Beiträge von susan

    „Wer bist du? Schreibst du etwa auch Geschichten?“, fragte nun Milena die junge, so kindlich wirkende Frau neugierig. Sarah hatte sich inzwischen beruhigt und gemeinsam mit den beiden anderen den Kellerraum durchsucht, aber da bestand keine Möglichkeit zur Flucht. Durch ein winziges Oberlicht knapp unter der Decke war zwar die Sauerstoffversorgung gesichert und man konnte erkennen, dass es draußen noch stockfinster war, aber weil die Tür nur einen Spalt geöffnet worden war, hatten sie auch da keine Chance gehabt, ihren Entführern zu entkommen.
    „Was für Geschichten?“, erwiderte Natascha unwirsch. Sie hatte noch nie freiwillig gelesen und würde in hundert Jahren nicht auf die Idee kommen etwas zu schreiben-das höchste der Gefühle war eine WhatsApp-Nachricht, oder ein kurzer Kommentar auf Facebook. „Warum bist du dann hier und wie heißt du?“, fragten nun die drei anderen und stellten sich mit ihren Vornamen vor. „Ich wollte meinem Freund einen Gefallen tun, aber das hat meinem Kollegen nicht gefallen-und ach ja-ich heiße Natascha!“, beantwortete die junge Frau die Fragen und nun versteifte sich Sarah. So häufig war der Name Natascha ja nicht und so fragte sie: „Bist du dann eine Kollegin meines Mannes und machst gerade ein Praktikum in der PASt?“, wollte sie wissen, obwohl die Frau noch verdammt jung aussah, aber da konnte man sich täuschen. Jetzt wurde sie von Natascha verständnislos gemustert. „Welche PASt-was soll das sein? Nein ich arbeite als Bedienung in einem Club und mein Freund ist der bestaussehende Mann auf Gottes Erdball!“, prahlte sie. „Und Ben wird uns hier schon rausholen!“, fügte sie hinzu und jetzt blieb Sarah die Luft weg. So viele Zufälle konnte es gar nicht geben! „Wie heißt dein Freund noch und wie genau sieht er aus?“, fragte sie nach und als Natascha den Namen Ben Käfer erwähnte und dann genauestens Sarah´s Mann beschrieb, schwankte die zwischen Fassungslosigkeit und Entsetzen. Das konnte doch nicht wahr sein! Spielte Ben tatsächlich doppeltes Spiel und hatte nebenbei eine Geliebte? Und dann noch dieses Flittchen, das auf den ersten Blick aussah wie 14, aber sich dann als halbe Prostituierte entpuppte, so wie sie sprach, ihrer Kleidung nach und auch nach dem, was sie von sich erzählte!

    Elisa und Milena hatten dem Gespräch gebannt gelauscht und ihnen war Sarah´s abwehrende Haltung und ihr Entsetzen auch aufgefallen. Bekam ihre virtuelle Feindin gerade die gerechte Strafe und ihr ach so geliebter Ben/ Luke war auch nur ein Mann, der jedem fremden Rock nachlief und sie nach Strich und Faden betrog? „Ja, ja-Männer, die sind doch alle gleich, sobald da ein weibliches Wesen mal mit dem Hintern wackelt, sind sie weg-und dich lassen sie mit den Kindern sitzen!“, philosophierte Elisa, vermutlich aus eigener Erfahrung und aktuell konnte Sarah auch nicht widersprechen, zu tief saßen der Schock und das Entsetzen. Manchmal dachte sie, sie wäre in einem bösen Traum gefangen. Ihr Leben, so wie es gewesen war, ging gerade komplett den Bach runter-alles was ihr blieb, wenn sie den Kellerraum nochmals lebend verlassen sollte, waren ihre Kinder und ihre anscheinend unerwiderte Liebe zu ihrem Mann, der sie dabei nach Strich und Faden betrog. Jetzt zog sich Sarah in eine Ecke zurück und sank auf die Matratze-sie musste nachdenken und in ihrem Kopf drehte sich alles. Nebenbei war ihr jetzt verdammt kalt-kam diese Kälte von innen raus? Aber auch die leicht bekleidete Natascha fröstelte, nur die beiden anderen Grazien hatten sich aus Milena´s Koffer bedient und jeweils eine warme Jacke, bzw. einen Pulli über gezogen-die Größe passte auch. Sie dachten gar nicht daran, Sarah oder der Kindfrau ebenfalls etwas Warmes anzubieten und so zog Sarah eine der Wolldecken heran und wickelte sich ein und Natascha machte mit der zweiten Decke dasselbe.

    In diesem Moment hörten sie von draußen Geräusche und ersticktes Aufstöhnen. Fand da gerade ein Kampf statt? Nun schrie ein Mann kurz und gequält auf und Sarah standen jetzt die Haare zu Berge-das war eindeutig Ben´s Stimme gewesen und als nun erneut der Riegel geöffnet und ein blutiger Körper herein geworfen wurde, erhoben sich die vier Frauen und starrten entsetzt und fassungslos auf das Bild, das sich ihnen bot.

    Semir und die Chefin hatten sich am Telefon kurz geschlossen. „Mir macht es Sorgen, dass ich Ben nicht erreichen kann! Ich denke aus dem Fall sind wir raus, wir sind aufgeflogen, aber vielleicht sollten wir für alle Fälle in dem Club eine Razzia veranstalten, falls die so dumm gewesen sind und doch begonnen haben zu spielen-außerdem muss man den PC dort beschlagnahmen, nach Aussagen einer Informantin gibt es wohl ein Verteilersystem, nach dem die Spieler über aktuelle sichere Spielorte informiert werden, das kann man sicher auswerten!“, schlug Semir vor und die Chefin versprach das zu veranlassen. „Vielleicht kann Susanne herausfinden wo Ben steckt, ich fahre jetzt für alle Fälle mal die Strecke vom Club zu seinem Haus ab, nicht dass da was passiert ist!“, verkündete Semir-„und ach ja, ich glaube wir sollten auch Hartmut aus dem Bett schmeißen, Ben hat mir vorher erzählt, dass seine Frau verschwunden sei und er auf ihrem Laptop verstörende Neuigkeiten gefunden hat, mehr wollte er mir aber am Telefon nicht sagen und er klang ganz komisch dabei, ich denke da ist Hartmut unser Mann dafür!“, teilte er Kim Krüger mit und die stimmte ihm in vollem Umfang zu.

    Susanne meldete sich dann auch bei Semir und sagte: „Ich habe Ben´s Aktivitätenprotokoll verfolgt-er war anscheinend am früheren Abend erst in Chorweiler-da hatte er mich zuvor gebeten das Handy seiner Frau zu verfolgen. Ich weiß, dass das nicht ganz korrekt war, das für ihn zu machen, aber ich habe ihm die ungefähre Adresse mitgeteilt, wo sich das zuletzt eingewählt hat-ich habe für ihn auch alle Krankenhäuser Kölns nach Sarah abgesucht. Dann sollte ich heraus finden, wie viele weiße Dreier-BMW mit einer bestimmten Zahlenkombination im Kennzeichen in Köln gemeldet sind, aber ich habe das erst vorhin gerade nachschauen können, irgendwie ist nämlich heute die Hölle los und ich bin im ganzen Nachtdienst bisher noch nicht dazu gekommen, mir bloß einen Kaffee zu holen.“, teilte sie Semir mit. Sie gab ihm die Adresse in Chorweiler und dann noch eine weitere in Holweide durch-es gab nämlich nur einen einzigen weißen BMW in Köln, auf den sämtliche Angaben passten und Semir notierte sich die beiden Anhaltspunkte, wobei er keine Ahnung hatte, was der Wagen mit ihrem Fall zu tun hatte. „Ben´s Handy konnte ich zuletzt vor einer dreiviertel Stunde auf halber Strecke zwischen seiner Wohnung und dem Club orten, aber jetzt ist es tot und als ich geschaut habe, wo der Dienstwagen steckt, muss ich dir leider mitteilen, dass der bei Ben zuhause steht und sich die letzten Stunden nicht mehr bewegt hat!“, gab Susanne alle Informationen weiter, um die sie gebeten worden war und jetzt lag es an dem kleinen Türken und Hartmut, da die Puzzleteile zusammen zu setzen!

    Oh nein-Niilo!
    Gerade habe ich den jungen Kollegen von Ben begonnen ins Herz zu schließen, da wird der kurz nach seinem Telefonat mit Thore zum Opfer des Mörders von Kimmo-ich kann nur hoffen, dass er überlebt, aber schlimm genug, wenn der das kaputte Knie des jungen Mannes noch völlig zerstört!
    Hoffentlich kommt schnell Hilfe, denn sowas hat niemand verdient und der ehemalig Teamkollege hat vermutlich ordentlich einen an der Klatsche- Ben beeil dich! =O

    Oh Gott, oh Gott-jetzt ist so ziemlich alles aus dem Ruder gelaufen!
    Konrad hat zwar anscheinend doch noch lichte Momente und Familiensinn, aber leider nützt ihm das nichts! Er wird nieder geschossen und Ben gelingt es in seiner Verzweiflung die Kabelbinder abzureißen-das waren dann aber die Dünnen, nicht wahr? ;)
    Inzwischen wimmelt es beinahe vor Toten im Jäger´schen Haus, aber ich hoffe, dass Ben und sein Vater da nicht dazu gehören, aber ich mache mir furchtbare Sorgen deswegen! =O Jetzt hoffe ich, dass du wirklich bald weiter schreiben kannst, wie du ja gehofft hast, die Spannung ist nämlich kaum auszuhalten, Anne!

