Jetzt spielt Ben erst sowohl Semir,als auch Lena etwas vor,allerdings hält er das nicht lange durch,denn beide kennen ihn zu gut,um nicht hinter die Fassade blicken zu können.
Semir akzeptiert momentan,dass Ben erst mal Zeit braucht,aber Lena hats wirklich verbockt,wenn sie sein Bedürfnis nach Liebe und Nähe nicht erkennt,sondern ihn abweist,obwohl sie sich lieber in seine Arme werfen würde.Hoffentlich gönnt sich Ben jetzt mal Zeit für Trauer,sonst ist das nämlich nicht auszuhalten für ihn.
Beiträge von susan
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Na ja Silli,das weiss ich jetzt nicht so!
Wenn jemand eine gutgehende Firma übernimmt,aber die letzten Jahre etwas ganz anderes getan hat,heisst das noch lange nicht,dass er die Firma lange auf diesem Level halten kann.Natürlich sind höfliche Umgangsformen und gegenseitige Achtung wichtig,aber beim ersten Zusammentreffen gleich so ein Vortrag? Ich bin mir da nicht so sicher,ob Ben da als Chef so geeignet ist!
Aber ich würde ihn-genauso wie wahrscheinlich Semir und Lena-lieber bei der Autobahnpolizei sehen! -
Aha,anscheinend ist es wirklich die echte Mona Lisa und die Louvrebetreiber hatten die letzten vier Jahre eine Scheissangst,dass der Diebstahl aufkommt!
Cool,wie die Krüger die Unsympathen des Kriminalamtes abfertigt.Aber immerhin ist sie über Internas informiert,die sonst noch kaum einer wissen kann.
Jetzt stimmen sich Semir und Ben auf eine gemütliche Fahrt nach Paris ein.Ich bezweifle aber,das die so ablaufen wird,wie die zwei sich das vorstellen!
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Ben war in der Zwischenzeit wieder auf den Rücken zurückgedreht worden.Die ganzen Infusomaten, Perfusoren und der Transportmonitor wurden an Halterungen am Bett befestigt und er an ein transportables Beatmungsgerät umgehängt.Vorsichtig steuerten ein Intensivarzt und eine Pflegekraft die kostbare Fracht auf die Herzchirurgie.Dort wurden sie schon von einem Herzchirurgen,einem anästhesiologischen Assistenzarzt und dem Kardiotechniker erwartet.Die waren ja telefonisch schon informiert,warfen aber trotzdem noch einen kurzen Blick in die Kurve.Die letzten arteriellen und zentralvenösen Blutgase gaben Anlass zu grosser Besorgnis.Der ph-Wert war auf 6,95 gefallen,das Kohlendioxyd hatte fünfmal so hohe Werte als normal angenommen und der Sauerstoff war dafür im arteriellen Gas bei nur noch einem Drittel der Norm.Die Sauerstoffsättigung am Monitor blinkte bei 55%-lange waren diese ganzen Parameter mit dem Leben nicht mehr vereinbar.Der Blutdruck wurde nur noch von kreislaufstützenden Medikamenten aufrecht erhalten und als die beiden Ärzte vom verlegenden Arzt ihre Übergabe erhalten hatten,fuhr auch schon eine Intensivschwester den Eingriffswagen heran.
Der Kardiotechniker machte ein eher unscheinbares Kästchen betriebsbereit,das an einen zentralen Sauerstoffanschluss und ans Stromnetz angeschlossen wurde.Ein steriles,durchsichtiges Einmalschlauchsystem wurde von ihm eingelegt-die Verschlüsse blieben noch drauf,damit nichts unsteril wurde und inzwischen hatte die Intensivschwester Ben schon vorbereitet.Während sich der Anästhesist und der Herzchirurg steril wuschen-das heisst,dass sie dreimal hintereinander eine vorgeschriebene Menge Desinfektionsmittel erst von den Fingerspitzen bis zu den Ellenbogen,das zweite Mal bis Mitte der Unterarme und das dritte Mal nur noch bis zum Handgelenk einrieben-eine Einmalhaube und einen Mundschutz hatten sie zuvor schon angelegt-hatte die Schwester Bens Leiste rasiert und das Bein ein wenig ausgelagert.
Der Herzspezialist hatte zuvor noch das neueste EKG angesehen und beschlossen,dass man sich auf einen venös-venösen Bypass beschränken konnte.Wäre Bens Herzfunktion nicht so gut gewesen,hätte man einen arteriell-venösen Bypass hergestellt und die Pumpfunktion so wie mit einem Kunstherz unterstützt.Aber das war bei ihrem bis dato fitten Patienten nicht notwendig.
Die Operateure bekamen nun sterile Kittel angereicht,die sofort hinten vom Techniker verschlossen wurden,sie zogen ihre Operationshandschuhe an und einer begann sofort damit,Bens Leistenregion grosszügig mit grellorangem Desinfektionsmittel abzustreichen.Auch das geschah dreimal von aussen nach innen,dann wurde der tief sedierte Ben mit sterilen Tüchern komplett zugedeckt,so dass nur das Eingriffsgebiet freiblieb und schon begannen die beiden Ärzte nach einem kleinen Hautschnitt zwei Leistenvenen zu suchen.Es blutete ein wenig,aber routiniert hatten die beiden Operateure in Kürze die grossen Gefässe gefunden und legten nun zwei durchsichtige,fingerdicke Plastikschläuche ein.Sie wurden fest vernäht und vor dem Einführen mit steriler Kochsalzlösung aufgefüllt,um eine Luftembolie zu verhindern.Der Kardiotechniker reichte die sterilen Anschlüsse an und auch das System in der Maschine wurde einmalig mit Kochsalzlösung befüllt.Nun verband man die beiden Venen mit dem Gerät und als der Techniker die Art Kreiselpumpe startete,gab man noch eine gewisse Menge Heparin dazu,damit das Blut nicht gerann.Ähnlich wie bei einer Dialysemaschine wurde nun das Blut aus Ben herausgepumpt,in der Maschine über eine spezielle Membrane mit Sauerstoff angereichert und ihm über die andere Vene wieder zugeführt.Man konnte zusehen,wie sich die Sauerstoffsättigung im Blut erholte.Binnen Kurzem hörte die Anzeige auf zu blinken und es waren schon wieder Werte um die 80% zu sehen.Man kontrollierte mehrmals die Blutgase,die sich zügig besserten und nachdem man die Tücher entfernt ,das ausgetretene Blut abgewischt und einen sterilen Verband angelegt hatte,nickten sich die beteiligten Mediziner mit einem Lächeln zu.Immerhin war für den Moment ihr Patient gerettet,allerdings konnte er nicht unbegrenzt von dieser Maschine am Leben gehalten werden.Man konnte jetzt nur hoffen,dass bald eine Ursache für die schwere Lungenentzündung gefunden und die behandelt werden konnte.Denn das Einzige was man gewonnen hatte,war Zeit.
