Gut pariert, Elli!
Aber Mai Thai Hillmer wäre doch ganz hübsch?
Beiträge von susan
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Wenig später kam die Schwester, die die Spätschicht hatte, um mit Sarah gemeinsam Ben und Semir frisch zu machen und anders hinzulegen. Sie begannen mit Semir, weil da der Aufwand nicht so groß war. Man nahm ihm kurz die Atemmaske ab, wusch sein Gesicht und ließ ihn einen Schluck trinken. Mehr gab´s leider nicht, weil man ja immer noch nicht wusste, ob Semir nicht doch noch intubiert werden musste und da wollte man vermeiden, dass sein Magen voll war. Allerdings bekam er genügend Infusionen, damit er nicht allzu durstig war. Sein Rücken wurde noch mit Franzbranntwein abgefrischt, die verschwitzte Unterlage erneuert und dann ließ man ihn wieder in Ruhe. Er hatte zwar eine ganze Weile zu kämpfen, um danach wieder zu Atem zu kommen-fast wie nach einem heftigen Spurt- aber bald ging die Sauerstoffsättigung wieder in den Normbereich und während Sarah und die Schwester sich die Hände desinfizierten, dachte Sarah voller Bangen, wie weh sie jetzt wohl Ben tun mussten.
Die beiden richteten auch für Ben ein Lagerungskissen und eine frische Unterlage her. Der war momentan ganz relaxed, was sich aber schnell änderte, als ihn die beiden Frauen stark zur Seite drehten. Oh mein Gott, tat das weh! Überrascht schrie er auf, denn nun merkte er jeden einzelnen Schlauch und jede Wunde überdeutlich. Sarah redete ihm die ganze Zeit beruhigend zu, aber trotzdem war die nachfolgende Drehung auf die andere Seite eine erneute Tortur für ihren Freund. Als er endlich umgelagert war und das Lagerungskissen in seinem Rücken steckte, die Schläuche wieder abgepolstert und sortiert waren, war er vor Stress schon wieder schweißüberströmt und Sarah hatte Tränen in den Augen.
„Herr Jäger, so leid uns das tut, aber das Umlagern ist wegen ihrer Lunge dringend notwendig, damit die gleichmäßig belüftet wird und so heilen kann. Außerdem beugt es auch dem Wundliegen vor. Bitte bewegen sie sich aber trotzdem immer selber ein bisschen, damit sie mobil bleiben!“ erklärte die Schwester. Ben nickte, allerdings war es so schön, als der Schmerz endlich nachließ, dass er beschloss, die nächsten paar Minuten nicht einmal den kleinen Finger zu bewegen. Sarah, die selber ganz fertig davon war, dass ihr Ben solche Schmerzen aushalten musste, wurde von ihrer Kollegin mit ins Stationszimmer auf einen Kaffee geschleppt. Jemand hatte Kuchen mitgebracht und Sarah wurde regelrecht gezwungen, sich ein wenig zu stärken. Ben und auch Semir schliefen beide ein wenig ein, bis wenig später Besuch vor ihnen stand.Susanne hatte, nachdem sie als letzten Akt die Fahndung nach Weidenhiller und seinem Fahrzeug herausgegeben hatte, ihren wohlverdienten Feierabend angetreten und war schnurstracks zu ihrer Freundin Andrea gefahren. Margot öffnete auf ihr Läuten die Tür und Susanne schloss ihre Freundin danach gleich mal liebevoll in die Arme. „Wie geht´s so daheim und hast du schlimme Schmerzen?“ wollte sie wissen, aber Andrea schüttelte den Kopf. „Es geht ganz gut, meine Mama ist ein Goldstück und hat die Sache wunderbar im Griff. Ich war auch schon die paar Meter beim Hausarzt und der hat mir gleich die Krankmeldung und Schmerztabletten mitgegeben. Ich bin ausgerüstet!“ sagte sie scherzhaft. Inzwischen hatten auch die beiden Mädels Susanne entdeckt und mit Indianergeheul begrüßt. Sie hatten sich unter dem Esstisch einen Wigwam gebaut und spielten hingebungsvoll Indianer. Sogar zwei Puppen waren mit Kriegsbemalung versehen worden.
„Sag mal, könnten wir vielleicht noch zu Semir und Ben fahren, ich möchte die beiden vor der Nacht gerne nochmal sehen und schauen, wie es ihnen geht!“ fragte Andrea und kurz danach waren die beiden Frauen schon auf dem Weg ins Krankenhaus. „Ich hoffe nur, dass die ganze Geschichte für alle Beteiligten gut rausgeht!“ sagte Susanne nachdenklich. „Hartmut und die Chefin sind in dem Fall auch schon wieder ein Stück weitergekommen, bald wird diese Rauschgiftsache komplett aufgeklärt sein, aber das muss ich jetzt dann gleich Semir und Ben erzählen- wenn sie denn fit genug sind, um sich dafür zu interessieren!“ sagte sie nachdenklich, während sie das Auto am Krankenhausparkplatz abstellte und ihre Freundin zur Intensivstation begleitete. -
Puh-da herrschen aber raue Sitten!
Yokimato ist jetzt zwar nicht unbedingt ein chinesischer Name, aber wir wollen mal nicht so streng sein-immerhin bezahlt er seine Tat mit einem Bauchschuss. Ich hoffe jetzt trotzdem für ihn, dass er von Semir gefunden wird und bald ärztliche Hilfe bekommt. Auch wenn er ein Verbrecher ist-sowas hat niemand verdient.
Yvette ist völlig geschockt und muss gleich in dieser Situation Timo anrufen, um den Druck auf den zu erhöhen, dass er die Arbeit fertigstellt. Mann, wenn die jetzt ne Handyortung vornehmen würden, dann hätten sie den Aufenthaltsort!
Wenigstens wird Yvette jetzt versorgt, aber dass sie nachträglich findet, dass Yokimato sie vergewaltigen musste, einfach weil er ein Mann war und darauf Lust hatte, zeugt von wenig Selbstwertgefühl! Gut, dass nicht alle Männer und Frauen so denken. -
Jetzt hat der Japaner doch mit Gewalt bekommen, was Yvette ihm nicht freiwillig geben wollte. Niedergeschlagen und vergewaltigt-wenn Timo das erfährt, wird er zur Furie werden, ich weiss es!
Der hat allerdings gerade nett sein Beruhigungsmittel ausgeschlafen und beginnt danach gemütlich an den Platten zu arbeiten, bis ihn Semir dabei stört. Mann, hatte der nicht mal abgeschlossen, der Dödel-ich glaube, dem ist gar nicht klar, in welcher Gefahr er schwebt!
Allerdings hat ja Semir schon die Maschinerie angeworfen und weiss schon Details über die Entführer-jetzt wirds aber Zeit, dass die mal in die Pötte kommen und Yvette befreien.