    Natascha hatte sich, während sie auf das Eintreffen der Zocker und vor allem ihres Mr. Sexy wartete, an den Türsteher ran gemacht. „Komm ich bring dir einen Kaffee zum Ausnüchtern!“, sagte sie freundlich, nachdem er den achten Whiskey gekippt hatte. „Wir haben doch heute noch viel Arbeit-das wird sicherlich spät werden, bis wir ins Bett kommen!“, hatte sie ihn versucht vom weiteren Trinken abzuhalten. Als sie sah, dass er ein wenig hinkte, hatte sie ihn gefragt: „Soll ich dir eine Schmerztablette bringen? Ich sehe doch, dass dir beim Laufen was weh tut!“, hatte sie angeboten und er hatte zugestimmt, beim Sturz von der Mauer hatte er sich nämlich ordentlich verprellt und daraufhin war er schon das erste Mal wütend geworden. Als dieser kleine Typ mit den bunten Haaren ihm dann zusätzlich das Knie in seine Weichteile gerammt hatte, war es mit seiner Beherrschung vorbei gewesen und er hatte das Messer gezogen. „Aber der, der dafür verantwortlich ist, lebt nicht mehr!“, prahlte er nun erneut vor Natascha. „Merk dir das-es ist lebensgefährlich sich mit mir anzulegen!“, machte er ihr klar und war zufrieden als die junge Frau erwiderte: „Aber das weiß ich doch und bin froh, dass du auf uns alle hier aufpasst!“

    Er war dann eine Weile im Hinterzimmer verschwunden und ein lautes Schnarchen hatte verraten, dass er zumindest den ersten Rausch ausschlief, während sein Kollege den Job vorübergehend alleine machte, aber gegen Mitternacht war er dann von selber wieder ein wenig nüchterner aufgewacht und hatte sich nach einem weiteren Kaffee, serviert von Natascha, an der Tür postiert, um die Eintreffenden zu kontrollieren. Die Gesichter der Zocker aus der illegalen Runde kannte er jedes Einzelne und er hatte vom Chef auch die strenge Order, wer herein durfte und wer nicht. Schon am Nachmittag nach seiner Rückkehr aus Ehrenfeld, hatte ihn Natascha wie beiläufig gefragt, wie es denn mit den beiden neuen Spielern aussah, aber so betrunken er da auch gewesen war, er war sich sicher gewesen, dass er ihr gesagt hatte, dass die laut Chef nicht zugelassen waren und auch dem Verteiler nicht zugefügt würden. Wenn der Boss etwas anordnete, dann befolgte man ohne Rückfragen dessen Anweisungen, sonst würde man das teuer bezahlen.

    Darum konstatierte er erstaunt, dass plötzlich der eine-der kleinere der beiden- von Natascha in den Club geführt wurde. Sie kamen von Richtung Hintereingang, also musste dieses Biest ihn wohl herein gelassen haben und eine große Wut überkam ihn. Meinte sie er war doof? Und außerdem würde das auf ihn zurück fallen, er hatte vom Chef einen klaren Auftrag erhalten und sollte diese beiden Typen, wenn sie denn heute auftauchten, nicht einmal in den vorderen Bereich, geschweige denn ins Hinterzimmer lassen. „Tut mir leid-wir sind heute schon voll, eine Geburtstagsfeier-geschlossene Gesellschaft!“, wimmelte er dann die Gäste normalerweise ab und zusammen mit seinem Aussehen und dem seines Kollegen, der nicht minder vor Muskeln nur so strotzte, allerdings war das bei dem auf Kosten der Hirnmasse gegangen und der war nur ein stumpfer Befehlsempfänger, hatte das bisher immer genügt, um ungebetene Besucher fern zu halten. Jetzt aber befand sich der kleine Typ plötzlich inmitten des Lokals und Natascha schob ihn gerade wie zufällig in Richtung Hinterzimmer. Eigentlich war die Runde ziemlich vollständig, es war bereits 1.45 Uhr und das Spiel konnte in Kürze beginnen. Natascha strebte jetzt wieder an ihren Platz hinter der Theke und sah gebannt auf den kleinen Bildschirm, der die Bilder vom Haupteingang dorthin übertrug, so konnte man im Falle einer Poizeirazzia, die es ja schon ewig nicht mehr gegeben hatte, sofort auf einen geheimen Knopf drücken und die Spieler im Hinterzimmer warnen, die dann ihr Geld an sich nahmen und sich beiläufig ihren Getränken widmeten. Sie aber hielt Ausschau nach ihrem Mr. Sexy, der in Kürze nachkommen würde, wie ihr sein Kumpel versichert hatte. „Mein Freund ist gerade ein bisschen erkältet“, verriet er ihr-ja das hatte sie sich wegen seiner rauen Stimme am Nachmittag am Telefon schon gedacht. „Er hat sich noch ein wenig hin gelegt, aber das Spiel lässt er sich natürlich nicht entgehen, er hat mich gerade angerufen, er ist schon unterwegs!“, hatte Semir verkündet, als sie ihn durch die Hintertür rein geschleust hatte.

    Der Türsteher beschloss nun den Oberboss anzurufen. Der Betreiber des Clubs hielt sich bereits im Hinterzimmer auf, um die Gäste zu begrüßen, vielleicht würde der wegen dem neuen Zocker ein Auge zudrücken, aber das durfte nicht sein! Er hatte als Einziger die private Handynummer des Chefs und obwohl –oder gerade weil-der ihm am Nachmittag, nachdem er den Jungen abgestochen hatte und sie die Frau zu den beiden anderen gebracht hatten, gehörig den Kopf gewaschen hatte, war er ihm treu ergeben und würde einfach dessen Anweisungen befolgen. So ging er zur Toilette und wählte dort die Nummer, bis eine verschlafene Stimme sich meldete, dann aber plötzlich hellwach klang, als er sein Dilemma schilderte. „Schmeißt den kleinen Typen auf alle Fälle raus, der spielt nicht mit und fangt auf gar keinen Fall an, bevor der nicht weg ist. Vielleicht sollten wir aus Sicherheitsgründen das Spiel heute sowieso besser absagen, ich verständige den Clubbesitzer persönlich. Und dann kaufst du dir die falsche Hexe und bringst sie zu den anderen drei Weibern, ich sag dir dann morgen, was wir mit denen anfangen, aber jetzt muss die Kleine erst mal von der Bildfläche verschwinden, ich mag keine Laus im Pelz, die sich nicht an meine Anordnungen hält!“, befahl er und legte auf.

    Der Türsteher, dem seine verprellte Seite immer noch ziemlich weh tat, überlegte nun kurz-er hatte echt keine Lust auf ein Handgemenge und würde jetzt die eine Aufgabe an seinen vor Anabolikamuskeln nur so strotzenden Kollegen delegieren. Mit der kleinen Natascha würde er spielend fertig werden und so flüsterte er seinem Kollegen etwas zu-inzwischen war es auf der Straße vor dem Club ruhig geworden- und gemeinsam strebten sie nun Richtung Hinterzimmer. Dort hatte sich der kleine Zocker schon erwartungsvoll unter die Menge gemischt, sah aber immer wieder suchend Richtung Eingang, als ob er noch auf jemanden warten würde. „Greif ihn dir und wirf ihn raus-Anweisung vom Oberboss!“, befahl er dann kurz und der tumbe Muskelprotz nickte. Wenig später spürte Semir eine Pranke wie ein Klodeckel, die sich schwer auf seine Schulter legte und der riesige Türsteher brummte: „Mitkommen-du hast hier nichts zu suchen!“, und zerrte ihn Richtung Ausgang. Semir checkte blitzschnell die Lage. Verdammt-irgendwie waren sie aufgeflogen, Natascha´s Plan, sie da einfach einzuschleusen, hatte wohl nicht funktioniert, aber von Ben war weit und breit nichts zu sehen. So ließ er sich zwar gewollt widerstandslos aus dem Hinterzimmer ins eigentliche, fast menschenleere Lokal führen, auch um den Typen in Sicherheit zu wiegen, aber sobald sie den Raum verlassen hatten, wirbelte er herum und bis sich der Muskelprotz versah, hatte ihn Semir, die Hebelwirkung ausnutzend, mit einem Judogriff zu Boden geworfen. Semir sah sich prüfend um, aber weder von Natascha noch von Ben war etwas zu sehen und so suchte er sein Heil in der Flucht, denn gerade rappelt sich der Koloss, vor Wut brüllend, wieder auf und der Barkeeper und einige andere Angestellte näherten sich ebenfalls. Der Typ wog sicher doppelt so viel wie er und war jetzt wütend wie ein gereizter Grizzlybär-wenn ihn der nochmals in die Finger bekam, würde der Hackfleisch aus ihm machen und so rannte Semir los, verpasste dem Barkeeper, der jetzt über den Tresen gesprungen war, um ihn aufzuhalten, einen Handkantenschlag, der ihn stöhnend zu Boden gehen ließ, warf ein paar Stühle um und während er nach draußen ins Freie floh und sich gehetzt nach einem Versteck umsah, überlegte er verzweifelt, was er jetzt machen sollte und wie er Ben warnen konnte.
    Das Glück war ihm hold, denn gerade fuhr ein Taxi langsam um die Ecke und bevor die wild gewordene Meute sich an seine Fersen heften konnte, saß Semir drinnen und rief: „Geh aufs Gas-es soll dein Schaden nicht sein!“, und schon heulte der Motor auf und der junge Taxifahrer sagte grinsend: „Schon immer warte ich mal auf sowas-getoppt würde es nur noch, wenn sie jetzt sagen würden: Folgen sie diesem Fahrzeug!“, und dann ging er aufs Gas und Sekunden später war Semir in Sicherheit.
    Der versuchte nun Ben anzurufen, aber der war nicht erreichbar und so wählte Semir fluchend Susanne´s Nummer: „Susanne-wir sind aufgeflogen, versuche bitte Ben zu erreichen oder sein Handy zu orten, ich erwische ihn nicht. Der soll sich von dem Club fern halten, die machen sonst Hackfleisch aus ihm!“, teilte er ihr mit und ließ sich jetzt kurz entschlossen vom Taxi zu seinem Wagen bringen, der ja an einem zentral gelegenen öffentlichen Parkplatz stand. Dann holte er die Chefin aus dem Bett und gemeinsam überlegten sie, wie es nun weiter gehen sollte.

