Beiträge von susan

    Maria hatte kurz überlegt, aber sie würde die Fesseln des jungen Polizisten nicht lösen. Falls der noch irgendwelche Kräfte mobilisieren konnte, würde er sich vermutlich wehren und so begann sie langsam und genüsslich das Hemd aufzuschneiden, bis Ben nackt und bloß vor ihr lag. Absichtlich hatte sie die Schneide des kleinen, aber scharfen Messers manchmal ein wenig tiefer gleiten lassen, als nötig gewesen wäre, so dass einige blutende Kratzer auf Ben´s Armen zurück blieben. Das war einerseits eine kleine Warnung an ihn und andererseits erregte es die elegante Frau. Ben hatte die Luft angehalten, aber keinen Ton von sich gegeben. Er wusste, was die Verrückte jetzt von ihm erwartete, aber wenn er sie nicht zufrieden stellen würde, würde sie mit diesem Messer vielleicht Körperteile abschneiden, auf die er nicht verzichten wollte. Er überlegte fieberhaft, was er tun könnte, aber ihm fiel nichts ein.

    Nun zog sich Maria auch schon komplett aus. Noch nie hatte eine nackte Frau Ben weniger interessiert als jetzt. Er war ja früher kein Kostverächter gewesen und manchmal sogar mit Zeuginnen oder Tatverdächtigen in die Kiste gesprungen. Semir hatte ihn deshalb in der Vergangenheit des Öfteren getadelt, aber seitdem er mit Sarah zusammen war, hatten ihn andere Frauen nicht mehr interessiert. Klar schaute er mit Wohlwollen auf hübsche weibliche Wesen, die seinem Beuteschema entsprachen, aber er hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, fremd zu gehen-er hatte doch zuhause alles, was ein Mann begehrte. Seiner Sarah und ihm wurde im Bett-oder auch anderswo-nie langweilig, sie hatten Freude am gemeinsamen Sex und eigentlich hatte er sich für den Abend, an dem er entführt worden war, bereits wieder wunderbare Dinge ausgedacht.

    Dass es jetzt so enden sollte, hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Alles vom Nabel abwärts war ein einziger Schmerz, es brannte und tat weh und er musste eigentlich dringend auf die Toilette, aber alles war zu geschwollen und empfindlich. Zofia hatte mehrfach in der Nacht das Handtuch unter seinem Unterleib erneuert und er hatte das Blut gesehen. Irgendetwas war dort ganz und gar nicht in Ordnung, außerdem fieberte er, ihm war immer wieder übel und sein Bauch tat von den Schlägen des Kolosses weh.
    Nun wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf Maria gelenkt, die voller Staunen und fasziniert die kleinen Blutströpfchen betrachtete, die aus den Kratzern an seinen Armen sickerten. Sie beugte sich über ihn und leckte ein wenig Blut ab. Ben sah voller Abscheu, wie sie verzückt davon kostete-na klar, sowas gefiel der Verrückten.
    Fieberhaft dachte er nach, was er tun oder sagen sollte, um die Situation hier zu überleben, denn eines war sonnenklar-er konnte und wollte kein Kind mit dieser brutalen Frau zeugen. Er wusste, dass sie Maria hieß-der Behinderte hatte sie einmal so genannt. Anscheinend hatte sie diesmal nicht vor, ihm das Teufelszeug zu spritzen, das ihn bewegungsunfähig machte. Falls er sie dazu bringen könnte, ihn los zu machen, hätte er vielleicht, wenn er alle Kräfte mobilisierte, eine Chance sie k.o. zu schlagen. Immerhin war er in Selbstverteidigung ausgebildet und wusste, wie man mit Technik und wenig Kraft einen anderen Menschen ausschaltete. Beim letzten Mal hatte es nur nicht funktioniert, weil der Koloss über Kräfte verfügte, die fast unmenschlich waren.

    So legte er nun alles Begehren in seine Stimme, das er aufbringen konnte. Wenn es nötig war verfügte er über Schauspielerqualitäten-und hier ging es um sein Leben! „Maria!“, sagte er. „Du bist so wunderschön, ich möchte dich gerne überall berühren!“, dabei stieß ihn nicht nur ihre Seele, sondern auch ihr Körper ab. Sie war zwar nicht dick, hatte aber keine Kurven wie seine Sarah, sondern wirkte irgendwie kantig und unweiblich, auch wenn er den Duft eines sicher teuren Parfums roch, die Muskeln vermutlich mit Trainingsgeräten fit gehalten wurden und ihr Gesicht auch beileibe nicht hässlich war. Aber wahre Schönheit kam eben von innen und er kannte Frauen, deren Körper war überhaupt nicht perfekt, aber dennoch waren sie hoch attraktiv, eben weil sie ein herzliches Lachen, strahlende Augen mit Lachfältchen, einen edlen Charakter oder sonstige Fähigkeiten hatten, die einen Mann genauso wie das Äußere ansprachen. Aber im Krieg und in der Liebe war alles erlaubt, sagte man-nun, er befand sich hier im Krieg und durfte deswegen lügen. Tatsächlich konnte er erkennen, dass Maria einen kurzen Augenblick überlegte. Dann aber zog ein verächtliches Grinsen über ihr Gesicht. „Du sollst mich nicht berühren, sondern ein Kind zeugen, das geht auch im Liegen!“, erwiderte sie hart und Ben atmete enttäuscht aus. Er musste gegen eine anflutende Übelkeitswelle ankämpfen, als er in ihrem Mundwinkel die Blutspur sah-sein Blut.

    Maria´s Blick richtete sich auf seine Körpermitte. „Und-wird’s bald?“, blaffte sie und erst nach einer Weile begriff Ben, was sie erwartete-eine Erektion. „Tut mir leid, aber auf Knopfdruck kommt ein Mann nicht in Stimmung!“, versuchte Ben zu erklären, aber wieder lachte sie auf. „Da habe ich aber was ganz anderes gelesen-ihr braucht doch nur an ne Frau denken und schon wirds eng in eurer Hose. Hier ich bin nackt, das muss genügen-oder gefalle ich dir etwa nicht!?“, fügte sie drohend an und Ben in dessen Kopf es verzweifelt ratterte, beeilte sich zu versichern: „Nein, nein, du bist wunderschön-nur ich müsste erst mal dringend zur Toilette“, versuchte er eine Ausflucht, aber da fuhr ihm Maria sofort wieder in die Kandare. „Du hattest die ganze Nacht und den Morgen Zeit, um deine Bedürfnisse zu befriedigen, jetzt bin ich dran und wenn ich schwanger bin, was heute zu hundert Prozent passieren wird, kannst du meinetwegen aufs Klo, aber nicht vorher. Ich will dich jetzt sofort!“, presste sie hervor und bevor sich der dunkelhaarige Polizist versah, hatte sie sich schon rittlings auf ihn gesetzt. Nur-natürlich regte sich bei ihm gar nichts, im Gegenteil, der Schmerz und die Angst fluteten wie eine Welle über ihn hinweg und er erbrach sich aufs Kopfkissen.
    „Was soll das-findest du mich etwa zum Kotzen!“, schrie nun Maria mit vor Zorn funkelnden Augen und verpasste ihm einen harten Schlag ins Gesicht, der seine Lippe aufplatzen ließ. Ben hatte es fast erwartet, als sie begonnen hatte, ihn zu schlagen, fand sie Gefallen daran und prügelte nun erst mal mit den Händen und Fäusten auf ihn ein, bis sie selber ganz außer Atem war. Ben hatte versucht mit dem Kopf auszuweichen und als sie seinen Bauch bearbeitete, hatte er die Muskeln angespannt, damit sie ihn nicht noch mehr verletzte, wobei das schweineweh tat-der Koloss gestern hatte ihn ordentlich erwischt und die Rippen schmerzten sowieso, als wenn er 15 Runden geboxt hätte.
    Ben überlegte schon die ganze Zeit, während er den Kaskaden von Schlägen auszuweichen versuchte, was er sagen könnte, damit sie von ihm abließ. „Ich würde ja gerne mit dir schlafen, aber ich bin es gewohnt, oben zu liegen!“, schwindelte er, aber jetzt hatte er wahrlich zu dick aufgetragen. „Halt den Mund und tu, was von dir verlangt wird, sonst wirst du mich kennen lernen!“, brüllte Maria mit endloser Wut in der Stimme, schwang sich von ihm herunter und packte ihren Schal, den sie achtlos hatte zu Boden fallen lassen. Genüsslich schwenkte sie ihn vor seinen Augen: „Na warte-dir werde ich helfen, du wirst mir jetzt sofort deinen Samen geben, sonst hol ich mir den und ein falsches Wort, dann hast du einen Knebel im Mund!“, keifte sie und sah sich dann suchend im Zimmer um.

