Beiträge von susan

    Semir und Hartmut waren inzwischen bei den beiden geparkten Fahrzeugen angekommen. Die Kollegen der Streife waren derweil zu einem Verkehrsunfall in der Nähe abgerufen worden. Sie hatten ja mit der Meldung der beiden Autos ihren Auftrag erfüllt und waren in keine weiteren Einzelheiten eingeweiht. Der Besatzung des Streifenwagens, die ihre Gegend kannte wie ihre Westentasche, waren sofort die beiden teuren Wagen aufgefallen-sowas stand normalerweise hier nicht einfach so in der Gegend rum und wenn ja, konnte man darauf warten, dass die aufgebrochen, oder zumindest Reifen und Felgen geklaut wurden. Semir parkte seinen BMW direkt dahinter, Hartmut und er warfen beide mithilfe einer Taschenlampe einen Blick hinein, aber außer dass Ben´s Handy in der Mittelkonsole lag, konnten sie keine weiteren Hinweise erkennen.

    Nun musterte Semir die Häuser rund herum. Einige schienen unbewohnt, zerbrochene Fensterscheiben und vernagelte Türöffnungen zeugten davon, aber in anderen schienen durchaus Menschen zu wohnen, auch wenn das hier eine deprimierende Wohngegend war. Insgesamt überwogen aber Werkstätten, Gewerbebetriebe, die nicht sonderlich gut zu laufen schienen und eben die alten Fabriken, von denen Hartmut am Herweg erzählt hatte. „Hartmut, weisst du was-wir laufen hier jetzt einfach ein wenig herum und schauen, ob uns etwas auffällt. Wenn wir nichts finden, dann werden wir am Morgen mit einer Truppe anrücken und die Wohnungen kontrollieren und die Anwohner befragen-irgendwo müssen Sarah, Ben und Felix ja stecken, aber was Besseres fällt mir gerade auch nicht ein!“, teilte er seinem Kollegen mit und der nickte. Zunächst gingen sie die Straße vor-und dann wieder zurück, dann bogen sie in die dunkle Seitenstraße ein und liefen da ein Stück weit vor. Plötzlich bückte sich Hartmut, der ein wenig voraus gegangen war, zückte sein Handy und schaltete dessen Taschenlampenfunktion ein. „Semir-da ist Blut, das man versucht hat mit einem Ölbindemittel zu entfernen-und das ist eine ganze Menge, so wie das aussieht!“, vermeldete er aufgeregt und jetzt rutschte Semir das Herz in die Hose. Um Himmels Willen, hier war mit Sicherheit kein Wildunfall passiert, also war es wahrscheinlich menschliches Blut-hoffentlich nicht von Ben! „Das ist aber schon ein paar Stunden alt-ich schätze der Fleck ist so am späten Nachmittag entstanden!“, fuhr Hartmut nun fort und jetzt war Semir irgendwie doch erleichtert-von Ben konnte es also nicht stammen, allerdings blieben dann immer noch Sarah und Felix! Als Semir seine Blicke nun schweifen ließ, entdeckte er sofort im Licht des Mondes, der gerade hinter einer Wolke hervor kam, die abgebröselte Mauer mit dem Pfeiler und ein Stück weiter vorne konnte man deutlich sehen, dass da jemand hinaufgestiegen war, denn am Boden hatte sich eine ganze Menge kleines Geröll gesammelt, das anscheinend lose gewesen war.

    Mit ein paar Sätzen war er oben und spähte in den Innenhof der stillgelegten Fabrik. Sofort sah er ein geparktes Auto-eine Limousine-und gerade als er überlegte, ob er jetzt in den Innenhof springen und sich die näher ansehen sollte, kam plötzlich ein Mann aus dem Inneren des Gebäudes und eilte zum Tor, das er mit einem altertümlichen Schlüssel aufsperrte und sich dann anschickte, ins Auto einzusteigen. In der Dunkelheit konnte Semir das Gesicht nicht erkennen, aber er sah, dass das ein wuchtiger Muskelprotz war. Er entsicherte seine Waffe, warf einen Blick zu Hartmut unter ihm und legte einen Finger an seine Lippen, dass sich der ruhig verhalten sollte und der Rothaarige drückte sich jetzt eng an die Wand, um nicht sofort entdeckt zu werden. Der Fahrer startete jetzt den Wagen, fuhr durch das Tor auf die Straße und ließ den Motor laufen. Semir hatte richtig kombiniert-er stieg wieder aus, vermutlich um das Tor zu schließen, aber dann ging er stattdessen nochmals zurück Richtung Keller und trug etwas in der Hand. Im Licht der Scheinwerfer hatte Semir nun auch das Gesicht des Mannes erkennen können-es war der Türsteher aus dem Club, den er heute Abend unfreiwillig verlassen hatte. Jetzt war klar, dass der etwas mit der Sache zu tun hatte und die Vermissten vermutlich hier irgendwo in der Nähe waren. „Hartmut-ich schnapp mir den Fahrer-geh du zum Wagen und zieh den Schlüssel ab!“, flüsterte er und der Kriminaltechniker nickte.

    Indessen kam der Mann rückwärts wieder die paar Stufen herauf, die anscheinend in einen alten Keller führten und rollte dabei etwas ab. Er hatte einen stabilen Kunststofffaden gespannt und bewegte sich jetzt langsam und vorsichtig Richtung Straße, immer darauf achtend, dass der Faden locker durchhing. Dann ging plötzlich der Motor des Wagens aus und im selben Moment sprang Semir von der Mauerkrone in den Innenhof. „Polizei, Hände hoch und keine falsche Bewegung!“ zischte er und im selben Augenblick roch er etwas, was ihn mit Entsetzen erfüllte. Hartmut hatte ebenfalls durch das offene Tor den Innenhof betreten und im gleichen Moment als Semir den Türsteher ansprach, rief er: „Semir-nicht schießen-hier strömt irgendwo Gas aus!“, und nun nutzte der Türsteher die Gelegenheit. Kurz hatte er überlegt, ob er sofort die Explosion auslösen sollte, sich aber dann im selben Moment dagegen entschieden. Er war noch nicht weit genug weg und wollte schließlich nicht selber mit drauf gehen. Drum schmiss er die Fadenrolle zu Boden und rannte dann, was das Zeug hielt, Richtung Tor. Er hatte den kleinen Mann ebenfalls erkannt-verdammt, der war ein Bulle, kein Glücksspieler, da hatte der Boss mal wieder den richtigen Riecher gehabt! Aber er vertraute darauf, dass der nicht lebensmüde war, deswegen nicht schießen würde und körperlich war er ihm bei weitem überlegen. Wenn da draußen keine Verstärkung war, würde er spielend mit den beiden Typen fertig werden, der andere sah eh nicht sonderlich gefährlich aus, vermutlich irgend so ein Sesselfurzer und immerhin hatte er ja auch noch sein Messer und wusste das einzusetzen!

    Semir setzte dem Türsteher nach und sprang ihn mit Wucht an, so dass der strauchelte und zu Boden fiel. Binnen Kurzem waren die beiden in einen harten Kampf verwickelt und rollten sich keuchend über den Boden. Hartmut hatte derweil seelenruhig sein Handy gezückt und Susanne angerufen, anstatt ihm zu helfen. Semir war regelrecht empört deswegen-ließ der ihn alleine die Drecksarbeit machen und telefonierte derweil in der Gegend herum! Allerdings hatte er nun ein paar gezielte Schläge angebracht und sein Gegner war anscheinend einen kleinen Moment benommen. Semir lockerte seinen Griff und das nutzte der Türsteher, der damit gerechnet hatte und zückte sein Messer.

