BMW und rief von unterwegs Sarah an, die aus allen Wolken fiel. „Ich bringe die Kinder nur schnell zu Hildegard, wenn die Zeit hat und komme dann sofort in die Klinik!“, beschied sie ihm entsetzt, aber Semir versuchte sie gleich noch zu beruhigen. „Sarah, der Notarzt hat gesagt, er schwebt nicht in Lebensgefahr!“, gab er durch, aber Sarah wollte sich davon mit eigenen Augen überzeugen. Semir war klar, keine zehn Pferde könnten Ben´s Frau jetzt davon abhalten zu ihrem Mann zu eilen und falls Hildegard nicht da wäre, würde sicher Andrea die Kinder beaufsichtigen und das sagte er ihr auch!
„Sarah, bis gleich, wir sehen uns dann in der Klinik!“, verabschiedete er sich nun und hatte jetzt Mühe dem RTW, der mit Blaulicht fuhr, zu folgen. Eigentlich hatte er ja gerade keine Einsatzfahrt, aber das war ihm schnurzpiepegal und er hatte nun ebenfalls das Blaulicht an der Leiste vorne eingeschaltet und die anderen Verkehrsteilnehmer fuhren auch brav zur Seite und ließen sie passieren. So kamen sie zwanzig Minuten später in der Uniklinik an und während der RTW in die Garage fuhr und sich hinter ihm die Türen schlossen, stellte Semir seinen Wagen auf dem Parkplatz ab und machte sich dann auf den wohl bekannten Weg zur Notaufnahme. -
Ja Ben´s Schlafaufzug ist vermutlich so, wie der tausender anderer junger Männer, aber trotzdem irgendwie witzig. Schön wie du das Zusammentreffen, die Vertrautheit ohne sexuellen Hintergrund und das tiefe Verständnis zwischen Jenny und Ben beschreibst. Vielleicht war es Ben auch am gestrigen Abend einfach zu unheimlich in der Zelle im Keller-der wollte sicher näher bei seinen Kollegen und in vertrauter Umgebung sein. Außerdem kann der sicher kurzfristig überall schlafen, wo er sich sicher fühlt, aber jetzt ist es langsam an der Zeit, dass Semir und Ben sich Gabriel schnappen und die Mordserie stoppen-auf gehts Jungs!
Aber die zarte Geste, als Jenny über Kevin´s Bild neben der Hoffnungskerze strteicht, ging mir richtig ans Herz! -
Der Attentäter hatte sich leise aufgerappelt und war hinter Ben getreten, der immer noch wie ein Wahnsinniger reanimierte. Gerade hatte er gedacht, dass sich Markus Brustkorb einmal gehoben hatte, aber er war sich nicht ganz sicher und drückte deshalb vorsichtshalber weiter. Doch dann flatterten tatsächlich dessen Augenlider. War es möglich, dass er ihn zurück geholt hatte? Ben traute der Sache noch nicht ganz, vielleicht war das eine Sinnestäuschung gewesen, aber als er jetzt die nächsten dreißig Thoraxkompressionen hinter sich gebracht hatte und eigentlich die Beatmung dran gewesen wäre, stellte er voller Erleichterung fest, dass Markus zu husten begann-Gott sei Dank-er hatte ihn wieder! Vermutlich sollte er ihn jetzt am besten auf die Seite drehen, damit er das restliche Wasser besser raus brachte, aber gerade als er das erledigen wollte, schlossen sich zwei riesige starke Hände fest um seinen Hals und drückten ihm die Luft ab. Ben fasste hoch und wollte sich befreien, er zerrte an den Armen seines Mörders, zappelte wie ein Wahnsinniger und gurgelte unverständliche Laute, aber der Attentäter drückte unbarmherzig zu-jetzt ging es ihm nur noch um Rache, denn sein Opfer hatte ihm seinen wunderbaren Plan versalzen und die Sache mit dem fingierten Unfalltod konnte er sich jetzt abschminken. Es blieb abzuwarten, ob sein Auftraggeber auch zahlte, wenn das Opfer ermordet wurde, oder ob er gerade ein riesiges Verlustgeschäft gemacht hatte. Wenn er den jungen Dunkelhaarigen erledigt hatte, würde er den zweiten Typen, der gerade wieder zu sich kam, einfach zurück ins Becken werfen und dann schleunigst das Weite suchen.