    Semir hatte indessen voller Sorge und Abscheu auf dem Monitor verfolgt, was Maria mit seinem Freund anstellte. Dieter und Jenny waren inzwischen im Haus, Dieter passte in der Küche auf, dass die ältere Frau mit dem Kind nicht türmte und Jenny kam nun die Treppe nach oben, auf der Suche nach ihrem türkischen Kollegen. Sie meinte aus einem Zimmer Ben´s Stimme vernommen zu haben und wollte gerade eintreten, da stellte sich Semir, der mit Tränen in den Augen den Bildschirm beobachtete, ihr in den Weg. „Jenny-lass bitte Ben seine Würde-er wird gerade von einer Frau vergewaltigt und ich habe keine Ahnung wo er sich befindet-das ist eine Videoaufzeichnung. Hartmut ist unterwegs, er ist der einzige, der jetzt noch helfen kann, aber bitte bleib draußen-es ist schlimm genug, dass ich das mit ansehen muss, aber ich versuche aus den Bildern irgendeinen Hinweis zu bekommen, wo er sein könnte“, probierte er zu erklären. In diesem Moment hörte man einen markerschütternden Schrei, der in einem Gurgeln endete und Jenny gefror fast das Blut in den Adern, während Semir sie hinaus schob und die Tür hinter ihr schloss. Oh mein Gott-was hatte dieses Monster seinem Freund nur angetan?

    Kevin fährt zu seinem Vater. Ja die Spannung zwischen den beiden hast du meisterhaft beschrieben, Campino.
    Die Stimmung im Nachtclub, bevor die Rush Hour beginnt, kann ich mir bildlich vorstellen, auch Brandy und das ganze Ambiente. Erik denkt anscheinend, es wäre wieder alles in Butter zwischen ihm und seinem Sohn-wie er allerdings auf die Idee kommt, ist mir schleierhaft. Kevin hat ja bisher bewusst gar nichts für seinen Vater getan, aber Erik wurde seinetwegen von Anis in Schutz genommen, oder musste wenigstens nicht zahlen.
    Aber weil für Erik ja Geld das Wichtigste überhaupt zu sein scheint, versucht er Kevin davon zu überzeugen, sich wieder für ihn ein zu setzen-da kann er aber lange warten. Und was hat Erik mit dem Stundenhotel zu tun? Was sollte der Zettel mit dem Namen drauf?
    Das ist so ungefähr das Blödeste, was dir als Polizist passieren kann-dein Vater eine Unterweltgröße, da sind die Vorurteile der Kollegen schon vor programmiert! Wenn Kevin was raus findet, werden Semir, Ben und auch Jenny ihm hoffentlich glauben, dass er nicht mit seinem Vater klüngelt!

    Irgendwie arbeiten unser Team eins und zwei gerade ziemlich harmonisch zusammen-das hätte ich mir anfangs nicht träumen lassen!
    Jeder versucht möglichst professionell zu sein, aber trotzdem spürt man die Sorge umeinander und sogar Kevin kriecht ein wenig aus seinem Schneckenhaus.
    Mit der Aushebung des Stundenhotels hat man sicher einen Schlag gegen die organisierte Kriminalität in der Stadt geschafft, da kann die Chefin sogar über die Zerstörung des "Leihmotorrads" hinweg sehen.
    Hoffentlich nimmt Kevin zum ausstehenden Gespräch mit seinem Vater eine Rückendeckung mit, aber er ist immerhin Semir gegenüber ehrlich, das finde ich gut!

    Ben ist tatsächlich dabei, auf zu wachen. Es hätte durchaus genügt, ihm Schmerzmittel zu geben, aber dieser arrogante Schnösel Dr. von Zadelhof schießt ihn gleich komplett ab und lässt Andrea in Angst und Sorge vor der Intensiv warten-na super!
    Den Namen werde ich mir merken-falls sich der mal bei uns bewerben sollte ;) .
    Aber das gesamte Pflegepersonal einer Station, wenn nicht sogar der ganzen Klinik als Gegner zu haben, ist auch nicht so prickelnd, da kann sich unser arroganter Schnöseldoktor noch auf was gefasst machen :evil: .
    Aber die Stationsleitung hat das Herz am rechten Fleck-nachdem sie gemeinsam mit Marco den Patienten versorgt hat, redet sie mit Andrea und gibt sozusagen Entwarnung-prima!

    Ben war am Morgen in einem schrecklichen Zustand, wie Zofia voller Mitleid bemerkte. Er hatte hohes Fieber, sah mit den Augen, die in tiefen Höhlen lagen- davon eines entzündet- und den verschwitzten Strähnen in der Stirn, schwer krank aus, war aber trotz seines schlechten Gesundheitszustands immer noch ein attraktiver Mann. Wenn sie nicht ihre Tochter schützen müsste, wäre sie einfach zur nächsten Polizeistation gelaufen, aber so musste sie um das Leben ihres Kindes fürchten.

    Wie hatte sie nur auf diese Schlange Maria herein fallen können? Die hatte in einer polnischen Lokalzeitung eine Annonce veröffentlicht, in der sie eine Haushaltshilfe nach Köln in Deutschland suchte. Kind kein Hindernis, hatte darin gestanden und so hatte sie die vermeintliche Chance beim Schopf ergriffen. Der Vater ihrer Tochter arbeitete auch seit Jahren im Ruhrgebiet, kam aber nur zweimal jährlich nach Hause und unterstützte sie auch finanziell nicht. Sie waren nicht verheiratet und sie war sich auch nicht im Klaren gewesen, ob sie an einer Beziehung mit ihm noch interessiert war. Allerdings hatte sie im Internet nachgesehen-Köln war vom Ruhrgebiet nicht allzu weit weg und sie hatte gehofft, hier einfach arbeiten und Geld verdienen zu können und ihn wenigstens gelegentlich zu treffen, um sich über ihre Gefühle klar werden zu können. Sie war gelernte Hotelfachfrau, allerdings war die Arbeitslosigkeit in ihrer Heimat sehr hoch und der Verdienst so klein, dass man nur mühsam überleben konnte. Viele ihrer Bekannten hatten zumindest zeitweise in Deutschland gearbeitet und dort gutes Geld verdient und so hatte sie heftig Deutsch gelernt und auch versucht ihrer Tochter die Sprache näher zu bringen-vielleicht würden sie dort ihr Glück finden, oder sich zumindest ein finanzielles Polster anlegen können, bevor das blonde Mädchen eingeschult wurde.

    Vor einigen Monaten dann hatte sie ihre Koffer gepackt und sich von ihren Freunden verabschiedet. Ihre Eltern waren beide kurz zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen und so hatte sie niemanden mehr, der mit ihr in Kontakt war, oder nach ihr suchen würde. Maria hatte ihr eine Zugfahrkarte geschickt und so war sie am Kölner Hauptbahnhof mit ein paar großen Koffern und einer staunenden Eva angekommen und dort von Maria abgeholt worden. Die war sehr freundlich gewesen und sofort mit ihnen zu diesem Haus hier direkt am Rhein gefahren. Es war ein bescheidenes kleines Anwesen im Bereich des alten Rheinhafens, in dem früher wohl ein Lademeister gewohnt hatte. Im Parterre befanden sich die Wohnräume, die ganz normal eingerichtet waren, es gab Fernseher, Stereoanlage und eine gut ausgestattete Küche, dazu zwei Schlafzimmer. Das umgebaute Kellergeschoss und seinen Bewohner, der wenig später unter Qualen gestorben war, hatte sie erst am nächsten Tag zu Gesicht bekommen.

    Noch während sie sich umgeschaut hatte, war Maria plötzlich weg gewesen und ihre kleine Tochter auch. Zofia hatte schreckliche Stunden voller Angst durchlebt, bis Maria wieder gekommen war und ihr wahres Gesicht gezeigt hatte. Sie hatte ihr erklärt, ihre Tochter sei an einem sicheren Ort und es ginge ihr gut, aber wenn sie versuchen würde zur Polizei zu gehen, oder nach ihr zu suchen, würde sie dafür bestraft oder getötet werden. Eine Mutter würde ihr Kind nicht in Gefahr bringen und so hatte sie zwar stundenlang geweint, aber trotzdem das Opfer im Keller, ebenfalls einen gut aussehenden, dunkelhaarigen schlanken Mann versorgt, der jeden Tag aufs Neue ein Martyrium durchlebt hatte. Er hatte sie um Hilfe angefleht und sie hatte wieder und wieder mit sich gerungen, aber das Wohl ihrer Tochter war einfach das Wichtigste und Maria hatte ihr auch immer wieder Bilder ihres kleinen Mädchens beim Spielen gezeigt, die darauf aber gut genährt und sauber aussah. Zofia hatte zuerst Angst gehabt, dass sie vielleicht an Kinderschänder verkauft worden war, aber auf den Fotos wirkte sie nicht verstört und so hoffte sie einfach, dass es ihr gut ging.