    Im Keller war derweil plötzlich das Licht ausgegangen. Die fünf Menschen saßen im Stockfinsteren und immer noch zischte draußen das Gas und kroch mit seinem markanten Geruch durch den Türspalt der schlecht schließenden Holztür. „Das wars dann wohl!“, flüsterte Natascha und begann zu weinen. Sie war erst neunzehn, sie wollte noch nicht sterben und auch die beiden Damen in der Ecke auf den Matratzen begannen nun angstvoll vor sich hin zu jammern. Sarah drückte immer noch das Gefäß in Ben´s Bauch ab und überlegte, ob es nicht gnädiger war, das jetzt los zu lassen, vielleicht war Verbluten ein schönerer Tod, als bei einer Gasexplosion in Stücke gerissen zu werden. Ben war immer noch bei Bewusstsein. Unendlich müde sagte er: „Jetzt werden unsere Kinder Waisen, wenn nicht noch ein Wunder geschieht. Sarah-ich liebe dich und habe dich immer geliebt, seitdem wir uns kennen gelernt haben. Und glaub mir-ich bin nicht fremd gegangen, auch wenn es für dich den Anschein gehabt hat, aber ich kann dir verzeihen, wenn du etwas mit Felix hattest-wir wollen jetzt nicht voller schlechter Gefühle sterben!“, flüsterte er und dann erstarb seine Stimme. „Ich hatte nichts mit Felix und du bist ebenfalls die Liebe meines Lebens!“, presste nun Sarah hervor, die einen Moment furchtbar geschockt war, dass Ben ihr ein Verhältnis mit Felix zugetraut hatte. Aber das war jetzt so furchtbar egal, im Angesicht des Todes und langsam tropften nun ihre Tränen auf den geliebten Mann vor ihr.
    Sarah´s Gedanken schweiften zu ihren Kindern. Wer würde die nehmen und aufziehen? Von Hildegard war das nicht zu verlangen-vielleicht ihre Eltern? Die könnten ihren Beruf aufgeben, weil sie die letzten Beitragsjahre bis zu ihrer Rente dann nicht mehr brauchten-es war genug Geld da, dass die sich damit freiwillig versichern konnten, aber dann schob sie die Gedanken von sich. Sie konnte das jetzt eh nicht mehr bestimmen und sie hatten leider versäumt, für solche Eventualitäten vorzusorgen-wer dachte denn auch daran, dass sie beide sterben könnten? Gut Ben hatte ein detailliertes Testament beim Notar gemacht, das sie und die Kinder unabhängig machte-aber eben nur für seinen Tod geplant, weil er einfach einen gefährlichen Beruf hatte. Hoffentlich würde Konrad nicht das Sorgerecht für seine Enkel beanspruchen und die dann wie Ben und Julia von wechselnden Nannys betreuen lassen, dann von Nobelinternat zu Nobelinternat schicken, aber das Wesentliche versäumen-die Liebe, das Lachen, die Nähe, Geborgenheit und Wärme, die jeder Mensch, ob alt oder jung so dringend brauchte. Allerdings konnte sich der natürlich die besten Anwälte leisten und hatte deshalb bessere Karten als ihre Verwandtschaft!

    „Ob sich Tim und Mia-Sophie später noch an uns erinnern werden?“, flüsterte nun Ben, dem anscheinend gerade dieselben Gedanken durch den Kopf gingen. „Ich weiß es nicht!“, antwortete Sarah und ihr war bewusst-ihre Tochter war noch viel zu klein und Tim würde sie vermutlich nur anfangs vermissen, aber sich dann in sein neues Leben fügen, das sie doch so dringend begleiten wollte, bis er alt genug war, um selber und aus freien Stücken das Haus zu verlassen. Sarah hatte unbewusst ihre Lage ein klein wenig verändert und Ben stöhnte nun schmerzvoll auf. Oh je-sie hatte fast verdrängt, dass der die ganze Zeit schreckliche Schmerzen aushielt, vielleicht war es gut für ihn, wenn sein Leiden bald ein Ende hatte. Ben suchte nun mit seiner ihre freie Hand und sie hielten sich voller Liebe aneinander fest und warteten auf das Ende.

    Liebe Mikel!
    Wie bereits meine Vorfeeder muss ich dir mein Lob für diese absolut tolle und emotionale Geschichte aussprechen. Du hast auch mich in deinen Bann gezogen und ich war so drin in der Story, dass ich eine Weile selber geglaubt habe, dass Ben ein Verräter ist, so hast du uns alle aufs Glatteis geführt.
    Dann noch die super Krankenhauskapitel, ein Semir, der fast genauso leidet wie sein Partner und zum Schluss ein wundervolles Happy End-danke dafür!
    Ich hoffe ebenfalls, dass du dem Fanclub treu bleibst und weiterhin deine wundervollen Geschichten, in denen ja mein Lieblingspartner von Semir die zweite Hauptperson ist, hier veröffentlichst. Ich freue mich auf weitere tolle Storys von dir und bleibe natürlich sowohl als Leser, als auch als Feeder dabei-und wegen Medizinfragen darfst du mich natürlich ebenfalls weiter kontaktieren ;) , aber die Recherchen waren sowieso schon total super!
    Also mach weiter so und ich freue mich schon auf deine nächste Geschichte, die hoffentlich bald an den Start geht!

    Der Türsteher hatte sich erst einmal schwer atmend gegen die Wand gelehnt. So-diesem Typen hatte er gezeigt, dass es nicht ratsam war, sich mit ihm anzulegen, allerdings musste er anerkennen, dass der ein würdiger Gegner gewesen war, wenn er das Messer nicht gezückt hätte, hätte er nicht gewusst, wie es ausgegangen wäre, aber so verließ er erst einmal den Keller und ging zu seinem Wagen. Er musste jetzt unbedingt den Chef erneut anrufen und ihm mitteilen, was geschehen war. So zog er sein Handy heraus und wählte ein weiteres Mal die geheime Nummer. „Was gibt’s-hast du meinen Auftrag weisungsgemäß erfüllt?“, wollte der hellwach wissen-er war nicht mehr ins Bett gegangen und hatte sich neben seine tief schlafende Frau gelegt, sondern hatte nachgedacht. „Na ja, den Auftrag habe ich ausgeführt-Natascha sitzt bei den anderen Weibern im Keller, aber ich wurde danach von dem jüngeren der beiden Spieler, die ich im Club abweisen sollte, attackiert-der hat jetzt ein Messer in den Bauch gekriegt und verblutet gerade da drin-ich habe ihn zu den Frauen geworfen, aber so langsam wird die Menschenansammlung im Keller zu groß, ich denke, da müssen wir was unternehmen!“, sagte der Türsteher und der Maulwurf stimmte ihm zu.
    „Da drinnen haben leider schon zu viele mein Gesicht gesehen, da darf keiner überleben. Am besten wäre natürlich eine Explosion-ich habe schon in den Unterlagen nachgesehen-die Fabrik wurde früher mit Gas beheizt, da müssten noch irgendwo die alten Rohre liegen, allerdings ist das Gas fast sicher abgestellt. Es ist ja nur wegen der Überlegungen wegen dem fraglichen Denkmalschutz aktuell der Strom wieder eingeschaltet, damit die ganzen Fachleute bei ihren Besichtigungen auch etwas sehen. Aber Strom und Gas, dazu ein altes Gemäuer mit maroden Leitungen-das gibt doch Raum für viele denkbare Unfälle. Du musst jetzt heraus finden, wo die Leitung zugemacht wurde, da gibt es vermutlich irgendwo einen Schacht zur Straße hin. Und von den Opfern wird danach nicht mehr viel übrig bleiben, denn wenn die Bude hoch geht, werden sie entweder zerrissen, oder danach unter den Trümmern begraben, man wird sie erst einmal für Obdachlose halten, die sich da einen Unterschlupf gesucht haben und bei ihren Experimenten mit illegal benutztem Strom und Gas in die Luft geflogen sind!“, erklärte er dem Türsteher und dem klang das logisch. „Wenn du deinen Auftrag vollendet hast, lade ich dich mal für ein paar Wochen auf meine Finca nach Mallorca ein, da machst du dann ordentlich Urlaub!“, lockte er seinen Komplizen, dabei war auch dessen Tod schon beschlossen, er wusste ebenfalls viel zu viel!

