Beiträge von susan

    Na anscheinend hat Tom jetzt doch Gefallen an seinem Leben als Boxer gefunden und fordert sogar ein Extratraining! Auch der fingierte Drogenhandel läuft gut, aber niemand hat mit Tarik und Kemal gerechnet.
    Die beiden durchschauen den Plan und kochen jetzt ihr eigenes Süppchen!

    Wenig später kam der Stationsarzt zu ihnen und fragte erst Semir: „Herr Gerkan, wie fühlen sie sich?“ Semir versuchte tapfer zu antworten und von der Wortmelodie her, meinte man erkennen zu können, dass es: „ Ganz gut!“ bedeuten sollte. „Das freut mich!“ sagte der Arzt und holte eine große abwischbare weiße Tafel und einen schwarzen abwaschbaren Filzstift hervor, die er hinter seinem Rücken verborgen hatte. Er reichte sie Semir, fuhr ihm das Nachtkästchen her und gab ihm den Stift in die Hand. Semir begann sofort zügig zu schreiben, glücklich beobachtet von Andrea und dem Arzt. Als er aufhörte, traten die beiden näher, um zu lesen, was er geschrieben hatte. Es war deutlich leserlich und auf der Tafel stand: „Mir geht’s gut, aber was ist mit Ben?“ und nun wandten beide ihren Blick zu dem jungen Polizisten.

    Der lag zwar immer noch mit geschlossenen Augen im Bett, aber über der Nasenwurzel zeichnete sich eine deutliche Schmerzfalte ab und als sie genauer hinsahen, bemerkten sie, dass er vor Schmerzen die Hände zu Fäusten geballt hatte. Ganz erschrocken trat Andrea zu ihm und fragte: „Ben, was ist mit dir?“, aber er schüttelte den Kopf und versuchte seine Gesichtszüge zu kontrollieren. Verdammt, warum konnte er nur nicht besser schauspielern. In seinen Eingeweiden rumorte es zwar, als wenn jemand mit einem Messer hineinstechen und das munter drehen würde, aber es ging jetzt um Semir, der musste schnellstmöglich wieder gesund werden und sprechen können, dagegen war er unwichtig. Semir hatte Familie und wenn er mit seinem blöden Freundesgequatsche wegen Jan diesen Unfall schon zu verantworten hatte, dann konnte er ruhig dafür büßen. Es würde schon irgendwann besser werden mit seinen Schmerzen, das war doch so nach Operationen. Der erste Tag war immer blöd, aber dann ging es irgendwann steil aufwärts!
    Er versuchte auch zu verdrängen, dass es ihm heute Morgen wesentlich besser gegangen war und die Schmerzen trotz Medikamenten immer zuzunehmen schienen. Semir beobachtet besorgt und gespannt, was wohl mit seinem Freund los war. Sogar aus den Augenwinkeln hatte er erkannt, dass mit Ben irgendwas überhaupt nicht in Ordnung war. Er wagte es zwar nicht den Kopf zu drehen, aber er musste jetzt irgendwas Aufmunterndes zu seinem Freund sagen. Er öffnete den Mund und dachte nur: sei´s drum und sagte dann „Kopf hoch, Ben!“ und es hörte sich sogar ungefähr so an, wie er sich das vorgestellt hatte.

    Andrea und der Arzt drehten sich nun wieder überrascht zu Semir, der ganz zufrieden mit seiner Leistung war. Es war zwar nicht völlig deutlich gewesen, aber man konnte durchaus erahnen, was es heißen sollte. „Schatz, das wird ja immer besser!“ sagte Andrea überwältigt zu ihrem Mann, aber der wies nur mit einer gebieterischen Geste zu seinem Freund.
    Der Arzt schob wieder das Hemd hoch und die Decke nach unten und schaute erst, was in den Drainagen war. Das war im Gegensatz zu vorhin nicht mehr geworden, als er allerdings nur leicht an Bens Bauch kam, schrie der schon laut auf. Er wollte es nicht, aber es war ihm nicht möglich, sich bei dieser Qualität an Schmerzen zurückzuhalten. Andrea wurde wieder auf den Flur geschickt, das Ultraschallgerät kam zum Einsatz und sie hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, so laut hallte Bens Jammern durch die halboffene Schiebetür.

    Die Schwester hatte Ben einen Piritramidbolus gegeben und als er bei der Berührung des Schallkopfs immer noch laut jammerte, gleich noch einen hinterdrein. Ihm war zwar jetzt ganz komisch im Kopf und er konnte sich nur noch schlecht orientieren, aber die Schmerzen waren nur unwesentlich besser. Das Ultraschallbild zeigte zu vorhin eigentlich kaum Veränderungen und der Arzt war relativ ratlos, was seinen Patienten denn so peinigte. Gerade wollte er die psychische Komponente in Erwägung ziehen und Ben ein Beruhigungsmittel verabreichen, da steckte ein Pfleger den Kopf zur Tür herein. „Das Labor hat angerufen, schaut euch bitte mal am Schirm die aktuellen Werte an, dann wundert euch nichts mehr!“ sagte er und der Arzt wischte noch das Ultraschallgel ab und schob das Hemd wieder nach unten, während Ben nun vor Schmerz und Stress heftig zu zittern begonnen hatte.

