Beiträge von susan

    Semir hatte voller Sorge gesehen, wie sich die Türen des RTW schlossen, der aber noch eine ganze Weile nicht los fuhr, sondern drinnen geschäftiges Treiben herrschte. Dann stolperte Sarah hinaus, nahm aber sofort neben dem Fahrer Platz und endlich setzte sich das Fahrzeug in Bewegung. Er hatte ein paar Worte mit der Chefin gewechselt, die ebenfalls zu ihnen geeilt war, inzwischen Hartmut aus den Klauen des Feuerwehrkommandanten befreit hatte und nun besorgt fragte: „Wie geht es Ben?“, aber Semir konnte nur hilflos den Kopf schütteln-er wusste es nicht. Er setzte sich wie in Trance in seinen BMW und folgte dem RTW, der die Uniklinik ansteuerte, wie der Notarzt ihm zuvor bereits mitgeteilt hatte. Dort war Ben bekannt, man war auf schwerste Verletzungen eingerichtet und viele spezialisierte Fachärzte arbeiteten dort eng zusammen zum Wohle der Patienten. Semir stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz ab, immer noch war es stockfinster draußen, aber das bemerkte er kaum, als er Richtung Notaufnahme ging, wo Ben gerade im Schockraum versorgt wurde. Der Rettungswagen war in die Patientenanlieferungszone gefahren und sofort hatten sich die Tore hinter ihm geschlossen.

    Gerade versuchte Semir die Schwester, die probierte ihn abzuwimmeln, davon zu überzeugen, dass er dringend zu seinem Freund musste, da wurden die Türen des Schockraums geöffnet und Ben, den man nur eilig umgelagert hatte und den Dr. Burger an seine Kollegen übergeben hatte, wurde in den OP gefahren. Am Bett hingen Infusionen, Monitore, ein transportables Beatmungsgerät und viele andere medizinische Geräte und Semir erhaschte nur einen kurzen Blick auf ein blutverschmiertes Gesicht, das fast so weiß war, wie das Kissen, auf das man Ben´s Kopf gebettet hatte. Die Eile mit der man das Bett schob, verhieß nichts Gutes und Sarah, die völlig am Ende war, wollte dem Tross folgen, aber Dr. Burger hielt sie am Arm fest. Er hatte ebenfalls Semir erspäht und sagte nun mit fester Stimme: „Sie beide trinken jetzt erst einmal einen Kaffee-ich gebe ihnen einen aus-ich denke nicht, dass die Kollegen im OP ihre Hilfe brauchen!“, offerierte er und hatte schon ein paar Münzen gezückt und die in den Automaten geworfen, der im Wartebereich vor der Notaufnahme stand. „Sie können jetzt aktuell nichts für ihren Mann und Kollegen tun, der ist in guten Händen. Sie beide haben ihm heute schon mal das Leben gerettet, das genügt, jetzt sind andere dran!“, redete er auf die beiden ein, zog sich selber noch einen Kaffee und drückte Sarah, die völlig an der Kante war, auf einen Stuhl im Wartebereich.

    Semir begann jetzt langsam wieder zu denken und sagte dann ruhig zu dem jungen Notarzt: „Wenn sie nicht gewesen wären, wäre Ben vermutlich schon nicht mehr am Leben-wir danken ihnen ganz herzlich!“, erwiderte er und nun sah auch Sarah auf, die erschöpft den Blick zum Boden gewandt hatte und sich mit ihren eiskalten und immer noch blutigen Händen am Kaffeebecher fest hielt. „Danke!“, flüsterte auch sie und Dr. Burger lächelte sie an. „Ich habe nur meinen Job gemacht!“, sagte er und packte dann einen Weißkittel, der gerade an ihnen vorbei lief, am Ärmel. „Würdest du bitte veranlassen, dass auch bei diesen beiden Patienten eine Blutgasanalyse gemacht wird, die den fraglichen Kohlenmonoxidanteil im Blut anzeigt? Die waren ein wenig länger als ich in dem bewussten Keller!“, fragte er den Kollegen und der nickte. Natascha kam gerade aus dem Behandlungsraum, den der Arzt gerade verlassen hatte, drückte fest eine Kompresse auf ihren Unterarm und setzte sich nun zu ihnen.
    „Wissen sie-normalerweise ist das Erdgas, das in Köln verwendet wird ungiftiges Methangas, allerdings könnte es eventuell zu einem chemischen Umbau zu Kohlenmonoxid gekommen sein-meist durch unvollständige Verbrennung. Das können wir feststellen, aber das ist auch die einzige Gefahr, die für sie jetzt noch besteht, nachdem wir nicht alle gemeinsam in die Luft geflogen sind und das Erdgas auch den für uns alle notwendigen Sauerstoff nicht völlig aus dem Keller verdrängt hat. Ich denke aber nicht, dass sie und die anderen noch in Gefahr sind-allerdings sollten sie ihre Verletzung auch noch versorgen lassen!“, erklärte er und Semir sah überrascht auf seinen Oberschenkel, an den er im Augenblick keinen Gedanken mehr verschwendet hatte. Wenig später wurde-nachdem der Notarzt sich verabschiedet hatte- aus der Radialisarterie, sowohl von Sarah, als auch von Semir, mit einem Vakuumröhrchen Blut abgenommen und gleich im Labor mit einem speziellen Analysator geprüft. Aber wie auch in Natascha´s Probe waren keine Abweichungen von der Norm fest zu stellen, Semir´s Verletzung reinigte man, klebte ein paar Strips darauf und verband sie, es war wirklich nur ein Kratzer und so wurden sie alle ganz offiziell entlassen, oder vielmehr gar nicht erst stationär aufgenommen.

    Auch die beiden Grazien, die mit ihnen im Keller gesessen hatten, hörte man plötzlich aus einem anderen Behandlungsraum heraus laut zetern. Mit bitterbösem Gesichtsausdruck gingen sie dann an der kleinen Gruppe vorbei und drückten ebenfalls Kompressen auf ihre Unterarme, sehr angenehm war eine arterielle Blutabnahme zwar wirklich nicht, aber kein Grund sich so aufzuführen: „Du hast uns das Ganze eingebrockt!“, rief Elisa Sarah zu und die konnte nur fassungslos auf die beiden Frauen starren. Keine Frage, wie es Ben ging, kein Hauch von Mitleid oder wenigstens die Erkenntnis, dass sie selber ebenfalls durch ihre Aktionen in irgendeiner Weise eine Mitschuld an dem Ganzen trugen. „Und meine versauten Klamotten krieg ich ersetzt!“, fügte Milena noch hinzu und wenn Semir jetzt nicht einen drohenden Schritt auf die beiden zugemacht und laut: „Es reicht!“, gerufen hätte, würden sie vermutlich noch weiter gemacht haben. Dann setzte er allerdings noch nach, auch wenn er wusste, dass da nichts passieren würde: „Wir werden auch noch sehen, wie der Richter entscheidet-vielleicht bewertet er euren Doppelaccount und die Schmähungen als üble Nachrede und Beleidigung, auf jeden Fall wird das geprüft werden und vielleicht ein gerichtliches Nachspiel für euch haben!“ rief er und nun trollten sich die beiden Damen, während draußen gerade die Sonne aufging. „Semir-du weisst?“, flüsterte Sarah jetzt und der kleine Türke nickte. „Ich war mit Hartmut in eurem Haus, wir haben uns deinen Laptop angeschaut, weil wir uns davon einen Hinweis auf euren Verbleib erhofft haben-wir können auch kombinieren und ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was passiert ist!“, erklärte er und Sarah lehnte sich jetzt mut- und kraftlos an ihn. „Ich hab mir schon die ganze Zeit überlegt, wie ich dir das erklären soll, aber wer sind die beiden Typen eigentlich, die uns alle entführt und Felix getötet haben?“, fragt sie jetzt und stellte dann noch ein weitaus wichtigere Frage: „Und habt ihr sie geschnappt?“

