Beiträge von susan

    Nachdem die Angehörigen weg waren, war im Patientenzimmer geschäftiges Treiben ausgebrochen. Die Angestellte aus dem Katheterlabor desinfizierte ihre Hände chirurgisch und legte Sterilkittel und Handschuhe an-Haube und Mundschutz trug sie schon, genauso wie die beiden Kardiologen und nun wurden vom anreichenden Intensivpfleger geschäftig Einmalverpackungen aufgerissen, ein steriler Instrumententisch vorbereitet und der Kardiotechniker machte das handliche Gerät betriebsfertig, indem er es an das Stromnetz und die zentrale Sauerstoffversorgung anschloss. „Falls man einen Transport fahren müsste oder der Strom ausfällt, was wir ja am Nachmittag erst hatten, hält die interne Batterie mindestens eine Stunde und für alle Fälle befindet sich an dem Gerät auch noch eine Handkurbel, mit der man auch ohne Strom die Zentrifugalpumpe am Laufen halten könnte!“, erklärte er den Studenten. „Auch die Sauerstoffflasche ist für diesen Zweck immer dabei, das ist Vorschrift.“

    Als die Fachkraft aus dem Katheterlabor die steril verpackten Schläuche angereicht bekam, befüllte sie sie mit Ringerlösung, damit es zu keiner Luftembolie kommen konnte und versah sie dann mit den dafür vorgesehenen Verschlusskappen. Dann überreichte sie den Teil, der in das Gerät kam und unsteril werden durfte, dem Kardiotechniker, der sie nun in die Pumpe einlegte. Das Ganze geschah relativ zügig, denn niemand konnte sagen, wie lange Ben´s Herz noch durchhalten würde.

    Der Anästhesist hatte derweil Ben aufgedeckt und zunächst unsteril mittels Sonographie eine orientierende Darstellung der Hals- und Leistengefäße gemacht. „Wir nehmen die Leistengefäße!“, beschloss der Kardiologe, der einen prüfenden Blick auf das Ultraschallgerät geworfen hatte. Nun strich der Pfleger großzügig die Leistenregion nach oben bis zum Bauchverband und unten bis Mitte der Oberschenkel dreimal mit farbiger Desinfektionslösung ab, man deckte Ben komplett steril ab und als er sich ein wenig regte, als er unbewusst die Manipulationen an seinem Unterleib wahrnahm, erhöhte der Anästhesist die Sedierung ein wenig. „Wir relaxieren ihn vorsichtshalber, bis die Leistengefäße, vor allem die Arterie, punktiert sind!“, beschloss er und der Intensivpfleger, der kaum wusste, wo er zuerst hinfassen sollte, rief schnell seiner Kollegin zu, die gerade über den Flur lief: „Bring mir doch bitte eine Ampulle Pancuronium!“, das war ein lange wirkendes Muskelrelaxans, das Ben die nächsten mindestens 20 Minuten daran hindern würde, mit irgendeinem Muskel auch nur zu zucken.
    Als der Patient das bekommen hatte, suchte der Kardiologe zuerst auf der einen Seite die Vena femoralis auf, punktierte sie problemlos und brachte mit Seldingertechnik das dicke Schläuchlein ein, befüllte es mit einer Mischung aus Heparin und steriler Kochsalzlösung und nähte es mit einer speziellen Nahttechnik an Ben fest. An der gegenüberliegenden Seite suchte man nun unter Tasten und Ultraschallkontrolle-der Schallkopf war dafür steril verpackt worden-die Arteria femoralis auf und als man die punktierte, kam es trotz aller Vorsicht zu einer größeren Blutung. „OK-jetzt kriegt er auf jeden Fall eine Konserve, wir müssen ihm alle Sauerstoffträger anbieten, die möglich sind!“, beschloss der Intensivarzt, der den Monitor und alles andere immer im Blick hatte.
    In diesem Moment flimmerte Ben erneut und der Kardiologe, der leider gerade nicht vom Tisch weg konnte, weil er mit dem Daumen die dicke Kanüle in der Arterie verschließen musste, aus der sich Ben sonst verbluten würde, bekam trotz Gummihandschuhen ebenfalls einen Stromschlag ab, der ihn zusammen zucken und für einen Moment blass werden ließ, aber immerhin ließ er nicht los. „Auch wenn ich weiss, dass mir nichts geschieht, aber das ist schon sehr unangenehm!“, befand er, befüllte nun auch das zweite Schläuchlein mit der Mischung, so dass Ben initial zwar schon Heparin bekam, aber eben nur eine kleine Menge von 150 I.E.. Der arterielle Zugang wurde nun ebenfalls extra gut vernäht ein kleiner Abzweig, der das Bein versorgte eingebracht und nun ging alles ganz schnell. Der Kardiotechniker reichte das eingelegte Schlauchsystem an, man verband das mit den liegenden Kanülen und nur Minuten später nahm das kleine lebensrettende Gerät seine Arbeit auf.

    „Eigentlich muss man das in dieser Funktion, wenn man es über einen arteriellen und einen venösen Schenkel betreibt nicht mehr als ECMO bezeichnen, sondern als ECLS, also extracorporeal life support. Im Prinzip haben wir hier eine kleine Herz-Lungenmaschine vor uns!“, wurden die Studenten belehrt und der Cardiotechniker nahm jetzt in Absprache mit den beiden Kardiologen die Feinabstimmung vor. Man entnahm dann Blut sowohl aus der Arterie am Arm, als auch aus dem ZVK, um den Erfolg und die Einstellung des Geräts zu optimieren und der Anästhesist schraubte ebenfalls an der Beatmungsmaschine herum. Die inzwischen eingetroffene Blutkonserve gab man nach dem Bedsidetest gleich über einen Zulauf am venösen Teil des Schlauchsystems und nachdem man die Leisten gründlich von dem ausgetretenen Blut gesäubert hatte, wurden die Zugänge steril verbunden, die Abdecktücher entfernt und die blutige Unterlage durch leichtes Drehen unter Ben heraus geholt.

    Als Minuten später Sarah und Semir wieder auf der Intensiv eintrafen, sah Semir erstaunt auf seinen Freund. Als sie vor einer guten halben Stunde gegangen waren, war der grau und eingefallen gewesen, man hatte das Gefühl gehabt, einen Sterbenden vor sich zu haben, aber jetzt hatte sein Gesicht wieder Farbe bekommen und er schlief entspannt und friedlich vor sich hin. „Es ist wie ein Wunder!“, flüsterte er und Sarah, die jetzt langsam wieder Hoffnung zu schöpfen begann, stimmte ihm zu. „Ja die moderne Medizin kann Wunder vollbringen-hoffen wir, dass Ben sich erholt!“, sagte sie und langsam konnten die beiden sich ein wenig entspannen.

    Obwohl Semir´s Anruf gegen fünf sowohl bei Andrea, als auch bei Natascha Verzweiflung hatte aufkommen lassen, wollten sie die Mädchen damit nicht belasten. „Heute wird doch das neue Einkaufszentrum eröffnet- mit Hüpfburg, Kinderschminken, tollen Eröffnungsangeboten und freien Getränken-eigentlich hatte ich den Kindern versprochen, dass wir da zusammen hingehen.“, überlegte Andrea und Natascha gab zu bedenken: „Wir können Ben sowieso nicht helfen-die Ärzte werden sicher ihr Möglichstes tun, aber es bringt ihm nichts, wenn wir deswegen hier zuhause sitzen bleiben und die Wände anstarren. Vielleicht wäre es vernünftig, wenn wir zusammen mit den Mädels dorthin gehen, dann sind die abends müde und sie haben mir den ganzen Nachmittag schon erzählt, wie sie sich darauf freuen, das wäre fast gemein, wenn sie jetzt nicht dürften!“, sagte sie und so saßen sie wenig später in der Straßenbahn, die sie zum nahe gelegenen Einkaufszentrum brachte. Andrea hatte Natascha eine Jacke geliehen, die war ihr zwar zu groß, aber wenigstens war sie warm und als sie am Zentrum ankamen, tobten die Kinder wenig später auf der Hüpfburg. Natascha unterhielt sich erst eine Weile mit Andrea und erzählte von ihrem Praktikum im Kindergarten während ihrer Schulzeit, aber plötzlich wurde ihre Aufmerksamkeit abgelenkt.
    Der Ehrengast, der das Zentrum eröffnet hatte, ging noch umringt von Securitys übers Gelände und als Natascha ihn erkannte und ihr plötzlich die Zusammenhänge klar wurden, erblasste sie. „Andrea-ich muss noch dringend etwas erledigen, wartet nicht auf mich!“, flüsterte sie und war wenig später in der Menge verschwunden.

