Konrad hatte von zu Hause aus,sofort den Polizeipräsidenten angerufen.Der war schon daheim und freute sich auf den Feierabend.Als er mit Konrad gesprochen hatte,verdüsterte sich seine Miene.Warum hatte ihm denn niemand Bescheid gesagt? Anscheinend waren seine Mitarbeiter der Meinung gewesen,dass so ein Attentat auf zwei Polizisten nicht wert war,dass er davon sofort informiert wurde.Es würde sicher morgen mit den ganzen Aktennotizen auf seinem Schreibtisch liegen,aber jetzt hatte er seinem Rotarierfreund gegenüber leider zugeben müssen,dass er bisher keine Ahnung von dem Vorfall hatte.Dabei war der Sohn von diesem Jäger sogar eines der Opfer.Er ärgerte sich masslos über seine Mitarbeiter.Jetzt stand er wieder da,als wenn ihn so etwas nicht interessieren würde,aber nicht mit ihm,er würde höchstpersönlich seine besten Leute beauftragen,die Ermittlungen zu übernehmen.Ob das allerdings heute Abend noch so sinnvoll war? Konrad hatte ihm gesagt,dass anscheinend Personenschutz angeordnet worden war,so dürften im Augenblick alle erforderlichen Massnahmen eingeleitet sein.Seine Frau bat ihn zu Tisch und so beschloss er,das Ganze auf morgen zu vertagen und wimete sich der köstlichen Mahlzeit.
In der ganzen Stadt waren inzwischen Polizisten ausgeschwärmt und begannen Karls Bild herzuzeigen.Im Lokalfunk und Lokalfernsehen wurden Ausschnitte der Pressekonferenz gezeigt,in denen die Bevölkerung zur Mithilfe aufgefordert wurde.Karls Bild flimmerte über die Bildschirme und auch Frau Neumann verfolgte gespannt,was ihr Schützling denn schon wieder angestellt hatte.Eine Kioskbesitzerin zögerte erst,aber dann griff sie zu ihrem Telefon und rief die eingeblendete Nummer an.Als sie den Grund ihres Anrufs mitteilte,wurde sie gleich zu der ermittelnden Beamtin durchgestellt,einer Frau Krüger.
In schönstem Kölsch teilte die Frau mit,dass Karl an ihrem Kiosk in der Innenstadt regelmässig was zu Essen kaufte,zuletzt heute Nachmittag.Sie wusste sogar noch,was er bestellt hatte,nämlich Currywurst mit Pommes rot-weiss.Frau Krüger fragte nochmals detailliert,wo genau der Kiosk stand und versprach der Frau,einen Polizisten bei ihr vorbeizuschicken,der ihre Aussage aufnahm.
„Wir haben eine Spur!“sagte sie mit blitzenden Augen.Es waren zwar mehrere Anrufe eingegangen,aber die hatten sich bisher immer als Finte erwiesen.Dieter,der ein wenig in seinem Stuhl in der PASt gedöst hatte,war auf einmal wieder hellwach.Gemeinsam mit Jenny trat er zur Chefin,die anhand des detaillierten Stadtplans genau die Lage des Kiosk einzeichnete.Die Uhrzeit passte auch.Der Täter war unmittelbar nach der Tat anscheinend direkt dorthingefahren und hatte sich Essen gekauft.Mit welcher Kaltblütigkeit er sich ungerührt den Bauch füllen konnte,nachdem er kurz zuvor zwei Menschen in seinen Augen umgebracht hatte,zeigte nochmals,wie gefährlich er war.Sein Versteck musste in unmittelbarer Nähe liegen,denn sonst wurden bisher keine Sichtungen mitgeteilt.Auf Google Streetview betrachtete die Chefin die umliegenden Gebäude.Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.Ein Theater-ganz in der Nähe war ein Theater!
Sie sah auf die Uhr.Es war schon nach Mitternacht,ob da noch jemand da war,der ihnen aufsperren konnte? Gerade als sie überlegte,ob sie mit grosser Mannschaft,oder lieber nur mit ihren engsten Mitarbeitern dort hinfahren sollte,da bedeutete ihr Tanja,dass wieder ein wichtiger Anruf in der Leitung war.Frau Neumann war am Apparat.“Frau Krüger,ich habe aus dem Fernsehen gehört,dass Karl leider begonnen hat,regelrecht Amok zu laufen.Das lässt mir keine Ruhe mehr.Ich habe krampfhaft überlegt,wo er sich verbergen könnte und mir ist da was eingefallen.Er hat mir mal erzählt,dass er oft noch an unsere alte Wirkungsstelle zurückkehrt,weil ihn das so beruhigt.Ich weiss zwar nicht,wie er dort hineinkommt,ich hatte dem auch eigentlich keine Aufmerksamkeit geschenkt,aber wenn ich mir das so überlege,dann wäre das schon naheliegend.“ Frau Krüger fragte nach der genauen Lage des Theaters und als Frau Neumann ihr bestätigte,dass das exakt dieses Gebäude war,das auch sie schon ins Auge gefasst hatte,beschloss Frau Krüger sich von der Ballettdirektorin helfen zu lassen.“Frau Neumann,ich würde sie gerne abholen und mit ihnen gemeinsam dorthinfahren.Sie sind ortskundig und können uns vielleicht am ehesten helfen,ihn aufzuspüren,damit er nicht noch weitere Menschen umbringt!“ Frau Neumann stimmte nach kurzer Überlegung zu und wenige Minuten später waren die Chefin,Bonrath und Jenni unterwegs zur Ballettdirektorin.
Tanja hatte inzwischen ausfindig gemacht,wer ihnen aufsperren konnte und ein Mitarbeiter einer Wach-und Schliessgesellschaft wurde umgehend mit dem Schlüssel von seiner Zentrale dorthinbeordert.
Im Krankenhaus inzwischen wurden Semir und Ben alle zwei Stunden gelagert und abgesaugt.Ihre Werte stabilisierten sich zusehends und der diensthabende Arzt war froh,dass er in dieser Nacht wohl keinen Totenschein ausstellen musste.