    „Den einen Typen, der Ben verletzt hat ja, dem hat Hartmut eine Eisenstange auf den Kopf gedonnert, der liegt jetzt sicher unter strenger Bewachung in irgendeinem Krankenhaus und dem zweiten sind wir auf den Fersen und wir kriegen ihn auch!“, beruhigte er seine Freundin und auch Natascha atmete jetzt erleichtert auf. Auch sie hatte jetzt begriffen, dass die beiden angeblichen Zocker in Wirklichkeit Polizisten im Undercovereinsatz waren.
    Sarah sah jetzt hoch, als plötzlich eine ehemalige Kollegin von der Intensiv vor ihr stand, die sie freundlich anlächelte. „Hallo Sarah!“, sagte sie. „Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du dringend eine Dusche und frische Klamotten brauchst-ich gebe dir meinen Schlüssel zur Umkleide, du weisst ja, wo du alles findest und danach kommt dein Mann zu uns-wir haben schon die Voranmeldung!“, berichtete sie und musterte dann Natascha, die ebenfalls voller Blut war. „Und deine Freundin kannst du gleich mitnehmen, ich denke die Uniklinik hat vorrübergehend mal ein paar Hosen und Kittel für euch übrig!“, fügte sie hinzu und nun erhoben sich die beiden jungen Frauen und folgten der netten Schwester zum Aufzug. „Wir kommen dann wieder hierher!“, rief Sarah über die Schulter zurück und Semir nickte, hatte dann aber auch schon die Chefin erspäht, die gerade den Wartebereich der Notaufnahme betrat.

    Die trat nun zu ihm und fragte zuerst mitleidig nach Ben, musterte danach ihren zwar nur leicht verletzten, aber fix und fertigen Beamten und erzählte dann, dass dem Türsteher die Flucht gelungen war. „Hartmut ist aktuell noch an der alten Fabrik und leitet die Spurensicherung, vor allem auch in der Hoffnung irgendwelche DNA oder Fingerabdrücke des zweiten Manns, der wohl unser großer Unbekannter sein dürfte, zu entdecken. Wenn das Ministerium in Düsseldorf dann aufmacht, versucht er sich dort irgendwie einzuschleichen, um heraus zu finden, von welchem PC aus die Zugriffe auf die Autorenseite stattgefunden haben, um ihn so vielleicht zu überführen!“, berichtete sie von den weiteren geplanten Vorhaben des heutigen Freitags und Semir nickte. Er sah auf die Uhr und sagte dann zur Chefin: „Wenn der Türsteher wieder entwischt ist, schweben vielleicht sowohl Natascha, als auch Sarah und Ben noch in Gefahr. Ich werde jetzt dann Andrea anrufen, die hat heute frei-vielleicht kann sie mir frische Klamotten bringen und auch Natascha, die mitgeholfen hat, Ben zu retten, mit zu uns nach Hause nehmen, da wäre sie erst einmal in Sicherheit. Ich bleibe auf jeden Fall hier in der Klinik und passe auf Sarah und Ben auf!“, erklärte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete, deutete auf seine Waffe, die wieder sicher im Holster ruhte und die Chefin würde einen Teufel tun, ihm dagegen zu reden, das hätte eh keinen Zweck. „Wenn sie Unterstützung brauchen, oder nach Hause gehen möchten, melden sie sich-ich schicke dann eine Ablösung!“, versprach nun die Chefin noch und fuhr dann zur PASt, um dort das Tagesgeschäft zu übernehmen.
    Noch bevor Sarah und Natascha frisch geduscht und in Klinikklamotten gehüllt, zurück kamen, war Semir schon kurz nach draußen gegangen und hatte Andrea angerufen, die aus allen Wolken fiel und sie gebeten, ihm Kleidung zu bringen und Natascha mit zu ihnen nach Hause zu nehmen. „Geht in Ordnung, Semir, sobald die Kinder in Schule und Kindergarten sind, komme ich in die Klinik-ich werde euch schon irgendwo finden!“, erklärte die und Semir lehnte sich dann auf dem Stuhl in der Wartezone zurück-hoffentlich war Ben bereits außer Lebensgefahr!

    Oh mein Gott-was für ein dramatisches Kapitel! Ich habe vom ersten Satz weg mitgefiebert und war völlig in der Story gefangen-bravo, Anne!
    Da hast du aber wirklich alle dramaturgischen Register gezogen und die Spannung auf den Höhepunkt gebracht. Erst war ich erleichtert, als es Semir trotz seiner eigenen Verletzungen gelungen ist, Ben irgendwie aus dem brennenden Fahrzeug zu befreien, wobei mir die Beschreibung und vor allem die Lage der Eisenstange kalt Schauer über den Rücken gejagt haben, aber als du dann erzählt hast, dass Ben reanimationspflichtig wurde, hat mir das fast den Rest gegeben! ;(
    Semir kriegt das mit Hilfe der Leitstelle erst auch gut hin, aber dann bricht er vor Erschöpfung über seinem Freund zusammen, als die Retter nher kommen-also immer noch keine Entwarnung und ich kann jetzt nur hoffen, dass das nächste Kapitel nicht so lange auf sich warten lässt-und vor allem, dass du gute Nachrichten für uns Ben-Fans hast! 8o
    Ach ja und übrigens-hatte ich das schon erwähnt? Semir ist ein Held, aber das wussten wir ja eigentlich schon! ;)

    Irgendwie gefällt mir das, dass Paul und Thore sich gut verstehen und Thore auch ein wenig von sich preis gibt. Sowohl der Selbstmord seiner Mutter, der prügelnde Vaterr, als auch seine Animé-Vorliebe kommen zur Sprache. Ich finde lesende Männer auch interessant und sexy-das kannst du Thore mal ausrichten-der muss sich deswegen nicht genieren-sowas ist ein Plus-kein Minuspunkt in der Frauenwelt und so ein ungebildetes Heimchen am Herd, die nur die Schulliteratur gelesen hat und sonst nichts, ist sowieso nichts für so einen schlauen Kopf wie Thore!
    Der ist echt zu Ben´s Entsetzen über seinen Schatten gesprungen und hat versucht, den Suizid nachzustellen, was aber so nicht funktioniert hat-also liegt definitiv ein Mord vor-davon sind wir Leser ja auch ausgegangen ;) . Allerdings hat mir auch desöfteren der Atem gestockt, als ich z. B. das Seil direkt vor Thore´s Gesicht baumeln sah! Nun wird der Täterkreis auf Menschen über 1.90 m eingekreist-also Semir kanns schon mal nicht gewesen sein! :D

