Beiträge von susan

    Ben war wie vor den Kopf gestoßen! Das konnte doch nicht wahr sein! Er, der fitte, sportliche Mann, der seinem Körper Höchstleistungen abverlangte und das als Selbstverständlichkeit hinnahm, dass das klappte. Der zwar schon des Öfteren schwer verletzt worden war, sich aber immer wieder erholt hatte und zwar schneller als erwartet-er war nun auf eine Maschine angewiesen, um am Leben zu bleiben? Klar hatte man das schon hin und wieder mal gehört, dass jemand Herzprobleme hatte-aber das waren doch irgendwelche anderen-er persönlich kannte niemanden! Obwohl, halt, sein Vater hatte schon mit dem Herzen zu tun gehabt! Gerade bei Julia´s Hochzeit, hatte er einen Infarkt oder zumindest sowas Ähnliches gehabt, weil er sich so aufgeregt hatte, aber das war lange vergessen, der war wieder fit und arbeitete wie ein Verrückter, um seine Firma am Laufen zu halten und entgegen aller guten Vorsätze kümmerte er sich kaum um seine Familie und seine Enkelkinder hatten auch keinen Bezug zu ihm, dazu sahen sie ihn zu selten.

    Er selber hatte doch nur nach Sarah gesucht-das musste sein Herz doch aushalten! Myokarditis-das Wort hatte er noch nie zuvor gehört und jetzt konnte er ohne Unterstützung von Maschinen nicht überleben? Zumindest hatte sich Sarah´s Erklärung so angehört und wenn er das richtig verstanden hatte, stand es in den Sternen ob, oder in welchem Zeitrahmen er wieder gesund wurde. Momentan war alles zu viel für ihn, ein trockenes Schluchzen stieg aus seiner Kehle, er spannte die Muskeln an, der Monitor alarmierte-und dann bekam er plötzlich einen Stromschlag, der ihn von den Beinen geholt hätte, wenn er nicht schon gelegen hätte! Voller Panik schnappte er nach Luft, er hatte nirgendwo hin gefasst und was er außerdem nicht verstand-Sarah hatte seinem Freund zuvor nach einem Blick auf den Monitor zugerufen: „Semir-lass seine Hand los, sonst kriegt du eine mit, wenn der Defi auslöst!“ und alle beide waren dann einen Schritt zurück getreten.
    Nun lag er schluchzend und völlig fertig da, der Stationsarzt stürzte auf den Alarm hin ins Zimmer und als er das zitternde Häufchen Elend im Bett sah, wurde ihm bewusst, was geschehen war. Wie jetzt auch Sarah und Semir wieder, fasste er Ben an und versuchte, zu ihm durch zu dringen, der von der ganzen Situation maßlos überfordert war und nicht wusste, was gerade mit ihm passiert war. Er war schon mit Elektrofolter traktiert worden, aber da war dann jemand vor ihm gestanden und hatte den Teaser angesetzt-jetzt geschah das einfach so und anscheinend wusste das Sarah auch schon vorher!

    „Herr Jäger, versuchen sie sich zu beruhigen-ich erkläre ihnen, was gerade geschehen ist!“, sagte er und langsam war Ben wieder so weit, dass er zuhören konnte. „Ihr Herz ist infolge einer verschleppten Grippe schwer geschädigt und reagiert mit Rhythmusstörungen darauf. Sie hatten mehrfach Kammerflimmern und weil sich die Situation nicht medikamentös beherrschen ließ, mussten wir sie des Öfteren defibrillieren. Nun kann man das nicht unendlich oft von außen machen, auch weil das schwere Verbrennungen am Brustkorb hinterlässt!“, fuhr er fort und jetzt war Ben plötzlich klar, warum es da so weh tat-er hatte anscheinend wirklich Brandverletzungen. „Wir haben ihnen deswegen einen Herzschrittmacher mit implantiertem Defibrillator eingesetzt, der misst die Herzaktion und wenn das Herz nicht mehr richtig arbeitet, versucht er es mit elektrischer Stimulation wieder in Takt zu bringen. Wenn das nicht gelingt, oder es-wie eben passiert-ins Kammerflimmern kommt, löst nach einer gewissen Zeit der Defi aus, versetzt dem Herzen einen Stromschlag und dadurch ist es sozusagen wieder in Nullstellung und kann seinen eigenen Rhythmus finden-manchmal auch unterstützt vom Takten des Schrittmacheraggregats. Für sie ist dieses Gerät lebensrettend, allerdings ist aktuell der Herzmuskel selber noch so schwer entzündet, dass er nicht ausreichend pumpen kann, um ihren Organismus, also das Gehirn und alle Organe ausreichend mit sauerstoffhaltigem Blut zu versorgen. Auch ist ihre Lunge ebenfalls durch den Infekt angegriffen, so dass einfach der Gasaustausch nicht mehr funktioniert hat. Sie wären vorgestern gestorben und deshalb haben wir ihnen notfallmäßig dieses Herz-Lungen-Unterstützungssystem eingebaut, das vorübergehend die Arbeit von Herz und Lunge ganz oder teilweise übernehmen kann. Wir hoffen jetzt, dass sich der Herzmuskel durch die Ruhe und Entlastung wieder erholt und wir dann im Verlauf von Tagen bis Wochen die Leistung der Maschine immer weiter herunter fahren können, wenn ihr eigenes Herz wieder Kraft bekommt. „Und wenn das nicht passiert?“, fragte Ben jetzt tonlos, denn er hatte sehr deutlich die Worte: „Wir hoffen-wenn“ und „eventuell“ verstanden und auch Sarah hatte vorher so merkwürdig rum gedruckst.

    Der Arzt sah ihn prüfend an-war er wirklich schon so weit, dass er die Wahrheit vertragen konnte? Allerdings war sein Patient ein erwachsener Mensch, der ein Recht darauf hatte, über seinen Zustand informiert zu werden. Das war ja mit ein Grund gewesen, warum man ihn hatte wach werden lassen. Er stand nicht mehr unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln oder Opiaten und irgendwann musste er es ja erfahren: „Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass der Herzmuskel so schwer geschädigt ist, dass er sich nicht mehr erholt. Dann haben wir zwei Möglichkeiten-entweder wir setzen sie als Notfall ganz oben auf die Transplantationsliste und hoffen ein Spenderherz für sie zu bekommen, oder wir bauen ein anderes Kunstherz ein-da gibt es inzwischen einige Modelle, mit denen man längerfristig überleben und auch nach Hause gehen kann!“, sagte er und jetzt war Ben fürchterlich geschockt, ihm wurde ganz anders und er merkte, wie das Herz in seiner Brust erneut Kapriolen schlug. Der Monitor gab wieder schrille Alarmtöne von sich, alle ließen ihn los, als wenn er die Krätze hätte und wieder bekam er einen Elektroschock verpasst, der ihn sich verkrampfen, nach Luft schnappen und ihn aufschreien ließ. Als es vorbei war und er schluchzend nach Atem rang, fragte Sarah, der jetzt selber die Tränen aus den Augen liefen, so schlimm war das anzuschauen: „Verdammt noch mal-warum wird er denn nicht wie üblich ohnmächtig, bevor der Defi einen Schock abgibt?“, und der Kardiologe erklärte es ihr und den anderen: „Normalerweise ist ein Defibrillator so programmiert, dass er zeitverzögert auslöst. So wird der Patient erst bewusstlos, weil in der kurzen Zeit der ungeregelten Herzaktion das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Läuft allerdings ein Herzunterstützungssystem, wird der Kopf, wie auch der restliche Körper ja kontinuierlich mit sauerstoffreichem Blut durchspült und die Ohnmacht tritt nicht ein. Wir können ihm höchstens ein leichtes Beruhigungs- und Schmerzmittel geben, damit er es nicht mehr als ganz so schlimm empfindet und vielleicht muss der Defi ja bald schon nicht mehr so oft einspringen!“, versuchte er zu trösten, aber seine Zuhörer waren nun völlig verzagt-oh Gott-was hatte man Ben angetan?

    Natascha starrte auf den Mann im grauen Kittel. Nun fiel ihr plötzlich ein, dass sie ihn aus dem Club kannte-er hatte gelegentlich den Türsteher besucht. Verdammt-hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu! Gerade wollte sie nach Hilfe schreien, da schloss sich eine große Hand, bedeckt mit Einmalhandschuhen, um ihren Mund. Den Monitor legte der Mann mit einem einzigen Knopfdruck so weit lahm, dass der drei Minuten keinen Alarm gab-das würde genügen, um die tödliche Dosis Toilettenreiniger, die er in einer großen Spritze aufgezogen in der Tasche trug, zu injizieren. Danach würde er in aller Ruhe verschwinden und bis die Ärzte reagieren könnten, wäre Natascha schon vergiftet und vielleicht würde auch niemals jemand darauf kommen, was geschehen war, denn eine Lungenembolie zum Beispiel, konnte ähnliche Symptome machen. Natascha kämpfte wie eine Löwin, biss durch den Handschuh hindurch den Mann in die Handfläche, denn sie merkte-gerade ging es wieder ums Überleben! Allerdings war sie immer noch geschwächt und konnte nicht verhindern, dass der eine Verschlusskappe ihres ZVK abschraubte und dann die Spritze ansetzte.