Ben verließen jetzt endgültig seine Kräfte, das Adrenalin hatte ihn lange Zeit irgendwie durchhalten lassen, vielleicht auch, weil es um Markus gegangen war, aber jetzt konnten seine verletzten, schmerzenden Arme den Würgegriff nicht mehr lösen, er war einfach nur am Ende und erneut begann sein Lebensfilm vor ihm abzulaufen. Er zappelte noch ein wenig, aber dann erschlaffte er und bekam gar nicht mehr mit, wie plötzlich ein lauter Schuss durch das Schwimmbad hallte und der tödliche Griff um seinen Hals auf einen Schlag aufhörte.
Semir hatte bei seinem beiläufigen Blick durch die Fenster des Schwimmbads seinen Freund entdeckt, der vor einem weiteren Mann kniete, der flach am Boden lag-er konnte allerdings aus der Entfernung nicht erkennen wer das war, aber das war prinzipiell auch egal, denn schlimmer war, dass die Hände des arabisch aussehenden dritten Mannes, der hinter Ben stand, sich um den Hals seines Freundes geschlossen hatten und gerade dabei waren, ihn zu erwürgen, was man an Ben´s hilflosem Zappeln und seinen allmählich ersterbenden Bewegungen erkennen konnte. Um Himmels Willen-hoffentlich kam er noch rechtzeitig!
Gestern hatte er, weil er nach seiner letzten Streifenfahrt nicht mehr in die PASt gefahren war sondern direkt nach Hause, seine Waffe dabei gehabt. Wenn er ehrlich war, hatte er die am Morgen dann wie selbstverständlich aus dem kleinen Tresor im Flur genommen, ohne groß nachzudenken, obwohl er ja nur vorhatte zu Ben zu fahren, aber die Macht der Gewohnheit hatte ihn das Holster anlegen lassen und jetzt dankte er Allah für seine Vorsehung! Semir rannte so schnell ihn seine Füße trugen-und das war verdammt schnell, wie Ben schon oft am eigenen Leibe hatte erfahren müssen, den er trotz ihres Altersunterschiedes immer noch auf der Kurzstrecke abhängte.
Als er durch die Drehtüre der Rehaklinik gestürmt war, schrie er der verblüfften Dame an der Rezeption zu: „Schnell verständigen sie die Polizei und den Notarzt-im Schwimmbad wird gerade jemand umgebracht!“ und wie ein Blitz war er dann schon, zwei Stufen auf einmal nehmend, um die Ecke verschwunden. Die Frau hatte auch gesehen, dass der Deutschtürke eine gezogene Waffe in der Hand hatte, aber Gott sei Dank war Ben nun schon lange genug bei ihnen Patient, dass sie wusste, dass dieser kleine Mann, der häufig zu Besuch kam, Polizist war. Also glaubte sie sofort was der sagte und wählte unverzüglich den Notruf. Die anderen Patienten, die sich nach dem Frühstück gemütlich in der Cafeteria aufhielten oder zu einem netten Samstagsschwatz beieinander standen oder saßen, zogen sich voller Schrecken in ihre Zimmer zurück-um Himmels Willen, was war denn hier los? Der diensthabende Physio, der gerade zum Dienstantritt gekommen war und sich noch nicht einmal umgezogen hatte, folgte vorsichtig dem kleinen Türken in Richtung Schwimmbad, aber eines war sicher-er würde sich selber nicht in Gefahr bringen-er hatte auch nur dieses eine Leben und das hier war Aufgabe der Polizei!Semir war inzwischen wie ein Wahnsinniger zum Schwimmbad gerannt, stürzte durch die Herrenumkleide-so hatte ihm Ben damals den Zugang gezeigt- und den Duschraum in die kleine Schwimmhalle und sah nun voller Entsetzen, dass sein Freund völlig schlaff in den Händen seines