    Oh je-jetzt spielt dieser Carsten auch noch mit und auch wenn er Zweifel hat, dass Jenny und Kevin in einem Haus ein gute Idee sind, ist er sofort bereit für Kevin eine fiktive Vergangenheit auf der falschen Seite des Gesetzes zu erfinden-na klasse!
    Leider ist Timo jetzt aufgefallen und Patrick weiss auch sofort, um wen es sich handelt. Ich bin redlich froh, dass wenigstens Semir und Ben von der Beschattung wissen, denn ich befürchte, Timo wird der nächste Gefangene im Keller werden-wenn er bis dahin noch lebt! ;(

    Hui-das letzte Kapitel hatte es in sich. Erst einmal finden die beiden Polizisten heraus, dass Hartwigs Alibi wirklich nicht stimmt und sie mit ihrer Vermutung richtig liegen, dass der Zwilling der zweit Bankräuber war.
    Trotzdem vermuten sie keine Falle, sondern fahren wie die Lämmer zur Schlachtbank ins verlassene Parkhaus. Ui-da war die Stimmung im Wagen sicher nicht die beste, als Ben Semir , der ja mit Sicherheit ein hervorragender Fahrer ist, nicht zutraut, rechtzeitig am Parkhaus zu sein. X(
    Und dann tappen sie wie die Schulbuben in eine Falle, sitzen plötzlich im Dunkeln und dann wird Semir gekidnappt-hoffentlich findet Ben bald ne heisse Spur, bevor was Schlimmes passiert-und außerdem habe ich gerade um Andrea genauso viel Angst wie um Semir! ;(

    Weisst du was, harukaflower? Du schaffst es, dass ich mich genauso wie Ben, in Finnland beginne wohl zu fühlen. Zumindest in deiner Story hat Ben seinen Platz gefunden und geht mit seinem " Schwager" so vertraut und liebevoll um, dass ich mich ebenfalls sofort heimisch fühle. Inzwischen glaube ich fast, das kann klappen mit der WG und Ben schätzt an Thore auch manche beruflichen Sachen. Das hat Mikael gut gemacht und er setzt seinen Einfluss wirklich nutzbringend ein!
    Ja der Selbstmord, der in meinen Augen keiner war-nun erfährt auch Semir nähere Einzelheiten und dass Ben chronisch unpünktlich ist, weiss er schon lange und hat das einkalkuliert! :D

    Ben hat schon mal bei Elena´s Chef gemodelt :D ? Doch ich finde das auch ganz in Ordnung, aber Ben ist das gerade mega peinlich!
    Auf jeden Fall finden die beiden heraus, dass das Alibi, das Elena ihrem Bruder gegeben hat, falsch ist!
    Die stellt währenddessen fest, dass ihr Sehvermögen rapide nachlässt und wird von ihrem Bruder ins Krankenhaus gebracht. Ich persönlich finde es ebenfalls schrecklich zu erblinden, auch wenn in meinem Bekanntenkreis einige Blinde sind, die damit sehr gut zurecht kommen, aber für mich persönlich wäre das-wie auch für Elena-ein Alptraum! =O
    Leider sinnt der Bruder nach wie vor auf Rache-der soll lieber Lotto spielen, als sich an den Menschen zu rächen, die den Banküberfall vereitelt haben! ;(

    Wider Erwarten ist es Timo doch gelungen, unsere Helden anzurufen. Er weiss ja gar nicht, was der denen gerade für nen Knaller serviert hat. Er weiss nur, dass Jenny verschwunden ist und darüber haben sich Semir und Ben gerade auch die größten Gedanken gemacht.
    Denen bleibt auch fast die Luft weg, als sie die bedeutungsschwere Mitteilung erhalten, allerdings könnte es sich rein theoretisch ja immer noch um eine Verwechslung handeln, immerhin kennt Timo Kevin ja nicht persönlich. Wir wissen ja-er ist es, aber trotzdem nicht mehr der gleiche Kevin wie vorher :( -obwohl, ich hoffe ja immer noch drauf, dass der in letzter Sekunde seine Amnesie überwindet und in Jenny die geliebte Frau erkennt, mit der er gemeinsam ein Baby gemacht hat!

    Im RTW begannen die beiden Sanitäter routiniert mit den eingeübten Tätigkeiten. Man schnitt Ben´s Kleidung so weit auf, dass man Elektroden für die EKG-Ableitung auf seinem Brustkorb und an Armen und Beinen befestigen konnte, schlang eine Blutdruckmanschette um seinen Oberarm und steckte den Fingerclip an seinen Zeigefinger. Allerdings bekam man gerade keine Ableitung der Sauerstoffsättigung-zu sehr war Ben´s Körper zentralisiert, das bedeutete, sein Organismus hatte das wenige verbliebene Blut aus den Extremitäten durch Gefäßengstellung abgezogen und ins Körperinnere gebracht, damit die wichtigsten Organe –Gehirn, Herz, Lunge, Nieren und Leber- noch vom wenigen Sauerstoff, der ans knappe Hämoglobin gebunden durch ihn floss, versorgt wurden. Sein Herzschlag war stark beschleunigt und die Blutdruckmessung erbrachte nur einen Wert von 60/40 mm/Hg. Ohne dass der Notarzt nur einen Ton sagen musste, hatte der eine der Sanitäter bereits eine neue, angewärmte Infusionsflasche angehängt und voll aufgedreht. Man hatte eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht des Patienten befestigt, damit wenigsten das Angebot passte und spritzte ihm nun eine halbe Ampulle Akrinor, um den Blutdruck zu steigern. Die nächste Messung ergab dann auch schon einen Wert von 80/ 40 mm/Hg und Dr. Burger nickte seinem Team zu: „Wir intubieren!“, sagte er und trat an Ben´s Kopf.

