Beiträge von susan

    Es kommt,wie es kommen musste! Felipe benutzt Semir nun doch,um an die Drogen in der Asservatenkammer ranzukommen.Ich befürchte,er wird Andrea und die Kinder als Geiseln nehmen und Ben wird gemeinsam mit Semir die Drogen klauen.Mann,ich sehe die beiden schon in der Doppelzelle!
    Aber warum ist Semir denn nur so vertrauensselig?

    Schön,dass du wieder zurück bist,Elli!-ich hoffe wohlbehalten.War das ne berufliche Reise?

    Gott sei Dank glaubt der Staatsanwalt Semir und denkt gar nicht daran,ihn in den Knast zu stecken-da fällt mir aber ein Stein vom Herzen! Ja,da wollte Ferres doch wirklich seinen Frust an Semir auslassen.
    Der hat anscheinend überhaupt keinen Verdacht gegen Felipe,wenn er ihm sogar Grüsse ausrichten lässt.Hoffentlich denkt Ben wenigstens weiter,denn Drogenhändler bleibt Drogenhändler und denen muss man das Handwerk legen!

    Undeutlich nahm Ben in mitten seiner Alpträume wahr,wie erst der Arzt kam und etwas im Zimmer machte und dann das Bett neben ihm hinausgefahren wurde.Der Bettplatz wurde wieder saubergemacht und aufgerüstet,aber irgendwie war Ben völlig wirr.Als wenig später das Abendbrot kam und ihn die Schwestern herausmobilisieren wollten,schüttelte er nur erschöpft den Kopf. „Ich kann nicht,ich bin so furchtbar müde!“ murmelte er und schloss gleich wieder die Augen.Gerade zu ein paar Schlucken Tee konnte ihn die Pflegekraft überreden.Bei der nächsten Blutgaskontrolle kam prompt die Quittung.Weil im Liegen die ja immer noch angegriffene Lunge nicht ausreichend belüftet wurde,war es das schlechteste Gas seit der Dekanülierung.

    Nach Rücksprache mit dem Arzt entschieden sich die Schwestern dafür,mit Ben eine maschinelle Atemgymnastik durchzuführen.Um es ihm angenehmer zu machen,bekam er momentan nur eine Maske auf die Nase aufgesetzt und ein kleines Beatmungsgerät wurde so eingestellt,dass die Bronchien durch erhöhte Drücke erweitert werden sollten.
    Ben wurde angewiesen,durch die Nase ein und durch den Mund auszuatmen,aber irgendwie kriegte er das durch seinen verwirrten Zustand nicht auf die Reihe.Deshalb wurde ihm wieder,wie bevor er überhaupt intubiert worden war,eine komplette Maske aufs Gesicht geschnallt.Darunter war es heiss,eng und roch unangenehm.Mehrfach riss Ben sie herunter,weil er das Gefühl hatte,es vor Platzangst nicht mehr auszuhalten.Dann wurde er geschimpft und das blöde Ding wieder auf seinem Gesicht festgeschnallt.Bens Verzweiflung nahm immer mehr zu.Irgendwie hatte er überhaupt keine Lust mehr zu kämpfen und sich anzustrengen.Nach einer unendlich scheinenden Zeit wurde die Atemgymnastik beendet und als er völlig verschwitzt darunter herauskam,wurde er noch kurz heruntergewaschen,durfte seine Zähne putzen und schlief dann einen normalen Schlaf,der nicht mehr von Medikamenten beeinflusst wurde.

    Es war kaum 22.00,da machte man plötzlich ein helles Licht an und erneut wurde ein Bett neben ihn gefahren.Er erhaschte einen Blick auf eine zierliche junge Frau um die dreissig,die intubiert war und irgendwie sehr krank aussah.Wie am Nachmittag begann eifriges Schaffen neben ihm und Ben wartete wieder angstvoll darauf,dass irgendjemand einen Todeszeitpunkt verkündete.Er kam sich vor wie ein Schicksalsengel,der schwarze Strahlen aussandte und allen Mitpatienten-na ausser Semir vielleicht-Unheil bescherte.

    Immer wieder kamen andere Ärzte und dann wieder Maschinen,Eingriffswagen und Techniker.So gegen 2.00 nachts kehrte langsam Ruhe ein,die Menschen verliessen so nach und nach den Raum und das grelle Licht wurde gegen ein gedämpftes eingetauscht.Ben hatte sich zwar ein wenig zusammengerollt,aber an Schlaf war natürlich nicht zu denken,bei der ganzen Unruhe.Zwischendrin sah die Nachtschwester,die ihn betreute,immer mal wieder um den Vorhang herum zu ihm und fragte,ob er was zur Beruhigung wollte,aber Ben schüttelte stumm den Kopf.Er war froh,das er wieder einigermassen klar in der Birne war,so ein Teufelszeug,das ihm wilde Träume bescherte,brauchte er nicht mehr!

    Während mehrere Maschinen neben ihm ihre typischen Geräusche machten,die Ben irgendwie vertraut vorkamen,wurde der Ehemann der Patientin hereingeführt.Obwohl Ben ja nicht indiskret sein wollte,aber er bekam trotzdem mit,was dem Ehemann erzählt wurde und aus dem Gesagten schloss er daraus,dass die junge Frau jetzt ebenfalls an eine ECCMO angeschlossen war,allerdings,warum auch immer,an einem arteriell-venösen Bypass.Die Schwester und der Arzt liessen den Ehemann mit seiner Frau und Ben alleine und Ben hörte den Mann,der etwa in seinem Alter war,leise schluchzen.Er räusperte sich und fragte dann mit belegter Stimme: „Was fehlt ihrer Frau?“ Überrascht schob der Mann den Vorhang ein wenig zur Seite,um zu schauen,wer da gefragt hatte.Ben erhaschte einen Blick auf die junge Frau,die überall verkabelt an vielen Maschinen hing und der Ehemann erklärte ihm bedrückt: „Meine Frau hatte eine schwere Grippe und plötzlich ist sie zusammengebrochen und konnte auch nicht mehr richtig atmen.Man hat sie intubiert und hierher gebracht.Jetzt wurde festgestellt,dass sie eine Herzmuskelentzündung hat und in höchster Lebensgefahr schwebt.Sagen sie selbst,sowas kann man doch gar nicht überleben? Ich habe ja noch nie gehört,dass es sowas wie ne Eccmo überhaupt gibt und die machen mir hier sicher nur was vor und sie wird in Kürze sterben! Wir haben drei kleine Kinder daheim,ich weiss überhaupt nicht,wie es weitergehen soll.Dieses Gerät,das anscheinend so ähnlich wie ein Kunstherz wirkt,sei ihre einzige Chance,aber ich kenne niemanden,der sowas schon überlebt hat!“ erklärte er Ben völlig verzweifelt.Der überlegte kurz und sagte dann ruhig: Doch,sie kennen ja jetzt mich.Ich wurde auch mit diesem Gerät versorgt und habe ein Lungenversagen deshalb überlebt!“