    Natascha hatte nicht gewusst wie ihr geschah. Gerade hatte sie noch gebannt auf den Monitor gestarrt, als plötzlich der immer noch ein wenig betrunkene Türsteher sie am Arm packte und grob Richtung Hintereingang zerrte. „Was soll das? Hey lass mich los, was willst du denn von mir?“, rief sie empört, aber erst als sie wie eine Puppe gepackt und in den Kofferraum gesteckt wurde, ahnte sie, dass sie sich in großer Gefahr befand. Nach einer relativ kurzen und unbequemen Fahrt holte sie der Türsteher, den sie immer zu ihren Freunden gezählt hatte, wieder heraus und stieß sie vor sich her eine Treppe hinab. Anscheinend befanden sie sich in einem verlassenen Fabrikgelände, die es in manchen Gegenden Kölns zuhauf gab. Als sie den Mund öffnete, um zu schreien, fuhr er sie grob an-ein wenig lallte er immer noch vom Whiskey: „Halt die Klappe, aber es ist auch egal wenn du brüllst-hier ist niemand der dich hören wird!“, fauchte er und nun war Natascha plötzlich ganz still und sah mit vor Schreck geweiteten Augen auf die Leiche am Boden, die wie achtlos hingeworfen in der Ecke lag und sie mit weit geöffneten Augen klagend anzusehen schien. Dann wurde aber schon ein Riegel geöffnet und man stieß sie grob in einen notdürftig von einer nackten Glühbirne erleuchteten Kellerraum, in dem sich schon drei Frauen befanden und jetzt brach die Kindfrau erst einmal in Tränen aus.

    Ach du heilige Sch...-äh sorry, wäre beinahe über mein Ziel hinaus geschossen :rolleyes: .
    Kevin ist tatsächlich zurück, aber vermutlich fehlen ihm in seiner kaputten Birne ein paar Jährchen und auch sonst ist er nicht mehr taufrisch, sonst wäre er ja zu Jenny gegangen, zu Ben und Semir oder wem auch immer, aber er hätte sich doch nicht in dem alten Punkerhaus seiner Jugend versteckt! ;(
    Dort ist er ein leichtes Opfer für Patrick, der aber anscheinend keine Befriedigung darin findet, seinen Widersacher gleich abzuknallen-nein er will eine perfidere Rache, dieses Aas-aus der Vorschau wissen wir ja schon was für eine! =O

    Ein ergreifendes Kapitel!
    Ach ist das schön-Ben wird wach und Semir ist bei ihm, hält seine Hand und schläft sogar auf der Decke-ich kann mir dieses friedliche Bild so richtig gut vorstellen!
    Und jetzt kommt es auch noch zum klärenden Gespräch zwischen den beiden Freunden, Ben hat in vollem Bewusstsein seine für ihn beinahe tödliche Entscheidung getroffen, um seinen Freund zu retten und das Schönste ist-er ist ihm auch nicht böse deswegen.
    Ich kann mir vorstellen, welcher Stein trotz aller Schuldgefühle von Semir´s Herz geplumpst ist-die beiden sind immer noch Partner und auch ich werde heute mit einem warmen Gefühl im Bauch durch den Tag wandeln-super emotional geschrieben, sowas gefällt mir! <3

    Sarah hockte immer noch wie ein Häufchen Elend auf dem Boden, die Tränen liefen ihr über die Wangen, sie betrachtete ihre blutigen Hände und flüsterte nur immer: „Nein Felix-das habe ich nicht gewollt, es tut mir so leid, aber das macht dich auch nicht mehr lebendig!“ und die beiden Frauen musterten sie zugleich entsetzt und dann doch wieder neugierig. Dann fasste sich die ältere der beiden ein Herz, ging die paar Schritte zu Sarah und beugte sich zu ihr herunter, allerdings betrachtet sie argwöhnisch das Blut auf deren Kleidung und fragte schließlich: „Was wird hier eigentlich gespielt? Wer bist du, warum wurden wir entführt und hier eingesperrt und wo kommt das ganze Blut her?“, fragte sie und nun hob Sarah den Blick. Einen kurzen Moment ging ihr Temperament mit ihr durch und sie schrie: „Wenn ihr beiden blöden Weiber nicht mit dem Doppelaccount angefangen hättet, dann wäre das hier alles nicht passiert! Mein Freund Felix ist tot, er wurde ermordet, weil er mir geholfen hat, euch zu überführen und jetzt- jetzt ist das alles so sinnlos und nichtig geworden, aber ein netter, hilfsbereiter junger Mann hat die ganze Scheiße mit dem Leben bezahlt!“, schluchzte sie und brach dann völlig zusammen.

    Der Rücken der Frau mit der Kurzhaarfrisur hatte sich für einen Moment versteift, als sie gewahr wurde um wen es sich vermutlich bei der jungen Frau handelte, aber jetzt berührte sie sie zart und mitfühlend an der Schulter und sagte leise: „Ich habe zwar immer noch keine Ahnung wie das hier alles zusammen hängt, aber du bist Sarah, nicht wahr?“, fragte sie, denn Sarah hatte es versäumt sich ein Pseudonym zuzulegen, sondern postete unter ihrem Vornamen. Sarah nickte unter Tränen und nun war auch die zweite Frau, die auf einmal gar nicht mehr so fremd und böse erschien, wie sich Sarah vorgestellt hatte, näher getreten. „Du willst sagen, dass wegen dieser Sache jemand umgebracht worden ist und das der Grund dafür ist, dass wir entführt wurden und jetzt alle miteinander hier festgehalten werden?“, fragte sie fassungslos im Licht der kahlen Glühbirne die von der Decke baumelte und Sarah nickte unter Tränen. „Aber was macht das denn für einen Sinn-diese ganzen Geschichten, die wir alle miteinander schreiben, entstehen doch nur in unseren Köpfen, wie kann sich da jemand deshalb bedroht fühlen?“, dachte sie laut nach und Sarah flüsterte nun: „Na ein gewisser wahrer Anteil ist da schon dabei-zumindest bei meinen Storys und diese ganzen Krankenhauskapitel, die ihr so langweilig findet, schildern eigentlich meinen Arbeitsalltag und dazu so einige Dinge, die meinem Mann zugestoßen sind, der ist nämlich auch im wirklichen Leben Polizist!“, beichtete sie und nun sahen die beiden Frauen sie an und ihnen dämmerte die Erkenntnis: „Dann gibt es Luke und Ali also wirklich?“, fragten sie nach und Sarah konnte nur erschöpft nicken. „Ach du liebe Güte, was für ein Schlamassel!“, bemerkte die ältere Frau bedrückt und nun holte sie erst einmal eine Wasserflasche, zwang Sarah ein paar Schlucke zu trinken und dann wusch sie notdürftig ihre blutigen Hände über dem Eimer und trocknete mit einem alten Handtuch, das ebenfalls bereit lag, dieselben ab.
    „Und was machen wir nun?“, fragte die jüngere Frau, also vermutlich Milena und Sarah zuckte nur mit den Schultern-gerade wusste sie gar nichts mehr, sie begann vor Schock zu zittern und erneut brach eine Tränenflut aus ihr heraus.

    Ben hatte ungläubig Sarah´s aktuelle Geschichte gelesen-um Himmels Willen, das war ja schlimmer als er je zu träumen gewagt hätte! Hier wurden eins zu eins im Detail ihre polizeilichen Ermittlungen geschildert, aufgefüllt wurde das Ganze nur noch durch eine Lovestory, aber die konnte man vernachlässigen. Fakt war, wenn die das veröffentlichte und irgendein Ganove und schlimmstenfalls der Maulwurf selber bekam die Story zu Gesicht, dann war er immer über ihre nächsten Schritte informiert-und völlig niedergeschlagen wurde Ben nun klar, dass vermutlich genau das stattgefunden hatte, darum kamen sie einfach mit ihren Ermittlungen nicht voran.
    Auch wenn er eigentlich eine Stinkwut auf Sarah hatte-wie konnte die nur Dienstgeheimnisse ausplaudern, fasste er sich dann doch wieder selber an den Ohren. Warum musste er ihr auch detailgenau alles erzählen? Außer dass er keine Namen genannt hatte, war die Story wie ein Bericht –allerdings musste er bei allem Ärger zugeben, dass Sarah´s Geschichte sich flüssig las, einen Spannungsbogen aufbaute und orthographisch und auch logisch völlig korrekt war-er hätte ihr solches Talent überhaupt nicht zugetraut. Wenn sie es nur für etwas Ungefährlicheres benutzt hätte! Gerade hatte er allerdings wieder einen Hustenanfall, der in wahnsinnigen Brustschmerzen gipfelte. Sein Innerstes fühlte sich an wie eine große Wunde und als der Hustenreiz verebbte, blieb er erst einmal eine Weile erschöpft liegen-er hatte jegliches Zeitgefühl verloren und das Fieber tobte zudem in seinem Körper. Von Susanne hatte er immer noch nichts gehört, die hatte anscheinend noch nichts bezüglich des Wagens heraus gefunden, sonst hätte sie ihn verständigt und ihm war klar, dass es jetzt an der Zeit war, Semir Bescheid zu sagen.

    Als er auf die Uhr sah war es bereits 1.30 Uhr. Hatte er tatsächlich geschlafen? Er war sich dessen gar nicht bewusst geworden, aber jetzt griff er zum Telefon und wählte Semir´s Nummer. Eins war klar, er konnte seinem Freund, der ja durch Sarah´s Unvorsichtigkeit genauso wie er betroffen war, nicht einfach so am Telefon die ganze Wahrheit mitteilen, außerdem wusste er immer noch nicht, was mit seiner Frau war. Lag die tatsächlich irgendwo mit ihrem Liebhaber im Bett, oder war ihr etwas geschehen? Dazu kam noch Natascha´s Aussage, dass der Türsteher ihres Clubs anscheinend einen Mord begangen hatte-vielleicht hing das Ganze irgendwie zusammen-er konnte nur hoffen, dass das Opfer nicht Sarah gewesen war und eine furchtbare Angst um sie überkam ihn.
    Als sein Freund sich meldete, sagte er: „Semir-ich komme wie ausgemacht jetzt zu dir in den Club, in dem Natascha arbeitet und dann hoffen wir, dass wir entscheidende Neuigkeiten über unseren Maulwurf heraus finden. Ich denke dass der auf jeden Fall die ganze Zeit verhindert hat, dass wir erfahren, wo teuer gespielt wird, weil er immer über unsere Ermittlungen auf dem Laufenden war, wie genau das zusammen hängt muss ich dir persönlich erzählen-nur so viel: Sarah ist ebenfalls an dieser ganzen Sache beteiligt, ich war gerade an ihrem Laptop und habe die Beweise und jetzt ist sie verschwunden!“, berichtete er in der Kurzfassung und nun fragte Semir ungläubig durch den Hörer: „Wie bitte-das ist doch nicht dein Ernst, um Himmels Willen!“, rief er völlig entsetzt und seine Gedanken fuhren Karussell. „Ich fahr jetzt los, werde es aber vielleicht nicht ganz pünktlich schaffen, ich muss mich nämlich noch schnell umziehen und Pomade in die Haare schmieren-geh du doch inzwischen rein und sage Natascha, dass ich schon unterwegs bin und jetzt lassen wir diese ganzen Typen auffliegen und bringen Licht ins Dunkle!“, machte Ben sich selber Mut und warf dann erst nochmals ein paar Aspirintabletten ein-das musste doch langsam besser werden! Danach schlüpfte er in sein Spieleroutfit, gelte seine Haare und schwang sich dann stöhnend in seinen Porsche-den Dienstmercedes konnte er nicht nehmen, das war zu eindeutig, dass der ein Polizeifahrzeug war und bis er ein Taxi geordert hatte, würde zu viel Zeit vergehen.