    Dieses Kapitel hat mir wieder besser gefallen. Es war länger, Jenny hat einige Tricks aufgewandt, um zum Haus des Waffenhändlers zu kommen, es gab einen Zweikampf und der Zufall-wenn es denn einer war-spielt ihr auch noch in die Hände. Erneut hat sie mehr Informationen und ich finde es nett von ihr, dass sie dem verletzten Harry helfen will. Allerdings ist das ganz schön kontraproduktiv, denn außer die Rettung zu rufen, kann sie ja auch nichts machen-da hätte sie sich mal lieber schnell vom Acker gemacht. Aber so nimmt das Schicksal wieder seinen Lauf und ich denke in Kürze wird Jenny erneut in ihrem Krankenzimmer aufwachen-wo zum Schluss der Psychiater vor ihrem Bett steht, angeheuert von Semir und Alex, der sie auf ihren Geisteszustand untersucht :D .

    So tat sich wenig später etwas in dem Zimmer. Ein Kardiotechniker brachte eine eher unscheinbares Kästchen in Koffergröße mit mehreren Kabeln und einer Notsauerstoffflasche daran, dazu mehrere große Siebe mit Sterilgut. Der Eingriffswagen, das Ultraschallgerät und zuletzt nicht nur die beiden Kardiologen, sondern auch zwei Studenten, eine Fachkraft aus dem Katheterlabor und Ben´s betreuender Intensivpfleger füllten den Raum. „Dürften wir sie beide bitten, draußen zu warten-gehen sie doch eine Kleinigkeit essen, sie dürfen, sobald die ECMO stabil läuft, natürlich wieder herein, aber jetzt können wir uns hier drinnen sowieso schon fast nicht mehr rühren-ich hoffe, sie verstehen das!“, bat der Kardiologe sie freundlich, aber auch mit Autorität in der Stimme, nach draußen. Semir erhob sich sofort und hatte fast erwartet, dass Sarah protestieren würde, aber auch die verließ widerspruchslos den Raum-sie war einfach nur noch fertig und befolgte Anweisungen wie eine Marionette.

    Semir war gegen fünf einmal zur Toilette gegangen, hatte am Automaten in der Eingangshalle Cola und Süßigkeiten gekauft und Andrea angerufen, um sie erstens auf dem Laufenden zu halten und zweitens zu hören, wie es mit Natascha klappte. Andrea hatte voller Freundlichkeit von der jungen Frau geschwärmt: „Semir, die kann total gut mit Kindern! Obwohl sie selber noch aussieht wie eines, hat sie sehr vernünftige Ansichten, kennt interessante Spiele und unsere Mädchen finden sie einfach toll!“, hatte sie berichtet. Als er aber dann im Gegenzug die Dramatik der Situation schildert, war Andrea völlig bedrückt und hatte ihn gebeten, Sarah liebe Grüße auszurichten und Ben´s Hand zu streicheln, was er danach auch sofort erledigt hatte.

    Weil Sarah nur noch funktionierte wie ein Roboter, hatte Semir sie einfach mit in die Cafeteria gezogen, für sie beide einen kräftigen Eintopf bestellt, der auf der Tageskarte stand und sie dann regelrecht gezwungen, wenigstens ein paar Löffel davon zu essen. Auch wenn ihm selber der Appetit eigentlich gründlich vergangen war, wusste er, wie wichtig es war, ihre Körper mit anderen Dingen als Kaffee, Cola und Süßigkeiten zu versorgen, wenn sie durchhalten und Ben zur Seite stehen wollten. Auch er merkte eigentlich gar nicht so richtig, was er aß, aber die warme Speise füllte ihre Bäuche und nebenbei erklärte ihm Sarah nun, was das war, was die Ärzte nun bei Ben einsetzen wollten.
    „Durch die Myokarditis pumpt das Herz nicht mehr richtig, so wie wenn an einem Fahrzeug die Benzinpumpe nicht mehr ordentlich arbeitet. Am Auto würde der Motor dann erst zu stottern anfangen und irgendwann absterben. Ben ist jetzt sozusagen in der Stotterphase, wenn der Motor den Betrieb noch irgendwie aufrecht erhält, aber lange dauert es nicht mehr, bis er steht-und für Ben wäre das der Tod!“, führte Sarah aus, ließ dann ihren Löffel fallen und ihre Schultern begannen voller Verzweiflung zu zucken. Gerade hatte sie das Worst-Case-Szenario, das sie für Semir leichter verständlich-wie sie es auch Ben erklärt hätte- aufs Auto projeziert, da wurde ihr voller Entsetzen klar, dass es eben nicht um eine Maschine ging, der man dann einfach ein Ersatzteil einbaute, sondern um ihren geliebten Mann, dem Vater ihrer Kinder, den sie in der Nacht schon zum ersten Mal gedacht hatte zu verlieren, aber dann wieder zurück bekommen hatte. Wie grausam schlug das Schicksal zu, aber jetzt konnte und wollte sie nicht mehr daran denken, dass er sterben könnte, aber genau das war zu befürchten, wenn es jetzt Komplikationen gab.