    Nachdem er die Hände desinfiziert hatte, rief der Arzt am Bildschirm neben Bens Bett die Laborwerte auf. Gebannt starrten er und die Schwester auf die Werte, die nun nach und nach dort erschienen. Ihre Gesichtszüge wurden sehr ernst, wie Semir angstvoll bemerkte. Ben hatte die Augen geschlossen und bei jedem Ausatmen kam ein kleiner Schmerzenslaut über seine Lippen. Nachdem die beiden Fachleute die Befunde gesehen hatten, trafen sich ihre Blicke und der Arzt sagte zu Ben: „Wir wissen jetzt, warum sie so starke Schmerzen haben, Herr Jäger!“

    Entsetzt und hilflos starrten Andrea und Ben ihn an. Während die Schwester Semir wieder stationär verkabelte, hatte Andrea seine Hand ergriffen. „Schatz, hast du Schmerzen?“ fragte sie ihn sanft. Sie musste jetzt stark sein, stark für Semir-hatte sie beschlossen. Er sah sie verwirrt an und schüttelte dann den Kopf. „Oh bitte noch nicht, Herr Gerkan, bitte bleiben sie einfach achsengerecht mit erhöhtem Oberkörper liegen. Keine Verdrehungen, so kann die Schwellung besser abklingen!“ erklärte die Schwester. Semir wollte gerade nicken, zum Zeichen, dass er verstanden hatte, aber dann fiel ihm ein, dass das wohl auch nicht gut war. Er hob deshalb den Daumen, zum Zeichen, dass er verstanden hatte
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    Er war gerade erst dabei, so richtig aus der Narkose zu erwachen und hatte die Fahrt zur Intensiv nur im Halbschlaf mitgekriegt. Als er aber Andrea und Ben gesehen hatte, war er vollständig wach geworden und hatte versucht, etwas zu sagen. Menschenskinder, in seinem Kopf waren die klaren Gedanken, er hatte die Worte sozusagen auf der Zunge, aber als er abermals versuchte zu sprechen, verließen wieder unverständliche Laute seinen Mund. Vor Verzweiflung stiegen ihm die Tränen in die Augen, aber Andrea küsste ihn sanft. „Semir, alles wird gut werden, hörst du!“ sagte sie und er hob wieder den Daumen. Andrea wischte mit einem Taschentuch die Tränenspur weg und die Schwester machte an den beiden Redondrainagen genau für 30 Sekunden den Schieber auf. Ein wenig blutiges Wundsekret rauschte in die Plastikflaschen und dann wurde der Sog schon wieder weggenommen. „Wir machen das jetzt die nächsten Stunden alle 30 Minuten, dass wir das Wundsekret so absaugen, dann kann die Schwellung schön abklingen und heute Nachmittag schaut dann auch unsere Logopädin gleich bei ihnen vorbei, das kriegen wir schon wieder hin!“ sagte die Schwester tröstend. „ Der Neurologe kommt dann auch noch und spricht mit ihnen, jetzt ruhen sie sich einfach noch ein wenig aus, Herr Gerkan“ sagte die Schwester und verließ mit den Unterlagen das Zimmer.

    Ben, der wie erstarrt seinen Freund angesehen hatte und deswegen ganz verkrampft dagelegen hatte, versuchte sich ein wenig zu drehen und schon entfuhr ihm ein lautes Stöhnen, so dass Semir und Andrea gleich erschrocken zu ihm herüberblickten. Er hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen, denn Semir sah so mitleidig herüber, dass er gar nichts zu sagen brauchte-Ben hatte es auch so verstanden. Er hob abwehrend die Hand. „Alles halb so schlimm!“ behauptete er dann und versuchte seine Gesichtszüge zu kontrollieren, damit Semir sich nicht aufregte. Wenn er ehrlich war, hätte er lieber laut geschrien, aber er würde sich jetzt einfach nicht so anstellen, wichtig war, dass sein Freund wieder gesund wurde!

    Es dauerte nicht lange und ein ihnen bisher unbekannter Arzt kam zu Semir und stellte sich als diensthabender Neurologe vor. „Ich wurde von der Schwester verständigt, dass sie Schwierigkeiten haben, sich zu artikulieren, Herr Gerkan. Würden sie bitte mal versuchen, mir auf diese Frage zu antworten?“ Er beobachtete Semir dabei, wie er mühsam versuchte einige Worte zu formen, aber das Ergebnis war sehr unbefriedigend. Manchmal dachte man, etwas verstehen zu können, aber etwas Genaues war es jedenfalls nicht. So sehr Semir sich auch mühte, es war unverständlich, was aus seinem Mund kam. Der Arzt nahm nun eine komplette neurologische Untersuchung bei Semir vor. Er prüfte die Beweglichkeit der Extremitäten, die Kraft, die Reflexe, sah in die Augen und machte mit Semir dann eine Art Zeichensprache aus. Nun stellte er mehrere einfach zu beantwortende Fragen, die der mittels Gestik beantworten konnte und sagte dann: „Herr Gerkan, ich sehe das nicht so dramatisch. Vermutlich liegt durch die Hirnschwellung und die Manipulation, evtl. auch durch den Primärunfall eine Versorgungsstörung im Sprachzentrum vor. Alle anderen Funktionen sind sehr gut. Ein wenig hängt der rechte Mundwinkel, aber das ist sicher auch reversibel.“ Andrea sah ganz erschrocken genau hin-gut, wenn er es sagte, dann konnte man wirklich eine kleine Asymmetrie erkennen.
    „Sie bekommen jetzt noch hochdosiert Cortison, das ist auch noch gut gegen die Schwellung. Für morgen planen wir dann ein MRT und bitte versuchen sie immer wieder, etwas zu sagen, auch wenn es ihnen dumm vorkommt. Übung macht den Meister und unsere Logopädin wird sie auch nachher gleich noch behandeln. Sie können mich gut verstehen und auch Aufforderungen gut umsetzen, darum hoffe ich, dass diese Beeinträchtigung völlig weggehen wird. In Anbetracht des doch recht ausgedehnten Befundes, wie ich aus den Akten und dem Bericht des Neurochirurgen entnommen habe, können wir froh sein, dass das die einzige Störung ist. Immerhin ist die Hemiparese völlig weg und so hoffen wir jetzt einfach das Beste!“ sagte der Neurologe noch, bevor er sich mit einem Händedruck von Semir und Andrea verabschiedete.