    Der junge Sanitäter in Ausbildung war von der Leitstelle angerufen worden. „Hör mal-könntest du vielleicht einspringen-einer unserer Kollegen hat sich kurzfristig mit akutem Brechdurchfall krank gemeldet!“, hatte der Koordinator ihn gefragt. Stefan hatte kurz überlegt und dann zugesagt. Schon in Dienstkleidung war er auf dem Weg zur Wache schnell auf die Intensivstation gesprungen, um Natascha Bescheid zu sagen. Er wäre zwar viel lieber bei ihr gesessen, aber das konnten sie ja noch nachholen und jetzt würden die Schwestern dort sowieso auf der Besuchszeit beharren, weil sie außer Lebensgefahr war. Er hatte sich wirklich Hals über Kopf in die junge Frau verliebt und er hatte durchaus das Gefühl, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. Nun sauste er ohne zu läuten auf die Intensivstation-immerhin war er im Dienst und hatte dadurch Sonderrechte-na ja, redete er sich zumindest ein-aber er wäre ja auch gleich wieder weg. Beinahe wäre er in der Eile über ein frisches Bett geflogen, das mitten im Gang stand, aber als er dann ins Intensivzimmer trat, wo die Patientin im vorderen Bett immer noch selig schlief, meinte er seinen Augen nicht zu trauen und sein Herz setzte vor Entsetzen beinahe zu schlagen aus!

    Eine kleine Aufklärung haben wir jetzt gekriegt-Aurelia ist verdeckte Ermittlerin und wurde vor längerer Zeit in Mavocados Bande eingeschleust. Um nicht aufzufliegen spielt sie Jenny die Informationen zu.
    Sie teilt ihr dann auch mit, wo sie Semir und Alex finden kann-aber da geschieht die Katastrophe! Du wirst doch jetzt hoffentlich nicht unsere beiden Helden gekillt haben, Eye? ;(
    Und immer noch ist die Sache mit den sieben Versuchen ungeklärt, bin ja gespannt, wie du das auflösen wirst!

    Jetzt kann Weihnachten kommen-danke Campino ;) .
    Ben kriegt zwar nochmal ne Tür an den Kopf gedonnert, aber das sind sozusagen Peanuts gegen die anderen Verletzungen.
    Kevin wird von Carsten gerettet-ja das ist die Ironie des Schicksals! Der flieht und hat nun einen Verfolger, der sich an seine Fersen heftet und nicht aufgeben wird, bis er ihn geschnappt hat-Terrier Gerkhan ist in zweirädriger Mission unterwegs-ja ich denke auch, das nächste wird ein silli-Kapitel :D .
    Obwohl Kevin nen Durchschuss hat, schafft er es noch, Jenny zu schützen und als er Ben erkennt, wird niemand glücklicher sein als er, dass er eben nicht zum Mörder seines Freundes geworden ist! Das mit Patrick kann man sicher irgendwie hinbiegen-immerhin war der auch bewaffnet und Kevin in ner Ausnahmesituation. Wenn man so kleinlich wäre, gäbe es Cobra gar nicht, denn dann würden unsere Helden ständig irgendwelche Haftstrafen absitzen, weil sie jemanden in der Serie erschossen haben. Wobei ich als Jenny vielleicht davon Abstand nehmen würde, mit so einem Mann, der eigentlich selber eine scharfe Waffe ist, nochmals ein Kind haben zu wollen-aber das ist alleine ihre Entscheidung. Aber kann und will Kevin überhaupt wieder in sein altes Leben zurück? Ich denke, wir werden das erfahren-und ich hoffe, dass Timo überlebt-auch wenn der dann ein Konkurrent von Kevin wäre!

    Hartmut lehnte sich frustriert zurück. Es war jetzt Sonntagmittag, seit der Nacht von Freitag auf Samstag versuchte er den Festplatten von Wanke´s Endgeräten ihre Geheimnisse zu entlocken, aber fand einfach nichts! Das war doch nicht zu glauben, aber der einzige Hinweis auf irgendwelche illegalen Geschäfte war ein handgeschriebener Zettel mit mehreren Telefonnummern von Unterweltgrößen. Kein Richter der Welt würde so etwas allerdings als Belastungsmaterial anerkennen-jeder Mensch konnte sich Telefonnummern notieren, so viel er wollte und ein Handy, dessen Speicher man knacken konnte, hatte man bei dem Untersuchungsgefangenen auch nicht gefunden-also standen sie bisher mit null Beweisen da.
    Inzwischen war der auf den Staatssekretär zugelassene SUV gesichtet und aus dem Rhein geborgen worden. An dessen Steuer hatte allerdings ein stadtbekannter Junkie und Kleinkrimineller gesessen, ein Bündel Geldscheine noch in der Brusttasche, der erste Schnelltest des Leichenbluts war positiv auf Drogen und Alkohol und die abschüssige Straße ließ einen Unfall infolge illegaler Substanzen als Schluss zu. Als man Wanke vor seiner Krankenhauseinlieferung im Präsidium dazu befragt hatte, hatte er verächtlich gesagt: „Als ich am Freitag nach meinem Geschäftstermin nach Hause gekommen bin, hat der Wagen schon gefehlt-ich habe mir gedacht, dass einer der „Freunde“ meiner Tochter, die leider nicht den besten Umgang pflegt, damit weg gefahren ist. Dieses Kind ist ein bisschen wild, aber das war ihre Mutter früher auch-wenn sie älter wird, wird sie schon zur Ruhe kommen, ich versuche da so wenig wie möglich auf Konfrontationskurs zu gehen!“, erklärte er und während der Junkie am Montag obduziert werden würde und der SUV derweil in eine Halle gebracht wurde, damit man den nächste Woche in aller Ruhe begutachten konnte, nahm das Schicksal in der Klinik seinen Lauf.

    Wanke´s Anwalt wurde tatsächlich zu ihm gelassen und nachdem der Patient mit großem Brimborium sein Leiden geschildert hatte, dann Akteneinsicht verlangt. Er hatte dann seinem Klienten erklärt, dass nicht die schwere allergische Reaktion aus rechtlicher Sicht das Problem war, sondern höchstens eine mangelnde Aufklärung, dass so etwas passieren könnte. Er versprach aber, sich darum zu kümmern und wie beiläufig bat ihn dann der Politiker noch, eine Telefonnummer anzurufen, die er dem Anwalt gegeben hatte, bevor er sich gestellt hatte: „Sagen sie meinem Bekannten, es wäre an der Zeit, den Plan B umzusetzen und teilen sie ihm auch noch mit, das Kindchen lebt!“, forderte er und der Staranwalt nickte. Er hatte keine Ahnung, warum das Ganze jetzt nicht bis Montag hatte warten können, so vertat er sein freies Wochenende mit beruflichen Dingen, wo er doch wesentlich lieber beim Zocken gesessen hätte-aber genau deswegen, damit das nicht raus kam, stand er jederzeit Gewehr bei Fuß, wenn Wanke nach ihm verlangte. Kaum hatte er das Krankenhaus verlassen, rief er deshalb die Nummer an, gab diesen Code mit Plan B und dem Kindchen weiter, was immer das zu bedeuten hatte und ging dann nach Hause, um wenigstens online noch ein bisschen zu zocken, wenn schon in den Spielsalons zu seiner Verärgerung gerade tote Hose herrschte.