    Semir hatte ebenfalls wortlos seinen Löffel beiseite gelegt, seinen Stuhl neben Sarah gezogen und jetzt schloss er sie einfach in seine Arme, sie barg ihren Kopf an seiner Schulter und weinte, wie sie selten geweint hatte. Die anderen Cafeteriagäste sahen erst erstaunt, aber dann voller Mitleid zu den beiden verzweifelten Menschen-was war wohl mit deren Angehörigen? Vom Nebentisch beugte sich ein älterer Mann herüber und reichte ihnen freundlich ein Päckchen Papiertaschentücher und das brachte Sarah dann dazu, sich die Nase zu putzen, tief durch zu atmen und sich erst einmal zu bedanken. Dann rutschte Semir ihr wieder gegenüber und sie setzte ihre Erklärung fort.
    „Man wird Ben nun zwei dicke Gefäßzugänge legen-entweder am Hals, oder in der Leiste. Einer davon kommt in eine Arterie, der andere in eine große Vene. Dann leitet man das Blut durch den einen Schlauch aus ihm heraus durch diese Maschine, die du vorher gesehen hast und dann durch den anderen Schlauch wieder in ihn zurück. Das ECMO-Gerät hat innen eine Membran, durch die wird-wie normalerweise in der Lunge-das Kohlendioxid abgegeben und das Blut dafür mit Sauerstoff angereichert. Das sauerstoffreiche Blut wird dann dem Organismus wieder zugeführt. Wenn nur die Lunge betroffen ist, z.B. beim akuten Lungenversagen, dem ARDS, legt man beide Schläuche in eine Vene, dann wird die Lunge alleine entlastet, da ist die Gefahr von Komplikationen auch geringer. Will man aber das Herz unterstützen, was bei Ben jetzt das hauptsächliche Ziel ist, übernimmt die Pumpe sozusagen die überwiegende Herzarbeit, das Organ muss nicht mehr so kraftvoll gegen Widerstand pumpen, weil die Lungenentzündung und die Wassereinlagerungen im Gewebe ja auch einen erhöhten Druck in der Lunge bewirken und so das Herz noch mehr belasten, sondern es kommt zu einer Verminderung des Drucks. Sein Körper versucht aktuell ja auch durch körpereigene Regulationsmechanismen, die unbewusst hormonell und nervös gesteuert sind, verzweifelt die Sauerstoffversorgung des Gehirns und der anderen wichtigen Organe aufrecht zu erhalten, was wiederum zu einer Erhöhung der Herzfrequenz und Ausschüttung von Stresshormonen führt. Das belastet noch zusätzlich das kranke Herz, wie wenn ein Kutscher ein völlig ausgelaugtes und erschöpftes Pferd vor dem Wagen noch mit der Peitsche zu einem Galopp zwingen will-irgendwann wird das zusammen brechen-und das würde bei Ben eben den Tod bedeuten. So aber wird jetzt -um bei dem Beispiel mit dem Pferd zu bleiben- ein frisches, fittes Pferd zusätzlich vor den Wagen gespannt, das beim Ziehen hilft und die Hauptarbeit übernimmt, ohne das andere aber auszuschirren. Dadurch hofft man, dass sich das kranke Organ erholen kann, das Antibiotikum wirkt und Ben vielleicht die Myokarditis übersteht.
    Jetzt fragst du dich sicher, warum man das nicht schon lange gemacht hat, aber leider gibt es viele Komplikationsmöglichkeiten bei dieser Therapie. Am Schlimmsten ist es, wenn der eine dicke Schlauch aus der Arterie rutscht-dann kommt es zum sofortigen Verbluten. Noch vor ein paar Jahren waren vorherige Operationen eine absolut Kontraindikation für die Behandlung, weil man hoch dosiert Heparin geben musste, damit das Blut in der Maschine nicht verklumpt und zusätzlich kam es durch die Art der Pumpe auch zur Zerstörung vieler roter Blutkörperchen, aber heute hat die Industrie speziell beschichtete Schlauchsysteme entwickelt, in denen das Blut fast wie in der eigenen Arterie oder Vene läuft, man auf hohe Dosen Heparin verzichten kann und die Pumpen arbeiten auch viel schonender. Ich hoffe jetzt einfach, dass es bei Ben funktioniert, denn der Einsatz dieses Geräts, der ja auch nicht billig ist, ist immer Ultima Ratio, also macht man das nur, wenn es gar keine andere Möglichkeit mehr gibt und der Patient ansonsten sterben würde“, beendete Sarah ihre Ausführungen und sah dann auf die Uhr. „Wenn alles gut gegangen ist, müsste die ECMO jetzt laufen, ich schlage vor, wir gehen wieder zurück!“, setzte sie noch hinzu. Semir beeilte sich zu zahlen und wenig später waren die beiden wieder auf dem Rückweg zur Intensivstation und hofften voller Bangen auf gute Neuigkeiten.

    Das ist der Alptraum jeder Mutter-man wird mit dem Kind entführt, gefesselt und mit verbundenen Augen. Als Frau vom Fach, die zudem noch mit einem Polizisten verheiratet ist, weiß sie, in welcher Gefahr sie sich befinden. Und der nächste Schock erfolgt nach dem Entfernen der Augenbinde-Ben liegt schwer verletzt-oder tot ;( -auf der Ladefläche. Aber wenigstens bleiben die Entführer maskiert, obwohl Andrea jetzt weiß, dass es ein Mann und eine Frau sind-und mindestens noch einer, der den Lieferwagen gefahren hat.
    Sie kennt auch das verlassene Gebäude oder die Gegend drum herum nicht-verdammt, wie soll Semir sie nur finden? Und was ist mit Ben? Bitte schnell weiter!

    Oh je, oh je!
    Dieser Einsatz ist mehr als in die Hose gegangen, würde ich sagen! Ben wird beinahe erwürgt, Semir lässt sich ablenken und Timo ist schwerst verletzt. So wie du die Verletzungen schilderst, hat der wohl wenig Chancen das zu überleben-und jetzt fragt sich noch, wer auf ihn geschossen hat-Patrick oder Kevin? Wobei-hat Kevin wieder eine Waffe, oder nicht?
    Was für ein dramatisches Kapitel, aber wie gehts jetzt weiter? Lass uns bitte nicht zu lange warten, Campino!

    Da sind die beiden Helden wie die Schuljungen in die Falle gegangen, die Patrick aufgestellt hat. Sie trennen sich und es kommt zum Bodyfight auf Leben und Tod zwischen Kevin und Ben-gut geschrieben übrigens. Bitte Campino, lass Ben überleben und Kevin rechtzeitig los gelassen haben! ;(
    Timo war anscheinend schlauer und zielstrebiger als unsere Freunde gedacht haben-er stellt sich der Bande in den Weg-aber wo ist Semir? Warum hat er Ben nicht geholfen? Die hätten sich nie trennen sollen! =O

    Man ließ Ben nachbeatmet und brachte ihn wieder auf seinen Platz auf der Intensivstation. Allerdings reduzierte man die Sedierungsperfusoren, damit der Blutdruck, der mit hohen Dosen kreislaufstützender Medikamente leidlich stabil war, nicht von den Schlafmitteln zusätzlich merklich gesenkt wurde. Man hängte in Abstimmung mit den Viszeralchirurgen an die Ernährungssonde Sondenkost über eine Pumpe mit einer niedrigen Laufrate, damit die Dünndarmzotten versorgt wurden und nicht abstarben und verabreichte ihm nacheinander noch sechs verschiedene, aufgelöste Tabletten darüber, in der Hoffnung die Herzleistung zu verbessern, aber das Gegenteil war der Fall. Obwohl in seinem Organismus ein ausreichend hoher Wirkspiegel an Antibiose war, der eigentlich eine weitere Vermehrung der Streptokokken verhindern müsste, schritt die Entzündung der Herzmuskelschicht rasant fort.

    Hartmut war noch mit ihnen gemeinsam bis zur Intensivstation gefahren, hatte sich dann aber verabschiedet-das Schild davor, auf dem ausdrücklich stand, dass nur jeweils zwei Besucher pro Patient erwünscht waren, kannte er schließlich schon und außerdem konnte er jetzt sowieso nichts mehr machen und würde sich zuhause einfach ins Bett hauen-er war nämlich hundemüde. Wenn er ausgeschlafen hatte, würde er sich weiter Gedanken machen, wie man an den Typen aus dem Ministerium rankommen konnte, aber gerade herrschte in seinem Kopf eher ein Vakuum. „Ich wünsch dir alles Gute Ben!“, hatte er leise gesagt und seinem Freund, der einfach schrecklich krank aussah, so grau im Gesicht und die Hände und Füße angeschwollen, zum Abschied flüchtig übers verwuschelte Haar gestrichen, in dem noch Staub, Schweiß und Schmutz aus dem Keller klebten. Als er dann langsam die Treppe hinunter ging, war ihm ganz schwer ums Herz-ob er Ben noch einmal sehen würde, oder war alles umsonst gewesen? Unten regte sich ein beleibter Mann, dem das Treppensteigen sicher nicht schaden würde, maßlos auf, weil an allen Aufzügen ein Schild mit: „Außer Betrieb!“ stand und die Schimpftiraden klangen noch in Hartmut´s Ohren nach, als er bedrückt die Klinik verließ und mit hängenden Schultern Richtung Wagen ging.