    Die Schwester kam in diesem Moment auch schon wieder mit einer ganzen Batterie an Spritzen und Infusionsfläschchen herein, die sie auf Bens Nachttisch abstellte. Sie spritzte ihm nacheinander mehrere Medikamente in den ZVK und hängte dann das erste Fläschchen mit einer Kurzinfusion an. Als sie seinen gequälten Gesichtsausdruck sah, fragte sie ihn: „Herr Jäger, haben sie wieder Schmerzen?“ und Ben nickte stumm mit dem Kopf. Er bekam erneut einen Piritramidbolus und ein wenig leichter wurde es. Er schloss die Augen und versuchte zu schlafen, während die Schwester ihre Hände am Wandspender desinfizierte und sich nun Semir zuwandte. Die halbe Stunde war schon um und deshalb öffnete sie wieder für 30 Sekunden die Schiebeklemmen und ließ Wundsekret ablaufen.
    „Der Stationsarzt kommt auch gleich noch zu ihnen beiden!“ kündigte die Schwester an und ließ ihre Patienten wieder alleine.

    Andrea setzte sich auf den Stuhl zwischen ihre beiden Sorgenkinder und musterte nacheinander die beiden Männer, die nun die Augen geschlossen hatten. Dass der Unfall dermaßen schlimme Folgen haben würde, hatte sie auch nicht gedacht. Trotz alledem ein wenig beruhigt-immerhin hatte sie die beiden um sich-, lehnte sie sich zurück und wartete, was weiter passieren würde.

    Jetzt wissen wir also, dass der Informant zwar schwerstverletzt ist, aber gute Chancen hat, die Verletzungen zu überleben-falls da nicht zuvor jemand dazwischenfunkt!
    Hey, das ist aber ein besonderes Krankenhaus, da gibts sogar eine Privatintensivstation-das würden sich manche Patienten bei uns wünschen, da gibts nämlich keine Extrawürste und ob Einer-oder Zweierbox entscheidet die Diagnose und nicht die Privatversicherung! ;)

    Und Andrea hat ihrem Semir ja eigentlich schon verziehen, dabei macht sie sich nun Gedanken, ob er wohl eine Freundin hat-oh Mann, die hat Probleme!
    Aber dass Sören einem gewissen rothaarigen, moppeligen Baby ähnlich sieht, ist schon erstaunlich! :rolleyes:

    Vermutlich hat Tom sich das mit dem Boxtraining leichter vorgestellt-vor allem, weil Kalle ihn ja auch noch ein wenig anstachelt. Immerhin ist sein Rendezvous mit dem Sandsack diesmal von mehr Erfolg gekrönt, als beim letzten Mal :D .
    Aber gleich nach dem ersten Training stösst er in der Umkleide auf D´Astones Männer und legt den Köder aus-bin gespannt, wie lange es dauert, bis der Mafiaboss aktiv wird!
    Und Semir dümpelt ein wenig durch den Tag und verspürt schon wieder Langeweile-das ist nicht gut!, dem fällt sicher wieder irgendein Blödsinn ein!

    Gut, dass jetzt mit offenen Karten gespielt wird!
    Semir hat Ben und Kevin reinen Wein eingeschenkt, dass er glaubt seinen vermeintlich toten Partner André im Fluchtfahrzeug gesehen zu haben. Die Chefin wusste darüber sowieso schon Bescheid und jetzt können die Jungs ohne Heimlichtuerei konstruktiv ermitteln. Erwin hat André anscheinend nicht erkannt, sonst hätte er doch darüber eine blöde Bemerkung gemacht! Aber der ist jetzt erst mal sauer, weil man ihm die Butter vom Brot-sprich den eigenständigen Fall- genommen hat!
    Die Szene mit dem Autoschlüssel fand ich echt komisch, muss immer noch grinsen deswegen!
    Ich bin jetzt schon gespannt, wie die Jungs da weiter ermitteln-Kevin jedenfalls ist auf ihrer Seite!

    Voll banger Sorge setzte sich Andrea auf den Stuhl und sah gedankenverloren auf Semirs leeren Bettplatz. Wie es ihm wohl gerade ging? Hoffentlich konnte man ihm bei der Operation helfen! Ein zweites Mal innerhalb weniger Tage durchlebte sie dieselben Sorgen und Ängste. Was wäre, wenn er sterben würde, wenn er nie mehr ganz aufwachen würde, sondern als Wachkomapatient ein Pflegefall bleiben würde. Leider hatte sie in den vergangenen Tagen im Internet viel zu viel darüber gelesen und die schrecklichsten Geschichten waren ihr natürlich am Allermeisten im Gedächtnis geblieben. Manchmal war zu viel Information gar nicht allzu gut. Sie hatte Ben da eigentlich beneidet, denn obwohl er häufig nach Semir geschaut hatte, hatte er doch weiterermittelt und sich so abgelenkt, während sie Stunde für Stunde am Bett ihres bewusstlosen Mannes gesessen hatte und ihm von zuhause erzählt hatte, ihm Lieder, die er mochte, vorgespielt hatte und ihn an ihre gemeinsame Vergangenheit und ihre große Liebe erinnert hatte.