Mörders hing, der ihm immer noch entschlossen die Luft abschnürte. Quer vor den beiden lag Markus am Boden, der sich gerade die Seele aus dem Leibe hustete, eine ausgesprochen ungesunde Gesichtsfarbe hatte und anscheinend gar nicht richtig bei Bewusstsein war. Semir überlegte kurz, was er tun sollte. Sollte er versuchen, den Attentäter so zu überwältigen? Aber der Mann war ein einziger Muskelprotz und wenn das schief ging, war vermutlich Ben dem Tode geweiht, wenn er überhaupt noch am Leben war. Allerdings hatte der vor weniger als einer Minute, als er ihn vom Parkplatz aus gesehen hatte, noch gezappelt, also war es noch nicht zu spät, aber er würde jetzt kein Risiko eingehen, er wusste ja auch nicht, ob der Araber nicht irgendwie ebenfalls bewaffnet war und sei es auch nur mit einem Messer. So blieb Semir stehen, hob seine Waffe und bevor der Attentäter irgendwie reagieren konnte, gellte ein Schuss durch das Schwimmbad und durchschlug die linke Schulter des Mannes, der daraufhin mit einem überraschten Schmerzensschrei sein Opfer fahren ließ, das jetzt einfach über Markus zusammen sackte und mit der unverletzten Hand an seine schmerzende Schulter fasste, die jetzt heftig zu bluten begann. Semir war mit zwei Schritten bei der Gruppe, zerrte den Attentäter zur Seite und ungeachtet dessen wütender Proteste schloss er ihn mit den Handschellen, die er in seiner hinteren Hosentasche fand, an dem metallenen Handlauf an, der den Einstieg ins Becken erleichtern sollte.
Dann war er sofort zurück bei seinem Freund, zog den erst einmal von Markus herunter, der immer noch nicht völlig bei Bewusstsein war, aber immerhin hustete und legte ihn flach auf den Rücken. „Lieber Gott-Allah-lass ihn nicht tot sein!“, bat er inständig und befürchtete, dass der starke Mann mit den riesigen Pranken dessen Kehlkopf eingedrückt habe, aber als er jetzt lauschte, hörte er zu seiner übergroßen Erleichterung, dass sein Freund das zwar mühsam tat, aber er sog jetzt immerhin Luft ein, obwohl er immer noch ohne Bewusstsein war. Schnell zog er ihn hoch, damit er aufrecht saß, schloss ihn in seine Arme und stützte ihn, um ihm das Atmen zu erleichtern. Dann schrie Semir laut, denn er war sich fast sicher, dass irgendjemand vom Personal oder den Mitpatienten hinter irgendeiner Tür lauerte und sich nicht herein traute, was ja prinzipiell auch völlig richtig war: „Wir brauchen hier Hilfe-es besteht keine Gefahr mehr, ich bin Polizist!“ und da kam auch schon der geschockte Physiotherapeut herein, der sich hinter der Tür der Herrenumkleide verborgen hatte. Als Ben wenig später zu sich kam und ihm jemand eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht drückte, ruhte er in den Armen seines besten Freundes und während draußen die Blaulichter kreisten und die Luft vom Gellen der Martinshörner erfüllt war, lehnte er sich völlig erschöpft und immer noch mühsam atmend an ihn und gab endlich jede Verantwortung ab. -
