Beiträge von susan

    Semir und Ben hatten ihre Tour durch die Nachtclubs für heute beendet. Der große Unbekannte war wie ein Hauch. Man wusste, dass er existierte, aber bisher hatten sie im Milieu nicht viel mehr als Andeutungen bezüglich seiner Identität erfahren.

    Ganz zufällig hatten sie einen Taschendieb beobachtet, ihre langjährige Erfahrung als Polizisten hatte sie auf den Typen aufmerksam werden lassen. Er hatte einen älteren, anscheinend betuchten Herrn am Tresen angerempelt und die beiden hatten beobachtet, wie er blitzschnell die Brieftasche seines Opfers an sich genommen hatte, während er sich wortreich entschuldigte und seinem Opfer, dass beinahe zu Fall gekommen wäre, hoch half. Unauffällig folgten sie ihm zur Toilette, außer ihnen beiden und dem Taschendieb, der sofort in einer der Kabinen verschwand, um das Bargeld zu entnehmen und sich dann der Brieftasche zu entledigen, war niemand in dem Raum im Untergeschoß. Semir und Ben wechselten einen Blick und nickten sich zu, mehr war zu ihrer Verständigung nicht nötig und als der Taschendieb nun plötzlich einen Kopf über der Trennwand erscheinen sah und Ben, der in der Nebenkabine auf die Schüssel gestiegen war, ihn von oben frech anlächelte, sprang er mit einem Fluch hoch und riss die Tür auf, um schnellstmöglich zu verschwinden. Da stand allerdings schon Semir mit einem breiten Grinsen und hielt die Hand auf, woraufhin der Taschendieb ihm mit einer weiteren Verwünschung die Brieftasche aushändigte, er wusste, wann er verloren hatte. „Hör mal-du steckst das Geld, das sich in deiner linken Jackentasche befindet"-das hatte Ben ihm signalisiert, "jetzt wieder in die Geldbörse zurück und genau so, wie du sie dem Herrn im hellbraunen Anzug abgenommen hast, bringst du sie wieder zurück-wir dulden keine Taschendiebe in unserem Revier!“, erklärte Semir seelenruhig und machte sich mit einem kleinen Taschenmesser, das er wie zufällig aus der Hose gezogen hatte, die Nägel sauber. Ben hatte sich drohend hinter dem Dieb aufgebaut, der nun auch keine Chance zur Flucht mehr sah und jetzt widerstrebend die Scheine herauszog und wieder in die Börse zurück legte. Nach dem gleichen Schema wie vorher, lief er dann am Tisch seines Opfers vorbei, mit Argusaugen beobachtet von den beiden Polizisten, die ihre Tarnung nicht gefährdet hatten, stolperte dort angeblich und stieß wieder mit dem Herrn zusammen, der nun ärgerlich fragte: „Können sie nicht aufpassen-jetzt hätte ich mir beinahe mein Bier über das Sakko gekippt!“, während unbemerkt seine Brieftasche wieder an ihren angestammten Platz zurück wanderte und der Trickdieb sich wortreich entschuldigte. Danach wechselten die drei Männer noch einen kurzen Blick, Semir nickte und zeigte zur Tür, woraufhin sich der Dieb erleichtert aus dem Staub machte.

    Als sie in dem Lokal, in dem Natascha arbeitete, Station machten, kam die gleich mit einem Lächeln an ihren Tisch und bediente sie äußerst zuvorkommend. Als sie sich ein klein wenig länger bei ihrem Mr. Sexy aufhielt, als es nötig gewesen wäre, ertönte sofort wieder der strenge Ruf des Barkeepers: „Natascha-an Tisch vier ist der Sekt alle!“, und widerstrebend löste sie sich von ihren aktuellen Lieblingsgästen, um ihrer Arbeit nach zu gehen und die gemischte Truppe am Nebentisch zu bedienen, die eine große Zeche machte, während alle abwechselnd an den verschiedenen Automaten spielten. Semir schmunzelte in sich hinein-er hatte den verzehrenden Blick bemerkt, mit dem die junge Frau seinen Partner betrachtet hatte. Als sie niemand hören konnte, flüsterte er Ben zu: „Na da ist aber jemand ordentlich in dich verknallt-halt die ruhig warm, vielleicht weiss die tatsächlich mehr, als wir uns vorstellen können, so eine freiwillige Informantin aus der Szene ist nicht schlecht!“, bemerkte er und Ben sah ihn entsetzt an: „Wie verknallt? Ich dachte sie braucht Hilfe, das ist doch noch beinahe ein Kind!“, protestierte er, aber Semir deutete ein Kopfschütteln an. „Gut-ich habe die blauen Flecke an ihren Armen auch gesehen, vielleicht braucht sie wirklich Hilfe, aber wenn sie es ablehnt von dir in ein Frauenhaus gebracht zu werden-zumindest momentan noch, dann lass es laufen und halte nur den Kontakt aufrecht, damit hilfst du ihr und indirekt vielleicht auch uns!“, bat er seinen Freund, der jetzt Natascha freundlich anlächelte, als sie an ihrem Tisch vorbei ging. „Sehen wir uns morgen? Ich ruf dich an!“, flüsterte sie ihm verschwörerisch zu und Ben nickte nun leicht, während der Barkeeper schon wieder den nächsten Auftrag für die Kindfrau hatte.

    Inzwischen waren Semir und Ben bereits in der Szene bekannt, sie spielten weiter, hielten Augen und Ohren offen und als sie wieder in einem Lokal fragten, ob hier denn nirgendwo teurer gespielt würde und Semir ein Bündel Geldscheine hoch hielt, sah der Inhaber zwar verlangend auf die Scheine-wie gerne hätte er sein Hinterzimmer für die beiden Männer aufgemacht, aber der große Unbekannte steuerte das illegale Glücksspiel, legte die Lokale fest, wo und wann teuer gespielt wurde und er war heute nicht dran. „Vielleicht ein andermal, aber heute geht nichts!“, bedauerte der Betreiber des Salons und als sich Semir und Ben nun beiläufig mit dem Mann unterhielten, ließ er das auch durchblicken, dass es da eine Macht im Hintergrund gab, die die Strippen zog. Wenn man als Geschäftsinhaber dagegen aufbegehrte, wurde man entweder in einer dunklen Gasse abgepasst und bekam eine Abreibung, oder es brach ein kleines Feuer im Lokal aus, die Warnung war überdeutlich und einer der Unterweltgrößen war vor ein paar Wochen verschwunden und einige Tage später hatte man seine Leiche aus dem Rhein gezogen, angeblich ein Unfall, auch die Obduktion hatte kein Gewaltverbrechen aufdecken können, aber das besagte schließlich gar nichts. Er hatte zuvor groß getönt, dass er sich das nicht bieten lassen würde, von jemand anderem Vorschriften zu bekommen und dann auch noch einen Teil des Gewinns abzugeben, aber jetzt war er tot und in der Szene war man vorsichtig geworden-anscheinend hatte der große Unbekannte mehr Macht, als man zunächst gedacht hatte. Außerdem fand tatsächlich nie dort eine Razzia statt, wo aktuell gespielt wurde, die illegalen Zocker waren sicher wie in Abrahams Schoß. Natürlich erzählte das der Lokalbetreiber seinen neuen Gästen nicht, aber er ließ durchblicken, dass vielleicht doch bald einmal die Möglichkeit zu einem teuren Spiel hier bei ihm käme und er ihnen dann Bescheid geben würde. Semir gab ihm seine Handynummer, auch er meldete sich gerade nur mit einem einfachen „Ja!“, wenn der Anrufer ihm unbekannt war, aber den entscheidenden Hinweis hatte auch er noch nicht erhalten.

    Heute wurde es extrem spät, vielmehr früh und Ben kaufte, als er um kurz nach sechs endlich todmüde nach Hause kam, noch schnell frische Brötchen beim kleinen Bäckerladen in seinem Heimatort. Neben ihm an der Theke stand eine Nachbarin, die mit Sarah Kontakt pflegte. Deren Kinder, Wilfried und Arthur waren öfter mal bei ihnen und umgekehrt passte die Frau auch auf Tim oder Mia-Sophie auf, wenn Sarah was vorhatte. „Na da muss sich Sarah ja einen jugendlichen Liebhaber zulegen, wenn du die ganze Nacht auf Achse bist, Ben!“, sagte sie scherzhaft und Ben sah sie verwirrt an, stellte aber keine weiteren Fragen. Zuhause duschte er noch kurz und schlüpfte dann zu Sarah ins Bett, die sich schlaftrunken an ihn drückte und ein liebevolles: „Guten Morgen!“ murmelte. Eine Stunde hatte sie noch, bevor sie aufstehen musste und die Kinder schliefen heute auch noch tief und fest. Fast schon wie ein Ritual erzählte Ben ihr von der vergangenen Nacht, allerdings ließ er absichtlich die Sache mit Natascha weg, da wusste er selber nicht, wie er das Sarah erklären sollte. Auch rätselte er immer noch darüber, was da die Nachbarin beim Bäcker gefaselt hatte, aber er war jetzt zu müde, um nach zu fragen. Auch Sarah hakte momentan wegen der Anruferin nicht nach, obwohl sie sich gestern sehr über sein Verhalten geärgert hatte, sie hatte den Kopf gerade mit anderen Dingen wie der Überführung ihrer beiden Kritikerinnen voll und so fiel Ben bald in einen tiefen Schlaf.

    Sarah brachte, nachdem sie Tim fertig gemacht und in den Kindergarten begleitet hatte, Ben´s Erlebnisse wieder zu Papier-soeben hatten Ali und Luke wieder ein neues Abenteuer erlebt und die Sache mit dem Taschendieb eignete sich hervorragend, um groß ausgeschlachtet zu werden. Außerdem gab es in ihrer Story natürlich auch noch eine Nebenhandlung, eine emotionale Liebesgeschichte, sowas liebten ihre Leser und sie war mit ihrem neuen Kapitel dann auch ganz zufrieden und stellte es gleich ins Netz. Mal sehen, was darauf wieder für Kommentare kommen würden und was Felix für eine Idee hatte, in Sarah war jetzt der Kampfesgeist erwacht, sie würde sich nicht so schnell unterkriegen lassen!

    Jetzt ist der Engelfall doch gelöst und irgendwie befürchte ich, dass sich diese Geschichte dem Ende zuneigt! ;(
    Der Pastor trifft sich mit den Helden in seiner Stammkneipe-darf ich da voraussetzen, dass da etwas Lokalkolorit einfließt :D ? Bei uns gibt es auch noch so Wirtshäuser, da ist aber teilweise noch der Charme der dreißiger Jahre des letzten Jahrtausends zu spüren ;) , aber brav, dass du alle miteinander alkoholfreie Getränke konsumieren lässt-bravo!
    Ja die Überlegungen zu Extremisten jeglicher Glaubensrichtung sind sehr real, da kann ich dir-äh dem Pastor ;) -nur zustimmen! Das wird immer eine Facette unseres Lebens sein, aber man kommt damit zurecht, wenn es nicht überhand nimmt.

