Anis Drohung lässt auch mir kalte Schauer über den Rücken jagen! Verdammt-warum geht Kevin überhaupt in den Club? Ich finde, es hätte genügt, wenn Bienert da Beweise sammelt und Anis deswegen Dreck am Stecken hat. Zu Bienert´s Absicherung wären mir andere Kollegen, die der Tunesier nicht kennt, lieber gewesen-ein Hotte und Dieter in Zivil z. B. .
Aber der lässt Kevin wissen, dass er das war mit den Smarties und bedroht nicht nur ihn, sondern in meinen Augen ausdrücklich Jenny. Diesen Typen zum Feind zu haben ist verdammt gefährlich und auch wenn Kevin sich nicht einschüchtern lässt und die Idee mit der untergeschobenen Kinderpornografie auf Anis´ Rechner als Revanche vermutlich gar nicht so blöd ist-dieser Typ ist skrupellos und gefährlich! Ich hoffe, der schnappt sich nicht Jenny und versucht sie unter Drogen zu setzen und zum Anschaffen zu zwingen.
Beiträge von susan
-
-
Sarah war inzwischen in der Klinik angekommen. Man schnitt ihre Kleidung auf, fertigte eine Röntgenaufnahme der Schulter an, legte einen Druckverband an, fragte sie, wann sie das letzte Mal gegessen habe, was aber schon eine ganze Weile her war und so wurde sie für die baldige Operation und die Narkose aufgeklärt. Sie kannte einige Mitarbeiter aus der Notaufnahme noch und bat: „Bitte findet heraus, ob mein Mann auch hierher eingeliefert wird und ermöglicht mir vorher, ihn zu sehen“, und die Kollegen bestätigten die Voranmeldung. Sarah rief auch noch Hildegard an, die aus allen Wolken fiel und versicherte, sich natürlich um die Kinder und Lucky zu kümmern, wenn er zu ihr gebracht wurde.
Da kam auch schon Sarah´s Kollegin zur Tür herein. „Dein Mann wird gerade her gefahren-ich bringe deine Liege jetzt kurz auf den Flur, damit ihr euch sehen könnt, aber dann geht es ab in die Operationsabteilung für dich und Ben muss erst mal untersucht werden-der Urologe steht schon bereit!“, verkündete sie und Sarah, die ja keine Ahnung hatte, was ihrem Mann fehlte und wie schwer er verletzt war, überfiel eine dumpfe Vorahnung. Oh je-das Fachgebiet ließ auf nichts Gutes schließen und da wurde auch schon ein bis zum Hals zu gedeckter, leichenblasser Ben um die Ecke geschoben und Semir lief nebenher und hielt seine Hand.
„Schatz-wie geht es dir?“, rief Sarah und der dunkelhaarige Polizist öffnete beim Klang ihrer Stimme die Augen. Ein Gefühl der Erleichterung durchflutete ihn, aber als er dann Sarah ebenfalls auf einer Trage liegen sah, mit einem Verband um die Schulter, der sich bereits wieder rot färbte, erschrak er bis ins Mark. „Sarah-was ist mit dir?“, rief er, aber dann wurde ihr kurzes Zusammentreffen unterbrochen. „Frau Jäger-sie sind in den OP abgerufen und ihr Mann muss jetzt dringend versorgt werden!“, erklärte ein resoluter Pfleger vom Fahrdienst und schon war Sarah auf dem Weg zur Operationsabteilung und ließ einen verzweifelten Ben zurück.Man schob seine Trage in den Schockraum, wo ein Team, bestehend aus einem Notfallmediziner, dem angeforderten Urologen und einer Anästhesistin bereit stand, dazu natürlich noch das Pflegepersonal. „Bitte-sagen sie mir-was ist mit meiner Frau-was ist passiert-ist sie schwer verletzt und warum muss sie operiert werden?“, fragte Ben wieder und wieder, aber momentan gab ihm niemand Antwort, sondern er wurde auf die Behandlungsliege der Klinik umgebettet, was ihn aufstöhnen ließ, wobei man im Augenblick seine Intimsphäre noch wahrte und eine Decke über ihn breitete. „Würden sie bitte rausgehen?“, forderte man Semir auf, aber jetzt schüttelte Ben erst vehement den Kopf. „Er soll dableiben-oder nein, doch nicht-Semir finde heraus, was mit Sarah los ist und wo meine Kinder sind!“, schickte er seinen besten Freund davon, obwohl er ihn doch so dringend an seiner Seite gebraucht hätte. Aber die Sorge um seine Familie hatte ihn gepackt und auch wenn ihn die ganze Situation völlig überforderte und er körperlich und nervlich am Ende war-er musste wissen was geschehen war, zuvor würde er keine Ruhe finden.
Semir´s Blicke wanderte zwischen dem Dunkelhaarigen und der Schiebetür hin und her. Er war innerlich unschlüssig, was er tun sollte, aber als Ben ihn nun beinahe anschrie: „Jetzt geh schon!“, und er die Not und die Sorge in seiner Stimme wahr nahm, wandte er sich doch um, verließ den Raum und lief in die Richtung, in der Sarah´s Liege verschwunden war. Klar konnte er nicht in den OP, aber so gut kannte er sich im Uniklinikum inzwischen aus, dass er eine Treppe neben den Aufzügen nahm und tatsächlich noch vor der Operationsabteilung auf Sarah und den Pfleger traf. „Sarah-Ben schickt mich, er macht sich Sorgen um dich und will wissen, was mit dir geschehen ist. Außerdem hat er sich nach den Kindern erkundigt und nach Lucky-kannst du mir kurz erklären, was eigentlich passiert ist und warum du operiert werden musst, damit ich zu ihm zurück gehen und ihn beruhigen kann!“, erklärte er aufgeregt und ein wenig außer Atem, denn er war die Treppe nach oben gerast, so schnell er konnte. Sarah hob die gesunde Hand. „Bitte warten sie einen Moment, das muss jetzt sein!“, bat sie ihren Kollegen und erzählte Semir in kurzen Sätzen was geschehen war.