Ich muss ja sagen-ich wäre nie zur Arbeit gegangen, wenn mein Partner entführt worden wäre, irgendwie ist dieser Timo schon sehr merkwürdig! -
Gut, so ein unverhoffter Urlaub ist sicher schön-so man noch genügend Urlaubstage übrig hat! Das ist aber praktisch, dass die das Revier gleich komplett schliessen und so die Handwerker ungestört rankönnen. Ich kenne das eher mit Staubschutzfolien, wochenlangem nervtötendem Klopfen, Hämmern und Bohren und Ergebnissen, mit denen man hinterher eher unzufrieden ist-während die Arbeit unter erschwerten Bedingungen weiterlaufen musste.
Ja, da hat Ben doch ein Bussi auf die Wange von Andrea rausgeleiert-bei was anderem hätte Semir ihm sicher nen Kinnhaken verpasst!
Was mich jetzt allerdings wundert ist, dass Andrea so erstaunt ist, dass Semir den Urlaub mit ihr verbringen möchte. Ich hätte meinen Mann ordentlich zur Brust genommen, wenn er mir da was anderes erzählen würde!
Ja Elli-du bist halt extrem wichtig und unersetzlich in deiner Firma-ich habe ja auch gerade Urlaub, aber der ist bei uns heilig. Das gabs in den letzten Jahren noch nie bei uns, dass man da jemand geholt hat-lieber gibts rent a nurse, oder Bettensperrungen! Aber ich bin halt auch im öffentlichen Dienst!
Ach übrigens mit den Namen-muss gestehen, dass mir da tatsächlich Ralf Schmitz im Kopf herumgespukt ist-habe erst kürzlich sein Buch: Schmitz`Katze gelesen und mich beinahe scheckig gelacht! Aber mein Namensgedächtnis ist einfach katastrophal-ich gebs ja zu! -
Ich denke, Semir´s Abwesenheit ist mit seiner Schulterverletzung zu erklären.
Ob die dann allerdings die Folge nachträglich erst umgeschrieben haben, oder ob die schon so in dieser Form fertig war, werden wir wohl nie erfahren. So später umgemurkste Folgen sind, denke ich am Schwierigsten umzusetzen, weil man Semir halt nicht einfach gegen Jenni austauschen kann. Wobei mich freut, dass Jenni eine grössere Rolle hat und wenn auch Hartmut viel zu sehen ist, bin ich glücklich-Niels Kurvin hat mich am Fantreffen nämlich sehr positiv beeindruckt.
Ich lass mich auf jeden Fall überraschen und freue mich wie Bolle auf die neuen Folgen, egal wie sie werden-alles besser, als dieser Cobraentzug, den man nur mit DVD-Gucken mildern kann! -
Ben wurde immer wacher, aber mit der Wachheit kam leider auch der Schmerz. Es war nicht so unerträglich wie vorhin, aber doch so unangenehm, dass er es tunlichst vermied, sich allzu viel zu bewegen. Als Sarah merkte, dass er sie mit klaren Augen ansah, tauschte sie die Atemmaske gegen eine Sauerstoffbrille aus. „Geht´s einigermaßen?“ fragte sie zögernd und Ben nickte. Er hatte irgendwie am Rande schon mitgekriegt, dass Sarah wegen ihm Ärger gekriegt hatte und würde das nun einfach aushalten. Solange er ganz still lag, ging es auch wirklich, aber sobald er auch nur eine minimale Bewegung machte, zog und zwickte es überall. Darum blieb er einfach erst mal ruhig liegen und machte auch dankbar den Mund auf, als Sarah ihn mit einem Schaumstoffstäbchen und Wasser auswischte. Zu gerne hätte er etwas getrunken, aber da traute er sich im Augenblick noch gar nicht zu fragen deswegen.
Undeutlich wurde ihm wieder bewusst, dass ja Semir im Bett neben ihm lag. Was war wohl mit dem geschehen. Als er im Zeitlupentempo den Kopf wandte-ah, so ging es einigermaßen- konnte er ihn genau betrachten. Außer einer Atemmaske auf dem Gesicht konnte man keine Verbände, oder irgendwas erkennen. „Semir, was ist mit dir?“ fragte er angstvoll mit rauer Stimme. Semir, der ein wenig vor sich hingedöst hatte, erkannte sofort Ben´s Stimme, machte die Augen auf und lächelte ihn unter der Maske an. Er hob den Daumen und machte Sarah mit Gesten verständlich, dass sie doch Ben erzählen sollte, was geschehen war. Sarah überlegte kurz, ob Ben wohl schon fit genug war, um die ganze Geschichte zu hören, aber anscheinend war er vom Kopf her völlig klar und sein körperlicher Zustand brauchte einfach nur Zeit, um besser zu werden. Sie beschloss, nur in Kürze die Geschehnisse zu umreißen, aber doch Ben die Wahrheit nicht zu verschweigen.
„Während du hier im Krankenhaus operiert wurdest, hat Semir die Information bekommen, dass Sharpov am Köln-Bonner Flughafen mit einem Lear-Jet fliehen wollte. Er ist mit seinem Auto ins Fahrwerk des Flugzeugs gebrettert und hat so den Start verhindert. Allerdings wurde er daraufhin als Geisel mit ins Flugzeug genommen.
Das SEK hat daraufhin Fentanylgas ins Flugzeug geleitet, um alle Insassen bewusstlos zu machen und so die Geiselnehmer festnehmen zu können. Leider hatte der Pilot eine seperate Sauerstoffversorgung im Cockpit, wurde daraufhin als einziger nicht bewusstlos und hat mit einem Maschinengewehr erst mal verhindert, dass Hilfe ins Flugzeug kam. Andrea ist dann losgerannt, um Semir zu retten und dann konnte ein SEK-Mann den Piloten doch noch kampfunfähig machen. Semir wurde erst von Andrea beatmet, die sich bei der Rettung auch noch schwer an den Händen verletzt hat und dann zu uns gebracht. Man konnte die Fentanylwirkung mit einem Medikament aufheben, aber leider war die Wirkung des Gegenmittels kürzer, als die vom Fentanyl. So wurde Semir nochmal bewusstlos, musste erbrechen und hat den scharfen Magensaft eingeatmet, was zu einer schweren, sogenannten Aspirationspneumonie geführt hat. Er ist ebenfalls in kritischem Zustand, aber wenn er es noch weiterhin schafft, mit dieser Maske zu atmen, können wir vielleicht eine Intubation verhindern. Er bekommt natürlich Medikamente gegen die Lungenentzündung, aber sonst müssen wir einfach abwarten. Ach, ihr beide seid schon so Helden!“ sagte Sarah vorwurfsvoll. Nun musste Ben ein wenig grinsen, vor allem, weil Semir das unter seinem Elefantenrüssel ebenfalls tat und nochmals den Daumen hochreckte. „Aber das wusstest du doch von Anfang an!“ sagte er dann, nun schon ein bisschen weniger rau.
