Beiträge von susan

    Ben hatte sich auf dem Bauch liegend in seinen Strohsack vergraben und war tatsächlich erst einmal tief und fest vor Erschöpfung eingeschlafen. Irgendwann-er hatte keine Ahnung, wie spät es war- erwachte er, weil sein Fuß fürchterlich weh tat. Als er sich in dem matten Dämmerlicht stöhnend aufrichtete, meinte er mindestens 100 Jahre alt zu sein. Jedes einzelne Gelenk bereitete ihm Schmerzen, sein Rücken brannte und pochte, aber am Allerschlimmsten tobte sein Fuß, der in der Eisenfessel steckte. Als er ihn sich ansah, war ihm auch klar, warum. Er war dick angeschwollen und weil die Blutzufuhr durch die Eisenfessel beinahe unterbrochen war, war er blaurot verfärbt. Verzweifelt versuchte er durch Massieren und Reiben seine Extremität zum Abschwellen zu bringen, aber momentan hatte er keine Chance. Er sprach laut in die Kameras und bat um Hilfe, aber natürlich kam keine Reaktion. Schließlich überlegte er logisch, legte sich wieder flach auf den Boden in die Kuhle, wobei das kalte Gestein seinem Rücken sogar wohl tat, bettete den Fuß auf den Strohsack, damit der hoch lag und so vielleicht abschwellen konnte und fiel irgendwann wieder in einen unruhigen Dämmerschlaf.

    Sarah hatte noch einmal versucht, Ben zu erreichen, aber nur die Mailbox ging ran. Wütend und traurig fiel endlich auch sie in einen unruhigen Schlaf, bis sie der Wecker zum Frühdienst um fünf aus dem Bett riss. Sie duschte und machte sich dann, ohne Ben nochmals zu versuchen, anzurufen-er könnte sich schließlich auch mal melden- auf den Weg auf ihre Station zum Frühdienst.

    Berghoff hatte zuhause in seinem Arbeitszimmer noch das Video der Folterung bearbeitet. Sorgsam verschloss er zuvor die Tür, damit kein Bediensteter, oder seine Frau ihn dabei störte. Er passte den Ton an und er musste zugeben, beim nochmaligen Anblick der Folterung und dem Anhören Ben´s verzweifelter Schreie, liefen ihm wohllüstige Schauer den Rücken herunter. Er fertigte einige Kopien an, wovon er eine sogleich in einen Umschlag steckte, um sie an seinen Kunden zu schicken und stellte Ausschnitte davon als Appetithäppchen ins Internet. Diese geheimen Gruppe, die sich harmlos „Vergangenheitsforum“ nannte, der auch PC-Fachleute angehörten, hatte dermaßen starke Schutzmaßnahmen im Netz ergriffen, dass man schon sehr versiert sein musste, um an die Identität der User und überhaupt auf ihre Seite zu kommen. Ihre Kommunikation funktionierte aber wunderbar und kaum 30 Minuten nachdem die Ausschnitte online waren, hatte Berghoff bereits die nächsten verbindlichen Anmeldungen vorliegen, die erste schon nachmittags und von einer Frau.

    Semir hatte mit Andrea und den Kindern das Wochenende noch ausklingen lassen und machte sich nach dem Frühstück auf den Weg zu Ben. Punkt 7.30 Uhr stand er mit dem silbernen Dienst-BMW vor dessen Wohnung und drückte auf den Klingelknopf. Niemand öffnete. Semir versuchte es auf dem Handy, aber außer der Mailbox ging niemand ran. Semir läutete an einer anderen Wohnungstür, nachdem er sich als Polizist erkenntlich gegeben hatte, wurde ihm die Haustür geöffnet und nun versuchte er durch lautes Trommeln an die Wohnungstür, seinen Freund zu wecken. Als er allerdings auch damit keinen Erfolg hatte, ging er schulterzuckend zum Wagen und fuhr in die PASt. Vielleicht war Ben doch schon dort. Er hatte zwar einen Ersatzschlüssel zu Ben´s Wohnung, wie der auch einen von ihm, aber der lag bei ihm zu Hause, seitdem Ben mit Sarah zusammen war.
    Auch in der Autobahndienststelle war von Ben nichts zu sehen und auch keiner der Kollegen wusste etwas. Semir ging nun bedauernd zur Krüger-er hätte Ben diesen Anschiss gerne erspart, aber inzwischen war ihr Dienstbeginn bereits eine halbe Stunde überschritten und nach dem Urlaub musste man sich bei der Chefin zurückmelden. „Guten Morgen Herr Gerkan, wie war ihr Urlaub?“ fragte sie ihn-„und wo zum Teufel steckt Jäger?“ hängte sie dann noch an. „Der Urlaub war sehr erholsam, ich war mit meiner Familie und Ben bis Freitag im Allgäu, aber wo er steckt, weiß ich nicht!“ antwortete Semir wahrheitsgemäß. Er hatte schließlich alles versucht, das Unheil von Ben abzuwenden, aber der musste einfach lernen, pünktlich zu sein. „Wenn er kommt, schicken sie ihn bitte sofort zu mir, ich bin am Überlegen, ob ich ihm nicht eine Abmahnung erteilen soll, wegen chronischen Zuspätkommens!“ ordnete die Chefin wütend an und teilte Semir dann die wissenswerten dienstlichen Neuigkeiten und ihren Arbeitsplan für den heutigen Tag mit.
    Semir trank erst mal einen Kaffee, fuhr den Computer hoch und versuchte ständig Ben zu erreichen. Auch bei Sarah auf dem Handy probierte er es, aber auch da ging niemand ran. Die hatte ihr Telefon in ihrem Spind im Krankenhaus eingeschlossen, da auf der Intensivstation kein Empfang möglich und außerdem gar keine Zeit für Privatgespräche war. Als es 11.00 Uhr geworden war, ohne dass Semir ein Lebenszeichen von seinem Freund erhalten hatte, packte er seine Jacke, um alleine auf Streife zu fahren. Dabei fuhr er nochmals erfolglos an Ben´s Wohnung vorbei. Schließlich bat er Susanne, doch Ben´s Handy zu orten, was aber nicht gelang. Langsam begann Semir unruhig zu werden. Ben hatte ja lange Gespräche mit ihm und Andrea geführt und ihnen versichert, dass er wieder versuchen wollte, mit Sarah ins Reine zu kommen. Vielleicht hatten die einen Streit gehabt, oder sowas? Semir, der ja wusste, auf welcher Station sie arbeitete und auch, dass sie Frühdienst hatte, fuhr kurz vor ihrem Dienstschluss in der Uniklinik vorbei und besuchte sie an ihrer Arbeitsstelle. Als er sie fragte, wo Ben sei, zuckte sie die Schultern und sagte trotzig: „Das interessiert mich nicht!“ und erst, als sie näher miteinander sprachen, bekamen es sowohl Semir, als auch Sarah mit der Angst zu tun. Semir wartete Sarah´s Dienstschluss ab und gemeinsam fuhren sie dann zu Ben´s Wohnung. Mit geübtem Polizistenauge musterte Semir die Wohnung, gut, die sah aus, wie zu Ben´s Junggesellenzeiten, dann sahen sie in die Garage und stellten fest, dass Ben´s Porsche verschwunden war. Eine Nachbarin erzählte, dass er am Samstag am frühen Nachmittag weggefahren wäre und konnte auch beschreiben, was er angehabt hatte, was Sarah nach Durchsicht seiner Klamotten auch bestätigen konnte. Sie sah auch in die Waschmaschine, in der die feuchte Kleidung inzwischen schon zu müffeln begonnen hatte, aber Semir hinderte sie daran, die gleich nochmals durchzuwaschen.