    Im Haus der Gerkhan´s war Natascha gegen zwei aufgewacht, weil fröhliches Kinderlachen durchs Stockwerk schallte. Im ersten Moment hatte sie gar nicht gewusst, was überhaupt los war, aber dann waren ihr mit einem Schlag die schrecklichen Erlebnisse der Nacht eingefallen. Trotzdem blieb sie erst einmal noch einen kurzen Moment in dem kuschligen Gästebett liegen, räkelte sich und musterte die schöne Einrichtung. Ihr Blick fiel durch die halb zugezogenen Vorhänge in den Garten, der noch in voller Herbstpracht stand, auch wenn der Winter schon an die Tür klopfte. Eine Schaukel, ein Trampolin, ein Spielhaus und ein großer Sandkasten zeigten, wer den Garten belebte und als Natascha schnupperte, zog ein verführerischer Geruch nach frisch gekochtem Essen durchs Haus. Seufzend stand sie auf und als sie leise die Türe öffnete, um ins Bad zu gehen, flog ein Lächeln über ihr Gesicht. Die Klamotten, die sie gestern getragen hatte und voller Schmutz in einer Plastiktüte vom Krankenhaus mitgebracht hatte, lagen sauber gewaschen und anscheinend frisch aus dem Trockner, ordentlich zusammen gefaltet in einem kleinen Wäschekorb auf dem Boden vor dem Gästezimmer. Im Bad hatte ihr Andrea am Morgen noch Handtücher und eine frische Zahnbürste gegeben, sogar ein eigener Kamm lag für sie bereit und im Gegensatz zu sonst, legte Natascha jetzt kein Make Up auf, sondern ging so wie sie war, nachdem sie ihre Morgentoilette beendet hatte, nach unten, wo vier große dunkle Kinderaugen sie neugierig musterten. „Hallo-ich bin Natascha und darf ein bisschen bei euch wohnen, wie heißt ihr denn?“, brach sie das Eis und nun plapperten Ayda und Lilly fast gleichzeitig los, die schon gespannt auf das Erwachen ihres Gastes gewartet hatten. Als sie kurz Luft zum Atmen hatte, wandte sich die junge Frau Andrea zu und bedankte sich dafür, dass sie ihre Sachen gewaschen hatte. „Komm-Natascha, magst du einen Kaffee, oder was darf ich dir anbieten-wir haben natürlich auch was für dich zum Mittagessen aufgehoben, es gibt Rindergulasch mit Nudeln und Salat-sag was du möchtest!“, offerierte ihr Andrea herzlich und Natascha wurde es warm ums Herz. So freundlich war sie schon lange nicht mehr behandelt worden und als sie eine Tasse Kaba getrunken hatte und noch ein wenig wach geworden war, verdrückte sie voller Appetit einen Teller voll Gulasch und spielte dann mit Lilly, half nebenbei Ayda bei den Hausaufgaben und zum ersten Mal seit Monaten war sie wieder so richtig glücklich. „Hat man etwas gehört-wie geht es Ben?“, fragte sie einmal schüchtern, aber Andrea hatte leider auch keine Neuigkeiten. Gegen fünf läutete dann das Telefon und Semir, der selber völlig erschöpft klang, war dran. „Er sagt, Ben geht es massiv schlecht, sein Herz steht kurz vor dem Versagen, er hat schon einen Herzschrittmacher bekommen, aber man weiß nicht, ob er die Nacht überleben wird-Semir bleibt bei ihm!“, berichtete Andrea danach-ohne dass die Kinder das mit bekamen und jetzt wäre Natascha beinahe in Tränen ausgebrochen. Ihr Mr. Sexy, der so eine tolle Frau hatte und Vater von zwei süßen Kindern war-da stand nämlich ein Foto von den Vieren auf dem Sideboard- durfte einfach nicht sterben, aber es stand wohl nicht in ihrer Macht, darüber zu bestimmen. Allerdings würde sie, Natascha, alles tun, damit wenigstens die beiden Schuldigen ihre gerechte Strafe bekamen und in den Club würde sie nie mehr zurück kehren.

    In der Uniklinik hatte man medikamentös das Menschenmögliche ausgeschöpft, aber Ben würde die Nacht nicht überleben, wenn man nicht rasch etwas unternahm. Der Kardiologe machte erneut einen Herzultraschall und man maß auch die Piccowerte, aber beide zeigten das gleiche Ergebnis-das Herz des dunkelhaarigen Patienten stand kurz vor dem Pumpversagen. Immer wieder zeigte der Monitor mit lautem Alarmton Kammerflimmern, aber der Schrittmacher mit dem eingebauten Defi tat zuverlässig seinen Dienst und gab dann einen Schock ab und bisher war Ben´s Herz auch jedes Mal wieder angesprungen, aber irgendwann würde es das nicht mehr tun und dann war es vorbei. Der Kardiologe hatte noch einen weiteren Kollegen zugezogen und dann fasste man den Entschluss, eine externe Herzunterstützung einzusetzen. „Frau Jäger-sie wissen ja, was das ist und wir haben uns entschieden, ihn an die veno-arterielle ECMO zu hängen. Die einzige andere Alternative wäre noch eine Herztransplantation, aber bei dem Mangel an Spenderorganen ist es ziemlich unwahrscheinlich, auch wenn er ganz oben auf der Liste steht, dass man in der Kürze der Zeit ein Organ bekommt und wir hegen ja immer noch die Hoffnung, dass sich sein Herz wieder erholt, wenn wir die Streptokokkeninfektion im Griff haben. Hier im Haus haben wir kein anderes Kunstherz auf die Schnelle zur Verfügung und verlegungsfähig ist er nicht mehr. Allerdings hat er einen wirklich dramatischen Verlauf, wie wir ihn selten gesehen haben und wenn wir nicht zügig handeln, wird es zu spät sein!“, sagte er zu Sarah und Semir sah hilflos von einem zum anderen-er verstand gerade nur Bahnhof, aber er hoffte, man würde auch ihn in Kürze aufklären.

    Jetzt bin ich ja fast ein wenig gerührt-diese Schwester Susanne ist wirklich eine ganz Nette und macht ihre Arbeit so, wie ich mir das vorstelle ;) . Alex macht sich tierisch Sorgen um seine Freundin, aber die Ärzte sehen die Situation gar nicht so negativ-ich bin jetzt allerdings auch beunruhigt und frage mich, warum in der Weaningphase plötzlich alle Alarme anschlagen =O . Caro jetzt mach verdammt noch mal keinen Blödsinn!
    Und die Geschehnisse im Gerichtsgebäude und davor sind auch sehr dubios-wer wusste, was passieren würde und hat alle Bänder verschwinden lassen? Fragen über Fragen...

    So-jetzt endlich zum Feed: Das kenne ich, wenn man, nachdem die erste Müdigkeit vorbei ist, wach im Bett liegt und nachdenkt-ich arbeite da oft am nächsten Kapitel ;) ! So geht es jetzt auch Semir und als der die Nachricht von Jenny´s Handy kriegt, ist er auch sofort blitzewach und verständigt sofort Ben. Wetten, der hätte das Handy gar nicht gehört, aber als Semir ihn rausklingelt, ist er doch auch wach und gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach Hamburg.
    Ich bin auch ein bisschen froh, dass Timo wenigstens Bescheid kriegt-so kann sich einer auf die Suche nach unseren Heldn machen, wenn etwas schief gehen sollte!

    Jetzt hat Jenny vermutlich Glück, dass sie was abbekommen hat und aktuell bewusstlos ist-ansonsten hätte Patrick sie wohl auf der Stelle vergewaltigt! ;( Ich hoffe ja, sie ist nicht schwerer verletzt und hat nur eine Gehirnerschütterung und keine Gehirnblutung.
    Kevin irrt derweil im Drogenrausch durchs Haus und greift Patrick an. Ich finde ja, dass der das relativ gelassen sieht, aber so ein Junkie auf dem Trip ist wie eine scharfe Waffe, der wehrt sich wie ein Tier, wenns sein muss-ich spreche da aus beruflicher Erfahrung aua-und Kevin ist ja auch durchtrainiert-da hat Patrick echt nochmal Glück gehabt! Wobei Carsten wäre ihm ja sofort zu Hilfe geeilt und dem wird so langsam unwohl in seiner Haut, während Patrick sein perfides Spiel in aller Ruhe weiter spielt!