Sarah küsste ihn sanft auf den Mund. „Ja, leider und ich werde dir immer zu Dank verpflichtet sein, weil du mich versucht hast, gegen Irina auszutauschen und dabei so schwer verletzt wurdest!“Ben war eine Weile still, weil ihm nun auch sein Sturz und die unsäglichen Schmerzen danach einfielen. Dagegen ging es ihm im Augenblick ja golden. Er sah an sich herunter, aber vorne war eigentlich gar nichts zu sehen und tat auch nichts weh. Allerdings schmerzte sein Rücken und beide Seiten, so dass er zögernd fragte: „Und, was war bei mir kaputt?“ „Diese Betonspitze, auf die du gefallen bist, hat deine Leber schwer verletzt, so dass man einen Leberlappen entfernen musste.“ erklärte Sarah. Als sie allerdings Ben´s erschrockenen Gesichtsausdruck sah, beeilte sie sich zu versichern: „Davon wirst du später nichts mehr merken, der Rest der Leber, der noch drin ist, reicht völlig aus, um ein normales Leben zu führen. Allerdings hast du sehr viel Blut verloren und man hat dir Unmengen von Blutkonserven geben müssen. Außerdem hast du noch eine Nierenquetschung und eine Lungenkontusion, die ebenfalls minimalinvasiv operativ versorgt wurde!“ Ben konnte sich darunter jetzt zwar überhaupt nichts vorstellen, aber er beschloss, da später nachzufragen, denn im Moment überforderten ihn diese ganzen medizinischen Sachen.
Nur eine Sache interessierte ihn noch: „Ist Sharpov verhaftet?“ fragte er und Sarah nickte. „Der wird nie mehr Unheil anrichten. Er liegt im Nebenzimmer und ist hirntot!“ sagte sie kurz und nun musste Ben wirklich die Augen schließen, sich ausruhen und diese ganzen Informationen erst mal verdauen. -
Mann ich möchte auch mal nach einem Seminar so von meinen Kollegen und meiner Familie begrüsst werden! Allerdings merkt man, dass die beiden anscheinend schon schwer vermisst wurden! Die sind allerdings auch die Stars in der PASt, wie man gerade sieht!
Mist-und Ben konnte nicht mal ein neueres Auto rausleiern, sondern muss weiter mit dem Schrottkübel fahren!
Gespannt bin ich, was für Neuigkeiten während ihrer Abwesenheit eingeführt wurden, aber das wirst du uns schon noch erzählen! -
Der General hat´s geschafft-allerdings bin ich froh darüber, dass es schnell ging und anscheinend auch sein eigener Wunsch war, denn sonst hätte er sicher den Arzt von seinen Herzbeschwerden informiert. Auch wenn es schlimm für Timo ist-ich denke, für den General war halt seine Stunde gekommen und Timo kann eigentlich stolz auf sich sein, dass er ihm die letzten drei Jahre so ein guter Freund war!
Allerdings-gegen eines muss ich protestieren, Elli! du sagst-ein älterer Mann trat zu Timo. Herrschaftszeiten, das ist Semir und der ist kein älterer Mann!-weil, wenn doch-sind wir beide ja schon sehr alt! Hör mal, der ist gerade erst wieder Papa geworden, der ist noch jung-ach, wem erzähle ich das?
Was ich gut finde ist, dass Semir doch beschliesst, Timo zu bewachen, ich denke nämlich auch, dass die Japaner da nicht lange fackeln, um ihren Willen durchzusetzen! -
Der Sekretär der Sharpov´s hatte inzwischen erst einige Telefonate geführt, Leute hatten ihm Bilder geschickt, ihm die Lücken gefüllt, die ihm aus den Beschreibungen im Internet noch fehlten und binnen kurzem hatte er alle Informationen beieinander, die die Sharpova verlangt hatte. Er holte die Kinder, die sich im Hotel mit fernsehen und Computerspielen die Zeit vertrieben hatten ins Krankenhaus.
Zögernd blieben sie in der Tür des Patientenzimmers stehen. Der Sekretär, dem sie sehr vertrauten, weil er im Gegensatz zu ihrem Vater, eine männliche Konstante in ihrem Leben gewesen war, hatte ihnen auf dem Herweg erklärt. „Kinder, eurem Vater geht es so schlecht, dass er innerhalb der nächsten Tage sterben wird, es gibt keine Rettung mehr für ihn. Eure Mutter möchte jetzt, dass ihr ihn noch einmal seht und euch verabschieden könnt. Ihr müsst keine Angst haben, er schaut gar nicht schlimm aus und ich bleibe die ganze Zeit bei euch!“ sagte er und Sharpov´s Tochter wandte verzagt ein: „Ich will ihn aber gar nicht mehr sehen, was ist, wenn ich dann später immer von diesem Anblick träume?“ aber der Sekretär beruhigte sie, dass sie das schon packen würde.
Insgeheim dachte er bei sich, dass er es den Kindern, jedem einzelnen für sich, freigestellt hätte, ob sie ihren Vater nochmal sehen wollten, wenn er etwas zu sagen hätte. Aber so war er Befehlsempfänger und Angestellter und sich gegen die Sharpova stellen, würde ungerechte Konsequenzen für ihn herausfordern. So beschloss er, diese Mission noch zu Ende zu bringen und sobald sie wieder zu Hause waren, die Kündigung einzureichen. Er hatte sowieso viel zu viele Eindrücke in Sharpov´s illegale Geschäfte bekommen, im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit für diese Familie und obwohl in Kasachstan manches anders lief und man sich mit viel Geld auch viele Freiheiten dort kaufen konnte, letztendlich hatte er auch noch ein Gewissen und eigentlich hatte er vor seine langjährige Freundin zu heiraten und selber Kinder zu kriegen, anstatt wegen Mitwisserschaft irgendwann im Knast zu landen. Außerdem war jetzt der Mann im Haus, der Sharpov trotz langer Abwesenheitszeiten immer gewesen war, bald tot und dann würde die Sharpova alleine das Regiment führen und das war kein erfreulicher Ausblick.So begleitete er die Kinder, die ja eigentlich schon beinahe erwachsen waren, aber in dieser schlimmen Situation trotzdem viel Unterstützung brauchten, auf die Intensivstation und erzählte ihnen auch vorher schon im Detail, was sie erwarten würde. So hielt sich der Schock in Grenzen, als sie ihren Vater sahen.
Langsam traten sie näher, berührten ihn auch kurz, weil ihre Mutter das so wollte, aber eigentlich lag da ein fast fremder Mann vor ihnen. Nach kurzer Zeit sagte der Fünfzehnjährige: „Ich möchte jetzt wieder gehen!“ und als die Sharpova ihren Sekretär fragte, ob er alle verlangten Informationen bekommen hatte, erhob sie sich und verließ mit dem Rest ihrer Familie die Intensivstation. „Ich muss kurz was erledigen und dann komme ich wieder!“ sagte sie zu der Schwester, die zustimmend nickte. Wenn jemand im Sterben lag, durften die Angehörigen immer zu den Patienten und außerdem war jetzt dann die Zeit für eine wichtige Entscheidung gekommen, die man aber nur im Beisein der Ehefrau treffen würde.Gerade traten sie auf den Flur, da rief eine Schwester einer Kollegin zu: „Kann gerade Besuch zu Gerkan und Jäger?“, woraufhin die von weiter weg zurückrief: „Ja, geht!“ Der Sekretär horchte auf-das waren doch die beiden Namen, die er herausgefunden hatte. Aufmerksam betrachtete er, in welches Zimmer die beiden Frauen gingen, die eine davon hatte zwei eingebundene Hände und er erinnerte sich dunkel, die heute Morgen und auch im Internet auch schon gesehen zu haben.