„Ich bin zufällig an deinem geparkten Wagen im alten Hafen vorbei gekommen und hatte schon so eine Ahnung, dass deine Anwesenheit etwas mit Ben zu tun haben könnte. Als du auf meinen Anruf nicht reagiert hast, wurde kurz darauf eine Frau abgeführt, die geflüchtet ist und zuvor einen Polizisten schwer verletzt hat. Lucky hat sich nicht zurück halten lassen, sondern ist ihr nach und hat sie gestellt. Ich bin ihm auch nach gerannt, wie drei deiner Kollegen ebenfalls und da wollte doch tatsächlich einer davon Lucky erschießen. Ich habe mich vor ihn geworfen, um ihn daran zu hindern und wurde an der Schulter getroffen. Die Kugel steckt noch drin, es hat ziemlich geblutet und jetzt wird die Kugel raus geholt und die Schulter repariert. Die Kinder sind bei Hildegard, die schon Bescheid weiß und sie weiter hütet und mit Frau Krüger habe ich ausgemacht, dass sie Lucky in unserem Wagen auch dorthin bringt. Ben muss sich also keine Sorgen machen-seine Familie ist versorgt und jetzt erzähl-wie schwer ist Ben verletzt und was fehlt ihm?“, wollte sie wissen, aber nun unterbrach der Pfleger ungeduldig das Gespräch. „Frau Jäger-es tut mir leid, aber das OP-Personal kann nicht ewig auf sie warten. Sie müssen sich jetzt um sich selber kümmern und ihr Mann wird in der Notaufnahme gut versorgt!“, warf er energisch ein und drückte auf den Türöffner zur Operationsabteilung. „Semir-pass auf Ben auf!“, rief Sarah und dann schloss sich die Schiebetüre hinter ihr, so dass Semir nur noch: „Alles Gute für dich-und das ist doch selbstverständlich!“ erwidern konnte. Dann wandte er sich um und ging die Treppe wieder hinunter, um zu seinem Freund zu eilen.In der Notaufnahme allerdings verstellte ihm ein breitschultriger Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes den Weg, als er den Behandlungsflur betreten wollte. „Hier werden Patienten untersucht und Besucher haben keinen Zutritt!“, schnauzte er ihn an und Semir konnte währenddessen Ben in dem Behandlungsraum nicht weit entfernt aufstöhnen hören. „Hören sie-mein Kollege Herr Jäger wünscht meine Anwesenheit und ich war da schon drin-fragen sie bitte nach!“, versuchte Semir zu verhandeln, aber während nun ein Schluchzen seines Freundes aus dem Zimmer drang, baute sich der zwei Kopf größere Mann drohend vor ihm auf. „Das Leben ist kein Ponyhof und während der Behandlung ist Besuchern der Aufenthalt nicht gestattet-wo kämen wir denn da hin!“, beharrte er und Semir seufzte auf. Jetzt würde er Plan B umsetzen und bevor der Security auch nur reagieren konnte, hatte der kleine Türke auf der einen Seite angetäuscht, sich dann geduckt und war einfach an dem Mann vorbei geschlüpft, der sich nun wutentbrannt zu ihm umdrehte, während Semir schon fast das Untersuchungszimmer erreicht hatte.
-
Endlich hat Dr. von Zadelhoff mal sein Fett weg gekriegt!
Sowas Arrogantes! Der meint wohl er hat die Weisheit mit Löffeln gefressen! Und obwohl wir auf Intensiv sehr teure Therapien und Medikamente verwenden, arbeiten wir meistens sehr kosteneffizient, denn eine intensivmedizinische Komplexbehandlung spült ne Menge Geld in die Kasse, aber nur wenn sie richtig gemacht wird-und da ist Dr. von weit davon entfernt! Und den Oberarzt hätte er unbedingt informieren müssen, dieser Schnösel.
Für Ben allerdings bedeutet das, dass man ihn jetzt im Zimmer operiert-eine gängige Praxis bei uns, auch wenn Patienten instabil und nicht transportfähig sind. Allerdings tut er mir schon jetzt leid, denn auch wenn es nur zu seinem Besten geschieht-angenehm ist sicher was anderes! -
Das Gespräch zwischen Jenny und Kevin ist einfach nur
. Die Sorge umeinander, die Gefühle, die Ehrlichkeit-die beiden sind einfach füreinander bestimmt!
Ach bitte Campino, lass sie doch einfach wieder zusammen kommen! -
Auch Semir beschäftigte die dringende Frage nach Sarah und er warf der Chefin einen fragenden Blick zu. Die allerdings sah plötzlich verzweifelt drein und schüttelte unmerklich den Kopf. Nun war Semir klar, dass da etwas passiert sein musste und jetzt vibrierte plötzlich auch das Handy in seiner Tasche, als die Nachrichten, die im Keller nicht durch gekommen waren, eintrafen. Allerdings wurde Ben nun unruhig und versuchte sich auf zu richten und so eilte Semir, nachdem er der Chefin Lucky wieder übergeben hatte, an die Seite seines Freundes zurück, drückte ihn sanft auf die Trage und half diese die paar Stufen aus dem Haus zu tragen und in den RTW zu schieben. Aus dem Augenwinkel sah er, wie gerade ein Sanitätsfahrzeug mit Blaulicht abfuhr und ein weiteres anrollte.
Semir stieg nun allerdings ohne zu zögern zu seinem Freund und der Notarzt nickte ihm freundlich zu. „Sehr gut-ich denke es hilft ihm ungemein, wenn sie bei ihm bleiben!“, sagte er und wenig später setzte sich der Wagen in Bewegung. „Semir-wie kommt Lucky hierher und warum sagt mir niemand wo Sarah ist!“, fragte nun Ben mit banger Stimme und jetzt war der kleine Türke froh, dass er nichts wusste, so musste er seinen Freund auch nicht anlügen. Der Notarzt, der ja durchaus hätte Auskunft geben können, schwieg ebenfalls im Moment, er wusste nicht, wie sein Patient die Nachricht aufnehmen würde, dass seine Frau angeschossen worden war. Allerdings lebte sie und er wartete jetzt erst einmal ab, ob es dem kleinen Mann gelingen würde, seinen Freund zu beruhigen.
„Ben-ich weiß nicht, wie Lucky hierher kommt, aber vielleicht hat die Chefin ihn geholt, um deine Fährte auf zu nehmen!“, vermutete er und fürs Erste glaubte Ben ihm die Notlüge und schloss die Augen, während der Wagen um ein paar Ecken rumpelte, bevor er Fahrt aufnahm und sich mit Blaulicht und Martinshorn der Uniklinik näherte. „Ich muss so dringend aufs Klo!“, verkündete Ben nun mit gepresster Stimme und ballte die Hände zu Fäusten. Jede Erschütterung machte ihm das mehr und mehr bewusst und er meinte platzen zu müssen. „Herr Jäger, wir legen gleich in der Klinik eine Blasendrainage über den Bauch, halten sie noch einen kurzen Moment durch“, informierte Dr. Möller seinen Patienten und beobachtete den Monitor. Ben´s Herz schlug immer noch viel zu schnell und der Blutdruck war ziemlich niedrig. Er brauchte sicherlich Volumen, aber er konnte es nicht verantworten, die Infusion noch schneller auf zu drehen, sonst riskierte er eine Blasenruptur, aber der Weg zur Klinik war ja nicht weit und wenig später bog der RTW in die Anfahrt zur Notaufnahme ein.Semir hatte indessen seine Nachrichten auf dem Handy gecheckt und es war ihm klar, dass Sarah etwas passiert sein musste. Sie hatte versucht, ihn telefonisch mit Rückrufbitte zu erreichen, während er bei Ben im Keller gewesen war. Er hatte keine Ahnung wo sie sein konnte, nur eines war sicher-wenn sie unverletzt wäre, hätte sie nichts und niemand davon abhalten können, an die Seite ihres Mannes zu eilen.