Ben wurde noch bequem gelagert,mit einer dünnen Decke zugedeckt,aber so,dass man die Anschlüsse in der Leiste immer im Blick hatte und dann gingen die Ärzte erst mal einen Kaffee trinken.Immer diese nächtlichen Aktionen,aber das war eben so,wenn man sich für die Medizin entschieden hatte.Der Kardiotechniker blieb in dem grossen Raum,in dem noch zwei weitere Patienten an ECMOs hingen und hatte die Technik im Auge.Das grosse Licht wurde gelöscht und ein neuer Tag voller Hoffen und Bangen begann.Semir hatte sich in der Zwischenzeit völlig entsetzt umgedreht.Karl sagte dumpf hinter seiner weissen Maske,die Mund und Nase fest umschloss:“Waffe weg,sonst ist sie tot!“ Semir nickte und legte langsam die Waffe auf den Boden.Verdammt,warum war er denn so unaufmerksam gewesen,aber Karl hatte sie beide mit seiner ängstlichen Miene gelinkt,sie hatten in ihm keinen Feind gesehen,sondern einen verängstigten Mitbürger,der Hilfe brauchte.Karl zog Jenni mit einer Hand noch das Handy aus der Tasche und bugsierte sie dann zu der Infrarotkabine.Er stiess sie hinein und verriegelte die Tür von aussen.“Und nun zu uns!“ sagte er und ging nun drohend mit der Waffe im Anschlag auf Semir zu.Nun würde er seine Rache bekommen,das ging ja wohl nicht an,dass irgendjemand seine Pläne durcheinanderbrachte!
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Irgendwie ist mir der zweite Teil des gestrigen Kapitels abhanden gekommen,habs echt gerade erst gelesen.
Mann tut mir Ben aber leid! Beim Sterben des eigenen Vaters dabeizusein und auch noch gesagt kriegen,dass er schon hofft,dass Ben die Firma übernimmt-das ist hart.Er kann natürlich in dem Moment nicht widersprechen und als er aus seiner Ohnmacht aufwacht und seine Schwester ihm mitteilt,es ist vorbei,da hat er alles Recht zu heulen.
Wie kam jetzt eigentlich Bens Wagen zu Julias Wohnung? Aber vielleicht habe ich da was überlesen!
Voll blöd finde ich,dass Ben da eine Vertuschungstaktik vorhat und anscheinend parallel Polizist und Firmenchef sein will.Das wird nur nicht funktionieren.Gerade Semir hätte er unbedingt einweihen sollen! -
Oh,da wurde eines der wertvollsten Bilder der Welt geklaut und wir haben davon gar nichts mitgekriegt.Mir stellt es gleich die Haare auf,wenn ich mir vorstelle,wie dieses unbezahlbare Meisterwerk da im Wasser lag.
Jetzt bin ich aber gespannt,wie das zusammenhängt.Ein illegales Strassenrennen und ein Kunstdiebstahl erster Klasse.Da wäre ich aber vorsichtig damit,das Bild zurückzubringen-bei diesen Werten gilt ein Menschenleben nichts mehr! -
Im Krankenhaus war inzwischen Konrad verzweifelt wieder abgezogen.Zwischen ihm und seinem Sohn waren,obwohl sie sich in letzter Zeit wieder nähergekommen waren,trotzdem so viele Dinge noch unausgesprochen und nicht aufgearbeitet.Beide waren der Überzeugung gewesen,dass man das ja auf später verschieben konnte,denn man hatte ja noch so viel Zeit.Jetzt war auf einmal ungewiss,ob tatsächlich überhaupt noch Zeit blieb.Der Arzt hatte unmissverständlich zu Jäger senior gesagt,dass Ben akut lebensbedrohlich erkrankt war und man nicht wisse,ob er die Nacht überstehen würde.Mit tränenumflorten Augen fuhr der über die nächtliche Autobahn zurück nach Düsseldorf.
Trotz aller möglichen Beatmungsfinessen,Medikamenten am Anschlag und High-Tech-Geräten,verschlechterten sich trotzdem stündlich Bens Blutgase.Der Sauerstoffgehalt des Blutes sank in dem Maße,wie das Kohlendioxid stieg und die gefährliche Schere hatte er schon längst zum Schlechteren hinter sich gelassen.Obwohl er ständig Bikarbonat erhielt,übersäuerte trotzdem sein Organismus und der PH-Wert sank immer weiter der magischen Grenze von 7,0 entgegen.Normal lag der bei etwa 7,4.Werte unter 7 endeten erfahrungsgemäss meistens tödlich.Die Lunge war dabei komplett zu versagen und so entschloss sich das kurzfristig einberufene Spezialistenteam dazu,ihm einen venös-venösen Bypass,als letztem Mittel zu legen und ihn dann an die sogenannte ECMO zu hängen,was eine Kurzform für Extrakorporale Membranoxygenierung war,das bedeutete de facto ein relativ neues Verfahren,das wie eine künstliche Lunge funktionierte.Noch vor wenigen Jahren hätte Ben keine Chance gehabt,dieses Krankheitsbild eines akuten Lungenversagens zu überleben,aber nachdem die Uniklinik Köln einige dieser Geräte hatte und auch ein Kardiotechniker im 24-Stundenbetrieb,der die Maschinen überwachte, auf der Herzchirurgie im Einsatz war,beschloss man ihn zügig von der Inneren Intensiv dorthinzuverlegen und reservierte sofort ein Gerät für ihn.