    Nun fiel Semir ein, dass Ben ja am Freitagabend mit seinem Vater zu irgendeinem Schlossdinner unterwegs gewesen war und deshalb rief er Konrad Jäger an. Der bestätigte ihre Verabredung, gab auch an, dass sie gemeinsam bei Joachim Berghoff bei dem Dinner gewesen waren, aber dass Ben mit ihm am späten Abend zurückgefahren war und dann mit seinem Porsche nach Hause fahren wollte.
    Am Samstagnachmittag verlor sich Ben´s Spur und nun informierte Semir auch die Chefin. „Frau Krüger, auch wenn es nicht üblich ist, aber ich weiß ganz sicher, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Weder seine Freundin, noch sonst irgendjemand hat seit Samstag ein Lebenszeichen von Ben und das ist nicht seine Art!“ begründete er sein Bauchgefühl-und auf Semir´s Bauchgefühl konnte man sich verlassen. Susanne hatte die Krankenhäuser abtelefoniert, ohne dass ein Unfall mit einer bewusstlosen Person gemeldet worden war und nun ging die Fahndung nach Ben´s Porsche raus. Hartmut machte sich aus der KTU sofort auf den Weg zu Ben´s Wohnung, um dort vielleicht etwas herauszufinden und Sarah, die inzwischen nicht mehr wütend, sondern panisch war, machte sich die allergrößten Vorwürfe, dass sie nicht eher reagiert hatte.

    Ja das ist Ben, wie er leibt und lebt-hmm, mein Sohn muss aber irgendwie mit dem verwandt sein, der Unordnung wegen! Erst verpennt Ben, dann schauts aus, wie bei Hempels und nun geht´s mit Semir los, eine Waffe besorgen-vermute ich mal-so nach dem Frühstück halt!

    Der Boss hat Tanja inzwischen auch nochmal angefasst und oh wie gnädig-er erlaubt nur eine Vergewaltigung pro Mann und pro Woche. Diese Schweine gehören kastriert und zwar ohne Narkose, um zu fühlen, was sie dem armen Mädchen angetan haben! Und dem Boss geht es auch nur um Rache, nicht um Geld, das habe ich schon fast vermutet!
    Hoffentlich finden Semir und Ben bald heraus, wo Tanja versteckt wird und befreien sie!

    Ja ich denke, die Chefin weiß jetzt, dass sie hinters Licht geführt wurde, aber eigentlich kann es ihr ja egal sein-denn Semir und Ben sind ja offiziell in Urlaub. Allerdings befürchte ich, dass ihre gute Laune nicht allzu lange anhalten wird!
    Der Boss ist also ein Schulkamerad Schuberts. Der muss sich ja jetzt auch vor Gericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten und hat so eh schon was an der Backe. Ob er damit rechnet, dass der Entführer seiner Tochter ein Bekannter ist?

    Oh,oh André! Grobes Foul. So ganz mit dem Fahrzeug ist er halt doch noch nicht verwachsen-drum hat er´s gleich mal lieber geschrottet-vielleicht kann ja Semir als nächstes Fahrzeug eins mit Schaltgetriebe rausleiern? Froh bin ich ja, dass anscheinend niemand, außer Stauchungen was Schlimmeres passiert ist-Airbag und Gurten sei Dank.
    Aber wohin ist jetzt der Geländewagen verschwunden?

    Ein wenig weiter in den Ermittlungen kommen Tom und Anna durch die Aussage des Ehepaars. Allerdings ein grosser Durchbruch war´s nicht-gut, nen Selbstmord oder ein freiwilliges Verschwinden können sie jetzt ausschließen, aber ob das Andrea beruhigt?

    Nachdem Berghoff sich vergewissert hatte, dass sein Gast in seinem Jaguar den Burgberg hinunter gefahren war, ging er in das Gemäuer zurück. Aus einem Korb, den er mitgebracht hatte, holte er einen Topf mit Ringelblumensalbe hervor. Seit dem Mittelalter schrieb man dieser Blume eine heilende Wirkung zu. Nach kurzem Überlegen holte er noch einen Krug und einen Becher und füllte ihn mit Wasser. Er musste zusehen, dass er bis morgen sein Opfer wieder einigermaßen fit bekam, denn abends würde der nächste Kunde eintreffen. Ihm war klar, dass, sobald sich das in der verschwiegenen Szene, der er angehörte, herum sprach, dass er ein reales und noch dazu gut aussehendes Folteropfer hatte, die Nachfrage kontinuierlich steigen würde. Auch einen Strohsack hatte er vorbereitet. Ein Bauer aus dem Dorf hatte zwar merkwürdig geschaut, als er mit seinem Sack angerückt war und gegen Bezahlung natürlich, um eine Strohfüllung gebeten hatte, hatte aber dann seinen Wunsch kommentarlos erfüllt.

    Nun ging Berghoff zu Ben zurück, der zusammenzuckte, als sich die Tür öffnete. In seinen Augen waren Tränenspuren zu erkennen und er fragte seinen Entführer nur ein Wort: „Warum?“ Berghoff zuckte mit den Schultern, löste vorsichtig Ben´s Fesseln und ließ ihn sich aufsetzen, was diesem nur mit schmerzerfülltem Stöhnen gelang. Als Berghoff ihm nun den Becher mit Wasser füllte, trank er gierig-lange hätte er es nicht mehr ausgehalten. Er leerte den ganzen Krug, der etwa einen Liter Wasser enthalten hatte und war danach sogar immer noch durstig. „Umdrehen!“ befahl nun der Spitzbärtige und löste noch die Seile an Ben´s Füssen. Der Taser war in Reichweite, aber Ben war momentan nicht in der Verfassung, einen Angriff zu starten und drehte sich deshalb um. Er wusste zwar nicht, was kommen würde, aber er musste sich jetzt erst mal regenerieren und hoffte, dass Berghoff nun nicht die nächste Schandtat mit ihm vorhatte.