    Semir war inzwischen aufs Gas gegangen und Hartmut hatte sich in der knappen viertel Stunde, die sie von Holweide nach Ehrenberg brauchten, weil sie sich an keine Geschwindigkeitsbeschränkung hielten und mit flackernder Lichtleiste durch die Nacht preschten, auf seinem Handy die Gegend angesehen, in der die beiden gesuchten Fahrzeuge gefunden worden waren. „Das ist mitten im alten Industriegebiet, da ist eine still gelegte Fabrik neben der anderen. Die Städtebauer würden am liebsten erst einmal alles dort abreißen und dann ein komplett neues Wohnviertel aus dem Boden stampfen, aber aktuell geht ja gerade der Trend zu Industriedenkmälern, da gibt es im Stadtrat und auf Landesebene starke Stimmen dagegen!“, erklärte er Semir und der entgegnete ein bisschen genervt: „Hartmut-wer will das wissen-versuch doch lieber heraus zu finden, was Ben da gesucht haben kann und wo der wohl steckt!“, wies er den Kriminaltechniker an und der murmelte ein wenig beleidigt: „Tu ich doch gerade!“, aber weder er noch Susanne, mit der sie sich ebenfalls via Funk kurz geschlossen hatten, hatten irgendeine Kontaktadresse in der Nähe, obwohl es da durchaus Wohnhäuser gab. Sie mussten sich, wenn sie dort angekommen waren, auf ihre Eingebung verlassen und Semir´s Bauchgefühl sagte ihm gerade, dass jemand der ihm nahe stand, also vermutlich Ben, in höchster Gefahr schwebte!

    Der Türsteher hatte inzwischen eine starke Taschenlampe aus dem Wagen, der im Hof stand, geholt und das Tor geschlossen. Es musste niemand merken, wie er sich auf die Suche nach der Gasversorgung machte und suchend schritt er nun das marode Gelände ab. Er hatte zuvor einen kurzen Blick auf die Straße geworfen, aber die war menschenleer und es standen auch keine geparkten Fahrzeuge draußen. Er vermutete zwar schon, dass der Spieler ihn mit einem Wagen verfolgt hatte, aber in direkter Nähe parkte der schon mal nicht und das war gut so! Vielleicht war der ihm auch mit einem Taxi gefolgt, denn in der Nacht waren die beiden Zocker ebenfalls meistens mit einem Mietfahrzeug angereist, aber bis man die Spur zu ihm zurück verfolgen konnte, war er schon lange auf Mallorca und ließ sich die Sonne auf den Bauch brennen. Sein Kennzeichen hatte er bereits am Nachmittag wie zufällig mit Dreck ein wenig unkenntlich gemacht und es würde hier schon lange vor Polizei wimmeln, wenn der Spieler, der nun gerade im Keller verreckte, die von unterwegs gerufen hätte! Aber solche Leute bewegten sich ebenfalls am Rande der Legalität und machten ungern die Bullen auf sich aufmerksam!

    So lief der Klotz von einem Mann suchend das Gelände ab und tatsächlich-da war ein Schacht im Boden, dessen Deckel erst vor kurzem geöffnet worden war. Suchend blickte er sich um und ja-nur wenige Meter weiter lehnte ein Metallstab mit ein paar Handgriffen an der Wand-genau mit so einem Werkzeug konnte man Kanaldeckel usw. öffnen! Kaum hatte er den schweren Deckel beiseite geschoben, da überzog schon ein breites Grinsen sein Gesicht. In etwa 80 cm Tiefe waren Elektroleitungen zu sehen, die deutlich erst kürzlich wieder in Betrieb genommen worden waren, da hing sogar eine frische Plombe der Kölner Stadtwerke dran und direkt daneben in dem Schacht verliefen drei alte, gelb angestrichene Rohrleitungen-gelb war das Zeichen für Gas, so viel wusste er und auch wenn das schwer ging, schaffte er es mit seinen außerordentlichen Kräften die eingerosteten Absperrhähne aufzudrehen und ein leises Zischen aus der Tiefe verriet ihm, dass nun tatsächlich Gas in das alte Rohrsystem floss und mit einem diabolischen Grinsen kroch er aus dem Loch und schloss den Deckel. Dann machte er sich wieder auf den Weg Richtung Keller und sah sich suchend um, wo er da etwas aufmachen konnte und war auch nach kurzer Zeit fündig geworden.

    Sarah im Keller musterte derweil besorgt das eingefallene und immer noch schmerzverzerrte Gesicht ihres Mannes, der mühsam atmend, gegen den Schock eingehüllt in die zwei Wolldecken, vor ihr auf dem Boden lag. Wie lange würde er noch durchhalten und würde Hilfe kommen, oder es einfach so für ihn zu Ende gehen? Außerdem war ihr bewusst, dass die beiden Männer, die ihre Mitautorinnen entführt und Felix getötet hatten, nicht umsonst Masken getragen hatten. Sie allerdings hatte deren Gesichter gesehen und als sie Natascha leise befragte, gab die sofort zu, dass sie ihren Entführer mit Namen und Wohnadresse kannte-oh das war schlecht, verdammt schlecht! Sie war nicht umsonst die Frau eines Polizisten und schrieb seit einiger Zeit Medizinfiktions, wie sie das Genre getauft hatte, das sie bediente. Wenn sich die Verbrecher nicht außer Landes begeben wollten, würden sie die Zeugen nicht am Leben lassen und auch wenn deren ursprünglicher Plan sicher anders ausgesehen hatte, denn Elisa und Milena hatten sie sich nicht gezeigt, die hatten sie also nicht vor gehabt zu töten, sondern nur für eine Weile aus dem Verkehr zu ziehen-jetzt schwebten sie alle in höchster Gefahr und als nun von draußen Schritte und schabende Geräusche zu hören waren, blieb sie momentan still-erst mussten sie herausfinden, ob da Hilfe nahte, oder die Verbrecher zurück gekehrt waren.
    Plötzlich vernahmen die Kellerinsassen ein Zischen und ein typischer Geruch durchzog ihr Verlies. Gas-da strömte Gas aus! Nun begannen die beiden Autorinnen in der Ecke verzweifelt um Hilfe zu rufen, während Sarah, deren Hand vor Erschöpfung schon zu zittern begonnen hatte, ihre Augen schloss. Oh nein-damit war ihre Frage beantwortet, wie es mit ihnen zu Ende gehen würde und sie konnten einfach nichts tun, außer auf ein Wunder zu hoffen!

    Ja der Klassiker :D -wir alte Cobraseher wissen, was jetzt kommt, aber schon die Verfolgungsjagd bisher war super beschrieben! Ich konnte mir die einzelnen Szenen sehr gut vorstellen, war wie im Fernsehen :rolleyes: .
    Und Timo sieht nun auch mal, was so ein Autobahnpolizist den ganzen Tag so macht-ich glaube, der stellt danach entweder nen Versetzungsantrag,oder er kotzt <X .

    Thore und Ben bekommen sich erst einmal in die Wolle-jeder hat in der Vergangenheit Fehler gemacht, aber irgendwie passen die mit ihren unkonventionellen und manchmal illegalen Methoden ganz gut zusammen!
    Vor allem kümmern sie sich umeinander und als Ben Thore unter der kalten Dusche hervor holt, weiss er auch genau, warum er das macht und wie sein Vater ihn damals bestraft hat-der A.... X(
    Jetzt warten sie in der Past, vertreiben sich irgendwie die Zeit und tatsächlich-Hartmut kann Jussi dann irgendwann orten-bin ja gespannt, was weiter passiert!

