Das verwundert mich-Ben denkt tatsächlich darüber nach, wieder nach Köln zurück zu gehen, aber Thore hat vermutlich Recht-seine Schwester wird ihn nicht in Finnland alleine lassen wollen.
Ben hat sich auch wirklich geändert-früher ständig zu spät und jetzt zu früh im Büro, wer hätte das gedacht. Trotzdem ist der super intelligente Thore trotz Kater schon vor ihm da und auch wenn ich keine Ahnung von japanischen Kartenspielen habe-das klingt ganz schön kompliziert, was er da treibt.
Die drei treten auf der Stelle, aber Mikael, der als Babysitter für Semir abgestellt wurde, bekommt nun einen verstörenden Anruf. Also ich finds gut, dass Semir den Fahrer spielt, so ist er gleich mit am Ort des Geschehens und kann in die Ermittlungen eingreifen!
Beiträge von susan
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Ja das elende Warten! Ich habe da immer Mitleid mit allen Angehörigen, wenn wir sie raus schicken, weil wir etwas an nem Patienten machen müssen.
Ben ist anscheinend ein wenig wach geworden und wurde dann wieder stärker absediert, als man es gemerkt hat. Aber warum? Gab es wieder eine Komplikation? Ich bin genauso ratlos, wie Semir, Konrad und Frau Krüger und hoffe nur, dass möglichst bald jemand kommt und ihnen eine Auskunft erteilt. Je länger das dauert, desto unruhiger werde ich und vor allem, dass Professor Kraus da im Laufschritt rein rast, finde ich ziemlich beunruhigend.
Ja auch ich finde Semir´s Reaktion sehr emotional-wie gerne möchte der jetzt seinem Freund beistehen-warum lassen sie ihn denn nicht? -
Als Semir an dem Ort ankam, wo Ben´s Auto stand, erwartete ihn schon eine völlig aufgelöste Sarah. „Semir-was ist bloß geschehen? Ludger ist gekommen und hat mir berichtet, dass Ben´s Wagen mit offener Fahrertür hier auf der Landstraße steht. Nirgendwo ist eine Spur von ihm und sein Handy und die Waffe, liegen einfach so im Straßengraben-er ist sicher entführt worden, aber warum und von wem?“, wiederholte sie, was sie ihm am Telefon schon berichtet hatte. Semir warf einen Blick auf seine Freundin, die Mia-Sophie auf dem Arm trug und Tim an der Hand fest hielt. Die Kinder wirkten beide verstört und hatten wie ihre Mama Tränenspuren in den Augen. Nachdem Semir, wie Sarah ohne irgendetwas anzufassen, einen Blick darauf geworfen hatte, sagte er ruhig-obwohl die Angst um Ben auch in seinem Inneren tobte: „Sarah, ich glaube du kannst hier nichts tun. Magst du nicht mit den Kindern nach Hause fahren-natürlich nur, wenn du dich fahrtüchtig fühlst?“, fragte er und Sarah, die bei aller Angst um ihren Mann immer noch die Verantwortung für ihren Nachwuchs im Kopf hatte, nickte. „Doch Semir-ich kann fahren. Mir ist auch klar, dass ich Ben nicht helfe, indem ich hier doof rumrenne-wenn du dich um alles kümmerst, bin ich beruhigt-hast du denn irgendeine Ahnung, was passiert sein könnte?“, fragte sie nach, aber Semir schüttelte den Kopf. „Sarah-es ist zu früh, um Spekulationen anzustellen. Ich werde jetzt Hartmut verständigen-vielleicht findet der irgendwelche Spuren und für dich hätte ich von zuhause aus auch was zu tun-vielleicht könntest du mal im Ort rumfragen, ob jemand etwas beobachtet, oder einen auffälligen Wagen gesehen hat“, bat er sie und Sarah setzte nun die Kinder mit freundlichen Worten in die Kindersitze. Tim allerdings konnte sie nicht belügen-er versuchte verzweifelt die Zusammenhänge zu begreifen: „Wo ist Papa? Ich will zu meinem Papa!“, weinte er und Sarah´s Herz krampfte sich vor Kummer zusammen. Sie musste jetzt stark sein für ihre Kinder, egal was geschehen war-das war das, was ihr geliebter Ben von ihr erwartete. „Tim-wir alle wissen nicht, wo Papa ist, aber du weißt doch-er ist stark und dazu noch Polizist. Semir sucht ihn jetzt und er wird sicher bald wieder bei uns sein!“, sagte sie mit fester Stimme, die ihre eigenen Sorgen überspielte und jetzt konnte Tim auf einmal ein kleines Bisschen lachen und seine kleine Schwester mit ihm: „Und dann hauen Papa und Semir die Bösen, nicht wahr?“, fragte er ganz überzeugt nach und wenn sie nicht so besorgt gewesen wäre, hätte Sarah jetzt schmunzeln müssen. „Na klar Tim-die Bösen haben keine Chance, wenn Papa und Semir sie verfolgen!“, bestätigte sie und fürs Erste war nun Tim´s kleine Welt wieder in Ordnung. Sein Papa war ein Held-und so sollte es auch bleiben!
Kaum war Sarah´s Wagen am Horizont verschwunden, hatte Semir schon Hartmut am Telefon. „Jungs-was gibt’s schon wieder? Habt ihr mal auf die Uhr gesehen und dürfte ich euch dran erinnern, dass ich eigentlich seit fast einer Stunde bereits Feierabend habe-nur dieses kleine Experiment hat mich noch aufgehalten, aber jetzt bin ich gleich weg!“, lamentierte er, aber Semir unterbrach seinen Redeschwall: „Einstein, vergiss deinen Feierabend-Ben ist verschwunden und so wie es aussieht, ist er entführt worden!“, knallte er ihm an den Kopf und jetzt war Hartmut einen kurzen Moment still. „Wo steckst du-und sag mir, wie ich dir helfen kann!“, erwiderte er konzentriert, lauschte dann Semir´s Worten und begann dann sofort seinen Spurensicherungskoffer und die Wärmebildkamera einzupacken. „Brauchen wir Suchhunde?“, wollte er dann wissen, aber Semir verneinte. „Wenn dein Team und du da seid, hole ich Lucky-wenn sein Herrchen hier irgendwo in der Nähe ist, wird er ihn finden!“, teilte er dem Rothaarigen seinen Plan mit und kaum hatte Hartmut aufgelegt, hatte Semir auch schon die Chefin am Apparat, die sich, wie er wusste, noch in der PASt aufhielt. „Herr Gerkhan-ich dachte ich hätte sie beide schon Feierabend machen sehen? Was gibt es denn?“, fragte sie verwundert und als Semir ihr kurz den Sachverhalt erklärte, versprach sie ebenfalls sofort zu kommen-gerade war nämlich die Schrankmann gegangen, mit der sie ein Besprechung wegen Zuständigkeiten gehabt hatte. „Warum sind sie sich denn so sicher, dass Herrn Jäger etwas zugestoßen ist?“, hatte sie noch gefragt, aber als Semir ihr mit Kummer in der Stimme erklärt hatte: „Ich habe da so ein Gefühl-ich weiß es einfach!“, hatte sie nicht näher nach gefragt-auf Semir´s Bauchgefühl war Verlass, das hatte sie in ihrer langjährigen Zusammenarbeit immer wieder feststellen können und zweifelte nicht daran.
So begann wenig später Hartmut mit seinem Team die Gegend zu vermessen, versuchte Fußabdrücke, Reifenspuren und Fingerabdrücke zu sichern und Semir machte sich- wie angekündigt- auf, um Lucky zu holen. Der stieg schwanzwedelnd und verwundert in Semir´s Wagen, als er dazu aufgefordert wurde-er kannte schließlich den kleinen Türken beinahe so lange wie sein Herrchen. Als er Ben´s Wagen von der Weite erkannte, klopfte sein Schwänzchen voller Freude auf den Beifahrersitz, wo der graue Riese wie selbstverständlich und völlig illegal Platz genommen hatte, aber als er nun aus dem Wagen gelassen wurde, untersuchte er zuerst aufgeregt Ben´s Mercedes, dann lief er mit der Nase tief auf dem Boden ein paar Schritte die Straße entlang zurück Richtung Köln und nun sträubten sich seine Nackenhaare und er stieß ein dumpfes Grollen aus. Er schnüffelte noch ein wenig in der Gegend herum, kehrte dann zu dem Platz zurück, wo anscheinend ein zweiter Wagen gestanden hatte, setzte sich auf seine Hinterbacken und dann begann er zu winseln. „Komm Lucky-such dein Herrchen!“, versuchte Hartmut ihn aufzufordern, weiter die Umgebung abzusuchen, aber Semir, der den Hund aufmerksam beobachtet hatte, schüttelte den Kopf. „Wenn Ben zu Fuß hier irgendwo gegangen wäre, hätte Lucky bereits die Spur aufgenommen. Genau hier wurde er entführt, ich vermute mit einem Fahrzeug. So wie Lucky sitzt, fast in der Mitte der kleinen Straße, sieht es fast so aus, als wäre er zur Fahrertür herein gezogen worden,“, vermutete er. Was noch interessant gewesen war-Lucky hatte bei seinem Streifzug durchs Gelände kurz zuvor noch eine weitere Spur aufgenommen, die von dem Platz an dem er jetzt saß, direkt zum Straßengraben führte, wo Ben´s Waffe und sein Handy gefunden und natürlich inzwischen geborgen und eingetütet worden waren. „Hier ist sicher nicht Ben gelaufen, das sehe ich an Lucky´s Verhalten, aber wohl der Entführer. Lucky weiß jetzt wie der riecht-wenn wir einen Verdächtigen ermitteln können, wird der Hund uns bestätigen, ob das der Richtige ist, aber leider kann er uns mehr nicht sagen-ach Mann, schade dass er nicht sprechen kann!“, lamentierte Semir, aber Hartmut, der ja einen Großteil der Spuren schon gesichert hatte, sagte nachdenklich: „Auch wenn es unwahrscheinlich klingt, aber ich habe genau hier am Straßenrand den frischen Abdruck von High Heels gefunden-ich kann es fast nicht glauben, aber die Indizien weisen bisher darauf hin, dass Ben von einer Frau zumindest mit entführt wurde!“ „Das würde auch erklären, warum er so unvorsichtig war, nicht vorher eine Meldung an die Zentrale abzusetzen. Da hat ihn vermutlich jemand gehörig reingelegt!“, überlegte Semir schweren Herzens und machte sich dann auf den Weg, um Lucky zurück zu bringen und zu sehen, ob Sarah im Dorf etwas heraus gefunden hatte.