    Überrascht merkte er, wie Berghoff begann, seinen offenen, blutverschmierten Rücken vorsichtig abzuwaschen und anschließend eine kühlende Salbe flächig auftrug. Die Wundreinigung tat zwar weh, aber Ben biss sich auf die Lippen, um keinen Mucks von sich zu geben. Die Salbe war angenehm und als Berghoff danach noch ein sauberes Leintuch darüberlegte, sagte er: „Die Salbe ist nach einem Originalrezept von Hildegard von Bingen entstanden. Die hat etwa zu der Zeit gelebt, als hier in der Burg die Gerichtsbarkeit intensiv betrieben wurde. Ich denke, so mancher deiner Vorgänger hat dieselbe Behandlung erfahren!“ Ben dachte bei sich, dass ihn das nun nicht im Geringsten interessierte, aber trotzdem tat die Salbe ihm wohl. „Du musst nun schlafen und dich ausruhen, komm mit!“ sagte Berghoff dann und Ben erhob sich weisungsgemäß, auch wenn ihm alle Gelenke von der Überstreckung wehtaten. Auf den einen Fuß mit der Kette konnte er überhaupt nicht hinstehen, der war auch dick geschwollen-vermutlich war da wirklich eine Sehne gerissen. Berghoff stütze ihn und brachte ihn wieder in das Verließ und machte mit einem großen Schloss seine Fusskette erneut an der Wand fest. Er ging kurz hinaus, holte den Strohsack und eine schmutzige, staubige alte Decke, die er Ben hinwarf. Genauso verfuhr er mit einem trockenen Kanten Brot und dann ging er wortlos wieder hinaus und verschloss die stabile Holztür hinter sich. Ben hatte zwar eher noch Durst als Hunger, aber trotzdem aß er das alte Brot. Er kaute es langsam und gründlich-schließlich musste er wieder zu Kräften kommen und schauen, dass er hier irgendwie wegkam. Welche Motive die beiden Männer dazu getrieben hatten, ihn zu quälen und das auch noch zu filmen war ihm unklar. Vielleicht wollten sie wirklich seinen Vater erpressen, was ihnen mit diesen Bildern sicher gelingen würde. Sein Vater würde sich an Semir wenden, da war Ben sich sicher und der würde ihn hier rausholen. Ein wenig getröstet legte er sich auf den Strohsack, deckte sich mit dem alten Fetzen zu und war binnen kurzem vor Erschöpfung eingeschlafen.

    Sarah war inzwischen guter Dinge in Ben´s Wohnung angekommen. Sie hatte noch einen fantastischen Ausritt durch wundervolles Gelände hinter sich gebracht und beschlossen, dass sie sich hier in der Gegend um Köln dringend nach einer Reitgelegenheit umschauen müsste. Es hatte ihr so viel Entspannung geschenkt, sich auch einmal tragen zu lassen, so dass sie die kleinen Streitereien des Alltags nun mit mehr Gelassenheit ertragen konnte. Mein Gott, dann sollte Ben halt wieder eine Putzfrau bestellen, die einmal in der Woche die groben Putzarbeiten machte. Wenn die die Böden wischen, die Fenster putzen und das Bad machen würde, hätte sie doch mehr Freizeit, um dann reiten zu gehen. Das wäre ein Kompromiss und sie freute sich jetzt sehr darauf, ihren Schatz wiederzusehen. Sie hatte mit der Frau ihres Cousins lange Gespräche geführt und unter anderem auch die Sache mit der Putzfrau erwähnt. Die hatte ihre Hände auf den Küchentresen gestützt und Sarah angesehen. „Wenn mir irgendjemand ´ne Putzfrau spendieren würde, ich würde ihm die Füße küssen. Dann hätte ich auch mal wieder mehr Zeit, um Dinge zu tun, die mir wichtig wären-wenn du keine willst, kannst du die ja zu mir umleiten!“ hatte sie gesagt und nun dachte Sarah doch wieder anders über die Sache.
    Sie hatte Ben auch ein Geschenk mitgebracht-ein kleines Herz aus einem wunderschön geschliffenen Halbedelstein, das man in der Hosentasche tragen konnte. Das sollte ihn immer an sie erinnern und ihn bei seiner gefährlichen Arbeit schützen. Sie sperrte mit einem Lächeln im Gesicht die Wohnungstür auf und erstarrte erst einmal. Alles war dunkel und als sie das Licht anmachte, konnte sie noch Ben´s Reisetasche im Flur stehen sehen. Wie gewohnt war die Wohnung unaufgeräumt, dabei war er doch nur zwei Tage alleine darin gewesen! Sarah machte alle Lichter an. Das Bett war ungemacht, die Handtücher im Bad lagen auf dem Boden und der Kühlschrank war leer. Sogar in der blinkenden Waschmaschine war Kleidung von ihm, die sicher schon seit längerer Zeit darauf wartete, rausgenommen und in den Trockner gesteckt zu werden. Sarah presste die Lippen zusammen. So hatte sie sich ihr Wiedersehen nicht vorgestellt. Als sie nun noch versuchte, ihn auf dem Handy anzurufen, aber nur die Mailbox ranging, drehte sie sich kurzentschlossen um und verließ die Wohnung wieder. Sie würde in ihr Appartement fahren und darüber nachdenken, ob sie ihn wirklich noch liebte. Er hatte sie ja anscheinend überhaupt nicht vermisst und nicht einmal einen Zettel hingelegt, wo er sich rumtrieb. Anscheinend war sie ihm nicht wichtig und während sie den Motor startete, liefen ein paar trotzige Zornestränen ihre Wangen herunter.