Der behandelnde Arzt informierte Semir telefonisch darüber und der war schon knapp vor der Ballettschule und erschrak furchtbar,als er die Nachricht bekam,dass sich Ben nochmals verschlechtert hatte,soweit das überhaupt noch möglich war.Er versprach in Kürze vorbeizukommen,nachdem er noch etwas erledigt hatte.Der Arzt sagte allerdings zu ihm: “Herr Gerkan,es nutzt uns und ihrem Freund überhaupt nichts,wenn sie da im Wartebereich vor der Intensiv sitzen.Ich wollte sie nur darüber informieren,damit sie Bescheid wissen.Er wird jetzt erst mal einen Bypass erhalten,das erledigen die Herzchirurgen und dann wird er an die Maschine gehängt.Zuvor dürfen sie eh nicht rein,es macht gar keinen Sinn,wenn sie kommen.“ „Trotzdem,sobald ich kann,schaue ich vorbei,ich habe sonst keine ruhige Minute!“ bestimmte Semir und bog dann auch schon auf den Parkplatz der Schule ein.
Erstaunt registrierte er,dass auch Jenni gerade mit ihrem Wagen auf den Parkplatz fuhr.Wer hatte die denn angerufen? Sie hatte zwar auch ihr Kärtchen im Büro der Schule hinterlassen,aber sie war heute zum ersten Mal überhaupt mit diesem Fall befasst,was sollte das? Die beiden Polizisten waren gerade ausgestiegen,als sich auch schon Karl hochaufgeregt aus der Dunkelheit löste und zu ihnen kam.“Gut,dass sie da sind! Ich habe verdächtige Beobachtungen gemacht,die mit ihrem Fall zu tun haben könnten.Im Untergeschoss hat jemand die Infrarotkabine angeheizt,ich habe es gerade gesehen,als ich abschliessen wollte und nach Hause gehen.Ich war schon unten und habe mich umgesehen,aber dann wars mir unheimlich und ich habe beschlossen,sie zu informieren,nicht dass ich das nächste Opfer bin!“ flüsterte er beinahe und sah sich dabei immer wieder furchtsam um.
Semir zog die Waffe und entsicherte sie.Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.Infrarotkabine,das hatte Ben ihm sicher sagen wollen,als er kurz vor der Intubation stand.Er hatte es im Gefühl,dass er heute erfahren würde,wie die Lehrer alle infiziert wurden.Vorsichtig sichernd gingen Jenni und er,gefolgt von Karl,in Richtung der kleinen Sauna.Als sie näher kamen,hörten sie Musik.Da war sich jemand anscheinend sehr sicher,dass er nicht ertappt werden würde.Wie in einer Ballettschule nicht anders zu erwarten,lief Klassik.Semir erkannte die Nussknacker Suite.Als sie vorsichtig um die Ecke spähten,sah Semir,dass die Tür der Dusche weit geöffnet war und das warme Wasser prasselte in die Duschkabine,als wenn sich jemand gerade reinigen würde.Semir ging vorsichtig,die Waffe im Anschlag voraus,als er auf einmal hinter sich einen erstickten Laut hörte.Er stand mit einer Maske auf dem Gesicht hinter Jenni und hatte sie mit brutalem Griff gepackt.In der Hand hatte er deren Waffe,mit der er auf Jennis Kopf zielte.Ein irres Kichern kam aus seiner Kehle.“Na,das hätten sie wohl nicht erwartet,Gerkan?“ sagte er,während er sich langsam mit Jenni Richtung Kabine bewegte.
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Jetzt sitzt Ben im Krankenhaus auf glühenden Kohlen und hofft,dass sein Vater den Unfall überlebt.
Na ja,die medizinischen Details sind nicht gerade deine Stärke Anja,sowohl die Verletzungen,als auch die Therapien wären so nicht möglich,aber weil noch ein bisschen Weihnachten ist,will ich mal nicht so sein
Dass der Arzt unsympathisch ist,aber trotzdem ein guter Chirurg,kommt häufiger vor,als man denkt-aber mir wäre wichtiger,dass er gut operiert.
Mann aber Julia hätte Ben jetzt ja durchaus im Vorfeld schon mal selber informieren können,das fällt ihm ja früh ein! -
Jetzt schlägern die verbliebenen Mitglieder des illegalen Autorennens um den Gewinn.Die haben das momentan anscheinend gar nicht so ernst gesehen,mit den beiden Toten und der Strassenverkehrsgefährdung-und und und!
Als sie allerdings dezent von Semir auf die Zustände im Knast hingewiesen werden,kriegen sie dann doch Muffensausen.Hoffentlich erzählen sie jetzt auch was über die Hintermänner! -
Oh Gott,jetzt war diese ganze Fluchtgeschichte ein abgekartetes Spiel! Und Ben macht sich jetzt die grössten Vorwürfe,dass er nicht mit seinem Vater gesprochen hat! Der Arme,das ist ja furchtbar,erst noch mit seinem Papa zu streiten und dann zu erfahren,dass er schwerst verletzt wurde!
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Semir erzählte Andrea zuhause voller Besorgnis von Bens Zustand.Er zermarterte sich den Kopf,während er darüber nachdachte,wie er ihm doch bloss helfen konnte.Was unterschied die erkrankten Lehrer von den übrigen? Manche davon waren ja auch schon langjährig in der Ballettschule beschäftigt,ohne dass ihnen was fehlte.Da musste es ein fehlendes Glied geben.Entweder es gab irgendwo dort einen Infektionsort,an den nicht alle hinkamen,oder es gab einen Mörder,der die Menschen wissentlich infizierte.Oder es war wirklich alles nur Zufall und die Erkrankungen waren einfach so entstanden.Als er allerdings noch eine Weile darüber nachdachte,verwarf er diesen Gedanken.Soviele Zufälle gab es einfach nicht-dann gäbe es mehrere Erkrankte in Köln und da hätte als allererstes die Presse davon Wind bekommen.
Während sie gemeinsam zu Abend aßen und die Kinder danach gebadet und bettfertig gemacht wurden,konnte Semir derweil trotzdem nur an seinen kranken Freund denken.Was sollte er denn ohne ihn anstellen? Er hatte schon so viele Partner verloren und natürlich,es würde danach auch irgendwie weitergehen,aber nein,Ben durfte einfach nicht sterben! Und vor allem nicht,weil er sich dann Zeit seines Lebens Vorwürfe deswegen machen würde.Freilich hatte Ben das selbst so entschieden,dass er da sozusagen undercover ermitteln wollte,aber er hatte doch keine Ahnung davon gehabt,welche Konsequenzen das für ihn haben könnte!