Obwohl die Telefondrähte glühten, hatte die blonde junge Frau leider noch keine Neuigkeiten. Sie hatte den Kindern inzwischen zu Essen gegeben, immerhin hatte sie eines von Ben´s Leibgerichten vorbereitet, sie allerdings hatte keinen Appetit, sondern in ihrem Magen hing ein dicker Kloß aus Angst und Sorge. „Ach Semir-was ist mit ihm nur schon wieder geschehen-warum ist es uns nicht vergönnt, einfach friedlich vor uns hin zu leben, wie alle anderen Familien hier?“, fragte sie ihren Freund, der sie kurz in den Arm nahm und drückte. „Sarah-ich weiß es nicht, aber ich verspreche dir, ich werde nicht eher ruhen, bis ich ihn gefunden habe!“, erwiderte er, aber im Augenblick hatte er keinen blassen Schimmer, wo er ansetzen sollte.
Wider Erwarten war Ben doch irgendwann eingeschlafen. Als er am Morgen erwachte, meldete sich sein Magen erneut mit lautem Grummeln und er musste schon wieder aufs Klo, obwohl er doch nicht viel getrunken hatte. Als er vorsichtig zu rufen begann, war wie am Vorabend wieder die junge Frau zu ihm getreten, hatte ihm zunächst die Flasche angelegt, wie gestern entsorgt und danach das Bettkopfteil hoch gestellt. Kurz darauf brachte sie ein Tablett mit dampfendem Kaffee, der verführerisch roch, dazu zwei aufgeschnittene Brötchen, eines davon mit Wurst und das andere mit Butter und Marmelade bestrichen. Erneut erwägte Ben kurz, das Frühstück aus zu schlagen, aber dann fiel ihm wieder sein Argument von gestern ein-er musste bei Kräften bleiben, um seine Flucht zu planen. So ließ er sich füttern und versuchte immer wieder Kontakt mit seiner Gefängniswärterin auf zu nehmen, aber die sah ihn nie direkt an, sondern erledigte ohne eine Regung ihren Auftrag. „Wie heißen sie denn?“, versuchte es Ben erneut zwischen zwei Bissen. „Ich verspreche ihnen nicht zu fliehen-aber könnten sie mich nicht los machen, damit ich mich ein wenig bewegen kann, ich bin schon ganz steif?“, bat er sie, aber es kam kein Wort und keine Regung von ihr.
Währenddessen war die andere Frau eingetroffen. Sie hatte einen Helfer dabei und kaum war Ben mit dem Essen fertig, öffnete sich weit die Tür und der dunkelhaarige Polizist sah sich dem größten Muskelprotz, den er je gesehen hatte, gegenüber. Der Mann war ein ganzes Stück größer als er, bestand anscheinend nur aus Muskeln und man konnte an seinem Gesicht schon die geistige Behinderung erkennen. Direkt hinter ihm stand eine weitere Frau in High Heels und elegantem grauen Kostüm, zwar durchaus gut aussehend, aber auch ziemlich groß und stabil, wenn auch nicht dick und richtete eine Waffe auf ihn. Als sie nun die Stimme erhob, erkannte Ben sofort seine Entführerin von gestern.
„So Ben-ich würde vorschlagen, wir machen dich jetzt los und du kommst artig mit. Ich habe Großes mit dir vor und du wirst einmal stolz sein, dass du ein Teil des genialen Projekts sein darfst. Aber jetzt komm erst einmal mit und ich sags dir gleich-ich würde nicht versuchen zu fliehen, denn Elias kann sonst leider sehr böse werden und ich weiß nicht, ob ich ihn dann noch kontrollieren kann!“, teilte sie ihm mit, während die zierliche junge Frau bereits mit einem Magneten seine Fesseln öffnete.Ben hatte kurz nach gedacht. Seine Entführer hatten sich allesamt nicht die Mühe gemacht, ihre Gesichter zu verhüllen, das bedeutete, dass sie nicht vor hatten, ihn am Leben zu lassen. Nachdem er nichts zu verlieren hatte, würde er gleich agieren, denn vermutlich rechneten sie nicht mit sofortigem Widerstand und die Tür stand einen Spalt breit auf. Gerade massierte er noch seine Gelenke, als er plötzlich los spurtete, den Fleischkloß als Deckung benutzte, damit die Frau mit der Waffe ihn nicht treffen konnte und zur Tür schoss. Allerdings hatte er nicht mit der Reaktion des Kolosses gerechnet, der sich trotz seiner Körpermasse blitzschnell bewegte, sich auf ihn warf und ihn fest hielt. Er lag am Boden und bekam fast keine Luft mehr, als die Frau tadelnd zu ihm sagte: „Aber Herr Jäger-mit ein wenig mehr Kooperation hätte ich schon gerechnet!“
Dann wurde er hoch gezerrt und jetzt leistete er momentan keinen Widerstand mehr, als er nun hinaus komplimentiert wurde. Seine Flucht hätte ihm sowieso nichts genutzt, wie er soeben fest stellte, denn die Türe führte nur in einen Flur von dem mehrere weitere Türen abgingen, die augenscheinlich alle verschlossen waren. Eine davon öffnet die große Frau jetzt mit einem Schlüssel und er wurde in ein Zimmer gestoßen, das eine Mischung aus medizinischem Behandlungsraum und Labor war. Kein Fenster führte nach draußen, aber Ben´s Blick wurde magisch von dem Teil angezogen, das in der Mitte des Zimmer stand-ein gynäkologischer Behandlungsstuhl.Die junge Frau war inzwischen verschwunden und während der Koloss ihn fest hielt, verschloss die ältere Frau, die Ben auf etwa Ende dreißig schätzte, die Türe sorgfältig hinter sich. „Und jetzt ausziehen!“, befahl sie und richtete erneut die Waffe auf ihn. Ben überlegte fieberhaft, ob er noch irgendetwas machen konnte, aber angesichts der geballten Überlegenheit seiner Entführer, beschloss er nun wenigstens vorläufig zu kooperieren-vielleicht fand er ja irgendein Schlupfloch. So richtete er sich auf, löste das Bändel, das das lächerliche Krankenhaushemd in seinem Nacken festhielt, schlüpfte aus den Ärmeln und ließ das Teil zu Boden sinken. Normalerweise hatte er kein Problem mit Nacktheit, aber jetzt genierte er sich, denn die Frau taxierte ihn mit lüsternen Blicken von oben bis unten, bevor sie dem Koloss die Waffe in die Hand drückte und einen Schritt auf ihn zu kam.
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Ja wieder ist eine deiner Geschichten mit Open End fertig. Du machst das sehr geschickt, uns schon wieder voller Neugier auf die nächste Story zurück zu lassen.
Also ich werde die wieder genauso verschlingen, wie bisher alle deine Geschichten.
Auch diese hier hatte alles, was eine gute Story braucht: Eine schlüssige Handlung, Spannung, Emotionen und da muss ich silli beipflichten, die uns bekannten Charaktere, neben den Hauptprotagonisten Semir und Ben auch Anna Engelhard, Jenny Hotte und Bonrath agieren, wie wir das aus der Serie kennen und lieben. Und mit Kevin hast du einen ganz eigenen Charakter mit Ecken und Kanten erschaffen, der durchaus auch mal Blödsinn macht, den wir nichts desto trotz aber dennoch ins Herz geschlossen haben.
Das Thema war wieder aktuell und sehr interessant-ja und auch so kann ein Amoklauf entstehen, wenn sich drei Nerds gegen den Rest der Schule wehren. Wie im Real Life und anders als in den meisten Geschichten geht man auch nicht völlig befriedigt, sondern eher nachdenklich aus deinen Storys, denn das richtige Happy End lässt, wie eben im echten Leben auch, meist auf sich warten.