    Nachdem der zweite Mann geflohen war, hatte Maria ihr kleines Mädchen gezüchtigt, davon ein Video gedreht und es ihr gezeigt. Dabei hatte Zofia ihm eigentlich gar nicht direkt zur Flucht verholfen, sondern nur die Außentüre nicht abgesperrt, als sie zum Einkaufen gegangen war. Niemand hatte sich vorstellen können, dass er überhaupt noch laufen konnte, so fürchterlich hatte Maria ihn die Tage zuvor gefoltert, aber es war ihm irgendwie gelungen das Haus zu verlassen. Dann hatten ihn allerdings wohl die Kräfte verlassen und er war in den Rhein gefallen, der direkt hinter dem Häuschen vorbei floss. Nun lebte Zofia in beständiger Angst, dass ihre Herrin ihr Kind erneut verprügeln oder sogar noch Schlimmeres anstellen würde, wenn sie nicht tat, was ihr befohlen wurde.

    So wusch sie Ben erneut mit kühlem Wasser, bot ihm zu trinken an, was er aber nicht bei sich behielt und versuchte sich innerlich nicht von seinem Leid berühren zu lassen. „Bitte-bitte verständigen sie meinen Partner bei der Polizei-Semir!“, flüsterte er. „Ich verspreche ihnen-der holt sie und mich hier raus, sie sind doch nicht freiwillig hier, sie gehören doch nicht zu denen!“, versuchte er sie zu erweichen, aber Zofia verrichtete schweigend ihre Arbeit. Sie konnte auch nicht antworten, die Kamera war auf sie beide gerichtet und sie wusste weder, ob Maria ihnen gerade zusah, noch ob das aufgezeichnet wurde, oder auch eine Tonübertragung stattfand.

    Tatsächlich hörte Maria Ben´s Worte in ihrem Schlafzimmer. Sie würde jetzt aufbrechen und sich ihren Gefangenen vornehmen. Es war bereits später Vormittag, sie hatte länger als sonst geschlafen und sich danach sorgfältig zu Recht gemacht. Heute würde ihr Kind gezeugt werden und der Dunkelhaarige sollte nur nicht versuchen, sich davon zu stehlen. Sie würde seinen Samen bekommen, ob er wollte oder nicht! Maria nahm noch gemeinsam mit ihrem Bruder ein kräftiges Frühstück zu sich und brach dann auf. Für Elias hatte sie ein neues Playstationspiel gekauft, er war schon ganz außer sich vor Freude, das sofort in ihrem Haus am Fluss zu spielen.
    Als sie in die geschotterte Einfahrt fuhren, öffnete Zofia die Tür. „Elias-du darfst gleich an die Konsole und ich will nicht gestört werden. Wenn ich jemanden brauche, rufe ich euch!“, befahl Maria und Zofia nahm demütig die Anweisung entgegen, während Elias sofort das Spiel auspackte und in die Konsole schob-er war die nächsten Stunden versorgt, so viel war sicher.

    Maria ging derweil ins Kellergeschoss. Fast zitterten ihre Hände vor Aufregung, als sie die Tür aufschloss. Als erstes trug sie das Babyphon hinaus-es ging Zofia nichts an, was sie mit dem Vater ihres zukünftigen Kindes sprach. Dann trat sie mit vor Vorfreude leuchtenden Augen an das Bett. „Heute ist der Tag an dem unser gemeinsames Kind gezeugt wird-ich hoffe du freust dich!“, sagte sie mit einem tiefen Unterton in der Stimme, zog seine Decke weg und zückte dann ein kleines Messer. Ben, der soeben aus einem Fiebertraum erwachte, sah sie voller Entsetzen an und hielt die Luft an, als sich das Messer auf ihn herab senkte.

    Alle Hochachtung-Semir stellt sich selber hintan, als er begreift, dass Andrea erst zur Ruhe kommen wird, wenn sie Ben mit eigenen Augen gesehen hat. Obwohl er selber liebend gerne sofort zu seinem Freund düsen würde, organisiert er, dass erst mal Andrea zu ihm darf.
    Die setzt sich an sein Bett, streichelt ihn und sagt, was ihr auf der Seele brennt.
    Ben ist extubiert und hat keine Sedierung mehr, also ist anzunehmen, dass er alles mitkriegt, was Andrea zu ihm sagt. Mal sehen, ob er drauf reagiert, oder ob er noch zu erschöpft ist.

    Jetzt weiß ich nicht, was ich aufregender fand-Kevins Verfolgungsjagd, oder Ben´s Suche nach Jenny in dem Stundenhotel, das auf mich ein wenig wie eine Geisterbahn wirkt-leider eine sehr reale. :( In jedem Stockwerk ein neuer Schreck, nur gut, dass sich Jenny und Ben nicht versehentlich gegenseitig abgeknallt haben, dieses Valkyr ist ja wirklich ein Teufelszeug, das die Menschen zugrunde richtet, die ihm verfallen sind.
    Der jugendliche Junkie wird dann von Ben nach allen Regeln der Kunst entwaffnet-ich hoffe die kriegt in der Entzugsklinik die Kurve und die Dealer werden verurteilt.
    Jenny kriegt noch ne kurze Info über Kevin´s Verfolgungsjagd mit dem Motorrad und ich hoffe jetzt, dass Semir nicht in den Rhein springen musste, um seinen Kollegen zu retten.

    Hui das warverdammt knapp-bzw.-wir wissen ja noch gar nicht, ob Kevin den Sturz ins Hafenbecken überlebt hat-aber es war auf jeden Fall eine filmreif beschriebene Verfolgungsjagd, die in meinem Kopf abgelaufen ist, wie als würde ich vor dem Fernseher sitzen und Cobra gucken! ;) Blöderweise konnte der Typ in dem SUV allerdings fliehen, denn Semir wird sich jetzt um Kevin und nicht um dessen Verfolgung kümmern.

    Jenny hatte auch verdammtes Glück, dass die Handgranate sie nicht in Stücke gerissen, sondern nur ein Stockwerk tiefer befördert hat. Ich bin aber trotzdem froh, dass Ben sich um sie kümmert, man weiß ja nicht, wie viele von den Ganoven da noch in diesem Haus rumspringen.

    Jetzt bin ich völlig in die Atmosphäre im Ragnarök eingetaucht. Mann das ist vielleicht gruselig -und super beschrieben!
    Kevin kannte sicher den ersten Junkie und Horrortripps nach so nem Teufelszeug sind wohl die Regel.
    Allerdings haben die Dealer unser B-Team gerade entdeckt und eben gelingt es ihnen noch Hilfe zu holen, bevor sie eingekesselt werden.
    Mann-Semir und Ben-beeilt euch und rettet Jenny und Kevin, die haben nicht mehr viel Zeit!

    Das war wirklich ein Blödsinn, Ayda die gut Nachricht zu verheimlichen, dass Ben lebt. Klar hat Andrea das Beste für ihre Tochter im Sinn gehabt, aber wie so oft hat das nicht funktioniert. Aber deshalb hat man ja Eltern, damit der eine das abfängt, was der andere vielleicht falsch gemacht hat und so kann Ayda geborgen schlafen, Andrea macht ihre Aussage, Polizeischutz ist auch genehmigt und eine kleine Spur, die zu Gabriela´s Ergreifung führen könnte, hat man durch das seltene Parfum auch gefunden!
    Ben hat die Nacht auch gut überstanden und soll langsam aufwachen-na ja-Andrea, in allen Ehren, aber ich denke Semir an seiner Seite wäre dem lieber, aber natürlich muss man auch auf Andrea´s Gefühle Rücksicht nehmen. Aber prinzipiell sieht es an allen Fronten gar nicht so schlecht aus, ich freu mich!

    Nachdem er der Verkäuferin erklärt hatte, wie sie in die PASt kam, um das Phantombild dort erstellen zu lassen, sprang Semir ins Auto und fuhr mit quietschenden Reifen in Richtung Bürohaus. Von unterwegs rief er die Sekretärin der Autobahnpolizei an: „Susanne-schick mir bitte sofort Verstärkung-ich brauche ein paar Mitarbeiter, die mit mir das Gebäude durchsuchen und Leute befragen können- in den alten Hafen und finde bitte heraus, was für Firmen und Mitarbeiter in dem Bürohaus sind, in dem unser Ertrinkungsopfer ein Büro anmieten wollte. Wir suchen eine große brünette Frau, elegant gekleidet mit Schuhgröße 43 und verschiedenfarbigen Augen-ich würde sie sofort erkennen, ich bin nämlich mit ihr im Fahrstuhl gefahren. Oh verdammt, da steh ich vermutlich keinen Meter von Ben´s Entführerin entfernt und merke es nicht. Vielleicht gibt es dort aber auch Kellerräume, in denen Ben gefangen gehalten wird, die Nähe zum Rhein wäre jedenfalls gegeben!“, informierte er Susanne und die leitete sofort alles Nötige in die Wege.