    Also ich finde jetzt auch schrecklich, dass Vinzenz da vorab schon fertiggemacht wird, obwohl er ja erstens nicht schuld daran ist, dass Tom Beck aus der Serie ausgestiegen ist, denn das war ja sein freier Wille und zweitens ja noch gar niemand sagen kann, wie er sich in der Rolle Alex Brandt schlägt, da müssen wir halt die ersten Folgen abwarten.
    Was jemand sexy, sympathisch etc findet, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks-ich finde Tom Beck extrem attraktiv-eine gute Freundin findet das überhaupt nicht, aber so sind halt die Geschmäcker verschieden. Cobra habe ich allerdings schon vor seinem Mitwirken geschaut.
    Tom allerdings jetzt auf sein Aussehen zu reduzieren, fände ich genauso unfair, wie das bei Vinzenz zu tun. Ich finde er ist ein verdammt guter Schauspieler und schafft es, seine Rolle auszufüllen, was ich von Erdogan Atalay übrigens auch finde. Da stimmt die Mischung aus Action und Emotionen einfach.
    So sehr ich es bedaure, dass ich im nächsten Jahr Ben-Folgen nur noch als Konserve sehen kann, freue ich mich doch, dass die Serie weitergeht und ich finde Vinzenz jetzt wirklich nicht unattraktiv, aber ich möchte ihn erst in Aktion bewundern, bevor ich mir ein Urteil erlaube. Attraktivität hat nämlich nicht unbedingt was mit körperlicher Schönheit zu tun!
    Einen Schauspieler gut oder schlecht finden, ist halt nicht unbedingt eine Frage des Alters, manche mag ich, manche nicht, ob alt oder jung-aber genauso, wie es mein Job ist, Menschen auf der Intensivstation zu betreuen, sie zu reanimieren und zu begleiten, ist es der Beruf des Schauspielers, eine Rolle überzeugend zu spielen, die Vorstellungen des Regisseurs und des Drehbuchautors umzusetzen und dadurch Zuschauer vor den Fernseher/ ins Theater/ ins Kino zu locken. Wie das im Einzelnen funktioniert, ist eh ein Buch mit sieben Siegeln-es klappt, oder halt auch nicht, aber das ist Schauspielkunst.
    Aber ich finde auch, dass wir vom Fanclub unbedingt zu Vinzenz halten müssen, ihm den Rücken stärken etc, bis wir uns selbst ein Urteil erlauben können. Wenn er dann allerdings nicht gut ist, wird er mit der Kritik auch leben müssen, aber Vorverurteilungen sind einfach blöd!
    Aber nicht jeder, der Tom Beck Fan ist, ist deswegen automatisch gehirnamputiert-oder möchte mir das jemand vorwerfen? :D

    Das ist Erpressung, Yon!

    Aber mein Feed kriegst du so, oder so!
    Gut, jetzt werden Ben und Ayda doch vermisst und Semir und Andrea machen sich auf den Weg zum Zeltplatz, wo sie leider weder Ayda noch Ben antreffen. Andrea´s Bauchgefühl ist schon richtig-ihr Kind ist in Gefahr!
    Die Zeltnachbarn können auch keine detaillierten Hinweise geben, aber ich hoffe, Semir´s Polizeigen schlägt jetzt durch und er beginnt das Zelt zu durchsuchen und findet dabei die Kamera!
    Wohin haben die Entführer Ayda und Ben wohl gebracht und was haben sie weiter mit den beiden vor?
    Übrigens würde ich im Mühlensee, den du ja ein wenig vergrössert hast :D , nicht baden oder Fische draus essen-der wurde als Stausee angelegt, damit sich dort das giftige Blei aus dem Bleibergwerk absetzen kann, Schauder. Auch wenns das schon lange nicht mehr gibt-die Rückstände sind da sicher noch drin! Und jetzt schwimmt da auch noch Hauke´s Leiche drin rum-brrrr!

    Gut Smarty, jetzt hast du uns eine Zusammenfassung deiner bisherigen Geschichte geschrieben.
    Ein paar Sachen sind mir zwar trotzdem noch unklar-z. B., warum Semir und Ben nicht die lokale Polizei einschalten, warum sie sich gleich mal für zwei Wochen im Hotel einmieten und was es für eine Rolle spielt, dass sie in eineinhalb Wochen dort umziehen sollen.
    Es wäre glaube ich sehr unrealistisch, wenn das Erpressungsgeld tatsächlich überwiesen würde-man kann behördlicherseits einen Empfänger im Inland immer ermitteln und außerdem mehrere Wochen auch eine Zahlung stornieren, eine Geldübergabe in bar wäre realistischer. Sonst hätte auch Schubert diesen Ralf und Max ja gar nicht gekannt. Auch, dass Semir und Ben illegal eine Waffe besorgen wollen, ist nicht nachvollziehbar, da wäre der Beamtenstatus weg, wenn das rauskommt!
    Aber egal, ich bin gespannt, wie du deine Geschichte zu Ende bringst und was mit den Beteiligten noch passiert!

    Und weiter geht´s! Andrés Enttäuschung über das Automatikgetriebe im sportlichen Wagen, kann ich gut nachvollziehen-obwohl-wir haben ja unter anderem nen Mercedesbus mit Automatik und Turbodiesel, der hat, wenn man da am Hebel zurückschaltet, was bei den modernen Fahrzeugen mit- und+ ja ohne weiteres geht, einen Abzug, da bleibt dir der Mund offen stehen! Aber trotzdem, für einen Fahrer wie André ist einfach ein Schaltgetriebe besser.
    Nun kommen sie an die fingierte Panne, an der Ben und Kevin gerade mit der Waffe bedroht werden. Die Gangster wollen eigentlich André Fux haben, aber als er dann überraschend auftaucht, verlieren sie die Nerven und fliehen, nicht ohne Kevin zuvor eine verpasst zu haben! Nun beginnt eine wilde Verfolgungsjagd (freu mich schon auf deine weitere detaillierte Beschreibung) und wir werden sehen, wer da fahrerisch Sieger bleibt-der SUV-Fahrer, der angeschlagene Kevin, oder ein gewisser autoverrückter André Fux! Witzig noch Semir´s Bedenken wegen der Chefin-ich denke, die Sorge um das Auto ist durchaus berechtigt! :D

    Und jetzt kreuzen sich die Handlungen! Ja in Ben´s Situation hätte ich mich auch nicht mit den Verbrechern angelegt-drei gegen einen ist ein ungleicher Kampf-und Ayda´s Sicherheit geht vor. Allerdings hätte ich mich, wenn ich einer der Verbrecher gewesen wäre, sowieso nicht auf die Speicherkarte fixiert-da sind vielleicht zwei Augenzeugen und die können ihnen schaden-sieht nicht gut aus für Ben und Ayda! Hoffentlich bemerkt Semir, was abgeht, oder kommt wenigstens zum Zeltplatz und findet Ayda´s Kamera mit den verhängnisvollen Aufnahmen! Sehr spannend!