    Sarah hatte nicht lange gefackelt, so leid es ihr tat, aber es war Ben´s einzige Chance zu überleben, wenn sie die starke Blutung sobald wie möglich stoppte und so hatte sie jetzt einfach die Taschenlampe eingeschaltet, wieder in den Mund genommen und dann mit beiden Händen die Bauchwunde gespreizt. Ben schrie wie am Spieß, aber Sarah machte mit Tränen des Mitleids in den Augen einfach weiter, sonst würde er in wenigen Minuten tot sein. Sie arbeitete sich in die Tiefe vor, immer dem Sprudeln des Blutes nach. Voller Entsetzen sah sie, dass der Dünndarm an einer Stelle verletzt war, aber das würde Ben nicht in Kürze das Leben kosten, sowas konnte man in einem OP reparieren, aber die starke Gefäßverletzung würde ihn töten, wenn sie jetzt nicht tat, was sie tun musste. Sie griff mit einer Hand nach einem weißen T-Shirt aus Milena´s Koffer und nutzte es wie ein Bauchtuch, um die Eingeweide beiseite zu schieben. Binnen Kurzem war es völlig durchtränkt, sie nahm das Nächste und blendete in ihrem Kopf aus, dass Ben inzwischen ächzte und stöhnte, dass es zum Gotterbarmen war. Natascha musste all ihre Kraft aufwenden, um seine Hände fest zu halten, er hätte zwar mit Sicherheit nicht nach Sarah geschlagen, aber versucht sie weg zu schieben, auch wenn er vom Verstand her wusste, dass sie ihm ja nur helfen wollte. Oh mein Gott-warum konnte er nicht ohnmächtig werden? Aber das viele Adrenalin in seinem Körper hinderte ihn daran.

    Endlich konnte Sarah ziemlich weit hinten, fast schon in Nähe der Wirbelsäule, das sprudelnde Blutgefäß erkennen. Noch einmal verschaffte sie sich, diesmal mit einem frisch gebügelten Slip, Übersicht und dann hatte sie das Blutgefäß mit zwei Fingern gepackt-und die Blutung stand! Freilich sickerte noch aus vielen kleinen Wunden das Blut und Sarah kam das auch ziemlich komisch vor, aber immerhin war der große Blutverlust jetzt erst einmal unterbunden. Ben tat es so wahnsinnig weh, dass sie die Wunde irgendwie gespreizt hatte und jetzt erinnerte sich Sarah an die Aussage ihres Chirurgielehrers. „Meistens ist das Schmerzhafteste der Hautschnitt, viele innere Organe haben eigentlich wenige schmerzleitenden Nerven, sie reagieren eher auf Druck und Lageveränderungen!“, hatte der gelehrt und so drückte Sarah jetzt zwar weiter das verletzte Blutgefäß ab, das direkt unterhalb der Bifurkation der Bauchaorta abging, da musste sie nachher darüber nachdenken, welches das wohl war, aber ansonsten entfernte sie rasch alle behelfsmäßigen Bauchtücher aus Ben und die Wundränder zogen sich wie von selber zusammen.

    Ben´s Jammern und Stöhnen wurde jetzt leiser, völlig erschöpft schloss er die Augen und seine Gegenwehr erlahmte. Natascha konnte den Griff um seine Hände lockern und Sarah wies sie jetzt an: „Hol die Decken und versuche ihn warm zu halten, ich kann hier nicht mehr loslassen bis Hilfe kommt!“, teilte sie der jungen Frau mit und der lief es kalt über den Rücken-wer sagte denn, dass überhaupt Hilfe kommen würde? Hatte Ben noch jemanden angerufen, bevor er sich mit dem Türsteher angelegt hatte? Er war vermutlich gerade am Spielclub angekommen, als sie entführt wurde und war dann dem Wagen gefolgt, anders war seine Anwesenheit hier nicht erklärlich, aber wusste da jemand anderes davon? Der andere Zocker war inzwischen sicher von einem Kollegen vor die Tür gesetzt worden, aber wo sollte der ansetzen, sie zu suchen-außer Ben hatte ihn wirklich telefonisch verständigt.
    Sie holte nun tatsächlich die beiden Wolldecken und deckte ihn zu. Aus dem nun fast geleerten Koffer nahm sie einen Pyjama, rollte ihn zusammen und legte ihn wie ein Kissen unter Ben´s Kopf, dann holte sie eine Wasserflasche, befeuchtete einen Waschlappen, der sich ebenfalls in dem Koffer befunden hatte und wusch Ben´s Gesicht damit ab, das schweißüberströmt war und dessen Lippen immer noch fest zusammen gepresst waren. „Soll ich ihm zu trinken geben?“, fragte sie dann Sarah und unterwarf sich wie selbstverständlich deren Führung, aber die schüttelte den Kopf. „Er muss nachher sofort operiert werden!“, teilte sie den Anwesenden mit, was Elisa ein trockenes Lachen entlockte: „Wenn es denn für ihn noch ein Nachher gibt!“, bemerkte sie und Sarah wäre ihr nun am liebsten ins Gesicht gesprungen. „Aber meine Sachen will ich ersetzt haben-ihr könnt doch nicht einfach meine ganzen Klamotten einsauen-nur mit ner Reinigung gebe ich mich da aber nicht zufrieden!“, protestierte nun auch Milena und jetzt entwich Sarah ein ungläubiger Laut. Wer dachte in so einem Moment an Kleidung-das war doch nicht zu fassen!

    „Natascha, sieh doch mal nach, ob mein Mann irgendwo sein Handy hat!“, bat sie nun und jetzt erstarrte die junge Frau. „Dein Mann?“, stotterte sie. „Ja mein Mann mit dem ich zwei wundervolle Kinder habe und den ich liebe, egal, was er getan hat!“, bekräftigte nun Sarah und jetzt verharrte Natascha einen Moment. Na war ja klar, dass so ein Supertyp nicht alleine war, aber trotzdem hatte er sich mit ihr mehr als nur einmal getroffen! Ihr hatte es gerade einen Schlag in die Magengrube versetzt, aber jetzt reagierte sie dennoch vernünftig und begann Ben´s Hosentaschen zu durchsuchen, allerdings erfolglos. Ben öffnete seine Augen einen kleinen Spalt, atmete flach ein, um irgendwie den Schmerz, den ihm seine Frau immer noch zufügte, deren Hand in ihm steckte, zu ertragen und flüsterte dann: „Handyakku leer, liegt im Wagen!“, aber Sarah schüttelte wild den Kopf. „Das macht nichts, Ben, Semir wird ganz einfach den Dienstwagen orten lassen-der findet uns“, aber nun bewegte der junge Mann leicht den Kopf nach links und rechts. „Porsche!“, wisperte er dann, bevor er vor Erschöpfung erneut die Augen schloss und verstummte.

    In Sarah´s Kopf fuhren die Gedanken Karussell und ihr wurde einen Augenblick schwindlig. Sollte das bedeuten, dass niemand wusste, wo man nach ihnen suchen sollte? Dann war Ben´s Schicksal besiegelt. Sie hatte hier nichts, womit sie das doch recht große Blutgefäß abklemmen oder unterbinden konnte. Sie hatte zwar Milena´s Koffer nach irgendwelchen derartigen Dingen gescannt, aber da war nichts darin, was sich verwenden ließ. Lange würde Ben nicht mehr durchhalten und ehrlich gesagt wusste auch sie nicht, wie lange sie in dieser unbequemen Position, vor ihrem Mann kniend, verharren konnte-und vor allem auch, wie lange sie Kraft in ihrer Hand hatte. Man konnte so einen statischen Druck nur eine gewisse Zeit aufrecht erhalten, dann ermüdeten die Muskeln und sie bezweifelte, wenn sie das Gefäß los ließ, dass es ihr ein zweites Mal gelingen würde, das zu finden und die Blutung zu stillen. Außerdem wurde Ben von Minute zu Minute schwächer und schläfriger und die Sickerblutungen hielten nach wie vor an. Auch brauchte er auch dringend ein Antibiotikum, Volumen und Kreislauf stützende Maßnahmen. Immerhin war er zwar noch bei Bewusstsein und konnte verstehen was sie sagten, aber wie lange würde das noch so bleiben?
    Fakt war-wenn keine Hilfe kam, würde sie ihn verlieren und daran wagte sie nicht zu denken, allerdings liefen ihr nun doch vereinzelte Tränen über die Wangen und sie schniefte-nein so durfte es einfach nicht enden, aber ihre Situation war momentan völlig aussichtslos!