    Von unterwegs rief er auch noch den Makler an, der ihm das fragliche Büro gezeigt hatte, aber das war inzwischen vermietet und der hatte auch keinen Schlüssel mehr für die Räumlichkeiten, auch erinnerte er sich überhaupt nicht an die Frau aus dem Aufzug, wie er Semir überzeugend versicherte, der inzwischen beim Bürohaus eingetroffen war. Gerade als der kleine Polizist sein Fahrzeug auf dem Firmenparkplatz abgestellt hatte, verließ ein Mann das Haus und der kleine Türke nutzte die Gelegenheit, um ins Gebäude zu kommen. „Entschuldigen sie-ich suche eine Frau, groß, elegant, brünett!“, begann er, aber der Mann schüttelte den Kopf. „Hören sie-ich habe nur gerade meine Steuerunterlagen abgegeben und kenne hier niemanden!“, erklärte er, stieg in seinen Wagen und fuhr davon.
    Semir musterte die Firmenschilder unten im Hausflur-verdammt, das waren eine ganze Menge-etwa 30 Firmen, ohne Verstärkung würde er ewig brauchen, aber in diesem Augenblick bog schon ein Streifenwagen in den Hof ein.
    Jenny und Dieter stiegen aus und eilten zu ihm. „Wir waren gerade ganz in der Nähe und es kommt noch ein weiteres Fahrzeug“, teilten sie ihm mit und nun durchflutete neue Energie den türkischen Kommissar. Mit wenigen Worten erklärte er, wen sie suchten und als nur Minuten später der Hausmeisterservice um die Ecke bog, um die Hofreinigung vor zu nehmen, schnappte er sich den, nahm Jenny mit, während Dieter schon an der ersten Tür klingelte und gemeinsam mit dem erstaunten, aber fügsamen Handwerker durchsuchten sie zunächst die Kellerräume-leider ohne Erfolg. Auch dieser Mann beteuerte, noch nie auf eine große Frau geachtet zu haben und so begannen nun auch Semir und Jenny, sowie die beiden anderen Streifenbeamten, sich nun systematisch von unten nach oben durch zu fragen. Ihnen wurde überall willig Zutritt gewährt, aber bisher war noch in keinem der Büros die Frau gewesen und sie war auch niemandem aufgefallen, es war doch ziemlich Publikumsverkehr in dem Gebäude und Semir befürchtete schon, dass sie hier nur Kundin gewesen wäre-aber wie sollten sie sie dann finden?

    Sie hatten noch drei Firmen, als sich Susanne meldete, die inzwischen am PC ihre Recherchen gemacht hatte.
    „Semir, ich habe von den anderen bereits erfahren, welche Firmen ihr schon überprüft habt, aber eine der drei, die ihr noch nicht kontrolliert habt, klingt interessant. Gregor-Mengele heißt die und entwickelt seit drei Jahren hier in Köln Maschinen für die Biolandwirtschaft. Die Produktion der Geräte findet in Südamerika statt, die Firma an sich gibt es allerdings schon seit den Fünfziger Jahren. Ich schicke dir ein Foto der Eröffnung hier in Köln, darauf ist die Firmeninhaberin Maria Gregor zu sehen, schau dir das mal an!“, bat sie ihren Kollegen und als Semir nun einen Blick auf das Bild warf, rief er sofort: „Das ist die Frau mit der ich im Aufzug gefahren bin!“, und sammelte seine Kollegen um sich. Mit der Hand am Holster läuteten sie an der Bürotür, woraufhin der Türsummer ertönte. Als sie angespannt eintraten-Semir in Zivil vorneweg, fragte eine junge Frau, die neben drei Männern mittleren Alters in dem Großraumbüro am Computer arbeitete, freundlich: „Wie kann ich ihnen helfen?“, allerdings erstarrte ihr Blick, als nun die vier Uniformierten nachdrängten.
    „Gerkhan, Kripo Autobahn-wir suchen Maria Gregor-ist sie da?“, wollte nun Semir wissen, der den Raum mit Blicken abgescannt, aber die große Frau nicht entdeckt hatte. „Nein-sie wollte heute überhaupt nicht ins Büro kommen“, erhielten sie Auskunft, aber Semir wollte es darauf nicht beruhen lassen. Zwei Türen führten aus dem Großraumbüro und katzengleich näherte er sich der einen davon. „Ist das ihr Zimmer?“, fragte er und als die Angestellten, die ihre Arbeit kurz unterbrochen hatten, nickten, riss er mit gezogener Waffe die Tür auf. Aber wie die junge Frau bereits angekündigt hatte, das gediegen eingerichtete Büro war leer. Semir sah noch kurz in die anderen Räume, die sich als Teeküche und Waschraum heraus stellten und betrachtete dann nachdenklich die Bilder, die im Chefbüro auf dem Schreibtisch standen. Darauf waren drei Personen zu sehen, zwei der Bilder waren bereits etwas älter und in Schwarzweiß und zeigten einen Mann, der Semir irgendwie bekannt vorkam, er wusste nur nicht woher und die beiden anderen zwei Frauen, die eindeutig verwandt waren. Auf dem farbigen Porträt blickte eine Dame mit verschiedenfarbigen Augen lächelnd in die Kamera und wies eine unbestreitbare Ähnlichkeit mit der Firmenchefin auf, deren Foto Semir vor wenigen Minuten auf dem Handy betrachtet hatte. Semir zog alle Schubladen auf, aber in dem Schreibtisch herrschte penibelste Ordnung und Sauberkeit, die Akten standen ordentlich in Regalen, da etwas heraus zu finden würde Tage dauern.

    Nun aber wandte sich der kleine Türke an die Mitarbeiter. „Wo kann ich Frau Gregor finden, haben sie mir eine Adresse oder eine Telefonnummer? Ich muss sie dringend befragen!“, forderte er und die junge Frau notierte eine Handynummer auf einem Zettel. „Das hier ist der einzige Kontakt den ich besitze-oder wisst ihr, wo die Chefin wohnt?“, fragte sie ihre Kollegen, die aber alle drei stumm den Kopf schüttelten.
    „Halten sie sich bitte zur Verfügung, ein Kollege wird hier warten, ob der Richter einen Durchsuchungsbeschluss ausstellt!“, ordnete Semir mit Autorität in der Stimme an und kontaktierte Susanne. „Kannst du eine Privatadresse von Maria Gregor herausfinden-und ich schicke dir eine Handynummer, vielleicht könntest du mir die orten, unsere Zielperson ist nicht im Büro“, bat Semir die Sekretärin und deren Finger flogen über die Computertastatur. „Ich schicke dir die Wohnadresse und wie ich sehe, kann ich dort aktuell auch das Handy orten“, rief sie und nun drang die Stimme der Chefin durchs Telefon. „Herr Gerkhan, ich werde versuchen einen Durchsuchungsbeschluss für das Büro und das Wohnhaus zu bekommen, das kann aber eine Weile dauern, immerhin haben wir außer wenigen Indizien bisher keinen richtigen Beweis, dass Frau Gregor etwas mit Ben´s Verschwinden zu tun hat. Aber ich werde mir alle Mühe geben, die Staatsanwaltschaft und den Richter davon zu überzeugen!“, rief sie und wenig später waren Semir, Dieter, Jenny und ein weiterer Polizist unterwegs zur angegebenen Adresse, die sich als Gründerzeitvilla in einer wunderschönen Wohngegend heraus stellte. Der parkähnliche Garten war von einer hohen Mauer umschlossen und ein geschwungenes Metalltor riegelte das Grundstück zur Straße hin ab.

    Kein Fahrzeug war zu erkennen, das Garagentor stand offen und Semir versuchte einen Blick ins Innere zu erhaschen. Auf dem Rasen lag ein Ball, aber ansonsten war keine Menschenseele zu sehen. War Ben dort drinnen? Semir versuchte eine mentale Verbindung zu seinem Freund aufzubauen, er hatte in der vergangenen Nacht von ihm geträumt, aber es waren keine schönen Träume gewesen. Ohne allerdings einen Beweis dafür zu haben, war Semir sich sicher, dass Ben noch lebte. Wenn sie jetzt allerdings mit Polizeigewalt eindrangen, konnte man die Frau vielleicht zu einer Kurzschlussreaktion herausfordern, weil auch noch kein Durchsuchungsbeschluss vor lag, wäre jedes gewaltsame Eindringen momentan illegal und so beschloss Semir, einen Mittelweg zu gehen. „Ihr wartet hier draußen, bis wir grünes Licht vom Richter kriegen und ich schaue mich mal dort drinnen ein wenig um!“, teilt er seinen Begleitern mit und war auch schon auf dem Nachbargrundstück, das keinen Zaun drum herum hatte, verschwunden. Auch dort stand ein hoher Baum, dessen dicht belaubte Äste über die Mauer ragten. Katzengleich erklomm Semir den Baum und sprang wenig später in den Garten des Gregoranwesens. Keine Alarmanlage ertönte, er konnte auch auf den ersten Blick keine Überwachungskameras erkennen und so schlich er vorsichtig näher-und tatsächlich, eine Nebeneingangstür war nicht abgeschlossen und schon war er im Haus verschwunden.