Bevor Sarah abtransportiert worden war, hatte sie der Chefin noch ihren Autoschlüssel gegeben, der in der Jackentasche gewesen war. „Bringen sie Lucky, im Hundekäfig hinten im Wagen gesichert, bitte zu Hildegard unserer Kinderfrau, da sind auch Tim und Mia-Sophie“, bat sie und gab die Adresse durch. „Dort wird er bleiben, aber sonst kann ich nicht garantieren, dass er nicht abhaut. Sagen sie ihr, ich melde mich, sobald es möglich ist und es ist nicht so schlimm!“, flüsterte sie, aber die Blässe um ihre Nase und der Schmerz in ihren Augen sprach eine andere Sprache. Lucky, der mit hängenden Ohren und leichtem Winseln sein Frauchen betrachtet hatte, beobachtete, wie sie vom anderen Notarzt, der zuvor noch kurz Maria begutachtet hatte, übernommen und vorsichtig auf eine Trage gelegt wurde. „Lucky-sei brav und geh mit Frau Krüger mit, es ist alles gut!“, befahl Sarah, bevor sich die Türen des RTW hinter ihr schlossen und jetzt strebte Frau Krüger erst noch ins Haus, um dort zu sehen, wie es Ben ging und ob die Lage in Griff war. Nach ihren Informationen war der Einsatz erfolgreich verlaufen, aber sie würde sich erst einmal mit eigenen Augen davon überzeugen, bevor sie den Hund weg brachte.
Als Sarah, Ben und der verletzte Polizist in drei Rettungswagen abtransportiert worden waren, Maria unter strenger Bewachung mit dem Streifenwagen in ein Gefängniskrankenhaus gebracht worden war und der Koloss, auf den der Notarzt einen kurzen Blick geworfen und ihn für haftfähig erklärt hatte, gefesselt abgeführt worden war, bog endlich ein Polizeiporsche um die Ecke.
Zofia, die angespannt in die Ferne geblickt hatte, konnte erst durch die getönten Scheiben nichts erkennen, aber dann stieg ein sehr großer blonder Polizist aus, umrundete das Fahrzeug und öffnete die hintere Tür. Dort hatte sich ein kleines blondes Mädchen inzwischen abgeschnallt und als Bonrath sie nun aus dem Fond hob, schossen Zofia die Freudentränen in die Augen. „Eva!“, rief sie und rannte mit ausgestreckten Armen auf die Kleine zu, die nun laut „Mama!“, rief-ein Wort, das in beiden Sprachen, Deutsch und Polnisch- gleich war. Eva schmiss sich in die Arme ihrer Mutter, die vor Glück und Erleichterung zu schluchzen begonnen hatte und ihr Kind an sich zog. Sie würde die Kleine nie mehr los lassen-na zumindest in den nächsten Minuten nicht. -
Jetzt wissen wir nach einer erneuten und diesmal gründlichen Hausdurchsuchung, was Benny´s Geheimnis ist-er ist der Chemiker, der für Anis Drogen herstellt.
Mann da hat der aber bei seiner Verhaftung die Klappe weit aufgerissen-er musst doch wissen, dass sein Drogenlabor bei ner Hausdurchsuchung leicht gefunden werden kann und man Drogenköche nicht so gerne auf die Menschheit los lässt.
Grinsen musste ich bei der Durchsuchung, dass es Semir im Gegensatz zu Ben und Hartmut gar nicht komisch vorkommt, dass neben dem Laptop keine Speichermedien rumliegen-ach ja Semir-das tun die bei dir und mir eben nicht.
Die Theorie ist ziemlich schlüssig, aber vielleicht kommt bald Juan da nochmal ins Spiel. Ich an seiner Stelle hätte da von den Sticks Raubkopien gemacht, wenn ich nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, was da drauf ist-und vielleicht hat der Ex-Drogenboss aus Kolumbien ja auch zufällig das Labor entdeckt und richtig kombiniert.
Ich bin gespannt, was Hartmut herausfindet, ob die Sticks wirklich so wertvoll sind, dass jeder Dödel ohne Spezialchemikerwissen danach Drogen herstellen kann und wer in Zukunft Kölns Unterwelt mit Stoff versorgt.
Ach ja-und süß, dass Jenny sich solche Sorgen um Kevin macht-genauso wie Semir um Ben.
-
Puh ganz schön gruselig diese Animéfilme!
Aber dieser durchgeknallte Janne ist genauso gruselig. Er sinnt nicht auf schnelle Rache, sondern will Thore sozusagen mit seinen eigenen Waffen schlagen und langsam und genüsslich fertig machen. Ben setzt er dazu erst einmal außer Gefecht und blöderweise überwacht er ihn auch, dass der sich nicht heimlich befreien kann. Noch dazu schweben sowohl Nora, als auch Thore´s Vater in akuter Gefahr!
Irgendwie ist die Situation ziemlich aussichtslos, auch wenn Thore ein hervorragender Pitcher ist-ich hoffe, Mikael, Niilo und Semir kommen bald in die Gänge, bevor es zu spät ist! -
Der Notarzt tastete Ben erst von oben bis unten ab, runzelte die Stirn, als er die blauen und empfindliche Rippenpartie betrachtete, maß seinen Blutdruck, der stark erniedrigt war, leuchtete ihm in die Augen und fragte dann: „Darf ich die Decke wegnehmen?“ Ben hatte jetzt die Augen geschlossen, sein Atem ging stoßweise und er hielt sich wie ein Ertrinkender an Semir´s Hand fest. Er nickte fast unmerklich, denn bei aller Angst war ihm klar, dass er jetzt medizinische Hilfe brauchte. Gott sei Dank war der Notarzt ein Mann, sonst wäre Ben auf und davon gegangen.