    Der Bekannte des Politikers, bei dem er den Samstag verbracht hatte, hörte aufmerksam zu, als der Anwalt ihn verständigte. Er war nicht komplett eingeweiht, aber Wanke hatte ihm die Namen der Zielpersonen genannt, die er gegen gute Bezahlung eliminieren sollte, wenn der Türsteher nicht wieder auftauchte. Inzwischen pfiffen die Vögel es in der Kölner Unterwelt bereits von den Dächern, dass der tot war, denn sein Zimmer war von der Polizei durchsucht und seine persönlichen Sachen mitgenommen worden. Dem neun Mann kam zugute, dass er früher einmal, als er noch versucht hatte seinen Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit zu bestreiten, in der Uniklinik als Bettenschieber gearbeitet hatte. So machte er sich sofort, allerlei Dinge in der Tasche, auf den Weg zum Krankenhaus, ergatterte dort auch einen grauen Kittel mit Klinikemblem, wie er früher seine Dienstkleidung gewesen war, schnappte sich ein frisches Bett und machte sich auf die Suche nach seinen Opfern. Einen Moment hatte es ihm Kopfzerbrechen bereitet, was das mit dem Kindchen zu bedeuten hätte, aber dann war ihm eingefallen, dass damit nur Natascha gemeint sein konnte, von der sie angenommen hatten, dass sie bereits tot wäre. Diese Kindfrau hatte neun Leben wie eine Katze-auch die waren nicht so einfach zu ertränken- aber er würde den Großauftrag erledigen, sich dann mit den versprochenen Millionen von Wanke nach Mittelamerika absetzen und sich dort, wo das Leben billig und die Mädchen willig waren, den Rest seines Lebens die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Nachdem man in einem Krankenhaus immer frische Betten brauchte, er sich wie selbstverständlich dort bewegte und so auch auf die Intensivstationen kam, hatte er Natascha bald entdeckt und ein verschlagenes Lächeln zog über sein Gesicht, als er das Zimmer betrat, wo die Patientin im ersten Bett den Schlaf der Gerechten schlief.
    Die junge Frau hatte sich zwar gewundert, warum der Patient neben ihr nach Semir´s Besuch so schnell wieder hinaus gefahren worden war, aber eigentlich war ihr das auch egal. Ihre Mutter und der junge Mann, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte, was anscheinend auf Gegenseitigkeit beruhte, durften nur noch kurz zu ihr und wurden dann auf die nachmittägliche Besuchszeit verwiesen. Sie schwebte jetzt nicht mehr in Lebensgefahr und die Patientin neben ihr brauchte ihre Ruhe, aber das war einsehbar und so döste Natascha jetzt auch ein wenig vor sich hin, als ein Mann im grauen Klinikkittel, dessen Gesicht ihr entfernt bekannt vorkam, plötzlich vor ihrem Bett stand und etwas aus der Tasche zog.

    Nachdem Ben sich eine Weile von der Extubation erholt hatte, öffnete er die Augen. Seine Hände und auch die Beine hatte man los gemacht, denn er war wach und orientiert, aber dennoch fehlten ihm zwei Tage seines Lebens in seinem Gedächtnis. „Was haben wir für ein Datum?“, war deshalb die erste Frage, als er sich ein wenig ausgeruht hatte. Nachdem er die Antwort erhalten hatte, dachte er nach. "Dann haben wir jetzt Sonntag und in der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat das Schicksal seinen Lauf genommen!“, sinnierte er und einerseits waren Sarah und Semir froh, dass sein Kopf anscheinend wirklich nichts abbekommen hatte, aber andererseits würde jetzt bald die Frage kommen, was das für ein Maschine war, durch die sein Blut kontinuierlich gepumpt wurde und so war es auch.
    Ben hatte an sich herunter gesehen und seinen Körper regelrecht gescannt. Nachdem er schon mehrmals Intensivpatient gewesen war, waren ihm so Dinge wie die Arterie, die in seinem Unterarm steckte, oder der ZVK an seinem Hals, genauso wie die ganzen Überwachungskabel bekannt. Die hatte er auch schon gehabt, als er aus der Narkose nach der Bauch-OP aufgewacht war-aber was war danach geschehen? Er wusste nur noch, dass er sich schwach und hundeelend gefühlt hatte, keine Luft mehr gekriegt hatte und die Halsschmerzen dauerten auch immer noch an. Das Gefühl eine schwere Grippe zu haben, war ebenfalls präsent, aber nun blieb sein Blick an einer merkwürdigen kleinen Maschine hängen, die sehr modern aussah, aber an der eine altmodische Handkurbel war. Was zum Teufel war das? Er war schon einmal dialysiert worden, auch da war das Blut aus ihm heraus gepumpt worden und durch eine Maschine gejagt worden, um es zu entgiften, allerdings hatte man damals dazu an seinem Schlüsselbein einen speziellen Dialysekatheter gelegt, die Schläuche waren wesentlich dünner gewesen und die Maschine dafür viel größer. Ein dünnes Tuch lag über seiner Körpermitte und als er das jetzt entschlossen beiseiteschob, weiteten sich seine Pupillen. Ach herrje-jetzt wusste er, was da so drückte und ziepte-aus seinen Leisten ragten daumendicke Schläuche, durch die auf der einen Seite dunkelrotes Blut aus ihm heraus lief und auf der anderen hellrotes hinein. Weil er sich so überhaupt keinen Reim darauf machen konnte, fragte er einfach Sarah-die war die Fachfrau!
    „Ben-dein Herz hat versagt-du hast dir vermutlich durch eine verschleppte Streptokokkeninfektion eine sogenannte Myokarditis eingefangen, also eine Entzündung des Herzmuskelgewebes. Wenn die Kardiologen dich nicht an dieses Herzunterstützungssystem angeschlossen hätten, wärst du jetzt tot. So wird dein Herz entlastet und wir hoffen, dass es sich wieder erholt-ansonsten gibt es auch noch andere Möglichkeiten!“, erklärte sie ihm und jetzt versuchte Ben, das Gesagte zu verarbeiten, während Sarah und Semir ganz fest seine Hände hielten. „Das soll heißen, dass ich nur deshalb am Leben bin, weil diese Maschine mich versorgt?“, fragte er tonlos und jetzt stiegen Tränen in seine Augen, die er momentan nicht zurück halten konnte.

    Danke dass du uns Bescheid gegeben hast, dass es zu Verzögerungen kommt und du jetzt doch noch vor Weihnachten die Geschichte zu Ende bringen willst, Eye.
    Jenny wird nun von ein paar Schergen des Waffenhändlers entführt. Gut dass Schwester Katharina so blitzschnell reagiert und die Polizei verständigt. Allerdings ist es weniger gut, dass der falsche Krankenwagenfahrer jetzt die Kontrolle über das Fahrzeug verliert, denn ich denke, falls Jenny´s Erlebnisse real sein sollten und nicht nur ein böser Traum, hat sie langsam ne Matschbirne!

    Was für ein grandioser Showdown! Wahnsinn, wie du den Strudel in Kevin´Kopf beschreibst, der leider darin endet, dass er Patrick erschießt. Wobei ich ja ehrlich sagen muss-wenn einer den Tod verdient hat, dann Patrick, nach dem perfiden Spiel, das er mit Kevin getrieben hat. Trotzdem wäre es natürlich seine Pflicht als Polizist gewesen, ihn fest zu nehmen, aber gerade ist Kevin mental so weit von seinem Beruf entfernt, wie noch nie!
    Und so-ich weigere mich jetzt zu glauben, dass Kevin sich vor Jenny´s Augen selbst gerichtet hat, denn dann würde er vermutlich nichts mehr spüren, wenn er am Boden aufschlägt. Meine Hoffnung ist, dass Semir und Ben schnell genug waren, um ihn in die Schulter oder die Hand zu schießen, bevor er abdrücken kann.
    Und ob Jenny mit diesem Drama, das sie gerade miterlebt, jemals fertig werden kann, steht auch noch in den Sternen!

    Puh-jetzt wissen wir also, warum Ben so geschrien hat-armer Ben, aber auch arme Ayda! ;( Er will sie ja nicht belasten, aber seine Schmerzen sind einfach stärker. Dann will er noch verhindern, dass das Kind seine Verletzungen sieht, was Andrea nach seiner Erklärung dann auch akzeptieren kann. Außerdem teilt er ihr noch mit, was er sich zum Motiv der Verbrecher überlegt hat.
    Aber jetzt macht mir Sorge, was Gabriela als Nächstes vorhat!

    Ach dass ich es nicht vergesse-Sabrina, du wolltest wissen, was ein BuFDi ist-das ist ein Bundesfreiwilligendienstler, also sowas Ähnliches wie früher die Zivis. Da kann man in Berufe schnuppern, oder auch wo arbeiten, wo man schon immer ausprobieren wollte, das wird aber vom Staat gefördert, man ist versichert, verdient zwar ziemlich wenig, aber oft ist das ein Einstieg in einen Beruf meist im Sozialbereich, unter dem man sich vorher nichts vorstellen konnte.
    Und Wanke wird nicht so blöd sein und unter Zeugen Hand an Natascha zu legen-dann kann er seine tolle Story ansonsten ja gleich durchs Klo spülen!