    Unter weiteren Schwindelattacken fuhr er durchs nächtliche Köln Richtung Rotlichtviertel und schaute sich gerade in einer Nebenstraße, wo auch der rückwärtige Ausgang des Clubs war, nach einem Parkplatz um, da sah er plötzlich, wie Natascha von einem Typen wie ein Schrank aus dem Hintereingang gezerrt und trotz heftiger Gegenwehr in den Kofferraum eines Wagens gestoßen wurde, der bulllige Mann, in dem Ben den Türsteher erkannte, setzte sich daraufhin ans Steuer und fuhr in leichten Schlangenlinien, als wenn er betrunken wäre, davon und kurz entschlossen folgte ihm Ben. Er griff auch gleich nach seinem Handy, um Semir und die Kavallerie zu Hilfe zu holen, da stellte er voller Verdruss fest, dass gerade sein Akku schlapp machte. Gut-er hatte ja ein Ladegerät im Wagen, aber als er in der Mittelkonsole danach greifen wollte, fiel ihm siedend heiß ein, dass das ja im Dienstmercedes lag. Verdammter Mist-jetzt blieb ihm nichts anderes übrig als dem Fahrzeug zu folgen und an dessen Ziel dann irgendwie Semir und die Kollegen zu verständigen. Er merkte sich auch das Kennzeichen der Karosse und beschattete möglichst unauffällig die Limousine, die zügig Richtung Ehrenfeld strebte und dort in einer dunklen Gasse verschwand.

    Na Gott sei Dank-Alex und Caro haben sich wieder versöhnt, ihre Differenzen ausgeräumt und Alex wird zwar ein bisschen spät, aber immerhin zur Geburtstagsparty eingeladen. Jetzt bin ich ja auf das Geschenk gespannt an dem Alex sich nun beteiligt hat, ohne zu wissen, wofür er zahlt-ui, ich befürchte, das ist nicht so in seinem Sinne, genau so wenig wie das Kleid, das Caro ausgesucht hat-oh herrliche Eifersucht!

    Kaum sind Semir, Ben und Paul alleine, konfrontieren die beiden deutschen Polizisten ihn mit den Erkenntnissen um Niilo. Ben windet sich und wollte da mit Sicherheit kein Geheimnis draus machen, nein er findet es sogar doof von der finnischen Chefin, dass sie Niilo da mit nach Deutschland geschickt hat- hier würde man das wegen Befangenheit wohl vermeiden, aber andere Länder, andere Sitten! Übrigens gruselt es mich jedes Mal, wenn ich den Ausdruck "Totenwinter" lese, das macht mir fast ein wenig Angst!
    Ben kontrolliert noch mal vorsichtshalber nach, ob sein Kollege auch keine Alleingänge macht, aber anscheinend ist alles in Ordnung-hmm, warum habe ich jetzt gerade so ein ungutes Gefühl? :/
    Bei der Obduktion zeigt sich in meinen Augen klar, dass dieser Mord irgendetwas mit der früheren U 18-Mannschaft zu tun hat, also ich würde in dieser Richtung weiter ermitteln, aber mal sehen ob die Profis da dieselbe Idee haben wie ich!

    Ben war in seinen Dienstmercedes gestiegen. Während er Richtung Chorweiler fuhr, überliefen ihn immer wieder Kälteschauer und er fühlte sich wie ausgekotzt, aber trotzdem konnte er jetzt nicht untätig im Bett liegen. Er musste jetzt einfach Gewissheit haben, wie es zwischen Sarah und ihm stand. Er hatte auch keinen Plan, was er zu ihr sagen sollte, wenn er sie tatsächlich aufspürte-vielleicht war sie ja gerade mit ihrem Liebhaber zugange und wenn er nur daran dachte, wütete die Eifersucht wie ein wildes Tier in seinem Bauch. Dabei war er vielleicht selber ein wenig schuld. Er hatte ihr zwar immer von seiner Arbeit erzählt und das hatte ihn erleichtert, aber hatte er Sarah in letzter Zeit einmal gefragt, was sie beschäftigte? Sie hatte manchmal anklingen lassen, dass es zwar einerseits wunderschön war, dass sie mit den Kindern ein paar Jahre zuhause bleiben konnte, ohne sich finanzielle Sorgen zu machen, sie beide konnten sich nämlich nicht vorstellen ihre Mäuse in eine Krippe zu geben, damit Sarah arbeiten konnte, was außerdem wegen dem nicht regelmäßigen Schichtdienst im Krankenhaus sowieso schwierig war. Aber andererseits vermisste Sarah ihren geliebten Beruf, das Team und den ganzen Tag nur Windeln wechseln und Heimchen am Herd spielen, füllte sie auch nicht aus. Ben hatte schon lange darauf gewartet, dass sie wieder ein paar Tage im Monat, meistens Wochenenden, arbeiten ging, wie sie es vor Mia-Sophie´s Geburt gemacht hatte und das wäre auch jederzeit dank Hildegard möglich, die die Zeiten, wenn er ebenfalls arbeiten musste, abdeckte.

    Dieses neue Hobby-Geschichten schreiben- war vermutlich auch etwas, was eine gewisse innere Leere kompensieren sollte und gerade fiel Ben auch ein, dass er keinerlei Ahnung hatte, was für Sachen seine Frau überhaupt schrieb. Schrieb sie Märchen für Kinder-oder vielleicht Pferdegeschichten? Er erinnerte sich dunkel, dass er sie das irgendwann mal gefragt hatte, konnte sich aber an keine Antwort erinnern und ehrlich gesagt hatte es ihn auch nicht sonderlich interessiert-er las eigentlich in seiner Freizeit nicht um des Lesens Willen, schon mal Fachliteratur oder Sportzeitschriften, meistens sowieso gleich auf dem Handy, aber ansonsten genügten ihm die Akten in der Arbeit durchaus.

    Endlich war er in Chorweiler angekommen und näherte sich nun der Gegend, die Susanne ihm genannt hatte. Da sah er auch schon ihren Wagen am Straßenrand geparkt. Nicht weit davon entfernt waren ein paar Mietshäuser-na klasse und wo sollte er jetzt suchen, wenn er nicht einmal den Namen dieses Felix´ wusste? Er stellte sein Fahrzeug dahinter ab, stieg aus und umrundete den Kombi, als ob das einen Hinweis auf Sarah´s Aufenthaltsort geben könne. Immerhin hatte der noch alle vier Räder mit den neuen Alufelgen, was in diesem Stadtteil zu nachtschlafener Zeit fast ein Wunder war. Was hatte dieser Felix denn so Besonderes zu bieten? Wer in so einer Gegend wohnte, war sicher finanziell nicht besonders gesegnet, also musste der andere Qualitäten haben und als Ben nun vor seinem inneren Auge ein Bild erschien, wie Sarah mit einem Liebhaber im Bett lag und mit dem den Gipfel der Lust erklamm, musste er sich einen kurzen Moment festhalten, weil ihn eine Schwindelattacke überkam. Oh nein-das war seine Sarah-er wollte sie glücklich machen und wenn es noch möglich war, würde er um sie kämpfen.

    Fast ziellos ging er jetzt die Straße entlang und musterte die Klingelschilder-vielleicht stach ihm ein Name ins Auge, den er schon einmal gehört hatte? Ein paar Häuser weiter las er gerade die Schilder, als auf einmal eine Stimme von oben ihn zusammenzucken ließ. „Suchst du jemanden, Jungchen?“ fragte eine zahnlose Alte und nach kurzer Überlegung, was hatte er denn schon zu verlieren, bejahte Ben die Frage. „Ja ich suche meine Frau, darf ich ihnen ein Bild zeigen-vielleicht haben sie sie ja schon einmal hier gesehen, ihr Auto steht jedenfalls da vorne an der Straße!“, besann sich Ben auf seine Polizeiausbildung. Die Alte hing sicher öfters am Fenster und konnte ihm vielleicht wertvolle Hinweise geben. „Du siehst nicht sonderlich gefährlich aus, also komm rauf!“, lud ihn die Frau ein und dann ertönte auch schon der Türsummer. Ben betrat das Haus und musterte, während er mühsam und unter Schweißausbrüchen die Treppe in den zweiten Stock hinauf stieg, die Türschilder innen. Im Parterre stand der Name Miller an der Tür, das war aber auch der einzige Deutsch klingende Namen im ganzen Haus. „Jetzt hab ich aber Glück gehabt, dass der Türöffner funktioniert hat, sonst hätte ich runter laufen müssen, der geht nämlich nur manchmal!“, erklärte die alte Frau und bat ihn einzutreten. Ben war überrascht wie sauber und aufgeräumt die Wohnung war. Freilich, die Möbel waren alt, aber ansonsten hatte er da schon andere Behausungen in dieser Gegend gesehen! Kurzerhand zog er nun sein Handy hervor und zeigte der Frau Sarah´s Bild. Er nahm gleich das Profilbild auf seinem Handy, das sie lachend mit den Kindern im Arm zeigte. „Hast ne hübsche Frau-und ja, die habe ich heute Nachmittag gesehen!“, erklärte die Alte und Ben sah sie freudig überrascht an. „Und-wo steckt sie?“, platzte er dann heraus und die Frau wiegte mit dem Kopf und antwortete: „Das weiß ich nicht. Ich habe sie gegen vier ne Weile bei den Mülltonnen rum lungern sehen. Dann musste ich ans Telefon und als ich wieder zurück ans Fenster bin-weißte in meinem Alter hat man auf einmal viel Zeit und die Freundinnen sterben einem weg wie die Fliegen, so dass man um jede Abwechslung froh ist und ich sitze oft hier und sehe einfach raus-ist sie gerade zu so einem Typen mit bunten Haaren in den Wagen gestiegen und der ist dann davon gefahren, seitdem habe ich nichts mehr von ihr oder dem Mann gesehen.
    „Wissen sie, was das für ein Wagen war und haben sie sich vielleicht das Kennzeichen gemerkt?“ fragte Ben, nun ganz Polizist und die Frau nickte. „Es war ein weißer, relativ neuer BMW aus der Dreierserie, ich glaube ein F30 Touring, aber beim Kennzeichen weiß ich nur noch, dass vorne ein K für Köln war, dann AU, aber an die Zahlen kann ich mich leider nicht mehr erinnern-wer hätte auch gedacht, dass das nochmal wichtig werden könnte!“, sagte sie vergnügt und mit blitzenden Augen, so dass man den zahnlosen Mund beinahe vergessen konnte. Endlich war etwas los hier! „Aber sie ist freiwillig mitgefahren?“, fragte Ben nun und wunderte sich-ein neuer Dreier-BMW passte nun auch nicht gerade in diese Gegend und eine alte Frau, die sich mit den Modellreihen auskannte ebenfalls nicht, aber vielleicht sollte er einfach aufhören in Schubladen zu denken.