Ben zerrte voller Panik seinen Freund an den Beckenrand. Er spürte gerade keinen Schmerz, so schoss das Adrenalin durch seine Adern. Eine Treppe führte aus dem Wasser und Ben schleppte seine schwere Last mühsam aufs Trockene und begann dort sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Er kniete sich neben Markus und komprimierte dessen Brustkorb schnell und kräftig-jetzt war er froh, dass sie als Polizisten jedes Jahr einen erweiterten Erste-Hilfe-Kurs absolvieren mussten, wo das an einer Puppe geübt wurde. Er hatte da zwar meistens gestöhnt, weil dieser Kurs prinzipiell am Samstagvormittag stattfand und er da ausschlafen wollte, aber Semir hatte ihn dann immer gerügt: „Stell dich nicht so an-erstens ist das Arbeitszeit, also kriegst du da auch noch Geld dafür und außerdem kommen gerade wir doch häufiger als die Allgemeinbevölkerung in die Lage, Erste Hilfe leisten zu müssen. Sei froh, dass du im Training bleibst!“ hatte er ihn ermahnt und jetzt musste Ben ihm absolut Recht geben, denn bei allem Stress musste er nicht darüber nachdenken, was zu tun war. Er zählte laut vor sich hin: „28, 29, 30!“, hörte dann mit dem Drücken auf, um den Kopf seines Freundes zu überstrecken und zweimal Luft durch die Nase in ihn zu blasen. Die Worte ihres Ausbilders hallten in seinem Kopf. „Wenn es sie ekelt, lassen sie die Atemspende-das Wichtigste ist die Thoraxkompression-meistens ist in den Atemwegen noch genügend Luft und durch das Drücken des Brustkorbs wird da auch immer etwas angesaugt!“, hatte der gepredigt und ihnen erzählt, dass vielleicht die Atemspende bald aus den Reanimationsrichtlinien für Laien raus genommen würde, wie das in den USA bereits der Fall war.
Allerdings war bei Markus leider keine oder zumindest kaum Luft mehr in der Lunge, die war voll mit Wasser, sein Gesicht war blass und die Lippen bläulich verfärbt. Ben ekelte sich auch nicht vor ihm, genauso wenig, wie er sich vor Semir oder einem Familienmitglied geekelt hätte. Als er gedrückt hatte, war schon ein wenig Wasser aus Markus´ Mund gelaufen und Ben nahm sich vor, während er wieder kräftig mit der Herzdruckmassage weiter machte, ihn nach der nächsten Serie ein wenig auf die Seite zu drehen, damit wieder etwas abfließen konnte. Nichts deutete darauf hin, dass noch ein Fitzelchen Leben in seinem Retter war und Ben stiegen vor Verzweiflung die Tränen in die Augen. Als er ihn kurz drehte, lief tatsächlich eine Menge Wasser aus Mund und Nase seines Freundes, Ben drehte ihn dann zurück, blies hektisch Luft in ihn und machte dann kraftvoll weiter mit der Thoraxkompression. Nebenbei fuhren seine Gedanken Karussell. Er musste unbedingt professionelle Hilfe herbei holen, aber er wusste nicht, wie er das anstellen sollte. Hier unten war kein Telefon und bis er zur Rezeption kam, würde viel zu viel Zeit vergehen, außerdem war er sich nicht sicher, ob ihn seine Beine überhaupt nochmals tragen würden, er hatte jetzt sowieso keine Zeit an sich selber zu denken-wichtig war nur eines-Markus wieder zu beleben, denn ohne den, wäre er jetzt schon tot! Sein Handy lag in seinem Zimmer-das war in den Trainingsräumen untersagt und er hatte sich bei seiner morgendlichen Fitnesseinlage unbewusst an diese Regel gehalten, wofür er sich jetzt verfluchen könnte! Irgendwo hier im Schwimmbad hing doch eine Uhr und als er einen kurzen Blick darauf warf, sah er, dass es gerade mal acht Uhr war. Erst in einer Stunde würde ein Physiotherapeut in den Trainingsraum kommen, aber bis dahin war die Sache mit Markus sowieso entschieden, der bisher kein Lebenszeichen von sich gab.