    „Dann besteht vielleicht doch noch Hoffnung!“ sagte der Mann,der bereit war,nach jedem Strohhalm zu greifen. „Ich denke schon!“ antwortete Ben und versuchte dann doch noch ein wenig die Augen zu schliessen und zur Ruhe zu kommen.

    So,nachdem ich ja dank der Verlosung den Tourauftakt in Nürnberg live miterleben durfte,möchte ich euch doch gleich mal was darüber erzählen.

    Also zunächst einmal-das Konzert und die Stimmung im ausverkauften Hirsch waren Spitze! Da waren sicher die vielen Freunde und Verwandten mit dafür verantwortlich,die wirklich in grosser Anzahl vertreten waren-wir standen nämlich mitten in einem Verwandtenpulk,drum weiss ich das.
    Als Begleitung hatte ich eine Freundin gefragt,die bis zum gestrigen Abend noch nie ein Lied von Tom gehört hatte-seitdem ist sie auch voll begeistert und hat sich gleich beide CD´s gekauft.

    Zum Anheizen spielte als Vorband Soledown,die zwar in meinen Augen eine solide Leistung gebracht haben,aber erstens war der Leadsänger,der nebenbei eine Solokarriere anstrebt,ziemlich selbstverliebt und ausserdem waren die Lieder,ob eigene,oder gecoverte,eher Einheitsbrei.Der Funke sprang irgendwie nicht über.Kaum einer hat mitgewippt-mehr wäre wegen der Masse an Leuten auch nicht möglich gewesen.
    Aber nach einer etwa halbstündigen Umbauphase kamen Tom und seine Band auf die Bühne und haben sofort den Saal gehabt.
    Schon das Outfit war witzig! Tom trug ein helles Jeanshemd-was er später,als es sichtlich durchgeschwitzt war,nach eigenen Angaben mehrfach bereut hat-und alle anderen gleiche Karohemden in braun-weiss-sah witzig aus.

    Ein einziges Lied war dabei,das ich noch nicht gekannt habe-keine Ahnung,ob das ein Neues war,oder gecovert,aber das Erstaunliche war,dass es trotzdem keine Sekunde langweilig war!
    Viele Songs hat er zumindest anfangs stark verändert,so dass man eine Weile brauchte um zu erkennen,um welches Lied es sich handelt.Er hat mit allen Stilmitteln,Tempiwechseln etc gespielt und mir wirklich neue Hörerlebnisse spendiert.
    Gerade die langsamen Songs kamen total gut rüber.Bei den Rockigeren war der einzige Negativpunkt,dass die Jungs am Mischpult die Bässe etwas übersteuert hatten-das schmälerte das Hörerleben,aber vielleicht war das vorne besser austariert,wir standen nämlich ziemlich weit hinten.
    Nachdem es so voll war konnte ich von diversen "Geschenken",die auf die Bühne geschmissen wurden,vor allem zwei BH,s erkennen,die Tom auch pflichtschuldigst versucht hat anzuprobieren und dabei auch zum allgemeinen Gelächter über gängige BH-Grössen bestens informiert war. ;) .Das Spiel mit dem Publikum fand ich auch sehr witzig-Jungs unter 15 fehlten und ausser seiner Oma war auch niemand über 82 im Publikum vertreten ;) ,der Rest war sehr gut gemischt,mit einem immer höher werdenden Männeranteil,was Tom sehr gefreut hat.
    Man merkte,auch durch Dialekteinlagen in fränggisch,dass das ein Heimspiel war und die Idee fand ich sowieso klasse,die Tour in der Heimat zu beginnen-war ein toller Auftakt!
    Wobei mich am meisten amüsiert hat,dass ihn seine eigene Band dann nicht mehr verstanden hat-ja,immer diese Fremdsprachen! :D
    Die Band hörte sich, trotz teils neuer Besetzung so an,als würden sie schon jahrelang zusammenspielen-lauter Profis halt!
    Es gab zum Schluss noch drei Zugaben,die letzte -Holding Hands- hat er seinem Opa gewidmet,der von oben zugeschaut hat ;( -gespielt auf seinem alten Akkordeon.
    So traten wir gut unterhalten und glücklich unseren Heimweg an.
    Nachdem Tom ja ohne Pause durchgespielt hat,war das Konzert schon ein wenig nach 23.00 zu Ende,was den jüngeren Zuhörern und allen,die heute arbeiten müssen,natürlich sehr zupasse kam.

    Jetzt möchte ich mich hiermit nochmals für die Karten bedanken und freue mich schon auf das Konzert morgen in München,wohin auch wieder zwei Mädels mitfahren,die zuvor noch nie was von Tom gehört hatten-bin schon gespannt,was die sagen.Was mir auch noch aufgefallen ist-Tom wirkt so glücklich auf der Bühne,das ist seine Welt und ich denke,er hat mit seinem Ausstieg von Cobra genau das für ihn im Moment Richtige getan,man muss seine Träume auch leben!