    Inzwischen war die narkotisierende Wirkung des Ketamins schon wieder so weit abgeflaut, dass Ben die Augen öffnete und verständnislos um sich blickte. Gott sei Dank hielt die analgetische, also schmerzstillende Wirkung viel länger an als die das Bewusstsein betreffende und so hatte Ben gnädigerweise keine Schmerzen, aber er kannte sich überhaupt nicht aus. Sarah, die sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte, denn sie wusste, ein eingespieltes Team-und das war die RTW-Besatzung-sollte man nicht stören, quetschte sich nun doch durch den beengten Raum zur Liebe ihres Lebens. Auch wenn er aus dem Keller gerettet war, konnte sie als Intensivschwester einschätzen, dass die Lebensgefahr noch nicht gebannt war und sie ihn jederzeit verlieren konnte. „Schatz, ich bin da und du wirst gut versorgt, du darfst gleich weiter schlafen, ich liebe dich!“, sagte sie voller Zärtlichkeit und ergriff mit ihrer immer noch blutigen Hand, die sie nur notdürftig mit einem Tuch abgewischt hatte, die seine, die eiskalt war.
    Die Besatzung des RTW ließ sie gewähren, Sarah blieb neben ihrem Mann und er sah sie unverwandt an, bis die erneute Dosis des Narkosemittels, das man ihm spritzte, seine Augen zufallen ließ. Er wurde noch relaxiert, so konnte man Narkosemedikamente sparen und die Gefahr, bei der Intubation seinen Kehlkopf zu verletzen, wurde minimiert. Als Ben dann ganz schlaff wurde, bebeutelte ihn der Notarzt noch ein wenig über eine Maske mit reinem Sauerstoff, bevor er dann seinen Mund öffnete, den Kopf überstreckte und unter Sicht via eines Laryngoskops, den Tubus in die Luftröhre schob. „Der Rachenraum ist tiefrot und entzündet, die Mandeln sind ebenfalls dick-ist ihr Mann erkältet?“, fragte er Sarah und die zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht“, sagte sie leise und ein großes Schuldbewusstsein überkam sie. Vor lauter Geschäftigkeit die beiden Autorinnen zu überführen, hatte sie den Blick für das Wesentliche verloren und es gab ihr einen Stich ins Herz. Was hatten sie nun alle davon? Felix war tot, Ben würde vielleicht ebenfalls sterben und nur, weil sie wegen eines völlig belanglosen Hobbys zufällig in ein Wespennest gestochen hatte.

    Sie schluchzte auf und wandte den Blick ab, während Ben nun geschäftig vom Notarzt und den Sanitätern weiter versorgt, angeschnallt und für den Transport vorbereitet wurde. Man brachte seine Trage in Kopftieflage und als er halbwegs stabil war, bat Dr. Burger Sarah: „Würden sie sich bitte während der Fahrt nach vorn zum Fahrer setzen? Wir haben hier hinten zu wenige Sitzgelegenheiten und ich hätte gerne mein Team um mich, falls es Komplikationen gibt!“, sagte er und obwohl es ihr schwer fiel, nickte Sarah. Hier musste die Vernunft dem Gefühl weichen-sie wäre kein große Hilfe wenn Ben reanimationspflichtig würde. In der Klinik kannte sie sich aus, da wusste sie wo jedes Ding seinen Platz hatte, die Abläufe waren tausendfach geübt, aber hier müsste sie alle Türen aufreißen, um ein Medikament oder etwas anderes zu finden-nein zum Schutz ihres geliebten Mannes musste sie vernünftig sein und so kletterte sie nach draußen und stieg neben den Fahrer ein, einem jungen Mann, der nach dem nicht so tollen Abitur über den Bundesfreiwilligendienst zur Feuerwehr gekommen war, um sich beruflich zu orientieren und die Zeit des Wartens auf einen Studienplatz sinnvoll zu nützen. Er fuhr gerade den RTW und neben ihm saß auch schon Natascha und hatte sich angeregt mit ihm unterhalten. „Hey-wie geht es Ben?“, fragte sie schüchtern und Sarah, die immer noch Tränen in den Augen hatte, zuckte mit den Schultern. „Ich weiss es nicht-schlecht würde ich sagen!“, beschrieb sie die Situation und während sich das Fahrzeug mit Blaulicht und Martinshorn in Bewegung setzte, brach Sarah regelrecht zusammen und als sie laut weinte, nahm Natascha sie in die Arme, schloss auch noch ihren Sicherheitsgurt und versuchte sie zu trösten. Eines hatte sie gemerkt-auch wenn die beiden Eheleute vielleicht eine vorübergehende Störung in ihrer Beziehung gehabt hatten, eigentlich herrschte zwischen den beiden eine übergroße Liebe, die sie mit Neid und Ehrfurcht erfüllte. Ob sie jemals so etwas erleben dürfte? So sehr sie Ben haben wollte, für sie war da kein Platz und auch andere Mütter hatten schöne Söhne-der junge Mann neben ihr war zum Beispiel so ein Exemplar und gerade hatte er ihr erzählt, dass er seit kurzem wieder solo war!

    Der Türsteher war bei einem Kumpel aus dem Rotlichtmilieu unter getaucht. Während draußen die Fahndung nach ihm lief, denn natürlich war er mehrfach wegen Körperverletzung, Drogenhandel und anderer Delikte vorbestraft und hatte auch schon eingesessen, zog sich der Saubermann aus dem Ministerium seinen Anzug an, fuhr nach Düsseldorf und saß kurz nach acht bereits in der Sitzung. Dort kam auch das aktuelle Thema aus Köln auf den Tisch-auf dem Fabrikgelände, das gerade wegen dem fraglichen Denkmalschutz geprüft wurde, war Gas ausgetreten und man hatte im Keller mehrere eingeschlossene Personen und eine Leiche entdeckt. Inzwischen waren alle Eingeschlossenen geborgen, die Räume belüftet und in letzter Sekunde hatte man durch umsichtiges Verhalten eine Gasexplosion verhindern können. Die zornigen Anlieger ließen allerdings gerade die Leitungen der Stadtwerke und den Notruf der Polizei heiß laufen, denn sie hatten in den Wohnungen seit der Nacht immer noch keinen Strom und kein Gas, aber erst wenn jegliche akute Gefährdung ausgeschlossen werden konnte, würde die Versorgung wieder aufgenommen werden und das dauerte!
    Die Feuerwehr hatte mit Notstrom und einer Lichtgiraffe das Gelände noch in der Nacht beleuchtet, die Lüfter liefen und inzwischen waren die Männer die Spurensicherung, allen voran Hartmut, in ihren weißen Schutzanzügen zugange und gingen ihrer Arbeit nach, während Semir und Sarah vor dem OP in der Uniklinik warteten und verzweifelt auf gute Neuigkeiten hofften.

    Jetzt lernen wir die Geschwister kennen-und erfahren auch das Motiv für den Banküberfall. Allerdings wollte das verbrecherische Zwillingspärchen ja definitiv Semir erschießen und so hat der potentielle Mörder seine verdiente Strafe bekommen.
    Die Modelschwester, die nicht standesgemäß in einer abgewrackten, vermüllten Wohnung lebt, kann sich erst ganz gut beherrschen, als sie von Hartwig vom Tod ihres zweiten Bruders erfährt. Allerdings drückt sie dann publikumswirksam auf die Tränendrüse, als Semir und Ben ihr ganz offiziell die Todesnachricht überbringen. Semir hat wohl nen Riecher, drum stellt er sich auch nicht mit richtigem Namen vor und auch Susanne hält dicht, aber ich befürchte, bei dem Treffen im Parkhaus geschieht was-bin gespannt!