Den erfahrenen Mediziner, der schon viel gesehen hatte, überfiel das nackte Grauen, als er Ben´s Genitalien ansah. Diese Frau hatte gewütet wie ein Berserker und ihn schwerst verletzt. Es war zwar keine arterielle Blutung, es spritzte nicht, aber dennoch stand die Blutung nicht, sondern der venöse Strom floss in stetigem Rinnsal, bildete teilweise Koagel und der Rest tropfte auf den Boden. Dem Arzt war klar-er musste die Blutung stillen, aber zuvor brauchte sein Patient ein starkes Schmerzmittel, sonst würde er das nicht aushalten. Alleine die vorsichtige Berührung hatte ihm schon ein schmerzerfülltes Stöhnen entlockt. Allerdings war der Kreislauf so schwach, dass er mit der Dosierung sehr vorsichtig sein musste. Lieber wäre es ihm gewesen, er hätte einen Monitor gehabt, um seinen Patienten besser überwachen zu können und auch mindestens einen seiner fähigen Mitarbeiter, der ihm assistierte, aber so musste er sich auf seine fünf Sinne und seine Erfahrung verlassen. Der Monitor hing bei der jungen Frau und die beiden Mitarbeiter versorgten die Patienten draußen. Solange der zweite RTW nicht eintraf, war er auf sich alleine gestellt.Er zog die- nun schon wieder blutigen Handschuhe, obwohl er noch gar nicht viel gemacht hatte- aus, holte zunächst aus seinem Koffer einen Stauschlauch und einen Zugang und zog ein Medikament auf. Dann steckte er rasch eine Infusion zusammen-die letzte im Koffer, um den nicht so schwer werden zu lassen, hatte man den Inhalt eher knapp gehalten. Suchend sah er sich um, aber da war keine Möglichkeit die Infusion auf zu hängen-er würde den Kollegen seines Patienten bitten müssen, die zu halten. Der letzte Stapel steriler Kompressen, ein grünes Steriltuch, Handschuhe und zwei eingeschweißte kleine Gefäßklemmen vervollständigten die Vorbereitungen.
„Herr Jäger-ich lege ihnen jetzt erst einmal einen Zugang und gebe ihnen etwas gegen die Schmerzen!“, kündigte er an und bemühte sich, einen vertrauenerweckenden Ton anzuschlagen. Ben nickte unmerklich und zuckte kein bisschen, als der Notarzt-nun wieder mit Einmalhandschuhen-eine Vene an seinem Unterarm punktierte, die Infusion anschloss und das Ganze verklebte. Das starke Opiat floss wenig später durch seine Adern und linderte den Schmerz, allerdings war das natürlich keine Narkose und der Arzt betrachtete sorgenvoll die wächserne Blässe seines Patienten. Hoffentlich traf bald die Verstärkung ein und man konnte ihn in die Klinik bringen, hier würden die Urologen ganze Arbeit leisten müssen. Er konnte jetzt nur versuchen die Blutung zum Stehen zu bringen und während Semir mit einer Hand die Infusion hoch hielt, wechselte der Arzt erneut die Handschuhe, diesmal schlüpfte er in die sterilen und wenig später gellten Ben´s Schreie durch den Kellerraum und ließen Jenni oben im Wohnzimmer erschauern.
Es dauerte nun Gott sei Dank nicht mehr lange und zwei Mitarbeiter des Rettungsdienstes enterten mit voller Ausrüstung das Haus und bekamen von Zofia den Weg gewiesen. Wenig später betrat die Chefin, die Lucky am Halsband fest hielt, ebenfalls das Gebäude und stieß zu Jenni. Zwei weitere Beamte übernahmen die Bewachung des Kolosses und gerade als Jenni der Chefin zu berichten begann und man hörte, wie eine Trage die Treppe herauf befördert wurde, schlüpfte Lucky plötzlich mit einer eleganten und oft geübten Bewegung aus dem Halsband, war Sekunden später laut winselnd neben der Trage auf der Ben lag und zeigte mit seiner ganzen Körpersprache gleichzeitig Glück und Besorgnis. „Verdammt noch mal-was sucht der Köter hier-kann den mal jemand weg tun!“, schrie der eine Sanitäter erbost, aber dann konnte er nichts mehr sagen, denn Semir rief: „Lasst ihn-das ist sein Hund!“, und Ben, der verwundert die Augen öffnete, sah direkt in die braunen Augen seines Riesenhundes, die ihn klug und freundlich anblickten. „Lucky-es ist schon gut, wir helfen deinem Herrchen nur!“, sagte Semir, der die Trage mit die Treppe herauf befördert hatte und streichelte den grauen Deerhound, während die Chefin mit erstauntem Gesichtsausdruck das leere Halsband in ihrer Hand betrachtete.
„So eng können sie das gar nicht schnallen, dass Lucky der Entfesslungskünstler da nicht raus kommt, wenn er will!“, erklärte Semir und legte seinem Hundefreund das Halsband dann wieder an. Ben, der zwar durch das Opiat etwas gedämpft war, aber dennoch seinen Verstand noch beieinander hatte, fragte nun leise: „Wo ist Sarah?“, aber er bekam momentan von niemandem Antwort. -
Das darf doch nicht wahr sein! Juan ist der Jeepfahrer und Dieb und er hat Semir und Ben durchaus erkannt!
Kevin wurde in letzter Minute von Semir und Ben aus dem brennenden Wagen gezogen-hui das hätte übel ausgehen können, aber anscheinend hat er nochmal Glück gehabt. Und bravo Semir, dass er darauf besteht, dass Kevin sich durchchecken lässt, bevor er weiter arbeitet.
Ja Kevin hat so einiges aufzuholen, wenns um die Verschrrottung von Dienstwagen geht, aber er arbeitet dran!
Aha -dieser Benny ist nicht blöd und hat seine Daten, an denen Anis brennend interessiert ist, verschlüsselt und darum versucht der Tunesier jetzt wieder an Kevin ran zu kommen, damit der Benny aus dem Knast holt-bin ja gespannt, welches Druckmittel er diesmal einsetzen will.
Wenn Juan erfährt, wen er da von der Straße geschossen und beinahe umgebracht hat, wird er wohl nicht so glücklich sein-und zudem zahlt Anis ihn auch nicht wie vereinbart aus. Ich wäre an dessen Stelle mal vorsichtig, denn Juan spielt in seiner Liga, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist! -
An der Konradfront hat sich die Lage wenigstens beruhigt und Julia und Semir können ein bisschen aufatmen.
Sehr gut, dass Julia gleich den Professor informiert hat-dem ist inzwischen klar geworden, dass er sich dringend um seinen Lieblingspatienten kümmern muss und er rast ins Krankenhaus-sehr gut!