    Der Geschäftsmann kam gegen 17.00 Uhr zur Burg. Berghoff war schon eine Stunde eher eingetroffen und hatte alles für die Gerichtsverhandlung vorbereitet. Gut-ein wenig mehr verschwiegenes Personal wäre schon nicht schlecht, dann müsste er nicht alles selber machen, aber das war halt im Augenblick noch Zukunftsmusik. Berghoff war nun selber in ein mittelalterliches Gewand gekleidet. Er fand, dass es ihm recht gut stand und gerade auch sein Spitzbart und seine etwas längeren Haare passten hervorragend zu diesem Outfit. Er hatte, aus seinem bald unerschöpflichen Fundus mit altertümlicher Kleidung, eine Richterrobe hervorgesucht, dazu eine wallende Perücke und dazu eine Maske. Von der Gerichtsverhandlung würde es keine Videoaufnahmen geben, die kämen erst später, wenn man zur Vollstreckung des Urteils schritt. Mit wenigen Worten erklärte er seinem Gast, was er vorhatte und der leckte sich vor Erregung immer wieder die Unterlippe.

    Nachdem der untersetzte Geschäftsmann die Verkleidung angelegt hatte, schritten sie gemeinsam in den Keller, wo Ben sie, als sie ein helleres Licht einschalteten, mit zusammengekniffenen Augen betrachtete. Ja, genau so hatten die Gefangenen in früheren Zeiten wohl ausgesehen, ein wenig schmutzig, verschrammt, aber anfangs noch durchaus wehrhaft. „Angeklagter, wir bringen sie nun zur Gerichtsverhandlung!“ kündigte, der als Richter verkleidete Geschäftsmann, an. Berghoff hatte Ben, der meinte auf der Stelle verdursten zu müssen und voller Misstrauen die beiden merkwürdigen Gestalten gemustert hatte, heimlich seinen Taser gezeigt. Ok-ein zweites Mal hatte er keine Lust mit dem Ding Bekanntschaft zu machen-er musste einfach so tun, als wäre er folgsam und auf seine Gelegenheit zur Flucht warten. Berghoff holte nun eine Schandgeige aus dem Nebenraum. Das war ein einfaches hölzernes Gerät, in das der Kopf und beide Hände gelegt wurden und das dann am Hals geschlossen wurde. Ben hatte nun seine Hände vor sich, so dass er sie sehen konnte, aber er war dadurch völlig wehrlos. Berghoff schloss nun die Kette an der Wandseite auf-Ben´s Fußfessel blieb an ihm befestigt und gemeinsam zerrten sie den Gefangenen die steile Treppe hinauf. Weil er ja nicht sehen konnte, wo er hinlief und die schwere Kette ihn behinderte, strauchelte er mehrmals. Als er etwas sagen wollte, zeigte ihm Berghoff nochmals den Taser und so war Ben nun still.

    Die beiden führten ihn in den Rittersaal, in dem Berghoff eine Art Gerichtsraum aufgebaut hatte, er wurde in einen originalen hölzernen Käfig gesperrt und nun setzte sich der Geschäftsmann auf den Richterstuhl und verlas eine längere Anklage, die sogar aus einem originalen mittelalterlichen Gerichtsprotokoll entstammte. „Angeklagter, gesteht ihr, dass ihr ungehorsam gegen euren Herrn wart, ihn belogen und bestohlen und Unzucht mit seiner Frau getrieben habt?“ lautete dann die Kernfrage und Berghoff, der kurz weggewesen war, sah Ben gespannt an. „Ihr spinnt doch alle beide!“ schrie der beinahe. „Ich habe überhaupt nichts getan, sondern wurde entführt und seit gestern gefangen gehalten, jetzt kommt endlich zur Vernunft mit eurer Spinnerei!“ versuchte er die beiden Verrückten in die Realität zurückzuholen. Der Richter sah Ben kopfschüttelnd an. „Wenn ihr nicht gestehen wollt, werden wir euch eben peinlich befragen!“ verkündete er und Ben sah ihn verständnislos an. „Ich ordne schon gleich mal zwanzig Hiebe mit der neunschwänzigen Katze an, wegen Missachtung des Gerichts und dann werden wir weitersehen!“ wurde ihm mitgeteilt und nun begann Ben es richtig mit der Angst zu tun zu kriegen.

    Grob zerrte man ihn wieder aus dem Käfig und führte ihn in die Folterkammer, in der inzwischen stilecht ein paar lodernde Fackeln in den alten Wandhalterungen steckten- Berghoff war, während der Richter vorgelesen hatte, nicht untätig gewesen. Man holte Ben aus der Schandgeige, steckte seine beiden Hände in über Kopfhöhe, in der Mitte des Raums von der Decke herabhängende Eisenfesseln und nun gingen der Richter und Berghoff noch kurz aus dem Raum, um alles Weitere vorzubereiten. Verdammt, was sollte das? Ben kam sich vor, wie in einer schlechten Theaterinszenierung, allerdings hatte er einen richtigen Kloß im ausgetrockneten Hals stecken, die beiden Männer waren nicht ganz richtig im Kopf und er war völlig in ihrer Gewalt. Er hatte versucht, irgendeine Gelegenheit zur Flucht zu finden, aber er war chancenlos gewesen.