So folgte er aber der Sharpova und ihrem Anhang und weil sie alle, trotz der aufreibenden Situation Hunger hatten, ließen sie sich mit dem Taxi in ein nahe gelegenes, ausgezeichnetes Lokal bringen, das durchgehend warme Küche bot und nahmen ein sehr verspätetes, aber excellentes Mittagessen ein. Nachdem das Lokal nahe der Innenstadt lag, drückte die Sharpova ihren Kindern einige 50€-Scheine in die Hand und sagte: „Lasst uns bitte für eine Stunde alleine und kauft euch was Schönes!“ woraufhin die Geschwister sofort aufstanden und verschwanden. Shoppen, das war etwas, was sie kannten und was ihnen Spaß machte. Vielleicht würden sie hier etwas finden, was sie noch nicht besaßen! Und so machten sie sich erfreut auf den Weg in die Einkaufsstraße direkt hinter dem Lokal.Die Sharpova und ihr Sekretär saßen sowieso schon in einer Nische und so holte der Angestellte sein I-Pad hervor und begann der Sharpova Ausschnitte aus den Nachrichtensendungen des verhängnisvollen Abends zu zeigen. Auch von der Vorgeschichte am Betonkunstwerk hatte er Filmaufnahmen und er schilderte ihr den groben Ablauf des verhängnisvollen Abends.
Eines war der Sharpova nach kurzer Zeit klar. Die Hauptverantwortlichen für das Desaster waren diese beiden Polizisten, Gerkan und Jäger, von denen der Sekretär ihr auch Bilder zeigte. Nun fiel auch ihr auf, dass sie die beiden Namen kurz zuvor erst gehört hatte, was ihr der Sekretär auch bestätigte. „Anscheinend liegen die auf derselben Intensivstation, sogar im Nebenzimmer ihres Mannes!“ vermutete der Sekretär und die Sharpova nickte. Das einzige, was ihr ein wenig zu schaffen machte, war die Frau. Sie hatte auf dem Filmmaterial, das ihr Sekretär ihr gezeigt hatte, gesehen, wie die über das Flugfeld gerannt war, um ihren Mann zu retten, was ihr anscheinend ja auch gelungen war. Dann allerdings atmete sie tief durch. Das durfte sie nicht belasten. Sie musste an sich selbst und ihre Kinder denken und sie war sich sicher, dass Waldemar gerächt werden wollte. Diese beiden Polizisten mussten für dessen Tod sterben.Als sie bei ihrem ergebenen Sekretär vorsichtig vorfühlte, ob er ihr nicht diese Tat abnehmen würde, schüttelte der entschieden den Kopf. „Frau Sharpova, das können sie von mir nicht verlangen. Ich habe ihnen alle Informationen besorgt, die sie haben wollten und möchte gar nicht wissen, was sie nun vorhaben. Ich möchte hiermit auch kündigen, denn meine Freundin und ich wollen heiraten und uns ein neues Leben aufbauen. Natürlich werde ich sie zuvor noch in die Heimat zurückbegleiten und auch alle Formalitäten für die Beerdigung und den Rücktransport ihres Mannes noch erledigen, aber damit hat meine Tätigkeit für ihre Familie dann ein Ende!“ erklärte er ihr und sie verzog daraufhin das Gesicht zu einer teuflischen Fratze und zischte ein russisches Schimpfwort, so dass der Sekretär, der ja viel gewohnt war, trotzdem blass wurde. Nein das war die richtige Entscheidung-bei dieser Furie konnte er keinen Tag länger arbeiten. Die wollte ihn sogar zum Mord anstiften und wenn er erwischt würde, würde sie ihn kaltlächelnd in einem deutschen Gefängnis verrotten lassen, aber nicht mit ihm. Er rückte einen Meter von der Frau ab, deren eigentlicher Charakter nun deutlich zutage trat. Erst als wenige Minuten später die Kinder vollbepackt und glücklich eintrafen, veränderte sich die Miene der Russin wieder und sie sah aus, wie immer.
„Unser Sekretär wird mit euch ins Hotel zurückfahren, ich gehe wieder zu Papa!“ sagte die Sharpova und schon organisierte der Angestellte ein Taxi. Die Kinder nickten abgelenkt-sie hatten tolle Sachen gefunden und freuten sich darauf, die jetzt im Hotel auszupacken und sich damit zu beschäftigen. Sollte ihre Mutter doch hingehen, wo sie wollte! -
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Kaum löst sich der Stau auf, habens nicht nur Semir und Ben eilig, sondern auch ein Golffahrer. Der muss aber ganz schon schnell gefahren sein und zudem auch noch andere gefährdet haben mit seiner Kurverei, dass er gleich drei Punkte kriegt. Da können wir ja froh sein, dass das etwas altersschwache Ersatzfahrzeug, das ja sogar kleine technische Probleme hat, da mithalten konnte!
Aber nun erzählt er Semir und Ben als Ausrede die Story vom Pferd-also ich glaube genauso wenig wie unsere Helden, dass das wahr ist, aber das kann uns ja erst mal egal sein. Ich glaube allerdings, dass wir von diesem Ralf Schmitz nicht zum letzten Mal gehört haben! -
Hartmut war mit der Chefin inzwischen in der Betonfabrik angekommen. Normalerweise wurden da Betonfertigteile gegossen, wie Schachtringe für Zisternen und andere derartige Serien. Mit ihrem Polizeiausweis wurde ihnen auch sofort das Tor geöffnet und so konnten sie mit dem Dienstwagen der Krüger aufs Firmengelände fahren. Der Betriebsleiter, ein Mann mit leicht russischem Akzent, kam beflissen zu ihnen und fragte, wie er ihnen helfen könnte. „Wir würden gerne sehen, wo der Künstler diese Betonfertigteile für das Kunstwerk, das bei ihnen im Werk hergestellt wurde, gegossen hat. Wir haben da gewisse Auffälligkeiten festgestellt!“ sagte die Krüger. Hatten sie sich das jetzt eingebildet, oder war tatsächlich der Mann ein wenig blass geworden. Schulterzuckend führte er sie in eine große Halle, in deren Ecke noch mehrere leere Gießformen gestapelt waren. „Hier hat er das gemacht, er war ewig damit beschäftigt und hat meinen Männern und mir teils die Hölle heiß gemacht, mit seinen Sonderwünschen!“ erklärte der Mann und Hartmut und die Chefin sahen ein wenig herum, konnten aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Allerdings überlegte Hartmut dann auch, dass die Kokainschmuggler wohl nicht so blöd sein würden, irgendwelche Beweisstücke offen herumliegen zu lassen, da musste man das Werk wohl mit einem Durchsuchungsbeschluß näher anschauen. Den mussten sie allerdings zuerst von einem Richter ausstellen lassen.