    Na klar-das war schon wieder eine Falle und Caro hätte diesen Einsatz um ein Haar nicht überlebt-also ich kann Alex´ Sorgen durchaus nachvollziehen.
    Caro gibt doch tatsächlich auf seinen Wunsch hin die Einsatzleitung ab-das hätte ich jetzt nicht erwartet. Das Zusammentreffen der beiden Verliebten war sehr emotional beschrieben, ich musste mir fast ein Tränchen verdrücken, aber bei den letzten Sätzen des heutigen Kapitels mit dem Lkw-Fahrer musste ich schon wieder grinsen-ja Caro ist wirklich eine kleine Hexe!

    Ben hatte gerade die Augen geschlossen, um sich in den Schlaf gleiten zu lassen, aus dem es vermutlich kein Erwachen mehr geben würde, da waren plötzlich Schritte auf der Treppe zu hören und der Lichtkegel einer Stirnlampe erhellte den Kellerraum. „Hallo ich bin Dr. Burger-kann ich ihnen helfen?“, fragte eine sympathische Stimme, ein großer Rucksack wurde neben ihnen abgestellt und der Arzt, auf dessen reflektierender Kleidung im Halbdunkel: „Notarzt“ zu lesen war, ließ sich neben Ben auf den Knien nieder. „Ich habe schon gehört-wir haben eine Stich- oder Schnittverletzung und meine Kollegin drückt das Gefäß ab!“, gab er von sich, um den Anwesenden gleich zu signalisieren, dass er bereits informiert war. „Ich bin keine Kollegin, sondern Intensivschwester, aber vermutlich ist die Arteria iliaca interna verletzt und mein Mann hat schon sehr viel Blut verloren, außerdem ist Darminhalt ausgetreten!“, sagte Sarah und der Arzt nickte, sprach zunächst Ben an und tätschelte seine Wangen, woraufhin der mühsam die Augen wieder aufmachte.

    Ihm war schwindlig und er hatte aufgegeben-er wollte jetzt nur noch einschlafen, keine Schmerzen mehr haben und kapierte erst gar nicht, was los war. Verständnislos musterte er den Arzt, von dem er durch das helle Stirnlampenlicht, das ihn blendete, nur Schemen erkennen konnte. Gerade wollte er die Augen erneut schließen, da drang Sarah´s energische Stimme, in der plötzlich Hoffnung mitschwang, zu ihm durch: „Ben du wirst jetzt nicht wieder einschlafen, sondern kämpfen! Der Arzt wird dir helfen, du kommst hier raus und wirst in der Klinik versorgt, deine Kinder brauchen dich!“, appellierte sie an ihn und er bemühte sich, jetzt wach zu bleiben, was ihm aber wieder ein schmerzvolles Stöhnen entlockte, als Sarah unbewusst ihre Position nur minimal veränderte. Dr. Burger lief es eiskalt über den Rücken. Er hatte den Blutsee am Boden gecheckt und klar war, dass sein Patient schockig war, denn das war eine Menge Blut, die der verloren hatte. Was musste der für Schmerzen aushalten, ein Wunder, dass er noch bei Bewusstsein war! Allerdings war anscheinend die Gaskonzentration nicht mehr gefährlich hoch-er musste kaum husten, bekam auch keine Kopfschmerzen und es roch nur noch schwach, wobei das Gefährlichste ja das Kohlenmonoxid im Gas war, das ohne die Anreicherung des Stadtgases mit Duftstoffen geruchlos und tödlich wäre. Draußen war eine frische Brise aufgekommen und ein Windhauch durchzog den Kellerraum, das war gut, diese Gefahr konnten sie also vermutlich vernachlässigen, wobei natürlich immer noch eine Explosionsgefahr bestand.

    „Ich habe nur Sachen dabei, bei denen nicht mit Funkenbildung zu rechnen ist. Herr Käfer, ich lege ihnen jetzt einen Zugang, um ihren Kreislauf zu stabilisieren!“, erklärte der Arzt nun, der seinen Rucksack inzwischen geöffnet hatte. Nun mischte sich Semir ein, der anhand des Tarnnamens sofort wusste, woher der Arzt die Informationen hatte: „Dr. Burger-mein Freund und Kollege heißt in Wirklichkeit Ben Jäger, wir sind Kriminalkommissare in einem Undercovereinsatz und er wurde verletzt, als er einen Mörder und Entführer verfolgt hat!“, erklärte er und der Arzt nickte. „Das tut im Moment allerdings nichts zur Sache, ich würde meinen Patienten auch versorgen, wenn der ein Verbrecher wäre, es steht mir nicht zu, zu richten, für mich steht der Mensch im Vordergrund!“, stellte er klar, während er rasch und geschickt eine Infusion vorbereitet hatte. Zufällig war an der Wand, ganz nahe bei Ben, ein Nagel und daran hängte er die Plastikflasche mit dem Infusionssystem und besah sich dann die Arme seines Patienten. Obwohl der normalerweise Venen wie Wasserleitungen hatte, waren die alle kollabiert und so bat er Semir, der inzwischen die Hand seines Freundes los gelassen hatte, ein wenig beiseite zu rutschen. „Ich lege ihnen jetzt eine Infusion in die Halsvene!“, informierte er Ben ruhig, drehte dessen Kopf leicht zur Seite, desinfizierte mit einem Alkoholtupfer und bis der junge Mann sich versah, piekte es schon und der Zugang lag. Rasch verklebte ihn der Arzt, schloss ihn an und drehte die Infusion nun voll auf. Es war zwar nur eine Vollelektrolytlösung, also kaum mehr als Wasser, aber trotzdem würde es den Kreislauf wenigstens momentan ein bisschen stützen.