    „Ja-sie ist sogar regelrecht zu dem Auto hin gerannt und der Typ ist dann auch mit quietschenden Reifen los gefahren. Dabei muss sie was verloren haben, ich glaube ihr Handy, denn kurz darauf sind ein paar Jugendliche gekommen, haben etwas vom Boden aufgehoben und sind dann sofort weg gelaufen. Vielleicht solltest du doch zur Polizei gehen, wenn deine Frau abgängig ist!“, riet ihm nun die Alte und Ben zog jetzt seinen Ausweis hervor: „Ich bin die Polizei!“, sagte er dann, hustete gequält und jetzt nickte die Frau erneut. „Dann is ja gut, aber du gehörst ins Bett Jungchen, dich hats ganz schön erwischt und Fieber haste auch!“, stellte sie dann fest und musterte Ben´s fiebrig glänzende Augen und das von Schweiß überzogene Gesicht.
    „Haben sie den Typen im Wagen zuvor schon einmal gesehen, wohnt der vielleicht hier irgendwo?“, fragte nun der Dunkelhaarige, aber das konnte die Alte verneinen. „Ist ihnen sonst noch etwas Ungewöhnliches aufgefallen und wo genau hat meine Frau gestanden, als sie sie beobachtet haben?“, beendete Ben nun seine Befragung und die Alte zog die Stirne kraus. „Komm mal mit ans Fenster, dann zeig ich dir das!“, wies sie ihn an und deutete mit der Hand zu den Müllcontainern, die man versucht hatte mit einem kleinen Gebüsch zu verbergen. Es leuchtete sogar eine schwache Lampe, damit man auch nachts den Weg dorthin fand, Ben würde sich dort gleich noch umsehen. „Ach ja-und meine Nachbarin unter mir war auch total unvorsichtig und hat ihre Wohnungstüre einfach aufgelassen. Ich habe da nen Schlüssel und hab die dann zugezogen, sowas darf man doch hier in der Gegend nicht machen, da wird einem gleich die Bude ausgeräumt!“, plapperte die Alte, aber Ben hörte jetzt gar nicht mehr richtig zu. Das hatte er jetzt nicht gemeint mit dem „Ungewöhnlichem auffallen“. Er gab der alten Frau nun noch seine Karte, bedankte sich und als er langsam die Treppen nach unten ging, musste er sich gut am Geländer festhalten, so schwindlig war ihm.

    Als er den Platz bei den Müllcontainern nun noch inspizierte und auch mit einer Taschenlampe auf den Boden leuchtete, fand er nichts, was auf Sarah´s Anwesenheit hingedeutet hätte, aber er konnte feststellen, dass man von dort die Straße ziemlich gut einsehen konnte, ohne selbst entdeckt zu werden. Was hatte seine Frau hier gemacht und wo steckte sie? Mehr und mehr befiel Ben die Angst-und wenn nun doch etwas passiert war? Für ein Schäferstündchen bestellte man sich normalerweise nicht an so einem Platz zusammen, da nahm man doch eher den Parkplatz eines Einkaufszentrums oder so und so eilig, dass man dann gleich mit quietschenden Reifen davon brausen musste, konnte es ja auch nicht sein. Was war hier nur los? Vielleicht sollte er Susanne bitten, eine Liste der weißen BMW F30, deren Kennzeichen mit K-AU begann heraus zu suchen und so den Halter zu ermitteln-ja genau, das würde er jetzt machen und zugleich würde er nach Hause fahren und Sarah´s Sachen durchsuchen, vielleicht fand er da etwas, was Hinweise auf ihren Verbleib gab. So zückte er sein Handy und bat Susanne um den Gefallen, die aber aktuell etwas Wichtigeres zu tun hatte und sich später melden würde und strebte dann zügig, aber unter weiteren Schweißausbrüchen nach Hause-er würde Sarah finden, egal wo sie sich aufhielt!

    Zuhause angekommen überkam ihn eine erneute Schwindelattacke, er trank etwas, legte sich kurz hin und warf dann nochmals ein paar Grippetabletten ein. Er hatte jetzt keine Zeit zum krank sein, seine Frau wurde vermisst. Nach einer Weile, inzwischen war es kurz vor zehn, holte er Sarah´s Laptop und obwohl ihn das schlechte Gewissen drückte, öffnete er die Klappe und der fuhr auch sofort hoch, ohne dass ein Passwort verlangt wurde. Das wenn Hartmut wissen würde, würde er Sarah eine ordentliche Standpauke halten-aus Bequemlichkeit auf die Sicherheit verzichten, gings noch-aber dann machte Ben neugierig die Word-Datei auf, die nur klein gemacht war und anscheinend von Sarah gerade ständig benutzt wurde, wie ein kurzer Blick in den Verlauf ihm sagte. Er begann zu lesen und mit jedem Satz wurde er blass und blasser-um Himmels Willen, das wenn jemand erfuhr, würde es sie alle miteinander in Teufels Küche bringen!

    Bravo Semir! Ja der hat den doofen Hamburger Dienststellenleiter blöd dastehen lassen, ohne ihn zu beleidigen oder ihm an die Gurgel zu gehen!
    Pah, da werden sich unsere Helden eben nicht dran halten-an den Dienstweg-wenn sie das in ihrem Job immer machen würden, dann wären sie nicht so erfolgreich!
    Jenny kriegt Hilfe, weil ihre alten Freunde nicht locker lassen und Timo sitzt auch mit im Boot, obwohl seine Chefs dagegen sind, aber das brauchen die ja auch nicht zu erfahren, was er in seiner Freizeit macht :D .

    Juhuu! Ben ist aufgewacht und kann sogar schlucken und sprechen!
    Ja die Prognosen der Ärzte sind nicht immer ganz richtig und immerhin ist die persönliche Einschätzung eines einzelnen Arztes auch manchmal nur eine Momentaufnahme. Gott sei Dank lag der erste Arzt falsch mit seiner Prognose!
    Semir´s Gefühle erzählst du total gut, Mikel, die Ungläubigkeit als er Ben´s Händedruck spürt und dann die grenzenlose Freude und Erleichterung als sein Freund tatsächlich die Augen aufmacht.
    Auch die fatalistische Einstellung des Arztes und der Schwester, für die sowas ja ganz normal ist bringst du gut rüber, allerdings sollte die Krankenschwester ihr Examen zurück geben, denn man würde einem Patienten, der gerade aus dem Koma erwacht ist mit Sicherheit nichts zu trinken anbieten, sondern erst mal Mundpflege machen, der Schluckvorgang ist nämlich ein sehr komplizierter Ablauf und wenn Ben jetzt aspiriert hätte, ginge der ganze Spaß von vorne los, aber das kannst du als medizinischer Laie ja nicht wissen. ;) Aber wichtig war für mich beim Lesen dieser grenzenlos emotionale Moment als Ben-und damit auch Semir- ins Leben zurück kehren, bravo!

    Sarah und Felix hatten sich auf der Mauer geduckt und beobachtet, wie die vier Personen in dem Gebäude verschwanden. „Jetzt müssen wir meinen Mann irgendwie verständigen, der weiß dann schon, was zu tun ist!“, flüsterte Sarah, aber Felix sagte: „Lass uns noch einen kurzen Augenblick warten. Das hat nicht ausgesehen, als ob die beiden Typen vorhaben, den Frauen etwas anzutun, warten wir, bis sie wieder rausgekommen sind, nicht dass die uns auf dem Weg zum Wagen noch entdecken!“, denn das Stück Straße vor der Mauer der alten Fabrik war ohne jede Deckungsmöglichkeit. So saßen sie auf dem bröckelnden Bauwerk hinter dem Pfeiler, unsicher, was wohl das Motiv der Entführung gewesen war und beobachteten den Kellereingang, bis plötzlich ein Geräusch hinter ihnen sie zum Erstarren brachte.
    „Na wen haben wir denn da? Sind uns da etwa ein paar Spanner ins Netz gegangen?“ flötete der eine der maskierten Männer, der sich unbemerkt von hinten angepirscht hatte und jetzt ebenfalls auf der Mauer stand. Felix hätte sich ohrfeigen können-natürlich hatte der Kellerraum Verbindung zum Rest des Gebäudes, die beiden Typen hatten einfach einen anderen Ausgang genommen und anscheinend war ihnen nicht verborgen geblieben, dass sie verfolgt worden waren!