Gerade wollten sie wieder gehen, da hatte Hartmut einen Geistesblitz. „Könnten wir bitte auch noch das Labor sehen, in dem die Testwürfel hergestellt werden?“ fragte er und die Chefin sah ihn verständnislos an-von welchen Würfeln sprach er? Hartmut hatte seine Hausaufgaben gut gemacht und recherchiert, dass bei der Betonherstellung, um bei späteren Regressansprüchen einen Beweis für die Betonqualität zu haben, von jeder Mischung ein Testwürfel gegossen werden musste, der gekennzeichnet und mehrere Jahre aufbewahrt werden musste. Da gab es sogar eine Verordnung und das Bauamt machte auch Stichproben.
Der Betriebsleiter schüttelte den Kopf. „Das ist leider im Augenblick nicht möglich, da wir gerade Renovierungsarbeiten durchführen!“ sagte er möglichst beiläufig, aber die Anspannung war in seinem Gesicht zu lesen. Aus den Augenwinkeln sah Hartmut einen Mann um die Ecke verschwinden, den er auf den ersten Blick erkannte. Die Chefin hatte ihn auch gesehen und Hartmut spurtete auch schon los, um den Anzugträger zu verfolgen. Noch bevor er bei seinem Auto, einem großen Mercedes angelangt war, hatte Hartmut ihn eingeholt und die Hand der Chefin war wie selbstverständlich zu ihrer Waffe gewandert. Während der Betriebsleiter sofort die Hände hob und sagte: „Ich mache hier nur meinen Job als Betonmischverantwortlicher. Was der alte und der neue Chef hier so treiben, geht mich und meine Männer nichts an!“ stammelte er und die Chefin war sogar geneigt, ihm zu glauben.Hartmut begrüßte den ihm bekannten Mann: „Guten Tag Herr Weidenhiller. Na als Kulturreferent verdient man anscheinend ja nicht schlecht, wenn man sich solch einen Wagen leisten kann!“ sagte er und der Politiker blieb vor seinem Fahrzeug stehen. Während die Chefin mit immer noch gezückter Waffe näher trat, sagte er kühl. „Ich habe geerbt und muss mein Geld auch irgendwo investieren. Dieses Betonwerk habe ich erst kürzlich von Herrn Sharpov erworben, der ja seine Geschäfte in Europa deutlich reduziert hat. Das ist ein gesundes Unternehmen und natürlich muss ich da von Zeit zu Zeit nach dem Rechten sehen!“ erklärte er ohne irgendeine Gegenwehr. Lediglich ein verstohlener Blick wanderte hoch zu einem Fenster im ersten Stock und Hartmut konnte dahinter eine hektische Aktivität erkennen. Bevor die Chefin oder sonst jemand reagieren konnte, rannte Hartmut los, erklomm zwei Stufen auf einmal und riss die Tür zu dem Raum auf. Drinnen waren zwei Laboranten heftig damit beschäftigt, die Rückstände ihrer Drogenküche verschwinden zu lassen. „Chefin, wir brauchen Verstärkung!“ schrie Hartmut und die griff auch gleich zum Funkgerät. Weidenhiller allerdings nutzte die Sekunde Unaufmerksamkeit, sprang in seinen Wagen und raste mit quietschenden Reifen davon.
„Susanne, ich habe eine Fahndung nach einem anthrazitfarbenen Mercedes SLK mit dem Kennzeichen K-HB-413!“gab die Chefin durch und forderte auch gleich eine Einsatzgruppe uniformierter Beamter an. Währenddessen hatte Hartmut, der wie üblich mal wieder keine Waffe dabei hatte, begonnen, mit einem der Laboranten in ihren weißen Kitteln zu rangeln, denn auch die hatten versucht mit einigen Paketen, das Weite zu suchen. Die Chefin rannte ebenfalls die Treppe hoch und als sie nun einen Warnschuss abgab, ergaben sich die beiden Männer. Der Betriebsleiter und die anderen Arbeiter, die auf dem Firmengelände waren, machten keine Anstalten sich einzumischen und so gelang es der Chefin und Hartmut die Männer in Schach zu halten, bis Verstärkung eintraf. Auch die Staatsanwältin fuhr kurz darauf im Betonwerk vor und wurde, während die Drogenköche abgeführt wurden, von Hartmut und Frau Krüger über den Sachverhalt informiert.
„Anscheinend haben wir den Ort gefunden, an dem das Kokain aus dem Coca Negra wieder in die Reinform gebracht wird. Eigentlich ein genialer Zug-Sharpov hat vermutlich mit Materialien fürs Betonwerk den Koks hier reingeschmuggelt, er wurde im Labor extrahiert und ging dann gleich in den Vertrieb. Ich bin mir sicher, wir werden hier alles finden, was man dazu braucht.“ erklärte der rothaarige Krimimaltechniker.
Der Betriebsleiter, der ängstlich, nun bewacht von Dieter Bonrath, in der Ecke stand, wurde befragt, aber er wirkte nicht so, als ob er an der Drogensache persönlich beteiligt wäre, er hatte nur Anordnungen befolgt und die Augen zugemacht und während die Spurensicherung vom Dienst unter Hartmuts Anleitung die Beweismittel im Labor sicherstellte, begann die Staatsanwältin damit, die Akten zu beschlagnahmen, die dort gelagert waren.„Gut gemacht, Herr Freund!“ lobten die Chefin und die Staatsanwältin Hartmut gemeinsam und ein Lächeln zog über sein Gesicht. Als er allerdings dann auf die Uhr sah, erschrak er beinahe, denn es war schon nach sechs. „Chefin, ich muss unbedingt in Sharpov´s Haus, da müssten doch noch die persönlichen Sachen von Frau Bukow sein, ich habe ihr versprochen, ihr eine Grundausstattung ins Krankenhaus zu bringen und sie müsste dann in den nächsten Tagen auch noch für ihre Entziehungskur dort packen, wäre das möglich?“ fragte er und Frau Krüger und die Schrankmann bejahten das. „ Die Spurensicherung dort ist abgeschlossen und sehr viel ist auch nicht mehr in dem Haus, außer den privaten Dingen von Frau Bukow. Holen sie sich den Schlüssel in der PASt und dann machen sie Feierabend!“ ordnete die Chefin an und Hartmut verabschiedete sich mit einem Lächeln. Gemeinsam mit Dieter und Jenni fuhr er in die PASt zurück und ließ sich den Schlüssel gegen Unterschrift aushändigen.
Die Fahndung nach Weidenhiller und seinem Fahrzeug war momentan noch erfolglos, aber sie würden ihn schon kriegen-sein Haus in Lindenthal wurde auf jeden Fall auch schon unter die Lupe genommen und während sich Hartmut mit gepackter Reisetasche auf den Weg in die Klinik machte, hatten die ermittelnden Beamten eine lange Nacht vor sich. -
Hey simon-denkst du, das hätten wir ernst gemeint?
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Hallo Smarty!
Also erst einmal willkommen im Club der FF-Schreiber!
Dein erstes Kapitel gefällt mir schon mal gut, weil ich mir die Situation auf der Autobahn, den Stau, die nicht funktionierende Klimaanlage etc. sehr gut vor meinem inneren Auge vorstellen konnte. Das war echtes Cobrafeeeling und wäre auch in einer realen Cobrafolge durchaus ein vorstellbares Intro!