Er als der Dienstältere hätte das einfach verhindern müssen,da führte kein Weg vorbei! Semir entwich ein trockenes Schluchzen,während er auf seiner Wohnzimmercouch sass und in den Fernseher glotzte,ohne überhaupt wahrzunehmen,was da eigentlich lief.Andrea,die inzwischen die Kinder alleine zu Bett gebracht hatte-sie war es schliesslich gewöhnt-setzte sich zu ihrem Mann und fragte ihn besorgt:“Semir,was ist los?“ Der schilderte ihr sein Dilemma und auch seine Schuldgefühle,woraufhin sie ihn nur noch fest in ihre Arme schloss.“Schatz,du hast auf jeden Fall keine Schuld an der ganzen Sache.Ben wusste genau,auf was er sich einliess,du hättest ihn davon auch nicht abgebracht.Überleg doch mal,wie oft er schon sein eigenes Ding gemacht hat,obwohl du dagegen warst.Ausserdem konnte das auch niemand ahnen,dass er gleich so schlimm krank wird.Das Einzige,was ich jetzt zur Bedingung mache ist,dass wir Ayda da solange nicht mehr hingehen lassen,bis der Fall geklärt ist und felsenfest klar ist,dass für unser Kind keine Gefahr droht.Allerdings brauche ich da deine Hilfe dazu,denn es ist für sie momentan das Hauptthema in ihrem Leben und sie wird da absolut kein Verständnis dafür aufbringen!“
Semir nickte-das sollte eine eher kleine Sorge für ihn sein-und dann widmete er sich doch zur Ablenkung dem Film,bis gegen 22.00 sein Handy klingelte.Ben war in der Zwischenzeit wieder auf den Bauch gedreht worden.Die Blutgase,die regelmässig aus der Arterie an seinem Unterarm abgenommen wurden,hatten sich wieder verschlechtert und so hatte man erst die Einstellungen der Beatmungsmaschine dahingehend verändert,dass er nur noch eine kurze Ausatmungsphase hatte,aber die Einatmung mit den hohen,in Millibar gemessenen Drücken,etwa viermal so lang dauerte.Das war ein völlig unphysiologisches Atemmuster,aber man hoffte,ihm damit zu helfen.Immerhin hatten die geschädigten Lungenbläschen jetzt die Möglichkeit,den angebotenen Sauerstoff wenigstens teilweise zu verstoffwechseln.Der geplante Luftröhrenschnitt wäre momentan nicht zu verantworten gewesen und deshalb wurde er erst mal aufgeschoben,das wurde erst wichtig,wenn diese Krise überwunden war.
Als sein Vater kam,um ihn erneut zu besuchen,wurde er freundlich hereingebeten.Geschockt von der ganzen Situation sass er am Bett seines Sohnes und streichelte ihn.“Ben,tut mir leid,dass ich gestern so schnell wieder gefahren bin,aber Julia gings nicht gut.Du weisst doch,sie bekommt ein Baby,aber ihr ist ständig schlecht.Um das Leben meines Enkels und deines Neffen nicht zu gefährden,bin ich gestern schnell wieder mit ihr abgezogen.Ab sofort komme ich alleine und glaub mir,ich nehme mir alle Zeit der Welt für dich.Bitte verlass mich nicht!“ flehte er ihn an und ein paar Tränen befeuchteten dezent seine Augen.
Semir war inzwischen ans Telefon gegangen und lauschte dem aufgeregten Hilferuf aus dem Äther.Schnell zog er seine Jacke an und sagte zu Andrea:“Ich muss nochmal ganz dringend zur Ballettschule!“
Er legte nach einiger Zeit zufrieden den Hörer zur Seite,jetzt konnte er nur noch abwarten,aber die Spinne hatte ihre Fäden gesponnen!
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Das war aber schon mal ein rasanter Beginn.Erst wohl ein illegales Autorennen mit Formel 1-artigem Zubehör,das leider den beiden Fahrzeuginsassen nichts gebracht hat.
Trotz mutiger Rettungsaktion konnten Semir und Ben sie nicht lebend bergen,aber immerhin haben sie`s versucht.Ich höre deren Zähne bis zu mir nach Bayern klappern,hoffentlich gibt das keinen fetten Schnupfen! -
Mann,jetzt war Ben echt zu stolz,seinen Vater zu fragen,in welchem Haus Michael sein könnte.Nach mehreren erfolglosen Versuchen kommt der erlösende Anruf,dass der Verbrecher bereits festgenommen wurde.
Jetzt bin ich aber gespannt,ob der auch wirklich zur Vernehmung in die PASt gebracht wird,oder ob der zuvor noch abhaut! -
Semir brachte Jenni zurück zur PASt und die beiden erstatteten Frau Krüger noch Bericht.Anschliessend machte sich Semir bangen Herzens auf in die Uniklinik.Es war zwar sicher ein gutes Zeichen,dass man ihn nicht angerufen hatte,aber trotzdem hatte er kein gutes Gefühl bei der Sache.