    Der Politiker hatte derweil mehrfach erneut versucht, seinen Lakaien anzurufen, war dann aber noch zur Eröffnung eines Einkaufszentrums gefahren, wo er als Ehrengast eine kurze Rede hielt, artig Hände schüttelte und dann nach Hause fuhr. Er würde dem Türsteher noch ein wenig Zeit geben-wenn der aber übers Wochenende seinen Auftrag nicht erfüllt hatte, würde er selber dran kommen, aber jetzt widmete er sich zunächst einmal seiner Familie und war treu sorgender Vater und liebevoller Ehemann-eine Rolle, die er in seinen Augen hervorragend spielte. Allerdings befand sich seine Frau seit Jahren in psychiatrischer Behandlung und seine Tochter war das Partygirl schlechthin, schlug ständig über die Stränge, kokste und landete zu seiner Verärgerung bald jede Nacht mit einem anderen Typen im Bett. Er wusste gar nicht mehr, wie oft sie schon die Pille danach gebraucht hatte und zwei Abtreibungen hatte sie auch schon hinter sich, da hatte er verschwiegene Ärzte an der Hand und sie auch jedes Mal persönlich in die weit entfernte Praxis gefahren. Aber nach außen hin war alles Friede, Freude, Eierkuchen, er war ein angesehener Mann, der politisch etwas galt und niemand wunderte sich, wie er den Luxus, der ihn umgab, finanzierte.

    Semir war inzwischen wie der Blitz auf die kardiologische Intensivstation gerannt, hatte dort in kurzen Sätzen die Katastrophe berichtet und wenig später waren nicht nur er, sondern auch ein Pfleger zur Orientierung auf dem Weg zum Fahrstuhl. Hartmut befand sich nicht mehr an der aufgestemmten Türe, aber inzwischen hatten sich dort mehrere Personen eingefunden, man beruhigte auch mit lauten Rufen und Durchhalteparolen die Eingeschlossenen in den anderen Fahrstühlen, aber es sah nicht so aus, als würde es in nächster Zeit eine Lösung geben. Einer der Haustechniker berichtete atemlos, dass ein Kundendienstmonteur der Aufzugfirma zwar unterwegs sei, aber durch den Stromausfall hatte es einen technischen Defekt in der Steuerung gegeben und er selber konnte da überhaupt nichts machen-zu viel Fachwissen war dafür nötig. Der Monteur steckte auf der Autobahn im Nachmittagsstau fest und würde vermutlich erst in ein bis zwei Stunden eintreffen. Semir überlegte nicht lange, sondern kletterte sofort wieder durch den Aufzugschacht zu seinem Freund, übergab dem Arzt die mitgebrachte Perfusorspritze und erfuhr von einer schreckensbleichen Sarah, dass Ben in seiner kurzen Abwesenheit nochmals zweimal hatte geschockt werden müssen und es ihm fast minütlich schlechter ging. Der Pfleger rief durch die geöffnete Tür, ob er noch etwas bringen oder helfen könne, aber die Eingeschlossenen verneinten-und wenn sie etwas bräuchten, würde Semir der Bote sein, so ging er wieder zurück auf die Intensiv, um seiner normalen Arbeit nach zu gehen.

    „Er braucht dringend den Schrittmacher und der Kardiologe überlegt schon, was man weiter noch machen kann, um Ben´s Herz zu entlasten, bis die Myokarditis ausgeheilt ist-wenn sie denn ausheilt…“, gab Sarah an Semir weiter und als der den Blick durch die Aufzugkabine wandern ließ, sah er nur besorgte Gesichter. Klar war-man musste Ben hier schnellstmöglich raus bringen-aber wie? Semir konstatierte, hier vor Ort konnte er nichts ausrichten, außer Medikamente oder Geräte zu seinem Freund zu schaffen, aber vielleicht würde es etwas bringen, wenn der Kundendienstmonteur von einer Polizeistreife durch den Verkehr gelotst wurde? Gerade kletterte er wieder nach oben, um zu sehen wo er Handyempfang hatte und die Chefin informieren konnte, da kam plötzlich ein weiterer Hausmeister ganz aufgeregt angerannt. „Alle raus aus dem Schacht-in der Aufzugzentrale im Keller sitzt ein Typ, der denkt, er kann die Fahrstühle wieder in Bewegung setzen!“, rief er und Semir konnte sich schon denken welches rothaarige Genie da an der Arbeit war. Schnell verließ er den Schacht und nachdem der Hausmeister einen Anruf getätigt hatte, spähten sie gespannt durch die Lücke und tatsächlich-wenig später setzte sich plötzlich ruckelnd die Kabine nach unten in Bewegung und hielt am Stockwerk, wo die OP-Abteilung war. Es war zwar noch eine Stufe von fast 30 Zentimetern zu überwinden, besser kriegte Hartmut es nicht hin, aber gemeinsam mit dem Hausmeister rannte Semir nach unten und sie wuchteten nun auch diese Türe mit dem Brecheisen auf.
    „Schnell-wir brauchen ein frisches Bett, dann heben wir ihn rüber!“, befahl der Arzt und wieder sauste Semir los, um das Gewünschte zu besorgen. Gott sei Dank standen mehrere saubere Betten abgedeckt in einem Nebengang und so wurde Ben rasch, aber doch unendlich vorsichtig, umgelagert. Man beatmete ihn derweil mit einem Ambubeutel, hängte dann den Monitor ans frische Bett, legte den Defi und den Notfallkoffer dazu und der Hausmeister hatte die kostbaren und absolut lebenswichtigen Perfusoren übernommen und dann mit Hilfe am neuen Bett befestigt. Rasend schnell ging es jetzt in die OP-Abteilung, wo man besorgt auf den kritischen Patienten gewartet hatte-wie ein Lauffeuer hatte sich die Meldung von den stecken gebliebenen Patienten, Mitarbeitern und Besuchern im Haus verbreitet. Wenig später lag Ben auf dem Schleusenband und voller Liebe verabschiedete sich Sarah ein weiteres Mal von ihm-am liebsten wäre sie ihm nicht von der Seite gewichen, aber der Kardiologe hatte auf die Frage, ob sie mitkommen dürfe, entschieden den Kopf geschüttelt. „Frau Jäger-gehen sie einen Kaffee trinken-ich passe gut auf ihren Mann auf!“, hatte er bestimmt gesagt und Sarah hatte sich gefügt-er hatte ja Recht!

    Inzwischen war es Hartmut gelungen, auch die anderen Aufzüge einzeln zu den Stockwerken zu navigieren-diese Gott sei Dank ohne Stufe- und deren Türen öffneten sich jetzt selbstständig und die geschockten und blassen Menschen strömten erleichtert heraus. Der Haustechniker, der selber vergeblich versucht hatte, an der Aufzuganlage etwas zu machen, schüttelte bewundernd den Kopf: „Ich hätte mich das nicht getraut!“, sagte er, aber er hatte immerhin einen Laptop und mehrere Kabel zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe sich Hartmut den Zugang zur Elektronik verschafft hatte, in der es durch den Stromausfall einen Kurzschluss gegeben hatte, der die Anlage außer Betrieb gesetzt hatte. Er hatte mithilfe eines eilig herbei geholten Lötkolbens und mehrerer Drähte die Anlage notdürftig repariert, allerdings musste der Kundendienstmonteur da eine neue Steuereinheit einbauen, aber das konnte er später in Ruhe erledigen. Man sperrte dennoch erst einmal die Fahrstühle für die Allgemeinheit, aber Notfahrten konnte man durchaus durchführen.
    Hartmut lief nun erneut die ganzen Treppen vom Keller nach oben bis zur OP-Abteilung und dort fand er seine Freunde wartend vor der grünen Schiebetür. „Hartmut-dich hat der Himmel geschickt!“, sagte Semir ernst und der Rothaarige grinste: „Muss wohl so sein-ich weiß eigentlich selber nicht, warum ich unbedingt persönlich nach Ben sehen wollte, anstatt anzurufen!“, teilte er ihnen mit und nun warteten sie zu dritt auf irgendwelche Neuigkeiten-hoffentlich gute!