    Erst war er beatmet gewesen, aber als seine Schutzreflexe funktioniert hatten, hatten ihn die Ärzte zügig extubiert und sie ermuntert, viel bei ihm zu sein und mit ihm zu sprechen, was sie selbstverständlich gemacht hatte. Sie war eigentlich nur zum Schlafen nach Hause gegangen, wo ihre Mutter zuverlässig und liebevoll die Kinder versorgt hatte. Aydas und Lillys Fragen, wo denn der Papa wäre und ob sie ihn nicht besuchen dürften, hatten ihr jedes Mal einen Stich versetzt, aber die Ärzte hatten ihr davon abgeraten, die Kinder einem dermaßen großen Stress, den sie einfach noch nicht verarbeiten konnten, auszusetzen.
    „Eigentlich ist es aus hygienischen Gründen und vor allem zum Schutz der Kinder vor den üblen Keimen, die auf jeder Intensivstation vorkommen, sowieso nicht gestattet, kleine Kinder mitzubringen. Allerdings gibt es immer Ausnahmeregelungen, aber wir würden ihnen raten, das genau zu überdenken!“ hatte ihr eine Schwester erklärt, die sich sehr liebevoll um Semir und auch um sie gekümmert hatte. Immer wieder hatte sie ihr ein Wasser, oder einen Kaffee gebracht und sie manchmal regelrecht gezwungen, ein wenig in die Cafeteria zu gehen und sich zu stärken, damit sie nicht die Nächste war, die umkippte.
    Wie groß war die Freude gewesen, als Semir endlich die Augen aufgeschlagen hatte und sie erkannt hatte. Er hatte wissen wollen, wie lange er geschlafen hatte und hatte völlig normal geschienen. Er hatte von ihr wissen wollen, wie er hierhergekommen war und sie hatte ihm die Wahrheit erzählt, soweit sie ihr bekannt war. Alles Weitere musste Ben übernehmen, der ja als Beifahrer am nächsten dabei gewesen war. Dazu war es aber anscheinend gar nicht mehr gekommen, bevor nun auch er an den Unfallfolgen beinahe gestorben wäre.

    Als vor Verzweiflung ein paar Tränen aus ihren Augenwinkeln flossen, spürte sie plötzlich eine Berührung an ihrer Hand, mit der sie ihre Tasche fest umklammert hatte, während sie ihren Gedanken nachgehangen war. „Hörst du, Andrea, es wird alles gut werden, ich weiß es!“ sagte Ben mit leiser Stimme, der sie anscheinend schon eine ganze Weile beobachtet hatte. „Semir ist ein Kämpfer und er wird das, was er schon einmal geschafft hat, nämlich aus dem Koma aufzuwachen, auch ein zweites Mal schaffen! Mach dir um mich auch gar keine Sorgen, du hast doch die Ärzte gehört, es ist alles halb so schlimm und Unkraut vergeht nicht so schnell!“ setzte er noch nach und quälte sich ein schiefes Grinsen ab, um seine Freundin aufzumuntern.

    Sie hatte gerade ihre Aufmerksamkeit wieder auf Ben gerichtet, da fuhr auf einmal ein Bett um die Kurve und darin lag halbsitzend ein wacher Semir, der sie mit klarem Blick ansah. Andrea sprang auf und vor Erleichterung fiel ihr ein Stein vom Herzen. „Schatz, wie geht’s dir?“ wollte sie wissen und stellte fest, dass er außer einem Kopfverband und zwei Drainagen, die neben seinem Ohr herausführten in keinster Weise auffällig aussah. Semir öffnete den Mund und versuchte etwas zu sagen, aber außer ein paar unartikulierten Lauten kam nichts heraus, was einen Sinn ergab.

    Sehr mysteriös das Ganze!
    Also erst wird Semirs Informant, Charly, schwer verletzt aus dem Auto geworfen-vermutlich zur Abschreckung, denn sonst hätten ihn die eiskalten Verbrecher mit den harmlosen Namen ja gleich erledigen können! Sie wissen durch das Zerschiessen der Reifen eine Verfolgung wirksam zu verhindern und unterhalten sich über ihren Auftraggeber, einen gewissen Doc, der anscheinend Experimente mit Obdachlosen anstellt.
    Ich hoffe jetzt, das Charly unseren Helden noch was erzählen konnte, bevor er ins Krankenhaus kam, denn ich befürchte, lange werden die Bösen ihn nicht mehr am Leben lassen!
    Warum befürchte ich nur gerade, dass Semir und Ben auch in die Hände des Docs geraten könnten, um im Dienste einer perversen Wissenschaft gequält zu werden?
    Was das mit dem Auto auf sich hat, werden wir hoffentlich auch bald erfahren!

    Jetzt legt sich Semir aber ins Zeug und versucht mit allen Mitteln Andrea endgültig für sich zu gewinnen-aber die ist ja auch gar nicht abgeneigt ^^ .
    Und Tom beginnt sofort mit dem fingierten Training, um Marcellos Schwachköpfe, wie Kalle es ausdrückt,auf sich aufmerksam zu machen-ich befürchte, auch das wird funktionieren, mit welchen Folgen für Tom allerdings,möchte ich gar nicht wissen-oder doch?

    Erst mal: 150. Story-whow! welche Leistung, Elli!

    Der Titel gefällt mir schon mal hervorragend, denn das klingt irgendwie nach Experimenten!
    Aber dass sich Semir dermassen ernsthaft mit Andrea gestritten hat, dass gleich das Wort Scheidung im Raum steht, ist schon bedenklich! Wenn aber Semir auch erst den Mund aufmacht, bevor er das Gehirn einschaltet-böses Foul.
    Aber nachdem Andrea ihn ja anscheinend immer noch liebt, haben sie doch gute Chancen das wahlweise mit der Eheberatung Jäger, oder mithilfe von Ayda wieder hinzukriegen!

    Der Stationsarzt hatte sich inzwischen mit seinem Hintergrund abgesprochen und verständigte den Chirurgen, der Ben operiert hatte. Der war im Moment zwar im OP, versprach aber, sobald er die Operation beendet hatte, nach seinem Patienten zu sehen.