    Die Erleichterung der drei Polizisten,als sich herausstellt,dass die Leiche nicht Melanie/Iris ist,ist deutlich zu spüren.Da sind drei Felsbrocken von drei Herzen geplumpst.Ja,auch Brenner ist noch verliebt in diese Frau,auch wenn er es sich nicht eingestehen will.
    Anscheinend weiss Brenner ja auch,wo in München er ansetzen muss und nachdem das im Moment die einzige Spur ist,würde ich auch sofort aufbrechen.
    -Die Sache mit dem Techniklegastheniker war witzig,erinnert mich an irgendwen! :whistling:

    Ben hatte sich in der Zwischenzeit unter seiner Zudecke vergraben und versuchte einfach auszublenden,dass da neben ihm ein Toter lag.Ach wenn er nur jemanden gehabt hätte,der ihn ein wenig ablenkte,aber obwohl er mit dem Rücken zum Nebenbett lag,hörte er,wie erst alle Schläuche und Kabel von dem Verstorbenen entfernt wurden.Zwei Schwestern richteten den alten Mann soweit,dass er annehmbar aussah und man die Angehörigen hereinbitten konnte.Das Zimmer füllte sich dann mit Menschen,die weinten und sich leise über den Verstorbenen unterhielten.Obwohl er schon so alt gewesen war und seine Kinder teilweise selbst schon um die siebzig waren,war er ein wichtiger Teil seiner Familie gewesen und hinterliess jetzt eine grosse Lücke.Ben versuchte sich regelrecht unter seiner Zudecke zu verstecken und nicht zuzuhören,aber er konnte trotzdem nichts dagegen machen,dass seine Schultern zuckten und er fix und fertig war.

    Eine der Schwestern sah nach ihm,denn die unwillkürlichen Bewegungen brachten immer wieder seinen Monitor zum Alarmieren.Sie fragte ihn leise: „Geht’s ihnen nicht gut,Herr Jäger? Haben sie Schmerzen,oder was ist los?“ Ben schüttelte stumm den Kopf und wies mit dem Finger zum Nebenbett. „Ich weiss,dass das belastend für sie ist,Herr Jäger,aber wir haben leider keine andere Möglichkeit.Ich rede mal mit dem Arzt und komme dann gleich wieder zu ihnen!“ kündigte sie an und kam wirklich kurz danach wieder,mit einer kleinen Spritze in der Hand,die sie in seinen ZVK entleerte. „Das wird ihnen gut tun,so kommen sie ein wenig zur Ruhe!“ sagte sie und Ben merkte,wie ihm erst ein wenig schwindlig wurde und dann eine bleierne Müdigkeit von ihm Besitz ergriff und ihn die Augen schliessen liess.Die Schwester wartete noch kurz und liess ihn dann in Ruhe schlafen.Nach und nach gingen die Angehörigen des Toten und die Schwester zog das Laken nun auch über dessen Gesicht.Allerdings musste der Leichnam noch zwei Stunden nach seinem Tod liegen bleiben,bis der Arzt die zweite Leichenschau vorgenommen hatte,um ordnungsgemäss den Totenschein auszustellen zu dürfen und konnte erst danach zu den Kühlfächern im Keller gebracht werden.

    Ben war nicht völlig weg und schlief einen unruhigen,von Alpträumen unterbrochenen Schlaf.Als Andrea draussen an der Intensivtür läutete,kam die Schwester zu ihr heraus und erklärte ihr,dass man Ben leider hatte sedieren müssen,weil er psychisch mit der Intensivsituation nicht zurecht gekommen war.Andrea durfte zwar kurz zu ihm herein,aber auch sie sah voller Entsetzen den zugedeckten Körper im Nebenbett.Oh Gott,der arme Ben-das war sicher ganz furchtbar für ihn gewesen.Sie trat zu ihm und legte tröstend die Hand auf seine Schulter und er öffnete auch kurz die Augen,aber anscheinend hatte er keine Ahnung,was gerade los war und schlief nach kurzer Zeit unruhig weiter.Schweren Herzens machte sich Andrea wieder auf den Rückweg und beschloss,Semir nicht exakt zu beschreiben,was sie vorgefunden hatte.Sonst wäre ihrem Mann zuzutrauen,dass er sich ,obwohl es ihm selber noch schlecht ging,sofort auf den Weg zur Intensivstation machte und dann einen Rückfall bekam.
    Andrea ging mit langsamen Schritten zur normalen herzchirurgischen Station zurück und als Semir sie fragend ansah,bog sie die Wahrheit ein wenig zurecht,um ihn zu schützen. „Ben hat geschlafen,als ich gekommen bin und ist auch gar nicht wach geworden!“ erklärte sie ihm.Semir nickte. „Na ja,morgen kann ich ihn dann ja besuchen und er braucht sicher noch viel Schlaf,um sich zu erholen!“ sinnierte er und seine Frau nickte zustimmend.

    Andrea packte die Mädchen ein,die sich von ihrem Papa verabschiedeten,der ihnen versprochen hatte,nach seiner Entlassung mit ihnen in den Zoo zu gehen und brach nach einer liebevollen Umarmung auf.
    Semir,den der Besuch gleichermassen gefreut,wie angestrengt hatte,schloss ebenfalls die Augen und machte bis zum Abendbrot ein kleines Nickerchen.

    Jetzt soll Semir also verhört werden,allerdings geht das ja ganz korrekt zu und wenn Ben und Kim auch dabei sind,dann kann ja hoffentlich nicht viel passieren.
    Das glaube ich,dass Ben seinem Busenfreund Ferres am liebsten eine aufs Maul gehauen hätte,aber gut dass Kim ihn zurückhält,sonst sehe ich ihn schon mit Semir in einer Doppelzelle! ;(
    Dir ein paar schöne Tage in Mannheim-freu mich schon auf die Fortsetzung der Story!

    Semir war in der Zwischenzeit von zwei Schwestern der Normalstation abgeholt und auf sein neues Zimmer gebracht worden.Sein neuer Bettnachbar war ein junger Mann,der eine Herzoperation wegen eines angeborenen Herzfehlers hinter sich gebracht hatte.Er war sehr nett und sie freundeten sich gleich ein wenig an,aber Semir machte sich eigentlich eher Sorgen um Ben.Die Verlegung war dermassen überraschend gekommen,dass er gar nichts mehr gesagt hatte und er hatte den alten Mann gesehen,der mit Windeseile an ihm vorbei in sein altes Zimmer gefahren worden war.Der sah sehr krank aus.Ihm war klar gewesen,dass er so gut,wie es ihm wieder ging,die längste Zeit auf der Intensivstation gewesen war,aber er hatte das Gefühl,Ben nun im Stich zu lassen.Dieser Aufbruch war dermassen überhastet geschehen,sie hatten sich gar nicht verabschieden können und er wollte Ben doch noch soviel sagen.Gut,sobald sich die Möglichkeit ergab,würde er seinen Kollegen besuchen,aber erst mal packte er seine Tasche,die auf einem Schrank auf der Intensiv auf ihn gewartet hatte,aus und zog sich normale Sachen an.Mann war das ein Hochgefühl,endlich nicht mehr im hinten offenen Flatterhemd,sondern in T-Shirt und Sporthose herumzulaufen,ohne störende Kabel,oder sonstige Beeinträchtigungen.

    Er zückte sein Handy und tatsächlich,er hatte eine Verbindung nach draussen,was auf der Intensiv wegen der abgeschirmten Wände nicht möglich gewesen war.Er rief als Erstes Andrea an. „Schatz,stell dir vor,ich bin auf Normalstation,mir geht es gut und die haben den Platz auf Intensiv gebraucht.Das heisst,du könntest nachher die Mädels mitbringen,wenn du mich besuchen kommst!“ erklärte er und als er das Indianergeheul im Hintergrund hörte,als Andrea das seinen Töchtern mitteilte,stiegen ihm vor Rührung fast die Tränen in die Augen.Wie freute er sich darauf,endlich seine Kinder wiederzusehen und nachdem auf der Normalstation ja keine festen Besuchszeiten vorgegeben waren,versprach Andrea sich sofort auf den Weg zu machen. „Mit den Hausaufgaben von Ayda wird das vorher sowieso nichts mehr,denn die kann sich jetzt nicht mehr konzentrieren,bevor sie den Papa nicht gesehen hat!“ erklärte sie und Semir freute sich sehr,dass er nun nicht mehr lange warten musste.

    Er begann ungeduldig auf die Tür zu sehen und während er Smalltalk mit seinem Zimmerkollegen betrieb,der aber auch schon bald entlassen werden würde,wie er ihm mitteilte,rückte der Zeiger der Uhr weiter und weiter und plötzlich flog die Tür auf und seine zwei Racker stürzten sich auf ihn und fielen ihm um den Hals.Er drückte sie fest an sich und küsste sie gerührt.Als Lilly ihn mit ihren Patschhändchen umarmte und ihm einen dicken,feuchten Kuss auf den Mund gab,kamen ihm gleich die Tränen vor Rührung. „Lilly geh weg,du tust dem Papa weh,schau mal er muss schon weinen!“ sagte Ayda entrüstet und zog ihre Schwester ein wenig vom Vater weg. „Nein,nein,es tut kaum mehr weh,Ayda,der Papa weint,weil er sich so freut!“ erklärte nun Semir seiner Grossen.Die nickte verständig und wollte nun genau wissen,wo der Papa operiert worden war.Nachdem die Wunde gut aussah und zwar die Fäden noch drin waren,aber kein Pflaster,ausser auf der Thoraxdrainageneinstichstelle seinen Brustkorb zierte,schob Semir sein Shirt hoch und zeigte seinen Kindern die Narbe.Die waren ganz beeindruckt und Lilly wollte wissen,ob das wirklich nicht aua täte und rückte gleich ein Stückchen vom Papa ab,so unheimlich war ihr die Operationsnarbe,die sich etwa 30cm lang vorne auf der Brust präsentierte.

    Andrea,die bisher auch nur den Verband gesehen hatte,erschauerte,als sie so ganz nah den Beweis dafür sah,wie knapp es für Semir gewesen war.Es hätte gut passieren können,dass sie heute Witwe wäre,denn nur das beherzte Eingreifen der Ärzte und auch Semirs robuste Gesundheit hatten es ermöglicht,dass er heute so kurz nach diesen schrecklichen Erlebnissen schon wieder mit seinen Kindern schäkern konnte.
    Nachdem die Kinder ihm nun lauter in ihren Augen wichtige Sachen mitgeteilt hatten,überwiegend auch von den Ballettstunden,kam endlich Andrea zu Wort.Zärtlich küsste auch sie ihren Mann und teilte ihm ein paar familiäre Neuigkeiten mit.Dann wollte sie wissen: „Und,wie kommt Ben damit zurecht,dass du nicht mehr bei ihm bist?“ Semir flog ein Schatten übers Gesicht. „Andrea,ich weiss nicht.Das ging alles so rasant schnell,ich konnte mich gar nicht verabschieden,aber ich würde schon gerne nach ihm sehen!“ sagte er. „Würdet ihr mich begleiten?“ fragte er.
    „Allerdings dürfen die Mädchen ja nicht mit rein,also müsstet ihr eine kleine Wartezeit in Kauf nehmen.Ich würde aber ganz schnell machen!“ beteuerte er und Andrea musste grinsen.Na klar,nach ihr und den Kindern war Ben für Semir einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben und sie konnte es verstehen,dass er sich Sorgen machte. „Ist gut,wir kommen mit!“ beschloss sie und schon machten sie sich auf den Weg.Semir lief den Flur vor,aber womit er nicht gerechnet hatte war,dass er es einfach noch nicht schaffte,so weit zu laufen.Im Bett hatte er sich wie ein King gefühlt,aber bei Belastung brach ihm nach kürzester Zeit der Schweiss aus und seine Knie begannen zu zittern.Eine Schwester,die gerade um die Ecke bog,reagierte sofort und holte aus einem Geräteraum einen Rollstuhl,in den sie Semir platzierte. „Herr Gerkan,was soll denn das? Sie sind gerade mal eine Stunde von der Intensiv runter und muten sich schon so viel zu!“ tadelte sie ihn und Semir musste ihr Recht geben.Er hatte sich überschätzt und wollte jetzt nur noch zurück in sein Bett.Als er schweratmend und schweissgebadet wieder darin lag,überlegte er,wie er nun zu Ben kommen sollte.

    Andrea,die besorgt mitgekriegt hatte,dass Semir einfach noch nicht so belastbar war,machte nun ihrerseits einen Vorschlag. „Ich schaue mal kurz nach Ben und sage dir dann Bescheid,wie es ihm geht.Morgen fahre ich dich dann mit dem Rollstuhl auf die Intensiv,da bringe ich aber dann die Kinder nicht mit,ist das ein Vorschlag?“ fragte sie und Semir nickte.Das war anscheinend die beste Lösung.Er hätte nicht erwartet,dass er noch so wenig belastbar war,aber er musste es einfach akzeptieren.Er hatte zwar auch schon eine grosse Sehnsucht nach seinem Partner,aber der war ja schliesslich auch ein erwachsener Mann und kein kleines Kind mehr,das an Mamas Rockzipfel hing.Während Semir die Kinder beaufsichtigte,machte sich Andrea auf den Weg zur Intensivstation.

    Also erst mal@Darcie: Normalerweise werden Patienten von der Intensiv von der übernehmenden Station abgeholt.Der Arzt schreibt dazu einen Verlegungsbrief,in dem die Diagnosen und Therapien aufgeführt sind,das Pflegepersonal schreibt die Pflegeverlegung,wo z.B alle Zugänge,der Vigilanzzustand,die Mobilisationsstufe etc vermerkt sind.Ausserdem ist dort das Hab und Gut der Patienten aufgeführt und muss von der übernehmenden Abteilung auch quittiert werden.Wenn da plötzlich 100€ verschwunden sind,dann haftet da nämlich das Krankenhaus!
    Das Verfassen dieser Schriftstücke dauert seine Zeit,aber wenn so Patienten wie Semir,die ja potentielle Verlegungskanditaten sind,auf der Station sind,dann bereitet man das im PC schon vor,muss nur noch das Datum einsetzen,ausdrucken und dann die abholende Station anrufen.Dann erfolgt eine kurze pflegerische Übergabe am Bett und weg ist der Patient.
    @ leo91
    Ja Semirs Drainagen waren ganz anderer Art,wobei die Entfernung der Thoraxdrainage ihm ja schon wehgetan hat,das ist auch ein dicker Schlauch in einem sehr empfindlichen Gebiet.Allerdings ist da normalerweise keine Entzündung drin! Die Herzbeuteldrainage ist nur ein Minischläuchlein und flutscht wie von selber,während Bens Drainagen ja in schwer entzündetem Gewebe lagen,was deshalb sehr empfindlich ist.Ausserdem sind das dicke Silikonschläuche,die man ganz bewusst so wählt,dass der Eiter abfliessen kann.Eiter bedeutet meistens starke Schmerzen,die leider auch auf Schmerzmittel schlecht anschlagen,ausser auf zentral wirksame,wie Opiate.

    Jetzt hat Semir aber Glück,dass sich Kim und ihre Bekannten so für ihn einsetzen,denn sonst wäre er sicher schon lange verlegt-zumindest,wenns nach Ferres ginge.
    Wobei natürlich Preuss ihn extrem belastet hat.Natürlich hat der Angst,zum Lustknaben des Gefängnisses zu werden,wie ihm der korrupte Wärter angedroht hat und wird alles ausnutzen,was ihn aus dem Knast zu bringen verspricht.
    Hoffentlich kommt die Schrankmann nicht vorzeitig zurück! ;(

    Halt! Da muss ich energisch widersprechen! Natürlich ist jemand tot,der nicht reanimiert wird,aber in der Klinik,im RTW etc,unter kontrollierten Verhältnissen kann man ja den Kreislauf aufrecht erhalten und ich habe es schon mehrfach erlebt,vor allem bei jungen und ansonsten fitten Patienten,dass sie eine Reanimation auch über lange Zeit-mehrere Stunden oft- überlebt haben und teils auch ohne Spätfolgen.Wir haben da sogar-wie die meisten Intensivstationen einen sogenannten Lukas,der dann die Herzdruckmassage mechanisch übernimmt.Es kommt immer auf die Ursache des Herzstillstands an.Wenn natürlich infolge eines Infarkts viel Herzmuskelgewebe zugrunde geht,dann ist das eben das nächste Problem.Aber gerade Ertrinkungsunfälle im kalten Wasser eines Gebirgsbachs z.B. kommen oft erst nach mehreren Stunden wieder,wenn sie langsam erwärmt sind-also bitte in der Praxis-nie selber entscheiden,dass jetzt genug ist,sondern weitermachen,bis ein Arzt die Rea einstellt!
    Ausserdem fährt Kathrin im Rettungsdienst,die kennt sowas aus der Erfahrung!

    Also dieser Ferres hat wohl den A...offen! Was bildet der sich ein? Er unterstellt Semir eine Mittäterschaft,ja gehts denn noch?
    Ich bin mir ja da nicht so sicher,wie weit die Kompetenzen dieses Herren gehen und vielleicht gibts da so eine "Gefahr im Verzug" Regel,nach der man zumindest vorrübergehend jemand inhaftieren kann.Ausserdem weiss man ja nicht,welche Beziehungen in höhere Kreise dieser Ferres hat-immerhin hat er eine berühmte Schwester!
    Ja der erinnert mich auch stark an Bohm und ich wette,wenn Ben ihn angetroffen hätte,dann würde er auch ein Pflaster auf der Nase tragen. :D
    Hey-jetzt wäre vermutlich doch so ein fähiger Mentalist gut,der Semir in Hypnose versetzt,damit er an sein verborgenes Wissen rankommt!

    Während Ben immer noch schlief,hatte Semir inzwischen wieder sein Bett aufgesucht.Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte-diese Aktion hatte ihn sehr mitgenommen.Lieber hätte er die Schmerzen selber ausgehalten,als zuzusehen und zu hören,wie jemand anderem,der ihm nahestand,weh getan wurde.Als er allerdings seinen Blick zum Nebenbett wandte und Bens entspannten Gesichtsausdruck wahrnahm,der selig schlief und anscheinend gerade gar keine Schmerzen hatte,dann war er doch froh und glücklich,dass es so abgegangen war.Wie ihm der Arzt auch schon erklärt hatte-es wäre sicher nicht besonders gut für Ben gewesen,wenn er wieder Opiate gekriegt hätte und die Sache mit dem Entzug dann von vorne losgegangen wäre.

    Also schnappte sich Semir ein Buch,das ihm Andrea mitgebracht hatte und begann zu lesen.Er kam normalerweise eher selten zum Lesen,denn der Alltag forderte seinen Tribut,aber so versank er in kürzester Zeit in der packenden Handlung des Buches und fand erst wieder in die Realität zurück,als die Schwester das Mittagessen brachte.
    Gedankenverloren legte Semir das Buch auf dem Nachtkästchen ab und dann spürte er plötzlich intensive Blicke auf sich.Er sah zum Nebenbett und tatsächlich musterte Ben ihn wortlos. „Hey!“ sagte er,als er gewahr wurde,dass Semir nun nicht mehr mit seiner Lektüre beschäftigt war.Semir grinste ihn an. „Ertappt!“ sagte er-ich habe gerade völlig die Realität hinter mir gelassen und bin gerade mitten in der Südsee-nach einem Schiffbruch auf einer einsamen Insel gestrandet!“ setzte er erklärend hinzu.Nun war es an Ben zu grinsen. „Ja,das habe ich an deinem Baströckchen schon gesehen!“ setzte er feixend nach und nun musste auch Semir laut lachen. „Nun stell dir das mal vor-wir beide beim Hula-Tanzen!“ prustete er los und nun musste auch Ben herzhaft mitlachen.

    Wenig später wurde Ben wieder von zwei Pflegekräften in den Mob-Stuhl gesetzt und vertilgte mit Genuss sein Mittagessen.Keine störenden Schläuche mehr an Bauch und Oberschenkel-wie geil fühlte sich das an! Heute konnte er schon problemlos sein Besteck halten und war sogar schneller fertig,als Semir. „Wie in alten Zeiten!“ bemerkte der und wagte kaum zu hoffen,dass die Normalität bald wieder Einzug halten würde.

    Kurz vor der Besuchszeit-Ben sass immer noch ganz zufrieden in seinem Stuhl,kamen plötzlich zwei Pflegerinnen ins Patientenzimmer und schalteten Semirs Monitor ab.Sie lösten die EKG-Kleber und erklärten ihm: „Herr Gerkan,wir brauchen dringend ihren Bettplatz für einen akuten Notfall.Sie werden jetzt auf Normalstation verlegt.“ Bevor sie sich versahen,wurde Semirs Bett auf den Flur gebracht,der Bettplatz desinfiziert und ein neues Bett mit einem Akutpatienten wurde hineingeschoben.Ben kam überhaupt nicht mehr dazu,irgendwas zu seinem Freund zu sagen,so schnell war der weg.
    Ben konnte schon eine ganze Weile nicht mehr gut sitzen,aber er getraute sich nicht,das jemandem mitzuteilen,denn hinter dem inzwischen vorgezogenen Vorhang zum Nachbarbett wurde eifrig reanimiert.Anscheinend ging es dem Patienten daneben sehr schlecht.Atemlos lauschte Ben auf die Worte,die die Ärzte und Pfleger sich zuriefen.Immer wieder wurden Medikamente angefordert,neue Maschinen und Geräte zur Tür hereingefahren,aber anscheinend besserte sich der Zustand seines neuen Mitpatienten in keiner Weise.Irgendwann-Ben hatte schon jegliches Zeitgefühl verloren und sass nur noch geschockt und still in seinem Stuhl,da ertönte die ruhige Stimme des Arztes: „Todeszeitpunkt: 13.46 Uhr.Ben war nun fix und fertig.Natürlich hatte er in seinem Berufsleben schon Menschen sterben sehen,sogar seine Hand hatte schon die Waffe geführt,die einen anderen das Leben gekostet hatte,aber das hier war etwas anderes.Überdeutlich wurde ihm die Endlichkeit seines eigenen Seins vor Augen geführt.Er begann laut zu schluchzen und die Schwestern,die bisher ihren Fokus auf den Patienten im Nachbarbett gerichtet hatten,erinnerten sich nun wieder an ihn. „Herr Jäger,wir bringen sie jetzt wieder in ihr Bett!“ kündigten sie an und bevor Ben sich versah,lag er auch wieder darin. „Ich weiss,das war jetzt schlimm für sie,aber der Mann neben ihnen war 92 Jahre alt und ist beim Sonntagsspaziergang umgefallen.Wenn das kein Segen ist,so abtreten zu dürfen,dann weiss ich auch nicht!“ versuchte ihn die eine Schwester zu trösten,die nebenbei seinen Rücken noch mit Franzbranntwein abrieb.
    Ben schluchzte nur noch lauter und sagte ganz verloren:“Semir soll kommen!“ bevor er sich die Decke über den Kopf zog.

    Oh je,ich hoffe,ich zerstöre bei euch nicht das grenzenlose Vertrauen in die Ärzte,aber glaubt mir-meine Schilderungen sind zwar oft etwas übertrieben-oder untertrieben,aber immer nahe der Realität.
    Na ja Vitamin B bedeutet einfach Beziehungen :whistling: Wieso vieles im Leben,gehts manchmal nicht ohne.Wenn Krankenhäuser hoffnungslos überfüllt sind in der Region,muss man einfach kucken,wo man bleibt.Es wurden die letzten Jahre so viele Betten abgebaut und die Verweildauern reduziert,dass es oft mal knapp wird!

    Und jetzt möchte ich euch trotzdem noch um was bitten.Bitte drückt die Daumen für die kleine Hanna,die heute bei uns geboren wurde und sofort reanimiert werden musste.Dafür habe ich gerne Überstunden gemacht und die kleine Maus wurde auch recht stabil in ein neonatologisches Zentrum mit dem Hubschrauber verlegt.Aber ich denke,ein wenig kollektives Däumchendrücken kann nicht schaden-bei meinem Sohn,der seit gestern wieder daheim ist,hat es ja auch geholfen! ;)

    Semir packte wortlos seine Kabel und zog sie bis zum Kopfende von Bens Bett weiter.Dort setzte er sich,nachdem er den Stuhl mit seinem Safetex abgedeckt hatte,darauf und fixierte Ben,der vor Angst und Aufregung beinahe zu hyperventilieren begann. „Ben,du schaffst das!“ sagte er beschwörend. „Aber nur,wenn du mir beistehst,sagte Ben mit einem deutlichen Kloss im Hals.Gemeinsam beobachteten sie,wie der Arzt und die Schwester das Zimmer betraten und sich Plastikschürzen umbanden.Ben wurde wieder aufgefordert,sich zur Seite zu drehen und die Schwester schob eine grosse wasserundurchlässige Einmalunterlage unter seinen Unterkörper.Sie stellte einen Abfalleimer neben das Bett,während der Arzt schon mal seine Hände desinfizierte und in sterile Handschuhe schlüpfte,die ihm die Pflegekraft anreichte.

    Eine Flasche mit steriler Ringerlösung wurde aufgemacht und die Schwester gab dem Arzt einen Absaugkatheter zur Entnahme.Dann bekam er noch eine 100ml Spritze und befüllte die schon mal mit Spüllösung,während die Schwester unter beruhigendem Zureden den Klebeverband von Bens Leiste und Oberschenkel entfernte.Obwohl das durchaus ziepte,gab Ben keinen Laut von sich.Die Schwester sprühte flächig Schleimhautdesinfektionsmittel auf die Wunden,was ein wenig brannte und dann begann der Arzt sein Werk.Ben hatte mit beiden Händen nach Semir gegriffen und drehte den Kopf weg.Er wollte gar nicht so genau sehen,was da gemacht wurde.Zu gut konnte er sich noch an die höllischen Schmerzen des Vortags erinnern.Systematisch begann der Arzt von oben nach unten jeden einzelnen dicken Silikonschlauch mit Druck zu befüllen.Immer wenn er wieder Spüllösung hineinjagte,entfuhr Ben ein kehliges Stöhnen.Seine Handknöchel traten weiss hervor,so klammerte er sich an Semir fest,der ihm voller Mitleid versuchte gut zuzureden.

    „Ben,du machst das hervorragend!“ lobte er ihn und sah besorgt,wie sein Freund immer hektischer atmete und ihm die Tränen in die Augen stiegen.Immer und immer wieder wurden die Wunden gespült,bis nur noch leicht blutige,aber nicht mehr eitrige Lösung zurückkam. „So,Herr Jäger,jetzt entferne ich nacheinander die Drainagen!“ kündigte der Arzt an und liess sich von seiner Assistentin Pinzette und Schere aus der Einmalverpackung anreichen.Er schnitt den dicken Hautfaden durch,der den Schlauch an Bens Haut festgehalten hatte und zog langsam an der ersten Drainage.Nun gab es für Ben kein Halten mehr.Er schrie laut,denn es fühlte sich an,als würde der Arzt ihm die Seele aus dem Leib ziehen.Endlich war die erste Drainage entfernt und Bens Schreien ging in ein hilfloses Schluchzen über.Noch drei Schläuche warteten auf Entfernung und Semir,dem es vor Mitleid und Entsetzen alles zusammenzog fragte: „Kann man ihm nicht etwas gegen die Schmerzen geben?“ aber der Arzt und die Schwester schüttelten beide den Kopf. „Er hat schon ein starkes peripheres Schmerzmittel bekommen,das einzige,was noch stärker wäre,wäre ein Opiat,aber das wollen wir vermeiden,weil er den Entzug ja gerade eben hinter sich gebracht hat!“ erklärte der Mediziner,während er schon die Fäden des nächsten Silikonschlauchs aufschnitt.

    Ben hatte vor Qual jedes Zeitgefühl verloren und schrie nur immer,wie am Spiess,wenn er wieder geschunden wurde,aber endlich war auch die letzte Drainage entfernt.Während er leise vor sich hinschluchzte,wurde das gesamte Wundgebiet noch abgewischt und dann mit einem dicken,gepolsterten Saugverband bedeckt.Ben wäre nicht mehr fähig gewesen auch nur eine Anweisung zu befolgen und so drehten ihn der Arzt und die Schwester einfach zur Seite und zogen die nasse,blutige Unterlage unter ihm heraus.Er wurde noch abgewaschen,mit einer leichten Decke zugedeckt und langsam liess seine Anspannung und auch sein Weinen nach. „Tut mir leid!“ sagte er schwach nach einer Weile,aber Semir sagte liebevoll: „Schon in Ordnung,wenn du jetzt kein Recht gehabt hast zu schreien,wer denn dann!“
    Während der Arzt und die Schwester sich die Schürzen und Handschuhe auszogen und das Material entsorgten und aufräumten,hatte Ben die Augen geschlossen und war nach einer Weile tatsächlich vor Erschöpfung eingeschlafen.

    Wieder einmal bin ich erstaunt,wie kontrovers diese Folge diskutiert wird.Mir hat sie ehrlich gesagt,ziemlich gut gefallen.Gerade weil nicht von Anfang an klar war-zumindest für mich-um was es überhaupt geht,war beinahe bis zum Schluss ein gewisser Spannungsbogen gewahrt.Auch mir hat die Einbindung des Teams sehr gut gefallen und vor allem Kathrin Hess wird in meinen Augen immer besser.Gut,einige Sprüche waren unnötig und warum keine Beziehungen am Arbeitsplatz? Es ist in Deutschland doch Realität,dass soundsoviel Prozent der Ehen im Job zumindest angebahnt werden!
    Ich mag Nils Kurvin in seiner Rolle als Hartmut eh so gerne und fand es super,dass er sozusagen mal eine eigene Folge gekriegt hat.Zu den Nacktaufnahmen gehört echt Mut dazu und den muss man haben,wenn man für RTL produziert.Wobei mal ganz frech so als Frau gesagt-warum war die Krüger wohl so entsetzt ,als er sich umgedreht hat? :D
    Gut,es stimmt,dass manche Dinge in den Folgen sich wiederholen,aber ich wüsste jetzt auch nicht,wie ich das als Autor oder Regisseur vermeiden könnte,immerhin hat die Serie ja auch einen Wiedererkennungswert!

    Ja,dass die Bösen gerade immer irgendeinen körperlichen Makel haben müssen,ist echt auffällig-wäre nicht unbedingt nötig,aber gerade das ist ja so schön an der Illusion Fernsehen,dass man da eine klare Orientierung hat,im Gegensatz zum wirklichen Leben.Für mich war das solide,gute Donnerstagsabendunterhaltung,die meinen Erwartungen voll entsprochen hat.
    8/10 Punkten.

    Na ja,dieser Polizeipräsident ist auch nicht konsequent! Anstatt Ben eine Belobigung zukommen zu lassen,suspendiert er ihn eine Woche!
    Ich finde,dieser Ferres,der jetzt zudem Semir noch anstrengt,hätte suspendiert werden müssen! Ein Menschenleben sollte doch auch wenn es sich"nur" um einen Polizisten handelt,doch höher zu bewerten sein,als ein aufgeflogener Drogenring.Wenn der V-Mann sowieso hingerichtet wurde,dann wussten die doch schon,dass da die Polizei sie versucht hat zu unterwandern-Mann,immer diese Bürokraten!

    Am Abend vor dem Einschlafen sagte Ben noch leise zu Semir:“Ich bin so froh,dass wir beide das überlebt haben und vielleicht bald unser normales Leben wiederaufnehmen können!“ Semir schwieg kurz und erwiderte dann: „Ja,das war wie ein Geschenk,wir können echt dankbar sein,dass es so ausgegangen ist!“ Nachdenklich und schweigend hing jeder noch seinen Gedanken nach,bis sie einschliefen.

    Am nächsten Morgen kam die Frühschicht zum Waschen und Ben zog sich als allererstes die Decke über den Kopf und beschwerte sich bitterlich. „Nicht einmal ausschlafen kann man in diesem Krankenhaus,dabei habe ich heute überhaupt nichts vor!“ nölte er und Semir und die Schwester mussten grinsen. „Herr Gerkan,wenn sie möchten,dann können sie heute unter die Dusche gehen.Ich helfe ihnen dabei,dann kann ihr Kollege ja noch ein Ründchen schlafen,bis wir fertig sind!“ disponierte die Schwester ihren Plan um und Ben murmelte kurz: „Geht doch!“ und drehte sich um,um noch ein wenig weiterzudösen.

    Semir wurde von den Kabeln befreit und die Schwester begleitete ihn zu Dusche und Toilette,die ein paar Räume neben der Intensivbox war.Sie wartete taktvoll,während Semir seine morgendlichen Geschäfte erledigte und half ihm dann beim Duschen.Obwohl Semir sich im Bett schon wieder fühlte wie der King,strengte ihn die Duscherei und Haarwäsche doch sehr an und er war froh,als er wenig später wieder verkabelt in seinem frisch bezogenen Bett lag.
    „Herr Jäger,wenn sie wollen,wasche ich ihnen heute auch erstmal die Haare!“ kündigte die Schwester an und da konnte Ben natürlich nicht nein sagen.Es juckte und klebte auf seinem Kopf,obwohl die Haare schon mehrmals gewaschen worden waren,als er noch beatmet gewesen war.Aber daran konnte er sich nicht mehr erinnern.Überhaupt war es sehr schwer für ihn,damit zurechtzukommen,wenn ihm wieder irgendwelche Dinge einfielen,die er wahrgenommen hatte,als er noch sediert gewesen war.Die Realität und der Traum verschwammen und er nahm sich vor,Semir noch wegen einiger Dinge zu fragen,die ihn beschäftigten.

    So liess er sich aber bereitwillig den Kopf ins aufblasbare Bettwaschbecken legen,das aussah wie ein Rückwärtswaschbecken im Friseursalon,nur eben aus Plastik.Der Ablaufschlauch hing in einem grossen Eimer,den man neben das Bett stellte und die Schwester richtete mehrere Messbecher mit lauwarmem Wasser her,mit dem sie sein Haar befeuchtete und nach dem Shampoonieren auswusch.Ben fand das sehr angenehm,als ihm der Kopf massiert wurde und wenn er ein Kater gewesen wäre,hätte er laut geschnurrt.Als die Haarwäsche beendet war,wurde er,wie schon so oft,wieder komplett heruntergewaschen und nachdem Andrea sein Deo auf dem Nachtkästchen demonstrativ bereitgestellt hatte,wurde er danach mit diesem auch noch eingesprüht.Die ganzen Duftwässer mit denen die hier hantierten in allen Ehren,aber jetzt roch er wieder so wie immer und fühlte sich gleich noch einen Ticken wohler in seiner Haut.Er konnte sich zum Waschen der Rückseite schon selber drehen und so beschloss die Schwester,ihn heute zum Frühstück in eine einfachere Ausfertigung eines Mobilisationsstuhls zu setzen.

    Sie fuhr den zur Tür herein,deckte ein Leintuch darüber und bat ihre Kollegin zu Hilfe.Zuerst setzten sie Ben an den Bettrand und dann benutzten die beiden sein eines Bein als Drehpunkt und bis er sich versah,hatten ihn die beiden Frauen mittels geschickter Technik fast mühelos in den Stuhl gedreht.Dort wurden seine Haare noch trockengeföhnt,er durfte selber seine Zähne putzen und dann kam das Frühstück.Heute bekam Ben, wie Semir auch,schon ein Brötchen und wurde nur ermahnt,das gründlich zu kauen,weil durch das noch nicht zugeheilte Tracheostoma manchmal ein leichteres Verschlucken möglich war.Nachdem seine Handkoordination auch wieder fast normal klappte und nur die Kraft noch fehlte,wurde sein Kaffee heute in einer normalen Tasse angerührt und schmeckte dadurch auch schon wieder irgendwie besser,als aus der Schnabeltasse.Ben fand zwar,dass das Ding mindestens fünf Kilo wiegen musste,aber er schaffte es,den Kaffee fast ohne kleckern zum Mund zu führen und war sehr zufrieden mit sich.

    Semir hatte mit einem Lächeln die augenscheinlichen Fortschritte seines Freundes beobachtet und freute sich,dass das so rasant aufwärts ging.Kaum war das Frühstücksgeschirr abgeräumt,kündigte die Schwester an: „So Herr Jäger,wir legen sie jetzt wieder in ihr Bett,weil der Arzt dann nach einer letzten Spülung die Drainagen entfernen will.“ Während sie ein Schmerzmittel als Kurzinfusion einlaufen liess,wurde Ben mit der selben Technik wie vorhin wieder ins Bett gebracht und wartete dort angstvoll,was nun mit ihm gemacht würde.

    silli: Meine Mutter hatte Gott sei Dank nur einen kleineren Infarkt und hat sich schnell wieder stabilisiert.Nachdem in dem Krankenhaus,in dem die Notfallerstversorgung stattgefunden hat,keine Betten zur Verfügung standen-ja,auch sowas gibts-wurden alle Patienten,bei denen es möglich war in andere Krankenhäuser verlegt.Wir hatten in unserer Klinik eigentlich auch Aufnahmestop wegen Überbelegung,aber mit Vitamin B habe ich dort ein Bett für sie gekapert.Na ja,ich war ja dann sowieso da und konnte meine Mutter gleich vor Ort versorgen,drum habe ich den Dienst gemacht.Auf Intensivstationen gibt es ja immer eine Mindestanzahl von qualifizierten Mitarbeitern,die unbedingt pro Schicht anwesend sein müssen,sonst ist die Patientenversorgung nicht möglich und wegen hoher Krankheitsausfälle stehen wir da an der Kante,so kurzfristig kriegst du kaum jemanden her.Meine Stationsleitung hätte eine Doppelschicht gemacht,wenn ich nicht gekommen wäre....