Ben war der Schweiß ausgebrochen, obwohl seine Sporthose und das ärmellose Shirt klatschnass an seinem Körper klebten. Langsam merkte er, wie anstrengend so eine Reanimation war. Sein Körper, der ja auch gerade so einiges hinter sich hatte, schrie: „Hör auf, es geht nicht mehr-und außerdem hat es doch sowieso keinen Sinn-Markus ist tot!“ flüsterte ihm sein Unterbewusstsein ins Ohr, aber Ben schüttelte demonstrativ den Kopf, obwohl das Blut bereits in seinen Ohren zu dröhnen begann, seine schmerzenden Arme sich wie Wackelpudding anfühlten und auch seine Beine immer versuchten weg zu knicken. „Nein-Markus verdammt noch mal, jetzt streng dich an-atme-hast du mich verstanden? Atme!“, brüllte er seinen immer noch leblosen Freund an.Wie lange reanimierte er eigentlich schon? Er hatte völlig das Zeitgefühl verloren, es fühlte sich wie Stunden an, dabei waren in Wirklichkeit sicher erst wenige Minuten vergangen. Verdammt noch mal-ausgerechnet heute hatte niemand außer Markus Lust zu schwimmen, aber das war eigentlich normal, den meisten Rehapatienten genügte das Sportprogramm der Woche vollkommen-freiwillig machten die nichts, was anstrengend war und so würde er hier unten vermutlich wirklich bis um neun der Physio in den Geräteraum kam, alleine mit seinem Freund bleiben, der dem Tode näher als dem Leben war-den bewusstlosen Attentäter, der irgendwo hinter seinem Rücken lag, hatte Ben einfach ausgeblendet. Allerdings war ihnen eine weitere Sache im Erste-Hilfe-Kurs eingebläut worden: „Immer weiter machen, bis ein Arzt sagt, man kann aufhören-ein Laie ist nicht in der Lage zu entscheiden, ob eine Reanimation noch Sinn macht.“
Ihr Ausbilder hatte von Fällen erzählt, wo man über eine Stunde reanimiert hatte und die Patienten das folgenlos überlebt hatten, gerade nach Stürzen in eiskaltes Wasser-wobei das Wasser im Bewegungsbad leider ziemlich warm war. „Wichtig ist, dass sie den Kreislauf in Gang halten, dann werden die Organe regelrecht versorgt, nur wenn sie länger unterbrechen oder-was leider häufig vorkommt-den Thorax nicht stark genug komprimieren, ist eine Rea sinnlos-der Richtwert ist: Ein Drittel muss der Brustkorb eingedrückt werden!“, hatte der Ausbilder gepredigt und Ben checkte nochmals, ob er das auch richtig machte, aber Markus war schlank, keine störende Kleidung bedeckte den Oberkörper und nach kurzer Prüfung bescheinigte sich Ben selber, dass er es korrekt machte-aber warum gab Markus dann kein Lebenszeichen von sich? Gut-an seiner Schläfe begann sich jetzt eine dicke blaue Beule abzuzeichnen-das war dort, wo der Verbrecher ihn geschlagen hatte, vielleicht war das der Grund für die weitere Bewusstlosigkeit? Ben versuchte nach der nächsten Dreißigerserie und Atemspende nach dem Puls an der Halsschlagader zu fühlen, aber sein eigenes Blut pochte durch die Anstrengung so heftig in seinen Adern, dass er nur seinen eigenen Puls spürte und deshalb frustriert mit der Rea weiter machte. Langsam begann er zu ermüden und eine große Verzweiflung überkam ihn-nein, es durfte einfach nicht vorbei sein, aber was sollte er nur tun?Leider bekam er nicht mit, dass der Attentäter gerade langsam wieder zu sich kam. Er tauchte allmählich aus einer tiefen Bewusstlosigkeit auf, sein Kiefer schmerzte, der war sicher gebrochen, aber als der Mann nun lautlos die Augen öffnete, war er plötzlich wieder ganz da und eine unbändige Wut ergriff von ihm Besitz. Ben drehte ihm den Rücken zu und war immer noch heftig am Reanimieren-na warte, das würde der büßen, dass er ihn k.o. geschlagen hatte!