Dennoch hast du unser Flehen erhört und Ayda unversehrt entkommen lassen-das war auch geschickt gemacht, die Story hätte auch heißen können: "Wo steckt Ayda?"
Jetzt bin ich schon gespannt, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Kevin und Jenny anlässt-anscheinend sind doch noch Gefühle, wenn auch zwiegespalten, von ihrer Seite her da, aber als Konkurrentin steht eben auch Annie im Raum. Und auch Kevin´s Rachefeldzug ist noch nicht beendet-also los, auf gehts Campino, ich warte voller Spannung auf den Beginn deiner nächsten Story! -
So wie es aussieht, empfinden Annie und Kevin immer noch etwas füreinander-na ja, warum auch nicht, sind ja beide frei! Ob Annie ihm allerdings gut tut, wird sich noch heraus stellen. Und wie die Zusammenarbeit mit Jenny dann abläuft, müssen wir auch auf uns zukommen lassen.
Campino-für uns als Frauen macht es schon einen Unterschied, ob wir ein Fehlgeburt haben, oder uns bewusst gegen das Kind entscheiden-aber Kevin würde beide Variationen verstehen können-nur sollten Jenny und er da auch mal drüber reden!
Ich bin sehr gespannt, wie die schwierigen Liebesbeziehungen unseres Lieblingsproblempolizisten so weiter gehen-tob dich aus!
Was mich -und auch Annie-mit Sorge erfüllt: Kevin´s privater Rachefeldzug ist noch nicht vorbei-was für ein Mist! -
Nora durchschaut Ben schneller als ihm lieb ist, dabei wollte er sie doch schonen-oh je, Ben du musst noch viel über Frauen lernen! Aber wenigstens ist die nicht sauer und als Jussi´s Anruf kommt, dass er seinem besoffenen Freund Asyl gibt, versucht sie ihn sogar dazu zu überreden, seinen Einfluss auf ihren Bruder geltend zu machen. Ich denke auch, die Versöhnungsschiene ist aktuell nicht sehr sinnvoll, zu viele Dinge stehen noch zwischen Vater und Sohn und Therapie hin oder her-manchmal kann man Traumen aus der Kindheit nicht so einfach vergessen. Ob also der Geburtstag da der richtige Ort und Zeitpunkt sind, wage ich sowieso zu bezweifeln.
Aber was mich stutzig macht-was versucht Jussi, der zu Thore eine Art Hassliebe pflegt, da auf dem Schrank zu verbergen? -
Semir´s absolute Verzweiflung hast du genial beschrieben, Mikel! Man denkt, nach dem Alptraum, der doch für ihn so real ist, gibt es nichts Schlimmeres, aber genau das muss er befürchten, als die Nachtschwester ihre Botschaft ausrichtet.
Aber statt weiterer Hiobsbotschaften bekommt er die beste Nachricht, die er sich vorstellen kann-Ben lebt! Allerdings weiß niemand wie lange noch und mich hat es zunächst auch ein bisschen verwundert, dass Semir nicht sofort los stürzt. Allerdings ist ihm erstens vermutlich klar, dass Ben ja medizinisch bestens versorgt ist und zweitens musste er noch bis vor wenigen Stunden befürchten, dass Andrea und Aida ebenfalls tot sind und er nimmt auf die beiden Rücksicht. Seine Frau allerdings ist verständnisvoll-sie weiß, dass nichts und niemand jetzt Semir davon abhalten kann, zu seinem Freund zu eilen und gibt ihre Zustimmung. -
Eine zierliche kleine Frau mit blonden Haaren betrat das Zimmer. „Hallo-ich bin Ben Jäger-können sie mir vielleicht sagen, wo ich hier bin und was passiert ist?“, versuchte es Ben. Vielleicht klärte sich die ganze Sache ja gleich auf, er hatte einen Unfall mit Amnesie gehabt und lag doch in irgendeiner Klinik. Allerdings hatte die Frau keinerlei Dienstkleidung an und sie vermied es auch, ihm in die Augen zu sehen. Ben hatte ihren Körper und ihr Gesicht mit seinen Blicken gescannt. Auch wenn er die Frau, die ihn überwältigt hatte, nur kurz wahr genommen hatte, aber die war wesentlich stabiler gewesen als diese hier und es war fast ein Ding der Unmöglichkeit, dass die schlanke junge Frau vor ihm, die höchstens 50 kg wog, ihn alleine hierher geschleppt hatte, also musste es zumindest noch eine weitere weibliche Person geben. Die Frau antwortete nicht auf seine Frage, sondern sah ihn nur auffordernd an. Ben meinte, ein wenig Mitleid in ihren Augen aufblitzen zu sehen, aber da konnte er sich auch getäuscht haben. Weil von ihrer Seite keine weitere Reaktion kam, blieb ihm nichts anderes übrig, so unangenehm es ihm auch war, auf den Grund seines Rufens zurück zu kommen. „Hören sie-könnten sie mich bitte los machen? Ich müsste mal ganz dringend zur Toilette!“, bat er, aber ohne einen weiteren Kommentar öffnete die Frau die Tür des Nachtschränkchens und holte eine Urinflasche, wie sie in Krankenhäusern gebräuchlich war, hervor. „Können sie bitte wenigstens meine Hände losbinden?“, versuchte es Ben erneut, aber die Frau schlug kommentarlos die Decke zurück, schob das Hemd ein wenig nach oben und legte ihm, ohne ihn zu berühren, die Flasche an.
Ben schoss die Schamesröte ins Gesicht, irgendwie war das Ganze hier so skurril und unheimlich. Inzwischen stand für ihn fest-dies hier war kein Krankenhaus, niemand machte sich die Mühe, ihm etwas zu erklären, aber anscheinend verstand die junge Frau vor ihm, was er sagte. Wenn man in einer Klinik war, einen da Ärzte und Krankenschwestern oder auch sonstiges medizinisches Personal ansah oder berührte, war das ein anderer Ansatz, aber dass man als gesunder junger Mann von einer fremden Frau eine Flasche angelegt bekam, war mehr als ungewöhnlich. Wenn der Drang nicht so stark wäre und ihm das Wasser nicht sozusagen bis zum Hals stehen würde, hätte er jetzt protestiert, aber so war er nur froh, als die Blondine mit dem streng nach hinten gebundenen Pferdeschwanz, die er auf Mitte bis Ende 20 schätzte, die Decke über ihn schlug und sich dann umwandte. Ben versuchte nicht daran zu denken, dass die Flasche ja auch wieder entsorgt werden musste, aber seine körperliche Not war so groß, dass er sich nun erleichterte und als die Frau danach die Flasche wieder an sich nahm und durch eine zweite Tür, hinter der sich anscheinend ein Badezimmer befand, verschwand und kurz darauf eine Toilettenspülung und danach das Geräusch gewaschener Hände zu hören war, zermarterte Ben sich den Kopf, was er nun sagen sollte, damit die junge Frau, die auf ihn aber nicht gefährlich wirkte, ihm Auskunft gab.„Hören sie, egal was passiert ist-aber man müsste meiner Familie Bescheid geben, dass es mir gut geht-meine Frau wird sich sicher schon Sorgen machen, wie spät ist es denn überhaupt?“, versuchte er es aufs Neue, aber ohne ein weiteres Wort zu sagen verließ die Frau das Zimmer und er hörte, wie der Schlüssel sich im Schloss drehte.
Erneut versuchte Ben aus den Fesseln zu schlüpfen, aber außer einer minimalen Lageänderung brachte er nichts zustande und nachdem er sich eine Weile abgemüht hatte, hörte er auf sich zu winden-vermutlich wäre es besser seine Kräfte zu sparen, damit er bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit seine Entführer überwältigen und fliehen konnte. Er versuchte nicht an die Verstümmelung des Opfers, das er aus dem Rhein gezogen hatte, zu denken. Was hatte man mit dem angestellt und wie hing das Ganze zusammen? Er konnte jetzt nur abwarten und außerdem darauf hoffen, dass Sarah inzwischen Semir verständigt hatte und eine Suchaktion angelaufen war.