    In der OP-Abteilung hatte man den tief schlafenden, aber verdammt instabilen Patienten an das Narkosegerät gehängt und mit weiterhin erhöhtem Oberkörper auf dem OP-Tisch fest geschnallt. Der Kardiologe hatte Ben an die Narkoseärztin übergeben und war dann eilig in die Personalschleuse geeilt, um sich umzuziehen. Wenn ein Schrittmacher gelegt wurde, setzten den zwar die Chirurgen ein, aber die individuelle Programmierung erfolgte von außen mittels eines starken Magneten und das war Aufgabe des Kardiologen. Bis er den Saal, nun ebenfalls grün gekleidet und mit Mundschutz, Haube und OP-Clogs versehen, betrat, hatte man Ben´s linke Schulterpartie schon abgestrichen und ihn abgedeckt. Mittels eines kleinen Schnittes von etwa 6 Zentimetern setzte man nun das winzige Kästchen ein, das nicht viel größer als eine Streichholzschachtel war und hatte damit das eigentliche Schrittmacheraggregat mit den Steuerungschips, den Hochleistungsbatterien und in Ben´s Fall eben dem integrierten Defi , unter der Haut implantiert.
    Nun begann die wirklich schwierige Arbeit-nämlich die beiden Schrittmachersonden durch die untere Hohlvene zum Herzen zu schieben und dort richtig in Vorhof und Kammer zu platzieren. Gott sei Dank ging das bei Ben relativ problemlos, allerdings gab es noch vor der korrekten Platzierung eine kurze Schrecksekunde, als Ben erneut zu flimmern begann. „Alle weg vom Tisch!“, rief die Narkoseärztin und löste durch einen Knopfdruck von außen den lebensrettenden Stromstoß aus, der noch durch die aufgeklebten Elektroden unter den sterilen Tüchern lief und Ben´s Körper sich aufbäumen ließ. Ein leichter Geruch nach verbranntem Fleisch durchzog den OP und als die Chirurgen nach der erfolgreichen Defibrillation wieder an den Tisch traten, bemerkten sie: „Das wird höchste Zeit mit dem implantierten Defi-sonst kriegt er noch Hautnekrosen am Brustkorb!“

    Man leitete die elektrischen Herzimpulse nun direkt über die Schrittmachersonden ab, kontrollierte die korrekte Lage noch mittels C-Bogen, also einer Röntgendurchleuchtung vor Ort, weshalb die Mitarbeiter im OP, die den Raum nicht für kurze Zeit verlassen konnten, alle schwere Bleischürzen und Schilddrüsenschützer unter den OP-Kitteln trugen und als der Kardiologe ebenfalls zufrieden war, schraubte man die liegenden Sonden mittels eines kleinen Gewindes an dem Aggregat an. Mit vier Stichen erfolgte der Wundverschluss, ein kleines Sterilpflaster kam auf den Hautschnitt und jetzt legte der Kardiologe seinen starken Magneten auf Ben´s Brust und programmierte darüber mit einem Steuerungsgerät den Schrittmacher und den Defi nach seinen Vorstellungen. Kaum war die Arbeit beendet, flimmerte Ben erneut, was man auf dem Monitor erkennen konnte und jetzt löste zum ersten Mal der implantierte Defi den Impuls selbstständig aus und gab den Schock direkt über die liegenden Sonden im Herz selber ab mit natürlich wesentlich geringerer Stromstärke, in Ben´s Fall nur etwa 7 Joule. Eine junge Krankenpflegeschülerin, die gespannt den Eingriff beobachtet hatte, fragte ängstlich: „Was passiert jetzt, wenn ich z.B. den Patienten gerade anfasse oder wasche, wenn so ein Schock ausgelöst wird?“, aber der Kardiologe konnte sie beruhigen. „Ihnen geschieht da gar nichts-es kann nur sein, dass sie ein Prickeln, oder einen leichten Stromschlag verspüren, als wenn sie an einen schwach geladenen Elektrozaun kommen, gerade wenn Wasser oder Schweiß als Medium dienen und ich habe den Defi auch so programmiert, dass der Patient eigentlich schon bewusstlos sein müsste, bevor der Impuls ausgelöst wird.“, erklärte er und nun zog man die aufgeklebten Defipaddels ab und betrachtete voller Mitleid die beiden handtellergroßen Brandverletzungen. Man versorgte sie mit einem sterilen saugenden Verband und dann wurde Ben nach einer knappen halben Stunde auch schon wieder aus dem OP gefahren, wo Sarah und seine Freunde ihn bereits sehnsüchtig erwarteten.

    Irgendwie erinnert mich deine Geschichte gerade ein wenig an eine Fantasyverfilmung, die in meiner Jugend lief. Da wurde es auch von Kapitel zu Kapitel abstruser und so geht es mir mit deiner Geschichte auch gerade. Ich muss allerdings dazu sagen-ich mag außer Harry Potter das Fantasygenre nicht so gerne und habe mir nicht einmal den Herrn der Ringe gegeben, obwohl die Bücher dazu schon im Schrank meines Vaters standen. Ich werde die Story weiter verfolgen, aber gerade reisst sie mich nicht vom Hocker.

    Das war ein richtiger Horrortrip auf den du Kevin da geschickt hast. Seine Alpträume suchen ihn heim und er wird vermutlich über den Tod seiner Schwester nie hinweg kommen! Das war ganz schön gruselig, als sie ihm mit durchgeschnittener Kehle erschienen ist! :/
    Kevin hat jetzt auch irgendwie gerafft, dass sein Kind tot ist, nur ob er Jenny auch nur ansatzweise erkannt hat, lässt sich nicht sagen-gut ihre Stimme hat in ihm ein Gefühl der Vertrautheit geweckt, aber mehr momentan anscheinend nicht. Allerdings lässt es mich ein bisschen hoffen, dass er sie wenigstens nicht als Feindin klassifiziert hat!
    Mann Kevin lass den Drogenscheiß-hinterher gehts dir auch nicht besser!

    Oh mein Gott! Ich bin ebenfalls gemeinsam mit Semir erst durch den Stadtverkehr gerast und habe dann voller Entsetzen vor seinem Haus die Spuren, die nichts Gutes verheißen gesichtet! ;( Andrea und Ayda sind weg-hoffentlich wenigstens unverletzt, aber Ben hat ordentlich was abgekriegt, wenn man die Blutlache so ansieht-ach du liebe Güte! Wer war derjenige der ihn entführt hat-dass das kein Mann von Ehre sein kann, sieht man schon daran, dass Andrea und Ayda ebenfalls nicht wie versprochen da sind.
    Die Chefin denkt wenigstens rational und stellt die kleine Lilly unter Polizeischutz, aber Semir ist so durcheinander, der kann gerade keinen klaren Gedanken fassen. :(
    Wo sollen sie ansetzen zu suchen-das ist doch zum Mäusemelken!