    Die Schwester kam nochmals mit ein paar Blutröhrchen und lächelte ihm aufmunternd zu, während sie die Blutproben aus dem arteriellen Zugang abzog, wovon Ben überhaupt nichts spürte. Sein Blutdruck war augenblicklich wieder im Sinken begriffen und nachdem auch im Urinbeutel in der letzten Stunde kaum etwas gelaufen war, schaltete die Schwester nach kurzer Überlegung das Noradrenalin wieder ein. Ben war ganz komisch zumute, ihm war schwindlig und er fühlte sich völlig kraftlos. Trotzdem fragte er die Schwester: „Haben sie schon etwas von Herrn Gerkan gehört?“ aber die Pflegerin schüttelte nur den Kopf.

    Besorgt musterte ihn Andrea und als er die Augen schloss, weil er hoffte, dass dann der Schwindel besser werden würde, entgleisten Andrea momentan die Gesichtszüge, weil er sie nun ja nicht ansah und sie deshalb gerade nicht schauspielern musste, und es war zu erkennen, dass sie vor Kummer und Sorge um Mann und Freund fast wahnsinnig wurde. Die Schwester, die das Mienenspiel gesehen und richtig gedeutet hatte, sagte: „Ich rufe mal im neurochirurgischen OP an, ob die schon was Näheres wissen und sage ihnen dann Bescheid. Tut mir leid, wenn ich sie vorher beunruhigt habe, aber leider habe ich ihnen nur gesagt, was Sache ist!“ Andrea wandte ihr den Blick zu, während die Schwester ihr gebrauchtes Material entsorgte und mit ihren Röhrchen Richtung Ausgang strebte. „Sie können ja auch nichts dafür und wir können an der Situation ebenfalls nichts ändern, drücken sie einfach mit uns die Daumen, dass alles gut wird!“ sagte sie. „Das mach ich!“ sagte die Schwester und trug ihre Röhrchen zur Rohrpost, um sie so schnellstmöglich ins Labor zu befördern.

    Danach griff sie zum Telefon und erfuhr von der Anästhesieschwester des Neurosaals, dass Semir gerade entdeckelt war und die Blutstillung vorgenommen wurde. Auch dass er auf der Fahrt zum OP eine komplette Hemiparese und eine Aphasie gehabt hatte, erfuhr die Schwester auf diesem Weg und beschloss, dass sie dieses Wissen für sich behalten würde, denn die arme Frau und auch der Freund, der selber kaum besser dran war, konnten solche Nachrichten jetzt als Allerletztes brauchen.
    Der Chirurg hatte seine Operation inzwischen beendet und sah nun nach seinem Patienten. Wieder wurde Andrea gebeten, draußen zu warten und der Arzt in seiner grünen verschwitzten OP-Kluft trat ohne Umschweife an Bens Bett und wiederholte im Prinzip dieselben Untersuchungen wie vorher sein Kollege. Auch das Ultraschallgerät ließ er sich bringen und wieder wurde Ben von allen Seiten unter Schmerzen geschallt. Trotz einem erneuten Schmerzmittelbolus musste Ben wieder laut aufstöhnen und auch der Chirurg entdeckte die freie Flüssigkeit. Inzwischen war ein Teil der Laborbefunde auf dem PC abrufbar, allerdings war das Hb nicht maßgeblich gefallen.

    Der Arzt überlegte kurz. „Herr Jäger, ich bin zwar nicht ganz zufrieden mit dem Befund, allerdings ist er jetzt auch nicht so dramatisch, dass ich der Überzeugung bin, ich müsste sie sofort aufmachen und die Milz doch entnehmen. Ich kann ihnen natürlich nicht versprechen, dass das nicht plötzlich notwendig werden könnte, aber im Augenblick werden wir uns darauf beschränken, das engmaschig zu kontrollieren.“ Zum Stationsarzt, der auch wieder ins Zimmer gekommen war sagte er: „Wie wäre es, wenn wir ihm ein paar Gefrierplasmen und Hämostyptika, also blutstillende Medikamente, geben würden? Falls es eine diffuse Blutung ist, können wir die so vielleicht stoppen und das Organ doch erhalten, wo wir uns doch jetzt schon so viel Mühe damit gemacht haben. Falls es natürlich zu einer stärkeren Blutung, oder einem fulminanten Hb-Abfall kommt, müssen wir reagieren, das ist klar, aber im Moment denke ich, ich kann es verantworten, zuzuwarten!“
    Der Stationsarzt, der froh war, dass ein anderer Arzt die Verantwortung mit ihm teilte nickte zu dem Vorschlag und gab der Schwester gleich mehrere Anordnungen, was sie vorbereiten und wie viele FFP´s sie auftauen sollte.

    Als die Ärzte das Zimmer wieder verlassen hatten, machte die Schwester doch gleich noch Bens Rücken ein wenig frisch, legte ihm eine zusammengerollte Decke unter die Seite, wegen der Lungenbelüftung und machte seinen Mund mit einem Mundpflegestäbchen feucht.
    Als Andrea wenig später wieder hereindurfte, lag Ben ganz ruhig ein wenig auf der Seite und schien zu schlafen.

    Das darf doch nicht wahr sein! Jetzt kommen Marcellos Schläger wegen Mangels an Beweisen erst mal frei und können weiter ihr Unwesen treiben! Das ist doch unfassbar, aber leider sehr nahe an der Realität-glaube ich wenigstens.
    Oh-und Semir ist trotz Andreas fürsorglicher Pflege mit seiner momentanen Situation sehr unzufrieden, allerdings fand ich die Situation, als er sofort den Kopf in der Akte versenkt, als die Chefin ihm mit Sanktionen droht, ausgesprochen witzig!
    Und bei Toms Undercovereinsatz gehts jetzt in die nächste, entscheidende Runde-hoffentlich kommt er da mit heiler Haut raus!