Ben war in der Zwischenzeit wieder von der Bauchlage in Rückenlage zurückgedreht worden.Auf dem Bauch liegend hatten sich die Blutgase leicht stabilisiert,aber man musste ihn zwischendrin zumindest kurzzeitig wieder zurückdrehen,um ihn untersuchen und pflegen zu können.Durch die Flüssigkeitsverschiebungen im Organismus,war er schon ein wenig aufgequollen im Gesicht,was sich aber schnell besserte,als er wieder auf dem Rücken lag.Er blieb weiterhin tief sediert,damit er sich gut beatmen liess und nicht dagegenspannte.Der Arzt hatte nochmals eine Röntgenaufnahme der Lunge angeordnet,die nun im Bett angefertigt wurde.Man hob ihn dazu leicht hoch,schob eine Röntgenkassette unter seinen Rücken,stellte das Bett flach und fuhr dann das mobile Röntgengerät der Intensivstation darüber.Als der Arzt nach der Entwicklung kurze Zeit später das Bild auf dem PC ansah,verdüsterte sich sein Gesicht.Das war nun mal wirklich ein fulminanter Verlauf einer atypischen Pneumonie.Gerade als er in Erwägung zog,den Betreuer seines Patienten zu informieren,meldete ihm die Schwester,dass der gerade zu Besuch gekommen war.Der Doktor ging mit zügigen Schritten ins Patientenzimmer,wo Semir an Bens Bett stand und dessen heisse,schlaffe Hand in der Seinen hielt.“Herr Gerkan,guten Abend.Ich hätte sie jetzt sowieso gleich angerufen,da der Zustand ihres Freundes weiterhin sehr ernst ist.Wir haben gerade nochmals eine Röntgenaufnahme gemacht,die uns gezeigt hat,dass sich die interstitielle Pneumonie weiter ausbreitet."Als Semir ihn mit gerunzelter Stirn ansah-was hatte das schon wieder zu bedeuten?-holte er Bens aktuelles Röntgenbild an den Bildschirmmonitor am Patientenbett.“Sehen sie,diese Aufnahme der Lunge sollte normalerweise dunkel sein,denn überall wo Luft hinkommt,gibt es einen Röntgenschatten.Von der Lungenoberfläche ihres Partners wird momentan nur etwa 1/3 überhaupt belüftet.Sie sehen diese fleckigen Streifungen,das zeigt,dass es sich um eine interstitielle Pneumonie handelt,also nicht wie bei einer normalen Lungenentzündung die Lungenbläschen entzündet sind,sondern die bindegewebigen Stränge dazwischen.Dadurch wird die Lunge zunehmend starrer und kann sich immer weniger ausdehnen.Auch der Gasaustausch wird dadurch deutlich schwieriger,obwohl wir schon mit extrem hohen Beatmungsdrücken arbeiten,die aber für die Lunge selber auch nicht so gesund sind,da können nämlich Druckschäden,ein sogenanntes Barotrauma entstehen.
Wir behandeln ihn schon mit verschiedenen Antibiotika,die erfahrungsgemäss meistens helfen,aber trotzdem ist das wie ein Fischen im Trüben.Wenn wir einen Erregernachweis hätten,könnten wir gezielt behandeln,aber das wird noch eine Weile dauern,bis wir etwas aus der Bakteriologie bekommen,wenn im Trachealsekret und Blut überhaupt etwas nachweisbar ist.Wir kontrollieren etwa zweistündlich die Blutwerte,gleichen Mangelerscheinungen aus,versorgen ihn mit hochkalorischen Infusionslösungen,Vitaminen und Mineralstoffen,von denen wir hoffen,das sie das Immunsystem anregen und die freien Radikalen im Blut binden,aber letztendlich graben wir nur an der Obefläche.Ich muss ihnen leider sagen,dass es jederzeit passieren kann,dass ihr Freund verstirbt und wir ausser ihn zu reanimieren versuchen,nichts dagegen machen können.“Semir hatte völlig geschockt den Ausführungen des Intensivarztes gelauscht.Ihm war klar gewesen,dass Ben sehr krank war,aber dass es so ernst war,haute ihn nun beinahe von den Socken.Als er fragte,ob er dableiben könne,schüttelte der Arzt den Kopf.“Ihr Freund ist so tief sediert,der hat nichts davon,wenn sie die ganze Zeit an seinem Bett sitzen.Im Augenblick sieht es auch nicht so aus,als würde sich da schnell was verändern,ich rufe sie an,wenn er sich nochmals verschlechtert,aber gehen sie lieber nach Hause und am Allermeisten wäre uns allen natürlich gedient,wenn sie herausfinden würden,mit welchem Keim ihr Freund infiziert ist.Ich habe schon gehört,dass die Kollegen auf der Nachbarstation einen ähnlichen Fall haben,der eventuell aus der selben Infektionsquelle angesteckt ist.Um diesen beiden jungen Männern zu helfen,sind ihre kriminalistischen Fähigkeiten eher gefragt,als alles andere.“
Der Arzt verabschiedete sich und nachdem Semir seinen Freund noch mit Tränen in den Augen gestreichelt hatte,ging er auch zur Tür.Als er nochmals zurücksah,brach es ihm beinahe das Herz,als er seinen sonst so vitalen Kollegen, nur von Maschinen am Leben gehalten,da liegen sah.Wenigstens schlief er fest und bekam von seinem Elend nichts mit.Mit schleppenden Schritten ging Semir zu seinem Wagen und steuerte ihn wie in Trance nach Hause.Er hatte inzwischen einen Plan geschmiedet,er musste nur noch warten,bis auch die letzten Ballettschüler das Studio verlassen hatten.Eine Visitenkarte mit Gerkans Handynummer hatte er schon hergerichtet-nun hiess es Geduld aufbringen,aber die Zeit arbeitete für ihn!
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Jetzt muss ich mich auf diesem Weg doch mal bei meinen fleissigen Feedern bedanken.Ich freue mich,dass die Geschichte so gut ankommt,allerdings schreibe ich,weil mir das irre Spass macht-ich täts auch ohne Feeds,ob ich sie dann allerdings veröffentliche,die Geschichten-hmmm?
Dir Elli muss ich noch schnell die rechtliche Sache mit der Betreuung erklären: Wenn jemand bei vollem Bewusstsein festlegt,wer im Falle,dass er das nicht mehr kann,seine Rechte wahrnimmt und in seinem Sinne entscheidet,ist das ausser bei unmündigen Kindern bindend.Das Vormundschaftsgericht macht das dann via richterliche Anordnung schriftlich fest und die Unterschrift des Betreuers gilt dann,wie die des Patienten selber.Ob der Betreuer mit dem Patienten verwandt,befreundet,benachbart,oder was auch immer ist,ist völlig egal.Wenn so jemand nicht festgelegt ist,dann versucht das Gericht jemanden zu finden,der dieses Amt übernimmt,meistens durchaus Familienangehörige oder Ehepartner.Wenn dazu niemand bereit ist,oder auch Unstimmigkeiten z.B. zwischen den Kindern bestehen,wie weit man mit der Therapie geht,wird vom Gericht ein Berufsbetreuer bestellt,der dann versucht neutral zu entscheiden.Der kriegt da allerdings Geld dafür und zwar nicht wenig und zwar vom Betreuten.Manche haben da 40 Betreute und haben da ein gutes Zubrot oder können sogar davon leben (angeblich kriegt man da 30-70€ im Monat dafür).Das machen oft Rechtsanwälte oder Mitarbeiter des Landratsamtes. Weil auch für jeden Patienten eine Fixierungsanordnung geprüft werden muss,ist bei uns auf der Intensiv mindestens einmal wöchentlich der Richter da und schaut sich persönlich die Patienten an,damit da kein Schindluder getrieben wird.Also keine Angst,auch uns im Krankenhaus wird auf die Finger geschaut!