Sein Zeitgefühl war völlig verloren gegangen, hier war nirgendwo eine Uhr und das grelle Licht schien unbarmherzig auf ihn herunter. Er konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, als die Tür sich wieder öffnete, die junge Frau einen Schnabelbecher mit Wasser herein brachte und ihn trinken ließ. Ben überlegte einen kurzen Moment das Angebot auszuschlagen, denn erstens wusste er ja nicht, ob nicht irgendein Betäubungsmittel in dem Becher war und zweitens wollte er eigentlich eine so peinliche Situation wie vorher mit der Flasche vermeiden, aber dann siegte der Durst und sein Überlebenswillen-er musste bei Kräften bleiben und nachdenken-irgendeinen Weg hier raus musste es geben und die junge Frau vor ihm schien auch kein Unmensch zu sein, vielleicht schaffte er es ja, eine Beziehung zu ihr auf zu bauen und sie zu überzeugen, seine Fesseln zu lösen. So trank er gierig und schmeckte auch keinen üblen Beigeschmack. „Dankeschön-wie heißen sie?“, versuchte er es erneut, aber schon war die Frau wieder aus seinem Gefängnis verschwunden und der Schlüssel drehte sich im Schloss.Die dunkelhaarige Frau, die auf ihrem Handy, das mit der Überwachungskamera im Raum vernetzt war, die Versorgung ihres Opfers überwachte, lächelte beifällig. Zofia hatte ihre Lektion gelernt und ließ diesen Ben Jäger nicht an sich heran-sie war also durchaus lernfähig. Ihre Aufgabe war es dafür zu sorgen, dass der sportliche junge Mann körperlich in möglichst guter Verfassung war, wenn die Tests begannen. Morgen würden sie damit anfangen und die Vorfreude zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht. Sie würde das Werk weiter führen und dieses Mal würde sie erfolgreich sein-irgendwann musste es ja klappen. Sie hatte schon neue Ideen und auch einige der Rezepturen verändert. Mit einem letzten Blick auf ihr Handy drehte sie sich zur Seite und war wenig später eingeschlafen.
Auch Ben war es inzwischen müde die Decke anzustarren. Er hatte noch mehrmals gerufen, war auch laut geworden und hatte gebrüllt, man solle ihn los machen, aber nichts war geschehen und so übermannte auch ihn irgendwann der Schlaf, obwohl das helle Licht ihn störte. Wilde Träume quälten ihn und neben den blutigen Organen, die in die Schüssel plumpsten, starrte ihn immer wieder die leere Augenhöhle an-nur war das Gesicht darum herum in seinem Traum ihm wohl bekannt, es war das, was ihm am Morgen immer im Spiegel entgegen lachte.Sarah hatte mit zitternden Fingern ihr Handy gezückt. „Semir-du musst sofort kommen-Ben ist entführt worden!“, hatte sie mit bebender Stimme in den Hörer gerufen. Semir, der gerade mit seiner Familie zu Abend gegessen hatte, war sofort aufgesprungen. „Sarah, ich bin gleich bei dir, bleib ganz ruhig und erzähl mir, was geschehen ist!“, rief er, während er schon nach seiner Jacke griff. „Andrea-ich muss sofort weg-mit Ben ist was passiert!“, rief er im Hinauslaufen seiner Frau zu und noch während Sarah ihm berichtete wo sie war und was sie gefunden hatte, fuhr er mit quietschenden Reifen rückwärts aus der Garageneinfahrt-ach du liebe Güte, was war seinem Partner nur schon wieder zu gestoßen?
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Die Stimmung auf der Intensivstation hast du sehr gut eingefangen, Mikel! Ben liegt kritisch krank und beatmet da-das ist klar, dass da nur nächste Angehörige zu ihm dürfen-und Semir´s
, aber trotzdem dürfen Frau Krüger und Susanne wenigstens einen Blick auf ihn werfen, was sie allerdings nicht merklich beruhigt. Schön wie die Pastfamilie zusammen hält.
Nett dass der Chefarzt sogar in der Klinik bleibt, aber sowas kommt auch bei uns manchmal vor, wenn besonders kritische Patienten daliegen. Und richtig ist-wenn ein Patient im Sterben liegt, werden Besuchszeitenregelungen für nächste Angehörige aufgehoben, aber ich hoffe jetzt mal nicht, dass Ben gerade Ernst macht!
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Es dauerte nicht lange und ein Mitbewohner des Ortes, der ebenfalls in Köln arbeitete, fuhr an Ben´s Wagen vorbei. Die Fahrertür stand offen, das Auto befand sich abgestellt am Straßenrand, aber kein Mensch war weit und breit zu sehen. Der Mann, der seinen Nachbarn kannte, stieg aus und sah sich ratlos um: „Ben? Ben-wo steckst du?“, rief er und sah sich suchend um, aber kein Mensch war zu sehen. Hatte sein Bekannter eine Panne gehabt und war zu Fuß nach Hause gelaufen? Aber ließ man da die Fahrertür weit offen stehen? Der Mann beschloss, einfach einen kleinen Umweg zu machen und am Gutshaus vorbei zu fahren. Sarah und Ben hatten sich gut in der Dorfgemeinschaft eingelebt, man kannte sich, hielt hier und da ein Schwätzchen, die Kinder besuchten miteinander den Kindergarten, es war einfach eine nette Nachbarschaft. Als der Mann vor dem Haus anhielt und zum Gartentor mit dem automatischen Toröffner ging, kam Lucky schwanzwedelnd auf ihn zugelaufen. Obwohl er so ein riesiger Hund war, war er zu allen Menschen freundlich und der Nachbar war gerade noch damit beschäftigt den langen schmalen Kopf über den Zaun ausgiebig zu streicheln, als Sarah schon mit Mia-Sophie auf dem Arm um die Ecke kam.
„Hallo Ludger!“, begrüßte sie ihn überrascht, „Was führt dich zu uns?“, aber als er nun fragte, ob Ben eine Panne gehabt habe, schüttelte Sarah den Kopf. „Nicht dass ich wüsste, Ludger-wie kommst du darauf?“, fragte sie freundlich und als ihr Nachbar nun den Grund seines Hierseins erklärte, versteinerte Sarah´s Miene. Sofort beschlich sie ein ungutes Gefühl-immerhin hatte Ben ein Handy und hätte sie nur anzurufen brauchen. Gut-vielleicht war der Akku leer, oder er hatte es im Büro vergessen, aber dann müsste er in Kürze hier auftauchen, denn der Fußmarsch von dem Ort, den Ludger ihr beschrieben hatte, dauerte maximal 20 Minuten. „Danke für deine Information!“, beschied sie nun dem Mann, der jetzt zu seiner Familie nach Hause fuhr, nicht ohne ihr zuvor seine Hilfe anzubieten. „Ben wird sicher gleich kommen-vielleicht ist der Sprit leer und er ist mit jemandem zur Tankstelle im Nachbarort gefahren!“, fiel nun Sarah ein und der Mann verabschiedete sich.
Sarah wartete noch zehn Minuten, setzte dann die Kinder, die bereits sehnsüchtig auf den Papa warteten, in die Kindersitze und lenkte die Familienkarosse zu der angegebenen Stelle. Wie Ludger gesagt hatte, war da Ben´s Auto, aber von ihm weit und breit keine Spur. Sarah stieg aus, nicht ohne den Kindern zuvor eingeschärft zu haben, sitzen zu bleiben. Sie umrundete das Auto und sah, dass der Schlüssel steckte-das war schon mal sehr merkwürdig. Das hier war ein Dienstfahrzeug, auf das Ben achten musste, auch wenn er schon viel der Vorgängermodelle geschrottet hatte. Als sie ein paar Meter weiter lief und sich suchend umblickte, sah sie plötzlich im Straßengraben etwas blinken. Als sie näher hin ging, blieb ihr fast das Herz stehen-das war Ben´s Waffe und gleich daneben lag sein Handy-um Himmels Willen-da war etwas passiert!Ben kam langsam wieder zu sich und war völlig desorientiert. Sein Körper war schwer wie Blei und er konnte sich kaum bewegen. Als er langsam und mühsam die Augen öffnete, stellte er fest, dass er in einem Krankenhausbett lag. Seine Arme und Beine waren mit weichen gepolsterten Gurten fixiert, er hatte stechende Kopfschmerzen und als er an sich herunter sah, stellte er fest, dass er auch ein hinten offenes Krankenhaushemd trug und eine leichte, blütenweiße Decke über ihm lag. Was war geschehen? Hatte er einen Unfall gehabt? Und wo war die Glocke mit der er nach der Schwester läuten konnte? Sein Mund war völlig ausgetrocknet, die Zunge klebte am Gaumen und als er jetzt sein Gehirn zermarterte, was überhaupt geschehen war, kamen langsam Bruchstücke des vergangenen Tages hervor. Obwohl-wie kam er darauf, dass noch Donnerstag war? Er war schon öfter im Krankenhaus wieder aufgewacht und es war schon eine ganze Zeit vergangen gewesen, an die er sich nicht, oder nur schemenhaft erinnern konnte, immerhin hatte ihn sein Beruf mehr als einmal als Patient auf die Intensivstation gebracht.