Die Orthographie, die Zeichensetzung etc, alles ohne Fehl und Tadel, auch der Inhalt-ein nörgelnder Ben, die Hitze, Semir, der nach einem völlig sinnlosen Seminar nur noch nach Hause zu seiner Familie will-sehr gut nachvollziehbar-ich bin gespannt auf mehr! Weiter so! -
Nachdem Irina ihren körperlichen Entzug nun in groben Zügen hinter sich gebracht hatte, nicht mehr zitterte, delirierte, oder Kreislaufprobleme hatte, wurde sie zügig auf Normalstation verlegt, da man das Intensivbett für einen kränkeren Patienten brauchte. Eine Dame des Sozialdienstes war auch schon bei ihr gewesen und hatte ihr Bilder einer wunderschönen Entzugsklinik mitten in der Eifel gezeigt. „Die körperliche Seite haben sie hinter sich gebracht!“ erklärte ihr die Dame. „Nun kommt der nächste Schritt-der psychische Entzug. Sie müssen nun lernen, ihren Alltag ohne Drogen zu bewältigen und das wird ihnen in dieser Klinik beigebracht. Sie lernen Strategien kennen, wie man ohne Rauschmittel ein erfülltes Leben führen kann. Allerdings wird es noch ein paar Tage dauern, bis ein Platz frei wird, solange bleiben sie hier im Krankenhaus. Ich gebe ihnen aber schon mal eine Packliste, was sie mitnehmen sollten. Es besteht dort natürlich die Möglichkeit zu waschen, aber sie sollten sich auf einen mehrwöchigen Aufenthalt einstellen!“ sagte sie und Irina überlegte angestrengt, wie sie an ihre Sachen kommen könnte, die ja wohl noch in Sharpov´s Haus waren. Wie es dem wohl ging? Sie hatte noch gesehen, wie er beatmet abtransportiert worden war, aber seitdem nichts mehr von ihm gehört. Hoffentlich bewachten sie ihn gut, denn sonst würde seine Rache an ihr fürchterlich sein.
Kurzentschlossen griff sie zu Hartmut´s Karte, die bei ihren persönlichen Sachen war, die man ihr ausgehändigt hatte. Er war so nett, er würde ihr sicher erst mal was ins Krankenhaus bringen, damit sie da nicht im Flügelhemdchen rumlaufen musste und später, wenn sie nicht mehr so wacklig auf den Beinen war, mit ihr packen fahren. Sie bat um ein Telefon und rief ihn an. Er war zwar überrascht, dass sie schon auf Normalstation war, versprach ihr aber, ihren Wunsch zu erfüllen und zunächst einmal ein paar bequeme Anziehsachen und Waschzeug ins Krankenhaus zu bringen. „Allerdings komme ich erst gegen Abend, Irina, ich muss nämlich zuvor noch arbeiten!“ teilte er ihr mit und sie versicherte ihm, dass sie sich freuen würde, ihn überhaupt zu sehen, egal wann. Mit einem kleinen Lächeln legte Hartmut den Hörer auf. Er kam gerade von Andrea, deren Schienen er sich angesehen und mit einem kleinen Gerät in sein I-Pad eingescannt hatte. Da hatte er schon Ideen, was er ihr für Hilfsmittel anbauen würde, aber erst mal ging´s jetzt mit der Chefin, wie besprochen, ins Betonwerk !
Die Sharpova war inzwischen mit dem russischen Internisten im Krankenhaus angekommen. Unterwegs hatte sie ihm aufgeregt in ihrer Muttersprache ihren Verdacht geschildert, dass ihr Mann in der deutschen Klinik nicht ordnungsgemäß versorgt würde. „Wir haben in Kasachstan hervorragende Kliniken, die werden ihn dort schon wieder hinbringen. Er sieht aus, als ob ihm nichts fehlen würde, nur halten sie ihn Narkose und versuchen uns einzureden, er würde bald sterben, aber sie werden sehen, Herr Doktor, es bestehen durchaus noch Chancen, dass er wieder ganz gesund wird!“ beschwor sie ihn. Der Arzt hörte sich ihren Vortrag an und war gespannt, was ihn im Krankenhaus erwarten würde. Das versprochene Honorar war auf jeden Fall nicht zu verachten und seine Arzthelferinnen würden seine Patienten schon so lange beschwichtigen, oder neue Termine vergeben. Wenn ein Arzt zu einem Notfall aus der Praxis gerufen wurde, hatte wohl jeder Verständnis !
Zuerst sprach er mit dem Stationsarzt der Intensivstation, der ihm bereitwillig alle Befunde und die CCT-Bilder vom Morgen zeigte. Die Sharpova war inzwischen wieder zu ihrem Mann geeilt, hielt seine Hand, bis der russische Arzt, auf den sie alle Hoffnungen setzte, zu ihm kam und beschwor ihn in ihrer Heimatsprache für sie und die Kinder zu kämpfen. Sie hatten jahrelang eine Fernbeziehung geführt und es durfte einfach nicht sein, dass gerade jetzt, wenn sie endlich eine glückliche, normale Familie sein würden, etwas dazwischen kam.
Die Miene des russischen Arztes war sehr ernst, als er dann ins Zimmer trat. Wenn das die Befunde des Patienten Sharpov waren, dann war er sozusagen schon so gut wie tot und wurde nur noch von Maschinen am Leben gehalten. Nur wenn da eine Vertauschung von Akten vorliegen würde, wäre da noch ein kleiner Rest Hoffnung. Als er allerdings mit geübtem Blick sah, dass Sharpov ohne jegliche Sedierung, nicht fixiert an der Beatmungsmaschine hing, war die Diagnose schon fast bestätigt. Er zog eine kleine Lampe aus seiner Tasche und leuchtete-gespannt beobachtet von der Sharpova und ihrem Sekretär- in Waldemar´s Augen. Die Pupillen waren entrundet und reagierten überhaupt nicht und das war etwas, was man auch medikamentös nicht hervorrufen konnte. Er holte die Ehefrau näher und zeigte ihr seinen Befund, um es für sie verständlicher zu machen. „So leid es mir tut, aber die deutschen Ärzte hier in der Klinik haben mit ihrer Diagnose recht. Ihr Mann liegt im Sterben und es gibt für ihn keine Rettung mehr!“ erklärte er ihr und nun brach die Sharpova erst einmal zusammen. Sie hatte alle Hoffnungen auf diesen Arzt gesetzt und der bestätigte ihr nur die grausame Wahrheit, die sie doch nicht glauben wollte. Nachdem sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte-die Schwester hatte ihr einen dampfenden Kaffee gebracht und alle versucht sie zu trösten-straffte sie ihren Rücken und sagte auf Russisch. „Wer für den Zustand meines Waldemar verantwortlich ist, wird dafür büßen. Ich werde ihn rächen-Auge um Auge, Zahn um Zahn, wie es schon in der Bibel steht !“Während der russische Arzt, dem angesichts der Racheschwüre gar nicht wohl in seiner Haut war, mit dem Taxi in seine Praxis zurückfuhr, beauftragte die Sharpova ihren Sekretär: „Sie werden mir sofort herausfinden, was da abgelaufen ist. Ich will alles wissen und werde dann meine Maßnahmen ergreifen. Dem Sekretär lief es kalt den Rücken herunter. Seine Chefin wollte er nicht zum Feind haben und natürlich würde er sich bemühen, möglichst genaue Details über die vorgestrige Nacht herauszufinden. Dank Internet hatte er eigentlich schon recht detaillierte Vorstellungen davon, was da abgelaufen war, aber er würde auftragsgemäß die Namen der Verantwortlichen herausfinden und ihr weitermelden, sonst würde sich vielleicht der Zorn gegen ihn richten! Die Sharpova blieb am Bett ihres Mannes sitzen und der Sekretär fuhr ins Hotel zurück, um erstens seine Recherchen zu vervollständigen und zweitens die Kinder dann zu ihrem Vater zu bringen, wie die Sharpova das wollte.