Semir war inzwischen ganz entspannt an der Rehaklinik angekommen und hatte seinen BMW auf dem heute noch ziemlich leeren Parkplatz abgestellt. Nur die Fahrzeuge einiger Rehapatienten, die selber angereist waren, standen da. Hoffentlich haute er Ben nicht aus dem Bett-der hatte ihm nämlich erzählt, dass er am Wochenende gerne auch hier länger schlief-er hatte sich also durch die Reha und die Verletzung auch in seinen Gewohnheiten kein bisschen geändert-aber warum sollte er das auch? Früher, bevor Ben mit Sarah zusammen gekommen war, war es an der Tagesordnung gewesen, dass Ben laufend zu spät kam, weil er verpennt hatte und Semir hatte es sich schon angewöhnt gehabt, ihn morgens meistens abzuholen, damit er die Chefin nicht ständig deswegen gegen sich aufbrachte. Aber jetzt schmiss ihn Sarah in der Frühe aus dem Bett und seitdem klappte das auch wenigstens so ungefähr mit der Pünktlichkeit, obwohl Ben schon immer noch ziemlich knapp los fuhr. Seit er nicht mehr in der Stadt wohnte, wäre das auch schwierig mit dem Abholen, denn sie kamen aus zwei verschiedenen Richtungen zur PASt. Semir hoffte inständig, dass die Reha erfolgreich war und Ben erstens wieder laufen und zweitens seinen geliebten Beruf weiter ausüben konnte-er war gerade mit anderen, ständig wechselnden Partnern unterwegs, wovon ihm Jenni noch am Liebsten war, aber manchmal hatte er schon rechte Dösbattel und Klugscheißer an Bord, auf die er sich einfach nicht verlassen konnte. Mit Ben verstand er sich blind-sie beide konnten sich alleine mit Blicken verständigen, jeder wusste, was der andere als Nächstes machen würde und nur so war ihre hohe Erfolgsquote auch erklärbar-wobei sie natürlich auch einen ziemlichen Verschleiß an Autos hatten! Semir hatte seinem Freund wohlweislich verschwiegen, dass er erst letzte Woche wieder seinen BMW geschrottet hatte, aber diesmal hatte die Chefin gar nicht geschimpft und gestern hatte er schon das Ersatzmodell ausgehändigt gekriegt. „Wo gehobelt wird, fallen Späne, Chefin!“ hatte er einmal zu Kim Krüger gesagt und die hatte ihn daraufhin erzürnt aus ihrem Büro geschmissen, aber es gehörte zu ihren Spielchen, dass Ben und er sich gegenseitig immer die Schuld am Fahrzeuge zu Schrott Fahren in die Schuhe schoben. Ach wie er ihn vermisste-aber immerhin war der auf einem guten Weg und arbeitete in der Reha wie verrückt an seiner Genesung!
Semir griff nach der Tüte mit Schokocroissants, die er für Ben beim Bäcker erstanden hatte-manche Dinge änderten sich einfach nie und das war gut so und frohgemut machte er sich auf den Weg zum Haupteingang der Klinik. Er musste dazu an dem kleinen Vorbau vorbei, in dem sich das Schwimmbad befand-Ben hatte seinem Freund natürlich schon eine Führung durch die Klinik zukommen lassen, sobald er wieder rollstuhlmobil gewesen war, drum wusste er das- und beiläufig fiel sein Blick nach drinnen und nun gefror fast das Blut in seinen Adern, als er sah, was sich dort für ein Drama abspielte. Semir zog seine Waffe und begann zu rennen-hoffentlich kam er noch rechtzeitig!
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Na Gott sei Dank-sie lebt, aber anscheinend ist Caro sich genauso sicher wie Alex, dass sie zusammen gehören, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass Caro und Tammy stocksauer sind! Da war also gar keine Geiselnahme, sondern eine gezielte Aktion um Caro umzubringen, was ja auch beinahe geklappt hätte, wenn die Mädels nicht mit allen Wassern gewaschen wären.
Auch der Oberstaatsanwalt ist wieder vor Ort-allerdings nicht lange-der hat eindeutig Dreck am Stecken, ich rieche das!