Er schloss die Augen wieder ein wenig, denn das grelle Licht, das von der Decke strahlte, tat ihm weh und die Kopfschmerzen hämmerten in seinem Schädel. Kein Laut war zu hören, weder geschäftige Schritte auf dem Flur, gedämpfte Unterhaltungen, ein Lachen, eben typische Krankenhausgeräusche. Vielleicht war es auch mitten in der Nacht? Der Raum hatte, als er sich nach einer Weile erneut umsah, nämlich kein Fenster-merkwürdig! Die meisten Krankenzimmer hatten durchaus Fenster-er konnte sich lediglich an einen Raum in einer medizinischen Einrichtung erinnern, wo das nicht so gewesen war und zwar auf einer Strahlenstation, die sich im Keller einer Klinik befunden hatte. Aber sogar da hatte man mit Bildern an den Wänden und geschickter indirekter Beleuchtung versucht, den Eindruck von Behaglichkeit vor zu täuschen-das allerdings fehlte hier völlig. Der weiß gestrichene Raum war völlig kahl nur ein Nachtkästchen stand neben dem Bett. Nun trat noch ein weiteres Problem auf-seine Blase drückte!Er dachte angestrengt nach und nun fielen ihm wieder Bruchstücke ein. Übelkeit wallte auf, als blutige Organe vor seinem inneren Auge in eine Edelstahlschüssel plumpsten und ihn ein totes Gesicht mit nur einem Auge anstarrte. So langsam wich die Benommenheit und er konnte den letzten Tag, an den er sich erinnern konnte, so nach und nach rekonstruieren. Sie waren nach der Obduktion auf Streife gewesen, er hatte sich den Bauch mittags voll geschlagen und dann hatten sie pünktlich Feierabend gemacht. Er war voller Vorfreude auf seine Familie und seine wundervolle Sarah, die er gedachte abends wieder nach allen Regeln der Kunst zu verführen, nach Hause gefahren. Unterwegs hatte er diesen Wagen angehalten und plötzlich erinnerte er sich wieder an den stechenden Schmerz an seinem Hals, als er sich über die Frau gebeugt hatte, die dem Vernehmen nach Hilfe brauchte. Reflexartig wollte er nach oben fassen und seinen Hals betasten, aber die Handfesseln, die ihm nur minimale Bewegungsfreiheit ließen, machten das unmöglich.
War er vielleicht in der Psychiatrie? Immer noch hoffte er verzweifelt, dass er sich tatsächlich in einer medizinischen Einrichtung befand, aber so nach und nach befiel ihn die Angst, dass er an eben dem Ort gelandet war, wo sich der Mann, den er aus dem Rhein gefischt hatte, zuvor aufgehalten hatte. Das Krankenhaushemd und die Fesselspuren an den Hand- und Fußgelenken würden passen. Wieder schloss er die Augen, seine Blase drückte mehr und mehr und schließlich begann er laut zu rufen. Es war schließlich egal-irgendwann musste er erfahren, wo er gelandet war und tatsächlich dauerte es nicht lang und er vernahm leichte Schritte, die näher kamen. Ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht und dann öffnete sich langsam die Tür. Ben hielt unbewusst den Atem an und das Adrenalin schoss durch seinen Körper, als sich nun die Klinke nach unten bewegte und die Tür endgültig aufschwang. -
Ja die Social Medias sind oft unbarmherzig und jede Dumpfbacke kann sich da ungestraft auskotzen, ohne die genauen Hintergründe zu kennen. Auch wenn Kevin selbst nicht bei Facebook ist, es ist vermutlich in der heutigen Zeit gar nicht möglich, dem komplett zu entgehen. Ich denke, er wird es auf jeden Fall erfahren, wie die Stimmung in der Öffentlichkeit so ist.
Ayda wird das Ganze wohl ganz gut überstehen, es war vermutlich gut, dass sie weg gesperrt war-da haben die anderen Kinder in der Aula sicher schwerer zu knabbern. Normalerweise werden da sofort Kinderpsychologen aktiv, die helfen, solche Traumen zu verarbeiten. Und ich würde sie auf jeden Fall weiter in die Schule schicken, denn erstens sind Privatlehrer in Deutschland gar nicht erlaubt und zweitens wird auch im Klassenverband so etwas aufgearbeitet und die Kinder helfen sich sozusagen gegenseitig.
Und jetzt die freudige Überraschung-Jenny kommt zurück-ob das allerdings wirklich so ne gute Idee ist, die mit Kevin im Team arbeiten zu lassen, wird sich erst zeigen! -
Kevin fällt in die Hände der Pressevertreter. Ich habe ja das Schlimmste erwartet, aber der meistert das regelrecht bravourös. Anders als mit völliger Ruhe macht es auch keinen Sinn zu reagieren.
Rührend wie Ben versucht, seinen Kollegen und Freund? zu schützen, aber der hat das selber ganz gut in Griff.
Der Zwangsurlaub erfreut zwar Kevin im ersten Moment nicht, aber dann hat er anscheinend doch etwas vor.
Wer mich auch sehr erstaunt, ist Andrea: Weder wäscht sie Semir den Kopf, noch zeigt sie Kevin gegenüber Emotionen-sie ist nur sehr nett zu ihm, wobei der ja eigentlich kaum was zur Rettung ihrer Tochter beigetragen hat.
Fast scheint es, als würde der Vorfall schnell vergessen werden-nur für die Eltern der getöteten Kinder ist die Welt stehen geblieben. Werden da auch welche auf Kevin zukommen und ihm in ihrer grenzenlosen Trauer Vorwürfe machen? Ich glaube, das würde ihn nicht so kalt lassen, aber er lässt auch uns nicht immer hinter seine Fassade blicken. -
Bei der Lokalzeitung läutete das Telefon. Eine weibliche Stimme fragte: „Könnten sie mir vielleicht helfen? Ich habe ganz zufällig auf einem Bild in ihrer Zeitung einen ehemaligen Klassenkameraden entdeckt, mit dem ich gerne wegen eines Klassentreffens Kontakt aufnehmen würde!“, bat sie die Dame in der Telefonzentrale. „Um welches Bild handelt es sich denn?“, fragte die zurück und als sie die Antwort erhalten hatte, stellte sie den Anruf kurzerhand zu dem Redakteur durch, der den Artikel verfasst hatte und gemeinsam mit dem Fotografen am Rhein gewesen war. Dass sie den Polizeifunk abhörten, um schnellstmöglich an solche Neuigkeiten zu kommen, musste ja niemand erfahren. Erneut trug die Frau ihr Anliegen vor. Der Bilduntertitel hatte gelautet: „Die beiden Polizisten Ben J. und Semir G. beim Bergen des Toten“, allerdings war die Leiche da schon abgedeckt gewesen. Die Polizisten hatten auch keine Interviews gegeben, aber trotzdem war der Redakteur sehr freundlich-immerhin sprach er mit einer Leserin ihrer Zeitung und gerade die kleinen Lokalblätter hatten jeden Kunden dringend nötig.
Die Frau hatte kurz überlegt. Klar konnte sie sich täuschen, aber sie tippte nun einfach darauf, dass der Mann, den sie haben wollte, Ben hieß. Freilich war auch er ein eher südländischer Typ, aber die Chancen standen 50:50 dass sie richtig lag. So erzählte sie dem Journalisten ein Lügenmärchen: „Wissen sie, wir versuchen gerade ein Klassentreffen der Grundschule zu organisieren, aber ein paar unserer Kameraden haben wir einfach aus den Augen verloren, wie unseren Ben. Jetzt sehe ich ihn plötzlich leibhaftig und unverkennbar auf ihrer Titelseite. Das muss ein Wink des Schicksals sein-können sie mir vielleicht sagen, wie ich mit ihm Kontakt aufnehmen kann-es würde mir schon helfen, wenn ich seine Dienststelle wüsste, dann kann ich dort anrufen und meine Nummer hinterlassen!“ bat sie und der Redakteur zog die Stirne kraus und überlegte. Jetzt fiel es ihm wieder ein, er hatte gehört, dass die beiden Polizisten bei der Autobahnpolizei waren und er hatte sich schon gewundert, was die am Rhein taten-das war ja nun nicht unbedingt ihr Arbeitsplatz. Er wägte sogar kurz ab, ob das in irgendeiner Weise gegen ein Gesetz verstieß, wenn er diese Information weiter gab, aber er wusste selber wie schwierig es war, so ein Klassentreffen zu organisieren, gerade wenn die Freunde von früher bei der Heirat ihre Namen geändert hatten, oder weg gezogen waren. „Die beiden arbeiten, soweit ich weiß, bei der Autobahnpolizei, fragen sie doch einfach dort nach!“, gab er freundlich Auskunft und die Dame am anderen Ende bedankte sich überaus herzlich für das nette Gespräch und die Mühe, die er sich gemacht hatte. „Wissen sie, ich bin eine treue Leserin ihres Blattes und freue mich auf jede neue Ausgabe!“, log sie dann noch und als er den Hörer auflegte, hatte der Journalist immer noch ein Lächeln im Gesicht. Wenn es so einfach war, seine Stammleser glücklich zu machen, war er dabei. Und wieder hatte er ein positives Feedback für seine Arbeit bekommen-schade, dass sein Chef das nicht gehört hatte! Dann aber machte er weiter und vergaß den Anruf, denn soeben hatten seine Mitarbeiter wieder einen neuen Skandal aufgedeckt-in einem Chinarestaurant waren Rattenreste im Müll gefunden worden.Als Semir und Ben am Abend die PASt verließen, bemerkten sie beide nicht das Sportcoupé mit den verdunkelten Scheiben, das unauffällig ein Stück weit weg geparkt war. Seit mehreren Stunden observierte die Frau die Dienststelle. Ihr war klar gewesen, dass Polizisten vielleicht Schichtdienst hatten, auch unter der Woche mal frei, aber wenn sie auf der Jagd war, hatte sie einen langen Atem. Das Glück war ihr hold und ihr Atem beschleunigte sich, als sie den Mann, den sie haben wollte, gemeinsam mit dem anderen Beamten, der ziemlich klein war, aus dem Gebäude kommen sah. Jeder stieg in ein anderes Fahrzeug und sie ließ nun den Motor an und folgte mit großem Abstand und unauffällig dem Mercedes. Wann sie ihr Opfer an sich bringen konnte, wusste sie nicht, das sollte der Zufall entscheiden, aber es war schon einmal gut zu wissen, wo der Dunkelhaarige wohnte. Es lief perfekt, denn der gut aussehende Mann verließ die Stadt und fuhr über Land. Als sie dann aufs Gas ging, ihr PS-starkes Fahrzeug auf 180 beschleunigte und zum Überholen ansetzte, war weit und breit kein anderer Wagen zu sehen. Als sie während des Überholvorgangs einen Blick zur Seite riskierte, sah sie, dass ihr Opfer anscheinend laut sang, als er nun allerdings von ihr böse geschnitten wurde und sie dann nochmals beschleunigte, dann die Geschwindigkeit abrupt reduzierte und zudem in leichten Schlangenlinien fuhr, tat er genau das, was sie von einem Autobahnpolizisten erwartet hatte. Er ging ebenfalls aufs Gas, schaltete die Lichtleiste vorne in seinem Polizeifahrzeug ein und folgte ihr. Wenig später hatte er sie überholt und zum Anhalten aufgefordert, was sie auch machte.
