In der Operationsabteilung angekommen,wurde Ben in der Patientenschleuse mit Hilfe einer Art Fliessband auf den OP-Tisch befördert.Das tragbare Beatmungsgerät,der Transportmonitor und die verschiedenen Infusionen und Medikamente,die unbedingt weiterlaufen mussten,wurden mitsamt den Perfusoren mit in den Sterilbereich genommen.Man deckte ihn mit zwei grünen Tüchern zu,allerdings vermied man es,ihn,wie sonst üblich,zu wärmen,da er ja immer noch hohes Fieber hatte.Ben wurde angeschnallt,damit er nicht herunterpurzeln konnte und dann fuhr man ihn mitsamt dem OP-Tisch in den Operationssaal.
Er wurde vom tragbaren Beatmungsgerät an das grosse Narkosegerät umgehängt und auch sein Monitor wurde in der Einleitung geparkt,da er während der Operation mit einem einzigen Gerät überwacht wurde.Der Anästhesist drehte das Narkosegas zum Sauerstoff mit auf,damit konnte man Narkosemittel sparen und schonte so den Kreislauf. Bens Bein wurde nach aussen rotiert und in dieser Stellung festgemacht. Nun strich der sogenannte Springer,also der unsterile Op-Mitarbeiter vom Rippenbogen bis zur Kniekehle den ganzen Bereich,der blau war,mit grellorangem Desinfektionsmittel dreimal ab.Der Chirurg und sein Assistent waren inzwischen steril angezogen worden und deckten nun das Operationsfeld mit sterilen Klebetüchern ab.Eine neutrale Klebeelektrode kam noch ans unversehrte Bein und dann stellten sich der Operatur und sein Assistent einander gegenüber,einer an Bens rechte und einer an seine linke Seite und die Op-Schwester reichte das Skalpell an.“Schnitt um 8.10 Uhr“ sagte der Operateur nach einem Blick auf die grosse Uhr,die im Op an der Wand hing.Der Narkosearzt vermerkte das im Narkoseprotokoll und erhöhte nochmals die Opiatzufuhr,damit sein Patient auch wirklich keine Schmerzen hatte.
Beginnend mit dem Unterbauch,machte der Operateur mehrere grosse Schnitte aus denen eine Mischung aus geronnenem Blut und Eiter lief.Ein Abstrich wurde entnommen,um ihn in der Mikrobiologie nach den vorhandenen Keimen zu untersuchen und ein Antibiogramm zu erstellen. „Das hätte sich nie mehr von selber resorbiert,gut dass wir jetzt operiert haben!“ bemerkte der Chirurg und alle Umstehenden nickten.So gut es ging,versuchte man die Blutergüsse auszuräumen.Vom Unterbauch über die Leistenregion bis zur Mitte des Oberschenkels innen verliefen nun einige Längsschnitte und dann wurden noch dicke Silikondrainagen eingelegt und festgenäht,die das Wundgebiet offenhalten sollten und dem Eiter erlaubten,abzufliessen.Das Ganze wurde mit dicken Verbänden bedeckt und nach 20 Minuten war die Operation auch schon beendet.Nachdem Ben ja nicht sofort aufwachen sollte,drehte man nur das Narkosegas ab und hängte ihn wieder an die mobile Beatmungseinheit,legte das Bein gerade hin und deckte ihn mit den grünen Tüchern zu.Auf der Intensivstation wurde wegen der Abholung angerufen und kurze Zeit später lag Ben schon wieder in der Schleuse auf dem angewärmten Fliessband und wurde von einem Intensivarzt und einer Schwester in Empfang genommen.Die bekamen von den Eitermengen berichtet und waren nun auch froh,dass man die OP so bald in Angriff genommen hatte.Bens Körper war sowieso schon so geschwächt,den Kampf gegen diese neue Infektionsquelle hätte er nicht lange durchgehalten.„Bitte die Drainagen täglich mindestens einmal spülen,bis das alles sauber ist!“ bat der Operateur noch und der Intensivarzt und die Schwester nickten.
Zügig fuhren sie mit ihrem immer noch tief schlafenden Patienten zur Intensivstation zurück und Semir fiel ein Stein vom Herzen,als das Bett zurück auf seinen Platz rangiert wurde und Ben eindeutig lebend darin lag.Er war zwar wieder ein wenig blasser als vorher,aber da berichtete der Anästhesist ihm schon vom Ergebnis der Operation und dass es unbedingt notwendig gewesen war,die durchzuführen.“Wenn man das nicht gemacht hätte,hätte er an einer Sepsis,die von neuen Keimen aus dem Bein ausgehend,den Körper vergiftet hätte,sterben können.Jetzt hat er zwar einige unschöne Schnitte am Oberschenkel und Unterbauch,aber wenn wir die jetzt regelmässig spülen und sauberhalten,wird auch das gut heilen und in einem Jahr sieht man davon nur noch einige dünne weisse Striche.Allerdings werden die Spülungen für ihn sicher unangenehm und schmerzhaft sein,aber trotzdem müssen wir ihn aufwachen lassen.Ihn deswegen länger zu beatmen,wäre kontraindiziert,unser Ziel ist weiterhin,ihn sobald als möglich von der Beatmungsmaschine wegzubringen!“
Semir nickte,das war einleuchtend und da reduzierte der Arzt auch schon wieder die Dosis der Narkosemittel.Nachdem alle Maschinen umgebaut waren und Ben wieder ein wenig zur Seite gedreht war,liess man die beiden Freunde alleine. „Mann,ich bin so froh,dass du wieder da bist,ich wäre vor Sorgen bald wahnsinnig geworden!“ sagte Semir erleichtert und Ben war zwar noch zu müde,um die Augen zu öffnen,aber sein Herzschlag beschleunigte sich wieder,als Zeichen,dass er gehört hatte.