    Als sich die hölzerne Tür quietschend wieder öffnete, starrte Ben entsetzt auf den Anblick, der sich ihm bot. Der Geschäftsmann war jetzt in die originale Kluft eines Folterknechts gekleidet. Eine Kopfbedeckung ließ nur zwei Augenschlitze frei. Eine Art Lederschürze umspannte den feisten Wanst und seine nackten Füße steckten in mittelalterlichen Sandalen.
    Berghoff baute eine moderne Videokamera mit Stativ in der Ecke des Raumes auf und der Geschäftsmann ging nun zur Wand und holte sich die neunschwänzige Katze herunter, die er fast liebevoll betrachtete. Es war eine Lederpeitsche mit neun geflochtenen Schnüren daran. Allerdings war am Schnurende jeweils ein kleiner Metalldorn eingeflochten, der schmerzhafte Verletzungen verursachen würde. Er stellte sich hinter Ben auf, der nicht richtig sehen konnte, was ihm bevorstand und als Berghoff die Videokamera richtig eingestellt hatte, begann er unvermittelt auszuholen und ließ das Folterwerkzeug auf Ben´s nackten Rücken sausen. Dem blieb erst einmal vor Schreck und Schmerz fast die Luft weg, aber als er wieder zu Atem gekommen war, begann er zu schreien, was seine Kehle hergab. Wieder und wieder holte der Kunde aus und zählte seelenruhig laut bis zwanzig. Bei jedem Schlag riss Ben´s Haut am Rücken auf, das Blut begann an ihm herunterzulaufen und so sehr er auch versuchte den Schlägen auszuweichen, er hatte keine Chance.
    Der Geschäftsmann war in vollster Rage und Verzückung. Dieses Gefühl der Macht, der Spaß am Quälen, der ihn zu Berghoff geführt hatte-hier konnte er sich an diesem wehrlosen Opfer voll ausleben. Als er die zwanzig Peitschenhiebe verabreicht hatte, hing Ben nur noch halb bewusstlos in den Ketten. Der Folterknecht nahm ihn ab und bis er sich versah, war er an Armen und Beinen auf der Streckbank festgemacht. Mittels einer Kurbel zog er Ben nun in die Länge und wenn der gedacht hatte, dass der Gipfel des Schmerzes schon erreicht war, dann hatte er sich getäuscht. Ben merkte, wie seine Gelenke auseinander gezogen wurden, seine Wirbelsäule streckte sich und er meinte eine reißende Sehne an seinem Fuß zu hören. Kurz bevor seine Schultern ausgekugelt wurden, fiel Berghoff seinem Kunden in den Arm. Man konnte das wahnsinnige Glitzern in dessen Augen sehen und wenn Berghoff ihn nicht daran gehindert hätte, hätte er im Blutrausch sein Opfer auf der Stelle getötet. So aber wurden die Seile wieder ein wenig gelockert und Ben, der kurz vor der Bewusstlosigkeit war, gefragt, ob er gestehen würde. „Ja, ja, ja!“ schrie er nur. Er würde alles sagen, nur damit seine Pein ein Ende hatte, wie das schon seit Hunderten von Jahren erfolgreich durchgeführt wurde.

    „Ihr habt gehört, der Angeklagte hat gestanden und damit ist euer Dienst vollbracht!“ versuchte Berghoff seinen Kunden runterzubringen, der erst eine Weile brauchte, um sich wieder zu sammeln. In Berghoff´s Kopf keimte zwar jetzt ein Gedanke, wie er das ultimative Geld verdienen konnte, aber im Augenblick musste dieser Kunde zufrieden sein, es gab schließlich noch andere Interessenten. Berghoff ließ Ben auf der Streckbank, allerdings mit gelockerten Seilen, liegen und brachte seinen Kunden, nachdem sich der umgezogen und die 300.000 € ihren Besitzer gewechselt hatten, zu seinem Wagen. „Wenn das Video fertig ist, bekommen sie natürlich eine Kopie davon!“ versprach er ihm und der Geschäftsmann fuhr mit verzücktem Gesichtsausdruck nach Hause zu seiner Familie, um mit der den Sonntagabend zu verbringen.

    Also wenn Semir wieder auftaucht-das Problem mit Andrea jedenfalls hat sich erledigt. die ist so in Sorge um ihn und macht sich Vorwürfe, dass der Streit sicher keine Rolle mehr spielen wird, wenn er gefunden wird.
    Sehr lustig stelle ich mir vor, wie Tom Semir´s Socken von links nach rechts dreht-hoffentlich die sauberen und nicht die im Wäschepuff! 8| .
    Nun müssen wir alle warten, bis sich irgend ein Zeuge meldet, oder Daniela Born auftaucht-immerhin wissen unsere Ermittler jetzt, mit wem sie es zu tun haben, vielleicht bringt sie das weiter!

    Als Berghoff verschwunden war, flaute erst langsam das Adrenalin in Ben´s Körper ab und er bemerkte, dass er sich doch bei seinem Fall auf den felsigen Boden ganz schön wehgetan hatte. Er blieb also erst eine Weile schweratmend liegen, bis er sich dann zur Wand zurückzog, dort anlehnte und seine Wunden begutachtete. Gut, anscheinend war ihm nichts wirklich Schlimmes geschehen, aber er war überall verschrammt, ein paar Schürfwunden bluteten, aber am allermeisten tat es weh, wo Berghoff ihn mit dem Taser erwischt hatte. Das brannte wie Feuer, wie gerne hätte er die Stelle jetzt mit ein wenig Wasser gekühlt! Wasser-oh Gott, er hätte nicht daran denken sollen, denn nun war sein Durst plötzlich noch viel grösser.
    Sein Verließ war in eine Art Halbdämmer getaucht. Ben hatte zwar sein Zeitgefühl ein wenig verloren, weil er nicht wusste, wie lange er bewusstlos gewesen war, aber aus der Ferne war eine schmutzige Funzel auszumachen, die wenigstens ein bisschen Licht hereinließ zwischen Gitterstäben. Vermutlich war es auf jeden Fall Abend oder Nacht, aber die beiden Webcams die von zwei Seiten auf ihn gerichtet waren, ließen ihn nochmals grübeln, was Berghoff wohl mit ihm vorhatte. So sehr er auch seinen Kopf anstrengte, er kam einfach nicht drauf und eigentlich hatte es auch keine Konsequenz, denn auch wenn er Berghoffs Motiv herausfand, konnte er sich deswegen trotzdem nicht befreien.
    Er suchte sich auf dem harten Boden nun eine Position, in der er sich ein bisschen lang machen konnte. Es war wie eine Art Kuhle dort und mit Schaudern versuchte er zu verdrängen, dass hier wohl schon hunderte Gefangene vor ihm im Lauf der Jahrhunderte das Gestein abgeschliffen hatten. Als er zur Ruhe kam, wurde ihm auch noch kalt. Gut, dieses Verließ war so weit unterhalb der Bodenoberfläche-vermutlich hatte es dort Sommer wie Winter eine gleichbleibende Temperatur, aber mehr wie etwa 10°-12° C dürften es nicht sein. Fröstelnd zog Ben nun die Beine an den Körper und schlang seine Arme um sich herum. Er döste zwar immer mal wieder ein, aber Kälte, Durst und Schmerzen ließen ihn nicht richtig schlafen und so erwartete er gerädert und frierend, was der nächste Tag wohl bringen würde.