Ben war in äußerst positiver Stimmung auf dem Heimweg. Er hatte pünktlich Feierabend, das Wetter war herrlich und ihm stand ein angenehmer Abend bevor. Erst würde er mit seinen Kindern spielen, Sarah helfen, falls sie irgendwelche Arbeiten wie Wasserkästen schleppen oder dergleichen für ihn aufgehoben hatte, dann mit Lucky eine Runde joggen gehen und nach dem gemeinsamen Abendessen, wenn die Kinder schliefen, malte er sich schon den ganzen Tag aus, wie er Sarah verführen würde. Gerade dass sie diese wundervollen Dessous gekauft hatte, die ihn wahnsinnig antörnten, bewies ihm, dass sie noch genauso viel Interesse an ihm, wie er an ihr hatte. Da hatte er gedacht, dass mit den Jahren der Sex mit immer der gleichen Partnerin vielleicht langweilig werden könnte, aber das Gegenteil war der Fall.
So war er einen Augenblick ganz irritiert, als er plötzlich überholt und geschnitten wurde. Im ersten Moment wollte er das einfach übersehen-es war ja nichts passiert und auch wenn der Fahrer des vorausfahrenden Sportcoupés zügig unterwegs war, er fuhr privat auch des Öfteren zu schnell und außer ihnen beiden war auf der Landstraße, die nicht mehr allzu weit von dem Dorf, in dem sie seit ein paar Jahren lebten, entfernt war, niemand unterwegs. Als das Fahrzeug vor ihm nun allerdings plötzlich die Geschwindigkeit wieder reduzierte und in Schlangenlinien fuhr, konnte er das nicht mehr auf sich beruhen lassen. Immerhin war er Polizist und wenn der sichtlich betrunkene Fahrer vor ihm jetzt ein Kind überfuhr, trug er eine Mitschuld. Der musste auf jeden Fall aus dem Verkehr gezogen werden, auch wenn dann sein wohl verdienter Feierabend ein wenig nach hinten rückte. Er überlegte, ob er gleich eine Streife ordern sollte, die den Fahrer blasen ließ und alles Weitere übernahm, entschied sich dann aber, erst einmal das Fahrzeug anzuhalten, was auch problemlos funktionierte. Am anderen Wagen ging die Warnblinkanlage an und als er ausstieg und zu der Fahrertür ging, bemerkte er, dass darin eine Frau saß, anscheinend eine Muslima, denn ein Kopftuch verhüllte einen großen Teil ihres Gesichts. Zudem trug sie eine dunkle Sonnenbrille. „Na prima-erst rasen, dann auch noch saufen“, dachte er, als sich die Türe nun schon von innen öffnete. Die Frau hatte die Hand zu ihrem Hals gehoben und er meinte ein Röcheln zu hören: „Bitte helfen sie mir-ich kriege so schlecht Luft-allergische Reaktion!“, stammelte sie und Ben überlegte, während er sich über sie beugte, ob er jetzt erst den Notruf absetzen, oder Erste Hilfe leisten sollte. Verdammt, so konnte man sich täuschen-da war eine Frau in Not und er hatte ihr schon Alkoholkonsum unterstellt. Plötzlich schoss unter dem Tuch eine Hand hervor und bevor Ben irgendetwas tun konnte, hatte sich eine Nadel in seinen Hals gebohrt. Es piekte, als wenn ihn ein Insekt gestochen hätte, aber der Inhalt der Spritze hatte sich so schnell in seinem Kreislauf ausgebreitet, dass er sofort die Augen verdrehte und über der Frau zusammen brach.
Das Glück war ihr hold-immer noch war kein anderes Fahrzeug zu sehen und so wuchtete und zerrte die Frau, die Kräfte entwickelte, die man ihr gar nicht zugetraut hätte, Ben auf den Rücksitz, fesselte seine Hände und Füße professionell mit Kabelbindern, warf seine Waffe und sein Handy, ohne darauf Fingerabdrücke zu hinterlassen, in den Straßengraben und nur Minuten später wendete sie und fuhr gemächlich nach Köln zurück. -
Die Szene im Warteraum hast du sehr einfühlsam beschrieben.
Wie üblich hadert Konrad mit der Tatsache, dass Ben Polizist geworden ist. Aber es war sein eigener Entschluss, nur wird den Konrad nie im Leben akzeptieren können. Ist ja fast ein Wunder, dass er den ach so wichtigen Geschäftstermin sausen lässt, aber anscheinend ist ihm sein Sohn doch wichtiger als die Firma.
Was der sympathische Chefarzt allerdings erzählt, klingt alles andere als beruhigend-nach wie vor steht Ben´s Leben auf Messers Schneide und wir können nur die Daumen drücken, dass er überlebt. -
Der arme Kevin! Jetzt war ich schon so froh gestimmt, weil Semir sich bedankt hat und ich mich wieder auf Normalität in der Dienststelle eingestellt hatte, aber da macht Hotte mit seinem technischen Genius
alles zunichte. Ich weiß auch nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich so erfahren würde, was mir meine Kollegen so alles zutrauen würden. Fast mit Sicherheit zieht Kevin sich wieder in sein Schneckenhaus zurück.
Wenn ich Tattooträger wäre, fände ich allerdings den Spruch gut. Eine Kollegin hat sich angesichts der Dramen, die sich bei uns auf der Intensiv tagtäglich abspielen Carpe Diem auf den Unterarm tätowieren lassen.
Allerdings fürchte ich mich auch vor der Reaktion der Öffentlichkeit, weil ja Kevin mit drin war. Die denken sicher, dass er mehr hätte tun können, oder früher, um die toten und verletzten Kinder zu retten. -
Die Frau war außer sich vor Wut gewesen. Was fiel diesem Bastard ein, einfach zu fliehen? Sie hätte nicht gedacht, dass er das in seinem Zustand überhaupt versuchen würde-er war doch mehr tot als lebendig gewesen, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Dieser Typ war auch nicht besser gewesen, als der andere, aber sie würde den perfekten Mann schon noch finden. Sie wusste auch genau, wie der aussehen sollte. Aber vielleicht hatte ihm die Tussi geholfen? Eines der verriegelten Kellerfenster war aufgebrochen und die Tür des Zimmers mit dem Krankenbett darin, hing schief in den Angeln. Sie hätte ihn doch noch fesseln sollen, aber sie hatte gedacht, er sei zu schwach, um überhaupt das Bett zu verlassen.
„Zofia-komm sofort zu mir!“, hatte sie gerufen und mit gesenktem Blick war die junge Frau heran geschlichen. „Wie konnte das passieren?“, hatte sie sie angeherrscht und die Angesprochene war in Tränen ausgebrochen. „Ich weiß es nicht! Ich war nur kurz einkaufen und als ich zurück gekommen bin, war er weg. Haben sie ihn gefunden?“, fragte sie angstvoll, aber ihre Herrin schüttelte den Kopf. „Strafe muss sein-ich werde ein Video machen, damit du das nächste Mal besser aufpasst!“, hatte sie dann voller Bosheit gesagt und die junge Frau war vor ihr auf die Knie gefallen und hatte zu weinen begonnen: „Nein Herrin-tun sie das nicht, bitte-haben sie ein Herz! Ich habe auch wirklich nichts gemacht, aber ich musste doch Lebensmittel und Verbandszeug besorgen!“, aber die elegante Frau verließ ohne ein weiteres Wort den Raum und wenig später drehten die Reifen ihres Sportwagens beinahe durch und der Motor heulte auf, als sie voller Zorn vom Hof fuhr. „Nein, nein-oh mein Gott nein, was soll ich nur tun!“, weinte die junge Frau in einer fremden Sprache und ihr Herz krampfte sich vor Kummer zusammen. Wie gelähmt ging sie in ihr Zimmer, rollte sich auf dem Bett zusammen und die Verzweiflung brach über sie herein. Hoffentlich fand ihre Herrin bald ein neues Opfer, an dem sie ihre Launen auslassen konnte!