    Als Semir im Laufschritt die Intensivstation erreichte, stürmte er, ohne zu läuten hinein. Auf dem Flur standen die vier Bewacher direkt vor Natascha´s Zimmer und Semir rutschte das Herz in die Hose. Oh Gott-das durfte doch nicht wahr sein-sie hatten Wanke doch wohl nicht zu der einzigen Person in Köln gelegt, die ihn belasten konnte, aber als er ohne Halten ins Zimmer sauste und deswegen missbillige Blicke des Pflegepersonals erntete, stellte er voller Erleichterung fest, dass erstens der Vorhang zwischen den Betten geschlossen war und zweitens Natascha wohlauf war, was man von Wanke nicht behaupten konnte. Als Natascha ihn erblickte, hob sie die Maske ein wenig von ihrem Gesicht und wollte etwas sagen, aber er bedeutete ihr mit einem Finger vor den Lippen zu schweigen. Dann winkte er die Schwester, die gerade Wanke ausgezogen, ihm ein Krankenhaushemd über gelegt hatte und soeben zu einer empörten Standpauke von wegen Intimsphäre und Höflichkeit hatte ansetzen wollen, nach draußen.
    „Schwester-der Mann, den sie soeben neben Natascha gelegt haben, ist vermutlich derjenige, der gestern versucht hat, sie zu ertränken und deshalb wird er auch bewacht!“, erklärte er, so dass die beiden Personen im Zimmer ihn nicht verstehen konnten. „Ach herrje!“, entfuhr es nun der Pflgekraft, die sich sofort den Stationsarzt schnappte und binnen Kurzem fuhr man Wanke´s Bett kommentarlos erst hinaus, verlegte dann eine andere Patientin, die eine Bauchspeicheldrüsenentzündung hatte , neben Natascha und schob nach Zwischendesinfektion Wanke in das nun frei geworden Einzelzimmer. „Was hat er überhaupt-der sieht ja schrecklich aus!“, fragte Semir den Arzt und der beschloss, dass er in diesem Fall der Polizei gegenüber wohl keine Schweigepflicht hatte. „Er hat auf ein Antibiotikum mit einem anaphylaktischen Schock reagiert, war in akuter Lebensgefahr und bewusstlos und bleibt jetzt mindestens 24 Stunden zur Überwachung bei uns-es kann nämlich immer vorkommen, dass er erneut anschwillt und lebensbedrohliche Situationen eintreten, wenn das Notfallmedikament abklingt.“, informierte er ihn und jetzt nahm auch einer der Uniformierten im Einzelzimmer Platz und der andere auf dem Flur vor dem Intensivzimmer. „Wir haben gerade mit dem Präsidium Rücksprache gehalten. Zwei von uns sollen in die Zentrale zurück kommen und bis er morgen nach Ossendorf verlegt werden kann, wird er eben hier von uns bewacht!“, berichtete nun einer der Polizisten und machte sich gemeinsam mit seinem Kollegen auf den Weg zum Polizeifahrzeug.

    Langsam konnte Semir aufatmen-es war wohl nochmals gut gegangen. Er schaute jetzt noch schnell bei Natascha vorbei, der es zügig besser ging und die anscheinend hinter dem Vorhang nichts davon mitgekriegt hatte, wer für kurze Zeit ihr Zimmernachbar gewesen war. Der seinerseits konnte ja noch nicht einmal aus den zugeschwollenen Augen sehen und so machte sich Semir dann erleichtert wieder auf den Weg zu Ben-nur gut, dass sein Bauchgefühl nicht immer Recht hatte.

    Als Semir nun ordnungsgemäß läutete, wurde er sofort von der Schwester an der Sprechanlage herein gelassen. Gerade wenn es Patienten schlecht ging, musste die Pflege abwägen, ob man zum Wohle des Patienten auf den Besuchszeiten beharrte, oder eben nicht. Bei dem jungen Polizisten, der noch dazu den Bonus hatte, der Ehemann einer Kollegin zu sein, war die Sache sonnenklar. Er profitierte von der Anwesenheit seiner Frau, aber auch seines besten Freundes und darum gewährte man denen rund um die Uhr Zugang zu ihm. Noch schlief Ben und Sarah blickte überrascht auf: „Was tust du denn schon wieder hier-ich hätte noch nicht so schnell wieder mit dir gerechnet!“, fragte sie, denn Semir hatte vorhin etwas von mehreren Stunden gesprochen, bis er wieder zurück käme. „Unsere Pläne haben sich geändert-der Gefangene ist aktuell nicht vernehmungsfähig!“, wiegelte Semir ab, ohne auf nähere Einzelheiten einzugehen.
    Nun schlug Ben, dem die vertrauten Stimmen im Ohr klangen, erneut die Augen auf. Sein Blick war klarer und er hatte aktuell auch keine Panikattacke. Er atmete inzwischen völlig selbstständig an der Maschine, seine Herzfrequenz war im Normbereich und mithilfe der externen Pumpe wurde sein Organismus, darunter besonders das Gehirn, adäquat mit Sauerstoff versorgt. An manche Dinge in der kürzeren Vergangenheit, darunter diverse Stromschläge, aber auch erotische Gefühle, erinnerte er sich nur nebulös, andere Sachen, wie die Stunden im Keller voller Schmerz, als er nicht gedacht hatte, die zu überleben und sich bereits von Sarah und Semir verabschiedet hatte, standen völlig klar in seinem Gedächtnis. Sein Bauch schmerzte, aber er war schließlich im Krankenhaus und war operiert worden, da war das normal. Auch sonst ziepte es hier und da, vor allem in den Leisten und an der Schulter, aber es war auszuhalten und jetzt wollte er dringend den blöden Schlauch in seinem Hals los werden, der ihn am Sprechen hinderte und zum Husten reizte!

    Der Arzt betrat das Zimmer, ließ prüfende Blicke über die Maschinen und Monitore schweifen und trat dann an Ben´s Bett. „Na Herr Jäger-können sie mich verstehen?“, fragte er und sein Patient nickte und sah ihn aufmerksam an. Nun griff der Arzt über ihn drüber nach beiden Händen, die immer noch fest gebunden waren und bat den Dunkelhaarigen, aus dessen frisch gewaschener Mähne gerade eine vorwitzige Strähne in sein Gesicht rutschte: „Drücken sie mal, so fest sie können!“, und tatsächlich kam ein kräftiger beidseitiger Händedruck zurück, der allerdings die Herzfrequenz sofort nach oben jagte. „Ok, ok-ich habe verstanden-sie wollen den Tubus los werden?“, fragte der Arzt und Ben nickte heftig mit dem Kopf-wenigstens einer, der ahnte, was für ihn wichtig war! „Ist in Ordnung, ich denke, das kann ich verantworten!“, lachte der Arzt und wenig später wurde Ben ein letztes Mal im Mund und endotracheal abgesaugt, was ihm die Tränen in die Augen trieb und den Hustenreiz fast ins Unermessliche steigen ließ. Dann ging alles ganz schnell und bis Semir sich versah, war sein Freund den Schlauch los und atmete problemlos die mit Sauerstoff angereicherte Luft aus der Ohiomaske. Der Notfallwagen stand zwar bereit, wurde aber nicht benötigt und nun schloss Ben fürs Erste einmal erschöpft seine Augen, konzentrierte sich wieder darauf, selber zu atmen und wurde aufmerksam von seiner Frau und seinem Freund beobachtet.

    Wanke hatte indessen noch eine Weile gewartet und dann den Bewacher, der in seinem Zimmer saß, herbei gewinkt. „Ich möchte sofort meinen Anwalt sprechen-ich denke die Ärzte haben hier bei mir ihre Fürsorgepflicht verletzt!“, beschwerte er sich wütend und nach kurzer Rücksprache wurde dem Politiker ein kurzer Anruf auf der Privatnummer des Staranwalts gestattet. „Sie müssen mich dringend hier in der Uniklinik vertreten-ich wäre durch einen Behandlungsfehler beinahe gestorben und möchte die Ärzte dafür regresspflichtig machen-können sie zu mir kommen?“, bat er den Rechtsvertreter, der sich beeilte sein Kommen zuzusagen. „Danke!“, sagte Wanke, als er das Telefon an den Bewacher zurück gab und ein leises Lächeln umspielte seine inzwischen kaum mehr angeschwollenen Lippen. Jetzt würde er die Puppen tanzen lassen und ein besseres Alibi, als in Polizeigewahrsam zu sein, konnte es nicht geben.

    Der Arzt drehte auf dem Absatz um, war mit zwei Schritten beim Patienten und drehte zunächst die Infusion ab. Inzwischen war eine Verwandlung mit Wanke vor sich gegangen, die die Polizisten zum Staunen brachte. Binnen Sekunden schwollen die Augen Wanke´s komplett zu, seine Lippen wurden dick, als wenn sie ein Schönheitschirurg aufgespritzt hätte und so rot seine Gesichtsfarbe im ersten Moment geworden war, so aschfahl wurde er im nächsten Moment. „Notfallwagen, das Reateam verständigen und bitte sofort 1000 mg Prednisolon. Das Antibiotikum mit Leitung verwerfen, einen Liter freitropfende Vollelektrolytlösung anhängen-und einen Monitor bitte!“, ordnete er an und der Pfleger führte in hektischer Betriebsamkeit nacheinander die Befehle aus. Der Arzt hörte mit seinem Stethoskop auf Wanke´s Brustkorb und horchte, wie das Herz raste und die Lungen voller Flüssigkeit liefen. Außerdem zog der Politiker rasselnd die Atemluft ein, was im ganzen Raum deutlich zu vernehmen war. „Und schauen sie bloß, dass sie die Handschellen entfernen-unser Patient flieht in den nächsten Minuten höchstens ins Jenseits!“, sagte er zu den Polizisten, die schreckensstarr die optische Veränderung des Untersuchungsgefangenen beobachteten.

