Ja Elli, das wissen wir doch, wie die Täter an die Schlüssel gekommen sind! Während die Paulsens sich bei Leo entspannt haben, hat doch Murat bei Kemal die Schlüssel nachmachen lassen und deshalb ist Semir in diesen Fall persönlich involviert, wovon er allerdings auch noch nichts weiss!
Dass Semir nun bei den Paulsens feststellt, dass die Schlüssel passen, war klar-ich hoffe ja, die haben in ihrem Adressbuch auch die Nummer ihrer Stammkneipe notiert!
Ach ja-die Reichen waren da gar nicht so entsetzt, als sie gemerkt haben, dass sie bestohlen wurden-na vermutlich fallen bei denen solche Peanuts gar nicht ins Gewicht! seufzz-das hätte ich auch gerne!
Ja, ob die Diebin wohl vermisst gemeldet wird? Keine Ahnung, aber ich lass mich überraschen. Ausserdem bin ich gespannt, ob Alex demnächst im alten Caddy durch die Lande fährt!
Beiträge von susan
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Der Notarzt und der Rettungsassistent waren kurz danach bei der Gruppe angekommen. Der Arzt hatte mit einem Blick die Situation erfasst und trat nun erst einmal zu Ben und ließ sich vor ihm auf den Knien nieder, während der Rettungsassistent sofort alles zum Zuganglegen aus seinem Koffer holte. „Wie heißen sie?“ fragte er seinen Patienten, der fast nicht antworten konnte, weil seine Stimme vor Schmerz zitterte. Sarah liefen inzwischen die Tränen aus den Augen, so leid tat ihr ihr Freund. „Ben Jäger!“ presste Ben hervor und der Notarzt nickte, während er sofort begann Ben systematisch durchzuuntersuchen. Er leuchtete kurz in seine Augen, tastete die Halswirbelsäule ab, fasste rechts und links an den Brustkorb und drückte darauf und besah sich kurz die Streifschusswunde, während er, diesmal an alle gewandt, fragte. „Wie genau ist das passiert?“
Semir, dem inzwischen ebenfalls alles wehtat, denn auch er diente ja an Ben´s unterer Hälfte als menschlicher Diwan, antwortete: „Mein Kollege-wir sind Polizisten- ist auf der Suche nach einem flüchtigen Verbrecher auf diesem „Kunstwerk“ stehend von diesem angeschossen worden und ist ungebremst heruntergefallen und auf dieser Spitze gelandet!“ Ihm war irgendwie wichtig, dass der Notarzt wusste, dass Ben nicht aus Jux und Tollerei da oben rumgeklettert war und außerdem, dass er Polizist war. Er hatte zwar keine Ahnung, warum ihm das so wichtig war, denn vermutlich würde jemand, der da spaßeshalber geklettert war und deswegen einen so schlimmen Unfall erlitten hatte, genauso versorgt, wie jemand anderes, aber irgendwie war ihm das halt jetzt eingefallen.
Der Notarzt nickte und betastete nun mit seinen behandschuhten Händen Ben´s Unterkörper und die Beine. „Spüren sie das?“ fragte er, als er erst das eine und dann das andere Bein befühlte. Ben nickte. Ja leider, er konnte alles genauestens spüren und wenn sie ihm jetzt nicht gleich was gegen die Schmerzen gaben, dann würde er wahnsinnig werden. Langsam erlosch seine Selbstbeherrschung, die er sich Sarah´s wegen auferlegt hatte und er begann nun bei jedem Atemzug laut zu stöhnen. Der Rettungsassistent hatte inzwischen noch eine Infusion vorbereitet und an Ben´s Arm eine Stauung angelegt. Während der Notarzt einen Teil der Decken und Jacken wegschob, und sich aufmerksam ein Bild davon zu machen versuchte, wie schwer die Verletzung durch die Betonspitze wohl war und wie tief sie eingedrungen war, desinfizierte der Assistent, nachdem er eine Hand aus Sarah´s Griff genommen hatte, Ben´s Handrücken und versuchte einen Zugang zu legen. Zunächst funktionierte das nicht, denn Ben´s Venen waren durch den Schock und die daraus resultierende Adrenalinausschüttung fast alle kollabiert, aber letztendlich gelang es ihm doch, wenigstens eine dünne Nadel in eine Handvene zu stechen, zu verkleben und die Infusion anzuschließen, die er sofort voll aufdrehte. Jenni bekam sie zum Halten in die Hand gedrückt und stand nun als lebender Infusionsständer daneben.
„Zieh Ketanest auf!“ ordnete der Notarzt an und der Rettungsassistent nickte und holte die Ampulle aus seinem Koffer und bereitete sie vor.Auch Hartmut war inzwischen mit Irina im Schlepptau, die er sich nicht getraute aus dem Blickfeld zu lassen, näher getreten und als Ben, der vorrübergehend seine Augen fest zusammengekniffen hatte, dieselben wieder öffnete, waren um ihn herum unter vielen fremden, auch betroffene, bekannte Gesichter. Normalerweise wäre es ihm peinlich gewesen, so im Mittelpunkt zu stehen, aber der Schmerz war so allumfassend, dass er an nichts anderes mehr denken konnte. Auch Sarah dauerte das langsam zu lange, sie bemerkte, wie Ben alle Muskeln vor Qual anspannte, aber trotzdem versuchte, ihre eine Hand, an die er sich immer noch klammerte, nicht zu zerquetschen. Sie bat unter Tränen: „Bitte geben sie ihm doch endlich eine Narkose, er kann das nicht mehr aushalten!“ aber der Notarzt schüttelte den Kopf. „Er bekommt was gegen die Schmerzen, aber mit einer Narkose werde ich zurückhaltend sein, solange ich noch nicht weiß, wie ich ihn da herunterbringe!“ sagte er kurz, nahm aber dann die aufgezogene Spritze mit dem Ketanest entgegen.
Allerdings wartete er, bis der Rettungsassistent den Blutdruck gemessen hatte, der erstaunlicherweise im Normbereich war. Falls der hoch gewesen wäre, hätte er ein anderes Medikament verlangt, denn Ketamin wirkte neben seiner starken analgetischen Wirkung blutdrucksteigernd, beschleunigte den Herzschlag und machte manchmal Halluzinationen. So, spritzte er aber zügig erst einmal eine niedrige Dosis und beobachtete dabei seinen Patienten genau, als sich der nicht merklich entspannte, spritzte er solange nach, bis Ben aufhörte zu stöhnen und nun mit weit offenen Augen dalag, aber merklich ruhiger und ein wenig neben sich war. Auch Sarah, die ihm ja so nah war, bemerkte, wie er ihre Hand lockerer ließ und auch seine völlig verkrampften Rückenmuskeln, die sie ja an ihren Beinen spürte, etwas weicher wurden. Nun versiegten auch Sarah´s Tränen und langsam verließ sie die absolute Panik, die bisher von ihr Besitz ergriffen hatte, als sie befürchtet hatte, er würde in ihren Armen in den nächsten Minuten sterben. Sie erzählte dem Arzt, während sie zärtlich über Ben´s Gesicht strich, dass sie Intensivschwester in der Uniklinik war und der nickte zustimmend.
Der Sanitäter war inzwischen als dritter Mann mit dem Rettungswagen näher herangefahren und kam nun mit einer Trage und einer Sauerstoffflasche. Ben bekam noch eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht, Überwachungselektroden auf die Brust geklebt, soweit man rankam und während der Rettungsassistent und der Sanitäter nun im RTW zusammensuchten, was sie zu Ben´s Lagerung benutzen konnten, forderte der Notarzt über die Leitstelle einen Hubschrauber und die Feuerwehr an.
Hartmut hatte ebenfalls zum Handy gegriffen und die Chefin verständigt, die sofort entsetzt versprach zu kommen und auf Hartmuts Anforderung hin auch einige Uniformierte mit Fahrzeugen schicken würde. Als sie Susanne, die ebenfalls schreckensbleich erst mal die Information über den schrecklichen Unfall verarbeiten musste, bat das zu übernehmen, erfuhr die, dass da schon ein paar Streifen vom Innenstadtrevier unterwegs waren, denn es waren schon viele Notrufe von Passanten eingegangen.Während man nun auf das Eintreffen weitere Rettungskräfte wartete, war Sharpov in der nächsten U-Bahn verschwunden und trat seine Flucht an.
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Nachdem Alex jetzt sozusagen "entsorgt"
wurde, kann sich Semir gemeinsam mit Hartmut um die Aufklärung des Verbrechens kümmern.
Der Schlüsselbund und der Rest der Beute wurden bereits sichergestellt und jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis Semir die richtigen Schlüsse zieht.
Den Corsa werden sie sicherlich auch bald sicherstellen und irgendwas, oder irgendwer wird dann einen Tipp geben, wer derjenige ist, der die Schlüssel kopiert hat-die Geschichte kommt langsam ins Rollen! -
Völlig ohne irgendeine Abwehrbewegung fiel er nach unten und leider war ein Stück des Betonkunstwerks ein wenig spitz und stand nach oben. Ben prallte mit der Körpermitte rücklings darauf und blieb dann erst mal regungslos liegen-obwohl, eigentlich konnte man nicht liegen sagen, denn wie eine knochenlose Puppe hing er über der Betonspitze, vom Boden mit Ober-und Unterkörper etwa 30 cm entfernt.
Sarah, die den Sturz beobachtet hatte, aber den letzten Meter nicht verfolgen konnte, wurde nun zur Furie. Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, dass ihr Entführer ja bewaffnet war, holte sie völlig ungerührt mit aller Kraft mit dem Fuß aus und trat Sharpov dermaßen in die Weichteile, dass er momentan mit einem Stöhnen wie ein Klappmesser zusammenklappte und schon bahnte sie sich durch die immer noch teilweise hysterisch kreischenden Menschen einen Weg zurück zum Betonkunstwerk.Als sie näherkam und sah, wie Ben dahing, wurde ihr beinahe schlecht vor Entsetzen. „Schnell, einen Notarzt!“ rief sie, während sie so schnell sie konnte zur Liebe ihres Lebens rannte. Auch Semir, der gemeinsam mit Dieter und Jenni die beiden Leibwächter überwältigt und mit Handschellen gefesselt hatte, hatte beim Ertönen des Schusses den Kopf gedreht und Ben´s Absturz aus nächster Nähe miterlebt. Nach einer fassungslosen Sekunde sprang er auf und wie auch Sarah, rannte er so schnell wie möglich zu seinem Freund.
Sharpov indessen hatte abgecheckt, wie viele Möglichkeiten er hätte, wenigstens einer der Frauen habhaft zu werden, aber unter den gegebenen Umständen sah er keine Chance und deshalb verschwand er, als er wieder einigermaßen zu Atem gekommen und der größte Schmerz abgeklungen war, in die U-Bahn, Richtung Hauptbahnhof. So sehr ihn seine Niederlage wurmte, aber immerhin hatte er diesen Jäger ausgeschaltet und das alleine war es ihm schon wert.
Sarah hatte inzwischen Ben erreicht, der sich nun langsam zu regen begann. Auch Semir war bei ihm angelangt und wollte ihn gerade packen und irgendwie wegziehen und zu Boden legen, da sagte Sarah scharf. „Halt, nicht bewegen!“ denn sie hatte eine entsetzliche Entdeckung gemacht. Ben lag nicht auf der Betonspitze, sondern die war sozusagen auf seiner rechten Körperseite von hinten ein Stück in ihn eingedrungen. Sarah ließ ihren Anatomieunterricht Revue passieren, welche wichtigen Organe da lagen und stellte fest, dass wohl in allererster Linie die Leber betroffen sein könnte. Gut, vielleicht ging die Verletzung auch nicht so tief und beschränkte sich auf die Muskulatur und die Weichteile, aber trotzdem durften sie Ben auf gar keinen Fall ohne einen Notarzt bewegen. Mit einem Blick hatte sie auch noch die Schussverletzung gesehen, aber das war ein Streifschuss auf Höhe der linken Hüfte, der zwar blutete, aber nicht so schlimm zu sein schien.
Ben kam langsam wieder zu sich. Das Erste was er bemerkte war ein schrecklicher Schmerz in seinem Rücken und ein Brennen an seiner linken Hüfte. Bevor er langsam die Augen öffnete und sich zu orientieren versuchte, entrang sich ein gequältes Stöhnen seiner Kehle. Sarah war zu seinem Kopfende gekrochen und war halb unter ihn geschlüpft, um sein Körpergewicht nicht komplett auf der Betonspitze ruhen zu lassen und Semir hatte, als ihm klar war, was eigentlich passiert war, das selbe mit der unteren Körperhälfte getan. Als Ben, der nun völlig wach war, endlich die Augen aufriss. War Sarah´s Gesicht direkt vor ihm. Sie hatte sozusagen seinen Kopf in ihren Schoss gebettet und stütze mit den Beinen seinen Oberkörper. Es kostete sie zwar viel Kraft, weil sie die Knie nach oben drücken musste, aber das war ihr völlig egal. Genau wie Ben hatte sie noch so viel Adrenalin in ihren Adern, dass sie ihren eigenen Körper kaum spürte. Ben hatte zwar schreckliche Schmerzen, aber als er Sarah so nah bei sich sah, ergriff erst mal eine große Erleichterung von ihm Besitz. Sie war frei und das war erst einmal das Wichtigste.Während nun aus der Ferne mehrere Martinshörner zu hören waren, scharte sich eine neugierige Menge um den Verletzten und die beiden von Dieter und Jenni bewachten Bodyguards, die bäuchlings mit den Händen auf den Rücken gefesselt am Boden lagen und von Dieter mit der Waffe in Schach gehalten wurden. Jenni eilte nun zu der kleinen Gruppe um Ben und als sie sah, wie unbequem Sarahs Lage war, deren Beine von der Anstrengung Ben zu stützen, bereits zu zittern begannen, rannte sie zur Luxuslimousine, um irgendetwas zu suchen, was man zur Unterpolsterung verwenden konnte. Mit einer Decke bewaffnet kam sie zurück und riss sich gleichzeitig ihre Jacke vom Körper. Mehrere andere Umstehende taten das Gleiche und als sich endlich der Notarzt einen Weg durch die Menge bahnte, lag Ben auf einem halb menschlichen provisorischem Bett und hielt sich krampfhaft an Sarah´s Händen fest, um vor Schmerz nicht laut loszuschreien.
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Ben ist völlig verzweifelt und stösst Semir, der ihm ja nur helfen will, grob von sich.
Auch für den ist es schlimm, die Qual, die seinen Freund bald innerlich zerreissen lässt, zu sehen und zu spüren und im Augenblick nicht an ihn heranzukommen. Aber das ist ein normaler Vorgang der psychischen Bewältigung eines solchen Traumas. Diese Phase der Wut und der Trauer wird aber dann hoffentlich von der nächsten Phase abgelöst und Ben beginnt mit Unterstützung seiner Freunde um seine Genesung zu kämpfen.Aber in dieser Situation hätte ich ihn auch erstmal sediert, damit er ein wenig runterkommt.Dieser Klinikleiter allerdings ist schon lustig! Klar wird die Versicherung seiner Klinik erst mal die kompletten Behandlungs-und Rehabilitationskosten Bens übernehmen und dann versuchen, die nach seiner Verurteilung teilweise von Dr. Prottengeier aus dessen Privatvermögen wiederzukriegen. Das ist schließlich ein Verbrechen und zusätzlich ein echter Kunstfehler und wenn in so einer Klinik die Kontrollmechanismen versagen, dann hat das letztendlich der Verwaltungschef zu verantworten, ob er davon wusste, oder nicht.
Ich würde mich da auch schleunigst woandershin verlegen lassen-in diesem Krankenhaus arbeiten zu viele Menschen, die völlig unkritisch an Verbrechen beteiligt waren und das muss erst einmal ermittelt werden, wer da beteiligt ist und wer nicht ist! -
Na Gott sei Dank ist bei Ben alles gut ausgegangen. Das CT hat keine schlimmen Befunde ergeben, die Op ist gut verlaufen und trotz Blutverlust muss Ben nicht nachbeatmet werden, was mich sehr positiv stimmt.
Semir hat zwar nur kurz geschlafen, aber seine Batterien anscheinend wieder so aufgeladen, dass er wenigstens ein wenig erholt ist. Für Ben wird es auch schön sein, als Ersten, wenn er aus der Narkose so richtig wach wird, seinen Freund, der ihn gerettet hat, an seinem Bett zu sehen.
Schönes Kapitel-ja und gerade bei so jungen Patienten passt man als Intensivschwester besonders gut auf! -
Ja, irgendwie glaube ich auch, dass Semir die Handtasche mal schleunigst öffnen sollte! Allerdings ist der einerseits mit seiner Schulterverletzung beschäftigt, und dann musste er sich ja auch noch um Alex kümmern, der sicher grosse Schmerzen von seinem Nasenbeinbruch und den ausgeschlagenen Zähnen hatte.
Ich will ja nicht extrem böse sein, aber Yon, könntest du wenigstens in der Story eine Generalsanierung des Haifischgebisses von Alex vornehmen? Das ist in der Realität irgendwie-äh zu gross für denJa der Erste Hilfe Einsatz der Polizisten in deinem Link war wohl nicht so besonders professionell, vor allem der Druckverband um den Kopf war jetzt etwas daneben-obwohl... immer noch besser, als wenn sie den Hals abgebunden hätten.....
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Also ich bin jetzt richtig stolz auf mich, dass ich über 30 Kapitel in ner FF geschrieben habe, ohne bei meiner Arbeitsstelle vorbeizuschauen-aber jetzt geht´s nicht mehr!
Wie im realen Leben muss ich da jetzt hin und habe jemanden im Gepäck, den ich dort sehr gerne sehe. Allerdings wird´s noch ein paar Kapitelchen dauern, bis es soweit ist.
Ja ich weiss, auch mein Kapitel heute ist sehr kurz, aber mir ging´´s jetzt da wie Yon-das musste so sein, um die Spannung zu erhalten! -
Puh-ich bin zwar sehr erleichtert, dass Ben´s Wesen und sein Intellekt nicht verändert wurden, aber wenn du aus so ner Narkose aufwachst und dann so eine schreckliche Mitteilung kriegst, dass als junger Mensch deine Beine gelähmt sind, dann fällst du doch aus allen Wolken!
Gut, rein spekulativ wäre es möglich, dass die Lähmungen reversibel sind, aber so genau kann man das eh erst im Verlauf sagen und bei zentralen Verletzungen wird das Gangbild nie mehr normal. Rennen oder klettern geht da nie mehr und somit hat sich Ben´s Einsatz bei der Autobahnpolizei hiermit erledigt.
Immerhin hat er noch ein wenig Hoffnung, dass er irgendwann vielleicht nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen sein wird, aber das ist ein schwacher Trost! Armer Ben! -
Ben konnte ja erst mal überhaupt nicht reagieren, da er durch die fest geschlossenen Augen, wie gefesselt, an seinem Platz stand. Erst zischte es und roch merkwürdig, aber als dann mit einem leisen Knall der Lichtball sich entfaltete, war jeder, der in dieser Sekunde seine Augen nicht geschlossen hatte, zu Untätigkeit verdammt. Aus der Menschenmenge hinter ihm erklangen panische Schreie, denn viele Passanten hatten sich die Augen verblitzt und waren nun vorrübergehend ohne Sehvermögen. Ben spürte zwar, dass Irina sich von ihm löste, aber ehrlich gesagt war ihm das gerade völlig egal.
Die hatte ja aus den Gesprächen der beiden Polizisten eine ungefähre Vorstellung davon gehabt, was passieren würde und wollte nun die Gelegenheit der Verwirrung ausnützen und sich mit genügend Stoff versorgen, damit sie die nächsten Tage überstehen konnte. Bevor irgendeiner der Beteiligten die Augen wieder aufmachte, war Irina nirgendwo mehr zu sehen. Gerade ließ Ben, der sich als einer der ersten getraute wieder um sich zu schauen-immerhin wusste er ja im Gegensatz zu den panisch schreienden Menschen, was die Ursache für die plötzliche Helligkeit, den Knall und den Gestank ausmachte-seinen Blick kurz schweifen, da erkannte er, dass vor ihm zwar die beiden russischen Leibwächter standen, die verzweifelt blinzelnd versuchten, ihr Sehvermögen wiederzuerlangen, aber verdammt, wo war Sharpov und noch viel wichtiger-wo war Sarah?
Mit zwei Schritten war er an der Limousine und warf einen Blick hinein-vielleicht hatte sein Widersacher sie ja dort hineingezogen, aber das Fahrzeug war leer. Gerade wollten die russischen Bodyguards ihre Waffen ziehen, da stürzte sich Semir, der genauso entsetzt wie Ben war, als er weder Sharpov noch die beiden Frauen entdecken konnte, auf sie und als Ben sich umdrehte, lösten sich gerade Jenni und Dieter aus der Menge und kamen ihm zu Hilfe.Kurzentschlossen erklomm Ben von außen das Kunstwerk, um einen besseren Überblick zu bekommen. Aus den Augenwinkeln sah er drinnen eine Bewegung und dann erkannte er aber auch schon ein Stück entfernt Hartmut, der gerade dabei war, ins Innere der Betonsymphonie vorzudringen. Gerade wollte er wieder herunterspringen, in der Annahme, da wäre Sharpov mit den Frauen, da kam auch schon Hartmut mit Irina wieder heraus, die damit sichtlich nicht einverstanden war.
Also waren der Russe und Sarah irgendwo anders und so kletterte Ben noch ein Stück höher, um einen besseren Überblick zu bekommen. Da-da waren sie! Sharpov zerrte Sarah, die sich heftig wehrte, hinter sich her durch die Menge Richtung der U-Bahnen und als Sharpov Ben´s Blick in seinem Rücken bemerkte, drehte er sich um und zog mit einer fließenden Bewegung eine handliche kleine Waffe aus seiner Brusttasche. Bevor Ben reagieren und in Deckung gehen, oder seine eigene Waffe ziehen konnte, fiel ein Schuss und Sarah sah mit schreckgeweiteten Augen, wie Ben ein wenig nach hinten geschleudert wurde, reflexhaft nach seiner Seite fasste und dann im Zeitlupentempo nach unten stürzte. -
Sorry, dass es so spät wurde, aber ich bin gerade mit Aufräumarbeiten nach dem Sturm beschäftigt.
Jetzt hat Kemal erfahren, dass statt seiner Frau und seinem Sohn jetzt Semir im Visier der Verbrecher ist!
Sicher würde er liebend gerne seinen Bruder kontaktieren, aber ich glaube, dieser Zug ist abgefahren! Er wird jetzt von Murat und Konsorten überwacht und müsste es schon geschickt anstellen, dass die da keinen Wind davon kriegen!Ach Loriots Jodelschule mit der Familie Hoppenstedt-wie habe ich sie vermisst, ohne es zu merken. Also Yon, danke für diesen tollen Link!
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Jetzt wissen wir zwar immer noch nicht, wie viele Hirnareale und vor allem mit welchen Funktionsausfällen, bei Ben betroffen sind, aber ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt.
Das glaube ich, dass Semir jetzt erstens bei Ben bleiben will und zweitens es keine gute Idee wäre, wenn er Dr. Prottengeier vernehmen würde-das wäre vermutlich nicht sonderlich gesund für den!
Semir begleitet voller Sorge Ben zum CCT, aber egal, was da rauskommt, man wird vermutlich einfach abwarten müssen, wieviel von dem Ben, den wir kennen noch da ist! -
Sarah hatte sich auf das Bett gesetzt und versuchte durch Lauschen etwas herauszufinden. Sie trank immer mal wieder einen Schluck Wasser und wurde innerlich immer unruhiger. Sie spürte, dass irgendwas im Busch war und obwohl sie keinen ihrer Entführer zu Gesicht bekam, bemerkte sie plötzlich eine gewisse Unruhe im Gebäude. Nachdem sie keine Uhr und kein Handy dabei hatte, konnte sie nur schätzen, dass es inzwischen später Nachmittag geworden war. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen und einer der russischen Bodyguards stand vor ihr. Gerade hörte sie noch Sharpov´s Stimme, der befahl, seinen Lear-Jet am Köln-Bonner Flughafen startklar zu machen, da wurde sie schon grob gepackt und zum Mitkommen aufgefordert. Sie erhob sich zwar willig, aber als sie im Hof des Gebäudes angekommen war, wo Sharpov vor seiner Nobellimousine stand und Befehle erteilte, versuchte sie blitzschnell zu fliehen. Nach ein paar Metern hatte allerdings ihr Bewacher das Überraschungsmoment überwunden und setzte ihr sportlich nach. Bevor sie sich versah, hatte er sie wieder gepackt und schleifte sie, sich sträubend, zum Wagen. Dort angelangt sah Sharpov sie mit kalten blauen Augen an, schüttelte den Kopf und holte dann aus um sie mit der flachen Hand heftig ins Gesicht zu schlagen. „Wag´ es ja nicht, nochmal einen Fluchtversuch zu wagen, sonst schlag ich dich tot!“ sagte er drohend und Sarah senkte den Kopf, während Blut aus ihrer aufgeplatzten Lippe lief. Einen Versuch war es wert gewesen, aber so wie es aussah, hatte sie gegen diese Typen keine Chance! „Keine Kinkerlitzchen jetzt, setzt dich in den Wagen, wir haben einen wichtigen Termin!“ sagte er dann und Sarah, die wusste, wann sie verloren hatte, begab sich in den Fond des Fahrzeugs mit den getönten Scheiben, neben sich einen aufmerksamen Bewacher.
Semir setzte sich am Neumarkt indessen gleich unauffällig zur Seite ab, nicht dass er hoffte, Sharpov würde ihn nicht bemerken, aber es war gut, wenn sie nicht als Dreierzielscheibe ausgeschaltet werden konnten. Bisher hatte er noch nichts entdecken können und es waren leider ziemlich viele Leute unterwegs und rempelten sie teilweise an. Semir hatte Mühe, Ben und Irina nicht aus den Augen zu verlieren. Ben versuchte, Irina mit seinem Körper abzudecken und Semir verfluchte sich, dass sie nicht daran gedacht hatten, sich ebenfalls Sicherheitswesten von Hartmut verpassen zu lassen. Ihre beiden lagen nämlich im Kofferraum von Ben´s Mercedes und sie hatten das leider erst vorher festgestellt. Gut, das musste jetzt auch ohne gehen!Sie waren kurz vor dem Betonkunstwerk, da sahen sie von der anderen Seite her eine Luxuslimousine mit getönten Scheiben heranfahren. Ben versuchte verzweifelt zu erkennen, ob Sarah darin saß, aber man konnte das von außen nicht sehen. Die Limousine hielt an und tatsächlich öffneten sich die beiden vorderen Türen und Sharpov und ein Begleiter stiegen aus und ließen auch gleich ihre Blicke schweifen. Ben blieb stehen und versuchte Irina mit seinem Körper Schutz zu gewähren. Inzwischen waren sie ein Stück von der Menge weg, die hinter ihnen geschäftig zu den Bahnen strebte.
Sharpov und sein Begleiter kamen ein paar Schritte näher. Man sah, dass der Bodyguard eine Waffe dezent unter der Jacke verborgen hatte, die aber bereit war, jederzeit eingesetzt zu werden. Auch Semir, der inzwischen ein Stückchen von Ben und Irina entfernt stand, hatte die Hand in der Tasche, an der Zündvorrichtung einer Blendgranate. Während Ben vorsichtig ein paar Schritte zurückwich, denn im Augenblick wäre die Menschenmenge für Irina der beste Schutz- und die junge Russin dabei ein wenig von Sharpov wegdrängte, warf Semir einen kurzen Blick auf deren Mimik. Sie starrte Sharpov voller Entsetzen, wie ein Kaninchen die Schlange an und die blanke Panik war ihr ins Gesicht geschrieben. Zwischen den beiden mussten schlimme Dinge vorgefallen sein, anders war ihr Gesichtsausdruck nicht zu erklären.
„Sehr schön, Jäger, auf sie kann man sich halt verlassen!“ sagte Sharpov spöttisch. Zu gerne hätte er die Schlampe einfach abgeknallt, aber zuerst musste er herausfinden, was sie den Behörden schon verraten hatte. Sie war anscheinend an seinem PC gewesen, auf dessen Festplatte er die ganzen Details seiner Drogenkunden gespeichert hatte. Wie sie zwar das Passwort hatte erraten können-den Namen und das Geburtsdatum seiner Frau Olga, zu der und den Kindern er jetzt nach dieser letzten Aktion in Deutschland endgültig nach Almaty in seine Heimat zurückkehren würde, war ihm schleierhaft, aber sie hatte es auf jeden Fall getan, wie sein Computerfachmann ihm bestätigt hatte.
„Aber ich erwarte von ihnen eine Gegenleistung!“ sagte Ben mit kloßiger Stimme, während er mit Irina noch weiter zurückwich. Mit einer Kopfbewegung zum Fahrzeug forderte der Russe seinen dort sitzenden Begleiter auf, Sarah herzuzeigen. Der öffnete die Tür des Fahrzeugs, stieg erst selber aus und dann rutschte Sarah ans Tageslicht. Gott sei Dank, sie lebte! Ben wäre am liebsten so schnell wie möglich zu ihr geeilt und hätte sie in seine Arme gerissen. Sie sah ihn auch, gleichzeitig glücklich und in der gleichen Sekunde ängstlich an, mein Gott, war ihm nicht klar in welcher Gefahr er schwebte? Ben erkannte nun auch das blutverschmierte Kinn und die aufgeplatzte Lippe seiner Freundin und eine unbändige Wut bemächtigte sich seiner. Am liebsten würde er sich jetzt mit einem lauten Kampfschrei auf die Entführer werfen, aber das wäre vermutlich sein Todesurteil. Mit einem Seitenblick auf Semir ging er nun wieder langsam, Irina dicht hinter sich herziehend, in Richtung des Fahrzeugs und der machte sich bereit, die Blendgranate jeden Augenblick zu werfen. Ben würde, wie abgesprochen, die Augen in diesem Augenblick fest zusammenkneifen, damit er danach was sehen konnte, aber sie würden das Überraschungsmoment ausnützen müssen und dann in der, danach sicher panischen Menge, Richtung Auto verschwinden.
Semir würde versuchen, Sharpov zu überwältigen, aber primär wäre wichtig, die beiden Frauen aus der Gefahrenzone zu bringen. Sharpov würden sie zur Not später auch noch festnehmen können, denn der hatte sich völlig aus seiner Deckung begeben und erwartete anscheinend aus irgendwelchen Gründen, dass keiner der Zeugen gegen ihn aussagen würde. Er fühlte sich anscheinend wie ein Gott, dem einfach nichts passieren konnte, aber sie würden ihm das Gegenteil schon beweisen, schwor sich Semir.
Ben war inzwischen beinahe am Fahrzeug angekommen und stand nun etwa drei Meter von Sarah und den drei Männern entfernt. Und dann ging alles ganz schnell. Mit einer Kopfbewegung forderte Ben seinen Freund auf, die Blendgranate zu zünden und kniff in der gleichen Sekunde die Augen fest zu. Semir entfernte mit einer raschen Bewegung den Zünder und warf die Granate, selber die Augen fest zusammenkneifend und dann herrschte erst mal Chaos! -
Ja ich wäre auch bestürzt, wenn ich so eine Nachricht kriegen würde-allerdings würde ich immer sofort nach Hause fahren und dort nach dem Rechten sehen, denn rein theoretisch könnte sich ja ein Einbrecher-wie definitiv ja geschehen-im Haus die Originalschlüssel und die Papiere und noch vieles mehr, geklaut haben. Außer er hatte die die ganze Zeit in seiner Hosentasche. Gut, für einen Autohändler ist der Verlust eines Wagens vermutlich nicht so schlimm und die Versicherung wird das auch zahlen, aber ich hätte mir an Semir´s und Alex`Stelle auch mal die Paulsenvilla-dann halt zusammen mit dem Hausherrn- näher angesehen!
Ja so ein alter Caddy hat was-ein Kumpel von früher fährt heute noch in der Nähe Münchens mit so einem Teil in schweinchenrosa rum-geil! Und Alex ist Oldtimerfan-ja so allmählich erfahren wir immer mehr über den neuen Partner! -
Puh-jetzt habe ich wieder ein kleines Fünkchen Hoffnung, dass Ben da nochmal mit einem blauen Auge davongekommen sein könnte!
Nadine, die selbst erkennt, dass sie mit diesem brutalen Doktor keine Zukunft haben wird, gesteht den Mord an ihrer Freundin und das SEK macht sich mit Semir und Kim auf den Weg.
Anscheinend hat der Klinikchef tatsächlich keine Ahnung von den Vorgängen in seiner Klinik, denn er rennt sofort mit los und zeigt den Beamten, wo´s hingeht.
Puhh, Elli, ich hoffe ja, du hast Ben jetzt noch eine kleine Chance gelassen und die Hirnschädigung ist doch nicht so ausgeprägt, wie befürchtet! -
Wenig später kamen sie an der KTU an. Hartmut begrüßte sie ernst und nach einem Blick auf Irina, mit dem er die Größe in etwa abschätzte, gab er ihr eine Schutzweste, die so dünn war, dass sie fast nicht auftrug und auch die Bewegung kaum einschränkte. Irina verschwand mit ihr im Toilettenraum, denn sie sollte sie unter ihrem Kleid tragen. Wenig später kam sie wieder heraus, die Weste war wirklich kaum zu erkennen und auch mit Irina war wieder eine Veränderung vorgegangen. Ihre Schritte waren dynamisch, sie strahlte Energie aus und Semir und die beiden anderen wechselten einen wissenden Blick. Mann, die war einfach ein Junkie, das durfte man auch nie vergessen. Ben hoffte nur, dass sie noch ausreichend Material besaß, denn sonst wäre sie deshalb das größte Sicherheitsrisiko, weil ein Süchtiger sich immer erst um seinen Stoff kümmert.
Hartmut hatte Semir inzwischen eine Rauch-und zwei Blendgranaten gegeben, die der in seinen Jackentaschen versenkte. Als Semir und Ben nacheinander auch noch die Toilette aufsuchten, konnten sie am Waschbecken dort noch einen feinen, weißen Reststaub erkennen und im Abfall lag ein leicht blutiges Papiertaschentuch.
Als sie fertig waren, sahen sie auf die Uhr, atmeten tief durch und machten sich dann auf den Weg zum BMW. Sie wären zwar sicher ein wenig zu früh dort, aber dann warteten sie eben noch kurz im Wagen. Nur nicht zu spät kommen!
Hartmut wünschte ihnen viel Glück und kaum saßen sie im Auto und fuhren vom Hof, griff er zum Telefon und tätigte einen wichtigen Anruf. Dann zog er seinen weißen Laborkittel aus, legte seine Jacke an und machte sich ebenfalls auf den Weg zum Neumarkt. Er hatte im Gefühl, dass man seine Hilfe dort bald gut würde brauchen können.Semir fuhr zügig, aber kontrolliert und um 16.45 Uhr waren sie in der Nähe des Platzes angekommen. Wie geplant wartete Semir noch mit seinen Passagieren in einer Seitenstraße, bis der Zeiger im Zeitlupentempo Richtung der vollen Stunde rückte. Niemand sprach ein Wort und die Anspannung war fühlbar. Semir musterte Ben, der blass war und dessen Atem jetzt schon schneller ging. Hoffentlich gelang es ihnen, ohne dass irgendjemand zu Schaden kam, Sarah zu befreien und auch Irina wieder heil mit zurückzubringen.
So positiv, wie er Ben gegenüber geklungen hatte, war er nämlich durchaus nicht gestimmt. Es war eine Aktion mit zu vielen Unwägbarkeiten! Erstens war nicht damit zu rechnen, dass Sharpov da alleine aufkreuzen würde. Er würde mit Sicherheit einige kampferprobte Männer mitbringen. So wie die alle aussahen, waren die alle früher beim russischen Militär gewesen und behandelten ihren Anführer wie einen General. Damit hatte der eine schlagkräftige Waffe in der Hand, die zudem in der Überzahl war.
Es wimmelte um diese Zeit am Neumarkt nur so vor Menschen, so dass es jederzeit möglich war, in der Menge unterzutauchen und zwar sowohl für sie beide, als auch für Sharpov. Wenn er allerdings die Blend-und Rauchgranaten loslassen würde, was er nur im äußersten Notfall überhaupt machen würde, würde mit Sicherheit eine Panik ausbrechen und es war nicht auszudenken, was dann auch unbeteiligten Passanten geschehen könnte!
Sie wussten nicht von welcher Seite Sharpov kommen würde, wenn er überhaupt selber erschien, daher war es sinnlos einen detaillierten Plan auszuarbeiten. Sie mussten improvisieren und sich aufeinander verlassen und dann noch hoffen, dass das Glück auf ihrer Seite war.Kurz hatte Semir überlegt die Chefin einzuweihen, sich aber dann dagegen entschieden. Sie würde so eine Aktion nie genehmigen und um das so vorzubereiten, wie man es lehrbuchmäßig aufziehen konnte, würde viele Stunden dauern. Da hätte man den Platz geräumt, die Passanten mit Polizeibeamten in Zivil ersetzt, die U-Bahnen und Straßenbahnen ohne Halt durchfahren lassen und auf den Dächern rundum noch Scharfschützen postiert. Aber es dauerte, bis so ein Polizeiapparat ins Rollen kam und bis alle höheren Stellen so einen Einsatz genehmigen würden, wäre es schon vorbei.
Auch wenn es ihn und Ben ihren Job kosten konnte, wenn das schiefging, er sah keine andere Möglichkeit, als das schnell und vor allem selber durchzuziehen. Ging alles gut und niemand wurde ernsthaft verletzt, würde man zwar keine Belobigung aussprechen, aber doch den Mantel des Schweigens darüberbreiten. Mehr als einen milden Anschiss der Chefin hatten sie dann nicht zu erwarten. Ging es allerdings schief, dann würden sich vermutlich alle höheren Stellen einschalten und ihre Köpfe fordern. Man würde ihnen Eigenmächtigkeit unterstellen und dass man mit Irina´s Hilfe zwar den Kölner Drogensumpf aufräumen konnte, würde sicher positiv vermerkt werden, aber sonst mussten sie um ihre Jobs bangen. Zumindest eine Strafversetzung zu den Uniformierten und eine Degradierung, die sich ja auch finanziell auswirkte hatten sie dann mit Sicherheit zu erwarten. Ben würde das wenig kümmern, denn der konnte auf ein gutes finanzielles Polster aus dem Familienvermögen bauen, aber für ihn und Andrea wäre es eine Katastrophe. Sie würden die Raten für das Haus nicht mehr aufbringen können und auch sonst würde es sehr knapp werden. Oh Gott, auf was hatte er sich denn da wieder eingelassen!
Als er jetzt allerdings zu Ben sah, in dessen Kopf es anscheinend genauso ratterte, in dessen Miene er aber die ganze Angst und Sorge um seine geliebte Sarah zu lesen war, schmiss Semir alle Bedenken über Kopf. Es würde schon gutgehen! Wenn sie zusammenhielten, würden sie das hinkriegen, wie sie schon so vieles hingekriegt hatten. Nach einem Blick auf die Uhr ließ Semir den Motor an und fuhr langsam in Richtung des Neumarkts. Fluchende, eilige Passanten bedachten ihn mit wütenden Blicken, als er neben der Straßenbahninsel auf einen Grünstreifen fuhr. Tief atmeten sie alle drei durch, bevor sie Punkt 17.00 Uhr aus ihrem Fahrzeug ausstiegen und sich zum Kunstwerk begaben.
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Dieser Leo wirkt ja auch optisch sehr sympathisch!-brrrr. Jetzt wird alles für eine große Veranstaltung vorbereitet, bei der er sich als Gutmensch gibt-wie nett!
Hey-kannst du mir noch genauer schreiben, wo Studenten 10 € pro Stunde plus Trinkgeld verdienen können-würde dann meine Tochter, die gerade ihren Master in Betriebswirtschaft macht, zum Bewerbungsgespräch vorbeischicken!
Zum Spot kann ich ehrlich gesagt gar nichts sagen-ich fahre eigentlich nie Bahn, na ja, so alle 10 Jahre vielleicht doch mal, denn wir haben mehrere Autos und die Verbindungen bei uns im flachen Land sind dermaßen schlecht, dass wir da lieber selber fahren! -
Du hast doch gesagt, du lässt Ben am Leben, Elli-aber ist das erstens noch ein Leben?- und zweitens, ist das jetzt noch unser Ben, wenn er wieder wach wird?
Im Gegensatz zu Freeman, der ja im Büro mit kleinen Eispickeln operierte, wurden zwar die Regeln der Asepsis eingehalten, aber wenn das Ergebnis genau dasselbe ist, wie bei den vielen Freeman-Operationen, dann gibt es Ben Jäger ab sofort nicht mehr! Puhh, ganz schön heftig! Ja, was Nadine da noch zu sagen hatte, hätte mich schon auch interessiert, aber jetzt muss ich dieses Kapitel erst mal sacken lassen! Bin gerade fix und fertig! -
Noch während er losfuhr, griff er zum Handy und wählte Jenni´s Nummer. „Hallo Jenni, ich bin´s Semir, du in welcher Schutzwohnung seid ihr denn?“ fragte er unschuldig. „Wir sollen die Zeugin nämlich zur Staatsanwaltschaft bringen, die haben kurzfristig noch ´nen eiligen Termin freigehabt!“ erklärte er beiläufig und Jenni nannte ihm völlig ahnungslos die Adresse. „Sag ihr aber lieber nichts davon, wir wollen sie ein bisschen überrumpeln, nicht dass sie sich irgendwelche Abwehrstrategien überlegt!“ erklärte er näher und Jenni verstand das sehr gut. Sie konnte diese Tussi, die Dieter mit gekonntem Augenaufschlag angeflirtet hatte, sowieso nicht leiden und der scharwenzelte seitdem um diese russische Schönheit herum und brachte ihr alles, was sie so wünschte. „Geht klar, wann kommt ihr denn ungefähr?“ fragte sie und als sie hörte, dass das schon in einer knappen halben Stunde der Fall sein würde, nickte sie zufrieden. Na dann hatte sie vielleicht doch bald Feierabend und durfte sich nicht wegen dieser dummen Nuss den Abend um die Ohren schlagen.
Kaum waren sie an der Schutzwohnung angekommen und hatten an der Wohnungstür in dem unauffälligen Mehrfamilienhaus geläutet, öffnete ihnen Jenni auch schon die Tür und verdrehte die Augen. Ben, der von Semir entsprechend instruiert war, schenkte Irina einen entwaffnenden Blick und fragte: „Würden sie so nett sein, uns noch zu einem kurzen Termin zu begleiten? Wir versprechen ihnen, dass sie gleich nach dessen Erledigung wieder zurückgebracht werden und dann übernehme ich für den Rest des Abends und der Nacht ihren Schutz!“ versprach er, was Irina ein kleines Lächeln ins Gesicht zauberte. Wie Semir vorausgesehen hatte, war sie wie Wachs in Ben´s Händen und folgte den beiden bereitwillig zum Wagen. „Und euch einen schönen Feierabend noch!“ rief Semir Jenni und Dieter zu, der ein wenig eifersüchtig, Irina´s Gesichtsausdruck durchaus richtig deutete. Mann, ihm hätte diese schöne Frau auch gefallen, natürlich würde er ihr im Dienst nie zu nahe treten, aber er bedauerte fast, dass sie nun Ben wie ein zahmes Hündchen folgte und an ihn keinen Blick mehr verschwendete. Aber gegen den früheren Feierabend hatte er nun gar nichts einzuwenden und so übergab er den Wohnungsschlüssel an Semir und dann brausten Jenni und er in ihrem Zivilfahrzeug davon.
Kaum saßen Semir, Ben und Irina im Wagen, drehte sich Ben mit ernstem Gesichtsausdruck zu dem Model, das auf dem Rücksitz saß, um. „Irina, das war jetzt nicht gelogen mit dem kurzen Termin, denn wir brauchen ganz dringend ihre Hilfe. Wie sie schon vorausgesehen haben, hat Sharpov meine Freundin entführt und möchte sie jetzt gegen sie austauschen!“ erklärte er und Irina schlug erschrocken die Hände vor den Mund. „Er wird mich auf der Stelle umbringen!“ stammelte sie panisch.
„Dazu wird er keine Gelegenheit haben,“ mischte sich Semir ein. Wir fahren jetzt zuerst mit ihnen in die KTU, dort bekommen sie von unserem Kollegen ein spezielles Unterkleid aus sehr dünnem, aber extrem schuss-und reißfestem Sicherheitsgewebe verpasst. Das ist von außen nicht zu sehen, aber sie sind vor Körpertreffern doch geschützt. Sie werden immer hinter Ben gehen, der sie mit seinem Körper zusätzlich abdecken wird und sobald wir Sarah haben, bringen wir sie sofort in Sicherheit!Ich habe ein paar Rauch-und Blendgranaten dabei und während mitten in der Rush Hour am Neumarkt dann Unruhe aufkommt, sobald ich die loslasse verschwindet Ben mit ihnen und Sarah, während ich Sharpov festnehme und dann versuchen wir sie, sobald wie möglich, nach St. Petersburg in ihre Heimat zu bringen. Vielleicht haben sie auch noch ein paar Tipps für uns, wie wir Sharpov etwas außer Entführung, Körperverletzung und Anstiftung zum Mord nachweisen können. Aber glauben sie uns, alleine das genügt schon, um ihn ins Gefängnis zu bringen. Außerdem wissen wir, dass das Kunstwerk am Neumarkt als Kokainumschlagplatz benutzt wird und auch das werden wir ihm nachweisen, glauben sie uns, der verbringt viele, viele Jahre im Knast und sie sind wieder frei!“ beschwor Semir sie voller Inbrunst.
Irina, die ja auch nicht auf den Kopf gefallen war, checkte ihre Chancen ab. Ihr war klar, dass Sharpov´s Arm auch bis nach Sankt Petersburg reichte und sie letztendlich, solange der auf freiem Fuß war, nie ein unbeschwertes Leben würde führen können. Genau das hatte sie nämlich auch bewogen, sich an die Polizei zu wenden und sie hatte sowieso vorgehabt, natürlich nachdem sie ihre Vorräte nochmal aufgefüllt hatte, die wirkliche Funktion des Betonkunstwerks zu verraten, in der Hoffnung, sich so ihre Freiheit zu erkaufen. Woher auch immer, wussten nun die Polizisten schon davon und so war jetzt völlig ungewiss, ob sie den Behörden jetzt noch wichtig genug war, ihr freies Geleit und einen neuen Anfang in ihrer Heimat zu ermöglichen, was sie sich als Gegenleistung für ihre Informationen von denen hatte ausbedingen wollen. Ohne Geld und Pass war sie nämlich, ehrlich gesagt, völlig aufgeschmissen. Sie konnte das Land nicht verlassen und den Leuten in der russischen Botschaft traute sie keinen Millimeter über den Weg, da da auch einige zu Sharpov´s Kunden zählten. Es war also ihre einzige Möglichkeit für einen Neuanfang, wenn sie diesen beiden Polizisten jetzt half und die ihr als Gegenleistung die Freiheit ermöglichten.
Kurzentschlossen nickte sie. „Ich werde ihnen helfen, wenn sie mir garantieren, dass ich dann unbehelligt zurück in meine Heimat kann und Sharpov im Gefängnis verrottet. Ich habe außerdem an einem geheimen Ort einen USB-Stick verborgen, der alle Informationen zu Sharpovs Kunden und den Wegen des Kokains enthält. Glauben sie mir, sie werden sich wundern, welche honorigen Kölner Bürger da alle auf seiner Kundenliste stehen! Außerdem weiss ich, wo sein Labor ist und noch viele andere Internas, die der Polizei weiterhelfen können! Das gibt’s aber erst als Gegenleistung, wenn mir Sharpov nicht mehr gefährlich werden kann, am liebsten natürlich für immer!“ deutete sie an, woraufhin Semir allerdings den Kopf schüttelte. „Wir stellen uns mit diesem Verbrecher nicht auf eine Stufe und glauben sie uns, der wird im Knast keine schöne Zeit haben, dafür sorgen wir!“ erklärte er und nun war Irina auch zufrieden. Semir, der nie erwartet hatte, dass es so leicht sein würde, die junge Frau zur Kooperation zu überreden, trat nun aufs Gas und machte sich auf den Weg zur KTU, wo sie Hartmut schon erwartete.
Sie hatten auf dem Weg zur Schutzwohnung ihren Kollegen angerufen und dem ehrlich das Dilemma und die Situation geschildert, in der Hoffnung, der würde ihnen helfen. Hartmut hatte kurz überlegt und dann zugesagt, Irina mit der Schutzkleidung auszustatten und ihnen ein paar Rauch- und Blendgranaten aus seinem unerschöpflichen Fundus zur Verfügung zu stellen. So kam nun die Sache ins Rollen und Ben hoffte inständig, seine Sarah bald wieder in den Armen zu halten.
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Oh dieser Loriot-Klassiker-ich habe ihn schon gefühlte tausend Mal gesehen, aber schon wieder Tränen gelacht-danke Yon!
Ja, Elli hat Recht!
Die werden bei der Autobahnpolizei die ersten Belobigungen gekriegt haben, weil sie die Autos überdurchschnittlich lange haben, seit Alex dabei ist!
Wegen mir kann das aber bei Alex so bleiben, denn ehrlich gesagt denke ich nicht, dass Semir sich nach den vielen Jahren noch ändert und der hält schon den Schnitt!
Sehr realistisch die Beschreibung der Unfallszene auf der Autobahn und auch, dass du an den armen LKW-Fahrer denkst, der dieses Bild vermutlich in seinem Leben nicht mehr aus dem Kopf kriegt, fand ich prima!
Jetzt sind mal die Richtigen auf diesen Fall angesetzt, allerdings wird Semir den Schock seines Lebens kriegen, wenn er herausfindet, dass Kemal da auch involviert ist!