    Das war ein Kapitel so ganz nach meinem Geschmack! Du beschreibst sehr realistisch die Situation auf der Intensiv, hast super recherchiert und ich glaube, wir dürfen den Lesern auch verraten, dass ich das Kapitel zuvor auf medizinische Fehler Korrektur lesen durfte, aber eigentlich keine gefunden habe-bravo!
    Semir ist völlig am Ende als er seinen Freund so daliegen sieht, ich fand diese Szenen so einfühlsam und rührend beschrieben, ich war da mittendrin in der Geschichte-allen Respekt Mikel, du hast es drauf!

    Also das offizielle Kapitel war echt zum Kringeln! Ja Alex-man sollte vielleicht ein wenig mit dem aktuellen Kinoprogramm auf dem Laufenden sein, das wäre eindeutig von Vorteil :D .
    Über die Szene mit den Handschellen habe ich mich auch schier weg geschmissen, ich muss sagen, ich mag deinen Humor, Valentina!
    Aber immerhin kommen die beiden nun endlich ganz zusammen und in meinen Augen ist das der Beginn einer ganz großen Liebe, den du hier beschreibst!
    Zu dem Geheimkapitel kann ich nur sagen-oh lala ;) , also mir hats gefallen und es gibt ja auch von mir so Kapitel, die nicht jugendfrei sind, ich finde das mit dem privaten Verteiler eine gute Idee! Weiter so und ich lese die offizielle und auch die Privatversion immer gerne, wobei auch das Geheimkapitel ja kein Hardcore ist, sondern eher eine Erotikgeschichte, die die Phantasie anheizt und so soll das ja sein, sonst wäre es ja irgendwann langweilig im Bett-aber Alex muss das anscheinend erst lernen :D , da sind wir Frauen vielleicht einfach ein bisschen offener!

    Puh-ich war auch ziemlich erschrocken, als die Engelsmeute plötzlich ins Krankenhaus gestürmt ist!
    Semir´s Schachzug war brillant improvisiert, allerdings nur bedingt erfolgreich, obwohl-vermutlich hat er dadurch zumindest so lange Zeit geschunden, bis das SEK sich formieren und die Fanatiker überwältigen konnte.
    Manche der Verrückten sind doch bei Semir´s Argumenten ins Nachdenken gekommen, aber andere waren so verblendet, ich denke ohne Gewaltanwendung hätte es da viel mehr unschuldige Tote gegeben, darum war dieser Einsatz wohl unvermeidlich.
    Wer mir allerdings nicht aus dem Kopf geht-es gibt da ja einen Oberengel der noch über Gabriel steht-ob der wohl bei dieser Attacke dabei war? Ich denke eher nicht und das macht mir Angst!

    Ben hatte gleich zum Treffen mit Natascha seine aktuellen „Dienstklamotten“ angezogen, die aus einem ein wenig zu auffälligen Anzug und einem lila Hemd bestanden, seine Haare hatte er streng nach hinten gegelt und mit Genugtuung hatte er fest gestellt, dass im Bad eine neue große Tube Haargel lag, also hatte Sarah beim Einkaufen an ihn gedacht. Semir sah noch viel schriller aus, denn er bestand darauf, zusätzlich zu seinem Anzug ständig einen Hut zu tragen und er hatte sich einen Oberlippenbart wachsen lassen, der Ben ständig dazu reizte, ihn zu necken, allerdings sah er nun wirklich so aus, wie man sich gängigerweise nach dem Genuss entsprechender Kinofilme wie dem Paten, einen Mafiosi vorstellte. Nun, natürlich liefen sie jederzeit Gefahr durch irgendeinen Verbrecher, der sie erkannte, enttarnt zu werden, aber gemeinsam mit dem Team hatten sie beschlossen, das Risiko einzugehen. So klein war Köln nun auch nicht und natürlich mieden sie strikt die Lokale, in denen sie dienstlich schon einmal ermittelt hatten. Susanne checkte zuvor immer die aktuellen Besitzer oder Pächter der Spielclubs und ihre Hoffnung war, entweder durch Zufall dem „Phantom“, wie sie den unbekannten Verräter aus den eigenen Reihen nannten, auf die Spur zu kommen, oder eben Informanten auf zu tun, die ihnen nützliche Hinweise geben konnten.

    Natascha zum Beispiel könnte so eine Kontaktfrau sein. Die wirkte sicher jedem gegenüber so harmlos, dass sie vermutlich manche Dinge zu sehen und zu hören bekam, die ihnen nützlich sein konnten. Deshalb würde Ben sich jetzt mit ihr treffen, wenn sie allerdings zu ihm sagte, dass sie gegen ihren Willen in dem Spielclub festgehalten wurde, würde er sie da einfach rausholen und in eine Schutzwohnung oder ins Frauenhaus bringen, das war er sich selber schuldig, sonst könnte er sich am Morgen nicht mehr im Spiegel ansehen. Immerhin hatte er selber eine Tochter und wie auch immer die junge Frau in diese Szene hinein gerutscht war, gerade er als Polizist wusste, wie schnell das ging und wie schwer man da wieder raus kam.

    Er versuchte, nachdem er seinen Wagen am Parkplatz des Schnellrestaurants abgestellt hatte noch ein letztes Mal Sarah zu erreichen, aber wieder ging die nicht ans Telefon-er konnte ja nicht wissen, dass sie gerade Felix im Hof begrüßte und das Handy achtlos auf dem Tisch auf der Terrasse lag und vor sich hin dudelte. Er hatte Sarah eingebläut, dass sie ihn doch bitte nicht anrufen solle, um seine Tarnung nicht zu gefährden. „Schreib mir eine Nachricht, wenn es etwas Wichtiges gibt, ich rufe dich dann so bald wie möglich zurück!“, hatte er sie gebeten und das funktionierte eigentlich prächtig. Nun gut-er würde ihr morgen erklären, was es mit seinem überstürzten Aufbruch auf sich hatte, er hatte jetzt noch genau eine Stunde Zeit, bevor er mit Semir am vereinbarten Treffpunkt ein Taxi besteigen würde und bis dahin würde er sich jetzt Natascha widmen.
    Die saß bereits an einem Tisch im Inneren des Burgerlokals und nippte an einem Kaffee. Ben betrat das Lokal und hatte sie auch bald entdeckt. Sie trug eine Jeans und ein normales T-Shirt, hatte einen Hauch Make-Up aufgelegt und Ben stellte fest, dass die junge Frau eigentlich sehr hübsch war, aber immer noch hätte er sie auf höchstens vierzehn geschätzt. „Hi!“, begrüßte er sie und fragte, ob er sie auf etwas einladen dürfe. Sie verneinte, aber er holte sich nun einen Burger und eine Apfeltasche, dazu ebenfalls Kaffee und setzte sich dann zu ihr. Einen Moment schwiegen sie und Natascha lächelte ihn schüchtern an-diesen Gesichtsausdruck hatte sie lange vor dem Spiegel geprobt, die meisten Männer fielen sofort darauf herein-so auch Ben. „Erzähl-wie geht es dir und was ist gestern noch geschehen?“, wollte er jetzt mitfühlend wissen und legte seine Hand auf ihren Unterarm, was ihr wohlige Schauer den Rücken herunter rieseln ließ. „Als du weg warst, ist ein weiterer Gast übergriffig geworden, er hat mich unsittlich angefasst und meinen Arm gepackt-das hat sehr weh getan!“, hauchte sie und zeigte Ben sozusagen als Beweis ihren Unterarm, der tatsächlich von blauen Flecken, die bereits grünlich zu schimmern begannen, überzogen war. Ben brauchte ja nicht zu wissen, dass da einer ihrer Freier vorgestern beim einvernehmlichen Sex ein wenig grob geworden war, was ihr aber durchaus gefallen hatte und außerdem hatte sie dafür einen Hunni extra bekommen. Ben betrachtete sorgenvoll und empört die Verletzung, ja vermutlich würde er sie da rausholen müssen! „Hör mal-soll ich dich zu deinen Eltern zurück bringen, oder sonst an einen sicheren Ort?“, sprang er sofort darauf an, aber Natascha schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre dünnen blonden Haare nur so flogen. „Meine Eltern sind tot-ich wohne in einer kleinen Wohnung hinter dem Club, in dem wir uns gestern begegnet sind. Eine Putzfrau in diesem Lokal hat mich sozusagen adoptiert und kümmert sich um mich, allerdings kann die mich natürlich nicht schützen, denn am Abend ist die unten bei den Toiletten und muss ebenfalls arbeiten!“, hauchte die junge Frau und Ben erinnerte sich vage, dass da tatsächlich eine dicke ältere Frau gesessen hatte, die für die Sauberkeit auf dem Örtchen sorgte. „Was kann ich dann für dich tun?“ fragte er väterlich und sah sie fürsorglich an, was Natascha allerdings anders interpretierte, denn der intensive Blick ihres Mr. Sexy aus tiefbraunen Augen jagte ihr wohlige Schauer über den Rücken-er hatte angebissen. „Sei einfach da für mich, ich fühle mich sicher, wenn ich dich jederzeit anrufen kann und du mir dann zu Hilfe eilst!“, flüsterte sie und gab sich extra Mühe ihrer Stimme einen kindlichen und hilflosen Touch zu verleihen. „Natürlich bin ich das, aber ich werde nachdenken, wie ich dir sonst vielleicht helfen kann, ich bin aber jederzeit für dich erreichbar!“, versicherte ihr Ben und nun tranken sie beide ihren Kaffee aus, plauderten noch ein wenig-zunächst über Belanglosigkeiten und Natascha erzählte dann auch, dass sie öfters spezielle Kunden ihres Chefs bedienen musste, bis Ben dann auf die Uhr sah und sich seufzend erhob. „Ich muss jetzt weg-vermutlich sehen wir uns heute Abend nochmals, ich gehe wieder mit meinem Freund auf Tour, wir haben gerade eine Glückssträhne-ruf mich aber einfach an, wenn du mich brauchst!“, erhielt er vor ihr seine Tarnung aufrecht und Natascha sah ihm mit Herzchen in den Augen nach. Jawohl, diesen Mann wollte sie haben und sie würde den schon noch erobern!