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Puh,der arme Ben!
Erst hätte er beinahe dem blinden Passagier Lena verraten,dass er sie noch liebt und dann muss er feststellen,dass sein Vater den Mörder seines Zwillings noch in Schutz nimmt.Mann,da hat ihn aber wirklich gerade seine Vergangenheit voll eingeholt! Kann durchaus verstehen,dass er wütend ist! -
Diesmal begrüsste sie Wiesmüller freundlich und führte sie gleich zu seiner Chefin.“Guten Tag Frau Neumann.Leider ist mein Kollege sehr schwer erkrankt und ringt im Krankenhaus mit dem Tod.Wir sind der Überzeugung,dass irgendwas oder irgendwer in der Ballettschule nicht in Ordnung ist.Was können sie mir dazu sagen,dass in letzter Zeit gleich zwei ihrer Lehrer gestorben sind und zwei weitere im Krankenhaus liegen?“ fiel Semir gleich mit der Tür ins Haus.
Frau Neumann blieb im Moment die Luft weg und sie empörte sich:“Was fällt ihnen ein,dass das irgendwas mit mir,oder meiner Ballettschule zu tun haben könnte.Das sind aus der Luft gegriffene Vermutungen,bei uns ist alles in Ordnung und wir haben nichts zu verbergen.Ausserdem kommt ja schliesslich auch ihre Tochter regelmässig hierher und gab es da jemals irgendwelche Beanstandungen?“ wollte sie nun hocherhobenen Hauptes wissen.“Anscheinend sind ja auch nur Lehrer betroffen und keine Schüler,zumindest ist mir diesbezüglich nichts bekannt!“ konterte Semir.“Jetzt mal ganz kurz: Sind sie bereit,mir bei den Ermittlungen zu helfen,oder muss ich ihnen die Schule zusperren und die Spurensicherung rufen?“ Frau Neumann blieb vor Entsetzen der Mund offen stehen,bis sie einen Moment später zu sich selber murmelte:“Contenance!“ und dann huldvoll aufstand.Sie öffnete die Bürotür und rief:“Herr Wiesmüller,würden sie diesen Herrn und die Dame bitte einmal durch unser Institut führen und ihnen beweisen,dass wir nichts,aber auch gar nichts zu verbergen haben?“ Karl stand wie ein Schatten auf einmal vor ihnen,er hatte sich lautlos wie eine Katze bewegt und lud sie mit einer Art spöttischem Hofknicks ein.“Darf ich sie bitten,mir zu folgen?“ forderte er die beiden Polizisten auf und ging voran,um ihnen alle Räumlichkeiten der Schule zu zeigen.Vom Flachdach bis zum Untergeschoss,das ja eigentlich kein Keller war,sondern ebenerdig auf den Rhein hinausging,wurden sie durch alle Räumlichkeiten geführt.Karl erklärte ihnen,wozu und weshalb manche Dinge da waren.Bei den Technikräumen erklärte er,dass sie bei den diversen Rheinhochwässern schon Probleme gehabt hatten,wegen vorrübergehenden Überschwemmungen und darausfolgender Unbenutzbarkeit.Auch eine kleine Holzsauna,oder was auch immer das sein sollte,die allerdings nicht mehr benutzt wurde,wie er ihnen erklärte,und eine abgesperrte Dusche mit einem „Gesperrt!“-Schild an der Tür,zeigte er ihnen.Er musste dazu zwar erst den Schlüssel aus dem Büro holen,aber Semir und Jenni bestanden darauf,auch in diesen Raum einen Blick zu werfen.Es war eine kalte,unbenutzte Dusche,wie Wiesmüller ihnen gesagt hatte.“Bei jedem Hochwasser wird diese Dusche mit überschwemmt und die darauffolgenden Reinigungsarbeiten sind dermassen aufwendig,weil man immer das komplette Leitungssystem spülen muss,dass schon der verstorbene Herr Neumann nach dem ersten Hochwasser darauf verzichtet hat,die zu benutzen.Wir haben ja oben,wie sie gesehen haben, eine grosse Sauna,die auch rege benutzt wird,da ist dieses kleine Ding hier völlig unnötig!“ erklärte er ihnen.
Jenni war neben einem Karton,der unauffällig in der Ecke stand,stehen geblieben und warf neugierig einen Blick hinein.Drinnen waren Gummihandschuhe,Putzutensilien und Masken,wie sie Handwerker,die mit Staub arbeiteten,trugen.
Zum Abschluss fragte sie Wiesmüller ein wenig spöttisch:“Soll ich ihnen den Parkplatz auch noch zeigen,oder ist ihre Wissbegierde jetzt gestillt?“ Semir bedankte sich für die Führung,die ihm aber keine weiteren Aufschlüsse gegeben hatte und sagte.“Jetzt können wir uns auch noch gleich unterhalten,wo sollen wir hingehen?“
Karl überlegte kurz.“Jetzt sind alle Räumlichkeiten besetzt,da Hauptunterrichtszeit ist,ich würde vorschlagen,wir gehen in Frau Neumanns Büro!“ Semir und Jenni nickten und wie er gesagt hatte,lief nun parallel in drei Räumen Unterricht.Eigentlich hätte Karl die eine Truppe beschäftigen sollen,aber das hatte nun derweil seine Chefin übernommen.Im Büro setzte sich Karl an Frau Neumanns Schreibtisch und Semir registrierte,dass er regelrechten Besitzerstolz zeigte.“Wie lange sind sie schon in der Ballettschule?“ wollte er wissen.“Seit 15 Jahren.Ich war der erste Lehrer,schon vor dem Umzug in dieses ehemalige Hafengebäude.Wir hatten nahe der Innenstadt sehr beengte Platzverhältnisse in einem kleinen Studio und als sich die Möglichkeit ergab,nach der Verlegung des Hafens dieses ehemalige Lagerhaus zu mieten und passend herzurichten,hat mein verstorbener Chef die Gelegenheit genutzt und wir haben uns seitdem immer vergrössert.“Jenni registrierte auch den Stolz in seiner Stimme und fragte nun:“Haben sie irgendwas bezüglich der erkrankten und verstorbenen Lehrer beobachtet,was ihnen merkwürdig vorkam?“ Karl überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.“Na ja,ausser,dass sie immer sehr sorglos mit ihrer Gesundheit umgegangen sind und rausgegangen sind,auch wenn sie verschwitzt waren,so zum Rauchen oder so,aber sonst-nicht dass ich wüsste!“ Nach ein paar allgemeinen Fragen entliessen sie Wiesmüller und holten sich die nächste Ballettlehrerin ins Boot zur Befragung.Bis 16.00 hatten sie die ersten vier interviewt,ohne nähere Aufschlüsse erhalten zu haben.Sie verabschiedeten sich mit der Ankündigung,morgen Nachmittag wiederzukommen,wenn die nächste Truppe Lehrer unterrichtete,um dann den Rest zu verhören.Die Aushilfen wiesen sie Frau Neumann an,ebenfalls einzubestellen und dann gingen Jenni und Semir nachdenklich zu ihrem Wagen.