    Was da im mobilen Büro :thumbup: besprochen wurde, hat schon des Öfteren Hand und Fuß gehabt. Semir und Ben sind bei ihren Überlegungen der Wahrheit ganz nahe-aber dass Kevin das Opfer eines perfiden Racheplans ist-darauf kommen nicht einmal unsere beiden Helden. Der ist aber auch so raffiniert und arbeitet mit so vielen Unbekannten, dass es eigentlich fast in Wunder ist, wie er bisher so reibungslos funktionieren konnte.
    Ich denke, jetzt wird bald eine SMS von Jenny eintreffen, die sie nach Hamburg lockt, aber trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass Kevin´s besoffene und drogenvernebelte Hirnwindungen ein bisschen aufklaren und er wenigstens einen Rest von Anstand und Moral in sich entdeckt-sonst wäre er nicht der Kevin den wir kennen und inzwischen ins Herz geschlossen haben.
    Oder willst du uns Leser später dafür verantwortlich machen, wenn Jenny stirbt-so frei nach dem Motto: "Ihr wolltet Kevin ja unbedingt zurück haben-voilá!", @Campino?

    Bravo, Valentina, alles super umgesetzt! Ich gehe jetzt dann in den Spätdienst und werde gut auf Caro aufpassen ;) .
    Mal ganz abgesehen von den medizinischen Details-sogar die Händedesinfektion hast du unter gebracht :) -sind die Gefühle die Alex hat, sehr schön beschrieben. Jemanden zu lieben, ohne ihn eigentlich näher zu kennen und dann gleich in so einer Situation sein, ist wohl der Supergau in einer großen Liebe! Gut dass wenigstens Tammy mehr über ihre Freundin weiss.
    Und jetzt können wir nur hoffen, dass nach den 72 Stunden Caro auch wach wird und das Schädel-Hirn-Trauma nicht schlimmer als momentan vermutet ist!
    Und dass noch weitere Sprengsätze angebracht waren ist ja der Hammer-ich hoffe, die finden anhand der Überwachungsvideos heraus, wer hinter den Anschlägen steckt!

    Ja auch wenn ich manchmal die Krüger mit ihrer autoritären Art nicht ausstehen kann-jetzt ist es ihr sogar gelungen, einen Justizbeamten einzuschüchtern! :D Und Frau Schrankmann zeigt doch so etwas wie ein Herz, als sie zufällig einen Teil des Gesprächs mitbekommt und lässt Semir gehen, um seine Familie zu suchen. Nur-wo stecken die und wer ist der Drahtzieher im Hintergrund? Gibt es tatsächlich einen Maulwurf in der Staatsanwaltschaft und dann noch die wichtigste Frage überhaupt ;) : Wo steckt Ben?

    Was hat Kevin von der ganzen Aktion mitbekommen? Er steht zwar unter Drogen, dazu noch in Kombination mit Alkohol, aber seine Augen sind halb geöffnet-also wird er schon nicht so ganz tief schlafen. Außerdem versucht ihn sein Unterbewusstsein durch das Babyweinen eigentlich schon aufmerksam zu machen. Hat er Jenny erkannt, die Mutter seines Kindes, das leider zum Sternenkind geworden ist-aber davon weiss er ja noch nichts.
    Ich bin jetzt stolz auf Jenny, dass sie wenigstens versucht zu fliehen und nicht aufgibt, auch wenn es eigentlich ziemlich sch... für sie aussieht-und froh bin ich darüber, dass Patrick gerade mehr an ihrem Fingerabdruck interessiert ist, als an etwas anderem! ;(
    Was hat Patrick jetzt vor und wetten-in Kürze sind Semir und Ben auf dem Weg nach Hamburg, um dort in eine Falle gelockt zu werden!

    Hartmut war wieder nach Köln zurück gefahren. Er musste jetzt einfach nach Ben sehen, auch wenn er vielleicht nicht auf die Intensivstation durfte, aber dann konnte ihm wenigstens Semir Auskunft geben! Natürlich nahm er den Freitagnachmittagsstau auf der A3 voll mit und es dauerte bis weit nach 14.00 Uhr, bis er sich im stop and go in die Innenstadt gequält hatte und endlich seinen Wagen auf dem Klinikparkplatz abstellen konnte. Als er das Krankenhaus betrat, fiel ihm schon eine gewisse Unruhe in der Eingangshalle auf. Die Beleuchtung war nicht so hell wie gewohnt und als er die Dame an der Pforte, die ja eher einer Rezeption glich fragte, was los wäre, gab die ihm zur Auskunft: „Wir hatten einen Stromausfall, jetzt läuft zwar das Notstromaggregat, um die wichtigsten Funktionen aufrecht zu erhalten, aber alle Computersysteme sind abgestürzt, die Aufzüge stecken geblieben und unsere Techniker arbeiten auf Hochtouren, um den Fehler zu finden. Ich kann ihnen jetzt leider nicht helfen, falls sie sich nach einer Zimmernummer erkundigen wollten-ohne PC bin ich hier relativ hilflos, aber ich würde sie einfach auf die entsprechende Station schicken, damit sie dort vor Ort fragen können, wenn sie mir sagen, was ihrem Angehörigen fehlt!“, gab sie ihm Auskunft und Hartmut überlegte noch kurz, ob er der Technikabteilung seine Hilfe anbieten sollte, aber dann beschloss er, dass das deren Bier war, da waren ja schließlich sicher auch Fachleute beschäftigt, die ihren Beruf verstanden-so etwas kam einfach vor. Er würde jetzt nach Ben sehen und sich dann in der KTU noch ein wenig nützlich machen, bevor er nach Hause ging-immerhin war er schon mehr als zwölf Stunden auf den Beinen und die Ereignisse der Nacht steckten ihm noch in den Knochen.

    „Mein Kollege liegt nach einer Messerstichverletzung auf der Intensivstation!“, gab er der Dame nun bereitwillig Auskunft und die runzelte die Stirn: „ Dann müsste er eigentlich auf einer der chirurgischen Intensivstationen liegen-ich vermute die 5.3, also im fünften Stock. Allerdings werden auf unseren Intensivstationen nur nächste Angehörige als Besucher eingelassen, vielleicht können sie sich den Weg sparen?“, informierte sie ihn und Hartmut nickte: „Das ist mir durchaus bekannt, aber ein weiterer Kollege von mir wacht gemeinsam mit der Frau meines Freundes an seinem Bett-der kann ja vielleicht kurz herauskommen und mir Auskunft geben!“, berichtete er und machte sich dann auf den Weg zu den Treppen, auf denen anders als sonst reger Betrieb herrschte. „Können die die Intensivstationen nicht im Parterre machen?“ überlegte er, als er verbissen Stockwerk um Stockwerk überwand.
    Die elektrische Schiebetür zur Intensivstation stand offen und drinnen war hektisches Gepiepe auszumachen. Als er eine Schwester erwischte, die gerade in die nächste Patientenbox hastete, um dort die vielen unnötigen Alarme abzuarbeiten, die die Medizingeräte aussandten, als der Strom wegblieb und sie erst auf internen Akkubetrieb und dann, als das Notstromaggregat angesprungen war, wieder in Normalbetrieb gingen, gab sie ihm kurz Auskunft, dass Herr Jäger auf die Kardiologische Intensivstation verlegt worden war, die sich im sechsten Stock befand.
    Stirnrunzelnd erklomm Hartmut erneut die Stufen-was tat Ben auf der Kardiologie- und traf dasselbe Chaos auch auf der genannten Station an. Viele Alarme mussten mechanisch abgearbeitet werden und gerade waren sie verstummt, da flackerten erneut die Lichter-anscheinend war der Strom wieder da-und ein weiteres Mal meldeten sich Beatmungsgeräte, Infusomaten, Perfusoren, Dialysegeräte und viele andere Maschinen und die Arbeit für die Pflege begann von neuem.