    „Sarah-lauf!“, rief er und stürzte sich mit dem Mute der Verzweiflung auf den Typen und brachte den tatsächlich zu Fall. Gemeinsam fielen die beiden Männer, die jetzt in einen Ringkampf verwickelt waren, von der Mauer auf die Straße und ein kurzer Schmerzensschrei verriet, dass das wohl nicht ganz folgenlos geblieben war. Am Boden ging der Kampf weiter und Felix war zwar mindestens einen Kopf kleiner und dreißig Kilo leichter als der Schrank von Mann, aber er wurde vom Mute der Verzweiflung getrieben und kämpfte mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen. Sarah hatte zunächst getan, was Felix gerufen hatte und war ein paar Schritte Richtung Auto gerannt, dann war ihr allerdings eingefallen, dass sie ja gar keinen Schlüssel hatte und so begann sie laut um Hilfe zu rufen, während sie ziellos weiter lief, bis plötzlich der andere maskierte Mann vor ihr stand-keine Ahnung wo der so plötzlich hergekommen war-und sie gnadenlos fest hielt, versuchte sie zum Schweigen zu bringen und zurück zu den Kämpfenden schleppte. Sarah wehrte sich wie eine Katze, sie biss und kratzte und der doch wesentlich stärkere Mann hatte alle Mühe sie fest zu halten und irgendwie gelang es ihr dann, ihm die Maske vom Gesicht zu reißen.

    Sie merkte, wie der Mann im selben Augenblick erstarrte, aber dann konnte sie nur noch voller Entsetzen auf den Boden vor sich blicken, der gerade rot vor Blut wurde. Felix hatte seinem Gegner das Knie in die Weichteile gerammt, so dass der momentan nach Luft schnappte und seinen Griff lockerte. Zugleich überkam ihn aber eine unbändige Wut. Was wagte es dieser Wicht mit seinen bunten Haaren, ihm, dem durchtrainierten Einzelkämpfer, der jeden Tag Stunden in der Muckibude verbrachte, die Stirn zu bieten? Ohne noch rational zu denken, zog er das Messer, das sich in einer Scheide an seinem Hosenbein befand, heraus. Auch wenn der Boss gesagt hatte: „Wir jagen ihnen nur eine gehörigen Schrecken ein und die beiden Frauen bringen wir danach an einen anderen Ort, dann kann die Polizei ruhig die Gegend absuchen!“, war das in diesem Augenblick vergessen. Der kalte, messerscharf geschliffene Stahl blitzte auf und dann würde Sarah nie das Gesicht von Felix vergessen, als das Messer genau zwischen zwei Rippen hindurch in seine Brust fuhr. Felix hatte keine Zeit mehr zu schreien, sein Körper verkrampfte sich, er ließ seinen Gegner los und presste beide Hände auf seinen Oberkörper, während er noch ein paarmal nach Luft schnappte und dann seine Augen in unendlichem Erstaunen brachen.

    „Felix!“, schrie Sarah gellend und fiel vor ihrem Freund auf die Knie, denn im Augenblick hatte ihr Angreifer sie los gelassen und fuhr jetzt seinen Kumpanen an: „Was soll das-sag mal spinnst du? Wir haben ausgemacht, keine Toten und Verletzten und jetzt stichst du den Jungen einfach ab!“, knurrte er und Sarah versuchte verzweifelt mit Herzdruckmassage ihren Freund ins Leben zurück zu holen, aber da war nichts mehr zu machen. Das lange Messer hatte genau das Herz getroffen und vermutlich dabei auch noch die großen Gefäße zerstört, denn das Blut lief in unaufhaltsamem Fluss aus der eigentlich kleinen Wunde an der Brust, aber es pulsierte nicht mehr, denn Felix war tot!
    Jetzt wurde Sarah, die inzwischen ebenfalls voller Blut war-Felix´ Blut- grob zurück gerissen und sie wehrte sich jetzt auch nicht mehr, denn ein lähmendes Entsetzen hatte sich in ihr breit gemacht. Oh mein Gott-worauf hatte sie sich nur eingelassen und sie war schuld an Felix´ Tod! Und das alles nur, weil sie wegen ein paar lächerlicher blöder Kritiken die Fassung verloren hatte. Sie als intelligenter Mensch hätte da drüber stehen müssen und sich einem anderen Hobby zuwenden sollen, oder die Worte einfach von sich abprallen lassen, aber so hatte sie Felix zum Detektiv spielen ermuntert und er hatte das mit dem Leben bezahlt! So ganz blickte sie auch noch nicht durch, vor allem hatte sie keinen blassen Schimmer, warum Elisa und Milena entführt worden waren, aber jetzt zerrte sie der Mann, der nun die Maske völlig abgenommen hatte, zum Tor, durch das vorhin der Lieferwagen verschwunden war und der andere schulterte mit Leichtigkeit Felix´ Leiche und trug sie hinterher.
    Binnen Sekunden hatte sich das Tor hinter ihnen geschlossen und aktuell zeugte nur noch ein großer Blutfleck auf dem Asphalt von dem Drama, das sich vor wenigen Minuten hier abgespielt hatte. Immer noch war die Straße menschenleer und wenn irgendjemand hier in der Gegend etwas beobachtet hatte, dann würde er den Mund halten-es war manchmal gesünder zu schweigen, als neugierig zu sein! Sarah wurde grob in den Kellerraum zu den beiden Frauen gestoßen und nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, hockte sie sich benommen und fassungslos auf den Boden, denn gerade drehte sich alles um sie und zwei Augenpaare musterten sie entsetzt und zugleich neugierig, aber das war ihr gerade sowas von egal!

    Ja bei den kühlen Hamburgern herrscht ein anderer Ton als in der Past! Da merkt man erst, wie wichtig doch tolle Kollegen sind-ich spreche da aus Erfahrung! Allerdings würde ich da als Semir auch traurig sein, wenn Jenny anscheinend einen kompletten Schnitt gemacht hat und nichts mehr auf ihre Zeit bei der Autobahnpolizei hinweist!
    Aber das ist jetzt eigentlich unwichtig, man muss allerdings feststellen, dass die Hamburger gedenken den Dienstweg einzuhalten und sich an alle Vorschriften zu halten-oh je!
    Allerdings will der Chef der kühlen Truppe noch etwas mit ihnen in seinem Büro besprechen-jetzt bin ich aber gespannt, ob das etwas dazu beitragen kann, unsere Jenny aufzuspüren, oder ob er ihnen Knüppel zwischen die Beine wirft!

    Semir und Paul erfahren jetzt von der Freundin des Mordopfers, dass Niilo persönlich in den Fall involviert ist und Kimmo sein Freund war. Semir ist sich fast sicher, dass Ben da auch informiert ist und wird ein Gespräch deshalb mit ihm führen-ja es wäre vernünftiger gewesen, da gleich Semir und Paul gegenüber mit offenen Karten zu spielen!
    Inzwischen schafft es Niilo mit einem Sieg gegen einen ehemaligen Mannschaftskollegen seines Freundes, dessen Achtung und vor allem auch dessen Mitarbeit zu erringen-hoffentlich kann man auf dem Phantombild etwas-oder vielmehr jemanden- erkennen!

    „Ben-ich kann Sarah nicht erreichen und die Kinder müssten jetzt langsam ins Bett, ich mache mir gerade ein bisschen Sorgen, ist hoffentlich nichts passiert?“ sprudelte ihre zuverlässige Kinderfrau ins Telefon. Ben, der inzwischen eine völlig heisere Stimme hatte und dem jedes Wort weh tat, krächzte in den Hörer. „Ich hatte keine Ahnung, dass die Kinder überhaupt bei dir sind und Sarah hat mir einen Zettel hingelegt, dass sie sich mit ein paar Freundinnen trifft, ich weiß nicht wo sie steckt, aber ich kümmere mich drum und sage dir dann Bescheid!“, antwortete er und beendete dann mit einem unguten Gefühl im Bauch das Gespräch. Dann wählte er sofort Sarah´s Nummer, aber das Handy war tot und es ging auch keine Mailbox ran. Wo steckte sie nur?
    In Ben´s Innerem verstärkte sich der Kummer, war sie etwa mit ihrem Liebhaber, diesem Felix, abgehauen? Aber sie würde doch ihre Kinder nicht im Stich lassen? Oder doch? Eigentlich war Sarah ein zuverlässiger Mensch und er hätte erwartet, dass sie mit ihm reden würde und er wenigstens die Gelegenheit bekommen würde, zu erfahren, was sie an dem anderen Typen so viel besser und attraktiver fand, aber man hatte ja schon gehört, dass Liebe blind machte.

    Ben quälte sich aus dem Bett und eine Schwindelattacke überkam ihn. Er schaute zunächst im Kleiderschrank nach, ob Sarah irgendwelche Sachen mitgenommen hatte, aber soweit er erkennen konnte, war alles an seinem Platz. Auch ihr Waschzeug im Bad war da und kein Koffer, keine Reisetasche fehlte-gut, wenn man ein neues Leben begann, konnte man sich das auch alles kaufen. Außerdem hätte sie ihm doch hoffentlich einen Abschiedsbrief geschrieben, wenn sie ihn endgültig verlassen hätte.
    Vielleicht hatte sie auch nur die Zeit vergessen und war nach heißem Sex mit ihrem Liebhaber neben ihm eingeschlafen, würde in Kürze auf der Matte stehen und sich irgendwelche fadenscheinigen Entschuldigungen ausdenken? Immerhin war sie ja der Meinung, er wäre jetzt schon arbeiten, am Morgen, als sie zuletzt miteinander geredet und er ihr von der Arbeit erzählt hatte, hatte ihm ja noch nichts gefehlt.

    Kurz entschlossen rief er in der PASt an und bat Susanne, die Gott sei Dank heute Nachtdienst hatte und der er nichts weiter erklären musste, darum, das Handy seiner Frau zu orten. Eigentlich war das ja illegal und ein Vertrauensbruch seinerseits, aber er musste jetzt einfach wissen, wo Sarah steckte, sonst würde er wahnsinnig werden. Susanne jagte die Daten durch den Computer und teilte ihm nach kurzer Zeit mit: „Das Handy ist tot, ich kann es nicht orten. Das letzte Mal, als es sich eingewählt hat, war das gegen sechzehn Uhr in Chorweiler!“, sagte sie und teilte ihm die ungefähre Adresse mit. Lebte Sarah´s Liebhaber etwa in Chorweiler, das ja nicht gerade Kölns beste Wohngegend war? Ben wusste überhaupt nicht mehr, was er denken sollte, aber dann dachte er wenigstens einen kurzen Moment rational und sagte dann: „Susanne, könntest du vielleicht alle Krankenhäuser in Köln checken, ob Sarah etwas passiert ist? Sie ist einfach nicht nach Hause gekommen und ich mache mir Sorgen!“, bat er die Sekretärin und die machte sich gleich ans Werk und versprach, ihm dann Bescheid zu geben.