Er schob die Jalousie ein wenig zur Seite.Jetzt wurde es aber höchste Zeit,dass er diesem Polizistenpaar das Handwerk legte,aber auch das würde ihm gelingen,er hatte schon so eine Idee!
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Na das war ja mal ein turbulenter Heiligabend einer noch turbulenteren Geschichte,die leider hiermit zu Ende ist.
Ehrlich gesagt,hatte ich momentan ganz vergessen,dass Andrea ja schwanger ist und die Geburt des kleinen Sören war natürlich das allerschönste Geschenk für die kleine Familie Gerkan.
Drei Wochen zu früh ist normalerweise nicht schlimm und so finde ich es absolut vertretbar,dass Andrea nach einer ambulanten Geburt wieder nach Hause geht.Wer will denn Heiligabend im Krankenhaus verbringen,wenn er noch kleine Kinder zuhause hat?
Und diesmal ist Semir standhaft geblieben und ist gar nicht umgefallen-Respekt.Als Ben mit Andrea losgedüst ist,habe ich auch schon befürchtet,er müsste demnächst selber Geburtshelfer spielen,hätte ich mir ehrlich gesagt gar nicht so vorstellen können,aber immerhin waren sie schnell genug da.
Besonders süss fand ich die Beschreibung,wie seine Schwestern das Baby angekuckt haben.
Ja Elli,insgesamt eine spannende,schöne Geschichte,die viel Dramatik,aber auch Gefühle geboten hat.Auch hat sie ein rundum zufriedenstellendes,versöhnliches Ende gefunden,weil auch die Sache zwischen Semir und Gloria ausgeräumt ist.Wetten,dass die beiden kleinen Jungs auch später noch manchmal miteinander spielen werden?
Lediglich den Namen finde ich etwas unpassend,wie Ben schon gesagt hat klingt Sören schon sehr norddeutsch,aber nachdem du da ja herkommst,sei es dir gegönnt und falls Semir in der echten Serie mal einen Sohn kriegen sollte,bin ich ja dann gespannt,wie der heisst!
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So,der Heilige Abend mit der Familie ist vorbei,nun konnte ich wieder nachlesen!
Mann ist das schwierig mit Lena und Ben.Da sind ja so viele unterdrückte Gefühle im Spiel,dass einem fast schwindlig wird.Ich weiss ja nicht,ob es ihnen vergönnt ist,doch nochmal zusammenzukommen.
Jetzt befürchtet Ben auch noch,dass sein Vater seine Hände im Spiel hat,zwar unwissend,aber trotzdem.Hoffentlich haben die Michael bald geschnappt,bevor der noch mehr Unheil anrichtet! -
Semir und Jenni betraten die Ballettschule und sahen als Ersten gleich Cefa,der seelenruhig den Parkettboden im Eingangsbereich wienerte.Weil am Vormittag nur wenige Hausfrauen und Schichtarbeiterinnen zur Jazz-Basic-Kondition da waren,war diese Zeit für Reinigungsarbeiten wie geschaffen.Semir fragte ihn:“Ist Frau Neumann da?“ woraufhin Cefa den Kopf schüttelte.“Die kommt normalerweise erst nachmittags.“ sagte er kurz angebunden und wienerte dann weiter.Nachdem man ja mit irgendwem anfangen musste,sagte Semir:“Wir hätten da gleich mal ein paar Fragen an sie!“ Cefa nickte und putzte weiter.Nun sagte Semir mit Ungeduld in der Stimme:“Ich hätte mich aber gerne in Ruhe mit ihnen unterhalten,könnten sie vielleicht mal einen Moment aufhören zu putzen? Ausserdem würde ich gerne in einen Raum dazu gehen,nicht so mitten auf dem Flur.“
Cefa zuckte mit den Schultern,legte seinen Schrobber weg, ging mit den beiden Polizisten in einen leerstehenden Probenraum und schloss nachdrücklich die Tür hinter ihnen.Dann stand er schweigend da und wartete,bis Semir ihn begann zu befragen.“Wie lange arbeiten sie schon hier?“ wollte der Polizist wissen.“Etwas über 10 Jahre.“ antwortete einsilbig der dunkle Typ.“Kannten sie Herrn Otevrel und Frau Krause?“ -„Ja,vom Sehen!“ -„Wieviele Tanzlehrer gibt es an der Schule?“ -„Immer so um die 10!“- „Ist ihnen irgendwas besonderes aufgefallen?“ -„Nein!“ -„Kennen sie Herrn Jäger?“ -„Ja.“ -Nun explodierte Semir und packte den Mann an seinem Shirt und zog ihn näher zu sich heran.“Mann,lassen sie sich doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen! Sind sie auch Türke?“ -“Ja.“ Mehr war beim besten Willen nicht aus ihm herauszubringen.“Können sie mich in der Ballettschule herumführen?“ „Nein,nur wenn Frau Neumann einverstanden ist,oder sie einen Durchsuchungsbefehl haben.“ Nun gab Semir auf,beim besten Willen war nichts Vernünftiges aus diesem Typen herauszubringen! Er liess ihn gehen und klopfte dann an die offenstehende Tür des nächsten Probenraums,in dem 8 Frauen ihre Kondition stärkten.„Ich hätte da ein paar Fragen!“ sagte er zu der Trainerin.Sie kam sofort heraus und bat ihre Damen,sich noch etwas zu bewegen,bis sie wieder zurück war.Semir kannte die junge Frau vom Sehen her,sie stellte sich als Christina Fluhr vor,als er und Jenni ihre Dienstausweise zückten.Sie war sehr freundlich und kooperativ und erzählte ihnen,dass sie mit Svenja auch ab und zu mal auf Piste gegangen sei und deren Tod sie schrecklich mitgenommen habe.Sie kannte alle Tanzlehrer,aber auch ihr war nichts Besonderes aufgefallen.Wir sind hier ja nur ein paar,die Vollzeit arbeiten,eigentlich nur vier,der Rest gibt stundenweise Unterricht.“ erklärte sie ihnen.Sie war betroffen,als ihr Semir erzählte,dass Ben schwer krank auf der Intensivstation lag.“Ich bin hier seit 5 Jahren beschäftigt,mit Frau Neumann komme ich gut aus,sie ist halt eine Dame!“ sagte sie und spreizte affektiert den kleinen Finger ab,so dass Jenni lachen musste.Sie kannte ja die Ballettchefin noch nicht und wusste nicht,wie die auf sie wirken würde.