    Jetzt wandte er sich an Sarah, während er die Decken soweit beiseite schob, dass er gut an den Bauch des dunkelhaarigen, gut aussehenden Polizisten kommen konnte: „Ich werde ihren Mann jetzt, sobald ich alles vorbereitet habe, mit Ketamin in eine leichte Narkose legen und ich hoffe, sie helfen mir dann, den Bauch zu spreizen, damit ich das Gefäß mit einer langen Gefäßklemme fassen und abklemmen kann-also bitte noch nicht loslassen. Die Klemme bleibt dann liegen-da sollen sich später die Gefäßchirurgen in der Klinik darüber Gedanken machen, ob sie die Arterie ligieren, oder patchen, das hängt auch davon ab, ob es sich wirklich um die Iliaca interna handelt.“, sagte er.
    Die Sicherheit, mit der er davon ausging, dass das alles klappen und Ben die Klinik auch lebend erreichen würde, strahlte auf alle Anwesenden aus, dabei war sich der junge Arzt keineswegs sicher, dass das alles so funktionieren würde, wie er es geplant hatte, aber es war jetzt alles besser, als nichts zu tun, denn dann würde sein Patient sterben. Obwohl die große Arterie wohl tatsächlich durch die Kompression nicht schweißte, lief kontinuierlich Blut aus dem Bauch, vielleicht war die Gerinnung schon zusammen gebrochen, im Sinne einer Verbrauchskoagulopathie, dann würde man den jungen Mann vermutlich nicht mehr retten können. Aber er würde hier und jetzt alles tun, was möglich war und so hatte er rasch das Ketamin in eine große Spritze aufgezogen, seine mitgebrachten, einzeln steril verpackten Instrumente heraus gelegt und sterile Handschuhe vorbereitet, obwohl die Infektionsgefahr durch ihn vermutlich gerade das geringste Problem seines Patienten war. Der Arzt trug bereits Einmalhandschuhe, aber die Chirurgenhandschuhe waren von besserer Qualität und reichten auch weiter am Unterarm hinauf. Schnell entledigte sich der Arzt auch der Notarztjacke, er brauchte jetzt Bewegungsfreiheit und dann wandte er sich an Semir. „Für sie habe ich jetzt ebenfalls eine Aufgabe: Ich werde mir zunächst die sterilen Handschuhe anziehen und ein steriles Tuch auf dem Boden ausbreiten. Ich darf sie dann bitten, mir der Reihe nach meine Instrumente und Bauchtücher anzureichen, also die Verpackungen aufzureißen, damit ich sie nehmen und auf das Tuch legen kann. Wenn alles vorbereitet ist, beginnen wir mit der Narkose und auch da wäre ich ihnen sehr dankbar, wenn sie einfach so viel Narkosemittel, wie ich ihnen sage, in den Zugang entleeren könnten!“, bat er höflich, aber da hatte schon Sarah das Wort an sich gerissen. „Semir-tu was er sagt, das ist die einzige Möglichkeit, dass Ben überlebt!“, flehte sie in mit Tränen in den Augen an und Semir nickte.

    „Wenn ihr beiden Profis mir erklärt, was ich tun soll, dann erledige ich das, keine Frage!“, stellte er fest und begann fast gleichzeitig die Verpackungen der Reihe nach auf zu reißen. So war wenig später die Operation vorbereitet und Ben, der wieder begonnen hatte, leise vor sich hin zu stöhnen, seufzte einmal noch kurz auf, als das Medikament in seine Halsvene floss, aber dann war er ruhig und schloss seine Augen-niemand brauchte zu wissen, wie schwer die letzten Minuten für ihn gewesen waren! Er war dabei, vor Schmerzen fast wahnsinnig zu werden und glaubte persönlich nicht daran, dass er es schaffen würde. Zu schwach fühlte er sich und merkte ja selber, wie die letzten Kräfte allmählich verschwanden. Er dachte voller Liebe an seine Kinder, mit Sarah war alles geklärt und das Letzte, was er vor seinem inneren Auge sah, war das lachende Gesicht seines dunkel gelockten Dreijährigen, bevor er in die Narkose glitt.

    Nun fackelte der Arzt nicht lange. Er bat Semir für alle Fälle die beiden Hände seines Patienten nach oben zu nehmen und fest zu halten. Er hatte reichlich Narkosemittel aufgezogen, das Ketamin war in der Notfallmedizin unverzichtbar, weil es in niedrigen Dosen als starkes Analgetikum, also Schmerzmittel diente und bei höherer Dosierung als Narkosemittel verwendet werden konnte, ohne den Blutdruck, wie alle anderen derartigen Medikamente zu senken. Außerdem erhielt es die Eigenatmung, allerdings war der Narkoseschlaf natürlich nicht ganz so tief und unwillkürliche Abwehrbewegungen des Patienten waren immer möglich. Auch relaxierte man normalerweise für Bauchoperationen den Patienten, das bedeutete, dass man ein Muskelentspannungsmittel spritzte, damit der nicht dagegen spannte und man gut an die Bauchorgane ran kam, aber das konnte er Ben nicht geben, weil er dann aufhören würde zu atmen, also begann der Arzt nun im Licht der hellen Stirnlampe mit Kraft die Bauchdecke zu spreizen. Ben stöhnte in seinem noch nicht all zu tiefen Narkoseschlaf auf und versuchte nach unten zu fassen-gut dass Semir ihn eisern fest hielt. „Spritzen sie bitte noch zwei Milliliter nach!“, bat der Doktor und Semir tat, wie ihm aufgetragen wurde, während er mit der anderen Hand Ben fixierte. Er hatte schon oft zugesehen, wie die Ärzte oder Schwestern Medikamente in genauer Dosierung in einen Zugang entleerten, aber das selber zu machen und da ein Gefühl dafür zu entwickeln war aufregend genug.

    Kurz wartete der Arzt noch, bis das Medikament ankam, aber dann machte er weiter und legte ein großes Bauchtuch ein, mit dem er das Blut, das im Bauch herum schwamm aufsaugte. Drei große grüne Tücher klatschten dann voll gesogen auf den Kellerboden, aber dann hatte er eine gewisse Übersicht und konnte mit zwei langen Bauchspateln den Darm, dessen Verletzung er genau sehen konnte, beiseite drücken. Nun bat er Sarah, die inzwischen in der rechten Hand, die das Gefäß abdrückte, fast kein Gefühl mehr hatte, den einen Spatel mit ihrer freien Hand zu übernehmen und sie machte das. Nochmals tupfte der Arzt das OP-Gebiet sauber und dann spürte Sarah, wie sich die lange, vorne leicht gebogene Klemme, unter ihre Finger schob. „Ein wenig hoch ziehen!“, bat der Arzt, der ihr gegenüber kniete, konzentriert und dann hatte er den Gefäßstumpf auch schon gepackt und die Klemme rastete ein. „Jetzt langsam los lassen!“, bat Dr. Burger und Sarah hatte Mühe, ihre völlig verkrampften Finger zu lösen. Sie und auch der Arzt hielten jetzt den Atem an-hielt die Klemme? Aber es funktionierte und aufseufzend zog Sarah nun ihre blutige Hand aus Ben´s Bauch, der Arzt legte die restlichen grünen Bauchtücher auf die klaffende Wunde, rollte dann die blutigen Instrumente in das Tuch, das am Boden lag und als Instrumententisch gedient hatte, ein und stopfte alles in den Rucksack. Dann zog er seine blutigen Handschuhe aus, ersetzte sie durch ein Paar frische Einmalhandschuhe, von denen er noch mehrere Paar in einer der vielen Taschen seiner Funktionshose hatte. Er nahm die Spritze mit dem restlichen Ketamin an sich und ließ sie, nachdem er sie verschlossen hatte, in einer seiner vielen Taschen verschwinden-vielleicht brauchten sie das noch unterwegs. Dann schlüpfte er in seine Notarztjacke, zog eine zusammen gefaltete, stabile Rettungsdecke mit Handgriffen aus seinem Rucksack, rollte sie zur Hälfte der Länge nach ein und gemeinsam drehten sie Ben leicht zur Seite, schoben einen Teil der Decke unter ihn und konnten nach dem Zurückdrehen den Rest unter ihm hervor ziehen. Der Arzt schloss die Rollklemme der Infusion, die inzwischen fast ganz eingelaufen war, legte die Plastikflasche zwischen die Beine seines jetzt tief schlafenden Patienten, schulterte den Rucksack und sagte dann aufmunternd: „Dann mal los!“