    Ben und Andrea hielten sich immer noch krampfhaft aneinander fest, als der Arzt mit dem Ultraschallgerät zur Tür hereinkam. „Würden sie bitte einen Moment draußen warten?“ bat er Andrea und die ließ Bens Hand los und ging vor die Zimmertür. Ben sah ihr einen Augenblick nach, aber dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Arzt, der inzwischen die Decke nach unten geschlagen hatte und das Hemd hochschob. Er erschauerte, als das kalte Sonographiegel auf seinem Oberbauch und der Nierenpartie verteilt wurde und als der Schallkopf dann auf seinen Leib gedrückt wurde, stöhnte er wieder auf. Verdammt, warum musste denn das gar so wehtun? Die Schwester war, fast unbemerkt, auch wieder ins Zimmer getreten und der Doktor bat sie, Ben doch einen Schmerzmittelbolus zu geben, was sie auch gleich erledigte. Es wurde zwar ein wenig leichter, aber angenehm war etwas anderes. Als er gründlich von vorne geschaut hatte, schallte ihn der Arzt noch von der Seite und ein wenig vom Rücken her. Dazu musste Ben sich ein wenig seitlich drehen und wieder stieß er schmerzvoll die Luft aus, weil es ihm so wehtat. Der Arzt sah mit ernstem Gesicht auf den Monitor, maß irgendwelche Flüssigkeitsausdehnungen mittels eines Programms im Sonographiegerät und besah sich genau den Inhalt der Drainagen.

    Als er das Gel abgeputzt hatte, betastete er noch vorsichtig und gründlich den gesamten Bauch und achtete sehr darauf, ob bei bestimmten Bewegungen mehr Blut in die Drainage lief. Zu guter Letzt desinfizierte er sich die Hände am Wandspender, wischte die Schallköpfe des Sonographiegeräts ebenfalls mit speziellen Desinfektionstüchern ab und sagte zu seinem Patienten: „Herr Jäger, ich bin momentan etwas unschlüssig. Fakt ist, dass in den Drainagen mehr Blut und Spülflüssigkeit ist, als ich gerne sehen würde. Auch unterhalb des Rippenbogens ist freie Flüssigkeit, von der ich nicht genau sagen kann, was es ist. Ich werde mich nochmals mit meinem Hintergrund besprechen, was wir weiter unternehmen sollen, aber bitte bleiben sie um Himmels willen jetzt ganz ruhig liegen. Die Schwester wird engmaschig ihr Hb kontrollieren und wenn sich da noch etwas nach unten bewegt, müssen wir irgendwie reagieren!“
    Damit verließ er das Zimmer und griff draußen zum Telefon. Ben hatte ihn eigentlich nach Semir fragen wollen, war aber jetzt selber zu geschockt und verwirrt, als dass er so schnell hätte reagieren können.

    Als Andrea wenig später wieder an seinem Bett saß und nach seiner Hand griff, sagte sie sanft. „Bleib einfach ganz ruhig liegen, Ben! Ich habe unfreiwillig durch die halboffene Tür mitgekriegt, was der Doktor gesagt hat. Mach dir bitte keine Gedanken und entspann dich ein wenig, es wird schon alles gut werden!“ Ben sah sie mit angstvollem Blick an: „Meinst du?“ fragte er matt und Andrea strich ihm mit einem aufmunterndem Lächeln eine feuchte Strähne aus dem Gesicht. Der Schweiß, den sie fühlte war kalt und zum zweiten Mal innerhalb der letzten halben Stunde griff eine eiskalte Hand nach ihrem Herzen.

    Auf der rechten Seite kam ihnen schon ein großes Blutgerinnsel entgegen, auch eine frische Blutung war zu sehen. Als der Bluterguss entfernt war, saugte der Assistent das ständig austretende Blut ab und der Operateur lokalisierte die Blutungsquelle. „ Die Arteria meningea media ist verletzt, daher die erhebliche Blutung!“ murmelte er. „Mir ist zwar immer noch nicht klar, warum das Intervall zwischen dem Unfall und der heutigen Symptomatik so lang ist, aber das wird vermutlich immer ein Rätsel bleiben!“ Zügig begann er die Arterie sauber zu unterbinden und alle kleineren Blutungen ebenfalls zu stoppen, was mit der bipolaren Pinzette elektrisch gut zu machen war. Nach wenigen Minuten war das OP-Feld sauber und kein neues Blut trat mehr aus.

    Die Schwesternschülerin konnte ihren Blick nicht von dem Gehirn abwenden, das nun ungeschützt mit seinen ganzen Furchen deutlich sichtbar vor ihnen lag. Allerdings war es von einer recht kräftigen hellgrauen Haut überzogen und der Pfleger erklärte ihr wieder: „ Das ist die Dura Mater, die harte Hirnhaut. Strenggenommen ist das, was du gerade siehst auch keine richtige Gehirnoperation, weil das Gehirn selber ja nicht eröffnet wird. Das ist bei der Diagnostik eine wichtige Unterscheidung. Der Patient hier hatte als Unfallfolge eine Epiduralblutung,also eine Blutung zwischen Schädelknochen und Hirnhaut. Es gibt aber auch noch die Möglichkeit einer Subarachnoidalblutung, das heißt, da läuft das Blut nach innen ins Gehirn, weil da die Gefäße der sogenannten Spinnenhaut betroffen sind. Ohne Behandlung kann beides tödlich enden, aber Herr Gerkan hat eine sehr gute Prognose, dass er das folgenlos überstehen kann, weil die schwere Symptomatik mit der Linksseitenlähmung erst ganz kurz vor der Operation aufgetreten ist.“