    Berghoff hatte inzwischen in seinem weichen Himmelbett eine hervorragende Nacht verbracht. Er war ganz euphorisch, denn ab morgen würde er seinem speziellen Kundenkreis einen besonderen Leckerbissen bieten können. Es gab einfach genügend Leute, die wie er, Spaß an der Vergangenheit hatten und das Leben damals ganz so auskosten wollten, wie es gewesen war. Dazu gehörte halt auch Bestrafung und Gerichtsbarkeit. Er hatte schon lange auf die Gelegenheit gewartet, da aktiv zu werden und in seinen Träumen die besten Bestrafungsszenarien durchlebt, er hatte nur noch auf die geeignete Gelegenheit gewartet. Nun war ihm diese Burg sozusagen in die Hände gefallen, die sich dafür hervorragend eignete. Er musste nur noch das Geld für den Kauf und die Renovierung erwirtschaften und als er Jägers Sohn gesehen hatte, der mit seinem fantastischen Aussehen seine Kunden sicherlich ansprechen würde-Frauen wie Männer, war ihm klar gewesen, dass er den schnappen musste. Gut, eine kleine Unwägbarkeit gab es noch. Wenn der Irgendjemandem erzählt hatte, wo er vorhatte hinzugehen, dann würde vielleicht bald die Polizei bei ihm auf der Matte stehen. Allerdings hoffte er, dann glaubhaft versichern zu können, dass Jäger zwar, wie verabredet, zur Besichtigung dagewesen, aber danach wieder gefahren war. Immerhin stand dessen Wagen am gut entfernten Autobahnrastplatz und er hatte sich bemüht, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Das Handy hatte er abgewischt und ausgeschaltet, im Fahrzeug alles mit Handschuhen angefasst und zudem war es schwierig, eine Verbindung zur Burg herzustellen, da ihm die ja noch nicht gehörte. Mit diesen beruhigenden Gedanken war er selig eingeschlafen.

    Am nächsten Morgen erwachte Ben stöhnend. Irgendwie hatte sein geschundener Körper doch den Schlaf verlangt und er war ein wenig weggedämmert. Er fühlte sich wie gerädert, aber als ihm dann die Bedeutung dieses Wortspiels einfiel, liefen Ben kalte Schauer über den Rücken. Hoffentlich würde er hier bald freikommen und musste nicht am eigenen Leib erfahren, wie sich das in echt anfühlte. Die Folterinstrumente im Nebenraum hatten ihn schon voller Mitleid an die Generationen von Gequälten denken lassen, er wollte sich da mit Sicherheit nicht anschließen, aber er hatte keinen Plan, wie er aus seiner ausweglosen Lage entfliehen könnte. Ihm war schweinekalt und er verging beinahe vor Durst-trotzdem musste er den Eimer benutzen, weil sein Körper es verlangte. Er drehte sich dazu von den Kameras weg zur Wand-das war ja noch schöner, wenn ihm andere Leute zusahen, wie er seine Notdurft verrichtete. Danach versuchte er durch Bewegung auf der Stelle, seine Muskelaktivität ein wenig anzuheizen, damit ihm warm wurde.

    Berghoff hatte inzwischen nach einem hervorragenden Frühstück und einem prüfenden Blick von seinem Smartphone auf seine Webcam zu Ben, eine Mail an einen Kunden geschickt, der ihm für Ben´s erste Bestrafung passend erschien. Bei einem der Schlossdinner war er mit diesem schwerreichen Mann ins Gespräch gekommen und der hatte durchblicken lassen, an was er Interesse hätte. Sie hatten schon Rollenspiele hinter sich, in denen Prostituierte aus dem Osten erniedrigt wurden, aber mit den echten körperlichen Qualen hatten sie sich bisher zurückgehalten. Allerdings hatte er einschreiten müssen, denn dieser Mann war dermaßen übers Ziel hinausgeschossen, dass eine der jungen Frauen hinterher im Krankenhaus hatte versorgt werden müssen und mit einem großen Batzen Schweigegeld wieder zurück in den Osten geschickt worden war. Sie war von dem Kunden behandelt worden, wie eine Magd, oder vielmehr, wie der sich vorstellte, wie Mägde zu behandeln waren.

    Wenig später kam die Antwort auf die verschlüsselte Mail und es erfolgte eine telefonische Verabredung zu einem Geschäftskontakt am heutigen Spätnachmittag. Gut, bis dahin wäre Jäger sicher vor Durst und Kälte schon nicht mehr so wehrhaft und der Kunde war sehr kräftig-gemeinsam würden sie ihrem Opfer schon Herr werden. Während Berghoff nun einen geruhsamen Sonntag mit seiner Frau verbrachte, kribbelte es immer wieder vor Vorfreude in seinem Bauch. Bald würde er viel Geld verdienen und er musste gestehen-Spaß hatte er ja auch an solchen Dingen. Ach war das schön, das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden zu können!

    Jetzt haben die Entführer doch tatsächlich Hauke versehentlich umgebracht-ok-es war sicher ein Unfall, aber der wäre nicht passiert, wenn sie ihn nicht entführt hätten!
    Die Entsorgung der Leiche wird in Angriff genommen, der Keller geputzt und ich bin jetzt auch gespannt, wie unsere Helden auf den Entführungsfall aufmerksam werden.
    Nur noch kleine frage Yon-wie macht ihr bei euch Beton an-und wie groß sind eure Kartoffelsäcke-ich bringe nächste Woche mal Muster mit, dann kannst du mir das persönlich erklären! ;)

    Jetzt versuchen Anna und der Rest der Crew Semirs Schritte nachzuvollziehen-hoffentlich gelingt ihnen das-allerdings setze ich meine ganzen Hoffnungen auf Hartmut-Mann ist die Geschichte schon alt, wenn der da gerade erst eingeführt wird! Aber dem gelingt es sicher, irgendwas herauszufinden, was Tom weiterbringt.

    Aha-jetzt will der Boss doch mal nach dem Rechten sehen und schauen, was seine Helfershelfer so treiben! Hoffentlich profitiert Tanja davon-oder es vergehen sich noch mehr Typen an ihr, die Arme!
    Und Semir schlägt in rosa Schlafanzughose bei Semir auf-hmm-sowas ist mir noch nie passiert :whistling: -traurig allerdings, dass Semir nur einen einzigen Schlafanzug besitzt. Allerdings hält sich mein Mitleid in Grenzen-hätte er selber Koffer gepackt, hätte er vermutlich das neue Teil vor der Abreise gekauft-aber kleiner Tip-auch bei uns in Bayern gibts Geschäfte, auch wenn man´s nicht für möglich hält! ;)

    Ben hatte inzwischen die Mechanik seiner Fußfessel begutachtet. Er hatte versucht herauszuschlüpfen, was aber nicht funktionierte. Ohne Werkzeug konnte er auch den Verschluss nicht öffnen und so lehnte er sich irgendwann frustriert an die grob verputze Wand. Verdammt-er musste nachdenken! Was hatte wohl seinen Gastgeber dazu getrieben, ihn zu überwältigen und dann anzuketten. Die Kette seiner Fußfessel langte gerade mal zwei Meter. Als er kreislaufmäßig wieder halbwegs auf dem Damm war, hatte er versucht, wie weit er gelangen konnte. Auch, ob es möglich war, einen Ankömmling zu überwältigen, hatte er geprüft. Leider war das Spiel der Kette nicht so ausreichend, dass er bis zur Tür kam und deshalb war er froh, dass er in dem Gewölbe wenigstens halbwegs stehen konnte. Nach kurzer Zeit hatte er auch die Webcam entdeckt und versuchte die Aufmerksamkeit von Berghoff, oder irgendeinem anderen Beobachter zu bekommen. „Ich heiße Ben Jäger und bin nicht freiwillig hier!“ versuchte er es, aber nichts geschah. Auch wenn er furchtbar durstig war und auch die Hitzeerschöpfung noch in seinen Gliedern spürte, war sein Kampfgeist wieder geweckt. Er würde sich da nicht einfach kampflos einsperren lassen, sollte Berghoff nur kommen!