Nachdem Semir und Ben eine Weile unterwegs gewesen waren, setzte der Dunkelhaarige den Blinker und fuhr an den Drive-in-Schalter des nächstgelegenen Schnellimbissrestaurants. „Was willst du?“, befragte er seinen Partner, der sich auf einen Big Mac und eine Cola beschränkte. „Sag mal-wie viele Wochen hast du schon nichts mehr gegessen?“, bemerkte Semir fassungslos, als er Ben´s Bestellung mit anhörte. „Oder willst du die Filiale aufkaufen?“, denn die drei Tüten, die sein Partner zum Fenster herein gereicht bekam, waren prall gefüllt. „Immerhin hatte ich nichts zum Frühstück!“, verteidigte sich der, während er bereits mit vollen Backen kaute. Nachdem sie gesättigt waren, auf der Streifenfahrt ebenfalls nichts Auffälliges zu bemerken war, außer ein paar Bagatellverkehrsdelikte, kehrten sie zur Dienststelle zurück. „Jetzt wäre ein Mittagsschlaf recht!“, hatte Ben bemerkt, der unauffällig seinen obersten Jeansknopf während der Fahrt geöffnet hatte. „Kein Wunder-so vollgefressen wie du bist, hätte ich auch keinen Arbeitsgeist mehr!“, erwiderte Semir grinsend und als sie dann zusammen die PASt betraten, rief ihnen Susanne zu: „Ihr sollt zur Chefin kommen!“, und so saßen sie wenig später vor dem Schreibtisch von Kim Krüger.
„Die Mordkommission hat sich mit mir in Verbindung gesetzt-die übernehmen den Fall des ertrunkenen Mannes. Ihr sollt noch einen Bericht schreiben und euch dann –ich zitiere-um euren eigenen Salat auf der Autobahn kümmern“, teilte sie ihren Männern mit und jetzt regte sich Semir auf und sprang hoch: „Mann-die sollen bloß nicht so arrogant tun-immer wenns interessant wird, reißen die die Fälle an sich! Außerdem können wir ja nichts dafür, wenn bei uns beim Mittagessen eine Leiche vorbei schwimmt-die könnten ja auch mal am Rhein ihre Pause machen, anstatt ihre Bürosessel zu verpesten!“, regte er sich auf und seine Adern an der Schläfe schwollen vor Zorn an. „Normalerweise gehört uns der Fall und immerhin haben wir schon angefangen zu ermitteln!“, rief er, aber die Chefin warf ihm einen bestimmten Blick zu. „Gerkhan-sie sind raus, schreiben sie ihren Bericht und gehen sie dann zum Tagesgeschäft über!“, befahl sie mit Autorität in der Stimme und Semir warf Ben, der unauffällig die Beine unter dem Schreibtisch der Chefin ausgestreckt hatte, noch einen wütenden Blick zu.
„Warum hast du denn nichts gesagt?“, beschwerte er sich anschließend, aber Ben zuckte mit den Schultern. „Erstens hat das bei der Krüger doch sowieso keinen Wert und zweitens war ich mit Verdauen beschäftigt!“, gab er zurück und während er seinen Computer hoch fuhr, um den Bericht einzutippen, fügte er noch hinzu: „Das Einzige was mir stinkt, ist, dass ich deswegen auf mein Frühstück verzichtet habe und heute Nacht wahrscheinlich wieder von blutigen Organen träume. Lassen wir die Kollegen machen, die werden es uns dann schon unter die Nase reiben, wenn sie den Mörder gefasst haben“, sagte er mild. „So haben wir heute wenigstens pünktlich Feierabend und kommen heim zu unseren Familien!“ „Seit wann ist dir denn der pünktliche Feierabend so wichtig?“, wollte Semir nun wissen und über Ben´s Gesicht zog ein verträumtes Lächeln. „Seit die Kinder durch schlafen haben wir wieder guten und ungestörten Sex, ich stelle immer wieder fest, wie viel wichtiger ein ausgefülltes Privatleben ist, als die Arbeit“, sagte er und jetzt musste Semir grinsen. „Du redest schon so, als würdest du auf die Rente zusteuern, aber in gewissem Sinne muss ich dir ja beipflichten-also schreiben wir den Bericht zu Ende und fahren dann wieder auf Streife. Und für die Großkontrolle nächste Woche können wir auch gleich noch mit der Planung anfangen!“, beschloss er aufgeräumt und so stiegen die beiden Punkt fünf in ihre Fahrzeuge und steuerten Richtung Heimat.Die Frau hatte intensiv die Lokalnachrichten verfolgt. Als das kleine Kölner Blatt sogar mit Bild von einem Leichenfund im Rhein berichtet hatte, kaufte sie sich sofort am nächsten Kiosk eine Ausgabe der Zeitung und starrte dann verzückt auf die Titelseite. Sie hatte soeben ihr nächstes Opfer ausersehen. Das war Schicksal und ehrlich gesagt, hätte sie den vorigen Mann sowieso demnächst entsorgen müssen, denn er hatte ihren Zwecken nicht genügt. Sie musste wohl an den Rezepturen noch etwas verändern-aber beim Nächsten würde es gelingen, da war sie sich ganz sicher!
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@Trauerkloß: Aber das wissen wir doch schon-Thore´s Mutter hat sich erhängt-das wurde doch schon in einer der vorigen Storys erzählt! Weiß bloß nicht in welcher-ich kann mir ja kaum die Titel meiner eigenen Geschichten merken, geschweige denn Folgentitel-aber das kann harukaflower dir sicher sagen.
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Niilo und Thore sind wieder im Büro, aber sie treten auf der Stelle. Manchmal ist es gut, wenn man sich eine Pause gönnt, denn wenn der Kopf zu voll ist kann man oft nicht mehr denken. Außerdem lässt ja auch Ben die Mordserie nicht los, wie wir ja wissen.
Thore geht noch ins Fitnessstudio-hey da komme ich auch gerade her-und trifft dort seinen Freund und früheren Kollegen.Jetzt wissen wir also, warum Thore nicht mehr bei seiner alten Abteilung ist-er wurde strafversetzt, weil er seinem prügelnden Vater die Schuld am Selbstmord der Mutter gegeben hat. Mit diesem Suizid hat sie das Leben ihres Sohnes ganz fürchterlich versaut, wie jeder Selbstmörder-dabei wollte sie vermutlich nur die Menschheit und vor allem ihre Familie von sich erlösen-aber so funktioniert das nicht!
Jedenfalls prügelt sich Thore unter dem Deckmantel einer Kampfsporteinlage mit Juri und verpasst dem ein blutige Nase-der war wohl einfach zu direkt. Aber trotzdem ist der nicht böse und würde Thore gerne als Partner zurück haben-na wenigstens etwas. Wir wissen ja nicht, wen wir noch alles zu Hilfe brauchen, um Ben zu retten und den Animé-Mörder zu überführen! -
Am nächsten Morgen trank Ben nur einen Kaffee und Sarah musterte ihn stirnrunzelnd. „Bist du krank?“, fragte sie, denn sonst schlug ihr Mann beim Frühstück durchaus zu, aber er schüttelte den Kopf. „Nein-ich muss nicht jeden Tag kotzen-wir müssen um neun zu einer Obduktion und ich esse da lieber hinterher erst was!“, erklärte er und Tim fragte neugierig: „Was ist das, so eine Obukion und warum muss man da kotzen?“, und jetzt überlegte Sarah, ob man sowas einem Kind schon erklären sollte. Allerdings gehörte der Tod zum Leben dazu und sie wollten die Kinder nicht in einer Seifenblase aufwachsen lassen, da waren Ben und sie sich von vorne herein einig gewesen. „Der Papa muss nachher dabei sein, wie ein Arzt einen toten Menschen aufschneidet, damit er herausfinden kann, woran der gestorben ist!“, erklärte sie und sofort fragte Tim: „Kann ich da mitkommen?“ und auch seine kleine Schwester fügte hinzu: „Ich will auch!“, was nun alle beide Eltern dazu brachte, abzuwehren. „Nein das geht nicht-vielleicht wenn ihr mal groß seid!“, und Sarah und Ben wechselten jetzt einen Blick: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, sagt man-aber dir wird da ja nicht schlecht, im Gegensatz zu mir!“, sinnierte er, erhob sich aber dann, küsste seine Kinder und zuletzt noch Sarah auf die Stirn. „Ich muss los-bis heute Abend!“, sagte er und fing Sarah´s Blick ein. „Ich freu mich schon!“, fügte er hinzu und Sarah wusste genau auf was er anspielte-der Sex vergangene Nacht war einfach wundervoll gewesen und schrie nach Wiederholung.