    Der Neurochirurg musterte das Gehirn, ob es sehr aufgequollen wirkte, konnte aber nichts Außergewöhnliches feststellen. „Wir setzen die Schädelkalotte wieder ein, verzichten auf eine Hirndruckmesssonde und legen zwei Redondrainagen mit intermittierendem Sog ein!“ bestimmte er und der Assistent und die instrumentierende Schwester nickten.
    Nun griff der Operateur zu einem feinen Bohrer und bohrte mehrere kleine Löchlein von innen nach außen in den Schädel und das Gegenstück in das entnommene Knochenstück. Der Assistent hielt dabei mit einem feuchten Tuch das Gehirn ganz vorsichtig zur Seite, um jegliche Verletzung oder Quetschung zu vermeiden. In die Höhle, in der der Bluterguss gesessen hatte, legte er zwei Redondrainagen ein, das waren relativ starre, dünne grüne Kunststoffdrainagen, die etwa 8cm weit an der Spitze lauter kleine Löchlein hatten. Die gelochte Seite kam innerhalb des Schädels und das ungelochte, etwa 20cm lange Stück wurde nach außen durch den Sägespalt geleitet. Nun fädelten der Assistent und der Operateur geschickt durch die Bohrlöcher kleine Drähte und zurrten damit das Knochenstück wieder fest. Die Enden wurden versäubert und knapp über der Knochenhaut abgeschnitten. „Die bleiben lebenslang drin und sind auch auf jedem Röntgenbild des Kopfes zu sehen!“ erklärte der Springer der Schülerin. Nun wurde die Kopfschwarte wieder zurückgestülpt und nachdem man die Redondrainagen auch da noch durchgespiesst hatte, mit feinen Nähten rundherum festgenäht. Zu guter Letzt wurden noch die Redonsaugdrainagen angeschlossen und kurz geprüft, ob man einen Sog aufbauen konnte, dann unterbrach man mit einem Kunststoffschieber am Schlauch wieder den Dauersog, denn der wäre an dieser Stelle nicht sinnvoll.

    Der Operateur nickte nun dem Anästhesisten zu, der schon beim Wundverschluss begonnen hatte, die Narkose herunterzufahren. Man desinfizierte noch die Wundränder, nahm die Abdecktücher weg und machte einen Kopfverband mit Stülpa, einem speziellem Baumwollschlauchgewebe. Als die Kompressen von Semirs Augen genommen wurden, begann er sich schon wieder zu regen. „Herr Gerkan, machen sie die Augen auf!“ befahl der Chirurg laut und wenig später öffnete Semir tatsächlich die Augen. Er sah verständnislos um sich, biss auf dem Tubus herum und wusste gar nicht, was los war. „Heben sie die rechte Hand!“ befahl der Chirurg und Semir, der inzwischen losgemacht worden war, befolgte die Anweisung. „Heben sie jetzt die linke Hand!“ kam der nächste Auftrag und auch der wurde von Semir unverzüglich umgesetzt. Ein Lächeln zog über das Gesicht des Neurochirurgen, der nacheinander nun noch beide Beine bewegen ließ. Mit einem Nicken wandte sich der Chirurg zum Anästhesisten und sagte: „Sie können ihn extubieren!“ und das wurde auch unverzüglich erledigt. Semir hustete noch ein paarmal, schloss aber dann erschöpft die Augen, um noch ein wenig zu schlafen.

    Also die Polizisten waren durchaus da und auch gut getarnt,so dass die beiden Verbrecher problemlos festgenommen werden konnten. Wie rücksichtsvoll von Kemal, dass er erst das Kind erschiessen wollte, damit es nicht mitkriegt, wie sein Onkel umgebracht wird. ;(
    Da hast du einmal ein "nicht" vergessen-ich glaube nicht, dass Sebastian seinen Neffen freiwillig geopfert hätte....

    Und nachdem die bösen Buben verhaftet sind,besuchen alle Semir im Krankenhaus. Dem wird auch ein Stein vom Herzen gefallen sein, als er Tino wohlbehalten vor sich sieht!
    Aber was haben die Herren sich denn da wieder für einen Plan ausgedacht? Tom als Boxer? Da wird aber sein hübsches Gesicht die längste Zeit so attraktiv gewesen sein! 8|

    Fassungslos sahen Andrea und Ben der Schwester nach. Beide fühlten sich, als wäre ihnen der Boden unter den Füssen weggebrochen. Genau diese Sorge um die Spätfolgen hatten sie gedacht hinter sich zu lassen, als Semir aus dem Koma erwacht war. Und jetzt sollten sie wieder ganz am Anfang stehen? Mit einem Aufschluchzen setzte sich Andrea auf den Stuhl an Bens Bett und griff nach seiner Hand. Wie zwei Ertrinkende hielten sie sich aneinander fest und versuchten ein wenig Trost aus der Nähe des jeweils anderen zu ziehen.

    Semir war in der Zwischenzeit in den OP-Trakt gebracht worden. Auf der Fahrt dahin bemerkte er auf einmal ein Kribbeln in der ganzen linken Körperhälfte und als er probierte, das der Schwester, die das Bett schob, mitzuteilen, konnte er sich schon nicht mehr klar artikulieren. Voller Panik versuchte er sich mitzuteilen, aber es gelang ihm nicht mehr und wie in Trance ließ er es über sich ergehen, dass er eingeschleust und in die Einleitung gebracht wurde.

    Der Neurochirurg trat, bevor er die Narkose bekam, noch kurz zu ihm und sah sich die Ausfälle der linken Körperhälfte an, die inzwischen völlig gelähmt war. Semir sah ihn mit Panik im Blick an und der Arzt nickte beruhigend, bevor er in den Waschraum verschwand: „Herr Gerkan, wir tun unser Möglichstes, um ihnen zu helfen, schlafen sie erstmal und seien sie zuversichtlich, wir kriegen das schon hin!“ sagte er aufmunternd und während das Narkosemittel in seine Vene flutete, rann eine kleine Träne aus Semirs Augenwinkel, bevor er einschlief und nichts mehr wusste.