    Ohne sich groß abzusprechen, packten Semir und er einer vorne und einer hinten die Handgriffe, Sarah wollte auch mit anfassen, aber die beiden Männer hatten sehr wohl bemerkt, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. „Sarah, du gehst voraus und hältst die Türen weit auf!“, befahl Semir und dann setzte sich die Karawane auch schon in Bewegung. Durch die Handgriffe war die Rettungsdecke bequem zu tragen und als sie die Stufen der Kellertreppe überwunden hatten und ins Freie traten, sah Dr. Burger auch schon die beiden Rettungssanitäter mit einer Trage direkt hinter der Absperrung warten. Die Menge teilte sich und es ertönte Applaus, als viele Hände Ben nun unendlich vorsichtig auf die Liege legten und das Blitzlicht vieler Fotografen die Szene gespenstisch erhellte. Schnell wurde Ben ins Innere des Rettungswagens geschoben, der Arzt und Sarah kletterten hinterher und Hartmut, der immer noch von den Kollegen fest gehalten worden war, kämpfte sich jetzt zu Semir durch und fragte aufgeregt: „Wie geht es Ben?“, woraufhin Semir mit ernster Miene mit den Schultern zuckte. „Er lebt noch!“, antwortete er lapidar, was sollte er auch sonst sagen-bei dem vielen Blut, das sein bester Freund verloren hatte, hatte der Kampf schließlich erst begonnen!

    Hi, hi! :D
    Aber wo du Recht hast, hast du Recht, Eye!
    Ich muss mich allerdings outen-ich freue mich jetzt wieder auf den Donnerstagabend-soweit ich da nicht gerade arbeiten muss. Ich finde die aktuellen Folgen mit Daniel Roesner unterhaltsam und auch wenn viele Mitglieder den alten Zeiten hinterher weinen, finde ich, dass es sich wieder lohnt den Fernseher einzuschalten!

    Oh je, oh je, oh je!
    Ausgerechnet in den selben Bus wie Patrick und Kevin steigt Timo ein, aber woher kennt ihn denn Patrick? Hat er Jenny auch in den letzten Wochen observiert und weiss, dass der ein Polizistenkollege ist? Vermutlich schon und ich befürchte auch, dass Komissar Zufall dem jungen Hamburger Polizisten nicht wohl gesonnen ist, aber vielleicht kann er zumindest unseren Helden noch nen Tipp geben, bevor er entweder ausgeschaltet oder abgehängt wird!

    Dein neues Kapitel habe ich mit angehaltenem Atem in mich hinein gesogen. Puh-beinahe wäre ich versehentlich erstickt, aber dann habe ich doch wieder Luft geholt, aber auch nur, um dir ganz laut ins Ohr zu brüllen: ANNE DU KANNST BEN NICHT EINFACH DA HINTEN IM TRANSPORTER STERBEN LASSEN!

    Ja dieser Jussi hat eindeutig einen an der Klatsche, aber wenn die Freundin des Mordopfers keinen Suizid begangen hat, ist da echt noch ein Weiterer im Spiel-wäre ja auch schade, sonst wäre der Fall gelöst, Jussi in der forensischen Psychiatrie und die Story zu Ende!

    Trauerkloß: Der Ulmer Koffer ist eine standardisierte Notfallausrüstung, die, wie man am Namen schon hört, in Ulm so in dieser Form von Notfallmedizinern zusammen gestellt wurde. Auch wir in der Klinik verwenden das für die Reas auf den Stationen, im Krankenhausgarten etc., allerdings haben wir den Inhalt dazu von vorne herein in einem speziellen riesigen Rucksack-der Nachteil ist, dass man da immer mehrere Reißverschlüsse aufziehen muss, Innentaschen mit Klettverschlüssen da in Massen hängen und oft das Gesuchte im letzten Fach ist ;) . Diesen Koffer klappst du einfach auf und hast alles, was du brauchst, parat. Bei uns im Rettungsdienst sind diese Koffer gebräuchlich, wir in der Klinik haben eben alles im Rucksack, wobei der Koffer allerdings praktischer ist. @Aldebaran-was habt ihr da?
    Das Problem bei Explosionsgefahr ist eben, dass da schon ein kleiner Funke von einem Metallscharnier, das ein wenig klemmt, genügen kann, damit das Gas-Sauerstoffgemisch hoch geht, darum ist der Notarzt da eher vorsichtig-und ja, das nächste Kapitel wird nach deinem Geschmack sein, Sabrina ich versprechs! :D

    Milena und Elisa waren ebenfalls zunächst von einem weiteren Notarzt untersucht und jede in einen RTW geleitet worden. Auch sie erholten sich mit ein wenig Sauerstoff schnell und nachdem der Blutdruck normal war, sah man von einer weiteren Behandlung ab und die beiden konnten die Sanitätsfahrzeuge verlassen. Sofort standen ein paar Pressevertreter parat, hielten ihnen die Mikrophone vors Gesicht und forderten sie auf, von ihren Erlebnissen zu erzählen. Nachdem die beiden einen kurzen Blick gewechselt hatten, schilderten sie den Reportern ihre Version der Geschichte und wenig später konnte man bereits in den aktuellen Lokalnachrichten hören, dass zwei unschuldige Frauen ganz zufällig in einen Kriminalfall verwickelt worden waren, der sie beinahe das Leben gekostet hätte.

    Der Türsteher war bereits langsam wieder zu sich gekommen, als er an dem Tor festgekettet war, ließ es sich aber nicht anmerken. Er wurde untersucht und behandelt und lag schlaff auf der Liege, bis sich der RTW weit genug von der alten Fabrik entfernt hatte. Er hatte sogar demonstrativ ein wenig gezittert, nachdem man ihn auf der Trage locker festgeschnallt hatte, so dass er mit einer warmen Decke zugedeckt wurde. Darunter konnte er problemlos den Verschluss des Anschnallgurtes lösen und bevor der Polizist auch nur daran denken konnte, sich zu verteidigen, lag er bereits bewusstlos und entwaffnet am Boden des RTW und die beiden begleitenden Rettungssanitäter wurde mit dessen Dienstwaffe in Schach gehalten. Der Fahrer fuhr auf Aufforderung auch artig an den Straßenrand und Sekunden später war der Verbrecher mitsamt der Waffe im Schutz der Dunkelheit verschwunden.