    Leise schlich er durch die Gänge. Plötzlich hörte er Stimmen-eine Kinderstimme fragte etwas und eine ältere Frau beantwortete geduldig die Frage. Was war das für ein Kind? Susanne hatte nur von drei hier gemeldeten Personen gesprochen, Maria Gregor, Elias Gregor, über den sie gar nichts heraus gefunden hatte und Emanuela Garcia, eine sechzigjährige Brasilianerin. Hatte Maria ein Kind, von dem sie nichts wussten, oder was wurde hier gespielt?
    Vorsichtig spähte Semir durch die angelehnte Tür, aus der die Stimmen drangen, da stand ein etwa fünfjähriges blondes Mädchen auf einem Stuhl und rührte eifrig in einer Teigschüssel, während die Besitzerin der älteren Stimme nicht zu sehen, aber zu hören war. Aha hier wurde gekocht und leise schlich Semir weiter. Durch eine Glastür konnte er in ein geräumiges Wohnzimmer blicken, vor dem eine wunderschöne Terrasse lag, auch das war leer. Die anderen Türen führten in Waschräume, ein Esszimmer und nun wollte Semir sich in den Keller schleichen-wo sonst konnte man einen Gefangenen besser verstecken? Die Tür die augenscheinlich dorthin führte war allerdings abgeschlossen und als Semir die Klinke herunter drückte, bemerkte er eine Staubschicht darauf-die war also schon länger nicht mehr geöffnet worden.

    Kurz entschlossen ging er deshalb ins Obergeschoß und die erste Tür, die er öffnete, war ein typisches Jungenzimmer mit Postern an den Wänden, einem Fernlenkauto und allerlei anderem Spielzeug am Boden und einem Dartspiel an der Wand. Was allerdings Semir´s Blicke magisch anzog war der Schlafanzug, der achtlos aufs Bett geworfen war-der war riesig! Als Semir vorsichtig den Kleiderschrank öffnete, war die Konfektionsgröße darin 56 und die Schuhe glichen Kindersärgen. Leise schlich Semir weiter und neben zwei Bädern gab es noch zwei kleinere Kammern, in denen wohl die Haushälterin und das Kind schliefen.

    Nun wurde Semir magisch von der letzten Tür des Stockwerks angezogen. Befand sich seine Zielperson dort drin? Er lauschte, konnte aber nichts hören. Als er die Klinke betätigte, war die Tür abgeschlossen, aber nun zog Semir kurz entschlossen einen Dietrich aus seiner Tasche. Es war ein Kinderspiel das Schloss zu knacken und Sekunden später huschte er in den Raum der augenscheinlich das Schlafzimmer von Maria Gregor war. Es war leer, ein Handy lag auf dem Nachttisch, aber der Blick des kleinen Türken wurde nun magisch von dem Bildschirm gegenüber vom Bett angezogen. Als er erkannte, wer und was darauf zu sehen war, entwich ein entsetzter Laut seinen Lippen. Verzweifelt verfolgte er das schreckliche Schauspiel darauf und zog nun sein Smartphone. „Susanne-schick sofort Verstärkung zum Wohnsitz der Gregors und vor allem Hartmut-ich habe Ben aufgespürt und sehe ihn auf einem Bildschirm, allerdings habe ich keine Ahnung, wo er sich befindet. Er lebt noch und Maria Gregor ist bewiesenermaßen seine Entführerin, aber ich habe keine Ahnung wo die beiden sind-ich weiß nur-es ist schrecklich!“, sagte er mit ersterbender Stimme und konnte derweil den Blick nicht vom Monitor abwenden.
    „Ich leite alles in die Wege!“, versicherte Susanne und der kleine Türke rief nun noch Dieter an. „Läutet oder kommt sonst irgendwie rein-ich brauche euch hier-im Haus ist allerdings niemand Gefährliches-die Bestie hält sich woanders auf!“, sagte er mit ersterbender Stimme und fast musste er sich festhalten, so brutal waren die Bilder, die er gerade hilflos mit ansehen musste.

    Die alte Vertrautheit zwischen Jenny und Kevin kommt langsam wieder hoch. Endlich bekommt Kevin die Antwort auf die Frage, was mit ihrem gemeinsamen Kind passiert ist. Sogar da schont ihn Jenny noch ein bisschen-dabei weiß keiner, ob nicht doch der Stress und die Aufregung zu der Fehlgeburt geführt haben. Und Kevin hat Recht-er hätte da zumindest an Jennys Seite gehört, die Einzige, die von dieser Kolumbienreise profitiert hat,war Annie.
    Gemeinsam fahren sie zum alten Stundenhotel.
    Die atmosphärische Beschreibung, sowohl des Unwetters, als auch des Hotels waren wieder erste Sahne, Campino! Mir haben sich gerade alle feinen Härchen aufgestellt und ich könnte die beiden fast schütteln, weil sie da ohne Verstärkung rein gegangen sind. Was geht dort immer noch ab und was erwartet die beiden Polizisten?

    Das ist wohl die Antwort auf die Frage, was Ayda an der Psychologin so beunruhigt-der Geruch! Bin ja mal gespannt, ob das ein spezielles Deo oder Parfum ist, das bei Semir´s Tochter diese Assoziationen hervor ruft.
    Du hast sehr einfühlsam beschrieben, wie zartfühlend Semir mit seiner Tochter umgeht und wie man als Eltern immer wieder erfährt-Kinder kriegen einfach alles mit-vor denen kannst du nichts verheimlichen! Aber ich finde das durchaus positiv für Ayda, dass sie jetzt weiß, dass Ben noch lebt-denn wie sie schon sagt-sein Schutzengel hat bisher schon Schwerstarbeit geleistet, der soll sich weiter ranhalten, Ben muss einfach überleben!

    Der nächste Morgen war angebrochen. Ben dämmerte im Fieberwahn vor sich hin. Zofia versuchte ihm Wasser ein zu geben, aber obwohl er furchtbar durstig war, blieb einfach nichts drin, deshalb konnte sie ihm auch keine Schmerztabletten geben. Seine Lippen waren aufgesprungen und rissig, sein Atem ging schnell und flach und er hatte fast überall Schmerzen, wo sie ihn anfasste. Zofia wusch ihn vorsichtig kühl herunter und wechselte das blutige Handtuch zwischen seinen Beinen. Eigentlich war sie keine Krankenschwester, aber ihr Gefühl und der gesunde Menschenverstand sagten ihr einfach, was sie tun konnte, um das Leiden ihres Schützlings ein wenig leichter zu machen. Aber sie befürchtete, dass er wohl diesen Tag nicht überleben würde.

    Ein letztes Mal überlegte sie, Hilfe für ihn zu holen, aber als sie dann daran dachte, wie Eva mit einem Gürtel verprügelt worden war, als der letzte Mann hatte fliehen können und Maria ihr die Videoaufnahmen mit kaltem Grinsen gezeigt hatte, nahm sie Abstand davon. Es hatte ihrer Herrin sichtlich Spaß gemacht, ihre Tochter zu quälen und das Entsetzen in ihren Augen beim Anblick der schrecklichen Bilder, hatte Maria sichtlich noch weitere Befriedigung verschafft. Da half kein Betteln und Flehen, wenn sie zur Polizei lief und irgendetwas schief ging, würde Maria ihre Tochter zur Strafe zu Tode foltern.
    So schlimm es für Zofia gewesen war, ihr geliebtes kleines Mädchen so schreien zu hören, sie voller Entsetzen gesehen hatte, wie die zarte Haut auf dem Rücken bei den Schlägen aufplatzte, dennoch wusste sie nun wenigstens-Eva lebte, sie war sauber gekleidet gewesen und hatte gut genährt gewirkt. Zofia wusste nicht, wo Eva gefangen gehalten wurde und sie hatte auch keine Ahnung, wo noch überall Überwachungskameras versteckt waren. Sie konnte nur hoffen, dass eines Tages irgendwie Hilfe von außen kam, aber für den jungen Polizisten würde die vermutlich zu spät kommen.