    Ben kam gerade rechtzeitig zu ihrem vereinbarten Treffpunkt und erzählte Semir auch gleich von seinem Treffen mit der jungen Frau. „Ich dachte mir das gestern schon, dass wir die nicht zum letzten Mal gesehen haben, aber anscheinend hat die aktuell kein Interesse von da weggebracht zu werden, nach dem was du erzählst. Jetzt lass die Sache einfach laufen, riskier deine Tarnung nicht und vielleicht ist das genau die Informantin, nach der wir gesucht haben!“, befand Semir und Ben nickte, während er neben seinem Freund in den Fond des Taxis stieg. Eigentlich hatte er noch Sarah anrufen wollen, aber jetzt war er sozusagen im Dienst und während sie nun Augen und Ohren offen hielten und Glücksspieltempel und die abenteuerlichsten Kaschemmen besuchten und zockten, war er abgelenkt und verschwendete keinen Gedanken mehr an Sarah und seine Familie.

    Felix hatte indessen Sarah instruiert, was sie als Antwort auf die Schmähungen des „Schreibergotts“ veröffentlichen sollte. Sein Plan war, die beiden Autorinnen, die so ein falsches Spiel spielten, heraus zu fordern, damit die einen Fehler begingen und dann öffentlich überführt werden konnten. „Die beiden Schreibstile sind derart grundverschieden, sowohl von der Wortwahl, der Ausführlichkeit, als auch von der Orthografie her, dass es eigentlich jedem, der hier in unserem Forum alle Geschichten liest, sofort auffallen müsste. Ich weiss nicht-haben die alle Tomaten auf den Augen, oder haben sie Angst vor dem Admin? Ich habe natürlich auch ein paar von deren PNs an andere Autoren gelesen, gerade den unsicheren jungen, denen legt sie nahe, das Schreiben besser sein zu lassen, weil sie absolut talentfrei wären und lauter solche Dinge-die hat da eine unheimliche Macht und es steht ihr einfach nicht zu, das Hobby-und nichts anderes ist das, was wir tun-von anderen Autoren so runter zu machen und zugleich ihre eigenen Geschichten mit einem Fakeprofil in den Himmel zu loben. Außerdem fordert unsere liebe Elisa doch tatsächlich bei manchen Usern Reviews ein und schreibt ihnen sogar vor, was in etwa sie da reinschreiben sollen. Es gibt tatsächlich ein paar, die das auch weisungsgemäß machen, überwiegend allerdings welche, deren Horizont ein wenig begrenzt ist, keine Ahnung was die sich davon versprechen, wenn sie der allmächtigen „Pen“ zu Willen sind?“, überlegte er.

    Felix hatte sich fast ein wenig in Rage geredet und Sarah überkam ein warmes Gefühl, weil jemand, der sie eigentlich überhaupt nicht kannte, ihr zu Hilfe eilte und sich bemühte, ein falsches Spiel aufzudecken, damit sie wieder ruhig schlafen und voller Freude ihrem Hobby nachgehen konnte. Er war fast auch ein wenig Detektiv, wie ihr Ben und auch wenn sie vorhin ein wenig sauer gewesen war, weil der so abrupt aufgebrochen war, er würde ihr am nächsten Morgen hoffentlich berichten, wer diese Natascha war und was er in der Nacht so getrieben hatte, auch damit ihre Geschichte weiter gehen konnte, denn ihre eigenen Ideen waren gerade ziemlich versiegt. Aber sie hatte ja die Identität von Semir und Ben ausreichend verschleiert, niemand wusste schließlich, dass die Storys, die sie schrieb einen ziemlich wahren Kern hatten, gerade Ben´s- in ihren Geschichten Luke´s- realistisch beschriebene vergangene Krankenhausaufenthalte hatten es vielen, vor allem weiblichen, Lesern angetan. Sarah war fast ein wenig stolz, dass sie das medizinische Wissen ihrer Fans steigerte und inzwischen hatte sie schon so manche PN bekommen, die ein privates medizinisches Problem behandelte-nicht zuletzt auch von „Pen“ und „Autorenelite“, die aber nicht aus ihrer Deckung gekommen waren, sondern eher allgemeine Fragen zu gesundheitlichen Problemen gestellt hatten, die sie aber hilfsbereit beantwortet hatte. Vielleicht tat es auch gerade deshalb so weh, dieses doppelte Spiel und so ging sie bereitwillig darauf ein, zu tun, was Felix ihr vorschlug.

    Inzwischen war es Abendessenszeit geworden, es wurde draußen kühler und gerade wollten sie reingehen und Felix sich verabschieden, da wurde Willi von seiner Mama abgeholt, die Sarah als Dank fürs Aufpassen ein kleines Geschenk überreichte und Felix mit einem fragenden Blick streifte-diesen flippigen jungen Mann hatte sie bei den Jägers noch nie gesehen! „Frage nicht was beim Kinderarzt los war-Arthur hat fast die ganze Zeit nur gebrüllt und jetzt ist er im Auto eingeschlafen!“, berichtete ihre Nachbarin und auch Felix musste heimlich grinsen, als er den Namen des jüngeren Kindes hörte-ja manche Eltern waren bei der Namenswahl durchaus kreativ, aber ob das immer so im Sinne ihrer Kinder war? Da tobte er sich lieber bei seinen Storys aus und er schwor sich, dass seine eigenen Kinder einmal ganz normale Namen bekommen würden, allerdings hatte er aktuell keine Freundin und darum war das Zukunftsmusik! Höflich wartete er noch, bis die Nachbarin mit ihren beiden Sprösslingen vom Hof gefahren war und Sarah wickelte derweil das kleine Geschenk aus. Es waren Papierservietten, gut die hatten sicher nicht viel gekostet, aber es ging da mehr ums Prinzip und auch Sarah brachte immer kleine, liebevoll verpackte Geschenke mit, wenn jemand auf ihre Kinder aufpasste. Das war durchaus angemessen, immerhin war das kein Geburtstagspräsent und so legte sie die beiseite und erhob sich dann, um Felix mit einem freundschaftlichen Kuss auf die Wange zu verabschieden. „Tschüss-und wir bleiben in Verbindung!“, versprachen sie sich und dann ging Sarah mit den Kindern rein, während Felix ebenfalls zu seiner Wohnung strebte.

    Oh wie gruselig!
    Jetzt kann zwar Gabriel eigentlich nichts gemacht haben, er wurde operiert und wird streng bewacht-übrigens gehen bei uns die Bewacher bei Gewaltverbrechern sogar mit in den OP-aber trotzdem ist es noch nicht vorbei!
    Mindestens eine Krankenschwester wurde schwer verletzt und ich wette, da hat die Engelssekte etwas damit zu tun-ach du lieber Himmel! =O

    Natascha war der gutaussehende Typ, der sie gegen den Betrunkenen verteidigt hatte, nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Sie gab die Nummer unter dem Stichwort: „ Mr. Sexy!“ in ihr Telefonregister ein. Sie war sich durchaus bewusst, welche Wirkung sie auf Männer hatte, deren Schutzinstinkte durch ihr mädchenhaftes Aussehen geweckt wurden. Eigentlich war sie ja im Sauerland in einem behüteten Elternhaus aufgewachsen und ihre Mama und ihr Papa hatten alles versucht, um ihr eine gute Schulbildung und danach eine Berufsausbildung schmackhaft zu machen, sie hatte aber immer schon andere Dinge und vor allem Typen interessanter gefunden. Sobald sie achtzehn war, hatte sie ihr Elternhaus verlassen und war von der Provinz nach Köln gegangen, wo das Leben tobte. Sie hatte in Discos abgehangen, bei Freunden gepennt und ihre Freiheit wie ein Rausch genossen. Ihre verstorbene Oma hatte ihr Geld hinterlassen und damit war sie eine ganze Weile durch gekommen, aber irgendwann war das aufgebraucht. Inzwischen hatte sie die verschiedensten Typen kennen gelernt und gleich zugegriffen als ihr einer einen Job als Bedienung in einem Spielsalon angeboten hatte. Die Arbeit war sehr unterschiedlich-mal viel, mal weniger, aber sie bekam extrem viel Trinkgeld-vermutlich durch ihr kindliches Aussehen- und durfte das auch selber behalten. Der Besitzer des Clubs hatte ihr eine Wohnung gestellt, sie hatte sich innerhalb eines Jahres auch schon eine Vertrauensstellung erarbeitet und durfte immer den Chef persönlich bedienen, wenn er in seinem Hinterzimmer besondere Gäste bewirtete und mit denen wichtige geschäftliche Gespräche führte. Manchmal, wenn ihr ein Gast gefiel, lief da auch mehr und das ließ sie sich auch immer gut bezahlen. Aber dieser Typ am Vorabend, der hatte sie angesehen und sie war dahin geschmolzen-den musste sie haben, der war sozusagen ihr Traummann!
    Er hatte sie auch noch gegen den Besoffenen, der sie angemacht hatte, verteidigt, dabei hätte da gar keine Gefahr bestanden, wenn Typen zu aufdringlich wurden, kamen der Barkeeper und ein anderer Gorilla des Chefs und wiesen den zudringlichen Gast zurecht. Allerdings hatte ihr die ritterliche Geste des gut aussehenden Mannes prima gefallen und dann hatte er ihr sogar noch seine Handynummer zugesteckt, also beruhte die Sympathie auf Gegenseitigkeit! Allerdings stand bei den meisten Typen zunächst einmal der Beschützerinstinkt im Vordergrund, erst nach und nach kamen sie darauf, dass sie eine richtige erwachsene Frau war und kein Kind mehr. Aber vielleicht waren doch manche ein wenig pädophil veranlagt, ohne es zuzugeben und mit denen hatte sie leichtes Spiel! Sie würde jetzt zunächst mal ein wenig die Vorstellungen ihres Traummannes bedienen, ihn um den Finger wickeln und sich ihm dann langsam als die präsentieren, die sie war-eine erwachsene Frau, die tat und sich nahm, was sie wollte!

    So griff sie, als sie ausgeschlafen hatte-die Nächte in der Spielhölle endeten meist erst, wenn es draußen schon hell war-zu ihrem Handy und rief die Nummer ihres Mr.Sexy an, der auch sofort ran ging. Sie stutzte zunächst, denn sie hatte erst gemeint Kinderlachen zu hören, aber als er sich dann mit ihr unterhielt und sie nach dem Grund ihres Anrufs fragte, waren keine Hintergrundgeräusche mehr zu vernehmen, vermutlich hatte sie sich verhört. Er hatte sich mit „Ja!“, gemeldet und Natascha setzte ihre kindlichste Stimme auf, als sie ihm ihr Leid klagte, dass sie angeblich am Vortag noch weiter belästigt und sogar verprügelt worden wäre-sowas zog bei den meisten Männern- und als der Typ, der sich als Ben Käfer vorstellte, nun vorschlug, sich mit ihr auf einen Kaffee zu treffen, damit sie ihm nähere Einzelheiten erzählen konnte, verabredeten sie sich in einem McDonalds ganz in der Nähe ihrer Arbeitsstelle.