Ben ist inzwischen wieder abgedriftet und wird von seinem ganz persönlichen Alptraum verfolgt, in dem Gabriela ihn erneut peinigt. Die arme Schwester Natascha-sie hat ja keine Ahnung, dass wegen ihres Dialekts ihr ganzes Reden bei Ben nur noch mehr Panik auslöst, aber wie der Professor schon richtig konstatiert-wenn es einem Patienten auf der Intensiv-aus welchem Grund auch immer-so schlecht geht, gehört der betreuende Arzt ans Bett! Ich freue mich schon auf die Standpauke, die Dr. von in Kürze zu erwarten hat, aber noch viel mehr bin ich glücklich, dass Ben-hoffentlich-bald geholfen wird! -
Oh mein Gott-damit hätte ich jetzt gar nicht gerechnet!
Das war prinzipiell ja eine super Idee, das Haus Benny´s zu durchsuchen, denn wie man sieht, gabs da durchaus was zu finden-warum sind sie denn nicht schon früher drauf gekommen?
Erst dachte ich-super wie die Teams zusammen arbeiten, um den Verdächtigen in seinem Jeep zu stellen, aber der nutzt die Masse seines Fahrzeugs um Kevin regelrecht ab zu schießen und jetzt hoffe und bete ich, dass es Semir und Ben gelingt, Kevin aus dem brennenden Fahrzeug zu retten. Ach ja-und die arme Jenny am Funk tut mir leid!
1a-Cobrafeeling! -
Jenny beeilte sich und auch der Notarzt legte jetzt einen Zahn zu, denn ein unbestimmtes Gefühl, dass es eilig war, befiel ihn. Er hatte zwar keine Ahnung was hier überhaupt vorging, aber als die Polizei einen Notarztwagen an die angegebene Adresse angefordert hatte, waren sie eben los gefahren, ohne die Anzahl der Verletzten oder andere Details zu wissen, wie das sonst meistens der Fall war. Sie waren auch schon oft nur aus Sicherheitsgründen bei einem Einsatz parat gestanden und später heim gefahren, ohne auch nur einen Finger krumm gemacht zu haben. An diesem Einsatzort allerdings hatte er nun schon die ersten zwei Verletzten versorgt und die Frau, die von dem Hund gepackt worden war, müsste man sich auch dringend ansehen, nur gut, dass die Verstärkung in Kürze kommen würde. Allerdings imponierte ihm die junge Frau, die ihn soeben geradezu gezwungen hatte nach dem nächsten Patienten zu sehen, der wohl ihr Ehemann war. Sie war selber schwer verletzt, man wusste bei solchen Schussverletzungen nie, was da in der Tiefe kaputt war, aber aktuell hatte die Blutung gestanden und er konnte es verantworten, sie von seinen fähigen Sanitätern versorgen zu lassen.
Was ihn jetzt wohl erwartete? Aber da begann auch schon die hübsche junge Polizistin, die ihm den Weg wies, zu erklären. „Im Keller liegt unser Kollege Ben Jäger, der vor vier Tagen von der Frau entführt wurde, die vorher vom Hund gestellt worden ist. Sie hat ihn schrecklich gequält und er hat unter anderem schwere Unterleibsverletzungen. Ich werde deshalb nicht mit rein gehen, ich glaube hier sollten Männer unter sich sein!“, teilte sie ihm mit und inzwischen waren sie auch schon im Haus angekommen.
Aus dem Wohnzimmer erklang gerade ein wütendes Stöhnen und Jenni ging-nachdem sie den Arzt zur Treppe geführt hatte, nun mit gezückter Waffe zu Elias, richtete die auf ihn und sagte mit drohender Stimme: „Eine falsche Bewegung und du wirst es spüren!“, woraufhin sich der Mann ruhig verhielt. Bei seinen Ballerspielen am PC wurden die Spielfiguren auch abgeknallt. Nur bei der echten Waffe seiner Schwester passierte nichts, wenn man den Abzug durchzog. Sie hatte ihm erklärt, dass sie dafür keine Munition habe, dabei hätte es ihm sicher Spaß gemacht, da auf Dinge, Tiere und Personen zu schießen, aber das wollte sie nicht und er hatte sich widerstrebend gefügt. Diese junge Polizistin sah allerdings so aus, als wäre ihre Waffe durchaus geladen und sie würde auch Ernst machen und deshalb brummte Elias, dessen Schädel immer noch ein wenig schmerzte, vor sich hin und wartete darauf, dass seine Schwester kam, um ihn zu befreien. Sie hatte sich immer um ihn gekümmert, seitdem er denken konnte und würde das auch diesmal tun. Er konnte sich noch gut erinnern, wie ihr Opa ihr das eingeschärft hatte, als sie noch ganz kleine Kinder waren, bevor er bei einem Badeunfall ertrunken war und ihre Mutter hatte das auch wieder und wieder gesagt. Er wusste, dass er immer schon anders war wie andere Jungs, er war auch nie zur Schule gegangen, sondern zuhause unterrichtet worden, soweit es möglich war, aber er war glücklich so wie es war und wenn seine Schwester etwas von ihm verlangte, führte er es ohne zu zögern aus, denn er bekam immer eine Belohnung, wenn er sich wohl verhielt.Zofia war zu Jenni getreten und hatte mitleidlos den debilen Mann am Boden betrachtet. „Bitte-sagen sie mir, wo meine Tochter ist-ich muss sofort zu ihr!“, bat sie flehend und nach kurzer Überlegung zückte Jenni ihr Funkgerät und fragte nach, ob es möglich wäre die kleine Eva zu ihrer Mutter zu bringen. Dieter hatte inzwischen begonnen mit der Kleinen zu spielen und im Haus waren einige Kollegen eingetroffen, die die Bewachung der älteren Frau übernehmen konnten. „Komm Eva-ich bringe dich zu deiner Mama!“, sagte Bonrath, als ihm die Zusammenhänge aufgegangen waren und die Kleine steckte vertrauensvoll ihre Hand in die des großen Mannes. „Da ist mein Kindersitz!“, wies sie mit dem Finger zur Garage und tatsächlich-wenig später war eine ordnungsgemäß angeschnallte Eva im Polizeifahrzeug unterwegs und auch Hartmut ließ zwar die Überwachungsvideos weiter mitlaufen und kopierte auch automatisch zu Beweiszwecken die Daten auf eine Festplatte, aber als er gesehen hatte, dass der Notarzt sich jetzt um Ben kümmerte, wandte er den Blick höflich ab und machte sich selber auf den Weg zum alten Hafen-dort gäbe es sicher ebenfalls Arbeit für ihn.