Mit dem Versprechen,sich an Semir zu wenden,wenn ihr noch etwas einfiele,nahm sie seine Karte und ging dann wieder zum Unterricht zurück.Semir überlegte kurz und beschloss dann,bis zum Nachmittag zu warten,bis Frau Neumann da war.Er wusste nämlich auch nicht,auf was er achten sollte,wenn eine offizielle Durchsuchung stattfand.Das würde sehr viel Staub aufwirbeln und dem guten Ruf der Einrichtung schaden.Deshalb beschloss er,den Ball erst mal tief zu halten und machte sich mit seiner Kollegin auf,um nach Woodrow Thompson zu sehen.Er sah ihnen mit finsteren Blicken hinter der vorgezogenen Jalousie nach.Wenn die beiden Polizisten ihn noch weiter bei seinem Vorhaben störten,würden auch sie die Konsequenzen zu tragen haben!
Bei der Wohnung des dunkelhäutigen Tänzers angekommen,öffnete niemand auf ihr Klingeln.Semir klopfte vehement gegen die Tür,aber es rührte sich nichts.Lediglich die Nachbarin steckte ihren Kopf aus der Nachbarwohnung.“Er ist nicht da,vorgestern hat ihn die Rettung abgeholt,ich weiss aber nicht,in welchem Krankenhaus er liegt,ich giesse nur die Blumen!“ erklärte sie ihnen.Semir sah Jenni bedeutungsvoll an.“Vielen Dank für ihre Information!“ sagte er herzlich zu der älteren Dame und wandte sich zum Gehen.
Draussen setzten sie sich in den Wagen und Semir liess Susanne herausfinden,in welches Krankenhaus der Tänzer gebracht worden war.Nach einer Weile meldete sich die.“In der Uniklinik liegt er,wie Ben!“ erklärte sie den beiden und deshalb lenkte Semir seinen Wagen wieder dorthin,gespannt,was ihnen der nette Mann wohl zu erzählen hatte.
An der Information erfuhren sie,dass er auch auf Intensiv lag,zwar auf einer anderen Station als Ben,aber die befand sich auf dem gleichen Stockwerk.Sie gingen dorthin,läuteten draussen und brachten ihr Anliegen vor.Kurz darauf trat der Stationsarzt vor die Tür.“Leider können sie Herrn Thompson nicht befragen,da er in kritischem Zustand und beatmet ist,es tut mir leid!“ erklärte er ihnen.Semir liess seine Karte da und bat,verständigt zu werden,wenn Herr Thompson vernehmungsfähig sei und der Arzt versprach,die zu den Akten zu legen.Weil sie nun schon mal da waren,beschloss Semir gleich noch kurz nach Ben zu sehen und wandte seine Schritte zu der nun schon bekannten Intensivabteilung.Sie läuteten und er wurde gleich auf dem Flur vom Stationsarzt abgefangen.“Sein Zustand hat sich weiter verschlechtert,es steht sehr ernst um ihren Kollegen.Ich muss sie auch fragen,ob sie bereit sind,eine gesetzliche Betreuung betreffend der Gesundheitsfürsorge zu unternehmen.Herr Jäger hat das bei der Aufnahme ausdrücklich angegeben,dass nicht seine Angehörigen,sondern sie von ihm dafür gewünscht werden.Wir möchten ihm nämlich einen Luftröhrenschnitt machen und bräuchten dazu eine Unterschrift,weil das keine Notfallindikation ist.“
Semir war wie vor den Kopf gestossen,aber er unterschrieb den Antrag,der sofort ans Vormundschaftsgericht gefaxt werden würde.Als er nun zu seinem Freund geführt wurde,der immer noch auf dem Bauch lag,trat er mit zögernden Schritten an dessen Bett.“Ben,bitte reiss dich zusammen und mach keinen Scheiss!“ bat er ihn inständig.Als er auf die Beatmungsmaschine blickte,lief der Sauerstoff auf 100% und trotzdem war Bens Sauerstoffsättigung nur bei 88%.Der Temperatursensor am Monitor,der über eine Rektalsonde die kontinuierliche Temperatur anzeigte,blinkte bei 39,9°C und als Semir Ben sanft über die Schulter strich,bemerkte er,wie der glühte.Das Arterenol lief ebenfalls höherdosiert und die betreuende Schwester sah auch sehr ernst drein.Semir wandte sich mit einem Kloss im Hals ab und versprach später wiederzukommen,oder wenn man ihn anrief, jederzeit.
Als er mit schleppenden Schritten die Station verliess,legte Jenni mitfühlend den Arm um ihn.“Semir,er packt das! Ben ist fit und ein Kämpfer,du wirst sehen,in ein paar Wochen hast du deinen Partner wieder auf der Autobahn!“ sagte sie tröstend.Er nickte,aber im Moment war er nur voller Angst und Sorge,dass sein Freund das nicht überstehen würde.
Bis der Nachmittagsunterricht in der Ballettschule begann,gingen sie noch kurz einen Happen essen,wobei Semir in seiner Suppe fast nur herumrührte.Ohne Ben schmeckte ihm auch die grösste Leckerei nicht.Als es endlich 14.00 war,machten sie sich wieder auf den Weg,in der Hoffnung irgendetwas herauszufinden.