    Ben war gerade mal ein paar Kilometer gefahren, als es ihm schon leid tat, dass er Sarah so angefahren hatte. Sie hatte ihn nur berechtigterweise gefragt, wer diese Natascha war und er hätte ihr ja ruhig kurz antworten konnte, dass die vielleicht bei ihrem aktuellen Fall als Informantin dienen könnte, die bekam sicher in dieser Spielhölle mehr mit als ihr bewusst war-und wenn sie dort gegen ihren Willen festgehalten würde, konnte er sie da rausholen und an einen sicheren Ort oder zu ihren Eltern zurück bringen. Er wusste jetzt schon selber nicht mehr, warum er gerade so patzig gewesen war, dabei hatte er eigentlich am Morgen gedacht, dass Sarah sich wieder beruhigt habe, so friedlich wie sie aneinander gekuschelt eingeschlafen waren. So wählte er ihre Nummer, aber da ging sofort die Mailbox ran und mit der wollte er sich jetzt wirklich nicht unterhalten-er würde es später noch einmal probieren und sich für sein ruppiges Verhalten entschuldigen.

    Bei Sarah hatte, kaum dass Ben das Haus verlassen hatte, Felix angerufen. Er teilte ihr mit: „Hör mal-ich habe so einiges rausgefunden, das ist ziemlich interessant, sollen wir uns wieder irgendwo treffen?“, fragte er und Sarah überlegte kurz. Gerade war Tim´s Kindergartenfreund abgegeben worden. Dessen Mama musste mit dem kleinen Bruder zum Kinderarzt und Sarah hatte sich angeboten den vierjährigen Wilfried, genannt Willi, in der Zwischenzeit zu betreuen. Oh Mann dieser Namen, aber ansonsten war die Familie ganz nett. Sie machten das öfter, dass sie sich gegenseitig auf die Kinder aufpassten, oder auch gemeinsam zum Schwimmen gingen-so hatte jeder was davon und jeder konnte auch mal kurzfristig weg. Allerdings hatte Sarah einen Kindersitz zu wenig, also blieb nur eine Lösung: Felix musste zu ihr kommen! Das teilte sie ihm auch mit und so fuhr eine halbe Stunde später ein schicker ziemlich neuer BMW aus der Dreierserie in den Hof und Sarah war ein wenig erstaunt-sie hätte eher mit einem flippigerem Gefährt gerechnet.
    „Hallo Felix!“, rief sie und bat ihn auf die Terrasse, wo Mia-Sophie in ihrer kleinen Sandkiste vor sich hin buddelte, während die beiden Jungs sich auf dem Rasen davor ein Rennen mit zwei original alten Steckenpferden lieferten, die Sarah im Internet entdeckt und sofort gekauft hatte. Auch Lucky hatte den jungen Mann freundlich wedelnd begrüßt und war dafür ausgiebig gestreichelt worden-der war nett und stellte keine Gefahr für seine Familie dar!

    Sarah fragte Felix was er trinken wolle und er nahm gerne einen Eiskaffee, immerhin war heute ein wundervoller Frühsommertag, der Lust auf den Sommer machte. „Schön habt ihrs hier!“, sagte Felix anerkennend und ließ seine Blicke schweifen. „Mein Mann ist eigentlich nur Polizist, wie du ja aus meinen Geschichten erkannt hast, die ziemlich nahe an der Realität sind. Mit diesem Einkommen und meinen paar Kröten als Krankenschwester könnten wir uns so ein Anwesen nicht leisten, aber er ist der Sohn eines wohlhabenden Bauunternehmers und hat von seiner verstorbenen Mutter ziemlich was geerbt, nur darum haben wir uns dieses Schmuckstück kaufen können!“, erklärte Sarah und Felix grinste: „Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen, meine Eltern sind auch nicht ganz arm und ich gestehe, ich lasse mich da auch mal ganz gerne sponsern, wobei ich als IT-ler natürlich viele Möglichkeiten hätte, mir auch nebenbei was zu verdienen und auch einen ganz bürgerlichen Bürojob habe“, gab er Einzelheiten aus seinem Privatleben preis, was auf viel Vertrauen Sarah gegenüber hindeutete. Die Kinder hatten alle nun auch ein Eis bekommen, sogar Lucky hatte zu seiner Begeisterung eine Kugel in seinen Napf gekriegt und während Sarah ihre kleine Tochter immer mal ein wenig ablecken ließ, sonst sah die in wenigen Minuten aus wie ein kleines Schwein, begann Felix von seinen Nachforschungen zu erzählen.

    „Nur damit du es weisst-was ich getan habe, war absolut illegal, aber der Betreiber des Schreibforums hat auch nur eine Firewall, die leichter zu knacken ist, als eine Eierschale. Ich habe mich nun da mal umgesehen und die IP-Adressen überprüft. Jetzt halt dich fest, die eine Adresse des Admins mit dem nickname „Pen“ ist ganz hier in der Nähe in Köln, sie gehört einer Frau namens Elisa Miller und die steht in regem Kontakt mit „ Autorenelite“, ebenfalls einer Frau, allerdings aus Deutschlands Norden. Milena Schwarz heißt die und stell dir vor, diese Milena hat einen Doppelaccount, diese ganzen beleidigenden Schmähfeeds gingen ausschließlich von deren IP-Adresse aus. Unser ominöser „Schreibergott“, ist niemand anders als ebendiese Frau Schwarz und diese Miller gemeinsam. Das haben wir ja schon vermutet, dass die alle was miteinander zu tun haben, denn auch wenn einige andere Storys ebenfalls ihr Fett abgekriegt haben- vom „Schreibergott“ wurden nie „Pen“-und „Autorenelite“ angegriffen, sondern die haben immer nur wohlwollende , wenn nicht sogar begeisterte Reviews bekommen. Ich war nun so frei und habe auch deren Privatkorrespondenz über das Forum geknackt, die haben sich darin wirklich verabredet, hier mal ordentlich aufzumischen und uns-und vor allem dich, weil du so viele Zugriffe hast- ein wenig in die Pfanne zu hauen. Gut-die Eröffnung eines Doppelaccounts ist laut den Forenregeln nicht verboten, ich habe das genau nachgelesen, aber ich frage mich, warum man zu so einem Mittel greifen muss und seine Meinung nicht einfach unter seinem richtigen Account, der ja eigentlich auch anonym ist, kundtun und auch dazu stehen kann.
    Allerdings finden ja anscheinend schon seit einigen Jahren immer mal Treffen der Autoren hier in der Nähe statt, die unter anderem von „Pen“ mit organisiert werden. Die Teilnehmer kommen dabei aus der Anonymität des Internets und ich muss ehrlich gesagt gestehen, auch ich habe mit dem Gedanken gespielt, an dem nächsten Treffen teil zu nehmen, um die anderen , mit denen man in seiner Freizeit über das Forum viel in Kontakt ist, persönlich kennen zu lernen und sich auszutauschen. Wir beide haben das ja nun sozusagen im Vorfeld erledigt und ich muss sagen-ich wurde nicht enttäuscht, ich mag nicht nur deine Geschichten, sondern du bist mir auch als Mensch sehr sympathisch!“, erklärte Felix und Sarah beeilte sich zu versichern, dass das auf Gegenseitigkeit beruhe.

    „Vielleicht wollten die beiden einfach einen Affront verhindern, falls du auch zu einem der nächsten Treffen kommen würdest-man könnte dann über den „Schreibergott“ spekulieren, Mutmaßungen anstellen, wer das denn sein könne und die beiden, die ja daran anscheinend immer teilnehmen, würden sich ins Fäustchen lachen. Das ist fast wie bei Jekyll und Hyde-das Gute und das Böse sind streng getrennt und doch eigentlich ein- und derselbe. Klar-was sie getan haben, ist nicht illegal und du wurdest weder körperlich verletzt, noch so beleidigt, dass das einen Straftatbestand darstellt, aber ich finde den beiden Tussen muss das Handwerk gelegt werden und zumindest den anderen Mitgliedern unseres Schreiberforums müssen die Augen geöffnet werden. Klar interessiert das die Weltöffentlichkeit genauso wenig, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt, aber jeder kehrt eben meistens erst mal vor der eigenen Haustür.
    Eigentlich ist jemand, der zu solchen Mitteln greift, auch nicht geeignet als Admin zu fungieren, denn von so jemandem erwarte ich eine gewisse Neutralität, die hier absolut nicht gegeben ist. Ich habe nun auch die Reviews vom „Schreibergott“ analysiert, da ist klar zu erkennen, dass das nicht ein einziger Schreibstil ist, sondern anhand der Orthografie und der typischen Wortwahl kann ich jeden einzelnen Post einer Person zuordnen, auch wenn die letztendlich alle vom selben PC aus, nämlich dem der Schwarz, ans Forum gesendet wurden. Jetzt waren die beiden auch-zumindest teilweise-so dumm und haben sich die verräterischen Reviews nicht als Mail zugesandt, was relativ sicher gewesen wäre, sondern öfter als PN, also ist das alles beweisbar und falls der Gründer des Forums Zweifel hätte, könnte er das sogar selber nachprüfen. Allerdings können wir jetzt nicht einfach hergehen und zugeben, dass wir das Forum gehackt haben-das wäre nämlich durchaus strafbar-sondern müssen die beiden anderweitig überführen, ich habe da auch schon eine Idee!“, verkündete Felix und Sarah hörte interessiert zu, was der junge Mann ihr nun unterbreitete.

    Semir und Frau Krüger versuchen irgendwie das Geschehene aufzuarbeiten, aber wenn Ben das nicht überlebt, wird keiner der beiden jemals mehr froh werden! Jeder sieht ein, wie dumm er gehandelt hat und dennoch steckt eine tödliche Logik für jeden Einzelnen dahinter-das ist ja das Schlimme, dass eigentlich jeder in seiner momentanen persönlichen Situation nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat. ;(
    Das hast du meisterhaft heraus gearbeitet, Mikel, dass es eigentlich aktuell nur Verlierer gibt und trotzdem eigentlich jeder das aus seiner Sicht, zum aktuellen Zeitpunkt Richtige getan hat-nur ist das Ganze verdammt schief gegangen!