Der erfahrene Notarzt betrat den Kellerraum und Semir überfiel sofort ein Gefühl der Erleichterung. Endlich war medizinische Hilfe da und Ben würde bald keine Schmerzen mehr haben. „Guten Tag, ich bin Dr. Möller“, stellte sich der Doktor vor und sein Blick erfasste mehrere Informationen auf einmal. Erstens das Krankenhausbett mit den Fixierungsgurten, die Blutlache darunter, herumliegende altertümliche medizinische Instrumente und inmitten des ganzen Chaos ein gut aussehender, aber schrecklich mitgenommener Patient, der von einem weiteren Mann, der ihm der Körpersprache nach anscheinend sehr vertraut war, begleitet wurde. Nach den Worten der Polizistin hatte er ja schon den Hauch einer Vorstellung davon gehabt, was ihn erwartete, aber als er sich jetzt frische Einmalhandschuhe über zog und den Patienten freundlich fragte, ob er ihn untersuchen dürfe, überkam ihn wenig später das pure Grauen. Zu was für Grausamkeiten waren Menschen nur fähig? Nach dem, was er hier zu sehen bekam, wünschte er sich fast, der große graue Hund hätte vorhin noch ein wenig fester zu gepackt!
-
Das Gesicht von Zadelhoff möchte ich gerne sehen, wenn er in ein paar Wochen Anna als Kollegin vorgestellt kriegt! Allerdings wär es bis dahin vermutlich für Ben zu spät und wenn Anna nun schon eine Verdachtsdiagnose gestellt hat, bin ich ja gespannt, was das für eine ist-jedenfalls eine bessere als von Dr. von!
Übrigens habe ich das auch schon gemacht, dass ich einfach den Hintergrunddienst in der Nacht aus dem Bett gehauen habe, als so ein junger Schnösel von Doktor nicht das gemacht hat, was für den Patienten richtig und wichtig war. Bei uns kriegt man deswegen keinen Ärger und ehrlich gesagt freue ich mich darauf, was der Chefarzt, der sich sofort bereit erklärt zu kommen, seinem neuen Arzt dann mit zu teilen hat!
Und wenn sich ein Arzt in die Pflege einmischen würde-oh der würde aber sein Fett weg kriegen-mechanische Kühlung ist sehr wichtig zur Fiebersenkung, das macht Anna genau richtig und angenehm für den Patienten ist es auch! Aber jetzt freu ich mich fast auf das Eintreffen des Chefarztes, denn da bin ich mir sicher-er wird sich um Ben kümmern! -
Zack-jetzt wissen wir, wer der Mörder ist und Thore´s Vermutung war richtig. Allerdings sind Ben und er gemeinsam in die vorbereitete Falle gelaufen. Janne will sich angeblich wegen des Todes seiner Mutter an Thore rächen-was ist denn damals passiert?
Die beiden mussten schon ihre Waffen fallen lassen und jetzt will der verrückte Janne ein Spiel mit ihnen spielen.
Ich hoffe nur, dass Niilo, Semir und Mikael jetzt ganz schnell reagieren, die Handys der Freunde orten lassen und ihnen zu Hilfe kommen, sonst sehe ich schwarz für deren Überleben. Und auch Nora schwebt in Lebensgefahr, weil Janne´s anscheinend nicht minder verrückte Schwester vor deren Haus lauert, jederzeit bereit sie umzubringen!
Sehr spannend! -
Das hat Anna jetzt von ihrer Gutmütigkeit!, sie muss gleich einspringen! Aber Ben zuliebe finde ich das sogar richtig gut, denn sie wird die Konfrontation mit Dr. von Kotzbrocken nicht scheuen, da bin ich mir sicher. Der versucht nämlich seine eigene Unsicherheit durch Arroganz zu überspielen und schmeisst gleich Semir wieder raus, dem Anna wenigstens einen kurzen Moment ermöglicht hat, seinen schwer kranken Freund zu sehen.
Aber was ist jetzt mit Ben los, warum hat er so hohes Fieber? Und warum wurde Dr. Vollmers noch nicht zugezogen? Na obwohl-die letzte Frage beantwortet sich eigentlich von selbst-der muss ständig in die Notaufnahme und sich um andere Patienten kümmern und er verlässt sich natürlich auf seinen neuen Assistenzarzt, wenn der schon so viel Berufserfahrung hat-allerdings ist das in meinen und auch Anna´s Augen wohl ein Fehler-ich hoffe sehr, dass unsere dunkelhaarige Schönheit etwas für unseren gemeinsamen Lieblingspatienten tun kann! -
Also ich hatte jetzt schon das Gefühl, dass Kevin seinen Kollegen die Wahrheit sagt.
Ob es natürlich ein kluger Schachzug ist, die Chefin da außen vor zu halten, weiß ich nicht. Aber jetzt rückt Bienert persönlich Anis auf die Pelle und ersetzt den korrupten Kollegen.
Das mit dem Rizinus im Kaffee fand ich witzig-Ben´s Miene konnte ich mir bildlich vorstellen.
Und jetzt mischt Jerry wieder mit-und Kevin soll mit ihm einen Boxclub aufziehen, wenn er entlassen wird-na da bin ich ja gespannt! Aber immerhin vermehrt sich dadurch die Menge an Menschen draußen, die Kevin vertrauen und seine echte Familie sind. Den auf seinen Vater kann er pfeifen! -
Als Sarah sich auf Lucky zubewegte, schien die Welt sich auf einmal langsamer zu drehen. Sie dachte nicht rational nach, dass vor ihnen in den Augen des Polizisten nur ein Hund war, der soeben eine Frau heftig gebissen hatte, sondern das hier war Lucky-ein vollwertiges Familienmitglied, das Ben bereits einmal das Leben gerettet hatte, als der von zwei aggressiven Schäferhunden fast zerfleischt worden wäre. Der Deerhound aus dem Versuchslabor hatte das damals beinahe selber mit dem Leben bezahlt, aber er war bereit gewesen für Ben zu sterben und hatte deswegen eine Lebensstellung bei ihnen erhalten. Normalerweise war Lucky das friedliebendste Tier unter der Sonne, das fürsorglich auf die Kinder achtete, seit drei Jahren vor Ben´s Bett schlief und ihnen normalerweise auch ohne Leine folgte wie ein Schatten.