    Der Notarzt war derweil zu seinem RTW zurück gegangen. Er hatte seinen Entschluss gefasst, auch wenn es ihn seinen Posten als Notarzt kosten konnte. Allerdings wäre das nicht allzu schlimm, denn er war im Hauptberuf an einer gut gehenden Hausarztpraxis beteiligt. Das Notarztfahren war mehr ein Hobby und er wendete dafür auch nur wenige Tage im Monat auf, allerdings musste man ständig auf Schulungen und Lehrgängen sein und spezielle Fortbildungen nachweisen, sonst verfiel die Berechtigung dazu. Meist hatte man in der Stadt ja eher langweilige Fälle, wie alte Omis mit Schenkelhalsfrakturen, Männer mit Asthma und einem Infekt darauf, ab und zu einen Herzinfarkt, aber schon die schweren Verkehrsunfälle, wo man wirklich gefragt war und echte Notfallmedizin anwenden konnte, waren eher in der Minderzahl. Das hier allerdings war ein Einsatz auf Leben und Tod-und zwar nicht nur für den Patienten- sowas reizte ihn. Außerdem erinnerte ihn der Feuerwehrkommandant an seinen ehemaligen Chef-der war ein Korinthenkacker gewesen und hätte auch lieber jemanden über die Klinge springen lassen, bevor er irgendwelche Vorschriften umging!

    Also packte der Notarzt im Fahrzeug, in dem Natascha sich langsam erholt und zu zittern aufgehört hatte, einige Instrumente und was er ansonsten so brauchte, zusammen. „Was hat der Patient da drinnen sonst noch für Verletzungen, außer der Schnittwunde am Bauch?“, fragte er, aber die junge Frau schüttelte den Kopf. „Ich weiss nicht genau, aber ich glaube sonst war da nichts-aber mir hats gereicht, ich habe noch nie zuvor bei einer Operation zugesehen und musste ihn festhalten!“, berichtete sie nochmals mit Schaudern, während man die Infusion bereits wieder entfernen konnte und dann hatte der Notarzt auch schon einen Rucksack, den er zuvor ausgeleert hatte, neu bestückt und sich eine LED-Stirnlampe um den Kopf geschnallt und diese eingeschaltet, so hatte er Licht und trotzdem beide Hände frei.
    Die Sanitäter sahen ihn fassungslos an: „Du willst doch jetzt nicht wirklich da rein gehen?“, fragten sie ungläubig, aber Dr. Burger nickte. „Genau das-ihr habts erfasst. Ihr wisst von nichts, dann kriegt ihr auch keinen Ärger-das ist auch ganz alleine meine Entscheidung, aber wie uns allen klar ist, kann das Stunden dauern, bis die Fabrik für uns Helfer frei gegeben wird, bis dahin ist der Patient da drin vermutlich tot und das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Ich kann mir auch schlecht von der Feuerwehr eine Gasmaske ausborgen, dann riechen die sofort Lunte und der Feuerwehrkommandant lässt mich zu meinem eigenen Schutz festsetzen. Nicht mal einen Monitor oder eine Sauerstoffflasche kann ich mitschleppen, zu groß ist die Gefahr der Funkenbildung und auch den Ulmer Koffer traue ich mich nicht zu nehmen, obwohl der vermutlich aus Alu ist, aber ich bin mir nicht ganz sicher und ich will das nicht provozieren, uns alle in die Luft zu jagen!“, erklärte er seinen Helfern.

    Der eine der Rettungssanitäter, ein älterer erfahrener Mann, der Natascha in seiner Abwesenheit gut betreut hatte, sagte: „Wir warten hier auf euch und bereiten im Fahrzeug alles für eine Notfallversorgung vor, wenn du mit dem Patienten raus kommst-und wenn das nicht geht, eilen wir zu Hilfe, sobald die Fabrik frei gegeben ist, aber du verstehst-wir haben Familie, mir persönlich ist einfach das Risiko zu groß“, erklärte er und der Notarzt winkte ab: „Das würde ich auch nie von jemandem verlangen, dass er sein Leben für einen Patienten riskiert, aber ich werde jetzt einfach losgehen, vielleicht könntet ihr hier eine Show inszenieren, damit die Menge einen Augenblick abgelenkt ist?“, fragte er und Natascha und die beiden Männer wechselten einen Blick und nickten sich zu. Während der Notarzt ganz beiläufig vorne an die Absperrung schlenderte, ging die hintere Tür des RTW auf und Natascha rannte laut kreischend davon, die beiden Sanitäter hinterher. „Haltet sie auf-sie hat einen Schock!“, brüllte der eine und alle wandten sich der hysterisch schreienden jungen Frau zu, während Dr. Burger schnell das Absperrband lüpfte und bis der Feuerwehrkommandant, der immer noch mit Hartmut diskutiert hatte, es merkte, war der Notarzt schon im Inneren des Fabrikgeländes verschwunden. „Halt, bleiben sie stehen!“, schrie nun der überrumpelte Einsatzleiter, aber während Natascha nun sehr publikumswirksam von den Sanitätern wieder eingeholt und zum RTW zurück gebracht wurde, strebte der mutige Arzt im Laufschritt auf den Kellereingang zu-was würde ihn da wohl erwarten?

    Hallo Eye!
    Einerseits freue ich mich, dass du dich auch wieder an eine Fanfiktion wagst, auch um die Männerquote bei aktiven Autoren zu erhöhen :D , allerdings bin ich ein wenig skeptisch, ob ich mich darauf einlassen soll. Dein Schreibstil ist gut, die Orthographie ebenfalls, keine Frage, du hast spannende Ideen und das Thema, das du dir ausgesucht hast, ist interessant und fesselt mich-und außerdem ist das Pairing Semir / Ben sowieso mein bevorzugtes Duo, wie glaube ich allgemein bekannt ist. ;) Außerdem verspricht die Story an sich von der Thematik her viele Emotionen, was ich ebenfalls liebe.
    Was mich allerdings ein wenig zögern lässt, ist die Erinnerung an deine erste FF, die meines Wissens nie zu Ende gebracht wurde, obwohl sie als "fertig gestellt" gelistet ist. Da waren zwischen den sechs Kapiteln riesige Pausen, so dass man fast nachlesen musste, um wieder rein zu kommen und sie endete abrupt und ohne Auflösung und das hat mich damals sehr enttäuscht-dabei waren damals doch gerade Ben und Jan als Undercoveragenten ins Drogenhaus eingezogen und ich habe mich auf ein spannendes Finale gefreut. Wenn du mir jetzt sagst, dass die neue Story zumindest annähernd fertig ist, du einen Plan hast, wo du hin willst-was der Spoiler ja eigentlich verrät- und zwischen dem Posting der einzelnen Kapitel nicht allzu viel Zeit vergeht, dann lasse ich mich drauf ein, zu lesen und zu feeden, jeder hat eine zweite Chance verdient. Wenn allerdings eine für mich gefühlt zu lange Pause entsteht, bin ich raus und lese dann erst, wenn die Story fertig gestellt wurde und hinterlasse ein Abschlussfeed. Gerade schreiben hier mehrere hochklassige und zuverlässige Autoren, bei denen man sicher sein kann, nicht enttäuscht zu werden, drum musst du dir zumindest mein Vertrauen erst wieder verdienen!