Im Nebenzimmer hatte Ben seine letzte völlig schmerzfreie Stunde, ängstlich bewacht von Sarah und Semir atmete in sein Beatmungsgerät und hoffte, dass seine Lungenentzündung bald besser war und er wieder nach Hause zu seiner Familie durfte.
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Hey-bei mir lief gerade Kopfkino-vielleicht wäre das absolut machbar!
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Hartmut ging danach auf die Station, auf der Andrea gelegen hatte, erfuhr aber, dass sie schon entlassen war und machte sich dann noch auf den Weg zur Intensivstation. Als er draußen läutete, erkundigte sich die Schwester, die an der Sprechanlage war, in welchem Verwandtschaftsverhältnis er zu Semir und Ben stünde. Als er gestand, nur ein Kollege zu sein, bekam er zur Antwort: „Es tut uns leid, aber sie müssen mit ihrem Besuch leider so lange warten, bis ihre Kollegen wieder auf Normalstation sind. Auf der Intensivstation haben nur die nächsten Angehörigen Zutritt!“ und so machte Hartmut sich schulterzuckend auf den Weg zu den Gerkan´s nach Hause.
Ben hatte inzwischen wieder vor Schmerzen und Stress zu schwitzen begonnen. Irgendwie war Sarah nun beunruhigt und zog doch kurz die Ohiomaske zur Seite. „Schatz, was ist los?“ fragte sie besorgt und Ben stöhnte nun leise: „Es tut so weh!“ und Sarah erschrak. Oh nein, das wollte sie doch nicht, dass ihr Freund so starke Schmerzen hatte. Manchen genügte die Dosierung von 0,01mg Sufenta in der Stunde, aber natürlich-Ben hatte so viele verschiedene, hochschmerzhafte und vor allem noch frische Verletzungen, das war ja nur naheliegend, dass die Dosierung da nicht ausreichte. Sie stellte den Perfusor höher, so dass nun 0,02 mg pro Stunde laufen würden, aber das würde doch eine Weile dauern, bis der Wirkspiegel im Blut sich erhöht hatte. So lange müsste ihr Schatz dann noch schlimme Schmerzen aushalten-nein das durfte nicht sein! Kurzentschlossen gab sie ihm einen Bolus von zwei Millilitern, Ben lächelte sie glücklich an, weil er merkte, wie plötzlich seine Schmerzen komplett verschwanden-und hörte dann auf zu atmen!
Oh nein, auch das noch! Während Semir, der immer noch apathisch vor sich hin fieberte, beunruhigt zu seinem Freund sah, dem die Augen zufielen und dessen Monitor plötzlich Alarm schlug, begann Sarah Ben zu kneifen und zu schütteln, ohne dass die Atmung wieder einsetzte. Wenig später standen auf den Alarm hin Ben´s betreuender Pfleger und der Stationsarzt vor Sarah, die inzwischen hektisch nach dem Ambubeutel und der Maske gegriffen hatte. „Was war los?“ fragte der Stationsarzt, der sich schon denken konnte, was geschehen war. Jedem Arzt und jeder Schwester war es schon mehr als einmal passiert, dass er sich in der Medikamentendosierung verschätzt hatte und es sah so aus, als hätte Ben zu viel Opiat bekommen-oder die Extubation wäre zu früh gewesen, was aber keiner der beiden in Erwägung zog, so wach, wie Ben zuvor gewesen war.
„Ich habe ihm einen Bolus von zwei Millilitern Sufenta gegeben-das war anscheinend zu viel auf einmal!“ sagte Sarah kleinlaut. Der Stationsarzt hatte inzwischen das Bett heruntergefahren, so dass Ben nun flach auf dem Rücken lag, hatte die Beatmungsmaske und den Ambubeutel aus Sarah´s Händen genommen, überstreckte dessen Kopf und begann ihn nun mit der Maske zu beatmen. Das alles war so schnell gegangen, dass Ben´s Sauerstoffsättigung zu keiner Sekunde in den kritischen Bereich abgerutscht war. Jens hatte für alle Fälle gleich den Notfallwagen mitgebracht, aber der Stationsarzt sagte, bevor der Pfleger alles zur Reintubation herrichtete. „Gib mir mal bloss ´nen Güdeltubus!“ Das war ein starrer, kurzer gebogener Tubus, der nur verhinderte, dass die Zunge nach hinten fiel, aber weit vor dem Kehlkopf lag. Es dauerte auch nicht lange, da kam Ben wieder und begann gegen die Beatmung zu arbeiten. Er schlug die Augen auf, schaute verständnislos in das Gesicht des Stationsarztes, der über ihn gebeugt war und hustete. Er akzeptierte zwar den Güdeltubus noch, was bedeutete, dass er noch nicht ganz wach war, aber immerhin, der Atemantrieb war wieder da und die Schutzreflexe funktionierten.Der Stationsarzt sah Sarah an. „Glück gehabt!“ sagte er ungerührt. „Ich habe mir gerade überlegt, ob ich ihn mit Larynxmaske weiterbeatmen soll, oder ihm Naloxon geben!“
Sarah erschauerte. Wenn man Ben das Antidot gegeben hätte, wäre er völlig ohne Analgesie dagestanden und hätte entsetzliche Schmerzen aushalten müssen. So hatte er nun ausreichend Schmerzmittel, also war es die bessere Lösung. Der Stationsarzt fuhr das Bett wieder hoch, stülpte Ben die Ohiomaske über und legte sein Handwerkszeug wieder weg. „So Sarah! Du wirst deine Tätigkeit hier auf die Grundpflege beschränken und jede Medikamentengabe von uns vornehmen lassen. Du bist persönlich befangen und kannst leider nicht so rationell wie sonst entscheiden, was richtig und was falsch ist, wie man ja gerade gesehen hat. Es ist ja jetzt noch mal gut gegangen-du wirst jetzt aber die nächste Stunde nicht von diesem Bett weggehen und sofort Alarm schlagen, wenn sich etwas Auffälliges ereignet, ohne selber aktiv zu werden!“ befahl er, allerdings in mildem Ton. Er hatte durchaus Verständnis für die Situation. Höchstpersönlich reduzierte er die Dosierung des Sufentaperfusors dann wieder auf 0,01mg pro Stunde und ordnete an, dass Jens einen Novalginperfusor bringen sollte, der kontinuierlich ein Schmerzmittel, das nicht auf Opiatbasis wirkte, zuführen sollte und zusätzlich sollte Ben nun noch alle sechs Stunden eine Kurzinfusion mit Paracetamol kriegen. Damit müssten die Schmerzen erträglich sein, ohne irgendwelche Bewusstseinstrübungen zu riskieren. Während Sarah sich nun zitternd auf den Stuhl neben Ben´s Bett setzte, um sich zu beruhigen und nach dessen Hand griff, verließen die beiden Männer das Zimmer und gingen ihrer weiteren Arbeit nach. Sie waren sicher, dass Sarah auf diesen Schreck hin nicht mehr eigenmächtig handeln würde! -
Hartmut hatte nach einer kurzen Nacht morgens ganz begeistert den ersten Safe geöffnet und stellte fest, dass da ein elektronisches Verschlusssystem vorlag, das mit einer Hochleistungsbatterie gespeist wurde. Jetzt kam er der Sache schon näher und außerdem beschloss er, sich später auch noch mit der Chefin im Betonwerk umzusehen. Irgendwie mussten die Safes ja in das Kunstwerk gekommen sein und es war sicher auch interessant zu erfahren, ob der Künstler eingeweiht war. Wenn er seinem Gefühl trauen durfte, dann war das nicht der Fall, denn dann hätte er nach Ben´s Unfall die Klappe gehalten. Wer Dreck am Stecken hatte, verhielt sich in so einem Fall eher ruhig und hoffte, dass sich niemand das Kunstwerk näher anschauen würde.
So ging er ins Büro der Chefin und teilte ihr seine Erkenntnisse mit. „Ich würde jetzt erst gerne im Krankenhaus vorbeischauen, vielleicht kann mich Frau Bukow ja in die Geheimnisse dieses Verschlusssytems einweihen. Sie konnte auf jeden Fall eines der Kästchen öffnen, allerdings weiß ich nicht, ob sie schon wieder so fit ist, um mir das erklären zu können!“ sagte er und die Chefin nickte. „Danach habe ich Andrea versprochen, mir ihre Schienen anzusehen-vielleicht kann ich ihr irgendwelche Alltagshelfer bauen. Ich denke es wird Nachmittag werden, aber würden sie dann vielleicht mit mir ins Betonwerk fahren, damit wir evtl. rausfinden können, wie die Safes in den Beton gekommen sind?“ fragte er noch und die Chefin nickte lächelnd. Wie selbstverständlich übernahm Hartmut die Tätigkeiten, die normalerweise Semir und Ben machen würden. Sie war stolz auf ihre Truppe, die einfach zusammenhielt und den Krankheitsausfall kompensierte.
Susanne, die nach einem erholsamen Schlaf wieder genesen war und wie gewohnt an ihrem Arbeitsplatz saß, hatte vor, sobald Andrea daheim war, mit ihr kurz zu telefonieren und nach Dienstschluss zu den Gerkan´s nach Hause zu fahren, um ihre Freundin dort zu besuchen und eventuell irgendwelche Hilfestellungen zu leisten.So war alles gut organisiert und Hartmut machte sich auf den Weg in die Klinik. Nach kurzer Überlegung kaufte er im Kiosk eine Süßigkeit für Irina. Sie war eh so schlank, die konnte das vertragen und dann stand er auch schon vor der inneren Intensiv. Die Schwester ließ ihn auch gleich herein und als er vor Irina´s Bett stand, war er positiv überrascht. Sie hatte zwar noch dicke Augenringe, war aber nicht mehr fixiert und Herrin ihrer Sinne. Sie lächelte gerührt, als er ihr die Süßigkeit überreichte, ach war das nett, dass sich dieser rothaarige Polizist so um sie kümmerte. Er redete dann auch nicht lange um den heißen Brei herum, sondern fragte: „Irina, ich habe die Safes in dem Betonkunstwerk entdeckt und ausgebaut. Ich weiß im Prinzip, wie die funktionieren, allerdings würde mich interessieren, mit welchem elektronischen Schlüssel du an den Stoff rangekommen bist-und wie das Vertriebssystem überhaupt funktioniert hat?“
Irina seufzte. Nachdem sie nicht vorhatte, noch einmal mit Koks in Berührung zu kommen-zu schlimm waren die letzten Tage gewesen- konnte sie durchaus offen sein. Vielleicht würde das die deutsche Justiz mit Wohlwollen betrachten und sie konnte dann bald in ihre Heimat zurück. Deshalb fragte sie: „Wo sind meine Sachen?“ und Hartmut lief schnell auf den Flur und fragte die Schwester. Die brachte aus einem verschlossenen Schrank auf dem Gang eine Plastiktüte mit den Dingen, die Irina am Leib getragen hatte, als sie aufgenommen worden war. Irina kramte ein wenig darin herum und hielt dann triumphierend ihren Schlüsselbund hervor, an dem ein unscheinbarer schwarzer Einkaufschip in einer Halterung hing. „Da drin ist das elektronische Bauteil versteckt, mit dem man die Safes öffnen kann!“ erklärte sie ihm und machte dann, mit immer noch zitternden Fingern, den Einkaufschip mit der Mehrfachfunktion von ihrem Schlüsselbund ab. „ Der den ich habe, ist ein Universalöffner, der alle vier Fächer öffnet. Sowohl zum Bestücken, als auch zum Abrechnen haben Sharpov´s Mitarbeiter diese schwarzen Chips. Die Kunden haben Chips in verschiedenen Farben, mit denen man jeweils nur ein Fach öffnen kann. Nach einem genau ausgearbeiteten Plan wurden die Fächer bestückt und so auch das Geld deponiert. Der Kiosk neben den Straßenbahnen wird auch von Sharpov´s Leuten betrieben, die so unauffällig immer ein Auge auf die Sache haben konnten. Es hat wunderbar funktioniert-die Kunden mussten nie persönlich mit den Drogenverkäufern in Kontakt treten, das lief anonym und hat die Übergabe immens erleichtert!“ erklärte Irina und Hartmut nahm fast ehrfürchtig den unscheinbaren Chip in Empfang. Das war eine geniale Strategie und wenn es um elektronische Spielchen ging, dann war er dafür sowieso zu haben. „Ich danke dir für deine Offenheit!“ sagte er in vertrautem du und verabschiedete sich dann von Irina, mit dem Versprechen, sie bald wieder zu besuchen. „Das wäre schön!“ sagte sie dankbar und hielt seine Hand ein wenig länger fest, als nötig gewesen wäre.
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So liebe Leser-ich starte jetzt dann nach Stuttgart, wo ich mich mit Darcie treffe und wir uns zwei schöne Tage machen werden. Das morgige Kapitel ist fertig, wird dann aber erst abends nach meiner Rückkehr gepostet! Also keine Panik, es geht schon weiter, nur mit veränderten Zeiten!
@ Yon-dir auch einen schönen Urlaub und erhol dich gut, ich bin da ja auch gerade dabei. Aber nun freue ich mich auf unser Meeting und bis bald!