Diese Frau hatte vorhin einen Polizisten heimtückisch schwer verletzt und irgendeinen weiteren Grund hatte Lucky mit Sicherheit, warum er die Frau am Arm gepackt hatte. All das konnte allerdings der Polizist mit der Waffe nicht wissen und Zeit zum Erklären blieb nicht. Sie wollte sich eigentlich nur vor ihren Hund werfen und dann die Zusammenhänge erklären, da schlug plötzlich etwas mit so einer Wucht gegen ihren Oberkörper, dass es sie von den Beinen holte und sie schon am Boden lag, bevor der Schmerz sie überflutete. Eine Stimme, die ihr ziemlich bekannt vorkam, schrie auf und plötzlich waren da viele Menschen um sie herum, die sich über sie beugten. Sie hörte Lucky aufjaulen und dann leckte ihr auch schon eine große feuchte Zunge übers Gesicht-etwas was sie sonst hasste wie die Pest, aber in diesem Moment mit Erleichterung registrierte-anscheinend war ihr Hund wenigstens unverletzt! Aus dem Augenwinkel sah sie noch, wie Lucky´s Opfer gepackt und beiseite gezogen wurde, wobei Maria die blutige Nagelfeile aus der Hand fiel und dann beugte sich auch schon die Chefin über sie, die gleichzeitig den ihr wohl bekannten Hund am Halsband gefasst hatte und sie ansprach: „Sarah-halten sie durch, gleich kommt Hilfe, ich kümmere mich um sie und Lucky!“, und dann verlor Sarah das Bewusstsein.Die Verstärkung aus der PASt, die mit der Chefin gemeinsam angekommen war, entwaffnete ihren Kollegen, der jetzt fassungslos da stand und immer wieder stammelte: „Das wollte ich nicht!“, während zwei weitere Beamte Maria abführten. Die hielt sich zwar auch mit schmerzverzerrtem Gesicht den Arm, aber jetzt würde man sie nicht mehr aus den Augen lassen, bevor sich die Gefängnistore hinter ihr geschlossen hatten. „Bringt sie zum Polizeifahrzeug-ein Arzt kann sich ihre Verletzung noch ansehen, bevor wir sie mitnehmen, aber passt bloß auf, dass sie nicht noch jemand verletzt!“, warnte die Chefin.
In diesem Augenblick kamen auch schon der von der jungen Polizistin alarmierte Notarzt und ein Sanitäter, gefolgt von Jenni, um die Ecke gerannt und kümmerten sich um Sarah, die immer noch ohne Bewusstsein war und in einer kleinen Blutlache lag. „So wie es aussieht ist das ein Schultersteckschuss, der eine Arterie verletzt hat-sie ist sicher nur vom Schmerz und Schock ohnmächtig!“, befand der Notarzt nach einer oberflächlichen Untersuchung, hörte kurz auf die Lunge und während der Sanitäter den Monitor anschloss, den Blutdruck maß und dann eine Infusion vorbereitete, legte der Notarzt schon zuerst routiniert am unverletzten Arm einen Zugang, spritzte ein Schmerzmittel und presste dann zur Blutstillung einen Packen steriler Kompressen fest auf Sarah´s Schulter, die inzwischen wieder zu sich kam.Lucky saß neben Kim Krüger auf dem Boden und winselte leise-er wusste nicht, was mit Frauchen los war, aber die Chefin kannte er und hielt sich deshalb an die. Der andere Sanitäter hatte inzwischen Verstärkung angefordert und als Jenni jetzt näher kam und entsetzt das Schauspiel betrachtete, kehrte Sarah gerade wieder in die Realität zurück. „Ben lebt, braucht aber ebenfalls dringend medizinische Versorgung! Er ist dort vorne im Keller und Semir ist bei ihm!“, hörte Sarah als Erstes, als sie wieder bei sich war, das Gespräch zwischen Jenni und der Chefin und jetzt liefen ihr plötzlich die Tränen der Erleichterung übers Gesicht. Ben lebte und war in Sicherheit!
„Gehen sie sofort zu meinem Mann-ich komme hier schon zurecht!“, forderte sie den Notarzt auf und wollte sich aufrichten. „Immer langsam junge Frau-sie bleiben jetzt mal ganz ruhig liegen, sonst blutet das wieder stärker-in Kürze werden ein weiterer Arzt und mehrere Rettungswagen eintreffen!“, versuchte der Mediziner sie zu überzeugen, aber Sarah, die inzwischen realisiert hatte, was geschehen war, schüttelte eigensinnig den Kopf. „Mir gehts wieder gut, die Kompressen kann jemand anders festhalten, ich bin vom Fach und kann die Situation einschätzen-schauen sie jetzt sofort nach meinem Mann, sonst mache ich das selber!“, befahl sie und schulterzuckend übergab nun der Arzt tatsächlich den Kompressenstapel an den Sanitäter, der so fest drückte, dass Sarah trotz Schmerzmittel leise aufstöhnte, aber immerhin stand die Blutung. „Gut-es ist vertretbar, sie in der Obhut meines Assistenten zu lassen!“, beschied ihr der Notarzt, der sich nun aufrichtete, die blutigen Handschuhe achtlos auf den Boden warf und mit dem Notfallkoffer eilig Jenni folgte, die ihm den Weg wies.Semir sah ungeduldig zur Tür. Wo blieb denn der verdammte Notarzt? Es war schon eine ganze Weile her, dass man aus der Ferne ein Martinshorn gehört hatte. Allerdings hatte er auch gemeint, einen entfernten Schuss zu hören, aber da konnte er sich getäuscht haben-die Geräusche drangen nur schwach und undeutlich über die Treppe und die offen stehenden Türen in den gut isolierten Keller. Voller Sorge musterte er das eingefallene und schweißüberströmte Gesicht seines Freundes, der die Augen geschlossen hatte und sich an seiner Hand festklammerte. Was musste der für Schmerzen haben! Von der Verletzung an der Wange floss ebenfalls ein kleines Blutrinnsal auf das Handtuch und Ben hatte, nachdem er von Zofia losgemacht worden war, unbewusst die Beine angezogen, um die Schmerzen ein wenig zu lindern. Nicht um alles in der Welt würde Semir seinen Partner jetzt alleine lassen, aber am liebsten würde er die Treppe hinauf stürmen und den Arzt hinter sich her zu seinem Freund zerren-verdammt noch mal, was trieben die da oben?
-
Das nenne ich aber ein ehrliches und intensives Gespräch! Weil Jenny dabei ist, erwägt Kevin auch nicht, weiter den großen Schweiger zu spielen, sondern breitet offen seine Vergangenheit aus. Dass das nicht angenehm für ihn ist und in den falschen Ohren seine sofortige Suspendierung zur Folge hätte, ist auch klar.
Aber Semir und Ben ist jetzt vor allem eines wichtig-Vergangenheit hin oder her: Hat er sie ebenfalls hintergangen? -
Was für ein Drama an allen Fronten! Aber ich rätsle gerade auch gemeinsam mit Semir, Julia und Trauerkloß
, was Ben fehlen könnte. Die Symptome jedenfalls klingen nicht gut, ich hoffe und bete ebenfalls, dass der Chefarzt bald von seiner Tagung zurück ist und sich persönlich um unseren Lieblingspatienten kümmert.