    Er wurde problemlos intubiert und nachdem man den Tubus gut verklebt hatte, wurde Semir mit einer speziellen Lagerung in halbsitzender Stellung in einem sogenannten Beach-Chair festgeschnallt. Die CCT-Bilder waren an dem großen Digitalschirm an der Wand deutlich zu sehen und der Neurochirurg informierte seine Mitarbeiter, was er weiter zu tun gedachte.
    „Zuerst wollte ich eigentlich nur eine Köhnlein-Bohrung machen, um das Gehirn zu entlasten, aber weil sich die Symptomatik nun dermaßen rasant entwickelt hat mit Aphasie und kompletter Hemiparese, werde ich ihn doch entdeckeln und die Blutung unter Sicht stillen!“ erklärte er seinen Mitarbeitern. Eine junge Schwesternschülerin, die den ersten Tag ihres vierwöchigen OP-Praktikums hatte, drückte sich ganz aufgeregt in einer Ecke herum. Sie würde die erste Gehirnoperation ihres Lebens sehen und war schon sehr interessiert. Der Springer erklärte ihr leise: „ Normalerweise hätte man jetzt auf Höhe des rechten Ohrs zwei Löcher gebohrt und den Bluterguss dadurch abgesaugt. Durch das rasche Fortschreiten der Symptomatik, nämlich der kompletten Halbseitenlähmung und des Unvermögens zu sprechen, ist es aber naheliegend, dass da schon eine stärkere Blutung vorliegt, die man lieber unter Sicht verschweißt.“
    Der Springer legte erst noch in Narkose einen neuen Blasenkatheter und auch ein zweiter dicker venöser Zugang wurde noch in Semirs Arm versenkt, damit man ihn mit ausreichend Flüssigkeit und Medikamenten versorgen konnte. Man fuhr eine relativ flache Narkose, da außer dem Schnitt an der Kopfschwarte und der Knochensägung die Schmerzen der Operation sich sehr in Grenzen hielten.
    Nun wurde sein Kopf flächig dreimal mit hellorangem Desinfektionsmittel chirurgisch desinfiziert, seine Augen hatte man mit Augensalbe versorgt und zugeklebt und dann deckten der Operateur und sein Assistent, die inzwischen mit sterilem Kittel und Handschuhen versorgt waren, den kompletten Patienten ab, so dass nur noch der blanke Schädel zu sehen war.
    Der Neurochirurg stellte sich das Licht mit sterilen Handgriffen ein und dann machte er einen großen, bogenförmigen Schnitt hinten am Haaransatz, der von einem Ohr zum anderen reichte. Der Assistent stillte mit einer bipolaren elektrischen Pinzette die Blutung aus den Hautgefässen und dann packte der Neurochirurg die Kopfschwarte und zog sie einfach nach vorne.

    Die Schwesternschülerin musste sich momentan erschauernd abwenden, so schlimm sah das aus, als sozusagen das Innere der Kopfhaut nach außen geklappt wurde. Auch die nun auftretenden Hautblutungen wurden gestillt, teils elektrisch und teils mit Ligaturen und Umstechungen, aber wenig später hatte der Neurochirurg schon die oszillierende Säge in der Hand, die eigentlich mehr aussah, wie eine kleine Flex. Ein schwingendes kreisrundes Sägeblatt wurde mit Druckluft über einen Schlauch betrieben, angesetzt und trennte einen Deckel des Schädelknochens von etwa 20 cm Durchmesser ab.
    Die Schwesternschülerin, die sich wieder gefangen hatte, sah fasziniert zu und fragte dann den Springer leise: „Besteht da nicht die Gefahr, dass man da mitten ins Gehirn sägt?“ aber der Pfleger erklärte ihr flüsternd: „Nein, denn durch diese Schwingungen stoppt die Maschine, sobald es weich wird. Die durchtrennt wirklich nur den Knochen. Dasselbe Prinzip wird auch für Gipsentfernungen verwendet und hat sich seit vielen Jahren bewährt!“ Die Schülerin nickte und sah zu, wie nun der Deckel an die OP-Schwester abgegeben wurde, die ihn sofort in kühle Nährlösung auf ihrem Instrumentiertisch einlegte. Man würde abwarten, ob man ihn gleich wieder brauchte, oder erst einige Tage später. Das würde der Befund zeigen, der nun vor den Augen der Operateure und der Zuschauer zu sehen war.

    Ja,ich denke auch, dass sich da der Kreis schliesst und André und Kevin sich ebenfalls kennen. Ich glaube zwar nicht, dass im real life ein Mann wie Kevin mit nicht blütenweißer Weste bei der Polizei genommen würde, aber dann gäbe es ja auch keinen autoknackenden Semir Gerkan bei Cobra-da ist halt alles ein wenig anders.
    Auch ich fand deine Beschreibung der Stimmungen richtig gut, gerade Semirs Arbeit am PC und sein gedankliches Abschweifen konnte ich mir sehr gut vorstellen. Gerade als er jetzt Ben einweihen will, platzt der blöde Erwin dazwischen, der mir furchtbar unsympathisch ist. Ich hoffe ja, dass ihn die Chefin ein wenig einnorden kann!

    Jetzt dachte ich, diese italienischen Mafiosi lieben Kinder-aber nein, d´Astone befielt so ganz nebenbei ,Sebastian und den kleinen Tino einfach nach der Handyübergabe umzubringen! Ich hoffe ja schwer, dass Tom da nicht alleine als Beschützer von Sebastian und seinem Neffen vor Ort ist, sondern dass da ne Menge SEK-Leute versteckt sind, die gleich mal Kemal und Tarik hopsnehmen, bevor sie was anstellen können. Leider befürchte ich, dass daran wahrscheinlich keiner gedacht hat, also wird das nächste Kapitel sicher spannend!