    Ben sah auf die Uhr und eine erneute Schwindelattacke überkam ihn, so dass er sich kurz hinlegen musste. Es war jetzt kurz vor acht, normalerweise war das allerhöchste Zeit für die Kinder ins Bett zu gehen-er könnte sie jetzt aber wegen seiner Erkältung nicht versorgen und außerdem würde er nun seine Frau suchen und dann zur Rede stellen-lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende und vielleicht war ihr ja doch etwas passiert und er hatte gleichzeitig ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, weil er ihr eine Affäre unterstellte, aber die Indizien sprachen einfach dafür. Hildegard brauchte allerdings davon nichts zu wissen, das war eine Sache ganz alleine zwischen ihnen als Eheleuten und so rief er ihre Kinderfrau an und bat sie: „Hildegard-können die Kinder heute Nacht bei dir bleiben? Ich kann Sarah auch nicht erreichen, versuche aber sie zu finden und selber bin ich erkältet, sonst würde ich die Mäuse und Lucky natürlich abholen.“, bat er und Hildegard sagte sofort zu. Die Kinder hatten beide ein Bett bei ihr, Wechselwäsche und alles, was man so brauchte, das war nicht das Problem, aber für die ältere Frau war Sarah zugleich eine Art Tochter und jüngere Freundin, sie verstanden sich sehr gut und sie machte sich einfach Sorgen und außerdem war Ben so komisch am Telefon-was war los zwischen den beiden? „Sag mir Bescheid, wenn du etwas weißt-du oder Sarah könnt mich auch mitten in der Nacht anrufen, ich bringe die Kinder jetzt ins Bett!“, teilte sie Ben dann mit und legte sorgenvoll den Hörer auf. Hier stimmte etwas gewaltig nicht, aber was war los im Hause Jäger?

    Ben atmete tief durch, was furchtbar weh tat in seiner Brust. Am liebsten hätte er sich jetzt zusammen gerollt wie ein Igel, sich unter seiner Decke verkrochen und in Selbstmitleid geschwelgt, aber nun kam der Polizist in ihm durch. Erst musste er jetzt wissen, was gespielt wurde und dann konnte er über sein weiteres Leben nachdenken, das gerade begann in Stücke zu zerbröseln. Susanne meldete sich wenig später: „Ben-ich habe nach Verkehrsunfällen geschaut und in allen Krankenhäusern in Köln nachgefragt, dort ist niemand bewusstlos eingeliefert worden und euer Wagen wurde auch in keinen Unfall verwickelt, andere Neuigkeiten habe ich leider nicht, aber ich halte Augen und Ohren offen!“, teilte sie ihm mitfühlend mit und wünschte ihm dann noch eine gute Besserung. „Ben-du hörst dich einfach schrecklich an, bleib besser im Bett!“, empfahl sie dann noch, aber als Ben sie nur um Stillschweigen bat und das Gespräch beendete, wusste sie dass er das nicht machen würde.

    Gerade wollte der dunkelhaarige Polizist sich anziehen, um nach Chorweiler zu fahren, da läutete erneut sein Handy und als er auf die angezeigte Nummer sah, war Natascha die Anruferin. Nach kurzer Überlegung ging er dran, auch wenn ihm gerade der Sinn nach allem anderen statt Arbeit stand, aber er konnte ihr ja zumindest sagen, dass er krank war-oder etwas an Semir weiter leiten, der ja heute alleine auf Tour war. Nach den Informationen des gestrigen Tages konnte Natascha Semir und ihn vielleicht zum Maulwurf führen und ehrlich gesagt war sie gerade die einzige heiße Spur die sie hatten, deshalb würde er jetzt zumindest kurz mit ihr reden.
    „Natascha was gibt’s?“, fragte er deshalb und bemühte sich freundlich zu klingen. „Ben-ich darf es dir ja eigentlich nicht sagen, denn ihr seid vom großen Boss als Mitspieler erst einmal abgelehnt worden, keine Ahnung warum, aber heute findet ab zwei in der Nacht bei uns die große Pokerrunde statt. Vielleicht kann ich euch ja trotzdem reinbringen, wenn ihr wie zufällig um diese Zeit da seid!“, rief sie aufgeregt ins Telefon und Ben schwieg einen Augenblick still. Auch das noch, dabei hatte er jetzt völlig andere Sorgen, aber er würde zumindest Semir verständigen, bevor er sich auf die Suche nach seiner Frau machte. „Und außerdem muss ich dir dringend noch etwas anderes erzählen. Ich glaube mein Freund und Kollege, der Türsteher, war heute mit dem großen Boss unterwegs und er hat in seinem Auftrag jemanden umgebracht, auf jeden Fall lässt er sich gerade volllaufen und hat so etwas angedeutet, seid also auf jeden Fall vorsichtig, der ist hochgradig nervös und sein Messer, das er immer bei sich trägt und normalerweise beherrscht wie kein anderer, sitzt extrem locker!“, warnte sie noch ihren Mr. Sexy und der versprach, in der Nacht vorbei zu kommen. Oh nein-das war vielleicht die entscheidende Spur zum Maulwurf und wenn da auch noch ein Mord geschehen war, konnte er das jetzt nicht einfach ignorieren und sich nur um seine Privatangelegenheiten kümmern. So mies er sich fühlte, er musste Semir informieren-zumindest über das Dienstliche, das mit Sarah würde er erst einmal noch für sich behalten, bis er nähere Informationen hatte.
    So warf er erst zwei Grippetabletten ein und rief dann seinen Freund an und erzählte ihm von Natascha´s Mitteilung. „Verdammt-ob die mich alleine in den Spielerzirkel einschleust, wage ich zu bezweifeln-du bist schließlich ihr Angebeteter und dir will sie einen Gefallen tun. Und das mit dem Mord klingt jetzt extrem beunruhigend, allerdings habe ich noch von keinem Leichenfund gehört, werde aber gleich nochmal Susanne kontaktieren, die hat heute Nachtdienst.“, teilte er seinem Freund mit-als ob der das nicht schon längst wüsste!
    „Semir-ich leg mich jetzt nochmals hin, ich habe auch schon ein paar Grippetabletten genommen.“, schwindelte Ben, dem das Verschwinden seiner Frau gerade extrem peinlich war. „Vielleicht bin ich später doch so fit, dass ich zum Lokal kommen kann, wir müssen wenn, dann sowieso ziemlich genau um zwei dort aufkreuzen, sonst sind wir unglaubwürdig!“ sagte er und Semir setzte noch nach: „Ben-wenns aber nicht geht, dann gehts halt nicht, du hörst dich total Scheiße an, riskiere nicht deine Gesundheit wegen dem Job!“, warnte er, aber gleichzeitig war er sich sicher, dass Sarah ihren Mann auf gar keinen Fall gehen lassen würde, wenn Gefahr für seine Gesundheit bestand, so gut kannte er sie nach all den Jahren! „Ich melde mich später!“, versprach nun Ben und schlüpfte endgültig in Jeans und Sweatshirt. Er würde jetzt erst einmal nach Chorweiler fahren und dann sah er weiter!

    Das war ein stilles Kapitel, ich war ganz ergriffen! Wie das wohl wirklich sein mag auf der Schwelle zwischen Leben und Tod? Ich muss ja gestehen, ich frage immer alle Patienten die nach einer geglückten Reanimation noch dazu fähig sind, ob sie sich an etwas erinnern können und es gibt die unterschiedlichsten Aussagen-von: "Ich kann mich an gar nichts erinnern" über "Es war alles so friedlich und hell, ich wollte nicht zurück", oder auch andere Schilderungen, aber noch nie hatte jemand Angst danach, das nimmt mir persönlich auch die Angst vor dem Tod!
    Aber jetzt kriegt Ben von seiner Mutter einen Blick in ein mögliche Zukunft gezeigt, wie der Reiche im Weihnachtsfilm von Charles Dickens und der Anblick seines besten Freundes Semir, der an seinem Tod zerbricht, lässt ihn hoffentlich umdrehen und kämpfen-los Ben, streng dich an!

    Ben und Niilo ermitteln. Oh jetzt erfahren wir endlich etwas über den neuen Partner. Der musste gesundheitsbedingt seine Sportlerkarriere an den Nagel hängen und ist sozusagen über Umwege zur Polizei gekommen. Er war mit dem Mordopfer persönlich bekannt und stand auch mit ihm in Kontakt.
    Die ersten Gespräche mit dem Manager bringen nichts, aber jetzt erhoffen sich die beiden Polizisten Auskunft von den Mitspielern, mal sehen ob das klappt.
    Ja das Leben zeigt immer neue Wege auf und Mikael hat anscheinend seinen neuen Schützling sehr ins Herz geschlossen und versucht den in die richtige Richtung zu bringen. Das Team mit Ben ist ein erster Schritt und die beiden scheinen sich gut zu vertragen, mal sehen, ob sie jetzt in ihrem Fall weiter kommen, ehrgeizig ist Niilo auf jeden Fall schon mal!
    Übrigens finde ich es auch gut, dass Ben Nina zum Teufel gehauen hat-oder sie ihn :D , die haben nicht zueinander gepasst! :thumbdown:

    Felix fragte völlig verdutzt nach: „Sag mal, bist du dir ganz sicher, dass du dir nicht was einbildest?“, denn die Situation war irgendwie ziemlich surreal. Wenn er nicht mit Sarah in den letzten Wochen viel Zeit verbracht hätte, würde er behaupten, dass ihre blühende Phantasie mit ihr durchging, aber die war ihm eigentlich völlig normal vorgekommen und was Fakt war-vor ihnen entfernte sich zügig ein dunkler Lieferwagen mit getönten Scheiben, wer auch immer darin war. Felix hatte mit seinem PS-starken Gefährt keinerlei Probleme damit, dem zu folgen, schwierig war nur, den im Kölner Stadtverkehr nicht zu verlieren. Sarah hatte nun begonnen hektisch in ihren Jackentaschen und der Handtasche zu kramen. „Verflixt mein Handy-gerade hatte ich es noch-wo ist das hin? Ich muss dringend Ben anrufen!“, fluchte sie verhalten. „Nimm meines, es liegt da in der Mittelkonsole!“, trug ihr Felix auf, aber als Sarah danach griff, gab es einen Warnton von sich und dann erlosch der Bildschirm. „Verdammt-ich wollte es noch laden!“, bemerkte Felix ein wenig schuldbewusst. „Hast du kein Ladekabel fürs Auto?“, fragte Sarah, aber der junge Mann mit den bunt gefärbten Haaren schüttelte den Kopf.

