Die Chefin,die sich nach dem Stresstag wieder einigermassen erholt hatte und ihren Dienst in der Frühe angetreten hatte wie jeden Tag,hatte überrascht auf ihren Schreibtisch geblickt.Darauf stand eine wunderschöne Orchidee und eine Schachtel feinster Lindt-Pralinen.Dabei lag eine Karte,auf der die ganze Belegschaft der PASt unterschrieben hatte: „Vielen Dank für Ben´s und Semir´s Rettung!“ stand darauf und gerührt kamen Kim gleich ein paar Tränen.Sie beorderte das ganze anwesende Personal in ihr Büro und bedankte sich herzlich.Irgendwie würde diese Sache ihr Verhältnis zueinander sicher verbessern.Kim war manchmal sehr autoritär und gelegentlich auch ungerecht.Sehr oft hatten sich ihre Mitarbeiter deswegen hinter vorgehaltener Hand beschwert,aber nun war ihr Team wieder zusammengerückt und sie würde vor allem auch Bonrath und Jenni ihre Fürsorge,als sie selber so fertig gewesen war,nie vergessen.
„Dorn,Bonrath,heute Nachmittag werden wir unsere Helden mal besuchen,aber jetzt erst mal an die Arbeit!“ bestimmte sie und während die Uniformierten auf Streife gingen,musste sie ein Gespräch mit dem Polizeipräsidenten hinter sich bringen.Der dankte ihr aber nicht für die Rettung ihrer Männer ,sondern verpasste ihr im Gegenteil einen Anschiss,weil sie es gewagt hatte,in einem Krankenhaus zur Schusswaffe zu greifen. „Wenn ich das nicht getan hätte,würde Ben Jäger heute aber nicht mehr leben!“ verteidigte sie sich und dann schwieg der Präsident.Gut,wenn es um den Sohn seines Freundes gegangen war,konnte man mal eine Ausnahme machen,aber prinzipiell hätte man den Täter sicher auch anders überwältigen können.Wie standen sie denn vor der Presse wieder da! Er wimmelte die Dienststellenleiterin kurzerhand ab und beschwerte sich bei seinen Mitarbeitern,dass sie ihm da was nicht genau mitgeteilt hatten,zum Beispiel,welcher Polizist da gerettet worden war.Dann rief er seinen Freund Konrad an und pries die Leistung seiner Leute aufs Wärmste.Konrad,den niemand informiert hatte,fiel aus allen Wolken.Was war da losgewesen? Vor lauter Terminen war er nicht dazugekommen,seinen Sohn zu besuchen,auch Zeitung oder Radio hatte er nicht gelesen,bzw gehört und jetzt musste er von seinem Rotarierfreund erfahren,was vorgefallen war.
Zornbebend rief er bei den Gerkans zuhause an.Was besseres fiel ihm im Augenblick nicht ein.Im Krankenhaus würde er nur die lapidare Aussage erhalten,dass Telefonauskünfte prinzipiell nicht erteilt werden könnten und er hatte doch erst nachmittags eine Lücke in seinem Terminkalender,wo er zur allergrössten Not auch mal kurz nach Köln fahren konnte. „Was ist mit meinem Sohn los und warum hat mir niemand Bescheid gegeben!“ herrschte er Andrea an,die völlig fassungslos auf den Hörer starrte,als sie realisierte,wer da am anderen Ende war. „Herr Jäger,es tut mir leid,aber es war gestern so schlimm für uns alle,was vorgefallen ist und dass mein Mann und ihr Sohn nur mit knapper Not das Attentat dieses Verrückten überstanden haben.Da hat einfach niemand daran gedacht,sie zu verständigen.Aber es ging durch Radio und Presse,normalerweise hätten sie da schon von selber draufkommen können!“ verteidigte sie sich regelrecht. „Das wird noch ein Nachspiel haben!“ brüllte Konrad noch in den Hörer,bevor er auflegte.
Andrea sah kopfschüttelnd auf ihr Telefon.Was sollte das jetzt? Er hatte nicht einmal gefragt,wie es Ben ging-das war eine saubere Familie,da konnte ihr Freund dankend drauf verzichten.Sehnsüchtig sah sie auf die Uhr und hoffte,dass die Besuchszeit bald näherkam.Sie vermisste Semir so arg! Um sich abzulenken,spielte sie mit den Kindern und wartete darauf,dass der Uhrzeiger Richtung 15.00 rückte.