    Der war inzwischen nach einem kurzen, belebenden Fußmarsch bergauf, wieder an der Burg angelangt. Der Verkauf lag in der Hand eines Immobilienmaklers, der schon ein Jahr versucht hatte, das Gemäuer gewinnbringend loszuschlagen und inzwischen beinahe frustriert aufgegeben hätte. Anscheinend gab es nur wenige potente Liebhaber solcher einzigartigen Kulturdenkmäler und als vor ein paar Wochen Berghoff auf ihn zugekommen war und sich nach einer Führung sehr interessiert an der Immobilie gezeigt hatte, hatte der Makler seinerseits Erkundigungen eingezogen. Wenn nicht der, wer sonst! Außer einem dermaßen fanatischen Vergangenheitsliebhaber, ohne Schwerpunkt auf einer Epoche, würde sich so leicht wohl keiner finden, der sich diesen Stress antat. Erst mal eine Menge Kosten und für was? Daher hatte er ihm den riesigen Schlüsselbund übergeben, war auch zu einem exquisiten Mittelalterdinner dafür eingeladen worden und nun hoffte er, dass der Geschäftsmann sich für den Kauf der Burg entscheiden würde. Sein Gefühl war gut dabei und die Erben des Grafen waren in aller Herren Länder verstreut und wollten nur Geld sehen, an der Immobilie an sich war auch keiner interessiert.
    Die Leute im Dorf am Fuße des Burgbergs waren erfreut gewesen, als Berghoff aufgetaucht war und zu jedem nett und freundlich war. So oft, wie der kam, waren die durchaus überzeugt, dass ihm die Burg, die ihrem Dorf auch den Namen gegeben hatte, schon längst gehörte und waren deswegen sehr zuvorkommend zu ihm-seit Generationen brachte man dem Burgherren Respekt entgegen.

    Berghoff schloss wie selbstverständlich die Haupttür auf. Dann ging er erst mal nach oben in sein Büro in der Zinne und sah sich im Schnelldurchlauf an, was Ben in seiner Abwesenheit getrieben hatte. Als er sah, dass der in die Kamera sprach, schaltete er diese Aufzeichnung auf laut und hörte so Ben´s Ansprache. Gut-hiermit war klar-die Videoübertragung würde als Aufzeichnung laufen und bevor seine Kunden die Bilder zu sehen bekamen, würde er immer kurz drübersehen-nicht dass Ben ihm da in den Rücken fiel! Allerdings war er sich sicher, dass auch dessen Wille gebrochen werden konnte-das war seit Jahrhunderten geprobt, er würde sich nur auf die Kenntnisse seiner Vorfahren besinnen, das würde genügen! Allerdings-wenn er sich diesen sportlich durchtrainierten Mann da ansah, der angekettet in seinem Verließ saß-vielleicht war es vernünftiger, dem momentan nur bewaffnet entgegenzutreten, bis er ein wenig mürbe war! Aus der Schreibtischschublade holte er einen Taser hervor. Er hatte eigentlich nicht vor, so neumodisches Zeug zu benutzen, allerdings fuhr er ja auch nicht mehr mit der Pferdekutsche-ein wenig Moderne durfte schon sein!
    Berghoff holte einen irdenen Krug, der sicher schon viele hundert Jahre alt war und füllte ihn mit Wasser. Das musste vorerst genügen-sonst hatte sein Gefangener zu viel entgegenzusetzen. Mit dem Krug in der Hand stieg er die Treppe hinab und öffnete dann mit seinem Schlüssel das Verließ. Ben hatte schon lange gehört, dass da jemand die Treppe herunterkam. Er spannte alle Muskeln, um den Überraschungseffekt auszunutzen, versuchte dabei aber teilnahmslos zu wirken und müde am Boden zu sitzen. Berghoff trat ein und war momentan überrascht, dass sein Gefangener so ruhig auf dem Boden saß. Als er allerdings näher trat, um ihm den Krug in die Reichweite zu stellen, schoss Ben hoch und versuchte mit einem Hechtsprung den äußersten Freilauf der Kette ausnutzend, sich auf Berghoff zu stürzen. Leider klappte das nicht so ganz, wie er es sich vorgestellt hatte und Berghoff zückte in der Sekunde des Angriffs, den er anscheinend erwartet hatte, seinen Taser und nun bekam Ben gleichzeitig einen Stromschlag, der ihn fast bewusstlos werden ließ, dann spannte sich seine Fußkette und riss ihn unsanft zu Boden und in der gleichen Sekunde zerschellte auch der irdene Krug auf den Steinen.

    Berghoff zog sich nun vorsichtig zurück-sein Gefangener war noch viel zu widersetzlich, aber dem würde er schon Manieren beibringen. „Tut mir leid, aber das war das Wasser für heute!“ sagte er spöttisch und Ben, der gerade wieder voller Schmerzen zu sich kam, sah entsetzt und unglücklich auf die Scherben am Boden. „Wir sehen uns morgen-und wenn du bis dahin brav bist, können wir über eine neue Wasserration verhandeln. Wenn du allerdings noch einen einzigen Angriff startest, lasse ich dich hier unten angekettet verdursten, dass das klar ist!“ sagte er hämisch. Er schob noch einen alten Eimer mit Holzdeckel in Ben´s Nähe und dann verschwand er, um nach Hause zu seiner Frau zu fahren, die mit ihren Freundinnen einen netten Bridgenachmittag verlebt hatte. Die Diener in seinem Schlösschen versorgten ihn mustergültig und wenig später saß Berghoff, gemütlich eine Zigarre paffend, ihm Lehnstuhl vor dem offenen Kamin und wartete, was sein Koch ihm wohl heute für Köstlichkeiten auftragen würde.