    Irgendwann gelang es ihm, jemanden zu erwischen, der nicht im Laufschritt an ihm vorbei eilte. Der Pfleger runzelte die Stirn, als er nach einem Ben Jäger fragte und sagte: „Ich habe meine Schicht gerade erst begonnen und kenne ihn noch nicht persönlich, aber ja-der ist bei uns Patient, allerdings im Augenblick im OP-er bekommt einen Herzschrittmacher!“ und mit dieser Auskunft ließ er einen beinahe sprachlosen Hartmut zurück, der angestrengt nachdachte, ob es sich nicht um eine Verwechslung handeln könne. Warum sollte Ben einen Schrittmacher kriegen? Sowas implantierte man doch normalerweise alten Leuten? Vermutlich hatte der Pfleger da doch etwas verbuchselt, was aber bei dem herrschenden Chaos kein Wunder war. Nur stellte sich dann die nächste Frage: Wo steckte dann sein Freund-und wo waren Sarah und Semir? Unauffällig streunte er über die Station und sah in alle Zimmer, aber außer einem leeren Bettplatz, wo aber tatsächlich Ben´s Name stand und außerdem Semir´s Lederjacke, die er nur zu gut kannte, auf einem Stuhl lag, konnte er nichts entdecken. Gut-vermutlich durfte Semir zumindest nicht mit in den OP, der musste sich also irgendwo rum treiben und so beschloss er, sich zunächst einmal vor der OP-Abteilung um zu sehen, vielleicht waren da im Wartebereich seine Freunde.
    Gerade wollte er die Station, auf der so langsam wieder Ruhe einkehrte, verlassen, da hörte er die erstaunte Stimme des Pflegers sagen: „Nein-Herr Jäger wurde schon lange abgerufen-das war noch in der Frühschicht. Unser Kardiologe und die Schwester, die ihn am Morgen betreut hat, haben den Transport begleitet-hier ist niemand mehr, die müssten schon mindestens eine halbe Stunde, solange bin ich nämlich bereits da, bei euch in der Operationsabteilung sein!“ und jetzt merkte Hartmut auf. Wieder stellte sich die Frage: „Wo steckte Ben?“ und er beschloss, sich auf die Suche zu machen.

    Im Aufzug herrschte derweil betretenes Schweigen. Es dauerte nicht lang und man konnte hysterische Hilferufe, aus anderen stecken gebliebenen Aufzügen hören. „Hat von den Anwesenden hier jemand Platzangst?“, fragte der Kardiologe ruhig, aber alle verneinten. „Der einzige, der hier Probleme mit sehr engen Räumen hat, seitdem er vor vielen Jahren in einem Sarg lebendig begraben wurde, schläft Gott sei Dank!“, gab nun Semir Auskunft und so blieb ihnen zunächst nichts weiter übrig, als abzuwarten. „Normalerweise springt das Notstromaggregat ziemlich schnell an, es wird sicher nicht lange dauern!“, hoffte die Schwester und tatsächlich, wenig später ging flackernd das Licht an, allerdings rührte sich der Aufzug keinen Millimeter, auch als der Kardiologe erneut auf allen Knöpfen herum drückte. Sekunden später verrieten verräterische Wellenbewegungen des EKG und ein schriller Alarmton des Monitors, dass Ben schon wieder Kammerflimmern hatte. „Alle weg vom Bett!“, ordnete der Arzt an und löste den Defi aus und Gott sei Dank schlug wenig später Ben´s Herz wieder im Sinusrhythmus, zwar schnell, aber es pumpte wieder.
    "Der erste der schlapp machen wird, ist der Monitor!“, sagte die Schwester nach einem Blick auf die Akkuanzeige. „Ich schätze, er geht noch so etwa eine halbe Stunde, bevor er aussteigt, allerdings können wir über den Defi zumindest das EKG ableiten, damit wir merken, wenn er wieder Probleme kriegt. Und wie lange die interne Batterie des Defi hält, hängt davon ab, wie oft wir ihn in der nächsten Zeit brauchen. Die Perfusoren funktionieren um die sechs Stunden, da haben wir eher das Problem, dass kein Ersatzdobutamin im Notfallrucksack ist, weil das ja kein Notfallmedikament in diesem Sinne ist-wenn das weiter in dieser Dosierung läuft, kriegen wir in zwanzig Minuten ernste Schwierigkeiten!“, befürchtete sie und jetzt herrschte erst einmal betretenes Schweigen. Nun begannen Sarah und Semir auch um Hilfe zu rufen, damit man auf ihre prekäre Situation aufmerksam wurde. Das Telefon des Kardiologen funktionierte nicht und aus benachbarten Aufzügen hörte man hysterisches Kreischen-da hatte jemand eine Panikattacke. „Jetzt können wir nichts weiter tun als hoffen und beten, der Strom ist ja anscheinend wieder da, die werden uns sicher in Kürze befreien, sonst….“, sagte der Kardiologe und es war allen Anwesenden bewusst, dass das Ben´s Todesurteil bedeuten konnte.

    Die Minuten verstrichen, man hörte von draußen geschäftige Geräusche, anscheinend arbeiteten Techniker durchaus auf Hochtouren daran, die Aufzüge wieder in Betrieb zu nehmen. Sarah hatte wie hypnotisiert den Stempel der Perfusorspritze beobachtet, der sich unbarmherzig vorwärts bewegte. Zweimal musste Ben erneut geschockt werden und dann sagte Sarah mit dünner Stimme zu ihrer Kollegin: „Wie lange noch?“, und die antwortete mit einem Kloßgefühl im Hals: „Zehn Minuten!“, und jetzt wurde Semir aktiv, der schon die ganze Zeit das Aufzuginnere gemustert hatte. „Dort in der Decke ist eine Falltür, ich werde versuchen über den Aufzugschacht nach oben zu klettern und irgendwie Hilfe oder wenigstens dieses Dobutamin zu holen!“, beschloss er und stieg auch schon auf das Bett. Wenig später hatte er die Tür geöffnet und stemmte sich durch die Lücke nach draußen. Der Aufzug steckt genau zwischen zwei Stockwerken und es gab auch hier an der Seite eine Metallleiter, mit der er nach oben klettern konnte. Mit Schaudern erinnerte sich Semir daran, wie er schon einmal gemeinsam mit Ben und einer Person, die sie beschützen sollten durch genau so einen Schacht geflohen waren, dort wurden sie allerdings von Feuerwalzen verfolgt und waren nur mit knapper Not entkommen. Hoffentlich setzte sich der Fahrstuhl nicht in gerade jetzt in Bewegung, sonst würde er zerquetscht werden.

    Genau in diesem Moment rief eine vertraute Stimme ganz nah: „Ben, Semir-Sarah, seid ihr hier irgendwo?“, und jetzt atmete der kleine Türke trotz der prekären Situation auf. „Hartmut-ja wir sind hier und ich steige gerade aus dem Aufzug aus-Ben braucht dringend ein lebenswichtiges Medikament, kannst du versuchen die Schiebetür von außen mit irgendeinem Werkzeug zu öffnen?“, bat er und tatsächlich ging wenig später die Tür in die Freiheit einen kleinen Spalt auf, so dass er sich durchzwängen konnte. Hartmut stand da mit einem Hausmeister mit einem Brecheisen, das sie als Hebel verwendet hatten. „Ich muss ganz schnell auf die Intensiv und dort was holen-versuche du derweil die Techniker zu unterstützen, damit wir Ben dort raus holen können, sonst wird er das nicht überleben!“, rief Semir nun hektisch und rannte so schnell er konnte Richtung Treppe.

    Weisst du was, Campino-egal wie man das Ding schreibt-mein Sohn wollte diese Taschenlampe auch mit in den Urlaub nehmen, aber am Nürnberger Flughafen wurde die wie eine Waffe behandelt und musste warten, bis wir wieder zurück kamen! Also die meisten Leute wissen schon, wie man damit umzugehen hat-aber danke Darcie-mich hat es in den Fingern gejuckt das anzumerken, aber bis ich dazu kam, wars schon passiert-und danke @Campino , du reagierst da auch völlig normal auf berechtigte Kritik! :thumbup: