„Jäger, wie geht es Gerkan?“ wollte die Chefin als erstes wissen. „Ich glaube besser, er hat mich angesehen und den Finger gehoben. Ausserdem hat Andrea gelacht, ich glaube, er wird wieder!“ gab Ben seine Vermutung weiter. „Dann ist es ja gut!“ sagte Kim Krüger einen Ticken schärfer, als sie eigentlich vorgehabt hatte. „ Der Grund meines Hierseins-außer mich natürlich um meine Männer zu kümmern- ist, dass Mr. Mc Connor eine Beschwerde gegen sie eingereicht hat und verlangt, dass sie vom Dienst suspendiert werden, weil sie ihn grundlos geschlagen hätten. Leider muss ich ihnen sagen, dass Frau Schrankmann bereit ist, seinem Wunsch Folge zu leisten, es geht einfach nicht, dass sie sich aufführen wie ein Rowdie .Was wirft das für ein Licht auf die deutsche Polizei? Dieser Investor beabsichtigt, eine riesige Menge Geld in eine Bank zu pumpen, die sonst Pleite gehen würde. Wir können froh und glücklich sein, dass es solche Menschen überhaupt gibt!“ erklärte sie ihm ein wenig zornig.
Ben versuchte sich zu rechtfertigen, vor Zorn über die Fehleinschätzung der Person des Finananzhais und die Ungerechtigkeit seiner Suspendierung stieg sein Blutdruck immens an und eine Ader an seinem Hals begann zu pochen. Mann, gerade jetzt konnte er das nicht brauchen. Er musste einen kühlen Kopf bewahren und wenn er Jans Entschluss , seinen Erzfeind umzubringen, zwar nicht gutheißen konnte, war es ihm aber nach seinen Internetrecherchen klar gewesen, dass dieser Investor knallhart und kein Unschuldslamm war.
„Frau Krüger, dieser Mann hat keine lauteren Absichten! Er bringt mit seiner Methode, die knapp am Rande der Legalität angesiedelt ist, weltweit die ganzen Kleinanleger von gefährdeten Banken um ihr Vermögen. Er beutet die Firmen gnadenlos aus und wenn er das Letzte herausgeholt hat, stößt er sie ab und hinterlässt ein Meer von Scherben. Er hat dadurch die Eltern meines Jugendfreundes in den Ruin und letztendlich in den Tod getrieben, wie viele andere auch und er hat diesen einen Schlag wirklich verdient!“ stieß Ben hitzig hervor.
Er begann immer schneller zu atmen und der Schweiß brach ihm aus. In seinem Bauch hatte sich irgendwas getan, das merkte er und dann wurde ihm plötzlich sehr, sehr kalt. Er sah die Chefin, die gerade angefangen hatte, ihm eine Standpauke zu halten noch kurz an, bevor er die Augen verdrehte und einfach umfiel. Frau Krüger hatte zwar bemerkt, dass ihr Beamter erst hochrot im Gesicht gewesen war und dann plötzlich blass wurde, aber sie hatte sich selber derart in Rage geredet, dass sie völlig erstaunt war, als Jäger vor ihr auf einmal umfiel und ungebremst auf den Boden aufschlug. „Jäger, was ist mit ihnen?“ fragte sie erschrocken, während sie sich zu ihm beugte und ihm die Wangen tätschelte. Ben schlug noch einmal kurz die Augen auf, sank aber dann wieder in eine tiefe Ohnmacht zurück.
Frau Krüger drehte sich um und schaute, woher sie Hilfe bekommen könnte. Sie waren im Wartebereich vor der Intensivstation und außer ihnen beiden war niemand in der Nähe. Sie rief laut um Hilfe, aber als keine Reaktion kam, rannte sie zur Tür der Intensivstation, betätigte den Türöffner und rannte hinein. Als eine Schwester sie erstaunt ansah, rief sie: „Schnell, mein Kollege da draußen ist gerade ohnmächtig geworden, ich weiß nicht, was er hat!“ Die Schwester nickte und holte noch schnell einen Arzt und den Notfallkoffer, bevor sie Kim in den Wartebereich folgte. Die war inzwischen wieder auf die Knie gesunken und versuchte Ben wach zu bekommen. Mann, warum war er bloß umgefallen? Klar belastete ihn die Situation mit Gerkan und er hatte sich die letzten Tage nicht geschont und vermutlich kaum geschlafen. Aber dass er gleich so weg war? Vor Aufregung konnte einem schon mal schummrig werden, aber dass man dann, sobald man am Boden lag, nicht sofort wach wurde, war sehr ungewöhnlich.
Sie ließ nochmals ihre Worte Revue passieren-hatte sie vielleicht irgendetwas gesagt, was ihn dermaßen mitgenommen haben könnte? Er war aus verschiedenen Gründen schon öfter mal für eine Weile suspendiert gewesen, wie Gerkan auch, aber deswegen hatte er sich noch nie so aufgeregt, dass er gleich ´nen Kreislaufkollaps gekriegt hatte. Unglücklich und hilflos betrachtete sie ihn, während die Profis eintrafen und sich nun um ihren Beamten kümmerten.