    Anscheinend hat Alex es geschafft die Nacht zu überstehen, ohne über Caro her zu fallen und der Schock sitzt tief, als sie morgens verschwunden ist-Gott sei Dank nur zum Joggen!
    Im Gespräch werden die Fronten geklärt und jetzt lässt diesmal Alex seine kleine Hexe am ausgestreckten Arm verhungern, der Bastard!
    Allerdings beginnen sie jetzt, sich gegenseitig zu vertrauen und Andys Unterstützung ist Alex/ Herrn Nilson auch gewiss. :D
    Die nächste Orchidee wird beerdigt, was auch mit Frau Krüger zu Missverständnissen führt, aber wenn die beiden auch in dem Fall noch nicht viel weiter gekommen sind und auch Semir über den Oberstaatsanwalt grübelt, ist hier ganz deutlich love in the air und ich hoffe, du lässt uns da auch ganz detailliert daran teilhaben, Valentina! ;)

    Ben hatte Semir um Rat gefragt, was er denn tun solle, denn immerhin war der schon viel länger verheiratet, mit allen Höhen und Tiefen, die eine Ehe so bot, inclusive Trennung und Versöhnung. Der kleine Türke, zwecks Tarnung ebenfalls im Anzug und mit angeklebtem Schnauzbart, hatte eine ganze Weile überlegt und dann gesagt: „Wenn es da ein Patentrezept gäbe, würde ich es dir gerne mitgeben, aber du musst dein Herz sprechen lassen. Frag Sarah doch einfach, warum sie so unglücklich ist und geweint hat. Kleine Kinder sind bei allem Glück manchmal verdammt anstrengend, ich war damals öfters froh, wenn ich das Haus verlassen und zur Arbeit gehen durfte, Andrea hat sich auch ab und zu beklagt, dass sie wie in einer Tretmühle lebte. Jeden Tag das Gleiche und die Anerkennung der Gesellschaft für diese Leistung, Kinder groß zu ziehen, fehlt ja auch häufig. Vielleicht solltet ihr auch einfach mal ein Wochenende gemeinsam, ohne Kinder, weg fahren, wenn dieser Fall abgeschlossen ist? Und Blumen-Blumen sind immer gut!“, sagte er und Ben sah unglücklich auf die Uhr. Wo sollte er jetzt zu dieser nachtschlafenen Zeit Blumen her bekommen-es würde auch auffallen, wenn er dem Rosenverkäufer, der wie in jeder Stadt durch die Lokale tingelte, seinen ganzen Strauß abkaufte, das musste also auch warten!

    Außerdem fuhren sie gerade immer mit dem Taxi von Spielhölle zu Spielhölle. Sie hatten aus der Asservatenkammer beschlagnahmtes Geld zur Verfügung gestellt bekommen und zockten damit im großen Stil. Nebenbei hielten sie Augen und Ohren offen, befragten ganz beiläufig das Personal und andere Zocker, immer eingedenk, dass in einer Spielhölle durchaus viele versteckte Kameras auf einen gerichtet waren. Bisher waren sie noch nie zu einem illegalen Spiel in einem Hinterzimmer aufgefordert worden, dabei war das sonnenklar, dass diese Spiele irgendwo stattfanden, nur mauerten die Angestellten, es war wie verhext! Witzigerweise lief es, sowohl bei Semir, als auch bei Ben-die gewannen mehr, als sie verloren, das geliehene Geld wurde also eher vermehrt als verringert, sie wussten aber nicht, war das echtes Glück, oder waren die Automaten und die Karten gezinkt und man wollte sie, die laut ihrer Erzählungen mehrere Jahre im Ausland gelebt hatten und dort reich geworden waren, jetzt sozusagen anfixen, also auf den Geschmack bringen, um sie dann aus zu nehmen wie die Weihnachtsgänse! Aber was immer noch fehlte, war ein Hinweis auf den großen Unbekannten, der die Kriminalität in Köln anscheinend kontrollierte. Die innere Ermittlung arbeitete auf Hochtouren, aber noch hatte niemand auch nur die Spur eines Hinweises entdeckt. Die Kriminellen waren der Polizei sozusagen immer einen Schritt voraus und auch Semir und Ben traten auf der Stelle.

    In einem der blitzenden Spieletempel fiel ihnen eine sehr mädchenhaft wirkende Bedienung auf, die leicht bekleidet die Getränke servierte. „Semir-die ist doch nie im Leben schon volljährig!“, flüsterte Ben seinem Freund zu, als sie gemeinsam zum Pissoir gingen und der zuckte mit den Schultern. „Ich weiss nicht-aussehen tut sie wie höchstens vierzehn, da hast du Recht, aber was willst du tun?“, fragte er seinen Freund und der erwiderte: „Lass mich nur machen!“ Tatsächlich machte die junge Frau ziemlich hohe Umsätze und bekam auch viele Trinkgelder, weil sich die teilweise betrunkenen Typen in dem Lokal an sie ran machten, ihr auf den mädchenhaften Po schlugen und sie begrapschten, wenn sie ihnen Whiskey und andere harte Sachen servierte. Sie wehrte sich nicht, aber Ben hatte den Ausdruck des Ekels in ihren Augen gesehen. Als einmal einer der potentiellen Freier ihr an die flache Brust fasste und derb hinein kniff, während er grölte: „Na Schätzchen, wie wäre es mit uns beiden-komm doch schnell mit auf einen Quickie auf die Toilette, ich kauf dir auch ne Barbiepuppe dafür!“, wurde es dem großen dunkelhaarigen Polizisten zu viel. Er stand auf, trat zu dem Typen der die junge Frau belästigte und hielt dessen Hand mit einem Griff wie ein Schraubstock fest, dass der aufjaulte. „Lass sie in Ruhe, sonst könnte es dir passieren, dass du die Nacht im Krankenhaus verbringst!“, sagte er mit funkelnden Augen und angesichts der entschlossenen Haltung und weil auch Semir plötzlich wie ein Schatten vor ihm stand und ihn drohend ansah, beeilte sich der Besoffene zu brummen: „Nichts für ungut, war doch nur ein Spaß!“, während er sich die schmerzende Hand rieb.
    Die junge Frau schickte ihren Rettern ein schüchternes Lächeln, richtete ihr kurzes Ringel-T-Shirt und als sich die beiden wieder an ihren Tisch gesetzt hatten, fragte sie: „Was darf ich euch zu trinken bringen?“, und sie bestellten beide ein alkoholfreies Bier. Als sie es servierte, steckte ihr Ben unauffällig einen kleinen Zettel mit seiner Handynummer zu und schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln aus seinen dunklen Augen, das sie erröten ließ. „Wenn du mal Hilfe brauchst!“, sagte er leise und sie schlug nun die Augen nieder und sagte leise: „Danke!“, als auch schon der Barkeeper aus dem Hintergrund brüllte: „Natascha-schau dass du hinne machst, auch andere Gäste haben Durst!“, und die junge Frau beeilte sich eingeschüchtert dem Ruf Folge zu leisten. Obwohl sie in diesem Lokal noch eine Stunde lang die Augen offen hielten, konnten sie keine auffälligen Beobachtungen machen, wieder gewannen sie am Automaten, aber es rückte während ihrer Anwesenheit auch niemand mehr der jungen Frau auf den Pelz.

    Als sie dann im Taxi saßen, hing Ben auch schon am Telefon und wenig später kontrollierte eine uniformierte Polizeistreife, bestehend aus Bonrath und Jenni, die ebenfalls Nachtdienst hatten, die Papiere der dort Beschäftigten. Kurz darauf zeigte Ben´s Handy an, dass eine WhatApp rein kam und Jenni hatte ihm geschrieben: „Natascha Kurvac, so jung sie aussieht, aber sie ist tatsächlich schon 19, auch sonst waren alle Papiere in Ordnung!“, und nun biss sich Ben vor Enttäuschung beinahe auf die Zunge, aber vielleicht würde sich die junge Frau doch noch bei ihm melden!

    Als er am Nachmittag aufstand, war Sarah mit den Kindern zu Hause. Gerade als er sie fragen wollte, warum sie vorgestern geweint hatte, plapperte Tim los: „Papa, wir waren im Park und haben da gespielt und der Felix hat ganz bunte Haare!“, was Ben beiläufig zu Kenntnis nahm. Er ging davon aus, dass Felix einer der Freunde seines Sohnes war, oder alternativ auch dessen „Spielfreund“, der nur in seinem Kopf existierte und mit dem er sich, wenn er alleine in seinem Zimmer spielte, oft stundenlang unterhalten konnte. Das war aber normal, wie Andrea und Semir ihnen bestätigt hatten-viele Kinder mit einer lebhaften Phantasie hatten so Gestalten, die nur in ihrer Einbildung existierten, aber das hatte in diesem Alter noch keinen Krankheitswert! Während er beiläufig nickte, seinen Kaffee zum Wachwerden schlürfte und jetzt endgültig Sarah fragen wollte, was eigentlich los war, wobei ihre Laune heute viel besser als gestern war, klingelte sein Handy und eine unbekannte Nummer wurde angezeigt. Als er ran ging und sich auch nicht mit Namen, sondern nur mit: „Ja!“, meldete, drang eine schüchterne Stimme aus dem Hörer. „Natascha, ja was gibt es, schieß los!“, sagte er gespannt, stellte seine Kaffeetasse ab und verließ die Wohnküche. Sarah warf ihm einen fragenden Blick hinterher und als er wenig später zurück kam und sagte: „Ich muss sofort los!“, fragte sie ihn, wer denn diese Natascha sei. „Das ist dienstlich und geht dich nichts an!“, beschied er ihr und jetzt biss sich Sarah vor Ärger auf die Zunge. Was sollten diese Heimlichkeiten und wer war diese Natascha? Als Ben nun schnell in seine Kleider schlüpfte und wenig später mit seinem Dienstmercedes vom Hof fuhr, war Sarah´s Laune schon wieder am Boden und außerdem hatte sie gerade vorhin wieder ein hämisches Feed auf ihr neues Kapitel gelesen. Verdammt-hoffentlich fand Felix bald etwas heraus-irgendwie lief es gerade überhaupt nicht rund bei ihr!

    Trotzdem setzte Sarah sich am nächsten Tag wieder an den Laptop-nur leider wollten vor lauter Frust die Ideen, die sonst mühelos sprudelten wie eine Quelle, einfach nicht kommen und nach einer erfolglosen halben Stunde klappte sie den Deckel des PCs wieder zu und sah gefrustet ihrer Tochter zu. Tim war schon im Kindergarten und Mia-Sophie spielte konzentriert mit zwei Spielzeugautos ihres Bruders. Sie wusste genau, dass das vielleicht Wutanfälle herauf beschwören würde, wenn sie in seiner Anwesenheit an diese Sachen ging, aber Sarah duldete ihr Spiel mit einem kleinen Lächeln-diese Autos hatten keine Kleinteile und waren auch für ein zwanzig Monate altes Kind nicht gefährlich, daher sollte sie sich ruhig damit beschäftigen. Ja, ja-Männer und ihre Autos, das begann schon im Kindesalter, dass sie die Frauen da am liebsten weg haben wollten!