    Endlich rückt Verstärkung an und Dank der Fahrzeugortung wissen die Kollegen in der Past jetzt, wo Semir und Ben jeweils hingefahren sind.
    Jetzt hatte ich so gehofft, dass sie erstens Semir und Ben finden und zweitens, dass Konrad vielleicht doch noch am Leben wäre, aber leider hat der seinen Verrat nicht überlebt ;( . Obwohl die schicke Villa gestürmt wird, finden sie erst mal keine Spur von Ben-Hartmut muss sofort kommen, die Blutlache, die mir große Sorgen macht, analysieren und dann irgendeinen Hinweis finden, wo die beiden stecken, denn inzwischen bin ich mir fast sicher, dass das was Semir da im spärlichen Licht gesehen hat ein schwer verletzter Ben ist, der dringend Hilfe braucht.
    Hoffentlich kombinieren die Krüger und der Rest des Teams richtig und finden die zwei, sonst ist es vielleicht für beide zu spät!
    Nachdem du schon Konrad gekillt hast, Anne, traue ich dir nicht mehr ganz-nicht dass dir ein Blödsinn einfällt und du die nächste Story mit Paul als Partner schreiben willst :/ .

    Jetzt ist es klar verständlich @harukaflower, da lag ich doch mit meiner Vermutung richtig, dass Thore ein schweres Trauma erlitten hat! Ich habe in meinem Bekanntenkreis übrigens auch sogar zwei Fälle, wo beides Mal in der Garage erhängten Väter von ihren Söhnen-der eine damals elf, der andere vierzehn-gefunden wurden. Etwas Schrecklicheres kann man seinen Kindern kaum antun, da hilft auch keine psychologische Behandlung-vielleicht ein wenig die Zeit, aber da hat man denke ich ein Leben lang daran zu knabbern. So ergeht es auch Thore und dazu noch ein brutaler Vater, der seine Kinder dann mit Prügeln erzieht-na toll! ;(
    Aber das erklärt jetzt auch, dass Ben zu seinem Partner eine über das Berufliche hinaus gehende Beziehung hat. Er verständigt seine Freundin und anscheinend spricht er nicht leise genug, so dass Thore verstehen kann, dass über ihn geredet wird.
    Aber inzwischen ist wenigstens Niilo aufgewacht und scheint gar nicht soo schwer verletzt zu sein-wenn wir das Knie mal außen vor lassen, aber das ist ja nicht lebensbedrohlich! Gemein, dass ihn Thore gleich mal auf die Schippe nimmt, aber irgendwie tut dieser Humor gerade gut und zeugt von einer gewissen Vertrautheit zwischen den Kollegen-auch wenn ich das Semir-Ben-Pairing trotzdem schmerzlich vermisse, aber trotzdem hast du das gut gelöst!

    Die vier Frauen waren aufgeschreckt, als plötzlich Ben zu ihnen ins Kellerverlies geworfen wurde. „Ach du heilige Sch…., mir wird schlecht!“, murmelte Milena und zog sich, gefolgt von ihrer Freundin Elisa, in die hinterste Kellerecke auf eine der Matratzen zurück, möglichst weit weg von dem schwer Verletzten, der blutete wie ein Schwein. Sarah und Natascha riefen wie aus einem Mund: „Ben!“, und Sarah gab es einen Stich ins Herz-ja sie war mit ihrem Verdacht richtig gelegen, es handelte sich um ihren Mann mit dem Natascha ein Verhältnis hatte. Bis zuletzt hatte sie noch gehofft, dass das irgendwie ein großes Missverständnis wäre, aber hiermit war es bewiesen. Nun allerdings schob Sarah alle persönlichen Gefühle beiseite-hier vor ihr lag ein schwer verletzter Mensch, es war keine Zeit für Eitelkeiten oder beleidigt sein, wenn er nicht ganz schnell Hilfe bekam, war es vorbei mit ihm, wenn er denn überhaupt noch eine Chance hatte.

    Rasch drehte sie ihn-unterstützt von Natascha- auf den Rücken und tastete ihn ab, um sich einen Überblick über seine Verletzungen zu verschaffen. Er war schweißüberströmt, seine Augen lagen in tiefen Höhlen, sein Puls raste vor sich hin und als Sarah ihn anfasste, fühlte er sich heiß an, aber das Fieber war aktuell nicht sein Hauptproblem, sondern der klaffende Schnitt in seinem Bauch, der vom Schambein bis ein Stück über den Nabel reichte. Das Blut sprudelte regelrecht heraus und Sarah wusste, dass er schnellstmöglich in einen OP musste, damit die Blutungen gestillt wurden, denn da lief eindeutig arterielles, weil hellrotes Blut aus ihm. Allerdings war es ihnen unmöglich, professionelle Hilfe zu erhalten und so musste sie mit ihren begrenzten Mitteln, eigentlich nur ihrem Wissen, ihrer Kaltblütigkeit in Notfallsituationen und ihrem Können, versuchen die Ursache der Blutung herauszufinden und wenn möglich zu stoppen. Natürlich könnte sie jetzt einfach ihr Shirt auf den Bauch drücken und hoffen, so die Blutung zum Stehen zu bringen, so hätte es vermutlich jeder Laie gemacht, aber Sarah war klar, dass die allgemeine Kompression nur begrenzten Wert haben würde-diese Blutung würde so nicht zu stoppen sein und ihr Mann, den sie immer noch liebte, auch wenn er sich mit einer anderen Frau abgegeben hatte, würde ihr unter den Händen verbluten. Wenn sie zuvor nicht alles Menschenmögliche getan hätte, um ihn zu retten, dann könnte sie sich das nie verzeihen.

    So sagte sie zu Natascha, die ihr als Einzige eine Hilfe war, denn die anderen Weiber saßen schreckensbleich in der Ecke und konnten gar nicht hersehen: „Ich muss mir die Bauchwunde näher ansehen, sonst stirbt er in wenigen Minuten-hilfst du mir?“, fragte sie ruhig und Natascha, die zwar ebenfalls bis in ihr Innerstes zitterte, nickte. „Ich brauche den Inhalt des Koffers, da ist vermutlich saubere Wäsche drin!“, befahl sie und noch bevor Milena protestieren konnte, hatte Natascha den Rollkoffer herangezogen, geöffnet und nun lag er ausgebreitet vor ihnen. Sarah überlegte noch kurz, ob es Sinn machte, Ben, der nur noch ein kleines bisschen bei Bewusstsein war und leise vor sich hin stöhnte, auf eine der Matratzen zu legen, aber dann entschied sie sich dagegen-das würde nur kostbare Zeit kosten, das konnten sie später immer noch machen-wenn es denn ein später für ihn überhaupt gab.

    Sie hatte rasch das blutige Hemd nach oben geschoben und die Hose geöffnet. „Natascha-du musst seine Hände fest halten, denn ich muss ihm jetzt sehr weh tun!“, befahl sie und richtete noch schnell das Wort an die beiden Grazien in der Ecke. „Würdet ihr uns bitte auch helfen?“, fragte sie, aber als Antwort kamen Geräusche von hinten, als wenn sich jemand gerade übergeben musste-das konnte sie also vergessen. Seitlich in dem Koffer lag eine kleine Taschenlampe und nach der griff nun Sarah, machte sie an und nahm sie in den Mund. Gott sei Dank hatte sie Beleuchtung, denn im schwachen Licht der Glühbirne, die von der Decke baumelte, würde sie nichts erkennen können. Kurz nahm sie die Lampe noch einmal heraus, postierte Natascha so, dass die von oben Ben´s beide Hände festhalten konnte, beugte sich über ihren Mann und sagte mit aller Liebe, die sie immer noch für ihn empfand: „Schatz, ich muss mir deine Verletzung näher ansehen, das wird sehr weh tun-aber ich liebe dich, vergiss das nicht!“, dabei wusste sie überhaupt nicht, ob er überhaupt noch so weit bei Bewusstsein war, um das verstehen zu können.