    Maria hatte in der Firma angekündigt, dass sie heute nicht vorbei kommen würde. Die Produktion der speziellen Landmaschinen fand sowieso in Südamerika statt-hier in Deutschland waren seit drei Jahren die Konstruktion und der Vertrieb. Ihre kleine Firma hatte eine Marktlücke gefunden, die ihnen aber ein relativ sorgloses Auskommen bescherte-sie entwarfen und stellten in kleinen Produktreihen Landmaschinen her, die wie in alten Zeiten von Pferde- oder Ochsengespannen gezogen werden konnten. Sowohl Amish in Amerika, als auch Anhänger der nachhaltigen Biolandwirtschaft weltweit waren Abnehmer. Das Know How kam aus alten Zeiten-bereits ihr Urgroßvater hatte Ladewagen, Dreschmaschinen und solche Dinge hergestellt und in Günzburg eine imposante Firma mit zeitweise bis zu 2000 Mitarbeitern betrieben. Allerdings war die konventionelle Schiene durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft inzwischen aufgegeben, die Urfirma an einen Konzern verramscht, nur den Ableger, den ihr Großvater in Südamerika nach dem Krieg aufgebaut hatte und den sie nun erfolgreich weiter führte, gab es noch.

    Nach dem Tod ihrer Großmutter hatte, wie ihre Mutter ihr erzählt hatte, ihr Großvater 1958 erneut geheiratet-und zwar seine Schwägerin, die nach dem Tod seines Bruders in Deutschland mit ihrem Sohn Karlheinz zu ihm nach Paraguay und Uruguay gekommen war. Aus Argentinien war er schon früh geflohen, weil er Angst gehabt hatte, von dort ausgeliefert zu werden. Isabella, ihre Mutter hatte er immer bei sich gehabt und die hatte dann mit ihrem angeheirateten Stiefbruder nach dessen Rückkehr nach Deutschland regen Kontakt gepflegt und nach dem Tod ihres Vaters 1979 sogar immer wieder deutsche Konstrukteure ausgeliehen. Seit 1960 lebte die kleine Familie in Brasilien, wo auch Elias und Maria zur Welt gekommen waren. Auf Fragen nach ihrem und Elias´ leiblichem Vater hatte ihre Mutter immer ausweichend reagiert, sie wollte darüber anscheinend nicht sprechen und in der Geburtsurkunde stand: „Unbekannt“.

    Aber das Schicksal ihrer Firma war Maria heute egal, es würde etwas viel Größeres seinen Anfang nehmen-nämlich die nächste Generation ihrer wundervollen Familie. Ben Jäger konnte sich glücklich schätzen, dass sie ihn zum Stammvater ausersehen hatte und wenn sie und er verschiedenfarbige Augen mitbrachten, würde das Kind, das sie gemeinsam zeugten, ebenfalls mit Sicherheit diese Besonderheit aufweisen, die schon ihren Großvater so fasziniert hatte, wie die riesige Präparatesammlung zeigte. Ihre Mutter und Großmutter hatten das Merkmal besessen, Elias und sie ebenfalls-das war etwas ganz Besonderes, was genetisch fixiert werden musste und in ihren Träumen sah Maria sich schon als Urmutter der neuen Herrschersippe auf diesem Planeten. Sie hatte sich damit noch nicht im Detail beschäftigt, aber wenn der Prototyp auf der Welt war, konnte man den vielleicht klonen, oder ihre Eizellen, befruchtet mit dem Samen von Ben, oder auch einem ähnlichen neuen Mann, von Leihmüttern austragen lassen. Wenn es so weit war, würde ihr schon etwas einfallen, aber jetzt musste der Tag der Tage genützt werden. Mit der Messung ihrer Körpertemperatur hatte sie festgestellt, dass der Eisprung bei ihr unmittelbar bevor stand und als sie sich nach dem Duschen langsam anzog, kribbelte es zwischen ihren Beinen und als sie einen Blick auf den Überwachungsmonitor warf, konnte sie sich eines wohligen Schauers nicht erwehren. Dort lag der Mann, den sie in Kürze benutzen würde und es wäre der erste Sex ihres Lebens.

    Semir stand, als der Nobelladen öffnete, bereits davor. „Ich suche eine Kundin, die eventuell bei ihnen spezielle Pumps des Schuhdesigners Manolo Blahnik gekauft haben könnte“, erklärte der kleine Türke der Verkäuferin, die soeben die Ladentüre entriegelt hatte. Er zog seinen Dienstausweis hervor und die Frau las ihn gründlich. „Was hat die Kripo Autobahn mit Nobelschuhen zu tun?“, wollte sie dann neugierig wissen, aber Semir wehrte die Frage ab. „Das tut momentan nichts zur Sache, aber ich bitte sie hiermit um Mithilfe bei einem Entführungsfall“, erklärte er dann und die elegant gekleidete Verkäuferin bat ihn mit zum Firmencomputer. „Es geht um dieses spezielle Modell“, sagte Semir und legte einen Zettel auf den Tresen, wo er die Bezeichnung notiert hatte. „Und die Besonderheit daran ist, dass wir nach einer großen Größe, nämlich 43 suchen!“, fügte er hinzu und nun schaute ihn die Verkäuferin offen an. „Ich wollte ihnen gerade erklären, dass es schwierig werden könnte, weil wir ohne Gerichtsbeschluss nicht einfach Kundendaten rausgeben dürfen. Zu diesem speziellen Anliegen kann ich ihnen aber sagen, dass die Frau, die diese Schuhe in Auftrag gegeben hat, nie irgendwelche Daten hinterlassen hat. Sie ist seit drei Jahren hier Kundin, sucht sich die Modelle bei uns aus und weil die regulären Größen bei Manolo Blahnik nur bis 42 gehen, werden die Schuhe extra für sie in Großbritannien hergestellt. Sie kosten dafür das Doppelte des Listenpreises und die Dame holt die Schuhe hier persönlich ab. Sie zahlt im Voraus und ruft auch nicht vorher an“, berichtete sie und Semir sah sie nun unglücklich an. „Die Frau hat meinen Kollegen entführt und ist dem Vernehmen nach eine Verbrecherin, können sie sie mir wenigstens im Detail beschreiben und auf der Wache ein Phantombild erstellen, vielleicht bringt es was, wenn wir es danach durch die Gesichtserkennung laufen lassen!“, bat er die Verkäuferin und die nickte. „Ich kann hier allerdings nicht gleich weg, sondern muss erst warten, bis eine weitere Kollegin eingetroffen ist. Ach ja, das herausragendste Merkmal der großen eleganten, brünetten Frau, die meistens handgeschneiderte Kostüme trägt, sind ihre verschiedenfarbigen Augen-eines ist grau und das andere grün!“ berichtete sie und nun durchfuhr es Semir wie ein Blitz-diese Frau hatte er erst kürzlich gesehen!

    Maria war zuhause auf die Couch gesunken und hatte nachgedacht. In einer Stunde musste sie in die Firma und dort nach dem Rechten sehen, aber die Vorfreude auf den morgigen Tag ließ sie kaum zur Ruhe kommen-da würde es geschehen, sie war sich ganz sicher. Jede Frau wollte Mutter sein, auch sie und außerdem hatte sie wundervolle Gene, die einfach weiter getragen werden mussten. Schon ihr Opa, der beim Baden im Meer ertrunken war, als sie noch ziemlich klein gewesen war, den sie aber noch gut in Erinnerung hatte, hatte ihr immer eingebläut, dass sie etwas ganz Besonderes war. Deswegen hatte sie auch seine medizinischen Instrumente, seine Aufzeichnungen und seine spezielle Sammlung an anatomischen Präparaten, die er ihr persönlich vermacht hatte, aufbewahrt und wie einen Schatz gehütet.

    Außer auf Bildern, die sie gierig, aber mit schlechtem Gewissen verschlungen hatte, weil man sowas doch nicht anschaute, hatte sie allerdings noch nie einen erigierten Penis gesehen. Ihre Mutter Isabella Gregor hatte sie im streng katholischen Brasilien sehr gesittet erzogen. Maria konnte sich noch sehr genau an ihren Großvater erinnern, der ein gut aussehender, eindrucksvoller und charismatischer Mann gewesen war. Ihre Mutter hatte ihn verehrt und anscheinend auch gefürchtet. Maria hatte ihren Vater nie kennen gelernt und auch ihre Großmutter war bereits 1957 gestorben, als ihre Mutter gerade mal fünf Jahre alt gewesen war, wie sie ihr immer erzählt hatte. Auf jeden Fall hatte sie, wie schon ihre Mutter, die vor drei Jahren einem Herzinfarkt erlegen war, ein katholisches Mädcheninternat besucht und auch dort war Aufklärung nicht betrieben worden-das Wissen, das sie über Anatomie und die Vorgänge im menschlichen Körper hatte, stammte aus einschlägigen Büchern und Zeitschriften-und den Lehrbüchern und Aufzeichnungen ihres Großvaters. Dieses Internet, ohne das anscheinend die Welt heutzutage nicht mehr funktionierte, lehnte sie ab und hatte statt eines Smartphones auch ein ganz einfaches Handy. Wenn sie etwas wissen wollte, kaufte sie sich ein Buch in der Buchhandlung, aber natürlich war es völlig unmöglich, dass sie sich da pornografisches Material besorgte-sowas tat man einfach nicht.