    Inzwischen war der Lieferwagen auf die Stadtautobahn A57 eingebogen und fädelte sich in den fließenden Verkehr Richtung Süden ein. Felix gelang es aufzuschließen und nun trennten nur noch wenige Fahrzeuge die beiden Autos und Felix begann die Sache langsam Spaß zu machen-wer träumte als junger, sportlicher Autofahrer nicht von packenden Verfolgungsjagden und schaute auch entsprechende Fernsehserien wie „Alarm für Cobra 11“ deswegen. Wie ein alter Hase nutzte er die Deckung der anderen Fahrzeuge, überholte sogar mal ganz kurz, um sich wieder zurück fallen zu lassen, aber er seinerseits kannte das Gesicht des Fahrers nicht, wie er Sarah erklärte.
    Die junge Frau hatte ihm derweil von ihren Beobachtungen erzählt und Felix rätselte nun, genauso wie sie, darüber, warum die beiden Frauen wohl entführt worden waren. „Das kann doch kein Zufall gewesen sein, aber uns bleibt jetzt gar nichts anderes übrig, als zu sehen, wohin sie gebracht werden und dann die Polizei zu verständigen!“, beschlossen sie einstimmig und nach einer Weile setzte ihr verfolgtes Fahrzeug den Blinker und verließ die Autobahn, um über die Merian- und die Kanalstraße Richtung Ehrenfeld zu fahren.
    Felix hatte die größte Mühe sich nicht abhängen zu lassen und ein wütendes Hupkonzert und böse blickende andere Autofahrer, die ihm den Vogel zeigten, waren die Folge seines Spurenschneidens. Der Fahrer des Lieferwagens hatte daraufhin in den Rückspiegel gekuckt und aufmerksam den nachfolgenden Verkehr gemustert. Gezielt bog er nun mehrfach ab und stellte nach kurzer Zeit fest, dass ihm ein sportlicher BMW folgte. „Na warte Bürschchen, dir werde ichs zeigen!“, beschloss er und versuchte mit allen Tricks das Verfolgerfahrzeug abzuhängen. Nach einer Weile war er der Überzeugung dass ihm das gelungen war, denn nirgends war jetzt ein weißer BMW mehr zu entdecken und eines war sicher-das war kein Polizeifahrzeug gewesen, sonst wären sie schon lange geschnappt worden. Vermutlich war es doch Zufall gewesen und er hatte sich das nur eingebildet mit der Verfolgung und so strebte er aufatmend seinem Ziel zu-einer alten, still gelegten Fabrik, zu der er in Ausübung seines Amtes einen Schlüssel hatte-man überlegte nämlich, ob man die abreißen oder zum Industriedenkmal erheben sollte und dazu waren langwierige Prüfungen der historischen Substanz erforderlich. Bei einer Ortsbegehung mit dem Bürgermeister hatte er das Potential der Örtlichkeit erkannt, dort gab es viele komplett dichte und abschließbare Räume-ein idealer Platz, um jemanden auch für längere Zeit zu verstecken.

    Er rangierte jetzt rückwärts vor das äußere Tor, blickte um sich, konnte aber keine Menschenseele in der Nähe entdecken und nun öffnete er das Tor und fuhr aufs Fabrikgelände. Dann zog er seine Maske wieder übers Gesicht-wenn ihn jemand erkannte, wäre das dessen Todesurteil-und öffnete nach dem Verschließen des Tores von innen dann die rückwärtige Fahrzeugtür, wo sein immer noch mit der Sturmhaube getarnter Komplize derweil den beiden Frauen, die starr vor Angst waren, mit Kabelbindern die Hände auf den Rücken gefesselt hatte. Gemeinsam nötigten sie die beiden Damen aus zu steigen und der Fahrer des Wagens bemerkte süffisant: „Schreien bringt nichts-hier ist keine Menschenseele, ich rate euch, euch ruhig zu verhalten und ein paar Tage unsere Gäste zu sein. Warum hat euch nicht zu interessieren, nur so viel-ich weiß, dass ihr beide Urlaub habt und euch so bald niemand vermissen wird. Wenn ihr kooperiert, dürft ihr in einiger Zeit wieder in euer gewohntes Leben zurück und wir vergessen das Ganze. Wenn ihr allerdings zu fliehen versucht, oder hinterher die Polizei verständigt, seid ihr dem Tode geweiht, also überlegt euch gründlich, was ihr zu tun gedenkt!“, bedrohte er sie und jetzt nötigte sein Komplize, der ein langes Messer mit fest stehender Klinge in der Hand hielt, die beiden Damen in Richtung einer Kellertreppe und mit zögernden Schritten gingen Elisa und Milena hin, wo ihnen befohlen wurde.

    „Verdammt, ich glaube der hat uns bemerkt!“, rief Felix, als der Lieferwagen nun plötzlich begann mal nach hier und dann wieder nach dort ab zu biegen. Eines war klar, der Fahrer war ortskundig, aber das war Felix auch und mit einigen Tricks und viel Glück schaffte er es den Fahrer wieder in Sicherheit zu wiegen und als der schließlich in das alte abgewrackte Industrieviertel mit den vielen leer stehenden Fabriken, das fest in türkischer Hand war, einbog, wartete Felix immer, bis der um die nächste Ecke gefahren war, bis er ihm nachsetzte. Als der Lieferwagen dann anhielt und der jetzt wieder maskierte Fahrer ausstieg, die menschenleere Straße nach beiden Seiten musterte und dann mit einem Schlüssel ein Tor öffnete, hatte Felix seinen Wagen um die Ecke abgestellt und Sarah und er spähten angespannt, wohin der Lieferwagen sich bewegte. Kurz darauf wurde das Tor wieder verschlossen und jetzt rannten die beiden Hobbydetektive nach vorne und schauten, wie sie auf das riesige Gelände gelangen könnten. Auch wenn ihnen beiden klar war, dass sie jetzt besser die Polizei verständigt hätten, trieb sie doch die Neugier und weil die Backsteinmauer, die das Fabrikgelände umschloss, an vielen Stellen brüchig war, kletterte Felix nach oben und Sarah, die ja nicht weniger sportlich war, folgte ihm, ohne lange nachzudenken. Mit angehaltenem Atem beobachteten sie aus einiger Entfernung, wie die beiden Frauen zu einer Kellertür genötigt wurden, was sie aber nicht bemerkten war, dass ein prüfender Kontrollblick des einen maskierten Mannes die beiden Köpfe entdeckt hatte, die sich hinter einem Pfeiler duckten.

    Kaum hatten die beiden Männer die entführten Frauen in den vorbereiteten Kellerraum genötigt, wo zwei Matratzen mit Wolldecken auf dem Boden lagen, mehrere Sixpacks mit Wasser, Brot und eingedoste Wurst bereit standen, sogar an einen Eimer mit Deckel und Toilettenpapier für die Notdurft hatte man gedacht und Milena´s Koffer durfte auch mit- flüsterte der eine dem anderen zu: „Wir haben Besuch!“, und sein Kollege nickte-beinahe hatte er schon damit gerechnet! Sorgfältig verschlossen sie die Kellertür und dann teilten sie sich auf, um ihre Verfolger zu stellen und wenn nötig zu eliminieren.

    Ben hatte noch ein wenig geschlafen, aber dann gemerkt wie er Fieber bekam. Er fühlte sich wie ausgekotzt und nachdem die beiden Aspirintabletten auch gegen die immer stärker werdenden Halsschmerzen so gut wie gar nicht geholfen hatten, beschloss er, sich für heute krank zu melden-so wie er beieinander war, war an Arbeiten nicht zu denken! Voller Kummer sah er auf die Uhr, eigentlich müsste Sarah schön langsam wieder eintrudeln, aber wer wusste schon, wo sie sich rumtrieb-nun gut, immerhin hatte sie die Kinder und Lucky dabei, so spät würde es schon nicht werden. So sagte er erst der Chefin Bescheid und dann noch Semir, der ihm eine gute Besserung wünschte und legte sich dann wieder hin, ohne einschlafen zu können. Langsam wurde es Abend, aber von Sarah war immer noch nichts zu sehen und gerade griff er nach seinem Handy, um sie anzurufen, da läutete das und er sah, dass Hildegard ihn versuchte zu erreichen.

    Jenny wacht auf und bemerkt, dass sie gefangen und leicht gefesselt ist. Ja die beiden Entführer scheinen sich auf eine längere Wartezeit einzurichten, bis sie das Wissen, wo Kevin ist, aus ihr herausgeholt haben! Auch wenn Patrick harmlos aussieht-er ist es nicht und hat bereits Janina brutal vergewaltigt-oh je, arme Jenny, hoffentlich tut er ihr sowas nicht nochmals an, denn jetzt ist kein Kevin da, der sie dann in den Arm nimmt und tröstet, wenn die Alpträume kommen. ;( Und sie weiss ja wirklich nicht, wo er steckt! Und mir macht es ebenfalls große Sorgen, dass sich die Entführer nicht maskieren, das kann eigentlich nur bedeuten, dass sie nicht vorhaben Jenny lebend davon kommen zu lassen! =O
    Jenny nennt Juans Namen-nun gut, der ist immerhin ein Drogenbaron und sollte sich gegen solche Typen zu helfen wissen! Ist der eigentlich noch in Köln, oder schon wieder zurück in Kolumbien? Durch den Epilog ( oder war das im Prolog? :rolleyes: ) wissen wir ja, dass Kevin tatsächlich noch lebt und hier in Deutschland ist-allerdings voll auf Heroin, ich weiss nicht, ob er da nicht lieber noch in Kolumbien oder tot wäre! :(