    Ben hatte länger geschlafen, es würde bei ihm ja heute Nacht später werden, aber als er jetzt gegen elf aufstand und seine Tochter und seine Frau einträchtig im Zimmer seines Sohnes vorfand, zog ein Schmunzeln über seine Lippen. „Na da lasst euch mal lieber nicht von Tim erwischen!“, sagte er mit einem Grinsen und gab seinen beiden Frauen einen Kuss auf die Stirn. Dabei konstatierte er, dass Sarah gestern geweint haben musste, denn ihre Augen waren noch ein wenig verschwollen und er beschloss, heute Semir um Rat zu fragen, ob der eine Idee hatte, wie er sie wieder glücklich machen konnte. Sarah erhob sich nun, nahm ihre Tochter, die jetzt ihrerseits zornig mit den Beinchen strampelte und brüllte, mit nach unten und lenkte sie mit einem anderen Spielzeug ab, was auch nach kurzer Zeit funktionierte. Ben trank seinen Kaffee und Sarah begann nach einem Blick auf die Uhr, das Mittagessen vorzubereiten. Sie kochte ja eigentlich gerne, hatte im Hochbeet hinterm Haus selbst gezogenes Gemüse geerntet und machte nun eine Gemüsepfanne mit Nudeln und Schinken. Danach war es schon wieder an der Zeit Tim vom Kindergarten abzuholen und heute blieb Mia-Sophie so lange beim Papa, sonst wäre sie mit dem Buggy mitgekommen.
    Ben , der ja zu jeder Tages- und Nachtzeit alles wild durcheinander futtern konnte, aß mit ihnen gemeinsam, egal, dass er erst vor einer Stunde eine Riesenschüssel Müsli verdrückt hatte und als Sarah die Kinder danach zum Mittagsschlaf hinlegte, denn den brauchten die beiden noch dringend, ging er aufseufzend ins Bad, duschte und klatschte sich dann das Haar mit viel Gel nach hinten-die Tarnung musste einfach stimmen! „Sarah-wenn du einkaufen gehst, bring doch bitte noch Haargel mit, ich glaube mit unseren Vorräten komme ich die nächsten Tage nicht weit!“, bat er sie und verabschiedete sich dann mit einem flüchtigen Kuss von ihr. In Sarah kam wieder der Ärger hoch. Konnte er nicht einfach ein wenig früher los fahren und dafür selber kurz am nächsten Drogeriemarkt anhalten? Aber nein-es war ja klar, sie war hier der Lakai, der für alles und jeden zuständig war, ohne dass man ihre Arbeit schätzte!

    Weil die Kinder ja noch schliefen, fuhr sie den Laptop wieder hoch, obwohl sie genau wusste, ihr würde jetzt nichts einfallen, es war, als wenn in ihrem Kopf eine Mauer voller Frust gebaut worden wäre. Dabei war sie, seitdem sie angefangen hatte Storys zu veröffentlichen, auf der Plattform dafür bekannt, dass sie zuverlässig jeden Tag ein Kapitel hoch lud und das wurde auch von ihren Lesern anerkannt, aber heute ging das nicht, sie musste warten, ob Ben ihr was zu seinem aktuellen Fall erzählte und ihr damit sozusagen Input gab. Jetzt jedoch las sie nur voller Frust erneut die abwertenden und teilweise beleidigenden Reviews, die ihr seit etwa einer Woche den Spaß am Schreiben vermiesten. Andere Feeder hatten sie zwar öffentlich verteidigt und ihre Geschichten gelobt, aber trotzdem saß der Stachel tief. Dann sah sie das blinkende Symbol, dass ihr jemand eine PN, eine private Nachricht geschrieben hatte und als sie die öffnete, hatte sich da einer der anderen Autoren gemeldet, ein flippiger junger Mann Anfang zwanzig, mit bunt gefärbten Haaren. Sie hatte schon öfter-wie das auch mit anderen Autoren der Fall war-mit ihm geschrieben, er hatte ihr mal ein Foto von sich geschickt und sie hatte ihrerseits eines von sich zurück gesendet und natürlich hatten sie auch beide ihre Klarnamen preis gegeben. Obwohl die Internetplattform tatsächlich Schreiber und Leser aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten deutschsprachigen Ausland hatte, hatten sie nämlich anhand einiger Beschreibungen mit Lokalkolorit fest gestellt, dass sie beide im Raum Köln lebten und hatten sich schon lange einmal treffen wollen, beiden gefielen auch die Geschichten des jeweils anderen und so fleißig wie Sarah schrieb, so zuverlässig gab sie auch ihre ehrliche Meinung für andere Geschichten ab.

    „Sarah-es tut mir echt total leid, dass du gerade so angeprangert wirst und ich kann mir auch vorstellen, dass es bei den beiden anderen langjährigen Schreibern, die dich so angehen, nur der blanke Neid ist wegen deiner hohen Zugriffszahlen und der vielen Reviews, aber sowas tut man einfach nicht in dieser Form, das ist keine konstruktive Kritik und was es mit diesem neuen Feeder auf sich hat, würde ich auch gerne wissen und hätte da auch schon eine Idee, brauche dazu aber deine Meinung“, hatte er gesendet. „Wollen wir uns treffen, ich habe gerade Urlaub?“, hatte er noch nachgefragt und seine Handynummer angehängt. Sarah schrieb ihm erst zurück, rief ihn dann kurzerhand an und sie verabredeten sich in einer Stunde am Kahnweiher im Kölner Stadtpark. Sarah würde die Kinder jetzt wecken, sonst brachte sie die abends nicht ins Bett und dort konnte man nett spazieren gehen, es gab Spielplätze und auch Lucky konnte mitkommen, der solche Ausflüge sehr schätzte.
    So saß wenig später die Familie, außer Ben, in der praktischen Familienkutsche und als Sarah am vereinbarten Treffpunkt ankam, löste sich auch gleich ein netter, ein bisschen flippiger junger Mann aus dem Schatten unter dem Baum, wo er auf sie gewartet hatte. Er konnte total gut mit Kindern, auch Lucky begrüßte ihn schwanzwedelnd und sie gingen nun gemeinsam, angenehm plaudernd, zum nächsten Kinderspielplatz. Sarah kam es vor, als würde sie den jungen Mann schon ewig kennen, sie redeten über das Schreiben und wie viel Freude es in ihr Leben brachte-sowas konnte eben nur ein anderer Schreiberling verstehen! Lucky hatte auch gleich einen Hundefreund gefunden mit dem er über die weitläufigen Rasenflächen tobte und als Sarah ihn dann am Spielplatz anleinte, sah er dem enttäuscht nach. Dafür waren nun die Kinder in ihrem Element, denen Sarah Sandförmchen mitgenommen hatte. Außerdem hatte sie Kinderkekse und etwas zu trinken dabei und so spielten die beiden nach einer kleinen Stärkung bald selbstvergessen mit anderen Kindern im Sandkasten und Felix, wie der junge Mann hieß, eröffnete ihr nun den Grund seiner PN.

    „Sarah, ich wollte dich um Rat fragen. Wie du vielleicht schon aus meinen Geschichten erkannt hast, kenne ich mich ziemlich gut mit Computern aus, ich arbeite auch in der IT-Branche. Irgendwie lässt mir diese Sache auf der Plattform keine Ruhe, irgendetwas ist da oberfaul und jetzt wollte ich von dir wissen, ob du es sehr schlimm fändest, wenn ich mich da einhacken und die IT-Adressen etc. heraus finden würde. Vielleicht könnte man die dann zuordnen oder ich erfahre noch andere Neuigkeiten. Ich finde das so eine Sauerei, was da gerade mit dir abgeht und auch wenn meine Geschichten ebenfalls nicht immer die positivsten Reaktionen hervor rufen, aber das ist echt ein anderes Kaliber, da will dich jemand fertig machen und sowas kann ich überhaupt nicht abhaben!“, ereiferte er sich und Sarah stimmte ohne Zögern zu. Sie verbrachten noch eine nette Stunde miteinander, blendeten die Plattform und den Ärger damit jetzt völlig aus und als sich Sarah dann von dem doch gute zehn Jahre jüngeren Mann verabschiedete, war sie wieder guter Laune. Jawohl-jetzt würde sie es den Neidern zeigen, sie hatte Unterstützung und zwar nicht nur von Felix, sondern auch von vielen anderen! Ihre Kinder und Lucky waren zufrieden, sie steckte abends die Mäuse noch gemeinsam in die Badewanne, um den Sand abzuwaschen, gab ihnen dann Abendbrot und nach dem Zähneputzen schliefen die auch sofort ein.

    Nur die Ideen waren Sarah ausgegangen, sie entschuldigte sich bei ihren Lesern dafür, dass aktuell kein neues Kapitel käme, was wieder Spott und Häme der drei nun schon bekannten User hervor rief, wovon der eine schrieb: „Na du hältst dich wohl für sehr wichtig, dass du gleich der Öffentlichkeit mitteilen musst, wenn du mal nichts zu Papier bringst-aber glaub mir, das ist besser für die Welt, wenn sie nicht von deinen widerlichen Storys gelangweilt wird!“, und Sarah kochte jetzt beinahe vor Wut. Aber gleichzeitig hoffte sie, dass Felix bald was heraus fand-na warte, denen würden sie es zeigen!

    Als Ben in den frühen Morgenstunden nach Hause kam, duschte er sofort, denn er stank nach kaltem Rauch und ekelte sich vor sich selber. Danach schlüpfte er zu Sarah ins Bett, die sich an ihn schmiegte und ihn schlaftrunken nach seinem Tag fragte. Irgendwie war es gut, sich das von der Seele zu reden und deshalb erzählte er von Semir´s und seinen nächtlichen Ermittlungen in der Glücksspielszene, beschrieb ihr die Spielhöllen und die Typen darin und Sarah sog die Informationen auf wie ein Schwamm, jetzt wusste sie plötzlich, was sie morgen schreiben würde und als sie sich dann beide umdrehten und Ben endlich zur Ruhe kam und in einen tiefen Schlaf sank, stellte sie fest, dass bereits das erste Morgenlicht durch die Jalousien schimmerte und sie überhaupt nicht mehr müde war. So stand sie leise auf, schrieb ihr neues Kapitel und noch bevor die Kinder wach wurden, war das bereits online.

    Lieber Campino!
    Also zunächst einmal kurz das aktuelle Feed: Wie du spannend beschrieben hast-ja gerade bei religiösen Fanatikern setzt das Hirn aus, wenn es um ihre "Heilige Sache" geht. Gabriel fällt auf die Falle herein und betritt das dampfige Bad mit dem festen Vorsatz, Ben nun aufzuschlitzen. Stattdessen wird er von den beiden Autobahnpolizisten aufgefordert die Waffe fallen zu lassen und nachdem er keine Anstalten macht, ihrer Aufforderung Folge zu leisten, sondern weiter Verse aus seinem Heiligen Buch zitiert, wird er kurzerhand durch zwei gezielte Schüsse entwaffnet. So weit so gut, aber ich habe das kleine Wörtchen durchaus gelesen-es schien keine Gefahr von Gabriel mehr auszugehen-ich gestehe, ich habe Angst, denn ich glaube, es wäre besser gewesen, sie hätten ihn ganz erschossen, was aber natürlich mit ihrer Ethik als Polizisten nicht zu vereinbaren gewesen wäre. Aber da kommt noch was-sonst wäre das keine Campinogeschichte!

    Nun aber zum Samstag: Ich wünsche dir und deiner Frau einen wundervollen Tag, ein rauschendes Fest, eine toll geschmückte Kirche und ich hab dir ja schon gesagt, wenn du nicht mein Sohn sein könntest und außerdem mein Mann da auch was dagegen hätte, würde ich dich glatt selber heiraten ;) .
    Ich wünsche euch das wundervollste Wetter, die schönste Musik, lauter gut gelaunte Gäste und überhaupt einen Tag, an den ihr euch ein Leben lang gerne erinnert und noch euren Enkelkindern davon erzählt! <3

    Der Grillabend verlief mit angeregten Gesprächen, weil Andrea fuhr, konnte auch Semir gemeinsam mit Ben das eine oder andere Bier trinken und als sie sich nach der Verabschiedung ihrer Freunde zur Ruhe begaben, verriet nach wenigen Minuten Ben´s lautes Schnarchen, dass er heute nicht mehr daran interessiert war, was Sarah denn da für Storys verfasste. Am nächsten Tag war das Thema dann schon ins Hintertreffen geraten und Sarah beschloss, dass sie in Zukunft darauf achten würde, dass Ben von ihrer Schreiberei nicht so viel mitbekam, was ja problemlos möglich war.

    Einige Wochen später kam Ben einmal nach Hause und erzählte mit vor Stolz geschwellter Brust, dass es Semir und ihm gelungen war die jugendlichen Raser bei einem ihrer illegalen Autorennen sozusagen in flagranti zu erwischen, sie fest zu nehmen und die Führerscheine einzukassieren. „Sarah-du kannst dir nicht vorstellen, wie wir die Burschen gejagt haben. Semir hat sozusagen das Äußerste aus seinem BMW raus geholt und obwohl die Fahrzeuge der Jungs getunt und aufgemotzt waren, hat er sie nach einer rasanten Verfolgungsjagd“, die Ben nun äußerst detailliert beschrieb- „eingeholt und gestoppt, ich hätte auf dem Beifahrersitz bald gekotzt, so hat sich der in die Kurven gelegt und das Gaspedal durchgedrückt. Ich kam mir vor, als wären wir selber Rennfahrer. Zum Schluss hat er das führende Fahrzeug geschnitten und zum Stehen gebracht und als die übrigen Teilnehmer des Rennens dann abhauen wollten, hatten wir schon die Uniformierten angefordert, die eine Straßensperre errichtet und die anderen Wagen gestoppt haben. Da war übrigens kein einziges Mädchen am Steuer, aber dafür saßen die hinten drin in den Fahrzeugen, teilweise unangeschnallt und angeschickert und haben die Typen noch angefeuert, anscheinend hat der Sieger des jeweiligen Rennen nicht nur die Anerkennung der anderen, sondern auch die tollsten Mädchen gekriegt-Mann hoffentlich kommt Tim später nicht mal auf so blöde Ideen und macht sowas!“, sinnierte Ben, aber Sarah sah an seinen leuchtenden Augen, dass ihm die Verfolgungsjagd, wie schon so viele vorher, einen mega Spaß gemacht hatte-ja bei ihm war das eben nicht illegal, er hatte nur sozusagen sein Hobby zum Beruf gemacht. „Übrigens hättest du Semir sehen sollen, als er den Fahrer-er war gerade mal neunzehn und kaum größer als der türkische Hengst- aus dem Fahrzeug gezogen und ihm die Meinung gegeigt hat! Der hätte hinterher in einem Schuhkarton Platz gehabt, so hat Semir den gefaltet!“, berichtete er und als Ben dann die Worte seines Kollegen wiederholte, speicherte die Sarah sozusagen in ihrem Gedächtnis ab, um sie später aufzuschreiben-sie wusste jetzt schon den Titel ihrer neuen Story: „Wild Hot Racing!“
    Es war so klasse, ihr gingen nie die Ideen aus, weil Ben ihr durch seine Erzählungen immer neue Themen und Anstöße vorlegte. Natürlich verfremdete sie sowohl die Namen als auch teilweise die Lokalitäten in ihren Storys, aber auf dem Portal, wo sie die im Internet veröffentlichte, hatte sie inzwischen eine treue Leserschaft gefunden, die ihr durch ihre begeisterten Rezessionen für ihre Geschichten viel positives Feedback rüber brachten. Anscheinend wurden die Actiongeschichten um Luke und Ali, wie die Helden in ihren Storys hießen und die zufällig ziemlich stark Semir und Ben glichen, gerne gelesen und so wartete Sarah heute nur darauf, dass Ben schlafen ging, damit sie ihre neue Story beginnen konnte.

    Die Wochen gingen ins Land und Semir und Ben waren jetzt an einem neuen Fall dran. Es ging um einen Maulwurf, den man irgendwo in den inneren Kreisen der Polizei vermutete und der allen Rätsel aufgab. Seit Neuestem war fast jede Razzia erfolglos, weil die Kriminellen in und um Köln anscheinend vorher einen Tipp bekommen hatten, bei den Routinekontrollen an den Autobahnrastplätzen wurden kaum mehr Drogen beschlagnahmt, wenn dann höchstens Kleinmengen von Süchtigen für den Eigenbedarf, man fand in den Spielhöllen keine illegalen Glücksspieler mehr vor, wenn die Polizisten das nicht besser gewusst hätten, hätte man fast glauben können, dass in Köln auf einmal keine Kriminalität im großen Stil mehr herrschte, aber allen Polizisten war klar, dass das einfach nicht stimmte.
    „Sarah stell dir vor-jetzt müssen Semir und ich sozusagen undercover in der Glücksspielszene ermitteln, weil man uns da als Autobahnpolizisten nicht so kennt. Wir kriegen dazu sogar ein neues Outfit verpasst-Mann wie ich das hasse wie ein Mafiosi im Anzug rumzulaufen!“, moserte er am ersten Abend und fuhr sich mit beiden Händen durch die immer noch streng nach hinten gegelten Haare und verwuschelte sie. „So gefällst du mir wesentlich besser!“, lachte Sarah und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Wir haben ab morgen andere Arbeitszeiten, wir fangen erst so gegen fünf am Nachmittag an und dafür geht es bis in die frühen Morgenstunden!“, teilte er seiner Frau noch mit, die aber die letzten Tage, wie er bereits festgestellt hatte, manchmal nachdenklich und schlecht gelaunt war, was er normalerweise von ihr gar nicht kannte. Gut, wenn sie sich dann unterhielten oder sich mit den Kindern beschäftigten, war das wieder weg, aber irgendetwas schien sie zu bedrücken-nur wollte er sie nicht bedrängen-sie würde es ihm schon sagen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war.
    Ben verstand es auch nicht, warum sie unzufrieden war, denn eigentlich hatten sie ja das perfekte Leben. Sie konnten ohne finanzielle Sorgen in einem schönen Haus ihre Kinder groß ziehen. Sie liebten sich nach wie vor und fanden sich auf der ganzen Linie, auch im Bett, immer noch anziehend. Sarah vermisste zwar sicher ihre Arbeit, gerade weil sie in den letzten beiden Monaten auch nicht mehr wegen einer Sitzwache angerufen worden war, aber das würde schon wieder anders werden und wenn die Kinder größer waren, konnte sie ja wieder in Teilzeit in ihren Beruf als Intensivkrankenschwester einsteigen, der ihr anscheinend viel bedeutete. Sie waren alle gesund, was bei Gott gerade bei ihm in den letzten Jahren nicht immer so gewesen war, aber daran wollte Ben sich lieber gar nicht erinnern, so viel Sch…. wie ihm da passiert war. Aber jetzt waren sie alle, mal abgesehen von einer gelegentlichen Erkältung, fit und Ben wünschte sich nichts sehnlicher, als dass das bis zu seinem Lebensende so bliebe. Vermutlich waren das bei Sarah doch die Hormone-Frauen reagierten da viel stärker als Männer und Ben beschloss, ihr bei Gelegenheit ein Geschenk zu besorgen, um ihre Laune zu verbessern.

    Sarah hingegen zweifelte an sich selber. Das hatte auch gar nichts mit ihrer Familie zu tun und ihr fiel auch nicht auf, dass sie sich verändert hatte. Ihre Geschichten, in die auch ihre medizinischen Kenntnisse einflossen, was anscheinend vielen Lesern besonders gut gefiel-oder vielmehr gefallen hatte, waren nun ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Klar waren da immer schon Leser gewesen, denen ihre Storys nicht so taugten, aber normalerweise hörte man dann einfach auf zu lesen, oder schrieb auch mal einen Kommentar wie: „Deine Geschichte ist jetzt nicht so mein Ding!“, vielleicht auch mit einer Begründung warum, dann konnte man als Autor auch was mit der Kritik anfangen. „Ich werde deine Geschichte nicht weiter lesen, aber ich wünsche den anderen viel Spaß dabei!“, so hatte es Sarah selbst bei ihren Feedbacks schon gehalten und geschrieben, aber jetzt waren da mehrere Mitglieder der Plattform, darunter ein Neuzugang, ziemlich ungerecht in ihren Kritiken und das tat verdammt weh. Eines der kritischen Mitglieder war sogar in einer Administratorenfunktion, mit der oder dem-sie wusste nicht ob das Frau oder Mann war, denn man schützte ja seine Identität mit Nicknames –hatte sie sich manchmal schon Wortgefechte geliefert, die aber bisher immer oberhalb der Gürtellinie geblieben waren und ihr sogar Spaß gemacht hatten. Wie gesagt-bisher, aber jetzt herrschte da irgendwie ein anderer, sehr negativer Ton. Sarah hätte nicht gedacht, dass sie das so mitnehmen würde. Irgendwie waren aber ihre Storys wie ihre Babys und da die ja ziemlich nahe an ihrer Lebensrealität waren, traf sie das vielleicht nochmals extra-ach sie wusste es einfach nicht!
    So machte sie nun für Ben das Essen warm und kam sich dabei nochmals gedemütigt vor-verdammt, sie war auch zuhause nur das funktionierende Heimchen am Herd, das ihrem Mann sogar das Bier aus dem Kühlschrank holte! In ein paar Jahren würde sie ihm auch noch die Pantoffeln bringen-sie war auf der ganzen Linie nichts wert und als am Abend Ben´s tiefe Atemzüge neben ihr verrieten, dass er eingeschlafen war, weinte sie sich leise und unglücklich in den Schlaf.