    Während der Arzt aus dem eilig herbei gebrachten Notfallwagen einen Ambubeutel mit Maske entnahm, den Schlauch mit einem Griff an der Sauerstoffversorgung anschloss und nun begann, Wanke´s mühsame Atmung zu unterstützen, bis das Cortison aufgezogen war, schloss einer der Polizisten mit zitternden Fingern die Handschelle um das Handgelenk des Gefangenen auf und sprang dann regelrecht rückwärts, um die Rettungsarbeiten nicht zu behindern. Der Pfleger hatte den Hörer seines Telefons am Ohr, während er bereits das rettende Medikament mittels einer Spritze auflöste und bat um ein Reateam, das aus einem Anästhesisten und zwei Intensivpflegekräften bestand. Dann spritzte er sofort das Cortison in den Zugang, tauschte die Infusion aus, damit auch ja kein Milliliter des Antibiotikums mehr in den Patienten gelangte und schnitt dann rasch das edle Hemd des Politikers an der Brust auf und begann dort die EKG-Kleber zu befestigen. Als nur wenig später das Reateam in der Tür stand, erst einmal die Polizisten aus dem Behandlungsraum warf und dann vorsichtshalber die Intubation vorbereitete, den Blutdruck maß, der zunächst sehr erniedrigt war und sich dann an der Sauerstoffsättigung orientierte, begann das Prednisolon anzukommen und seine lebensrettende Wirkung zu entfalten.
    „Geben wir ihm eine Ampulle Akrinor für den Kreislauf und vernebeln Adrenalin mittels Maske zur Abschwellung-ich dachte schon, wir müssten mit nem dünnen starren Tubus intubieren oder sogar coniotomieren, so heftig, wie er reagiert hat!“, sagte der Anästhesist und der Chirurg aus der Notaufnahme nickte. „Hui so eine heftige allergische Reaktion habe ich wirklich schon lange nicht mehr gesehen, aber ich würde sagen, wir haben ihn wieder!“, bemerkte er und wenig später hatte sich der Zustand des Patienten stabilisiert, die Infusion tropfte im Schuss in ihn hinein und stützte den schwachen Kreislauf, die Medikamente taten ihr Übriges und Wanke, der komplett weg gewesen war, begann sich wieder zu regen.

    Der Anästhesist trat an den PC, prüfte die Belegung der inneren Intensivstationen und griff dann zum Telefon. „Wir kommen jetzt gleich mit einem Zugang zu euch-ich habe gesehen, dass ihr noch einen Bettplatz frei habt. Schwere allergische Reaktion auf ein Antibiotikum, der Patient stand kurz vor der Intubation und hat auch mit dem Kreislauf reagiert, ist momentan zwar noch tachykard, aber ich denke, aktuell hat er das Schlimmste überstanden und soll 24 Stunden zur Überwachung bei euch bleiben!“, sprach er in den Hörer und wenig später lagerte man Wanke, den man wie seine Bewacher kurz informiert hatte, von der Behandlungsliege in ein Bett um und in gebührendem Abstand verfolgt von den schwer beeindruckten Polizisten, schob man das Bett mit dem monitorüberwachten Patienten Richtung Aufzug. „Wir passen da nicht alle rein-sechster Stock, Station sechs-drei, ihr könnt nachkommen!“, sagte der Anästhesist und nun quetschte sich nur ein Polizist mit in die Aufzugkabine, während die anderen den nächsten Fahrstuhl nahmen.
    Oben angelangt bat man den Polizisten draußen auf dem Intensivflur zu warten und brachte Wanke, der immer noch mühsam atmete und noch kaum aus den Augen sehen konnte, so zu geschwollen waren die, in ein Zweibettzimmer, dessen anderes Bett hinten am Fenster schon belegt war. Die beiden Besucher der anderen Patientin hatte man gebeten, den Raum zu verlassen, da man jetzt einen Notfall versorgen musste. Natascha sah aus Höflichkeit aus dem Fenster, als ihr neuer Mitpatient herein gefahren wurde. Sie saß immer noch mit der Sauerstoffmaske auf dem Gesicht im Bett und musterte nur flüchtig und aus dem Augenwinkel den völlig verquollenen und dadurch entstellten Mann, aber bevor der Trennvorhang geschlossen wurde, fiel Wanke´s Blick ungläubig auf die junge Frau neben ihm-war er jetzt wach, oder träumte er?

    Semir begann das schlechte Gewissen zu drücken. Freilich brauchte ihn Ben, aber andererseits hatte er versprochen, Wanke zur Strecke zu bringen und wenn dessen Hundebiss versorgt war, würde er ihn gemeinsam mit Frau Krüger nach allen Regeln der Kunst verhören. Er war immer noch fassungslos, wie der aalglatte Mann es bisher geschafft hatte, alle Fakten so zu verdrehen, dass man ihm nichts beweisen konnte-gut vermutlich war er genau deswegen Politiker geworden! Aber er wusste nichts vom Vorhandensein einer Kronzeugin und damit würden sie ihn kriegen. Wenn Natascha gegen ihn aussagte, war er wegen Mordversuchs dran und Semir war sich sicher, dass auch Hartmut noch fündig werden würde.
    Als Ben fest eingeschlafen war, löste Semir nach einer Weile unendlich vorsichtig dessen Hand aus seiner und flüsterte Sarah, die gerade zurück gekehrt war, zu: „Ich verspreche es-sobald ich kann, komme ich wieder, aber ich hab jetzt erst noch was Wichtiges zu erledigen, sag das bitte Ben, wenn er wach wird!“, bat er seine Freundin und die hatte Semir´s Anwesenheit genutzt, um sich selber draußen kurz frisch zu machen, sich telefonisch bei Hildegard nach ihren Kindern und Lucky zu erkundigen und eine Tasse Kaffee zu trinken. „Ich bin ja da und vielleicht ist er schon klarer, wenn er das nächste Mal aufwacht!“, flüsterte sie zurück und bedachte ihren Freund mit einem herzlichen Lächeln, als der jetzt leise aus dem Zimmer schlich und sich auf den Weg Richtung Notaufnahme machte.

    Als er das Behandlungszimmer leer vorfand, fragte er eine vorbei huschende Schwester: „Ist der Patient von hier drin, Holger Wanke, bereits fertig mit seiner Behandlung?“, aber die Schwester schüttelte den Kopf. „Ich darf ihnen natürlich keine Details sagen, aber er wurde wegen eines Zwischenfalls auf die Intensivstation verlegt!“, teilte sie ihm mit und jetzt beschleunigte sich Semir´s Atmung, dessen Bauchgefühl ihm plötzlich Alarmstufe Rot signalisierte: „Auf welche bitte?“, fragte er höflich und nach einem kurzen Blick in den PC, beantwortete die Pflegekraft seine Frage: „Sechster Stock, Station sechs-drei, ihre Kollegen sind aber dabei!“, antwortete sie bereitwillig und jetzt beschleunigte sich Semir´s Atmung. Du lieber Himmel-das war die Station, auf der Natascha lag!

    Als Semir in der Klinik ankam, wurde Wanke gerade unter schwerer Bewachung in ein Behandlungszimmer gebracht. Der sah ihn an, ohne den Funken des Erkennens und Semir wusste nun, das würde noch ein hartes Verhör werden und nur gut, dass der Typ nicht wusste, dass Natascha noch am Leben war! Der Türke vergewisserte sich, dass eine Flucht wohl nicht möglich wäre, denn einer der Polizisten hatte sich sogar mit Handschellen an Wanke gefesselt und so beschloss er, zunächst kurz auf der einen Intensivstation nach Natascha zu sehen, dann zu Ben zu gehen, dort Bescheid zu sagen und erst dann in die Notaufnahme zurück zu kehren.

    Zu seiner Überraschung war Natascha wach und gerade als Semir um die Ecke bog, der von der Intensivschwester ermahnt worden war, sich nicht lange aufzuhalten, weil bereits zwei Besucher bei der jungen Patientin waren, hatte ihr der junge BuFDi erzählt, wer ihr Retter gewesen war. Als er nun breit lächelnd an ihr Bett trat, streckte sie ihm die Hand entgegen und sagte voller Emotionen: „Ohne dich-äh sie- wäre ich jetzt nicht mehr am Leben-Dankeschön!“, und Tränen der Rührung liefen über ihr Gesicht. „Du darfst gerne du sagen, ich bin Semir-immerhin haben wir schon so Einiges miteinander erlebt. Ich freue mich, dass es dir besser geht, Natascha und sehe, du bist in den besten Händen!“, sagte er und ermahnte sie dann noch, bevor er sich auf den Weg zur Kardiologischen Intensivstation machte: „Aber in Zukunft bitte nicht mehr selber Detektiv spielen-dafür sind wir Profis da!“, und artig nickte Natascha.
    „Wie geht es Ben?“, lautete dann ihre nächste Frage und Semir´s Gesichtsausdruck verdüsterte sich einen Moment. „Er ist nach wie vor schwer krank und wird auf der Kardiologie behandelt. Aktuell scheint er zwar außer Lebensgefahr zu sein, aber die Ärzte können noch keine genaue Prognose geben, ob und wie er das Ganze übersteht.“, informierte er sie, ohne ins Detail zu gehen. „Sag ihm liebe Grüße und richte die auch Andrea, Ayda und Lilly aus-es tut mir leid, wenn ich euch Sorgen gemacht habe!“, sagte sie und weil ihm nun die Schwester einen tadelnden Blick zu warf, befragte er Natascha auch nicht zu den Geschehnissen am Rheinufer und zuvor, das hatte Zeit, sondern verabschiedete sich nun, um zu seinem Freund zu eilen.