Semir und er trafen sich in der PASt. „Und gut gefrühstückt?“, flachste Semir und fing einen bitterbösen Blick seines Partners ein. „Ja mach dich nur lustig-was kann ich dafür, wenn es Dinge gibt, an die ich mich einfach nicht gewöhnen kann!“, brummte er und suchte im Chaos seiner Schreibtischschublade nach der Tube mit Transpulminsalbe. Als er sie gefunden hatte, steckte er sie in die Jackentasche und gemeinsam fuhren sie dann zur Pathologie, wo der Gerichtsmediziner sie bereits erwartete. „Wir haben die unbekannte männliche Leiche schon gemessen, gewogen und geröntgt. Der Mann dürfte Mitte 30 sein, gepflegt, 1,84 m groß und 80 kg schwer.“, sagte er, während er zum Edelstahltisch trat und mit der näheren Untersuchung begann. Das Diktiergerät lief mit und später würde die Sekretärin den Obduktionsbericht ins Reine tippen.
„Inspektion des Kopfes: Dichtes dunkelbraunes, leicht gelocktes Haar, an der Schädeldecke keine Auffälligkeiten!“, diktierte er, während seine kundigen behandschuhten Hände den Kopf des Toten abtastete. Man sah ebenmäßige Gesichtszüge, ein durchaus ansprechendes, attraktives Gesicht mit Dreitagebart, wenn man den Zustand des einen Auges ausblendete. „Augenhöhle links normal, dunkelbraunes Auge, nach dem Zustand des Augapfels zu urteilen dürfte der Tod vor etwa 20-25 Stunden eingetreten sein, was die gemessene Lebertemperatur bestätigt.“Als er dann zum anderen Auge-oder vielmehr zu dem Ort, an dem früher einmal ein Auge gewesen war kam, fingerte Ben hektisch nach seiner Transpulminsalbe. Auch wenn es aktuell noch nicht abstoßend roch, aber das war sozusagen sein Rettungsanker wenn es eklig wurde und schnell verteilte er einen erbsengroßen Klecks unter seiner Nase. Ab der Nasenwurzel war von dem, was einmal ein Auge gewesen war, bei dem Toten nichts mehr übrig. Ein hässlicher blutunterlaufener Krater starrte ihnen entgegen. „Zerfetztes Gewebe, so als ob man das Auge regelrecht heraus gerissen hätte, allerdings sehe ich Spuren alter Injektionen-merkwürdig! Als wäre eine Behandlung fehl geschlagen-aber wenn heute in einer Augenklinik ein Auge entfernt wird, sind das saubere Wundränder, während ich hier zwar ansatzweise Spuren eines Skalpells sehe, aber der Eingriff dann nicht ordnungsgemäß zu Ende geführt wurde.“ Der Arzt entnahm ein paar Abstriche, man machte Fotos und dann fuhr er mit der äußeren Inspektion der Leiche fort.
„Oberkörper normal, muskulös, in beiden Ellbeugen mehrere Einstiche –vermutlich von Injektionen. An den Handgelenken Blutergüsse und Fesselspuren-allerdings nicht von einem Seil, sondern eher von weichen, professionellen Fixierungen, wie übrigens genauso an den Fußgelenken. Beine o. B., aber jetzt kommen wir zum Unterleib!“, sagte er und von Ben, der die ganze Zeit krampfhaft versucht hatte, da nicht hin zu sehen, kamen Würgegeräusche. „Jetzt reiß dich zusammen-du bist ja nicht betroffen!“, schalt ihn Semir leise, aber auch ihn schauderte, wenn er sich vorstellte, was der Mann vor ihnen mitgemacht hatte.
"Penis und Skrotum braun und eingeschrumpelt, in einem Zustand der Beinahemumifizierung. Auch hier überall Spuren von Injektionen-wir beginnen jetzt mit der Leichenöffnung!“, sagte der Pathologe und griff zu dem großen und langen Sektionsmesser. Mit einem kühnen Schnitt von der Symphyse bis zum Brustbein eröffnete er den Bauch, schnitt dann ypsilonförmig weiter über die Brust und durchtrennte dann zunächst mit einer Säge das Brustbein, um Herz und Lunge komplett zu entnehmen. Als die blutig in die bereitgestellte Edelstahlschüssel plumpsten, hielt Ben es nicht mehr aus und floh nach draußen. Ihm war egal, was der Pathologe oder Semir von ihm denken würden-was zu viel war, war zu viel und er lehnte sich jetzt ans Auto, versuchte tief durch zu atmen und die aufwallende Übelkeit zu unterdrücken. Was war mit dem Mann geschehen, was hatte man ihm angetan und war der wirklich aus einer Klinik geflohen, worauf das Krankenhaushemd schließen ließ, oder war er ermordet worden?Es dauerte noch ungefähr eine halbe Stunde bis Semir erschien, der zwar ebenfalls ein wenig blass um die Nase war, sich aber besser in Griff hatte. „Sorry Partner-aber es gibt Dinge, an die werde ich mich nie gewöhnen!“, teilte ihm Ben mit und Semir nahm das stumm zur Kenntnis. „Wenn ich rauchen würde, wäre jetzt Zeit für eine Zigarette!“, bemerkte er dann und fasste in kurzen Worten zusammen, was er bei der Obduktion erfahren hatte. „So wie es aussieht, ist der Mann ertrunken und zwar im Rhein-die Wasserproben aus der Lunge werden zwar noch analysiert, aber es ist naheliegend, zumindest kam kein Badeschaum heraus. Das Blut wird gerade ebenfalls noch untersucht, aber laut Einschätzung des Pathologen hatte das Opfer noch zudem ein Nierenversagen, das unbehandelt ebenfalls zum Tod geführt hätte. Die Nierenkelche waren aufgestaut, die Blase randvoll, aber da ging nichts mehr raus-ist ja klar-wie auch. Was noch interessant war-das Gewebe um einige Einstiche in den Ellbeugen und die Venen dort, waren stark gereizt und entzündet, so als wären ihm Substanzen injiziert worden, die dafür nicht geeignet waren. Der Pathologe meint, dass kein Arzt der Welt seinen Patienten so behandeln würde, also müssen wir zumindest davon ausgehen, dass er gefangen und gefoltert wurde. Ob er ertränkt wurde, oder in den Fluss gefallen ist, müssen wir heraus finden, aber solch eine Behandlung würde jeden approbierten Arzt sofort ins Gefängnis bringen, also haben wir keinen Unfall, sondern ein Verbrechen!“, teilte er seinem Freund noch mit und während sie langsam zur PASt zurück fuhren, denn die beiden brauchten jetzt erst einmal einen starken Kaffee, sinnierten sie schon darüber nach, wo sie jetzt ansetzen sollten.
Als sie in der Zentrale ankamen, schwenkte Susanne ein Kölner Lokalblatt: „Na Jungs-habt ihr es mal wieder auf die erste Seite gebracht?“, rief sie grinsend und als sie ihren Kaffee schlürfend näher traten, war dort ein Foto von ihnen beiden mit Wolldecken um die Schultern, gestern am Rhein zu sehen. „Unbekannte Leiche von Polizisten aus dem Rhein geborgen-Unfall oder Verbrechen?“, lautete reißerisch der Titel, allerdings war da wohl der Tote schon abtransportiert gewesen und während sie den Artikel, in dem eigentlich nichts stand, kurz überflogen, kam schon die Chefin aus dem Büro: „Und meine Herren-wie sieht es aus-wollen sie heute gar keine Streife mehr fahren?“, bemerkte die Krüger süffisant und um jeglichem Stress zu entgehen, schnappte sich Ben den Schlüssel seines Mercedes und rief mit einem Blick auf seinen Partner: „Wir sind ja schon weg-ich fahre!“
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Jetzt ist meine Frage beantwortet-Ayda war die ganze Zeit in Sicherheit-eingeschlossen in einem versteckten Raum. Und wer ihr das Leben gerettet hat, war kein anderer als Achmed! Ja auch wenn er Dealer war, nicht immer fair-aber er hatte in großes Herz und Semir wird ihm vermutlich für immer dankbar sein, weil er seiner Tochter geholfen hat, sich vor den Mördern zu verstecken. So ist es im wahren Leben auch oft-kein Mensch hat nur eine gute, oder nur eine schlechte Seite-es kommt immer drauf an, welche gerade überwiegt-und Achmed hat mit seinem Leben bezahlt.
Mir war übrigens genauso schwer ums Herz wie Semir, Ben und Kevin, als du uns die drei Kinderleichen gezeigt hast, Campino-schon alleine der Anblick war schrecklich und die Eltern haben einen furchtbaren Weg vor sich. Es ist zwar ein Trost, dass es nicht Ayda war, aber jedes getötete Kind ist einfach eine Katastrophe und ich hoffe, dass Marvin und Tobias so hart wie möglich bestraft werden! Wenn jeder, dem Unrecht getan wird zu solchen Mitteln greifen würde, wäre es furchtbar auf dieser Welt, aber Gott sei Dank sind sowas doch eher Ausnahmen-aber was hilft dir das, wenn es genau dein Kind trifft? Ich habe mit Semir mit gelitten.
Was mir ein wenig Hoffnung macht-Kevin wird gerade als fast selbstverständliches Mitglied ihrer kleinen Truppe gesehen-hoffentlich bleibt das so!