    Jetzt kann ich die Chefin verstehen. Sie konnte nicht anders, als zu handeln, wie sie es gemacht hat, denn Ben´s Erklärungen waren mehr als glaubhaft und unbewusst hat Semir sogar dabei geholfen, seine Tarnung zu stärken.
    Aber trotzdem ist alles so schrecklich und da ist ein unglücklicher Circulus vitiosus in Gang gekommen, eine Spirale der Täuschung, der letztendlich zu Ben´s schwerer Verletzung geführt hat-er muss jetzt einfach durchkommen, dass alles wieder in Ordnung kommt!
    Und wer der große Unbekannte ist, würde mich schwer interessieren!

    So liebe Leser-ab heute geht meine neue Geschichte an den Start, die euch in die gefährliche Welt der Schreiberlinge entführen wird-mit ihren Intrigen und nicht geahnten Gefahren ;) -lasst euch überraschen!
    Ich werde es vermutlich nicht schaffen wie früher jeden Tag ein neues Kapitel zu veröffentlichen und habe auch nach bewährter Manier nicht vorgeschrieben, aber ich verspreche euch, dass es zumindest regelmäßig weiter geht und jetzt: Viel Spaß!

    Tödliche Storys
    Ben kam nach einem anstrengenden Arbeitstag heim in sein kleines, aber umso schöneres Gutshaus im Kölner Umland. Es war schon nach 20.00 Uhr, also waren die Kinder bereits im Bett, was dem dunkelhaarigen Polizisten zwar leid tat, aber manchmal waren Überstunden einfach nötig und die Familie musste hintan stehen. Sarah saß-vielmehr lag- gemütlich mit dem Laptop auf dem Bauch auf dem Biedermeiersofa und wandte den Blick kaum vom Bildschirm, als er eintrat. „Kleinen Moment noch!“, tönte sie, während ihre Finger flink über die Tasten flogen. Dann war sie fertig, klappte den Lappi zu, erhob sich vom Sofa und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange, während sie Richtung Küche schritt, um ihm etwas zu trinken aus dem Kühlschrank zu holen. Er hätte das ohne weiteres selber hätte machen können, aber das war ein Ritual und Liebesbeweis zwischen ihnen und sie fragte ihn gleichzeitig: „Was war denn bei euch auf der Autobahn los, dass du Armer erst so spät Feierabend hast?“
    Ben ließ sich mit einem zufriedenen Seufzer aufs Sofa fallen und nahm dankbar die Bierflasche entgegen, die seine Frau ihm reichte, um sich danach an ihn zu kuscheln. „Mann du glaubst es nicht, was wir gerade für Vollpfosten verfolgen! Die liefern sich überall um Köln illegale Autorennen, bringen dabei sich und andere Verkehrsteilnehmer in Lebensgefahr, aber bis jetzt sind sie uns immer knapp entwischt. Ich sags dir, wenn Semir so ein Bürschchen in die Finger kriegt, das kann sich warm anziehen!“, berichtete er und Sarah lauschte gespannt seinen Erzählungen. Ben wunderte sich zwar fast ein wenig, dass sie seit einigen Wochen-im Gegensatz zu früher- so an seiner Arbeit interessiert war, aber zugleich tat es ihm einerseits gut, sich den Frust von der Seele zu reden und dann fühlte er sich durchaus auch ein wenig geschmeichelt. Natürlich verriet er keine Namen und so machte Sarah das ja auch, wenn sie von den gelegentlichen Sitzwachen auf der Intensivstation erzählte. Sie ging zwar seit dem zweiten Kind nicht mehr regelmäßig arbeiten, aber wenn man in der Klinik eine Aushilfe für eine einzelne Nacht oder am Wochenende brauchte, wurde sie angerufen und wenn es passte, dann versorgte sie eine Schicht lang einen kritischen und sehr pflegeaufwändigen Patienten, so kam sie nicht ganz raus und später, wenn die Kinder größer waren, wollte sie durchaus auch wieder ein wenig mehr arbeiten, auch wenn sie das Geld eigentlich nicht brauchten, aber Sarah liebte ihren Beruf und keiner konnte das besser verstehen als Ben. Wenn er nicht zuhause war, versorgte Hildegard, ihre langjährige Kinderfrau und Freundin dann die Kinder, Tim ging mit seinen dreieinhalb Jahren mit Begeisterung in den Kindergarten und auch Mia-Sophie, die süße Eineinhalbjährige war gerne bei Hildegard, die so etwas wie eine Ersatzoma für sie war.Allerdings fiel Ben durchaus auf, dass Sarah wesentlich mehr Zeit als früher an ihrem Laptop verbrachte. Er selber machte ja fast alles vom Handy aus, nutzte außerdem höchstens mal das Tablet, aber was auch immer sie da trieb-es schien ihr Spaß zu machen und dann war es in Ordnung!

    Am nächsten Morgen konnte er ausschlafen, denn es war Samstag und er hatte frei. Auch die Kinder schliefen ein wenig länger, aber als Ben einmal gegen sechs kurz aufstand, um zur Toilette zu gehen, war der Platz neben ihm bereits leer und als er am Arbeitszimmer vorbei ging, das wie das Schlafzimmer und die Kinderzimmer in der ersten Etage lag, saß Sarah bereits wieder hoch konzentriert am Laptop und tippte, was das Zeug hielt. Momentan legte er sich nochmals hin, aber als er gegen acht vom Kinderlärm erwachte, der Duft frisch gebrühten Kaffees durchs Haus zog und ihn die Sonnenstrahlen im Gesicht kitzelten, stand er doch auf, ließ kurz Lucky, ihren riesigen grauen Deerhound vor die Tür, der ihm wie immer, wenn er zuhause war, wie ein Schatten folgte und setzte sich dann gemütlich an den Frühstückstisch, wo Mia-Sophie schon im Hochstuhl mit ihrer Kindertasse voll Kaba saß und voller Begeisterung ein Schokocroissant zerkrümelte und die süße Füllung mehr im Gesicht und an den Händen, als im Mund hatte. „Na du kleines Ferkel!“, begrüßte er seine gut gelaunte Tochter liebevoll und half ihr ein wenig beim Essen, während er selber genüsslich zulangte und Tim ihm vom gestrigen Kindergartenausflug in den Zoo erzählte. Nach dem Frühstück wuschen sie gemeinsam die Kinder und zogen sie an, Ben sprang selber unter die Dusche und danach fuhr er zum Metzger im Ort und kaufte Unmengen an Fleisch und Würstchen, denn sie hatten Semir und seine Familie am Abend zum Grillen eingeladen. Er mähte auch noch den Rasen-allerdings mit einem Rasentraktor, so ein Schiebeding war nicht so seines und bei ihren Flächen rentierte sich die Maschine auch. Er hatte extra darauf geachtet ein PS-starkes Gerät zu kaufen. Tim wollte auf seinem Schoß mitfahren und durfte auch mal lenken, so dass sich diese eigentlich ungeliebte Arbeit zu einem gemeinsamen Event gemausert hatte. Mittags aßen die Kinder eine Suppe, die Erwachsenen hielten sich zurück, denn sie mussten sich Hunger fürs Abendessen aufheben. Sarah hatte bereits Baguettes und ein paar Salate vorbereitet und während Ben sich noch mit den Kindern zu einem kleinen Mittagsschläfchen hinlegte, verschwand Sarah wieder im Arbeitszimmer und er hörte das Geräusch der Tasten, als er langsam in den Schlaf dämmerte.

    Als er gemeinsam mit den Kindern wieder erwachte, seine kleine Tochter wickelte und Sarah immer noch am PC saß, musste er sie doch einmal fragen. „Sag mal, was machst du da eigentlich die ganze Zeit?“, wollte er wissen. „Ich dachte ja erst du zockst, wie ich das ja manchmal zur Entspannung mache, aber da braucht man nicht so viel Tastatur!“, bemerkte er und Sarah bekam einen roten Kopf. „Ich schreibe!“, war die Antwort und jetzt sah Ben sie überrascht an. „Was schreibst du denn?“, hakte er dann nach. „Na-so Geschichten…“, wand sich seine Frau, aber in diesem Augenblick hupte es unten-Semir, Andrea, Ayda und Lilly waren eingetroffen und jetzt gingen sie erst mal alle miteinander nach unten, um ihre Freunde zu begrüßen.

    Ach du heilige Sch....!
    Jetzt soll aber Gabriel ordentlich provoziert werden, was auch problemlos gelingt!
    Susanne und Jenny als Nonnen, Anna Engelhard als Mama-jetzt haben sie aber alle Register gezogen! :D
    Allerdings weiss ich nicht, ob Gabriel, der ja sehr intelligent ist, jetzt so einfach in die gestellte Falle tappt, denn noch können sie ihm ja die Morde noch nicht nachweisen und bisher hatte er auf jede Frage eine logische, wenn auf falsche Antwort.
    Ich bin schon sehr gespannt, wie das weiter geht-und ach ja-man merkt, dass Gabriel weder in ner Klosterschule war, noch je in ner kirchlichen Einrichtung gearbeitet hat, sonst hätte er nicht so eine hohe Meinung von Ordensleuten ;) .

    Frau Krüger packt aus!
    So wie wir uns das schon gedacht haben, kennt Ben eben auch Semir in- und auswendig und konnte sein Verhalten voraussagen. Um den, dessen Familie und auch seinen Vater und Julia nicht in Gefahr zu bringen, hat er gemeinsam mit Frau Krüger eine Geschichte ausgesponnen, die ihn in den Augen der Mafia völlig integer wirken lässt. Verdammt noch mal ist das bitter für Semir, denn er wird sich das nie verzeihen, dass er sich hat täuschen lassen und dann auf seinen Freund geschossen hat! ;(
    Auch Hartmut war eingeweiht, man hat mit Platzpatronen, Betäubungsmitteln und allen Schikanen gearbeitet, um die Mafia hinters Licht zu führen, aber leider ist das auch mit Semir gelungen-was für eine Katastrophe!