    Als er dort die Einzelbox betrat, schaute ihn Ben direkt an. Er hatte zwar noch den Tubus im Mund stecken, war aber anscheinend ziemlich wach, allerdings hatte er Angst, so wie es aussah. Sarah hielt ganz fest seine Hand, versuchte ihn durch ihre Nähe zu beruhigen und ihm auch schon etwas zu erklären, aber so ganz orientiert war er eben doch noch nicht und alle Unruhe, alle Gefühle, auch in der Phase, bevor er intubiert worden war, drangen jetzt wirr auf den jungen Dunkelhaarigen ein. Noch dazu waren seine Hände straff fixiert und vorsichtshalber hatte man auch seine Fußgelenke locker am Bettgestell angebunden, damit die dicken Schläuche in seinen Leisten, durch die das Blut kontinuierlich aus ihm heraus lief, in der handlichen Maschine mit Sauerstoff angereichert wurde, um dann wieder in ihn zurück zu fließen, nicht durch unwillkürliche Bewegungen heraus rutschen konnten. So notwendig das auch war-Ben merkte, dass er gefesselt war und das machte ihm zusätzlich Angst. Eigentlich war er schon so oft auf der Intensivstation als Patient gewesen, prinzipiell müsste er sich auskennen, aber das war in der momentanen Situation für Ben egal. Er war maßlos überfordert und auch wenn seine Frau bei ihm war, die Geräte um ihn herum und die Geräusche machten ihm Sorgen und in seinem Kopf ging noch so einiges durcheinander. So presste er auch immer wieder gegen die Beatmungsmaschine, die dann-bis Sarah den Alarm pausierte- schrille Töne von sich gab.

    Semir war mit zwei Schritten am Bett seines Freundes und fasste nach der anderen, straff fixierten Hand. „Ben, du bist ja wach-das ist schön!“, sagte er im beruhigendsten Tonfall, den er zustande brachte. „Er soll später extubiert werden, aber er ist noch völlig neben der Kappe!“, erklärte Sarah unglücklich. Ihre große Sorge war, dass sein Kopf eben doch bei den ganzen lebensbedrohlichen Situationen etwas abgekriegt hatte und durch mangelnde Sauerstoffversorgung das Gehirn einen Schaden erlitten hatte. Allerdings atmete Ben inzwischen tatsächlich selbstständig, freilich stand völlig in den Sternen, ob es gelingen würde, ihn ruhig zu halten. Wenn er zu toben begann, musste man ihn zu seinem eigenen Schutz wieder sedieren, das half dann nichts und Sarah war selber unsicher, ob das nicht vielleicht doch besser wäre. Allerdings war das Weaning eine klare Anordnung des Chefarztes und so einfach konnte man sich darüber nicht hinweg setzen. Sarah war heilfroh, dass Semir endlich da war, denn der hatte einen großen Einfluss auf ihren Mann und sie hatte auch ganz deutlich den Eindruck, dass er ihn erkannt hatte-das war schon mal gut!

    Semir dachte kurz nach-er sah schon-hier würde er gebraucht! Wanke wurde von vier zuverlässigen Kollegen bewacht, außerdem hatte der sich ja selber gestellt, der würde vermutlich nen Teufel tun und zu fliehen versuchen. Die Behandlung des Hundebisses würde sicher einige Zeit in Anspruch nehmen und so löste er nochmals kurz seine Hand aus dem Klammergriff Ben´s, der sich wie ein Ertrinkender an ihm fest hielt, zog sich einen Klappstuhl heran, nahm da Platz und ergriff wieder die Hand seines Freundes, während er ihn unverwandt ansah. „Ben ich bin da und passe auf dich auf!“, sagte er nun und sein Freund nickte fast unmerklich. Langsam entspannte er sich ein bisschen, das Atmen durch den Tubus wurde weniger angestrengt, die weit aufgerissenen Augen schlossen sich und Minuten später war sein Freund eingeschlafen.

    Wanke hatte Gerkhan angeschaut, als sie in der Klinik angekommen waren und so getan, als würde er ihn zum ersten Mal in seinem Leben sehen. Es war Tatsache-sein Unterschenkel, in den sich der blöde Köter verbissen hatte, bevor er ihn mit dem Radkreuz erschlagen hatte, schmerzte ungemein. Er fröstelte und als der ins Präsidium gerufene, nieder gelassene Arzt die Wunde, die übel aussah, angeschaut hatte, hatte er ihn auch sofort zur ambulanten, oder auch stationären Behandlung in die Klinik eingewiesen. Als der Arzt im Behandlungsraum nun den provisorischen Verband entfernte, den sein Kollege angelegt hatte, pfiff er durch die Zähne. „Das sieht wirklich übel aus-wann ist das passiert und welcher Hund war das?“, fragte er und Wanke berichtete mit einem kläglichen Unterton in der Stimme: „Das ist am Freitagabend passiert-da hat mich mein eigener Hund urplötzlich angefallen, er muss verrückt geworden sein! Gut dass er gegen Tollwut geimpft war, denn sonst hätte ich mir da ernsthaft Sorgen gemacht. So hatte ich aber einen dringenden Termin in geheimer diplomatischer Mission in Brüssel und wurde gleich darauf abgeholt. Ich musste den teuren Hund, der eigentlich alle Prüfungen mit Auszeichnung bestanden hat und perfekt als Schutzhund ausgebildet war, sogar töten-er hätte sonst nicht losgelassen, der war wie in wilder Raserei. Ich dachte, die Verletzung wäre nicht so schlimm, habe ein paar Schmerztabletten eingeworfen und dann nicht mehr daran gedacht, wir haben den ganzen Samstag getagt und erst im Laufe dieser Nacht, als ich wegen eines Missverständnisses vorübergehend festgenommen wurde, kamen die Schmerzen zurück. Ich muss allerdings betonen, dass ich mich freiwillig gestellt habe und bin jetzt etwas echauffiert, dass ich hier gleich mit einem ganzen Schwarm an Bewachern auftauche-sie müssen ja wunder was von mir denken, Herr Doktor!“, bequatschte er den Arzt, der sich mit völlig neutralem Gesichtsausdruck den Sermon anhörte. Ihm persönlich war das egal, warum und weshalb jemand inhaftiert wurde-sein Job war die Behandlung des Patienten ohne Ansehen der Person und weil Wanke schon leichtes Fieber hatte, beschloss er, erst in örtlicher Betäubung die Wunde zu reinigen und dann mit der ersten Dosis i.v.-Antibiose zu beginnen. Danach konnte der in die Krankenabteilung nach Ossendorf verlegt werden, wo man die Behandlung dann für fünf Tage fortführen würde, so war das übliche Vorgehen. Daher nahm der Arzt erst noch Blut ab, verklebte dann gründlich den venösen Zugang und spritzte am Unterschenkel ein Lokalanästhetikum ein. Trotzdem musste Wanke die Zähne zusammen beißen, als der Arzt mehrere Wundtaschen eröffnete, aus denen der Eiter floss und bekam auch noch wie alle anderen Anwesenden eine Belehrung: „Hunde und Katzenbisse sollten zeitnah einem Arzt vorgestellt werden, die sind immer infektiös, denn in den Zähnen der Tiere befinden sich Bakterien. Die schlimmsten Bissverletzungen sind allerdings Menschenbisse, man mag es kaum glauben, aber so-jetzt spülen wir das Ganze noch, verbinden es feucht und hier kommt auch schon da Antibiotikum!“, sagte er, als der Pfleger, der in der Notaufnahme Dienst tat, das kleine Fläschchen mit einem Infusionssystem an den Zugang anschloss. Gerade waren die ersten Tropfen eingelaufen und der Arzt wollte sich soeben verabschieden und den Raum verlassen, da sagte Wanke, der plötzlich einen hochroten Kopf bekam und schwer zu atmen begann: „Mir ist ganz komisch und ich kriege ganz schlecht Luft!“, um dann die Augen zu verdrehen und ohnmächtig zu werden.

    Semir und das Team der Past versuchen alles, um eine Spur von Andrea, Ayda und Ben zu finden. Semir ist völlig fertig, aber trotzdem schafft er es trotz aller Emotionen einen klaren Kopf zu bewahren und über solide Polizeiarbeit an irgendeine Spur zu kommen. Und verdammt, dieser Anwalt hat auch noch Rückendeckung aus dem Innenministerium, sogar ein Staatssekretär ruft an-hieß der zufällig Wanke? :D -ja da muss in NRW ganz schön der Hund begraben liegen! Hoffentlich finden sie bald eine heiße Spur, denn ich befürchte, Ben hat nicht mehr viel Zeit! ;(

    Ja, ja, ja! Kevin hat die Tür zum verschlossenen Büro geknackt und erinnert sich wieder. Er weiss, wer er ist, kann anhand der Fotos seine Vergangenheit rekonstruieren und merkt auf einmal, was Patrick mit ihm für ein böses Spiel spielt.
    Gerade noch rechtzeitig kehrt er ins Wohnzimmer zurück, aber anstatt Jenny, wie geplant etwas anzutun, richtet er die Waffe gegen Patrick-super!
    Allerdings denkt Kevin ja, dass er Ben ermordet hat und irgendwo schwirrt hier auch noch Carsten herum-oh Gott-hoffentlich geht das Alles gut aus!

    Ben´s Eigenfrequenz war bei der liebevollen Waschung und den erotischen Träumen, die er dabei gehabt hatte in die Höhe geschnellt. Leider gleich so hoch, dass der Defi auslöste und er zwar davon so richtig bewusst nichts mitbekam, aber es genügte, um die Erektion zusammen fallen zu lassen. „Ach Ben, alles zu seiner Zeit-jetzt werd erst mal wieder gesund und dann können wir wieder an solche Dinge denken!“, sagte Sarah und ihre Kollegin, die bei dem Alarm sofort ins Zimmer geschossen war, musste ein wenig grinsen, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihrem Patienten aktuell keine Gefahr drohte. „Ja, ja das gute Propofol!“, sinnierte sie. „Michael Jackson wusste schon, was er als Schlafmittel haben wollte!“, denn es war in Fachkreisen allgemein bekannt, dass Propofol, niedrig dosiert, häufig erotische Träume zur Folge hatte.
    Nun erneuerten Sarah und ihre Kollegin noch gemeinsam die Verbände, etwas, was Ben dazu brachte, ein wenig das Gesicht zu verziehen, er war ja nur noch leicht sediert und als man ihn gewendet, seinen Rücken auch frisch gewaschen und das Leintuch gewechselt hatte, kam auch schon die große Morgenvisite. Ein ganzer Schwarm Weißkittel betrat den Raum. Obwohl heute Sonntag war, war die Ärztedichte erstaunlich hoch. Man informierte sich über die Behandlungsstrategie, besah sich die Blutwerte und dann kam die Order: „Jetzt die Sedierung komplett ausschalten. Gegen die Schmerzen aktuell Novaminsulfon, nichts zentral Wirksames mehr und zügig die Extubation anstreben!“, und schon hatte Sarah´s Kollegin die beiden Sedierungsperfusoren pausiert. „Falls er überschießend wach werden sollte, oder sich nicht führen lässt, keine Experimente, dann lieber nochmals abschießen. Es ist absolut lebensnotwendig, dass die Zugänge für die Herzunterstützung drin bleiben. Allerdings macht es eigentlich keinen Sinn, so wie sich die Beatmungsparameter und die restlichen Werte in den vergangenen zwei Tagen verbessert haben, ihn jetzt zur Langzeitbeatmung mit allen daraus resultierenden Problemen zu machen. Wir können aktuell noch keine Prognose abgeben, ob sich der Herzmuskel komplett erholt, oder man doch noch über eine Transplantation, oder den dauerhaften Einsatz eines Kunstherzes nachdenken muss. Aber vielleicht wäre es auch gut, wenn er da selber darüber entscheiden könnte, was er langfristig möchte!“, sagte der Chefarzt der Kardiologie mit Autorität in der Stimme und dann verließ der Ärztetross den Raum.
    Nur Sarah blickte mit Kummerfalten auf der Stirn nachdenklich auf ihren Mann. Die Argument des Chefarztes waren schlüssig, aber sie wusste genau, Ben würde, wenn ihm seine Situation erst einmal bewusst war, zunächst einmal in ein tiefes psychisches Loch fallen-sie konnte nur hoffen, dass es Semir und ihr gelang, ihn da wieder heraus zu holen.

    Semir hatte inzwischen mit seiner Familie gefrühstückt und als er nun auf sein Handy sah, stellte er überrascht fest, dass Kim Krüger ihm eine Nachricht geschrieben hatte-diese Frau kannte wohl auch kein Wochenende! „Würden sie mich bitte im Büro anrufen?“, stand da und als Semir nun die Nummer wählte und dann ihren Worten lauschte, entglitten ihm seine Gesichtszüge. „Chefin-ich komme sofort-wir müssen den Richter unbedingt dazu bringen, dieses Schwein in Haft zu lassen. Wir wissen beide, dass der unser großer Unbekannter ist und es muss uns einfach gelingen, ihm das auch zu beweisen und ihn lebenslang dafür büßen zu lassen, was er Ben und Natascha und vielen anderen angetan hat. Hat Hartmut schon was?“, fragte er dann nach, aber leider hatte der zwar schon einige Passwörter geknackt, aber noch keine Beweise gefunden. „Es gibt jetzt auch noch eine Komplikation, Wanke hat eine Bissverletzung, die sich infiziert hat und muss jetzt im Krankenhaus behandelt werden!“, erklärte die Krüger und erneut wallte Hass und Wut in Semir hoch. Warum ihn wohl sein eigener Hund gebissen hatte, konnte man nicht wissen, aber auf jeden Fall hatte der Typ daraufhin versucht, Jerry zu töten und weil Semir Hunde liebte, war ihm so etwas völlig unverständlich. „Er wird in Kürze in die Uniklinik zur Behandlung gebracht, eigentlich saß er noch in einer Zelle im Polizeipräsidium, aber dem herbei gerufenen Arzt ist die Sache zu heiß, der will, dass sich ein Chirurg die Wunde anschaut!“, erklärte die Krüger und nach einem Blick auf die Uhr entschied Semir, direkt zum Krankenhaus zu fahren. „Ich muss eh nach Natascha und Ben sehen und werde aufpassen, dass Wanke keinen Blödsinn macht!“, beschloss Semir und verabschiedete sich dann von seiner Familie. „Sag Sarah, Ben und Natascha liebe Grüße, falls sie dich verstehen können!“, bat Andrea und Semir nickte-was würde ihn wohl in der Klinik erwarten?

    Bei Natascha hatte man, nachdem man sie langsam im Laufe der Nacht erwärmt hatte, ebenfalls die Perfusoren ausgeschaltet. Sie wurde sehr schnell wach und als man ihre Mutter und den jungen Sankafahrer wenig später herein bat, saß sie, zwar noch erschöpft und leise vor sich hin hustend, mit einer Ohiomaske mit Sauerstoff auf dem Gesicht, aber ohne Tubus im Bett, hatte glücklicherweise keinerlei neurologische Ausfälle und gegen die drohende Pneumonie vom Rheinwasser bekam sie Antibiotika. „Aua-meine Rippen tun weh!“, klagte sie, aber nun schloss ihre Mutter sie glücklich und in Tränen aufgelöst in die Arme: „Kind-das vergeht wieder, Hauptsache du lebst und dein Kopf hat nichts abgekriegt!“, schluchzte sie und der junge Mann nahm ganz fest und ergriffen ihre Hand in die Seine und bekam auch gleich Natascha´s schönstes Lächeln geschenkt.

    Ja Timo ist zwar schwer verletzt worden, aber als Polizist muss man mit sowas rechnen. Und er wär mit Sicherheit auch beleidigt gewesen, wenn Semir und Ben ihm verschwiegen hätten, was sie vorhatten!
    Ja das Team im Wagen kennt sich in- und auswendig-eine Situation, die ich in der aktuellen Serie grade vermisse, was sich aber nur ändern lässt, wenn Semir´s Partner nicht ausgetauscht werden wie die Unterhosen! Der Rückblick von Semir lässt eingefleischte Cobrafans ein bisschen wehmütig werden, wobei in deiner Story ja wenigstens Ben noch mitspielt! ;)
    Und Andrea-ich könnte sie gerade küssen-hoffentlich kommen unsere Jungs noch rechtzeitig!

    Die Trauer, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit von Semir hast du super rüber gebracht, ich war beinahe genauso verzweifelt wie er und hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und ihm Mut zugesprochen.
    Auch das Hin-und Herblenden zwischen den Schauplätzen-der Schuppen, die Past und Semir´s Wohnhaus war dramaturgisch einwandfrei.
    Während Semir in unbequemer Lage einnickt und Ayda wenigstens schläft, hat Ben Schmerzen und Andrea lauscht den Geräuschen des Waldes. Hui, als die Wildschweine kamen, war ich ziemlich froh, dass da ne Wand dazwischen war-die können ganz schön gefährlich werden, wenn sie Frischlinge dabei haben!
    Aber ich glaube Gabriela alleine ist gefährlicher als ein ganze Rotte Wildschweine und wenn Ben schon aufschreien muss, bevor sie ihn auch nur berührt hat, läuft es mir kalt den Rücken runter! ;(

    Der erste Teil des Geheimkapitels ist bereits fertig-Ben erinnert sich darin an sein "Erstes Mal" mit Sarah, ich muss jetzt nur gleich weg, denke aber bis spätestens heute Abend steht das dann bei allen, die die letzten Kapitel gekriegt haben als PN bei den Konversationen. Falls ich jemanden vergessen habe, oder ein neuer Teilnehmer hinzu gefügt werden möchte, bitte bei mir melden!

    Hilfe-ich habe das Gefühl, wir steuern gerade einem schrecklichen Showdown zu!
    Carsten wird sogar von der Arbeit weg herbestellt, Patrick fesselt Jenny und ich denke in wenigen Minuten werden sich Kevin und Jenny gegenüberstehen und dann stellt sich heraus, wem Kevin mehr glaubt-seinen Gefühlen, oder dem Verräter Patrick. Nach dem Epilog zu schließen, wohl Patrick, aber ich hoffe trotzdem inständig, dass plötzlich Kevin´s komplette Erinnerungen zurück kommen und er das perfide Spiel nicht mehr mitspielt. Oder dass alternativ Semir und Ben jetzt in die Puschen kommen, das Krankenhaus verlassen, wo sie Timo jetzt sowieso besser den Ärzten und Schwestern überlassen, die passen gut auf ihn auf, das weiss ich :D -und irgendwie das Versteck der Verbrecher und Opfer ausfindig machen. Und dann auch noch rechtzeitig kommen, um Jenny´s Hinrichtung zu verhindern! ;(

    Wanke hatte nachgedacht, nachdem er vom Rheinufer geflohen war. Dieser Gerkhan hatte auf seinen Wagen geschossen und er musste ihn verfolgt haben-was hätte er sonst am Hafen getrieben? Allerdings hatte er in seinem Auto getönte Scheiben und es war nicht möglich, dass der ihn zweifelsfrei identifizieren konnte. Die junge Frau, die das gekonnt hätte, ruhte nun am Grund des Rheins und er hatte hervorragende Anwälte, die würden die Aussagen dieses Polizisten zerpflücken. Gegen entsprechende Bezahlung würde er jemanden finden, der ihm in der Statur ähnlich war und dafür, dass er danach ausgesorgt hatte, für ein paar Jahre wegen Totschlags im Affekt unter Drogeneinfluss für ihn einfuhr. Er würde dann behaupten, dass einer der dubiosen Freunde seiner Tochter ihm Bargeld und seinen Geländewagen geklaut habe, dabei wohl von der Bedienung aus der Spielhölle beobachtet worden war und die dann vermutlich beseitigt hatte.
    Noch während er zum Telefon griff, um einen seiner zuverlässigen Unterweltkontakte anzurufen und es dann nochmals beim Türsteher zu versuchen, fiel ihm nochmals etwas viel Besseres ein. Er würde so einen Typen finden-bei seinen Connections kein Problem-und dann dafür sorgen, dass der mitsamt seinem SUV tödlich verunglückte, dann konnte er schon keine Aussage mehr machen!
    Also orderte er bei seinem Kontaktmann unter einem Vorwand einen Junkie, der seine Kleidergröße trug, kontaktierte den am vereinbarten Treffpunkt und steckte ihm als Erstes ein Bündel Geldscheine zu, was dessen Augen zum Leuchten brachte-er war zwar aktuell noch auf Droge, aber die nächste Zeit war seine Versorgung mit Stoff deshalb gesichert- und er bekam auch noch das Versprechen auf mehr. Darum zog er sich auch bereitwillig und ohne zu fragen die Sachen, die Wanke ihm bereit gelegt hatte, an und stieg ein, um den Wagen zu einem öffentlichen Parkplatz in der Nähe zu bringen, wo er weitere Informationen und Arbeitsaufträge bekommen sollte.
    Was er nicht wusste war, dass Wanke zuvor die Bremsen und die Lenkung des Wagens manipuliert hatte, der Treffpunkt an einem erhöhten Punkt war, von wo die Straße steil zum Rheinufer abfiel und als er Minuten später leicht berauscht und stolz wie Bolle losfuhr-Mann, wann war er zum letzten Mal in so einem schicken Auto gesessen- hatte er erst gar nicht gewusst, wie man das starten sollte. Aber sein Mäzen hatte das für ihn erledigt, im Drogenrausch nahm er auch die ganzen Warnsignale nicht wahr und so durchbrach der schwere Wagen wenig später die Uferböschung und verschwand mit einem lauten Platschen in den Fluten des Rheins.

    Wanke hatte im Kofferraum des Wagens einen Jogginganzug gehabt und den vorher angezogen. Er joggte nun gemächlich durch die Nacht, warf die Kleidung des Junkies in einem Park in ein Gebüsch und tauchte dann erst einmal für einen Tag bei einem Unterweltkontakt unter, den er auch beauftragte, sein Handy zu verstecken-da waren zu viele wichtige Telefonnummern drauf, das sollte der Polizei besser nicht in die Hände fallen. Wo er angeblich gesteckt hatte, würde er sich noch überlegen, aber er würde sich vermutlich auf eine geheime diplomatische Mission berufen und so setzte er sich dann am nächsten Tag mit einem bekannten Kölner Staranwalt in Verbindung. Der war spielsüchtig, was er allerdings bisher hatte geheim halten können und er war ihm, wie so mancher Richter, noch was schuldig. So kamen Wanke und der Anwalt am späten Samstagabend aufs Polizeipräsidium und Wanke ließ seinen Anwalt reden, der äußerst glaubwürdig das inszenierte Märchen vortrug, dass er nach einem Kurztrip nach Brüssel von Freitag bis Sonnabend von seiner Frau und der Tochter mit der empörenden Mitteilung empfangen wurde, dass ein Haftbefehl gegen ihn vorlag und er sich deswegen jetzt melden wolle, um das Missverständnis aufzuklären.
    Kim Krüger und Isolde Schrankmann, die man sofort verständigte, waren wie vor den Kopf gestoßen und aktuell kam der Politiker trotz Protesten seines Anwalts zwar in Untersuchungshaft, aber keiner wusste, ob sich die Schlinge um dessen Hals würde zuziehen lassen und der Richter beim Haftprüfungstermin nicht kalte Füße bekam, denn die Beweislage war mehr als knapp.

    Sarah ahnte von der ganzen Misere nichts und auch Semir schlief den Schlaf der Gerechten, spielte vor dem Zubettgehen noch mit seinen Kindern und wurde mitten in der Nacht dann auch nicht von der Chefin verständigt-er konnte aktuell sowieso nichts machen und alle Hoffnungen ruhten jetzt auf Hartmut.

    Am nächsten Morgen reduzierte man weisungsgemäß bei Ben die Sedierung, ließ aber durchaus noch Propofol und Sufentanil in niedriger Dosierung laufen, damit er keine Schmerzen hatte, nur langsam und stressfrei wach wurde und bei dem jungen Polizisten, dem es aktuell deutlich besser ging, vermischten sich Tag und Traum, als er ganz langsam in die Realität zurück kehrte. Auf der Station ging es furchtbar zu und Sarah sagte freundlich zu ihrer Kollegin: „Weisst du was? Ich nehme mir jetzt alle Zeit der Welt und wasche ihn gründlich, auch die Haare. Zum Drehen und Leintuch wechseln hole ich dich dann, aber die nächsten zwei Stündchen etwa bin ich jetzt erst einmal beschäftigt!“, teilte sie ihr mit und die junge Intensivschwester war heilfroh, dass sie sich in Ruhe ihrem anderen beatmeten Patienten und der restlichen Morgenarbeit widmen konnte, schloss die Schiebetüre hinter sich und Sarah und Ben waren alleine.
    So begann Sarah erst damit, ihrem Mann mit der Abfallsackmethode, die besser funktionierte als jedes Bettwaschbecken, sorgfältig die verschwitzten und schmutzigen Haare zu reinigen und nachzuspülen und arbeitete sich dann liebevoll nach unten weiter. Die Verbände würde sie erneuern, wenn sie seine Vorderseite fertig gewaschen hatte, so ziepte aktuell nichts und Ben, dessen Verstand immer noch weit weg war und der gerade mehr aus Gefühlen bestand, nahm aus weiter Ferne die vertraute Stimme, die voller Liebe mit ihm sprach und zarte und doch energische Berührungen wahr. So wurde er am Sonntagmorgen, wenn die Kinder ausnahmsweise mal länger schliefen, am liebsten geweckt und als Sarah die Intimpflege begann, zog ein Schmunzeln über ihr Gesicht-Männer blieben einfach Männer, egal wie krank sie waren!