    Natascha war derweil der Mund offen stehen geblieben. Das durfte doch nicht wahr sein-sie hatte gedacht, das wäre ihr Ben, aber nun war da diese andere Frau, die aber anscheinend medizinische Kenntnisse hatte und als einzige ihren Mr. Sexy retten konnte und betitelte ihn als „Schatz!“ Allerdings war der Zeitpunkt für Eifersüchteleien nun denkbar schlecht und wenn er starb, würde ihn keine von ihnen bekommen und so setzte sie jetzt alles daran, mit um sein Leben zu kämpfen und die blonde fremde Frau wusste anscheinend sehr genau, was zu tun war und das war wohltuend-sich in so einer Situation einfach einer Führung zu überlassen.
    Ben´s Augenlider flatterten kurz und mühsam öffnete er sie. Ihm war unendlich kalt, sein Bauch schmerzte und er merkte, wie sein Lebenssaft aus ihm heraus floss. Er würde sterben, aber das musste er seiner Sarah noch mitteilen, deren Liebhaber tot vor dem Kellerverlies lag. „Ich liebe dich auch und habe dich immer geliebt!“, flüsterte er, aber jetzt fügte ihm seine Sarah einen dermaßen brutalen unmenschlichen Schmerz zu, dass er nur noch laut aufbrüllen konnte, wie ein waidwundes Tier.

    Semir und Hartmut waren inzwischen an Ben´s Gutshaus fast gleichzeitig eingetroffen. Semir zückte seinen Schlüssel, den er wie selbstverständlich am Schlüsselbund hängen hatte. Er hatte ihn zwar erst einmal gebraucht, seit Ben und seine Familie umgezogen waren, aber er schätzte den Vertrauensbeweis! Wie Susanne vorhergesagt hatte, stand der Dienstmercedes im Hof, aber als Semir in die alte Remise geschaut hatte, wo früher die Kutschen untergebracht gewesen waren und die jetzt als Garage diente, hatte er sofort gesehen, dass sowohl der Familienkombi als auch Ben´s Oldtimerporsche fehlten. Die Kinder und der Hund waren vermutlich bei Hildegard, denn das Haus war völlig leer. Semir hatte durchaus kombiniert, dass es bei Sarah und Ben gerade nicht so gut lief-immerhin hatte der ihn in letzter Zeit oft mit Fragen gelöchert, die seine Ehe betrafen-als ob er da Spezialist wäre! Andrea und er hatten da durchaus ebenfalls Probleme, aber das war wohl in fast jeder Beziehung so. Was er gelernt und versucht hatte seinem Partner zu vermitteln war, dass sie einfach miteinander reden sollten-nichts anderes half!

    Jetzt aber durchstreifte er mit Hartmut gemeinsam das Haus, ohne im Augenblick irgendeinen Hinweis auf den Aufenthaltsort der beiden Vermissten zu bekommen. Semir konnte sich das Verschwinden Ben´s nur so erklären, dass der in letzter Minute noch einen Tipp bekommen hatte, wo Sarah steckte und sich an deren Fersen geheftet hatte. Im Schlafzimmer war das Bett völlig zerwühlt und auf dem Nachtkästchen stand neben einer leeren Wasserflasche und einer geöffneten Packung Aspirintabletten ein Laptop, den Hartmut, der den eingerichtet hatte, sofort als den von Sarah identifizierte. „Mann-man kann in einem Haushalt mit Kleinkindern doch nicht einfach so Medikamente rumliegen lassen!“, dachte sich Semir tadelnd, aber dann schalt er sich selber-immerhin waren die Kleinen gerade nicht da und so wie er Sarah kannte, hätte die die auch sofort entdeckt und weg geräumt, so aber nahm er die Packung und legte sie ordnungsgemäß in den Medizinschrank im Bad, an dem der Schlüssel steckte.

    Hartmut griff sich derweil den Laptop, nahm ihn mit nach unten und setzte sich in der gemütlichen Wohnküche, die allerdings ohne ihre Bewohner und das Kinderlachen trotzdem leer und trostlos wirkte, an den Tisch und dann flogen seine Finger über die Tasten und Fenster um Fenster öffnete sich. Hartmut konnte hervorragend querlesen und sich binnen kürzester Zeit einen Überblick über den Inhalt eines Schriftstücks verschaffen, aber genauso wie Ben, stockte auch ihm jetzt der Atem. „Semir-jetzt weiss ich, über was sich Ben mit dir unterhalten wollte!“, sagte er tonlos und schob seinem Freund und Kollegen den Laptop rüber, damit auch der in das Dokument hineinlesen konnte. Semir las und mit jedem Satz wurde er blass und blasser. „Um Himmels Willen-das wenn in die falschen Hände gekommen ist!“, rief er verzweifelt und Hartmut nickte mit gerunzelter Stirn. Dann nahm er den Laptop wieder an sich und schaute nach, wo Sarah ihre Story veröffentlicht hatte. Schnell hatte er das System und auch die Feedfunktion verstanden und las zunächst die offiziellen Sachen, dann verfolgte er Sarah´s PNs, ihre Briefwechsel mit Felix und hatte dann innerhalb kürzester Zeit ebenfalls die Software des Schreiberforums geknackt und prüfte nach, was auch Felix getan hatte. Allerdings fiel ihm auf, dass neben dem von Felix, dessen Klarnamen er bereits aus den PN´s kannte, noch ein zweiter Hackerangriff stattgefunden hatte und als er jetzt diese IP-Adresse sah, schnell nach seinem mitgebrachten Tablet griff und dort etwas eingab, berichtete er ernst:
    „Semir-stell dir vor, anscheinend hat Sarah diese und zuvor schon einige andere Story´s, die mir jetzt allerdings nicht relevant erscheinen, auf einem Forum veröffentlicht und kam da ins Kreuzfeuer der Kritik von einigen anderen Mitgliedern. Die eine davon lebt in Chorweiler, heisst Elisa Miller und die Adresse deckt sich mit der Gegend, wo Ben´s und Sarah´s Handy gestern geortet wurden, allerdings ja nicht zur selben Zeit. Die wiederum hat sich mit einer weiteren Schreiberin aus dem Norden verabredet, die sie gestern besuchen wollte und die Ankunftszeit steht in Bezug mit dem Verschwinden von Sarah und deren Handy. Die beiden Schreiberinnen haben übrigens miteinander einen Doppelaccount unterhalten, der Sarah ordentlich Feuer gegeben und sie scharf kritisiert hat.“, erklärte Hartmut und Semir sah ihn jetzt ein wenig verständnislos an: „Du willst sagen, dass erwachsene Leute sich in diesem Schreiberforum mit Worten bekriegen wie im Kindergarten?“, fragte er und Hartmut nickte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sarah sich mit einem weiteren Mitglied, einem Felix, via anderen Medien ebenfalls unterhalten hat, an die ich aktuell nicht ran komme, sie haben vermutlich über WhatsApp Kontakt gehalten, telefoniert oder sich auch persönlich deswegen getroffen. Aber schon die Nachrichten in diesem Forum wurden von einer dritten Person gelesen, die dazu keine Berechtigung hatte und jetzt halt dich fest: Ich habe die IP-Adresse überprüft und der zugehörige PC befindet sich im Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalens in Düsseldorf!“, ließ er die Bombe los und jetzt wurde Semir blass. „Du willst sagen, dass irgendwelche Verfassungsschützer an Sarah dran waren?“, fragte er nach, aber Hartmut schüttelte den Kopf. „Semir-ich denke da war nicht der Verfassungsschutz dran-warum auch, sondern unser Maulwurf. Wir fragen uns doch die ganze Zeit, warum er uns immer einen Schritt voraus ist-na vermutlich, weil er vor allen anderen informiert wird! Und so wie es aussieht, war in letzter Zeit auch Sarah mit ihrer Geschichte eine Informantin, was vermutlich für den Maulwurf sehr bequem war, das hat ihm gezeigt, dass er sich aktuell in Sicherheit wiegen kann. Wir müssen jetzt allerdings klug vorgehen und ich kann aktuell auch noch nicht sagen, welcher PC im Ministerium da betroffen ist, denn die haben natürlich eine wesentlich besseren Firewall, da muss ich vielleicht sogar persönlich dort erscheinen und mich intern irgendwo heimlich einloggen, um das heraus zu bringen, aber Fakt ist-wir haben eine ziemlich heiße Spur und ich denke, wir können unseren Mann so überführen, aber deswegen wissen wir leider immer noch nicht, wo Ben und Sarah stecken!“, überlegte er laut und Semir konnte jetzt nur zustimmen.

    „So jetzt geben wir erst einmal eine Fahndung nach Ben´s Porsche, der Familienlimousine und auch dem BMW, nach dem Ben gefragt hat, heraus. Als nächstes fahren wir nach Holweide und versuchen den Halter des BMW zu befragen, ob der was weiss. Dessen Name war auf jeden Fall nicht Felix und so müssen wir erst einmal herausfinden, warum Ben den gesucht hatte! Danach sehen wir uns mal in Chorweiler um, wo sowohl Ben als auch Sarah heute im selben Viertel waren und dann können wir nur hoffen, dass wir dadurch irgendeine Spur bekommen, die uns zu Sarah und unserem Kollegen führt, breitete Semir dem Rothaarigen seinen Plan aus und der nickte. „Und ich fahre gleich morgen früh nach Düsseldorf und schnüffle da ein wenig herum!“, bekräftigte nun der und gerade machten sie sich auf den Weg nach Holweide, als plötzlich Semir´s Handy läutete und Susanne dran war. „Semir-eine Polizeistreife hat Ben´s Porsche und auch den gesuchten BMW hintereinander abgestellt in Ehrenfeld gefunden!“ vermeldete sie und gab die Adresse durch. Obwohl sie schon ziemlich nahe an ihrem Ziel waren, trat Semir mit Wucht auf die Bremse, legte eine Drehung um 180° hin und war schon mit Blaulicht und quietschenden Reifen unterwegs nach Ehrenfeld.

    Jetzt ist die Verlobte des Ermordeten auch tot-ich fresse nen Besen, wenn das Selbstmord war-die wurde doch ebenfalls eiskalt ermordet.
    Ich hätte jetzt allerdings nach Ben´s Reaktion auch gedacht, dass Thore entweder selbst schon mal versucht hat sich zu erhängen, oder ein Attentat auf ihn verübt wurde. Vielleicht hat er aber auch nur jemanden gefunden-vielleicht einen nahen Verwandten( Mutter , Vater, oder Bruder/ Schwester, der sich erhängt hatte)-so wäre auch erklärt, warum Ben da so gut darüber Bescheid weiss, als sozusagen aktueller Schwager ;) . Also ich hatte nach dem Lesen des Kapitels auch gedacht, da wären alte Würgemale an Thore´s Hals, aber natürlich können die auch aktuell durch Gedankenlosigkeit entstanden sein!

    Hui-dieser Thore war aber schnell da! Ich würde vermutlich zwei Tage Vorlauf brauchen, um von Helsinki nach Köln zu kommen-oder war der vielleicht schon im Land und heisst mit Spitznamen Jussi? :| Dank Handy ist das heute ja nicht unbedingt nachvollziehbar, ob jemand aus dem In- oder Ausland anruft!
    Aber Semir und Ben scheinen ihm jedenfalls zu vertrauen und gut-die Theorie mit den Nummern ist vielleicht auch gar nicht so blöd-ich höre vermutlich schon das Gras wachsen! Ja im Krankenhaus vor dem OP sitzen hilft Niilo auch nicht weiter, allerdings würde ich für Personenschutz sorgen, falls er die OP überlebt-man kann ja nicht wissen, was dieser Jussi weiter so vor hat! ;(
    So aber gehen nun alle miteinander ermitteln, ich hoffe mal, dass sie bald was rausfinden und dass Thore doch ein Guter ist!
    Jenny-die anscheinend doch noch mit Veikko zusammen ist, hilft Paul am PC-na gut, sie kennt sich auf jeden Fall mit Finnen, ihrem Sport und ihren Gebräuchen besser aus als Paul! ;)

    Ben kommt vermutlich in letzter Sekunde und ich hoffe ebenfalls, dass Niilo überlebt und danach wieder laufen kann-das mit dem Sport war ja eigentlich zuvor schon vorbei, so bitter es für ihn ist! Man bemerkt erst jetzt, wie viel der junge finnische Polizist Ben bedeutet, aber klar, der ist jetzt sein Partner und wie Semir früher, ist es jetzt auch sein Job, auf ihn aufzupassen. Allerdings konnte ja niemand ahnen, dass Niilo überhaupt in Gefahr schwebt! Ben macht das gut mit dem Beruhigen und der Kompression der Wunde und ich bin eigentlich schon erleichtert, dass die Vitalwerte aktuell stabil sind, dennoch kann da noch viel passieren!
    Ben hat den Namen des Täters, der ihm aber nichts zu sagen scheint und nun rauscht ein erboster Thore aus Finnland an, um sich an den Ermittlungen zu beteiligen-hatten wir das nicht schon mal, dass die halbe finnische Polizei in Köln ermittelt hat? :D
    Schön dass Ben sich jetzt im Krankenhaus um seinen Partner kümmert, Semir ihn dahin bringt und Paul die Ermittlungen vor Ort übernimmt, so haben alle was zu tun! ;)

    Ja ich vermute auch, dass wir von Timo noch mehr erfahren werden! Und falls es unseren Helden tatsächlich gelingt Jenny noch lebend und nicht von Kevin abgemurkst aufzufinden, wird einer der beiden Männer den Kürzeren ziehen, aber vielleicht ist ja auch Timo Jenny´s Zukunft, wenn sie denn eine hat und darum bin ich ebenfalls dafür, dass wir den möglichst gut kennen lernen.
    Ob dieser Benno ne echte heiße Spur ist und irgendetwas mit Patrick zu tun hat, wissen wir noch nicht, aber auf jeden Fall gibts jetzt eine spannende Verfolgungsjagd-nicht wahr Campino? 8o

    Ben hatte die Limousine in der kleinen Straße verschwinden sehen und zugleich fiel ihm ein weißer BMW auf, der kurz vor der Kreuzung geparkt war. Als sein Blick auf das Kennzeichen fiel, erstarrte er einen Moment: K-AU-590 war da zu lesen-er hatte das gesuchte Fahrzeug gefunden und Sarah und ihr Liebhaber waren hier irgendwo in der Nähe! Um nicht aufzufallen stellte er seinen Porsche direkt hinter dem BMW ab, denn die Limousine hatte in der Seitenstraße derweil ihre Fahrt verlangsamt und dann vor einem großen Tor angehalten. Während Ben, der sich inzwischen an der Wand abstützen musste, so elend fühlte er sich, leise in die Gasse schlich-ihm kam es zugute, dass die Straßenbeleuchtung kaum funktionierte-stieg der Türsteher aus, sperrte das Tor auf und fuhr mit seinem Wagen in den Hof. Das Tor schwang wieder zu und Ben sah sich jetzt suchend um, wie er die bröcklige Ziegelmauer überwinden konnte. Schnell hatte er sogar in der Dunkelheit der Nacht eine einfache Aufstiegsmöglichkeit entdeckt. Wenn er fit gewesen wäre, hätte er die Mauerkrone mit einem Satz erklommen, aber gerade fühlt er sich, als wäre er vor Kurzem von einem LKW überrollt worden. Eigentlich wäre es jetzt an der Zeit gewesen, irgendwie an ein Telefon zu kommen und Unterstützung anzufordern, aber erstens war hier keine Menschenseele weit und breit und außerdem bekam der Fall gerade eine weitere, sehr persönliche Note. Sarah und ihr Liebhaber waren hier irgendwo in der Nähe und der Türsteher wusste mit Sicherheit um die Identität des Maulwurfs-er musste seine Frau finden und zugleich den Fall lösen! Und außerdem konnte es ihm natürlich als Polizist nicht egal sein, wenn vor seinen Augen eine junge Frau entführt wurde.

    So näherte er sich schwankend dem defekten Mauerstück, als sein Blick auf den Boden fiel. Da war schemenhaft im Licht des abnehmenden Mondes eine Pfütze mit einer dunklen Flüssigkeit zu sehen, die man anscheinend notdürftig versucht hatte mit Ölbindemittel zu beseitigen, aber Ben roch sofort den typisch metallischen Geruch-das war kein ausgelaufenes Öl-das war Blut und zwar höchstens ein paar Stunden alt. Sofort griff eine kalte Hand nach seinem Herzen-um Himmels Willen-hoffentlich war das nicht Sarah´s Blut! Egal was sie getan hatte-er liebte sie und musste sie einfach finden!
    So kletterte er mühsam auf die Mauer und bemühte sich leise zu sein. Hinter einem Pfeiler versteckt konnte er dann beobachten, wie der Türsteher erst sorgfältig das Tor wieder hinter seinem Wagen verschloss, eine weitere Tür aufsperrte und dann den Kofferraum öffnete und Natascha heraus holte. „Du blöder Affe, was soll das!“, schrie die ihn an, aber als Antwort bekam sie eine Ohrfeige, dass ihr Kopf zur Seite flog. „Hier kannst du brüllen wie du willst-da ist niemand der dich hören kann, ich an deiner Stelle würde die Klappe halten!“, zischte der Mann und Natascha war jetzt ganz still, sie wusste, wann sie verloren hatte. Sie ließ ihren Blick über das marode Gemäuer schweifen und während sie nun grob Richtung äußere Kellertür gestoßen wurde, meinte sie die Silhouette eines gebückt dahockenden Mannes hinter einem Pfeiler zu entdecken und ein warmes Glücksgefühl überkam sie. Das war sicher ihr Mr. Sexy, der sie rausholen würde!

    Nachdem der Türsteher Natascha zu den drei anderen Weibern gestoßen hatte, ging er die paar Stufen Richtung Hof hinauf und machte sich nebenbei Gedanken, was der Boss jetzt wohl vor hatte. Man konnte die vier Frauen eigentlich nicht davon kommen lassen, zu viel wussten die, gerade Natascha, die ja den Boss schon gesehen hatte, allerdings hätte er nie gedacht, dass die so ein falsches Spiel spielte. Die blonde junge Frau hatte ihm ebenfalls die Maske herunter gerissen und außerdem einen Mord beobachtet, eigentlich war klar, dass die alle sterben mussten. Die beiden dicklichen älteren Frauen im Verließ würden da leider mit dran glauben müssen, aber das war nicht sein Problem-der Boss würde ihm schon sagen, was er mit ihnen anstellen sollte.

    Gerade löschte er das Licht und trat ins Freie, da sprang ihn plötzlich ein Mann an und brachte ihn zu Fall. Völlig überrascht strauchelte der Muskelprotz und stürzte rücklings die Kellertreppe hinunter-damit hatte Ben gerechnet und deshalb den Überraschungsmoment ausgenutzt. Noch im Fallen erkannte der Türsteher seinen Gegner-Potzblitz, das war doch dieser Ben Käfer, der eine der beiden Spieler, auf den Natascha vorher anscheinend gewartet hatte! Er musste ihnen gefolgt sein und versuchte jetzt, ihn auszuschalten und seine kleine Freundin zu befreien, aber da hatte er nicht mit ihm gerechnet. Obwohl er immer noch ein wenig angetrunken war und ihm auch die Gräten von seinem nachmittäglichen Mauersturz weh taten, war er eine skrupellose ausgebildete Kampfmaschine und mit einem dumpfen Grollen sprang er jetzt seinen Gegner an, der ihm die Treppe hinunter gefolgt war. Bevor Ben sich versah, lag er ebenfalls am Boden und im Halbdunkel rollten die beiden erbittert kämpfenden Männer über den kalten Beton des Kellervorraums.
    Es war ganz klar, dass der Muskelprotz Ben an Körpermasse überlegen war, aber der war dafür flinker und wendiger und durch seine Ausbildung in Karatetechniken bei der Polizei brachte er sogar zunächst ein paar geschickte Griffe an, ohne allerdings seinen Gegner komplett zu bezwingen. Kurz schaffte er es, schwer atmend und unter Auferbietung all seiner erlahmenden Kräfte, ihn auf den Bauch zu drehen und einen Arm auf den Rücken zu biegen, aber als dann seine freie Hand in gewohnter Manier nach seinem Gürtel griff, um dort die Handschellen hervor zu holen und ihn zu fesseln, war da nichts-na klar, er hatte ja, um seine Tarnung nicht zu gefährden, seine Verkleidung angezogen und weder Handschellen noch Dienstwaffe dabei. Da war der kurze Augenblick der Überraschung schon vorüber und brüllend vor Zorn und stocksauer, dass er beinahe bezwungen worden wäre, schüttelte der Koloss ihn nun ab und erneut rollten die beiden Männer im Halbdunkel über den schmutzigen Fußboden. Momentan war so viel Adrenalin in Ben, dass er für einen Augenblick sogar Halsschmerzen und Schwäche ausblenden konnte und sich heftig zur Wehr setzte.
    Irgendwann stießen sie bei ihrem Gerangel an einen menschlichen Körper, der aber schon fast erkaltet war, was Ben einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Allerdings erkannte er schemenhaft, dass das Opfer ein junger Mann war und nicht Sarah, was ihn dann wieder erleichterte. Er brachte nun einen Kinnhaken an und sein Gegner ließ auch einen kurzen Moment benommen locker. Normalerweise hätte Ben die Zeit gereicht, um einen weiteren Karategriff anzuwenden, aber jetzt holte ihn sein Fieber und Schwindel ein und er war einfach zu langsam und konnte nicht verhindern, dass die Hand seines Gegners nach unten fuhr. Ben hatte nicht damit gerechnet, dass der Koloss ein Messer bei sich trug, aber als nun der kalte Stahl aufblitzte, spürte er nur noch wie die Klinge tief in seinen Bauch fuhr und der Typ ihn von unten nach oben regelrecht aufschlitzte. Sofort ließ Ben los, denn dem ersten Schock folgte ein unmenschlicher Schmerz und er bemerkte kaum noch, wie der Riegel zum Kellerverließ geöffnet und er wie eine willenlose Puppe zu den vier Frauen geworfen wurde.

    Erst mal haben wir jetzt erfahren, wie Kevin gerettet wurde und dass er an Amnesie leidet. Das ist wirklich blöd, dass gerade die Jahre nach dem Tod seiner Schwester fehlen, so hat Patrick leichtes Spiel mit ihm und versucht jetzt mit Manipulation die perfekte Waffe aus ihm zu machen-richtig gruselig!
    Und der Trailer war mal wieder gut gemacht-die Musik habe ich mir in meinem Kopf selber dazu abgespielt und die Vorschau macht mir einerseits Angst und dann doch wieder einfach Lust auf die Geschichte!