    Die Überwachungskameras im Zimmer ihres Gefangenen hatte ein Techniker installiert-damals war da kein Bett darin gestanden, sondern zum Schein eine große Wurfkiste und der Mann hatte auch weiter keine Fragen gestellt. Wie die Bilder auf die Monitore in ihrem Wohnhaus kamen, wusste sie nicht-wichtig war nur, dass sie die Männer überwachen konnte. Sie hatte sich bereits voller Vorfreude selbst befriedigt, als sie die gefesselten Männer in den Betten betrachtet hatte, es erregte sie, wenn die gefügig gemacht wurden. Danach hatte sie allerdings immer voller Scham ihre Hand, die ihr solche Genüsse verschafft hatte, wieder und wieder mit Seifenlauge geschrubbt. Was sie da getan hatte war böse und nicht im Sinn der Kirche. Es stand außer Frage, dass sie und Elias jeden Sonntag in den Gottesdienst gingen und gerade der Kölner Dom erfüllte sie mit Ehrfurcht und Staunen. Es war die schönste Kirche, die sie kannte, dabei gab es in Brasilien durchaus auch viele wundervolle Gotteshäuser.

    Irgendwie wusste Maria, dass sie nicht ganz normal war, denn es hatte durchaus einige Männer gegeben, die sie umworben hatten, aber es war nicht einmal zu einem Kuss, geschweige denn zu mehr gekommen. Sie wollte keinen einvernehmlichen Sex-das war etwas, was man in der Ehe vollzog und den passenden Mann dazu hatte sie einfach nicht gefunden. Und um sie zu erregen mussten die Männer einem bestimmten Typus entsprechen und ihr völlig unterworfen sein, wenn einer freiwillig mitmachen würde, würde sie sofort das Interesse verlieren, aber das hier war bereits das dritte Opfer. Bei den beiden vorherigen hatte sie versucht mit Injektionen aus dem Fundus ihres Großvaters eine Erektion herbei zu führen und sich so schwängern zu lassen, aber irgendwie war das richtige Medikament wohl nicht dabei gewesen, denn deren Genitalien waren eingeschrumpelt, bevor es zum Akt kommen konnte. Diesmal würde sie es geschickter anstellen. Sie war sich auch nicht sicher, ob nicht das Medikament, das sie einmal einem Tierarzt entwendet hatte, mit dem man die Männer so wunderbar gefügig machen konnte, vielleicht dafür verantwortlich war, dass die nicht in Fahrt kamen, also würde sie das auch weglassen. Falls Ben morgen etwas sagte, was sie nicht hören wollte, würde sie ihn einfach knebeln.

    Nach einem Blick auf die Uhr rief sie ihrer treuen Kinderfrau, die sie und ihren Bruder betreute, seit sie denken konnte zu: „Emanuela-ich gehe noch ein paar Stunden in die Firma-pass auf, dass sich Elias vor dem Essen die Hände wäscht!“, und die etwa sechzigjährige Frau mit den verhärmten Gesichtszügen nickte und strich dann dem kleinen Mädchen, das sich ängstlich hinter ihrem Rücken versteckte, beruhigend über die blonden Haare. „Komm Eva, wir backen zusammen einen Kuchen!“, sagte sie freundlich und die süße kleine Maus sagte „Ja!“ und wurde erst ruhiger, als Maria das Haus verlassen hatte. Emanuela wusste, warum das Kind so panische Angst vor Maria hatte. Sie hatte die Striemen auf dem Rücken gesehen, nachdem vor einigen Tagen Maria sie mit in ihr Schlafzimmer genommen hatte. Oft schon hatte sie überlegt, ob es ihre Pflicht wäre, zur Polizei zu gehen, aber dann warf sie sich lieber wieder in ihrem Büßerhemd auf die Knie und betete die Nacht durch.
    Sie war schon seit vielen Jahren bei der Familie Gregor und war Isabella´s Vertraute gewesen. Allerdings stammte sie aus einem brasilianischen Slum und wäre vermutlich tot oder als Prostituierte geendet, wenn der Doctore sie nicht gerettet, sie von einer schrecklichen Krankheit namens Noma geheilt hätte und ihr die deutsche Sprache beigebracht und ihr Arbeit und Wohnung gegeben hätte. Es stand ihr nicht zu, zu richten, auch wenn sie über die Ausraster von Maria oft mehr als erschrocken war. Immerhin gingen Maria und Elias regelmäßig zur Kirche und so gab sie ihr und deren Schicksal einfach in Gottes Hand. Für sie war es auch nicht einfach gewesen, ihre Heimat zu verlassen und im fremden Europa zu leben. Sie war hier völlig isoliert und als dieses süße kleine Mädchen in ihre Obhut gegeben worden war, hatte sie nicht gefragt, sondern es genauso liebevoll betreut, wie früher Maria und Elias, als sie so klein gewesen waren. Das Mädchen konnte zwar anfangs nur ein paar Brocken Deutsch, auch Portugiesisch, Emanuela´s Muttersprache war ihr fremd und es weinte nachts in einer fremden Sprache nach seiner Mama, aber sie hatten sich aneinander gewöhnt und sie liebte das kleine Ding, das inzwischen ganz passabel Deutsch sprach, von ganzem Herzen und versorgte es wie ein eigenes Kind.

    Jetzt sind Jenny und Kevin dran, Verhöre zu führen. Schön dass Bienert nicht vergessen hat, dass der junge Polizist schon unter Lebensgefahr undercover für ihn gearbeitet hat und auch seine Hilfe anbietet.
    Während Kevin bei den harten Jungs auf Granit stößt, singt der junge Verdächtige angesichts von Jenny wie ein Vögelchen-gut nach dem Fantreffen kann ich das verstehen, denn Kathrin-äh Jenny ist wirklich extrem hübsch!
    Die Spur führt sozusagen in die schlimmste Unterweltkaschemme Kölns und Jenny ist entsetzt, als sie hört, dass Kevin dort schon verkehrt hat-so ganz egal ist er ihr also wirklich nicht, auch wenn er ihr ab und zu noch Angst macht.
    Ich hoffe ja, sie halten sich an ihre Absicht, da nicht ohne Verstärkung rein zu gehen und dieses ominöse V ist auch wieder von dort verschwunden!

    Hallo Samtschaf84!
    Nachdem im Forum ja auch minderjährige Leser zugange sind, haben wir sozusagen eine freiwillige Selbstkontrolle. Veröffentlicht wird-zumindest von meiner Seite-nur, was man meiner Meinung nach einem Vierzehnjährigen auch zumuten kann. Alles was da drüber raus geht, verpacke ich persönlich eben in sogenannte Geheimkapitel. Ich füge dich dem Verteiler jetzt einfach mal zu-du findest das dann unter den Konversationen. Falls du da keinen Bock mehr drauf hast, kannst du die Konversation jederzeit verlassen-ist halt ein wenig speziell, was ich hier schreibe-aber mir und noch ein paar anderen gefällts :D .
    LG susan

    Der arme Semir! Aktuell könnte er sich mehrfach durchsägen, denn sowohl seine Familie, da vor allem Ayda, brauchen ihn dringend, dazu Ben-und die Kilic sollte er tatsächlich auch jagen! Aber jetzt erstmal eines nach dem anderen und nachdem seine Tochter sich bei ihm sicher fühlt, ist es sicher eine gute Lösung, dass zumindest Andrea mal ihre Aussage zu Protokoll gibt.
    Nur warum hat Ayda so komisch reagiert? Was hat die Kinderpsychologin gesagt, oder getan, was sie so verunsichert?

    Anis die falsche Schlange versucht den Kommissaren Honig ums Maul zu schmieren-was ihm aber nur teilweise gelingt. Obwohl die Helden nichts Neues erfahren, war das für mich eine Art Kettenrasseln-zumindest hat es sich so angefühlt. Und wie ich Semir und Ben kenne, werden sie über den Satz mit Kevin´s Vater durchaus nachdenken, auch wenn der Besuch bei der Unterweltgröße aktuell keine neuen Erkenntnisse gebracht hat.

    Semir griff nach seinem Handy. „Hartmut-hast du was rausgefunden?“, fragte er hoffnungsvoll und lauschte dann den Worten seines Gegenüber. „Ich habe die Materialproben, die ich in den Abdrücken neben der Straße, wo Ben verschwunden ist, gefunden habe, analysiert. Das spezielle Material, das in Wildlederoptik ist, wird nur von einem einzigen Schuhdesigner verwendet-Manolo Blahnik, falls dir das was sagt. Anhand der Absatzform habe ich heraus gefunden, dass es sich um Suede Block Heel Pumps „Tuccioto“ handelt, wovon das Paar 629,22 € kostet. In Köln gibt es nur ein einziges Geschäft, das diese Designerschuhe führt, vielleicht ist das ein Ansatzpunkt“, teilte er seinem Freund und Kollegen mit und gab auch gleich die Adresse des Nobelschuhgeschäfts in der Mittelstraße durch.