Aber bei Konrad siehts auch nicht gut aus und was mich ebenfalls beunruhigt-Gabriela lauert ja auch noch irgendwo, um Ben und Semir plus Familie um die Ecke zu bringen, vielleicht hat ja auch die was gemacht!
Und der arme Semir-so viel Ungewissheit bringt ihn sicher beinahe um den Verstand, allerdings wird es nichts nützen, wenn er sich gewaltsam Zutritt zur Intensivstation verschafft. Dr. von Zadelhof hat da leider das Hausrecht und kann ihn jederzeit vom Sicherheitsdienst entfernen lassen! -
Maria kicherte irre auf. Sie würde es auch diesmal schaffen zu entkommen. Schon lange hatte sie für alle Fälle an einem geheimen Ort Geld und einen gefälschten Pass deponiert. So leid es ihr auch um ihren debilen Bruder tat-irgendwann war die Zeit gekommen, nur an sich zu denken. Einen Augenblick spielte sie sogar mit dem Gedanken, nochmals ins Haus zurück zu kehren und sich den Inhalt der Spritze zu holen, sie hatte es nicht gerne, wenn ihre Pläne durchkreuzt wurden, aber es würde sich ein neuer Mann finden, der ihren Vorstellungen entsprach und ehrlich gesagt hatte sie ein wenig Angst vor dem kleinen Polizisten.
Sie hatte den großen Vorteil, dass sie sich hier auskannte, wie in ihrer Westentasche, denn sie hatte die verlassenen Gebäude rund herum bereits alle durchstreift, wusst um die Kohlenkeller mit den maroden Klappen darauf und viele andere Verstecke und in genau so einem hockte sie nun, verhielt sich ruhig und wartete, bis die aufgeregten Rufe der Polizisten, die sie verfolgten, verebbten. Die dachten sicher, sie sei weiter gelaufen und sie würde ihnen jetzt ein Schnippchen schlagen, zurück gehen und notfalls in den Rhein springen, der zwar noch kalt war, aber einen hervorragenden Fluchtweg bot.
Sie war kaum aus ihrem Versteck geschlüpft und wollte sich auf den Weg machen, da stand plötzlich ein riesiger zotteliger grauer Hund vor ihr, hatte die Zähne gefletscht und ein furchterregendes Grollen drang aus seiner Kehle. Einen Augenblick war Maria wie erstarrt, sie mochte nämlich keine Hunde, aber dann fuhr blitzschnell ihre Hand mit der blutigen Nagelfeile vor, um den Köter zu töten, oder wenigstens zu verletzen und in die Flucht zu schlagen. Allerdings hatte sie nicht mit den Instinkten und Reaktionen eines Tieres gerechnet, das ganz tief im Inneren immer noch ein Raubtier war, das durchaus töten konnte, wenn es fürs Überleben des Rudels notwendig war. Und eines bemerkte Lucky sofort-diese Frau war dieselbe, deren Geruch er wahr genommen hatte, als er Ben gesucht hatte und jetzt roch die nach dem Blut seines Herrchens. Ganz tief in seinem Inneren wusste er auch, dass diese Frau abgrundtief böse war und deshalb schloss sich jetzt ein riesiger schmaler Kiefer, der dennoch die Beisskraft einer halben Tonne aufbrachte, um den Unterarm der Frau, die ihn angriff und zermalmte beide Unterarmknochen. Maria schrie auf, ließ die Nagelfeile fallen und während Lucky grollend einfach den Arm der Frau nicht mehr los ließ, kehrten die Polizisten, die den Schrei gehört hatten, zurück und im selben Moment bog auch schon Sarah atemlos um die Ecke.
Ihr war ganz schlecht-Lucky hatte zugebissen, oh mein Gott, aber andererseits war das auch die Frau, die den Polizisten so schwer am Auge verletzt hatte, um den sich jetzt gerade der Notarzt kümmerte.Einer der Polizisten richtete jetzt die Waffe auf Lucky, denn auch wenn der Hund ihnen geholfen hatte die Frau wieder fest zu nehmen, er war kein Polizeihund, sondern vermutlich einfach eine grundlos aggressive Töle, die man besser gleich erledigte, bevor sie noch einen weiteren Menschen angriff. Sarah überlegte nicht lang, sondern brüllte nur laut und verzweifelt: „Nein!“, und warf sich dann vor Lucky, ihren und Ben´s geliebten Hund. In diesem Augenblick ertönte ein Schuss und die Chefin, die gerade atemlos mit mehreren Beamten um die Ecke bog, konnte nur noch entsetzt aufschreien.
Der Notarzt hatte sich zuerst den Polizisten angesehen, der immer noch vor Schmerzen wimmerte und krampfhaft die Hände vor die Augen presste. Sarah war erst zu ihm geeilt, aber als der RTW näher gekommen war und sie ihn versorgt wusste, war sie ihrem Hund nach gelaufen. Ganz in der Nähe gab nun eine Frau einen Schmerzenslaut von sich und wies ihr den Weg. Während der Sanitäter bei der Leitstelle ein weiteres Fahrzeug anforderte, kam auch schon Jenni aus dem Keller, um nach zu schauen, wo der Arzt für Ben blieb. Der verletzte Streifenbeamte bekam eine Infusion und ein starkes Schmerzmittel und wurde in den RTW gesetzt. Gerade wollte der Notarzt Jenni in den Keller folgen, da ertönte auf einmal ein Schuss, ein Hund jaulte zum Gotterbarmen, eine Frau schrie auf und dann rannte auch schon eine junge Polizeibeamtin näher. „Schnell-wir brauchen einen Arzt-es geht um Leben und Tod!“, rief sie und nun kam Bewegung in die Gruppe der Helfer.
Semir hatte tröstend Ben´s Hand ergriffen und sprach ihm beruhigend zu, denn er sah, dass sein Freund völlig am Ende war. Obwohl er sich glühend heiß anfühlte, zitterte er wie Espenlaub und die Blutlache unter dem Bett sprach ihre eigene Sprache. „Jenni schau doch mal nach wo der Notarzt bleibt, vielleicht finden die nicht her!“, bat er und die junge Polizistin nickte und machte sich auf den Weg. Zofia wartete oben zwar schon, um die Helfer zu führen, aber das wusste Semir ja nicht. So saß er mit seinem schwer verletzten und traumatisierten Freund im Keller und bekam überhaupt nicht mit, was für ein Drama sich derweil nur wenig entfernt im alten Hafen abspielte.