    Semir erinnerte sich zurück. Vermutlich war dieser Manolo Blahnik der einzige Schuhdesigner, den er mit Namen kannte, aber Andrea hatte in den Jahren zwischen 2001 und 2004 jede Folge der Serie Sex and the City verschlungen und wenn die lief, war er abgemeldet gewesen. Sein damaliger Partner Jan hatte ihn deswegen des Öfteren aufgezogen, aber er hatte mehrere Folgen tatsächlich mit angesehen und wenn es seinen finanziellen Rahmen nicht gesprengt hätte, würde er ihr sogar solche Schuhe zur Hochzeit geschenkt haben. Als er sich allerdings nach den Preisen dafür erkundigt hatte, hatte er sehr schnell davon Abstand genommen-wer war so verrückt und gab ein kleines Vermögen für ein Paar Schuhe aus? Aber so sah er auf die Uhr-verdammt, heute wäre da niemand mehr erreichbar, aber morgen früh würde er vor der Tür stehen, sobald der Laden öffnete.

    Ben fühlte sich ein wenig besser, nachdem ihm die junge zierliche Frau die aufgelösten Tabletten eingeflößt hatte. Anscheinend war das Fieber gesunken, aber er beschloss, jetzt alles auf eine Karte zu setzen. Es musste ihm einfach gelingen zu fliehen, so erschöpft er auch war, aber er würde sich nicht wie ein Lamm zur Schlachtbank führen lassen. So blieb er mit halb geschlossenen Lidern liegen, stöhnte gelegentlich ein wenig auf und versuchte den Anschein zu erwecken, er wäre schon völlig am Ende. Tatsächlich rüttelte ihn die Frau im eleganten Kostüm, als sie mit ihrem Lakaien das Zimmer betrat. Die Tür zum Flur war offen und Ben kannte inzwischen einige Räume. Zwei Türen standen zur Auswahl, die hoffentlich ins Freie, oder über das Innere des Hauses dorthin führten und die musste er versuchen zu erreichen. „Steh auf!“, rief die Frau ärgerlich, aber sie bekam nur ein Stöhnen zur Antwort. „Elias-bring ihn in die Dusche, damit er wach wird!“, befahl sie dann und betonte das Wort „Dusche“-Ben wusste, was damit gemeint war.

    Wieder war die Waffe auf ihn gerichtet und diesmal musste Ben einfach versuchen, die an sich zu nehmen und so seine Peiniger in Schach zu halten. Er war sich fast sicher-wenn es ihm gelang den Koloss zum Beispiel durch einen Schulter- oder Oberschenkeldurchschuss zu verletzen, würde der sich nicht mehr um ihn kümmern und so blieb er völlig schlaff, als seine Fesseln gelöst wurden. Elias warf ihn wie eine Puppe über seine Schulter und lief, gefolgt von der Frau mit der Waffe, Richtung Hochdruckreiniger. Plötzlich mobilisierte Ben alle Kraft, streckte sich und noch bevor einer der beiden reagieren konnte, hatte er der Frau, die unmittelbar hinter Elias gelaufen war, die Waffe entrissen. Nach einer kurzen Schrecksekunde packt der Koloss, der den jetzt bewaffneten Polizisten immer noch über der Schulter trug, fester zu und Ben versuchte dennoch seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er musste erst Elias ausschalten und danach die Frau-die hatte nämlich die Schlüssel in der Tasche, die in die Freiheit führten. Er fühlte sich bereits wie in einem Schraubstock, aber wie oftmals geübt, richtete er die entsicherte Waffe auf Elias` Oberschenkel, um den auszuschalten. Als er den Abzug durchdrückte, ertönte ein lautes Klicken, aber kein Schuss löste sich aus der Trommel. Verzweifelt zog Ben noch mehrmals durch, aber die Waffe war tatsächlich nicht geladen. Ein hämisches Lachen der Frau machte ihm bewusst, in welcher Scheisssituation er jetzt steckte und trotzdem wehrte er sich vehement gegen die Arme von Elias, der jetzt brummte wie ein gereiztes Nashorn, ihn wie eine Puppe in den Waschraum trug, dort mit Schwung auf den Boden warf, wobei sich Ben ein paar Rippen prellte und ihn dann mit ein paar Schlägen in den Magen und gegen das Kinn für einen Moment ins Land der Träume schickte.

    Als er wieder zu sich kam, war er mit den Handschellen an den Ring in der Wand gefesselt und das eiskalte Wasser prasselte mit Wucht auf ihn herunter. Elias-wieder in der weißen Gummischürze und den Stiefeln wie ein Metzger gekleidet- tobte sich an ihm aus und kicherte immer wieder glücklich. Ben schrie vor Schmerzen und übergab sich, als der Druckstrahl des Wassers ihm weh tat, aber das forderte den Kretin nur noch zu neuen Brutalitäten heraus. Ben war fast besinnungslos, als die Frau nun hinter ihn trat und ihm die schon bekannte Spritze in den Po rammte. Wenig später erschlaffte er und war keiner Gegenwehr mehr fähig, sondern musste hilflos ertragen, wie er erneut auf dem Untersuchungsstuhl platziert wurde.

    „Elias-heute kommt im Kinderprogramm deine Lieblingsserie-die darfst du angucken!“, lockte ihn die Frau weg von Ben und voller Entzücken stürmte der Behinderte zu Zofia in die Wohnräume, wo ein großer Fernseher bereits eingeschaltet auf ihn wartete. Die Frau verschloss mit einem Grinsen im Gesicht die Tür hinter ihm und wandte sich dann ihrem Opfer zu. „Und nun zu uns Ben-findest du nicht auch, dass du böse warst und bestraft werden musst?“, schnurrte sie und öffnete die Instrumentenkassette.
    Ben durchlebte wieder seinen eigenen höchst privaten Alptraum. Schmerz und Scham reichten sich die Hand, die verschmutzten Instrumente kamen zum Einsatz und als die Frau zuletzt sinnend in sein gereiztes Auge sah und das mit schmerzhaften Tropfen versorgte, redete sie sich ein etwas zu sehen, was man gar nicht erkennen konnte: „Die Augenfarbe ist tatsächlich schon dabei sich zu ändern, ich sehe bereits ein dunkles Blau-ach wie schön!“, jauchzte sie. Vermutlich hatte sich die Tinte, die sie zugegeben hatte, an der entzündeten Hornhaut angereichert, Ben hatte auch keine Ahnung was war, nur tat sein Auge schweineweh und tränte. Allerdings konnte er immerhin noch damit sehen und anscheinend hatte die Verrückte auch nicht vor es zu entfernen und alleine das erfüllte ihn mit Dankbarkeit.

    „Morgen ist der Tag der Tage, da bin ich fruchtbar-jetzt bist du ein perfekter Mann und wir werden miteinander ein perfektes Kind machen, wie es der Plan meines Großvaters war. Ach wie ich mich freue!“, jauchzte sie und Ben, dessen Schmerzen zwischen den Beinen fast unerträglich waren, hätte vor Hohn beinahe aufgelacht. Meinte diese Tussi, er würde nach allem, was sie ihm angetan hatte, morgen munter mit ihr in die Kiste springen? Er war wieder völlig am Ende und schweißüberströmt.

    Elias schaute seine Serie noch zu Ende und trug ihn dann ins Bett, wo er sorgfältig fixiert wurde. Ben´s Rippen schmerzten bei jeder Bewegung, er hatte Schwierigkeiten beim Atmen und die Übelkeit kam in Wellen. Zofia hatte während seiner Abwesenheit anscheinend das blutige und verschwitzte Laken gewechselt und wie am Vortag deckte sie ihn abwechselnd mit warmen Decken zu, wenn er Schüttelfrost bekam und wusch ihn dann wieder kühl ab. Heute konnte er nichts mehr zu sich nehmen, als er versuchte, wenigstens einen kleinen Schluck Wasser zu schlucken, musste er sich sofort übergeben und das Erbrochene war mit blutigem Schleim durchsetzt. Zofia ließ ihn den Mund ausspülen, aber in ihr regte sich die Befürchtung, dass er es nicht mehr lange machen würde. Auch wenn sie es die ganze Zeit zu verhindern suchte-der gut aussehende junge Mann tat ihr furchtbar leid, aber sie würde die Füße stillhalten, denn die Strafe ihrer Herrin wäre sicher fürchterlich, wenn sie ihm zur Flucht verhalf.

    Irgendwann spät in der Nacht musste Ben dringend pinkeln, aber als Zofia ihm die Flasche anlegte, klappte das nicht-vermutlich war dort unten alles zu geschwollen. Ben lag mit Tränen in den Augen da und immer mehr regte sich in ihm die Gewissheit, dass seine letzten Lebensstunden angebrochen waren. Er fühlte sich krank und elend und die Sehnsucht nach seiner Familie und Semir war unermesslich.